Schönen guten Abend, liebe Damen und Herren, grüße euch liebe Freunde. Ich begrüße euch zur Vorlesestunde im DorfTV und wünsche einen interessanten Abend. Guten Tag, mein Name ist Andreas Weber. Ich lese aus meinem Roman Mord in Linz. Der ist 2019 im Gmeiner Verlag erschienen. Dieser Roman hat ein Motto von Patricia Highsmith aus Ripley's Game. Und dieses Motto lautet, es gibt keinen perfekten Mord, sagte Tom abschließend zu Reeves. Das ist doch nichts als Spielerei, wenn einer versucht, sich sowas auszudenken. Ungelöste Mordfälle, die gibt es natürlich haufenweise, aber das ist was ganz anderes. Und dieser Roman, Mord in Linz, ist auch eine Tätergeschichte. Das erste Kapitel hat den Titel Zuletzt. Niemand wusste von uns. Ich stand auf der Plattform des Aussichtsturms, der hinter B etwa 50 Meter hoch aus dem Hochwald ragt, wartete auf sie, schloss die Augen und sah sie, spürte sie, hörte ihr Lachen. In mir war Freude. Denn unsere Geschichte war unmöglich, aber seit drei Wochen die Wirklichkeit ihres und meines Lebens. Unmöglich, aber seit drei Wochen die Wirklichkeit ihres und meines Lebens. Wir trafen uns nicht zum ersten Mal hier oben, wo wir schon viele Stunden uns gemeinsam aus allem Fortträumen verbracht hatten. Vor dem Ausblick über den Wald, der die sanften Wellen dieser Landschaft über die Landesgrenze hinaus bis an den Horizont bedeckte. Viel zu früh da, genoss ich jede Sekunde des Wartens, bis sie auf dem Parkplatz unter mir halten, aussteigen, mir ihren Blick zuwenden und zu mir herauf eilen würde. Ich saß mit meinem Walkman auf der Spitze des Turms, hatte Miles Davis im Ohr und flog mit dieser Musik über den Wald hinaus, hinein in das, was ich mir unter Unendlichkeit vorstellte. Doch dann sah ich, wie zum ausgemachten Zeitpunkt einer dieser klobigen Mercedes-Geländewagen unten hielt. Die Tür ging auf und nicht sie, sondern ihr Ehemann, den ich nur von Bildern auf Waldplakaten und aus dem Regionalfernsehen kannte, stieg aus. Seine Füße steckten in Haarfalsschuhen, an seinem massigen Körper hing ein waldgrüner Umhang. Ein Jägerhut, den tatsächlich ein Gamsbad zierte, saß auf seinem Kopf. Vollendung des Widerwärtigen, dachte ich oben stehend. seinem Kopf. Vollendung des Widerwärtigen, dachte ich oben stehend. Er sah zu mir herauf und grinste, nickte mir zu, bevor er sich auf den Weg nach oben machte, schnaufend, mit vielen Pausen in immer kürzeren Abständen innehaltend. Als er mir gegenüberstand, schwitzte er. Aber Triumph war in seinem Gesicht, als er sagte, du wartest vergeblich. Sie wird nicht kommen. Er sah schwer atmend zu Boden und lachte plötzlich schallend, als er sagte, sie wird nie wieder zu dir, bei und mit dir kommen. Eure Geschichte ist aus und vorbei. Dafür habe ich gesorgt. Ich erschrak. Er setzte sich auf die Bank, grinste wieder. Keine Angst, ich denke nicht daran, mir wegen so einer Schlampe die Hände schmutzig zu machen. Ich bin hier, um dir einen Auftrag zu erteilen. Er zeigte dabei mit Begeisterung im Gesicht auf die Mappe, die er sich unter seinen Arm geklemmt hatte. Beim Wegschauen sah ich, wie dick dieser Mann war. Die Fingernägel seiner roten Arbeiterhände waren nicht sorgfältig geputzt. Ich dachte daran, dass diese Hände ihren nackten Körper berührt, dass diese Hände sie geschlagen hatten. Und jetzt saß dieser Ehemann vor Tatkraft strotzend, rotwankelig und mit vollen Lippen vor mir. Ein Politiker jener Partei, der Namen ich mich seit Jahren weigere auszusprechen. Bürgermeister von Laching klang nach Komödie, aber in mir war kein Lachen, sondern Zorn. Meine Freunde waren Lehrer, Schriftsteller, Filmemacher