Kjell Kronström, Kjell Kronström Thank you. Das Nordico Stadtmuseum Linz zeigt die Ausstellung Gebaut für Alle. Kurt Kühne und Julius Schulte planen die soziale Stadt. Also geleitet hat mich ganz am Anfang die Person von Julius Schulte und eben die Architektur, die ich halt kennengelernt und entdeckt habe hier in Linz. Also nicht im Sinn, dass ich die als Erster wahrgenommen habe, aber für mich habe ich sie entdeckt. Komplementär zur Ausstellung im Nordico Stadtmuseum hat das AFO sich mit dem Gegenwartsbezug von diesen beiden Herren beschäftigt. Also diese zwei Architekten aus der Zwischenkriegszeit haben ein großes Oeuvre hinterlassen, waren sehr wirkmächtig. Die Spuren sieht man heute noch. Warum zeigen wir das erst jetzt? Das ist eine wirklich gute Frage. Die beiden Architekten sind seit Jahrzehnten verstorben. Schulte starb sehr früh, 1927, Kühne Anfang der 1960er Jahre und zwar vielleicht auch deswegen, weil die Bauten der beiden Architekten leider zu Unrecht bis jetzt nur regional bekannt sind. Und ich habe in der Architektur relativ schnell Qualitäten gesehen, die für Linz, glaube ich, einfach eine hohe Bedeutung haben. Zum Beispiel die Anpassung an die städtebauliche Situation an den jeweiligen Ort. Zum Beispiel die Anpassung an die städtebauliche Situation an den jeweiligen Ort. Da hat Julius Schulte wirklich, glaube ich, Fantastisches geleistet. Und er hatte auch ein architektonisches Repertoire und ein architektonisches Wissen, das ihn einfach auch in die Lage versetzt hat, derart kreativ und angemessen mit den Bauaufgaben und den Räumen, auf die er getroffen ist, umzugehen. Punkt 2 ist, sie wurden niemals publiziert und zwar deswegen, weil einerseits der Nachlass von Schulte das Haus eben einen Bombentreffer erlitten hatte und selbst bei Kühne eben dadurch, dass er keine Familie hatte, es keinen Nachlass gibt, wir eben das Glück hatten von Kurt Kühne etwas zur Distavik-Schule und ein einziges Porträtfoto in der Schule eben gefunden haben und das wir durch die Enkeltochter von Julius Schulte, die einen Teil sozusagen des Nachlasses bei sich im Kinderwagen hatte und daher so ein Material ist offenstand. Und Kurt Kühne war jetzt nicht unbedingt mein Spezialgebiet, sage ich mal, aber man kann auch bei Kurt Kühne bei aller Gegensätzlichkeit, die beide, was die Architekturauffassung angeht, kann man bei Kurt Kühne eigentlich auch ein vergleichbar sensibles Umgehen mit dem städtischen Raum wahrnehmen. Und das Faszinierende, das ist natürlich auch für die Zeit typisch, aber das Faszinierende bei beiden ist eigentlich ein hohes Bewusstsein für die städtische Gesellschaft, für die Gesamtstadt, wie auch natürlich, da sind die 20er Jahre natürlich auch eine ganz besonders harte und intensive Zeit, für die sozialen Fragen und die sozialen Aufgaben, die man über Architektur und Stadtplanung in einer Stadt wie Linz in dieser schwierigen ökonomischen Phase und auch schwierigen gesellschaftlichen Phase realisieren sollte oder realisieren kann. Es waren zwei Persönlichkeiten, die 1905, 1915 eine Arbeit, einen Job in der Stadt angenommen haben, bei der Stadtverwaltung, Stadtentwicklung, haben sich in dieser Stadt niedergelassen. Beide kamen von auswärts, einer von Wien, einer sozusagen von Berlin, Charlottenburg, Dresden und haben mit ihren Familien bis zu ihrem Tod in dieser Stadt gelebt. Das heißt, sie haben sich sehr genau die Bedürfnisse angesehen und haben ihre Bauten und ihre Vorschläge sozusagen dahingehend entwickelt und umgesetzt. gehend entwickelt und umgesetzt. Mich selber sehr gewundert hat, dass es nicht zwei, drei tolle Bücher über ihn gibt oder eben schon längst eine Ausstellung stattgefunden hat. Das heißt, was man sofort gemerkt hat oder was ich sofort realisiert habe, ist, dass es eigentlich wenig