Einen angenehmen Nachmittag, Silvana Steinbacher begrüßt Sie herzlich bei Literatur im Dorf. Schad Turschmanns Debütroman Der Geruch der Seele erzählt von einer großen Liebe zwischen den Jahren 2011 und 2015 in Syrien, also von einer Liebesgeschichte in Zeiten von Krieg und Revolution. Und so lautet auch der Untertitel seines Romans. Und so lautet auch der Untertitel seines Romans. Shad Turchman ist in Damaskus aufgewachsen, ist dann 2014 aus Syrien geflohen und lebt heute in der Nähe von Salzburg. Er ist, wie gesagt, Schriftsteller, leitet Workshops, ist ein großer Fußballfan und ich möchte mich heute mit ihm über sein Buch, natürlich über sein kürzlich erschienenes Buch unterhalten, aber auch über sein Leben in Österreich und auch seine Heimat. Und ich freue mich, dass Sie hier sind. Schön, dass es geklappt hat. Und ich möchte natürlich beginnen mit dem Zitat, das Sie in Ihrem Buch vorangestellt haben, nämlich sinngemäß übersetzt, nur weil es Fiktion ist, heißt das nicht, dass es weniger wahr ist. Das heißt, ist das dann so ein Spiel zwischen Fiktion oder Realität oder was hat Sie bewogen, dieses Zitat zu wählen? dieses Zitat zu wählen? Also ich denke, dieser Zitat trifft die Essenz der Literatur, weil ich strebe nicht an, dass ich Charaktere oder Figuren schaffe, mit denen man sich identifizieren kann, sondern Charaktere und Figuren zu schaffen, in denen man sich widerspiegelt sieht oder widerspiegeln kann. Und das ist doch ein Unterschied, Identifikation und Widerspiegeln. Bei Identifikation ist es so parteilich werden und mitfiebern. Aber Widerspiegeln, man kann auch sich in einer wenig sympathischen Figur widerspiegelt sehen. Und es geht eben um diesen menschlichen Wert. Und wenn man das schafft, Figuren so menschlich zu verkörpern, dann ist das keine Fiktion mehr, sondern ist das Leben. deswegen bin ich fasziniert von Geschichten erzählen. Für viele Menschen gibt es großen Unterschied zwischen Geschichten erzählen und literarischen Abhandlungen. Aber ich sehe einfach die Gemeinsamkeit, das Hauptelement, und zwar eben Menschen. Und ich möchte eben in diesen Figuren Menschen erleben und nicht Klischees. Also Sie meinen, wenn man sich mit Figuren identifiziert, wenn ich Sie jetzt so richtig verstanden habe, dann würde das doch eher dem Klischee ähneln, oder? Jein. Also bei der Belittristik ist es ein ständiger Kampf gegen Klischees. Man versucht immer, das Besondere, das Unique, also ganz spezielle, herauszuarbeiten. Und Menschen sind extrem unterschiedlich. Also man wird nie einen Menschen treffen, zwei Menschen treffen, die identisch sind. Gleichzeitig haben wir viele grundlegende Gemeinsamkeiten und das ist dieses Spiel zwischen Klischee und Andersartigkeit, Besonderheiten, ist eben was mir großen Spaß an Schriftstellen macht und was auch ein wichtiger Zutat für ein gelungenes Werk ist. Was mich ja wundert, ich meine, Sie sprechen ja mittlerweile sehr gut Deutsch, aber trotzdem, Sie haben ja dieses Buch auch auf Deutsch geschrieben. Also ich stelle mir das unglaublich schwierig vor. Wie hat denn das funktioniert? Also erst mal, ich wollte immer schon Schriftsteller werden. Ich war schon von der Sprache, von der Konzeptsprache, schon als Heranwachsender fasziniert. Heranwachsende fasziniert, so wie man... Oder ich muss ganz kurz etwas ausholen. Und zwar, ich bin als Kind mit meinem Opa in die Arbeit gegangen. Und mein Opa hat als Geschichtenerzähler gearbeitet. In so uralten Damascener Kaffeehäusern. Da gab es so einen Sessel für ihn, so etwas gehobener Sessel in der Ecke. Und am Abend, zwischen 6 und 7 Uhr, also zwischen 18 und 19 Uhr, hat er immer Geschichten erzählt. Und sein Publikum waren ausschließlich Männer mit ganz breiten Schnurrwerte. Und das sind so diese ganz wie soll ich das sagen, harte Generationen, also die nie Schwäche zeigen und ganz immer einen Plan haben und sehr potente Männer. Und mein Opa hat sie immer so in kleine Kinder verwandelt. Mit seinen Geschichten. Mit seinen Geschichten. Einfach so mit den Gesten, mit der Betonung, mit eben dieses Pausen, aber auch das ganze Blut. Und ich war fasziniert von diesem Konzept. Und ich wollte auch immer so eben auch selber Geschichten erzählen in Form von Schriftstellen. Und es hat funktioniert. Die Frage ist, wie ich das auf Deutsch geschrieben habe. Das war eben die zusätzliche Herausforderung, Schriftsteller zu werden, weil in Syrien hat das keinen Anklang in meiner Umgebung gefunden. Also Sie haben in Ihrer Muttersprache schon geschrieben? Ja, also mit 16, 17 habe ich schon begonnen zu experimentieren, aber eben das war zum Beispiel in der Schule hat mich der Mathelehrer immer wieder in der Stunde erwischt, während ich Gedichte oder so meine Geschichten geschrieben habe. Ich war damals verliebt in eine Frau, in eine fiktive Frau, die ich nicht kannte. Immer im Winter, ich weiß nicht. Im Sommer war die Liebe so, wie sagt man so, ist eingeschlafen. Erloschen, ja. Erloschen. Und er hat mich immer wieder erwischt und so einfach den Zettel hochgehalten und so mich verspottet von anderen und ich habe auch Schläge auf die Hände bekommen, weil ich unaufmerksam war. Zu Hause war das ebenfalls. Mein Papa hat einen Text von mir