Mein Name ist Klaus Oppitz und ich darf Sie ganz herzlich im Namen der Sozialen Initiative beim Finale des Projekts Stimmraum begrüßen. Dankeschön. Stimmraum, wir wollen heute einen Raum für Stimmen schaffen. Also wir wollen heute junge Tschetscheninnen und Tschetschenen in den Mittelpunkt stellen und uns einerseits ihre Geschichten anhören und uns andererseits in ihre Bilder hineinziehen zu lassen. Das klingt jetzt alles irgendwie so geschwollen, also ich würde sagen, wir wollen sie heute einfach kennenlernen. Und bei so einem Projekt, das kann natürlich nie stattfinden, vor allem, wenn das dann wirklich so ein tolles Finale erlebt, ohne Menschen, die sich darum kümmern. Wie die Anfrage kam, ob wir das Lentos als Location für dieses tolle Projekt zur Verfügung stellen möchten, habe ich gleich gesagt, das müssen wir machen. Das ist eine super Initiative und deshalb freut es mich sehr, dass wir mit diesem Projekt zeigen können, dass wir ein offenes Haus sind, dass eben nicht nur eine bestimmte Schicht ins Haus kommt, das Bildungsbürgertum, sondern dass wir für alle, die hier leben, ein offenes Haus sind. nicht irgendein Projekt, das ist, ich habe ein bisschen recherchiert, wirklich etwas Einzigartiges, also sowas hat es tatsächlich in Österreich noch nicht gegeben, vor allem weil hier wirklich junge Menschen aus Tschetschenien endlich einmal die Gelegenheit bekommen, selber ihre Stimme zu erheben, selber ihre Geschichten zu erzählen und normalerweise ist es ja so, dass nur über sie gesprochen wird. Heute können Sie endlich selber sprechen und uns ein bisschen Ihre Welt zeigen, Ihre Welt beschreiben. Und bevor wir uns jetzt auf diese Geschichten einlassen, auf die Bilder einlassen und auch auf Musik, die es dann geben wird, möchte ich gerne noch drei Menschen auf die Bühne bitten. Das ist zum Ersten Mathilde Schwabeneder. Wo ist sie? Komm zu mir. Gregor Bayer. Und Joe Weidenholzer. Wir fangen die schon auf. Das wird auch ziemlich schnell sehr eng. Ich fange kurz mit dir an. Genau. Du bist ja, wenn ich dich kurz vorstellen darf, der Prokurist der Sozialen Initiative. Und die Idee hinter dieser Veranstaltung, war jetzt das alles mal sichtbar zu machen? Oder wie würdest du das? Wie würde ich das sagen? Ich würde einiges von dem nehmen, was du gesagt hast und in eigenen Worten wiedergeben. Also, es ist uns Erfahrung ja schon viele, viele Jahre in den unterschiedlichsten sogenannten Betreuungssettings oder Konstellationen, wo wir mit Menschen arbeiten. Beispielsweise im Jugendcoaching haben wir über 1000 Jugendliche pro Jahr, die wir begleiten dürfen und da sind einige davon auch Menschen mit Migrationshintergrund, manche davon auch mit Fluchterfahrung und manche davon auch mit tschetschenischer Herkunft. Und wenn wir jetzt speziell den Tschetscheninnen und Tschetschenen, um die geht es ja heute auch, zuhören, dann erleben wir oft, dass die schon sehr betroffen sind von diesem Narrativ, von diesen Erzählungen, da sind Medien da, schön, dass sie gekommen sind, aber oft ist es ein Narrativ, eine Erzählung, ein Bild davon, das passt nicht so ganz, da gibt es dann irgendwelche Schlagzeilen und die mähren ein Bild in unserer Gesellschaft, ein trauriges Bild, wo es viele Fragezeichen hervorruft. Ich will jetzt keine neuen Bilder erzeugen, ich glaube, Sie verstehen das, weil das war der Ausgangspunkt, dass wir gesagt haben, es geht darum, neue Bilder zu kreieren. Wo sind diese neuen Bilder? Wo haben die Menschen eine Möglichkeit eine Stimme zu haben, eine Lobby zu haben. Wir haben sie nicht gefunden und die Sabine war da so, die hat sich mit vielen Familien getroffen, weil sie sich sehr persönlich engagiert hat und hat von diesem Leid erfahren und hat gesagt, da müssen wir was machen, so wie man halt immer so Projekte angeht bei der Sozialinitiative und dann haben wir 2020 dieses Projekt bei der Integrationsstelle des Landes Oberösterreich eingereicht und sind da Gott sei Dank auf offene Ohren und Herzen gestoßen und die Damen haben gesagt, Frau Mag. Gierlinger in Person, gesagt, das ist was anderes, du hast das eh schon gesagt, das gefällt uns, das ist ein bisschen ein Crossover-Projekt, ein anderer Ansatz, nicht wir integrieren, nicht wir lernen schön Deutsch zu sprechen, sondern wir schaffen Raum, das, was wir sind, auszudrücken. Auf vielfältige Art und Weise. Nicht beurteilen, nicht bewerten, nicht über die Menschen sprechen, sondern die Menschen selber sprechen zu lassen. Und das ist, glaube ich, der Clou. Und darum ist es so schön, dass so viele heute gekommen sind. Ich habe so eine Freude, so viele Menschen zu sehen, die sich dafür interessieren. Trockt diese neuen Bilder in die Welt hinaus, nehmt das mit, weil ich glaube das ist das Wichtige, neue Geschichten zu schreiben und ihr werdet heute viel davon hören. Vielen lieben Dank. Behalt es doch lieber gleich. Mathilde Schwab, in der Musik eigentlich nicht falsch, ich mache es trotzdem, ist eine Frau, die sehr, sehr viel auch mit dem Thema Flucht zu tun hatte und noch zu tun hat. Gibt auch ein ganz tolles Buch, das sie mit Karim El Ghori geschrieben haben, damit ich es jetzt nicht falsch sage, auf der Fluchtreportage von beiden Seiten des Mittelmeers. Und außerdem sind Sie Vorstandsvorsitzender des Vereins SOS Menschenrechte und haben damit natürlich ganz unmittelbar mit der Betreuung und Begleitung von Geflüchteten zu tun. Wir sind jetzt in einer sehr, sehr speziellen Situation. Die Menschen, spüre ich auch in ganz Österreich, wollen tatsächlich helfen. Wo kann man helfen und was macht wirklich Sinn? Ich habe gestern mir sehr intensiv die verschiedenen Berichterstattungen nicht nur im österreichischen Fernsehen angesehen, aber natürlich auch da. Und da ist der Tenor eigentlich der, man braucht Quartiere, Quartiere, Quartiere und es muss schnell gehen. Ich glaube feststellen zu können, dass in dieser Situation angesichts des Krieges in der Ukraine, auch in Österreich wirklich ganz toll und ganz, ganz großzügig geholfen wird. Und zwar auch sehr, sehr schnell geholfen wird. Ich muss aber auch dazu sagen und da schließe ich an das an, was Sie vorhin gesagt haben, ich hätte mir das ehrlich gesagt auch früher öfter gewünscht. Ich war nicht in Italien, ich war nicht in Österreich, ich war in Italien über viele Jahre, also auch 2015 primär in Italien und habe dort einen anderen Umgang von Seiten der Politik mit Menschen auf der Flucht, mit Flüchtlingen, aber auch, wenn Sie so wollen, mit Migranten und Migrantinnen gesehen. Wobei, und Klammer auf Klammer zu, möchte ich dazu sagen, für mich ist Migrant im Sinne Wirtschaftsflüchtling, Arbeitsmigrant nichts Negatives, so wie es vielfach hier kolportiert wurde. Und diese offenen Türen, die Italien immer wieder gehabt hat, gab es in Österreich nicht. Und wenn ich heute mir Aussagen aus Niederösterreich anhöre, dann sind wir wieder dort, dass wir unterscheiden zwischen Flüchtlingen, die Guten auf der einen Seite und sozusagen die Schlechten auf der anderen Seite. Und ich glaube, so darf und so soll das nicht funktionieren. Denn die Menschenrechte und Menschenwürde, ich glaube, das ist unteilbar. Absolut. Vielen, vielen Dank. Was mich jetzt noch interessieren würde, also ich kann mir diese Situation in der Ukraine wie die meisten anderen wirklich kaum vorstellen, weil das sind ja auch Menschen, die lange Jahre in vermeintlicher Sicherheit gelebt haben und auf einmal passiert sowas und von jetzt auf gleich ist das Leben nicht mehr so, wie es mal war. Wie fühlen sich die Menschen, wenn sie daherkommen? Oder besser gesagt, realisieren die, dass sie jetzt momentan mal in Sicherheit sind oder sind da wirklich Traumata im Spiel? Also ich kann jetzt nicht für die ganzen, die gesamten ukrainischen Flüchtlinge sprechen, also diese Erfahrung habe ich nicht, aber natürlich sind da schwere Traumata im Spiel. Man muss sich nur vorstellen und vielleicht kann man sich das bei einem Land wie der Ukraine ja besser vorstellen als vielleicht in Tschetschenien, als vielleicht auch in Afghanistan. Das sind Menschen, die wirklich, wie Sie sagen, eben bis zum Schluss in relativer Sicherheit, die Sicherheit war sicherlich nur relativ, gelebt haben. Und dann muss man weg von einer Sekunde auf die andere, kann wirklich nur das Notwendigste mitnehmen, die Kinder mitnehmen. Ich glaube, das Problem ist oft auch, dass diese Traumata ja nicht sofort, die sind ja psychischer Natur, das ist ja kein physisches Trauma, dass die erst viel, viel später herauskommen. Und das sieht man natürlich auch in der Arbeit mit Flüchtlingen. Das