Einen wunderbaren, schönen guten Abend, meine sehr geehrten Damen und Herren. Mein Name ist Stefan Kögelberger. Ich darf Sie heute Abend hier im Stifterhaus begrüßen zu einer Veranstaltung, die der PEN-Club Oberösterreich organisiert hat und bei der wir auch vier Autorinnen des PEN-Clubs Oberösterreich hören werden. Bitte begrüßen Sie mit mir heute im Haus Mario Keschner, Christine Schmiedhofer, Damir Saracevic und Claudia Thaller als Lesende. Herzlich willkommen. Die Moderation des heutigen Abends wird der Präsident des PEN-Clubs Oberösterreich vornehmen. Bitte begrüßen Sie mit mir auch Herrn Thomas Duschlbauer. Herzlich willkommen. Mir bleibt eigentlich nur noch zu sagen, dass wir es dringend empfehlen, die FFP2-Maske während des ganzen Abends zu tragen, es sei denn, man liest selbstverständlich. Und eine nicht so gute Nachricht, die Bedienung des Literaturcafés ist leider erkrankt. Wir werden versuchen, das Literaturcafé nach der Veranstaltung für ein Getränk offen zu halten. Ich bitte Sie um Verständnis. Damit darf ich schon an Herrn Duschlbäuber gehen. Ja, ich darf Ihnen einen schönen Abend wünschen und ganz kurz einen kleinen Rahmen spannen um diesen Abend, der ja gar nicht so leicht ist, weil es keinen thematischen Rahmen gibt. Wir haben sozusagen jetzt so frühlingshaft gesagt quer durch den Gemüsegarten unterschiedliche Texte. Heute ist der Begriff Wundertüte auch schon gefallen. Und das liegt einfach daran, dass tatsächlich sehr viele Autoren, Kollegen, Kolleginnen während der Pandemie äußerst umtriebig gewesen sind und neue Texte, Bücher etc. produziert, unter Anführungszeichen, das klingt so industriell, aber hergestellt haben und etliche Neuerscheinungen haben gerade stattgefunden, beziehungsweise es sind quasi nur zwei Bücher in der Pipeline, aber das werden die Autoren dann eh nur kurz selber erzählen. Ja, man kann sagen, die Krise ist eine Chance, aber ich zweifle, ob das wirklich so angebracht ist. Sie ist zumindest eine gute Gelegenheit, um in sich zu gehen und großartige Texte zu schreiben. Und großartige Texte zu schreiben. Und in dem Sinn möchte ich gleich beginnen mit der Frau Kollegin Spiethofer, die ein Buch rund um das Thema Feminismus geschrieben hat. Vielleicht auch noch so im Nachklang zum 8. März, zum Tag der Frau. Bitte. Applaus Die neuen Schlagworte unserer Zeit lauten anders. Blut und Rasse. Ja, ein Mythos ist jedes Gerede von reinen und übergeordneten Rassen. Ein politischer Mythos, weiter nichts. Es gibt in Europa keine Rassen, dass man die Beispiele für diesen Satz gar nicht lange suchen muss. Jedem, der mit offenen Augen unsere Zeit durchlebt, fallen sie ein. Zitat stammt von der Linzer Schriftstellerin, Komponistin, Frauenrechtlerin und Dichterin Heta Wagner, die von 1876 bis 1950 in Linz gelebt und gearbeitet hat und ein überaus wertvolles und breites Werk hinterlassen hat, das aber von der Nachwelt komplett vergessen wurde. 2004 ist mein erstes Buch über Hedda Wagner erschienen. Es war damals im Anschluss an meine Dissertation. Und ich habe dann im Laufe des Lockdowns eigentlich den dazu genutzt, die Fortsetzung zu schreiben, des Lockdowns eigentlich, denn dazu genutzt, die Fortsetzung zu schreiben, nämlich das vergessene Werk 1938 bis 1945. Beachtenswerterweise hat Heter Wagner in dieser Zeit nämlich zwei Opern komponiert, von denen jetzt eine im nächsten oder übernächsten Jahr sogar aufgeführt wird. im nächsten oder übernächsten Jahr sogar aufgeführt wird. Heta Wagner stand der politischen Propaganda ihrer Zeit immer kritisch gegenüber und beobachtete die Entwicklungen mit Sorge. Vor allem war ihr wichtig der Friede. Der Friede stand immer im Vordergrund und dieser Anspruch stammt natürlich auch aus ihren Erfahrungen im Ersten Weltkrieg. Ich zitiere ein Gedicht aus dem Jahr 1917. 1917. O dass doch endlich Friede werde, Sternenklare Nacht in heilgem Schweigen, wie sanfter Trost quillt es aus deinem Dunkel, es grüßt hernieder feierlich und fragend, das weltenferne goldene Lichtgefunkel. Und was vernehmen deine ewigen Sterne, wenn sie herniederschauen zur kranken Erde, wo das doch endlich, endlich Frieden werde. Ein Gedicht, das auch in die heutige Zeit sehr gut passt. Ich lese jetzt einen Teil aus dem Buch, das jetzt vor einem Tag erschienen ist. Es geht um die theoretisch-wissenschaftliche Annäherung an das Forschungsthema. Ich gehe der Frage nach dem Spannungsverhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft in Verbindung mit der Handlungstheorie nach. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem moralischen Handeln. Es erklärt Hedda Wagners Reaktion auf die veränderten politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse und ist daher für ihren Umgang mit dem faschistischen Regime von Bedeutung. Gender-Aspekte in der Geschichtsforschung erweitern den wissenschaftlichen Teil. Die Antwort auf die Frage nach den Gründen für das Vergessen von Hedda Wagners Werk liegt wahrscheinlich hier und muss genauer angesehen werden. Auch die Schubladisierung in die Kategorie Trivial-Literatur ist in diesem Zusammenhang kritisch zu hinterfragen, ohne Schuldzuweisungen vorzunehmen. Auch Heda Wagner selbst war während einer Zeit und in einem Milieu sozialisiert worden, wo die biologische Differenzierung noch galt. Ein Beweis dafür ist, dass das Schulsystem auf die Bildung von Knaben ausgerichtet war. Mädchen erhielten während ihrer Kindheit im öffentlichen System nur eine Elementarbildung. Dementsprechend kam sie gar nicht auf die Idee, ihr Werk als besondere Leistung zu sehen, hatte nicht den Mut und das nötige Selbstbewusstsein, es zu vermarkten. Die Projektionsfläche ihres Lebens war die Stadt Linz. Hier lebte, arbeitete und starb sie. Hier wurde sie gefeiert und vergessen. Als gebürtige Linzerin weise ich um die Widersprüchlichkeit dieses Ortes. Stadt, vollzog sich während Hedda Wagners Lebenszeit. Linz wurde von Hitler zu einer der fünf Patenstädte des Führers erklärt und sollte im Verbund mit Steyr und Wels die Waffenschmiede des Reichs sein. Ein erster Schritt war der Bau der Hermann Göring-Reichswerke im angrenzenden Ort St. Peter, der enorme Umsiedlungsprojekte mit sich brachte, die die Struktur der Stadt und ihrer Bevölkerung bis heute