Hände bekommen, weil ich unaufmerksam war. Zu Hause war das ebenfalls. Mein Papa hat einen Text von mir entdeckt, wo ich politisch-satirische, gedichtartigen Text geschrieben habe über den damaligen Präsidenten, den Vater von dem jetzigen Präsidenten. Und das war für ihn ein No-Go, weil da wandert man ins Gefängnis. Mein Onkel ist seit 16 Jahren verschwunden aufgrund solcher Aktivitäten. Ja, also, denn auf Österreich sagt man Batsche, die kann ich nicht vergessen. Ich hatte dieses klingende Ohr vor drei Minuten. Genau, also dort war es nicht vergessen. Ich hatte dieses klingende Ohr vor drei Minuten. Genau, also dort war es nicht möglich. Eben, man verdient auch nicht viel. Man verdient auch hier nicht sehr viel. In Österreich auch nicht. Aber immerhin gibt es hier bestimmte Institutionen, die sich darum kümmern. Und dann war ich in Österreich, nach der Flucht. Und ich habe gemerkt, ich möchte diese Geschichte schreiben, die ich auf der Flucht erlebt habe. Es hat so, wie sagt man so, die Finger haben mich, wie sagt man so? Gejuckt. Genau, gejuckt. Und zu diesem Zeitpunkt habe ich Traumatherapie gemacht. Dankenswerterweise. Der Therapeut war so ein netter Mensch, der hat gemeint, schreiben Sie doch das auf, was Sie erlebt haben. Dann geht es Ihnen wahrscheinlich besser. Aber ich habe das nie ernst genommen. Ich dachte, der hat diese rote Rosebrille. Der hat diese rote Rosebrille. Man denkt sich, ich schreibe auf und stehe am zweiten Tag auf und die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und Regenbogen. Bis es mir richtig schlecht gegangen ist zu einer Phase. Und dann wollte ich zwei Klappen mit einer, oder zwei Fliegen mit einer Klappe treffen. Einerseits schreiben und andererseits Deutsch lernen. Ja, mit Wörterbuch und Google Translate habe ich begonnen dann zu schreiben. Und so ist das quasi das erste Buch, wenn der Esmin auswandert. Das ist ja authentisch, also das ist ihre Geschichte. Genau, das ist biografisch. Das zweite Buch ist eben fiktiv. Fiktiv, ja. Und so ist es dazu gekommen, dass ich auf Deutsch geschrieben habe. Aber ich denke mir, es ist, ich weiß es auch, ich meine, Sie haben zwar eine Lektorin gehabt, ja, jetzt bei diesem Buch, aber hat Ihnen jemand geholfen? Denn ich weiß von sehr vielen Schriftstellern, die in ihrer Muttersprache sprechen und Schriftstellerinnen, die sehr lange dann auch nach einer Erzählform suchen oder nach einer Art und Weise, nach einer Stilistik, wie sie ihre Geschichte erzählen. Und ich denke mir, wenn das in einer Fremdsprache ist und man sehr viel mit, ich weiß nicht, Google oder so, wie Sie gesagt haben, arbeitet, ist es ja noch viel schwieriger, nicht? Ja, auf jeden Fall. Also ich habe von mehreren Menschen in meinem Umfeld Hilfe bekommen. Meine Lehrerin, es ist eine ehemalige Lehrerin, die mit mir ehrenamtlich Deutsch gelernt hat, die Doris. Sie hat mich auch begleitet, immer korrigiert und eben unterstützt, Es ist immer eine Lehrerin, die mit mir ehrenamtlich Deutsch gelernt hat, die Doris. Sie hat mich auch begleitet, immer korrigiert und eben unterstützt. Aber auch, wie Sie gesagt haben, gibt es natürlich die Lektoren. Und es war auch so ein Prozess der Wiederaufarbeitung. Denn ich habe geschrieben, dann war ich fertig, dann habe ich im Prozess vieles gelernt. Und ich habe nochmal vom Anfang gelesen. Ich habe gemerkt, das ist so viel Ungereimtheit. Dann habe ich wieder geschrieben. Und dann habe ich wieder was gelernt. Und das war eben ein Prozess des Lernens, des Ausprobierens. Und dann gab es noch die weitere Herausforderung, ein Verlag. Das ist auch nicht einfach. Aber ich habe einfach diesen Glaubenssatz einfach eben zu glauben an diese Illusion oder an diesen Traum. Naja, Sie haben ja auch nicht irgendeinen Verlag gefunden, sondern der Residenzverlag ist ja auch ein renommierter Verlag hier in Österreich. Also das ist ja dann irgendwie auch aufgegangen. Ja, das ist, was ich auch an Schulen und Jugendlichen sage, probiert es, glaubt daran und wenn es hinhaut, dann wunderbar. Wenn nicht, dann hat man eben nichts verloren. Im Gegenteil, man hat durch diese Erfahrung gelernt. Es ist auch so ein Leitfaden in meinem Leben. Einfach ausprobieren. Ich habe nichts zu verlieren. Also wenn wir jetzt auf das Buch wieder kommen, es sind so die zwei Liebenden, es sind Sana und Tarek, heißen sie. Und sie schreiben auf zwei Ebenen, was ich sehr interessant gefunden habe. Auf der einen Ebene sind die Begebenheiten und die Episoden durch die Jahre dieses Liebespaares. Auf der anderen Ebene ist die Gefangenschaft von Sanaa, die sie auch aus der Ich-Perspektive schreibt. Also es sind sehr unterschiedliche. Also auf der einen Seite sozusagen, wenn man es so formulieren kann, die Liebe und die Hindernisse dieser Liebe. Auf der anderen Seite eben diese Gefangenschaft, die sehr nahe ist, weil es eben auch aus der Ich-Perspektive kommt. Ja, in der Tat, das war auch für mich eine Herausforderung, in der Ich-Perspektive aus der Sicht einer Frau zu schreiben. Angesichts der Debatte heutzutage, wer darf was über wen schreiben? Auch als Mann über das Leben einer Frau beim IS, also in einer Struktur, die extrem frauenverachtend ist. Aber ich habe mir