Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte Sie sehr herzlich zur heutigen Veranstaltung der Grazer Autorinnen-Autoren-Versammlung hier bei uns im Stifterhaus begrüßen. Vor drei Tagen, also am 10. Jänner, hätte der Autor Franz Kein seinen 100. Geburtstag gefeiert. Aus diesem Anlass würdigt die Gaf Oberösterreich heute Abend sein literarisches Werk und erinnert sich an ihn als Kollegen. Ich begrüße für die Grazer Autorenversammlung Oberösterreich sehr herzlich die Autorin, Germanistin und Theaterwissenschaftlerin Dr. Judy Gruber-Rizzi. Sie hat ihre Dissertation über Franz Kain verfasst und den heutigen Abend konzipiert. Sie wird die Veranstaltung auch moderieren und selbst über Franz Kain sprechen. Herzlich willkommen. Wir freuen uns sehr, dass heute viele Mitglieder und Freundinnen und Freunde der Familie Kain anwesend sind. Ich begrüße besonders Margit Kain, Katharina Kain und Alenka Mali, von der wir heute ein Video über Franz Kain sehen werden. Katharina Kain und Alenka Mali werden auch singen. Hier bei uns ebenfalls sehr herzlich willkommen. Applaus uns ebenfalls sehr herzlich willkommen. Besonders begrüßen möchte ich auch die vier Autoren, die heute Abend aus dem Werk Franz Kainz lesen und zum Werk und zur Person Franz Kainz sprechen werden. Franz Fendt, Rudolf Habringer, Kurt Mitterndorfer und Helmut Ritzi. Danke fürs Kommen. Dorfer und Helmut Ritzi. Danke fürs Kommen. Franz Kain wird heute nicht nur mit Worten gewürdigt, sondern auch mit Musik. Es war uns eine große Freude, als Margit Kain und Judith Gruber-Ritzi uns erzählt haben, dass sich einer der bekanntesten Gegenwartsmusiker Österreichs, Hubert Achleitner beziehungsweise Hubert von Gäusen, bereit erklärt hat, heute an der Veranstaltung als Anlass des 100. Geburtstags Franz Keins hier bei uns im Stifterhaus mitzuwirken. Er wohnt seit Langem im Geburtshaus von Franz Kein. 2020 hat er übrigens im Hansa Verlag selbst einen Roman veröffentlicht. Vielen Dank fürs Kommen. Herzlichen Glückwunsch. Wir freuen uns überhaupt sehr, dass dieser Abend zu Franz Kain heute bei uns im Stifterhaus stattfindet. Wir vom Stifterhaus fühlen uns Franz Kain ja so wie seiner Tochter Eugenie Kain in vielfacher Weise verbunden. wie seiner Tochter Eugenie Kein in vielfacher Weise verbunden. Nicht nur war Franz Kein Adelbert-Stifter-Preisträger und Landeskulturpreisträger, er hat auch testamentarisch verfügt, dass sein literarischer Nachlass zu uns ins Stifterhaus kommen soll. Das war und ist für uns eine Auszeichnung. Wir haben uns fürs heurige Jahr einen Tag mit wissenschaftlichen Vorträgen zu seinem Werk vorgenommen und hoffen sehr, dass sich dieses Vorhaben auch realisieren lässt. Nun aber möchte ich mich noch einmal bei der Gaf Oberösterreich und allen Mitwirkenden für das Zustandekommen des heutigen Abends und der heutigen Veranstaltung bedanken. Ich wünsche uns einen anregenden Abend und übergebe das Wort an Frau Judi Gruberitzi. Ja, schönen guten Abend. Ich begrüße Sie euch auch ganz herzlich im Namen der Grazer Autorinnen-Autorenversammlung zu diesem Abend über Franz Kain. Franz Kain war ja viele Jahre lang Mitglied der Grazer Autorinnen-Autorenversammlung und dieser Regionalgruppe Oberösterreich. Ich begrüße auch Margit Kain, Katharina Kain und ich freue mich über das große Interesse an Franz Kain in diesem vollen Stifterhaus und ich weiß, es gibt auch noch Leute, die leider auf der Warteliste geblieben sind und nicht mehr hereinkonnten. Was erwartet Sie nun heute Abend bei dieser literarischen Geburtstagsfeier? Ich werde Ihnen zuerst einen kurzen Überblick über Leben und Werk Franz Kains geben. Dazu sehen Sie ein Video mit Fotos aus dem Leben Franz Kains, das Alenka Mahli zusammengestellt hat. Dann wird Rudolf Habringer eine Erzählung von Kain lesen und anschließend folgen Erinnerungen von drei Kollegen, Helmut Ritzi, Franz Fendt und Kurt Mitterndorfer an Franz Kain. Und last but not least wird Hubert Achleitner noch einen Ausschnitt aus einem Roman Franz Kains lesen. Er wird dazwischen auch das eine oder andere Mal Ziehharmonika spielen. Einleitend zuerst ein Überblick über Kains Leben und Werk. Franz Kain wurde am 10. Jänner 1922 in Bad Gäusern in eher ärmlichen Verhältnissen geboren. Sein Vater, ein Maurer bei der Wildbach-Verbauung, war immer wieder arbeitslos. Die Mutter half bei Bauern, um etwas dazu zu verdienen, aber die Familie mit insgesamt vier Kindern lebte dennoch oft am Rande des Hungers. Franz Kain verfolgte als Kind mit großem Interesse die Erzählungen des Vaters über berufliche Details, aber auch über dessen Erlebnisse während des Ersten Weltkriegs in der russischen Kriegsgefangenschaft. Denn der Vater hatte sich nach der Oktoberrevolution zur Roten Armee gemeldet und wirkte dort als Hilfsgeometer bei der Aufteilung einiger großer Güter mit. Ein sehr wesentliches Erlebnis für den Maurer aus dem Salzkammergut. Auf Wunsch der Mutter, die aus einer etwas besser situierten katholischen Familie in Bad Ischl stammte und eigentlich gegen den Willen des evangelischen Vaters, wurde Franz Kain ins katholische Stephanäum in Bad Gäusern zur Schule geschickt. Dort prägte ihn der soziale Unterschied zwischen den Internatsschülern, meist Kinder finanzkräftiger Eltern, und den externen Schülern aus dem Ort, die aus ähnlich ärmlichen Verhältnissen wie er selber kam. Später sagte er dann, dass er sich sein Wissen lieber aus den Büchern des Arbeiterbildungsvereins geholt habe, sein Wissen lieber aus den Büchern des Arbeiterbildungsvereins geholt habe, dessen reichhaltige Bibliothek sein Vater verwaltete, als aus den Schulstunden. Politisch war die Familie spätestens ab 1933, dem Zeitpunkt der Machtergreifung Hitlers in Deutschland, zerrissen. Der älteste Sohn, ein Halbbruder Franz Keins, brach 1933 mit der Sozialdemokratie, kam über die deutschen Turner zu den Nationalsozialisten und ging sogar nach Deutschland. Der zweitälteste Bruder, geboren 1914, kämpfte im Februar 1934 in Ebensee auf der Seite des Sozialdemokratischen Schutzbunds. Der Vater tendierte eher zu den Kommunisten, nicht zuletzt wegen seiner Erlebnisse in der jungen Sowjetunion. Die Mutter empfand das alles eher nur als unchristlich. Es gab also ständige politische Diskussionen im Haus Kain, von denen Franz Kain bereits sehr früh geprägt wurde. Er trat dann schon in sehr jungen Jahren in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Mitglied des damals bereits illegalen Kommunistischen Jugendverbands KJV. Im Herbst 1936, Franz Kain hatte eben erst die Hauptschule abgeschlossen, flog die gesamte Gäuserer KJV-Gruppe auf. Franz Kain wurde mit 14,5 Jahren verhaftet und schließlich wegen Verstößen gegen das Staatsschutzgesetz zu zwei Monaten strengem Arrest verurteilt. Seine politische Haltung hat sich im Gefängnis nur gefestigt, nicht zuletzt durch den Kontakt mit den vielen Kommunisten, die dort eingesperrt waren. Und so stürzte er sich nach seiner Entlassung sofort wieder in politische Aktivitäten, vor allem im Rahmen des KJV. Die Chance auf eine ihm versprochene Lehrstelle hatte er durch seine Vorstrafe verwirkt und er war letztlich froh, sich im Winter 1936-37 einer Gruppe von Holzknechten in einem sogenannten Freigedinge anschließen zu können. Nach dem Einmarsch Hitlers 1938 bekam er eine feste Anstellung als Holzknecht beim Forst. Diese Holzknechtarbeit hat Franz Kains Leben wirklich geprägt und sie sollte später vor allem auch sein Schreiben prägen. Rund vier Jahre arbeitete er als Holzknecht in der Umgebung von Bad Geusern und Bad Ischl, bis im Frühling 1941 fast alle Mitglieder der KJV-Gruppe verhaftet wurden, auch Franz Kein. Er wurde ins Welser Gefängnis gebracht, wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt und im Sommer 1942 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Diese Zuchthausstrafe trat Kain allerdings nicht mehr an. Er kam bereits im Herbst 1942 zu einer Strafbrigade, die unter dem Namen Strafdivision 999 bekannt und berüchtigt wurde. Nach Einsätzen in Belgien und Frankreich wurde das Regiment mit dem inzwischen 21-jährigen Franz Kain nach Nordafrika gebracht und in Tunesien zur Ablöse der Elite-Truppen an die im ständigen Rückzug und eigentlich schon in Auflösung befindliche Front geschickt. Dort geriet er, man muss wirklich sagen, zu seinem großen Glück, schon nach wenigen Wochen im April 1943 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Er wurde in die USA transferiert, wo er von Mai 1943 bis März 1946 in verschiedenen Kriegsgefangenenlagern lebte. In dieser Zeit wurde er nicht nur zur Arbeit etwa als Holzknecht in den Wäldern eingesetzt, sondern konnte ab 1945, also mit Kriegsende, an einer Lagerzeitung mitarbeiten. Es wurden einige Gedichte und kleine Erzählungen sowie Texte über politische Fragen von ihm veröffentlicht. Zur Mitarbeit an der zentralen Lagerzeitung, dem berühmten RUF, den Hans-Werner Richter, der spätere Mitbegründer der Gruppe 47, leitete, kam es allerdings nicht. Man brachte Kain zwar zur Mitarbeit an dieser Lagerzeitung extra in das Lager nach Rhode Island, als man in der Chefredaktion jedoch in seinen Papieren die Berufsbezeichnung Holzknecht entdeckte, wurde er zur Arbeit in die Küche abkommandiert. Dennoch waren seine Veröffentlichungen in der dezentralen Lagerzeitung letztlich Zukunftsweisen für Franz Kain. in der dezentralen Lagerzeitung letztlich Zukunftsweisen für Franz Kain. Als er nämlich im März 1946 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und nach Österreich zurückgebracht wurde, erwartete man ihn bereits in der Redaktion der Neuen