bestimmen. Ein Teil des Buchs befasst sich mit den Arbeitsbedingungen der Schriftstellerin während der NS-Zeit. In der Zeit des Nationalsozialismus verschlimmerte sich Heda Wagners ohnehin schon prekäre materielle Lage. Nun war es ihr unmöglich gemacht worden zu publizieren. Die Eintragung zum Schriftleiter vom 30. Juni 1938 wurde ihr verweigert. Ausschlaggebend waren ihre Angaben auf dem Fragebogen zur Eintragung, wonach sich Heda Wagner als Buddhistin und Sozialdemokratin deklarierte. Einer Auskunft der Gestapo nach war ihre politische Zuverlässigkeit nur mit Vorbehalt gegeben, was einem Schreibverbot gleichkam. Die Pensionierung und ihr Alter schützten sie vor der Inhaftierung und Deportation in ein Konzentrationslager. Zur materiellen Not kamen nun Vereinsamung und gesundheitliche Probleme. Viele ihrer engsten Freunde waren entweder ausgewandert oder gestorben, wie etwa ihr langjähriger Kollege und Freund, der Berliner Nervenarzt Dr. Paul Sünner, mit dem sie jahrelang korrespondierte. Sünner hatte Wagner noch 1941 in Linz besucht, bevor er nach Auschwitz deportiert und ermordet wurde. Genauer gehe ich auf die Situation von Heter Wagners innerer Befindlichkeit ein und wie sich diese auswirkte. Aus psychologischer Sicht geriet Hedda Wagner zunehmend in einen Zustand der sozialen und psychischen Isolation. Ihre wichtigsten Freunde und Bezugspersonen waren fort oder tot. Politisches Engagement war unmöglich geworden. Auf schlimme Ereignisse reagierte sie ihrem Naturell entsprechend mit Abkehr und Flucht in die Arbeit. Dies war ihr persönlicher Weg, mit für sie schlimmen Situationen umzugehen. Zitat, ich tat, was ich immer nach Schmerzen und Verlusten tat. Ich stürzte mich in die Arbeit. Hedda Wagner war zu diesem Zeitpunkt bereits 62 Jahre alt, gesundheitlich angeschlagen und finanziell schlecht gestellt. Ihr blieb nichts anderes übrig, als in das innere Exil zu gehen und die Welt draußen auszublenden. Sie befasste sich mit Themen und Projekten, die nichts mit der gegenwärtigen Situation zu tun hatten, baute sich künstlerische Gegenwelten in Form von Kompositionen, Geschichten und Gedichten. Die Rückschau und das Eintauchen in ferne und vergangene Zeiten erlaubten ihr gedankliche Flucht vor einer für sie unerträglichen Gegenwart. Die Opern beispielsweise spielten, also die eine spielt im 17. Jahrhundert in Frankreich und die zweite, Höhle des Mithras, spielt im 5. Jahrhundert nach Christus in Norikon. Im Gedicht Die Schildkröte spiegelt sie eindringlich ihr Selbstbild und die schwierige emotionale und seelische Situation, in der sie sich damals befand. Die Schildkröte. In ihres Panzers Schilden hat sie ein festes Haus. Drin ist sie wohlgeborgen vor Feind und Wettergraus. Das Haupt nur streckt sie, Sorgen vor Feind und Wettergraus. Das Haupt nur streckt sie, wenn es ihr grad gefällt. So in sich selbst verkrochen trotzt sie der ganzen Welt. Es ist ein stilles Leben in Einsamkeit gebannt und meiner Seele Trachten ist ihm gar nah verwandt. Auch ich leb so im Panzer, der mich geborgen hält. So in mich selbst verkro, verachte ich die Welt. Hedda Wagners Leben betrachten. Alles, was sie sich in den Jahren davor aufgebaut hatte, war zunichtig gemacht worden, berufliche Möglichkeiten zerstört. Ihre Stimme als Journalistin, Schriftstellerin und Komponistin wurde zum Schweigen gezwungen. Viele Bekannte hatten sich dem Regime zugewandt und kooperierten. Freunde waren keine Freunde mehr. Hedda Wagners Glaube an das Gute im Menschen war schwer erschüttert worden. Jetzt etwas Theorie dazu. Im Sinne der konstruktivistischen Theorie sind wir Selbstes, die unsere eigene persönliche Welt schaffen. Natürlich kann ein einzelner Mensch nicht Großereignisse wie etwa Naturkatastrophen, Kriege, Verluste etc. verhindern, indem er sich einredet, es wäre nicht so, wie es ist. Wir können da aber unsere Einstellung dazu ändern, unsere Haltung hinterfragen. Wir können verzweifeln oder hoffen. Wir können lernen. Menschen besitzen die Fähigkeit, aus Erfahrungen Schlüsse zu ziehen. Wir können uns selbst die Geschichte als eine der Niederlage oder aber als Zugewinn an Erkenntnis und Selbstüberwindung erzählen. Nicht zuletzt führt letztere Haltung zu innerer Freiheit, Glück und einem Gefühl von Dankbarkeit. Auf diese Weise lässt sich Heda Wagners Leben zugleich als Versagen oder als ein Beispiel für innere Haltung lesen. Während der Umschwünge und Veränderungen während ihrer Lebenszeit hat sie niemals ihre moralischen und ethischen Grundsätze durchbrochen. Konsequent arbeitete sie bis zu ihrem Tod am 24. März 1950. Das letzte Gedicht ist ihr Vermächtnis. Noch nicht. Der Dunkle zeigte je mit einem Blick, als ich auf Traumes Wegen mühsam schritt, den Silberbogen straff gewandt und drauf den Pfeil mir zugewandt. Er wartet schon auf mich, seit meinem ersten Lebenstag, und trotzdem wich ich nun vor ihm zurück. Vor seinem rätseldunklen Blick ging müde und stockend meines Herzens Schlag. Da lächelte sein Mund ein kurzes Wort, der Bogen sank, riss ab des Traumes Fesselband noch nicht, weiß ich dem Dunklen, dafür Dank. Das Gedicht hat sie im Februar 1950 geschrieben und im März ist Hedda Wagner dann verstorben. Im Buch ist dann natürlich auch mehr noch über das Werk detailliert zu lesen, aber ich dachte heute und unter diesen Umständen momentan in der Welt passt eigentlich die ganze Lebenszeit, in der sie gelebt hat, auch zu unserer. