Hallo liebe Zuschauerinnen und Zuschauer bei YouTube bzw. einem der vielen Facebook-Livestreams heute. Mein Name ist Martin Hoffmann und ich bin theoretischer Physiker und Lektor an der JKU. Außerdem engagiere ich mich aktiv bei den Scientists for Future Österreich. Und damit darf ich Herrn Professor Langthaler kurz vorstellen. Nach seinem Studium und verschiedenen Forschungsprojekten wurde er 2002 Mitarbeiter und 2011 Leiter des Instituts für Geschichte des ländlichen Raumes in St. Pölten. Er habilitierte sich 2010 im Fach Wirtschaft und Sozialgeschichte an der Universität Wien und absolvierte mehrere Gastprofessuren. Und 2016 folgte er dann dem Ruf an die Johannes Kepler Universität in Linz auf die Professur für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Er ist Vorstandsmitglied des European Rural History Organization, Mitglied der Kommission für interdisziplinäre ökologische Studien der ÖAW sowie Mitherausgeber der Zeitschriften Commodity Frontiers, Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, Zeitgeschichte und Jahrbuch für Geschichte des ländlichen Raumes und der Buchreihen Sozial- und Wirtschaftshistorische Studien und Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte. Okay, das ist ganz schön viel. Wie schaffen die das bloß? Auf jeden Fall, seine Forschungsinteressen umfassen Agrar- und Ernährungsgeschichte, Global- und Regionalgeschichte sowie historische Theorien und Methoden. Seine Forschungsprojekte behandeln Agrargesellschaft im Nationalsozialismus, Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg und Familienlandwirtschaft in der Industriegesellschaft. Er wirkt außerdem im Uninetz für das SDG 8, also die Nachhaltigkeitsziele der UN 8 und hat dort den Optionenbericht eine Option zu Futtermittel und Viehproduktion sowie Fleischkonsum verantwortet und ein Kapitel zur historischen Dimension der Umweltkrise beigesteuert. Und damit denke ich, wir sind in ganz guten Händen bei diesem vielleicht oftmals sehr schnell emotional werdenden Thema und freue mich auf den spannenden Vortrag. Fleisch im Anthropozän, in dem der Mensch nicht nur Gestalter der Menschheitsgeschichte ist, sondern auch der Naturgeschichte. Dieser Begriff Anthropozän bringt das zum Ausdruck, wurde vor circa 20 Jahren geprägt. Und ich möchte dieses Anthropozän aus einer bestimmten Perspektive in den Blick nehmen, nämlich durch das Prisma des Fleisches und denke, dass man aus dem Rückblick auf die Rolle des Fleisches in der Geschichte auch einiges ableiten kann für die gegenwärtige Diskussion um eine nachhaltigere Zukunft. Also ich bin zwar Historiker und per Definition beschäftige ich mich mit der Vergangenheit, aber ich versuche mein Fach so zu betreiben, dass es auch einen Beitrag leistet, um Zukunftsprobleme anzugehen und vielleicht sogar zu bewältigen. Zunächst einmal ein Überblick, was ich mir so für die kommende Stunde vorgenommen habe. Nach einer kurzen Einleitung möchte ich die Rolle von Fleisch im Anthropozän in mehreren Durchgängen angehen und zwar hat das jeweils mit Globalisierung zu tun. Also es geht um die erste Globalisierung, die ich unter die Überschrift Zivilisation gestellt habe. Dann um die zweite Globalisierung, wo der Begriff Entwicklung im Mittelpunkt steht. Und letztendlich die dritte Globalisierung, die rund um Wettbewerb ich anordnen möchte. Und zum Schluss gibt es dann einen......in eine hoffentlich lebhafte Diskussion führen wird. Ja, dann steigen wir mal ein in die Geschichte des Fleisches im Anthropozän und wir werden gleich sehen, dass uns diese Geschichte an sich sehr weit zurückführt. Ich habe hier ausgewählt diese Höllenmalerei, die ungefähr 30.000 Jahre alt ist und sich in einer Höhle im südlichen Frankreich findet. Dort haben mit Holzkohle Menschen, die in dieser Höhle gewohnt haben, das, was man hier sieht, an die Wand gemalt. Und wir sehen hier Tiere. Und das zeigt sehr plastisch, dass Tiere für die damaligen Menschen im Mittelpunkt ihrer Existenz gestanden sind. Diese Menschen, die vor 30.000 Jahren dort im südlichen Frankreich in dieser Höhle gelebt haben, die haben vom Jagen und Sammeln gelebt. Das heißt, die haben das gesammelt, was an Früchten in der Umgebung zu finden war und haben die Tiere gejagt, die in ihrer Umgebung lebten und diese mit einiger List und einigem Aufwand fangen konnten und töten konnten, um sie zu verspeisen. Das ist so der Beginn der Geschichte. Und ein zweites Bild führt uns an das Ende dieser Geschichte. Auch hier geht es um Jagd, allerdings nicht mehr in der Wildnis, sondern im Supermarkt. Es geht um Jagd, allerdings nicht mehr in der Wildnis, sondern im Supermarkt. Wir als Konsumenten jagen gewissermaßen nach unserer Beute in den Supermarktregalen und in den Tiefkühltruhen und finden dort unter anderem sowas, wie man hier sieht, Hühnernuggets, tiefgefroren, vorpaniert, gebrauchsfertig und mit geringem Aufwand zuzubereiten. Ich habe diese zwei Bilder ausgewählt, weil sie, finde ich, sehr eindrucksvoll die Entwicklung umreißen, um die es mir jetzt in diesem Vortrag geht. Und wir können diese zwei Szenen einordnenen einen ganz anderen Stellenwert hatte, als das heute der Fall ist. Fleisch war einerseits Teil der Natur und andererseits eine Gabe, eine Gabe der Natur. als eine Gabe, eine Gabe der Natur. Das kommt in diesen Höhlenmalereien, finde ich, sehr schön zum Ausdruck. Man kann die in verschiedene Richtungen hin interpretieren. Aber eine für mich sehr plausible Interpretation ist, dass diese Tiere hier an die Wand gemalt wurden, weil sie quasi als eine Gabe der Natur erschienen sind. Die Natur war für diese Menschen nichts, das man beherrschen konnte, so wie für den modernen Menschen, sondern die Menschen der damaligen Zeit sahen sich als Teil der Natur. Die sahen sich auf Augenhöhe mit der belebten und der unbelebten Natur und sahen zwischen sich Menschen und den Tieren, den Pflanzen und den anderen Dingen der Natur gewissermaßen Verwandtschaftsbeziehungen. Also keine Trennung der herrschende Mensch und die beherrschte Natur, sondern eine große Einheit. Und dieses Verhältnis wandelt sich über die Jahrtausende und Jahrhunderte bis zur Gegenwart grundlegend. Dieses Hühnernugget-Paket, das wir hier sehen, das ist eigentlich keine Natur mehr, sondern das ist Technik. Das ist etwas, was hochgradig mehrmals technisch verarbeitet wurde, sodass es letztendlich überhaupt keine Ähnlichkeit hat mit dem Tier, von dem dieses Fleisch stammt. Diese Hühnernuggets, die lassen nicht mehr erahnen, dass das einmal ein Huhn war, das sich da drinnen verbirgt, sondern die sind eben in baderförmiger Weise hier gebrauchsfertig zubereitet. Und das Ganze ist auch keine Gabe der Natur mehr, sondern es ist eine Ware, die im Supermarkt verkauft wird und die Konsumenten kaufen. Und damit haben wir eigentlich die Grundzüge dieser Entwicklung schon angesprochen, an deren Ende dann das steht, was ich den industriellen Fleischkomplex nennen möchte. Also noch einmal im Eilzugsverfahren die