Kann ich einen Kante anmachen? Ich kann gleich einen zweiten anmachen. Akustisch oder visuell? Liebe Damen und Herren, es ist mir nicht nur eine Ehre, das Experiment Literaturjahr heute zu eröffnen, sondern auch eine Freude. Man sieht es nicht zu Hause vor den Geräten, aber der Saal ist quasi pickepacke voll. Gemäß den Auflagen, also es ist alles sehr ordentlich, ein diszipliniertes, wunderbares Publikum, ist zahlreich erschienen. Was mich natürlich eigentlich nicht wundern sollte, denn bei uns ist heute Thomas Arzt zu Gast. Wir bitten ihn sofort zu uns auf die Bühne, aber vorher, ich komme jetzt schon, Applaus! das Jahr eröffnest und sehr freut es mich, über die Kooperation kurz sprechen zu dürfen. Werner Rätsel zu meiner ganz linken, wo er hinkehrt. Ein wahres Wort. Auch ich freue mich sehr, gemeinsam mit dem Schlachthof, mit Waschecht, mit Experiment Literatur den ersten Leseabend mitmoderieren zu dürfen. Und ich freue mich ganz besonders, dass Thomas Arzt hier ist. Laut einer Rezension, die ich gelesen habe, die literarische Erscheinung des letzten Jahres, was das Ganze natürlich noch viel wertvoller und für uns natürlich wahnsinnig interessant und ja, eigentlich unverdient, muss ich sagen, weil wir haben ja bisher noch nicht miteinander zu tun gehabt, ein großes Vergnügen bereitet. Herzlich willkommen. Danke sehr. Danke sehr. Ja, dann wir werden das jetzt so halten, ganz wenig überraschend, nicht sehr experimentell, dass wir, ich spreche noch ein paar Worte über dich, dann ist the stage yours. Du wirst aus deinem Roman die Gegenstimme vorlesen und Werner und ich haben uns das so aufgeteilt. Wir haben ausgeschnopft, wer stellt die politischen Fragen, wer stellt die literarischen Fragen. Lassen Sie sich überraschen. sie durch ihre Masken durchmurmeln müssen. Vielleicht schaffen wir es ja, wenn sie die eine oder andere Frage haben, dass wir die an Thomas Arzt weiterleiten und diskutieren. Du hast 14 Stücke geschrieben, mindestens. Wahrscheinlich hast du schon als Dreijähriger irgendein Stück in die Schublade hineingeschrieben oder ein Krippenspiel. Du weißt es besser, du hast nachgelesen. Das ist mein alter Trick, geschwind irgendein random Wissen aus Wikipedia und dann ist gleich einmal die Kompetenz pseudomäßig bewiesen. Nein, es werden 14 Stücke sein und etliche davon auch international national auf jeden Fall. Jetzt der Debütroman, aber das haben wir wahrscheinlich schon beim Gespräch, der auch deswegen ganz außergewöhnlich ist, weil du schreibst nicht als Dramatiker, es ist wirklich ein Roman, aber man merkt, dass du diese Fähigkeiten hier gewinnbringend einbringst. Und wenn ich dir das schon vorwegnehmen darf, 24 Stunden oder einen Tag, der 10. April 1938, Ihnen muss man das nicht erklären, der Tag dieser zynischen politischen Abstimmung über den Anschluss an Deutschland. Und die Gegenstimme erklärt sich soweit schon von selbst. Es ist ein Dorf, man darf annehmen es sei Schlierbach. Es hat die größtmögliche Ähnlichkeit mit diesem Ort. Ja, aber natürlich ist es fiktionalisiert und gleichzeitig hat es viel Realität und es geht um den 22-jährigen Karl Pleinfelder, der, so viel darf man glaube ich verraten, es wagt gegen die Mehrheit zu laufen. werden wir einiges finden, worüber wir mit dir sprechen wollen, über den Roman. Aber dann dürfen wir dir jetzt schon die Aufmerksamkeit ganz überlassen und wir sehen einander wieder so in 40, 35 Minuten. Oder wenn es dich dahinreißt, dann lies einfach und wir kommen nicht mehr. Danke, Dominika. Schönen guten Abend. Ich freue mich sehr. Schön, dass Sie da sind. Ich habe nicht damit gerechnet, dass so viele Menschen heute erscheinen. Es ist keine leichte Zeit, keine leichte Zeit für viele und für die Kunst auch nicht. Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass dieses Buch so viel Resonanz erhält. dieses Buch so viel Resonanz erhält. Ich hatte die Befürchtung, es ist ein alter Hut, schon wieder eine Nazi-Geschichte. Und bin einerseits froh und auch bestürzt, dass immer wieder die Rückmeldungen kommen. Jetzt frage ich auch mal nach. Also scheinbar ist es immer wieder an der Zeit zu erzählen und nicht zu vergessen. Ich wollte keinen Roman schreiben. Ich hatte irgendwie auch die Erfahrung gemacht, bei 14 Theaterstücken bislang, dass ich immer wieder, wenn ich angefangen habe, einen Roman zu schreiben, scheitere, aufgehört habe. Ich wollte eigentlich nur mehr herausfinden über den Bruder meiner Großmutter, den Karl Blamfellner, den es wirklich gegeben hat. Und dann war dieser Tag im Gemeindearchiv, in dem Ort, wo dieser Roman spielt. Und da liegen Listen auf, die nehme ich an in vielen Gemeinden Österreichs aufliegen, wo sich die Bürgerinnen und Bürger 1945 nach Kriegsende sehr rasch eingetragen haben, mit Namen und die Namen waren mir alle bekannt, weil ich bin dort aufgewachsen, denke mir die Familien sind mir so nahe und da steht, ja ich war Mitglied der NSDAP, aber ich war nicht aktiv beteiligt. Also diese Entnazifizierungslisten. Und es ging mir dann plötzlich um die Frage, was ist das eigentlich, Beteiligung? Wo beginnt Beteiligung an etwas, an Politik? Ist schon das Nichts sagen Beteiligung. Und ich glaube, dieser Frage bin ich nachgegangen und das hat mir bestärkt, die Geschichte zu erzählen und nicht nur mit dem Wunsch, meine Familiengeschichte irgendwie auch mehr zu verstehen, sondern eigentlich die Geschichte des Dorfes hier vorzulegen. Ein Mikrokosmos, der durchwabert ist von Sätzen, die auch schrecklicherweise heute fallen könnten. Und so starte ich einfach und lese aus den ersten Kapiteln eine Strichfassung, würde man auf der Bühne sagen. Geht der Bleimfeldner Karl, geht er die Ortstraße hinan, vom Bleimfeldner Haus, wo der Vater ein Schuster und er schon gar nicht mehr wirklich daheim. Er ist doch lang schon fort, ein Studierter, der Bleimfeldner Karl, aber trägt das Zuhause noch in sich, samt Schustervater und näherin Mutter, kleinbürgerlich die Sippschaft, allesamt. Ganz bist du ja nie weg, auch wenn's nimmer da, denkt sich der Karl und spürt so etwas wie eine Verwurzelung erstmals vielleicht. Jetzt muss er an das Gespräch von gestern Abend denken, als er angekommen ist. Die Mutter beim Tisch in der Kuchel weißt, Karl ist halt nimmer wie früher und sie hat dabei zum Fenster raus geschaut, wo drüben beim Platzer die Dorfjugend auf ein Bier den Hitlergruß ganz artig und musterhaft vorführend. Lächerlich, denkt der Karl, die gleichen Burschen haben vor kurzem noch artig und musterhaft den Herrgott beschworen. Nimmer wie früher wiederholt die Mutter und setzt fort, weil wichtig ist, egal was kommt, die Familie schaut in die Runde mit Mutteraugen. War da eine Angst. Angst, Mutteraugen schauen in Angst, Vateraugen in Angst, Schwester Händen blitzt ein Messer. Willst dein Brot, Karl? Egal also was kommt, denkt sich der Karl. Palmsonntag, April 1938. Und der Ort ist geschmückt. Da stellt sich wer in den Weg. Servus, Karl. Und der Karl schaut rein ins Gesicht von der Kernzilli. Gar nicht bei der Messkahl? Die Kernzilli. Einen Kopf kleiner, aber heute in einer Aufgerichtetheit. Hab gehört, hast was Dummes vor. Hast doch nichts Dummes vor. Bist doch nicht dumm. Und die Worte haben was Anmaßendes. Heute redet die Kernzilli, als würde sie in die Höhe schießen, weil sie ja die Tochter vom neuen Bürgermeister, der ja auch ein Hochgeschossener ist, mit Parteigewalt. So ist die Zille mitgewachsen, mit Vater, Familie, der gesamten Gemeinde. Heute ist ein Freudentag. Den wirst du doch nicht verderben wollen. Wem sollte hier was verderben? Verrennt sich der Karl in etwas am Gang zur Wahlurne? Will er sich zu einer Dummheit hinreißen lassen? Wer reißt hier wen? Ist doch eine ausgemachte Sache, Karl, der Anschluss ist lang schon passiert. Und da lacht die Kernzilli, fast freut sich hier ein Mensch ganz ohne Vorbehalt. Sie freut sich wirklich, denkt der Karl. Der wird doch auch der letzte kritische Geist ein Einsehen haben müssen. Sie schubst den Karl. War das liebevoll? Sorgt sie sich um sein Wohlergehen? Er drängt sie zur Seite. Was bist denn selbst nicht bei der Miss? Und geht weiter, entschlossen, das Dumme zu tun, das für ihn das einzig Denkbare, für den Geschichtsstudenten aus Innsbruck. Vor zwei Jahren hat er noch gemeint, es reicht, im Vergangenen zu graben, doch tut's das noch? Wie sehr steckt das Vergangene wieder im Gegenwärtigen? Und wie wenig Gegenwart bleibt, wenn die Geschichte uns überrollt? Gekahl! Redest du wieder so oberlehrerhaft? Kannst du denn reden in deinen Studentenarsch? Und er kriegt einen Tritt nun von der Zilli von hinten. Dann läuft sie weg, das Lachen bösartig angeschwollen. Es wird bald aus allen Häusern hier so gelacht werden. Steht der Ubersäppel, steht der S Seppl am Eck hinter dem Gemeindeamt, genehmigt sich einen Schluck aus der Flasche, steckt die