Schönen guten Tag, ich freue mich sehr, Sie euch weiter begrüßen zu dürfen zu unserer Ausgabe im Gespräch mit Frauen aus der Kunst- und Kulturszene der Steirischen Gesellschaft für Kulturpolitik. Heute habe ich bei mir Retzka Kantzian. Hallo Retzka. Hallo, freu mich. Hallo Sandra. Ich freue mich sehr. Retzka und ich kennen uns, glaube ich, schon jahrelang eigentlich, sind aber erst vor kurzem vertiefend ins Gespräch gekommen. Vielleicht magst du kurz etwas von dir erzählen, Retzka? Ja, was soll ich erzählen? Retzka, wie der Name schon sagt, es ist ein slowenischer Name. Ich bin gebürtige Kärntner Slowenin, im zweisprachigen Kärnten aufgewachsen. die gekernten aus Slowenien im zweisprachigen Kärnten aufgewachsen. Das Studium hat mich dann nach Graz verschlagen, habe hier Volkskunde studiert und dann habe ich auch eine private Schauspielausbildung gemacht und war in mehreren Theatergruppen damals schon und habe dann 1995 gemeinsam mit dem Franz Blauensteiner das Werkraumtheater gegründet. Das gibt es jetzt 26 Jahre, genau. Ja, und im Laufe der Pandemie mussten wir leider unser kleines Theater schließen und haben uns neu definiert als die Ibues, die Ibu-Family und mein Avatar oder mein alter Ego dabei ist die Mutter-Ibu. Und ich schreibe Lyrik in slowenischer und deutscher Sprache. Das ist auch so ein ganz wichtiger Teil von mir. Jetzt einmal auf deine Theaterkarriere. Die Übüs, wer ist das? Was darf man sich darunter vorstellen? Ja, die Übüs, das ist eigentlich eine Erfindung vom Alfred Schery. Das ist eigentlich der Begründer des absurden Theaters. Der hat um die Jahrhundertwende ein Stück geschrieben. Das ist eigentlich ein Königstrama, so à la Shakespeare, aber mit den Uebus. Also da gibt es den Père Uebus und die Mutter Uebus. Das ist ein Ort von Lady Macbeth und er eben auch ein sehr gieriger Mensch. Und dieses Stück haben wir für zwei Personen arrangiert. 2015 zu unserem 20-Jahr-Jubiläum von 26 Personen auf zwei reduziert. Und das spielt mit der Groteske. Und die Übüs sind schon so, wie sie klingen, so wie Dada klingt, einfach schräg, grotesk, komisch. Das allzu Menschliche wird nach außen gekehrt, unter Anführungszeichen. schlechten Seiten, dass Menschen in eine groteske Art und Weise zeigen, unsere Übüs haben sich auch schon transformiert. Also die haben schon ein Eigenleben entwickelt, weil wir haben danach weitere Stücke mit den Übüs gemacht. Das ist jetzt, glaube ich, das sechste. Ich habe das nicht mehr so im Kopf. Also wir sind ja dann in die Filmbranche. Filmbranche ist groß gesagt. Die Übüs machen Film. Also es klingt schon so danach. Also die Übüs sind eigentlich Meisterinnen des Scheiterns, wenn man es genau nimmt. Das sind Menschen, die mit Sachverhalten, mit der herkömmlichen Logik nicht zurechtkommen, aber genug Kreativität und Eigensinn haben, andere Dinge zu sehen und auch zu machen, die eigentlich nicht im herkömmlichen Sinne als normal verstanden werden. Und du hast es ja angesprochen, weil du sagst, du bist jetzt in die Filmbranche gewechselt. Das heißt, Corona-bedingt tatsächlich online gibt es jetzt mittlerweile elf Episoden, oder? Ja, die elfte, die elfte ist in Arbeit, ich hoffe, das ist die letzte unter Anführungszeichen, es heißt nämlich ein Ende ohne Schluss, weil wahrscheinlich wird es weitergehen, wissen wir noch nicht ganz genau wie, aber dieser Umstieg, um dazu ein bisschen was zu sagen, der war schon sehr interessant, heftig würde ich jetzt auch sagen, weil wir mussten ja unser Theater schließen, das war ein Mini-Studio, da hätten wir mit diesen Regeln und Anordnungen einfach nicht den Betrieb erhalten können und außerdem zu zweit, also das wäre schlichtweg nicht machbar gewesen, also weder finanziell noch von den Ressourcen, von den Humanressourcen gesehen her. Dann