ist auch die Schwierigkeit. Vielen Flüchtlingen wird ja oft auch gar nicht geglaubt, wenn sie von ihren furchtbaren Erzählungen berichten. Und ich muss sagen, ich habe ganz, ganz, ganz schreckliche Geschichten im Laufe meines Lebens gehört von Menschen, auch von Binnenflüchtlingen. Weil auch das muss gesagt werden. Nur ein ganz, ganz kleiner Teil erreicht ja letztlich Europa und damit auch Österreich. Die meisten bleiben ja in ihren Großregionen. Jeder will in der Nähe sein des eigenen Kulturkreises. Nur die wenigsten sind dann halt ganz woanders, weil sie auch gezwungen sind. Also ich glaube, da müssen wir diesen Menschen viel auch Verständnis entgegenbringen. Und insofern finde ich es auch ganz toll, wie Sie gesagt haben, dass bei diesem Projekt, beziehungsweise glaube ich auch der Kollege war es, dass auch eine Therapeutin im Spiel war. Denn wenn man Geschichten schreibt über das eigene Leben, über das eigene Leid, Jahre später, dann ist das auch etwas, was Wunden aufreißt. Und die darf man nicht einfach so anrühren, ohne vielleicht Hilfestellung daneben zu haben. Das hat mich auch daran... Dankeschön. Der Joe Weidenholzer, ehemaliger... ehemaliges Mitglied des Europaparlaments und du hast dich eigentlich, seit ich dich kenne, immer für Menschenrechte stark gemacht. Wie geht es denn momentan so den Menschenrechten? Naja, da brauchen wir nur den Fernseher einschalten, dann wissen wir, wie es den Menschenrechten geht. Nicht gut. dann wissen wir, wie es den Menschenrechten geht. Nicht gut. Das wird es wahrscheinlich immer gegeben haben, aber was mich stört ist, dass Menschenrechte eigentlich so abgewertet werden, dass man sagt, das sind irgendwelche westlichen Werte, das sind irgendwelche liberalen Werte, das interessiert uns alles nichts, zählt dort nur meine eigene Nation, was immer das ist. Das finde ich ist das wirklich Tragische, dass man plötzlich nicht mehr einem Menschen einfach einen Wert zuspricht, weil er oder sie ein Mensch ist, sondern weil man sagt, du kommst aus dem Land, du kommst aus dem Land, darum bist du mehr wert. Das ist eigentlich das wirklich Dramatische bei dieser Veränderung, die wir momentan erleben. Und ich habe ja wirklich gelernt, es geht, was auch irgendwo das Thema des heutigen Abends ist, ums Zuhören und ums Zuschauen. Ich habe da Dinge erlebt, zum Beispiel war ich in Vöcklerbruch, glaube ich, war das, bei einer Lesung, da war ein junger Mann aus Somalia da und der hat mir etwas ziemlich Simples und Eindrucksvolles gesagt. Also der ist als unbegleitender minderjähriger Flüchtling hier angekommen, war zwei Jahre da, konnte wunderbares Deutsch und hat gesagt, ich bin ja kein Idiot. Also wenn man sich auf mich einlässt, ich kann ja auch etwas zurückgeben und ich kann den Menschen auch etwas von meiner Geschichte erklären. Also zuhören ist eigentlich fast, denke ich mal, das Wichtigste, um sich mit Menschen zu konfrontieren. Ich glaube, zuhören lohnt sich immer. Manche Leute haben halt Angst, zuzuhören. Ich habe das Glück gehabt, wie ich geboren bin, bin ich aufgewachsen in einem Dorf im Innenviertel. Wir haben ein kleines Haus gehabt, meine Eltern haben einen Geschäft gehabt und wir haben fünf Räume gehabt. Und zwei Räume waren für Flüchtlingsfamilien. Heimatvertriebene hat man das genannt. Eine Familie war aus Temeschwa und die andere kam aus Schlesien. Und so habe ich das eigentlich als Kind irgendwie mitgekriegt, dass es solche Schicksale gibt und dass es unheimlich lohnenswert ist, zuzuhören. Bei den rumänischen Mitbewohnern habe ich dann auch noch mitgekriegt, dass es auch noch andere Sachen, weil Schweinsbraten zu essen gibt, war auch eine super Erfahrung. Das heißt, zuhören ist etwas sehr Wichtiges. Und wir haben verlernt zuzuhören. Und dann bin ich über dieses Projekt so froh, weil wir, gerade was die Menschen aus Tschetschenien betrifft, wir viel zu wenig zugehört haben. Das ist fast ein bisschen untergegangen in diesem Ganzen. Und jetzt fast praktisch 20 Jahre danach ist es soweit. Da kann man jetzt sagen, man hat Angst davor, richtig. Man will einfach die Augen schließen, wenn man von dem allen nichts mehr hören will. Das geht aber nicht. Man kann nicht die Augen verschließen. Die Realität wird einem immer einhören. Was mich wirklich deprimiert ist, dass ja diese Ängste, die jeder Mensch irgendwie logischerweise hat vor irgendwas Fremdem, dass diese Ängste geschürt werden. Dass man ein politisches Geschäftsmodell daraus gemacht hat, so quasi den Teufel an die Wand zu mäuen und das möglichst schrecklich alles darzustellen, damit man nachher sich als der große Beschützer hinstellen kann, der einen vor der vermeintlichen Gefahr schützt. Das ist ein Geschäftsmodell, das heute auf der ganzen Welt betrieben wird. Das beginnt beim Trump und das ist in allen zivilisierten Ländern das gleiche Modell. Und das ist das wirklich Verwerfliche. Und darum glaube ich, und da bin ich so froh, dass heute so viele Leute da sind, dass es so wichtig ist, zuzuhören, die Zwischentöne aufzunehmen, das, was sich hinter einer Fassade verbirgt, aufzunehmen. Das sind, glaube ich, die entscheidenden Dinge. Und darum eine großartige Initiative, die vor allem diese Stadt Linz sehr gut tut. Danke. Danke dir. Vielen lieben Dank, Joe Weidenholz. Und danke auch für diese großartige Überleitung. Da muss ich mich gar nicht mehr viel bemühen. Wir gehen es jetzt richtig an. Der Stimmraum ist ja nicht nur ein Wortbild, sondern es gibt heute einen tatsächlichen Stimmraum. Das ist der Raum dort drüben. Und wir haben das so ein bisschen zweigeteilt. Erstmal kommen die Texte von Tschetscheninnen und Tschetschenen an die Reihe, die uns einfach ihre Geschichten erzählen wollen. Und diese Texte werden vorgetragen von großartigen Menschen. Da hätten wir zum Beispiel Gerhard Hadra, Karikaturist, kennt man. Dann haben wir René Bauer, manche kennen ihn auch als René Monet, Mitbegründer der Original Linzer Worte. Großartiges Projekt, also wenn die irgendwo mal auftreten, schauen sie hin. Und außerdem Poetry Slammer, Autor, Multitalent. Andrea Hummer, Kunstaktivistin. Gerhard Ruis, Autor und Musiker und wahrscheinlich einer der Menschen, die am meisten in Österreich für Autoren getan haben. Mathilde Schwabeneder, haben wir immer noch da. Ja, extra Applaus. Dann haben wir Elena Pierini, die erste, die ich verhaut habe, den ersten Namen. Elena Pierini, die Chorddirektorin des Landestheaters Linz. Dann haben wir den legendären Flip der Band Texter. Großartig. Dann Sabine Kerschbaum von der Sozialen Initiative wird auch mitlesen. Dann haben wir Claudia Hochedlinger, Performance-Künstlerin. Und Katharina Fernandes-Metzbauer von der Integrationsstelle des Landes Oberösterreich. Die erwarten Sie jetzt da drinnen. Und nachdem es um Stimmen geht, so in unserem ersten Teil, schrecken Sie sich nicht. Es ist dort ziemlich dunkel, also ich würde sagen, stimmungsvoll zu den Stimmen. Also gehen Sie einfach zügig rein, es gibt dann auch gleich Musik, die Sie da drinnen begrüßt. Suchen Sie sich einen Platz und dann geht es auch gleich los. Dankeschön. მივიღების მივიღების მივიღების მივიღების მივიღების მივიღების მივიღების მივიღების მივიღების მივიღების მივიღების მივიღების მივიღების მივიღების მივიღების მივიღების მივი Играет музыка. Oh Песня на арабском. Stimmlos von Malika Muslieva Ich kann zwar die einzelnen Stationen aufzählen, die ich durchlief, kann mich jedoch an die wundersame Kindheit fast nicht erinnern. Die wenigen Erinnerungen, zu denen ich noch Zugang habe, sind wie im Nebel verschwommen. Der Grund dafür sei höchstwahrscheinlich Verdrängung, so die Psychologie, die Wissenschaft der Seele. Die Zeit, in der ich eifrig nach den Ursachen meines Zustandes geforscht habe, würde bestimmt mein halbes Leben ergeben. So geht es vermutlich jedem Vertreter der menschlichen Rasse. Wie es für eine Katze zwei Drittel des eigenen Lebens durchzuschlafen eine Naturgegebenheit ist, scheint der Mensch dazu bestimmt zu sein, den Großteil seiner Lebenszeit sich mit Fragen wie, aus welchem Grund geschieht das Ganze? Warum benehme ich mich so? Wieso benimmt sich der dort anders? Zu beschäftigen. Bis er mehr oder weniger an dem Punkt ankommt, wo ihm auf der Stirn mit einer stumpfen Nadel eingraviert steht, lasst mich doch einfach meine Zeit halbwegs würdevoll absitzen und gönnt mir bitte ein stressfreies Ableben. Die Augen verraten stets den Schmerz, den diese Gravur verursacht hat. Manche Augen schneller und manche erst auf den zweiten Blick. Als ob ständige Konfrontationen mit der äußeren Welt nicht mühsam