Herzlich willkommen an diesem frühlingshaft sonnigen Mittwochnachmittag bei einer weiteren Ausgabe der Senderei Wassermeyer sucht den Notausgang hier aus dem Studio von DorfTV in der Kunstuniversität Linz. Ja, wir alle kennen es nur allzu gut, die Konflikte und Widersprüche, mit denen wir uns in unserem Leben herumzuschlagen haben, Unzufriedenheit, Wut und Kritik, Protest, aber natürlich auch das Gefühl von Ohnmacht und Ermächtigung, aber natürlich auch die Frage, inwieweit sind wir handlungsfähig und sollten wir hier tatsächlich Zweifel haben, wie können wir uns handlungsfähig machen. tatsächlich Zweifel haben, wie können wir uns handlungsfähig machen. Das ist in etwa der Einstieg, mit dem ich heute beginnen wollte bei dieser Ausgabe meiner Gespräche zu Politik und Kultur in Krisenzeiten, wo ich einen ganz besonderen Gast hier willkommen heißen will, nämlich die Julia Starsky. Julia Starsky und ich, wir kennen uns, wir haben das versucht nachzurechnen seit ungefähr 22 Jahren, vielleicht sind es auch nur 21. Toll, dass Sie heute hier sind. Julia Starsky, ich nenne sie mal so, ist eigentlich vielen noch bekannter unter ihrem künstlerischen Namen Starsky. Wie auch immer, ich freue mich, dass Sie heute hier sind und mit mir diese Sendung, die 50 Minuten bestreiten. Ich darf wie eingangs immer in dieser Senderei ein paar biografische Anmerkungen zu Ihrer Person machen, weil mir das sehr, sehr wichtig erscheint. Julia Starsky versteht sich selbst als eine Pionierin der Projektionskunst. Sie ist Aktivist im öffentlichen Raum und auch diese Verbindung ist ganz spannend, in ihrer Biografie auch so nachzulesen. Alleinerzieherin und Alleinverdienerin, sie hat studiert von 88 bis 96 in der Meisterklasse Freie Grafik an der Universität für Angewandte Kunst, hat mit Auszeichnung abgeschlossen und hat eine besondere Verbindung auch zu diesem Haus, in dem wir uns jetzt befinden, mit der Kunstuniversität Linz. Da war sie von 2011 bis 2012 Gastprofessorin, hat in Linz auch Preise erhalten und entgegengenommen. Ich darf da zwei nennen, nämlich den Gabriele-Heidecker-Preis 2019 sowie den Marianne-von-Willemmer-Preis für digitale Medien 2018. Schön, dass Sie hier sind. Wir legen gleich mal los. Ich habe, wie gesagt, überlegt, ich glaube, wir sind uns zum allerersten Mal begegnet, das muss so in den ersten Monaten dieser Widerstandszeit 2000, vielleicht auch 2001 gewesen sein, Widerstand damals, wir haben das so bezeichnet, gegen die schwarz-blaue Bundesregierung. Und da bin ich Julia Starske begegnet. Ich war damals im Museumsquartier in Wien tätig, als sie mit einem großen Projektionsgerät in den Hof aufgefahren ist und hat dort sehr politische Ansagen, sehr kantige Ansagen an die Wand projiziert. Und dann habe ich sie gesehen und habe mir gedacht, unglaublich, diese Frau, so wie sie auftritt, das ist ein unglaubliches Statement. Inwieweit liege ich richtig, dass Sie sich selbst als Statement sozusagen auf die Bühne begeben, auf die Bühne Ihres Lebens oder Ihrer künstlerischen Arbeit? Sehr richtig, weil ich trenne eigentlich nicht zwischen Leben und Kunst. Für mich ist das eine Einheit. zwischen Leben und Kunst. Für mich ist das eine Einheit. Ich mache Kunst, die muss mich berühren, die muss aus sehr tiefen Zonen meines Inneren kommen, sehr existenzielle Sachen. Und ich sehe mein Leben auch als Kunstwerk beziehungsweise so wie ein experimentelles Kunstwerk, ein Experiment. Ich schmeiße mein Leben ins Spiel und schaue, was passiert. Das erfordert natürlich vielfache Strategiewechsel, alle ab und an oder sehr oft sogar. Und zugleich, das ist ein Widerspruch in sich, aber es stimmt trotzdem, ein großes Maß an Sturheit. Wenn ich Witze mache, nehme ich ein Haar und sage, das ist das Maß meiner Sturheit. Wenn ich Witze mache, nehme ich ein Haar und sage, das ist das Maß meiner Sturheit. Irre dich nicht, schau, mit wem es dich da einlässt. Also ich bin, einerseits erfordert es eine gewisse Beweglichkeit, andererseits eine Sturheit und so auszuschauen, wie ich ausschaue im Alltag, als Kunstfigur, ist es was anderes, weil im Kunstraum darf man alles, bewirkt aber nichts. Im öffentlichen Raum ist es umgekehrt, man darf nichts, aber wenn du so ausschaust, bewirkst du sehr viel. Also wir beginnen alles von beschimpft werden, angespuckt werden auf der Straße bis hin zu, dass ich halt gesehen werde als sozusagen nicht ganz einordnbares Wesen. Und das ist sehr kommunikativ. Also ich bin nicht jemand, der abschreckend ist oder so. Jeder quatscht mir an eigentlich. Und ich möchte eigentlich nicht zwischen Leben und Kunst trennen. Das kommt mir immer sehr absurd vor. Machen wir Kunst von nine to 5 und dann gehen wir heim und sind die gleichen Spießer wie die alle anderen auch. Also ich finde, lasst uns wenigstens die Kunst, ihr Spießer. Die Kunst ist irgendwie ein spezielles Feld, das ist schön und gut. Sollte so bleiben. Ob das viel bewirkt, ist natürlich eine andere Frage. Ich habe mir gedacht, es macht doch Sinn, wenn wir gleich mal mit einer kleinen Auswahl Ihrer künstlerischen Arbeiten