war der Plan eigentlich kein Plan, ja, wir wussten nicht wie weiter, unter Anführungszeichen, Ja, wir wussten nicht, wie weiter, unter Anführungszeichen. Und da kam mein Gedichtband ins Spiel. Und ich hätte meinen Gedichtband Angst eben auch im Werkraum Theater präsentieren sollen im März. Dann kam Corona. Und mein Mann und Lebenspartner, der Franz, hat gemeint, ja, weißt du was, wir machen jetzt einfach deine Gedichte digital. Und haben dann eben sieben Gedichte aufgenommen mit dem Tablet, also absolut ganz einfachst und haben das ins Netz gestellt. Und das hat sehr gut funktioniert. Und dann haben wir weitergedacht und gemeint, ja, warum nicht? Die Übüüs trauen sich einfach über die digitalen Medien drüber. Wir haben ja keine Ahnung vom Video, vom Film und haben uns das so gut es geht angeeignet und wie halt die Übüs so sind. Sie versuchen halt das Unmögliche. Ja, sehr schön. Also ich habe mir jetzt schon einige Episoden angesehen. Es ist durchaus unterhaltsam, aber es ist jetzt so, wo teilweise einfach auch das Lachen im Hals stecken bleibt. sondern die Groteske tut schon weh, weil wenn man das Leben kennt, weiß man, dass das Lachen dir oft im Hals stecken bleibt, angesichts der Dinge, die passieren, angesichts der brutalen Welt, die es auch wirklich gibt und die auch so ist, wie sie ist. Und die Ibys, sage ich mal, das ist schon sehr wichtig, also dass es nicht nur jetzt unterhaltsam ist, wie sie ist. Und die Ibis, das ist schon sehr wichtig, dass es nicht nur jetzt unterhaltsam ist, sondern wir möchten schon auch was aussagen. Und die Sprache ist ja relativ kompliziert und wir haben aber diese Sprache jetzt in dem Film, wir nennen es ja auch Low-Budget-Wildstyle-Movie, Ibis-Style. Also wir haben die Sprache ein bisschen angepasst sozusagen, damit es ein bisschen leichter verständlicher ist, weil die literarische Sprache hat auch eine eigene Groteske. Aber wichtig ist schon, dass man eben mit diesen Dingen, mit denen man nicht umgehen kann, mit der Schwere des Lebens, dass man der eigentlich mit einer gewissen Leichtigkeit sozusagen entgegen geht, aber auch nach Lösungen sucht, auch wenn sie zuerst als absurd erscheinen. Die wünscht sich ein sicheres Dach über dem Kopf und drei Mahlzeiten. Der wünscht sich das nicht. Also meint sie, gut, im Gefängnis, da geht es uns gut. Genau, sie haben das Recht auf Gefängnis und das Recht auf Unterkunft und Verpflegung. Genau, das ist das, was sich ja im Grunde in jeder Mensch wünscht. Aber es ist nicht so einfach zu bekommen. Das ist richtig, ja. Ja, sehr spannend. Aber das heißt, du suchst dir ja immer herausfordernde Themen aus. Hat das auch etwas mit deiner Herkunft zu tun als Kärntner Slowenien? Ja, ja und nein. Jein. Jetzt muss ich nachdenken. Ja, also wir sind eine Nische. Die Übüs sind eine Nische. Der Franz ist eine Nische. Ich bin eine Nische von meiner Herkunft her. Rassismus aufgewachsen, ich kenne das. Zweitens dann als freie Theaterschaffende innerhalb dessen auch eine Nische mit den Übüs und dann noch als Lyrikerin eine Nische. Also Außenseitertum kenne ich. Das andere, also jemand anderer zu sein, nicht dazu zu gehören, zur großen Masse, sage ich jetzt einmal, ist mir sehr bekannt, ja. Ist ein Teil von mir. Und du gerade auch als Frau, wie du sagst, also sowohl im Bereich von Theater als auch Lyrik, Kärntner, Slowenin, wie ist es da? Wie ist es da? Also ich beschäftige mich in der Lyrik. Ich schreibe Slowenisch und Deutsch. Und das sind zwei Welten. Die slowenische Sprache ist eine Welt und die deutsche Sprache ist eine Welt. Wie soll ich das jetzt sagen? Das ist schwierig. Es hat der Ausdruck, ja, das Anderssein als Künstler sowieso, ja, hast du in dir, das Fremdsein. Und du versuchst das halt sozusagen in der Lyrik dann auch zu