gedacht, ich will es probieren, auch wenn ich mich jetzt der Kritik ausliefere, wo viele Menschen glauben oder der Meinung, der Auffassung sind, dass ein Mann nie in der inneren Welt eine Frau nachvollziehen kann. Das kann sicher stimmen in bestimmten Situationen, Aspekten. Daran zweifle ich nicht. Aber das ist auch der Anspruch der Literatur, dass sich in die Lage der anderen hineinversetzen, auch das Konzept von Empath empathie und dankenswerter weise oder glücklicherweise ich habe bis jetzt sehr positive feedbacks bekommen weil ich auch unter anderem stark das thema periode thematisiert haben in dieser einzelzelhaft. Und ich wollte einfach dieses Phänomen verstehen, weil ich habe immer wieder von Freundinnen, von Bekannten davon gehört, aber ich konnte es nie nachvollziehen, wie fühlt sich eine Frau in so einem Zustand. schreiben ich versuche einfach dass mich in dieser figur hinein zu begeben und nachzuvollziehen wie das ist aber eben dass da bleibt die frage ob menschen sich angesprochen fühlen und auf der anderen seite ist es der dritte erzähler sagt man so Und das war auch eine neue Erfahrung, weil ich das erste Buch auch mit meiner Perspektive geschrieben habe. Und sie hat Vor- und Nachteile. Ich habe die Freiheit eben... Ah, sie ist meine dritte Person, gell? Entschuldigung. Dritte Person. Es hat Vor- und Nachteile. Ich habe eben diese Freiheit gehabt, distanziert über diese Figuren zu schreiben, über allen anderen, Tarek und alle anderen. Aber gleichzeitig, ich habe gemerkt, dass die Ich-Perspektive viel unmittelbarer ist und ausdruckkräftiger ist. Klar, ist näher, ist viel näher. Es hat so auch fast ein bisschen was Märchenhaftes. Also das so diese vielen, vielen Hindernisse, durch die diese beiden nicht zueinander kommen können. Also schon allein durch Sana hat einen sozusagen einen Mann, der sie sehr begehrt und der alles tut, damit Tarek sie nicht bekommt. Mir ist es fast so erschienen wie die Königskinder, die irgendwie nicht zueinander kommen. Also fast was Märchenhaftes. Ja, es ist so, die Frage ist immer bei Blutgestalten, die Menschen wollen ein bestimmtes Ende haben. Aber das einfach den Menschen zu geben, wie sie das wollen, glaube ich, das ist für viele, und auch das dient der Kunst nicht. Ich denke, man kann schon optimistisch bleiben oder großherzig bleiben und den Menschen geben, was sie wollen, aber nicht, wie sie es erwarten. Na gut, das ist ja nicht die Aufgabe der Literatur, die Erwartungen des Publikums zu bedienen. Sowieso, aber eben, also bei Tarek und Sana war das, oder ist es realistischerweise schwierig, die sind aus zwei verschiedenen Konfessionen, Aleviten Und Sana war das, oder ist es realistischerweise schwierig? Die sind aus zwei verschiedenen Konfessionen, Alawiten und Zeniten. Und ist es so, wie in Syrien tatsächlich, dass es einfach ist, dass man einen Christen oder einen Christen heiratet, anstatt als einen Alawiten zu heiraten, obwohl Alawiten und Sunniten beide Muslime sind. Aber das ist immer noch ein sehr großes Problem, oder? Von den beiden Familien zum Beispiel. Also wenn eine Alawitin einen Sunniten heiraten möchte, dann kommen Hindernisse seitens der Eltern jetzt in dem Fall, oder? Ja, auch, also man muss, wenn man über diesen Konflikt redet, auch ein bisschen ausholen und den Bürgerkrieg oder die Revolution oder den Krieg in Syrien ein bisschen oder die Grundlagen dieses Konfliktes erklären, dass der Präsident und seine Sippe meistens Aleviten sind und die Mehrheit des syrischen Volkes Sunniten sind. Und deswegen gibt es zusätzliche Spannung. Also es ist nicht nur rein konfessionell, sondern auch politisch. Und während des Krieges hat sich auch der Konflikt potenziert, also zugespitzt, weil es ist auch Blut geflossen. Und es war schon ohnehin vor dem Krieg problematisch, aufgrund der konfessionellen Unterscheidung. Und dann wurde eben diese, kam diese Rache dazu. Und es war einfach, es ist einfach, es wird nicht gerne gesehen. Und eben bei diesen zwei war es auch so, dass es der Vater von Sana ist ein angesehener Offizier im Militär und das würde seinem Lebenslauf, seinem Väter extrem schaden, wenn seine Tochter einen so nicht heiraten würde. Also was mir auch aufgefallen ist, also es ist so dieses sinnliche Moment, tritt immer wieder hervor. Sie beschreiben, was gegessen wird. Das kann man so richtig ein wenig, also fast so wie wenn es duften würde, ist es mir manchmal erschienen. Oder auch die Atmosphäre der Stadt. Also ich möchte da jetzt nur ein Zitat herausgreifen. Er genießt die Stadt, sein geliebtes Damaskus. In der Nacht legt sie ihren Schleier ab und zeigt ihr zärtliches Gesicht. Also das heißt, Sie haben auch, nehme ich an, in dieser Stadt auch sehr gerne gelebt. Ja, tatsächlich. Ich habe mir auch nie vorgestellt, Damaskus zu verlassen. Ich war so fanatisch in dieser Stadt. Immer noch. Ich trinke jeden Tag in der Früh meinen Moka. Ich mache die Augen zu und ich spaziere dann in Damaskusgassen. Ich habe alle Eindrücke, Gerüche. Ich werde auch in meiner Fantasie zu einem Café eingeladen. Also Sie machen schon noch so Ausflüge in die Heimat, in der Fantasie sozusagen. Ja, auf jeden Fall. Und wahrscheinlich ist dem geschuldet, oder das ist