einsteigen, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Denn was mich eigentlich von Anfang an beeindruckt hat, das ist, dass Sie fast ausschließlich den öffentlichen Raum betreten und quasi als Ihr Aktionsgebiet verstehen. Im Liebsten. Also ich habe Julia Starsky oder Starsky oder niemand, wie sie auch sich nennen, habe ich noch nicht in einer kleinen Galerie angetroffen. Aber das ist auch eine ganz klare Entscheidung, in den öffentlichen Raum zu gehen. Das andere ist, dass Sie dort Ihre Botschaften riesengroß auftragen. Vielleicht können wir mal ein erstes Beispiel sehen von der Regie, ein Bild Ihrer Arbeiten aus den vergangenen Jahren. Was sehen wir da? Das war eine Aktion in Graz zum 8. März Weltfrauentag, ganz klassisch, Destroy Patriarchy, Abort Patriarchy, Smash Kapitalism. Das sind halt so, wie gesagt, da gibt es mehrere so Kurztexte, muss man sagen, weil bei der Projektion im öffentlichen Raum muss man sich kurz befassen. Es muss immer auf einen Blick erfassbar sein. Ich muss für jeden Inhalt die kürzestmögliche Fassung finden. Das schwankt dann zwischen genial und Plattitüde. Also ist alles dabei, weil manchmal komme ich an der Plattitüde auch nicht vorbei. Was ich ja spannend finde mit diesen Projektionen im öffentlichen Raum an große Hausfassaden, damit haben sie oder finden sie ein Publikum, von dem sie eigentlich im Vorhinein so noch gar nicht wissen, das kann sich auch sehr zufällig ergeben, dass Leute hier vorbeilaufen und das sehen können, beziehungs vorbeilaufen und das sehen können, beziehungsweise viele sehen das und können das vielleicht gar nicht der Urheberin, der Künstlerin zuordnen. Das ist das zufällige, das unabsichtliche Publikum, das nicht beabsichtigt hat, Publikum zu sein. Dazu muss man sagen, der öffentliche Raum ist tatsächlich mein Lieblingsspielplatz. Warum? Weil ich schon erwähnte, im Kunstraum, der ist für geladene Gäste, das ist eine ganz spezielle Szenerie, da erreiche ich ein paar Menschen, die sind aber vorbereitet. Der öffentliche Raum mit seinem zufälligen Publikum und Menschen aus allen Schichten ist was ganz anderes, ist viel spannender. Zugleich ist es auch ein Protest gegen unser öffentlicher Raum, wird dominiert von Kapitalation und Politik. Die schreiben sich dort ein, bei jedem Wahlkampf werden wir zugemüllt mit Politikergesichtern. Es ist zum Speiben, es ist eine Zumutung eigentlich, ist aber unser Selbstverständnis. Es ist immer so. Plus Werbung. Das ist das, was den öffentlichen Raum zugleistert. Ich sehe nicht ein, warum sozusagen die Kunst dort nicht präsent sein sollte, warum die Menschen dort nicht präsent sein sollte, warum die Menschen dort nicht präsent sein sollten. Und natürlich, deswegen auch das Pseudonym Niemand, das immer wieder auftaucht. Niemand ist alle, niemand ist jemand. Niemand sind die, die keine Stimme haben im öffentlichen Raum. Jemand bist du, wenn du eine Funktion hast, ein Hackerl, Geld, Macht und so weiter. Geld macht Funktion, macht dich zu jemand. Alle anderen sind niemand. Und die tauchen nicht auf im öffentlichen Raum. Warum? Das ist sehr unfair. Ich möchte da den öffentlichen Raum für diese Menschen und Inhalte zurückerobern. Ich sehe das nicht ein. Mit der Projektion habe ich ein super Mittel gefunden und das habe ich eben 2000 entdeckt bei meinem ersten experimentellen Versuch. Wir haben einfach den Projektor genommen, in die Hingstet aufs Bundeskanzleramt projiziert. Also einerseits, erstens, du kannst sehr wohl dir den öffentlichen Raum nehmen und Parole bieten, es geht. Wir halten uns immer für sehr klein, weil wir so ohnmächtig sind. Aber man kann sich seine Stimme nehmen, Frau kann sich ihre Stimme nehmen, besser gesagt. Und zweitens, man kann eigentlich kaum was dagegen machen, weil es ist non-destruktiv und es ist nur Licht. Es ist jetzt im Moment, dann ist wieder weg. Keine Spuren, keine Zerstörung, nichts bleibt zurück, außer in den Köpfen der Menschen, die das sehen. Da ändert sich dann schon die Architektur. Und vor allem die Architektur der Macht ist natürlich Gebäude, die der Macht zugeordnet sind oder die da eben so mächtig im öffentlichen Raum stehen und von Bundeskanzlern, Präsidenten und so weiter bevölkert werden, sind natürlich am interessantesten und sind auch, sozusagen da wird die Message auch am brisantesten, weil die Message eigentlich aus einer Kombination der Architektur und dem Satz besteht. Und je bedeutender die Architektur, desto entstehen vielschichtige Bedeutungen mit den Sätzen, desto interessanter natürlich. Einen besonderen Repräsentationsort der politischen Macht zeigt das nächste Bild. Ich bitte kurz um Zuspielung. Nämlich hier in Linz, wo Sie ja, ich darf das verraten, immer gerne und oft zugegen sind. Da haben Sie sich eigentlich das alte Rathaus am Hauptplatz vorgeknöpft. Was war das genau? In welchem Kontext ist das entstanden? Das war auch wieder 8. März, Weltkampftag der Frauen. Globale Empathie ist etwas, was eigentlich immer mehr an Bedeutung gewinnt, muss man sagen. Das war gemeinsam mit Feminismus und Krawall einer meiner besten Verbündeten überhaupt. Ja, wir