Was ist der Grundkategorie des Seins? War auch Stifter kein methodischer Denker, kein systembildender Philosoph, so hat er doch Grundkategorien des Seins gefunden, die jedem Philosophen Ehre machen würden. Das sanfte Gesetz etwa ist mindestens ebenso epochal bedeutsam wie Schopenhauers Lehre vom Willen oder Feuerbachs religionsphilosophische These von der Gottesvorstellung als menschliches Wunsch- oder Warenbild. Nur erörtert Stifter nicht, erkündet. So Joachim Müller in Adalbert Stifter Weltbild und Deutung. Herzlich willkommen, sehr geehrte Damen und Herren, an diesem Vorabend von Adalbert Stifters Sterbetag, der sich morgen am 28. Jänner zum 164. Male jähren wird. Wir beginnen dieses Gedenken traditionell und regelmäßig seit der Neueröffnung dieses Hauses, in dem Adalbert Stifter von 1848 bis zu seinem Tod 1868 gelebt und gearbeitet hat. Wir begehen diesen Tag also mit unterschiedlichen Veranstaltungen, mit wissenschaftlichen Vorträgen und auch in einem Dialog zeitgenössischer Literatur mit Stifters Werk, dem Besonderen seines Schreibens, dem Bedenkenswerten seiner Weltsicht. Der Titel des heutigen Abends, er sollte eigentlich bereits vor einem Jahr stattfinden, ist ein wenig provokant. Was geht mich Stifter an? Eine Frage, die sich im Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich im Stifterhaus gewissermaßen von selbst beantwortet. Eine Antwort, die viele von uns mit einer deutlichen Leidenschaft und mit umfassenden, vielfältigen Argumenten ausführen würden wollen. vielfältigen Argumenten ausführen würden wollen. Diese Frage bietet die Möglichkeit, am Beispiel Stifters die Relevanz von Literatur ganz grundsätzlich anzusprechen. Die Notwendigkeit, Begegnungen mit Literatur zu stiften, initiierend beispielsweise im Schulunterricht, vertiefend in der individuellen Lektüre, angeregt durch Lesungen, Ausstellungen mit unter Umständen ungewöhnlichen Sichtweisen. Diese Notwendigkeit gilt keineswegs nur, aber vielleicht im Besonderen dem Genius Lozi Adalbert Stifter. Wir freuen uns sehr über die Gäste des heutigen Abends, die gewissermaßen aus ganz verschiedenen Richtungen zu Stifter kommen. Julian Schutting hat sich in seiner eigenen literarischen Arbeit wiederholt und explizit auf Stifter bezogen. Ich nenne neben den Innsbrucker Poetikvorlesungen, erschienen 2019, wir werden heute etwas daraus hören, Wir werden heute etwas daraus hören. Nur den Beitrag im Jahrbuch des Adalbert-Stifter-Instituts 2006, Stifters Schatten, aus dem Shooting freilich schon lange herausgetreten ist, oder die Bildbetrachtung, die sich im Jahrbuch 2008 Stifters Frau Amalia widmet. Magda Wolzug hat auf Einladung eine Stifterbetrachtung vorgenommen. Ihr Text zu einer Bleistiftzeichnung Stifters hat heute Premiere. Gerhard Zeilinger, der den heutigen Abend konzipiert hat und ihn auch moderieren wird, tut dies aus seiner langen literaturwissenschaftlichen Befassung mit dem Dichter heraus. Wir begrüßen unsere Gäste aus dem Land unter der Enz sehr herzlich in Linz. Wie schön, dass Sie da sind, zu Stifters Ehren und zu unserer Freude. Herzlichen Dank. Ich bin zwar kein Goethe, aber einer aus seiner Verwandtschaft, schreibt Stifter in einem Brief an seinen Verleger Gustav Heckenast 1854. Gute zehn Jahre später beschäftigt ihn dieses Gefühl des Verbundenseins nach wie vor. Er fühlt sich zu Goethe wie mit Zauber hingezogen. Zitat, der Gedanke in diesem Zimmer hat er gewohnt und auf diesem Wege ist er fortgegangen, an jener Stelle ist er gesessen, er füllt mich mit Ehrfurcht und einer Art Wehmut, denn das alles ist jetzt vorüber. Nur die Werke dieses Mannes stehen noch wie ein Berg da und der Berg wird immer größer. Es ist nicht alles vorüber, denn nun stehen Stifterswerke da und der Berg wird auch für uns eher größer als kleiner, aber es ist ein schöner, bedeutsamer Berg. Einen schönen Abend Ihnen allen mit Julian Schutting, Magda Wolzog und Gerhard Zeilinger und nicht zuletzt mit Adalbert Stifter. Ja, danke Frau Dr. Dallinger. Sie haben sich vielleicht ja schon wenig Gedanken gemacht, wenn das Thema lautet, was geht mich Stifter an, Sichtweisen oder keine. Ich hoffe, das hört sich für Sie jetzt nicht so an, wie sind Sie für oder gegen Stifter. Es geht uns heute nicht um eine Polarisierung, auch wenn wir aktuell mit der Feststellung konfrontiert werden, immer wieder, wir würden in einer gespaltenen Gesellschaft leben. Das ist freilich ein anderes Thema. Aber wenn man jetzt nach Unterschieden oder nach Trennendem suchen würde, dann könnte man die Gesellschaft ja genauso gut einteilen, in die die Stifter lesen und die die Stifter nicht lesen, die Stifter betrifft und Stifter nicht betrifft. Wir wollen aber heute wirklich auf keine Richtung Polarisierung gehen und ein wenig spiegeln diese Situation unsere beiden heutigen Gäste, die ganz unterschiedlich zu Stifter stehen. Das ist aber überhaupt kein Problem. Wir wollen heute wirklich keinen Literaturkonflikt hier austragen. Aber apropos, und da möchte ich Ihnen zum Anfang einen Satz vorlesen aus einem Buch des Schweizer Autors Peter Bixl, Kerobin Hammer und Kerobin Hammer ist 1999 erschienen, da geht es um einen Schreibenden oder besser gesagt um jemanden, der sich für einen Schriftsteller hält und der auch zwanghaft versucht, die Biografie eines Schriftstellers zu leben, nur heute wenig erfolgreich. Und an einer Stelle dieses Buches erbost er sich über ignorante Menschen, nämlich Menschen, die sich nichts mit Adalbert Stiefner anzufangen wissen. Und da heißt es dann, all das Pack, das sich da herumtrieb. Er konnte sich nicht vorstellen, was all die, die nicht einmal Stifter gelesen hatten, hier im Wald zu suchen hatten. Also ihn störten die Schwammerlsucher, die da in Scharen durch den Wald strömen. Aber er hasste Pilze, sie trieben im Spätsommer und im Herbst all dieses Gesindel in den Wald. Nun wäre das jetzt natürlich sehr rigoros von Waldbesuchern zu verlangen, dass sie Stifter gelesen haben. Ansonsten dürften sie nicht in den Wald gehen, also das wäre so eine Art Stifter-Nachweis zum Betreten des Waldes. Stifter-Nachweis zum Betreten des Waldes. Andererseits denke ich mir, vielleicht so in Richtung Literaturerziehung, sollte man das zumindest schon ein bisschen überlegen. Und ich sage das jetzt deswegen, weil wir sind im Augenblick dort, wo wir schon lange nicht mehr sind, nämlich Adalbert Stifter war 100 Jahre lang Pflichtlektüre an österreichischen Schulen. Man kann vielleicht auch von Zwangslektüre sprechen, angeblich sehr zum Leidwesen vieler SchülerInnen. Und heute haben wir es ja mit einem Wandel in der Rezeption zu tun, ein Einschnitt im Deutschunterricht, ja, vielleicht sogar ein Bedeutungsverlust. Julian Schutting und Magda Woltzug repräsentieren hier unterschiedliche Generationen mit unterschiedlichen Sichtweisen auf Stifter oder eben überhaupt das Ausbleiben auf einer Sichtweise. oder eben überhaupt das Ausbleiben auf einer Sichtweise. Ich beginne mit Julian Schutzing, den ich natürlich nicht vorstellen muss. Er ist seit bald 50 Jahren eine feste Größe in der österreichischen Literaturlandschaft, war auch hier oft schon im Stifterhaus zu Gast. Und er ist ein sehr leidenschaftlicher Stifterianer. Seine Literatur verbindet einiges oder sehr vieles mit Stifter, die Genauigkeit des Beschreibens, der Blick auf die kleinen Dinge, auf das Alltägliche. Und er setzt sich in seiner Literatur stellenweise, aber auch ganz explizit, Frau Dr. Dalling hat es schon angedeutet, mit Adalbert Stifter auseinander. Frau Dr. Dalling hat es schon angedeutet, mit Adalbert Stifter auseinander. In einem seiner ersten Bücher, Tauchübungen 1974, gibt es einen eigenen Abschnitt, der Steine heißt. Das sind, der Titel legt das ja schon nahe, Paraphrasen auf die bunten Steine, die neu gedeutet, neu erzählt werden. Wobei das, was bei Stifter so unterschwellig, untergründig immer ist, bei Schutting erst recht hervorkommt. Julian Schutting hat sich auch theoretisch sehr stark mit Stifter beschäftigt, in seinen Poetikvorlesungen damals in Graz Anfang der 1990er Jahre, da sind betroschelt dann die Bände Zuhörerbehelligungen und Leserbelästigungen erschienen und vor drei Jahren, das haben wir auch schon gehört, hat er Poetikvorlesungen in Linz gehalten. Das Buch heißt Zumutungen und das Ende dieser Vorlesungen ist Adalbert Stifter gewidmet, daraus werden wir heute auch noch hören. Magda Woltzug nimmt quasi hier den Konterpart ein, aber genau das finde ich spannend. Geboren 1983 in Wien, aufgewachsen in Neulengbach, zweisprachig aufgewachsen, weil ihre Mutter Polin ist. Und ich weiß jetzt nicht, Sie haben, glaube ich, zeitweise auch in Polen studiert? Nein, ich habe immer in Wien studiert, aber ich war ein halbes Jahr in Südamerika und in Italien. Eigentlich auf allen Kontinenten, kann man sagen. Sie waren viel unterwegs, ja. Sie haben studiert allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft, also in Wien. Magda Wolzug war voriges Jahr zum Bachmann-Lesen in Klagenfurt eingeladen und man kennt sie mittlerweile sehr gut als erfolgreiche Hörspielautorin. Ich erwähne jetzt nur den Deutschen Hörspielpreis der ARD 2018. Sie sind in vielen Genres tätig, ich zitiere aus Wikipedia, die Schriftstellerin verfasst Hörspiele, Kurzgeschichten, Romane, historische Reportagen, Theaterstücke und entwickelt Stoffe für Filme und Fernsehserien. Ich nehme an, dass diese Information stimmt und mich würde interessieren, wo da im Augenblick der Schwerpunkt liegt oder wollen Sie uns verraten, woran Sie konkret gerade arbeiten? soll ein Originalhörspiel werden. Aber das ist noch nicht ganz fix, aber ziemlich fix, eine Koproduktion mit dem Südwestrundfunk und dem ORF. Und ich bastel auch immer wieder an einem Roman herum, aber das Prosa-Schreiben ist halt, man muss ja irgendwie, also Hörspiele ist gut, dass man ab und zu was verdient. Das ist nicht so. Ich habe einen Podcast gemacht letztes Jahr, ein Feature, also eigentlich eine Dokumentation über eine Drogendealerin. Also