wissenschaftliche Aufbereitung gibt. Und das hat mich natürlich gereizt, weil ich sowieso schon immer mit dieser Zeit sehr befasst bin, mit der frühen Moderne in Österreich. Und man startet dann einfach durch viel, viel, viel Recherchearbeit. Also dass man mal alles zusammensucht, was man überhaupt finden kann. Und diese Recherche ist natürlich heute relativ erleichtert, dadurch dass es zum Beispiel von der österreichischen Nationalbibliothek dieses ANO-Programm gibt, diese ANO-Zeitschriftenrecherche, wo man dann zum Beispiel sich sämtliche Artikel, die er geschrieben hat, erschließen kann. Wenn jemand in diese Ausstellung geht, erwartet ihn zunächst mal einfach ganz banal ein Kennenlernen dieser beiden Planerpersönlichkeiten geht, erwartet ihn zunächst mal einfach ganz banal ein Kennenlernen dieser beiden Planerpersönlichkeiten. Es erwartet ihn aber auch, sie oder ihn, auch ein Kennenlernen der Zeit. Wir können natürlich hier nicht die Zeit in jedem Detail vorstellen, es fehlt auch für viele Aspekte noch die Vorarbeit. Wir haben ja in gewisser Weise, ich möchte das gar nicht überspannen, aber wir haben in gewisser Weise, ich möchte das gar nicht überspannen, aber wir haben in gewisser Weise für diese Phase der Linzer Architektur und Stadtgeschichte jetzt auch ein bisschen Pionierarbeit geleistet und es erwarten ihn natürlich verschiedenste Ebenen, wie wir versucht haben diese Architektur und diese städtebaulichen Zusammenhänge darzustellen. Das heißt, an den Wänden findet man vor allen Dingen drei Ebenen der Darstellung. Es gibt aktuelle Fotos, alle im letzten und vorletzten Jahr produziert von Gregor Graf, die die Bauten in ihrem heutigen Umfeld, in ihrer heutigen Gegenwart sehr, sehr schön zeigen. Dann gibt es eine Ebene, das sind historische Fotos, die zeigen, die sind möglichst nah am Zeitpunkt des Entstehens beziehungsweise der ersten Nutzungsphase. Und dann gibt es etwas, worüber ich mich sehr freue, es gibt Pläne, die eben ermöglichen, wenig planerische Gedanken, den Planungsprozess nachzuvollziehen und auch das Innenleben, sehr abstrakt natürlich, aber das Innenleben ein bisschen nachzuvollziehen. Wir haben uns bemüht, das gesamte Oeuvre zusammenzuführen. Das heißt, Kurt Kühne als Stadtbaudirektor war beamteter Mitarbeiter der Stadt, unter vielen Bürgermeistern in unterschiedlichen Funktionen natürlich tätig. Und es sind in erster Linie die Bauten sozusagen, die wir auch alle in unserem Gedächtnis haben. Ich sage jetzt Disterwegschule, ich sage Parkbad, Fleischmarkthalle, also alles sozusagen, was eben auch diese Stadtentwicklung so vorangetrieben hat. Und Julius Schulte, am Anfang sozusagen, als 1909 vor Kühne noch der Stadt beigetreten, hat eben sehr viele Schulbauen entwickelt. Wir kennen die Weber-Schule, wir kennen die Körner-Schule, die Waldeck-Schule, weil es eben sozusagen einen großen Bedarf im Wachsen sozusagen der Stadt gegeben hat. Viele Bauten sind auch abhanden gekommen, viele sind verändert worden und manche sozusagen sind auch gefährdet heutzutage. Und das ist für uns auch der Beweggrund. Jetzt hat es eben großzügig Material gegeben, um einfach sozusagen die Bauten, die Persönlichkeiten, auch ihre theoretischen Schriften sozusagen in einen neuen Kontext zu setzen und zwar eben mit diesem Buch. Wir haben alle Bauten Linz und auch Oberösterreich neu fotografieren lassen. Gregor Graf hat das für uns gemacht und eben dieses Werkverzeichnis auch im Buch sozusagen abgestellt. Ich wollte zuerst mit dem Afo eine Ausstellung zu Julius Schulte machen, das war aber von den Ressourcen her und auch von der Themenstellung des Afo nicht machbar, weil die ja doch nicht so historisch ausgerichtet sind. Und dann habe ich die ersten Gespräche mit der Andrea Biener geführt und die ist dann sehr schnell sehr begeistert