machen halt Krawall und große Sichtbarkeit. Am liebsten der Rathaus Linz, Bundeskanzleramt, eignet sich besonders gut. Da fährt gerade eine Straßenbahn durch und da sieht man auch wieder, dass es eher so ein Momentkunstwerk ist. Das ist ein Moment. Da könnte man zu einem Punkt kommen, der mir auch wichtig ist, weil ich verweigere das Werk. Ich halte das Werk sozusagen mehr für das, was abfällt am Weg, so Abfallprodukte am Wegesrand. Die eigentliche Kunst ist der Moment, der Prozess, der Prozess des Machens, der Prozess des Wahrnehmens, der Prozess auch des Sich-Erinnerns nach 20 Jahren zum Beispiel. Das ist die Kunst. Ich habe mir immer gedacht, cool, ich bin dem Kunstmarkt, den ich ablehne, entkommen, weil ich liefere einfach kein Werk. Das kann sich keiner kaufen und über das Sofa hängen und schauen, ob es zum Sofa passt. Das finde ich eine Zweckentfremdung der Kunst eigentlich. In anderer Hinsicht ist es vielleicht nicht so klug, den Kunstmarkt zu verweigern und sich noch mehr selber ins Abseits zu spielen, all diese Prozesse. Aber ich muss sagen, am spannendsten finde ich schon die Dinge, die jetzt sind und dann ist es wieder weg, ist vorbei. Und ich mache auch meistens Sachen, die sind rundherum. Also das Publikum muss sich eigentlich selbst entscheiden, wo es hinschaut. Kann nie alles wahrnehmen, alles sehen. Also dadurch sieht auch jede etwas anderes. Die eine schaut dorthin, die andere da. Und jeder wird etwas anderes sehen. Das finde ich viel spannender als dieses alle Starren in eine Richtung. Es hat alles so etwas Hierarchisches, Sakrales und so weiter, das aufzubrechen und aufzulösen ins Anarchische hinein. Es ist eben das Rundum und du musst selber entscheiden, was du jetzt anschauen willst oder kannst. Das dritte Bild, das ich jetzt noch kurz zeigen möchte, belegt, dass ja auch Sie als Künstlerin Starsky in anderen Topografien anzutreffen sind, als in bürgerlich-architektonischen Ensembles der großen Städte dieses Landes. Nein, nämlich auch im Salzkammergut. So viel darf ich mal verraten. Können Sie uns kurz schildern, was man da sieht, beziehungsweise in welchem Projektzusammenhang das entstanden ist? Das war Traudi. Das habe ich auch mit 52 gemeinsam aus dem Boden gestampft, muss man sagen, und auf ein Boot geschmissen. Also wir sind mit einem Boot über den Traunsee gefahren. Das Projekt heißt Traudi. Und ich habe mit dem Projektor auf die Berge, auf die Felswände, ins Wasser. Das war eines meiner schönsten Projekte, war auch ein Experiment. Wir wussten nicht, ob es so funktioniert. Am selben Tag, 8 Uhr früh, haben wir dann die Zusage für den Starkstrom gekriegt, ohne Probe, ohne Test. Das war der Testlauf. Hat mir sehr viel Spaß gemacht, war sehr schön. Das ist wieder was anderes, wenn sozusagen riesige feministische Texte auf den Berg, auf die Felswände, in der Landschaft stehen, ist natürlich sehr mächtig. Ist vielleicht auch so eine Reaktion, wir Frauen sind immer unsichtbar im Kurs, sobald es um Jobs geht, unsichtbar. Bist auf einmal diffundiert ins Nichts. Auch jemand, der so auffällig ausschaut wie ich, trotzdem unsichtbar. Vielleicht ist das auch das, warum ich das liebe, diese riesige Sichtbarkeit da in die Welt zu stellen. Genau. Und das ist natürlich dann schon ein schönes Gefühl, wenn das so groß, 200 Meter circa, am Berg steht. Wir sind Visionen für die große Frau. Ich finde das ja total spannend, weil da natürlich sehr viel auch an Gegensätzlichkeit in der Darstellung selber steckt. Einerseits diese Großprojektion, die ja sehr, sehr viel an Ästhetik aufweist, die wahrscheinlich viele Menschen gefällt, aber gleichzeitig mit einer Botschaft, mit einer textlichen Botschaft verbunden, wo man zuerst einmal denkt, was ist da genau, was will die mir sagen, was will dieses Bild mir zeigen, worauf soll ich aufmerksam gemacht werden, ist das ein bewusstes Spiel von Ihnen, dass Sie da quasi auf dieses Innehalten setzen, mal kurz stehen bleiben zu müssen und ich muss mir das jetzt genau ansehen, was ist das eigentlich, was mir hier mitgeteilt wird? Das ist jetzt schwer zu sagen. Also einerseits wähle ich Texte, gerne Texte für die Projektionen im öffentlichen Raum, weil Sprache präziser ist als Bild. Andererseits auch wieder nicht, weil zum Beispiel die ganze Niemand-Geschichte lebt von der Mehrdeutigkeit und der Doppeldeutigkeit und in Wahrheit sind mir die gelungensten Texte, die vieldeutig sind und nicht die eindeutigen, die Plattitüden. Aber wir sind mächtiger als ihr glaubt. Ich weiß nicht, ob ich so genau darauf abziele, was jetzt der Betrachterin passiert. Ich agiere sehr subjektiv. Also das, was ich in die Welt hinausstellen möchte, wird dann dort stehen. Ich arbeite zu vielen verschiedenen Kontexten, aber es sind natürlich Schwerpunkte. Es ist schon feministisch, weil es urwichtig ist, die Zeiten werden so lange barbarische Zeiten sein in meinen Augen, solange wir nicht eine Gleichberechtigung erreicht haben. dann nicht finde. Solange sozusagen jede Bubelpartie mich ab drei Prozent meiner Kompetenz überrunden kann, solange muss ich eigentlich