Herzlich willkommen, sehr geehrte Damen und Herren im Hause Adalbert Stifters in Ilse-Eichinger, zu einem in vielerlei Hinsicht besonderen Abend. Wir freuen uns sehr, dass nach den schwierigen Jahren der Pandemie eine jener mehrfach vertagten Veranstaltungen nun endlich den gebührenden Rahmen finden kann, der schöne Anlass der Feier der Heimat-Bäcker-Preise, dieses Mal gewissermaßen als Triple-Preisverleihung. Dr. Thomas Eder wird für die Interessengemeinschaft Heimrat und Margret Bäcker sprechen, uns durch den Abend begleiten. Ein ganz herzliches Willkommen dir, lieber Thomas. Wir begrüßen sehr herzlich die Preisträgerinnen und Preisträger der Jahre 2020, 2021 und 2022, gewissermaßen in der Chronologie der Nominierung. Franziska Füchsel, Förderpreisträgerin 2020. Es gibt auch einen Preisträger, vermutlich werden Sie auf der Einladung nach ihm gesucht haben. Thomas Eder wird eventuell etwas dazu sagen. Wir begrüßen Lisa Spalt, Heimat-Bäcker-Preisträgerin 2021. Saskia Wachtsecher, Förderpreisträgerin 2021, Saskia Wachtsecher, Förderpreis 2021, Florian Huber, Preisträger des Neue-Texte-Essay-Preises 2021 und wir begrüßen Ulrich Schlotmann, Heimrat-Becker-Preis 2022, Carla Tscherder, die den Förderpreis dieses Jahres bekommt, ist leider krankheitsbedingt heute nicht hier. Für den Neue-Texte-Essay-Preis 2022 begrüßen wir Helmut Neuntlinger. Wie schön, dass Sie hier sind. Wir gratulieren sehr, sehr herzlich zu den Auszeichnungen. Applaus dieses Zeichen der Anerkennung der Preisträgerinnen und Preisträger, wie auch der Bedeutung von Literatur und dieses Hauses. Danke. Eine große Freude sind uns auch die anwesenden Laudatorinnen und Laudatoren. Ich nenne auch sie in der Chronologie sozusagen ihres Auftretens und derer, für die Sie sprechen werden. Caroline Scholzen, Evgenie Breiger, Brigitte Schwenz-Harrant, Christian Philips und Paul Pechmann. Sie werden von allen Beiträgen eben kurze Laudationes auf die Preisträgerinnen und Preisträger hören. Herzlich willkommen! Applaus Nun möchte ich den Beginn des Eigentlichen nicht unnötig verzögern, einen Abend des Feierns in Erinnerung an Heimrat Becker, seine literarische Arbeit und seine Großzügigkeit in der Stiftung der Preise, Auftrag und Gruß an die Literatur, an ein Weiterschreiben 19 Jahre nach seinem Tod. Ihnen allen einen ausgezeichneten Abend mit ausgezeichneter Literatur. Vielen Dank, sehr geehrte Direktorin, für diese Begrüßung. Sehr geehrte Damen und Herren, es ist mir heute wirklich eine besondere Freude, dass ich in dieser Runde sein darf und Sie auch begrüßen darf. Als junge Abgeordnete, wobei sich das junge, ich habe es heute schon erwähnt, auf meine Laufzeit der Funktion bezieht und nicht auf mein Alter, bin ich heute zum ersten Mal bei einer Literaturpreisverleihung dabei und möchte es natürlich nicht verabsäumen, dass ich jetzt herzliche Grüße auch unseres Landeshauptmann Thomas Stelzer ausrichten darf. Er wäre sehr gerne dabei, aber in Zeiten wie diesen, wo sehr viele Veranstaltungen nachgeholt werden, sehr viele Veranstaltungen stattfinden und auch sehr viele vorgereiht werden, müssten wir uns irgendwie klonen oder zerteilen, um überall zu sein. Und deswegen freut es mich, dass er mich gesandt hat und dass ich heute in dieser Runde sein darf. Und für mich als eigentlich gelernte Handwerkerin, die mit ihren Gedanken und mit ihren Händen besondere Kunstwerke, aber auch stofffertigen darf, ist es mir schon eine besondere Ehre, heute in einem Kreis von Autorinnen und Autoren zu sein, von Dichterinnen und Dichter, Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die auch mit ihren Gedanken und Händen immer wieder neue Werke erschaffen und sie dann verschriftlichen, um sie auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Schriftliche Kunstwerke, literaturische Kunstwerke, so würde ich sie bezeichnen. Und dieser Heimrath-Becker-Preis, der zeichnet ja Dichterinnen aus, deren Werke im Zusammenhang mit der Literatur zu sehen ist, wie Heimrat Becker sie in seiner neuen Edition, in seinen neuen Texten auch verlegt hat. Und nach einer langen Pause, ich habe es ja gerade gehört, es ist heute eine Triple Verleihung, wo es pandemiebedingt nicht möglich war, solche Vorbilder, Dichterinnen und Dichter vor den Vorhang zu holen. Freut mich, dass wir das heute wieder nachholen können und sie auch finanziell unterstützen können und vor den Vorhang zu holen, so wie es sie sich verdient haben und ganz im Sinne von Heimrat Becker. von Heimrat Becker. Ich darf mich bedanken, dass ich dabei sein darf, darf den Preisträgern jetzt schon alles Gute wünschen, herzlichen Glückwunsch dafür und wünsche uns alle gemeinsam noch einen sehr interessanten und unvergesslichen Abend. Vielen Dank. Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Petra Maria Dallinger, sehr verehrte Preisträgerinnen, liebe alle, ich erspare es mir und vielleicht auch Ihnen, Sie alle jetzt einzeln noch einmal zu begrüßen, wie ich es vorgehabt hätte. Willkommen, schön, dass ihr hier seid. Die Interessengemeinschaft Heimrath-Becker ist eben diese Institution, die den Heimrath-Becker-Preis in Kooperation mit der Stadt Linz, dem Land Oberösterreich und dem Kunstministerium seit mittlerweile 19, 20 Jahren vergibt. Es werden heute die 18., 19. und 20. Preise ausgezeichnet und übergeben. Die meisten der Ausgezeichneten sind anwesend. Henrik Jackson, der ESSE-Preisträger 2020, hat es aus äußeren Gründen heute nicht geschafft. Richard Obermeier vielleicht aus Inneren, er hat sich dem Literaturbetrieb insofern entsagt, als er nur mehr seiner Arbeit sich zuwendet und ausschließlich seine Bücher schreibt und publiziert. Das ist eine Entscheidung, die wir natürlich respektieren und zu respektieren haben. für das Jahr 2021 teilgenommen hat und die Auszeichnungen mit Franz Josef Cernin und mir, die wir die Jury