Zeit, der oberösterreichischen Ausgabe des Zentralorgans der KPÖ in Linz und er konnte sofort mit der Arbeit dort anfangen. So begann Franz Kainz journalistische Laufbahn. Er blieb es zu seiner Pensionierung im Jahr 1982 bei der Neuen Zeit in Linz als Redakteur tätig, von 1957 an als Chefredakteur. Unterbrochen wurde diese Arbeit in der Linzer Redaktion lediglich durch einen dreijährigen Aufenthalt in Berlin von 1953 bis 1956, wo er als Sonderkorrespondent der Volksstimme tätig war. Politisch war er bis zu seinem Tod im Oktober 1997 in der KPÖ aktiv. Von 1977 bis 1986 war er Gemeinderat in Linz. Wenn wir uns nun dem literarischen Werk von Franz Kain zuwenden, so ergibt sich fast chronologisch noch einmal ein Blick auf sein Leben. Was natürlich nicht heißen soll, dass er vorwiegend autobiografisch geschrieben hätte, doch er verarbeitete ganz stark seine Erlebnisse in einer politisch sehr bewegten Zeit literarisch, sei es in Erzählungen, Romanen oder in der frühen Lyrik. Zu schreiben begonnen hat Franz Kain im Gefängnis in Wels nach seiner zweiten Verhaftung 1941, wo er auch sehr viel gelesen hat. Haftung 1941, wo er auch sehr viel gelesen hat. Er hat mit Lyrik begonnen und auch in der amerikanischen Kriegsgefangenschaft viele Gedichte geschrieben. Bis in die 50er Jahre hinein blieb für ihn die Lyrik ein sehr wesentliches Ausdrucksmittel. Er hat zum Beispiel gleich mehrere Sonettenkränze geschrieben, also eine sehr komplizierte lyrische Form. Von weitaus größerer Bedeutung für Franz Kain wurde dann aber sehr schnell die Prosa. Schon in den Kriegsgefangenenlagern in den USA hat er die Mitgefangenen fesseln können mit Erzählungen aus seiner Jugend, aus der Holzknechtzeit im Salzkammergut. aus der Holzknechtzeit im Salzkammergut. Da hat er nicht nur erfahren, dass er Menschen mit den Geschichten aus seiner Heimat und von seiner Arbeit in seinen Bann ziehen kann, sondern hat auch begriffen, dass er als junger Mensch Dinge erlebt und erfahren hat, die zu berichten sich lohnt. Dieser Eindruck verstärkte sich dann ab 1946 in Linz, wo ihm vor allem der Schriftsteller Arnold Bronnen, damals Kulturredakteur der Neuen Zeit und dessen Frau Hildegard zusetzten, neben seiner Arbeit als Journalist doch gerade diese Geschichten über die Holzknechtarbeit etwa niederzuschreiben. Franz Kainer kannte, dass er hier eine literarische Lücke zu schließen vermochte. Er war imstande, aus eigenem Erleben zu berichten. Er stand nicht über den Dingen als ihr Beobachter, sondern als einer, der es selbst erlebt hat. Adalbert Stifter etwa, so sagte Franz Kain selbst immer, beschreibt die Bäume als Maler. Ich beschreibe sie als Holzknecht. Und so wandte er sich mit ersten Erzählungen seiner Kindheit und Jugend zu. Er erzählt tatsächlich Geschichten, seine eigenen Erlebnisse, Erzählungen seiner Eltern, Großeltern, der früheren Arbeitskollegen, wobei er vorerst die politischen Ereignisse und sein eigenes politisches Erleben noch ausklammerte. Die Ermutigung dazu, sich auch mit diesen politischen Aspekten, die seine Jugend doch so sehr geprägt haben, literarisch zu beschäftigen, bekam Franz Kain während seines dreijährigen Aufenthalts in Berlin. Er schrieb dort zuerst als Ergebnis des großen Eindrucks, den die geteilte Stadt auf ihn machte, die Erzählung Romeo und Julia an der Bernauer Straße nieder, die sofort im Berliner Aufbauverlag veröffentlicht wurde. Damit erregte er die Aufmerksamkeit von Anna Segers, Berthold Brecht, Elisabeth Hauptmann und Arnold Zweig. Vor allem Anna Segers drängte ihn nun, sich weiter mit seinem Holzknechtleben, aber auch mit seinen politischen Erlebnissen in der Jugend literarisch auseinander zu setzen. Das Angebot des Aufbauverlags, einen Erzählband mit solchen österreichischen Geschichten herauszubringen, war natürlich ein zusätzlicher Antrieb. Für diesen Erzählband, der unter dem Titel Die Lawine 1959 im Aufbauverlag in Berlin erschien, begann Franz Kain nun verstärkt eine soziale und vor allem eine politische Komponente in seine Erzählungen einzubauen. Immer basierend auf seinen eigenen Jugenderlebnissen, den Geschichten, die er in seiner Kindheit und Jugend gehört hat. Unter anderem enthält der Band etwa zwei Erzählungen über die Ereignisse im Februar 1934 in Oberösterreich. Von nun an ist Franz Kains literarisches Schaffen geprägt von der bewussten Hinwendung zur Darstellung und Aufarbeitung der österreichischen Geschichte, vor allem der antifaschistischen geschichte und tradition die geschichte mit hilfe von geschichten zu beleuchten wir später schrieb das war von nun an das hauptthema franz keins und sein großes literarisches anliegen sofort nach seiner rücke aus berlin begann er 1956 mit der Arbeit am Roman Der Föhn bricht ein, der 1962 wieder im Berliner Aufbauverlag erschien. In diesem stark autobiografischen Roman beschreibt er seine eigene Jugend, die Holzknechtarbeit, seine politischen Aktivitäten von 1935 bis zu seiner Verhaftung 1941. Die eigene, chronologisch erzählte Biografie diente ihm dabei aber eigentlich nur als Mittel zum Zweck, um anhand der Entwicklung eines Menschen die Auswirkungen der politischen Ereignisse auf die Jugend von damals aufzeigen zu können. auf die Jugend von damals aufzeigen zu können. Diese Art des Herangehens führte fast logischerweise zu einer eher konservativen Form des Erzählens zum Entwicklungsroman. In Fortsetzung der Absichten, die hinter dem Roman der Föhnbricht einstanden, schrieb Franz Kain in den 60er Jahren und bis hinein in die 70er Jahre eine ganze Reihe von Erzählungen, deren Thema das Leben und die politischen Auswirkungen der Zeit zwischen 1914 und 1945 auf die Menschen im Salzkammergut war. Auch hier gibt es immer wieder autobiografische Bezüge, Kindheitserinnerungen, er beschreibt seine eigene Verhaftung, die Zeit in der Strafdivision. Er greift Erzählungen seines Vaters auf. Rudolf Habringer wird dann eine solche Erzählung lesen. Er berichtet über den Widerstand im Salzkammergut und er beschäftigt sich mit den Mördern in einer Geschichte über Ernst Kaltenbrunner. Diese Erzählungen werden schließlich 1973 zu einem Geschichtenband zusammengefasst, der Weg zum Oedensee, in dem in einem Bogen die Geschichte Österreichs von 1914 bis 1945 umrissen wird. Franz Kain lebte damals ja schon lange in Linz und beschäftigte sich bald auch literarisch mit dieser für ihn neuen Umgebung und seiner völlig neuen Lebenssituation. Es erschienen zuerst einige Erzählungen, die ein Spiegel der sozialen Verhältnisse in dieser rasch wachsenden Stadt sind und dann 1978 wieder im Aufbau Verlag Berlin und wieder in sehr hoher Auflage der Roman Das Ende der ewigen Ruh. Ein Roman über ein Linzer Friedhofs Gasthaus und seine regelmäßigen Besucher über Neonazis und Antifaschisten. Dieser Roman gibt tiefe Einblicke in die Linzer Wirtshausatmosphäre, aber Kain erzählt darin auch österreichische Geschichte, Nachkriegsgeschichte in der österreichischen Provinz. Und er macht dies in einer formal sehr interessanten und spannenden Art, indem er verschiedene Erzähler auftreten lässt und sich diese Geschichten, diese Erzählteile sich dann auch überschneiden und daher also größere Einblicke bieten in die Hintergründe dieses Gasthaus zur ewigen Ruhe. Aus diesem Roman wird Hubert Achleitner dann einen Ausschnitt lesen. 1991 erscheint Kains Autobiografie am Taubenmarkt, jetzt nicht mehr in Berlin, sondern in Österreich im Verlag Bibliothek der Provinz, der von nun an sein Stammverlag ist. Dort wird 1994 auch sein letzter Roman veröffentlicht. In Grotek kam der Abendstern, ein Blick zurück zum Ersten Weltkrieg. Zurück zum Ersten Weltkrieg führt nach einem kleinen musikalischen Intermezzo von Hubert von Gäusern. Kollege Rudolf Habringer, der in leicht gekürzter Form die Erzählung Nachrede für Habsburg lesen wird aus dem Erzählband Der Weg zum Ödensee. Dieser Erzählband beginnt mit dieser Geschichte und beruht, wie gesagt, auf Erzählungen des Vaters von Franz Kain.... I am the light of the world. ¦ ¦... Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Ich lese jetzt diese von Judith Gruber-Ritzi erwähnte Erzählung, Nachrede für Habsburg. Ich habe zu Hause heute ein bisschen geschaut, was ich von Franz Kain habe. Ich habe zum Beispiel ein Buch mit einer Widmung. Es war die einzige Lesung, wo ich mit ihm gemeinsam lesen durfte, am 1. Mai 1994 in Neumarkt im Müllkreis. Heute im Nachhinein eine Ehre für mich, weil wir haben dann ein sehr interessantes Gespräch geführt. Ich kann mich noch gut erinnern über die oberösterreichische Mentalität und die Thesen, die ich da gehabt habe, die sind mir bis heute noch in Erinnerung. Und auch in einem Buch vom Aufbauverlag, in einem Taschenbuch, das Schützenmal aus dem Jahr 1986, ist diese Nachrede für Habsburg auch erhalten. Ich komme ja, ich sage nicht aus dem Salzkammergut, weil das ist eine Streitfrage, ich komme gerade nördlich des Salzkammerguts und habe über einen Schriftsteller auch lange gearbeitet, der da in der Nähe gewohnt hat, in der Nähe von Gmunden. Für mich ist und bleibt aber Franz kein der Auto des 20. Jahrhunderts. Ich kenne niemanden, muss ehrlich sagen, ich war total beeindruckt, auch wie ich dieses Daumenmarktbuch gelesen habe, wie jemand mit so großer Empathie und auch so großer Kenntnis über die Leute dort schreibt und auch über den Wald schreibt und über das Holz schreibt, da gibt es keinen zweiten. Gut, Nachrede für Habsburg. In dem Haus, in dem ich wohne, hängt ein Bildnis von Kaiser Franz Josef in der kleinen Werkstatt über der Hobelbank. Franz Josef in der kleinen Werkstatt über der