genug wären, hat sich die Natur einen Scherz erlaubt und die Menschen mit einem großen Potenzial für innere Konflikte ausgestattet, sodass uns Frieden nicht einmal im Schlaf gegönnt wird. Wenn man mir damals vor vielen Jahren gesagt hätte, wir seien in einer Hölle oder die Erde sei ein Gefängnis, hätte ich mich als Kind nicht so hilflos gefühlt. Es ist für eine Sechsjährige nämlich nicht greifbar, warum sie sich in einem Bunker verstecken muss. Warum sie nicht verstehen kann, ob ihr das heftige Geräusch des Bombardements mehr Angst einjagt oder die Schritte der Soldaten, die es über den Bunker hin und her gehen hört. Sie schienen sich in der eisernen Kälte draußen genauso vor uns zu fürchten, wie wir uns hier unten vor ihnen. Ich zweifelte stark daran, dass sie seit einer Viertelstunde auf dem Holzboden Ich zweifelte stark daran, dass sie seit einer Viertelstunde auf dem Holzboden über dem Bunker herumirrten, ohne zu realisieren, dass unter ihren Füßen ein paar Dutzend Menschen in einem schweigsamen Gebet unter den Decken versteckt sich gegen sie vereinten. Eher war ich der Meinung, sie wollten uns nicht finden. Also saß ich da unten und fragte mich insgeheim, was wohl passieren würde, wenn wir einfach rausgingern. Diese kalten, von Waffen durchlöcherten, hungrigen Tage werde ich ewig verfluchen. Und mich an die vergleichsweise ruhigen Nächte, die uns in ihre schützenden Armenamen mit Dankbarkeit erinnern. Meine Verwirrung war maßlos, als ich im Erwachsenenalter auf andere traf, die aus einer anderen Ecke der Welt kamen und Ähnliches erlebt hatten. Denn Kriege gibt es seit dem Beginn der Menschheit, so lehrt uns die Geschichte. seit dem Beginn der Menschheit, so lehrt uns die Geschichte. Das Bewusstsein für die Realität, der man ausgesetzt ist zu entwickeln, ist Gottes Gnade, die mir verwehrt geblieben ist. In einer Illusion dagegen herumzuirren, hat sich als sehr schmerzhaft herausgestellt. In der Kindheit glauben wir an Superhelden und ihre heroischen Taten. Als Jugendliche trafen wir auf eine erschütternde Enttäuschung, weil die Abenteuer, die uns geliefert wurden, im besten Fall dem Alltag eines Durchschnittsbürgers aus Gotham City ähnelten. Wir kamen uns wie von unsichtbaren Handschellen der Ausweglosigkeit gefesselt vor. Somit begaben wir uns auf die verzweifelte Suche nach Wegen, die uns eine Flucht aus dieser Wirklichkeit ermöglichten. Ob Drogen, Alkohol, Spiele oder Liebesversuche, die kapitalistische Konsumgesellschaft hat ein All-You-Can-Eat-Buffet für jeden Geschmack noch lange vor unserer Geburt zur Verfügung gestellt. Im Lauf des Erwachsenenwerdens jedoch realisierten wir, dass wir dem Leben nicht hilflos ausgeliefert seien. Wir lernten unsere Handlungsvollmacht erkennen, wie und wo fragt man sich. Manche lernen es in der Schule und die anderen im Gefängnis. Manchen brachte es Erich Fromm durch sein Werk die Furcht vor der Freiheit bei. Die anderen begriffen es an einem sonnigen Tag beim Überqueren einer Straße, die sie zigtausendmal davor bereits überquert hatten. In dem Versuch, uns unsere Kindheit zu nehmen, hat man sie für uns lebenslang ausgedehnt. Denn jene, die in der Kindheit keine Kinder sein durften, sind es umso mehr, solange sie atmen können. Mit der Absicht, uns das Leben zu nehmen, hat man uns mit unerschöpflicher Lebenskraft ausgestattet, die uns beinahe beflügelt. In der Hoffnung, uns auszulöschen, hat man zu unserem größten Entwicklungssprung beigetragen. Danke. Applaus Man tötet nicht aus Liebe. Ein Text von Cheda Ruslanovna. Als ich nach dem letzten Projektmeeting sorglos und gelassen heimging, ist mir etwas widerfahren, das mich intensiv zum Nachdenken anregte. Drei junge, aggressive Männer in den frühen Zwanzigern beschimpften und beleidigten mich grundlos auf offener Straße. Eine Sache war mir sofort klar. Würde ich bei diesem hochgradigen Gewaltpotenzial die Umgangsformen jener Männer kritisieren, wäre ich die Nummer 22 auf der Liste der Femizide. Ich hatte Angst. Angst vor Männern. Das erste Mal in meinem Leben. Seither lässt mich dieses Ereignis nicht mehr los. Wie ist es möglich, dass im fortgeschrittenen 21. Jahrhundert Gewalt gegen Frauen kein Ende nimmt? Das starke Geschlecht wird immer unfähiger, eine gewaltfreie Beziehung zu führen und vor allem die Frustration nach dem Beziehungsende auszuhalten. Bei einem überwiegenden Teil der Femizide, die sich seit 2014 verdoppelt haben, besteht ein Familien- oder Beziehungsverhältnis zwischen Täter und Opfer. Die eigenen vier Wände sind somit der gefährlichste Ort für eine Frau. Der Mord allein ist hierbei nur die Spitze des Eisbergs. Verbale Gewalt in Form von toxischen Wutausbrüchen bis hin zu körperlicher Aggression gegen Frauen und Kinder, die ebenso in Mitleidenschaft gezogen werden, gehören zum Alltag der vielen, nicht selten narzisstisch gekränkten Männer. Die meisten von ihnen haben schon in der Kindheit Gewalt an der eigenen Mutter mit ansehen müssen, haben den Frauenhass des Vaters miterlebt und begonnen, sich mit dem Vater zu identifizieren. Das zeigt einmal mehr, dass Kinder glückliche, harmonische Eltern brauchen, die den Grundstein für ihre erfolgreiche Zukunft legen und sie zu psychisch gesundenen Erwachsenen heranziehen. Andernfalls können sie die nächste Tätergeneration bilden. Denn es ist oft ein strukturelles, anerzogenes und tief verwurzeltes patriarchales Denkmuster, welches im schlimmsten Fall zum Femizid führen kann. Gerade aus diesem Grund ist es für gewaltbetroffene Frauen essentiell, die Gefahr frühzeitig zu erkennen und sich von den Ketten des Täters zu befreien. Ein weiteres Phänomen in diesem Zusammenhang ist der Mangel an Solidarität unter Frauen. Es sind ausgerechnet Frauen, die beispielsweise das exzessive Kontrollverhalten des Mannes romantisieren und bewusst oder unbewusst als etwas Selbstverständliches hinnehmen. Denn nur wer liebt, handelt ihren Einschätzungen zufolge besitzergreifend. Denn nur wer liebt, handelt ihren Einschätzungen zufolge besitzergreifend. Das erinnert mich an das russische Sprichwort was auf Deutsch so viel wie schlägt, also liebt, bedeutet. Oft heißt es, man wolle sich in die familiären Angelegenheiten, die in Gewalt enden, aus Angst vor dem Auseinanderbrechen der Familie nicht einmischen, da Kinder beide Elternteile bräuchten. Dabei tolerieren viele Frauen jedes Fehlverhalten des Mannes und machen anderen Frauen sogar Mut, den gewalttätigen Gatten zu erdulden. Denn, so glauben sie naiv, eines schönen Tages wird dieser auf wundersame Weise den Wert seiner Frau erkennen und sich von Grund auf ändern. So wird dann die nächste an die Ammenmärchen glaubende Frau zu Grabe getragen. Die Welt braucht glückliche Frauen. Frauen, die ein solidarisches Miteinander pflegen. Frauen, die verstehen, dass toxische Männlichkeit nur die Minderwertigkeitskomplexe und schwere Persönlichkeit des Partners widerspiegelt. Frauen, die wissen, dass sich Probleme mit lösungsorientierten Gesprächen lösen lassen und nicht mit Gewalt. Frauen, die ihren Wert erkennen, klare Grenzen setzen und sich selbst zu lieben und zu respektieren wissen. Ein Nachtrag. Dieser Text wurde im Oktober 2021 verfasst. Damals waren es nur 21 Femizide in diesem Jahr. Zum Zeitpunkt der Übergabe des Textes an den Verlag, zwei Monate später, waren es schon 31 Frauen, die in Österreich von ihren Partnern oder Ex-Partnern ermordet wurden. Die Gewalt an Frauen muss aufhören. Mann tötet nicht aus Liebe, sondern aus Hass. Ja, jetzt. Ein Tag in Tschetschenien von Linda Zadaeva. Die Uhrzeit ist unbekannt, aber vermutlich ist es früher Vormittag. Durch die Helligkeit der Sonnenstrahlen, die so grell sind, dass sie mich trotz der Vorhänge blenden, wache ich auf. Schlaftrunken versuche ich, meine Umgebung wahrzunehmen. Die Sommersonne erhellt ohne Mühe den ganzen Raum. Draußen ist ein Hahn zu hören, der laut Krähen seinen morgendlichen Ritualen nachgeht. Ich liege noch eingekuschelt im großen Bett. Die Tür ist geschlossen, aber meine Großmutter ist trotzdem in der Küche zu hören. Ein Geruch lockt mich in den Kochbereich. Am Herd steht meine Oma. Mit der Schürze um ihre Hüfte summt sie vor sich hin, während sie Pirozhki-Teigtaschen in der Pfanne brät. Der Geruch von kochendem Öl, Kartoffeln und Backpulver erfüllt den Raum. Großmutter freut sich, mich zu sehen. Ohne jegliche Aufforderung mache ich mich an die Arbeit, ihr beim Decken des Tisches zu helfen. Der Tee, in Tschetschenien Schwarztee, wird gekocht, frische Tomaten und Gurken aus dem Garten geschnitten und am Teller auf dem Tisch