und Journalisten. Ich hätte keine Sekunde mit so jemandem geredet und blieb nur, weil er unser Treffen irgendwie herausgefunden und ich mit ihr ausgemacht hatte, mit ihrem Mann einmal über die Scheidungsmodalitäten zu reden. Alleine. Sie lebte längst getrennt von ihm bei einer Freundin. Außerdem war diese Gestalt nicht jemand, vor dem ich davongelaufen wäre. Nicht jemand, vor dem ich davongelaufen wäre. Erwartet hatte ich eine Besprechung der juristischen Lage. Doch da sagte er, wir sind keine dieser Altparteien, sondern eine Bewegung. Aber wir haben ein völlig falsches Image. Gegen dieses Unrecht möchte ich etwas unternehmen, um zu erreichen, dass wir am 29. März für die breite Masse der Wähler interessanter werden. Wählbar auch für jene, die sich von unserem falschen Image abschrecken lassen. Er lenkte sich zurück, sah mir ins Gesicht und sagte, eine Erneuerung der Gesellschaft ohne Gott ist für mich nicht denkbar. Pfaffen, die sich beim Zeitgeist anbieten, mag ich so wenig wie Migranten, die unsere Werte nicht akzeptieren. Aber das darf man in unserem Land nicht laut sagen. Dank der links-linken Medienjagdgesellschaft, die versucht, den Ruf unseres allzu früh verstorbenen großen Parteiführers in den Schmutz zu ziehen. Was will diese lächerliche Figur von mir? Ich sah ihn kopfschüttelnd an und sagte, dass mich seine Partei noch weniger als die Politik im Allgemeinen interessierte. Man lebt dich. Daher wirst du für mich arbeiten und nichts dabei verdienen, sondern mich dafür bezahlen, dass ich nichts über dich sage. Mein Blick war eine Frage. Er klappte seine Mappe auf, die er vor mir sitzend stolz entgegenhielt. Ich sah eine aus Fotos und bunten Grafiken bestehende Zeitschrift im Layout und hörte ihn sagen, ich weiß Dinge über dich, von denen du nicht willst, dass sie in der Zeitung stehen oder dass dein Chef sie weiß. Der Mann war peinlich. Ich konnte mir nicht vorstellen, was so jemand von mir wollen könnte. Er sagte, du bist als kritischer Geist und Querdenker für mich sogar noch interessanter. Ich antwortete, was über mich in der Zeitung steht, ist mir so egal wie mein Chef und mein Job ist das krisensicherste Geschäft der Welt. Als hätte ich geschwieden, sagte er, du musst zugeben, mein Angebot ist ein spannendes Projekt, mein Konzept wird dich überzeugen. Meinte er Mitarbeit bei dieser Zeitschrift? Ich stand ihm mit in den Hüften gestemmten Händen gegenüber und ärgerte mich über das Du, mit dem er mich anredete. Ich trat an das Geländer des aus dicken Rundhölzern gefügten Turms, sah hinaus in die Landschaft und wollte in der unendlichen Schönheit des Waldes verschwinden. Wollte in diesem Großen aufgehen, mich darin auflösen und weg und nicht mehr da sein. Aber ich musste mit einem dicken und dummen Menschen auf diesem Turm stehen. Der Anblick des Waldes rettete mich. Da stand der neben mir sitzende Mann auf, trat neben mich und drängte mir die aufgeschlagene Mappe von der Seite vor meinen Blick. Ich sah nicht hin, er gab keine Ruhe, bis ich einen Blick hineinwarf und Namen las, von Heimatdichtern, die naiv-kitschigen Blödsinn schrieben und von Gemeinden und Landesregierungen gefördert wurden, worüber ich mich früher als Literatur, mich noch interessierte, geärgert hatte. Na, was sagst du? Ich stand neben ihm, roch sein billiges Rasierwasser und sah das von ihm blau geschlagene Gesicht der Frau vor mir, die ich liebte. Und plötzlich war alles in mir rot vor Zorn. Ich schloss einen Augenblick meine Augen, sah dann hinaus in die Ferne zum Horizont, atmete über den Wipfeln der Bäume des Geheimrats Goethe tief durch, und atmete über