ansonsten ausmachen, ausgesucht und ausgewählt hat. Der Heimatbeckerpreis ist vielleicht aus zwei Gründen ein außergewöhnliches Signal für die Literaturförderung. Zum einen durch die Großzügigkeit des Preisspenders, es ist erwähnt worden, und das hat auch damit zu tun, dass diese Lebensführung, die ihr Margret und Heimrath Becker ein Leben lang gewählt und geführt haben, nämlich alles das, was sie tun und machen konnten für die Literatur zu tun, für die Förderung der Literatur zu tun, dass sich das auch dann gezeigt hat, als der Vorlass Heimrath Beckers an die Nationalbibliothek verkauft wurde, an das Literaturarchiv, dass er nicht mit dem Preisgeld sich einen Wunsch erfüllt hat, den er vielleicht lange gehabt hätte, sondern das auf eine Weise an die Autorinnen und Autoren zurückgeben wollte und auch zurückgegeben hat durch die Initierung dieses Heimatbäckerpreises, der als Förderpreis und als Hauptpreis jährlich vergeben wird. Im Jahr 2016 ist dann auch noch der neue Texte-Essay-Preis hinzugekommen. Das ist der eine Grund. Der andere Grund ist, dass vielleicht dieser Preis der einzige Preis ist, es ist immer schwierig hier Singularitäten auszumachen, der mit so einer Entschiedenheit für eine Literatur auch vergeben wird, die mit dem zusammenhängt, was Heimatbecker in seiner Edition Neue Texte und Zeitschrift Neue Texte verlegt hat, aber auch, und wir sprechen da häufig auch darüber, eine Literatur als Kunst vielleicht eine relevante Literatur auszeichnet. Die Bezeichnungen und die Epitheter für das Zeitgenössische sind oft provisorisch, fehlen und müssen erst im Laufe der Zeit sich etablieren und erarbeitet werden und ich bin selbst schon neugierig darauf, wenn ich es denn erleben werde können, wie denn diese Literatur der letzten 20 Jahre einmal im Rückblick bezeichnet werden wird. Diese Herausforderungen der Klassifizierung an relevante Literatur werden ja auch im Laufe der Zeit, wie ich meine, nicht geringer. Mit fortschreitenden Jahren vergeht auch literaturgeschichtlich Zeit und es genügt oder reicht oder hat eben einfach nicht damit das Auslangen, hier bestimmte Stile und Formen fortzuschreiben und diese auszuzeichnen, sondern es geht um eine umfassendere Betrachtung. Denn, und das ist jetzt ein Paradox, das ich kurz formulieren möchte, Literatur als Kunst bleibt sich im Grunde immer gleich und Literatur als Kunst ändert sich im Grunde immer. Und in dieser Spannung gilt es, das Paradox zu überkommen, auszuhalten, auch und gerade, wenn man, wie es vernünftig scheint, annimmt, dass eben auch literaturgeschichtlich und in der Einschätzung Zeit vergeht und sich die Dinge ändern und immer Neues literarisch relevant sein wird, wobei die Kategorie des Neuen natürlich auch eine weiter zu hinterfragende ist. Die Preistrage in den letzten Jahren lassen, so finde ich, das ist eine glückliche Fügung, vielleicht ist auch ein gelenkter Zufall hier im Spiel, das ist eine glückliche Fügung, vielleicht ist auch ein gelenkter Zufall hier im Spiel, für mich zwei Richtungen erkennen. Einerseits die Fortführung des Dichtens im Sinne von Gedichten, einem emphatischen Begriff von Gedicht. Hier haben die letzten 20 Jahre eine unerwartete, eigentümliche Wendung im Feld der Literatur gezeitigt, die mich und wohl auch Heimrat Becker, wenn ich das so sagen darf, überrascht hat und zugleich begeistert hat und hätte, im Fall Heimrats. Gedichte sind als Kunstform zurück. Das Gedicht erfährt eine Wiederbelebung abseits von neuer Innerlichkeit und dem intimen Ausdruckswillen oder Ausdruckswollen der Verfassenden. oder Ausdruckswollen der Verfassenden. Gedichte jetzt sind wieder die Gattung, wo sich die, nun wie sage ich es, einigermaßen unverfänglich, wo sich die inspirierten und vielleicht zugleich erkenntnisgetriebenen und erkenntnistreibenden Autorinnen und Autoren zusammenfinden und versammeln. Abseits der Serienproduktion des Plot-Handelns ist das Gedicht zur Form des Austauschs und des Gesprächs über die Möglichkeiten von Literatur insgesamt geworden. Der Übergang von sinnlichem Erleben zu formaler Gestaltung beim Schreiben, beim Lesen dann in die Gegenrichtung zu denken, das ist nicht nur das Zentrum von Ästhetiken, sondern wird zunehmend auch als Muster, Experiment und Probe der Möglichkeiten des sogenannten poetischen Denkens erfahrbar, befassbar und beforschbar. Die Gedichte, die Texte von Kala Cserda und Saskia Watzicher sind für mich solche exemplifizierende Proben im besten Sinn. Auf der anderen Seite zeigt sich, wie ich meine, eine verstärkte Arbeit im Feld der Prosa als Kunstform. Diese Prosa erzeugt Dichte nicht allein durch Formen, sondern durch die permanente Rekursion des prosaischen Textprinzip als einem solchen. Sie steht in ihrer Dichte dem lyrischen Gedicht, verzeihen Sie den Pleonasmus, in nichts nach. Es geht um ein nach der Form, könnte man diese Richtung der neuen Poesie emphatisch pointiert charakterisieren, wie es den Gedichten vielleicht um ein in der Form geht. Ulrich Schlotmann, Lisa Spalt, Richard Obermeier, Franziska Füchsel, all das sind Schreibende, für die diese Prosa-Charakterisierung, wie ich meine, besonders zutrifft. Prosa kann sich in Pendelschlägen zwischen den Polen Formanalyse und Sozialkritik, zwischen Sprachanalyse und Pragmatismus, zwischen ästhetischer Grenzverschiebung und politischer Intervention durch Kunst bewegen. Und damit ist auch ein für Heimat Becker zentraler Beitrag zur Kunst und Literatur benannt und fortgesetzt. Der heutige Abend wird so verlaufen. Wir beginnen mit der Verleihung des Förderpreises 2020, setzen mit der Verleihung des Förderpreises und des Bäckerpreises 2021 fort. Dann gibt es eine kurze Pause, wie erwähnt. Nach der Pause sprechen die Essay-Preisträger Helmut Neundlinger und Florian Huber über ihre essayistische Arbeit miteinander und dann werden noch der