Vielen Dank für die Vorstellung. Ich habe da eigentlich auch nichts hinzuzufügen und fange deswegen gleich an. Ganz kurz nur, ich wünschte es wäre so, wie die Katrin Steiner-Hemmerle es vorher angekündigt hat, dass wir selber dazu geforscht haben. Das ist leider nicht so, was unter anderem damit zusammenhängt, dass wir versucht haben, ein Projekt in dieser Reihe zu akquirieren, in die Richtung, um vor allem auch diese Corona-Proteste zu untersuchen. Ich habe jetzt, und wir haben leider niemanden gefunden, der bereit war, das auch zu bezahlen, wie das leider oft ist in der Forschung. Allerdings läuft jetzt ein Forschungsprojekt an der Universität Salzburg an, in dessen Rahmen ich mitwirken darf. Und wir fangen am Montag an, mit den Studierenden uns auszutauschen. Und es ist im Rahmen einer laufenden Studie, die alle zwei Jahre wiederholt wird, nämlich zu autoritären Einstellungen. Und da werden wir uns auch ganz spezifisch mit Corona-Protesten auseinandersetzen und haben auch vor, dort ethnografische Forschung zu betreiben. Jetzt schauen wir mal, wie das funktionieren wird. Das heißt, ich darf heute vor allem auf Daten aus Deutschland zurückgreifen, aber auch auf Daten aus meiner Masterarbeit, also auf Interview-Ausschnitte, wo es eben um autoritäre Einstellungen ging. Ein kurzer Überblick. Ich werde jetzt etwas zu den Corona-Protesten und den Verschwörungserzählungen erzählen, wie das dort miteinander zusammenhängt. Dann Verschwörungserzählungen und Autoritarismus, was das miteinander zu tun hat. Und dann übergeordnet darauf zurückkommen, auf welchem Nährboden autoritäre Einstellungen und damit auch rechte Verschwörungserzählungen überhaupt fruchten. Wir haben vorher schon sehr viel über Krisen gehört. Eine kurze Chronologie, die mir noch einmal so auch selbst in der Recherche bewusst gemacht hat, in welchem Krisenmodus wir uns eigentlich dauerhaft befinden, nämlich seit 2001 spätestens eben mit 9-11, dann gefolgt von der Bankenkrise und Flüchtlingsbewegungen, die per se zwar keine Krise darstellen, aber die zu einem eher starken Rechtsautoritätsparteien in Europa geführt haben. Und jetzt befinden wir uns in der Corona-Krise, wobei natürlich vor allem die beiden unteren zu einer Wirtschaftskrise geführt haben und über dem Ganzen übergeordnet befindet sich die Klimakrise. Und dazwischen gab es noch Dinge, die die Gesellschaft insofern erschüttert haben. Es gab die Abhörskandale, es gab die Wirecard-Geschäfte, es gab Cum-Ex-Geschäfte. Also diese permanente Krise ist irgendwie zum Dauerzustand geworden. Das nur nochmal als Hintergrund. Wir springen dann gleich zu den Teilnehmerinnen, zu dieser Charakteristik der Corona-Proteste. Da hat Oliver Nachtwey mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus der Universität Basel eine sehr interessante Studie verfasst, deren Ergebnisse zum Teil schon veröffentlicht sind. Und da sehen wir, dass sechs von zehn Teilnehmenden männlich sind. Also wir werden jetzt erst ein bisschen die sozialstrukturellen Punkte abarbeiten und dann zu den inhaltlichen, also zu den Motiven kommen. Und das Interessante eigentlich gleich auf den ersten Blick ist, dass es sich hier durchaus um eine sehr gebildete Schicht handelt, also um der Großteil, 34 Prozent der Befragten dort, geben an, ein abgeschlossenes Studium zu haben, gefolgt von rund einem weiteren Drittel, die sagen, sie haben Abitur oder Matura. Und das geht so weiter. Also diejenigen, die keinen Schulabschluss haben, spielen wirklich eine kleine Minderheit mit drei Prozent. Und ansonsten bewegen wir uns hier in einem Bereich, der sehr gut gebildet ist. Auch im Wahlverhalten kann das überraschend sein, wo viele gesagt haben, also 23 Prozent von ihnen sagen, sie wählen die Linke, 18 Prozent Grüne und 15 Prozent AfD und die Teilnehmerinnen wurden dann auch gefragt, welche Partei sie dann bei der nächsten Bundestagswahl wählen möchten. Und da haben 27 Prozent begründet, sie möchten die AfD wählen. Wir haben gesehen bei der Bundestagswahl, dass die AfD nicht hinzugewonnen hat, sondern eher