gewesen, weil sie schon länger auch für Kurt Kühne ein Forum gesucht hat und wir haben uns dann zusammengetan und haben überlegt, dass es ein sehr schönes Projekt wäre, diese beiden vorzustellen und auch diese beiden Positionen und diese Zeit. Und dann wühlt man und fängt an zu suchen, teilweise sehr zielgerichtet und es hat sich natürlich auch ergeben, dass sehr sehr viele Dinge tatsächlich auch Zufallsfunde sind, die ihren besonderen Reiz haben, weil Zufallsfunde in der Regel natürlich auch die Funde sind, die vorher noch keinem so richtig bewusst waren. Unsere Ausstellung im Architekturforum beschäftigt Sie damit, wie denn diese Gebäude in den letzten 80, 90 Jahren sich entwickelt haben, was mit denen passiert ist, was mit denen heute ansteht, was wir aus denen heute lernen können für unsere Gegenwart und auch für die Zukunft. Für mich als Kurator da im AFO war das eigentlich wirklich ein Genuss, weil wir uns eben darauf verlassen konnten, dass das Nordico die historische Dimension abdeckt, was ganz toll gelungen ist, diese ganze Erforschung, die wir auch als Haus gar nicht leisten könnten, und das auch zu vermitteln. Und wir haben uns in der Ausstellung, wie der Titel schon sagt, Kühne, Schulte, Gegenwart, eben ganz auf die gegenwärtige Perspektive konzentrieren können. Und zwar im Grunde um ein paar Leitfragen, nämlich was haben diese Gebäude jetzt für eine Bedeutung für uns als Stadt, als Gesellschaft? Was haben die uns zu sagen, wenn man so will? Die sprechen ja auch in gewisser Weise, diese Gebäude. Und auch, wie ist es in der alltäglichen Nutzung? Also wie lebt es sich da drin? Sind ja auch Arbeitsplätze da drin? Und die Fragen haben nicht nur uns angeleitet im Ausstellung machen, sondern wir sind mit den Fragen an insgesamt zehn Persönlichkeiten herangetreten, die jeweils als Expertinnen oder Experten zu zehn ausgewählten Bauten insgesamt etwas zu sagen haben. Es ist zum Beispiel im Rahmen von dem Gebäude, wo wir jetzt stehen, der ehemaligen Volksküche, sehr gut ablesbar, was Kurt Kühner in dem Fall denn geleistet hat. Er hat geleistet, dass er durch seine Sorgfalt, durch sein Können, durch sein architektonisches Können, aber auch durch seine Wertschätzung gegenüber den künftigen Nutzerinnen eines der schönsten, wenn nicht überhaupt das schönste Gebäude dieser Stadt für die bedürftigsten Menschen geschaffen hat. Das war früher eine Volksküche, also eine Amenausspeisung, eine soziale Einrichtung, die in der Form innovativ war, neu war und deren Qualität man heute noch, wenn man jetzt vor das Gebäude geht und die Fassade sich anschaut oder auch die Innenräume jetzt noch anschaut, wie sie umgebaut sind, damals schon so angelegt war, dass es nicht nur das notwendigste Grundbedürfnis nach Nahrung bedient, sondern den Menschen, die hier ein- und ausgegangen sind, Würde und Wertschätzung entgegengebracht hat. Julius Schulte hat sich sehr damit auseinandergesetzt mit Bautypologien, also wie wird zum Beispiel Wohnbau gemacht, ist das eher eine, und das war auch ein wichtiger Diskurs dieser Zeit, ist das eher Verdichtung in der Masse, also sprich Wohnanlagen, ist das eher der Siedlungsbau in Einfamilienhausformat. Er hat sich auch Gedanken gemacht über Hochhäuser, wobei man dazu sagen muss, Hochhaus war damals sechs Geschosser, sage ich mal ungefähr, hat da durchaus auch internationale Perspektive gehabt. Also er hat New York analysiert und festgestellt, was sich dort mit dem Verkehr zum Beispiel für Problematiken ergeben, weil man so viel verdichtet, hat sich auch mit den wirtschaftlichen Hintergründen beschäftigt. Und da haben wir zum Beispiel Zitate eingebracht eben zum Hochhaus-Thema. Oder er hat sich mit der Altstadt beschäftigt. Er hat versucht, auch in seinen Artikeln diesen Wert eigentlich für die Identität