platziert. Toh, Beram, eine heimische Topfensauce wird mit Sahne gerührt und zu guter Letzt werden die Teigtaschen hingelegt. Mein Großvater kommt herein. Sein verschwitztes Gesicht hat einen gebräunten Teint, wie es beim Arbeitern im Freien üblich ist. Seine Schritte waren schon bei der Eingangstür zu hören. Er war seit Sonnenaufgang im Garten und hat seine Stallarbeit verrichtet. Wie es für Bauern so üblich ist, fängt der Großvater gleich nach dem Morgengebet an, sich um sein Vieh zu kümmern. Auch wenn er schon über 80 Jahre alt ist, erfüllt ihn diese Arbeit mit viel Freude. Seine Kleider sind etwas schmutzig und haben diesen typischen Kuhstallgeruch, was von manchen vielleicht als unangenehm wahrgenommen wird, aber für mich so vertraut riecht. Er macht sich frisch und zieht sich um, bevor er sich zu uns an den Tisch gesellt. Großmutter schimpft ihn liebevoll, dass er die Arbeit langsam an jemand Jüngeren weitergeben sollte. Du bist schon über 80 Jahre alt, versteh das endlich, sagt sie. Keine Sorge, antwortet Großvater, du wirst mich so schnell nicht loswerden. Er schaut mich dabei verschwörerisch an und wir lachen. Es ist ein schöner, friedlicher Tag in Vedeno, einem Dorf südöstlich von Tschetschenien. Tschetschenien, oder wie wir es selbst sagen, Daimok. Das bedeutet übersetzt Vaterland, ein Land der hohen Berge, schönen Landschaften und einer langen Geschichte des Krieges. Vor über 20 Jahren wäre so ein gemütliches Frühstück nicht möglich gewesen. Vor Jahren haben wir, wenn die Panik auf den Straßen ausbrach, nicht möglich gewesen. Vor Jahren haben wir, wenn die Panik auf den Straßen ausbrach, noch die Tage und Nächte im kalten, feuchten Keller für die Lebensmittelvorräte verbracht. Ich kann mich an die kleine Tür mit dem engen Eingang hinab erinnern. Der Raum bestand hauptsächlich aus Beton und bot nicht viel Platz. Strom gab es keinen. Man musste eine Öllampe anzünden. Der ganze Raum bebte, wenn draußen Bomben fielen. Verängstigt saßen wir stundenlang da, eng beieinander und beteten, dass der Krieg endlich vorbeigehe. Manchmal haben unsere Nachbarin Hamad und ihre Tochter Taus in unserem Keller Zuflucht gesucht. Ich kann mich noch gut erinnern, wie Taus und ich uns in diesem dunklen Keller gegenseitig immer Zöpfe flochten. dann versteht man als Kind, dass man diesen Menschen nicht mehr sehen wird, dass er tot ist und stellt sich den Tod als einen bösen Menschen vor, der andere zum Weinen und Schreien bringt. Großvater hat sich nach dem Mittagsgebet und seinem Gottesdienst zurückgezogen, um während eines Boxkampfes einzuschlafen. Großmutter und ich machen uns auf den Weg zum zwei Kilometer entfernten Markt. Vor unserem Haus blühen pinke Dahlien und rote Nelken. Sie wehen leicht in der Sommerbrise, was den Bienen die Bestäubung erschwert. Ein Gefühl der Geborgenheit überkommt mich. Wie es in Tschetschenien üblich ist, haben auch wir ein riesiges braunes Metalltor, das die Sicht und den Weg zur Straße versperrt. Es ist ein recht neues Tor. Der Vorgänger hatte eine grün-blaue Farbe und ein wiederkehrendes Muster auf der Außenseite. Es war gekennzeichnet durch Kratzer, Dellen, abgeplatzte Farbe und vor allem Einschusslöchern von der Kriegszeit und war von mir mit Tattoos-Dicken von Kaugummis beklebt. Aber vermutlich wollten meine Großeltern nicht mehr an die Kriegszeiten erinnert werden. Hinter dem Tor fängt gleich die Straße an. Es ist schon heiß. Auf der Straße spielen viele Nachbarskinder Fußball oder fangen. Durch das Stampfen und Laufen bilden sich Staubwolken, da die Straße nicht asphaltiert ist. In Tschetschenien werden nur gewisse Straßen asphaltiert. Es ist ein angenehmer Spaziergang zum Markt. Die Aussicht ist schön, man sieht die Berge, die grünen Wiesen und die Schafe, die gelangweilt das Gras kauen. Entlang der Straße verläuft die oberirdische Wasserrohranlage. Woher sie kommt und wohin sie geht, ist ein Rätsel. Da es keinen Gehsteig gibt, benutzen wir den Straßenrand als Pfad. Wir müssen aufpassen. Alte Lada-Autos, die ihre besten Jahre schon längst hinter sich gelassen haben, tauchen blitzschnell auf und rasen so schnell, wie sie gekommen sind, davon. Ab und zu hupt jemand beim Vorbeifahren, weil man es ja für so charmant hält. So drücken sie halt ihre Komplimente aus, diese Burschen vom Dorf. Am Markt werden alle Verkäufer und Käufer begrüßt. So ist es eben in einem Dorf. Jeder kennt jeden in Tschetschenien nicht anders als in Österreich. Später zu Hause sehen wir Großvater, wie er das Futter für seine geliebten Kühe zusammenstellt. Es besteht aus Bioabfall, Getreide und weiteren für mich nicht identifizierbaren Zutaten. Zu Abendessen gibt es eine Bohnensuppe. Das ist die Spezialität aller Asit, meiner Großmutter. Die Zutaten kommen frisch aus ihrem Garten. Feuerbohnen, Kartoffeln, Zwiebeln, Petersilie und Gewürze. Wir haben unsere Verwandten eingeladen. Der Besuch ist da, das Essen fertig und der Tisch gedeckt. Heute wird auf der überdachten Terrasse gegessen. Die Abende sind schön warm. Der Himmel ist voll von leuchtenden Sternen. Man sieht die Sterne so klar, dass man einen Teil der Milchstraße bewundern kann. Die Nacht ist schön friedlich, unsere Gespräche lang und die Stimmung heiter. Wir lachen viel und sind sehr glücklich und es wird reichlich Schwarztee serviert. Nachwort. Meine Generation hat nicht viel bewusst vom Krieg mitbekommen, aber wir wissen sehr wohl, wie es damals unseren Eltern und Großeltern gegangen ist. Sie lebten in ständiger Angst. Angst war wie ein Schatten, der immer da ist. Nicht immer sichtbar, aber ständig mit dir. Angst, bei Bombenanschlägen getötet zu werden oder unter den Trümmern zu ersticken. Vers 4. führen und wenn du nur beraubt oder verprügelt wurdest, konntest du dich als glücklich schätzen, denn die Entführten kamen meistens nie zurück, sie verschwanden spurlos. Ich denke oft an diese Zeit zurück, an die Zeit, wo ich das, was um mich herum geschah, nicht verstanden habe, aber immer wieder die Angst meiner Familie gespürt habe. Ich denke an die Nächte zurück, in denen Großmutter mit mir in einem Bett schlief. Sie umschloss mich mit ihrem ganzen Körper, so wie ein Koala sein Junges. Es gab weder Strom noch Heizung und die Nächte waren eisig. Abwechselnd schlief ich in den Armen meiner Großmutter und in der nächsten Nacht in den Armen meines Großvaters. Und das sind meine schönsten Kindheitserinnerungen. Die vergangene Zukunft von Haji Jadaif Im Jahr 2019 hatte ich einen großen Wunsch. Die vergangene Zukunft von Haji Jadaif. Im Jahr 2019 hatte ich einen großen Wunsch. Ich wollte mir nämlich Computerteile kaufen und einen PC selbst zusammenbauen. Mit meinen eigenen Händen und meinem eigenen Wissen. Zahlreiche Videos schaute ich mir an, damit ich das Richtige kaufe und dabei das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Eines Tages lag ich auf der Couch und schaute mir verschiedene Grafikkarten an. Da rief mich mein älterer Bruder in sein Zimmer. Also lief ich zu ihm. In meinem Kopf spielten sich verschiedene Szenarien ab. Was will er wohl von mir? Habe ich etwas falsch gemacht? Ich dachte an den Teller, den ich nicht abgewaschen habe und an die Jacke, die ich wieder einmal an die Stuhllehne gelegt hatte, anstatt sie im Schrank aufzuhängen. Mein Bruder ist nämlich sehr ordentlich und mag es gar nicht, wenn Sachen überall herumliegen. Doch mein Bruder sah erstaunlich gelassen aus, als ich sein Zimmer betrat. Willst du so etwas haben? Einen 3D-Drucker? fragte er mich und zeigte auf seinem Bildschirm, auf dem ein seltsames Objekt zu sehen war. Mein erster Gedanke war, was ich wohl damit anfangen sollte. seltsames Objekt zu sehen war. Mein erster Gedanke war, was ich wohl damit anfangen sollte. Doch nach ein paar Minuten wusste ich es. Da öffnete sich für mich eine ganz neue, spannende und rätselhafte Welt. Eine große Leidenschaft ist an diesem Tag geboren worden, die ab da mein ganzes Interesse gefesselt hat. Bestellt, geliefert, ausgepackt, krübelten wir nun, was das Druckbrett und der Extruder ist. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, dachte ich, nachdem wir einige Zeit daran herummontiert hatten. Nein, es war die beste Idee. Ein kurzer Blick in das Handbuch hat uns viele neue Fremdwörter beigebracht. Je mehr wir uns mit dem Gerät beschäftigten, desto spannender fanden wir es. Noch am gleichen Tag druckten wir mit dem mitgelieferten Plastik, auch Filament genannt, unser erstes Modell. Es war eine Erfindung von meinem Bruder namens Voodoo Simple, die er selbst konstruiert und modelliert hat. Es handelte sich dabei um einen ergonomischen Plastikteil, den man auf seinen Wasserhahn aufbringt, um den Wasserverbrauch zu reduzieren. Die Spannung stieg mit jeder Minute. Die Spitze setzte sich an die Oberfläche an und begann zu drucken. Eigentlich war es nur ein Hin und Her mit vielen fröhlichen Geräuschen, doch trotzdem war ich darin gefangen und konnte nicht wegschauen. Es war unbeschreiblich faszinierend zu sehen, wie meine kleine Fabrik Schicht für Schicht druckte. Als es nach zwei Stunden fertig war, konnte ich endlich das Plastikteil in meiner Hand halten. Ein paar Tage später wollte ich versuchen, selbst etwas zu entwerfen. Mein Bruder hatte ein Programm, auf dem alle Buchstaben auf Russisch waren. Ich konnte kein einziges Wort verstehen und nicht einmal einen Würfel zeichnen. Die Verzweiflung war groß und meine Motivation am Boden. Als der Tag kam, an dem ich meinen Computer zusammengebaut hatte, sah ich mir noch am selben Abend ein Video auf YouTube an. Ein Video zur richtigen Zeit. Es war ein Tutorial für ein 3D-Programm. sah ich mir noch am selben Abend ein Video auf YouTube an. Ein Video zur richtigen Zeit. Es war ein Tutorial für ein 3D-Programm. Nach dem Video installierte ich das Programm und war voller Aufregung, mein eigenes Kunststück zu modellieren. Etwas, was es auf der Erde noch nicht gibt. Ich war aber noch nicht so weit. Konnte mich erst einmal damit zufrieden geben, dass ich alles lesen konnte. Aber jeder fängt mal klein an. Der erste Würfel mit einem Loch drinnen war geboren. Es hatte keinen Zweck und war nicht schön genug, um ihn als Dekoration zu benutzen. Doch es war mein Werk. Zeit verging, in der ich immer mehr dazu lernte. Eines Tages kam mir plötzlich eine Idee in meinen Kopf geschossen. Eine Kopfhörerhalterung. Wie grandios. Es sollte klein und auf dem Bildschirm von meinem Computer anbringbar sein. Ich stürzte planlos drauf los mit ungefähren Maßen. Und so sah auch das Ergebnis aus. Eine unsymmetrische, nicht passende, unschöne Kopfhörerhaltung. Als ich sie gedruckt hatte, war ich noch begeistert gewesen. Danach aber nicht mehr. Mein erstes selbstgemachtes Modell, das ich gedruckt hatte, war eine Niederlage. Mir machte aber mein neues Hobby dennoch unglaublich viel Spaß. Darum macht es mir nichts aus, mehr Zeit dafür in Anspruch zu nehmen. Das nächste Mal erstellte ich zuerst einen Plan mit genauen Maßen auf Papier und erst dann ging ich zum Computer. Diesmal hat alles sehr gut funktioniert. Ich war verwundert, was für ein großer Schritt zwischen den zwei Modellen liegt. Ich hoffe, dass dem 3D-Druck in Zukunft mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Denn es ist ein nützliches Gerät für den Alltag. Ein spannendes Thema, mit dem ein 13-jähriges Kind sich auseinandersetzen kann. Man kann damit Spielzeuge für Kinder und Tiere drucken oder gar Sachen reparieren oder ersetzen. Ich drucke zum Beispiel Gegenstände, mit denen ich meine Kabel richtig ordne und verschiedene Halterungen für mehr Ordnung zu Hause. Meiner Ansicht nach ist 3D-Druck viel fortgeschrittener als viele denken. Man braucht nicht viel Geld und Aufwand für dieses Hobby. Eine Hommage an die Maulbären von Emma Darieva. Kennen Sie Maulbären? Falls Sie mit Ja geantwortet haben, gehören Sie definitiv einer Minderheit an. Falls Sie mit Nein geantwortet haben, verpassen Sie einiges. Denn Maulbären sind nicht einfach nur Beeren. Sie sind ein Gefühl. Das Gefühl von Glückseligkeit, Geborgenheit und Heimat. Wenn ich Maulbeeren in einem Wort beschreiben müsste, wäre es Liebe. Liebe. Ich liebe Maulbeeren. Ich liebe sie so sehr, dass ich eines Tages eine Tasche voll Maulbeeren gesammelt und nach Österreich mitgenommen habe. Ich liebe sie so sehr, dass ich die Tasche voller Maulbeeren innerhalb von 20 Minuten komplett leer gegessen habe. Meine Oma hatte einen Maulbeerbaum. Maulbeerbäume können ganz schön groß sein, vor allem im Vergleich zu jemandem, der gerade groß genug ist, sich den Kopf nicht mehr an die Tischkante zu stoßen. Das hinderte aber weder mich noch die anderen Kinder daran, Maulbeerbäume zu erklimmen. aber weder mich noch die anderen Kinder daran, Maulbeerbäume zu erklimmen. Maulbeerbäume wuchsen überall in Tschetschenien. Zur Blütezeit der Maulbeeren standen mindestens ein halbes Dutzend Kinder um jeder Hinneinzel herum. Und man sah den Kindern später auch an, wo sie gewesen waren, denn egal wie vorsichtig man war, sah man nachher aus, als hätte man an einem Gemetzel teilgenommen. Denn der einzige Nachteil an Maulbeeren ist, sie hinterlassen dunkellille Flecken an allem, was sie berühren. Im Gesicht, am Lippen, an Händen und wenn man nicht besonderes Geschichte ist, auch an der Kleidung. Und kaum hat sich die Farbe an den Händen und dem Mund verblasst, war man schon wieder beim Maulbeerbaum gewesen. Aber man nahm es in Kauf. Man musste, man konnte so einem Genuss nicht widerstehen. konnte so ein Genuss nicht widerstehen. Können Sie sich vorstellen, wie enttäuscht ich war, als ich nach Österreich kam und nirgendwo Maulbeeren gefunden habe. Auf keinen Straßen, in keinem Supermarkt. Überhaupt hatte niemand auch nur im Geringsten was von Maulbeeren gehört. Dann entdeckte ich in einem türkischen Supermarkt getrocknete Maulbeeren. Wenn Sie jetzt, nachdem Sie diese Liebeserklärung gelesen haben, türkische Supermärkte stürmen und Maulbeeren hamsten wollen, rate ich Ihnen dringend davon ab. In keinster Weise schmecken getrocknete Maulbeeren wie die frischen. Zu sagen, dass Maulbeeren schlecht schmecken können, würde ich nie im Leben wagen, aber getrocknete Maulbeeren sind nicht gerade die leckersten. Einmal habe ich sie eingelebt mit Schafskäse gegessen. Ich würde Ihnen gerne erzählen, wie sie geschmeckt haben, aber um ehrlich zu sein, weiß ich selber nicht mehr. Und das sagt schon alles, wie ich finde. Ich war verzweifelt, aber ich ließ es nicht so auf mir sitzen. Und so bin ich an einem kühlen Frühlingstag im Jahr 2019 mit leeren Händen in ein Gartenfachladen hineingegangen und mit einem Maulbeerbaum im Topf hinausspaziert. Mit dem Baum kam auch die Erkenntnis, Maulbeerbäume werden doch nur einige Meter groß und man kann sie in den ersten Jahren in Topf aufziehen. Mein Baum ist mittlerweile fast drei Jahre alt. Doch immer noch wachsen nur kleine Maulbeeren darauf und viel zu wenig davon. So recht gewachsen ist er selbst auch nicht. Irgendwie ist alles nicht das Gleiche. Alles nur eine Notlösung. Dabei würde ich so gerne wieder richtige Maulbeeren essen. Vielleicht sollte ich meinen Maulbeerbaum endlich mal umpflanzen? Sonar und fern und unwahrscheinlich. Cheda Ruslanovna Ich habe viel darüber nachgedacht. Was weiß ich noch, wie es damals war? Was ist noch in Erinnerung geblieben? Welche davon sind meine eigenen Erinnerungen? Welche, die von den anderen, von meiner Mutter, von meinem Vater, von den Verwandten, denen ich gelauscht habe, wenn sie wieder mal zusammengekommen sind und über jene Tage gesprochen haben, an die ich mich sehr genau erinnere, aber manchmal mir nicht so ganz sicher bin, ob mein Gedächtnis kein böses Spiel mit mir spielt. So nah ist das alles, so fern und unwahrscheinlich. Wenn ich darüber nachdenke, scheint mir das Land meiner Kindheit als ein Ort der unendlichen Bitterkeit. Voller Menschen, die das Leid gewohnt sind. Als ob sie niemals ein anderes Leben gekannt hätten als dieses, in dem sie sich tagtäglich mit neuen Schmerzen und Verlusten abfinden müssen. Und doch schienen diese Menschen nicht gebrochen. Herzlich, beschützerisch und willenstark schienen sie. Ich werde leicht pathetisch, wenn ich an sie denke, denn ich weiß, ihr Hunger nach Freiheit besiegte ihre Verzweiflung. Ihr Wunsch nach Unabhängigkeit hielt sie am Leben. Und ihr Optimismus starb nie gänzlich aus, egal wie aussichtslos die Situation manchmal erschien. Wenn sie gelitten haben, haben sie es heimlich gemacht. Oder sie dachten das so. Sie dachten, wenn sie nicht vor uns Kindern weinten, so würden sie uns vor all dem Bitteren schützen, was um uns herum geschah. Aber das ist ihnen nicht gelungen. Denn wir haben viel mehr gesehen, als sie gedacht haben. Wir haben das nicht immer verstanden, doch gespürt haben wir das immer. Also litten wir mit ihnen. Doch auch wir taten das heimlich, wie wir es von ihnen vorgeliebt bekommen haben. So trug jeder seinen Schmerz in sich. Wir haben immer wieder den Gesprächen der Erwachsenen gelauscht. Und in diesen Gesprächen hatten wir immer wieder von Säuberungen, Morden, Entführungen gehört. Wir haben die Trauer auf ihren Gesichtern gesehen und Angst. Neben