den Wipfeln der Bäume des Geheimrats Goethe tief durch, legte ihn vollendet der Ruhe, so als wollte ich nun den ausführlichen Blick, um den er mich gebeten hatte, in seine Mappe werfen, meinen Arm um seine Schultern, trat neben ihn und gab ihm einen Tritt, sodass er mit seinem Bauch gegen die Brüstung flog. Plötzlich war in mir eine Kraft, die mich platzen ließ. Ich packte, ich bückte mich, packte den Überrundelten an den Füßen, hob sie hoch und warf ihn über das Geländer. So schnell, dass der abstürzende Politiker nicht einmal zum Schreien gekommen war, bevor ich ihn dumpf aufschlagen hörte. Ich trat vor und sah nach unten. Der Boden, Büsche, Sträucher, alles war übersät mit den Blättern der Konzeptmappe. Der Mann lag in der Mitte, ein wenig verrenkt, als würde er auf dem Rücken liegen schlafen. Nur der verdrehte Winkel, in dem sein Kopf auf diesem großen Stein lag und in einer rasch ausfließenden Blutlache zu versinken schien, passte nicht zu diesem Eindruck. Ich hatte es einig, lief die Stiegen hinunter und sammelte die Blätter ein, eilte hinauf und sah fünf weitere Seiten aus der Natur leuchten, holte sie und machte mich auf den Weg durch den Wald in das Dorf, Seiten aus der Natur leuchten, holte sie und machte mich auf den Weg durch den Wald in das Dorf, wo ich mein Auto auf dem Marktplatz abgestellt hatte. Nach wenigen Minuten im Laufschritt hörte ich Gesang und Stimmen durch den Wald herauf näher kommen, schaffte es gerade noch mit einem Sprung in Deckung zu gehen, lag mit angehaltenem Atem hinter einer auf dem Boden liegenden Fichte und hörte, wie zwei Meter neben mir Wandersleute vorbeimarschierten, plötzlich stehen blieben und zu rätseln begannen, wie mächtig wohl die Kraft gewesen sein müsste, die hier gewirkt hatte, um diesen Baumriesen zu stürzen. Ich schloss die Augen und hielt den Atem an, als ich hörte, wie einer näher trat, um sich dieses Naturwunder aus der Nähe anzusehen, bis einer, der Durst hatte, zum Weitergehen drängte. Die Scheue und die Aufregung beim Finden des Abgestürzten hörte ich nicht mehr. Auf dem Weg zurück in die Stadt. Mir war heiß. Der zweite Kapitel hat den Titel Tod mit Aussicht. Ein toter Mann lag im Wald. Auf einer kleinen Lichtung am Ende einer Forststraße, etwa drei Meter neben der ersten Stufe des Aufstiegs in den Aussichtsturm, der hinter Bad Großpertholz 50 Meter aus dem Hochwald ragt. Auf dem ersten Blick war klar, dass der Mann von diesem Turm gefallen war. Ob freiwillig oder ob zusammengeschlagen und heruntergeworfen, also Selbstmord oder Mord, war die zu klärende Frage. geworfen, also Selbstmord oder Mord, war die zu klärende Frage. Gefunden hatten den Toten die Wandervögel. Drei Männer und vier Frauen, die viel Zeit in ihrem Ruhestand auf gemeinsamen Wanderungen verbrachten und daher angeregt von einem ehemaligen Bankdirektor der Gruppe für gelegentliches Sponsoring einen Pensionistenwanderverein mit einem zünftigen Titel gegründet hatten. Der Anblick des in der Mitte des Waldes liegenden Toten erschreckte sie nicht. Sie scherzten seit Jahren über ihr Gefühl, beim Warten auf das Sterben in der ersten Reihe zu sitzen. Das ist ein Originalzitat meiner Mutter, die hat das auch, Gott hab sie selig, die hat das jahrelang immer gesagt. Lediglich etwas Unbehagen bereitete ihnen der zwischen zwei Steinen eingeklemmte Leichnam, in dessen totem Gesicht noch ein verzweifelter Schrei steckte. Durch das von einem Stein gebrochene Genick stand der Kopf seltsam zur Seite. Der Körper war in Schmerzen verrenkt, so als hätte sich der Sterbende mit letzter Kraft in seiner Todesqual aufzurichten versucht. Der