einer Stadt herauszustreichen. Das war oft im Vergleich mit Steyr, das er so als Vorbild immer herangezogen hat. Ein Zitat haben wir da zum Beispiel unbemerkt, bröckelt hier und da ein Stückchen ab, das vielleicht für sich genommen wenig Wert besitzt und doch durch sein verschwindendes Bild des alten Linz um einen Effekt ärmer macht. Das ist auch so ein Zitat. Aus welchen konkreten Rahmenbedingungen, welche Entwürfe, welche Planungen entstehen, dann ist das natürlich ein extrem vielfältiges Bild. Also es reicht ja vom kleinen, in Anführungsstrichen, Siedlungshaus bis eben zu städtischen Infrastrukturbauten ganz großer Dimension. Dazwischen liegt dann alles Mögliche noch. Eine ganz wesentliche Intention beider Planer mit unterschiedlichen Mitteln, beider Planer kühne und schulte, war es, Architektur zu schaffen, die mit dem Ort und mit dem Maßstab, den sie vorfinden, korrespondiert. Und zwar nicht im Sinn von Anpassung, das ist ganz, ganz wichtig. Also es ist nicht eine Haltung, die sagt, ich muss mich jetzt an irgendetwas Vorgegebenes anpassen, sondern es ist eher ein Respekt zum Beispiel vor einem Stadtraum, vor städtischen Atmosphären, vor städtischen Maßstäben, die dann eben ganz, ganz wesentlich auch die einzelnen Entwürfe mitgeprägt haben. Und wenn man zum Beispiel an fast eine Architekturvision herangeht, wie dieses Brückenkopfgebäude, dann ist es einfach zum Beispiel bei Julius Schulte die Intention gewesen, A, den Stadtraum als Ganzes lesbar zu machen. Und es war ja in den 20er Jahren, waren ja Brückenkopfgebäude eine der ganz beliebten Großplanungsmaßnahmen der Moderne. Das heißt, der Stadtraum bekommt eine Dynamik, er wird lesbar, die Brücke ufert nicht irgendwo hinein, sondern die Brücke kriegt einen ganz starken Auftakt, kriegt einen ganz starken Schlusspunkt und wird als städtisches, wichtiges Infrastrukturbauend ganz ganz wichtig war, ist letztendlich solche Torbauten, Einfallstore in bestimmte städtische Bereiche hinein zu schaffen. Und da ging es dann zum Beispiel um Urfa. Urfa ist auf einmal Teil von Linz und da sollte ein solches Gebäude wie zum Beispiel das Brückenkopfgebäude, das war ja keine Planung, sondern eine Vision, das sollte diese Verhältnisse lesbar machen, klären und ihnen eine ganz klar gefasste Struktur geben. Donate ja für Urfa hatte er ja ganz klare Vorstellungen, wie der Stadtraum Urfa zu gestalten wäre. Eine Idee war zum Beispiel schlicht und ergreifend dieses Brückenkopfgebäude. Und die zweite Idee, die ja dann tatsächlich umgesetzt worden ist, war die Weber-Schule, die quasi am äußeren westlichen Rand angesiedelter städtebaulicher Markstein ein Orientierungspunkt sein sollte, das ist bewusst so gemacht. und zwischen diesen beiden Polen, Nibelungenbrücke und Weberschule, hatte Schulte dann vor, eine gestaffelte Bebauung zu machen. Er wollte in der hinteren Reihe, in der zweiten, dritten, vierten Reihe, sollten für damalige Verhältnisse Hochbauten kommen, das hieß vier bis fünf Geschosse, und zum Ufer hin sollte die Bebauung von der Bebauungshöhe niedriger sein, bzw. sollte, das war ihm immer ganz, ganz wichtig, die eigentlich bestehende Bauung erhalten werden, so dass sich von der Linzer Seite aus so ein gestaffeltes, gerahmtes Gesamtbild ergeben hätte. Das war sein Ideal für diese Situation. Aber was wirklich eine Entdeckung für mich war und ich glaube für alle, die involviert waren in diesem Projekt, sowohl in Nordico als auch hier im AFO, sind im Grunde die Texte, die Kühne und Schulte hinterlassen haben, die Schriften. Kühne eher sachlich, von Amts wegen als Stadtbaudirektor, hat einfach dort und da Berichte verfasst etc., aber in hoher Qualität. Und Schulte hat sich pointiert, auch in der Zeitung zu Wort gemeldet, hat Analysen geschrieben, hat Vorschläge gemacht und das sind