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Danke, Christine, dass du uns da teilhaben lassen hast an dieser Neuerscheinung, dass wir einen kleinen Einblick jetzt in dieses Werk auch bekommen konnten, über ein anderes Werk auch. Und unser nächster Gast ist der Mario Kästner. Der wird uns aus einem Roman vorlesen, der ebenfalls schon in sehr absehbarer Zeit, nämlich dann im Mai, was ich weiß, erscheinen wird. Es geht um eine Beziehung, die in Fahrt kommt, ein Roman, der quasi eine Situation offensichtlich sehr stark verknappt. Und ich denke, das Beste, du liest uns einfach ein Stück daraus vor. Danke. Um den Inhalt etwas zu verorten, der Roman heißt Kalatea und wird Anfang Mai erscheinen. Es gibt in dem Roman eine rote Linie und diese rote Linie ist eine nächtliche Autofahrt eines Ehepaars auf der Heimkehr von einer Geburtstagsfeier und es kommt zu einem Zwischenfall während dieser Autofahrt. Welcher Zwischenfall es ist, das möchte ich nicht vorwegnehmen. Und aufgrund dieses Zwischenfalls kommt zu einem Streit, der in diesem Auto immer heftiger wird und dieser Streit endet an einem See, der eine besondere Bedeutung für beide hat. einem See, der eine besondere Bedeutung für beide hat. Und warum es zu diesem Streit kommt, nicht nur aufgrund dieses Ereignisses, das wird immer in einzelnen Kapiteln die Rückblicke darstellen, erklärt, Rückblicke, die einige Wochen, Monate oder auch viele Jahre darstellen. Und ich werde jetzt den Beginn des Romans lesen, und zwar einen Teil des ersten Kapitels. Pure Raserei. Wir sind viel zu schnell aus dem Wald gefahren, dachte Karin. Thomas hatte im Wald Probleme gehabt, den Wagen in der Spur zu halten. Irgendetwas schien ihn heute Nacht mehr anzutreiben als sonst. Und das beunruhigte Karin. Sie schloss die Augen, riss sie aber Sekunden später wieder auf, da er schwindelte. Wieder einmal zu viel getrunken, wie Thomas tadelnd sagen würde. Nein, sie würde noch etwas warten, bis sie mit ihm redete. Sie musste erst den richtigen Einstieg finden, um über die Dinge zu reden, die zwischen ihnen schon gefährlich lange in der Luft schwebten. Ja, dachte sie, die ersten Worte. Und dann würde jeder Satz wie ein Schlag knallen. Plötzlich belustigt stellte sich Karin die Wortketten ihrer Sätze wie durch den Wagen kreisende Peitschen vor, die nur darauf warteten, zuzuschlagen. Wieder und wieder, bis alle Buchstaben erschöpft zu einem Haufen auf den Boden fallen würden, weil sie ihren Dienst getan hätten. Es blieb noch genug Zeit, dachte sie mit einem Blick auf die Uhr. Sie würden noch mehr als eine Stunde unterwegs sein. Viel zu schnell aus dem Wald gefahren, wiederholte Karin in Gedanken. Zwar kannten beide die Strecke, doch hatte es während der letzten Stunden geregnet und Thomas hatte neulich zugegeben, dass es ihn zunehmend anstrenge, nachts mit dem Auto zu fahren, zumal wenn es geregnet hatte. Und jetzt? Kaum Licht entlang der Straße. Eine Alternative gab es nicht, die Autobahn hätte einen zu großen Umweg bedeutet. Und nach der Feier in einem Hotel zu übernachten, kam für beide nicht in Frage. Aber die Dauer der Fahrt machte Karin nichts aus. Sie hatte sich schon darauf gefreut, nach langer Zeit endlich wieder einmal durch die weitläufige, dünn besiedelte Landschaft zu fahren. Wie so oft bei zeitlicher Einschätzung waren sie sich nicht einig gewesen. Thomas meinte, sie wären erst vor zwei Jahren diese Strecke entlang gefahren. Karin meinte, es müsse vor fünf Jahren gewesen sein. Er wusste, dass meistens sie recht behielt. Und das ärgerte ihn. Er ließ es sich aber nicht anmerken. Auf der Hinfahrt waren sie in einem Dorf an einer Tankstelle stehen geblieben. Karin war schnell in einer stickigen Toilette mit blutigen Taschentücheln am Boden verschwunden. Als sie endlich wieder im Freien war und auch Luft schnappte, sah sie hinter ihrem Wagen einen schlammverkrusteten Traktor stehen, aus dem gerade ein Landwirt mit versteinerter Miene und braun verschmutzer Arbeitskleidung stieg. Wahrscheinlich aus einem der überfluteten Dörfer, vermutete sie. In den Nachrichten der vergangenen Tage war überall von den Unwettern mit Sintflutartigen Regenfällen unweit jener Dörfer zu lesen gewesen, durch die sie gerade gefahren waren. Die vielen gnadenlosen Schneisen, die Sturm und Hagel in die Wälder geschlagen hatten und der an vielen Stellen von der wochenlangen Hitze rissige Asphalt auf der Straße, hatten sie betroffen, gestimmt. von der wochenlangen Hitze rissiger Asphalt auf der Straße, hatten sie betroffen gestimmt. Kaum war das Jahrhundertunwetter abgezogen, jagte eine Rekordtemperatur die nächste. Alles sieht bei Hitze anders aus, hatte Karin an der Tankstelle mit kurzem Blick in das gleißende Licht gedacht. Die Häuser flirren, die Wälder, Wiesen und Wälder, alles scheint sich bei diesen Temperaturen zurückzuziehen und kleiner zu werden. Alles war hier anders als in ihrer Erinnerung. Auf Wiedersehen, Erinnerung, Willkommen in der Wirklichkeit, hatte sie fast unhörbar geflüstert. Willkommen in der Wirklichkeit, hatte sie fast unhörbar geflüstert. Dann schloss sie die Augen, da sie das Licht selbst durch ihre neue Sonnenbrille geschmerzt hatte. Jetzt in der Nacht waren sie seit Minuten die einzigen, die auf der Landstraße monoton eine Lichtstrahl durch die öde und fast feinzählig darliegende Landschaft schnitten. Ist alles okay? fragte Karin in der Hoffnung, Thomas durch diese Frage auf seine hohe Geschwindigkeit aufmerksam zu machen. Alles okay, war seine knappe Antwort. Ich frage nur, weil es schon so spät ist. Ich bin munter, danke. Er blickte weiter geradeaus. Falls du das meinst, fügte er nach ein paar Sekunden noch hinzu, ohne etwas an der Geschwindigkeit zu ändern. Falls du das meinst, wiederholte Karin in Gedanken. Ja, verdammt nochmal, wir fahren zu schnell, dachte sie. Genau das meine ich. Zu schnell für diese Ebene mit Feldern, aus denen jederzeit ein Hase, ein Reh, ein Hobbit oder sonst was auf die Straße springen konnte, falls du das meinst. Ohne übertrieben ängstlich zu sein, hatte Karin bei hoher Geschwindigkeit schon immer Unruhe empfunden. Sie hatte es Thomas im Laufe der Jahre bei gemeinsamen Autofahrten abgewöhnt, sie durch Schnellfahren zu ärgern. Wobei er überlegte sich, was hieß das schon, abgewöhnt? Einem Tier gewöhnt man etwas ab, aber doch keinem Menschen. Man dressiert ein Tier, man richtet es ab, treibt ihm etwas aus, so hässlich das auch klang. Dennoch verfiel sie immer wieder auf diesen Begriff. Besser ich gewöhne es ihm ab, als ein anderer Wagen. Oder eine Mauer. Oder ein Baum. Dass wir schon die ganze Zeit über zu schnell fahren, musste eigentlich auch ihm bewusst sein, war sich Karin sicher. Was für eine Frage. Natürlich, warum auch nicht. Du willst mich nur provozieren, das ist es. Um sich zu beruhigen, schielte sie immer wieder auf das rote Dreieck, das auf dem im Nachtmodus laufenden Navi-Display ihr Auto symbolisierte. Ihr zwei sind also ein rotes Dreieck, ein Pannendreieck, dachte sie amüsiert. Sie war wie immer, wenn sie lange unterwegs waren, auf der Suche nach möglichst