Stationen dieser Entwicklung. Wir beginnen eben mit der Wildbeutergesellschaft, bei der Tiere einen ganz zentralen Stellenwert haben. Sie werden gejagt, um sie zu essen. Diese Menschen in der Wildbeutergesellschaft ernähren sich zu einem hohen Maß durch Fleisch. Also mehr als die Hälfte der Energiemenge, die sie aufnehmen, stammt von den Tieren, die sie jagen. Und das ist über die weiteste Strecke der Menschheitsgeschichte so. Von den 300.000 Jahren sind 270.000 Jahre Wildbeutergesellschaft. Also fast alles. Und erst kurz bevor wir in die Gegenwart kommen, passiert etwas sehr Grundlegendes, nämlich ein Übergang zu einer anderen Form der Gesellschaft. Ein Übergang zu einer anderen Form der Gesellschaft. Ab ungefähr 10.000 vor Christus sehen wir das Entstehen der Agrargesellschaft. Die Agrargesellschaft lebt so, dass sie eben Land bebaut und dort Kulturpflanzen züchtet und Tiere hält. Nur diese Tiere, die werden nicht gehalten in erster Linie, um sie zu essen, sondern diese Tiere dienen als Energiequelle, als Zugkraft. Muskelkraft von Menschen und Tieren ist die wesentliche Energiequelle der Agrargesellschaft. ein deutlicher Rückgang des Fleischanteils. Die Bauern in dieser Agrargesellschaft essen nur sehr, sehr selten Fleisch, ernähren sich hauptsächlich von pflanzlichen Produkten, nur zu ganz seltenen Gelegenheiten gibt es Fleisch und ausreichend Fleisch gibt es nur für die Oberschicht, nicht für das gemeine Volk sozusagen. Also eigentlich kein Fortschritt, sondern ein Rückgang könnte man sagen. Diese Gesellschaft muss sich auch regelmäßig mit dem Problem des Hungers beschäftigen. Alle drei, vier, fünf Jahre gibt es eine Missernte und da müssen weite Teile der Bevölkerung Hunger leiden und sterben auch daran. Also das ist eine Gesellschaft, in der es nicht allzu lustig zugegangen ist. Und dann haben wir noch einmal einen Übergang und der ist noch viel kürzer an der Gegenwart. Nämlich erst seit den letzten 200 Jahren entsteht das, was wir heute die Industriegesellschaft nennen. Und diese Industriegesellschaft, die entwickelt jetzt noch einmal ein anderes Verhältnis zu den Tieren. Einerseits vermenschlicht sie die Tiere in Form der geliebten Haustiere, andererseits verdinglicht sie die Tiere zu Gegenständen, zu Waren, die eben produziert werden, um sie zu konsumieren. Und das ist eben die moderne Vieh-Mast, also das Füttern von Tieren, um sie zu essen. Die Massentierhaltung. Das ist eine Geschichte, die eigentlich erst so 250 Jahre alt ist. Und das ist dann die Grundlage, auf der dieser Fleischkomplex entsteht. Also wir könnten kurz zusammenfassen, Technisierung und Komodifizierung ergibt den Fleischkomplex. Komodifizierung heißt, wenn etwas zu einer Ware wird. Schauen wir uns diesen Fleischkomplex einmal in seinen Grundzügen an. Das sieht so ungefähr aus wie eine doppelte Sanduhr, wie ich sie hier dargestellt habe. Am Beginn dieses Warenflusses haben wir einmal die Futtergetreide- und die Ölfruchtmonokulturen. Also das, was man braucht, um Tiere zu füttern, wird hier angebaut. Und zwar als Monokultur, das heißt nur das und sonst nichts anderes. Die wesentlichen Futtermittel, die in der Massentierhaltung zum Einsatz kommen, sind Mais und Soja. Und die belegen immerhin ein Drittel der weltweiten Ackerfläche. Also ein Drittel unseres weltweiten Ackers verwenden wir nur dazu, um Masttiere aufzupäppeln, um sie dann zu schlachten und zu verspeisen. Dann kommen wir zu einer Engstelle. Da sind jetzt große Konzerne im Spiel, die die Verarbeitung und den Handel dieser Futtermittel organisieren. Das ist die sogenannte ABCD-Gruppe, weil die Firmennamen witzigerweise mit diesen Buchstaben beginnen. Archer Daniel Midland, Bunch, Cargill und Trifoos. Und diese vier großen Konzerne kontrollieren mehr als drei Viertel des weltweiten Futtermittelhandels. Also die haben da ein immenses Maß an Marktmacht und entsprechende Profitmöglichkeiten. Mastviehproduktion ist teilweise bäuerlich organisiert, teilweise aber auch fabriksartig, sogenannte Tierfabriken, Car-Foes, Confined Animal Feeding Operations, wie das in den USA heißt, wo eben 75 Prozent des Geflügels, 60 Prozent der Schweine, aber nur sechs Prozent der Rinder in dieser Weise eben quasi fabriksmäßig produziert werden. Dann verengt sich dieser Warnfluss noch einmal und wir kommen in den Bereich des Lebensmittelhandels, wo auch wiederum große Konzerne das Geschehen dominieren. Die größten Lebensmittelhändler weltweit sind Walmart, Carrefour, Tesco, um nur die wichtigsten zu nennen. Und dann geht es wiederum auseinander in den Bereich der fleischbasierten Ernährungskultur, die die Industrie, aber immer mehr auch die Schwellenländer auszeichnet. Und da zeigt sich, dass der Fleischkonsum sehr unterschiedlich verteilt ist. An der Spitze stehen die USA mit ungefähr 120 Kilo pro Kopf und Jahr. Der Weltdurchschnitt beträgt etwa 45 Kilogramm. Und dann gibt es auch Weltregionen, die da weit drunter liegen, am krassesten Indien, wo der weltweite Fleischverbrauch bei 5 Kilo pro Kopf und Jahr nur liegt. Also eine sehr ungleiche Verteilung des Fleischkonsums kommt hier zum Ausdruck. Damit möchte ich jetzt einsteigen in diese letzten 200 Jahre, in der dieser Fleischkomplex entsteht. Ich möchte hier etwas genauer erläutern, welche Akteure und welche Triebkräfte hier im Spiel sind. Wir reden hier zunächst einmal von der Zeit des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die sogenannte erste Globalisierung, in der als Leitbild die europäische Zivilisation im Vordergrund gestanden ist. Das ganz Grundlegende ist einmal eine Transport- und Kommunikationsrevolution. Die Dampftechnologie ermöglicht jetzt große Mengen an Gütern über weite Strecken billig zu transportieren. Siedlerkolonien, die von Europa aus besiedelt werden. Das ist Nord- und Südamerika, Australien, aber auch Teile Asiens. Und in diesen Kolonien betreiben europäische Siedler quasi die europäische Landwirtschaft, also Ackerbau und Viehhaltung. Und da entstehen jetzt sehr viele Überschüsse, die in diesen Kolonien gar nicht verbraucht werden können und werden jetzt weltweit gehandelt. Neben dem Getreide ist es auch Fleisch, das vor allem aus, Kolonien in Afrika und Asien, die tropische Produkte nach Europa liefern. Und ja, in Europa haben wir ein dominierendes Land, ein Imperium, nämlich das britische Weltreich, das hier zur Geburtsstätte der industriellen Revolution geworden ist, seit etwa 1800 und wo eine wachsende Arbeiterklasse ernährt werden muss. Das gelingt immer weniger durch die Produktion im Land selbst und muss immer mehr über Zufuhren von außen erfolgen. über Zufuhren von außen erfolgen. Die herrschenden Eliten haben ein großes Interesse daran, dass diese Arbeitermassen billig ernährt werden können, weil sie erstens einmal dadurch irgendwie weniger leicht auf die Idee kommen, eine Revolution anzuzetteln und zweitens, weil das auch entsprechend niedrige Löhne dann gewährleistet, wenn sich die billig mit Nahrungsmitteln versorgen