einfach ganz tolle Statements auch zur Stadt, zur Architektur im Allgemeinen und das ist der zweite Aspekt der Gegenwart bei uns in der Ausstellung, dass wir nämlich diese Zitate hier in Rot und Blau begleiten durch die Ausstellung, also man könnte eigentlich sagen Kühne und Schulte begleiten selber durch die Ausstellung, indem sie sich eben zu Wort melden. Und es ist ganz interessant, dass wir haben eben diese Zitate herausgegriffen danach, wo es eben interessante Überschneidungen ergeben mit der aktuellen Situation. Und das ist wirklich verblüffend. Manches eben ist deswegen aktuell, weil es einfach zeitlose Analysen sind, die ihre Gültigkeit behalten haben und auch behalten werden. Anderes kann man auch sagen, in Linz ist einfach deswegen noch immer gültig, weil es sich auch nicht verändert hat. Also wenn man zum Beispiel hier sehe ich gerade ein Zitat von Kurt Kühne, dass eben Straßenbahnen eingerichtet wurden und das immer noch nicht von einem Netz gesprochen werden kann, sondern dass nur zwei Linien existent sind. Das ist so ein Beispiel für ein Zitat, wo so ein bisschen, zum Teil auch mit einem Augenzwinkern natürlich, weil es ein anderer Kontext ist, aber wo sich so eine Aktualität ergibt. Naja, man muss vielleicht darüber reden, was Wert in Architektur ist. Wir reden heute sehr viel über den Preis, über die Kosten, über wie man billig bauen kann. Was dabei verloren geht, ist der Aspekt des Wertes. Was ist ein Gebäude nach 10, 20, 50, 100 Jahren noch wert? Wenn wir uns einiges von dem, was heutzutage produziert wird, an gebautem Raum anschauen, können wir sagen, diese Plastikfassaden mit Wärmedämmung, diese billigsten Fenster haben da heute bereits Zeit von 25 Jahren vielleicht. Von denen wird man in 90 Jahren nicht sagen, dass es zu den schönsten Bauwerken der Stadt gehört, sondern die werden wahrscheinlich einfach abgerissen werden, weil sie nicht diesen Wert in sich tragen, den Gebäude aus der Feder von Kühne oder auch von Schulte implizit in sich haben. Hinter dem, was Kühne und Schulte gemacht haben, steckt, man kann es ja nur rekonstruieren, aber steckt weitestgehend eine Planungshaltung, die ein Verständnis dafür hat, dass wenn ich im Bereich XY der Stadt Linz etwas mache, dass das eben nicht nur da seine Wirkung entfaltet und da seine Relevanz hat, sondern dass immer wieder durch Maßnahmen, die ich in die Stadt hineinbringe, neue Verbindungen, neue Bedeutungen, neue Strukturen aufgezogen werden. Das heißt, es gibt, und das haben die ja gelernt, muss man sagen, in ihrer Ausbildung damals, es gibt ein hohes Bewusstsein dafür, dass die Maßnahmen, die ich treffe, eine gesamtstädtische Bedeutung haben. Und wenn es jetzt um die Frage geht, was lerne ich für heute aus dem Ganzen, neben ganz ganz vielen formalen und sonstigen Dingen, das meine ich jetzt nicht im Sinne von Kopieren, sondern nur von der Haltung her, kann man ganz viel auch aus Details, wie die damit umgegangen sind, lernen, aber grundsätzlich kann man lernen, glaube ich, dass Stadt ein Gesamtkosmos ist und dass Planung diesen Gesamtkosmos zu berücksichtigen hat. Und das ist, glaube ich, heute geht das manchmal doch deutlich verloren. Wir haben leider im Linz sehr, sehr viel punktuelles Agieren. Und selbst dieses punktuelle Agieren, ich formuliere das jetzt mal ganz vorsichtig, findet oft seinen Maßstab nicht. Also es werden Dinge in Stadträume hineingesetzt oder hinein implementiert, die nicht nur den Maßstab stören oder zerstören, sondern die auch in ihrer Auswirkung oft nicht wirklich durchdacht sind, also was das Verkehrsaufkommen angeht, was die Räume drumherum angeht. Da merkt man schon, dass da Partikularinteressen, glaube ich, eine ganz große Rolle spielen. Und manchmal würde man sich natürlich unter anderen Voraussetzungen, mit anderen