Hobelbank. Es ist nicht das Bekannte, das seinerzeit in jeder Amtsstube hing, sondern eines aus jüngeren Jahren, etwa aus der Zeit von 1866. Das Bild hat noch nichts von jener großväterlichen Güte der Standardaufnahmen nach 1900. Es zeigt noch monarchisches Selbstbewusstsein und dynastischen Übermut in den Kaiserzügen. Dass nicht das gängige, gütige Antlitz in diesem Haus aufbewahrt wurde und das andere Just über der Hobelbank hängt, wo bei der Arbeit ständig geflucht und gelästert wird, lässt sich aus folgender Geschichte erklären, die mein Vater über sein merkwürdiges Zusammentreffen mit Kaiser Franz Josef in einer merk- und denkwürdigen Stunde zu erzählen pflegte. Für eine Handvoll Zigaretten ist man mittendrin in der Herzkammer der Weltgeschichte. Man braucht dazu nur eine zarte Fantasie und ein robustes Gedächtnis. Und damit ausgerüstet habe ich hineingeleuchtet in das tragische Schlusskapitel der Habsburger Geschichte, lange bevor ich mich zur Roten Armee meldete. Es muss im Frühling 1915 gewesen sein, im Sredensker Gebirge bei Tschita im östlichen Sibirien. Nachdem ich im November 1914 bei Krakau in russische Gefangenschaft geraten war, landete ich, der friedliche Maurer aus dem Kaiserrevier, nach langem Transport in einer Gegend beinahe wie zu Hause. Nur dass die Wälder dünner waren, weil sie hauptsächlich aus Birken und Eschen bestanden. Eine Kompanie unseres Lagers wurde an eine Papierfabrik zur Holzschlägerung ausgeliehen. Der Holzaufkäufer war einer von den Schlauen, wie sie in aller Welt vorkommen, halb im Dienst und halb auf eigene Rechnung, wohlvertraut mit den kleinen Kniffen und Tücken der Holzaufbereitung. Er kannte sich aus und mir war heimelig zumute, wenn wir uns bei diesen Tricks treuherzig in die Augen schauten. Weil ich wusste, dass man von zehn Meter sorgfältig geschichteten Scheitern einen ganzen Meter herausschlichten kann, wenn man den Stoß neu aufbaut, bin ich bald zu einem kleinen Vorarbeiter avanciert. Schließlich hat mich der Aufkäufer gefragt, woher ich komme und damit meine Ehrlichkeit ein wenig in Verlegenheit gebracht. Ich war sicher, dass er das Dorf nicht kannte, wenn ich es hundertmal beschrieb. Und was hat man von der größten Genauigkeit, wenn dem anderen damit nicht gedient ist? So sage ich also, dass ich aus Bad Ischl bin, was beinahe stimmt, denn ich bin ja nur zehn Kilometer daneben geboren, und das in der Nähe von Krakau, dass ich dort in Gefangenschaft geraten bin, was ganz und gar wahr ist. Das Letztere hat ihn offenbar nicht interessiert. Aber als er den Namen Bad Ischl hört, wird er ganz munter. Bad Ischl, fragte er, ist das nicht die Stadt, wo seine Majestät der Kaiser im Sommer war? Ja, sage ich. Und er spitzt die Ohren wie nach einem dunkel klingenden Wort. Also die Stadt, wo Kaiser Franz Josef im Sommer gewohnt hat, fragt er noch einmal aufgeregt und ich antworte drauf, als wiederhole ich nur etwas ganz Selbstverständliches. Ja, im Sommer. Und mache mich wieder an dem Holzstoß zu schaffen. Er nimmt seine Zigarettendose und hält sie mir hin. Ich nehme mir eine Zigarette. In diesem Augenblick weiß ich, dass ich haushälterisch umgehen muss mit meinen Mitteilungen, damit die Rauchsträhne nicht abbricht vor der Zeit. Das Essen war ja ganz leidlich damals, aber mit dem Rauchen, da hat es von Anfang an gehapert. Wir waren darüber nicht erstaunt, denn mit dem Rauchen hat es auch bei General Hötzendorf die größten Schwierigkeiten gegeben. Ich rauche mir also eine an und paff in die Luft, denn ein Zigarettenraucher bin ich eigentlich nie gewesen. Ich war mehr auf eine Zigarre oder auf die Pfeife eingestellt und auf den guten alten Rolltabak. Aber ich werde meinem Ziel schon näher kommen und zugleich meinen Groll abladen. Ich sage also nur kurz angebunden, naja, da ist er immer gewesen im Sommer, bei Sturm und Wind über 60 Jahre lang und gehe wieder zum Holzstoß mit dem Auge die Höhenlinie visierend. Der Holzeinkäufer ist ganz aufgeregt und daran merke ich, dass ich der erste Mensch bin, der ihm sagt, jawohl, ich habe Kaiser Franz Josef gekannt, von Angesicht zu Angesicht. Er macht wieder die Zigarettendose auf und diesmal nehme ich zwei, stecke das Geschenk auch schon ein und bin zugeknöpft an diesem Tag wie ein gefangener Spion. Der Holzeinkäufer ist stutzig geworden über meine verstockte Zurückhaltung. Wahrscheinlich hat er gemeint, dass ich aus Anhänglichkeit für den Kaiser nicht reden will, wo ich doch sein Soldat bin und ihm in der Gefangenschaft nicht nützen kann, ihm aber auf gar keinen Fall schaden will, durch allerlei Nachreden. Ich wett, der Mann hat geglaubt, er habe mir tief in die Seele geschaut. Einige Monate vor dem Krieg habe ich geheiratet und mein Sohn war sechs Wochen alt, als ich einrücken musste. Der Kaiser hat mir also einiges angetan. Nicht, dass man direkt schimpft, man rät nur davon. Wenn mich der Kaiser nach Sibirien bringt, dann kann er von mir nicht verlangen, dass ich ihn schon nach all dem. Habe ich meine Not mit ihm, soll er die seine auch mit mir haben. Da braucht man gar nicht rachsüchtig zu sein, wenn man ein wenig an seinem Ruf kratzt. Ich erzähle also, wie der Kaiser gut zu den Sennerinnen gewesen ist, vor allem als er noch rüstig war und sie noch jung gewesen sind. Wie die Kinder begeistert stundenlang Spalier standen, wenn er angekommen ist mit dem Salonwagen, vor dem ein roter Teppich ausgelegt war und dass er dann immer zugesagt hat, es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut. eines kleinen Gasthauses gegangen ist und wie sein Leibwächter sich davor aufgepflanzt hat und mit dem Ruf, Halt, Majestät, braunst, alle anderen Anwärter auf dasselbe Geschäft eisern abgewehrt hat. Ich musste ganz schön unanständige Handbewegungen dabei machen, damit mich der andere verstand. Aber dann hat er gelacht, dass ihm die Tränen heruntergekollert sind und dem Tabak hat er noch Zigarren draufgegeben. Natürlich habe ich ihm alle diese Geschichten nur tropfenweise eingegeben, damit er sich nicht überfrisst. Ich musste ja auch haushalten, keine Hofgeschichte, keinen Tabak. Allmählich habe ich auf diese Weise ein ganz freies Verhältnis zu Franz Josef gewonnen. Neu war dem Einkäufer die Geschichte mit den Eiern. Als Kaiserin Elisabeth noch gelebt hat, mussten ihr täglich etwa zwei Dutzend ganz frische Eier geliefert werden, weil ihr mit dem Eiklar die Haare gerichtet wurden. Die Hühnermädchen aus der ganzen Umgebung mussten jeden Tag die Eier in Watte verpacken und im Laufschritt zur Kaiservilla bringen. Natürlich kam es dabei vor, dass trotz Verpackung und Eile das eine oder andere Ei schon ausgekühlt war, denn 20 Hühner legen nicht gleichzeitig, auch wenn sich die Kaiserin darüber giftet. Da ist in der Kaiservilla dann eine Idee geboren worden. Weil die Eier kühl wurden auf dem langen Weg, musste man die Hühner näher an die Kaiserin heranbringen. So wurde bei der Villa ein Geflügelstall eingerichtet. Aber die Rationalisierer hatten nicht mit der Bosheit der Hühner gerechnet. Damit nämlich eine Henne legt, braucht sie bestimmte Lebensumstände, an die sie von jung auf gewöhnt ist. Da aber die Kaiserin die warmen Eier sofort brauchte und nicht erst die von der nächsten Aufzucht, hat man ausgewachsene Legehühner in den neuen Stall gesperrt. man ausgewachsene Legehühner in den neuen Stall gesperrt. Das hat die Hennen mächtig verdrossen und sie haben passive und aktive Resistenz geübt. Als ich dem Holzeinkäufer da hinten in Sibirien erzähle, dass vor allem dieser Verdruss mit den dummen Hühnern die Kaiserin Elisabeth bewogen haben mag, immer seltener nach Bad Ischl und überhaupt nach Hause zu kommen und lieber in der weiten Welt herumzureisen und zu reiten, da hat er mich nachdenklich angeschaut, als wollte er sagen, aha, das wäre vielleicht eine Erklärung für das rätselhafte Phänomen, über das auch bei uns so oft gemunkelt wurde. Von diesem Vertruss mit den Hühnern bis zur Ermordung durch den finsteren Luigi Lucchini auf der Genfer Brücke führt eben ein gerader Weg. Das muss ja einen Kaiser zu Tode ärgern, sage ich dem Holzaufkäufer, wenn sich die unvernünftige Kreatur derart benimmt. Da muss ja einer müde und mürbe werden bei einer solchen Widersetzlichkeit, auch noch in den Urlaubswochen, den Sauer verdienten. Am Gesicht des Aufkäufers merke ich, dass er nicht recht mitgeht. Seine Tabakhand ist auch nur halb geöffnet. Ich spüre, dass er gierig auf präzisere historische Angaben ist. Ich erzähle ihm also von ausländischen Besuchern, die scharenweise nach Ischl gekommen sind und sein Interesse ist sofort wieder hellwach. Da ist zum Beispiel beim Besuch des englischen Königs Eduard ein großes Feuerwerk abgebrannt worden an der Traun unten. Noch heute bewahre ich einen Raketenstock auf, der in einem Wirtshausgarten niederging. Ich kenne die Kellnerin, die er beinahe erschlagen hätte. Sie hat mir oft heimlich ihre angebräunte Bluse gezeigt. Bei solchen Berichten über historische Personen muss man natürlich vorsichtig sein, denn die Haupt- und Staatsaktionen stehen in der Zeitung und die kann sogar einer im fernen Sibirien gelesen haben. Beim Augenzeugen gibt es nur die direkte Rede und kein Wenn und Aber. Sein Gedächtnis mag ihn täuschen, aber er kann sagen, ich bin zugegen gewesen. Eines Tages fragt der Aufkäufer, wann ich eigentlich eingerückt sei. Mitte August, sage ich. Ersatzreserve 1. Da sei ja vorher Kaiser Franz Josef zum letzten Mal in Bad Ischl gewesen. Freilich, sage ich. Es weiß doch jedermann, dass er in Bad Ischl war, als der Erzherzog Ferdinand sein gelieiebter Neffe, erschossen