sehr laut und sehr groß die Klappe aufreißen, um das zu ändern. Wobei ich das wahrscheinlich meine Lebenszeitspanne leider überschreiten werde. Also ich bin eine der vielen Frauen, die ihr Steinchen, ihr Schärflein beitragen zu einer feministischen Entwicklung, die uns letztlich allen zugutekommen wird. Weil es wird Männern wie Frauen wie allen anderen Gesch Geschlechtern besser gehen ohne das Patriarchat. Das halte ich für erwiesen. Und da, so kontextualisiere ich eigentlich auch meine Arbeit. Also das Feministische, das Aktivistische, da einen Beitrag zu leisten, einen kleinen kann man sagen. Und ich denke mir, den Kapitalismus, den Sexismus, den Rassismus, das haben sie uns mit großem Aufwand alle ins Hirn geschissen. Und da ist jede verantwortlich, das wieder raus zu, im Laufe des Lebens, das wieder rauszuschmeißen und Laufe des Lebens und ein Selbst zu entwickeln und ein Selberdenken zu entwickeln. Und das ist quasi der Kontext meiner Kunst. Ich bin ja in einem Punkt wirklich immer schon erstaunt. Sie beschreiben das als barbarische Zeiten, dem kann ich ja unglaublich viel abgewinnen, um nicht zu sagen, dem auch zustimmen. Aber wenn man über barbarische Zeiten spricht, die man selber erlebt, dann könnte man ja annehmen, sie seien eigentlich richtig wütend oder zornig oder richtig hochgekocht. Aber gleichzeitig, so nehme ich das wahr, überträgt sich das gar nicht so sehr auf Ihre Texte, weil da erlebe ich sehr viel Poesie. Ach so, ja. Naja, weil es sollte dann halt schon auch irgendwie sozusagen einem ästhetischen Anspruch genügen. Nur kotzen oder schreien ist halt manchmal auch ein gutes künstlerisches Statement, aber es trägt vielleicht nicht über Jahrzehnte. Ja, ich bemühe mich um poetische Formulierungen. Wut ist aber schon da. Das ist aber schwierig, mit dem umzugehen. Weil einerseits bin ich irrsinnig wütend und fühle mich sozusagen wie fehl in der Welt. Ich habe dann das Gefühl, ich kann in dieser Geldwelt, wo ja Geld als Maßstab für Welt angelegt wird, das ist die schönere Formulierung, was komplett irre ist eigentlich, weil Geld ist nicht der Maßstab der Welt. Wir werden aber jetzt alle da hineingezwungen. Und solche wie ich kommen damit überhaupt nicht zurecht, weil Geld ist für mich kein Motor und wird es nie sein. Aber ich bin da in dieser Zwangslage, da mitzumachen zu müssen oder von einer Pretorie zur anderen zu hoppen. oder von einer Bredouille zur anderen zu hoppen. Und meistens bin ich eher der Typ von Bredouille zu Bredouille. Andererseits ist Kunst auch so ein Überlebensmechanismus. Ohne könnte ich nicht überleben. Das ist quasi auch meine Kommunikation, Interaktion mit der Welt. Aber mit der Geldwelt, leider, leider funktioniere ich nicht. Ich vermute mal, dass Sie auch in Ihrer persönlichen Kunstgeschichte Prägungen erfahren haben, dass Sie wahrscheinlich auch verschied persönlichen Kunstgeschichte Prägungen erfahren haben, dass Sie wahrscheinlich auch verschiedenste Ideen, Einflüsse aufgesogen haben. Wen haben Sie denn in Ihrem Leben so bisher als Vorbild, heute sagt man ja, Role Model gewählt? Das fragt man immer. Ich habe null Role Models. Also ehrlich gesagt, gar nicht. Natürlich wird man es oft gefragt. Deswegen habe ich mir da mal was überlegt und habe mir gedacht, wenn überhaupt, dann würde ich sagen, Bibi Langstrumpf, Laurie Anderson und Ludwig Wittgenstein haben mich geprägt. Also so mein Denken und Agieren. Aber ich finde Role Models komplett uninteressant. Role Models komplett uninteressant. Natürlich Kunst ist sozusagen, du machst etwas, du saugst etwas auf, gibst weit, es ist immer Strenge, die man wieder verfolgt oder wo man sich aufgehoben fühlt. Trotzdem, ich kann mit Role Models nichts anfangen. Es gibt Menschen, Personen in der Literatur, in der Kunst, wo wenn ich die lese oder das sehe, dann fühle ich mich aufgehoben. Ah, da gibt es welche, die verstehe ich, sie verstehen mich. Also, wo man sich in einem Strang fühlt. Und das ist sehr schön, weil man sich sonst oft verloren fühlt. Aber Role Models. Ich glaube, wir sollten uns eher bemühen, Selbst zu entwickeln, nicht etwas nachzuholen. Wir werden ja immer gedrängt, irgendetwas zu sein. Kategorisierung hier, dort. Ganz fatal eigentlich für das Selbst. Ich denke, wir sollten das Gegenteil tun. Wir sind alle ähnlich gleich und sind auch alle sehr verschieden. Und es sollte eigentlich eine jede Selbstbewusstsein für ihr eigenes, ihr verschiedenes, ihr seltsames Sein entwickeln. Weil je seltsamer du bist, desto mehr wirst du ausgegrenzt. Das ist eigentlich fürchterlich und fatal. Deswegen geht mir dieses Normative und auch dieses Kategorisierende sehr am Arsch. Und ich würde das Gegenteil befeuern wollen. Ich habe das schon in der Vorbereitung für unser Gespräch heute ganz stark gespürt, dass sich sehr viel in diesen 50 Minuten mit Ihnen um das Thema Ermächtigung drehen wird. Das ist mir auch ein sehr wichtiges Thema. Ich überlege da auch schon viele Jahre meines Lebens. Das ist mir auch ein sehr wichtiges Thema. Ich überlege da auch schon viele Jahre meines Lebens. Und sie tun