ausgefallenen Namen von Orten, Bächen oder Bergen. Gerade näherte sich das Dreieck einem Einhirn. Es sah nicht aus, als würde dieses Einhirn irgendwo dazugehören. Ein Wort, sonst nichts. Es stand einfach da in einem nächtlichen Mondlosen, nirgendwo. Und schon war Einherren wieder aus der digitalen Landkarte verschwunden und das rote Pannendreieck zog monoton weiter. Der ganze Abend war beschissen verlaufen und das war nicht unbedingt ihrer beider Schuld gewesen. Es klang womöglich eingebildet, aber wenn Karin genau darüber nachdachte, war sie an diesem Abend eigentlich noch die Normalste, die Unauffälligste, wenn gleich auch nicht unbedingt die Nüchternste gewesen. Aber die anderen? Laut und völlig überdreht. Und Thomas? Mal schweigsam, dann wieder bemüht, gesprächig, aber auf jeden Fall ebenfalls anstrengend. Herrgott, Thomas hatte sie in Gedanken geschrien, als er zuvor in dem dichten Wald in einer Kurve plötzlich bedrohlich weit auf die Gegenfahrbahn geraten war und den Wagen scharf in die richtige Spur zurückbringen musste. Die dichten Baumreihen rauschten bedrohlich eng wie Tunnelwände an ihnen vorbei. Karins Körper hatte sich verkrampft und ihre beim Wegfahren leicht alkoholbedingte Schläfrigkeit war schlagartig verschwunden. Da, das war's, Idiot, du fährst uns ins Grab, war der einzige klare Gedanke gewesen, den sie in ihrer Panik fassen konnte. Sie hatte, wahrscheinlich mein letztes Mal, tief Luft geholt und ihren Rücken fest gegen die Lehne gedrückt. Dann hielt sie die Luft an. Am Ende des Waldes rauschten sie an einem Hochstand vorbei, auf dem sie eine Jäger sitzen und grinsen, auf sie zu zielen glaubte. Auf der Straße glänzten große Blutlachen und in der Luft schwebten miteinander kämpfende, kopflose Geweihe mit aufgespießten Fleischstücken. Gleich darauf Schreie, die von irgendwoher kamen, wahrscheinlich die Geister von Menschen, die auf der Straße verunglückt waren. Hör auf, mach dich nicht verrückt, hör auf, verdammt nochmal. Wahrscheinlich waren diese Bilder auch nur eine späte Rache für zwei Anschlagsversuche auf Hochstände, die sie in ihrer jugendlichen Phase als Tierschützerin mit einem Freund begangen hatte. die sie in ihrer jugendlichen Phase als Tierschützerin mit einem Freund begangen hatte. Sie hatten sich in der Abenddämmerung an zwei Hochstände angeschlichen, die Schlösser der Holztüren aufgebrochen, stinkenden Müll aus Biotonnen auf den Sitzen ausgeleert und die Sprossen angesägt. Das Ansägen übernahm Karin mit Adrenalin im Blut und Wut auf Jäger im Bauch. Der Freund, selbst Sohn eines Jägers, aber ohne Kontakt zu seinem Vater, musste Wache halten. Ob ein Jäger deswegen auf den Boden geknallt war, wie beide inständig gehofft hatten, wussten sie zwar nicht, zumindest stand nichts in den lokalen Zeitungen, aber gefreut hatten sie sich trotzdem über ihre Guerilla-Aktion im heißen Dschungel des österreichischen Alpenvorlandes. Thomas saß ruhig am Steuer und blickte stark gerade nach vorne. Natürlich, dachte Karin verärgert, Thomas der Ruhige und überlegte, aber die meisten Unfälle passierten doch ohne jede Vorwarnung, oder? Erst kam, und das wusste sie aus eigener Erfahrung, der plötzliche, dumpfe Aufprall. Dann das Klirren von Glas, das Geräusch sich verformenden Metalls und gleich darauf diese unheimliche tiefe Stille. So war es damals gewesen, vor fast 20 Jahren, bei ihrem bisher einzigen schweren Unfall auf einer Kreuzung, als sie einem Betonmischwagen die Vorfahrt genommen hatte. Ein Unfall, der bis auf einen Knochenbruch glimpflich verlaufen war. der bis auf einen Knochenbruch glimpflich verlaufen war. Aber hier, dachte sie, hier fuhr die Vorwarnung für einen Unfall schon seit ihrem Aufbruch von der Feier als Fahrgast im Wagen mit. Und ich sitze hier und kann nichts tun. Nachdem sie den Wald endlich verlassen hatten, löste sich die Verspannung aus Karens Körper etwas und sie versuchte wieder normal zu atmen. Sie wusste nur noch nicht, für welches Gefühl sie sich für den Rest der Fahrt entscheiden sollte. Ihren anhaltenden Ärger oder ihre Unruhe. Beides war schlecht. Ruhe würde sich wohl nicht mehr einstellen. Und passend zur Unruhe tauchte die unvermittelte Erinnerung an die abgebrannten Felder und Wiesen auf, an denen sie vorbeigefahren war, als sie neulich ihre Eltern besucht hatte. Es war eines jener sich rasch ausbreitenden Feuer gewesen, die aufgrund der seit Monaten andauernden Trockenheit ausgebrochen waren und die nun im August ihren Höhepunkt gefunden hatten. Auf der Autofahrt zu ihren Eltern war das Ergebnis des Feuers zu sehen gewesen. Letzte Reste grüner Flecken zwischen weiten, schwarzen Flächen, schwarzen Flächen, widerspenstige grüne Inseln. Vereinzelt tauchten unbeschadete Buchen triumphierend zwischen kahlen, schwarzen oder aschgrauen Bäumen auf. Ein Bauer war einsam mit seinem Traktor durch die apokalyptische Landschaft gefahren. Wahrscheinlich, so fürchtete sie, gehörte ihm der fast abgebrannte Hof, keine hundert Meter von der Straße entfernt. Sie hatte sofort das Bild eines brennenden Stalls vor Augen und mehr als alles andere, mehr als das wütende Feuer, mehr als die hektischen Rufe der Menschen, hörte sie die Schreie von brennenden, hilflosen Tieren, die es nicht rechtzeitig ins Freie geschafft hatten und vielleicht noch eingesperrt oder angekettet nichts gegen ihren Tod tun konnten. Tiere am Ende auf den Boden gesunken zu verbranntem Fleisch. Tiere, die zusammen mit Kindern zu den unschuldigen Wesen dieser Welt gehören. Tiere blieben es ihr ganzes Leben lang. Kinder würden als Erwachsene ihre Unschuld verlieren. Eine Schuld weitergegeben von Generation zu Generation, falls niemand es wagte, diesen ewigen Kreislauf zu durchbrechen. Eine moralische Frage, in der sich Karin und Thomas einig waren. Oder in der Thomas Karin einfach nur zustimmte. in der Thomas Karin einfach nur zustimmte. Ein feiner Unterschied, wie Karin feststellte, als es wie in der Anfangsphase jeder Beziehung darum ging, Übereinstimmungen und Differenzen auszuloten. Eine Pflichtübung, wie beide übereinstimmend meinten. Versäumte man sie, ließen sich diese Fehler später nie wieder korrigieren. Karins moralische Standards waren hoch und ließen sich auf alle Lebensbereiche anwenden. Wie