wurde im wilden Bosnien. Ich beginne scharf nachzudenken, denn ich spüre, dass ich zum Gipfelpunkt meiner gefährlichen Zeugenschaft komme und da muss alles stimmen, bis auf den letzten Huster. Ja nun, da muss ich also nachdenken und beiße in Gedanken bei einer Zigarre ab, obwohl dies meinen Wohltäter befremden muss, denn in diesem Land kennt man keinen Prim. Also, Sie müssen wissen, sage ich, dass damals ein langer Winter gewesen ist, so einer, der lange durchnässt, bis in den Mai hinein und dass nachher keine Zeit war, die Kaiserwille rechtzeitig auszuweisen. Deshalb waren wir mit den Putzarbeiten noch nicht ganz fertig, als der Hof bereits angekommen war. Ich bin auf einer hohen Leiter gestanden und unter mir sind die Adjutanten mit allerlei Papierzeug zum Kaiser gegangen, wohl zehnmal am Tag. Damit die Luft durchströmen und das letzte Stück Plafond im Vorzimmer leichter trocknen konnte, ist die Tür zum Arbeitszimmer des Kaisers ausgehängt gewesen. Und so ist es Ende Juni geworden. Der sibirische Holzeinkäufer gerät ganz außer sich. Jobt, wo imat! Und am 28. Juni ist der Thronfolger ermordet worden. Was ist an diesem Tag in Bad Ischl geschehen? Heraus mit der Sprache. Also vormittags um halber zehn Uhr habe ich den Lehrling zum Fleischhauer hinüber geschickt, um Abschnitzel für fünf Kreuzer. Wenn nämlich der Hof da gewesen ist, haben die Fleischhauer, die in die Kaiserwälder und in die anderen Quartiere lieferten, von der Wurst und von den Schinken größere Stücke abgeschnitten als sonst. Beim kaiserlichen Hof hat die Wurst keine Zipfel. In solchen Zeiten war also an den Abschnitzeln weit mehr dran als sonst und die Dankbarkeit bei den verfressenen armen Leuten war groß. Da hat man dann für billiges Geld eine wirklich gute Ware bekommen. Da gibt es nichts zu sagen. Der vorbereitete Abfall des Kaiserhauses war anständig. Und wie der Lehrling zurückkommt, steige ich von der Leiter herunter und setze mich in einen mit Leinwand überzogenen Polstersessel, denn das Mobiliar haben sie schon herinnen gelassen. Es war ja doch nur eine kleine Ausbesserungsarbeit zu machen. Ich habe mich also niedergesetzt und meine Riesenwurstzipfel, etwa zwei Zoll dick, verzehrt und eine Flasche Stiegelbier dazu getrunken, aus dem großen Brauhaus zu Salzburg. Der Kaiser ist vormittags einmal dagewesen, hat sich ein Bündel Zeitungen und Schriftstücke geholt und ist wieder hinausgegangen. Vielleicht zu der Valerie hinüber, weil es in seinem Zimmer so zugig war. Ich habe von meiner Leiter aus gesehen, dass er sich am Vormittag häufig geschneuzt hat. Er muss ein wenig verkühlt gewesen sein. Wahrscheinlich hatte er sich nasse Füße geholt bei dem Sauwetter. Nachmittags ist er dann so um drei wiedergekommen, ich meine halt nach dem Mittagsschläfchen, und hat emsig zu arbeiten begonnen. Von da an ist er nicht mehr aufgestanden, bis dann das große Telegramm kam. kam. Ich hatte schon um die frühere Nachmittagszeit ein Gefühl, dass etwas los sein muss, weil auf einmal alles so schweigsam geworden ist. Eine von den bunten Uniformen, ein alter Knacker, der immer zum Kaiser kam und ihm einen ganzen Haufen Papier brachte, käppelte sonst bei jedem Gang zu mir herauf. Sagen Sie Ihrem Meister, dass heute Schluss sein muss. Diese Schweinerei macht uns und seine Majestät ganz nervös. Sagen Sie ihm es nur. Lang schauen wir da nicht mehr zu. Heute war schon zweimal steif durch den Vorraum gegangen, ohne seinen Spruch abzuspulen. Das kam mir verdächtig genug vor, denn der Briefträger ist der Fürst Montenuovo gewesen. Ich stehe also auf der Leitermache ein Auge zu, damit ich genau sehe, ob auf dem Plafond auch wirklich kein Fleck bleibt, denn wenn ich zusammenpacke, möchte ich mir nicht nachsagen lassen, dass ich die Kaiservilla schlecht geweißt hätte im Sommer 1914. Da kommt der Hofmarschall noch einmal herein. In der Hand trägt er ein großes Stück Papier, halt ein ellenlanges Telegramm, das merkt man sofort an dem ausgefallenen Format. Er betritt das Zimmer des Kaisers und legt ihm das Papier auf den Tisch. Ich sage ja, dass ich rittlings auf der Stehleiter gestanden bin und weil die Tür ausgehängt war zum Kaiser seinem Zimmer, habe ich von oben, damit ich ganz genau bin, von schräg oben gesehen, wie der Kaiser das große Papier in Empfang nahm. Er hat das Papier zu lesen begonnen und es hat recht lange gedauert und einige Male hat er beim Lesen verwundert den Kopf geschüttelt. Dabei ist mir aufgefallen, dass sein Haupt immer weiter auf das Papier niedergesunken ist. Viel ist nicht geredet worden dabei, das kann man sich denken bei so einer schlechten Nachricht. Er hat den Kopf auf das Papier sinken lassen, nachdem er es auf den Tisch gelegt hat. Und in einer solchen Stellung hört man nicht recht, was einer da sagt. Aber so viel habe ich doch gehört, dass er gemurmelt hat, ich bin vernichtet und welch ein Strafgericht. Aber dann hat er sich gleich wieder erholt und hat frisch und munter gesagt, und jetzt schicken Sie nach dem Außenminister, dem Grafen Berchtold und nach dem Kriegsminister auch, das ich nicht vergesse. Dann habe ich freilich nicht mehr viel gesehen, weil ich ja inzwischen mit der Arbeit fertig gewesen bin und nicht vor den allerhöchsten Augen noch dazu bei dieser Aufregung tachinieren wollte. Ich habe mein Zeug zusammengepackt und bin gegangen. Ein bisschen traurig darüber, dass jetzt meine ganze Mühe mit dem Plafond des Vorzimmers zum kaiserlichen Arbeitsraum vielleicht umsonst gewesen sein könnte. Der Maurer hat eben keinen Dank an solchen schweren Tagen. Keinen Dank vom Hause Habsburg. in Sibirien, an dem ich vorgestoßen bin, bis zum Augenzeugen großer historischer Ereignisse, habe ich alle Taschen voll Tabak gehabt. Im Lager habe ich mir dann unter den Augen der staunenden Kameraden einen Prim gerollt, wie ich ihn seit Kriegsausbruch nie mehr hatte. Dann lege ich den ganzen Pinkel hinter die linke Zahnreihe auf die Seite, wo das Herz ist. Und wie dann dem schönen runden Knödel langsam der Saft eingeschossen ist, habe ich die Augen zugedrückt wie einst in glücklichen Tagen, da ich noch kein Nahverhältnis zum Kaiser hatte. Und so stark war die Wirkung des Tabaks, dass ich selbst jedes Wort von meiner Geschichte über den 28. Juni 1914 geglaubt habe. Noch heute, wenn ich an der Kaiservilla vorbeigehe, bekomme ich Hochachtung vor mir, wie ich dieses Gebäude und seine Bewohner im fernen Sibirien berühmt gemacht habe. Und da sagen dann die Leute, ich hätte keine Anhänglichkeit an den alten Kaiser gezeigt, weil ich mich später von seinem Hause getrennt habe. Der Kaiser hat mir den Weg nach Sibirien geebnet. Ich habe es ihm mit einer guten Nachrede gedankt. Thank you. © BF-WATCH TV 2021 ¶¶ ¦ Musik Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Ja, Dankeschön. Ich habe drei Kollegen aus dem journalistischen und schriftstellerischen Bereich gebeten, uns hier ihre Erinnerungen und Begegnungen mit Franz Kain zu berichten. Das sind Helmut Ritzi, nach ihm dann Franz Fendt und Kurt Mitterndorfer. Einen schönen guten Abend. Einen schönen guten Abend. Ich nenne meinen Text Erinnerungen an den richtigen Franz. Obwohl ich in Linz, wie es so schön heißt, das Licht der Welt erblickte und hier auch das Realgymnasium besuchte, wurde mir erst sehr spät der Name des Linzer Autors Franz Kain vertraut. Dass wir im Deutschunterricht gerade bis zu Gerhard Hauptmann kamen, war dabei nicht ausschlaggebend. Ich las schließlich viel auch abseits des Unterrichts, stieß aber auch in den Buchhandlungen, die ich frequentierte, nie auf ein Buch von ihm. Den Namen Franz Kain hörte ich erstmals, als ich 1971 in der Redaktion der Volksstimme, dem Zentralorgan der KPÖ, zu arbeiten begann. Doch blieb Franz Kain vorläufig nur ein Name, eben der jenes Kollegen, der die Redaktion der Zeitung Neue Zeit, der oberösterreichischen Ausgabe des Zentralorgans leitete. Da ich, wie in den Zeitungen zuvor, auch in der Volksstimme, in den ersten Jahren im Ressort Außenpolitik arbeitete, ergaben sich keine Schnittstellen mit Linz. Das änderte sich, als ich das Ressort Gewerkschaft übernahm. Da kam ich nun mit der Linzer Redaktion und Franz Kain in Kontakt. Beim ersten Gespräch mit ihm in der Melcherstraße durfte ich so auch erstmals seinen berühmt-berüchtigten Sauherrinnen verkosten. Sofern ich mich recht erinnere, hatte die Flasche ihren Platz rechts in der untersten Lade seines Schreibtisches. Ungefähr zur selben Zeit lernte ich allerdings auch den Schriftsteller Franz Kein kennen. 1978 erschien im Globus Verlag eine Lizenzausgabe seines Romans, das Ende der ewigen Ruh, den der Aufbau Verlag im selben Jahr in der DDR herausbrachte. Ich war begeistert und nicht nur, weil ich am Wirtshaus oft genug vorbeigegangen war, da meine Großeltern am Barbara-Friedhof begraben waren. So folgte rasch die Lektüre des Erzählbands »Der Weg zum Oedensee«, der schon vier Jahre zuvor im Aufbau Verlag und ebenfalls als Lizenzausgabe im Globus Verlag veröffentlicht worden war. 1978 beendete ich meinerseits meinen ersten Roman, nachdem ich bis dahin ausschließlich Erzählungen geschrieben hatte. Und es war Franz Kain, der mir zu dessen Veröffentlichung verhelfen wollte. Er sandte das Manuskript wohl mit einem entsprechenden Begleitbrief versehen an seine Lektorin und erhielt es ebenfalls in Begleitung eines Briefs Ende 1980 zurück. Letzter Absatz. Bitte gib das Manuskript Helmut Ritzi mit einem freundlichen Gruß von mir zurück und übermittle ihm die Kritik mit den rechten Worten. Dass du das tust, davon bin ich überzeugt. Franz ersparte sich die rechten Worte und gab mir zusammen mit dem Manuskript auch den Brief. mit dem Manuskript auch den Brief. Vier Jahre später sorgte er dann dafür, dass meine Erzählung Totenschauen in den Müllviertler Heimatblättern veröffentlicht wurde. Als ich in der Redaktion der Volksstimme die Leitung der Beilage übernahm, konnte ich mich gelegentlich ein wenig revanchieren. Etwa wenn es darum ging, den Artikel eines verdienten oberösterreichischen Genossen und ehemaligen Widerstandskämpfers, der sich mit großem Engagement, aber auch ebenso großem Eigensinn um die Popularisierung von Esperanto bemühte, in der Beilage unterzubringen. Weniger Überredungskunst bedurfte es, wenn wir eine von Keyens bestechenden, literarisch ausgefeilten Regen aus dem Linzer Gemeinderat abdrucken dürften. 