ja das Gleiche und haben quasi für sich selber so auch ein Anwendungsfeld gefunden. Das ist im Kontext des Feminismus. Das macht es ja sehr, sehr spannend. Ich habe hier im Rahmen meiner Sendungen immer wieder auch Themen zu feministischer Praxis, Frauenpolitik. Und ich habe den Eindruck gewonnen, und das möchte ich jetzt kurz Ihnen gegenüber ansprechen, dass wir eigentlich schon mal weiter waren, auch hier in Österreich, was feministische Selbstverständlichkeiten betrifft. Im Augenblick haben wir eine Bundesregierung, deren Frauenministerin ja stolz ist und auch nicht müde wird zu betonen, sie sei Antifeministin. Medial gibt es einen totalen Backlash, Frauenthemen werden immer mehr zurückgedrängt. Gleichzeitig gibt es da so auch eine konservative, ein Reframing, eine völlige Umdeutung. Wie geht es Ihnen damit? Liege ich da verkehrt oder teilen Sie manche meiner Ansichten? Und wie gehen Sie damit um? Wie kann man dem entgegentreten? Ich glaube, es sind gerade zeitgleich mehrere Stränge aktiv. Weil ich spüre einerseits, dass ich mich vor 20, 25 Jahren mit meinen feministischen Äußerungen in vielen Kontexten nichts bewirkt habe, außer mich selber unmöglich zu machen, mich selbst zu beschädigen, weil ich Dinge gesagt habe, die eine ganze Gruppe, homogene Gruppe von Menschen, zum Beispiel die Avantgarde, ich habe sehr viel in der Clubkultur gearbeitet, in den Anfängen meiner Kunst, weil sich so eine homogene Gruppe Dinge ausgeblendet hat. Und eigentlich sie einzublenden war ein Tabubruch, der aber nichts verändert hat, sondern nur dich selbst beschädigt hat. Also da, denke ich, ist ein bisschen was weitergegangen. Nicht effektiv in den Dingen. Wir sind immer noch, sagen wir mal, zwischen drei bis 30 Prozent Frauen in vielen Bereichen. Das ist leider Status quo und ändert sich extrem langsam. Die Wahrnehmung hat sich ein bisschen geändert, weil ich sehe jetzt schon ein bisschen Aufwind für Feministinnen. Es gibt ein Bewusstsein. Es schreien auch viele laut auf. Es ist nicht mehr so, du bist dann die schierche feministische Kampflesbe, die Kano gekriegt hat, wenn du dich beschwerst über den geringen Anteil von Frauen oder Personen anderer Geschlechter, die da mitmischen. Also da spüre ich auf, ich habe irgendwie, vielleicht ist das eine Illusion, aber unsere Zeit wird kommen, gefühlt so, wir werden nicht mehr so beschimpft. Das ist das eine. Das andere ist der Backlash und die Kommerzialisierung des Feminismus und sozusagen, wo es nunmehr quasi ein Abklatsch ist, das Zuckerl-Feminismus. integrativ gesinnt in meinem ganzen Wesen und würde sozusagen am liebsten plädieren auf sozusagen, im Grunde müssten wir uns in den Kernthemen einig sein und statt den Feminismus zu zersplittern und zu zerstreiten, sozusagen uns aufs Wesentliche konzentrieren und der goldenen Revolution zuarbeiten. Ja, mit der Frauenministerin, das ist eine Verarschung für mich. Also das kann es nicht sein. Also eine Frauenministerin, die das Frauenvolksbegehren nicht unterschreibt, ist obsolet. Ich sehne mich nach Personen wie die Johanna Donal, aber man sieht ja, was mit denen passiert. Die werden von ihrer eigenen Partei abgesägt. Was soll man da machen? Da sind wir noch nicht viel weiter gekommen. Die Alibi-Frauen, die Figuren, oder die Frauen, die im Patriarchat mitspielen, das ist ein Drama. Aber es ist vielleicht für sie selber kurzfristig die bessere Strategie, weil als Frau von oder als da, da, da, da bist halt zumindest im Spiel. Während solche wie ich, die alles Mögliche verweigern, zu heiraten, verweigern dies, verweigern alles, diese ganzen konventionellen Rollen, bist halt dann die Außenseiterin und kämpfst um jeden einzelnen Millimeter. Millimeter für Millimeter für Millimeter, bis du alt und grau bist. Millimeter für Millimeter, bis du alt und grau bist. Was hat denn eigentlich in Ihrem Leben den Ausschlag gegeben, irgendwann die Entscheidung zu treffen, ich möchte eigentlich nicht die Frau von sein, sondern eine Kämpferin, Widerständigkeit zu entwickeln und auch praktisch zu leben und umzusetzen? Ich glaube, jeder denkende Mensch trifft irgendwann die Entscheidung. Du willst halt nicht unsichtbar sein. Wieso ist der Typ neben mir mehr wert als ich? Manchmal bin ich gescheiter, klüger und trotzdem kriegt der den Job. Also das ist eigentlich selbstverständlich. Also würde ich sagen, Oder man kann auch sagen, durch die leidvolle Erfahrung, dann immer unsichtbar zu sein im professionellen Rahmen. weiß nicht, ich wurde immer sehr viel ausgegrenzt. Das fand ich immer sehr verletzend und verunsichernd. Und ich glaube, in Wahrheit machen wir schon immer diese Erniedrigung mit. Also man kommt nicht umhin, sozusagen diese Bewegungen von außen selber mitzuvollziehen. Aber es ist dann sehr heilsam, sich zu wehren. Und dann kann man das ein bisschen umkehren und kann irgendetwas Eigenes entwickeln und auch ein Selbstbewusstsein entwickeln, indem man sich wehrt. Aber sich wehren erzeugt ein besseres Gefühl, wenn man Allianzen bilden kann mit anderen, die sich auch wehren wollen. Das ist nicht immer so einfach