Spätestens seit dem Brexit, dem Ausscheiden Großbritanniens aus der EU, weiß auch das Europäische Parlament von der Notwendigkeit, vor allem die Bürgerinnen und Bürger der nunmehr 27 Mittelstaaten, nicht einfach nur einmal in fünf Jahren wählen zu lassen, sondern unmittelbar in die Entscheidungsfindungsprozesse einzubinden. Im Rahmen der Konferenz zur Zukunft Europas finden daher regelmäßig sogenannte Bürgerforen statt, bei denen sich europaweit nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Teilnehmerinnen und Teilnehmer über wichtige Themen und Fragestellungen gemeinsam austauschen. Die Ergebnisse werden von Kommission, Europäischem Rat und Parlament aufgegriffen und sollten idealerweise auch in der EU-Politik berücksichtigt werden. Damit darf ich Sie auch schon bei dieser aktuellen Ausgabe der redaktionell gestalteten Senderei mit Biss, Politik und Zeitgeschehen auf DorfTV sehr herzlich willkommen heißen. Mitte Oktober durfte sich DorfTV auf Einladung des EU-Parlaments in Straßburg ein Bild von einem dieser Bürgerforen machen, bei dem sich die Diskussionen der Rolle der EU in der Welt sowie dem großen Thema Migration widmeten. Im folgenden Beitrag berichten der Schüler Boris Schober aus Leibniz sowie die junge Kindergartenpädagogin Julia Eichberger aus Wien von ihren persönlichen Eindrücken aus österreichischer Perspektive. Aber es kommt auch Dubravka Schuitzer, die EU-Kommissarin für Demokratie und Demografie, zu Wort, genauso wie der EU-Abgeordnete Guy Verhofstadt sowie Rainer Münz, namhafter EU-Berater für Demografie und Migration. democracy is in the European Union? The European Union is based on democracy and on peace, prosperity, solidarity. At this moment, maybe democracy is challenged in some parts of the world, but also in some European member states. So we want to cherish our democracy and this is the reason why we are organizing this Conference for the future of europe by including citizens and by reinforcing our representative democracy this is what we are doing with this conference inviting citizens because we think that the four years period or five years period between elections is too long period in order to invite citizens only to elections so we want to listen to them all the time and to try to reply to their concerns, to their hopes, to their ideas, and that's it. This is the first time the European Union engages itself in a participatory process in which behind listening, of course, to the representative of the institutions, they want to listen to the citizens and how do they see the future of Europe. It is the first time that with the participants who will animate the debate on the digital platform on the future of Europe and the citizens who are here in Strasbourg to engage in the panel discussion, we will shape a new agenda. Basically nobody told them what they need to discuss about. It's coming from the European citizens. Wir werden eine neue Agenda schaffen. Niemand hat ihnen gesagt, was sie darüber diskutieren müssen. Das kommt von den europäischen Bürgerinnen und Bürgern. Wir glauben, dass es wichtig ist, weil Europa nicht an die drei Institutionen gehört, sondern an alle europäischen Bürger. ist abgesehen von direkten Demokratien, wo eben ständig Volksabstimmungen stattfinden, siehe Schweiz oder Kalifornien. Es gibt in Belgien die deutsche Community, die eben eine solche zweite Kammer hat, wo durch Losverfahren ausgewählte Bürgerinnen und Bürger neben dem gewählten Parlament zusammentreten. In Brüssel beginnt jetzt auch ein solcher Versuch, da mischt man Abgeordnete und durch Losverfahren gewählte Bürgerinnen und Bürger. mischt man Abgeordnete und durch Losverfahren gewählte Bürgerinnen und Bürger. Also die Hoffnung hier ist, dass Leute nicht über, vermittelt über ihre gewählten Abgeordneten, sich Gehör verschaffen, sondern direkt Lösungen vorschlagen. Es bleibt trotzdem natürlich die Aufgabe des Europäischen Rates, der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments, diese Vorschläge aufzugreifen und in Gesetze oder Maßnahmen zu gießen, das können die Bürgerinnen und Bürger den Gewählten nicht abnehmen. Was bedeutet es für Sie hier im EU-Parlament in Straßburg, dem Zentrum, dem Herz der europäischen Demokratie zu sein? Es ist mir eine große Ehre und ich habe damit nicht gerechnet, dass ich das bin. Ich bin per Zufall ausgewählt worden und bin jetzt sehr stolz darauf, dass ich Österreich hier vertreten darf. Was ist Ihnen denn in dem Moment durch den Kopf gegangen, als Sie die Information erhalten haben, dass Sie ausgewählt wurden? Ich habe zuerst gedacht, es handelt sich um einen Scherz. Ich glaube, das ging vielen anderen auch so, wie ich aus den Gruppen mitbekommen habe. Und dann war ich so erregt und erfreut, wie ich dann gemerkt habe, das ist wirklich Realität und habe sofort zugesagt. Herr