1980 war er in diesem mit der Aufforderung, diesmal für den richtigen Franz zu stimmen, wiedergewählt worden. wiedergewählt wurden. Grantig konnte der Autor allerdings werden, wenn bei der Veröffentlichung eines seiner Beiträge ein Missgeschick passierte. Aus der Zeit, als ich leitender Redakteur der Zeitschrift Wege und Ziel war, stand ein Zettel, auf dem es heißt, Lieber Ritzi, ich schreibe die Bemerkung lediglich auf einen Zettel, damit sie nicht als Brief gilt. Andererseits soll man einen Ärger nicht ganz verschweigen. Hier darf man sogar nachtragend sein. Unsere literarischen Seiten im Jännerheft von Weg und Ziel sind ja, soweit ich es hier spüre, ganz gut angekommen. Nun lässt sich der Kein gerne korrigieren. Klammer, nach 10 Widerstand natürlich, Klammer zu. Nur muss die Korrektur tatsächlich etwas verbessern. Wenn es aber auf Seite 34 im dritten Absatz von unten heißt, Henriette Heil habe halb Europa von unten herab kennengelernt, dann ist eine solche Formulierung schlicht und einfach falsch. Es gibt immer Flüchtigkeiten, die ausgemerzt werden sollen gegen eine Verböserung, aber muss man sich wehren. Also behandelt einen gelegentlichen Mitarbeiter in Zukunft mit mehr Sorgfalt und Umsicht. Herzlich, Franz Kain. Ich bin mir sicher, dass ich für die Verböserung, und das war sie gewiss, nicht verantwortlich war. Heute passiert so etwas eventuell, wenn man über einen Text ein Rechtschreibprogramm darüber laufen lässt. Wir aber hatten in Zeiten des Bleisatzes noch Korrekturen, die mitunter beweisen mussten, dass sie gescheiter sind als die Redakteure. Bei einem Keintext war das wohl in jedem Fall unangebracht, war er doch in gebrauchter Sprache überaus penibel. Als 1995 mein Roman Hasenjagd im Müllviertel erschien, Als 1995 mein Roman Hasenjagd im Müllviertel erschien, war Franz Kain bereit für Weg und Ziel, ich arbeitete zu dieser Zeit schon nicht mehr als Redakteur der Zeitschrift, eine Rezension zu schreiben. Dabei hatte ich gewissermaßen in seinem Revier gewildert. Er war es ja gewesen, der mit seiner Erzählung Maria Lichtessnacht«, die 1973 in den Facetten dem literarischen Jahrbuch der Stadt Linz erschienen war, erstmals dieses Thema aufgegriffen hatte. Die mörderische Jagd auf rund 500 aus dem Todesblock des KZ Mauthausen ausgebrochene sowjetische Kriegsgefangene unter massenhafter Beteiligung der Bevölkerung. Hinzu kam, dass mein Roman im selben Verlag erschien, in dem auch Franz Kain seine jüngsten Werke veröffentlichte und der sich nach den Jahren des Totschweigens des kommunistischen Autors schließlich auch um die Herausgabe seines Gesamtwerks bemühte. Selbstverständlich war ich stolz, wenn er in der Rezension schrieb, Helmut Ritzi stellt mit dieser Hasenjagd im Müllviertel einen überzeugenden und kantigen Erstling vor, der zeigt, dass der Autor seinen Figuren aufs Maul geschaut und es verstanden hat, ein beklemmendes Stück Zeitgeschichte auch in eine beklemmende und betroffenmachende Form zu gießen. Beim spätere Wiederlesen musste ich allerdings erkennen, dass daneben auch ein paar Vorbehalte durchklangen. Und zum Jahreswechsel 1995-96 erreichte mich schließlich ein Brief von Franz Kain, in dem er schrieb, Lieber Helmut Rietzi, Briefschulden sind nach den Spielschulden die ehrenrührigsten. Deshalb noch im alten Jahr reinen Tisch machen. Und dann folgte eine kleine Liste, von der ich dir schon einmal mündlich berichtet habe, wehen ausdrücken. Lass dich noch ein wenig beschimpfen. Meiner, der haben wir freilich ein wenig puristischen, der haben wir zu, Meinung nach, sollte ein österreichischer Autor ohne Not folgende Ausdrücke nicht gebrauchen. Über das Bräuchte waren wir uns ja schon halb einig. Es war wahrscheinlich beim linken Wort am Volksstimmefest, wo wir einander regelmäßig trafen, dass er mir unmissverständlich klar gemacht hatte, dass es das Wort bräuchte nicht gebe, sondern nur brauchte. Nun aber folgten durch 19 Worte und Wendungen mit Seitenangabe, darunter verkneifen, insgesamt betrachtet, abgeblieben, zugelangt, abgehauen und so weiter mit dem Nachsatz. Diese Liste ist gewiss nicht vollständig, aber es sind die Ausdrücke, die mir beim ersten Lesen aufgefallen sind. Außerdem räume ich natürlich ein, dass da und dort ein Gemahne zitiert wird. Das wäre dann eben der Notfall. Wahrscheinlich habe ich, als ich den Brief erhielt, ein wenig geschluckt, doch dann betrachtete ich seine Kritik als durchaus berechtigt, später als Vermächtnis, das ich bei meinen folgenden Arbeiten zu beachten versuchte. Übrigens schloss Franz Kainz einen Brief versöhnlich mit dem Hinweis, wir werden nach Weihnachten ins Poserer Arbeitshaus übersiedeln und hoffen, dass es dort vielleicht zu ruhiger ist als in der Stadt. Alles Gute für 96, Gesundheit und Erfolg, alle keine. Danke. Okay, now. Thank you. Grazer Autorinnenversammlung und Stifterhaus, herzlichen Dank für die Einladung. Es geht in meinen Erinnerungen auch hervorwiegend um das Holz. Es geht in meinen Erinnerungen auch vorwiegend um das Holz. Erinnerungen sind, wie wir wissen, recht unzuverlässige Angelegenheiten. Viele vergangene Begebenheiten, Zusammentreffen oder Ereignisse wollen gar nicht in ihr auftauchen. Manche befinden sich verschleiert hinter einer Nebelwand und erscheinen nur, wenn ein frischer Wind durchfährt. Einige wenige treten scharf ausgeleuchtet hervor, wie bei einem Polizeiverhör. Manche wiederum sind in warmes Licht getaucht. Oft sind sie zu einem Bruchstück kraft, manche fügen sich nach langem Sortieren erst wie ein Puzzle zu einem Bild zusammen. Was die historische Evidenz betrifft, sind Erinnerungen recht unzuverlässige Kantonisten, denn Erinnerungen sind stets auch eine Rekonstruktion, eine Neukonstruktion des Gewesenen. Das heißt, die Übereinstimmung der Erinnerungen mit den Ereignissen ist in den seltenen Fällen hundertprozentig. Die Erinnerung an manche Zusammenkünfte sind nicht allein wegen der Unzuverlässigkeit des Gedächtnisses im Nebel, vielmehr spielt oft auch eine substanzinduzierte leichte Amnesie eine Rolle, die nach festlichen Anlässen des Öfteren auftrat. Dass es solche Zusammentreffen mit Franz Kain gab, sollte hier nicht verschwiegen werden. Mein erstes Zusammentreffen mit Franz Kain ereignete sich Ende der 70er Jahre bei einer Lesung in Vöcklerbruck. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Roten Jugendwochen der kommunistischen Jugend statt. Kain stellte damals seinen neuen Roman »Das Ende der ewigen Ruh« vor. Bei diesem ersten Zusammentreffen war Kain noch Lichtjahre von mir entfernt. Er war Mitglied des Zentralkomitees der KPÖ und Schriftsteller. Für mich als Lehrling in der Chemiefaser Lenzing AG bedeutet das, einem Mann gegenüber zu sitzen, der den Marxismus studiert hatte und über eine riesige politische und historische Erfahrung verfügte, somit eine ausgesprochene politische Respektsperson war. Und ich saß einem Mann gegenüber, der Bücher schrieb, für einen, der selber gerade zur Literatur als Lesender gefunden hat, ein kulturelles Leitbild. Heute gebärden sich junge Leute als Sprecherinnen der Partei, die gerade einmal ein paar Monate dabei sind und ein Smartphone bedienen können. Aber das ist eine andere Geschichte. sind mir sehr lebhaft in Erinnerung geblieben. Sie fanden viele Jahre nach unserem ersten Treffen statt. Wir hatten in der Zwischenzeit viel miteinander zu tun, sei es bei Sitzungen und Veranstaltungen der KPÖ oder in der Redaktion der Tageszeitung Neue Zeit, bei der ich als freier Mitarbeiter beitrug. Neben den regelmäßigen Besuchen in Posern, gemeinsam mit meiner damaligen Lebensgefährtin, der Feichtingerin, wie Kain sie nannte, hatte ich damals ein Haus in Herndl gemietet. Halfig mehrere Jahre leben jeweils im Herbst bei der Holzarbeit. Auf Knes Haus in Posern 9 war ein Holzservitut, also ein Nutzungsrecht des Waldes verbrieft. Er durfte jährlich eine gewisse Anzahl an Festmetern Brennholz und alle paar Jahre eine gewisse Menge Bauholz dem Wald entnehmen. Welche Bäume an welchen Orten geschlägert werden durften, das bestimmte der zuständige Förster. War einem der Förster wohlgesonnen, zeichnete er Bäume, die gut zu fällen und die nicht zu weit zu transportieren waren, an. Andernfalls waren die gefällten Stämme ganz schön weit durch den Wald zu transportieren. Die Strecke, die wir die Holzstämme durch den steilen Wald zu buxieren hatten, gaben darüber Aufschluss, dass Franz Kein den Förstern nicht in den Arsch gekrochen ist. Die Holzarbeit ist, wie vieles andere, streng hierarchisch organisiert. Ganz unten in der Hierarchie standen jene, die bei der Holzbringung halfen. Ich gehörte zu ihnen. Kein hatte eher die Funktion des Holzmeisters inne. Frühmorgens stiegen wir zu den Waldstücken auf, in welchen die gefällten und abgelenkten Stämme lagen. Sie befanden sich