all dem Leid hatte das Leben in Tschetschenien auch schöne Seiten. Wir hatten einen großen Garten mit den unterschiedlichsten Obstbäumen, Beeren und angebautem Gemüse. Wunderschöne Rosen, die mich mit ihrem Duft verzauberten. Wenn im Frühling die Blütezeit anfing, fühlte ich mich wie in einem Märchen, als wäre ich die Herrin unseres Gartens. Ich liebte es zu beobachten, wie die Natur aus dem Winterschlaf erwachte und wie die Sonnenstrahlen des Frühlings die Pflanzen zurück ins Leben küsten. Auf die roten Marienkäfer mit den schwarzen Punkten freute ich mich ganz besonders. Denn meine Oma erzählte mir, dass sie Glück bringen. Wir nannten sie Deliquatam, also Gottes Vögelchen. Und manchmal wünschte ich mir, ich könnte mit ihnen fliegen, um das Leben von oben zu betrachten. Ich war schon immer ein lebhaftes Kind gewesen, ein Wirbelwind. Die hohen Bäume und Hausdächer waren meine Lieblingsorte. Ich liebte es ganz oben, wo die Vögel singen und die Äste langsam dünner werden. Man nannte mich Kletteräffchen und ich denke, ich habe dem Spitznamen alle Ehre gemacht. Wenn ich mal nicht im Haus aufzufinden war, wusste man sofort, wo man mich suchen konnte. Eines schönen sonnigen Tages musste ich meine Wandertour auf der Spitze unseres dreieckigen Skiverdachs abbrechen, da meine Tante mich dabei erwischte und vor Schreck das Bewusstsein verlor. Hätte sie nur geahnt, dass ich nahezu täglich die alte schmale Pipeline durchquerte, die hoch über dem Fluss liegt, wäre sie wahrscheinlich gar nicht mehr aufgewacht. Die Pipeline war neben unserer Schule über den Fluss Sunsha verlegt worden. Darunter waren Strömungen mit ziemlich großen Steinen. Wenn ich von der oft rutschigen Pipeline runterfallen würde, würde ich mich im besten Fall nur verletzen. Ein unglücklicher Fall auf einen Stein könnte auch tödlich enden. Ich liebte die Höhe, denn dort weit oben fühlte ich die Freiheit. Was ich noch liebte, waren unsere DVD-Kassetten mit den aufregenden Filmen. Einer hatte es mir besonders angetan, Yamakasi, die Samurai der Moderne. Er inspirierte mich so sehr, dass ich versuchte, die Parcours-Dance aus dem Film nachzumachen. Dafür suchte ich mir den trockengelegten Kanal hinter unserem Garten aus. Etwa zwei Meter groß war er, die meiste Zeit war er trocken und somit ein perfekter Ort, um versteckt vor den Augen der Erwachsenen die Meisterstücke aus dem Film nachzumachen. Hüpfen, Springen und Saltos machen konnte ich wie kein anderes Mädchen aus der Nachbarschaft. Doch an dem Tag wollten die Stunts nicht gelingen. So kam ich irgendwann nach Hause voller Schürfwunden und musste mich von der zukünftigen Karriere als Stuntmeisterin verabschieden. Ich bin froh, ein Kind der 90er gewesen zu sein. Fernab der Technik und Moderne verbrachte ich meine Kindheit im Einklang mit der Natur, ohne Handy und PC-Spiele, im tschetschenischen Sernovdost. Abgesehen von all den aufregenden Dingen, die ich in meiner Freizeit tat, besuchte ich die Schule, die übrigens in der Nähe der Pipeline lag und mir somit ermöglichte, nach der Wanderung über den Fluss mit einer unauffälligen Verspätung heimzukommen. Für mich war die Schule nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch der Freude. So war auch der Heimweg nach der Schule. An manchen Tagen gingen wir fröhlich und tagträumend nach Hause, während an anderen Tagen plötzlich schwarze Gestalten aus dem Nebelgrau herauskamen und langsam, aber sicher die Form der russischen Soldaten annahmen. Die Kalaschnikows und Panzer versetzten uns in Starre. Ihre hässliche Uniform machte den trostlosen Anblick unerträglicher und löste in mir ein Gedankenkarussell aus. Weglaufen war keine Option, denn ich hatte Angst, sie würden auf mich schießen. Also eilte ich in schnellen Schritten bis zur nächsten Biegung, sodass sie mich aus den Augen verloren. Erst wenn sie mich nicht mehr sehen konnten, lief ich so schnell, als wäre ich beim Marathon. Manchmal hat die Flucht nicht geholfen, denn Soldaten kamen zu uns nach Hause, wenn sie das Dorf bei Säuberungen Haus für Haus durchsuchten. Dorf bei Säuberungen Haus für Haus durchsuchten. Hinter unserem Asylheim gab es ein schönes Haus mit einem großen Garten, mit einem Pool, einer Rutsche und Schaukel, einem Trampolin und vielen bunten Spielsachen, die über den ganzen Garten verteilt lagen. An manchen Tagen fuhr ich mit meinem Fahrrad zu diesem Haus und beobachtete die Familie, die darin lebte. Sie schienen alle so glücklich, so zufrieden. Ich war zehn Jahre alt. Unterschiedliche Gefühle kamen in mir hoch, wenn ich das Leben dieser schönen Menschen beobachtete. Einerseits wünschte ich mir dieses unbeschwerte Leben in so einem schönen Haus. Andererseits verspürte ich Wut und Trauer, da ich das alles in meiner Heimat hatte, bevor der Krieg es zerstörte. Dieses schöne Leben hätte ich in Tschetschenien führen können, wären keine Bomben vom Himmel gefallen. Was hatte ich denn falsch getan? Warum musste ich in diesem grauen, trostlosen Haus leben, wo ich nicht einmal ein eigenes Bett hatte, geschweige denn ein eigenes Zimmer? Und selbst wenn ich dieses eigene Zimmer gehabt hätte, wäre es wahrscheinlich auch genauso grau und trostlos wie das ganze Haus, in dem wir untergebracht waren. Das hässlichste Haus an diesem Ort. Manchmal blieb ich lange vor dem schönen Haus stehen. Ich habe mich darin vorgestellt, in bunten Zimmern mit fröhlichen Menschen, vielen Spielsachen und Süßigkeiten. Ich liebte es, dort, wo mich niemand sehen konnte, über ein Leben zu fantasieren, das ich auch haben könnte, wären nicht die Russen gekommen mit ihren Bomben und Kalaschnikows und hätten sie mich nicht hierher verbannt. An manchen Tagen habe ich die Gedanken an den Krieg verdrängt, damit sie meine schöne Fantasiewelt nicht störten. Doch an anderen Tagen wuchs meine Wut gegen sie und ich wünschte mir eine Welt, auf der es keinen einzigen Russen geben würde. Denn Russe bedeutete für mich damals ein Soldat und ein Soldat war jemand, der daran schuld war, dass ich im hässlichsten Haus auf der Erde lebte. dass ich im hässlichsten Haus auf der Erde lebte. Einige Monate später erhielten wir die Aufenthaltsberechtigung. Meine Eltern waren sehr glücklich und teilten uns Kindern mit, dass wir bald umziehen und ein neues, schönes Leben anfangen werden. So kam es auch. Wir zogen in eine große Altstadtwohnung an einem historischen Ort, an dem die Bürgerhäuser aus allen Stilepochen friedlich aneinander reiten. Wir hatten eine atemberaubende Aussicht auf den malerischen Zusammenfluss von Enz und Steier. Von da an war mein Leben anders. Ich lebte in einer wunderschönen Wohnung, ich hatte eine liebende Familie und ich hatte viele Freunde. Viele Spielsachen hatte ich auch. Ich führte das Leben, über das ich im Asylheim träumte. Meine damaligen Lehrerinnen und Lehrer brachten mir die deutsche Sprache bei, sodass ich sie sehr bald fließend beherrschte. Ich fühlte mich in dieser Zeit weder ausgegrenzt noch benachteiligt und es fühlte sich endlich wie zu Hause an. und es fühlte sich endlich wie zu Hause an. Obwohl mein altes Zuhause, mein fernes und doch so nahes Tschetschenien mich immer noch begleitet. In meinen Erinnerungen, in meinen Träumen und in meiner Sehnsucht. Jedes Mal, wenn ich die Marienkäfer sehe. Probleme der Welt, meine Lösungen. Ein Text von Ibrahim Elgakhaif. Ich habe mir um einige Themen, die eine große Herausforderung für die Weltbevölkerung darstellen, Gedanken gemacht. Sie beschäftigen mich sehr und ich denke, dass jeder Mensch, der auf unserem Planeten lebt, sich mit diesen Problemen auseinandersetzen sollte. Gebe man mir 24 Stunden und ich dürfte auf dieser Welt verändern, was immer ich will, dann würde ich Folgendes tun. Dyson-Sphäre und Walkplatten, die Energie produzieren. Autos, Schiffe und Flugzeuge könnte man durch Wasser antreiben und dabei würde es keine Rolle spielen, ob wir von Trinkwasser oder Salzwasser sprechen. Somit hätte man einen Teil der CO2-Produktion eingeschränkt. Ein weiterer Grund, weshalb CO2 entsteht, ist die Produktion von Energie. Auch dafür gäbe es eine Lösung und zwar nennt sich das die Dyson-Sphäre. Unter diesem Begriff kann man sich eine Kuppel vorstellen, die die Sonne teilweise umschließt. In der Innenseite der Kuppel befinden sich Solarpanels, welche die Energie aufnehmen, sodass wir sie nutzen können. Inwiefern dies möglich wäre, möchte ich jetzt nicht besprechen, da ich vollkommen davon überzeugt bin, dass der Mensch zu allem fähig ist, selbst zu so einem gigantischen Konstrukt. Nun gut, jetzt haben wir mal eine Quelle an