alte Jazz-Standards, meinte Thomas der Musikliebhaber einmal scherzhaft. Eine Komposition aus vergangener Zeit, die in andere Musikstile Eingang gefunden hatte und beständig in leichten Variationen wiederholt wurde. Karin zweifelte jedoch seit geraumer Zeit, ob sie diese Pflichtübung wirklich bestanden hatten. Sie versuchte nicht lange bei der Vorstellung zu verweilen, dass sie zu leichtfertig und schnell darüber hinweggegangen und nie richtig zur Kür gelangt waren. Danke. Danke Mario. Ja, unser nächster, der vorlesen wird, ist der Damir Saracevic. Ich bin etwas vorbelastet, weil ich quasi das Vorwort, eines der Vorwörter dazu schreiben konnte. Das lese ich einfach jetzt vor, damit ist schon ein bisschen umrissen, worum es dabei geht. Es handelt sich in dem Fall um Sentenzen, Aphorismen, die Sie sehr stark aus der Sprache oder eigentlich aus dem Sprachphilosophischen dann ableiten lassen. Das ist ein ganz kurzes Vorwort. ein kurzes Vorwort, Appell an das Wirrgefühl. Um die Babylonier für ihren Hochmut, beziehungsweise den Bau des Turmes, der sich mit Gott messen sollte, zu bestrafen, schickte unser Schöpfer diesmal keine Heuschrecken, auch keine Frösche. Und selbst eine Sintflut war ihm für das Statuieren eines Exempels nicht genug. Nein, diesmal bemühte er sich wirklich und griff tief in die Trickkiste, um dieses Volk, das sich einer gemeinsamen Ursprache bediente, durch eine subtile Intervention sühnen zu lassen. So schickte er ihnen eine Sprachverwirrung, damit sie sich in Bedienung ihres Kauderwelsches nicht mehr verstehen können. Im Zustand einer Wirrnis erweisen wir Menschen uns allerdings nicht nur als experimentierfreudig, sondern auch als mutig, weil wir schlicht und einfach die Konsequenzen von Übertretungen nicht abschätzen können. Gegenständliches erhielt plötzlich andere Bedeutungen und Situatives konnte aus unterschiedlichen Perspektiven interpretiert werden. Denn ein und dieselbe Handlung konnte nun als Resultat unterschiedlicher Intentionen sein. Die eine Welt, die Gott ursprünglich für uns vorsah, war also plötzlich keine leere Bedeutungswüste mehr, sondern wurde für uns Menschen zu einem Paradies geistiger Schaffenskraft, zu einem Sammelsurium von Narrativen und zum Schauplatz für Ironie. Diese Befreiung von der sprachlichen Monotonie, welche die kleingeistigen Gemüter bis heute noch zutiefst verunsichert, war letztlich eine Übersetzung in eine gänzlich andere menschliche Daseinsform. Das Missverständnis wurde zu einer Quelle von Erkenntnis. Strafe kann doch so schön sein. Und ich möchte, dass du dich sozusagen jetzt dorthin setzt und mit deinen Übersetzungen uns quasi bestraft. Bitte. Applaus Dankeschön. Genau. Genau. Ich sage nur ganz kurz etwas dazu. Ich kann schon sehr viel über dieses Wir-Gefühl erzählen, weil in erster Linie lebe ich und gestalte meinen Alltag auch mehrsprachig. Deutsch ist meine Zweitsprache, nicht meine Erstsprache. Erst meine Sprache ist Bosnisch. Zu Hause wird bei uns hauptsächlich, das heißt, die Hauptfamiliensprache ist Bosnisch, aber in der Zwischenzeit spricht meine älteste Tochter Japanisch mit mir, obwohl ich es nicht verstehe. Und die kleinste, die vier, ist Englisch und mein Deutsch sowieso. Und so kann ich das auch nachvollziehen, was der Thomas in seinem Vorwort geschrieben hat. Bei mir geht es eher um diese Aphorismen, beziehungsweise das Buch heißt Rezept zur Einheit der Andersartigkeit. Ich arbeite schon seit sechs Jahren im Institut Interkulturelle Pädagogik, habe sehr viel mit Politik zu tun, mitungen, Treffen in ganz Oberösterreich teil. Das heißt, wir sind dann nicht in Berlin, nicht in Wien, sondern in Scherding, in Andorf, in Bettenbach, in Schwertberg, in Mauthausen und so weiter. Und bei einer Ausschusssitzung. Und da habe ich unterschiedlichsten Situationen erlebt. Und das hat mich aber immer wieder inspiriert. Und so sind auch diese Reflexionen entstanden. Es gab irgendwelche Themen und Begriffe, die irgendwie diese Gespräche geprägt haben. Und später habe ich dann über diese Begriffe nachgedacht. Und was der Thomas gesagt hat, aber mehrsprachig nachgedacht. Ich habe mir die Etymologie sprachphilosophisch angeschaut, das heißt, einen Begriff, der uns geprägt hat, gefunden und dann mir das angeschaut, dann gefunden und dann mir das angeschaut, okay, die Etymologie in der deutschen Sprache und dann die Etymologie in der bosnischen, beziehungsweise bosnisch-kroatisch-serbisch ist die gleiche Etymologie, mir angeschaut und sehr spannende und lehrreiche Entdeckungen gemacht in der Sprache, was die Sprache so dazu sagt. Und so sind natürlich auch ein bisschen durch diesen Filter dann diese Reflexionen entstanden. Das heißt, das Buch hat vier Kapiteln. Selbstreflexion, so beginnt das, das ist irgendwie die Basis. Und dann die Begegnung mit dem Anderen und dann das Leben in der vielfältigen Gesellschaft und dann die Politik des guten Benehmens. So die Aufteilung. Und heute lese ich einfach einen Auszug aus diesem ersten Kapitel. Das ist nicht alles natürlich Selbstreflexion. Mit der Selbstreflexion müssen wir, finde ich, beginnen. Poruka, Ruka, das ist die Etymologie. Botschaft, Hand, das heißt, wenn Bosnisch zuerst vorgelesen wird, dann heißt das, es ist bosnische Etymologie. Wenn Deutsch zuerst gelesen wird, dann heißt das, es ist deutsche Etymologie. Sluschaj, pažlivo, šta govoriš. Možda je poruka upučena ka tvojim rukama. Lesen wir dann, das ist deutsche Etymologie. Schein, Ausgleich, Schall. Der Kian liegt nicht in der äußerlichen Erscheinung, sondern in deinem inneren Schein. Die Grundlage ist nicht im weinen Ausgleich, sondern in deinem inneren Schall. Ego, ich, egoistisch. Ego, ja, egoistiš. Ego, ja, egoistično. Valjda se ego egoistiš ist, vjeci ih da ih finten, venes ih felijet. Pošto je ego egoističan, ja će se pronaći kada sebe izgubi. kada sebe izgubi. Kampf, kampus. Borba, kampus. In dije befindet sich der kampus? In dem der kamp stattfindet der alle andere kemfe sinlos macht. U tebi se nalazi kampus u kojem se odigrava bitka koja čini sve druge bitke besmislenim. Kultura pflege. Kultura njega. When you fight for your culture, you should fight for it. If you want to fight for your culture, you should fight for it. sastoji