Flasche schnell weg, unterm Janker, damit's keiner sieht, weiß er doch, der Huber Seppl, dass am Wahltag nichts geistig ist. Bis am Abend nach Wahlschluss nichts vom Geistigen. Ist ja nicht blöd, der Seppl, denkt der Seppl, und denkt zugleich, dass das Geistige doch auch gut tät, grad wenn allerlei an Dummheit herumgegeistert ist, in den Tagen, Wochen vor der Wahl. Geistert da das Dumme herum, wie vor jeder Wahl, auch diesmal oft nur sinnloses Gerede, abseits von der Wirklichkeit, wie sie ist. Und für den Seppl ist die Wirklichkeit eine andere als für die meisten, weil der ist schon besonders, der Seppl. als für die meisten, weil der ist schon besonders, der Seppl. Drum denkt er sich auch, im Grund tät grad jetzt vor so einer enormen Wahl des Geistigen in hochprozentiger Dosis am besten, so denkt's der Seppl. Lacht mit dem hochgeistigen Gedanken und dem Schnaps, der den Hals runterbrennt, in sich rein und schaut raus aufs Tal, das sich öffnet unter ihm. Schlängelt sich der Fluss dort im Tal in der Au, durchs Sumpfgebiet. Dahinter heben sich leicht die Hügel an, wie Waldet, und wenn es sich anstrengt, der Seppl stellt sich auf die Füße die Zehenspitzen. Dann lugt doch irgendwo auch der Traunstein, nein, nicht von herunten, Seppl, denk doch nach, muss drauf auf den Hügel hinterm Kloster, da oben, wo die Aussicht dich bei guter Wetterlage bis zur Landeshauptstadt schauen lässt, sogar drüber hinweg, als würdest schon die Grenz nach Böhmen, da am Hügel oben, schaust auch auf den Felsen die Traunsteinspitze vom Salzkammergut, auch der Priel aus dem Stodertal glänzt mit seinem Schneefeld heraus und davor freilich immer mit ihrer schroffen Nüchternheit die Kremsmauer. Nüchternheit tut heut nicht gut, denkt der Seppl und nimmt einen zweiten Schluck. Wo steckst? ruft forsch eine Männerstimme aus dem Amt raus. Der Nagel bückt sich vor. Es geht gleich los. Ich komm schon, sagt der Seppl, sein hochprozentiges Geheimnis wahrend. Was treibt er denn, der Seppl, ruft ein anderer. Der Gemeindessekretär, krumm, redet neuerdings in einer Akkuratheit, so als würde ein Regiment antreten zu einem außerordentlichen Marsch. Aber wohin? Kontrollier nur noch das Blumengehänge, so sagt's der Seppl, damit er noch einen heimlichen Tritten schluckt. Der Seppl kontrolliert noch das Blumengehänge, so sagt's der Seppl, damit er noch einen heimlichen dritten schluckt. Der Seppl kontrolliert noch das Blumengehänge, wiederholt's der Nagel, dem Krumm, der wiederum zurückbrüllt. Das Gehänge sein kontrolliert es, das hätt schon die Harni heut um sechs. Außerdem muss nach hinten raus kaum was sichtbar sein vom Dekorativen. Aber grad das, meint der Seppl, sei ja das Versäumnis. Und er steckt weiteren Blumenschmuck provisorisch in die Gelanden. Soll doch auch ins Tal rausstrahlen, die Gemeinde. auch Präzision ans Amt herangetragen werden, mit äußerster Gewissenhaftigkeit zu folgen. Gedenkt Vorschrift ist Vorschrift, so hat es der Seppl noch genau im Ohr, das Protokoll von vor drei Wochen. Großbeflaggung hat zu erfolgen, wenn ein hervorragendes Mitglied der Reichsregierung oder der Reichsparteileitung zu einem offiziellen Besuch anwesend ist und eine offizielle Ansprache oder Rede halten wird. Großbeflaggung und Großschmuck erfolgen, wenn der Reichskanzler selbst anwesend ist und spricht. Unabhängig von davor bezeichneten Anlässen gilt in der Zeit vom 6. April 1938 früh bis 10. April 1938 Abend für das ganze Landesgebiet Österreichs Großbeflaggung und Großausschmückung. Schieb deinen Arsch herein, Seppl. Und die Stimme jetzt ist die bestimmteste. Der Seppl weiß, er hat zu spuren, wenn der Herr Bürgermeister ruft. Er schleicht, so schnell er kann, hinterm Gemeindeamt herum, steckt seine Schnapsflasche seitlich an der alten Mauer ins Gebüsch, sein geheimes Depot, tritt in einer rasch vorgespielten Erdrettheit auf die Ortstraße raus, wo schon allerhand Leute sich versammelt haben. Alle den Sonntagsanzug angelegt, das fesche Kleid, die Haare hübsch gemacht, während die Kirchglocken läuten. Heil Hitler! Grüßt ihn der Förster in einer übermäßigen Lautstärke und einer Aufmachung, als wird der Kaiser heute erscheinen wollen. Der Seppl duckt sich. Als hätte es nicht gehört, denkt nur der Förster, der doch die Wälder vom Kloster betreut, sollte lieber bei der Mess sein, gerade heute ist doch ein Palmsonntag. Stattdessen will er als ein Vorzeigennazi gelten. Da schallt es erneut, hörst, Seppl, Heil Hitler, hab ich gesagt. Und der Seppl spielt sein dümmliches Lachen vor, damit man's ihm durchgehen lässt, dem Verrückten. Grüß Gott, lieber Förster, grüß Gott. Überm Gemeindeamt hängt eine Aufschrift. Der Seppl schiebt seinen Kopf drunter durch. Da steht's, weswegen hier alle heut erscheinen werden. Wir stimmen für Deutschland. Der Beckenspieler gibt einen Tusch. Da geht sie los, die Kernzilli. Im Gleichschritt mit der Kapelle, Brust raus, Schultern gerade, Kinn hoch, auch den Lippenstift hat sie sich angelegt, aber das schickt sich, schickt sich das? Die Knöpfe der Bluse gespannt, es drückt ihr fast den Busen heraus, den hat sie heut zusammengepresst. Soll uns alle sehen, wie sehr sie einen Stolz vor sich her trägt. Da hat sich schon das vierte Mannsbild heut nach ihr umgedreht, sich den Schädel verrenkt. Sie verteilt ihre Großzügigkeit samt damenhaftem Lächeln. Mach es damenhaft, ja Mama. Was sich nicht alles schickt als Tochter des Kaufmanns und nun des Bürgermeisters. Du hast eine Verantwortung auszustrahlen, ja, das weiß die Tochter. Sie macht heute der Familie alle Ehre, ihren Brüdern, ihrem Vater, dem Onkel, der vor ihr den Taktstock schwingt. Sie marschiert als Marketenderin. Sie hat sich extra aus der Messe geschlichen, damit sie Zeit hat, sich nochmals ein wenig mehr herzurichten. Und überhaupt ist zu überlegen, jetzt wo der Vater der Bürgermeister, wie man es mit dem Messgang in der Zukunft halten wird. Das war ja kein Zustand mehr, so hat es der Vater immer gesagt. Da wird der Glaubensinhalt schon zum Parteiinhalt und umgekehrt eine Knebelung des aufrechten Christen, der Nationalsozialist dagegen ist ein freier Mensch. Da geht in die Kirche so einem freien Willen heraus. Da ist überhaupt viel klarer in allem, was er denkt und tut. Kein Geducker mehr, sondern ein aufrechtes Handeln. Daher hat sie sich auch als Bürgermeistertochter diese Aufgerichtetheit zugelegt. hat lange vom Spiegel sich angeschaut und gemerkt, es stimmt. Zu sehr lässt man sich hängen, die Jugend überhaupt. Durch die Jahre der Abschlussigkeit. Es ist ein Rumhängen und sinnloses Zeitvergeuden. Verwahrloster Seelenzustand. So hat's der Wimmer Eduard genannt. Dem hat sie mal gefallen wollen, dem Edi aus der Bezirkshauptstadt. Etwas weniger bäuerliches als die Mannsbilder vom Ort. Und sie fährt in die Bezirkshauptstadt und flaniert über die Hauptstraße, hofft, dem Edi über den Weg zu laufen. In einer Zufälligkeit, freilich, man will nicht aufdringlich sich den Männern hinwerfen. Überhaupt, der Edi spricht ja von der Autonomie der Jugend, die sich bald erheben wird. Ganz feurig hat er ja das am Schießstand erläutert. Bist du verrückt, Zilli, sagt dann die Klara. Wenn sie Kleider ausprobieren, die die Klara über die Lucia Salzburg mitgebracht hat. Du spekulierst echt noch mit dem Wimmer, Edi? Der ist keiner fürs Langfristige, weißt's, Zilli? Und die Klara hat so ihre Theorie. Ein Mannsbild sollt nicht allzu politisch sein, das verdirbt uns das Mittagessen. Und da hat die Zilli sie ausgelacht. Die Zilli lacht auch jetzt noch, als sie wieder dran denken muss im Marsch durch den Ort, der ihr an diesem Palmsonntag wie ein Blumenmeer vorkommt. Gerade die Politischen haben es ihr neuerdings angetan, das sind doch die viel Vitaleren und auch die Fäscheren. Einmal ist die Zilli sogar, als sie die Großmutter ins Spital in die Landeshauptstadt begleiten hat müssen, da hat sie die freien Minuten genützt und einige internationale Magazine erstanden in einem Buchladen. Und auf einem da ist der Adolf Hitler gewesen, in einer seiner beeindruckendsten Posen. Sie hatte sich geschnappt und das Bild vom Umschlag heruntergerissen, unter die Bluse gesteckt. Sie hat gewusst, dass sie Probleme kriegen könnte, wenn man sie damit erwischt, nicht wegen der Mutter oder dem Altersunterschied zwischen ihr und dem Führer, sondern weil die Zeit, wie der Oskar das genannt hat, noch nicht reif war. Damals haben sie immer nur dann über die Taten des Führers reden können, wenn keiner sonst dabei war. Wenn man ausschließen hat können, dass ein Spitzel im Raum, weil er sonst den Gang ins Gefängnis hätte bedeuten können. Die Zilli hat das alles deswegen nur umso reizvoller gefunden und hat sich gern recht versteckt getroffen mit den jungen radikal-autonomen im Bezirk. Was wird mal werden, wenn wir alt und die Haare grau, fragt sentimental die Klara