Energie im All. Doch noch mehr Energie könnte uns nicht schaden. Was ich damit meine, ist, dass wir auch die Erde zur Energiegewinnung nutzen müssen, aber nicht auf die Weise, wie bis jetzt, die negative Folgen hat. Eine neue Art der Produktion von Energie wären bestimmte Platten. Nehmen wir New York als Beispiel. Acht Millionen Einwohner hat diese Stadt und ganz bestimmt sind sogar mehr als die Hälfte dort zu Fuß unterwegs. Wenigstens ab und zu zumindest. Was wäre, wenn wir den Fußgängerweg mit Platten verzieren würden, die bei jedem Schritt minimal eingedrückt werden, sodass der Mensch es nicht merkt. Parallel dazu erzeugt die Platte mit dem Druck, der beim Schritt entsteht, Energie. Mit dieser Methode würde der Mensch selbst derjenige sein, der die Energie erzeugt und die Stadt am Leben hält. Polymerisationfresser, Bakterien, die Plastik vernichten. Plastik ist sehr belastend für das Klima. Für den Anfang wäre es nicht schlecht, die überschüssige Produktion davon einzustellen. Der darauffolgende Schritt wäre aufzuräumen. Ja, Sie haben mich richtig verstanden. Aufzuräumen. Jeder, und ich meine damit jeder, sollte dazu verpflichtet werden, in der Woche eineinhalb Stunden in einem bestimmten Areal aufzuräumen und Plastik zu sammeln. Somit würden wir viel mehr auf unsere Umwelt achten, nicht weil wir sie lieben, was wir eigentlich tun sollten, sondern damit uns diese eineinhalb Stunden an Aufräumen erspart bleiben. Die nächste Vorgehensweise, die ich beschreibe, ist sehr gefährlich und könnte sogar unser ganzes Ökosystem auf den Kopf stellen. Lassen Sie mich Ihnen den Polymerisation-Fresser, den Namen habe ich mir ausgedacht, vorstellen, auch kurz PF genannt. Die PF sind Bakterien, die dazu ausgerichtet sind, explizit Plastik zu fressen. Das Ausschlaggebende an ihnen ist, dass sie nicht aufhören zu fressen, was dafür sorgt, dass sie irgendwann explodieren und somit sich mitsamt dem Plastik, das sie verarbeitet haben, auflösen. Jetzt denken Sie bestimmt, dass die PF nicht unser Ökosystem auf den Kopf stellen, sondern es retten würden. Das will ich damit auch erreichen. Doch gleichzeitig bin ich mir bewusst, dass wenn bei diesem Prozess etwas schief läuft, diese Bakterien mutieren und anfangen könnten, Pflanzen oder Fleisch zu fressen. Das könnte eine Apokalypse herbeiführen. Aber wir kennen es ja alle, High Risk, High Reward. Wie der französische Schriftsteller und Philosoph Jean-Paul Sartre einmal sagte, Fortschritt des Textes, den ich lesen werde, nach Tschetschenien abgeschoben wurde. Haftnummer 119482 von Adam A. Ich will meine Taten nicht gutreden. Ich weiß, diese paar Zeilen, die ich schreibe, können nichts wieder gut machen. Doch ich will, dass die Menschen meine Geschichte kennen. Doch ich will, dass die Menschen meine Geschichte kennen. Mein Name ist Adam und seit ich klar denken kann, habe ich Kriminalität gehasst. Und doch wurde ich kriminell. Wie konnte das passieren? Ich versuche es euch zu erzählen. Wir haben früher in Linz gelebt. Meine Kindheit habe ich dort verbracht und es war alles gut, als wir dort gelebt haben. Doch eines Tages bin ich mit meiner Familie nach Wien gezogen. Ich war 14 Jahre alt. Ein pubertierender Junge, der einfach in die falschen Kreise geraten ist. Eines Tages, als ich mit meinen neuen Freunden im Prater herumspazierte, hat ein Typ aus der Menschenmasse einen von uns gestoßen. Die Jungs haben ihn geschlagen. Und wie es zu erwarten war, sind ihm bald seine Freunde zur Hilfe geeilt. Und es kam zu einer Schrägerei mit mehreren Beteiligten. Ich stand genau mittendrin und musste kämpfen, weil auch ich die Schläge abbekommen habe und zwar von allen Seiten. Später hat sich herausgestellt, dass einer von uns einen von denen ein Handy aus der Tasche geklaut hat. Ich wusste nichts davon. Ich machte mir Vorwürfe, dass ich grundlos jemanden geschlagen und womöglich verletzt habe. Ich war kein böser Junge. Ich hörte, dass ein Beteiligter von der Polizei festgenommen worden ist. Sie hatten seine Wohnung gestürmt. Das wollte ich meinen Eltern ersparen. Ich ging zur Polizei und beichtete alles. Dann kam ich in die Justizanstalt Josefstadt. Diese vier Monate meiner ersten Haft, ich kann es nicht beschreiben. Es war viel mehr als eine Haft. Es war eine Zeit, die ich rund um die Uhr unter Kriminellen verbracht habe. Es war keine Strafe, sondern nur eine weitere Stufe rauf in das kriminelle Leben. Die Zeit, in der ich nur falsche Leute kennengelernt habe, gefährliche Leute. Es war einfach falsch gewesen, einen Jugendlichen, der erst 15 Jahre alt war, in so ein Loch zu stecken. Jeder Tag darin war schlimm und jede Stunde. Nachdem ich draußen war, gingen schnell ein paar Monate vorbei. Inzwischen hatte ich in Wien angefangen, eine Lehre als Koch zu machen. Meine Mutter hat für mich einen Kochanzug gekauft mit einer großen blauen Haube. Ich liebte diesen Anzug. Circa einen Monat später bin ich in der Mittagspause mit diesem Anzug schnell zum Lidl gelaufen, weil ich mir ein Red Bull kaufen wollte. Als ich reinkam und das Getränk nahm, habe ich bemerkt, dass dort ein paar von meinen alten Freunden standen. Sie lachten mich vor allen Leuten aus, weil ich so eine blaue Kochschürze angehabt habe. Ich schämte mich so sehr. Es hat sehr weh getan, so ausgelacht zu werden und die Schlange vor der Kasse war richtig groß und alle haben zugeschaut. Dann habe ich diese Haube auf den Boden geworfen und als ich in die Arbeit kam, ging ich in den Umkläderaum und schmiss alles weg. Meinen ganzen Kochanzug, alles. Ich war auf Rache aus. Ich habe einen Jungen aus dem Gefängnis angerufen, der schon rausgekommen war und ihm alles erzählt. Er sagte nur, wo sind die, Bruder? Wir klären es. Wir haben sie gefunden und geschlagen und wir haben ihnen Handys und Wertsachen weggenommen. Ein paar von ihnen gingen zur Polizei. Mir ging es nicht um Geld oder Handys, mir ging es nur um Rache. Ich wollte sie demütigen, weil sie mich gedemütigt haben. Ich stellte mich und bin für 17 Monate ins Gefängnis gekommen. Ich fing an, mich zu hassen. Jeden Tag aufs Neue. Bis heute bereue ich alles, was ich gemacht habe. Dann kam der Tag, an dem ich raus durfte. Nach 522 Tagen, die ich alle zählte. Ein paar Monate vergingen. Eines Tages wurde ein bewaffneter Raubüberfall gemacht. Genau dort, wo ich immer meine Chick kaufen ging. Alle dachten, ich habe es getan. Ich war das nicht. Ich habe nie in meinem Leben eine Waffe auf Menschen gerichtet. Und dann bin ich von der Kobra am Rheumamplatz festgenommen worden. Sie haben mich auf den Kopf geschlagen. Ich habe einen Schädelbasisbruch und eine Gehirnerschütterung gehabt. Nach vier Monaten im Gefängnis kam das Gerichtsverfahren, in dem ein zwölfjähriges Mädchen gegen mich aussagte. Sie glaubten dem Kind, dass ich den Überfall gemacht habe, weil es mich öfter dort gesehen hat. Ich habe alles bestritten, weil ich es nicht war. Auch wenn ich in meinem Leben einiges falsch gemacht habe. Ich habe siebeneinhalb Jahre bekommen. Dann vergingen Monate und Jahre im Gefängnis. Eines Tages habe ich Frau Sabine Kerschbaum, eine Sozialarbeiterin der Sozialen Initiative, kennengelernt. Sie hat mir aus diesem Teufelskreis rausgeholfen. Niemand hat mit mir je zuvor so gesprochen und niemand hat mir je so zugehört wie sie. Ich wurde schließlich abgeschoben wegen schweren Raubüberfalls, den ich nicht gemacht habe. Der oberste Gerichtshof von Wien hat das anerkannt und mich davon freigesprochen. Doch es hat nicht mehr geholfen. Ich wurde abgeschoben nach Tschetschenien, wo ich niemanden kannte und wo niemand auf mich wartete, wo alles neu und fremd für mich war. Meine ganze Familie ist weiterhin in Österreich und ich bin hier alleine. Alle Menschen, die ich liebe, sind dort geblieben und ich lebe hier in der Hoffnung, irgendwann zurück nach Österreich kommen zu dürfen. Das ist meine Geschichte. Meine Haftnummer war 119482. Sie ist für immer in mein Gedächtnis eingraviert. Zurück nach Hause, nach Österreich von Aishat. Mein Bruder und ich waren in einer großen Stadt. Mein Bruder und ich waren in einer großen Stadt. Ich habe noch nie zuvor in meinem Leben so viele Blumen gesehen, wie im Blumenpark dort. So bunt, so prachtvoll, so unterschiedlich. Drei ganze Stunden waren wir dort spazieren, ohne müde zu werden. Irgendwann haben wir einen Asan gehört und das war zum ersten Mal für mich, einen Asan draußen zu hören. Wir sind dann beten gegangen in eine große Moschee, von der die Asanrufe zu hören waren. Es war ein zweistöckiges Gebäude und überall drinnen waren betende Menschen. Nachdem