nicht über, sie erzählt ihre Geschichte selber. Und da sind wir gerade dabei, die Serien als Serie für den Streamingmarkt zu versuchen unterzubringen. Okay. Wir beschäftigen uns heute zunächst einmal mit dem Roman, über allem war Licht, ihrem ersten Roman. Der einzige. Bisher einzigen. Bisher einzigen. Der 2015 erschienen ist im Verlag Wortreich. Dafür gab es einen Förderungspreis der Stadt Wien und vom Bund eine Autorenprämie für besonders gelungene Debuts. Zunächst aber der eigentliche Grund ihres Hierseins, Frau Wolszuk, das sollte ja mit Stifte irgendwie in Verbindung stehen. Wie ich Sie damals kontaktiert habe, Sie gefragt habe, ob Sie sich vorstellen könnten, an diesem Abend mitzuwirken, da ist für mich dann eine erstaunliche Antwort gekommen. Sie haben nämlich gemeint, es wäre vielleicht doch besser, nach einer anderen Autorin zu suchen, Sie haben nämlich gemeint, es wäre vielleicht doch besser, nach einer anderen Autorin zu suchen. Weil, haben Sie mir geschrieben, Sie haben sich bis jetzt noch nie mit Stifter auseinandergesetzt, weder in der Schule noch während des Studiums der Literaturwissenschaft. Wenn Sie erlauben, würde ich jetzt gerne auch noch wörtlich zitieren. Ich habe auch noch nichts von ihm gelesen und weiß bis auf ein kurzes Überfliegen des Wikipedia-Artikels gerade eben leider gar nichts von ihm. Das hat sich nicht wirklich geändert in den vergangenen zwölf Monaten, muss ich ganz ehrlich gestehen. Das Übrige, meine Frage, die ich aber eh nicht gestellt hätte, haben Sie mittlerweile stiftet. Ich habe den Wikipedia-Artikel ein paar Mal noch gelesen dazwischen und mich hat sehr fasziniert die Genussfreudigkeit. Also das Einzige, was bei mir jetzt umgekehrt ist, ich habe den Wikipediaartikel nicht gelesen. Das müssen Sie halt auch nicht. Kann ich nachholen, kann ich nachholen. Ich war damals natürlich jedenfalls erstaunt und habe mich kurz gefragt, ja, kann das sein und wie gibt es das? Und gleichzeitig war für mich aber klar, nein, ich suche jetzt nicht nach einer anderen, eher stifteraffinen Autorin, sondern im Gegenteil, das kann ein sehr lebendiger Abend werden, eben aus diesem Gegensatz heraus. aus diesem Gegensatz heraus. Darf ich aber trotzdem jetzt nachfragen, ist Stifter bei Ihnen in der Schule und auch während des Studiums wirklich nie vorgekommen? Ich meine, okay, Stifter ist nicht gelesen worden, akzeptiere ich, aber der Name Stifter muss doch irgendwann einmal gefallen sein. Ja, das natürlich. Also den Namen, klar, den kennt man. Und was haben Sie, wissen Sie das noch, damals als Schülerin verbunden mit Stifter? Gar nichts, weil das war Leseliste, Pubertät, dann arbeitet man sich durch den Faust und durch die Räuber und durch, wen hatten wir damals, den Robert Schneider hatten wir, glaube ich, als zeitgenössischen Autor. oder man macht eine Vorlesung und es ist wenig Zeit und viele Studenten und prinzipielle Überlastung und es gibt eine Liste, was man machen kann und dann nimmt man halt das, was übrig bleibt oder was einen irgendwie anspringt. Also natürlich, ich kenne Adalbert Stifter, aber ich kenne Adalbert Stifter nicht. Okay, ja. aber ich kenne Adalbert Stifter nicht. Okay, ja. Ich sage jetzt nur dazu, das Ende ihrer Gymnasiumszeit, wo man also Stifter normalerweise lesen würde, das war so plus minus 2000. Genau, und wir hatten es definitiv nicht auf unserer Literatur aus. Also wenn ich jetzt von mir sprechen darf, meine Gymnasialzeit, die war 20 Jahre vor der Ehren. Und da war es schon so, dass man an Stifter nicht vorbeigekommen ist. Ob einer das jetzt gefreut hat oder nicht, aber Stifter war einfach ein fester Bestandteil des österreichischen Literaturkanons. Und ich glaube, man kann ja nicht das ganze 19. Jahrhundert wegblenden, wenn man jetzt auf Stifter verzichtet. Umgekehrt, ich kenne auch die heutigen Lehrpläne jetzt nicht. Ich stelle mir nur vor, zum Besseren sind sie nicht geworden, gerade was den Literaturunterricht, den es ja faktisch eh nicht mehr gibt, anbelangt. Aber dass dann auch während des Studiums, gut, Sie haben Vergleiche in die Literaturwissenschaft studiert, das ist ein bisschen was anderes, dass da Stifter dann auch nicht vorkommt. Darf ich da ein Wort dazu sagen? Ich komme schon zu dir. Das ist nicht von mir. Wenn du das jetzt hörst, wie geht es dir dabei? Ich meine, du kommst ja aus einer ganz anderen Bildungstradition, wo Stifter selbstverständlich und unerlässlich war. Also ich wollte jetzt ganz unabhängig davon sagen, ich habe den Nachsommer nie im Ganzen gelesen. Ich kenne einige Passagen, könnte ich sagen, fast auswendig, aber es im Ganzen zu lesen hat mich nicht interessiert. Ich habe an einer HTL, also Ingenieursschule unterrichtet, wo Deutsch, mit denen habe ich Laborprotokolle geübt, Gedicht interpretieren. Ich habe sie mit dem Camus, mit dem Precht, mit dem Satra traktiert. Und ich habe immer nur siebte, achte Entsprechungen der siebten, achten Klassen gehabt. größtes Glück war, wenn wir vor Weihnachten Bergkristall, eine Haar, die war so about, keine grausliche Wirklichkeit, nichts Politisches, das war für die wirklich ein großer Genuss, Bergkristall zu lesen. Und das hat mich sehr gefreut, das haben wir dann auch wirklich so eine Doppelstunde dafür verwendet und so haben die Stifter kennengelernt. Aber das hätte bei denen, ich glaube nicht, dass ich Stifter hätte unterrichten müssen. Ich habe mit denen nur diese eine, und das haben die, glaube ich, alle in sehr schöner Erinnerung. Das war so für die Ausnahme eine Vorweihnachtsstunde. Nur das wollte ich nicht anziehen. Aber wie hast du Stifter eigentlich konkret kennengelernt? Ich im Gymnasium. Unsere Professorin hat in Linz gelebt, Steier geboren. Die hat aus irgendeinem Grund mit uns einige, aus den bunten Steinen haben wir sicher Granit als erstes gelesen. Das ist, wo der Großvater, da macht er Pest. Und da möchte ich Sie nur darauf hinweisen, von diesem Granit gibt es eine Urfassung, die heißt die Pechbrenner. Und da ist der Stifter ein Naturalist. Das ist unglaublich, das sollten Sie lesen. Also da würden Sie auch eine Freude dran haben. Es bricht die Pest aus und in einem Bergdorf, die wohnen höher oben, und jetzt kommen halt die Pestkranken und wollen darauf. Die rollen ihnen Steine entgegen, Feier machen sie, sie können es nicht umbringen, aber die wehren die alle ab. rollen ihnen Steine entgegen, Feuer machen sie. Sie können es nicht umbringen, aber die wehren die alle ab. Und ein Bub von diesem, da oben in diesem Dorf, wo nichts passiert, bringt einer dieser Flüchtlinge, die aus der Pestgegend kommen, und deren Kind, irgendwas zu trinken oder zu essen. Und der Vater ist darüber so böse, der Bub rennt ohnehin weg von dem Dorf, und im Wald gibt er das denen. Der setzt seinen Buben dann auf einen Felsen aus, also stirbt oder will mit dem nichts mehr zu tun haben. Ob der Bub das jetzt als Quarantäne oder wie versteht, der ruft die ganze nacht nach seinem vater das ist ob das ein biblischer ruf wäre und es gelingt ihm dann davon den felsen runter zu kommen aber dann geht er hinunter und ich glaube sogar das weiß jetzt nicht mehr genau mit der frau mädchen den einer geholfen hat, und der hat schon so einen Hunger, und wo sie dann zum Dorf kommen, es stinkt so nach den Pesttoten, und bitte das, schreibt der Stifter, das glaubt man ja nicht, ansonsten ist doch alles so durchs Fernglas, was einmal war, entweder ist es historisch weit zurück, aber dass er da wirklich den Gestank der Pesttoten beschreibt, das ist unglaublich, nicht? Granit spielt bei dir dann auch noch in einer anderen Hinsicht eine Rolle, aber da kommen wir noch dazu. Meine Frage jetzt, ob du Stifter hier als Zwang, Stifter zu lesen, hier als Zwang empfunden hast, die kann ich mir sparen. Das kann ich deshalb nicht empfunden haben, weil ich, wie wir das erste Mal in der Klasse zu lesen begonnen haben, ich glaube zweites Gymnasium, ich vermute, natürlich Granit war es, das war wie ein Blitzschlag. nicht was. Das war wie ein Blitzschlag. Ich habe begriffen, was ein Dichter ist. Das Kind lest oder lesen muss. Ich habe das Wort natürlich nicht gehabt, Stilist. Aber dass der ein großer Stilist ist. Also ich war vollkommen weg darüber. Dass etwas scheinbar ganz einfach und schlicht ist und wirklich ganz raffiniert und genau geplant, also ich habe dann zu Hause, ich kann mich nicht erinnern, meine Mutter hat gesagt, ich bin dann immer herum und habe gesagt, ja, Konrad sagte das Mädchen, da wird ja alles wiederholt, das hat so ein bisschen vielleicht parodistisch geklungen, aber ich war über den so weg ich mir die sache selber was er beschreibt glaube ich war man sich langweilig aber das war egal nur zu kapieren was ein dichter ist das hat sich dann wiederholt beim henrich von kleist auf einem höheren niveau da war dann schon sondern um einiges älter, aber ich war wirklich weg. Und man soll nicht diese eine, da habe ich ja, das dauert nur ein paar, zwei Minuten, Sekunde. Bitte gerne. Pechbrenner und das 303. Wie Stifter kennengelernt? Ja, also vor 70 Jahren, 2. Klass, Gymnasium, Granit, ein erhellendes Befremden. Wie gibt es das, das so einfach geschrieben ist, in jedem Satz, als von diesem Stifter zu erkennen ist? Es ist mir also je aufgedämmert, dass eine singuläre Sprache einen Dichter ausmacht und es also auf das Wie ankommt und nicht auf das Was. Er ist ja auch ein Beispiel dafür, dass wir Österreicher nicht für den Roman begabt sind, sondern für die psychologische Novelle und für die Lyrik. Es gibt wenig österreichische Romanautoren. Und da war dann eine Hausübung, wir sollten was weiterlesen. Und die Hausübung war dann, so und so viele Seiten weiterzulesen. Das hatte ich vergessen und wurde als erstes Kind zum Nacherzählen vor die Tafel gerufen. Vor Schreck war noch mein Blick auf eine Zeile gefallen, in der Kirschbäume geschrieben stand und Pest, von der hatten wir schon gelesen. Und dann gelingt mir unter Vorwegnahme dessen, was ich Jahre später mit der Zeit