Mitteln, wir leben nicht 1920, das ist eh klar, aber man würde sich trotzdem sehr, sehr häufig vielleicht eine Haltung wünschen, die stärker versteht, was in einem Stadtraum, was in einem Architekturraum, in einem gesellschaftlichen Raum ja letztendlich, was passiert, wenn ich bestimmte Dinge da hineintrage oder eben vielleicht auch nicht. hineintrage oder eben vielleicht auch nicht. Und da könnte sich, glaube ich, an der Planungshaltung manchmal etwas ändern oder es wäre wünschenswert, wenn, ja das sind immer so abgedroschene Begriffe, wenn eine andere Sensibilität, ein anderes Reflektieren darüber vielleicht mal Einzug halten würde. Das zeichnet beide aus, dass sie sehr in einem weiten geografischen Horizont gedacht haben und auch zeitlichen Horizont gedacht haben und dass sie eigentlich nie in ihrem Metier sich, ja, sich mit ihrem Metier befriedet haben, der Baukunst oder Architektur, sondern immer eigentlich wirtschaftliche Gesichtspunkte berücksichtigt haben. Die Kultur und auch besonders interessant für heute den Naturraum. Also sie haben ganz viel geschrieben, auch über eben Durchgrünung, über die Topografie, wie Linz überhaupt einmal, was überhaupt der natürliche Charakter von Linz ist. Das ist ja etwas, was überhaupt jetzt eher in Vergessenheit geraten ist und wo durchaus, glaube ich, man sich inspirieren lassen kann. Das ist, glaube ich, bei beiden sehr spannend. Also wenn man quasi die Artikel und Beiträge, die Schulte geschrieben hat, reziprok ablaufen lässt, dann weiß man, wo er überall rumgelaufen ist und wie genau er sich die Stadt angeschaut hat. Und dieses Bewusstsein, sich eine Stadt so genau anzuschauen, hat natürlich den ganz, ganz großen Vorteil in der Planungskultur, dass man auch sehr, sehr genau auf die Situationen und das, was man vorfindet, eingehen kann. Und zwar wieder, ich betone das immer wieder, individuell und nicht kopierend. Und aus diesem Geflecht des genauen Hinschauens, heute würde man vielleicht auch sagen der genauen Analyse und einem sehr differenzierten, sehr auch hochqualitativen planerischen Ansatz heraus, diese Gemengelage, die in der Moderne sehr häufig zu finden ist, hat jemand wie Schulte, aber auch Kühne eine ganz stark auf die stadtbezogene Architektur und Planungskultur entwickeln können. Und wenn man heute diese Bauten tatsächlich so ein bisschen als Signum oder als Wiedererkennungsmomente für die Stadtgeschichte, für den Stadtkörper von Linz wahrnimmt, dann ist das letztendlich ja ein ganz aktueller Beleg dafür, dass ihm das ein Stück weit gelungen ist. Und wenn man Schulte, und damit kann ich den Aspekt jetzt abschließen, und wenn man Schulte-Texte liest, dann realisiert man auch, dass es ihm auch teilweise genau darum ging. Es ging ihm nicht darum, dass irgendwer über Linz drüber guckt, über die Donau drüber guckt und sagt, ah, Schulte, toll. Das war nicht seine Intention. Aber dass man Bauten in der Stadt wiedererkennt und dass sie die Stadt prägen, das war schon eine ganz wichtige Intention von ihm. Ikonische Bauten, das ist ein gutes Stichwort, das sich in meiner Ausstellungsgestaltung spiegelt. Ich habe eben versucht, dieses, ja man kann auch von Gesichtern sprechen, die diese Gebäude eben haben, das herauszuarbeiten mit so Tapeten, wo diese Hauptansichten heraustreten und man eigentlich sieht, wie die auch so einen städtischen Eindruck prägen. Man kann es jetzt Ikone nennen oder Identität oder lassen sich eigentlich viele, viele solche Begriffe daran festmachen, egal wie man es nennt, aber auf jeden Fall, was man glaube ich nicht leugnen kann, ist, die sind prägend für unsere Stadt und in positiver Weise prägend und manchmal für ganze Viertel, wenn man jetzt ins Frankviertel denkt mit der Wimhölzlstraße, die einfach Räume formuliert haben und auch so quasi