Mann lag da, als wollte er jeden Menschen wissen lassen, dass er mit den größten Schmerzen und vollem Hass auf seine Mörder aus seinem Leben gerissen worden war. Kriminalinspektor Fabian Pitter stand auf der Aussichtsplattform. Er sah von oben auf den Toten und sagte dem neben ihm stehenden Kommandanten der örtlichen Polizeidienststelle, dass hier ein Verbrechen verübt worden sei und ob er sich vorstellen könne, wer diesen Mann gehasst hatte. Der Postenkommandant fragte den Herrn von der Kripo, woran er das Verbrechen auf den ersten Blick erkenne. Peter lächelte, als er sagte, die Aktenmappe und der Terminkalender des Mannes befinden sich hier vor uns auf der Sitzbank. Eine leere Klarsichthülle liegt neben dem Toten. Selbstmord mit Aussicht? Ja. Aber dass jemand seinen Schreibtisch hier aufstellt und dann springt? Nein. Wo ist der Inhalt der Mappe? Wo sind die Unterlagen, Akten, was auch immer? Jemand hat den Mann aus der Gefecht gesetzt, hinuntergeworfen und den Inhalt der leeren Hülle eingesammelt, bevor er abgehauen ist. Kennen Sie den Toten? Sie nicht? Peter schüttelt den Kopf. Das ist Franz Wiesenböck, unser Bürgermeister. Da werden jetzt ein paar Leute eine Freude haben. Nicht alle haben den hier gelebt. Und Sie? Der Polizist lächelte. Naja, er sah zu Boden, dann in die Weite über den Wald. Es wäre ihm lieber gewesen, diese Frage nicht beantworten zu müssen, schon gar nicht auf dem Turm im Angesicht der Leiche. Herr Inspektor, über Tote soll man ja bekanntlich nichts Schlechtes und so weiter. Aber Miesenböck ging einigen Leuten ziemlich auf die Nerven. Und ich gehe da jetzt nur wieder, also ich berichte, meine Meinung können Sie sich selber denken, sagen durch dazu nichts. Außerdem werden sie das schnell herausgefunden haben, ist ja im Übrigen alles sogar aktkundig und war sogar im Fernsehen. Haben sie davon nichts gesehen? Peters Kopf schütteln ließ ihn weiterreden. Na zuerst hat er sich mit diesem Deutschlehrer angelegt, sich im Lokalfernsehen über den furchtbar aufgeregt. Dafür hat er diese Leute vom Fernsehen angerufen und angebettelt, dass sie kommen. Die sind dann hier aufgetaucht, lächerliche Typen. Angeber, die sich hier aufgespielt haben, als kämen sie aus Hollywood. Aber die haben gut zu unserem Bürgermeister gepasst. Da haben sich die Richtigen gefunden. Das war so peinlich, wie sich der Wichtigturm Miesenböck da aufgespielt hat. Und das ist jetzt meine Meinung, die ich Ihnen jetzt ja doch gesagt habe. Er griff in seine Uniformtasche nach einer Packung Zigaretten und steckte sich eine an. Stört Sie hoffentlich nicht, aber wir sind ja in der frischen Luft. Peter nickte lächelnd. Etwas anderes war die Geschichte mit dem Puff hier im Ort. Eigentlich etwas außerhalb am Ortsrand. Das war in dem Haus, das Niesenböck von einem Bruder seiner Mutter, also von seinem Onkel, geerbt und vermietet hat. An ein paar wirklich ziemlich schlimme Figuren. Wiener Unterwelt mit albanischem Migrationshintergrund, wie man das heutzutage korrekt bezeichnet. Ausgemacht war eine halbjährliche Pauschalzahlung. Doch dann hat der Vermieter gesehen, wie viel Geld da im Spiel ist und er wollte mehr. Hat behauptet, man habe ihn über die Einnahmen usw. nicht korrekt informiert. Ich sage schlecht verhandelt und ausgemacht, aber Vertrag ist Vertrag. Wo kämen wir denn dahin? Das ging vor das Gericht. Die Herren von der Unterwelt haben Recht bekommen. Aber Miesenböck hat gegen das Urteil berufen. Dann hat es dort einmal gebrannt, aber dazu sage ich nur Unschuldsvermutung. Und dass unser Herr Bürgermeister jetzt da unten liegt, auch dazu sage ich Unschuldsvermutung. Erlaube