anstelle, Zeitlupe, Zeitraffer, Zeitlosigkeit, denen am ewigen Augenblick. Ein erstes Stifterpastisch, etwas anderes als eine Stifterparodie, nämlich etwas so. Ich kann jetzt nur da meine Redeübung, habe ich rekonstruiert, ich lese Ihnen da nur diese paar Sätze. Und die Kirschbäume beginnen zu blühen, aber niemand ist da, der sich an ihrem Blühen erfreuen könnte, da ja alle an der Pest gestorben sind. Und die Kirschbäume verblühen und bald entstehen winzige Kirschen, aber wer sollte das bemerken, wenn doch kein einziger die Pest überlebt hat. Und die Kirschen wachsen heran und beginnen sich rot zu färben, aber wer sollte sich daran erfreuen, da ja die Pest alle Ortsbewohner hinweggerafft hat. Und die Kirschen stehen in voller Reife, aber wer sollte sie ernten, wenn doch alle tot sind, jung und alt an der Pest gestorben. Und die Kirschen sprengen vor Überreife auf oder vor Trockenen, bleiben ungeerntet an ihren Bäumen da ja, und hat an die Frau Professor meine Nacherzählung für ausreichend befunden. Ich aber hatte in höchster Not, variierend und variierend in winzigen Schrittchen, etwas von der Lust erahnt, Seelenterror auf die Leser auszuüben durch Verzweigungen und Nuancierungen, die wohl nicht sein müssten nach musikalischen Prinzipien, aber doch. Das zur Antwort auf diese Frage. Du sagst, es war bei dir in der zweiten Klasse Gymnasium schon der Fall. Da bin ich ein Spätstarter, muss ich sagen. Da war das vielleicht später. Naja, da mag man vielleicht... Der Stufel hat Stifter nicht gegeben. Und ich muss da jetzt auch ein bisschen Partei ergreifen für die Magda Wolzug und etwas gestehen. Ich habe den Stifter im Gymnasium zumindest am Anfang überhaupt nicht ausgehalten. Das war wirklich so vorgegebene Lektüre und ich glaube, das war so in der fünften Klasse, das hat so vor allem geheißen, weil Weihnachten vor der Tür steht, jetzt wird Bergkristall gelesen. Ich habe das damals wahnsinnig langweilig empfunden, aus der Zeit gefallen, abgegriffen, biedermeierlich. Muss aber im Nachhinein sagen, das hat natürlich auch damit zu tun, das war gerade so in der Phase des höchsten Aufbegehrens. Und es war auch Widerstand gegen unseren Deutschlehrer, der wirklich stockkonservativ war, auch sich so biedermeierlich gegeben hat, er war bekennender Monarchist und der hat auf den Thomas Bernhard geschimpft und Stifter war ihm das Höchste. Da habe ich dann gesagt, nein, den Stifter kann man dann vergessen, brauchen wir nicht. Ich habe damals so gelesen, ja, Max Frisch, Handke, Bernhard, Innerhofer, Wolfgrober und habe dann aber, das war dann so 6., 7. Klasse, habe dann Shooting zu lesen begonnen. Das war so wirklich die erste intensive Auseinandersetzung für mich mit moderner Literatur. Und ich kann mich erinnern, es war damals im ORF, das waren wirklich noch selige Zeiten, da hat es eine Literatursendung gegeben, ich weiß nicht mehr, wie die geheißen hat, von der Rosemary Kern. Und da ist, ich glaube wöchentlich oder zweimal im Monat, ein Autor, eine Autorin vorgestellt worden. Und das war immer so in zwei Teilen. Zunächst war das als Rätsel verpackt und in der Woche darauf ist dann die Auflösung gekommen. Zunächst war das als Rätsel verpackt und in der Woche darauf ist dann die Auflösung gekommen. Und da war eben dann ein sehr ausführliches Shooting-Porträt. Zu meinem Erstaunen ist da wahnsinnig viel von Stifter geredet worden, dass das eben eine ganz, ganz wichtige Referenz in seinem Werk ist. Und ich, der hat damals wirklich intensiv Shooting gelesen, habe gesagt, na gut, jetzt muss ich mich mit Stifter auseinandersetzen, da komme ich jetzt irgendwie nicht vorbei. Und habe dann wirklich sehr gezielt begonnen, Stifter zu lesen und ich muss sagen, ich bin in kurzer Zeit wirklich ein beeindruckter Stifterleser geworden. Da bin ich wirklich sehr, sehr glücklich darüber. Und ich kann das auch nur jedem empfehlen, also für mich war auch die Wirkung gerade dann, wenn man immer besonders gestresst ist, da habe ich gesagt, okay, jetzt lese ich ein paar Seiten Stifter. Und das war so wahnsinnig beruhigend. Also das ist viel besser als Yoga. Ich kann das wirklich nur empfehlen. Aber vermutlich braucht man halt dazu dann halt schon auch die gewisse Reife. Und unnächstlich ist mir aufgefallen, bei einem Standardartikel, da hat einer gepostet, also da ist es um Grillparzer gegangen, und der hat da geschrieben, als Schulstoff ist Grillparzer, Klammer, wie auch Stifter, mühsam. Man kommt erst mit den Jahren auf den Geschmack. Frau Wolzer, Sie sind ja noch sehr jung, also da ist sicher noch vieles möglich. Ich muss ganz ehrlich sagen, Schullektüre hat mich, da glaube ich, gibt es nichts, das mich mitgenommen hat, wo ich dann gesagt habe, wow, das ist, ich meine, ich habe alles gelesen, weil ich immer sehr viel gelesen habe, aber es war jetzt, ich habe auch zwei Stieftöchter, die sind jetzt irgendwie Anfang 20, also die haben die, also ich habe die ja jetzt begleitet, fünf, sechs Jahre bei ihren Pflichtlektüren. Das geht nicht tief. Und es ist auch wirklich, also diese Gehirne, was sich da ja abspielt in dem Alter, und die dann, und sie lesen ja, also welche Kinder hast du, eigentlich auch wahrscheinlich bei mir, die zu Hause, die überhaupt lesen. Und dann müssen diese Menschen Faust lesen. Und lesen sich diese, was für einen lesegeübten Menschen überhaupt kein Problem ist oder so, dass man sich denkt, wow, irgendwie toll oder keine Ahnung was, das ist für jemanden, der Instagram-Posts und Twilight liest, eine echte Herausforderung. Und dadurch ist die Schwelle mittlerweile so hoch, dass da überhaupt keine Lust entstehen kann. hoch, dass da überhaupt keine Lust entstehen kann. Das ist so die Erfahrung, die ich in den letzten Jahren gemacht habe, weil ich dann schon gesagt habe, wow, es ist so schön und schau, das meint der Sohn und so und die hat mich angeschaut wie ein Autor und hat gesagt, woher weißt du das? Und ich habe gesagt, das steht doch alles da. Und sie hat gesagt, ich kann das nicht lesen. Also das ist so, ich habe von der Schulzeit da auch nicht wirklich, ich meine, man kommt ja so wie sie jetzt, ich habe jetzt ein Buch gelesen vom Michael Mahr, Die Schlange im Wolfspelt, über Stil, das hat mir sehr gut gefallen. Und da kam ich über dieses Buch auf den Lernet Holenia und habe dann den Baron Bagger bestellt und habe den gelesen daraus und war hingerissen und habe mir jetzt die anderen Sachen auch besorgt, weil ich mir gedacht habe, wie kann das sein, dass ich von dem noch nie was gehört habe. Also das heißt, es geht ja immer so, man liest sich ja irgendwie so durch diese Menge, die es gibt, die man eh nie fertig gelesen kriegt und sucht sich so halt wie ein Trüffelschwein seinen Weg und geht so von einem zum anderen. Ich glaube, man braucht halt immer so einen Anstoß und die richtige Person und den richtigen... Und ja, es gibt eine gute Freundin von mir, mag zum Beispiel Wagner wahnsinnig gern. Sie ist aber jetzt über 80 schon. Und dann habe ich gesagt, lolli. Und sie hat gesagt, da wachst du noch hinein. und sie gesagt, da wachst du noch hinein. Ja, da ist noch Potenzial vorhanden. Aber man müsste halt irgendwie so den natürlichen Weg finden von der Pflichtlektüre zur freiwilligen Lektüre. Es ist schon eine Frage der Geduld, bitte. Der Stifter, ich meine, wenn er eine Wanderung, dass jeder, der da mit ist, aus dessen Sicht die ganze Geschichte noch einmal, und das ist ja doch schon beim Bergkristall derung, wie der Weg unter normalen Umständen ist. Dann kommt, wie die Kinder ihn gehen und währenddessen kommen aber auch Rückblicke, wie sie schon mit den Eltern da gegangen sind. Der Stifter hat offenbar eine Angst, wenn er etwas, was wir finden, das könnte man weglassen, wenn er etwas weglässt, bricht das ganze Gebäude zusammen. So etwas muss ihn zu dieser Genauigkeit gezwungen haben, die man faszinierend finden kann und wenn man in guter Laune ist, hält man das auch sehr gut aus. Aber ich verstehe, dass man das nicht mögen kann. Du sagst gute Laune, da fällt mir immer der Professor Schmidt-Dengler ein. Großer Bernhard-Experte und Bernhard-Liebhaber, und der hat immer gesagt, wenn es ihm schlecht geht, dann liest er ein paar Seiten Bernhard, dann geht es ihm besser. Er hat aber immer dazu gesagt, Bernhard ist wahnsinnig fad. Na ja gut, der Bernhard hat ja auch vom Stifter einiges gelernt, nicht? Wenn Sie an seine Dramen denken, wo er ein und die Sache oder auch Erzählungen, wo das viele Male wiederkehrt, wo man sich fragt, also wann gelingt ihm jetzt der Überschwung? Muss das jetzt alles vorher sein, bis er dann endlich drüber ist? Das ist ja im Grunde sehr ähnlich, nicht. Es kann einem dieses Aufgeradelte von Bernhard genauso ungut sein, auch diese Übergenauigkeit. Stichwort Genauigkeit, da kommen wir jetzt zum Roman von Magda Woidzug. Ich ersuche sie uns zwei Passagen aus diesem Roman zu lesen. Ich muss vorausschicken, der Roman war für mich der Ausgangspunkt, als ich Magda Woltzug für diesen Abend vorgeschlagen habe. Darf ich sie aber zunächst ersuchen, um ein wenig zu erklären, worum es da geht. Es ist eine Dreiecksgeschichte, die auf dem Land spielt und dann in Gewalt endet. Genau, es ist eine Dreiecksgeschichte und es ist eigentlich eh... Genügt. Es ist eine Dreiecksgeschichte, eine Frau in einer Beziehung mit einem gewalttätigen Mann, beginnt eine Affäre mit dessen besten Freund und plötzlich ist der Mann tot und sie war mit ihm quasi zu Hause. beschließt, die Leiche wegzubringen in den Ort seiner Kindheit. Der ist aus Slowenien und er bringt ihn auf den alten, aufgelassenen Hof seiner Familie. Und das beschreibt eigentlich der Roman, ich weiß es nicht mehr so genau, weil es ist schon eine Zeit lang jetzt her, dass ich den geschrieben habe. Ich glaube, es sind sieben Tage, die eigentlich in so einem Clip-Club erzählt werden, mal aus ihrer Perspektive, mal aus seiner, also aus der Milos Sicht, der die Leiche wegbringt. Und dann gibt es auch noch so Rückblenden, wie sich die