Förderpreis und der Bäckerpreis 2022 verliehen. Ein dichtes Programm der Worte viele. Die Preistragenden werden gelobt von den Laudatorinnen. Es beginnt die Literaturwissenschaftlerin Caroline Scholzen. Der Dichter, Übersetzer und Herausgeber Evgeny Breiger setzt fort, nach den Lesungen jeweils. Die Literaturkritikerin Brigitte Schwenz-Harath wird zu Lisa Spalt sprechen. Nach der Pause dann eben der Dichter, Essayist und Übersetzer Christian Philips, auch der Förderpreisträger aus dem Jahr 2012 ist er, zu Carla Tscherda in Abwesenheit und der Germanist und Verleger Paul Pechmann zu Ulrich Schlotmann, gefolgt vom jeweiligen Kern ihrer Worte, die sie über andere sprechen, nämlich von den Lesungen der Preistragenden. Ich wünsche uns und Ihnen einen schönen Abend mit Dichtung und Prosa. Ich gratuliere allen Preistragenden schon jetzt im Namen der Jury, der Franz Josef Cernin und ich angehören, sowie der jeweils ausgezeichnete des Vorjahres, das ist eben Richard Obermeier für das Jahr 2021, das ist Michael Donhauser für das Jahr 2020 und das ist Lisa Spalt für das Jahr 2022. Und im nächsten Jahr hoffen wir, Ulrich Schlotzmann für diese Jury gewinnen zu können. können. Ja, Glück auf, sagen die Bergleute und meinen damit, dass ich vielleicht eine schöne Ader, eine unerwartete Ader im Bergwerk auftun möge. Poesie auf, vielleicht könnte man hier abwandeln ohne sonstige Konnotationen und ich darf nun Caroline Scholzen um die Laudatio auf Franziska Füchsel bitten und uns einen schönen Abend wünschen. Applaus Applaus Guten Abend. Versuch einmal, mit dem Öhr in der Stoffscheide zu bleiben. Versuch einmal, mit dem Faden dieses Schlupfloch zu halten. Als angesprochene Leserin ahnt man sofort, dass diese Aufforderung, die sich am Anfang von Franziska Füchsels Debütband Rätsel in großer Schrift findet, eine Überforderung darstellt. Denn hat man nicht gerade erst mit dem Lesen des Satzes den Faden durchs Schlupfloch gezogen? Hat man nicht im Moment begonnen, die Textilie Text zu weben? Hat man nicht erst vor ein paar Sekunden sein flitzendes Augenschifflein durch die Kettfäden des Verstandes geschubst? Wie soll das nun wieder zurück? Wie verkehrt herum durch die Löcher des Schusses schlüpfen? Und sind diese Löcher überhaupt noch offen? Füchsels Text nickt uns hier beschwichtigend zu, spricht uns mit einem Satz aus Deridas' Bleibe-Athen uns zu. Wir werden im aufgeklaubten Wir aufgelesen und hören beruhigt, dass es eine Frist gibt, dass der Faden eh noch ausgefranst am Öhrrahmen stochert. Puh, nu, aber wie ist und war das möglich? Wir starren noch einmal den Satz an, suchen das Schlupfloch, suchen uns darin. Wie kamen wir? Und wie kamen wir, verflixt und eben nicht zugenäht, nicht in, aber an den Text? Hat sich das wiederholte, wieder geholte? Versuch einmal. Womöglich genau in dem Augenblick in unser Ohr geschlängelt, in welchem es im Auge war? Laut eigener, aber nicht lauter, nicht groß geschriebene Aussage ist das Ich aus Rätsel in großer Schrift in jedem Fall ein Schlingel. Dreist in Borgen und Biegen begriffen, schlängelt es sich wie eine Eidechse durch einen dichten Haag und sammelt Evidesa für eine Einstimmung. So ist der geschickten Diebin das Wort Nu aus Derrida's Text ganz öhr, denn Dichtung, so heißt es später, geschieht über Einstimmung. Sie überrascht uns in der Einschicht, klopft uns aus unserem Unterschlupf. Nun, nun! Wie aus der Luft gegriffen, sagt sie sie und sagt sie sie, singt und sickert in die Ohren, die Offenen, die Öre. Am Ende eines frühen Texts von Füchsel will das Ich sogar nicht nur eine kleine Eidechse werden, sondern auch alle etymologischen Lumpen ausbuddeln, bürsten und kehren. Igidasa, Ividisa, Hagedisse, Adexe, Edex. Ichdex, Hagedisse sind ihm auf ihre Herkunft ungeklärte Zaubersprüche, die es schreiben will. Und was geschrieben ist, hören Füchsels, Hagedissen, Eidexen und Ichdes. Sprache ist und bleibt ihnen unsere Mund betreffende Arbeit. Eine Arbeit, die jeden Tag verrichtet werden muss. Tagwahn. Kann demnach Versuch einmal, Versuch einmal als ein Zauberspruch gelesen werden, der von einem Ich für ein Du geschrieben wurde, für dessen Auge und Ohr? Ob schon in Füchses gleichnamigen Prosa-Band Tagwann auch ein Gruß sein kann, der in einem Ahnenhag zwischen einer alten Frau und einem erzählenden Ich ausgetauscht wird, führt diese Beziehung nicht zauberhaft unmittelbar zu einem Wir. Die unseren Mund betreffende Arbeit ist für Füchsel nicht gleichzusetzen mit einem vermeintlich unproblematischen Austausch von Gedanken, sondern betrifft zuallererst den sprechenden, schweigenden, nicht singenden, aber oft summenden Mund. Hatte schon Kafka die naive Annahme eines sprachlichen Gedankenaustauschs karnevalisiert, indem er Gedanken als feine Herren mit Lackschuhen, englischen Halsbinden und glänzenden Köpfen aus dem Mund des einen zum anderen tänzeln lässt, die an diesem zwickend und beißend hinaufklettern und sich ihm mühselig in die Ohren stopfen, so wird bei Füchsel das, was aus dem Mund kommt, gleich als Kriech, Wichtel und Zellpreller bezeichnet, die einem unter die Haut ziehen. Und wenn es bei Kafka das Unredliche ist, was sich da in die Ohren eines Schamhaften stopft, so entstehen die Körperwichtel auch in Füchsels Werk aus dem, was landläufig kein Gegenstand der Rede sein darf. Aus Hudlern, Hadern, welchem Sprechen. Füchsels Erzählinstanzen finden sich in dieser unredlichen Landläufigkeit als das wohl erdenklichste der Erde wieder. Sie laufen über brachliegende Äcker, werfen sich in Hudelhaufen und glauben Fetzenetzen wie Flechten im Glauben an gesetzlosere Reden, Reben auf. Denn, Zitat, dort geschehen die fürchterlichsten Dinge und dort geschehen die unheimlichsten Dinge, die unerhörtesten und dort ereignet sich das Leben und sogar die gemeine Liebe, die größere Wohltat. Die Rede in Rätsel in