verloren hat. Aber dafür waren viele Menschen frustriert und haben halt dann nicht gewählt. waren viele Menschen frustriert und haben halt dann nicht gewählt. Auch in der Schichtbezeichnung zeigte die Studie, dass es sich hier eher um die mittlere und obere Oberschicht handelt, eher um die mittlere und obere Mittelschicht und die Oberschicht. Und in der Profession auch sehr interessant, dass es überdurchschnittlich viele Selbstständige sind, die eben auch unter der Corona-Krise natürlich stark gelitten haben und die da auch lange auf finanzielle Hilfen zum Teil warten mussten. In der Selbstwahrnehmung beschreiben sich die Teilnehmerinnen als Aufklärerinnen, Medienkritikerinnen und so, die überwinden eine repressive Ordnung mit diesem Protest. Und das Spannende dabei ist eigentlich auch, nicht nur wie viele Menschen gehen dort demonstrieren und wer ist das überhaupt, sondern was haben die überhaupt für ein Mobilisierungspotenzial in der breiten Gesellschaft. Und auch dazu gab es eine Studie, die gezeigt hat, dass dieses Mobilisierungspotenzial aus der Mitte der Gesellschaft kommt und nicht von den Rändern. Also das ist nicht etwas, wie wir uns glaube ich oft gerne vorstellen, dass das eben Randgruppen sind und das kommt aus der Mitte heraus und hat auch ein großes Mobilisierungspotenzial, nämlich rund 20 Prozent der Menschen in Deutschland, das war eine repräsentative Studie in Deutschland, sagen sie haben Verständnis für diese Proteste und sie könnten sich theoretisch auch vorstellen, da mit zu marschieren. für diese Proteste und sie könnten sich theoretisch auch vorstellen, da mitzumarschieren. In den Zustimmungen zu rechtsextremen Aussagen gibt es keine überdurchschnittlich hohen Werte im Vergleich zur Gesamtbevölkerung, aber, und das ist das große Aber, dass eben eine stark ausgeprägte Impfskepsis vorhanden ist, genauso wie esoterisches und verschwörerisches Denken. Und das ist, glaube ich, auch der Hauptpunkt, mit dem wir uns auch heute noch beschäftigen werden, ist, dass eine hohe Unzufriedenheit mit der Funktionsweise der Demokratie vorliegt. Also viele Menschen haben das Gefühl, dass die Art und Weise, wie demokratische Prozesse funktionieren, so nicht in Ordnung sind. Und auch inhaltlich fand ich diese studie sehr interessant wo diese menschen stehen nämlich mit einer großen ambivalenz zu einkommensverteilungen und auch ein großteil dieser menschen hat eigentlich ein potenzial sich gegen privatisierungen von staatlichen eigentum zu auszusprechen oder von zb kr Krankenkassen und das wäre eigentlich ein Boden, wo man glauben möchte, dass progressive Erzählungen gut fruchten, aber vor allem rechte Erzählungen docken dort an. Das werden wir uns dann noch genauer anschauen. Die Gruppen zeichnen sich eben noch durch ein niedriges Institutionen- und Medienvertrauen aus. Dafür haben sie ein hohes Vertrauen in Bürgerinitiativen, Unternehmen, Justiz nach wie vor und Social Media. Und das Interessante, glaube ich, ist, sich anzuschauen, was macht diese Proteste eigentlich aus? Wie legitimieren die ihren Protest? Bei den Fridays for Future wissen wir, da geht es um den Kampf für die Zukunft. Und was macht jetzt das aus, außer das Dagegensein gegen Corona? Und hier war auch interessant, in diesen Interviews nachzulesen, dass die Teilnehmerinnen gesagt haben, sie glauben den Menschen, die dort sprechen und den Figuren, weil die anders sind. Die sagen was anderes als das, was der Mainstream sagt. Und dadurch erlangen sie Glaubwürdigkeit. Einfach durch, egal was es war, Hauptsache es ist etwas anderes. Und das ist natürlich auch etwas, was sehr eng, vor allem wir kennen das von der FPÖ ja auch in Österreich seit vielen Jahren, wo sich hier das Bild verdichtet, weshalb sich diese Corona-Proteste und die rechten Verschwörungserzählungen schon auch überschneiden. Also ein kurzes Fazit zu dieser Studie. Insgesamt setzt sich die Gruppe der Corona-Proteste sehr heterogen zusammen und ich habe mal so vorsichtig drei Gruppen definiert, also eine, die Protest ausdrücken wollen und rechte