kennengelernt haben. Aber... Darf ich aber jetzt eines noch vorausschicken, weil ich muss ja irgendwie die Kurve zu Stifter da kratzen. Ja, da bin ich auch neugierig. Weil das hört sich jetzt natürlich alles nicht nach Stifter an. Warum ich aber trotzdem auf die Idee gekommen bin, das würde doch ganz gut heute passen, das ist eben dieses Festhalten an den Details, an dieser Genauigkeit, wie Julian Schutting das schon gesagt hat, und das werden wir bei ihm jetzt dann auch nachher hören. Die Beatrix Gramlowski, die vor zwei Tagen hier im Stifterhaus zu Gast war, die hat ihren Roman in der Presse rezensiert, unterschreibt sie von verknappter Präzision, von schmerzhaft klaren Sätzen, und dann heißt es, und das hat mich eben an Stifter denken lassen. Das Böse begleitet von Beginn an. Unter der Oberfläche lauert eine Finsternis, die jede Zeile verdunkelt. Die Protagonistin des Romans sei nicht nur Opfer, über allem liege eine trügerische Stille. wirklich ein Stifter, wo hinter den Idyllen ja die Abgründe schon warten. Es hat aber sicher keinen Sinn, Sie zu fragen, ob Sie das auch so sehen. Es ist ja, wenn man schreibt, steht man ja als einzige Person auf der anderen Seite des Flusses. Das ist sehr schön gesagt. Ja, das habe ich auch ein paar Mal gehört und gelesen und ich vielleicht rückblickend ja, doch, dass es sehr detailliert ist. Gut, dann schlage ich vor, wir hören es einmal in diesen Roman hinein. Genau, die erste Stelle ist eh gleich der Anfang, deshalb. Sie zog ihre Hand aus seiner und strich sich den Rock über den Oberschenkeln glatt. Eine Fliege kroch über die Windschutzscheibe. Das geht so nicht mehr, sagte Milo leise. Die Fliege hob ab, behäbig taumelte sie durch die Luft und landete auf dem Armaturenbrett. Das Auto roch neu, nach Plastik und Leder. Milo. Rosa klappte die Sichtblende auf der Beifahrerseite herunter. Wir haben das tausendmal besprochen. Noch so einen Winter ertrage ich nicht, sagte er. Sie klappte die Sichtblende wieder hoch und sah zur Seite in den Wald. Unter den eng beieinander stehenden Nadelbäumen war es finster. Warum willst du das alles aufs Spiel setzen, sagte sie leise, ohne dass es wie eine Frage klang. Milo hatte beide Hände auf das Lenkrad gelegt, er betrachtete ihr Profil, die rotbraunen Haare, die sich in ihrem Nacken kringelten, den langen Hals, die Wölbung ihres Busens. Sie versteifte sich. Mit zwei Fingern begann sie an einem Knopf ihrer Bluse zu spielen. Sie seufzte und es klang ungeduldig. Als würde sie mit einem Kind diskutieren, dachte Milo, als ginge ich ihr auf die Nerven. Es war heiß. Sogar jetzt, um sieben Uhr abends, zeigte das Thermometer immer noch 34 Grad im Schatten an. Milo presste die Lippen aufeinander und sah aus seinem Fenster. Überall Bäume. Er war damals tagelang herumgefahren, um diesen Ort tief in den Wäldern zu finden, an dem er mit der Frau seines Freundes Zeit verbringen konnte, ohne dass sie von irgendjemandem beobachtet werden konnten. Er hatte dieses Auto nicht nur gekauft, weil es ihm gefiel, sondern auch, weil es Allradantrieb hatte, der auf den unbefestigten, oft schlammigen Wegen des Waldes unerlässlich war. Wie lange willst du das eigentlich noch mit dir machen lassen? fragte er, und es klang kälter, als er wollte. Bis er dich totschlägt? Oder ich ihn? Sie antwortete nicht, stattdessen seufzte sie noch einmal und ließ die Hand in ihren Schoß fallen. An ihren Bewegungen erkannte er, dass sie wütend war, aber er war mit seiner Geduld am Ende. Sie war nicht naiv, begriff er. Sie war stur. Ich weiß einfach nicht, was du von mir willst, sagte Rosa.. »Ich will mich nicht mehr verstecken.« Rosa schwieg. Sie sah aus dem Fenster in einem schmalen Sonnenstrahl taumelnden Staubkörner, an denen sich das Licht brach. Sie saugte an ihrer Oberlippe und zuckte die Schultern, als ginge sie das alles nichts an. an, wenn ich mit dir rede, sagte er. Sie blickte weiter in die Bäume. Ich verstehe einfach nicht, warum du das riskieren willst. Und das andere, antwortete sie langsam, ohne sich nach ihm umzuwenden, das andere geht dich nichts an. Milo packte ihr Handgelenk. Als sie versuchte, sich zu wehren, nahm er auch das zweite. Ich habe gesagt, du sollst mich anschauen, sagte er noch einmal. und diesmal hatte er ihre Aufmerksamkeit. Du musst ihn verlassen. Die Wut machte aus dem Satz ein Ultimatum. Rosas Augen hatten die Farbe verändert. Da war nichts Vertrautes mehr, nichts Weiches. Du tust mir weh. Sie versuchte, ihre Handgelenke aus seinem Griff zu winden, aber er war zu stark, er ließ nicht los, also gab sie es auf. Verstehst du nicht? Rosa beugte sich vor zu seinem Gesicht. Ganz nah waren sie einander. Ich werde ihn nie verlassen, Milo. Milo ließ ihre Handgelenke los. Es war nicht einmal das, was sie gesagt hatte, sondern wie sie es gesagt hatte. das, was sie gesagt hatte, sondern wie sie es gesagt hatte. Mit der Bosheit eines Menschen, der sich besser vorkam, klüger und überlegener. Mit der flachen Hand schlug Milo nach ihrem Mund, fester als beabsichtigt. Ein Klatschen, auf das Stille folgte, die sich ausbreitete wie Schall, eine Botschaft, die im Wald verhallte. Rosas Augen weiteten sich vor Überraschung. Sie formte den Mund zu einem O, ihre Hand fuhr an ihr Gesicht. Jegliche Farbe wich aus ihren Wangen, nur die Stelle, an der er sie geschlagen hatte, blieb rot. Milos Handfläche brannte, er machte eine Faust. Rosa öffnete die Tür, wortlos stieg sie aus dem Auto. Das Letzte, was Milo von ihr sah, war das blendende Weiß ihrer Bluse im Rückspiegel, als sie im Schatten der Bäume verschwand. Ja, also da könnte man jetzt durchaus, wenn man so will, Stiftermotive finden. Natürlich der Wald, die Bäume, sogar die Fliege zu Beginn. der Wald, die Bäume, sogar die Fliege zu Beginn, gerade in Stifters Detailverliebtheit kommen ja manchmal auch sogar Fliegen bei ihm vor. Und am Ende die weiße Bluse, die im Rückspiegel als Bild zurückbleibt, da könnte der Stifter, lese jetzt vielleicht an die feine weiße Wäsche des Pfarrers in der Erzählung, Kalkstein denken, natürlich dort in einer ganz anderen Bedeutung. Man sieht schon, was ich da jetzt probiere, das ist schon sehr weit hergeholt. Aber versuchen wir bitte eine andere Stelle noch. Da reinigt die Protagonistin das Haus, das ist eine scheinbar ganz harmlose Szene, putzt, schrubbt, entsorgt sogar tote Spatzen. Das sind auch so Details, sie stiften also diese Genauigkeit. Und hinter dem Alltäglichen verbirgt sich aber eine Tragödie. Plötzlich ist da Blut. Bitte schön. Rosa ließ ihren Blick über den Boden vor der Treppe gleiten, aber da war nichts mehr, nur der scharfe Geruch der Bleiche. Sie drehte das Licht wieder ab, obwohl es in diesem Teil des Hauses den ganzen Tag über düster war. Einzig die orangefarbene Weste leuchtete an der Tür. Langsam stieg sie in das obere Stockwerk. Die Tür zum Badezimmer war angelehnt. Hans hatte die Klinke herausgerissen. Sie lag auf dem Boden des Ganges. Rosa hob sie auf und wog sie in ihren behandschuten Händen, bevor sie die Tür ganz aufschob. Die Handtücher hingen ordentlich über den Halterungen. Ihr zerrissenes Nachthemd lag zusammengeknüllt auf dem Badvorleger, daneben Hans Zahnbürste. Der Zahnputzbecher lag im Waschbecken, gemeinsam mit ihrer Zahnbürste. Der Duschvorhang der Badewanne war zur Hälfte heruntergerissen. Rosa bückte sich nach der Zahnbürste ihres Mannes und steckte sie gemeinsam mit ihrer eigenen in den Becher, den sie zurück an seinen Platz vor den Spiegel stellte. Einige Sekunden lang betrachtete sie die Zahnbürsten. Ihre Hand fuhr vor, um seine wieder herauszuziehen, aber dann hielt sie inne. Sie wusste nicht, wie lange es der Anstand gebot, diese Dinge zu belassen. Sie bückte sich nach dem Nachthemd und schüttelte es aus. Da war ein Blutfleck. Würde jemandem auffallen, dass ihre Nase heute geschwollen war? Sie warf einen prüfenden Blick in den Spiegel, aber die Person, die ihr daraus entgegenblickte, kannte sie nicht. Rosa knüllte das am Kragen zerrissene Nachthemd zusammen und warf es mit der Klinke in den Mistkübel. Sie stieg auf den Hocker und fädelte den teils heruntergerissenen Duschvorhang aus den letzten Ringen. Erst jetzt spürte sie die folgende Nacht. Die Rippen taten empfindlich weh, als sie sich streckte. Auf dem Vorhang waren kleine weiße Margariten und roses Blut. Sie faltete ihn ordentlich zusammen, darauf bedacht, dass die Seite mit dem Blut innen war. Dem Badvorleger warf sie in den Korb für Schmutzwäsche, den Mistkübel und den Duschvorhang brachte sie in den Gang. Ein letztes Mal sah sie sich im Bad um, drehte das Licht ab und zog die Tür, so gut es ohne Klinke ging, hinter sich zu. Sie wandte ihren Kopf nach links. Da waren zwei Türen auf der rechten Seite des Ganges, leere Zimmer, eigentlich als Kinderzimmer gedacht, aber Rosas Ehe war kinderlos geblieben, ein Umstand, für den ihr Hans die Schuld gegeben hatte, obwohl die Ärzte meinten, dass mit ihr alles in Ordnung wäre. Rosa ging den Gang entlang, bis sie vor der offenen Tür des Schlafzimmers stand. Das Bett zerwühlt, Decken und Polster auf dem Boden, einer ihrer Pantoffeln war bei der Tür, der andere neben dem Bett. Ihr Buch lag auf dem Bauch neben dem Nachtkästchen in der Ecke, die Lampe daneben, der Lampenschirm war zerbrochen. Die Topfpflanze war vom Fensterbrett gefallen, Erde und Tonscherben, dazwischen weiße Wurzeln und ein paar schon welkaussehende grün-violette Blätter. Rosa stand reglos in der Tür. Sie lauschte den Geräuschen außerhalb des Hauses. Ungläubig, dass das Licht im Raum heller geworden. Die Unordnung war immer noch da. Es würde keiner kommen und sie wegmachen, also trat Rosa vor und bückte sich nach einem der Kissen. Sie brachte die zerbrochene Lampe, den Mistkübel aus dem Bad und den Duschvorhang in die Küche, bevor sie noch einmal nach oben ging, die Bettwäsche wechselte, Decken und Polster ordnete und die blau-weiß-graue von ihr selbst gehäkelte Tagesdecke über das Bett zog. Sie schloss die Tür zum Schlafzimmer und