wie Keimzellen für das städtische Wachstum da einen Grundstein gelegt haben, der bis heute positiv wirkt. Eigentlich geht es darum, was in der breiten Masse gebaut wird und da ist auch wieder, ich nenne jetzt wieder Kühne, Beispiel geben, der hat sehr viel Genossenschaftsbau gemacht, Siedlungen, die heute noch bestehen. Und die waren jetzt tatsächlich billigst gebaut und trotzdem qualitätvoll gebaut. Und ich denke, dass wir das heute und in der nächsten Zukunft auch wieder schaffen können. Möglichst in der breiten Masse. Es geht nicht um einzelne herausragende Ikonen, die wir jetzt produzieren, für die ist immer Götter, sondern es geht darum, dass wir die Sachmittel und die Geldmittel, die uns als Gesellschaft zur Verfügung stehen, auch wieder richtig in die Breite verteilen. Es ist einmal interessant, dass wir sehen müssen, dass das eigentlich Pionierleistungen waren, jetzt wenn man vom genossenschaftlichen Wohnbau spricht, von der Grellstraße zum Beispiel am Römerberg, zwischen Römerberg und Freienberg, wo sich eigentlich erstmals eben die heute noch existente Wohnbaugesellschaft Familie formiert hat, um eben Wohnbau zu schaffen, eben nicht als Wohnanlage, sondern als Siedlung, die so quasi dieses bürgerliche Wohnbedürfnis bedient hat, zugleich aber eben stark an Gemeinwohl orientierte oder an der Gemeinschaft orientierte Siedlungsformen daraus kreiert worden sind. Und da ist eben ein ganz frühes Beispiel die Greilstraße, wo Julius Schulte auch bis heute sichtbar eigentlich zeigen konnte, wie er mit der Topografie eben auch umgeht. Die stehen bis heute ganz toll einfach da. Auch die Verbindung mit dem Garten war ihm, und das gilt auch für Kühne, sehr wichtig. Also auch das war nie das gebaute Objekt als Objekt nur betrachtet, sondern immer diese Einbettung in den Grünraum, das Verhältnis mit dem Garten, nur betrachtet, sondern immer diese Einbettung in den Grünraum, das Verhältnis mit dem Garten, das war bei den beiden eigentlich sehr stark immer mitgedacht und prägt vor allem ja auch den Siedlungsbau und den Einfamilienhausbau bei Schulte. Das unterscheidet ihn von Kühne. Kühne hat nicht privat gebaut, er hat immer im Auftrag der Stadt oder für Genossenschaften im Auftrag der Stadt gebaut, nie privat im Sinne von Villen oder Wohnhäusern, das hat Schulte gemacht. Die Diesterveg-Schule ist in mehrerlei Hinsicht auch wieder interessant, das ist, was Kurt Kühne betrifft, eigentlich sein letztes vollständig realisiertes, nicht abgerissenes Werk in Linz oder für die Stadt Linz, im Auftrag der Stadt Linz, wo man auch sieht, welche Entwicklung er eigentlich durchgemacht hat und wie er wirklich mit der großen, würde ich sagen, planerischen Intelligenz sich auch jetzt im positiven Sinn anpassen konnte. Also wenn man ein Gebäude wie jetzt die Volksküche anschaut mit Spitzbogen, was so ein bisschen so ja, eklektisch Dinge zitiert, so fast Backsteingothikartig mit Ziegel, bis dann hin zur Disterwegschule, die wirklich ein sachliches, modernes Gebäude ist und wo schon eben dieser Anspruch war, auch das findet sich in einem Zitat, ich kann es jetzt nicht wortwörtlich wiedergeben, aber eben so quasi eine neue Schule für eine neue Zeit, neue Bildungsformen, Luft, Licht und es gibt ganz bemerkenswerte Bilder, wo man eben sieht, wie differenzierte Werkräume hat es gegeben. Ja, es war also wirklich ein Vorzeigebau, auch international wahrgenommen damals. Interessant daran ist vielleicht, und da ist vielleicht weniger vorbildlich, aber es ist quasi eine Anekdote, es hat zur Distawegschule einen großen Wettbewerb gegeben mit 106 Einreichungen und der Stadtschulrat und die Gemeinde Linz haben sich quasi nicht durchringen können für eines dieser Vorschläge und man hat dann, weil es eben nicht entsprochen hat, man hat dann eben dem