und sieht sich am Herd und mit Kindern und einem Garten, in dem die Nachbarsgeschroppen bewirtet werden. Nicht so die Zilli, die stramme Makatenderin vom Wahltag, sieht sich vielleicht in einem Kampfflugzeug ihrem Kriegshelden die Hand haltend oder lenkt sie bereits selbst das Kampfgerät? Nach der Landung werden sie in München oder Hamburg oder Berlin empfangen. Glaubt sie daran an die neue Bewegung, die eine Freiheit für einen jeden und eine jede verspricht, die der Frau einen anderen Rang ist, die Größe, die nun in aller Munde eine Verlockung für das junge Mädchen, das ansonsten wohl nichts weiter bliebe als die einfache vom Land in Unbedeutsamkeit. Die neue Politik gibt neuen Sinn. Und der Ziel ihrem Vater ein Amt und der Tochter ein Ansehen. Das merkt sie jetzt besonders, als die Kapelle vor der Gemeinde hält, freudig empfangen wird und als alle nun mit den Gesichtern der großen Erwartung aus dem Amt treten und den Vater der Zilli umringen, die Hände schütteln, der Vater sagt ein paar Worte, es gibt Applaus, dann wird wieder aufgespielt, die gesamte Gefolgschaft rund um den Bürgermeister begibt sich zum Wirten, da ist der Braten schon fast auf den Tellern. Es dampft in der Wirtsstube. Es legen die Leute ihre Mäntel ab. Man war sich nicht sicher, ob Regen kommt. Hättet's vertraut, sagt der Förster. Die Sonne scheint immer, wenn der Führer es braucht. Die Klara winkt drüber. Die Zille ärgert sich. Halt deine Patsche der Hand! Unten unten Kind, ist jetzt keine Zeit fürs Naive. Die Zilli hat es den Filmschauspielerinnen abgeschaut. Im Kino. Es gibt die Frauen, die immer kurz vor der Ohnmacht stehen. Das ekelt die Zilli zunehmend an. Diesen Schmeichlerinnen wird die Härte das Gesicht zerstören. Dagegen steht die resolute Stolze, die sich ein klares Vokabular zulegt. Und so sagt die Zilli, wir werden noch lange an diesen Tag zurückdenken, Vater. Spätestens, wenn uns am Schlachtfeld der unbedingte Wille abverlangt wird. Der Vater mit dem Schweinsbraten schon im Mund, wendet sich her, die Tochter sehr korrekt und ohne noch den Teller berührt zu haben. Was sagst? Und da weiß die Zilli, auch der Vater ist nicht der neuen Zeit gewachsen. Was redest da, Kind? Die Mutter verschluckt sich am Krautsalat. Der ältere Bruder kämpft mit einer Flachsen vom Schwein, der jüngere aber stockt, schaut rüber, Bruder und Schwester im Geiste vereint. Weiß sie, dass er demnächst fallen wird? Ein jeder Toter, ein nötiges Opfer, so wird sie es deinem Bruder Grab gesagt haben. Und die kleinbürgerliche Tochter wächst über den kleinbürgerlichen Wirtshaus-Tisch hinaus. Lass mich durch, sagt er plötzlich wieder. In die dunstige Schweinsbraten-Gemütlichkeit. Der Nagel ist's. Hörst du was? Bist nicht am Amt? Hör man! Und der Nagel schaut der Zilli ihren Vater an. Sollte es besser kommen. Was ist? Und der Vater schiebt ein zu großes Stück Fleisch ungekaut den Rachen runter. Kannst nicht warten. Hat er einen Vorfall geben? Bei der Abstimmung? Da bedeckt er seine Stimme. Der Nagel geht näher ran an den Vater. Aber die Zilli hat schon viel an heimlichem Gerede rausgehört, setzt sich aufrecht, mit leichter Neigung, was für ein Vorfall. Das Vaters Gesicht verfällt. So ist es immer mit ihm, dass er nie die Größe bewahrt in dieser aufwühlenden Zeit, auch wenn die Mutter mit ihm ein ernstes Wort, er hat einfach nicht die nötige Beherrschung, wer führen will, muss zuallererst die eigene Unruhe zähmen, der Blümfeldner Bub schießt dem zerfallenen Vatergesicht aus dem Mund, samt Schwein und Saft und Kraut, na warte. Was ist, fragt wer sonst, die Mutter in der Rolle der immer Fragenden, Hermann, was ist, was wird schon sein, Mutter, wenn der Vater nun der Bürgermeister, dann wird er nimmer so im Plauderton, es wird schon wichtig es sein. Und die Zilli kann sich's denken, der Karl, den sie doch in der Früh noch am Weg in den Ort rauf. Da hat er ja schon so irgendwie unangenehm angespannt, sowieso immer ein Unangenehmer. Wo ist er hin? fragt der Vater und der Nagel sagt nur, aus dem Amt ist er raus und runter zur Familie. Der kriegt heute noch was zu hören. Geht der Bleimfeldner Karl. Es ist nach zwei am Nachmittag und er geht jetzt den Waldweg hinauf, Richtung Bauern, wo er immer früher seinen Most. und er geht jetzt den Waldweg hinauf Richtung Bauern, wo er immer früher seinen Most. Der Karl, der schon lang nicht mehr beim Bauern und auch keinen Most, in der Stadt schmeckt einem der Most nur halb so gut, er hat einen gewaltigen Durst. Hab schon einen Durst, dreht er sich jetzt um und sagt es zur Mutter, die hinter ihm mit festen Schuhen, aber im Sonntagsskleid, das hat sie sich nicht nehmen lassen. Der Weg ist steil, ein wurzeldurchzogener Pfad. Hochragen die Fichten, zwischen Stämmen bricht sich kaum das Licht. Er mag's, wenn's in der Dichte des Waldes oberhalb von seinem Heimatort plötzlich auch eine Finsternis Schön, sagt die Mutter, ist schön, dass wir wieder mal zusammen Wie lang ist's her? Es pfeift zwischen dem Geäst, der Vater erlaubt sich einen Spaß Er hat sein Geschäft verrichtet und pfeift, pfeift ihr nach, seiner Frau, dem Karl, seiner Mutter Als wäre er noch ein jung Verliebter Die Jugend ist ihm aber aus dem Gesicht gewichen, denkt der Karl, viel schwerer als sonst tut er sich im Anstieg. Der Alkohol hat viel an Lebenslust zersetzt. Es liegt eine sonderbare Ruhe zwischen Mosen und Farnen, am Huflattich sammelt sich geperltes Wasser Es dampft, sie kräftigt die Schritte in die Stille hinein Wanderer der Verschwiegenheit Jetzt singt die Schwester, sie geht als Letzte hintendrein Mit dem Bruder ein Lied, das hilft, wenn keiner wirklich was redet Singt mit dem Karl, wie es immer war So wird's versucht, jedenfalls wie es immer war. Aber wehe, es bricht die Zeile ab, die Stille wird alle erschlagen, also singen sie weiter. Irgendwann zerreißt es uns die Herzen, da kann dann auch kein singen. Irgendwann zerreißt es uns die Herzen, da kann dann auch kein singen. Der Karl sucht nach den Begriffen, die ihm Wut täten. Es verläuft sich die Harmonie. Alt erwischt eine falsche Tonlage, und er weiß doch, da unten im Dorf, da sammelt sich schon die Meute. Ich geh schnell zum Bach, sagt der Karl und stoppt den Schritt. Schaut ihr schon mal vor.« Die Mutter blickt ihn tief an. Sie ahnt, dass der Sohn nicht auf sie gehört hat. Hat er doch noch nie in solchen Dingen. Hat stets nur gemacht, was er für das Richtige. Sie würde es jetzt gern wissen wollen, aber die Mutter ist die Mutter. Sagt drum nur, »Ich bestell' schon mal die Brettljausen.« »Tu das das, Mutter. So steigt er in den Graben runter. Der Karl, bald für sich, dort, wo er als Kind mit dem Bruder Krieg gespielt hat. Er braucht eine Kühle, will den Kopf ins Wasser, weil es ihn sonst verbrennt. Kopf ins Wasser, weil es ihn sonst verbrennt. Eine Aufgebrachtheit in ihm. Die Szenen vom Gemeindeamt hat er noch vor Augen, wie er in der Reihe steht, der Tür immer näher kommt, wie er unter der Aufschrift überm Eingang durch in der Gemeindestube schauen alle, wie er seinen Namen vor der Kommission – ihr kennt's mich doch – Name und Anschrift. Muss das? Das muss. Bleinfeldner Karl, Nummer 188. Und der Nagel setzt einen Haken in der Liste der Wahlberechtigten. Und der Gemeindesekretär Krumm schiebt ihm das Kuvert rüber und er ergreift's mit der Zitterhand. Denkt noch. Alle vor mir sind nicht in die Wahlzelle gegangen, alle haben sich offen vor der Kommission gezeigt, haben das Kreuz im größeren Kreis vor aller Augen gemacht. Wenn ich jetzt als die einzige Ausnahme in diesem Ort, der Karl steckt den Kopf ins Nass, eis ich der Käferbach. Schmiert die Hochkoglerin die Bradlfetten. Er lugt durchs Fenster, drinnen in der Kuchel, verrust noch vom langen Heizen. Der Winter war hart. Die Dicken wendt zwar in Schutz heroben, aber oft muss sie ausharren. Tage, dass sie wieder den Weg nach unten ins Tal antreten hat können. So schmiert sie weiter, die Hochkuglerin, die frischen Brote, auch mit Zwiebel und Speck, tut's aufs Brettl. Jetzt ist der Schnee weg und die Viecher wieder auf der Weide. Der alte Hof gehört instand gesetzt. Was das wieder kostet? Sie hofft auf ein einträglicheres Jahr. Muss sich was tun, wird sich was tun. So lang gedarbt das Bauernvolk hier zu Land, so trägt sie's raus, das Tablett, die gute, fette Jause drauf. Ist doch ein Sonntag heute und den Most. Die Gäste schon auf den Bänken, stellt's hin, das Tablett mit den Krügen, reicht's rum, das gute Getränk zum Wohl. Der Schuster vom Tal ist mit seiner Familie herauf, zur Sonntagsjause, wie sie's oft machen. Dank dir, Hochkuglerin! Und der Schuster nickt ihr zu, soll doch ein guter Tagheut sein und bezahlt gleich die Runde. Yes, sagt die Hochkuglerin, jetzt habe ich vier gebracht, aber ihr seid's nur zu dritt. Will schon den Moos zurücktragen in die Kuchel, hält der Schuster