Schoper, erzählen Sie uns kurz, wie Sie hierher ins EU-Parlament von Straßburg gekommen sind. Das ist eine lustige Geschichte eigentlich. Ich wäre Begleitperson gewesen für einen Kollegen, der minderjährig ist und der ist dann kurzfristig abgesprungen und so habe ich nicht nur als Begleitperson herkommen können, sondern auch als Teilnehmer. Und das ist natürlich eine große Ehre, die er sich entgehen hat lassen und für mich jetzt eine Chance ist, da dabei zu sein. Was haben Sie im Vorhinein gewusst, was man hier von Ihnen genau will? Meine Meinung. Ich glaube, das ist eine Möglichkeit für die Bürger der EU, ihre Meinung einzubringen und das ist eine super Gelegenheit. guarantees that the citizens are continuing to be in the heart of the decision-making process. So it's not a listening exercise. We are not organizing a conference simply to hear from the citizens what they want, because we know that. We have the Eurobarometer, we have surveys, who are published many times a year. This conference is unique in the sense that citizens are actively participating in the decision-making process, together with the representatives of the European and national democracies. So, in that sense, it's a marriage, I should say, between participatory democracy and representative democracy. There are 800 citizens who have been randomly selected to participate in this innovative democratic exercise. So today there are four clusters and today's cluster which talks about a European role in the world and migration. So we want to listen to citizens' ideas as I said at the beginning and some of them will be definitely incorporated in our policy, in our policies. What we want to achieve with this conference is to make European citizens part of decision making process in European Union and this is how I can invite also your viewers to come to our multilingual digital platform and to contribute with their ideas because it's not only here in Strasbourg, these 800 citizens, but also you can contribute always via multilingual digital platform with your ideas. You can comment, you can contribute always via a multilingual digital platform with your ideas. You can comment, you can share comments, you can organize events. So the best way would be to organize events on different levels and then to come back to the platform with the conclusions. And these conclusions will be taken into consideration while drafting our conclusions in the end. This is very important to know, but I'm not sure that citizens of Europe are aware of this possibility at the moment. So thank you for inviting me and for sharing this idea. How do people feel to participate? How can they consider themselves as real 100% Europeans? I think it's very emotional, even before being rational, when they find themselves here in this building, which is the house of European democracy, but as you said, seems so far away. And one of the common reactions among them is, I still don't understand how I got here. And many, especially some senior people, I think that value what Europe means, were very moved by the fact of being able to take part in this. Because as you say, they complain that Europe is too far away. They complain that nobody listens to them. But now they are here and we are asking them what do they think so there is a strong emotion I was moved myself yesterday in the plenary and I think there is a eagerness to contribute because everybody yesterday expressed the ideas that they want to implement and of course also the dimension of meeting other people from Europe. It is a social fabric that makes the beauty of our continent. When Brexit happened, I felt it as an enormous failure of the Union. When a big member state like the UK is leaving the European Union, it's difficult to say, oh fantastic, we are doing it very well. No, it's a failure. So this conference was also born at that moment, saying, yeah, we cannot go further with a union where there is a Brexit and where there are countries who are not compliant with the values of the European Union and with a weak role of Europe Die zwei Themen des vierten Pendels, Und ja, wegen Brexit war es ein enormer Druck, mit dieser Konferenz zu beginnen. Das ist wahr. Die zwei Themen des vierten Pendels, wo wir uns jetzt zusammengefunden haben, sind ja nicht ganz einfach. Die Rolle der EU in der Welt bzw. Migration. Wie viel Expertise muss man mitbringen, um hier auch tatsächlich mitdiskutieren zu können? Also beim Thema Migration werden Sie kaum jemanden in Europa finden, der dazu keine Meinung hat. Es wurde so viel über dieses Thema spätestens seit dem Jahr 2015 diskutiert, dass man kaum jemanden findet, der hier sozusagen völlig neu und überrascht von der Debatte ist. Bei den Themen Welthandel, Handelsbeziehungen, beim Thema Europäische Armee, ja oder nein, beim Thema wie viel