großer Schrift und Tagwahn bleibt nicht schamhaft im Haus hocken und auch nicht scheu im bestellten Feld eingeflockt. Sie widersetzt sich einer Schrift, die sie zudeckt, unter ein Dach zwingt und mittels einer vermeintlich festen, versteinerten semantischen Bedeutung beschildert. Aber wie macht sie das? Wie ist dieser Widerstand möglich? Zum einen ist die Rede in beiden Werken durch eine poetologische Textilmetaphorik gekennzeichnet, die Rede in beiden Werken durch eine poetologische Textilmetaphorik gekennzeichnet, die ihrerseits Erika Greber zufolge Spuren jenes mythopoetischen Stadiums der Dichtung und Dichtungstheorie konserviert, in dem mit den Bezeichnungen handwerklicher Tätigkeiten eine erste Metabegrifflichkeit geschaffen wurde. Textile, Knoten und Schnüre bilden das älteste bekannte semiotische System. In Füchses Werk wird darüber hinaus diese mythopoetische Textilmetaphorik selbst eingeflochten, wird selbst Realien des Wortflechtens. Beispielsweise bestimmen Wortkreuzungen Rätsel in großer Schrift auf semantischer und struktureller Ebene gleichzeitig, sodass mittels der Wörter Kreuzwort, Kreuzung, Fadenkreuz, Kreuz und Kreuzwort Rätsel von einer poetologischen Doppelkreuzung gesprochen werden kann. In Tagwahn ist es dann ein Seil, welches dem erzählenden Ich hilft, vom eingehämmerten, versteinerten Sprachdrill einer weiblichen Scheu loszukommen. Bemerkt das Ich zwar schon früh, dass nur ihr im Windspiel um sie herum flatterndes Gewand die weiblichen, im Acker eingeflockten, einbeinigen Scheuchen auf ihr Umland mahnt, so muss es anfänglich immer wieder aufpassen, nicht von einem umhergeschleuderten Stein der alten Vogelscheuchensprache getroffen zu werden. Das hält es jedoch nicht davon ab, danach zu fragen, ob nicht ein Stein durch langes Verweilen in der Erde das Zeug zum Seil habe. Obwohl ihm die Sprache eines Feldsparts, auf den es trifft oder eher tritt, unverständlich ist, gräbt es diesem auf seine Bitte hin ein Loch. Es hilft ihm damit vielleicht einmal nicht Stein, sondern Flechte oder Seil, in jedem Fall Teil des Durcheinanders von allem, das sich Erde nennt, allem Erdenklichen werden zu können. Da die mythopoetische Ungeschienenheit von Meta- und Objektbereich eines wortflechtenden Sprachdenkens nur postmythisch durch den Begriff der Kombinatorik, das Zerstören und Wiederzusammenstellen von Stoffen erfasst werden kann, wendet Füchsel die mit der skripturalen Orientierung der römischen Kultur einhergehende Verdopplung der Textilmetaphorik auf den Text und seinen Schreibuntergrund an, um die Polylogik des Textflechtens gegen die zweistellige binäre Logik alles Kombinatorischen abzusichern. Wenn schon Plinius in seiner Historia Naturalis Papyrus aufgrund seines gewebten Charakters Textitur nannte und Papier im alten Rom nicht nur aus Papyrus, sondern auch aus textilen Lumpen hergestellt wurde, dann wird in und durch Füchsels Wortflechtkunst neben einer bloßen Textilmetaphorik auch die handwerkliche Tätigkeit der Papier- und Textherstellung aktualisiert. So spielt das Ich in Füchsels 2008 erschienenen Text Actes und E beispielsweise auf die Lumpe Papier und den Prozess der Buchherstellung an, wenn es ein Buch zum Auslüften über die Stuhllehne hängt, es sogar als Hut verwendet oder sich schon mit einem Satzspiegel für ein geplantes Buch sehr weit fühlt. Für das Ich sind Bücher Volumen im Raum, Acker und Beete, zwischen denen man umherschweifen und umherspringen kann. In Tagwan allerdings ist dieses Umherschweifen von Beginn an gefährdet, da die Abfallverwendung von Lumpen, die Walter Benjamin für die literarische Montage vorschlägt, hier vor allem und im Besonderen sprachlich ausgeübt wird. Es werden von der gegenwärtigen Sprache abgefallene Wörter wieder aufgeklaubt, ohne dabei an eine einfache und passende Kombinatorik für die ausrangierten Lesesteine zu glauben. Das unter den einbeinigen Vogelscheuchen arbeitende zweibeinige Ich stellt keine Vergleiche für die aufgeklaubten Steine an, sondern wird im Glauben, ohne Glauben, vielmehr auf seinen Körper verwiesen. wird im Glauben, ohne Glauben, vielmehr auf seinen Körper verwiesen. Stach die eine hoch und präsentierte gut gelaunt einen eben aufgeklaupten Stein. Sieht aus wie ein Ei und stimmten die anderen Scheuchen anfeuernd ein. Stierte ich auf den Stein und spürte willkürlich, ich habe einen Körper und der ist weich, die Haut fein und auf ihr gedeihen Härchen. Das Ich entdeckt seinen Körper als Acker auf dem Härchensprießen, die als flachsende Gespinste die Haut für die sinnliche Wahrnehmung der Welt öffnen. Es wundert sich, warum alle Scheuchen ihr Haar unter dem Tuch tragen und kann oft nur schwer zwischen Haut und Stoff unterscheiden. Nach dem Wahn des undifferenzierten Übereinanderschwingens von Textilie und Körper sowie Puppe und Mensch erkennt das Ich im Wachzustand, dass ein geflicktes Gewand wie ein aufgeschlagenes Buch immer von seinem vom ständigen Gebück verletzten Körper sprechen wird. auf die gerade exzellente Frauen Exzellenza gestellt werden, kann der nun in personaler Perspektive auftretenden Wachen und Wachenden kein Volumen im Raum mehr sein, in dem man frei und unverletzt umherschweifen kann. Es wird ihr vielmehr ein stilles Volumen, dem sie nicht nur die Fäden durchschneidet, sondern auch den Rücken und Einband samt Vorsatzblatt vom Block löst. Im Abfall der Geschichte geht der Blick auf den und vor allem aus dem gebückten Frauenkörper in Tagwahn jedoch noch weiter. Nicht nur das Buch wird aufgelöst, sondern auch der semiotische uralte Meta-Bereich des Dichtens. Im Gegensatz dazu stehen diejenigen Tätigkeiten im Vordergrund, durch die überhaupt von Dichten, Flächen und Weben, von Text in Haus, Feld und Wald gesprochen werden kann. Eine Gemenge von Händen streift immer wieder durch den Text, verrichtet Tagwahn, welches