im Kunstfeld. Das ist, da habe auch ich sehr viel Ellenbogenmentalität kennengelernt. Das ist nämlich durch die Prekarität, die die Kunst auch so im Würgegriff hält, sind natürlich viele schnell mal auch sehr an ihrem eigenen Ich, auf ihr eigenes Ich bedacht als weniger an der Solidarität. Man hat das auch jetzt in der Pandemie gesehen, aber wo finden Sie denn Ihre Allianzen? Sei es in Wien oder darüber hinaus? Ich habe ein paar tolle Verbündete und für jede einzelne davon bin ich wirklich zutiefst dankbar, weil es ist schwierig, tatsächlich schwierig. Ich versuche dem ganz strikt entgegenzuarbeiten, bin aber ganz viel gescheitert mit meinem Projekt. Ich bin eine sehr gute Anfängerin und da kommen wir zu den Möglichkeiten. Ich halte die Kunst eigentlich für Möglichkeiten, Möglichkeiten öffnen, Möglichkeiten schaffen, neue Realitäten schaffen. Das ist eine der Aufgaben der Kunst. Ja, also ich könnte mir jetzt endlos beschweren über Geschichtsfälschungen wie visualistisches Urgestein oder so, mit dem ich dann letztendlich konfrontiert bin. Aber es ist eigentlich auch ein bisschen Fahrt, mich darüber zu beschweren. Außerdem habe ich mich schon genug darüber zu beschwert. Außerdem nutzt es mir nichts. zu beschwert, außen nutzt es mir nichts. Viel wichtiger finde ich es quasi immer wieder, auch wenn es jetzt schon x-mal gescheitert ist, neue Allianzen zu schaffen und neue Dinge zu versuchen. Also bei meinen Projekten stelle ich ja auch ganz bewusst und sehr offensiv Frauen in die erste Reihe. Immer wieder. Aber damit es einfach dieses Bild, das Bild gehört, erzeugt. Wir kennen alle die Bilder von Männern hinter den Reglern und Frauen, die sehr hübsch und sehr schön dann da rumwuseln, um die Männer herum. Das gehört einfach zu durchbrochen, das erzeugt ein Selbstverständnis. Insofern sozusagen immer wieder an dem Selbstverständnis arbeiten. Da stehen lauter starke Frauen, die machen was. Wo ist der Mann, der die Technik bedient, gibt es keinen. Also ich bin ja oft, wenn ich mit sehr viel Technik arbeite, komme ich daher mit meinen Apparaturen und dann schauen sie, wo ist der Mann, der die Technik bedient. Verdammt, verdammt, das kann ja nicht schlimm sein, also jetzt mit grauen Haaren geht es ein bisschen besser, aber als junges Mädel quasi unmöglich. Jeder Assistent von mir wurde für den Künstler gehalten und ich war die Freundin von. Das passiert innerhalb von Sekundenbruchteilen, ist das da, also das aufzubrechen. Allianzen ist tatsächlich das Wichtigste. Also ich habe eh in Linz eine meiner besten Verbündeten mit Feminismus und Krawall und 52. Ich habe natürlich auch in Wien Verbündete, die mich sozusagen ausgebeutet, bestohlen und benutzt haben. Die möchte ich jetzt gar nicht erwähnen, die wissen es selber. Es ist halt in der kapitalistischen Gesellschaft scheitert man sehr viel daran, also mit diesen Netzwerken und Dings, haben wirklich viele noch nicht begriffen, leider. Diese Forderung nach Möglichkeiten, Räumen schaffen, habe ich auch so verstanden, dass das ja auch Räume sein sollen, wo wir scheitern dürfen. Sowieso. Aber wir müssen jetzt unterscheiden, scheitern an Experimenten ungewissen Ausgangs oder scheitern an der Gesellschaft. Das sind, finde ich, zwei verschiedene Sachen. In der Kunst ist Scheitern sozusagen das Um und Auf. Das bringt die weiter, der Fehler. Ah, so, das war Blödsinn. Und schon ist man auf der nächsten Idee und auf der nächsten Schiene, die man weiterverfolgt. Das ist was sehr Schönes auch. Also schöner Scheitern kann ich sehr gut. Aber das gesellschaftliche Scheitern, das ist eben auch persönlich tiefgehend oft sehr schmerzhaft, scheint aber leider auch notwendig zu sein oder unumgänglich. Oder man ist schon vorher so gescheit, war ja aber nicht, wie man nachher ist, nachdem man gescheitert ist. Wobei zum Beispiel meine Projekte sind immer gerne sehr anarchisch. Und ich höre mir seit, so wie, zieht er was ordentliches an, schneidet er die Haare, dann wird das alles viel besser gehen. Genauso höre ich mir seit Jahrzehnten an, sei nicht immer so anarchisch, das geht alles in die Hose und trotzdem ist jedes Projekt, was ich wieder probiere, wieder so anarchischen Ansatz. Es gibt ein paar Punkte, da bin ich echt stur wie Sau, da will ich nicht drauf verzichten. Es gibt andere Sachen, die muss man einfach im Laufe der Zeit wegschmeißen. Obsolet, hat nicht funktioniert, wird nicht funktioniert, wird nicht funktionieren. Tschüss. Aber wenn ich mir jetzt so kurz anschaue, die österreichische Kulturgeschichte des Widerstands, wo wir uns erstmals begegnet sind. Wir haben ja damals ganz große Stücke drauf gehalten. Das war was. Und auch die Welt hat auf Österreich geblickt. Das war auch unsere einzige Chance. Ja, wir sind hier im Widerstand, wir sprechen uns aus etwas, was unser größtes Unbehagen findet. Wir wollen keine Faschisten, Faschistinnen in der Bundesregierung. Das war in etwa, so kurz zusammengefasst, die Wahrnehmung unserer Welt. Mittlerweile sind mehr als 20 Jahre ins Land gezogen und die Welt hat sich irgendwie rasant verändert. Auch Österreich