auch aufgrund dessen eben, Wahrscheinlich ist dem geschuldet, aufgrund dessen, dass diese sennlichen Eindrücke in den Roman hineingeflossen sind. Es ist auch ein Versuch, dem Exil entgegenzuwerfen, weil ich eben nicht nach Syrien darf. Ich gilt als Zerteuer, als Militärdienstverweigerer und sollte ich zurückkehren, werde ich verhaftet. Also das heißt, genau das wollte ich Sie noch fragen. Wann war für Sie die Entscheidung, Syrien zu verlassen? war für sie die entscheidung syrien zu verlassen ich wurde 2013 von islamisten entführt und das war auch immer noch kein grund syrien zu verlassen aber 2014 bekam ich die einberufung, also der Einberufungsbefehl, zum Militär zu gehen. Und das war dann eindeutig, dass ich nicht bleiben werde, weil ich war und bin überhaupt nicht von diesem Konzept überzeugt, dass man durch Krieg und Gewalt Frieden erreichen will. Ich wollte überhaupt und auf gar keinen Fall Teil von dieser Gewaltspirale werden, weil gegen wen? Genau, das haben Sie auch einmal, so viel ich weiß, haben Sie das auch einmal gesagt in einem Interview, ich habe niemanden als Feind angesehen. Genau, also ich sehe Menschen, die einfach aus Kommunikationproblemen gesehen. Genau, also ich sehe Menschen, die einfach aus Kommunikation Problemen einander nicht sehen können, aber im Endeffekt die sind gleich und eben also ich viele Menschen, sei es in Österreich oder in Syrien oder einige, wir wollen nicht so verallgemeinern sehen das als eine feige aktion eben abzuhauen nicht zu kämpfen ich wurde oft mit dieser frage konfrontiert hier warum hast du für deine land nicht gekämpft? Meine Antwort ist etwas poetisch. Ich habe, indem ich nicht an dieser Gewalt teilgenommen habe, auch gekämpft, aber für den Frieden, auf meine Art. Und eben das war für mich der Kernpunkt, dass ich einfach, ich kann nicht einmal einen Huhn schlachten. Ich bin überhaupt von dieser Idee überzeugt, dass Gewalt nur weitere Gewalt nach sich zieht. Und ich denke, dieses patriotische Denken einfach gezeigt hat, wo Gewalt führen kann. Aber wenn man sich vorstellt, Sie waren ja damals 25, also sehr, sehr jung und sind immer noch, aber das ist eine gewaltige Entscheidung. Also sind Sie dann so, wie man es landläufig bei uns immer wieder überliefert bekommt, so wirklich, ich weiß nicht, übers Meer hergekommen oder wie war die Situation für Sie? Ja, genau. Die Entscheidung ist ziemlich schnell getroffen oder gefallen innerhalb von zwei Tagen. Die Einberufung ist am Montag eingetroffen und am Mittwoch war ich schon am Weg nach Libanon. Ich wollte einfach war ich schon am Weg nach Libanon. Ich wollte einfach am Anfang in Libanon bleiben, weil ich dachte naiverweise, der Krieg wird bald enden und dann kann ich zurückgehen. Dann waren die Bedingungen in Beirut, in Libanon unerträglich, weil Libanon hat 4 Millionen Einwohner und zu jenem Zeitpunkt hatten sie 1,5 Millionen Geflüchtete aufgenommen, also man kann sich die Stimmung vorstellen dasselbe habe ich in der Türkei versucht ist es auch nicht gegangen weil ja, ich habe einen Beruf oder ein Angebot bekommen in einer Textilienfabrik als Träger, als Hilfarbeiter für 300 Dollar pro Monat. Und ich hatte eine andere Vorstellung von Zukunft. Ich wollte wohin gehen, wo ich als Mensch respektiert werden kann, in Würde leben kann, das machen kann, was mich erfüllt, also eben zu schreiben. Das habe ich jetzt zuerst bei den Recherchen, habe ich das erfahren, dass im Jahr 2010 Syrien noch, glaube ich, an der zwölfsten Stelle der Welt der sichersten Länder, glaube ich, gestanden ist. Das überrascht ja. Ja, tatsächlich. Ich meine, das haben Sie ja noch miterlebt. Das heißt, Sie haben ja auch noch ein ganz anderes Syrien eigentlich miterlebt, oder? Ja, also ich habe generell ein mein eigenes, individuelles Bild von oder Assoziationen von Syrien, die sich extrem unterscheiden von der Berichterstattung. Und ja, es war 2010 in dieser Statistik, dass Syrien an zwölfter Stelle stand und Österreich an zweiter Stelle. Mittlerweile steht Syrien am Ende dieser Liste. statistik dass syrien an zwölfter stelle stand und aus der reich an zweiter stelle mittlerweile steht syrien an der ende am ende dieser dieser liste und das traurigste daran ist dass ich jetzt wenn ich mit jüngerer generationen spreche die noch in syrien sind sei es sind verwandten oder die kinder von meinen Freunden und Freundinnen, sie kennen diese Syrien, die ich kenne, nicht. Sie haben sich auch auf eine absolute Art und Weise an diese Gewalt, an diese Zerstörung, an diesen Zustand gewöhnt. Das ist auch glaube ich der größte Schaden, was angerichtet wurde durch diesen Krieg. Eben dieser seelische Schaden, dass Menschen einfach sich an Gewalt gewöhnen können, an das Bild von Leichen, von Zerstörung. Daran kann ich mich mit bestem Willen nicht gewöhnen und ich würde mich auch nie an diesen mörderlichen Aktionen oder Handlungen gewöhnen. Und das ist auch, woran ich ich was ich gerne beitragen will ist eben mit diesen kinder zu arbeiten es gibt ein projekt mit dem an dem ich arbeite mit zwei anderen therapeutinnen eben in Libanon Psychotherapeuten und Therapeutinnen aus Syrien auszubilden, dass sie eben bestimmte Trauma-Aufarbeitung-Methoden lernen