auf den Hängen unterhalb der markanten ewigen Wand. Zu dieser Zeit war für mich die ewige Wand eher eine Schlechtwetterdestination, denn wenn das Wetter es nicht zuließ, alpine Kletterrouten zu klettern, besuchten wir oft die ewige Wand. Die Routen unter dem großen Dach waren selbst bei Regen einigermaßen trocken zu begehen. Die Waldhänge darunter waren für mich Zustieg zum eigentlichen Ziel der Felswand. Kein, der dem Alpinklettern durchaus Respekt sollte, spöttelte doch immer wieder über die Südwandgeher. Ich hatte ihm zuvor erzählt, wir seien den Steinerweg in der Dachstein-Südwand gegangen. Seiner Auffassung nach konnte man in einer Felswand nicht gehen. Ich lernte durch die Waldarbeit die Gegend ein zweites Mal kennen. Ich fand einen neuen, frischen Blick auf den Wald, einen botanischen, weil kein mich lehrte, verschiedene Bäume zu bestimmen, einen politischen, wenn man die herrschaftlichen Attitüden der Bundesforstbediensteten betrachtete und selbstverständlich einen sozialen, wenn man die Arbeitsbedingungen im Wald damals wie heute betrachtete. Dass die wochenendmäßigen Waldeinsätze nichts mit der Arbeit der Holzknechte, wie kein sie in den 30er Jahren verrichtet hatte, zu tun hat, sei nur der Ordnungshalber angemerkt. Das war ein blutiger Knochenjob, eine brutal anstrengende Akkordarbeit. Meine Hilfen bei der Holzbringung höchstens eine Wochenendvergnügung, wenn auch eine anstrengende. Franz Kain widmete der Arbeit als Holzknecht einige literarische Arbeiten ohne den süßlichen, romantisierenden Blick, mit dem die heimattümmelnde Literatur auf die Waldarbeiter herabschaut. Das Werkzeug der Wahl bei der manuellen Holzbringung war der Sappel, ein Holzbeil mit einer gekrümmten Spitze und einem guten meterlangen geschwungenen Stiel. Damit konnte man die Stämme hebeln, drehen, ziehen, immer trachtend die Schwerkraft auf sie wirken zu lassen. Aber auch das ist eine Lehre aus der Holzarbeit. Es gibt nichts, was sich dem Vorwärtskommen nicht entgegenstellen könnte. Das gilt nicht nur für die Holzbringung. Die Stämme an einem Ort gebracht, wo sie von Fahrzeugen abgeholt werden konnten, dann ging es ans Aufzäunen. und Zeugnis eines Waldarbeiters merkte Kain an. Entsprechend genau wurde diese Arbeit in Angriff genommen. In einer Widmung in einem Buch schrieb Kain für Franz Fendt Bergsteiger, Holzästhetiker, Bringungsfachmann und Geschichtenerzähler. Ein wenig stolz macht mich diese Widmung heute noch. Unvergessen sind die Abende, die wir nach der Holzarbeit in der Stube in Posern verbrachten. Völlerei ist ein Hilfsausdruck, wenn Margit Kein in der Küche fuhrwerkte. Diese Gelage dauerten Stunden und es kam Bodenständiges aus dem Salzkammergut bis hin zur internationalen Küche mit stark russischem Einschlag auf den Tisch. Margit war als Sekretärin der österreichisch-sowjetischen Gesellschaft geradezu prädestiniert dafür. Zu besonderen Anlässen gab es Holzknecht-Nocken, eine traditionelle Speise, die Holzknechte in ihren Quartieren in den Wäldern zubereitet hatten. Einfach in der Herstellung und äußerst nahrhaft und nicht weniger schmackhaft. Würde die EU von dieser Speise wissen, wäre sie gewiss schon verboten worden. Franz Kain ließ es sich nicht nehmen, die Nocken selber herauszubraten. Es gab Saure mit Kraut und ein wenig Fleisch als Beilage und es gab Süße mit Hollerröster und anderem Bärenzeug dazu. An einem dieser Abende begann Kain von einem Hallstatter Salinenbediensteten namens Matthias Roth zu erzählen. Dieser sei im Ersten Weltkrieg dem Apotheker, Dichter und Sanitätsoffizier Georg Drackel als Offiziersdiener im damaligen Militärjargon als Pfeifendeckel zugeteilt gewesen. Militärjargon als Pfeifendeckel zugeteilt gewesen. Im Zivilberuf war Matthias Roth ein Geimel gewesen, der im Knappenhaus der Saline für die sanitären Verrichtungen zuständig war. Ein Geimel war übrigens auch neben den Holzmeistern und den Holzknechten passe. Dieser Rot also war Offiziersbursch des großen Lyriker Drackel. Dies sei, so insistierte Kain damals in der Literatur und in der Literaturwissenschaft, viel zu wenig betrachtet worden. Für mich war zu dieser Zeit Drackel ein Künstler mit steilen Gedichten und einer, der den Opoiden zugetan war, in der Liga von Lou Reed etwa. Kain erzählte über das Feldlazarett von Krodek, wo die österreichisch-ungarischen Truppen eine vernichtete Niederlage hinnehmen mussten. Drackel hat diesen Horror des Kriegs in seinem Gedicht Groteck niedergeschrieben. Kein erzählte, wie Matthias Roth dem Drackel durch manche psychische Krise half, diesen am Selbstmord hinderte und ihn versorgte, als der Dichter angesichts der Schrecken des Krieges immer mehr dem Opium verfiel. Wie Drackel dann in ein psychiatrisches Krankenhaus in Krakau eingeliefert worden ist und wie dieser am Ende seiner Kräfte dort verstorben ist. Und, dass die einzige Person an Drackels Kondukt Matthias Roth war. Mit keinem Wort erwähnte Franz Kain, dass es sich bei diesen Erzählungen um den Stoff für seinen neuen Roman handelte. Erst später, bei der Lektüre des Romans, in Krodek kam der Abendstern, ging mir ein Licht auf. Aber es sollte etwas Schlimmeres geben, als literarisches Versuchskaninchen von Franz Kin zu sein. Ich habe ein paar Erinnerungen an den Franz. Irgendwann, genau weiß ich es nicht mehr, haben wir uns einmal getroffen, der Kain Franz und ich, in Alturfer am Steinmetzplatzl, im Café Kana, in diesem ganz speziellen Lokal. Wenn man hineingegangen ist, hat man sich in eine andere Zeit versetzt gefühlt. 50er oder 60er Jahre, würde ich sagen, die Tapeten noch immer von damals. An der Bar immer ein paar Stammgäste, wahrscheinlich aus dieser Zeit übrig geblieben. Ich habe damals nur mit einem Kollegen vom Linzer Frühling schauen wollen, ob sich das Extrazimmer für eine Lesung eignet. Es hat sich als relativ klein erwiesen und also genau richtig für eine Lesung eignet. Es hat sich als relativ klein erwiesen und also genau richtig für eine Lesung. Wir haben uns an einen der Tische gesetzt und ein Bier bestellt und getratscht. Etwas später ist er dann hereingekommen, der Franz Kain, mit ein paar anderen Kommunisten, die ich teilweise vom Sehen gekannt habe. Aber einen, den Golub Kurtl, habe ich gekannt und gegrüßt. Der hat früher wie wir, meine Großeltern väterlicherseits, meine Eltern und ich, zwischen der neuen Heimat und Kleinmünchen in dieser Zweifamilienhäusern gewohnt und ist ein Genosse von meinem Großvater gewesen. Ihm habe ich auch immer die neue Zeit gebracht, wie einigen anderen Leuten in der Siedlung. Mein Opa und ich, ich auf dem Kindersitzal vorn auf dem Fahrrad meines Großvaters, daneben ist immer die alte Ledertasche mit den Zeitungen auf der Balance gehängt. Der Opa hat mich, wenn wir bei einem Haus stehen geblieben sind, aus dem Kindersitzal hinuntergehoben, eine neue Zeit aus der Tasche herausgeholt und mich mit ihr zum Haus geschickt. Und ich habe die Zeitung den Leuten geben dürfen. Die Männer haben sich an die Bar gestellt und der Franz Kain hat mit dem Golub Kurt über mich geredet. Das habe ich mitbekommen. Sie haben sich zugeprostet und einmal getrunken. Und dann hat sich der Kain Franz zu mir herübergetreten und gesagt, Mitterndorfer, bist du dem Mitterndorfer Sepp verwandt? Und ich habe ihm wahrheitsgemäß und stolz geantwortet, dass das stimmt und dass der Mitterndorfer Sepp mein Opa war. Ich glaube, seit damals hat der Kain Franz mich ein bisschen anders, ein bisschen freundlicher gegrüßt. Es war im Kolpinghaus. Es ist lange her. Es war eine tolle Zeit damals. Ich merke mir ja keine Jahreszahlen, aber es ist sicher mehr als 40 Jahre her. Es war die Zeit des Badcafés und der Bergamame und des Café Landgraf. Und die Zeit von Willi Warmer. Willi Warmer waren damals die Helden der Linzer Musikszene. Und es war auch die Zeit des Linzer Stadtplatz. Ein paar linke Sozi, ja sowas hat es damals auch gegeben, haben es gegründet und im Hintergrund finanziert. Ich habe damals für das Stadtblatt über Kultur berichtet. Und es war auch die Zeit, so glaube ich zumindest, als die Idee für den Linzer Posthof entstanden ist. Legendär der Ausspruch des damaligen Bürgermeisters Franz Hillinger, der bei einem Vorgespräch zur Errichtung des Rockhauses für Linz, so haben wir das damals genannt, was ein paar Jahre später der Posthof geworden ist, gesagt, das kommt überhaupt nicht in Frage. Dann stehen sie wieder auf die Sessel oben und prunzen runter, wie damals im Brucknerhaus bei Ambros. Wir haben trotzdem weitergesucht und gekämpft. Damals also muss es gewesen sein, dass ich ins Kolpinghaus gegangen bin zu irgendeiner Veranstaltung. Es war, glaube ich, ein Konzert und die jungen Leute sind zuhauf hingebillgert. Ich war zu der Zeit als Jugendzentrumsleiter in der Magelstraße in Urfa sehr engagiert in der Rockszene und habe mit ein paar anderen die Bewegung Linzer Szene für ein Linzer Rockhaus ins Leben gerufen. Viele junge Burschen haben uns unterstützt, weil sie alle Proberäume und Auftrittsmöglichkeiten für ihre Bands gesucht haben. Willi Warmer waren damals die Stars der Linzer Szene. Und eben bei dieser Veranstaltung im Kolpinghaus habe ich sie getroffen. Sie waren Gegner dieser Rockhausbewegung, weil sie nicht ganz zu Unrecht, wie sich später herausgestellt hat, befürchtet haben, dass sich die Stadt Linz, also die SPÖ, das Projekt unter den Nagel reißen würde. Vielleicht oder wahrscheinlich war es auch eine Zeit kurz vor einer Wahl, ich weiß es wie schon gesagt nicht mehr. Und ich gehe da hinein, in den Forum des Veranstaltungssaals im Kolpinghaus und der Kurt