Franz Der Franz hat bald Geburtstag. Also nicht der Franz Huber, mit dem ich hier vor dem Mikro sitze, sondern Franz Kain. Ein Linzer Urgestein, ein wichtiger Literat, ein politischer Mensch, auch einer, der sich eingemischt hat in die Belange der Stadt Linz, wäre am 10. Januar 2022 100 Jahre alt geworden. Da wollte der Makart-Verein eigentlich zeitgerecht live das Ganze mit einer Lesung würdigen, aber bis das nun nachgeholt werden kann, mit wenigstens ein paar Gedanken und einer Leseprobe, schon jetzt zum 100. von Franz Kain ein paar Gedanken. Franz Huber, was kannst du uns von Franz Kain erzählen? Ja, das Richtige ist, er ist am 10. Jänner 1922 in Gäusern geboren. Sein Vater war Bauarbeiter. Er selbst hat eine Zimmermannslehre gemacht und als Holzarbeiter gearbeitet. Er war Journalist, Schriftsteller und KBÖ-Politiker und in den 70er und 80er Jahren im Linzer Gemeinderat. Schon als junger Mensch kam er vor und während des Nationalsozialismus wegen Verbreitung von illegalen Flugschriften mehrmals ins Gefängnis. Nach der amerikanischen Kriegsgefangenschaft arbeitete er ab 1946 bei der KPÖ-Zeitung Neue Zeit, deren Redaktionsräume in der Melchiorstraße waren, also im Makatviertel. Seine Bücher sind in den 50er Jahren in Ostberlin erschienen. Dort begann auch die Freundschaft mit Bertolt Brecht, Anna Segers, Arnold Bronnen. mit Bertolt Brecht, Anna Segers, Arnold Bronnen. Literarische Auszeichnungen in Oberösterreich erhielt Kain erst ab Ende der 80er Jahre. Ich lese zwei kurze Geschichten aus dem autobiografischen Roman »Auf dem Taubenmarkt«. Geografischen Roman auf dem Taubenmarkt Der kleine Platz heißt seit Alter sehr Taubenmarkt, obwohl sich kein Mensch mehr daran erinnert, dass hier tatsächlich Tauben feilgeboten worden wären. Aber ältere Menschen und Kinder füttern hier die Stadttauben wie vor 100 Jahren. Der Platz ist begrenzt von allerlei Geschäftigkeit, einem kleinen Café, einer Buchhandlung, einer Bank der kräftigsten und vornehmsten des Landes, einem Modegeschäft, einem Blumen- und einem großen Würstelstand. In der kälteren Jahreszeit haben sich auf dem Taubenmarkt auch noch ein Maroni-Prater und ein Glühmoststand niedergelassen. Der Platz ist kommunikationsfreudig. Auf dem Taubenmarkt herrscht buntes Treiben. begehen. Da wird das Beste vom Besten gezeigt, eine lichte Zukunft wird beschworen, auch wenn sie noch weit hinter den Rauchschwaden liegt. Und sie werden wieder da sein, die sonst nicht auf dem Taubenmarkt stehen, die Bürgermeister, Amtsvorstände und Präsidenten. Da ist es gut, dem morgigen süßen Seim mit einigen Bittergewürz vorzubeugen Man muss das Wohlleben der Oberen zeigen, ihre Kaltschnäuzigkeit Es muss von den Sorgen der Menschen gesprochen werden, der Arbeitslosen, der Wohnungssuchenden und den Stiefkindern der sozialen Wohlfahrt Aber auch sonstige scharfe Gerüche der Stadtluft, wie der Antisemitismus, das Banausentum und der Chorgesang der Sumpa müssen deutlich gemacht und erläutert werden. Auch der Ausverkauf, der vor sich geht wie bei einem abgehausten Bauern. Mit einem Wort, der morgige Tag braucht eine Präambel. Soviel zum Taubenmarkt und nun ein kleiner Ausschnitt aus der Autobiografie über seine Redakteurstätigkeit. In der Zeitung wurde er mehr und mehr in der Politik eingesetzt. Er besuchte die Sitzungen des Linzer Gemeinderats und des Oberösterreichischen Landtages, in dem es Redner gab, die ihre Texte wie Vorbeter abblasen, mit dem typischen Tonfall der Litanei. Er war Berichterstatter. Zum Beispiel auf dem Pfennigberg bei Linz gegenüber den im Krieg errichteten Hütten und chemischen Werken, war eine Borkenkäferkatastrophe ausgebrochen. Arbeitspartien aus Salzburg versuchten, das Übel in den Griff zu bekommen. Großgrundbesitzer vor allem darum zu tun war, möglichst viel von dem Käferholz als Nutzholz retten zu können, in möglichst großen Längen, die jedoch nur schwer und langsam abtransportiert werden konnten. Das Ergebnis dieser Ökonomie war, dass sich der Borkenkäfer immer weiter in den Wald hineinfraß, auch in junge Bestände. Der Wald blieb ein Sorgenkind auch die weiteren Jahrzehnte. Dann entdeckten Grüne den schlechten Zustand und prangerten ihn an. Damasus sagte dazu, er schäme sich fast darüber, dass er schon vor einem halben Menschenalter die Gefahr erkannt und vorher gewarnt habe. Es sei geradezu niederdrückend, schon vor so langer Zeit Recht gehabt zu haben. Wir freuen uns heute schon, dass wir im Frühjahr eine Präsenzlesung, eine Live-Lesung im Kandelheim veranstalten werden. Kaltenbrunner, der Weg zum Ödensee mit Adelheid Picher und Johannes Daxner. Zum Abschluss liest Verena noch einen kurzen Text von Eugenie Kain, der Tochter des Autors Franz Kain. Ja, Eugenie Kain muss einfach auch vorkommen und wird hoffentlich auch in einer Präsenzlesung dieses Jahr noch im Makat-Verein vorkommen. Ich schätze sie sehr, eine schreibende Literatin und Linzerin, die leider schon 2010 viel zu früh gestorben ist. Und diese Zeilen und Gedanken zu ihrem Vater Franz Kain entnehme ich der Erzählung vom Schwimmen in der Donau. Was schreibt eine schreibende Tochter? Oder sollte es aus gegebenem Anlass besser heißen, eine Tochter, die auch schreibt, über den schreibenden Vater? Die Tochter lebt damit, bei ihrer Arbeit, der literarischen und der journalistischen, immer wieder auf den Vater angesprochen, mit ihm verglichen, auf ihn zurückgeworfen zu werden. Derlei ist anstrengend und hinderlich, fördert aber das Selbstbewusstsein. Die Tochter ist auch vom Vater geprägt. Sprache und Lebensweise werden halt nicht mit der Post ins Haus geschickt, sondern haben Wurzeln. In diesem Zusammenhang übersehen Besserwisser und GaftelhuberInnen meistens die Mutter und ihren Beitrag zum vermittelnden Blick auf die Welt und alles, was in diesen Jahren sonst noch gelebt wird. Schippbäder, sofern dort zwischen Erlebnisbereichen und Wasserrutschen auch noch Platz zum Schwimmen ist und sie lässt sich gern in der Donau treiben. Den schreibenden Vater nimmt sie als Ansporn. Nicht um besser zu schreiben, nicht um anders zu schreiben, sondern um weiter zu schreiben.