können. Also das ist die Arbeitstellung, die sich da im späten 19., frühen 20. Jahrhundert herausbildet. Die Institutionen, die dieses Handelsnetzwerk rahmen, sind der Goldstandard, also das britische Pfund ist an den Goldpreis geknüpft und daran sind alle anderen Währungen geknüpft und der Freihandel. Die Staaten vereinbaren Freihandelsverträge, die eben diesen Austausch dann erleichtern. Diese erste Globalisierung hält im Grunde bis zum Ersten Weltkrieg an, wird dann für die Zeit des Krieges ausgesetzt, nach dem Krieg wiederum wiederbelebt, bricht aber dann letztendlich in der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre zusammen, weil dann immer mehr Länder dazu übergehen, ihre Landwirtschaftssektoren zu beschützen vor der Billigkonkurrenz aus Amerika und Russland. Also das billige Getreide, das hier herein drängt, wird durch Zölle künstlich verteuert und das führt dann eigentlich dazu, dass dieses Handelsnetzwerk auseinanderbricht. Das ist einmal so das Big Picture und ich möchte jetzt gerne auf ein paar Schauplätze in diesem Geflecht hinsummen, damit wir etwas genauer verstehen, was hier passiert. Der erste Schauplatz, auf den ich genauer hinschauen möchte, ist Chicago, also eine Stadt im mittleren Westen der USA und die wird im spätenden 19. Jahrhundert gewissermaßen zur Metropole des Fleischkomplexes. Chicago hat eine günstige Lage gewissermaßen zwischen dem zivilisierten Teil des Westens und dem sogenannten Wilden Westen, genau in der Mitte. in der Mitte und das ist der Ort, in dem sich diese Auswanderer aus Europa niederlassen oder durch den sie durchziehen, um im Wilden Westen dann Farmer zu werden. Also ein Teil sucht Arbeit in der Stadt, ein Teil zieht weiter und versucht Land zu bekommen und eine Farm zu errichten. Und in diesem mittleren Westen, da dringt jetzt die Grenze der europäischen Besiedlung voran. Der Westen zivilisiert sozusagen die Wildnis und das äußert sich nicht nur darin, dass weiße Siedler die indigenen Völker Nordamerikas verdrängen, sondern dass auch die Tiere der weißen Siedler die Lebensgrundlage der indigenen Völker verdrängen. Also das europäische Rind verdrängt den Bison. Grasland-Ebenen des mittleren Westens. Die wird im großen Maßstab betrieben. Diese Rinder kommen dann, wenn sie entsprechend das nötige Alter haben, etwas in die Nähe von Chicago, in den sogenannten Corn and Wheat Belt, also dort, wo das Getreide angebaut wird. Dort werden sie in sogenannten Feedlots aufgepäppelt, zum Schlachtgewicht gemästet und dann mit der Eisenbahn nach Chicago verfrachtet, wo ein eigenes Stadtviertel, gegründet 1865. Und dort finden wir eine Ansammlung von großen Fleischindustrieunternehmen, die hier den Markt dominieren. Schwarzschild und Sulzberger, Morris, Swift, Armour und Hammond. Und die gründen ein Fleischkartell. Armour und Hammond. Und die gründen ein Fleischkartell. Das heißt, die vereinbaren die Preise und die schaffen es, durch sehr aggressive Marketingstrategien quasiädte an der US-Ostküste, also New York und andere, beliefern. Und dann, wo die Fracht dann weiter auf Kühlschiffe verladen wird, die dann die europäischen Metropolen ansteuern, vor allem die britischen Städte. ansteuern. Vor allem die britischen Städte. Also was hier in Chicago passiert, ist gewissermaßen dieser Übergang vom Natur- und Gabencharakter des Tieres zum technisierten und kommunizierten Tier. Reinkommen tun die Tiere noch als Lebewesen, rauskommen tun sie als Stück Fleisch in der Konservenbüchse. Also diese Umwandlung passiert genau hier. Und wenn man da reinschaut in diese Fabriken, hier haben wir eines der seltenen Fotos um 1900, dann sieht man glaube ich hier sehr schön, dass diese Bearbeitung von lebenden Tier zum Botenstück Fleisch in der Konservendose Fließbandmäßig erfolgt. Also hier in den Schlachthöfen von Chicago wird das Fließbandprinzip sozusagen erfunden, das dann in vielen weiteren Teilen der Industrie in weiterer Folge angewandt wird. Also Chicago ist so ein Hotspot der Fleischproduktion und der andere Hotspot, nämlich der Hotspot des Fleischkonsums, das ist England. England und vor allem die britische Oberschicht, das sind die, die im späten 19. Jahrhundert Fleisch nachfragen. Hier sehen wir eine Karikatur von John Ball, also die Personifizierung des Briten sozusagen, der hier vor einem weihnachtlichen Rosttief sitzt. Nur zu seinem Missfallen ist es nicht britischer, sondern US-amerikanischer Herkunft. Also eine Anspielung auf diese immer stärker werdende Rolle der Fleischindustrie in den USA. Und was hier sehr schön zum Ausdruck kommt, ist, dass Fleisch nicht nur ein Kalorienlieferant ist, sondern auch stark mit Bedeutung aufgeladen ist. Und zwar mit Bedeutungen von Race, Class und Gender. Also Klasse, Klasse und Geschlecht. Es sind die weißen Männer der Oberschicht, die sozusagen Fleisch als Prestigeprodukt konsumieren. zeigt auch sehr schön einen Werbeflyer von Liebigs Fleischextrakt um 1900. Also ein Produkt, das dieses Fleisch, vor allem das Protein, das Eiweiß, das im Fleisch drinnen ist, als Quelle der Muskelkraft anpreist. Und hier sind wiederum weiße Männer der Mittel- bis Oberschicht angesprochen. Also Fleisch hat einen hohen Symbolwert und wird jetzt im späten 19. Jahrhundert nicht nur für die Oberschichten, sondern auch immer mehr für die Mittelschichten erschwinglich. In dem Maß, in dem sich die Arbeiter zusammenschließen und bessere Arbeitsbedingungen erkämpfen und auch der Staat Sozialpolitik betreibt, steigert sich die Kaufkraft der großen Masse der Bevölkerung und Fleischernährung ist für die gehobenen Schichten, also für die obere Mittelschicht und für die Oberschicht immer mehr erschwinglich. Also das war mal so die erste Episode dieser Entwicklung zum industriellen Fleischkomplex. Ich gehe jetzt in die zweite Episode hinein, die zweite Globalisierung sozusagen. Hier sind wir in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, 1940er bis 1970er Jahre und hier ist Entwicklung der Leitbegriffe. Entwicklung allerdings in einem sehr speziellen Sinn, an dem sich zumindest die westlichen Länder orientieren. In eine westliche und in eine östliche Hälfte, während im Osten die USSR mit ihrem Verbündeten, mit ihrem Block die Hegemonie ausübt, ist es im Westen die USA mit ihren Gefolgsländern. Wir haben in beiden Hälften der Welt eigentlich, muss man sagen, einen Übergang zur Nutzung von Fossilenergie, also von einer Fossilenergie zur anderen. Es ist jetzt nicht mehr die Kohle, die die wichtigste Energiequelle wird, sondern es ist das Erdöl. Und damit erweitern sich auch die Anwendungsmöglichkeiten von Fossilenergie. Die dominierende Agrarmacht in der westlichen Hemisphäre sind die USA, auf deren Familienfarms große Mengen an Überschüssen erzeugt werden. Und die USA versuchen diese Überschüsse jetzt auf den Weltmärkten unterzubringen. Und zwar nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch aus geopolitischen Gründen. Es geht auch darum, die US-Einflusssphäre abzusichern