Entwicklungshilfe sollen wir leisten, gibt es sicher mehr Menschen, die sich dazu noch keine Meinung gebildet haben. Also ich würde sagen, das ist bei diesen beiden Themenkörben sehr unterschiedlich verteilt, die Frage der Information. Bei Migration kann man natürlich immer noch ein paar Zahlen bringen, aber hier geht es ja vor allem darum, dass die Leute eben vor politischen Alternativen stehen. Die gibt es bei der Frage Europa in der Welt natürlich auch, europäische Armee, ja oder nein. Aber da muss man, glaube ich, eine Spur mehr darüber wissen, bevor man so ohne weiteres ja oder nein sagen kann. Während die Frage, ich hätte gern mehr Zuwanderung oder ich bin froh, wenn niemand kommt, ist etwas, was viele Leute für sich schon beantwortet haben. Inwiefern haben denn Sie in Ihrem Alltag überhaupt mit Europa oder europäischen Themen zu tun? Ich bin Kindergartenpädagogin und in Wiens Kindergärten gibt es EU-geförderte Lebensmittel, also das heißt, dass Obst und Gemüse kommt von EU-geförderten Bauern und auch die Währung natürlich ist im Alltag präsent. Wie kann man denn Europa an Kinder vermitteln? Das ist eine sehr schwierige Frage, das haben wir auch in der Gruppe schon diskutiert, dass es sehr schwer greifbar ist für Kinder und auch für Erwachsene mit den verschiedenen Institutionen der Europäischen Union. mit den verschiedenen Institutionen der Europäischen Union. Es gibt dazu von der EU auch Materialien, aber es ist auch nicht aus der Lebenswelt der Kinder. Das Interesse an sich an der EU ist bei den Kindern nicht sehr hoch, weil sie auch davon keine Vorstellung haben. Sie sind hier zusammen mit 200 anderen Bürgern und Bürgerinnen aus den EU-Mitgliedstaaten. Welche Möglichkeit hatten Sie bereits, sich mit denen auszutauschen, Gespräche zu führen? Worum ist es da gegangen? Also es gibt sehr viele Möglichkeiten, in Kontakt zu treten. Man lernt so viele neue Leute kennen. Man wird auch oft angesprochen, wenn es nur beim Reingehen ist, schon beim Eingang oder beim Mittagessen. Und es sind immer verschiedene Themen, auch über Herkunft und die Unterschiede zwischen den Ländern werden klar. Und kulturelle Unterschiede sind oft ein Thema. Wie sehr fühlen Sie sich als Europäer? Sehr. Ich bin 2003 geboren. Ich bin in der Europäischen Union geboren und bin europäischer Bürger, genauso wie ich österreichischer Bürger bin. Wenn Sie sich überlegen, welche Rolle die Europäische Union in der Welt spielen soll, was fällt Ihnen da zuallererst ein? Der Klimawandel. Alleine werden wir es nicht schaffen. Wir brauchen unbedingt gemeinsame Lösungen. Lösungen, die nicht nur in Europa, sondern auch in China, in Russland, in den USA gemeinsam getragen werden. Also, dass wir Lösungen finden. Und Österreich wird das nicht alleine können. Für mich ist klar, dass die Rolle der EU im Weltraum schwach ist. Wir sind nicht auf der Weltraumsphase existierend. the role of the EU in the world is weak. We are not existing on the world stage. When something is happening in Ukraine, when something is happening in Syria, when something is happening in our neighborhood, we cannot react. Why? Okay, I think because there is still the unanimity rule, so you need 27 member states to agree before you can do something. And also the lack of European defense. Because we have not an own strategic autonomy, a defense capability. Nevertheless, we spend a lot of money on defense in Europe. We are the second biggest spender on military in the world, after the Americans. We are not capable to defend ourselves. Wir sind der zweite größte Spender des Militärs der Welt, nach den Amerikanern. Wir sind nicht kapabel, uns selbst zu verteidigen. Und das ist, glaube ich, das zweite große Problem, das sicherlich während der kommenden Bürgerpandemie diskutiert werden wird. Wie kann man Ihrer Meinung nach den Menschen in Europa, auch die Europäische Union, greifbarer, erlebbarer machen? Also das Wichtigste, glaube ich, ist hier Transparenz. Es hilft sehr. Ich habe viele Jahre in Brüssel selber gearbeitet. Wenn Schülerinnen und Schüler kommen, wenn es Gruppen gibt, das Parlament, den Rat, die die Kommission besuchen, es schafft ein viel besseres Gefühl, wenn man schon einmal da gewesen ist, mit Repräsentantinnen und Repräsentanten gesprochen hat, sich austauschen könnte. Zweitens können natürlich die Gewählten selber mehr tun. Also ich denke, es steht jedem Abgeordneten frei, natürlich nicht nur eine Bürgersprechstunde zu halten, sondern auch Foren wie diese zu organisieren. Es steht übrigens auch den Mitgliedstaaten frei, solche Bürgerforen selber national einzuberufen. Manche haben das getan. In Frankreich haben schon über 15 solche Foren stattgefunden. Manche Staaten haben da gar nichts getan bis jetzt. Also das ist etwas, wo die Mitgliedstaaten selber sicher noch viel aktiver werden könnten in einer Konsultation.