Mein Name ist Anton Mitterhauser, bin der Dienststellenleiter von der Polizeiinspektion Nitschestraße und beschäftige mich seit circa 2005 mit Graffiti, vorwiegend aber dann, wenn es strafbar ist und nicht als Kunst gesehen wird. Graffiti ist bei der Polizei dann ein Thema, wenn es von irgendjemand als Sachbeschädigung angezeigt wird. Und eine Sachbeschädigung liegt dann vor, wenn eine Sache zerstört wird, verunstaltet wird, unbrauchbar gemacht wird. Und da gibt es eben sehr viele Leute, die sich durch die Graffiti-Kunst gestört fühlen, insbesondere dann, wenn es auf einer Ausfassade passiert. Im Jahr 2007, da habe ich den ersten großen Graffiti-Akt gehabt. Da habe ich eine Tätergruppe von zehn Jugendlichen ausgeforscht, die in Linz über 250 Graffiti-Sachbeschädigungen mit einem Schaden von über 140.000 Euro begangen haben. Und seit dieser Zeit fallen mir in Linz alle Graffitis auf. Es ist wie eine Seuche, man ist infiziert und man sieht einfach jeden Tag jedes Graffiti, alles was neu ist und man fotografiert, dokumentiert und beschäftigt sich damit. Auch in anderen Städten, nicht nur in Linz. Seitdem ich mit den Graffitis arbeite, 2007, führe ich Datenbanken über die verschiedenen Schriftzüge, die in Linz angebracht werden und bin in Linz so eine Art Ansprechperson oder Koordinator für Graffiti. Das heißt, alle angezeigten Sachbeschädigungen von Linz, die überprüfe ich, schaue, ob es schon ähnliche Fälle gibt, bemühe mich die Fakten in einer Aktenzahl zu führen, um dann, wenn ein Detail ausgeforscht ist, diesem alle Sachbeschädigungen nachweisen zu können. Die Ermittlungstätigkeit der Polizei, die ist sehr vielfältig. Wir schauen, ob wir im Bereich des Tatortes Verdächtige antreffen, die vielleicht Hinweise geben, dass sie Sprayer sein können. Oder Hinweise könnten sein, dass sie Farbe auf den Schuhen haben, den Händen, dass sie Magnete eingesteckt haben, um vielleicht beim Laufen die Spraydose lautlos zu machen, dass die Eisenkugel, die sich in den Spraydosen befindet, nicht Lärm macht. Wir schauen auf die Kleidung, auf die Rucksäcke, ob auf den Rucksäcken selbst Tags angebracht sind, die die Personen als Graffiti-Sprayer zu erkennen geben, was sie eingesteckt haben, ob sie eventuell ein sogenanntes Black Book bei sich haben. Ein Black Book, das ist ein Buch, das die meisten Sprayer führen, um darin ihre Schriften zu üben und ihre Texte zu üben und die sich auch gerne untereinander austauschen. Die Graffiti-Sprayer, die suchen immer wieder den Kontakt mit der Polizei, wollen sich auch mit der Polizei reiben und ich glaube so das Grundseminar für Graffiti-Sprayer heißt, dass sie einmal das ACIEB sprayen, um zur Szene irgendwie dazugehören. Oder auch die Buchstabenkombination 1312, was dasselbe heißt wie All Cops Are Bastards. Ich glaube, dass ich einen neutralen Ruf habe. Es braucht sich niemand für mich zu fürchten. Ich habe persönlich Angst, dass Jugendliche eventuell wo hineinrutschen, dass sie gar nicht wollen. Ich glaube viele, die wollen bei einer Crew dabei sein, wollen auch dazugehören, sprennen und sind sich aber gar nicht bewusst, wie hoch der Schaden sein kann. Wie gesagt, in meinem ersten Fall, da war der Schaden bei 150.000 Euro und viele verlieren vielleicht die Existenz, weil sie den Schaden wieder zurückzahlen müssen. Und das bedenken meistens jugendliche Sprayer eben nicht, dass sie eigentlich, wenn sie 45, 50 Jahre alt sind, noch immer für die Jugendsünden bezahlen müssen. Ich finde, dass Street Art in jeder Stadt einen Platz haben sollte, aber es ist immer die Frage der künstlerischen Wert. Also es gibt die Graffiti-Kunst und es gibt auch Tags, die haben mit künstlerischer Gestaltung überhaupt nichts zu tun, sondern das ist nur ein Ausdruck einer Zufriedenheit oder Unzufriedenheit oder einer Fanzugehörigkeit. Und da finde ich, kann man eigentlich gar keine Flächen so zur Verfügung stellen, weil für die Täter eigentlich nur interessant ist, dort zu sprayen oder das Kunst zu tun, wo es verboten ist, weil es nur dort Beachtung findet. Eigentlich finde ich schon sehr interessant, dass sich jetzt eine Ausstellung der Graffiti-Kunst in allen Facetten widmet. Ich denke, dass es vielleicht das Anlass gibt, dass sich die Bevölkerung, die sich bis jetzt nur über Graffiti-Kunst geärgert hat, einen anderen Blick dafür entdeckt. Andererseits hoffe ich aber auch, wenn es den Spreiern so viel Aufmerksamkeit gegeben wird, dass sie sich da herzeigen können, dass sie vielleicht dann auch respektvoller umgehen mit der Bevölkerung und auch respektieren, dass Eigentum bleiben soll. Und wenn es nicht ihres ist, dann sollten sie die Finger davon lassen.