mir aber unter uns, also das streite ich dann im Fall des Falles ab, die Bemerkung, dass sich unser Herr Miesenböck da mit Leuten eingelassen hat, die solche Interessenskonflikte eben drastisch lösen. Ich kenne sowas nur aus dem Fernsehen. Wie es im wirklichen Leben zugeht, wissen Sie besser als ich. Peter kannte diese Geschichte aus den Medien. Er bedankte sich für die Information. Er trat an das Geländer, stützte sich ab und blickte hinunter auf den Toten. Zwei eingeschaltete Lampen erhellten den Körper, der gerade fotografiert wurde. Fabian Pitter sah dabei zu, erinnerte sich an die Geschichten des Posten-Kommandanten und hatte plötzlich das Gefühl, dass es hier nicht um Geschäfte, sondern um Gefühle ging. Dann stand Peter da. Er blickte um sich. Altweibersommer. Er liebte diese Zeit nach dem Sommer. Sie war jedes Jahr neu für ihn. Er blickte nach unten und nickte, als ihn jemand fragte, ob man den Toten wegbringen dürfe. Fabian sah wie Franz Miesenböck aufgehoben und in den grauen Sarg gelegt, mit der zweiten Sarghälfte zugedeckt und davongetragen wurde. Zum schwarzen Leichenwagen, der neben dem Polizeiauto und seinem Peugeot geparkte. einen Peugeot geparkte. Die Natur und das Licht taten ihm gut, als er dabei zusah, wie der tote Bürgermeister weggebracht wurde. Er befand sich in sicherer Entfernung zum Tod, etwa 50 Meter über dem Waldboden. Doch auf der Plattform des Turms war an diesem Tag auch noch etwas anderes. Peter spürte hier oben etwas wie Aggression und viel Wut. Nichts war friedlich, da konnte die Aussicht und die Landschaft noch so schön sein. Das gute Gefühl beim Blick in die Unendlichkeit war falsch und eine Täuschung. Er stellte sich vor wie jemand Misenböck niedergeschlagen, seinen schweren Körper gepackt, angehoben und über dieses Gelände geworfen hatte. Die Vorstellung der Kraft, die hier in den letzten Momenten dieses fremden Menschen Wirklichkeit geworden war, hatte etwas Erschreckendes. Einen Augenblick lang war da etwas wie Mitgefühl für den Toten in Fabian Peter. Etwas wie Mitgefühl für den Toten in Fabian Peter. Der noch nicht wusste, dass die Geschichte dieses Mordes zwei Jahre vor diesem Spätsommertag begonnen hatte. Kapitel 3 hat den Titel Fuck You. Fred Dreyer hatte Erfolg. Romane, Erzählungen, Herausgeber von Büchern, Dokumentarfilme, Kulturschormalismus. Sein Werk beeindruckte durch Vielfalt. Er tauchte in einigen Fernsehberichten als Schriftsteller aus dem Gesichtermeer des Fernsehens auf, aber beeilte sich zu betonen, dass er eigentlich Deutschprofessor sei. Auch seine Ehefrau und die zwei Kinder erwähnte er in jedem Interview. Im Schulalltag sprach Fred grundsätzlich nicht über seine Literatur oder seine Filme. Fragte ihn jemand danach, berichtete er gern von seinem Umgang mit Weltstars des Fuß-, des Films oder Fußballs bei diversen Projekten. Er lief täglich um den See in Sichtweite seines Hauses, spielte einmal pro Woche in der Halle Fußball und fühlte sich an seinem 45. Geburtstag körperlich stärker als je zuvor. Seine Frau Helene war froh, dass er sie in Ruhe ließ mit seiner angeschwollenen Trainingslibido, wie sie das nannte. Fred dagegen war froh, dass kein Lehrerinnenfortbildungsseminar ohne außereheliche Begeisterung verlief. Im großen Buch seiner Lebensreise stand in diesen Tagen nur das Beste. Und er lenkte einen günstig erworbenen Jaguar, an den er sich nie gewöhnen würde. Sein Leben galt als erfüllt. Doch an einem Montagmorgen im Spätsommer, als er nach dem Rasieren einen Augenblick zu lange sein 49-jähriges Gesicht im Spiegel ansah, halte plötzlich das Wort Kleinschriftsteller