Gruppen nicht als gefährlich einstufen oder einstufen können. Dann die zweiten, die tatsächlich gewaltbereit sind und die die rechten Gruppen aktiv einfach tolerieren und hinnehmen, dass die da sind. Und die dritte Gruppe, die rechtsautoritär sind und tatsächlich mit einem Gewaltanspruch zu diesen Demonstrationen gehen. Ich glaube, bevor wir uns jetzt noch anschauen, was Autoritarismus ist, ist es wichtig, kurz anzuschauen, wie man diese Corona-Proteste eigentlich einordnen kann aus soziologischer Perspektive. Und da ist natürlich deshalb es interessant, weil sie sich in einem Spannungsfeld befinden zwischen dem Gesundheitsschutz und zwischen einer demokratischen Grundfreiheit, nämlich dem Demonstrationsrecht. Und wie gesagt, diese Kritik undgen-die-Mentalität, also wir sind eine Gruppe und die möchten uns schaden. Und das zweite ist das, was in der Soziologie auch enthüllende Praxis genannt wird, also wir teilen euch etwas mit, was ihr nirgendwo anders findet, dieses konspirative Denken. Und Gesa Lindemann hat das letztes Jahr sehr interessant beschrieben in ihrem Buch, nämlich als Corona-Dissidenz die Ausdruck ist einer fundamentalen Legitimationskrise der modernen Gesellschaft. Sie knüpft dabei unter anderem an Adorno an und wir werden uns jetzt eben noch anschauen, wie sich diese Legitimationskrise genau äußert. diese Legitimationskrise genau äußert. Insgesamt gibt es auch in der soziologischen Forschung dazu und auch in der sozialpsychologischen Forschung mehr oder weniger zwei Richtungen, die sich anschauen, wie man diese Verschwörungstheorien deuten kann. Die erste, sehr überspitzt formuliert, ist, Verschwörungstheorien haben eine Ursache, nämlich Verschwörungen. Darauf komme ich noch genau zurück. Und die zweite ist die Sehnsucht nach einfachen Antworten. Ich würde jetzt gar nicht in den Konflikt reingehen, was richtig ist und was falsch, dieser zwei. Weil so funktioniert Wissenschaft, glaube ich, selten zu sagen, das ist richtig, das ist falsch. Im Sinne von, vor allem wenn man Dinge beobachtet, die gerade im Entstehen sind. Deshalb ist es wichtig, sich anzuschauen, was Verschwörungserzählungen eigentlich leisten im Alltag, wofür sie da sind und welche Zwecke sie im Alltag erfüllen. Nämlich, sie legitimieren Gewalt gegen bestimmte Personengruppen. Wie diese Gewalt aussieht, kann man auslegen, aber auch historisch gesehen waren Verschwörungstheorien vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dazu da, Gewalt gegen Minderheiten zu legitimieren. Und dieser Punkt greift auch etwas an diese erste Richtung an, nämlich dass man eine Problematik bei intransparenten gesellschaftlichen Strukturen hat. Wir haben es vorher auch gehört mit Google, Facebook, die Datensammlung, niemand weiß, worum es geht, dass Verschwörungserzählungen oft genau dort anknüpfen, wo man sich denken würde, man könnte eigentlich gesellschaftlichen, progressiven Protest erwarten, aber statt nachzuvollziehen, was die Bedingungen dieses sozialen Handelns sind, wird reflexartig mit einer Personalisierung reagiert. Das heißt, an Datenintransparenz durch Google und durch Facebook und an Überwachung ist ein George Soros schuld, der natürlich auch gleichzeitig, wo dann auch dieser Antisemitismus schnell mitschwingt. Also es heißt, sich nicht anzusehen, okay, was ist jetzt das Problem bei digitalen Strukturen, nämlich die, dass sie sehr unreglementiert sind, dass die Rechtssysteme oft nicht darauf eingestellt sind, sondern es wird sehr schnell an Persönlichkeiten festgemacht. Jetzt kommen wir zu diesem, warum ist das jetzt problematisch und wie hängen jetzt die Proteste mit dem rechtsautoritären Extremismus zusammen. Ich glaube an diesen zwei Bildern sieht man schon die Problematik sehr gut, ganz unabhängig davon, wenn man nach außen vorlässt, dass Medienvertreterinnen und Medienvertreter bei den Protesten viel angegriffen werden und damit auch zu kämpfen haben, von dort zu berichten. Das heißt, wir haben auf diesen Demonstrationen eine zunehmende Verbreitung rechtsextremer Verschwörungen und eben