die Hand drauf, ist für den Karl. Der kommt nach. Lässt der sich also auch wieder mal, so sagt sie es, die Hochkuglerin am Weg zurück zum Herd. Der Karl, was wohl aus dem geworden früher hatte sie sich sogar einmal als schwiegersohn ausgemalt da hatte sie sich vorgestellt wie es wäre wenn der karl von bleibend schuster ihre anne marie nehmen wird die anne marie hatte geschwärmt für den karl mut, ich würde gern zum Tanz, hat sie, und die Mutter hat gewusst, sie will nur deshalb dorthin, weil auch der Karl. Also ist die Hochkuglerin kurzerhand mitgekommen und hat ein Auge auf den erdrehten Blumenfeldener Buben geworfen, ob der ein Umgang sei für die Ihrige. Kein Unhübscher, hat sie sogleich gedacht. Ein kluger, ordentlicher Mensch, aber... Und so ist sie vielleicht schon damals gekommen, als der Karl an der Seite gelehnt und nur auf die eigenen Füße gestarrt hat und gar nicht auf die Gesellschaft, auf den Tanzbalken. Da hat sie ihm das jedenfalls bereits angesehen, die Hochkuglerin, der denkt zu viel. Es heißt von der Klosterschule her, er sei zu sehr in der Materie. Da tritt er jetzt raus, vom Wald, auf die Lichtung unterm Hochkugelhof der Bleimfeldnersohn. Ein anständiger Mann hätte sein können. So schaut's nun durchs Spatzengitter die Hochkuglerin auf ihn, der sich heraufplagt, auf den Kahl seiner Statur. Schaut sie euch an, spricht sie nun halblaut, wieder die nächste Bratelfetten am Brot auftragend. Wie der mittlerweile ausschaut, ganz aufgefressen von der Stadt, von der Materie. Was ist denn für eine Materie? Und als er nun näher kommt, das Gatter hinter sich lässt, raufsteigt, den letzten steilen Hang, wie es seine Familie vor ihm gemacht hat, da merkt die Hochkuglerin, die misst im Denken schon ein Wahnsinn entstiegen. Verliebt nass, steigt er herauf. Was ist mit dir? Hört die Hochkuglerin die Mutterstimme der Blamfeldnerin. Setzt er sich jetzt zu den Gästen auf die Bank. Das Gesicht, die Haare, auch das halbe Hemd, die Hose, der hinterlässt ja eine Morzlatschn unter den Tischen. Die Hochkuglerin legt das Brotmesser nieder, geht einen Schritt zur Tür. Bin nur kurz hingefallen und ins Wasser tut's der Karl ab. Die Hochkuglerin tritt aus ihrer Kuchel hin zu den Gästen und dem Most und diesem arg verwässerten Sohn. Willst dich erkälten? Grüß dich, Hochkuglerin. Kannst du meine Decken bringen? Sonderbarer Wahnsinn! So schnauft sie, Hochkuglerin, schnauft rauf in den oberen Stock, sucht eine Decke raus für den badend Gegangenen, was stolpert er denn rein in den Käferbach? So schiebt sie sich die Holztreppe hoch, dass der mich nun raufschickt, soll er doch selbst, schnauft's weiter, bin halt eine zu gute Haut. Jetzt holt sie die Decken raus, sucht nach einer, die sie nur mehr für die Katzen auflegt. Wer weiß, hat der Karl was Krankhaftes, auch von der Stadt, man hört ja allerhand, Zuständ sollen's sein. Die Hochkuglerin hat eine Decke gefunden, will's rausbringen zum Waschelnassen-Bleim-Welner. Da fallen ihr ein paar Zetteln entgegen. Ein Prospekt, den sie seit dem Winter versteckt gehalten hat. Solch Erbauliches war bereits kursiert, durfte aber über die Jahre nur im Geheimen studiert werden. So hat es auch die Hochkuglerin studiert. Und es hatte die Augen geöffnet, weil in dem prospekt endlich auch das ausgesprochen wurde was sie lang für sich gedacht hätte hatte läuft so viel falsch die hochkuglerin hat sich eintragen lassen wie so viele zuerst nur unter der hand jetzt aber es hat der hitler schon über die Grenze ist, im März ist es ratzfatz gegangen. Wer jetzt noch nicht dabei gewesen ist, war selber schuld. Unter den Bauern war es bald eine Klarheit, das Schlimmste wäre, den eigenen Hof zu verlieren. Wegen den Judenfrastern, Saukommunisten, alles Arschlöcher, da hängen sollte man's, der Hitler räumt auf. So steht die Hochkuglerin wieder in der Kuchel, spechtelt raus auf die Bleimfeldners. Der Karl sitzt mit nacktem Oberkörper und nassem Haar auf der Hochkuglerin ihrer Gästebank, sonderbar durchtrieben und rot im Gesicht, als würde es Blut kochen. Er ruft lautstark, jetzt redet's doch, redet's! Und der Schuster mit der Faust am Tisch, sei still! Und der Karl fährt dagegen, muss es wissen, Vater! Was will er wissen? Was ist die Sache, die hier nun zum Streit? Die Hochkuglerin reckt den Kopf, will sehen, wie die Miene des Schusters, ob er mit Geduld oder in Hitze bereits dem Sohn gegenüber sitzt. So eine Unart, nun an diesem Sonntag zu einem Streit heraufzukommen und dann noch alles nass zu machen. Jetzt schüttelt er den Schädel, der Karl, fährt die Mutter an, du hörst nicht zu, fährt alle an, keiner hört zu, was wisst ihr denn von der Stadt, habt keine Ahnung. Er kehrt den Rücken. Ist doch alles ein Sumpf hier. Der Schustervater schreit drauf erbost. Karl. Er stockt da kurz der Karl, aber dann lacht er nur, lacht alle aus. Der Seufervater kippt den dritten Moos drunter, den seiner Frau, den seines Sohns. Was lachst du blöd? Was gibt's da blöd zu lachen? Geht ihm halb im Stolpern nach, der Vater dem Sohn. Der Karl baut sich auf. Was, Vater? Was willst? Er meint's nur gut. Die Mutter befürchtet etwas Arges. Du bist so anders, Karl. Die Friedl sucht die Bruderhand. Der stößt sie jetzt weg. Der Schustervater macht einen Schritt vor, will den nun aushauen. Du lachst da nicht übers Dorf. Hast mir nix mehr zum Sagen. Jetzt geht die Vaterhand fest an den Sohn ran, der drückt sie aber weg, ist zu fest. Der Karl hat seinen Vater umgehauen, hastet fort. Nicht runter ins Dorf, sondern den Hang weiter hoch und rein in den Wald, wo es dichter wird und kein Wanderweg mehr hinführt. Steigt die Kernzille durch Wasserläufe, die Stiefel hochgezogen, die Jagdweste der Mutter übergestreift. Was ist's denn, Madl, dass du so wild jetzt losziehst? Ist eine rechte Dreibergtheit, Mutter? Und so fühlt sich's auch an. Die Brüder gehen voran, einen hohlweg rauf, der Bertl hat einen festen Schritt, der Hans kommt schon nimmer nach, die Zilli schiebt ihn, schon am Schnaufen? Hinter der Zilli der Rest der Truppe, die üblichen Verdächtigen, auf die Mannschaft ist Verlass, hat der Bertl gemeint, wie er sie kurzerhand zusammendrommeln hat lassen, für eine Extratour. Was ist denn das für eine Tour? eine extra Tour. Was ist denn das für eine Tour? Der Pamminger noch in der Tracht von der Volkstanzgruppe, der hätte jetzt einen Landler hinlegen sollen, aber wenn die Kernbrüder rufen, ist alles liegen und stehen zu lassen. Sie nehmen den steileren Weg, rauf zur Hochkuglerin. Vier Burschen, drei Mädels, Gewehre und Pistolen dabei, auch Schlagstöcke und Messer. Da droben trinkt er immer seinen Moos, der Karl. Das weiß doch jeder im Dorf, drei Mädels, Gewehre und Pistolen dabei, auch Schlagstöcke und Messer. Da droben trinkt er immer seinen Moos, der Karl. Das weiß doch jeder im Dorf, dass die Bleimfeldner-Familie sonntags meist bei der Hochkuglerin sitzt. Und von der Annemarie, der Tochter von der Hochkuglerin, weiß die Luzi, die wiederum eine Cousine zur Annemarie ist und mit ihr gemeinsam heute in der Bezirkshauptstadt vom neuen Kreisleiter-Spolier gestanden hat, dass der Bleimfeldner Karl nach dem Moos oben am Hochkugler wie ein Irrer in den Wald rein ist. So hat es die Hochkuglerin selbst berichtet. Willst da jetzt jeden Buschen durchsuchen, fragt der Hans und der Bertl knirscht mit den Zähnen, spuckt in den lehmigen Untergrund. Nicht jeden Buschen. Wenn ich mich recht rein denke in so eine Sau, dann wird sie dorthin kriechen, wo sie immer hinkriecht, wenn's brenzlig wird. Jetzt macht der Steig eine Biegung. Sie ducken sich unterm Felsvorsprung. Zwei Treppen sind da und ein in den Stein gehauen und für den Winter ist auch eine Kette angelegt worden, um sich raufzuziehen. Der Pamminger rutscht aus mit seinen Tanzschuhen. Er hat sich was Ordentliches anziehen sollen. Was ist das für ein Verhalten? Wir waren gerade am Saufen, jetzt hirschen wir durch Brennnesseln. Wirst schon wieder zu deinem Bier kommen, Pamminger. Die Luzi versucht, die Stimmung hochzuhalten, macht einen Schmäh, der will ihr aber nicht recht gelingen. Warum denn eigentlich der Karl? Ist er es denn überhaupt wert? Wenn wer Trisch braucht, braucht wer Trisch. So bringt's am Ende der stämmige Stadler auf den Punkt, der den Abschluss des Stoßstrupps bildet. Und damit hat er recht, denkt die Zilli, wenn sie's auch anders formuliert hätt. Ihr Denken geht lang schon über die plumpen Aussagen der Burschen hinaus, für die es ein reines Rumgebalze ist, die Jagd auf den Karl, dummes Abwetzen irgendwelcher Hörner oder ein Möchtegern glänzenden Neuströmer Uniform. Da seid ihr lang noch nicht reingewachsen. Sie dagegen ist sich der Sache sehr sicher. Denn in der Tat die Gesinnungssau von Karl ist es ganz und gar nicht wert, Da seid ihr lang noch nicht reingewachsen. Sie dagegen ist sich der Sache sehr sicher. Denn