und in ihrer Rolle in weiterer Folge mit diesen Menschen arbeiten. Und wenn uns das gelingen sollte, ist das für mich viel wesentlicher als die Gebäude oder die Infrastruktur wieder aufzubauen. Das wäre für mich das Wichtigste. Das hat man auch in Deutschland und Österreich gesehen, dass man, wenn man diesen Aspekt vernachlässigt, dass diese Traumata weiter gegeben werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das ja vor allen Dingen ein Thema, beziehungsweise es war damals überhaupt kein Thema. Und es hat sich dann erst später gezeigt, wie sehr das sozusagen ein Defizit war, dass das nie aufgearbeitet worden ist und dass zum Beispiel die Familien auch überhaupt nicht gewusst haben, was eigentlich da jetzt passiert ist und dass nicht darüber gesprochen worden ist. Genau. Aber jetzt ist man hoffentlich ein wenig weiter. Und Sie sagen ja, Sie haben ja auch dann erst, wie Sie da in Österreich waren, wirklich bemerkt oder erfasst, was Sie eigentlich mitgemacht haben. Also das kam nicht gleich. Ja, leider. Im Geschehen ist man einfach im Überlebensmodus. Man merkt, man begreift nicht, wie absurd die Situation ist. Aber erst danach, wenn sich das Leben wieder normalisiert und eben man die Zeit hat, in den Rucksack hineinzuschauen, dann kommen all diese Verstörungen rauf. Zu verdrängen und wegzuschauen, glaube ich, das schränkt einen ein. Und es fährt keinen Weg an eine bewusste, ernüchternde Auseinandersetzung vorbei, um sich wieder vollkommen auf das Leben einlassen zu können und sich zu entfalten? Sie haben wirklich, also muss man sagen, enorm viel Glück gehabt. Sie sind mittlerweile ja auch österreichischer Staatsbürger und eigentlich so ein, Sie haben einmal gemeint, das Leben hier in Österreich ist wunderbar. Und das ist es ja, trotz aller Erlebnisse, die Sie hatten, also Sie machen die Workshops, auf die wir dann hoffentlich noch zu sprechen kommen, sind ein begeisterter Fußballfan, schreiben jetzt die Bücher, machen sehr gern Poetry Slam, soviel ich weiß. Stand-up-Comedy auch. Bitte? Stand-up-Comedy. Ja, genau, Kabarettist. Stand-up-Comedist. Ja, genau, Kabarettist. Und jetzt haben Sie irgendwie noch die Zeit, dass Sie, glaube ich, auch aus diesen Erlebnissen heraus auch noch eine therapeutische Ausbildung machen möchten. Genau, also ich studiere an der Uni Salzburg Pro Bedeutung Psychotherapie, weil ich eben bei diesem Projekt nicht nur als Vermittler mitarbeiten will, sondern das Projekt, das hoffentlich zustande kommt, es ist noch nicht so weit, genau, auch mitgestalten möchte. Und ja, zum Thema Dankbarkeit, auf jeden Fall, ich bin für jeden Tag, den ich leben darf, sehr dankbar. Und das ist auch, was viele Menschen irritiert, dass man mit bestimmter Vergangenheit, die eben nicht so schön ist, angesichts auch der Entführung, dass man dankbar für das Leben ist. Und ich sage es einfach jetzt so unreflektiert, ich habe den Eindruck, dass ich sogar mein Leben viel intensiver und bewusster und dankbarer erlebe als Menschen, die das nicht erlebt haben. Und ich höre immer einen Spruch von Österreicherinnen und Österreichern, und zwar, man sagt oft, wir jammern auf hohem Niveau. Und ich weiß jetzt nicht, warum mich das narrig macht, wenn ich Menschen sehe, die alles haben und trotzdem aus irgendeinem Grund irgendwas finden, dass sie eben das Leben so pessimistisch sehen. Das finde ich so unsexy. Also ich muss sagen, die Bezeichnung unsexy wäre mir jetzt nicht eingefallen, aber es nervt mich auch unglaublich. Und ich habe jetzt nicht wahnsinnig viel Negatives mitgemacht, aber ich habe es vor allen Dingen jetzt in der Corona-Krise, habe ich es mir sehr oft gedacht, weil ich sehr viel auch an Menschen gedacht habe, denen es da wirklich ans Leben gegangen ist und an die Existenz und dann zu jammern, weil man nicht zum Friseur kann, das ist einfach unbeträglich. Aber das ist ein anderes Thema, aber ich verstehe das vollkommen Aber ich verstehe das vollkommen. Ich verstehe das sehr gut. Sie haben angesprochen, Ihr Buch, wenn der Jasmin auswandert, das ist ja auch, da haben Sie auch, was ich mich erinnern kann, auch so diesen Geruch des Jasmins auch ein wenig angesprochen. Und Sie sind jetzt, glaube ich, sogar in einer glücklichen Lage, dass Sie sozusagen ein Wohnort gefunden haben, wo sie den Jasmin wieder anbauen können. Ja, auf jeden Fall. Also ich habe einmal ganz am Anfang beim Hofer die Pflanze gefunden, also ein Jasmin, aber das war ein gefälschter Jasmin irgendwie, der hat nicht so gerochen wie zu Hause und der ist auch, der hat den Aber das war ein gefälschter Jasmin. Der hat nicht so gerochen wie zu Hause. Und der ist auch, der hat den Winter nicht überlebt. Aber ich habe geschmuggelt von Damaskus. Wie nennt man das? Setzling? Ja. Das war ein Mission Impossible. Und der ist jetzt auch so groß und blüht. Also der hält das Klima. Ja, ich muss ihn überwintern. Ja. Genau, und das ist so, ich weiß nicht so, weil in unserem Garten, wo ich gewohnt habe, in der Altstadt von Damaskus wächst überall, an jeder Ecke, klettert an jeder Wand und manchmal schließe ich so über den engen Gassen, so himmlischen Baldachin. Und deswegen habe ich so, als erstes, wenn ich an Damaskus denke, eben, ich