diesen Deckmantel der Kritik an den Corona-Maßnahmen. Und die Demonstrationen werden eben auch zum Teil von verurteilten Rechtsextremen begleitet und auch angeführt und Medienvertreterinnen eben, wie ich gesagt habe, schon angegriffen. Und auch diese antisemitischen Ressentiments, die wir auch hier deutlich sehen, vor allem mit dem unteren Bild, die werden einfach hingenommen. Das heißt, natürlich haben Verschwörungstheorien oft einen Punkt, wo man sagt, ja, irgendwo ist da vielleicht legitime gesellschaftliche Kritik drin, aber man sieht an den Corona-Protesten, wie gut das funktioniert, dass das einfach unterwandert wird. Das heißt, und auch die Autoritäten der Corona-Proteste, über die wir vorher schon geredet haben, die sich über Telegram verbreiten oder jetzt auch in Oberösterreich in Form der MFG da sind, Telegram verbreiten oder jetzt auch in Oberösterreich in Form der MFG da sind, die legitimieren sich eben einfach durch ihre Abgrenzung zum Mainstream und da ist eine große Überschneidung eben zu rechtsautoritären Bewegungen. Und ich habe vorher davon gesprochen, dass ich ein Beispiel aus der Masterarbeit bringen werde, das ist jetzt ein längeres Zitat, ich werde es kurz vorlesen und dann schauen wir uns an, wo in diesem Zitat eigentlich Merkmale von Autoritarismus drin sind. Kurz noch als Hintergrund, der Befragte, ich glaube die Interviews sind 2017 durchgeführt worden, der Befragte ist Unternehmer, wirtschaftlich sehr gut abgesichert, sozial sehr gut integriert und deshalb waren die Zitate umso schockierender. Das erste ist, es ging um Muslimen und Muslimas in Österreich. Er hat gesagt, man kommt schleichend daher, baut die Moscheen, wir lassen das alles zu. Klar, wir sind ja alles Gutmenschen und wir lassen alle brav rein. Darum finde ich den Kurz gut, der hat ja Ideen, gute Ideen, gute Ansätze und ich hoffe, er kommt damit durch. Und jetzt kommt dieser verschwörungstheoretische Aspekt, ob es noch fünf vor zwölf ist oder fünf nach zwölf, wage ich nicht zu sagen. Aber das stelle ich mir vor, das ist wie ein Organismus, der befallen wird von Erregern, das merkst du zuerst nicht, aber auf einmal stehen sie alle auf. Dann sind die schon da, dann schauen wir nur depper zu, das schwöre ich dir. Das ist die sanfte Bedrohung und wir merken es gar nicht, das ist lange schon da. Wir haben vorher ganz kurz auf dem kleinen Bild gesehen, dieses Bild mit dem großen Austausch. Das ist eine große Verschwörungstheorie, die auch die Identitären stark betreiben und die findet sich hier vor allem in dem rechten Zitat wieder, nämlich dass es geplant stattfindet, die Bevölkerung in Österreich auszutauschen durch Migrantinnen und Migranten und Asylwerber. Wenn wir uns jetzt analysieren, was steckt da eigentlich alles drin? Wir haben Einstellungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, das heißt wir haben Menschen, die weniger wert sind, weil sie muslimischen Glauben haben oder weil sie aus einem anderen Land stammen. sehen auch hier, ich habe die Sprechpausen in dem Zitat ausgeklammert, man hat auch in der Sprache gesehen, dass der Befragte auf einmal sehr wütend geworden ist und auch sehr emotional. Wir haben das, was man in der Autoritarismusforschung autoritäre Unterwürfigkeit nennt, nämlich dem Sebastian Kurz gegenüber, der das alles schon lösen wird, was nach dem gestrigen Tag noch mal spannender ist, so einzuordnen. Und hier sehen wir auch diese Funktion von Verschwörungserzählungen, die eben, also ohne dass jetzt, das ist natürlich hochproblematisch, was diese Person gesagt hat, auch für Demokratie, aber allein aus der analytischen Perspektive ist ein Deutungsmuster, das eben auf seinen Zweifeln aufbaut, die er schon hat von der Gesellschaft, Ohnmachtsgefühle einen Ausdruck verleiht und eben dieser Praxis der Enthüllung folgt. Er weiß etwas und er hat das jetzt rausgefunden und das muss er auch unbedingt mitteilen. Genau, das heißt, auf welchem Boden fruchtet das eigentlich? Jetzt sind wir schon bei diesem Teil angekommen, wo wir uns anschauen, wie entsteht das