transportieren. Und in meiner Lyrik habe ich im letzten Band oder auch in den früheren auch mich sehr viel mit dem Verlust der Sprache beschäftigt, wobei das mehr ist als jetzt nur die Sprache, die ich spreche, sondern es geht auch um den Verlust, um Identität, der Verlust, wo gehöre ich hin, wenn ich nirgendwo hingehöre. Also das sind schon Themen, die ja allgemein auch bekannt sind aufgrund der Migration. Aber bei mir ist es natürlich spezifisch jetzt auf das Kärntner Slowenische natürlich schon bezogen, obwohl sich das geitterwesen. Es ist so. Das ist in jeglicher Art und Weise. Ich habe zwei Muttersprachen. Ich arbeite in einem Bereich, wo du sehr viele Funktionen hast. Also du machst alles und kannst nichts. Mutter Güs sagt immer, ich weiß alles, habe aber von nichts eine Ahnung. Das ist, also so wie ich dich kennentrifft, es ist gescheit, das zu sagen als Mutter, aber so bis zu, habe ich dich nicht kennengelernt. Und weil du sagst, es hat sich verändert und transformiert im Laufe deines Lebens, also auch in die Frage, wirst du häufiger gestellt bekommen, ich finde es einfach interessant, weil ich habe mal mit der Maya Harderlap auch darüber gesprochen, in welcher Sprache schreibst du vornehmlich oder lieber oder ist es themenbezogen? Nein, es hat sich geändert. Also themenbezogen, nein, gibt es keine Themenbezogenheit. Das kann ich gar nicht so genau sagen. Ich weiß, dass ich ein bestimmtes Gedicht nur in slowenischer Sprache schreiben kann und ein anderes nur in Deutsch. Wobei sich das sehr verwebt, je länger ich in Graz lebe, je mehr ich die deutsche Sprache als meine eigene, als die dominantere sozusagen ist sie auch, weil sie Alltag ist, empfinde, umso mehr wird meine deutsche Sprache auch zur lyrischen Sprache. Also zuerst habe ich nur auf Slowenisch geschrieben, also ganz viel, um auch den Kontakt zu meiner Muttersprache, also zur Erstsprache, Maja Hadalab spricht auch von Erst- und Zweitsprache, um den Kontakt zu meiner Erstsprache eben auch zu halten, um nicht zu vergessen, vergessen zu werden. Das sind so Themen, weil die Kärntner Slowenen haben irrsinnige Angst, dass sie verschwinden und kleine Sprachen werden verschwinden, Minderheiten verschwinden. Das ist Tatsache, aber man muss dem entgegenwirken. Genau, also ich glaube, es gibt ein sehr schönes Projekt, das ist The Lost Languages, über den Visa-Verlag auch, unter anderem in der Publikation herausgekommen. Und gerade das Gebiet, muss man sagen, so Kärnten, Slowenien, Norditalien, gibt es ja eine sehr schöne eigene Sprache, das Friulanische. Genau. Aber das droht ja auch ein bisschen zu versinken. Ja, es ist wirklich schwierig. Also wenn man uns jetzt anschaut, die Zeit, also ich beschäftige mich, ich bin wirklich kein Digital-Nettich, ich bin ein altes Weib, sage ich jetzt ganz böse. Aber die digitale Sprache ist absolut Englisch. Die Anglizismen, unsere Sprache ist voll von Anglizismen. Und es ist schon schwer, sozusagen eine Sprache und dann brauchst du noch das Englische, absolut. Und eine dritte Sprache, die aber wirtschaftlich keine Bedeutung hat, hat ein Problem. Und da sind wir eben genau bei dem Riesenproblem. Alles, was Geld bringt, ist wichtig und was kein Geld bringt, ist weniger wichtig. Insofern sollte man dem schon entgegenwirken, weil die Vielfalt macht es aus. Natürlich. Gerade wir hier in der Steiermark, muss man sagen, wir sind ja Region in Richtung Slowenien. Ich habe erst vor kurzem mit dem David Kranzl, bin da auch von Pavel Haus gesprochen. Genau, ja. Und ich meine, da gibt es einfach, also ich finde, dass wir zum Glück wieder eine relativ lebendige Community haben, oder, von slowenischsprachigen Menschen in der Steiermark. Es gibt natürlich die slowenische Volksgruppe auch in der Steiermark und ich habe mit der