hauseigenen Planer, nämlich eben dem Kurt Kühne, den Planungsauftrag gegeben. Würde heute zu Recht, würde ich sagen, für einen Skandal natürlich sorgen, weil die ganze Arbeitsleistung von 106 Architekten da drin steht. Umgekehrt aber betrachtet, sieht man an dem Beispiel oder an der Anekdote auch sehr gut, wie groß das Vertrauen eben war in diesen, man könnte sagen, Amtsarchitekten. Und ja, zu Recht, weil die Disterweg-Schule ist, wie wir wissen, heute noch in Betrieb, beherbergt, glaube ich, drei Schulen. Ist natürlich auch erweitert worden, adaptiert worden, aber in ihrer Grundstruktur, und das gilt für fast alle Gebäude eigentlich von den beiden, in ihrer Grundstruktur ist es benutzbar geblieben und geschätzt und eben ein Wert, der überhaupt nicht hoch genug bemessen werden kann. hoch genug bemessen werden kann. Also wenn man sich das ehemalige Postdirektionsgebäude, wo heute ja die Kunstuni teilweise untergebracht ist, anschaut, das ist, glaube ich, ein Paradebeispiel für den Umgang mit städtischem Raum und auch für die Beibehaltung von Maßstäben. Man muss sich das vorstellen, da besteht ein großer Barockkomplex und Schulte bekommt die Aufgabe, ihn zumindest in bestimmten Bereichen aufzustocken, und zwar um zwei Geschosse. Das heißt, landläufig würde man natürlich sagen, da ist die Maßstäblichkeit der umliegenden Altstadtbebauung massiv gefährdet. Wie erreicht jetzt Schulte, dass diese doch große, das Gebäude in seiner Kubatur ja immens ausweitende Baumaßnahme, dass die trotzdem mit der Altstadt funktioniert? Das eine ist natürlich die architektonische Formensprache, die er anwendet und da war er auch sehr gewitzt. Da hat er zum Beispiel in den Formenkanon der expressionistischen Architektur der Zeit gegriffen und hat dann daraus ganz dynamische Formen entwickelt. Aber das ist eben sehr interessant, dass die beiden in einer Phase des Umbruchs sind, allgemein, international. Wir reden da in der Zwischenkriegszeit von der Etablierung oder vom Wichtigwerden des Bauhauses als Grundgedanke, oder vom Wichtigwerden des Bauhauses als Grundgedanke, also diese Vernetzung von Kunst, Handwerk, Planung und vor allem sozialen Aspekten, das spielen die beiden und es zeigt sich auch eben, wie ich schon kurz gesagt habe, in dieser kurzen Phase eigentlich die Entwicklung, die sich da tut. Das ist also wirklich hochspannend und bildet für mich vor allem Kurt Kühne sehr interessant ab. Was heute wiederkommt bei Baugruppen, zum Beispiel die Beteiligung der Menschen, die darin wohnen sollen, das war ein durchaus übliches Modell, dass man mit Arbeitsleistung einen Teil der Baukosten und Errichtungskosten mitträgt und dann so auch eine Identifikation mit dem Gebäude, das man dann später bewohnt hat, erarbeitet hat sich. Das gibt es in Baugruppenmodellen heute wieder. Meistens ist es dann nicht unbedingt Arbeitsleistung, aber so Hirnleistung, nämlich dass man sich als künftige Nutzerin schon im Planungsprozess sehr viel und sehr intensiv mit dem, was entstehen wird, beschäftigt. Im Innenausbau sowieso, aber damals ist es tatsächlich um handwerkliche Leistung gegangen. Es waren tatsächlich bedürftige Menschen, es hat eine Wohnungsnot gegeben und es hat Innovation gebraucht, wie man dieser Wohnungsnot begegnen kann und genossenschaftliche Gründungen waren Teil von diesen Innovationen damals. Das Spannendste ist überhaupt, wenn man sich entschließt, eine Ausstellung zu machen, einfach hinauszugehen, die Dinge anzuschauen und mit den Menschen zu reden. Und perfekt natürlich ist, dass das Architekturforum in der ehemaligen Volksküche untergebracht ist, in der ehemaligen Volksküche untergebracht ist, weil eben diese Nutzer, weil das Gebäude ist ein städtisches Eigentum, einfach für alle offen steht. Und das ist es wahrscheinlich, gebaut für alle.