eigentlich? Weil das war jetzt eigentlich ein Mensch, wie gesagt, der sehr gut integriert ist und wo man eigentlich glauben möchte, den erschüttert so schnell nichts. das ist, wie wir als Gesellschaft, was so soziologisch das ist, wo wir sagen, warum funktioniert unser Alltag eigentlich? Und da kommt immer wieder die Definition, nämlich dass wir uns, das wird auch das Gewaltparadoxon genannt, dass wir quasi von einer übergeordneten Gewalt, die ja in diesem Fall auch die Staatsgewalt und die Justiz sind, deshalb so gut durch den Alltag gehen können und Gewaltfreiheit von unserem Gegenüber erwarten können. Also das heißt, es braucht einen Konsens über eine übergeordnete, neutrale Macht, vor der alle Mitglieder einer Gesellschaft gleich sind. Das war früher natürlich Religion, heute ist das vor allem in individuellen Verarbeitungsstrategien begegnet wird. Nämlich die erste ist Entsicherung und Verunsicherung, soziale Desintegration und die Demokratieentleerung. Und darauf möchte ich noch kurz eingehen, wenn wir uns anschauen, was jetzt eigentlich das demokratische Versprechen ist, was verspricht uns Demokratie im Alltag? Das ist Aufstieg durch Leistung, Freiheit durch Demokratie, Gleichheit durch Rechtssicherheit und Wahrheit durch Wissenschaft. Und dieses Versprechen gerät in den letzten 20, 30 Jahren zunehmend unter Druck, unter anderem durch Vermögenskonzentration, zunehmend prekäre Beschäftigung. Dieser Aufstiegserfolg auch in der Alltagskultur wird auch sehr stark individualisiert. Das sehen wir immer wieder am Diskurs zu arbeitslosen Menschen in Österreich, wo immer wieder gesagt wird, die sind selber schuld und wer sich nur genug anstrengt, findet schon eine Arbeit. Das ist nur verkürzt eben hier mal ein Einblick, was eigentlich alles dazu geführt hat, zu dieser Demokratie und dieser Moderne in der Krise, wobei man darüber sicher auch noch einen ganz eigenen Vortrag halten könnte. Was hat das jetzt zur Folge? Nämlich eine Wahrnehmungslücke. Das heißt, die Menschen haben das Gefühl, ja, man von Einflusslosigkeit und auch vor allem in Bezug auf prekäre Beschäftigung beispielsweise in mangelnder Anerkennung. Also Menschen, die sich lange in prekärer Beschäftigung befinden, das weiß man auch zum Beispiel von Klaus Dörre aus in deutschen Studien, die haben das Gefühl in der Gesellschaft nicht als Teil, als wertvolles Mitglied der Gesellschaft gesehen zu werden. Und das führt dann zu Anerkennungsdefiziten, aber auch natürlich die Teilhabe insgesamt an der Gesellschaft sinkt. Und die Reaktionen sind dann vor allem im Hinblick auf autoritäre Einstellungen, Zukunftspessimismus, Konflikte um gruppenbasierte Macht, also auch das, was wir vorhin im Zitat gesehen haben, dieser Konflikt um Migrantinnen und Migranten, die jetzt in das Land kommen und wo man eine Hierarchie bedroht sieht, die man eigentlich als verfestigt wahrnimmt und infolgedessen etablierten Vorrechte. Also ich bin hier schon länger, ich habe hier mehr Rechte einfordert. Und darin steckt auch dieses Denken zwischen Volk gegen Elite und dieser kollektiven Wut. Und das hängt auch eng mit diesen Mechanismen zusammen, die ich gerade beschrieben habe. Nämlich in einer marktkonformen Demokratie, wie sie Angela Merkel zum Beispiel selbst bezeichnet hat, können demokratisch legitimierte Institutionen immer weniger Schutz bieten. Schutz vor sozialem Abstieg, Schutz vor Arbeitslosigkeit, Schutz vor langer chronischer Krankheit beispielsweise. Weil wir eben auch Marktlogiken folgen, wie wir es ja auch vorher schon im Journalismus zunehmend gehört haben oder eben auch auf Social Media, wo es nur noch darum geht, marktkonform zu handeln. Und die Folgen dessen sind eben, dass diese Zweifel an diesen demokratischen Vorgängen zum Teil auch empirisch belegt sind. Also in Deutschland gab es da eine Studie, die sich angeschaut hat, Responsivität, das bedeutet, für wen werden eigentlich Gesetze gemacht, von wem werden die Parteien gewählt und welche Schicht profitiert am meisten davon. welche Schicht profitiert am meisten davon. Und