in Tagwahn übrigens nicht nur aus Buchstaben besteht. Also man findet auch noch andere Tagwahn in Tagwahn. Ganz kleine Dinge. Es lohnt sich, da reinzuschauen. Die Hände klopfen Boden eben, planieren Gelände, füllen Gruben. Als sich bei peichendem Regen Weg und Acker ineinander übergeben und das Ich in diesem undifferenzierten Gatsch unterzugehen droht, setzen die Hände Stecklinge in die Erde, biegen deren frische Zweige zur Erde nieder und verflechten sie untereinander zu einem richtungslosen Dickicht. Zitat Mit Gewand und Reisekenden bleibt sie inmitten dieses Zanks hängen, wird überweilt, hunderte Jahre lang. Füchsels Tagwann-Ich wacht jedoch unter dem Gebück seiner gebeugten Scheuchenschwestern auf, versucht sich immer wieder in ihrem staubigen und verwachsenen Wuchs umzublicken und vermag, sich langsam aufzurichten, sich zu bewegen. Das aufgewachte Ich blinzelt im und wieder das Gebück und erkennt über und um sich herum die gewaltsame Geschichte seines Körpers. winzelt im und wider das Gebück und erkennt über und um sich herum die gewaltsame Geschichte seines Körpers. Verschrobene Nester, vielgliedig geknickte, spitz zulaufende Äste und Zweige verwirren und zerstieben jeden Blick. Hier bleibt kein Baum neben dem anderen, hier erstreckt sich kein Wald. Selbst was als Stamm einmal begonnen hat, findet sich gewaltsam gebrochen und angewinkelt weiter wachsen. Vom letzten Aufbegehren einer Wurzel hält kein Stamm sich lange. Ich folge einem bis zum ersten Hieb, biege mich mit ihm und jeden neuen Trieb renkt man auch mir aus und zwingt ihn zu verwachsen in die nächstgelegene Schlaufe. Dieser geschundene Wuchs, der einen Moment lang aus dem Gewinde tritt und mein Körper, der dessen eingewachsene Gesten zur Begrüßung erwidert, erkennen sich. Zwei verwegene Ebenbilder einer verstellten Erinnerung. Wie lässt sich in diesem erstarrten Zank leben? Wie ein stilles Volumen und ein Gehweg inmitten eines Wuchs finden, der darauf ausgerichtet ist, dass dem ersten Augenschein nach sich kein Einlass abzeichne? Wie Kinder in einer Sandgrube den halb zerstörten, halb stehen gebliebenen Stillstand unmöglich zu formen, bei zu zaghaft hochgezogenen Förmchen still betrachten, bevor ihre Hände alles wieder zerstören, muss laut der personalen Entstehungsinstanz des letzten Tagwann den Tagwann, dem erstarrten, gebückten Zustand mit einem stillen Starren begegnet werden. In diesem findet sich da nicht nur ein Still, welches in zu bestaunender Schönheit festhält, wie die distanzierten Dinge in Berührung kommen, sondern auch eine Stadt. Sie entsteht, Zitat, wo jemand anhält und zur Seite tritt, schaut, sich selbst überrascht. Dort schert jemand aus und schlüpft in die Stadt. Eine, die in diesem Moment geblieben ist, um sich nicht in ihm einzurichten, sondern in ihm aufzuhalten, ist die Figur der Lumpensammlerin. nicht in ihm einzurichten, sondern in ihm aufzuhalten, ist die Figur der Lumpensammlerin. Sie ist am nachlässigsten in der Bahn zu erreichen und man kann sogar durch sie hindurchgehen, da Stadt und Stadt sich nicht überlagern. Für die Lumpensammlerin und die mit ihr in der Stadt lebenden Bucklingen, Männern und Fraulein, bei Füchsel heißen sie Gassenstädter, gibt es nur Gassenfluchten. In ihnen müssen auch sie sich vor bedrohlichen Fäusten knicken und biegen, müssen auch sie flüchten, die Stadt ist nicht ungefährlich, aber die Dinge sind in ihr beweglich. So kann die in die Stadt von der Lumpensammlerin eingeladene Einbeinige beispielsweise mit ihrem Bein einen Baustellenzaun öffnen oder ein ganzer Platz das Spiel unter den Kindern spielen. Dabei beugen und schlingeln sich die Kinder mit den Rändern der Dinge und verflechten sich mit ihnen. Voraussetzung dabei ist immer, dass sich der Blick der Lumpensammlerin nicht ins Loch fädelt, dass ein, wenn auch kindlicher Wunsch, nicht ausgesprochen wird. Voraussetzung für die Stadt, in der es immer zu stehen, sitzen, liegen und gehen geht, im Sitzen, im Stehen, immer, bleibt das Starren von Löchern als die Masche des Blicks der Lumpensammlerin und des Lumpensammelns. Ist die Lumpensammlerin einmal schier in ihre Schlupflöcher gefädelt, zieht ihre Singstimme ohne Stimmbänder ihre innigste Person sie wieder ins Öhr und vor den erhobenen Zungenbuckel zurück. In der Lumpensammlerin, ebenso wie in Füchsles Papierlumpe, bildet sich so ohne Verkleidung, also auch ohne das, was sich in die Hand nehmen ließe, besticken, beflecken, verschleißen, ein stilles Volumen aus. In diesem Form mag ein Wir aus Gassenstädtern, Kindern, Eidechsen und Vagabunden in eine Arbeit zu verrichten, die im Gegensatz zur babylonischen Einheitshöhe das lebendige Treiben der Weite des Dorfplatzes sucht. Das im letzten Tagwahn beschriebene Wir lebt in einem lumpenhaften Pupillenloch unter der Obhut der Ohren. Es braucht keinen direkten Blickwechsel, um sich zeichnen oder lesen zu können, wenn laut Füchsel sogar der Turm zu Babel ein Gemälde ist, das zu hören wäre. Die Gassenstädter stützen sich auf dem Platz, wie die gekrümmten im Gebück, in scheinbar zufälliger Verschlingung gegenseitig. Sie tun dies mittels ihrer Bewegungen und ihrer Haare, mit denen sie sich sogar streicheln können. Mit dem Blick der Lumpensammlerin, der am Ende von Tagwann in zufälliger und nachlässiger Nähe einer Lesenden nicht auf Schiene ist, sondern vielmehr ins Fleicht der Seite zwischen die Zeilen gleitet, starren auch wir, lesend vom zufälligen Wir, weiterhin auf das uns zugesummte Versuch einmal, Versuch einmal, als Rätsel in großer Schrift innerhalb unserer vorgedachten Linien. Oder schauen wir gar längst in einen Narrenkastel? Das wäre gut, da Füchses Literatur, die sich als schelmisch bezeichnet, das Narrenkastel als einzigen Zustand ausweist, der eine Schlaufe in die Luft schlägt, ein Schlupfloch zum Einfädeln in einen kaum haltbaren