hat sich sehr verändert. Jetzt stelle ich mir die Frage, und das ist auch etwas, was mich an Ihnen sehr interessiert, inwieweit Sie eigentlich Ihre eigenen widerständigen Konzepte nachgebessert haben oder abgegradet haben. Ist das heute noch so wie damals oder sehen Sie da jetzt irgendwie Handlungsbedarf, das schon irgendwie anders zu denken, auch bei der Wahl der Mittel oder auch gerne in der Wahl der Verbündeten? Hat sich da was anderes ergeben? Also alles ist anders geworden. Also gesellschaftlich würde ich sagen, die schleichende Normalitätsverschiebung nach rechts, so Millimeter für Millimeter, die hat jetzt schon ordentlich Kilometer gemacht in den letzten 20 Jahren. Also gesellschaftlich andere Ausgangslager. Ich glaube, widerständig sein ist sicher einer meiner Triebfedern als Mensch Reaktion ist eine Aktion. Das ist ganz logisch. In der Reaktion rufst du die Konzepte dessen, gegen den du dich wendest, wieder auf und stellst sie wieder in die Welt, indem du dagegen agierst. Schwäch, Position der Schwäche eigentlich. So richtig stark und kraftvoll ist Aktion, ist Vision, ist Utopie, ist, wenn du etwas, was du wirklich meinst und denkst, in die Welt stellst. Und das ist aber viel, viel schwieriger, weil es ist sehr leicht, jemanden zu verarschen und jemanden zu kritisieren. Es ist aber sehr schwer, Ideen und Visionen und Utopien auf eine Weise zu formulieren, dass sie für andere nachvollziehbar sind, dass sie dastehen als Idee im Raum. Das war letztlich unsere größere Aufgabe, sozusagen, wenn man das jetzt größer denkt, muss man sagen, wenn ich mich immer aufreibe, gegen irgendwas zu sein, dann bleibe ich aber da. Wie aber entsteht Veränderung in der Welt? Dadurch, dass irgendwer neue Konzepte entwirft, die in die Welt stellt, sie immer wieder wiederholt, bis sie genau die ganze Scheißpolitik und diese Regierungsmaschinerie funktioniert ja genauso. Es wird uns ständig etwas vorgelabert, immer wiederholt, wiederholt, wiederholt, bis es durch die Wiederholung so eine Art eigene Realität erzeugt, so eine Art Blase, in der wir alle drin sind. Das ist das Prinzip der Propaganda. Genau. Ich könnte einige erwähnen, die wir jetzt über uns ergehen haben lassen müssen. Es wird ja eigentlich immer ärger und Ding. Dem müsste man eben etwas entgegensetzen und zwar nicht, indem man es bekämpft, sondern indem man sozusagen eigene Ideen möglichst klar, möglichst oft mit dem selben Prinzip Wiederholung, Wiederholung, Wiederholung in die Welt stellt. Interessant, weil das auch ein Thema ist, mit dem wir uns bei DorfTV auch sehr beschäftigen. Wir brauchen Narrative, wir brauchen Erzählungen. Wir haben jetzt gar nicht mehr so viel Zeit auf unsere Uhr, sondern lediglich noch ein paar Minuten. Aber wenn ich mir jetzt vorstelle, die Künstlerin Starsky hat jetzt die Möglichkeit, eine Erzählung kurz anzubieten, etwa der Goldenen Revolution in einer postpatriarchalen Welt, nachdem diese Verhältnisse überwunden sind, wie würden denn die aussehen? Naja, also ich habe eine Goldene Revolution einmal skizziert, skizzenhaft entworfen. Ich glaube, die Grundparameter sind also eine Änderung der Rechtsgrundlage, weil im Grunde genommen befinden wir uns in Österreich in einem, die Gesetze sind sozusagen ein in Gesetze gegossenes ÖVP-Weltbild, also ein unheimlich veraltetes 19. Jahrhunderts-Weltbild. Natürlich müsste man die Gesetzeslage als allererstes ändern. Es würde drei neue Gerichtshöfe bedürfen, wo du Rechte einklagen kannst. Also ein Gerichtshof gegen das Verbrechen des Patriarchats, gegen das Verbrechen des Kapitalismus und gegen das Verbrechen des Krieges. Sobald du diese Dinge einklagen kannst, also natürlich die Grundlage, wir sind ja eh schon in Europa auf einer geistigen Ebene recht weit gekommen, die Menschenrechte halte ich für eine der größten Erfindungen der Menschheit, wenngleich Europa, die Erfinderin, scheitert an den Grenzen. Wir machen uns selber zum Affen durch Europas Grenzen. Die Menschenrechte müssten das oberste Prinzip sein. Danach müssten sich alle anderen Gesetzesdinge richten. Das ist alles Beiwerk. Menschenrechte, ganz zu oberst. Es müsste illegal sein, Menschen wegen Geld auszubeuten. Also Geld ist komplett, ich bin ja für das Grundeinkommen, aber für ein weltweites gleiches Grundeinkommen. Die Geldwelt gehört in diesem Sinne abgeschafft. Es müsste jeder das Recht auf Existenz haben und den gleichen Geld, es ist ja irre, dass das Geld in Afrika ist, ist ein Hundertstel, Tausendstel wert von dem hier, was für eine Frechheit bitte, und das ist normal, das ist ein Verbrechen, solche Dinge können geändert werden. Da fällt mir viel ein. Wir haben leider gar nicht mehr so präsent. Da müssen wir uns nochmal gesondert treffen. Aber die Goldene Revolution, es wäre sozusagen eine Umgestaltung der Gesellschaft auf Grundlage der Menschenrechte. Der Kapitalismus wäre damit Geschichte. Und das ist schon die Ursache sehr vieler Probleme, die wir hier haben, ist diese kapitalistische Scheiße, in der wir leben. Weil halt Geld über Menschenwürde gestellt wird. Und das kann nicht sein. Wir