pflijegni. Ako se želiš boriti za svoju kulturu, onda je trebaš njegovati. Haltung, behejaš hed, stav, samoslav, savlađivanje. Du kanst kajne haltung haben, ven du dih nijet behejašen kanst. Ne možeš imati stav, ako ne vladas sobom. Irritieren, unsicher machen. Irritatia, cini ti nesigurnim. Wenn dich kulturelle Vielfalt unsicher macht, musst du dich deiner Irritation stellen. Ako te kulturna Raznolikos cini nesigurnim, trebaš se suočiti sa svojom iritacijom. Aitelkajt leja. Taština prazno. Dajne aitelkajt isti uazahe dajna ineren leje. Tvoja taština je uzrok tvoje unutrašnje praznine. Reht, gereht. Pravo, pravičan. Tu hast reht, ven du gereht bist. U pravu si, ako si pravičan. Švah, švehe, unere. Slab, slabostost nečasnost. Di unere mahtih švah, nečasnost te čini slabim. Prohtjevi htjeti hvatati, vunše volen fangen. Tvoji prohtjevi te hvataju u zamku kratkovidnosti. Wünsche wollen fangen. Deine maßlosen Wünsche fangen dich in einer Falle der Kurzsichtigkeit. Präsent ist Essent. Präsent ist Essent. Prisutnost suština, prezenc esenc. Suština je u tvojoj prisutnosti. Di esenc ist in dajna prezenc. Ordnung, lebensveze. Red, način življenja. Optivelt in ordnung ist hengt von dajna lebensveze ap. Der gesunde Geist hängt von deiner Lebensweise ab. Der gesunde Geist hängt von deiner Atmung ab. Der gesunde Geist hängt von deiner Atmung ab. Versagen, Sagen, Sehen, gestellte Erwartungen nicht erfüllen. Wenn du das, was du sagst und siehst, vergisst, dann wirst du verzagen und erwartungen nicht erfüllen können. Ako zaboravis, šta kažis i vidis, onda ćeš biti neuspješan i nećeš moći ispuniti očekivanja. Očajanje, čekati, očekivanje, verzweiflung, warten, erwartung. Zivot bez oczekivanja, stitite od oczajania. Ein Leben ohne Erwartungen, schütz dich vor Verzweiflung. Šuc dih vor fecveiflung. Sada, kada, i jest, van. Ne pitaj se kada će sreća doći, tvoja sreća je uvijek u sada. Vrage dih niht van das gluk komt, da im gluk ist ima im jest. Denken, dank, dankba. Razmišljati, hvala, z, Dankbar. Die Grundlage des richtigen Denkens liegt in deiner Dankbarkeit. Die Grundlage deiner Dankbarkeit liegt in deiner Dankbarkeit. Die Zukunft, bitte, war ich. Die Zukunft warst, wo ist dann die Vergangenheit und was ist die Zeit? Glediste, gledati, glinzen, siaitise. Da gibt es dann immer wieder Überschneidungen, die spannend sind. Das heißt, in der deutschen Etymologie finde ich dann slavische Wörter und umgekehrt, in der BKS-Etymologie finde ich dann deutsche Wörter und umgekehrt in der BKS-Themologie finde ich dann deutsche Wörter. Zum Beispiel das Wort Glädigste Standpunkt kommt unter anderem von dem Wort Glinzen. Was Glinzen heißt. Dein Standpunkt kann Orientierung sein, wenn er glänzt. Standpunkt, Zustand, Gleitstelle, Stand. Dein Standpunkt hat immer etwas mit deinem Zustand zu tun. Dein Gleitstelle hat immer mit deinem Stand zu tun. Realistisch, Realität, Grund und Boden. Realen, Realnost, Zemlern und Boden. Wenn du realistisch bist, wirst du den Boden unter deinen Füßen spüren. Wenn du real bist, fühlst du das Boden unter deinen Füßen. Perspektive, durchblikend zukunftsausicht. Perspektiva, prozreti, izgled za budućnost. Umajni gute perspektive zu haben, soš tu deine zukunftsausichten durchblikn kunnen. Da bi imao dobru perspektivu, trebaš moći prozreti svoje izglede za budućnost. Identitet, vezensko jedinstvo. Tvoj identitet je u suushdinskom jedinstvu. Most, Mast, Jarbol. Brücke, Mast, Fahnenstange. Nekas se zasta vas motivum mosta vi hori na Jarbolu tvoge broda. Lass die Fahne mit dem Motiv einer Brücke auf dem Mast deines Schiffes wehen. Situation situiert augenblickliche Lage. Dein Leben ist eine Ansammlung von augenblicklichen lagen. Es ändert nichts an der Situation, dass du gut situiert bist. Tvoj život je skup trenutnih stanja. Ne mijenja situaciju to što si dobro situiran. Ruhe nachlassen. Mir popustiti. Ven du nahlest, kjetë di ruhe e një. Kada popustish, nastupin mirë. Original, uëshprung. Original, porjeklo. Dajnë original ishtë në dajnë deinem Ursprung. Eifer, ernsthaftes Bemühen und Sucht, Krankheit. Du bist eifersüchtig, weil dein bemühen zu einer Krankheit geworden ist. Ljubomoran si, jer je tvoje nastojanje postalo bolest. Zavidjeti, vidjeti. Najdiš, zain, zin. Zavidiš, jer voliš ono što vidiš. Du bist najdiš, weil du ono, schto vidisch. Du bist neidisch, weil du liebst, was du siehst. Einfachkeit, Leichtigkeit. Jednostavnost, Lachkocha. In der Einfachkeit wirst du die Leichtigkeit finden. U jednostavnosti, ceshnachi, Lachkeit finden. Vielen Dank. Danke, Damir. Unser letzter Text, der jetzt gelesen ist, der stammt von der Frau Claudia Taller. Es ist ein Roman, so viel kann ich auf jeden Fall verraten. Mehr soll man ja vielleicht oft gar nicht verraten, sonst wird es gespoilert, aber du wirst eh dann noch genauer erzählen, worum es in diesem Roman geht. es in diesem Roman geht. Es ist eine Sichtweise auf Traumata, die Menschen durch das ganze Leben oft begleiten. Manchmal wissen sie es gar nicht. Es ist so eine Tretmine, auf die man dann plötzlich eventuell steigt. Und ich möchte mich bei der Frau Thaller auch recht herzlich bedanken, bei dir, Claudia, für die, wirklich für dieses enorme Engagement für den PEN-Club, gerade jetzt in den letzten zwei Jahren, während der Pandemie, wo es dann geheißen hat, wir können jetzt lesen und dann wurde die Lesung wieder verschoben und die Einladung an die Autorinnen, Autoren etc., die ganze Organisation, die jetzt auch bei diesem Abend dahinter steht, da möchte ich mich noch recht herzlich bei dir bedanken und dich auf die Bühne bitten für den Abschluss des Abends. Danke. Danke, Thomas. Einen schönen guten Abend an Sie. Ja, ich lese aus meinem letzten Roman, Liebe, ein Trauma geht seinen Weg. Am Beginn steht, wie so oft bei mir, eine Notiz über ein Menschenleben, über einen Schicksalsschlag, den Menschen erlitten haben, über ein Trauma, über Dinge, die Menschen passieren, eine Notiz, oft kurze Notiz, und die berührt mich, die betrifft mich, und dann frage ich mich, wie lebt dieser Mensch weiter? Wie können diese Menschen weiterleben, ihr Leben weitergestalten mit diesem Schicksalsschlag, mit diesem Trauma? Wie werden sie ihre Beziehungen gestalten? Wie ist es möglich, weiterzuleben