da ist herausgekommen, dass in den letzten 15 bis 20 Jahren die meisten Gesetze vor allem der mittleren Mittelschicht und der oberen Mittelschicht und der Oberschicht gedient haben und weniger der Basis, also der Arbeiterinnenschicht oder eben Menschen in prekärer Beschäftigung. Und das zeigt sich auch in Österreich, wie wir zum Beispiel beim SORA-Institut jedes Jahr erheben im Zuge des Demokratie-Monitors, wo wir sehen, dass sich nur noch, wenn wir jetzt die Gesellschaft in drei Drittelteilen ökonomisch betrachtet, dass sich da das untere Drittel so gut wie gar nicht mehr beteiligt. Das liegt zum Teil daran, dass sie gar nicht wählen dürfen, wie in Wien, aber es liegt auch vor allem daran, dass sie das Gefühl haben, ihre Stimme wird nicht gehört. Und die Reaktionen darauf können sein, Demokratiezweifel, Gefühle auch der Demokratievernachlässigung oder sogar der Missachtung durch Eliten, also dieses klassische Politikerinnen und Politiker hören mir gar nicht zu, denen ist Demokratie egal und ich glaube, dass das auch jetzt dann in den nächsten Wochen und Monaten nochmal ein großes Thema werden wird, auch wenn man sich vielleicht freuen möchte, manche, dass diese Regierung zerbricht, ob das wirklich dienlich ist für die Demokratie. Also diese Zweifel werden dadurch ja nur mehr bestätigt. Und das äußert sich eben zum anderen in einer sinkenden Wahlbeteiligung. gewaltbereit ist und er hat so ein Eskalationskontinuum, wie er das bezeichnet hat, gezeichnet und hat da so ein Stufenmodell entwickelt, wo eben am Anfang diese Einstellungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, also ich schließe Menschen aufgrund eines Merkmals aus und er beschreibt dann, dass das dann gut übergehen kann in diese autoritären nationalradikalen Milieus, wo eher AfD, aber auch die FPÖ und Pegida zuordnet, die dann umschlagen können in die systemfeindlichen Milieus, wo wir auch vor allem die Identitären, die er dort verortet. Und dann geht das eben immer weiter. Wir haben auch vorher schon über diesen schrecklichen Vorfall an einer Tankstelle in Deutschland gehört, über die neonazistischen Unterstützungsnetzwerke hin zu terroristischen Zellen. Also dieser Vorfall in Deutschland, finde ich, zeigt ganz gut, wie dieses Eskalationskontinuum auch eben wirken kann, ohne dass jetzt diese Person vielleicht persönlich eingebunden war in ein Netzwerk, aber auch durch diese Online-Radikalisierung oder diese permanente Bestätigung dieses Weltbildes kommt es eben zu einer Eskalation. Und jetzt habe ich leider übersehen, wie lange ich noch Zeit habe, ehrlich gesagt. Also ich würde sagen, es sind noch acht Minuten. Okay, danke. Okay, danke. Und wir haben jetzt eben vor allem in den letzten anderthalb Jahren viel über auch politische Kommunikation gesprochen in Österreich und ich glaube, wir haben viel darüber gelernt, wie man in einer Krise kommunizieren kann und da fand ich es auch sehr interessant, wie ja die österreichische Bundesregierung ganz lange als Paradebeispiel galt. Also meine Familie lebt in Bayern und wir haben uns dann immer ausgetauscht und dann war klar, das was bei uns gerade gilt, kommt in Deutschland, wahrscheinlich meistens erst in Bayern, drei Wochen später genauso. Und wie das abgenommen hat, auch das Vertrauen in die Regierung. Und hier hat Stefan Lessig, finde ich, eine sehr treffende Analyse gemacht zu diesem Thema, nämlich er hat beschrieben, wie in der Pandemie das Neosozial, wie er das nannte, sehr stark durchgekommen ist, vor allem in der politischen Kommunikation. Und er beschreibt das als eine Privatisierung der Sorge, vor allem in dem zweiten Lockdown, wo es dann hieß, wir sind alle selbst verantwortlich für die Gesundheit, jeder ist für seine eigene Gesundheit selber verantwortlich, dafür, dass er andere schützt oder sie. ein wesentliches Steuerungselement des Neoliberalismus sind, wie er das bezeichnet, nämlich, dass wir durch die Eigenverantwortung immer auch Sozialverantwortung auf uns übertragen und weg vom Staat und weg von staatlichen Institutionen. Und wer sich