nehme den Geruch wahr, es haftet in meinem Gedächtnis. Ja, das ist ja auch so, es ist wie ein Heimatgefühl, nehme ich an. Ich kann mich erinnern, ich habe mal mit einem Flüchtling gesprochen und er hat gesagt, er fühlt sich sehr wohl in Österreich, aber allein der Geruch des Kaffees geht ihm so wahnsinnig ab. Und das ist durch nichts zu ersetzen. Sie haben ja auch den Mokka zum Beispiel erwähnt, der wahrscheinlich dann auch ganz anders riecht oder so als der Mokka oder der Kaffee bei uns. Das sind so Dinge, die einfach ein Gefühl der Geborgenheit auch vermitteln, nehme ich an. Ja, da mache ich meine eigene Mokka-Mischung, weil es gehört Kadamon und ein bisschen Ingwer dazu und der wird viel feiner gemahlen und auch die Bohnen, die Sorten sind ganz anders. eins zu eins wiederherstellen kann. Das sind die Versuche, wieder ein Gefühl von Heimat zu finden. Wobei ich muss auch sagen, ich fühle mich auch sehr beheimatet. Das ist auch eine ganz schöne Erfahrung, wenn ich Österreich verlasse, dass ich Sehnsucht nach dem Ort, in dem ich wohne, Matze, habe. Ich pflege so eine Liebesbeziehung mit diesem See. Sie haben ja auch Glück gehabt. Sie haben ja auch so etwas wie eine Heimat gefunden bei einer Familie, bei einer österreichischen, wo Sie zwar Ihre eigene Wohnung haben, aber sozusagen eine Anbindung. Ja, danke, dass Sie das ansprechen, weil für mich ist es immer wichtig zu sagen, ich bin nicht so besonders oder außergewöhnlicher Mensch, sondern ich habe im richtigen Zeitpunkt an dem richtigen Ort oder mir sind Menschen begegnet, die mir einfach geholfen haben, gefordert und gefördert haben. Und es gilt, zu diesen Menschen gehört auch diese Familie. Wir wohnen zwar im selben Haus, aber getrennte Wohnungen. Und sie sind mittlerweile meine eigene Familie. Also nicht wie, sondern wir reden eben wie Vater, Mutter, Bruder und Sohn. Und das ist, glaube ich, was zu einem gelungenen Zusammenleben gehört. Eben Menschen, dass wir einander begegnen, weil wenn wir eben so uns hinauszoomen, dann sehen wir, dass der Hass so stärker wird, dass Menschen versuchen, dass die entmenschlichende, demonisierende Narrative stärker funktioniert. Aber wenn wir einander nahe kommen, also hineinzoomen, dann können diese Narrative schwer funktionieren, wenn ich den Menschen in ihnen sehe, das vulnerable Wesen in ihnen sehe und wir einander begegnen, dann können eben diese Narrative schwer funktionieren und ich erlebe es auch immer wieder bei Menschen, die sehr konservative Haltung gegenüber Fremden haben, ich erlebe es auch immer wieder bei Menschen, die diese konservative Haltung gegenüber Fremden haben, dass sie zu mir sagen, na, dich kenne ich, du bist okay. Und eben, das ist auch das Wichtigste und ich mag das Wort blödere nicht, aber wenn ich das jetzt verwende, eben, dass wir erstmal vorbehaltlos begegnen. Und anschließend kann man weiterhin seinen eigenen Eindruck oder eigene Meinung haben. Aber erstmal persönliche Erfahrungen machen und dann kann man glauben, was man will. Sie haben es schon kurz angesprochen, aber mich würde es trotzdem interessieren, man kann ja nicht einfach, wenn man da so nach Österreich kommt, sagen, ich mache jetzt Workshops. Wie hat das funktioniert bei Ihnen? Sie gehen an Schulen, ja? Ja, es ist auch so, es gehört zu einem Portion Klug und einem Portion Fleiß und Mut. Ich habe viele Unsicherheiten. Also ich habe immer Zweifel. Es ist nicht so, dass ich ein Macher bin. Ich zerdenke viele Dinge und manchmal schlafe ich nicht ein. Aber es gibt so einen Spruch auf Arabisch, man soll den Teig auf die Wand schießen. Wenn es klebt, dann bingo. Wenn nicht, dann kann man es nochmal probieren. Genau. Und das erste Mal, es war eine Lehrerin, die einfach zum Thema Flucht, Migration, Zusammenleben, dieses Thema ihren Schülerinnen und Schülern näher bringen wollte und sie hat gesagt, kommen Sie doch in die Schule und erzählen Sie was. Und so ist es entstanden. Ich habe das Konzept eben so verfeinert, überarbeitet durch interaktive Übungen und ich war mittlerweile an über ich kann es nicht einschätzen, aber über mindestens 50 Schulen. Was ist das Konzept oder der Inhalt, worüber Sie sprechen? Wir versuchen, auf die Flucht zu gehen. Es geht vielmehr um Geschichten erzählen und ins Dialog kommen, einander Fragen stellen. Und dann, der Titel von dem Workshop ist Auf der Suche nach Frieden. Wie können wir gemeinsam Frieden finden, sei es in der Gesellschaft oder in der Familie oder in der Schule? Angesichts, also nicht trotz, sondern angesichts unserer diversität weil schüler und schülerinnen sind so unterschiedlich wie noch nie zuvor eben das ist auch ein teil vom workshop diese diversität diese unterschiede als potenzial zu sehen dass wir ganz neue Perspektiven auf die Welt durch die Unterschiede gewinnen können und dass wir unser Lebensstil in Frage stellen und dadurch viel mehr Handlungsmöglichkeiten für unsere Zukunft haben, im Spiegel des Anderen, also diese Reflexion, eben das ist ganz wichtig, diese Unsicherheit, diese Angst wahrzunehmen, die der Fremde auslöst. Das ist ein Teil vom Workshop. Aber eben sie bewusst dann wahrzunehmen. Warum verunsichert mich das Fremde, wenn wir das abstrakt bezeichnen? Wieso