Zustand bietet. Und wir erinnern uns, dass man, während man ins Narrenkastel starrt, überraschenderweise auf einen Zuspruch, einen leise, gesunden Duschspruch zu antworten vermag. auf einen Zuspruch, einen leise gesunden Du-Spruch zu antworten vermag. Eine wichtige Botschaft von Füchsles Werk ist, dass wir im Narrenkastel nicht geistesabwesend sind, dass wir uns kaum haltbar halten. In Füchsles Literatur sind die Dus sehr gut versteckt. Im Namen von uns danke ich ihr und ihrer hoffentlich zukünftig noch größer, noch rätselhafter werdenden Schrift für diese uns fristende Städte. Ich danke ihr für das von ihrem Werk offengehaltene Öhr ins Versteck, vor dem uns unter versteinertes Schemata immer wieder gewaltsam beugenden Verstand. Es sei ihr von Herzen gratuliert zum Heimrat Becker Förderpreis 2020 und vor allem zu ihrem beeindruckenden Mut, mit Literatur etwas auszuhecken, Maschen zu schlagen über die in die Jahre gekommene Sprache. Hallo. Das kann man verschieben. Es freut mich sehr, dass ich jetzt kurz die Zeit zurückdrehen darf, auf 2020 stellen darf und mich mit dieser Lesung für diesen Preis bedanken kann. Preis bedanken kann. Und ich möchte anfangen mit circa drei Gedichte von Heimrath Becker, von dem ich mich sehr gern fördern lasse, also vor allem auch im Hinblick auf seine war mit Dichterinnen und Dichtern. Also ein Gedicht, das ich gefunden habe, das sehr prosaisch ausschaut, ist dieses hier jetzt. Es war für ihn schon immer ziemlich schwierig, die Rudimente seines Gehirns in Gang zu setzen. seines Gehirns in Gang zu setzen. Als er aber in die Lage kam, in die ihn andere gebracht haben, eine Tätigkeit auszuüben, die mit viel Blut, Schweigen und Wehklagen zu tun hatte, Blut und Wehklagen vieler Menschen, da war es auch mit der rudimentären Möglichkeit vorbei, noch einen Gedanken zu fassen. Man kann nicht sagen, dass er fassungslos gewesen wäre, denn dazu hätte es des Begreifens bedurft. Er war nicht fassungslos, denn er begriff nicht, und es war auch nichts zu begreifen, außer diese drei Sätze, die vom Entsetzen handeln, die er aber nicht lesen würde. Was mir hier so ins Auge gesprungen ist und warum mir wichtig war, das jetzt zu lesen, ist das Wort des Rudiments und was das für ein Rudi in diesem Rudiment ist. ein Rudi in diesem Rudiment ist, ist es etwas Unbearbeitetes, ein Überbleibsel, vor dem man auch Angst haben muss, dass es wieder aktiv werden kann oder eben das Unzusammenhängende, das glaube ich mit dem Denken oder das Denken, dem Denken vorauseilt immer und zwar gleichzeitig. Und diese Rudimente, die vielleicht in diesem Gedicht auch nicht in diesen zwei Stellen die gleichen sind, denke ich, findet man in seinen Dialektgedichten immer wieder. eine Möglichkeit, also eine Gefahr eines Überbleibsels. Afur Blermön, Afur Heu, Afur Deode, Afur Strahl, ein Gedicht, in dem ich diese Rudimente sehe. Es hat auch diesen sehr seltsamen oder auffälligen Titel. Das Gedicht heißt Stelzhammer. Ein anderes Gedicht, auch ein Dialektgedicht, das ich jetzt noch lesen möchte, ist ein Gedicht, das weniger offensichtlich diese Rudimente beinhaltet. Das Gedicht heißt Landler. Blim bin i, wo i bi, war i blim bi, wo i bi. Wo i bi, bin i blim i. Blim bin i, wo i bi. Auf diesen Fund dieses Landlers, der eigentlich einen Tanz mit Schrift, mit einem Gedicht verbindet, mit dem Rezitieren sozusagen, habe ich unverhofft etwas zu erwidern. habe ich unverhofft etwas zu erwidern, ein zufälliger Wechselgesang, ein sehr kurzer aus meinem Versuch mit Dialekt zu arbeiten, literarisch zu arbeiten. Es ist Teil eines längeren Gedichts, das heißt Nir net a Lirl und der Zusammenhang hat mich sehr überrascht. Was für a Lirl, was, was für a Kie, wie des I, des I, I, wie des hinige vor einer Nacht, I, wie bliem, wie I mir bliem, wie I mir miertieben, bin ich geblieben, bin ich gemüht worden, bin ich das Kiel. Dein, dir, hör ich zu, hör die Song, halt zusammen, ein Nachtal nicht mehr, noch, noch, noch, noch, noch, noch, eine Nacht, eine Nacht, bald sind wir gestorben, als wären wir nie mehr da gewesen. Halt nicht zusammen, wir, ein Neuchterl nicht noch, es heult an, es wird heil, es heult mein Lied an, heult mein Lied heil. Halt, mein Lill, heil. Läu me gegen den finstern Rand, wo die Faschner sie angesoffen haben, liegen meine Augen zusammengestaucht und arm. Für die Nacht, du, na, du, nu, nu, nachher, na, netter, nu. Für die, die eine Nacht, du, die, na, du, nu, nachher, na, netter, nu, nu, neid, nu, net, a, neid, netter, nu. Und dieser jetzigen Besch Frage nach dem Dialekt, nach der Dichtung im Dialekt, ist eine große Ungereimtheit, die ich empfinde, wenn ich Dialektdichtung lese, die in gewisser Hinsicht beschreibungsfaul ist. Und oftmals sind es Beispiele einer Naturlyrik zum Beispiel. Weil meine Erfahrung ist mit Dialekt in der Dichtung, dass es sehr befremdlich ist. Es ist immer befremdlich zu versuchen, Dialekt aufzuschreiben und dann ihn vortragen zu wollen, ihn wieder in die Stimme bringen zu wollen. Und das ist etwas sehr Schönes, etwas das mich beruhigt, das mich auch ein Stück weit befreit und mich auf andere Sprachen bringt. Hier versuche ich das schon mehr hier nicht, weil es eben ein Schritt davor war. Oma Manschgal, ich hab dich zu verbinden gehabt, zu fertig machen fürs Innerlegen. Zu überlegen war auf einmal keine Zeit mehr. Du warst ganz klar ein Predelgröß, bist da gelingt vor mir am Tisch und weißt es sind von Ärzten. Ich habe eine neue Faschung umgebunden, halt so, wie man es deinen Töchtern angeschafft hat. Am Anfang haben wir noch geredet, du hast mir vom Sterben erzählt und ich habe nicht angelegt davon. Du hast gemeint, dass es bald so weit ist, dass dein ganzes Vermögen fertig ausgestorben sein wird, dass nicht eine Zeitfrage ist, eine Sache von ein paar Stunden, eine Sache von nicht einer Nacht. Und ich, habe