in der Tat, die Gesinnungssau von Karl ist das Ganze gar nicht wert. Er ist eine lästige Nebenerscheinung, eine Randnotiz, unbedeutend im großen Ganzen der heutigen geschichtlichen Tat. Dem Karl sein Gebrunze auf den Führer im Gemeindeamt. Es wird untergehen, ist keiner Erwähnung würdig. Geschweige denn, seine nichtige Stimm, so sie denn tatsächlich, wie es heißt, eine Gegenstimme ist, was bleibt von ihr im Widerhall der Führersprache? Sie hat sie sich genau einverleibt, diese neue, große Sprache, die seit Wochen aus dem Radiogerät daheim im Bürgermeisterhaus donnert. Noch in den Schlaf nimmt sie die Sätze mit. Sie hockt vor dem Lautsprecher, ahmt die Lippenstellung nach, denkt sich auch das Gesicht dazu, sieht es vor sich, wie damals in Steyr. Da ist sie im Kino gesessen, hat vor den Bildern geweint, die übermächtigen Züge des Führergesichts in einer gewaltigen Arena von Millionen Augen. Biblisch hat es der Schopper Alf genannt. Genau das war das Wort. So ein gewaltiges Führergesicht mit einer Gewaltführersprache, das lacht's doch nur aus, dem Karl sein nichtiges Nein. Und doch, sagt sich die Zilli, jetzt fasst ihre Hand an rohen Felsen, der rausragt aus dem Lehm. Sie zieht sich hoch und vollends vorbei am kleinen Bruder, dem Hans, auch am Bertl. Gerade deshalb, weil er nichts ist, muss er zu nichts werden. Sie erschrickt vor sich selbst und vor dem Satz, den sie sich da denkt. Zilli steht kurz, einen unscheinbaren Moment kreidet bleich. Was heißt's am Ende, diese Kette an Worten, die sich hier gebildet, diese Vernichtungsansage im beiläufig Gedanken am Weg der Zilli zum Karl, weil er nichts ist, muss er zu nichts werden. Wo ist denn jetzt im Karls ein Nest? Es rauscht der Wind droben in den Blättern, eine weite Lichtung tut sich auf im schummrigen Abendlicht. Seid still! Bedeckt ist dem Bertel seine Stimme. Auf der anderen Seite der Lichtung, da steht ein verfallener Stadel, den der nächste Sturm wohl wegfegen könnt. Schon in Schieflage vermoßt das davor, zu einem Haufen getürmt, der ebenfalls überhängt, bald losrollt, man müsste nur dagegen treten. Doch selten scheint hier wer vorbeizukommen. Zu abgelegen, diese Senke, umgeben von den dicht bewaldeten Hügeln. Die Zilli wär gerne einmal früher hier gewesen. Vielleicht mit dem Edi aus der Bezirkshauptstadt. Oder dem Oskar aus dem Kloster? Oder warum nicht mit dem Alf aus Steyr, der sie einfach angesprochen hat nach dem Kino? Nach dem Film ist sie mit ihm noch lange durch die Stadt flaniert. Sie haben über die Bilder geredet, wie ergriff ob sie mitkommen will. Sie hat schon gedacht, jetzt wird er sie bei der Hand fassen und gegen die Hauswand drücken und sie wird sich drehen und ihn hinein in die Seitengassen der Steirer Altstadt schleifen. Er mit der Hand unter ihrem Rock, was sie freilich zu unterbinden wüsst und zugleich auch zulassen wird mit den Worten, jetzt bedräng mich doch nicht im Wunsch dieses Drängen einmal nun wirklich zu spüren. Doch das war es gar nicht, was der Shopper Alf wollen hat. Er hat dir nur heimlich eine Zeitschrift zugesteckt. Drin eine Einladung, komm mit, am Damberg wird Versammlung sein. Damals waren sie alle noch illegal. Und das war das Aufregendste überhaupt. Die Runde vom Damberg hat sich dann mehrmals übers Wochenende auf der Grünburger Hütte eingefunden. Die Zille hat der Mutter vorgelogen, dass sie mit den Katholischen unterwegs sei. Derweil war es eine andere Jugend, die hier sich gerüstet hat, im Denken und im Tun. Das war gar nicht mal ungefährlich. Einmal ist die Gendarmerie gekommen, die hat man rechtzeitig schon am Marsch zur Hütte ausgemacht. Schnell war's versteckt, das interne Waffenlager Ein aufrechter Getreuer lässt sich doch nicht von einem dummen Beamten Dem Spaß verderben Die schwarzen Hunde sind abgezogen Die Grünburger Hütte war fest in Nazi-Hand Später dann ist die Gendarmerie erst gar nicht mehr ausgerückt Weil's schon in den eigenen Reihen ein Umdenken gegeben hat Sollen's doch ihre Gaudi haben, die Hakenkreuzler. Sind doch nur Kinderstreiche. Ja, so hat's begonnen mit der Zilli und ihrem Denken. Ein flirrendes Spiel mit koketten Fantasien und einer ersten Pistole in der Hand. Der Alf hat sie ihr in die Finger gelegt, da. So drückst ab Sie hat abgedrückt Und das hat sie nie vergessen Jetzt geht ihr Finger an den Abzug Still auf der Wolfswiese In der Truppe, die sich heranpirscht Den Waldrand entlang Richtung Stadel Steckt sie da Die Sau Mal bis hierher. Ich danke dir. Danke sehr. Dann dürfen wir dich ins freundliche Kreuzverhör nehmen. Gerne. Was ist das Gegenteil von Kreuzverhör? Kreuzbelobigung? Achso. Das ist nicht die erste Frage. Darf ich, Werner, anfangen und dann... Natürlich. Kannst du fragen, aber ich nütze das Privileg. Jetzt muss ich nur aufpassen, dass ich nicht unklug frage, weil ich möchte sehr gerne, dass diejenigen von Ihnen, die das Buch noch nicht gelesen haben, zu Frau Keller gehen, die sehr viele Bücher mitgebracht hat und nicht mehr schwer heimtragen sollte von der Buchhandlung Haas. Jetzt sollte man das Ende nicht verraten. Ich mache es einfach so, nachdem der Großonkel ja eine reale Figur ist, an den der Karl angelehnt ist, wie ist es denn für den Großonkel ausgegangen? Mir hat es sogar ein bisschen an das Ende vom Zauberberg erinnert, obwohl die Bücher nichts miteinander zu tun hatten, weil ja der Hans Kastorp da neu in den Ersten Weltkrieg gestoßen wird. Wie ist es dem Großonkel ergangen, dem echten? Das muss ich gleich am Anfang ausholen. Also es ging immer darum für mich festzustellen, was ist da dran an dem, was die Oma erzählt. Der Karl war der Einzige, der dagegen gestimmt hat. Deshalb habe ich das Kind so mitgenommen. Diese fast heldenhafte Geschichte, die irgendwie Mut gemacht hat. Und irgendwann in den Jahren wollte ich genaueres wissen. Und irgendwann in den Jahren wollte ich genaueres wissen und alles an Fakten herankarren, das nur da liegt. Und bin in verschiedene Archive gegangen und habe versucht, auch die Geschichte, weil er da dagegen stimmt hat, hat er gleich einen Krieg müssen. Kanonenfutter in Afrika, das sind so Fortfetzen, die gefallen sind. Das muss ich widerlegen. Das, was er gemacht hat, war scheinbar marginal. Dieses Aufbauen im Dorf hat dann keinen direkten Nachhalt gehabt. Er hat schon sein Studium abgebrochen, bevor die Abstimmung war. Das war auch immer so, jetzt darf er nicht gleich weiter studieren. Er war in einer Beziehung, die hatte ein Kind und das war zu versorgen, hat einen Beruf angenommen für ein Jahr lang. Dann wurde er eingezogen in Tirol, war dann zwei Jahre stationiert. Also da ist nichts, ich glaube nicht, dass diese Tat in Akten gestanden ist. Er hat da Glück gehabt, weil es gibt andere Fälle, die sind erschossen worden. Also die sind ja erschossen worden. Er wurde dann tatsächlich in den sogenannten Afrika-Feldzug eingezogen. Gebirgsjägerbataillon, das dann in Deutschland stationiert war, dann Tunesien-Feldzug und hatte dort Riesenglück, glaube ich, weil das waren diese letzten Kriegsmonate, wo wirklich so ein Wüstenkampf stattgefunden hat und er geriet in amerikanische Gefangenschaft. Also so ähnlich wie Franz Kain, der tatsächlich im, wer nicht ist, weißt du sicher, also quasi Strafbataillon hingeschickt wurde und dem ist es genauso gegangen. Es sind auch noch Amerikaner in Kriegsgefangenschaft hingebracht worden. Ja, es liegt vor eine Postkarte aus Texas, aus dem Kriegsgefangenenlager, wo er plötzlich Wächter ist im Lager. Also weil er Kenntnisse hatte, Akademiker war, dort einen Rang hatte. Er hat es dort unter diesen Umständen halbwegs gut erwischt, hat mit diesen Englischkenntnissen später auch gute Berufsmöglichkeiten gehabt. Er hat weiter studiert und war dann in Innsbruck am Landesgericht Justizbeamter und hat eine Beamtenkarriere hingelegt. Seine Berufsakten liegen auf im Staatsarchiv, sind einsehbar. Das hat mir die Möglichkeit gegeben, dass ich viele Dokumente von damals finden konnte und dann auch seine Kriegseinsätze nachvollziehen konnte. Also das Frabante war, in meiner Seite der Familie war das immer die Geschichte und die war so fast ehrfürchtig, wie die Oma das erzählt hat. Und es gibt auch die Aussagen, dass wenn er dann in den 50er, 60er Jahren wieder in dem Ort war, dass die Leute den Hut vor ihm gezogen hätten. Die andere Seite der Familie kennt die Geschichte gar nicht. Seine direkten Kinder kennen die Geschichte nicht. Er ist erst durch den Roman aufgekommen, als ob er nie wieder darüber geredet hat. Jetzt das Dokument, das vorliegt, ist, dass die Abstimmung in dem Ort tatsächlich so war, dass eine Gegenstimme war und eine unguldige Stimme, das war für mich immer, wer stimmt unguldig, ist das der aktivere Widerstand. Und diese 1153 Ja-Stimmen. Das war für mich auch immer ein erschreckend überschaubarer Kosmos. Wir haben 1155 