ist das immer Angst ein Flüsschen? Wie alt sind die Schüler und Schülerinnen, zu denen Sie gehen, unterschiedlich? Unterschiedlich, so von 13, 14 bis offen. Sie werden ja da sehr unterschiedliche begegnen, also unterschiedlich auch hinsichtlich Ihrer Kultur und Ihrer Herkunft. Sind da die Reaktionen dann auch, was können Sie so über die Reaktionen sagen? Ja, sehr unterschiedlich. Also ich wurde mit sehr, also eine bandbreite Haltung konfrontiert von Menschen, die selber Fluchterfahrung haben, bis hin zu Menschen, die nur von Hörensagen, von Nachrichten davon gehört haben. Und das ist spannend, wenn beide oder die unterschiedlichen Haltungen in der Klasse sind und das ist am meisten der Fall ist, weil eben da kommen dann sehr inspirierende Dinge raus. Also ich wurde einmal am Ende eines Workshops gefragt, ja, Herr Täuschmann, fühlen Sie sich noch als Flüchtling? Hat mich ein junges Mädchen mit roten Haaren gefragt. Diese Frage hat mich völlig irritiert. Damit habe ich nicht gerechnet. Weil ich hatte dann neulich oder ganz frisch die österreichische Stadtbürgerschaft bekommen und ich habe auch, ich versuche immer so ehrlich zu sein und meine Person auszuliefern. Wenn ich unsicher bin und keine Antwort habe, dann sage ich das. Ich glaube, wenn wir über sexy reden, ich glaube, Verletzlichkeit ist sehr sexy. Und dann habe ich die Frage an ein anderes Mädchen weitergegeben, die Fluchterfahrung hat, aus Syrien. Ich habe gesagt, ja, und du, Aida, was würdest du sagen, weil ich weiß, keine Antwort. Dann hat sie sich so ein bisschen überlegt. Ja, auf der Flucht war ich Flüchtling. Aber jetzt gehe ich in die Schule. Ich bin Schülerin. Ja, sicher. Ja. Das war so ein ein Ja, es ist der Stille in der Klasse, so was war nüchtern. Aber es ist die einfachste Antwort, die es gibt und die zutreffendste nicht. Es hat die Seminare erspart. Ja, ja, ja. Und das ist auch eben, ich lehre nicht nur, sondern ich lerne auch. Ja, klar. Es geht nicht um Lernen und etwas beibringen, keine Hierarchie, sondern eben auf Augenhöhe begegnen und voneinander lernen. Und das bereichert mein Leben sehr. Ich freue mich immer auf diese Begegnungen, weil eben so authentisch und wunderschön. Und so jüngere Generationen, die haben noch nicht wie wir so viele Filters. Also ich stelle Ihnen jetzt wirklich eine sehr, sehr schwierige Frage. Aber wo sehen Sie denn eigentlich Ihre Zukunft? Schon eher hier oder irgendwann einmal auch wieder in Syrien, wenn sich die Zustände irgendwann einmal wieder wirklich normalisieren oder ändern? Also die Frage ist sehr spannend, aber schwierig ist sie nicht, weil jetzt, aber wenn Sie mir das vor ein paar Jahren gestellt hätten, hätte ich gesagt sofort, ich will zurück nach Syrien. Meine Antwort wäre klar, weil was mache ich hier? Aber jetzt, nachdem ich tatsächlich viel mehr mit Österreich zu assoziieren habe, persönlich, emotional, geistig, würde das, wenn ich gezwungen würde, zurück nach Syrien zu kehren, wäre das für mich eine weitere oder eine neue Flucht, eine neue Entwurzelung. Klar. Es ist sehr kompliziert. Es ist so, dass ich für viele Menschen hier der ewige Flüchtling bleiben würde, der Fremde. Und auf der anderen Seite für viele Syrer, die in Syrien noch geblieben sind und Syrerinnen, bin ich auch ebenfalls der Fremde, weil ich jetzt eben so europäisch geworden bin. Genau das erlebe ich immer, wenn ich mit meiner Familie telefoniere auf Skype und WhatsApp. Ich frage aber auch deswegen, weil Sie ja dieses Buch Ihrer Mutter gewidmet haben. Also das heißt, ich denke mir, da ist schon auch sehr viel Familienbindung, die ja dann auch sehr schmerzhaft ist, weil sie ja jetzt unterbrochen ist und auch nicht so schnell wieder herzustellen ist. Ja, die Bindung zu Familie, die glaube ich, die wird immer bleiben und ich würde immer versuchen, das aufrechtzuerhalten, weil das mir wichtig ist. Aber wenn wir über Syrien und Österreich reden, glaube ich, ich bin weder Fisch noch Fleisch. Ich lebe irgendwo zwischen beiden Welten, wie viele Geflüchtete und Migranten dieses Schicksal haben, die Stiftskinder der Erde. Wie geht es Ihrer Familie? Ja, also es ist sehr, sehr unterschiedlich. Es gibt keine Kämpfe mehr in Syrien. Also in Damaskus, wo sie leben, aber sie leiden unter Kriegsfolgen oder so. Lebensmittelknappheit meine ich ich wisse da berichten mir immer dass sie stundenlange vor tankstellen stehen um treibstoff zu ergattern und der strom kommt nur vier Stunden am Tag, die Infrastruktur ist ziemlich demoliert. Also sehr eingeschränkt, ja, sehr, sehr eingeschränkt. Sehr eingeschränkt, die Menschen sind mit banalen Dingen konfrontiert, also Überlebensmodus. Also der Kampf mit dem Alltag praktisch auch, aber ja mit dem existenziellen Alltag. Genau, deswegen geht es mir auch auf die Nerven, wenn dann das größte Problem in einer Pandemie Klopapier ist oder Impfzwang. Sie sind sehr geschickt. Aber Sie arbeiten jetzt an Essays, die erscheinen sollen. Das ist doch dann auch wieder ganz etwas anderes, fällt mir auf. Das erste ist sozusagen eine Biografie, dann ein Roman und jetzt sind es Essays. Worüber schreiben Sie da? Ganz banal gefragt. worüber schreiben Sie da? Ganz banal gefragt. Ich habe viele Anfragen