ich gesagt, und ich. Die Faschner waren weiß. Wir waren nicht die Faschner weiß, so weiß. Wie ein neuer Schnee, so weiß, nach Mitternacht. Wie ein neuer Schnee nach Mitternacht, so weiß waren die ein neuer Schnee, so weiß, nach Mitternacht, wie ein neuer Schnee, nach Mitternacht, so weiß, wenn die Faschner weiß, und du hast von dort geredet, und ich habe mich von der Arbeit mitziehen lassen. Als Kie war ich viel zu klein für deine grobschlechtigen Hände, wie kann ich verstehen, als Kie, dass die Hände vor einem gehen, vor der Zeit? Der neue Schnee fällt vor dem Aufstehen und ist zumatschgern vor dem Innerlegen und irgendwann weißt du nicht mehr, wie alt du bist, sagst du. Körper, deinen Kowel, wie er ablechtet und angehaust auf dem Tisch liegt und ich mich immer am Anwachsen spüre. Du bist viel zu gering für die Aufgabe, aber was deine Tochter anschafft, wird ja wohl zu schaffen sein. Du liegst am Tisch unter mir, er rät das Brellspül, lässt dich spülen, verzöst, lässt dich anspülen und rätst von dort. Von vorn bis Schnee weiß und hinter Außer blitzt. Der linke Fuß, ein verkümmert, der ausgefranste Stumme, deine Zähchen, am einen nettene Knochen und Affe zu, dort und da ein Eizerl Fleisch, orzelne Flaxen und eine laffe, aufgerissene Schicht Haut, Brau von eitriggendem Blut. Ich sieh auf deine blauen Hüften und die Nierusternägel von 2000 Viravue. Da war der Hagel zu einem Einhänger von deinem Oberschenkel, aber ich trief nicht, mirt bin ich und zieh dann durch das Fühl. Du hast immer nur von hinten auserblüht und von meinen Händen hat es nicht gewidert. So zerlegt wie du liegt die Zeit zwischen uns. Die Kirchenglocken schlagen für jeden Versuch einmal. Ich will dein Blut nicht, habe ich geschrien. Ich will dein Blut nicht, hab ich geschrien. Ich will dein Blut nicht. Und wie man geraust hat, von was? Ich bin nicht müde, hab's gemerkt. Und die Schläge haben nicht aufgekürzt, sind zehn. Die Faschner waren weiß. Wir waren nicht, die Faschner weiß, so weiß. Wie ein neuer Schnee, so weiß, noch wirrer will. Wie ein neuer Schnee, so weiß, noch ein neuer Schnee so weiß nach Wiererwühl, wie ein neuer Schnee so weiß nach Wiererwühl, so weiß, wenn die Faschner weiß, und du hast von dort geredet und ich habe mich von der Arbeit mitziehen lassen. Und alle Weile noch hast du vom Stern geredet, hast mir alle Weile von der Arbeit erzählt, wie stark es war und wie kurz es war. Ich habe nicht gewusst, dass dein Körper, dein Kovil noch so viel Platz hat. Fast 100 Jahre hat es gedauert, sagst du, die Arbeit und die Trost und deine Eingeschichte, sage ich. In der Eingeschichte leben, mehr hast du nicht wollen, in der Eingeschichte die klar machen, mehr hat es nicht gebraucht. Nie hättest du gedacht, dass sie die Hüften noch auszahlt. Es tut nimmer lang, sagst. Aber der Arm ist nimmer schwer. Kein Kreuz mehr zum Schlagen. Kein Hund zum Bucken. Fast hundert Jahre wird's dauert haben, sagst. Und es dauert noch an. Und es tut noch und tut. Tuner. Tuner. Ich hab dich aufgehoben. Du warst in einem Büderrahmen, aber hast weiter geredet, startet, hast von Krieg geredet, hast sieben, acht, neun, zehn, elf, zwölf, ich, China, nicht mehr, China gekriegt und von der vielen Arbeit verzögert. Ich müsste dich jetzt umdrehen, hab ich dich unterbrochen und dich hinbandagieren. Dann hab ich mich mit dir ins Bett gelegt, wie damals, wie dich deine Hände nur meine Applaus Weil die Welt unfair ist, grausam und komplex, versuchen wir mit Menschlichkeit Gegengewichte zu setzen. Lebensaufgaben gewinnen Konturen. Ein Kampf will geführt werden. Für Klarheit, für Aufmerksamkeit, für die Schönheit von Wahrheit. Es ist ein politischer Kampf. Jemand führt ihn mit der Gesellschaft, jemand mit der Sprache, jemand mit sich. Er, sie scheitert, fällt, putzt Fell und Federn und steht, so hoffen wir, von Neuem auf, mit neuer Kraft, neuen Mitteln. Neuem Auf, mit neuer Kraft, neuen Mitteln. Alle Kunst ist Widerstand, alle Poesie politisch. Stimmt das? Ist es nicht eher so, dass ein Gedicht zumeist Ausdruck innerer Bewegungen zu sein vermag, ohne selbst die wundersame Wandlung von Sprache zu Energie zu vollziehen. Ohne Ambition. Und dann gibt es jene Gedichte, die weit schlimmeren, die lediglich Gebilde sind, Imitationen anderer Gedichte, Schatten von Formen, von Bewegungen. Anstandslos, faul. Gedichte aus Gitterstrukturen, opake Prismen ohne Mut zur Opazität. Es ist langweilig in der Poesie. Es ist stumpf in der Poesie. Doch ja, einige sind aufgestanden, putzten Federn und Fell und begaben sich in Arbeit, harte Arbeit. Dort, wo ein Gedicht die Notwendigkeit erkennt, nicht bloß Spiegel einer Gesellschaft zu sein, verzaubertes Kästchen, Trillerpfeife, Gummihandschuh zum Einmalnutzen und Weg damit, sondern sich aufmacht, die Zusammensetzung der Welt zu verstehen, übertritt seine Substanz die Grenze von Gas zu Flüssigkeit. Es gerinnt und gerät in reale Bewegung. Es wird also lebenstüchtig, lebendig. Es ist keine Kunst, Text zu einem Körper zu formen. Kunst ist, diesen Körper zu erfüllen und ihn auf eine Reise zu schicken gegen Empathielosigkeit, gegen Dummheit, gegen Gewalt, stellvertretend allein für sich, immer und immer verletzlich als Text, als mobile, zugleich als Rüstung. Approximanten sind Annäherungen, Annäherungslaute. Saskia Watzecher entwickelt ein vollständiges Repertoire von ihnen, eine Komposition, dazu bestimmt, Wörter zu öffnenden Gesten zu modellieren, offen für Zuhörerinnen, offen zu Eingang und Endstein. Was mich an ihren Gedichten von Anfang an faszinierte, war ihre Kompromisslosigkeit auf diesem von mir beschriebenen steinigen Weg. Findet Wazecher eine Sprechweise, meistert sie sie und zerstört sie. auf diesem von mir beschriebenen steinigen Weg. Findet Wazecher eine Sprechweise, meistert sie sie und zerstört sie. Sie erkennt jedes noch so kleine