haben jetzt gerade noch ein paar Minuten, wir müssen allmählich in den Zieleinlauf kommen. Jetzt nochmal ganz konkret, Frau Starsky, ich vermute, Sie werden unerschrocken weitermachen, mit neuen Ideen in die Welt treten, öffentliche Räume betreten, Ihr Aktionsgebiet. Was haben Sie denn so in Planung? Was juckt Sie? Welche Gebäude werden Sie bestrahlen? Welche Berge? Was mich juckt, da gäbe es viel, aber was ich dann machen kann, darf, ist wieder etwas anderes. Aber jetzt kommt endlich mal wieder ein Auftritt nach sehr langer Durststrecke. Das freut mich sehr. Am 5. Mai sind wir beim Bundeskanzleramt mit OBRA, One Billion Rising, gegen Gewalt an Frauen. Wir werden auch eine Sequenz gegen Femizide machen, zusammen mit Aufstehen. Also das sind sozusagen die Fem-Artiwissen, haben wir vor kurzem dafür geprägt, quasi diese Mischung aus Kunst und Aktivismus. Da freue ich mich schon unheimlich. Da habe ich alles in der Reißen. Bundeskanzleramt, Präsidentschaftskanzlei, Parlament, eine Bühne mit Akteurinnen und Performerinnen wird wunderschön. Und am 7. Mai gibt es die Premiere für die Feminismusmaschine. Das ist eine Apparatur, ein Spielzeug zum Selberspielen. Da geht es darum, dass es eigentlich viele Sachen sind, eigentlich es nervt unheimlich, dass wir das wiederholen müssen. Das ist eigentlich schon in die 70er Jahre, eigentlich müsste man sagen, ausdiskutiert, fertig. Wie kann das sein, dass wir das 2022 das wieder und wieder und wieder sagen müssen? Da dachte ich, okay, da baue ich jetzt eine Maschine, die soll das alles sagen, dann kann ich was sagen, was ich denke und jetzt muss man jetzt nicht alles wiederkennen. Es wird aber so ein Spielzeug sein, wo feministische Texte, Sätze, Messages, aber auch sie macht gesprochenen Text, Sounds, Geräusche und dient auch der Selbstermächtigung, weil ich habe mal 2001 eine Propagandamaschine gebaut, die war sehr lustig, weil das war auch sehr fürchterlich, was die weltweite Aufrüstung und Überwachungsding, das 2001 so wirklich hochgeschossen ist, diese Scheißpropaganda dann damit rumzuspielen. War das der Zufallsindoktrinator? Zufallsindoktrinator nenne ich eigentlich alle die Projekte, die mit Text arbeiten beziehungsweise die Phrasiologie der Macht entblößen. Also die nehmen etwas her, was uns aus dieser Propagandamaschinerie entgegenhört, entblößt sich selbst, lässt es sich selbst entlarven und spielt damit, bis es sich selbst der Lächerlichkeit preisgibt. Das sind die Zufallsindoktrinatoren, die sind irgendwo immer in meinen Arbeiten dabei. Ich finde das sehr spannend, weil Sie sind ja auch in meiner Wahrnehmung wirklich eine Medienkünstlerin. Heute gerade junge Menschen verbringen sehr, sehr viel Zeit mit Informationstechnologien, haben fast unentwegt ihr Smartphone in der Hand, telefonieren gar nicht so sehr damit, sondern kommunizieren über verschiedenste Messenger-Dienste und was auch immer. Was könnten Sie denn denen mitgeben, wo sollen denn Sie Ihren Zufalls-Indoktrinator einrichten, um sozusagen den Missverhältnissen und den patriarchalen und kapitalistischen Umständen sozusagen einen Spiegel vorzuhalten. Das kann ich gar nicht, weil das ist die Generation Digital Native, die bin ich nicht. Die werden ihre eigenen Dinge entwickeln. Ich bin froh, wenn ich da überhaupt noch vorkomme, weil ich bin ja eine andere Generation. Allerdings einen Andockpunkt habe ich dort, weil nachdem ich ja nicht Kunst als Ware produziere, sondern als Geschenk, was auch der Kunst adäquat ist, fände ich super, mit so Dingen zu arbeiten, so kleine Memes, Dinge, die man teilen kann. Und das ist jetzt ein neuer Strang, den ich anleihen möchte, ist kleine Messages, die auf den digitalen Units funktionieren und die einfach weitergetragen werden. Die kannst du nehmen und teilen und verschenken und verteilen und so. Das, glaube ich, ist so ein Strang, der ist vielversprechend für mich. Aber ich glaube, Tipps kann ich der Digital Generation wirklich nicht geben. Eher umgekehrt. Ich nehme das jetzt auch schon als Schlusswort. Vielen herzlichen Dank. Wir sind nämlich am Ende der Sendezeit. Die vergeht immer so schnell, gefühlt immer schneller, als sie tatsächlich ist. Ja, vielen herzlichen Dank, Julius Daski. Julius Daski, auch bekannt als Das Kai, auch als Niemand, weiteres Pseudonym. Großartig, dass Sie heute von Wien zu uns ins Studio gekommen sind. Eine ganze Menge Denkanstöße im Rahmen dieser Reihe der Gespräche zu Politik und Kultur in Krisenzeiten. Ja, ein großes Dankeschön natürlich auch wieder den Zuseherinnen und Zusehern von DorfTV, die mit Interesse dabei waren. Ja, die nächste Sendung ist schon in Planung, allerdings nur in meinem Kopf. Es gibt noch keinen konkreten Sendetermin dafür. Ich nehme dann mal auch eine längere Auszeit, werde mich dann im Frühherbst wieder zurückmelden. Auf alle Fälle bis dahin eine schöne Zeit. Heute noch einen schönen Abend. Wie immer darf ich mit dem Ersuchen schließen, bleiben Sie dem Sende Ihres Vertrauens, nämlich DorfTV, auch weiterhin gewogen. In diesem Sinne nochmals einen schönen Abend und auf Wiedersehen.