Holzinger, er war der Sänger von Willy Warmer, sieht mich und geht sofort auf mich los und schnauzt mich an, schlechte Mieterdorfer, wir sind die Freunde von keinem Franz und wir werden ihn wöhnen und nicht die Roden. Und ein dritter Text noch, schon etwas näher an der Gegenwart, aber auch schon sehr lange aus. Es ist ganz am Anfang meiner Karriere, wenn man überhaupt so sagen kann, meiner Karriere als Provinzschriftsteller gewesen. Mein Entdecker Richard Pils hat mich eingeladen, in Wien in der Alten Schmiede mein erstes Buch vorzustellen, das er bei ihm in seiner Bibliothek der Provinz herausgebracht hat, in tiefste Nacht, in hellstes Licht. Ich in der Alten Schmiede. Wow. Und ich komme schon einigermaßen nervös wegen meines Auftritts in dieser Eisen- und Wortschmiede hinein. Und wer sitzt da? Er, der Linzer Kommunist und Schriftsteller Franz Kain. uns, wie man sich halt kennt in einer Provinzstadt, in der man dieselben Lokale besucht und dieselben Veranstaltungen. Franz Kain, dessen Buch Der Weg zum Ödensee, mein erstes Kain-Buch, das ich damals in Ostberlin gekauft habe, weil ich es in Linz nicht bekommen habe. Franz Kain, dessen Buch am Taubenmarkt ich mir sofort gekauft habe, als es nach vielen Verzögerungen bei Richard Pilz veröffentlicht worden ist. Der Verleger hat mir einige Zeit vorher, so um 10 Uhr abends einmal, seine langen Beine unter meinem Wohnzimmertisch ausgestreckt und müde von seinem anstrengenden Gespräch mit Franz Kein zuvor erzählt, dass er den Keain gezwungen hat, sein am Taubenmarkt-Manuskript zu kürzen, weil es laut Pils viel zu lange ausgefallen war und deshalb unverkäuflich gewesen wäre. Zu kürzen. Und Kain hat sich mit Händen und Füßen gewährt gegen diese ihm zugefügte Demütigung durch die Kürzung seines Werks. Und dann sitzen wir dort in der alten Schmiede. Franz Kain, der Schriftsteller, mit seinem Dicken am Taubenmarkt und ich, der Autor, mit seinem Dünnen in tiefste Nacht in hellstes Licht. Nebeneinander. Ich trete als Vorprogramm für ihn auf und er sitzt drinnen im Publikum und hört mir zu. Ich beginne wie immer, wenn ich aus diesem Buch lese, mit dem ersten Text. Da ist zu viel in mir einer Sprach- und Sprechperformance und als ich im Stehen den Text gerade zu Ende geschrien habe und mich hinsetzen will für den nächsten Text, höre ich den Franz kein Laut und deutlich in die Stille sagen, damit er nicht wieder anwirbt. Vielen Dank. Kleitner wird einen Ausschnitt aus dem Linzer Wirtshausroman, der ja schon mehrmals angesprochen worden ist, das Ende der ewigen Ruhe lesen. Bitte. Ja, danke. Ich möchte aber zuerst auch noch meine erste Begegnung mit Franz Kain persönlich, wo wir miteinander geredet haben, wo ich nicht nur gesehen habe, da geht er, das ist er. Nein, Greta, ich wollte nicht nur sagen, da geht er, das ist er. Da kam es dazu, dass ich nach einer Tournee nach Hause kam und mir die Bankdirektorin ganz aufgeregt gesagt hat, Sie haben zu viel Geld am Konto. Ich wüsste, wie man es anlegen sollte und könnte. Und ich habe mir dann nur gedacht, nein, nein, nicht anlegen. Ich kaufe mir was. Und am nächsten Tag erfahre ich von einem Haus ganz oben in Posern, das hat einer verkauft. Und ich wusste nicht, dass das Haus von, das Geburtshaus und Heimathaus von Franz Kain war, da wo er aufgewachsen ist. Ich habe nur gewusst, welches Haus es ist und dass es den schönsten Platz ist, den es gibt. Ich bin da sofort auf, habe gesagt, wie viel willst du? Ich habe mir den Preis genannt, das ist super ausgegangen mit dem, was ich verdient habe. Und dann habe ich dort den darauffolgenden Winter gelebt. Zusammen mit meinem Toningenieur. Wir haben dort produziert, wir haben gemischt, wir haben Filmmusik gemacht. Schlafes Bruder Filmmusik zum Beispiel ist da oben entstanden. Und weil es damals noch viel geschnitten hat, das war Winter 94, 95, bin ich ab und zu, weil ich gerne im Schnee draußen bin, Das war Winter 94, 95. Bin ich ab und zu, weil ich gerne im Schnee draußen bin, eine Runde gegangen durch den Wald, auf wie zur ewigen Wand. Und nach einer Stunde bin ich zurückgekommen, wieder einmal von einem Spaziergang. Da sitzt der Wolfgang, mein Tonmeister und Toningenieur, ein bisschen bleich da und sagt, da war jetzt einer da. Sag ich, und? Hat er was gesagt? Wie war er heißt? Nein. Er hat gesagt, der Schaumhausen-Namen hat er nicht gesagt. Er hat nur gefragt, ob du da bist. Ich habe ihm gesagt, du wirst wahrscheinlich eh bald kommen. Dann hat er gesagt, nein, warten mag er nicht. Sonst hat er nichts gesagt. Wo ich? Er hat dann in diese Ecke gez hat er gesagt, nein, warten mag er nicht. Sonst hat er nichts gesagt. Wo ich? Er hat dann in diese Ecke gezogen und gesagt, da ist der Vater gestorben. Und dann ist er gegangen. Das war immer ein bisschen gruselig. Und dann habe ich mir gedacht, wenn da einer gestorben ist, dann kann der Bub nur der Karain Franz sein. Und er hat dann nur auf der anderen Seite vom Mühlbach-Graben Poser 9 damals gewohnt. Und ich bin dann auch gleich um mich und er hat dann gesagt, ich wollte das Haus kaufen. Das hat mein Bruder gehört und ich war so gern in das Haus eingezogen. Aber mein Bruder, als ich gedacht habe, von seinem Bruder kann er jetzt nichts verlangen, hat es lieber verkauft. Und der hat es einem verkauft, der dann angehaust ist und dem es ich abgehaust habe. Und der Franz hat gesagt, ich bin so froh, dass das wenigstens du bist. Und dann hat er mir gesagt, ja, aber ihr müsst aufpassen, weil aus diesem Haus sind, ich weiß nicht, ob es 20 waren oder 22 oder 27 Kommunisten hervorgegangen. als wir das erste Mal eine Wahl, eine Nationalratswahl erlebt haben, bewusst, und dann in der Zeitung am nächsten Tag geschaut haben, wer wie viele Stimmen gekriegt hat. Und ich dann gesehen habe, Geisern, 27 Kommunisten. Und ich habe gesagt, Papa, wer sind die? Das war so wie, ich habe gar nicht gewusst, dass wir Kommunisten bei uns haben, dass das sein darf. Und er hat gesagt, kann ich dir nicht genau sagen, aber in Bosnien da oben sind ein Haufen. Und dort bin ich jetzt auch. Und ich weiß, was er gemeint hat, dass man darauf passen muss, dass man nicht einer wird. Vielleicht bin ich schon einer und weiß es noch gar nicht. Ich bin der Weinhändler Pecher, obwohl gegenwärtig außer Dienst. Aber wenn ich so an der Schank im Gasthaus zur ewigen Ruhe stehe, bevor ich zurück muss ins Übergangsheim, spüre ich ganz genau, dass es von nun an wieder aufwärts geht mit mir. Zuerst habe ich gezögert, diese Arbeit im Friedhof anzunehmen, weil man dabei mit allem möglichen Russ beisammen ist, mit Leuten, die ihre Weiber schlagen und den Kindern das Milchgeld vertrinken. So einer bin ich nicht. Ich bin nur teilweise und zeitweilig durch gezielte Bosheit entmündigt. Wenn mein Gesundheitszustand wieder gekräftigt ist, werde ich meine Sache energisch betreiben und dann werde ich ihr die Tür weisen. Du hast in einer schlimmen Zeit nicht zu mir gehalten. Nun geh, werde ich sagen. Jawohl. Und die undankbaren Kinder, die auf den alten Vater losgehen, kommen mir nicht mehr ins Haus. Anfangs wollte ich diese Arbeit nicht annehmen, weil ich geglaubt habe, da müsste man halb verfaulte Leichen ausgraben oder ähnliche Drecksarbeit tun. Aber beim Amt haben sie mich aufgeklärt. Nein, nein, das Friedhofsgeschäft ist doch keine Fäkalienabfuhr. Wo denken Sie hin, Herr Pecher? Hier geht es um Rasenpflege. Ganz wie zu Hause bei Ihrer Villa. Um die Betreuung der Sträucher und Kieswege. Um das Beschneiden von Birken und Magnolienbäumen. Nicht der Totengräber. Der Herr Gartenarchitekt führt hier das Wort. Diese Auskunft hat mich schon ein wenig versöhnt mit meinem zukünftigen Wirkungsbereich. Und dann muss man ja an sein Alter denken. Wenn ich jetzt arbeite, sagt der Beamte, bekomme ich später eine kleine Pension. Die bleibt mir auch, wenn ich einmal meinen Besitz zurückerrungen habe. Da werde ich also, wenn ich wieder in meinem Haus bin, eine kleine Zubuße haben. Ich werde die Pension auch gut brauchen können, denn meine Verhältnisse haben freilich gelitten durch meine Krankheit in den letzten Jahren. Aber jetzt beginnt die Rekonvaleszenz und ich spüre schon eine Menge Kraft in den Armen. Wenn ich einen Wacholderbusch stutze, riecht es nach Harz und beim Liguster denke ich an den roten Dompfaff, der im Herbst die schwarzen Beeren frisst. Wenn wir an einem schönen Tag dürres Laub zusammenkehren, dann raschelt es wie in einem Bauernwald. Dieser Tage ist sogar ein Fasan über die Büsche gestrichen. Nein, ich brauche es nicht zu bereuen, dass ich mich zu dieser Arbeit gemeldet habe. Auf amtliches Zureden. Freilich gibt es auch Ärger. Heuer hat schon im Oktober der Nebel und der kalte Regen eingesetzt. Wir haben zwar Gummimentel und auch Gummistiefel, ein errarisches Gewand sozusagen, aber die feuchte Kühle dringt überall ein. Und wenn man so friert von innen her, dann ist es ein wahres Labsal, nach getaner Arbeit einzukehren in die ewige Ruhe. Und wenn es auch nur bis zur Schank ist, niedersetzend lässt sie mich nämlich nicht, die Frau Wirtin Anna Warkolbinger, weil ich eine Zeit lang keinen guten Lebenswandel gehabt habe. Sie weiß ja nichts von meinen Vorsätzen, denn so etwas sieht man einem Menschen von außen nicht an. So stehe ich also bei der Schank und trinke ein Bier. Ich heimgehe ins Übergangsheim und manchmal kaufe ich mir auch ein Achtel Wein, obwohl ich mich ärgere über den hohen Preis. Als Weinhändler weiß ich nämlich, was er wirklich gekostet hat. Weil ich still und friedlich dastehe, gibt mir die neue Kellnerin auch ein Restlwein, das sie von den