gegen das Vordringen des Kommunismus. Und auf diese Weise gelangen billige Getreidelieferungen in den globalen Süden, während vor allem Futtermittel und Fleisch direkt in den globalen Norden fließen. Also wir haben auf der einen Seite die westeuropäischen Länder, die europäische Wirtschaftsgemeinschaft und auch Japan, als die Abnehmer von Fleisch oder Futtermitteln. Das heißt, hier entwickelt sich auch ein eigener Viehkomplex, eine Massentierhaltung, die immer mehr Futtermittel braucht. Und auf der anderen Seite haben wir Entwicklungsländer, die durch westliche Getreidelieferungen immer abhängiger werden und auf die Lieferung tropischer Produkte eigentlich zurückgedrängt werden. Dieses System funktioniert auf der Grundlage des Bretton Woods Abkommens, also pro Dollar ist die Leitwährung und die anderen Währungen sind daran gekoppelt und es gibt auch ein Freihandelsabkommen, das GATT, das General Agreement on Tariffs and Trade, dass sich die Liberalisierung des Handels auf die Fahnen geschrieben hat, allerdings mit der Ausnahme der Landwirtschaft. Die Landwirtschaft darf weiterhin beschützt werden von jedem Land. Das ist gewissermaßen eine Lehre, die die Länder aus der Zeit der Weltkriege ziehen, wo irgendwie klar geworden ist, dass im Konfliktfall ein Land sich weitgehend selbst ernähren können soll. Einerseits große Handelsunternehmen und andererseits gewisse Staaten, die auch auf diesen Markt drängen, sich dann für eine noch stärkere Liberalisierung einsetzen, eine neoliberale Revolution mittragen, die eben dann auch den Agrarhandel völlig liberalisieren möchte. Das wiederum als das große Bild. Und jetzt zoomen wir wieder auf einige Schauplätze in dieser zweiten Globalisierung. Der erste Schauplatz ist die Landwirtschaft. Hier sehen wir gerade in dieser Phase der 40er, 50er, 60er Jahre einen revolutionären Übergang von einem solaren Agrarsystem zu einem fossilen Agrarsystem. Wodurch zeichnet sich das solare Agrarsystem aus? Das zeichnet sich dadurch aus, dass Viehhaltung und Ackerbau untrennbar miteinander verbunden sind. Man kann das nicht auftrennen in der vorindustriellen Zeit. Das Vieh liefert die Zugkraft, um den Acker zu bearbeiten und den Dünger, um Nährstoffe dort anzureichern. Und der Acker liefert einen Teil des Futters, den das Vieh braucht zum Überleben. Also die beiden Teile sind ganz stark ineinander integriert und die wesentliche Energiequelle ist die Sonne bzw. dann auch die Muskelkraft von Menschen und Tieren, die eben dann sich mit den Dingen ernähren, die die Sonne wachsen lässt. Und dieses integrierte Agrarsystem wird jetzt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgebrochen. Und die Tierhaltung wird getrennt von der Futterproduktion. Das heißt, es entstehen, sieht man hier unten, Viehfuttermonokulturen, die nichts anderes tun als Soja und Mais anzubauen. Und es entstehen Tierfabriken, das ist der Begriff, der dann dafür geprägt wird, Mastfabriken, diese Confined Animal Feeding Operations, die nichts anderes tun, als große Zahlen von Viehherden, Schweine, Hühner, Rinder zu mästen, sodass sie dann Schlachtreife erlangen. Rinder zu mästen, sodass sie dann Schlachtreife erlangen. Dieser komisch rosafarbene See ist hier eine Gülledeponie, die sehr schön schon eines dieser Probleme der Trennung zeigt. Man kann die Gülle jetzt nicht mehr auf den Acker bringen, weil es hier keinen Acker mehr gibt, sondern Gülle ist quasi Abfall und muss deponiert werden. Und diese rosa Färbung entsteht durch Bakterien, die sich in diesem Güller-SC bilden. Diese Trennung von Viehfutterproduktion und Mastviehproduktion, die führt sehr schnell die Wachstumsgrenzen vor Augen, die naturalen Wachstumsgrenzen. Also auf der Seite der Futtermittelproduktion, Bodnerschöpfung oder das Auftauchen von Unkräutern und Schädlingen oder die Austrocknung des Bodens. Und auf der Seite der Mastviehproduktion die lebenszyklischen Grenzen. Also es braucht eine gewisse Zeit, bis ein Schwein ein gewisses Gewicht erlangt. Das kann man jetzt nicht beliebig steuern. Das Auftreten von verschiedenen Krankheiten oder eben Stichwort Gülle See, die Anhäufung von Emissionen, die man eigentlich nicht wirklich verwerten kann. nicht wirklich verwerten kann. Und dieses industrielle Agrarsystem, das versucht jetzt mit hohem Technikeinsatz diese Grenzen zu überbrücken. Und das, was hier rot eingefärbt ist und hier jetzt hereingeknallt ist, ist dieser ganze technische Apparat, der hier aufgeboten wird, um diese Grenzen zu verschieben. Basierend tut das alles auf der Motomechanisierung, also Maschinen, die mit Verbrennungsmotoren betrieben werden. Und dann gibt es für die einzelnen Wachstumsgrenzen spezielle Techniken. Also gegen die Bodenerschöpfung wird Mineraldünger eingesetzt. Gegen die Unkräuter und Schädlinge werden Pestizide eingesetzt. Oft in Kombination mit gentechnisch verändertem Saatgut. Gegen die Bodenaustrocknung kommt künstliche Bewässerung zum Einsatz. Oder wenn wir jetzt von der Futtermittelproduktion zur Viehproduktion wechseln, die lebenszyklischen Grenzen werden verschoben durch Leistungszucht, Klimatisierung, Kraftfutter. Die Krankheiten werden bekämpft durch Antibiotika, durch Käfighaltung, durch besondere Hygiene. Und die unverwertbaren Emissionen, da werden auch die Grenzen gedehnt durch Gülleteiche, Sprühanlagen, Deponien und so weiter. Und durch diese Formen der technischen Überbrückung werden die Widersprüche in diesem System so weit eingedämmt, dass es am Laufen gehalten werden kann, allerdings mit irre hohem technischen Einsatz. Während dieses Solar-Agrarsystem, das wir vorhin kurz angeschaut haben, unglaublich energieeffizient ist, ist dieses industrialisierte Agrarsystem extrem energieineffizient. Das heißt, im solaren Agrarsystem kriegt man mehr Energie raus, als man aufwendet an Muskelkraft. Während hingegen im industrialisierten Agrarsystem muss man viel mehr an Energie aufwenden, als man dann in Form von Produkten herauskriegt. Aber das System funktioniert, weil Energie billig ist. Und die Schäden, die vor allem an der Natur entstehen, die fallen in der Bilanz nicht ins Gewicht, weil sie von den Unternehmen nicht bezahlt werden müssen, sondern von dem anderen. nicht bezahlt werden müssen, sondern von dem anderen. Man könnte sich jetzt vorstellen, das ist eine gut geölte Maschine. Ist es aber nicht, denn es entstehen so etwas wie Risikospiralen. Das heißt, jede technologische Lösung eines Problems erzeugt ein neues Problem, das wiederum nach technologischen Lösungen verlangt. Ich möchte das am Beispiel des Pestizideinsatzes kurz erläutern, also dieses Bereiches hier. Also Pestizide kommen zum Einsatz, um Unkräuter und Schädlinge zu bekämpfen. Das funktioniert eine gewisse Zeit, allerdings im Laufe der Zeit entstehen dann resistente Unkräuter und Schädlinge, die gegen diese Pestizide quasi unverwundbar sind. Und das führt dann eben dazu, dass mehr und stärkere Pestizide eingesetzt werden müssen, was wiederum Resistenzen