machte Licht am Gang. Am Treppenabsatz ging sie wieder in die Hocke und begann akribisch, als würde sie ein besonders kompliziertes Muster häkeln, den Boden nach Blut abzusuchen. Sie fand drei kleine Tropfen zwischen Badezimmer und Treppe. Das Blut war angetrocknet und dunkel. Es sah aus wie Dreck. Die nächste Stunde verbrachte sie damit, die Türen, die Fliesen im Gang und jede Stufe der Treppe genauestens zu untersuchen und zu reinigen. Als sie damit fertig war, ging sie zurück in die Küche, zog sich die Handschuhe von den Fingern und warf sie in den Mistkübel aus dem Bad. Dann schlichtete sie den Duschvorhang, den Mistkübel und die kaputte Nachttischlampe in einen Umzugskarton, beschriftete ihn mit Zeitschriften Hans und sammelte aus dem ganzen Haus Jagdzeitschriften und Automagazine zusammen, die sie zuoberst auf die Sachen in den Karton legte. Sie verließ das Haus mit dem Karton in beiden Armen durch die Hintertür und brachte ihn in das Gartenhaus. Es war sehr warm draußen, beinahe tropisch, die Luft dick und träge. Im Gartenhaus befanden sich viele solcher Kartonkisten. Bis Rosa wusste, was sie mit dieser einen machen würde, war sie dort gut aufgehoben. Ja, dankeeschön. Für mich hört sich das schon sehr nach einem Ordnungssystem an. Das ist ja bei Stifter etwas Grundlegendes oder das Grundlegende schlechthin. Aber ganz natürlich, Sie haben da auch einen Kriminalroman geschrieben und das hat mit Stifter ja nun wahrlich nichts zu tun. Kriminalroman geschrieben und das hat mit Stifter ja nun wahrlich nichts zu tun. Aber wenn ich mich jetzt frage, wenn Stifter einen Kriminalroman geschrieben hätte, wie hätte der ausgesehen? Und da könnte ich mir dann schon eine solche Vorgehensweise erwarten. Natürlich ist da Spekulation, ganz klar. Aber vielleicht ließe sich das jetzt sogar mit Julian Schutting untermauern, mit einem frühen Text von ihm, der heißt Alibi, ist 1973 in einer Anthologie des Residenzverlages erschienen und ungefähr, ich bin mir sicher, ungefähr zur selben Zeit entstanden wie die Stifterparaphrasen in den Tauchübungen. Also ich bin mir sicher, ungefähr zur selben Zeit entstanden wie die Stifterparaphrasen in den Tauchübungen. Es geht hier um alltägliche Verrichtungen, so wie auch bei Ihnen. Verrichtungen, deren Ablauf wie die Vorbereitung auf eine kriminelle Tat erscheinen. Also dieses minutiöse Schildern macht die Situation verdächtig. Da rechtfertigt sich einer, man weiß aber nicht, wofür und wem gegenüber. Und Julian, ich darf dich nun bitten, uns aus diesem Text ein bisschen vorzulesen. Ich meine, das war ja auch bei Kriminalromanen, nicht? Also was die mit Stifter, wenn man will, das ist die Genauigkeit, die sein muss. Stifter, wenn man will, das ist die Genauigkeit, die sein muss. Ich habe diesen Text nie mehr gesehen, habe ihn von Zeilinger unlängst genannt gehört und ich glaube, das wird Ihnen entsetzlich langweilig sein und ich tummel mich so gut ich kann. Der Text heißt Alibi und damit ist drinnen enthalten, es kommt ja nichts raus. Es steckte, wie Sie ganz richtig sagen, daheim ein Messer zu mir, um von dem aus dem Ranzen genommenen Brot, kommt Zeit, kommt Draht, eine Schnitte abzuschneiden und lief so schnell es mir, der in den Nachkriegswirren zugefügte Bauchschuss erlaubte zur Haltestelle und bestieg den Autobus, der, das werden Ihre Nachforscher nur bestätigen, bei den Haltestellen kurze Zeit hielt, und zwar immer bei der ersten Haltestelle das erste Mal, bei der zweiten das zweite Mal und so fort. Und als der Schaffner, ein noch nicht 60-jähriger Mann in hellgrauer Uniform und Schirmmütze, wenn ich mich richtig erinnere, Endstation rief, stieg ich frohgemut aus und schlenderte die Marktstände auf und ab und nochmal auf und ab. Nur das zweite Mal auf der anderen Seite, wobei sich mein Auge am Anblick der Marktfrauen erfreute, die in üppiger Frische mit roten Backen, dein Obst ist gesund, in ihren Körben ihre Waren feilboten. Ich machte den Kindern Platz, die ihre Näschen an den Scheiben plattdrückten und begehregscheufzend den Duft der Orangen einsogen und sagte, guten Abend, schöne Frau, aber das wird kaum nachzuweisen sein, da es ja noch nicht einmal Mittag und sie übrigens ausnehmend hässlich war, sodass sie zögern dürfte, ihren Nachforschungen entgegenzukommen. Dann ist es mal Mittag gewesen, sein Drang auf einmal vom gotischen Kirchturm, das Metall der Glockenläuten, der Glocke, der Neustift der Kirche in die ländliche Stille. Ich lüftete ehrfürchtig, wenn auch nur kurz, den Hut und schlug ein Kreuzeszeichen, um ehrlich zu sein, nicht so, wie es uns Kinder einer kinderreichen Klasse der Herr Pfarrer gelehrt hat, sondern nur andeutungsweise, was sich also kaum feststellen lassen wird. Denn heute wird der Christ leicht zum Gespött der Menschen, selbst in Vorstadtgemeinden, so weit haben wir es gebracht. Es war wirklich ganz bestimmt Mittag. Die Sonne stand im Zenit und sandte ihre sengenden Strahlen unentwegt herab und die Milchfrau, sie wird es sicher bestätigen, trat in weißer Schürze, weil es wäre süße und ihre saure Milch. Da ich diese nicht gekostet habe, kann ich das nicht genauer sagen. Ich wurde häufig künstlich genährt, meine Mutter im Kindbett gestorben, die lieben Kleinen unversorgt zurückgelassen, unter die Tür und ließ die Rollbalken herab. Das tat auch der Fleischhauer einige Häuser weiter. Sein Geschäft existiert sicher noch. Er trug einen Schurz, weiß wie Milch und rot wie Blut. Das weiß ich alles, sehe ich auch deutlich von mir. Da mir das bunte Treiben in ländlicher Unschuld immer freudiges Herzklopfen verursacht, bin ich doch ein Kind der Stadt, das auf eine Großstadtkindheit innerhalb harter Pflastersteine zurückblickt. Noch dazu das Mittlere, dass es, da es weder das Älteste noch Jüngste ist, besonders schwer hat. Dächtig schritt ich weiter, las gemächlich, ich hatte es nicht eilig, die Ortsende Wien, und schritt dann, näherte mich dem Wiener Wald und trat in sein Schweigen ein. Wie wurde mir das tiefste Seele leicht, wie hätte ich aufjagdsen können? Das wird sich allerdings bei aller Richtigkeit nicht nachweisen lassen, habe ich doch nicht wirklich aufgejauchzt. Nur einen schüchternen Proberuf sandte ich nach einem Echo aus, aber es stellte sich keines ein, um mit gelüftetem Hut den Gruß des Wanderburschen zu erwidern. Ich schritt allmählich durch die Seilenhallen, wie mir so feierlich ums Herz ward, fiel mir meine Erstkommunion ein. Alle Bäume, über die mein Blick schweifen ließ, hatten Stämme, die Stämme trugen ausladend Ästeütlein vom Haupt, bückte mich, um sowohl den murmelnden Quell zu lauschen, als auch um es zu füllen, und erquickte mich so dann an dem klaren Wasser. Plötzlich, schon auf dem Rückmarsch, stolperte ich über einen Wurzelstock, wohl wert, dass man ihn mit allen Wurzeln ausgrübe und nach Hause trüge und fiel hin. Heimaterde schoss es mir durch den Kopf. Ich richtete mich auf und trieb, etwas nach 17 Uhr, denn die Firmungsuhr war beim Sturz stehen geblieben, die Verunreinigung aus meinem Anzug. Was zählten da Schmerz, Blut, Wunden und Schrammern, die mir das dornige Laubwerk zugefügt? Benommen strebte ich der Großstadt zu und fiel daheim als bald in tiefen Schlummer, wie sie vermutlich macht, nach dieser Kurzlesung. Nein, nein, nein, also wenn das nicht mit Stifter zu tun hat, bitte. Ich meine, da gibt es Wendungen wie ich lüftete eher fürchtig den Hut, der murmelnde Quell, das klare, würzige Wasser und so weiter. Aber natürlich auch, wie der ganze Ablauf geschildert wird, diese Detailbesessenheit, wie das zur Manie wird, zu etwas Ritualhaftem. Ich meine, das geht schon sehr deutlich in Richtung Stifter. Und natürlich das Alltägliche, das bedrohlich dann... Nein, nein, das war offenbar, habe ich da mit auf ihn angespielt, nicht? Mit seinen Techniken, ja, aber ich habe es vergessen gehabt. Ganz klar. Da möchte ich dich jetzt fragen zu diesem bedrohlichen, abgründigen Bestifter. In der Stifterrezeption ist ja das ja relativ spät aufgetaucht, dass das ja gar keine Idyllen sind, sondern es da vielmehr um die Brüchigkeiten geht. Das war zwar schon ein Ansatz in der Psychoanalyse, aber die Literaturwissenschaft, die Germanistik hat sich da eher sehr spät darauf eingelassen. Mich würde interessieren, hast du schon früh so gelesen, dass all das, was Stifter so schön beschreibt, doch viel mehr fragil und fragwürdig ist? Na ja gut, ich meine, die Natur, die er beschreibt, die er angeblich so liebt, er liebt sie wie eine Mutter, vor der er Angst hat. Es ist so vieles von Angst diktiert, dass er alles so absichern, abgrenzen muss. Und ich meine, da war ich noch ziemlich jung. Manche Dinge sind einem ganz früh verdächtig, aber er beschreibt es in aller Unschuld. Und da ist, ich weiß jetzt, Kalkstein, glaube ich, ein Bub, der tritt an den Zaun, es kommt das Mädchen, das ist halt etwas, was sich sehr verehrt, steckt etwas durch das Gitter hinüber und sagt, nimm ihn, es ist ein Pfirsich, aber verdorben, wie wir seit Freizeiten sind, wir verstehen das anders, oder auch in diesem Kalkstein der Pfarrer, das habe ich auch sehr früh gesehen, der immer die feine, was er da so ein Unterhemd hat, zurückschiebt. Der ist also keiner, der Kaffee tischist. Der geniert sich nur, dass er halt eine feine Unterwäsche trägt. Aber die hat dann wieder auch mit dem Kind das Wäsche mit dem Mädchen zu tun. Das sind schon sehr merkwürdige Dinge. Aber wenn es jetzt Sigmund Freud nicht gegeben hätte, müssten wir dann heute Stifter immer noch ganz harmlos lesen? Das wäre uns ja nicht gegeben. Das ist ja auch eben, der Freud hat heute so drauf gezeigt. Aber das war dem Nietzsche selbstverständlich klar, wie er den Stifter, warum er ihn verehrt hat, und das großen Klassiker. Ich glaube, das ist im Nachsommer, da fahren die in einer, ich meine, das sind ja so wirklich so abstruse Dinge, der Heinrich, heißt der glaube ich, und sie in der Talie, das Liebespaar im Nachsommer. Da hat man sich verliebt, dann vergehen ungefähr 150 