selbst und die Lebensführung dann am Markt ausrichtet, leistet einen wichtigen Beitrag zur, wie er das nennt, sozialmoralischen Integration des Gemeinwesens. Das bedeutet eben vor allem, wir schaffen das selbst durch Selbstkontrolle, durch Selbststeuerung. Ich glaube, das ist auch kultursoziologisch extrem spannend, wobei ich das heute nicht ausschöpfen möchte, von dieser ganzen Selbstoptimierungsmarkt, der auch schon den Alltag durchdringt mit Schrittzählern, mit Kalorienzählern, also allem was das angeht, das ordnet er auch dem zu. Aber im Zuge der Corona-Pandemie wurde eben auch nicht nur eben diese Selbstoptimierung in die Hände der Einzelnen gelegt, sondern auch wirklich das Schicksal der anderen und das ist denke ich schon nochmal eine andere Ebene der Kommunikation. Und das ist, denke ich, schon nochmal eine andere Ebene der Kommunikation. Und die Corona-Krise hat eben dieses individuelle Verhalten auf eine Achse von Leben und Sterben gestellt und damit hoch Also wir haben gesehen, dass insbesondere junge Menschen psychisch sehr stark belastet waren, dass viele Menschen unter den hohen Wohnkosten gelitten haben, die einhergehen mit einer Arbeitszeitverkürzung bzw. einer der Kurzarbeit. Und diese Probleme wurden dann nicht angegangen, weil man sagen kann, naja, ihr seid eh alle selber schuld, der Lockdown dauert halt jetzt so lang, weil ihr könnt euch nicht an die Ausgangsbeschränkungen halten und auch dieses die Krise für beendet erklären war, finde ich, ein gutes Beispiel dafür, wie individualisiert diese, ja, die Kommunikation hier war. Und damit komme ich dann eigentlich schon langsam zum Ende und fasse das noch einmal zusammen, auch anhand eines Schemas, das Klaus Dörr mit begründet hat. Und wenn wir uns jetzt anschauen, wenn eine Krise kommt und wir Staat überträgt die Verantwortung an mich, sei es Arbeitslosigkeit, sei es die psychische Gesundheit, wo es ja auch keine Gegenprogramme gab und was macht das jetzt? Und durch die Krise hat sich auch noch einmal gezeigt, dass dieses demokratische Leistungsversprechen ja sehr ad absurdum geführt wird. Man hätte sich auch in der Krise noch so sehr anstrengen können, einen Job suchen können. Es sind einfach viele Branchen nicht verfügbar gewesen, weil sie einfach geschlossen waren. Und das heißt, dieses demokratische Leistungsversprechen bleibt dann unerfüllt, was die soziale Desintegration fördern kann. Also man kann weniger am Leben teilhaben, vor allem dann auch weniger am Leben teilhaben nach dem Lockdown. Ich glaube, es haben dann viele erst wieder nach dem Lockdown gemerkt, wie teuer dieses ganze Leben eigentlich ist, wenn man wieder alles machen darf. Und das war natürlich noch fataler für Familien und für Menschen, die in der Pandemie finanzielle Einschränkungen hatten. Auch die Beteiligung an politischen Prozessen kann dann sinken, was zu dieser genannten Demokratieentleerung führt. Also zu diesen politischen bzw. demokratischen Prozessen von Wahlen finden weniger Gehör, finden weniger Anklang. Die Menschen haben das Gefühl, das bringt sowieso nichts, ihre Stimme abzugeben. Und auf dieser Basis entsteht ein luftleerer Raum, weil wir haben eben vorher auch gesehen bei den Themen, die die Menschen bei den Corona-Protesten beschäftigen, da wären durchaus Themen dabei, wo progressive Erzählungen anknüpfen können, die fehlen aber. Und dieser luftleere Raum wird dann eben gefüllt mit rechten Verschwörungserzählungen und eben dadurch finden die dort Boden. eben dadurch finden die dort Boden. Und jetzt kommen wir noch kurz darauf zurück, dass es natürlich ein sehr vereinfachtes Schema ist und dieser Boden auch vorher bereits genährt werden muss durch bestimmte Kriterien. Auch da gibt es Forschung aus Deutschland, zum Beispiel von Oliver Decker, die haben sich mit dieser Mitte-Studie schon lange mit autoritären Einstellungen beschäftigt mit autoritären Einstellungen beschäftigt und die haben ein paar Faktoren herausgefunden, auf denen der Boden Verschwörungserzählungen besonders gut fruchten, nämlich eine generelle