Menschen, die abstimmen dürfen an dem Tag. Alle, die politische Gegner waren, durften sowieso nicht stimmen, waren in Haft. Und das kann man sich vorstellen, am nächsten Tag tritt man rauf auf die Straße und das sehen sie einander in die Augen. Und wer war derjenige, der dagegen gestimmt hat? Der Karl war der einzige Akademiker in dem Ort, musste zurückkommen aus der Stadt, hat im März in Innsbruck Dinge miterleben müssen, die im Dorf noch unbekannt waren. Also die Gewalt der Nationalzitalisten, die er gleich eingesetzt hat, vor denen war wahrscheinlich kaum was spürbar. Und ich glaube, dass das so ein Antrieb war für ihn. Und das andere war, das war mir nicht geläufig. Und das war nicht das, was die Oma erzählt hat. Es ist ja kein antifaschistisches Nein. Es ist ein katholisch-patriotisches Pro-Schuschnigg-Ja. Das war so eine Österreich-Verteidigung. Das ist das Resultat meiner Recherche. Letztlich beschreibe ich auch diese Innsbruck-Zeit, das 22-jährige, Studentenverbindung katholisch, Politisierung durch die Vorlesungen, die er machen musste. Uniarchivs diese Dokumente bekommen und wie das Unileben ausgeschaut hat, wie die Gleichschaltung im Anschluss war, aber davor, diese vier Jahre des Austrofaschismus, der war da in diesem austrofaschistischen Schumpf drinnen und mit dieser Haltung ist er auch zurückgekommen. Also das hat für mich auch so, es ist, wo beginnt Beteiligung, wer ist schuldig, wer macht sich schmutzig, was sind die Beweggründe, einen Widerstand zu leisten und wie zerbrüchig ist diese Annahme, dass das ein Widerstand war. Das hat sich im Schreiben immer mehr herauskristallisiert, dass es einfach diese Vielstimmigkeit braucht, um kurz einmal zu begreifen, was dieser Tag sein hätte können und was er war. Und ich folgte dem Karl und entlasse ihn dann auch. Ich kann nicht nachvollziehen, wie es dann wirklich weitergegangen ist. Und er steigt in diesen Zug und erlässt das Dorf mit diesem Wahlergebnis, das jetzt auch nicht singulär ist. In den Nachbardorfern ist es ähnlich. Aber es ist dieses, was heißt es? Ist es ihm unterlaufen? Registriert er das nach der Tat, dass er die Familie womöglich in Gefahr bringt? Er kehrt ja zurück zu einer Frau mit einem Kind. Ist sein Berufsleben jetzt in Gefahr? Ist es Übermut? Ist es diese Überzeugung? Ist es ein moralisches Gewissen als katholischer Klosterschüler? Das alles spielt da eine Rolle und ich habe mich in Teilen wiederentdeckt und in Teilen mich angeekelt fast, auch mit diesen Beweggründen, die auch dahinter stecken. Und weil es ja immer ein Teil von mir ist, die Familiengeschichte, war es umso wichtiger für mich, auch dran zu bleiben und diese Widersprüchlichkeit auch zu erzählen von dem Karl. Darf ich da eine Frage anhängen gleich? von dem Karl. Darf ich da eine Frage anhängen gleich? Ist der Roman für Sie jetzt reine Spurensuche in der Familiengeschichte oder sind Sie darin auch eine Art epochenübergreifende Zeitlosigkeit jetzt inhaltlich? Das ist die Hoffnung. Ich habe vorweg erzählt von dieser Liste der Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner. Ich war nicht aktiv beteiligt. Ich habe versucht, das bei diesen 24 Stunden zu belassen, damit da für sich steht der Tag, der immer wieder kommen kann, schrecklicherweise. ausrollt, wie es dem Dorf weitergegangen ist, sondern es ist eine Momentaufnahme und vielleicht auch eine symptomatische Beschreibung und in der Sprachwahl hoffentlich auch etwas, was für sich steht und wo der Geschichtsstab gleich am Anfang wegbröckelt und man irgendwie das so nimmt als... Ich weiß nicht, ob es eine Parabel auf etwas ist, aber... Der Karl ist ein Teil von dem Ganzen. Und das ist der Antrieb, den ich gebraucht habe, das zu schreiben. Alle anderen sind mir dann umso wichtiger geworden. Und es ist auch nicht die liebste Figur der Karl für mich im Schreiben geworden. Für mich auch nicht die liebste Figur der Karl für mich im Schreiben geworden. Für mich auch nicht. Aber es ist doch die, die es braucht, weil er alles in die Gänge bringt in diesem Roman jetzt. Das, was an Fakten vorliegt, ist vor allem, glaube ich, das erste Drittel, das alles so diese Zerrissenheit in dem Dorf ausmacht und diese Gewaltbereitschaft dann plötzlich da ist. Dann geht es weiter mit vielen Versatzstücken, die aus Erzählungen aus anderen Dörfern stammen. Recherchearbeit, die jetzt weniger mit dem konkreten Dorf zu tun hat. Und dann geht es in eine Phase, glaube ich, wo ich mir diese literarische Freiheit nehmen wollte, was es dann heißt, in diesem Wald zu sein, der dann gar nicht mehr so... Das lässt sich ja nicht in Dokumenten belegen, was da alles vorfällt. Aber ich weiß, dass es gibt ja auch Gedenkstätten in Österreich von Todesopfern, die aufgrund ihrer Wahlentscheidung dann erschossen wurden. Der Karl ist es nicht so ergangen, Gott sei Dank. Also nicht, dass man es dem Roman anmerken würde, dass Recherche schwer ist. Wohl merkt man es aber, dass viel Recherche drinnen steckt. Also die Frage ist, du kannst jetzt wahrscheinlich nur noch Ja antworten, aber der Eindruck täuscht nicht, dass du wirklich viel geforscht hast. Und die Anschlussfrage ist eben, war es schwierig, daraus dann trotzdem wieder einen stimmigen Roman zu machen, ohne den schwer zu machen? Ja, man manövriert sich schon in ein Dilemma rein. Ich habe einen Wissensdurst, bin neugierig. Das ist immer so wichtig für mich. Ich rede gern mit Leuten. Und man merkt, ich bin auch unzufrieden, dass die Zeit fehlt, mit allen Leuten gleichberechtigt zu reden, die Stimme auch noch einzuholen. Und ich habe dann schon ein Instinkt dafür, wie sehr man Erinnerung misstrauen kann und muss. Also mein Weg geht dann immer zu diesen schriftlichen Dokumenten, die vorliegen, was ist so verlautbart worden von den Nationalsozialisten selbst, welche organisatorischen Pläne hatte die Gestapo, wie dieser Tag zu organisieren ist? Das ist irre, das ist ein dramaturgisches Mittel oder ist das da wirklich aus Dokumenten oder changiert das? Ja, es ist changiert. Es ist diese Dialogmomente. Es ist, als ob es, wie irgendwo stand es, der O-Ton macht die Musik. Aber im O-Ton steht dann zum Beispiel wirklich so uninteressantes Kanonenfutter, also die richtigen Organsachen? Ja, es sind Versatzstücke von Zitaten, die so gefallen sind, aus Dokumenten, aus Erzählungen, aus Erinnerungen, wie allgemein über diese Zeit geredet wird. Es ist eigentlich immer der Bruch mit der Handlungsebene, immer wieder so dieser Schritt zurück, der rhythmisch eingesetzt wird und der speist sich aus verschiedenen Quellen. Also es lässt sich jetzt nicht sagen, alles Kursive ist Zitat, das stimmt nicht. War das schwierig für Sie? Dialekt, Heimatroman ist ja kontaminiert, muss man sagen, von faschistoiden Elementen. Hat das Überwindung gekostet, das so elliptisch einzusetzen, so spröde? In dieser Kompaktheit ist es ja eigentlich für mich faszinierend. Faszinierend. Also ich habe mich ja schon vor gut zehn Jahren da in dieses Brennnesselnest gesetzt mit dem ersten Theaterstück, wo das so als, der Falter meinte, ein brutales Heimatstück oder so. Ich habe gemerkt, ich schreibe nie Anti- Generation geschuldetes Wohlwollen voraus, auch zu verstehen, was ist es einerseits, dieses Sehnsuchtsort, dieser politisch aufgeladene Kampfbegriff, dieses Zitat aus Kinderliedern, die Sprache, die damit einhergeht. Und seit diesem ersten Stück, das mit dem Grillenpath-Hügel zu tun hat und wo auch ganz Dialektwörter vorkommen, gibt es immer wieder, docke ich immer wieder an. Also es fast zwingend, dass das jetzt so ausschaut. Es war nicht geplant, aber im Nachhinein betrachtet, es hätte gar nicht anders kommen können. was jetzt formale Zugriffe oder eine grundkritische Haltung einmal über Bord wirft, die andere geleistet haben. Ich habe anfangs gesagt, ich war so überrascht, dass überhaupt so Leute interessiert sind an dem, weil ich dachte, seit den 80er, 90er Jahren, der Tabubruch ist passiert, da gibt es radikalere Literatur, die ganz klar Position bezieht. Ich habe mich da, mutig, dass du das erzählst, war so eine Rückmeldung. Und ich dachte, das ist eigentlich selbstverständlich. Und da habe ich den Faden verloren, der eigentlichen Frage. Ich habe keine Scheu davor und keine Hemmung. Erst im Schreiben merke ich dann immer, wie mir das entgegenprallt und Hubert von Gäusern doch dagegen stimmt. Eine Variante. Es gibt auch andere Möglichkeiten, das zu beschreiben, aber es ist eine Dissonanz, die wichtig ist. Eine schöne Dissonanz. Da schieße ich gleich nach. Also über die Sprache kann man wahrscheinlich nur ein bisschen länger sprechen. Also sehe ich das schon richtig? Das ist jetzt nicht eine mögliche Anverwandlung an Mundart, Dialekt, sondern ich sehe das schon als Kunstsprache. Ja, absolut. Also es würde ja jeder zustimmen, dass das so auch nicht spricht. Aber irgendwie schon auch so. uns natürlich, du hast da die Geschrappen drinnen, also da findet man alle drei Seiten einen Begriff, den man uns nicht erklären muss. Mich würde es jetzt interessieren, rein rezeptionsgeschichtlich, damit ich das sperrige Wort auch mal, dass ich mein Studium auszeichne. Wie kommt das in Deutschland an? Ich habe in Hamburg eine Lesung gemacht, das war großartig. Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass das jetzt schon wieder geht, dass die sagen, ich lese. Ja, es ist ein riesiges Interesse, einerseits dann, dass man über die Geschichte Österreichs spricht, aber es hat damit zu tun, dass es darüber hinausgeht. Alle sehen das in Deutschland nicht als Regionalgeschichte. Es gibt schon die Fragestellung im bayerischen Raum, ist das jetzt etwas, was uns angehen muss oder nicht? Aber ich war in Erfurt, im ehemaligen Ostdeutschland, in Hamburg im Norddeutschland. Das war jetzt überhaupt kein Problem, dass man die Geschichte erklären müsste. Oder auch diese Sprachirritation, die ist scheinbar so gesetzt, dass es auch funktioniert. Und auch im besten Fall als Musik begreift. Eine rhythmische Setzung, die, ja vielleicht finden sie es auch niedlich, aber ich finde, die Rückmeldungen waren tatsächlich so, dass man einfach über die Gegenwart gleich spricht, über die AfD zum Beispiel. Also das ist das Schöne, dass das eigentlich nur der Gesprächsanreißer ist und dann, was ist da noch da und wie schnell kann es gehen und welche Vergleiche sind zulässig und welche sind einfach hirnrissig. Die armen Deutschen, die sind sicher froh, wenn sie diskutieren können, die sind es noch nicht gewohnt, Rechtsextremisten im Parlament. Da brauchen wir uns natürlich Trost und Rat aus Österreich. Es ist dann wieder schauderhaft, wenn man das dann erklärt, wie nahe der rechte Rand in der Mitte und ob diese Begriffe überhaupt noch Sinn machen, ob das eh alles unterlaufen hat und man selbst noch mal definieren muss, was jetzt gefährlich ist und was jetzt alles, wo es schon zu spät wäre. Ja, genau, also nein, es funktioniert teilweise sehr gut in Deutschland mit dem Ding. Ich muss noch sagen, es ist ist kein Bestseller. Ich habe schöne Lesungen machen dürfen im letzten Jahr und ich habe damit überhaupt nicht gerechnet. Und es ist aber trotzdem etwas, wo man sich einlassen muss darauf, glaube ich. Darauf bin ich durchaus stolz, dass die Leute immer sagen, die ersten drei Kapiteln, das war schon schwer, aber ich bin dran geblieben. Und das finde ich schon eine schöne Rückmeldung. Ich finde, eine Lesung in Hamburg ist schon für mich quasi frisch. Ich muss schon sagen, ich habe beinahe hymnische Kritik gelesen. Ich finde das schon bewundernswert. Und meine Frage in dem Zusammenhang ist auch, es gibt ja in der letzten Zeit jede Menge Literatur, die sich so unter Anführungszeichen mit Vergangenheitsbewältigung und so weiter beschäftigt. zweiten, dritten Generation nach der NS-Zeit noch Literatur darüber, erklärende Literatur, oder wo verorten Sie sich selber da? Also ich spüre immer dem nach, was grundiert diese Gegenwart, und das ist maßgeblich die Geschichte. Und welche Stimmen, welche Sprache drängt sie wieder auf Machtebenen raus und wo kommt das her? Und das hat mich in dem Fall in dieses Jahr geführt. Und im nächsten Roman führt mich das in ein anderes Jahr. Und ich arbeite mich dem heute zu, habe ich das Gefühl. Aber ich bin einfach auch jemand, der als Kind immer gern den alten Geschichten zugehört hat. Aber ich würde mich so verorten, gar nicht als Aufklärer oder als, das ist meine Verpflichtung, das jetzt zu machen. Das sehe ich jetzt gar nicht so. Und es ist, glaube ich, wichtig, dass auf verschiedene Art und Weise die Geschichten wiederkommen, wiedererzählt werden. Und das Tolle ist, dass ich jetzt auch einige Lesungen hatte, wo junges Publikum war, wo Schülerinnen und Schüler da waren, die eifrig mitdiskutiert haben dann und wo man gemerkt hat, da ist auch was verloren gegangen im Unterrichtskanon oder vielleicht auch in der Saloppheit. Ja, einmal nach Mauthausen fahren und die Geschichte hört sich. So schlimm ist es tatsächlich manchmal. Oder was heißt das denn, dieses ganze Schulbuch, wenn ich dann rausgehe auf die Straße? Das ist ja ganz schwer zu vermitteln. Für mich auch immer wieder. Also deswegen Hut ab vor jedem, der da gute Arbeit leistet. Aber ich dachte nicht, dass das Buch auch Schülerinnen und Schüler wirklich so in das Thema reinholt. Aber diese Diskussion hat mir gezeigt, es gibt auch Wissenslücken, die gefüllt werden. Andererseits sagen die mir Dinge, die ich gar nicht wusste. Was sehe sie aus Eigenrecherche heraussuchen? Und eine ganz kluge Frage über die Farbgebung, dieser Austrofaschismus, der ist so leuchtend beim Karl. Ob das so bleibt, ob der auch so seine Schlagseite hat. Und dann habe ich nochmal nachdenken müssen, ob der so dasteht, als ob er verherrlicht ist oder ob diese Abgründigkeit oder den faschistischen Boden, der bereitet wurde, ob der nachvollziehbar ist. Das weiß ich auch gar nicht letztlich, ob ich dem Karl zu gut zum Karl war. Aber das war toll, diese Frage. Darf ich noch eine anschließen? Ich frage schon so viel. Meine Lieblingsfigur ist ja der Seppl. Der Dorftrottl, der, ich will jetzt auch nicht zu viel verraten, der ja in meinen Augen widerständischer ist als der Karl. Also für mich. Also für mich, das muss jetzt nicht mit anderen... Genau, weil der nämlich nicht als Student von außen anreist und dann wieder weg kann, sondern der ist ja direkt drin im Machtgefüge, so quasi wegen einer geschützten Werkstatt. Aber der Schutz hat sehr viel mit einer sehr dünnen Gnade zu tun. Und drum, der ja zwischen die Kreise, dass er X eine macht, der exponiert sich ja viel ärger. Er hat ein bisschen einen Welpenschutz, aber er stimmt schon. Es ist eine für mich wichtige und dankbare Figur. Und es ist dem geschuldet, dass es scheinbar wirklich einen Seppl gegeben hat. Und der Herr Kalschmeier, der heute im Publikum dankenswert weiter sitzt, hat mir davon berichtet und auch andere im Ort haben nur Erinnerungen gehabt. Es ist sicher nicht der, den ich dann geschrieben habe, weil es ist ja fast eine mythologische Figur. Da gibt es ja denjenigen, der ein bisschen abseits dessen steht, was man so denken darf und muss, der die Narrenfreiheit hat. darf und muss, der die Narrenfreiheit hat. Das ist dann schon auch wieder fast zitathaft. Aber man weiß letztlich nicht, wer ungültig gestimmt hat. Und es war einfach im Schreiben, hat sie das mehrmals gewendet. Ich habe es verschiedenen Figuren mal versucht zuzuschreiben. Und es hat sie eigentlich stimmig angefühlt, dass in den Gedankengängen, wie ich den Seppl beschreibe, weil ich das finde ja, dieses wie viel Wissen hat man, dass man selbst jemand ist, dem bald die Identität vielleicht abgesprochen wird, weil man abseits der Norm ist, vielleicht abgesprochen wird, weil man abseits der Norm ist, weil man geisteskrank ist, weil man nicht ins System passt. Wie weit verinnerlicht das jemand und kann dadurch zu einer anderen Stimme finden? Mir ist das ja nahegegangen jedenfalls, der Seppl. Ja, also es haben einige gesagt, das ist für Sie der Griffiger. Ja, unbedingt, Herr Kalschmeier. Ich habe den Seppl noch gut gekannt und der war nicht so blöd. Der war eher schlau. Der war Gemeindebote und war dafür bekannt, das hat man nach dem Krieg immer erzählt, der war der, der sich immer geweigert hat, mit Heil Hitler zu grüßen und hat immer gesagt, grüß Gott. Er war aus einer sehr katholischen Familie, war nicht verheiratet und ist letztlich in Pothol im Altersheim dann dort gestorben. Das war der Seppl. Danke. Er hat sich also eher ein wenig blöd gegeben, war es aber nicht. Er war auch im Ort nicht als geisteskrank bekannt, weil in Schlierbach sind drei Personen in Hartheim wegen Geisteskrankheit umgekommen. Wir müssen jetzt nicht wahnsinnig lange und erschöpfend über die neue Normalität sprechen. Es drängt sie nur auf, weil wir ein bisschen in sehr anstrengenden und leicht dummen Zeiten leben. Nach meiner nicht maßgeblichen Meinung noch muss man es nicht mit dem NS-Regime vergleichen. Nur werden wir jetzt impfen gehen müssen. Mich würde es nur einfach interessieren, sagen wir mal so vor der Grundlage, so Mitläufer, wir kennen uns glaube ich im Raum alle jetzt schon leidlich gut aus mit der NS-Geschichte, da haben wir schon viel gehört. Wie geht es dir, Thomas? Werner, kannst du da gerne antworten? die sich Sorgen um ihre Gesundheit machen und sich betrogen fühlen vom bösen Staat und Gesundheitsfaschismus, wenn die dann plötzlich mit so Judensternen herumlaufen, wo ungeimpft draufsteht. Also ich will euch nicht meine Gefühle aufdrängen, aber ich glaube, man sieht gerade einen leichten Krampf zwischen die Augenbrauen. Ich habe nur, um das zu zitieren, wir haben für die