Seiten, dann unterhalten sie sich. Und worüber sie, wie sie über ihre Liebe reden, indem sie vom klaren Wasser und schönen edlen Kristallen reden, das ist völlig absurd. Und dann in der Kutsche, die Kutschenfahrt bitte, die Art wie beschrieben wird, wie die so zueinander geschüttelt werden, das ist wirklich wie die Beschreibung eines Koethos, muss man sagen. nicht heimlich Gewusstes. Das hat er wirklich ganz naiv geschrieben, er hat natürlich Erfahrungen in der Sexualität gehabt, aber er hat sicher nicht daran gedacht. Und ich wollte nur, da bin ich zuerst gerade draufgestoßen, einen Augenblick, das ist ein Zitat vom... Das ist ein Zitat vom, das ist eine Brille, Entschuldigung, sofort habe ich das, ja, sein Zwang gekauft, aber davon wollte ich es gar nicht. Ja, das wollte ich nur sagen, das finde ich sehr interessant Also der Nietzsche, der hat von seiner Geringschätzung gewusst und hat ihn daher als großen Stilisten gepriesen, als Klassiker Interessant ist, der Arno Schmidt bezeichnet ihn als einen sanften Unmenschen und ich kann Ihnen, glaube ich, auch sagen, warum. Der Grund ist, in der deutschen Literatur gibt es kein Beispiel für die Verinnerlichung von Autorität bis hin ins Humanistische zu verinnerlichen, das ist doch auch ein österreichischer Wesenszug. Du hast vorhin Granitstein erwähnt und das ist ja für mich ein ganz eindrückliches Beispiel, wo etwas sehr Abgründiges in deiner Version dann hochkommt. Da kommt ein Fremder, dieser Pechbrenner, der Wagenschmiermann, der dem Kind dann die Beine mit Wagenschmiere bestreicht. Die Fußsohlen, glaube ich. Oder nur die Fußsohlen. so kennen wir es bei Stifter. In deinem Granittext wird aus diesem Pechbrenner ein pädophiler Messerschleifer, ein Exhibitionist, der schon die ganze Zeit hinter dem Granitstein gelauert hat. Woher kam bei dir diese Sichtweise, nämlich das, was bei Stifter, wenn überhaupt nur ganz vage angedeutet wird, zu hinterfragen, wo sind da die Zweifel bei dir aufgetaucht? Du, weil, wenn du ein Mensch des 20. oder 21. Jahrhunderts bist, verstehst du nicht nur, dass der wirklich in so einer Unschuld war, war oder auch das so unschuldig beschreibt oder da alles unterdrücken konnte es kommt einem alles was bei ihm so schön und edel ist ich weiß jetzt gar nicht wie ich das sagen soll also unecht vor, nicht? Man hat das Gefühl, der redet von, in Wirklichkeit denkt er an was anderes, als wer es hinschreibt, nicht? Weil wir uns das einfach nicht vorstellen können, dass einer, ich meine, der ganze Nachsommar, was da geschieht, es geschieht ja nichts, nicht? Das ist ja so eine unserer Stärken, etwas zu schreiben, wo es nur auf das Wie ankommt und nicht auf das Was. Diese edle Gesellschaft dort, die unterhalten sich nur. Es geschieht überhaupt nichts. Die gehen kaum in die Natur hinaus, darüber reden sie. Wie kompliziert er diese Rosen, wie die gepflegt werden müssen, das ist alles von Angst beherrscht, wenn die Zwetschgen, die Besseren, das gehört alles auseinander, damit die nicht mit ihrer Feindnis anstecken und die Rosenspaliere, wie die Sonne abgeschattet werden muss, wieder die Sonne abgeschattet werden muss, da greift er so in die Natur ein. Und seine Leute an diesem Hof dort, die müssen alles so tun und wenn sie fragen, warum das, und da sagt er, weil ich es weiß, er weiß es auch besser als die Knechte und Mägde, der Herr von Riesach, aber wie er da jede Ameise liest um das Wetter voraus, also es hat was so Zwanghaftes, was fast doch Krankhaftes, so Schönes zu lesen ist, wenn man die Geduld dafür hat. Drei Seiten kann ich es lesen, aber nicht länger. Das ist jetzt ein gutes Stichwort, weil wir wollen uns ja auch mit der Person Adalbert Stifter beschäftigen, da sind wir jetzt eigentlich eh schon mittendrin und vor allem mit dem Zwanghaften seiner Persönlichkeit. Großvater mit Belehrungen, teilweise scheinbar ganz banalen und aberwitzigen Belehrungen regelrecht überschüttet wird. Wenn man das tut oder nicht tut, dann hat das die und die Auswirkungen. Das geht wirklich bis ins Apokalyptische, das wird immer absurder. Ist natürlich auch ein humoristischer Text. Der ist auch enthalten 1974 in diesen Tauchübungen. Julian Schutting hat aber viele Jahre später aus dem Prosatext eine Hörspielfassung gemacht, der Knabe Adalbert, ein Kurzhörspiel. Das ist mit anderen Szenen im Jahr 2007 unter dem Gesamttitel Erscheinungsbilder vom ORF inszeniert worden. Und ich habe mir gedacht, nachdem für Markto Woltzug das Genre Hörspiel ja so wichtig ist, lesen wir das jetzt gemeinsam. Oder wir versuchen es zumindest. Das sind zwei Szenen. Julian Schutting, habe ich mir gedacht, spricht den Adalbert. Magda Woltzug übernimmt die Rolle des Großvaters. Und in der zweiten Szene dann die Rolle der Großmutter. Und ich springe dann auch noch in der zweiten Szene ein und übernehme die Mutter. Julian Schutting, der Knabe Adalbert, Kurzhörspiel. Szene 1, Granit, Duett Knabe Adalbert und sein Großvater. Wenn ich an schönen Herbst- oder Frühlingstagen mit meinem Großvater auf dem Steine vor meines Großvaters Elternhaus saß, pflegte er zu sagen, wie du mit mir, mit meinem Großvater, also deinem Ururgroßvater, an einem schönen Frühlings- oder Herbsttag auf diesem Steine saßest, pflegte er zu sagen, wenn ich, so wie du mit mir, mit meinem Großvater, deinem Ururgroßvater, also meinem Ururgroßvater, an Frühlings- oder auch Herbsttagen auf diesem Steine saß, vermochte er sich manchmal einer Geschichte zu erinnern, die wiederum sein Großvater erlebt hatte. Ja, Großvater, aber dieses Erlebnis erzählst du mir nie, dafür aber das. Ich saß wie du mitange bevor meines Großvaters Haus, geschweige denn, menschliches Leben war, mögen riesige Schachtelhalme, als der Schmelzfluss notwendigerweise längst erkaltet war, erkaltet war, erkaltet war, den Stein, ja, Großvater, umstellt haben. Hier, wo dein Bein baumelt, wird wohl ein Saurier über das Knie und die Zehen hinweggestiegen sein. Und hier, wo ich dein Schuhband bind, mag, mag ein heidnischer Volksstamm ein gebundenes Opfer den Göttern geopfert haben, eher ein Mann als eine Frau, wohl noch eher ein Opfertier, sofern nicht nur friedfertige Menschen, Und hier, wo deine Hand aufliegt, mag man der Hand eines gefangenen Hussiten oder später auch Schweden mit einer Feuersflamme immer näher gekommen sein, wenn nicht doch nur mit einem Reisigzweig, um das Ende der Pest anzuzeigen. An einem trüben Herbst- oder Frühlingstag mit diesen nicht sonderlich gutes verheißenden Worten kam mein geliebter Großvater einmal auf das Erlebnis eines Großvaters zurück, stand ein lustig blinzelnder Mann plötzlich vor dem Stein und fragte, wo der Vater sei. Und auf die Antwort, der sammle Pech im Föhrenwalde, fragte er, wobei er zu eifrigem Geblinsel die Hand in der Rocktasche kräftig bewegte, wo die Mutter sei. Und auf die Antwort, die sei mit meiner größeren Schwester ins Dorf abgestiegen, um im Pfarrgarten die Leinenhemden des Vaters zu bleichen, lachte er auf, ließ eine Maus fast als Ganzes aus der Hosentasche lugen, schob sie aber gleich wieder zurück und fragte nach kurzem Besinnen. Und wo ist deine kleine Schwester? Und auf die Antwort, die Spiele hinter dem Stein, blinzelte er nicht, sondern lachte nur, ließ die Hände in dem Rock oder Hosentaschen verschwinden und sagte, geh in den Wald, steh deinem arbeitenden Vater bei. Oder geh lieber gleich ins Dorf und sag deiner Mutter, der Messerschleifer lasse schön grüßen. Trotzdem ergänzte der Großvater die seltsame Geschichte, soll man als ein Kind auch zu Wildfremden immerartig sein. Szene 2, Muttergestein. Ein TZ aus Großmutter, Mutter und Enkel bzw. Sohn. Aufgrund des hier drei Generationen umfassenden Ordnungswahns des Dichters sollten die drei einander begeistert ins Wort fallen. Daher ist nur angedeutet, wer was sagen könnte. Zum Frühesten, an das ich mich erinnere, gehören, auf Anraten der Mutter, die von mir besuchten Großeltern. Ins Freie getreten, schließ mir gut den fichtengrünen Lodenmantel und prüfe die Verknotung der rechten wie linken Schuhbänder oder wolltest du über dir aufgegangenes wie über Fichtenwurzeln stolpern? Und am Besuchsort angelangt, schließe man hingegen sogleich das Gartentor. Denn was für erschrockene Augen würde die Großmutter machen, stünde auf einmal ein Fremder oder ein großer Hund in staubigem Schuhwerk verlegen in der Küchentür. Lass die Kellertür, kaum dass du die Kellerstiege hinabgestiegen und eingetreten bist, an einen Spalt offen stehen. Nur so ist dort auszunehmen, was heraufgeholt werden soll. Ja, Großmutter. Ist danach zu verriegeln, Schlüsselloch mit Ohrenwatte oder Pechbrennerpech gut zuzustopfen, damit nicht ein Lichtstrahl die Erdäpfel zum Keimen bringt oder Winterskälte in die wohldurchwärmte Kellererde dringt. Was damit den wohl verschlossenen Mostflaschen aufgrund der Anomalie des Wassers geschehe, das wird uns eines Tages der Großvater erklären. Und wenn vom Rauchfleisch zweiter Stellage eine dicke Schnitte geschnitten ist, so gehört es, und zwar sofort in sein Tuch eingeschlagen, auch zur Vermeidung von einem, dass sein rauchiger Geruch auf das gleichfalls umhüllte, mit einem Namenstäfelchen Brotleib versehene Brot übergreift und sind von dem mit drei kräftigen Schnitten mehr als angeschnitten und also nicht mehr Vollmund rund anzusehen, wie gesagt, drei dünne Schnitten geschnitten. Ja, Großmutter, gehört auch es in sein Tuch zurückgeholt, dasselbe, damit jenes nicht austrockne, aus bereitstehenden... Krug mit drei Tropfen besprengt. Ein Tropfen mehr jedoch und unser tägliches Brot beginne zu schimmeln. Und siehe, kaum habe ich so viele Teeblätter, wie sie leicht von zwei gichtigen Fingern zu greifen sind, der Teebüchse entnommen. Ja, das sagte sie, kaum dass sie eine kleine Menge Teeblätter aus der Teedose herausgegriffen hatte. Drücke ich den Deckel fest zu, zur Aufbewahrung des Aromas, an dem es zwar nicht dem aus diesen Teeblättern bereiteten Tee mangeln würde, wohl aber dem morgigen Morgentee. Wobei sie den Deckel