hervorlässt. Also das Ganze ist dann eine Risikospirale, die sich immer schneller dreht. Und in ähnlicher Weise tauchen solche agrarindustriellen Risikospiralen an allen anderen Orten dieses industrialisierten Agrarsystems auf. So, das war jetzt ein Blick auf die Produktionsseite. Jetzt schauen wir uns noch eine Szene an auf der Konsumseite, denn die Nachkriegszeit nach dem Zweiten Weltkrieg, die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, ist auch die Zeit, in der der Fleischkonsum pumpt, also Maße annimmt, die bislang nicht erreicht waren. Ich habe hier versucht, so eine lange Datenreihe zusammenzustellen über den pro Kopf Fleischverbrauch für Deutschland. Da haben wir ganz gute Daten. Und da sehen wir, dass schon im 19. Jahrhundert der Fleischverbrauch, also die durchschnittliche Menge von Fleisch pro Kopf und Jahr in Deutschland, zu steigen beginnt. Also das ist diese Zeit der Schlachthöfe, der ersten, die da entstehen. Und das hält an bis ins frühe 20. Jahrhundert. Dann sehen wir massive Einbrüche, das sind die zwei Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise. Und nach dem Zweiten Weltkrieg, ab den 1950er Jahren, geht es ganz rasant hinauf. Und zwar noch über den langjährigen Wachstumstrend hinaus. Diese dünne Linie hier, das ist der Wach dass schon in den 50er Jahren der Fleischverbrauch über diesen Trend hinaus wächst und ein ungeahntes Ausmaß annimmt, bis in die 80er Jahre, wo er dann etwas zurückgeht und sich aber noch immer auf sehr hohem Niveau dann einpendelt. Und das zeigt sehr schön, dass hier Fleisch tatsächlich so etwas wird wie ein Volksnahrungsmittel, wie diese Broschüre aus Österreich aus dem Jahr 1961 hier zum Ausdruck bringt. Mittelschicht wahrscheinlich, die hier vor einer Fleischhandlung steht und hier überlegt, was sie einkaufen soll. Wahrscheinlich um ein Fleischgericht für ihren Mann zuzubereiten, der dann am Abend von der Arbeit nach Hause kommt. Also hier sieht man auch sehr schön, wie Fleischkonsum geschlechtermäßig konnotiert ist. wie Fleischkonsum geschlechtermäßig konnotiert ist. Die Frau hier in der Rolle der Hausfrau, die das Essen zubereitet, der Mann in der Rolle dessen, der Fleisch verlangt und auch bekommt. Und das Bild bringt, glaube ich, sehr schön zum Ausdruck, dass Fleisch in dieser Zeit zu einem Teil von einem mittelständischen Lebensstil wird. Also der kleine Mann, die kleine Frau, die können sich jetzt auch ihr kleines Glück leisten. Da gehört das Häuschen dazu, das sie sich bauen. Da gehört das Auto dazu, mit dem sie dann im Winter und auch im Sommer in den Urlaub fahren. Und da gehört auch das tägliche Fleischgericht dazu. Also Fleisch als Zeichen des sozialen Aufstiegs ist typisch für diese Zeit. So, damit komme ich jetzt auch schon zum dritten und letzten Abschnitt in dieser Geschichte. Nämlich zur dritten Globalisierung, die rund um den Begriff des Wettbewerbs angesiedelt ist. Schauen wir uns auch hier die wesentlichen Elemente an. Wir haben noch immer vorrangig fossile Energieträger im Einsatz, die aber zunehmend im Wettbewerb stehen mit erneuerbaren Energien. Das ist ja auch das, was in der gegenwärtigen Diskussion im Vordergrund steht, inwieweit erneuerbaren Energien. Das ist ja auch das, was in der gegenwärtigen Diskussion im Vordergrund steht, inwieweit erneuerbare Energien fossile Energien ersetzen können. Die USA sind nach wie vor eine große, eine mächtige Agrarmacht, von der aus sehr viel an Exporten auf den Weltmarkt geht, vor allem Futtermittel, die in verschiedene Richtungen hin exportiert werden. Die USA stehen aber in einem immer schärferen Wettbewerb mit Schwellenländern, die auch zu Agrarexporteuren werden. Das sind zum Beispiel Länder wie Brasilien, Das sind zum Beispiel Länder wie Brasilien, in denen Agrarunternehmen großflächige Teile der Landschaft kolonisieren und als Agrarflächen in Wert setzen und dort Dinge produzieren, Agrargüter produzieren, die nicht für das jeweilige Land in erster Linie bestimmt sind, sondern für den Export auf den Weltmarkt. Und wo gehen all diese Futtermittel hin? Sie gehen einerseits in die alten Abnehmerländer, also die Industrieländer, Europa und Japan, wo der Viehkomplex immer mehr an Futtermitteln verlangt, wo die Menschen immer mehr an Fleisch nachfragen, aber auch in die neuen Importländer, in Schwellenländer, in denen auch so etwas wie urbane Mittelschichten entstehen, die immer mehr Fleisch als Prestigenahrung nachfragen und wo dann eben auch der Viehkomplex immer mehr Futtermittel erfordert, die im Land selbst nicht hergestellt werden können, sondern über den Weltmarkt besorgt werden. Ein Beispiel dafür wäre China, wo seit den 1990er Jahren der Fleischkonsum raketenartig ansteigt. Die Entwicklungsländer sind hier mehr oder weniger an den Rand gedrängt. Die Industrieländer bringen ihre Überschüsse preisgestützt auf den Weltmarkt. Dieses billige Getreide und billige Fleisch überschwemmt die Märkte der Entwicklungsländer und die sind dann umso mehr auf ihre tropischen Exportprodukte verwiesen und müssen ihre Grundnahrungsmittel sich über den Weltmarkt besorgen. Grundnahrungsmittel sich über den Weltmarkt besorgen. Der institutionelle Rahmen dafür ist vor allem die WTO, die World Trade Organization, die Nachfolgeorganisation des GATT, das wir vorhin hatten. Die unterscheidet sich jetzt von ihrem Vorgänger dadurch, dass auch der Welthandel liberalisiert werden soll. Und die Akteure, die hier sehr stark darauf drängen, sind eben transnationale Unternehmen wie diese ABCD-Gruppe, die ich schon vorhin erwähnt habe, die am meisten von dieser Handelsliberalisierung profitieren, weil sie den Preis im Wesentlichen bestimmen. Dagegen gibt es aber auch Protestbewegungen, die Alternativen versuchen stark zu machen. Ich nenne hier nur als Beispiel die Ernährungssouveränitätsbewegung, die eben dieser Kommunifizierung von Nahrung den Bruch entgegenstellt. Nahrung ist keine Ware, sondern ein Menschenrecht. Auch hier wiederum jetzt ein Zoom auf die Produktionsseite. Was wir hier sehen, ist, dass die technowissenschaftliche Manipulation der Masttiere voranschreitet. Beispiel Masthühner in den USA hergenommen und habe da sehr griffige Zahlen auch dafür gefunden. Wenn man sich anschaut im Jahr 1930, als diese Hühnermast eigentlich erst begonnen hat, wie lange es gedauert hat, bis man ein schlachtfähiges Huhn hat, dann waren das im Schnitt 113 Tage. Und da hatte dieses Huhn 1,3 Kilogramm Schlachtgewicht. Wenn wir das vergleichen mit 2010, dann erreicht das Huhn in 42 Tagen sein Schlachtgewicht, hat aber das doppelte Gewicht, 2,6 Kilogramm. Das heißt, wenn man jetzt umrechnet, wie viel Futter brauche ich, um ein Kilo Lebendgewichtitalanlage, weil es viel besser als die anderen Masttiere Futter in Fleisch umsetzt. Bei Schweinen ist das Verhältnis 5 zu 1, bei Rindern ist es 10 zu 1, bei den modernen Masthühnern ist es 2 zu 1. Masthühnen ist es 2 zu 1. Nicht zufällig propagiert diese Industrie in den letzten Jahren und Jahrzehnten