Tischen bringt. So einem bin ich nicht, der stehen gebliebenes Bier trinkt. Nein, dieses Bier, das ausschaut wie Urin nach einem Fieber. Wein, den kann man schon trinken. Da hängt ja keiner die Nase hinein oder seinen fetten Schnauzbart wie beim Bierkrügel. Ich habe der Kellnerin hier und da einen Gefallen getan, ihre Schuhe zur Schnellsohlerei hinübergetragen oder ein Paket aufgegeben. Dann habe ich ihr beigebracht, die Resteln in eine Flasche zu schütten, den weißen in eine, den roten in eine andere. Und dann bin ich noch weiter gegangen und habe gesagt, den heurigen in eine Flasche und den alten in eine andere, damit der Weinhändler Pecher nicht immer gräuliche Verschnitte trinken muss. Die Flaschen hat sie dann ins Kühlfach gestellt, die mit dem Weißen natürlich. Und wenn ich am Abend komme und sage, heute habe ich einen Gustorf, einen Viertelroten, aber kalt darf er nicht sein. Manchmal ist die Kellnerin von ausnehmender Freundlichkeit und sagt dann, Herr Pecher, ein Viertel spezial, gefällig, und greift nach meiner Flasche. Wir haben beide eine gute Tat begangen. Das stehen gebliebene Bier ist nämlich gut fürs Saufüttern. Und wer das wegtrinkt, schädigt die Volksernährung. Aber der Wein, der in den Ausguss geschüttet wird, könnte nur die Ratten im Kanal irritieren. Und bei dem hohen Grad der Wasserverschmutzung soll man nicht noch zu einer Verschärfung beitragen. Ich bin also schon ein Ordnungsfaktor in der ewigen Ruhe. Nun hat sich alles halbwegs eingespielt. Die Kellnerin war recht zutraulich und ich ein stiller, in sich gekehrter Stammgast. Aber jetzt hat drüben auf dem Friedhof das Unglück begonnen. Die Leute haben kein Gefühl für Pietät, nicht für Zweikreuzer. Überall muss man dahinter sein, dass sie die Gräber nicht verwahrlosen lassen, wie eine Mistgstötten. lassen wie eine Mistgstötin. Das Papier, in das die Blumen eingewickelt sind, werfen Sie zwischen die Gräber. Das schaut aus wie auf einem wilden Jausenplatz. Sie kommen daher am Allerheiligen Tag und machen eine einzige Modeschau, weil Sie zum ersten Mal die neuen Winterkleider ausführen. mal die neuen Winterkleider ausführen. Und auf den Gräbern veranstalten sie eine Blumenschau wie am St. Valentinstag. Bescheidene, aber haltbare Blumen und kleine Sträucher tun's ja nicht mehr heutzutage. Da müsste einer gleich fürchten, er käme ins Gerede, wenn der andere das Grab schöner begrenzt hätte. Sie machen aus allem und aus jedem eine Antuscherei. Und wir müssen dann wegräumen, denn nach Allerheiligen kümmert sich ja niemand mehr darum. Jetzt auf einmal soll ich daran schuld sein, dass es Klagen gibt. Wegen einer leeren Flasche, die stehen geblieben ist. Weiß man den höheren Orts nicht, dass auf dem Friedhof viele Flaschen herumliegen? Womit sollen die Leute die Blumen gießen auf den Gräbern? Glaubt jemand, sie würden sich Gießkannen und Gartenschläuche mitnehmen in der Handtasche? Kein Mensch tut das, sondern holt sich eine Bierflasche Wasser. Die zwei Spritzkrüge zum Ausleihen reichen nicht aus. Und der Totengräber weiß es genau. Aber auf mich hat er es abgesehen vom ersten Tag an, weil ich der Einzige bin, der ihm drein geredet hat bei der Arbeit und der ihm nicht aus der Hand frisst. Mir kann er nämlich nichts erzählen. Nicht erzählen, wie man Hecken schneidet und die Gesträucher verjüngt. Ich habe eine große Praxis von meinem eigenen Garten zu Hause, den ich mustergültig gepflegt habe vor meiner Krankheit. Das hat er nicht gern, wenn ich ihm widerspreche vor den Leuten. Der glaubt, der Friedhof sei ein Exerzierfeld. Er, der Feldwebel und die Leute, die wie ich unverschuldet in Not geraten sind auf ihre alten Tage, seine Rekruten. Ich versuche ja, einen wohltätigen Einfluss auszuüben auf die anderen, von denen einige wirklich etwas labil sind. Aber ich will keinen Stein auf sie werfen und helfe so gut ich kann. Gerade die Bierflasche auf dem Grabstein des Herrn Hofrat habe ich wieder nur meiner Gutheit zu verdanken. Der Mann neben mir hat freilich selbst verschuldet mit dem Magen zu tun. Und weil er weiß, dass ich Geld habe, denn dass ich sparsam bin und mir es einteilen kann, das ist bekannt, tränt er so lang, bis ich nachgebe und einen der Buben, die immer herumstrolchen, zum Konsumgeschäft hinüberschicke, um etwas zum Wärmen zu kaufen. Er kommt mit der Bierflasche zurück und wir trinken, mein Mitarbeiter wegen seines Magens und ich, weil mir der Nebel nicht gut tut. Diese kalte und zähe, der sich auf die Brust legt, dass ich ständig husten muss. Was ist denn so eine Flasche schwacher Brandwein, so ein billiger Stiegenscheißer für zwei erwachsene Männer. Das sind beim Militär ganz andere Maße und gerade in Mode und kein Mensch findet was dabei. Es gehört zur Marschverpflegung. Ich freue mich, dass mir gleich leichter wird und mein Eifer neu erwacht ist und stürzt mich wieder auf meine gartenpflegerische Arbeit. Weiß ich denn, dass der andere die Flasche einfach stehen lässt, mitten auf dem Grabstein und dass kurz nachher die Witwe des Hofrats kommt und die Flasche nimmt und daran riecht wie ein gehässiger Polizeiarzt und gleich über die Besoffenen zu krakehlen beginnt wie ein ordinäres Weib in einer verrufenen Gasse. Nichts anderes braucht der Totengräber, damit er sich an mir rächen kann. Der Bub wird ausgefragt, bekommt ein paar Ohrfeigen und sagt, der Pecher habe ihn umrum geschickt. Dass er ein Trinkgeld dafür bekommen hat, davon sagt er natürlich nichts. Die Undankbarkeit beginnt ja heute schon im Kindesalter. Und weil der Pecher zur Jause einen wärmenden Trunk bezahlt, wird er nun gemaßregelt. Dass die Flasche der andere hat stehen lassen, aus lauter Gedankenlosigkeit, da fragt niemand mehr danach. Pecher ist schuldig, weil man ihm und nur ihm eins auswischen will. Und weil er arm ist und weil er sich nicht wehren kann? Bei mir wirkt alles erschwerend, dass ich nicht von Geburt aus ein Graszupfer bin wie die anderen. Das wird mir auch angerechnet wie eine Schuld. Aber was wissen diese beamteten Rossknechte von seelischer Demütigung? Wenn die Besucher auf den Friedhof kommen, wer muss da Spießruten laufen? Ich. Ich, den sie kennen als einen ehemals angesehenen Mann. Da stecken sie die Köpfe zusammen und tuscheln. Und ich muss mich wieder verdrücken hinter dem Lebensbaum, weil ich mich geniere. Ich gehe nicht in das Gasthaus, um zu trinken. Das könnte ich, wenn ich den Tropfen über die Gasse beim Kreislerhol billiger habe. Ich gehe ins Wirtshaus, weil ein Mann, der auf seine alten Tage ins Unglück geraten ist, unter Menschen sein will. der auf seine alten Tage ins Unglück geraten ist, unter Menschen sein will. Wenn ich höre, wie die Leute diesen und jenen Wein loben, dann muss ich lachen. Wenn die wüssten, was alles gepanscht wird. Aber ich behalte mein Wissen für mich. Es ist ja nur, dass man zuhört als Fachmann und sich seinen Teil denkt. Die Wahrheit kann ohnehin niemanden beruhigen. Du musst jetzt aber schauen, warum man das sagt. Ich erzähle das, ja. Viele von euch wissen das wahrscheinlich eh, dass wir so eine Tradition vom Kain geerbt haben, dass wenn Menschen beisammen waren länger und es auch spät wurde, im wahrsten Sinne, oder auch, ihr wisst schon, das mit dem Wein, dass wir dann, als das vor allem der Kain dann immer angeregt hat, dass man jetzt noch nicht davon abhören kann, sondern schon noch was singen muss. Und wer weiß es, was das Lied sein könnte. Es ist der Winschatz. Und wir haben jetzt eine Lins-Golsan-Fusion. Wir haben einen berühmten Musiker gewinnen können, um uns den Wildschwein zu singen. Das aus uns zeugt. Ja, es war, da gibt es natürlich schon Unterschiede, also zwischen Lins und Golsan. zwischen links und grüßen wir haben uns ja Seid ihr in der Ruhe? Nehmt ein Wünschzettel, seid ihr zu zahl? Geht in ganz Gebirge zu. Ehe, wo es dort den Weg so schlägt, wo die schön Gampsen stehen, rein im Gebirge. Er wo als Jod den Weg zu stehen, wo die schön Gampsen stehen, rein im Gebirge. Und da gampst du da g'schussend hoch drum in der Wand. Und jetzt mich das auswurden, ja und mit seiner Hand. Da, ja, da, wo der Blau zur schaut, hat sie nicht so viel gebraucht, bis das erschlofft. Da, ja, da, wo der Blau zur schaut, schloss der Herr hat am Land so geschaut hat sie nicht zugetraut bis dass er schloss und wer den Wildschütz hat geschlafen hat es getraut Und tot, als sie traut, nehmt den Wildschzt übern Felsenob, hineingestreust. David Schütz springt auf vom Schlaf, stürzt übern Felsenab, hineingestreust. Und den Jäger trug's gewissen, Mann, wie schützt dein Blut? Und jetzt möchte er gern wissen, was dein Geschütz trotzt durch. O Jäger, bist ein Jäger mein, bildet dir die Wunden sind verbunden. Und das Blut ist das Blut. Und jetzt musst du halt mit mir gehen. Steh auf, nimm dein Blut. Thank you. Bevor ich mir an Jäger geh, lass ich mein Leib und Seh und mein Jungsblut für stolz, komm, war gut. Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Ich bedanke mich bei allen Mitwirkenden, bei Katharina Kein, Alenka Mahli, Rudi Habringer, Helmut Ritzi, Franz Fendt, Kurt Mitterndorfer bei Hubert Achleitner. Ich bedanke mich bei Ihnen für die Aufmerksamkeit. Es gibt einen Büchertisch draußen mit einigen Büchern von Franz Kain. Und es gibt diese Zeitschrift Zwischenwelt, in der zwei sehr interessante Artikel über Franz Kain auch noch drinnen sind, von Richard Wall und Peter Hodiner. Das war's. Ich soll noch sagen, beim Buffet kann man nur konsumieren, wenn man einen Sitzplatz hat. Im Stehen geht's nicht. Und Sperrstund um 22 Uhr, das gehört auch dazu. Danke vielmals. Applaus