durch seinen Kopf. Eigentlich eine Wortschöpfung, dachte Freud und musste lächeln, den Blick ins Waschbecken senkend. Als er drei Stunden später auf die Kreuzung am Europapplatz von Linz zufuhr, sah er von Weitem die grün blinkende Ampel, nahm den Fuß vom Gas und schaltete auf der langen, geraden Frankstraße vom vierten in den dritten, zweiten und ersten Gang. Oft schaffte Fred Dreyer es, diese Kreuzung ohne Betätigung der Bremse zu überqueren. Doch die größte Geschichte seines Lebens begann damit, dass ihm das nicht gelang. Als sein Lebenslauf die Richtung änderte, musste Fred bremsen. Stehen bleiben. Den Wagen, der ihn beim Langsame-Werden von hinten bedrängte und fast seine Stoßstange tuschierte, hatte er natürlich längst bemerkt. und fast seine Stoßstange touchierte, hatte er natürlich längst bemerkt. Als der Fahrer ihn dann auch noch anhubte, weil er bei Orange nicht über die Kreuzung gefahren war, sondern anhielt, zeigte Freier ihm, ohne sich umzudrehen, die Faust mit aufgestellten Mittelfingern. Beim Blick in den Rückspiegel sah er, wie hinten eine Autotür aufgerissen wurde und ein aus dem Auto sprang. Aus den Augenwinkeln erkannte Fred einen dunklen Typ, der nach vorn stürmte. Türke, Balkan, Ausländer, bitte nicht, dachte Fred, der früher Ausländer grundsätzlich als Opfer der österreichischen Bürokratie gesehen hatte. An diesem Montagvormittag saß er da und starrte nach vorn auf die Ampel über ihn, auch als der Mann neben seinem Fenster stand, das er nicht aufmachte, weil er einen Faustschlag ins Gesicht fürchtete. Da trat der Kerl gegen seine Tür und schrie etwas, das nach Stinkefingerarsch klang. Das reichte. Fred rieß die Autotür auf und schrie, was denn das für ein Gehupe solle und ob der Mann einer dieser lebensgefährlichen Trottel sei, die bei Orange-Rot über jede Kreuzung fuhren. Dabei sprang er aus dem Auto und sah den anderen von oben bis unten an. Beide Männer erstarrten. Drago! Fred! Sie brechen beide in Gelächter aus. Drago fällt Fred um den Hals und drückt ihn und ruft immer wieder Bruder, Bruder. Dreier ist überwältigt und spürt beim Umarmen seines alten Freundes, dass seine Augen feucht werden. Die zwei Männer blockieren mit ihrem Wiedersehen die Kreuzung und verursachen ein Chaos aus hupenden und schreienden Fahrern, die Autotüren aufreißen und mit Fäusten drohend herausspringen. Zehn Minuten später sitzen sie in dem Gastgarten, den sie von früher kennen. Drago sagt kein Wort zu Fred Jaguar. Sein Gesicht hat sich so rasch nach der Wiedersehensfreude verdunkelt, dass Dreyer Schlimmes befürchtet. Der Ex-Jugoslawie, eine von Drago Kunz aus Respekt für Titus Idee oft benutzte Selbstbeschreibung, kommt sofort gleich zur Sache. Ich bin auf dem Weg ins Gefängnis. Besuch. Und fügt mit Blick auf den Boden neben dem Tisch, noch bevor Fred fragen kann hin zu Iwica. Ivo, das ist sein Sohn. Fred sieht ihn erschrocken an. Drago umklammert mit beiden Händen sein Bierglas, starrt auf die Tischplatte und sagt so leise, dass Dreier es gerade noch verstehen kann, der Pfaffe hat ihn dorthin gebracht. Klar, Schuld sind immer die anderen, die Pfaffen sowieso, denkt Fred und erinnert sich an Dragos Sohn Ivica, der als Teenager schon den Körper eines Mannes besessen hat. Wir uns fehlt so lange nicht gesehen, klingt es wie eine Feststellung, nicht wie ein Vorwurf. Ja, es ist viel passiert, meint Fred. Dann sagt Drago, begonnen alles wie Hollywood. Und er berichtet, dass Iwica hier in der Landesliga mit dem Handballspielen begonnen hat. Den Klub-Torrekord bricht er schon im ersten Jahr. Ein 14-jähriger Torschützenkönig in der Männerliga, das