mit diesem Trauma in diesem Fall? Und hier war es auch so, es war eine kurze Notiz, dass ein 13-Jähriger zwei seiner Freunde mit dem Traktor seines Großvaters überfahren hat. Und wir lernen diesen Jugendlichen als jungen Mann kennen. Als junger Mann, das ist der Edmund, der Hannah kennenlernt, und auch eine junge Frau, sind beide Studenten bzw. Studentinnen in Wien. Und so beginnt es, bereits, er ist ungefähr so 22, 23. Der Roman ist so aufgebaut, er besteht aus vier Kapiteln. Das erste Kapitel ist aus der Sicht von Hannah geschrieben. Das zweite über dieselbe Zeitspanne aus der Sicht von Edmund und dann kommen noch einmal zwei Kapitel. Die nächsten Jahre, der Roman zieht sich über viele Jahre. Aus dieser anfänglichen Beziehung wird eine Ehe. Es kommt dann auch ein Kind. Der Roman spielt übrigens in Wien, ist mein erster Roman, der in Wien spielt. Es gibt dann also noch ein drittes Kapitel, noch einmal über einen Zeitraum aus der Sicht von der Hannah und ein viertes Kapitel aus der Sicht von Edmund. Und ich lese jetzt von Beginn weg einige Ausschnitte, einen Teil, zwar aus der Sicht von Hannah. Nur der erste Satz, das können Sie nicht sehen, ist unter Anführungszeichen, der erste Satz ist gesagt von Edmund, aber das Kapitel ist aus der Sicht von Hannah, das werden Sie dann, ja, es wird dann klar werden. Liebe, ein Trauma geht seinen Weg, Hannah. Ich habe zwei Menschen umgebracht. Er sitzt neben mir im Lederfoteu. Seine Unterarme liegen auf den breiten Armlehnen. Er schaut gerade aus. Er schaut mich nicht an. Es ist unser zweiter Abend in diesem eleganten Co-Hotel. Es ist unser erstes gemeinsam verbrachtes Wochenende. Wir kennen uns seit drei Monaten, seit Mitte Jänner. Ich schaue ihn an. Ich weiß nicht wie. Ich wollte es dir rechtzeitig sagen. Rechtzeitig. Bevor du dich, du könntest dich ja in mich verlieben. Er dreht den Kopf langsam zu mir. Kann man auf eine derartige Ansage mit einer flapsigen Bemerkung reagieren? Mit einer zynischen? Was beabsichtigt ein Mensch mit so einer Eröffnung? Ich versuche es mit Logik. Mein vor kurzem zu meinem Liebhaber gewordenen Begleiter ist 24 Jahre alt. Hätte er jemanden umgebracht und sei es nur ein Mensch, müsste er im Gefängnis sein. Wenn dem so wäre, könntest du nicht neben mir sitzen, du sestest im Gefängnis. Ich gebe meiner Ansage ein ironisches Lächeln mit. So wäre, könntest du nicht neben mir sitzen, du sestest im Gefängnis. Ich gebe meiner Ansage ein ironisches Lächeln mit. Edmund bleibt ernst. Ich war noch nicht strafmündig. Mein Lächeln verschwindet augenblicklich. Ich rechne. Noch nicht strafmündig heißt noch nicht 14 Jahre. Das hieße mit 13 Jahren, mit 13,5 vielleicht ein Monat vor dem 14. Lebensjahr. Ich war 13. Natürlich, er weiß, dass die Menschen anfangen zu rechnen. Wie oft, hat er es schon gesagt, in den Jahren seither? Wie oft, hat er es schon gesagt, in den Jahren seither? Ich rechne wieder. Edmund ist 24, es ist elf Jahre her. Und was genau ist dieses Es? Will ich es wissen? Rechtzeitig. Ist drei Monate nach dem Kennenlernen rechtzeitig? Was wäre mir denn lieber gewesen? Vor der ersten gemeinsam verbrachten Nacht? Nach einer Woche? Nach einem Monat? Sind drei Monate eine Verliebtheitsgrenze? Hat er sich das so zurechtgelegt? Ist das sein Erfahrungswert? Die Eltern meines Vaters hatten einen Bauernhof. Will er mir jetzt die Geschichte erzählen? Am zweiten und zugleich letzten Abend unseres Liebeswochenendes? Glaubt er wirklich, einen möglicherweise begonnenen Verliebungsprozess noch aufhalten zu können? Will er mich loswerden? Soll das ein Test sein? Wofür? Warum sagt er Eltern meines Vaters? Warum sagt er nicht einfach meine Großeltern? Ich hatte dort Freunde. Freunde am Bauernhof. Was tun 13-Jährige am Bauernhof so Gefährliches, dass es tödlich endet? Traktor fahren. Natürlich. Heimlich den Traktor in Betrieb nehmen. Jeder 13-jährige Bauernbob kann Traktor fahren. Gut, Edmund ist nicht wirklich ein Bauernbob. Er sieht auch nicht danach aus, der intellektuelle Edmund. Aber er studiert an der Bodenkultur. Da passt doch etwas. Er fährt, die anderen sitzen links und rechts über den breiten Rädern. Sie halten sich nicht fest, sie lachen, sie johlen, sie machen Kunststücke, sie stehen auf, sie balancieren, sie fallen. Ich weigere mich, weiterzudenken. Ich beuge mich zu Edmund. Ich lege meine Hand auf seine. Ich will ihn heute Abend noch für mich. Ich will nicht, dass er sich in seiner Geschichte verliert. Lass es für heute. Lass es mich verarbeiten. Edmund nimmt meine Hand in die Seine. Es passt. Es wird noch ein schöner Abend. meine Hand in die Seine. Es passt. Es wird noch ein schöner Abend. Die Nacht wird schwierig. Die Bilder sind in meinem Kopf. Vielleicht sind es die falschen Bilder. Oder ab und zu fallen die Buben doch vor den Traktor. Weiter lasse ich die Geschichte nicht gehen. Edmund scheint ruhig zu schlafen wie oft hat er seine Geschichte schon erzählt immer nach drei Monaten weil nach einer raschen Liebesnacht braucht man solch eine Geschichte nicht zu erzählen wie weiß man, dass eine Beziehung so ernst wird dass man so eine Geschichte erzählen muss weil erzählte man sie nicht wäre es ein Vertrauensbruch in die Zukunft hinein. Wie oft in elf Jahren wird Edmund seine Geschichte erzählt haben? Und wie viele verschiedene Reaktionen wird er erlebt haben? Von sofortigem, empörten Kontaktabbruch über mitleidsvolles Verstehen bis zum Anspruch, dass eben diese Beziehung ihn heilen wird. Braucht Edmund Heilung? Ich strebe keinen Beruf mit Anspruch auf Heilung an. Ich studiere Architektur. Das ist eine gute Voraussetzung. Aber ich habe mich bereits in ihn verliebt. Morgen werde ich es ihm sagen. Auf der Rückfahrt nach Wien sprechen wir wenig. Ich fühle mich gut. Edmund ist ein guter Fahrer, obwohl es ein fremdes Auto ist, ein geliehenes. Der Traktor fällt mir ein. Edmund setzt mich in der Gutenberggasse ab. Er stärkt aus, er umarmt mich. Ich muss etwas sagen. Nein, ich möchte ihm etwas sagen. Gut, dass du es gesagt hast. Ich mache eine Pause, lasse die Stimme oben, aber es war zu spät edmund lässt mich los ich habe mich schon in dich verliebt edmund schaut mich an glücklich und verunsichert zugleich jetzt bin ich es die ihn umarm. Wir sind