fest zudrückte und sind die Teeblätter und sind die Teekräuter ins brodelnde Wasser geworfen, sei die Teepfanne an den Rand des Herdes gezogen und mit einem Deckel mit Schnabel zugedeckt. Hätte der Wasserdampf nämlich nicht die Gelegenheit zu entweichen, so geschehe etwas, das uns der Großvater erörten wird. Mutter. Ja, Adalbert, und wozu senke ich den Glassturz rund um die linzer Torte, kaum dass ein Stück abgeschnitten ist? Damit sie nicht verstaubt oder auch Wespen anlockt. Im Falle behutsam eingeglaster Torte kämen sie angeflogen, durch die nicht rasch genug. Geschlossenen Fenster. Und wollten wir sie dann mit eifrig geschwenktem Geschirrtuch vertreiben? Davon aufgereizt stechen sie auf der zum Mund geführten Tortengabel ruhig sitzen geblieben, akkurat in dem Moment zu, wo man, du oder ich, solch eine Wespe zwischen Zunge und Gaumen zu quetschen beginne und an solch einer Geschwulst begabt, die Luftröhre zu verschließen, Ja, Mutter. Wäre ja leicht, wie der Großvater zu berichten weiß. Ja, Großmutter, ich weiß. Hustend in deine Ohnmacht zu sinken. Oder doch nur zu ersticken. Danke, dass ich das so schön gelesen habe. Und ich hoffe, ich habe Ihnen jetzt damit auf Stifterlust gemacht. Ja, schon vorher. Ich habe mir vorher schon aufgeschrieben, bunte Steine, Doppelpunkt, lesen. Das klingt nach etwas, das mir vorher machen könnte. Das ist natürlich jetzt ein System, das sich irgendwann, wie wir gehört haben, selbst ad absurdum führt. Zum Gleichen hat die Stifter nicht so weit an die Spitze getrieben wie Julian Schutting. Aber die Richtung hat er irgendwie schon vorgegeben. Können wir den Beamer jetzt vielleicht einschalten? Wenn du einverstanden bist, nachdem wir sind mit der Zeit schon etwas sehr weit fortgeschritten. Was soll man machen? Du hast ja aus deinen Poetik-Vorlesungen jetzt schon ein paar Stellen. Nein, ich will da gar nichts mehr lesen. Okay, dann würde ich sagen, wir springen jetzt, wir kommen zu Magda Woltzug zurück. Und zu einer kleinen Überraschung. Wir haben nämlich ausgemacht, am Ende der Veranstaltung darf jeder etwas Kurzes lesen und hat dabei freie Hand. Ich habe aber schon versucht, die Magda Wolzug zu etwas anzuregen. Ende Dezember war auf Ö1 von Ihnen ein Text zu hören, zu einem Gemälde von Bruegel, die Winterlandschaft im Kunsthistorischen Museum. Ein Text, der mich sehr beeindruckt hat. Und meine Idee war dann, naja, vielleicht fällt Ihnen zu einem Stifterbild etwas ein. Und ich war dann wirklich angenehm überrascht, als es dann kurz darauf geheißen hat, da gibt es einen kleinen Text. Ich kenne den Text noch nicht und ich werde ihn hier auch nicht kommentieren. Das ist eine Bleistiftstudie, man kann sie schon sehen, heißt Zerfallene Hütte im Wald. Die ist entstanden 1840 oder 1846 und das Original befindet sich übrigens hier im Stifterhaus. Bitte, Frau Wolzow. Ja, also ich habe den... Das ist die Vorlage. Das ist die Vorlage zum Text, genau. Zerfall eine Hütte im Wald. Ja, der Text hat jetzt keinen eigenen Titel bekommen, ich habe es einfach die Hütte im Wald genannt. Aber es ist jetzt für diesen Abend hier entstanden und deshalb... Der Mann hat gelernt, sich durch den Wald zu bewegen, als sei er ein Teil von ihm. Nicht einmal die Eichel hier stoßen bei seinem Anblick ihren Warnruf in die Welt. Sie, die ständig krakehlen. Er ist 20 Jahre alt. Seine Eltern sind tot, seine Geschwister fort. Er besitzt wenig mehr als seinen Namen und es gibt kaum jemanden, der ihn kennt. Die meisten davon sind Anderwältige. Die Anderwältigen gehören zum Wald wie die Bäume, das Moos und die Tiere. Ihre Plätze gleichen Moorlöchern oder Teichen, man kann sie umgehen. Manchmal aber gerät man unabsichtlich hinein, weil man wo ist, wo man vorher noch nie war. Manchmal aber gerät man unabsichtlich hinein, weil man wo ist, wo man vorher noch nie war. Er merkt, dass er sich an einer solchen Stelle befindet, weil die Luft dort selbst im Sommer kalt wird, weil er dann spürt, dass er von etwas beobachtet wird, das keine Augen hat und keine Haut. Wenn er an eine solche Stelle kommt, beginnt er zu erzählen, um mit seiner Stimme einen Bannkreis um sich selbst zu ziehen. Mein Name ist Josef. Die Hände meiner Mutter haben ausgesehen wie die verdrehten Wurzeln von Eiben. Meine Brüder hatten Augen wie Steine, meine Schwestern sprachen nicht. Mein Vater hat so fest zugeschlagen, dass wir uns dabei jedes Mal auf die Zunge bissen und danach schaumiges Blut spuckten. Meine jüngste Schwester hieß Johanna. Einmal hat sie einen Krug fallen lassen und der Vater hat ihr seinen Schuh über den Schädel gezogen und sie ist umgefallen und war tot. Sie ist jetzt im Himmel beim Herrgott. Wisst ihr, wer der Herrgott ist? Vaterunser, der du bist. Amen. So spricht er, wenn er die Plätze der Anderwältigen im Wald quert, denn die Stille ist gefährlich. In der Stille verirrt man sich schnell und findet nie wieder heraus. Der Wald ist so groß, dass Josef sein Ende nicht kennt. Freilich, es gibt Stellen, an denen er aufhört, wo sich für einige Kilometer das Land mit seinen Äckern und Dörfern auftut. Aber es ist nicht möglich, den Wald zu umrunden, denn er erstreckt sich von da, wo die Sonne aufgeht, bis dorthin, wo sie untergeht. Josef weiß das, weil er es versucht hat. Nur wenige Menschen dringen so tief in den Wald vor, wie er das tut. Die meisten bleiben in der Nähe seiner Ränder und dafür gibt es viele Gründe, nicht nur die anderwältigen. Wer von Wien nach Frankreich reist, der reist drei Viertel des Weges durch Wald und fürchtet sich die ganze Strecke lang. Es gibt Wolfsrudel, es gibt Bären, die im Frühjahr mager und wild vor Hunger aus ihren Höhlen kriechen. Und es gibt Räuberbanden. Sie überfallen Fuhrwerke mit Stoffen, Eisen und Salz, aber auch einfache Leute, die nicht mehr haben als die Kleider, die sie am Leib tragen, und darin eingenäht einige Münzen, mit denen sie aufgebrochen sind, um irgendwo neu anzufangen. Josef fürchtet weder die Wölfe noch die Bären oder Räuber, und auch vor den Anderwältigen fürchtet er sich nur ein bisschen. Oder vielleicht muss man es so sagen. Auch wenn man sich im Wald manchmal fürchtet, so ist der Josef dennoch allemal lieber als das Dorf. Er ist ein Habenichts. Nach dem Tod seiner Eltern hat er versucht, sich als Tagelöhner durchzuschlagen. Aber er hat noch nie so viel gearbeitet, wie für den alten Dorfvorsteher, in dessen Diensten er gestanden ist und der nicht weniger hart zugeschlagen hat wie sein Vater. Er hat noch nie so viel gehungert und gefroren. Für einen Habenichts ist ein Leben unter Menschen eines der Not und Entbehrung, des Schmerzes und des Schmach. So viel hat Josef schnell begriffen. Ein Leben im Wald dagegen ist eines, dessen eigener Herr er ist. Immer öfter zieht er sich dorthin zurück. Der Wald ernährt ihn mit seinen Bären, Farnen, Pilzen und Tieren. Mit seinen Quellen gibt er ihm zu trinken. Er wärmt ihn mit seinem Holz. Und er lässt ihn ein wenig Geld verdienen. So beginnt Josef zu kühlern, trägt seine Kohle alle paar Wochen ins Dorf und verkauft sie. Höhlen trägt seine Kohle alle paar Wochen ins Dorf und verkauft sie. Am Anfang haust er in einer mit 30 bedeckten Grube, dann findet er bei einem Streifzug einen Platz, an dem er sich sofort zu Hause fühlt. Und so entsteht die Hütte, zuerst in Josefs Kopf, der sie in die Welt denkt und in den folgenden Jahren in eben diese mit seinen Händen hineinbaut. Mauern aus zusammengesuchten Steinen, das Dach aus Schindeln, die sind viel Arbeit. Eine Tür, ein Fenster braucht er nicht, er weiß ja, wie der Wald aussieht. Im Winter liegt er unter seinen Fällen auf der mit trockenem Moos gepolsterten Bettstadt und starrt an die Schindeln, die so viel Arbeit gewesen sind, und manchmal geht ihm dabei das Herz über vor Glück, weil er ein freier Mann ist, der an sein eigenes Dach starren kann, der in einer Hütte liegt, die er mit eigener Kraft erbaut hat, und den ein Feuer wärmt, während draußen der Schnee fällt, so hoch, dass er die Tür kaum aufgeschoben bekommt. Im Frühjahr freut er sich auf den scharfen, frischen Geschmack des Bärlauchs, auf die getupften Rehkitze und die kleinen Vögel, die das Fliegen lernen. Die langen Sommerabende vertreibt er sich damit, auf der Bank vor seiner Hütte zu sitzen und an einer Maria, einem Josef, einem Esel, einem Stier, an drei Heiligen aus dem Morgenland und einem Jesu-Kind zu schnitzen. Die Krippen verkauft er im Dorf, zusammen mit der Kohle. Die Leute mögen seine Krippen. Im Herbst ist er manchmal so einsam, dass die schnelle Auf- und Abbewegung seiner Hand unter der Decke keiner Lust entspringt, sondern Verzweiflung und der anschließende Erguss keine Zufriedenheit bringt, sondern Wut, von der er nicht weiß, wohin mit ihr. Meist hackt er dann Holz, denn diese Art von Wut ist eine, die danach verlangt, etwas zu zerschlagen. So vergeht die Zeit und irgendwann hat Josef nicht mehr genug Finger an den Händen und Zehen an den Füßen, um die Jahre zu zählen, die er schon im Wald lebt. Es kommt ein Tag im Frühjahr, da bemerkt er, dass er nicht mehr gut sieht. Es kommt ein Tag im Winter, da braucht er plötzlich viel länger für einen Weg, der ihn einst kaum eine Stunde gekostet hat. An einem Tag im Sommer bekommt er Kopfschmerzen. Der Schmerz ist so stark, dass er ihn zeitweise erblinden lässt. Er kann nicht aufstehen, weil ihn dabei ein heftiger Schwindel ergreift. Auf allen Vieren muss er nach draußen kriechen, um sich zu erleichtern. Er hört Wölfe, aber er könnte nicht sagen, ob sie vor seiner Hütte heulen oder nur in seinen Träumen. Als die Kopfschmerzen aufhören, weint er vor Erleichterung. Kopfschmerzen aufhören, weint er vor Erleichterung. Alleine eine Ahnung des Schwindels bleibt, so unscheinbar wie der Geruch, von dem die Luft in den Stunden vor dem ersten zu fallenden Schnee eines Jahres erfüllt ist. An einem Tag im Herbst bricht Josef im Morgengrauen auf, um Pilz zu sammeln. Die Kopfschmerzen beginnen, als er aus einer Senke klettert und als er sich nach