Normalität gestimmt, steht da. Also ich habe für das überhaupt kein Verständnis. Ich sehe das einerseits als Dummheit an oder auch als Fahrlässigkeit, weil dieses Mitlaufen, ich kann nichts dafür, wenn da vorne die Etcieren laufen, ist einfach, macht es viel zu leicht. Ich weiß selbst nicht, wie es besser ginge, das jetzt politisch alles. Also die Überforderung verstehe ich von allen Seiten. Die Überforderung verstehe ich von allen Seiten. Das Bedürfnis, etwas besser erklärt zu bekommen oder Gespräche zu führen, unbedingt. Die Versäumnisse von politischer Ebene sind groß. Vergessenheit und Verharmlosungs... Es unterläuft manchen und manche machen es bewusster. Das ist ja auch das Gefährliche, dass plötzlich in diesem Ich-weiß-es-nicht-besser-und-deswegen-mach-ich-den-Vergleich dieses Ich-weiß-es-genau-und-deswegen-mach-ich-den-Vergleich mitschwimmt. Also die Rechtfertigungsstrategie der Nationalsozialisten ist ja ähnlich, dass man beschreibt, wie eine Welt zu sein hätte, was die gute Welt ist. Meine Normalität schaut so aus und die Freiheit wird beschränkt durch fremde Arbeitskräfte und durch dem, dass, wenn ich auf die Straße raustrete, etwas anders ist, wie es mir in meiner Ideologie zusammengeschustert hat. Diese Aufweichung von Begriffen, diese vermeintliche Verwissenschaftlichung, die aber eigentlich nur Werkzeug ist für beinharte Machtergreifungsstrategien, kommt teilweise vor. in dieser Kapitelstelle mit der Normalität. Es ist doch logisch oder vernünftig, so zu stimmen, weil wir wollen, dass die Welt normal bleibt. Aber ich kann jetzt nicht groß ausholen. Ich habe kein Verständnis dafür. Das reicht mir als Antwort schon sehr. Aber ich sehe auch den... also das ist ganz komisch. Es wird ein Spalt dabei geschrieben. Er ist manchmal echt da und manchmal auch nicht. Ich glaube, es ist hysterisch und emotional wichtig, glaube ich, dass dass man irgendwann wieder mit der Distanz sich begegnen kann und dann das nochmal neu ordnet und den Stimmen, die laut werden wollen und eigentlich nur aus Kalkül das machen möglichst widerspricht. Und ich weiß aber gerade überhaupt nicht wie. Das ist wirklich so ein bisschen eine verfahrene Geschichte. Ihr habt es glaube ich auch wieder auf der Ankündigung gehabt, wir waren eine Gruppe von Autorinnen und Autoren, die als Nasus und Goldmund versucht haben, tagesaktuell Konten zu geben, Texte entstehen zu lassen, die auf der digitalen Ebene als Blog funktionieren, dass man sagt, man nimmt Bezug auf das, was gerade passiert ist. Und das hat sie ganz gut und richtig angefühlt und hat, glaube ich, auch für uns was wichtig, dass man sagt, was ist Literatur, wie kann sie die einmischen, wie notwendig ist das? Und letztlich dann auch dieses, wo veräppt es auch wieder und wie viel Zeitaufwand ist es und was bleibt daraus? Und das war so eine Station, die ich versucht habe, genau auf so etwas zu reagieren, diese Wut, die man in sich trägt, und diese Gedankenlosigkeit, die wirkliche Gesellschaft aushebeln kann. Du wirst dagegenzusetzen mit den Mitteln, die ich habe, und meine Waffe ist die Sprache, und das ist ein blöder Satz gleichzeitig. Mit diesen Dingen versucht man dann zu operieren. Diese Nazirin-Goldmund-Gruppe haben wir dann irgendwann auch wieder sein lassen. Und danach ist komischerweise das sehr biedere entstanden, ein Roman, den man ins Regal stellt. Das ist ja scheinbar dann doch so wie die Schallplatte, so unkaputtbar oder besser noch, viel besser. Und dann kriegst du Kinder und denkst dir, was bleibt? Was ist das, was sie wiederfinden können? Und deswegen bin ich irrsinnig froh, dass das einmal da ist. Und diese Fragen treiben um und halten wach und sind wichtig, dass man dranbleibt. Aber ich kann gerade nicht mehr sagen, es ärgert mich im Enden. Es ist ja gerade im Zusammenhang mit dem Roman, wo es um Mut geht, also was ist mutig, was ist dann eh nicht so mutig, Mitläufer und die ganz Aufrechten, das auch im Roman gar nicht so einfach schwarz-weiß eben ist. das auch im Roman gar nicht so einfach schwarz-weiß eben ist. Und es ist so unangenehm kompliziert oder unnötig kompliziert worden, weil einem ja quasi dieses aufgeklärt, subversive, wir wollen doch alle keine Mitläufer sein und wir wollen alle widerständig sein. Und auf einmal hat man irgendwie dieses total gemeine Gefühl, dass einem die Impfgegner demonstrieren. Auf einmal sind die auf der Straße. Da waren doch gerade noch wir und haben Donnerstags-Demos gemacht und sie gegen den Staat aufgeregt. Oder wir sind neulich spazieren gegangen und dann steht da auf so einem Schüttel Seid ungehorsam und ich habe schon reflexartig die Kamera gezückt und gesagt, stellt euch hin, das ist doch schön. Ja, seid ungehorsam und dann sagen mir die Leute, die sich das kennen. Nein, das haben die Schwurbler hingeschrieben. Ah, mich nervt das so. Die nehmen mir das irgendwie weg, was ich so gewohnt war, was jetzt natürlich auch als antifaschistisch gebildete und aufgezogene so selbstverständlich war. Ja, ich glaube, es ist das falsche Thema, um für die Freiheit einzutreten. Also, ich habe noch keinen gehört, der diesen Zustand aufrechterhalten will. Auch die, die die strengsten Maßnahmen fordern und wollen. Es ist alles auf Zeit gedacht. Und auch für mich ist es, andere würden sagen, das ist auch nur alles Fake, aber es ist eine reale Bedrohung. Und ich habe zwei Kinder, es ist für mich eine reale Bedrohung. Es ist ein gesellschaftlich notwendiger Akt. Lassen wir es hinter uns bringen. Die Ohnmacht vor der Natur, das ist halt auch was. Der Mensch steht dann halt an. Das ist halt kein politischer Feind, verdammt, das ist ein Virus. Ah ja, jetzt schaue ich gerade auf die, wir liegen noch super in der Zeit. Werner, du kannst noch alle deine Fragen unterbringen. Ich bin für meint, dass ich schon voll zufrieden bin. Ich bringe jetzt nicht mehr unter, leider. Die eine Frage, die ich noch hätte, die träume ich fast nicht stöhn, weil es das Ende vorweg nimmt, irgendwo, dieses kurze, zärtliche Momentchen zwischen Zilli und Karl. Können Sie mir das nachher dann vielleicht erklären, dass die anderen nicht mitkriegen jetzt? Das ist jetzt voll die Strafe für alle, die nicht in den Schlachthof gekommen sind, die dann mitlauschen können. Darf ich noch kurz Eigenwerbung machen? Es ist ja unsere erste Veranstaltung im neuen Jahr und darf ich Ihnen ein paar Termine noch sagen, vielleicht interessiert es, die von der Welser Initiative gegen Faschismus veranstaltet oder mitgetragen werden. Es gibt am Sonntag um 13 Uhr in Mauthausen eine Wanderung mit Andreas Gruber entlang der Spuren der Mühlviertler Hasenjagd. Und am Montag um 18.30 Uhr im Programm Kino Wels den Film Die Mühlviertler Hasenjagd. Wir haben am 26. Jänner eine Mahnwache anlässlich des Holocaust-Gedenktages in Aschach an der Donau beim Kriegerdenkmal und am 27. Jänner in Wels in den Minoriten die Veranstaltung Klangzeichen setzen. Da geht es auch um das Gedenken an den Holocaust. Ich glaube, Arne muss nur ankündigen, den politischen Aschermittwoch, der ist am 2.3., wenn mich nicht alles täuscht. Da gibt es in Puchberg eine Veranstaltung auch von der Wels-Initiative gemeinsam mit dem Bildungshaus Puchberg. Sie sind alle sehr herzlich dazu eingeladen. Ich würde uns freuen, wenn wir auch bei diesen Veranstaltungen ein paar von Ihnen sehen. Und ich möchte mich gleich vorweg, es kommt keine Frage mehr, bei Thomas Arzt ganz, ganz herzlich bedanken. Wir freuen uns sehr, dass Sie bei uns waren. War ein sehr, sehr schöner, unvergesslicher Abend. Danke sehr. Danke für die Aufmerksamkeit. Machen wir eine kurze Pause beim Applaudieren, weil ich brauche dann nur einen Applaus. Ich sage schon auch noch danke, weil das ist eh ganz klar. Werner, du hast es aber schon zu einem so schönen Vorabschluss gebracht. Thomas, danke fürs Kommen. Es war ein wunderschöner Auftakt. Experiment Literatur gibt es dann erst wieder im März. Wir lassen jetzt einmal der Initiative das Publikum. Wir scheißen Sie, glaube ich, ein wenig mehr an. Nein, bitte hingehen, damit dieser Mut nicht lügen gestraft wird. Wir sind dann erst wieder, Herr Dr. Fasthuber wird das übernehmen, Hans Platz, kommen wir am 23. März, das sage möchte auch, es gibt übrigens noch eine Suppe, freuen wir uns auch, und einen großen Applaus an das Team vom kulturfreien Waschecht bzw. Schlachthof, weil das ist alles auch sehr viel ehrenamtliche Arbeit und Mühe, das auch zu streamen. Vielen Dank, kommen Sie gut in den Barbereich, trinken Sie noch schnell das teuerste Getränk, damit es sich bis um die Zähne ausgeht, das Aussieg hängen. Und ich bedanke mich sehr und wünsche noch einen schönen Abend. Danke. Nå er det en dag som vi har en avsnitt av Să vă mulțumim pentru vizionare! Ja gerne, aber... Kannst du mir den geben? Ah ja, gerne. Aber ich kann nicht. Tobi kommt schon. Dominika?