Verschwörungsmentalität, also eine Zuwendung zu Aussagen wie ja, diese Corona-Pandemie wurde, ja, ist ja gewollt, dass wir besser kontrolliert werden. der Pandemie wurde, ja, ist ja gewollt, dass wir besser kontrolliert werden. Dann der Konventionalismus, also so eine generelle Haltung von, man muss immer alles nach alten Regeln machen und wie gewohnt ablaufen. Aber auch, und das ist, denke ich, das Große, was jetzt, ich glaube, das ist jetzt das Große, was die Lehre, die ich für mich auch mitgenommen habe, für Demokratieforschung, ist eben dieser fehlende Glaube an die Legitimation des Systems. Nämlich der Glaube an die Politik schafft sich selber diese Stellen, um sich es gut einzurichten und hat eigentlich gar keine Legitimation durch das Volk. Und das ist, denke ich, jetzt vor allem auch in der jetzigen Zeit nach gestern ein sehr wichtiger Punkt, mit dem man sich auseinandersetzen kann. Und als ich angefragt wurde, wurde ich auch darum gebeten, anzuschauen, was die politische Bildung tun kann. Und wir haben beim SORA-Institut jährlich eben, erheben wir den Demokratie-Monitor und ich darf daran mitwirken und die jungen Menschen und deren Einstellungen an Demokratie genau untersuchen. Ich hoffe, es ist halbwegs lesbar. Und wir haben da die jungen Menschen zwischen 16 und 26 immer gefragt, habt ihr eigentlich zu viel, zu wenig oder genau richtig in der Schule gewisse Dinge gelernt? Und ich denke, dass vor allem der obere Punkt, also wie man die Qualität von politischer Information in den Medien beurteilen kann, dass das sehr stark zugenommen hat und dass hier über die Hälfte der jungen Menschen sagt, sie lernen darüber nichts in der Schule und viel zu wenig. Das ist ein großes Alarmsignal. Ich glaube, Sie sind alle die größeren Expertinnen und Experten in der politischen Bildung, aber das, was wir immer daraus lernen, ist, dass es eine Stärkung der Medien- und Faktenkompetenz braucht. Also nicht nur eine, wie gehe ich mit Medien um, sondern wie kann ich einen Kommentar, was macht einen Kommentar zum Kommentar, was ist wirklich ein faktenbasierter Artikel, was ist eine Recherche. Also auch wirklich in dieser Detailform. Auch das Zweifeldiskutieren und Zulassen ist, denke ich, sehr wichtig, weil wir eben bei den Verschwörungstheorien sehen, dass sie auf Zweifeln beruhen, die ja tatsächlich eben legitim sind. Wir haben eben nochmal das Beispiel mit Google und Facebook und wie weit dieser Zweifel dann instrumentalisiert wird von rechten Gruppen, ist dann eben die Frage und was auch wichtig ist, demokratische Prozesse einzuüben. Demokratie ist etwas, was man auch lernen muss, was man auch weit über die Wahlen hinaus lernen muss und wir haben da immer jedes Jahr sehr interessante Ergebnisse im Hinblick darauf, dass die Jugendlichen sagen, sie finden das so spannend, wenn sie in der Schule erfahren dürfen zum Beispiel, dass sie da etwas wählen dürfen, dass sie mitbest vermitteln, ist denke ich auch wichtig, vor allem eben in Schulformen, wo die Jugendlichen vielleicht nicht automatisch eine sehr gute Zukunft vor sich haben, aber das waren so die Erkenntnisse eben aus dem Demokratiemonitor, die eben vielleicht damit ganz spannend sind und ganz am Schluss möchte ich noch kurz ein Zitat von Adorno schließen, nämlich Gewiss sei in jeder sogenannten Demokratie auf der Welt etwas derartiges, er bezieht sich auf Rechtsextremismus, in variierender Stärke zu beobachten, aber doch nur als Ausdruck dessen, dass dem Inhalt nach, dem gesellschaftlich-ökonomischen Inhalt nach, die Demokratie eben bis heute nirgends wirklich ganz und sicher sich konkretisiert hat, sondern formal geblieben ist. Das ist ein Appell, die Demokratie eben bis heute nirgends wirklich ganz und sicher sich konkretisiert hat, sondern formal geblieben ist. Das ist ein Appell, die Demokratie wirklich zu leben und sie einzufordern und sie auch einzuüben. Und das fand ich nochmal jetzt in der Recherche sehr spannend und bedanke mich jetzt für die Aufmerksamkeit, vor allem jetzt zu spät schon und freue mich auf die Diskussion.