wir die Moschee verlassen hatten, hatten mein Bruder und ich Hunger. Am liebsten wollten wir zu McDonald's gehen, aber es war nirgendwo einer zu sehen. Wir wussten nicht, dass es Orte gibt, wo es noch keinen McDonald's gibt. Auch das war etwas ganz Neues für uns. Irgendwann haben wir die Suche nach einem Mäcki aufgegeben und sind einfach in irgendeinen Café reingegangen. Dort haben wir sehr gut gegessen und danach sind wir gleich zu einer Eisdiele gegangen. gegessen und danach sind wir gleich zu einer Eisdiele gegangen. Auf dem Weg zur Eisdiele haben wir eine große Schaukel gesehen, mitten in der Stadt. Natürlich konnten wir nicht einfach vorbeigehen, ohne das Schaukeln auszuprobieren. Am Abend sind wir ins Dorf gefahren zu unseren Großeltern. In Omas Garten waren viele Obstbäume und eine sehr angenehme, frische Luft. Besonders nach der Hitze in der Stadt war es schön, dort kühle Schatten der Bäume zu genießen. Mein Onkel hat für uns Schaschlik gemacht, die tschetschenische Art des Barbecues. Es war ein schöner Sommer, aber bald mussten wir wieder nach Hause fahren, nach Österreich. Zeit für ein kleines Märchen von Linda Zwergen beherrscht wurde, einen kleinen und friedlichen Stamm der Testakella. Sie waren ein sehr ruhiges Volk, stets gemütlich und entspannt unterwegs. Ihre Dörfer konnte man in den teils feuchten, teils trockenen Gebieten der Welt finden. Die Testakella liebten die grünen, nahrungsreichen Wälder und die kühlen, festen Steinlandschaften. Ihre Rituale und Versammlungen führte das Volk immer an Regentagen durch und ihr Ernährungsplan war hauptsächlich vegetarisch. Sie mussten sich nicht auf die Jagd begeben, sondern fanden ihr Laub, ihre Beeren und weitere Nahrung direkt im Wald vor. sondern fanden ihr Laub, ihre Beeren und weitere Nahrung direkt im Wald vor. Schirmlinge galten als besondere Delikatesse, welche sie bei speziellen Anlässen wie Hochzeiten servierten. Doch trotz ihrer pazifistischen Lebensweise hatten die Testerkeller viele Gegner und Jäger, die das Volk ausrotten wollten. In ihrer eigenen Heimat waren sie im Nachteil und stets aufmerksam gegenüber Gefahren. Sie wurden vor allem Stacheln von Flugdrachen, Krötenläufern und Riesenmäusen mit Stacheln gejagt und verspeist. Deswegen war es üblich, dass Eltern ihren Kindern von der essentiellen Vorsicht vor der unbekannten Welt erzählten. Ihnen wurde von klein auf erklärt, dass sie achtsam sein sollten. Limax war einer dieser jungen Testakeller, die im Wald mit seiner Familie lebte. Er war eine fröhliche Nacktschnecke, die viel Zeit draußen mit seinen Freunden verbrachte. Sein bester Freund war Viridis, eine grüne Raupe. Da Viridis viel kleiner war als die Testakeller, wurde er von den anderen immer gehänselt. Sie beschmierten den Weg mit ihrem Schleim, versteckten sich hinter einem Stein und warteten auf ihn. Der ahnungslose Viridis rutschte aus und verlor sein Gleichgewicht. Erschrocken vom plötzlichen Sturz bemerkte er erst später, wie die Testakeller hinter dem Stein lachten. Doch Limax kam ihm immer zu Hilfe. Du musst lernen, dich zu verteidigen. Was wirst du tun, wenn ich mal nicht da bin, meinte er besorgt. Mach dir keine Sorgen, eines Tages werden sie nicht mehr über mich lachen, sagte sein grüner Freund grinsend. Ob das eine Drohung oder ein Scherz war, war Limax nicht klar. Die Eltern von Veritis waren fortgegangen. Sie sind nämlich Schmetterlinge geworden und durchforsteten das Land der Flugdrachen. Jetzt war Veritis auf sich alleine gestellt. Eines Tages werde ich mich auf die Abenteuer begeben, von denen mir meine Eltern und Großeltern erzählt haben, erklärte Veridis seinem Freund. Diese Idee begeisterte Limax sehr. Der Gedanke, dass es eine Welt außerhalb der Wälder gab, die von anderen Völkern bewohnt wurde, war überwältigend für ihn. Limax wusste von der Außenwelt nur, dass sie gefährlich ist und dass dort überall die schrecklichen Feinde der Tester Keller lauern. Komm doch mit mir mit, schlug Veritis ihm vor. Ich kann aber kein Schmetterling werden und fliegen, antwortete Limax traurig. Dann werde ich dich eben tragen, meinte sein Freund. Trotz ihrer optischen Differenzen verstanden sich beide prima. Limax lud Veritis ein, mit ihm die Tunnel der Testa Keller zu erkunden. Das Volk war bekannt für seine Ausgrabungsfähigkeiten und für die Handhabung aufwendiger Infrastruktur. Sein Vater war einer der Meister, die an den Tunnelarbeiten beteiligt waren. Deshalb kannte er das geheimnisvolle Labyrinth seines Volkes. Das Labyrinth war eine geheime Zufluchtstätte der Testakeller, die in den Kriegszeiten überlebenswichtig war, denn es war für Flugdrachen und Krötenläufer unerreichbar. Mit großer Vorfreude wartete Limax am Folgetag auf seinen kleinen Freund am vereinbarten Ort. Die Zeit verging, aber von Viridis war keine Spur. Langsam begann er sich Sorgen zu machen. Haben die anderen schon wieder eine Falle gestellt? Wurde er von einem Krötenläufer oder einer Riesenmaus gefressen? Die Panik stieg in ihm hoch. Er machte sich auf die Suche nach ihm. Limax schaute überall nach, im ganzen Dorf, auf den Steinen, unter dem Laub, hinter den Sträuchern und sogar im Pilzgarten. Von Viridis keine Spur. Niedergeschlagen und traurig ging Limax zurück zum Labyrinth und trauerte dort um seinen Freund. Die Tage verstrichen und Limax durchstreifte die verbotenen Teile des Waldes in der Hoffnung, dort Viridis zu finden, aber vergeblich. Nach einer Weile machte er sich auf den Weg zum Labyrinth. Er hatte beschlossen, sich erneut auf die Suche nach Viridis zu finden, aber vergeblich. Nach einer Weile macht er sich auf den Weg zum Labyrinth. Er hatte beschlossen, sich erneut auf die Suche nach Viridis zu machen und dafür die Unterführung zum verbotenen Reich zu gehen. Er konnte nicht glauben, dass Viridis zum Essen der gefährlichen Räuber geworden ist. Dafür war er zu flink gewesen. Kurz bevor er in den Tunnel gehen wollte, verspürte er einen plötzlichen Windzug von hinten. Er hielt seinen Atem an. Wie erstarrt blieb er stehen. Dieser Windstoß konnte nur von einem Flugdrachen kommen. Die Panik überfiel ihn. Das war es nun wohl. Seine Zeit war gekommen. Hallo, mein alter Freund, rief ihm jemand von oben zu. Er erkannte die Stimme sofort, es war Viridis Verwirrt drehte er sich um und da war er, kaum wiederzuerkennen Vor ihm schwebte ein schöner, großer Schmetterling, der seine gelb-grünen Flügel rhythmisch bewegte In der Mitte der Flügel befand sich jeweils ein roter Punkt Limax war begeistert. Sein Freund hatte seine Transformation erlebt. Viridis flog auf ihn zu und sie umarmten sich herzlich. Ich habe dich so vermisst, Viridis. Ich konnte nicht glauben, dass sich die Ungeheuer verspeist haben. Ich habe dich überall gesucht. Ich wollte mich gerade auf den Weg durch das Labyrinth machen, um nach dir zu suchen, rief Limax aufgeregt. Sein Freund lachte und sagte, wir können jetzt gerne gemeinsam das verbotene Reich entdecken und zwar ohne uns unter der Erde schmutzig zu machen. Der Tester Keller sah ihn traurig an. Du weißt doch, dass ich nicht fliegen kann. Der Schmetterling packte ihn mit seinem Beinchen und er hob sich in die Luft. Wer sagt, dass du nicht fliegen kannst? Glücklich und aufgeregt schrie Limax auf. Noch nie war er so viele Meter in der Luft gewesen. Er schaute fasziniert die atemberaubenden Landschaften an, die von oben gesehen noch schöner waren. Wie viel er jetzt vom Wald sehen konnte, das ganze Volk und ihre Häuser. Sollen wir loslegen? Fragte ihn sein flatternder Freund. Aber sowas von ab in den Süden, sagte Limax überglücklich. Und so machen sie sich auf den Weg, oder genauer gesagt auf den Flug, um neue Abenteuer zu entdecken. Ein Gedicht von Malika Musleva. Geteilt durch Geschlechter, Nationen und Alter, kommen wir auf die Welt, um das Leben zu erfahren. Gepklagt von Gewissen, Kummer und Alltag, bewegen wir uns voran, vom Leid überfahren. Wir gehen durch den Tag wie Krieger auf einem Schlachtfeld und schlagen um uns herum wie Bauern auf einem Schachbrett. Wir tragen Namen, die wenig über uns verraten, lediglich Blicke, die unsere Seele offenbaren. Wir stecken in Körpern, die uns von Geburt an fremd vorkommen, verbringen Jahre, bis wir uns an unsere Gesichter gewöhnen. Um das Nebeneinandergehen zu ermöglichen, lernen wir die Schritte der anderen zu spüren. Vielen lieben Dank. Ich habe mein Mikrofon passiert. Vielen lieben Dank. Dankeschön. Großartige Texte, wirklich Wahnsinn. Und ich möchte jetzt auch sofort die Autorinnen und Autoren hier zu mir auf die Bühne bitten. Danke. Danke.