Susanne Weidlanger acht Jahre oder nein, fast zehn Jahre, nein, zehn Jahre haben wir gemeinsam in unserem Bergraumtheater die anderen Seiten veranstaltet, wo wir eben slowenische Künstler, Autorinnen, Schriftstellerinnen, ja Autorinnen, Schriftstellerinnen ist das Gleiche, verschiedenste Künstler eingeladen haben, um sie eben dem Grazer Publikum vorzustellen. Und das hat sehr gut funktioniert. Mit der Schließung natürlich hat dieses Projekt natürlich ein Ende. hat dieses Projekt natürlich ein Ende. Aber das war wirklich schon sehr interessant, weil die meisten Grazer kennen weniger, wenige Singer und Songwriter aus Slowenien. Wir hatten sehr viele Singer und Songwriter. Also die Szene ist sehr groß und die sind außerordentlich gut. Das ist richtig, ja. Abgesehen davon, dass die Kärnten aus Slowenien gern singen. Das ist all, ja. Abgesehen davon, dass die Kärnten aus Slowenien gern singen. Das ist allgemein bekannt. Und diese anderen Seiten auch in ein digitales Format zu bringen. Ja, es hat sich ja da viel entwickelt. Wir waren ja eigentlich Pionierinnen, muss ich sagen. In Graz, da gab es noch die Universität der Slowistik, die das gemacht hat. Dann gab es noch den Club slowenischer Studenten und Studentinnen. Und dann war wenig los. Mittlerweile gibt es den slowenischen Lesesaal, der von der Politik installiert wurde. zweisprachige Veranstaltungen und es hat sich auch in dem Bereich ganz viel getan. Es gibt auch ganz viele Kulturinitiativen mittlerweile, die zusammenarbeiten mit slowenischen Künstlerinnen und Künstlern und so weiter. Möglicherweise, aber ich denke, da hat sich so viel getan. Ich bin jetzt eher auf der Linie, die Veranstaltung hatte ihre Zeit, das war gut. Und jetzt kommt was anderes. Mal sehen, was. Ja, toll. Unsere Serie ist ja auch so, dass jeder Name hat ja eine Bedeutung. Und du hast mir ja vier zur Auswahl gegeben. Also Retzka bedeutet entweder schneiden, beißen, schrill oder grell. Und würdest du, wenn ich fragen darf, sagen, was am besten zu dir passt? Oder passt gar nichts dazu? Ja, je nachdem. Ist ja immer im Kontext. Das ist ein altes Adjektiver. Ich würde sagen schneidend manchmal. Schneidend. Beißend. Das ist, wie andere mich manchmal beschreiben. Eigentlich bin ich, glaube ich, eher so von der netten Sorte. Glaube ich. Das kann ich bestätigen, ja. Aber ja, es gibt schon... also ich bin eine Beißerin. Und auch eine Durchbeißerin. Ja, eine ziemliche Durchbeißerin. Ich glaube, dem würde ich entsprechen oder dem würde ich sagen, ja, das stimmt. Also wenn etwas ganz schwierig wird, dann kann ich schon ganz gut durchbeißen. ganz schwierig wird, dann kann ich schon ganz gut durchbeißen. Und deine Gedichte, die du angeschnitten hast, auf Deutsch und Slowenisch, du warst mir so lieb und hast mir was zu lesen gegeben, ich bin sehr, sehr beeindruckt, wirklich sehr klasse. Und die gibt es auf Video auch? Die gibt es auf Video auch, das kann man auf unserer Homepage uns anschauen, auf YouTube, unter Angst über den Film. Und es gibt jetzt live am 27. November, jetzt muss ich das hineinhalten. Unbedingt. Genau. Ja, genau. Genau. Also, die Übüs, die Gesänge der Übüs Part 1 auf der Moorinsel unterlesen wir gemeinsam. Lyrik von Reska Kantzen, also Mutter Übü. Und meine lieben Herren Kollegen werden mich begleiten. Sehr schön. Ja, das ist wunderbar. Das heißt also, herzliche Einladung an alle am 27.11. auf die Moorinsel zu kommen. Würde mich freuen, ja. Sehr, sehr gerne. Also ich schaue jedenfalls, dass ich auch vorbeikomme. Gerne. Ich danke dir, liebe Retzka, für das schöne Gespräch, für das tolle Gespräch und ich freue mich auf alles, was du da noch machen wirst und initiieren wirst. Vielen Dank auch für das Gespräch und alles Gute ebenfalls wünsche ich. Alles Liebe. Danke, Retzka. Ciao.