ein junges Liebespaar, wir haben noch keine Rituale. Eher eine stille Übereinkunft. Unter der Woche widmet sich jeder seinem Studium. Es gibt Ausnahmen, spontane abendliche Treffen. Gegen Ende der Woche gibt es so ein Treffen, bei mir im siebten Bezirk. Im Spittelbergviertel gibt es gute Lokale. Edmund ist gerne vegetarisch, also ins Tian. Nach den gefüllten Zucchini in Paprikasauce mit Selleriepüree sage ich einfach, erzähl. Ich fühle mich stark genug, die Geschichte, die wahre Geschichte zu hören. Ich habe genug von meinen Traktorträumen, Traktoren, die Steilabhänge hinunterstürzen und Menschen unter sich begraben. Warum Edmund nicht? Von Traktoren, die ungebremst in einen Stall hineindonnern, Kühe mitnehmen, die wiederum die Menschen zu Tode trampeln. Warum Edmund nicht? Erzähl, sage ich. Ich bin bereit zu hören. Am Hof der Großeltern gab es eine Traktor mit Transportkiste. Also doch ein Traktor. Warum sagt er nicht einfach, meine Großeltern hatten? Warum diese Distanzierung? Die Transportkiste war bei uns Kindern sehr beliebt. Kinder? Mit 13 ist man ein Jugendlicher. Meine besten Freunde dort waren Anne, sie war zwei Jahre jünger, ein Mädchen, und Fred, er war viel jünger als ich. Er war acht. Edmund bemüht sich um einen sachlichen Tonfall. Ein achtjähriger Bub. Ich schließe kurz die Augen. Ich war es, die wollte, dass er erzählt. Warum ist der Tod eines Mädchens schlimmer als der eines Buben? Warum ist der Tod eines Achtjährigen schlimmer als der eines Buben? Warum ist der Tod eines Achtjährigen schlimmer als der eines Älteren? Es ist schlimmer. Der Weg war uneben, sie fielen aus der Kiste. Ich bin froh, dass Edmund einen Schlusspunkt setzt mit seiner Stimme. Er hat recht. Ich muss nicht mehr wissen. Er war strafunmündig. Seine Eltern, seine Großeltern werden zur Verantwortung gezogen worden sein. Sie hätten ihm den Traktor nicht überlassen dürfen. Wahrscheinlich ist Edmund nie wieder zu seinen Großeltern gefahren. Wahrscheinlich sagte er deshalb die Eltern meines Vaters. Edmund begleitet mich zu Fuß nach Hause. Es ist ein kurzer Weg von der Schrankgasse zur Burggasse. Danke für dein Vertrauen. Ich schaue ihm dabei in die Augen. Ich sehe, dass er mit Tränen kämpft. Meine Albtraumbilder kann ich vergessen. Ich kann sie durch Reale ersetzen. Das Mädchen, Anne, war zwei Jahre jünger als Edmund. War sie seine Freundin? War sie eine Freundin? Ich bin zwei Jahre jünger als Edmund. Sehe ich N ähnlich? Sucht er Frauen, die N ähneln? Kann ich Edmund nehmen mit dem, was gewesen ist? Wo ist seine Verantwortung? Er musste wissen, dass er den Traktor nicht in Betrieb nehmen durfte. Konnte er wissen, dass man so leicht aus der Kiste fällt? Vielleicht waren die beiden übermütig in ihrer Kiste. Vielleicht war Edmund übermütig. Vielleicht ist er zu schnell gefahren. Es wird mir bewusst, dass Edmund den Satz, ich habe den Traktor gefahren, überhaupt nicht ausgesprochen hat. Mussten nicht auch die beiden wissen, dass sie etwas Verbotenes taten? Nein, solche Fragen sind alte Fragen, sie gehen mich nichts an. Diese Fragen sind Edmunds Fragen. Er muss sie längst für sich beantwortet haben. Meine Fragen gehen in die Zukunft. Kann ich mit diesem Mann eine Zukunft teilen? Eine Zukunft, in die hinein er seine Vergangenheit mitbringt. Ich muss nicht wissen, wie er die beiden überfahren hat. Meine Frage ist, wie er mit seiner Vergangenheit umgeht. Das muss ich noch wissen. Wie viel von dem 13-Jährigen ist im 24-Jährigen? Kann er die Last tragen? Dann erst kann ich meine Fragen an mich stellen. Ich lade Edmund auf einen kleinen Sektimbiss ein. Ich weiß, er fühlt sich wohl bei mir. Nach dem zweiten Glas Sekt lehne ich mich entspannt zurück. Ich habe meine Fragen gut überlegt. Eines muss ich noch von dir wissen, Edmund. Wie hast du in den elf Jahren seit dem Vorfall gelebt? Ist das, was vorgefallen ist, anders geworden? Leichter vielleicht oder zumindest anders? Hast du zu leben gelernt damit? Kannst du es manchmal vergessen? Bist du frei für eine Zukunft? Edmunds Gesicht wird von Frage zu Frage ernster. Solche Fragen hat mir noch niemand gestellt. Es sind wichtige Fragen für mich. Es sind schwierige Fragen, Hannah. Nimm dir Zeit. Ich warte auf dich. Wie ich in den letzten elf Jahren gelebt habe, in Erwartung eines Unglücks, ständig. Es konnte nicht sein, dass ich zwei Menschen getötet habe und es passiert mir nichts. Einfach nichts. Das ist absurd, das ist unglaublich. Meine Eltern wurden belangt, besonders natürlich der Vater meines Vaters, der Besitzer des Traktors. Sogar gegen die Eltern von Anne und Fred wurde ermittelt. Sie hätten sie nicht mitfahren lassen dürfen. Ich stand im Zentrum des Sturms. Da war es eisig und totenstill. Nichts passierte. Keiner schrie mit mir. Keiner prügelte mich zu Tode. Niemand wagte mich anzusprechen. Niemand berührte mich. Da waren unsichtbare Wände. Mich verlangte nach irgendeiner Reaktion, irgendeiner, die mir wehtun sollte. Es kam keine. Die anderen beschrieben mich später als wie Edmund schaut noch immer an mir vorbei. Er ist erstarrt in seiner Haltung. Ich atme vorsichtig. Was habe ich angestoßen? Bin ich dazu befugt? Wenn er nicht mehr herauskommt aus seiner Kälte, was maße ich mir eigentlich an? So war es das erste halbe Jahr. Ich war von der Schule befreit. Wahrscheinlich war es zu meinem Schutz. Nach diesem halben Jahr registrierte ich, dass sich meine Eltern stritten. Vielleicht hatten sie es zuvor auch schon getan. Ein Streit ist laut, zumeist. Ihr Streit war leise und heftig zugleich. Vor allem endete er in dem Moment, in dem ich erschien. Eine Bitterkeit lag auf den Gesichtern meiner Eltern. Sie stritten wegen mir, natürlich. Sie hatten an meinen Schutz gedacht. Wer schützte sie? Sie waren es, die mir keine Regeln beigebracht hatten. Es war Ihr Sohn, der ein Mörder war. Ich hatte Sie zu Eltern eines Mörders gemacht. Mir graute vor mir. Wie konnten Sie mich noch lieben? Danke. Danke fürs Kommen, danke den Autorinnen und Autoren fürs Lesen. Hinten gibt es Bücher zum Nachlesen. Wahrscheinlich manche sind nur warm oder auf jeden Fall nur druckfrisch. Und bitte nicht vergessen, demnächst erscheinen ja die anderen beiden Bücher, von denen wir gehört haben. Einen schönen Abend. Danke.