Hühnerfleisch als besonders gesund und als besonders vorteilhaft für die Konsumenten. Also im Hintergrund stehen da auch ganz nüchterne Profitmaximierungsstrategien. Die Leistung im Laufe des 20. Jahrhunderts eines Mastfonds in den USA hat sich verfünffacht durch exzessiven Einsatz von Technik und von Wissenschaft. Blenden wir um von der Produktion auf den Konsum, dann sehen wir, dass einerseits die USA nach wie vor Spitzenreiter ist hinsichtlich des Fleischkonsums. Dort haben wir schon in den 60er Jahren ein sehr hohes Maß an Fleischkonsum. Das setzt sich dann noch fort bis zur Tausendwende und pendelt sich bei ungefähr 120 Kilo pro Kopf und Jahr ein. sich bei ungefähr 120 Kilo pro Kopf und Jahr ein. Wir sehen dann, Westeuropa folgt hier sehr rasch nach, zieht nach in den 50er, 60er Jahren und pendelt sich dann auf etwas niedrigem Niveau ein. diese Newcomer auf dem Fleischkonsum-Skala, sozusagen Brasilien hier als Beispiel oder China, die eben in den letzten Jahrzehnten seit den 1980er, 90er Jahren rasant zu Fleischkonsumenten werden. Der Weltdurchschnitt, den haben wir hier aufgetragen, mit dieser dicken Linie, der steigt auch langsam an auf über 40 Kilo pro Kopf und Jahr. Und darunter laufen dann vor allem Länder, die in Afrika oder in Asien angesiedelt sind, mit einem noch sehr niedrigen, wenngleich auch langsam wachsenden Fleischkonsum. auch langsam wachsenden Fleischkonsum. Und die Frage, die sich daraus ergibt, ist, wie kann der Planet das in weiterer Folge verkraften, dass immer mehr Menschen immer mehr Fleisch nachfragen, wenn man bedenkt, wie sehr Fleischproduktion Ressourcen verbraucht. Das ist das Thema eines Buches, auf das ich mich in diesem Vortrag unter anderem stütze, von Watzler-Smill, Should We Eat Meat? Und der entwickelt darin eine Vision, dass es durchaus möglich ist, so etwas wie eine vernünftige Ernährungsweise zu praktizieren, die es allen Menschen auf der Welt ermöglichen würde, ein gewisses Maß an Fleisch zu konsumieren. Das heißt aber, dass die, die über dem Durchschnitt sind, hier wesentlich reduzieren müssen, um denen, die unter dem Durchschnitt sind, zu ermöglichen, überhaupt ihren Fleischkonsum zu erhöhen. ermöglichen, überhaupt ihren Fleischkonsum zu erhöhen. Also die Message dieses Buches ist, es geht sich aus, eine nachhaltige Fleischproduktion für einen vernünftigen Fleischkonsum zu organisieren. Das ist keine Unmöglichkeit. Ja, damit komme ich jetzt auch schon in den letzten zehn Minuten, die mir noch bleiben, zum Versuch eines Resümees. Ich möchte zunächst einmal das Fleisch über die Geschichte hinweg aus zwei wertenden Blickwinkeln beleuchten, nämlich das gute und das böse Fleisch, um auch die Ambivalenz aufzuzeigen, die Fleisch im Lauf der Geschichte zeigt. Was ist das gute Fleisch? Das gute Fleisch ist sozusagen der Ausbruch aus der Armutsfalle, historisch gesehen. Also wenn wir uns da anschauen, die jahrhundertelange Entwicklung der Menschen nach dem Ende der Wildbeutergesellschaft und dem Übergang zur Agrargesellschaft, dann sehen wir hier, das verdeutlicht diese Kurve, dass das pro Kopf Einkommen der Menschen eigentlich über die meiste Zeit hinweg ziemlich konstant gewesen ist. Das hängt damit zusammen, dass regelmäßige Katastrophen passiert sind, wenn die Bevölkerung gewachsen ist und die Ernährungsbasis überbeansprucht hat. Dann gab es eine Hungersnot, oft verbunden mit Kriegen oder auch mit Krankheiten, die die Bevölkerung wieder dezimiert hat. Diesen Mechanismus hat ein britischer Bevölkerungswissenschaftler schon vor 200 Jahren beschrieben, Malthusianische Falle genannt, sozusagen die Armutsfalle. Und erst die Industrielle Revolution mischt jetzt die Karten neu und ermöglicht ein Ausbrechen aus dieser Falle. Zumindest einem Teil der Welt, nämlich der westlichen Welt, Nordamerika und Europa, schaffen es im Zuge der Industriellen Revolution ihren Wohlstand hinauf zu katapultieren. Und das ist dann auch die Zeit, in der die Massentierhaltung entsteht für die Mittelschichten, für die Oberschichten, für den wohlhabenden Teil der Welt, wo Tiere gemästet werden, um sie zu essen. um sie zu essen. Und im 20. Jahrhundert sehen wir dann auch, dass ein Teil des Restes der Welt, Stichwort China, hier nachzieht und auch aufschließt und Wohlstand generiert und damit auch die Ernährungsweise von pflanzlicher Kost zu tierischer Kost umsteht. Also man könnte sagen, Fleisch spielt eine positive Rolle, Also man könnte sagen, Fleisch spielt eine positive Rolle, weil es sozusagen ein Teil dessen ist, dass die Menschheit aus dieser Armutsfalle ausbricht. Man kann es aber auch von einer anderen Seite sehen, das böse Fleisch sozusagen, das uns in einer sozial-ökologischen Krise gefangen hält. Das kommt sehr schön zum Ausdruck in einem anderen Buch, auf das ich mich hier stütze und das ich auch zur Lektüre empfehlen möchte. Die Ecological Hoofprint von Tony Weiss, der sehr eingängig skizziert, welche sozialen und ökologischen Kosten diese groß angelegte Fleischproduktion und der groß angelegte Fleischkonsum verursachen. Ich möchte hier nur einige Beispiele aufzählen. Die Verschmutzung des Wassers, also rund um diese großen Tierfabriken, wo diese Gülleteiche angelegt sind, da kommt immer wieder Gülle ins Grundwasser und verseucht das Wasser Großflächen. Oder Land wird in großem Maß gebraucht, um Futtermittel anzubauen. Gerade in den letzten Jahrzehnten ganz massiv. In Südamerika werden Savannen und Regenwaldgebiete in Agrarflächen umgewandelt, um dort Soja anzubauen, das man dann braucht irgendwo anders auf der Welt, um die großen Viehherden zu füttern. Landscrapping spielt hier auch eine Rolle. Das heißt, den dort lebenden indigenen und kleinbäuerlichen Gemeinschaften wird das Land mehr oder weniger gewaltsam weggenommen und wird von großen Agrarunternehmen dann beansprucht, um dort ihre profitable Agrarproduktion aufzuziehen. Der Fleischkomplex leistet auch einen gewaltigen Beitrag zur Erwärmung der Atmosphäre durch das Aussenden von Treibhausgasen. Das sind nicht nur diese großen Tierfabriken, in denen sehr viel Methan ausgesendet wird, sondern auch durch die Umwandlung von Savannen und Regenwaldgebieten werden CO2-speichernde Ökosysteme zerstört und treiben damit auch die globale Erwärmung voran. treiben damit auch die globale Erwärmung voran. Ein soziales Problem, das uns jetzt gerade in der Corona-Zeit sehr bewusst geworden ist, sind die Arbeitsbedingungen, vor allem in den Schlachthöfen. Wenn Sie sich erinnern, voriges Jahr, einer der ersten großen Corona-Cluster ist aufgepoppt im Nordwesten Deutschlands, wo diese großen Schlachthöfe sind, Im Nordwesten Deutschlands, wo diese großen Schlachthöfe sind, die mit schlecht bezahlten Arbeitskräften ausungen herrschen, die in der Schlachtindustrie gang und gäbe sind. Das ist keine Ausnahme, sondern eher die Regel gewesen. Die exzessive Ernährung mit Fleisch trägt auch dazu bei, dass die Menschen immer mehr an sogenannten Wohlstandskrankheiten sterben. Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Zusammenhang mit Übergewicht ist eine hervorstechende Todesursache. Fleischkonsum ist Teil dieses Problems. Und um noch eine letzte Facette aufzuzeigen, auch die Mensch-Tier-Beziehung ist eine sehr problematische in dieser Massentierhaltung, wo chronisches Tierleid Teil des Systems ist. Gutes Fleisch, böses Fleisch, wir werden es dann in der Diskussion noch abwägen. Ich möchte jetzt noch einmal die Verbindung zwischen dem Fleischkomplex und dem Anthropozän herausarbeiten in einer Zusammenfassung, wobei ich Anthropozän eigentlich durch einen anderen Begriff ersetzen möchte, nämlich Kapitalozän, weil, wie wir gleich sehen werden, es nicht der Mensch an sich ist, der zu einer bestimmenden Größe der Naturgeschichte wird, sondern es ist ein bestimmtes Wirtschaftssystem, nämlich der Kapitalismus, der auf der Maximierung des Profits aufbaut, der hier im Wesentlichen dafür verantwortlich ist. Daher finde ich den Begriff Kapitalozean etwas treffender als den des Anthropozeans, der den Menschen insgesamt hier in die Pflicht nimmt. Schauen wir uns an, wie die zwei Aspekte zusammenhängen. Noch einmal eine langfristige historische Perspektive. Man kann jetzt darüber diskutieren, seit wann gibt es das Anthropozän bzw. das Kapitalozän. Es gibt Autoren, die sagen, das beginnt schon um 1500. Warum? Weil hier die alte Welt, Europa, die neue Welt nicht nur entdeckt, sondern auch als Quelle von Ressourcen in Wert setzt. Die Great Frontier, wie das in der Autor genannt wird, also die große Grenze der Nutzung, dringt jetzt in die neue Welt vor. Das ist vor allem der Agrar- und der Handelskapitalismus. Also die Zuckerplantagen zum Beispiel, die in der Karibik errichtet werden, wo eben dann mit Sklaven aus Afrika Zucker und seine Produkte erzeugt werden, um den Luxuskonsum der europäischen Oberschichten zu befriedigen. Damit in Verbindung ist schon eine erste Facette des Fleischkomplexes. Es kommt nämlich zu einem Austausch von Tier- und Pflanzenarten. Das wird in der Literatur häufig Columbian Exchange genannt, also kolumbianischer Austausch. Und da kommen zum Beispiel europäische Rinder in die Amerikas und der Mais aus den Amerikas nach Europa. Also zwei Zutaten des industriellen Fleischkomplexes werden hier schon über den Atlantik hinweg ausgetauscht. Ein nächster Schritt in Richtung Anthropozän bzw. Kapitalozän ist dann um 1800 die sogenannte Great Divergence, also die große Divergenz zwischen Westeuropa, das eine industrielle Revolution erlebt und einen Wohlstandsschub erfährt und dem Rest der Welt, vor allem Ostasien, wo genau das nicht stattfindet und wo diese Regionen dann ins Hintertreffen geraten. Und das ist die Zeit, in der der Industriekapitalismus zum dominierenden Wirtschaftssystem wird. Und das ist auch genau die Zeit, in der wir die Anfänge der Fleischindustrie und des Massenkonsums sehen. Stichwort Schlachthöfe von Chicago. Dieser Industriekapitalismus kommt dann in eine fundamentale Krise, 1930 in etwa, die Great Depression, die große Weltwirtschaftskrise und das führt dann auf der Seite der Bevölkerung auch dazu, dass Ernährung wieder Mangelware ist, dass vor allem Fleisch teuer und knapp und nicht leistbar ist und dass verschiedene Ersatzprodukte propagiert werden, also Fleischersatz aus pflanzlicher Herstellung. Das ist spätestens dann nicht mehr aktuell, als dann das Wirtschaftswunder beginnt, die Great Acceleration, der Konsumkapitalismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Also der Verbrauch an Ressourcen, der macht noch einmal einen Knick nach oben und steigt raketenartig an. Das ist auch die Zeit, in der die Tierfabriken entstehen und die Supermärkte billiges Fleisch für immer weitere Kreise der Bevölkerung in den westlichen Ländern verfügbar macht. Meatification hat ein Autor dieses Verbreiten des Fleischkonsums genannt. Es dauert aber nicht lange. 1970 erscheint ein Buch mit dem Titel Die Grenzen des Wachstums. Und es wird klar, dass dieser ressourcenverzehrende Konsumkapitalismus nicht endlos wachsen kann. Die Grenzen werden sichtbar und damit werden auch Alternativen zu dieser westlichen Ernährungsweise stark. Zum Beispiel in der Hippie-Kultur der 60er, 70er Jahre wird die vegetarische Ernährung zu einer Alternative gemacht und wenngleich nach wie vor eine Minderheit beginnen sich immer mehr Menschen bewusst Fleisch reduziert oder auch fleischlos zu ernähren. Ab den 1990er Jahren startet der Kapitalismus dann noch einmal durch. Die neoliberale Variante des Kapitalismus kommt zum Tragen. Jetzt taucht auch der Begriff Globalisierung wirklich als Begriff auf, wird auch häufig als Turbokapitalismus bezeichnet. Und das ist genau die Zeit, in der dann nicht nur die westlichen Industrieländer, sondern auch Schwellenländer wie China an diesem Fleischkonsum immer mehr teilnehmen und das billige Fleisch, das industriell erzeugt wird, nachfragen. und das billige Fleisch, das industriell erzeugt wird, nachfragen. Parallel zu diesem Food from nowhere taucht aber auch in Anschluss an diese Vegetarismusansätze das Food from somewhere auf. Also ein kleiner, aber doch wachsender Teil, vor allem der Konsumenten in den wohlhabenden Ländern, fragt immer mehr regionale oder biologisch erzeugte Produkte nach. Ja, und 2010 herum, schon ein bisschen früher, kriegt dieser Turbokapitalismus dann wieder einen gehörigen Dämpfer. Die große Rezession, die Finanz- und Wirtschaftskrise von 2007, 2008, von 2007, 2008, führt vor Augen die Widersprüche dieses finanzgetriebenen Urbokapitalismus und das stärkt dann in weiterer Folge verschiedene Gegenbewegungen, von denen dann die Fridays for Future Bewegung auch eine ist, die sich hier als alternative Kraft positioniert. Und damit komme ich auch schon ganz zum Schluss, nämlich zur Frage, was können wir jetzt aus dieser Geschichte lernen? Ich bin da ein bisschen vorsichtig beim Lernen aus der Geschichte, darum unter Anführungszeichen, so einfach ist es nicht. Aber was man sagen kann, ist, dass wir in der Geschichte sehen, alles ist geworden. Es gibt nichts, was natürlich ist. Es ist eigentlich alles menschengemacht und das ist jetzt die Zukunftsperspektive. Daher ist auch alles wandelbar. Und wenn wir uns jetzt fragen, in welcher Weise kann sich unser Wirtschaftssystem, das zu einer Bedrohung für die Natur geworden ist, wandeln, dann gibt es da verschiedene Ansätze. Dieses Foto von einer Demonstration von Fridays for Future aus Köln 2019 bringt sehr schön auf den Punkt Burn Capitalism, Not Coal. Also die Frage, wie gehen wir mit diesem Wirtschaftssystem des Kapitalismus um? Und da gibt es jetzt grundsätzlich zwei Ansätze. Das eine sind die systemreproduzierenden Ansätze, also die den Kapitalismus nicht überwinden wollen, aber ihn optimieren wollen. und sagen, man muss mit Hilfe von Technik viel produktiver produzieren, also sozusagen mit denselben Ressourcen mehr, mit denselben Inputs mehr an Output oder dasselbe Output mit weniger Input erzeugen. Also