hat es noch nie gegeben. Bester Torschütze auch im folgenden Jahr. Das fiel natürlich auf. Der Klub der Landeshauptstadt Linz meldet sich. Das war Profiliga. Sie gaben ihm einen Vertrag. Er war 16 und verdiente mit seinem Hobby mehr als der Vater ihm Taschengeld geben konnte. Das Geld für den neuen Geschirrspüler hatte der Bub vorgestreckt. Der ging neben dem Sport aufs Gymnasium. Das Geld für den neuen Geschirrspüler hatte der Bub vorgestreckt. Der ging neben dem Sport aufs Gymnasium. Die Noten waren gut, besser als Durchschnitt, keine Rede vom Durchfallen. Er würde mit 18 die Matura machen. Aber eines Morgens dreht Iwica durch. Schlägereien, Alkohol, Schule, aus. Scheiße, und auch kein Training. Packt Sporttaschen, aber trifft nur neue Freunde. Hat Geld und kauft für alle ein. Haschtabletten, Drogen, Zeug, das ihn verrückt macht. Evo muss niemandem etwas sagen. Immer. Als Mutter sagt Trainingssachen, aus der Sporttasche nicht verschwitzt, lacht er, muss nicht schwitzen, weil er besser als alle anderen. Der Fred Dreyer bringt diese Geschichte in die Medien. Er hat Kontakte zu Journalisten und hat natürlich noch jede Menge, sozusagen, er ist vernetzt, wie man heute sagt. Und diese Geschichte bringt natürlich auch den Fred Dreyer wieder zurück in die Medien. Und die Frage ist, stimmt das? Weil die Helene, seine Frau, sagt, nein, glaubst du alles, was man dir erzählt? Und der Fred Dreyer, ich will jetzt natürlich nichts verraten, das ist ein Kriminalroman, es wurde auch dann schon positiv erwähnt, dass man bis zuletzt nicht weiß, wer den Mord begangen hat. Und es ist halt dann eine interessante Frage und ich hoffe, dass das das letzte Kapitel möchte ich nicht vorlesen, weil da würde ich spoilern. Servus, Andreas. Servus, Gerhard. Freut mich. Schön, dass du da bist. Freut mich sehr. Du, danke. Das ist super. Krimis san in. Naja, das ist stimmt. Kriminalroman, ich muss zugeben, der Titel Mord in Linz ist nicht von mir, der ist vom Verlag, der Gemeinder Verlag, hat Regionalkrimis und die wissen schon warum, also das Buch ging ganz gut, also das ist für meine Verhältnisse schon ziemlich toll und es ist halt dann auch so, mein Titel war Zwei Freunde und der Tod. Es geht ja in diesem, es kommt ja dann, es passiert, ich will das jetzt nicht verraten, aber der Fred Dreyer ist natürlich dann die Hauptfigur und der ermittelnde Inspektor Fabian Pitter, die kennen einen auch von früher. Und wie gesagt, die Spannung ist halt dann, die Krimisituation hat mich immer beschäftigt, weil es natürlich Missbrauch, das Thema ist Missbrauch, das wird dann auch alles aufgeklärt. Und die Ausländerthematik spielt natürlich da hinein und es ist natürlich auch immer wieder, es wurde dann auch schon durchaus erwähnt, also lobend irgendwie, dass es vielschichtig ist. Und Kriminalroman, ich selbst muss zugeben, wenn ich privat lese, für mich selbst lese, ich lese natürlich viel geschichtliche Sachen, also und jetzt für meinen neuen Roman, über den Adolf Eichmann, da habe ich natürlich tonnenweise historische Sachen gelesen, aber Krimis lese ich auch Jo Nesbo, ein Norweger. Den liebe ich heiß. Weil das sind auch durchaus Krimis. Beim Jo Nesbo ist das ziemlich... Oder der Henning Mankel, das ist eine Legende. Aber der Jo Nesbo, da ist sehr stark immer drinnen diese politische Dimension. Die kommt ja da auch. Natürlich. Man merkt schon, das hat sogar ein Kritiker geschrieben, eine gewisse Partei in Österreich, das sind keine Freunde des Autors. Und das stimmt natürlich. Da geht es um Rechtspopulismus und mit dem beschäftigt sich das ganze Buch natürlich sehr. Und wie gesagt, meine