einem Bovist bückt, ist ihm als Jage einer ein Messer in sein Auge. Josefs Hände fahren an sein Gesicht, er denkt an seinen Vater, an den er schon viele Jahre nicht mehr gedacht hat. Schwindel überfällt ihn, es gelingt ihm gerade noch, seinen Sturz mit beiden Händen abzufangen. Obwohl Josef auf dem Rücken liegt, dreht sich die Welt immer schneller. Hinter den schwingenden Ästen ist der Himmel weit und blau. Er starrt in das Blau und zum ersten Mal in seinem Leben fragt sich Josef, ob etwas dahinter liegt. Er ist überrascht von dieser Frage, denn so etwas hat er sich noch nie gefragt. Dann stirbt er. Weil ihn niemand vermisst, sucht ihn auch niemand. Die Tiere sind es, die ihn finden. Raben, Wölfe und Füchse zerren seinen Leib auseinander, balken sich knurrend und flügelschlagend um das Fleisch und tragen seine Knochen fort, tragen Josef in ihren Bäuchen in den Wald hinaus und so verteilt er sich, wo er gelebt hat und glücklich und frei war. Die ersten Jahre trotzt Josefs Hütte der Witterung. Dann bricht der Riegel an der Tür, der Wind stößt sie auf und treibt das Laub hinein. Damit zieht der Wald in die Hütte. Eine Füchsin nutzt sie als Bau und zieht ihre Jungen darin auf. Kurz darauf reißt ein Sturm einen Schwung Schindeln vom Dach und weil Josef nicht mehr ist, werden sie nicht ersetzt. Die Lichtung, die er mit seinen Händen frei von Ranken und Jungbäumen gehalten hat, wächst zu. Die Bäume und Büsche kriechen an die Mauern heran. Ein Ast bricht von einer Buche und lässt das Dach einstürzen. Ein Jäger verirrt sich zur Hütte. Er steckt seinen Kopf durch die Tür. Mit den Füßen schiebt er Josefs wenige Habseligkeiten auseinander, bis er plötzlich erschauert, weil ihm kalt wird. Er hat das Gefühl, dass er von etwas beobachtet wird, das keine Augen und keine Haut hat. Also macht er, dass er davonkommt. wird, das keine Augen und keine Haut hat, also macht er, dass er davonkommt. Die Jahre ziehen dahin wie Wolken über den Himmel, die Welt verändert sich, denn Veränderung ist das Einzige, worauf in der Zeit Verlass ist. Die Revolution ist vorbei, Napoleon ist tot, es gibt neue Karten und neue Grenzen, es gibt neue Bedürfnisse. Es gibt kaum mehr Räuber und die Bären und Wölfe sind weniger geworden. Dafür gibt es mehr Menschen. Sie verlangen nach Getreide, wofür man Felder braucht und nach Wärme, wofür man Holz braucht. Die Welt ist gefräßig geworden und dieser Gefräßigkeit sind große Teile des Waldes, der einst ganz Mitteleuropa bedeckte, zum Opfer gefallen. sind große Teile des Waldes, der einst ganz Mitteleuropa bedeckte, zum Opfer gefallen. An einem Sonntag im Mai, 40 Jahre später, spaziert ein Mann über die Felder. Sein Gesicht ist rund, die Jacke spannt über dem Bauch. Er trägt einen Hut und hat einen Zeichenblock unter den Arm geklemmt. Schnaufend erklimmt er einen Hügel und wendet sich dem Waldrand zu. Es dauert, bis er wieder zu Atem kommt, aber der Arzt hat gemeint, in Maßen sei das Außeratemkommen sogar gesund, auch wenn es sich gar nicht so anfühlt. Der Mann ist auf Kur. Im Rahmen der Kur hat er vor einigen Tagen mit einem Ortsansässigen eine Wanderung unternommen, die sie an der stark verfallenen Hütte vorbeigeführt hat. Etwas an dieser Hütte hat den Mann sofort eingenommen, also war er stehen geblieben und hatte sich bei seinem Begleiter danach erkundigt. Der jedoch wusste nichts zur Hütte oder ihrem einstigen Bewohner zu erzählen, außer, dass sie schon in seiner Kindheit so verfallen gewesen war und dass die Dorfkinder einander früher mit Geschichten über einen marodierenden Geist Angst gemacht hatten. Wer das Pech hatte, vom Herrgott mit einer allzu lebhaften Fantasie ausgestattet worden zu sein, der habe sich im Wald noch lange sehr gegruselt. Die Hütte, eigentlich ihr einstiger Bewohner, hat dem Mann keine Ruhe gelassen, also hat er beschlossen, noch einmal dorthin zu gehen und sie zu zeichnen. Deswegen sitzt er jetzt mit seinem Zeichenblock in der Wiese. Die Sonne wärmt seinen Rücken. Insekten summen. Während er den Stift über das Papier führt, denkt er über den Fremden nach, der einst sein Leben fernab aller Menschen im Wald verbracht hat. Als er fertig ist, klappt er seinen Zeichenblock zu, erhebt sich schwerfällig und klopft sich den Staub vom Hosenboden. Der Rückweg geht großteils bergab, weswegen er diesmal nicht so außer Atem gerät. Am Abend gibt es entgegen der Gewohnheit des Mannes nur einen Gang. Er starrt auf den Teller mit Gerstensuppe und seufzt. Er weiß schon jetzt, dass er in der Nacht mit knurrendem Magen aufwachen wird. Vielleicht sollte er diesmal aufstehen, Licht machen und einige Zeilen schreiben. Vielleicht über den Wald. Über den Wald schreibt er gern. Dankeschön. Vielen, vielen Dank. Ich bin angenehm berührt. Eine Matryoshka. Aber jetzt geben Sie bitte hinzu, Sie haben heimlich Stifter gelesen. Nein, habe ich nicht. Also ich meine, ich habe so oft an den Hochwald denken müssen. Habe ich nicht. Gut ab. Man sieht wirklich so die Angst von Stiftern, dass da die Natur wie ein Krake das da wegnimmt. Aber das war wirklich schön. Ja, ich meine, ich komme ja vom Land und ich bin ja viel im Wald und so, deshalb habe ich mir gedacht, vielleicht hat das ja was damit zu tun. Hat sehr damit zu tun. Nur eine spontane Idee in Richtung Stifterhaus. Wäre das nicht einmal ein schönes Projekt, wenn man jetzt Autorinnen und Autoren einladen würde? Jeder, jede sucht sich ein Stifterbild aus und schreibt was drüber. Ich glaube, das wäre ein ganz interessantes, spannendes Projekt. Haben wir noch ein paar Minuten Zeit? Julian? Ich Geselle ist nicht. Also das ist so lang, was ich noch lesen würde, wenn das recht ist, wenn Sie das nur aushalten. Ich muss nur eines dazu erklären, das ist ein kurzer Text aus einer unveröffentlichten Prosa, der ist aus einer Traumsituation heraus entstanden, passend zu Stifters Todestag. Es geht darum, dass das Ich dieses Textes, und man kann ruhig sagen, identisch mit dem Autor, das Kompositum Holz, Schlag, Ader träumt und im Aufwachen zu einer Reflexion über Stifter ansetzt, weil die beiden Bedeutungen Möglichkeiten des Kompositums Holzschlag und Schlagader mit Stifter zu tun haben. Bitte! Das lese ich ja gleich. Aufzufahren aus dünnem Schlaf als eine Diagnose, bedeutungsvoll wie Ferse, deklamiertes Holzschlagader dir noch im Ohr. Möchte das von Germanisten in Bezug auf Adalbert Stifter gedeutet sein. Vielen Holzschlägen, nicht nur von der Natur angerichteten Kahlschlägen, einem Holzschlag nach dem anderen, mag er heimatlichen Wäldern ausgewichen sein, nicht um sich über nicht mit Rutenbündeln verprügelt zusammengeschlagenes, sondern nur über geschlägertes Holz schnaufend plagen zu müssen, aber solche mit bereits aufgeschichteten Scheitern wird er wie Waldschneisen durchschritten haben. Beim Rasieren jedoch hat er sich nicht, wie man das mit einem Schlachtmesser lämmern tut, die Kehle durchgeschnitten mit der Rasierklinge, mag sich von der Gurgel ein paar Blutstropfen weggewischt haben, muss aber nicht mit dem Ansetzen des Rasiermessers der Courage eines schwerst leberkranken entraten sein, zu dem, was ihm gern als Missglück der Selbstmordversuch unterjubelt worden ist von Literaturhistorikern. Als hätten sie ihm mit zwar nur Absicht gebliebenem einen Widerspruch zu seinem sanften Gesetz nachgewiesen. Holzschlagader, das gewiss nicht im Halbschlaf ein Hörfehler gewesen, Ader mit Adler auch gesprochen nicht zu verwechseln. Ob aber Adalbert Stifter wie ich aufgeklärt werden musste, dass man sich die Pulsadern der Länge nach aufzureißen hätte, der Quere nach geöffnet, gleich wieder geschlossen? Ja, am Hals packt man sich, wie um sich eigenhändig zu erwürgen, obwohl man nur mit den Fingern die linke und rechte Halsschlagader betastet, zu eines Beruhigung, das die fiebrige Erregung des liebenden Herzens den Puls nicht hinangehetzt hat in bedenkliche Höhen. Ja, danke auch für diesen Text. Applaus Die sparen wir uns. Aber wenn Sie mir einen Ausblick noch erlauben, da möchte ich auf eine Schriftstellerin verweisen, die Annie Francais-Hara. Sie werden jetzt sicher sagen, kenne ich nicht und ich muss ehrlich gestehen, ich bin auch erst vor ein paar Wochen über sie gestolpert. Ihr Nachlass liegt hier im Stifterhaus. Sie war eigentlich Naturwissenschaftlerin, ihr Fachgebiet war die Kompostierung. Der Stifter hätte wahrscheinlich mit ihr seine Freude gehabt. Sie ist 1986 in München geboren, 1971 in Hallen gestorben und sie hat auch ein sehr umfangreiches, auch literarisches Werk hinterlassen, unter anderem einen utopischen Roman, die Feuerseelen, 1920. Schauplatz dieses Romans ist die Weltstadt A15, wo alles dem technischen Fortschritt untergeordnet ist, wo niemand mehr zu Fuß gehen braucht, wo es keine Bücher, keine Zeitungen mehr gibt, kein Kulturleben, keine Kunst, keine Literatur. Aber es gibt einen einzigen Schriftsteller in diesem Buch, der die Zeiten überdauert hat und der in dieser Science-Fiction-Stadt nicht nur gelesen, sondern auch hoch verehrt wird, das ist Adalbert Stifter. Ja. Für mich war das völlig auch ganz neu. Na ist das ja. Also damit sollte man sich vielleicht noch mehr beschäftigen. Wie heißt sie? Die heißt Annie François, also damit sollte man sich vielleicht noch mehr beschäftigen. Wie heißt sie? Die heißt Annie Francais, also Annie Harra, ihr Mädchennamen, sie hat dann einen Herrn Francais geheiratet. Und dann ist der... Also in Literatur und Kritik, im letzten Heft steht drinnen, dass da... Man darf nicht alles glauben, was in Literatur und Kritik steht. Das ist die... Ja. Okay, okay. Okay, ja. Ja, ich bedanke mich bei Marco Wolzug und Julian Schutting. Ich bedanke Ihnen für Ihre Geduld und für Ihre Aufmerksamkeit und ich hoffe, es war ein interessanter, einigermaßen unterhaltsamer Abend für Sie. Und ich möchte Ihnen noch eines auf den Weg geben. Lesen Sie Stifter. Und wenn Sie etwa die Brigitta noch nicht gelesen haben, bitte tun Sie das, das ist wirklich eine ganz, ganz wunderbare Erzählung. Vielen Dank.