das ist so ein Denkansatz. Ein anderer Denkansatz wäre, Fleischkonsum zu reduzieren oder überhaupt darauf zu verzichten. Das wären alles einmal systemreproduzierende Ansätze. Es gäbe aber auch systemtransformierende Ansätze, die sich fragen, welche Alternativen gibt es denn eigentlich zum Kapitalismus? Wie kann man den Kapitalismus überwinden? Und da gibt es eben verschiedene Ansätze, die sagen, der Staat könnte zu so einem Wirtschaftsregulator werden, der die Wirtschaft nachhaltig reguliert. Das nennt man Etatismus. Oder die Zivilgesellschaft könnte es selbst in die Hand nehmen, die Wirtschaft zu regulieren in nachhaltiger Weise. Das wäre dann Sozialismus im eigentlichen Wortsinn. Im Sinn von die Zivilgesellschaft ist die bestimmende Größe im wirtschaftlichen Gefühlen. Und dieser Ausblick führt uns jetzt unmittelbar in die Diskussion, wie ich hoffe. Vielen Dank für den sehr informativen und spannenden Vortrag. Was auf jeden Fall eine Frage aufgetaucht ist, ob es noch mehr Literatur gibt. Und ich würde hoffen und mir wünschen, vielleicht können Sie einfach mal eine kleine Liste zusammenstellen, die wir dann einfach online stellen können mit entsprechender Literatur. Und gerade das Buch haben Sie auch nochmal erwähnt von, war sie Smil, richtig? Watzlaff Smil, Should We Eat Meat und Tony Wise, The Ecological Hoofprint, wären zwei so Titel, aber ich stelle gerne eine Liste zusammen. Genau, das wäre super, Dankeschön. Und dann einfach mal die erste Frage, die noch bei Menti kam. Sie haben es ja erwähnt, dass der Fleischkonsum eigentlich immer ein Marker für Wohlstand ist. Wäre es dann fair, dass man in Entwicklungsländern diesen Luxus von Anfang an verwehrt? Wäre es dann fair, dass man in Entwicklungsländern diesen Luxus von Anfang an verwehrt? Da kann ich ein klares Nein sagen. Das wäre alles andere als fair, weil es die Ungleichheit zementieren würde, weil es weiterhin ermöglichen würde, dass ein Teil der Menschheit exzessiv viel Fleisch konsumiert und damit exzessiv viel Umwelt und auch soziale Probleme aufwirft und ein anderer Teil der Welt eben davon ausgeschlossen ist. Also eine faire Lösung würde nur darin bestehen, jene Gesellschaften, die über dem Durchschnitt Fleisch konsumieren, dazu zu bringen, diesen Konsum zu reduzieren auf ein vernünftiges Maß, um denen, die noch nicht Zugang zu Fleisch haben, zu ermöglichen, in einer nachhaltigen Weise ihren Konsum zu erweitern. Und noch eine Frage. Gibt es Ihrer Meinung nach Möglichkeiten, regional aus diesen internationalen kapitalistischen Abhängigkeitsstrukturen auszubrechen und nachhaltig und langfristig auf regionaler Basis etwas zu ändern? Ja, also ich würde sagen, genauso wie dieses global vernetzte System ja auch irgendwann mal entstanden ist, genauso kann man dieses global vernetzte System auch ändern in Richtung stärker regional geschlossener Kreisläufe. Konkretes Beispiel wäre Sojafuttermittel, die in Österreich verfüttert werden, nicht mehr vorrangig aus Nord- und Südamerika zu beziehen, sondern in Österreich selbst anzubauen, was ja auch tatsächlich schon geschieht. Also gerade Oberösterreich ist eines der wichtigsten Soja-Anbaugebiete Österreichs und hier wird eben Soja in einer nicht gentechnisch veränderten Form angebaut, im Vergleich zur Produktion in Nord- und Südamerika, die zu über 90% gentechnisch veränderte Saatgut verwendet. Also sozusagen das Futtermittel selbst anzubauen, um Tiere damit zu füttern, wäre ein Ansatz für eine stärkere Regionalisierung der Viehwirtschaft. Und was mich jetzt eigentlich noch als spannende Frage hatte ich jetzt, was vielleicht Sie als Historiker noch am besten beantworten können, wie sehen Sie die Rolle von Religion wie das Christentum im Zusammenhang mit Fleisch? Ja, das ist eine spannende Frage. Wir haben ja nicht nur im Christentum, sondern auch in anderen Religionen, also im Jugendtum, im Islam und in anderen bestimmte Bezüge auf Fleisch. Entweder gibt es ein Fleischtabu oder ein Tabu in Bezug auf bestimmte Fleischarten, zum Beispiel Schweinefleisch. Oder es gibt die Vorschrift, wie das im Christentum ist, in einer gewissen Zeit kein Fleisch zu konsumieren. In der Fastenzeit zum Beispiel. Oder an den strengen Fasttagen wie dem Kaffreit. Das ist alles Ausdruck des Mangels von Fleisch in der Agrargesellschaft. All diese Religionen sind vor tausenden von Jahren entstanden. Das Christentum vor 2000 Jahren, der Islam ist ein bisschen jünger, das Jugendtum ist älter und all diese Religionen sind in Agrargesellschaften entstanden, wo Fleisch Mangelware Fleisch. Und das ist eine Erklärung dafür, dass es solche Fleisch-Tabus entweder zeitlich befristet oder überhaupt grundsätzlich in solchen Religionen gibt. Die sind sozusagen der Überbau zu der Basis, die sich durch die Armut von Fleisch auszeichnet. Und vielleicht jetzt noch in der Runde. Gentechnik ist in Österreich ziemlich verschrien, aber gerade für den Fleischkonsum könnte noch gentechnisch gezüchtetes Fleisch eine Lösung sein. Warum diese Abneigung? Haben Sie dazu eine Meinung? Gute Frage. Gentechnik ist nicht nur in Österreich, sondern eigentlich in ganz Europa ziemlich verschrieben. Das führt ja auch dazu, dass es in der EU ein Gentechnik-Anbauverbot gibt. Man darf in der EU gentechnisch manipulierte Sorten nicht anbauen, im Unterschied zu Nord- und Südamerika, wo das sehr wohl möglich ist. Also es gibt grundsätzlich in Europa eine viel größere Technologie-Skepsis, die sich eben auch gegen die Gentechnik richtet. Die Frage ist jetzt spannend, ob man Gentechnik nicht auch so einsetzen könnte, dass sie sozusagen ressourcensparend das Produzieren von Fleisch ermöglicht, im Labor gewissermaßen. im Labor gewissermaßen. Ja, das ist so ein techniklastiger Ansatz, der in der Debatte immer wieder auftaucht. Bis zu einem gewissen Grad wird es wohl funktionieren. Ich bin allerdings skeptisch, ob es allein damit möglich ist, den exzessiven Fleischkonsum mit solchen technologischen Lösungen abzudecken. Ich bin da eher skeptisch, obwohl ich gestehen muss, als Historiker bin ich da auch nicht der, der hier Experte ist auf diesem Thema. Also da müsste man wohl auch die Techniker fragen, die sich damit beschäftigen. Aber Sie haben mir das eigentlich sehr schon gezeigt, auch mit diesen Technikspiralen, dass das immer wieder zu neuen Problemen führen kann. Könnte hier in dem Fall auch sein. Also ich denke, wie eigentlich so oft in unseren Vorträgen sieht man eigentlich immer wieder, dass eine technische Lösung alleine sicherlich keine Alternative bringt, sondern irgendwie eine Kombination aus allen möglichen Richtungs- und Gegensteuerungen ist irgendwie notwendig, um da auch eine Lösung zu finden. Damit danke nochmal an das interessierte Publikum. Schönen Abend noch von meiner Seite. Vielen Dank nochmal, Herr Langthaler, für den spannenden Vortrag. Und ich bin auf die Diskussion gespannt. Auf Wiedersehen. Ja, auch von meiner Seite auf Wiedersehen und es hat mich gefreut, dass Sie dabei waren.