bekommen, warum ich das erste Buch so schnell beendet habe. Das Buch endet, als ich nach Österreich oder im Zug aufgegriffen werde. Und viele Menschen waren dann neugierig, wie es mir ging. Und damals war ich nicht bereit, beziehungsweise der Abstand war noch nicht so groß, dass ich das so reflektieren kann. Ich wollte eben schreiben, wie es weiterging, aber auch thematisch, inhaltlich, über die Themen schreiben, die mich begleitet haben. Und bei dem Essay-Band, der im August rauskommt, handelt es sich eben um die sogenannte Integration. Ich habe da einen sehr kritischen Blick auf diese Thematik. Also anders als was im Main mainstream politisch propagiert wird aber es geht auch um traum aufarbeitung und sprache sprache und mehrsprachigkeit um die macht der sprache im hinblick auf die vorigen zwei Thematiken, aber auch unter anderem Rassismus. Und das ist auch das Erstaunliche, dass diese Themen, auch wenn sie im ersten Augenblick nicht verbunden scheinen, haben viel miteinander zu tun. Und ich wollte es mir einmal erlauben, einmal erlauben, eben inhaltlich, wissenschaftlich und auch persönlich mit diesen Themen zu arbeiten, mich auseinanderzusetzen. Also die Macht der Sprache meint, damit wollen Sie ausdrücken, wie man auch miteinander spricht oder, also jetzt, ich meine zum Beispiel Österreicher und menschen die dieses diese der sprache oder sagen wir der landessprache noch nicht so mächtig sind eigentlich nein also es geht um das das kapitel oder der essai der aufsatz obersprache heißt eine eine sprache eine sprachliche flucht ich schreibe von meiner flucht von der arabischen sprache ins deutsche warum ich warum mir das gut getan hat warum das ist es essentiell war dass ich auf deutsch über belastende erinnerungen geschrieben habe ob er diese distanz. Das ist so, dass ich mit kühlem Kopf über diese Thematik, belastende Thematiken auf Deutsch schreiben konnte und auf Arabisch wäre ich zusammengebrochen oder Und ich schreibe aber auch, wie die Muttersprache durch die Sitten und Gebräuche und die Sensuren ein Gefängnis sein kann, bis man eine andere Sprache kennenlernt oder beziehungsweise sich über eine andere Sprache ermächtigt. über eine andere Sprache ermächtigt. Und dann kann die Muttersprache zu einem Verbundeten sein, wie in meinem Fall. In Syrien erlebte ich die arabische Sprache sehr diffus und dissoziiert. Menschen sagen, also sie loben den Diktator und das Regime und den Geheimdienst, obwohl dieses Apparat ihr Leben zerstört. Und diese sprachliche Verwirrung hat sich in den Alltag übertragen. Man merkt, die Menschen sagen Dinge, die sie nicht meinen. Verstehe, das ist ein weites Feld. Ich habe es auch in Hinblick darauf gemeint, dass mir eben auffällt, weil wir jetzt zu viel auch gesprochen haben, über wie auch Ausländer Österreichern begegnen, also Österreicher Ausländern begegnen, ja, und dass da oft, also fällt mir auf so keine Augenhöhe ist, dass auch manchmal oder sehr oft sogar Österreicher und Österreicherinnen Ausländerinnen und Ausländern mit so einer Art Babysprache begegnen also du sollen und du machen und und ist das, also das wäre das ist für mich schon auch eine Thematik, die mich einfach wahnsinnig ärgert, wenn man beim Stichwort Sprache ist. Ist auch drinnen. Weil alleine der Begriff Ausländer impliziert, dass du nicht dazugehörst. Du bist vom Ausländer. Egal, wie lange du lebst, egal, wie viel du leistest, auch wenn du, ich weiß nicht, wie viel Steuer bezahlt hast und für das System wertvolle Beiträge leistest, bist du Ausländer. Und alleine, also ich verwende diesen Begriff nicht mehr, weil erstens er ist so ausschließend und stereotypisiert und mit sehr viel negativen, leider mit negativen Assoziationen beladen wurde. Das ist, was die Sprache, was der Gebrauch von Sprache mit Begriffen macht, das kennen wir ja von dem K-Wort über Behinderte damals. Dann war es behindert, dann wurde behindert auch zu einem negativen Begriff und jetzt sagt man beeinträchtigt und voraussichtlich wird man beeinträchtigt und voraussichtlich wird irgendwann beeinträchtigt auch outdatet. Das ist dasselbe mit Ausländer, Flüchtling ist es auch jetzt sehr negativ behauptet, also Land. Obwohl sie ganz situative Sachen beschreiben, aber eben diesen Gebrauch oder Missbrauch. Wir haben noch keine anderen Bezeichnungen. Es entwickelt sich die Sprache. Man sagt jetzt ein Geflüchteter. Man versucht sich immer diesen, diese Phänomene entgegenzuwirken. Aber was ich, wenn ich diesen Satz noch dazu sagen darf, wir brauchen eine Sprachoffnung, also eine sprachliche Anpassung, aber das alleine reicht nicht. Ja, klar. Wir brauchen auch eine Herzoffnung, dass es parallel verleuchtet. fürs Kommen und wünsche Ihnen auch, um an das Vorhergehende anzuschließen, dass es Ihnen möglichst oft gelingt, den Teig an die Wand zu schmeißen und dass er auch kleben bleibt. Das ist ein schöner Begriff. Zu Gast bei Literatur im Dorf war heute Schad Turschmann. Wir haben über sein kürzlich erschienenes Buch, Der Geruch der Seele, gesprochen, auch über sein Leben in Damaskus und sein jetziges Leben in Österreich. Ich wünsche Ihnen noch, Silvana Steinbacher wünscht Ihnen noch einen angenehmen Nachmittag. Machen Sie es gut.