eigenen Lesegewohnheiten, weil der Jon Esbo, das ist auch sogar ein braver Linker, zumindest so weit man das heute noch, ich meine, über das brauchen wir jetzt nicht so viel reden, aber der hat mich auch sehr immer wieder inspiriert oder so. Weil die politische Dimension kommt dann schon stark in dem Roman auch. Ja, mir fallen da die Wahlhöhe-Söber-Krimis ein. Genau, natürlich. Mit denen ich in die Krimis eingestiegen bin. Genau, die kenne ich auch, auch die Verfilmungen. Und ich sitze mit meiner Frauu eigentlich fast jeden tag also wir schauen wenn man fern sind dann und mit das muss ich das tut dann schon auch krimi also das ist gott sei dank gibt es also es hat die region regional krimis diese wirklich zum beispiel der gemeinde verlag ist das steirerblut das war erst ohne das ist ein kleiner buch eigentlich also das ist bis jetzt dieses b Buch liegt auch, ich will jetzt nicht viel herumreden, aber da gibt es auch, schauen wir mal, was rauskommt. Das weiß man ja nie. Aber wie gesagt, für mich und Evald Grimm war jetzt sozusagen, das nächste Buch ist dann schon wieder ein Faction-Roman, ein historisches Thema. Aber es gibt die übernächste Geschichte, also das ist dann wieder Neonazis. Das spielt ein Linz, ich bleibe dann schon wieder, das ist auch ein Kriminalroman. Aber es ist das Thema Neonazis und ich habe als Journalist den berühmten Hansjörg Schimmanek, damals ja noch interviewt und für eine deutsche Zeitschrift mit Ulrich Latourne haben wir da eine Reportage gemacht. Der Latourne ist heute bei der Zeit, also der hat da eine Karriere gemacht. Und ich kam aus Langenlois. Und Langenlois ist ja auch Neonazi. Ich habe das erlebt, ich habe in England, das muss man sich mal vorstellen, ich war Foreign Language Assistant und habe in England, bin ich dann vorgestellt worden, haben uns vorgestellt und habe Leute aus Hamburg, Hannover, die haben uns vorgestellt und als ich sagte, ich komme aus Langenlös, oh Langenlös, kennen wir, kennen wir, ich sage, wie kennst du Langenlös? Spiegel TV, das ist eine Reportage, kennst du das? Die Spiegel TV hat in Langenlois gedreht über die Neonazis. Und das war gerade zu der Zeit, 1992, 1993 war das dann gerade noch aktuell. Und in Exeter habe ich das gesagt. Oh, Langenlois, kennen wir, kennen wir auch. Wie schaut das aus mit dir? Nein, ich bin kein Neonazis. Weil die haben das gekannt. Und das ist Thomas Schimaneck gewesen, und der hat natürlich dann auch, und der spielt in meinem Neonazi-Kriminalroman, das wird dann dieses, der Eichmann-Roman liegt jetzt bei Verlag und so weiter, da weiß ich noch nicht, ob das gedruckt wird, aber es gab Interesse, da werden wir schauen, aber die übernächste Geschichte ist, setzen wir dann mit dem auseinander, weil mich das immer sehr beschäftigt. Ich bin ja auch Lehrer und habe immer wieder Unterricht in Geschichte und da interessiert mich das eben sehr, wie weit das noch immer präsent ist. Also die Ideen, das ist bei vielen Leuten, ja. Da müsste man jetzt ganz viel noch reden. Ja, ja. Ich habe eine Partei, die du nicht nennen willst. Ja, ja. Die Nähe zueinander die du nicht nennen willst. Ja, ja. Die Nähe zueinander. Ja, ja, genau. Die Entfernung voneinander. Aber das geht sich heute nicht mehr aus. Naja, okay. Wir haben eine halbe Stunde. Ich bedanke mich nur noch bei dir fürs Dasein, fürs aus dem Krimi lesen und wünsche den Herrschaften, die zu Hause zuschauen, einen schönen Abend und ich hoffe, dass ihr über nächsten Mittwoch wieder dabei seid, wenn wir auf DorORF TV zur Vorlesestunde einladen. Dankeschön. Und ich bedanke mich für die Einladung. War super. Danke.