Sprachregister und hält ihm ergänzend eine Vielzahl anderer, ihm widerstrebender Register entgegen. Allerdings nicht aus Zerstörungslust, sondern aus Erkenntnis, Hunger, Wissensdurst, Forschungsdrang. Wissenschaftliches, das sich neben Privatem emotional auflädt, das Private im Gegenzug mit Objektivität anreichert. Und das alles ist zur letzten Sekunde frei von jeglichem banalen Ausdrucksgehabe. Selbstlos. Nicht die Aussage ist Zweck der Gedichte von Saskia Watzsächer, sondern das Ermöglichen von Aussage. Nicht die Gefühlsregung, sondern das Verstehen der Emotion. Nicht die politische Meinungsäußerung, sondern das grundsätzliche Schaffen eines Raums für politisches Sprechen. Nicht weniger wollen diese erstaunlichen Gedichte. Hören wir eines. Auf welchem Level treffen wir uns? So ganz entzerrt. Du Koryphäe, Kahnkind, Manöver, sag meinen Namen im Namensmuseum. So kollaborativ entrückt. Sag Rahmenwidersacher, wieso hast du so übergroße Gliazellen? Veränderst taktische Bewegungen, unvollständige Besatzung. Als fädelte mir einer Sinn bei. Doch wenn etwas geschliffen wird, was fällt dann ab? Äußerst abschätze ich die Frage, wieso ist ihre Antwort das Verhängnis jeder Frage? jeder Frage. Wenn Watzecher ein Gedicht enden lässt mit folgendem Satz, wieso ist ihre Antwort das Verhängnis jeder Frage? Dann aus dreierlei Gründen. Erstens, weil die Struktur dieser Frage symbolhaft für persönliche und gesellschaftliche Phänomene steht und sie darin eine Form gefunden hat, Repräsentanz zum Erkenntnisgewinn zu überführen. Zweitens, weil sie die polyvalenten Mehrdeutigkeiten dieser Wendung akzeptiert und ihre Unsicherheiten in Kauf nimmt. Und drittens, und das ist essentiell, weil sie neben all den Gedanken, Fragestellungen und Konstellationen an der tatsächlichen Antwort auf diese Frage höchstes, reges und ehrliches Interesse hat. Deswegen vielleicht bleibt, wieso ist ihre Antwort das Verhängnis jeder Frage, nicht im Gedächtnis, sondern im Knochenmark. Nicht im Gedächtnis, sondern im Knochenmark. Und das, obwohl Saskia Watzecher nichts ferner sein könnte, als das Winden und Finden der eingängigen, schönen Wendung. Sie findet sie dennoch, bricht sie und verleiht ihr Autonomie, lässt sie frei, wie man nur etwas freilassen kann, was man ungeheuer ehrlich liebt. Sie macht es dadurch liebenswert, ich wiederhole, nicht auf dem einfachen Weg, auf dem verschlungenen, holprigen, dessen Fortgang sie mit jedem Schritt erst sicherstellt. Einem eigenen Weg. Wohin führt er? Und dass Morgen übrigens überall sei, zunehmend sich schwach machen, eine Müdigkeit, die für was Fach bleiben wollen, einnimmt, lauschen. die für was Fach bleiben wollen, einnimmt, lauschen. Von ihrem Untergang flüstern die Fenster, recht laut zu tagen. Karenzzeit, Zeit, die einen sich einrichten lässt, hinter leicht geöffneten Bahnen Stoff. Wer hier anhebt zu sprechen, stellt sich dem Zeitverzug zu. Du wirfst dich stets nur häppchenweise hinein, ein Quäntchen Eigenheit. Noch aber könntest du prassen, generös verschwenden, wo ich aufs Sommerende warte, damit die Fliegen in meiner Küche mich wieder verlassen. Auch sie, schwarze Quadrate, die aber fliegen können. Das vor allem trennt geschickt ihre Umrisse ab von mir. Ich bin ein Buch, das Angst hat, umzukippen. Gleich einem Gewässer, in das man Bücher schmeißt. Wer schmeißt? Die Fliegen, indem sie still sind die luft indem sie brummt das wesen der gedichte von saskia war zecher ist widersprüchlich unaufgeräumt klar fragend verstehend stumm schreiend verschlucken sie das Licht der Erkenntnisse und verdunkeln den Moment der Entscheidung mit Wahrheit. Ihr Wesen ist menschlich. Ich gratuliere Saskia Watzecher zum Heimrat Becker Förderpreis 2021 und der Jury des Heimrat Becker Preises zu dieser klugen und mutigen Entscheidung. Es mögen viele weitere folgen. auch ich möchte mich sehr herzlich bedanken für die einladung zu dem heutigen abend und sehr herzlich für den förderpreis zum heimrat-Becker-Preis 2021, über den ich mich wirklich sehr gefreut habe. Ich lese ungefähr zehn kurze Texte aus den Approximanten. Und ich hole mir kurz noch ein Wasser. Ich bin ein Mensch, der sich nichtiegen, nie zur Neige gehen, mir inkrementelles Erfassen versprechen. Ich muss noch fragen, wie viele Stück das sind, wie das geht, dass ich an dieser Stelle schon mal war. Ach, ein rückwärtskompatibles System, dies, was hier vor mir liegt, dies Land. Träumte einen schlafenden Logiker, traf ihn zu Beginn dieser Wiederentdeckung bereits mehrfach an. Empfand Reue, dann Mut, dann wachte er auf. Er spricht, das hier ist schon die ganze Zeit gewesen. So. Was machte, dass ich von ihm träumte, in meinen Träumen nicht sah, was er sah, als er schlief und sein Stieftraum doch ganz meiner war, als wir erwachten. Das Blinzeln der Dinge unterbrach, von denen vorher die Rede war, dann ganz namenlos er, wie zuvor. Unbefugnis im Maschinenraum. Beherrsch ihn, wenn ich ihn schärfer sehe. Verhärte oder bilde Haut, bleib flüssig. Nicht im festen Griff der im Sammelumriss liegenden Kapazitäten. Ihnen ist nichts nah außer dem Nächsten. Ich hege meine Achsen nicht, er übrigt sich. Provisorium, ein ungerader Tag. Schwellenwert, gleich hypothetische Apparaturmark, aufglitzen, lauern. Löchriger Moment, funktionsweise kaschiert heimlich lebbares beigemengt sich etwas nähern beitrag zum alltäglichen zuglätte atmen spricht man prüfautomat bände Dieses Gedicht haben Sie eben schon gehört. Saugenden glasigen Tropen am hohlen Haar. Ich schlag hier Haken im Qualm, kalibriere Substanz. Zugänge zu Umgehungsstraßen. Schildere, du bist ein Ort für mich, nicht die Orte. Du, Trakt, sagst durch. Ich wiederhole dich, sag, sag doch mal A. Behaupten zwischen Klängen, die länger im Raum hängen, uns und Kommunikation. Diese Formel ist nicht stilisiert. Kein Schlaf im Auge und Neuronautik. Wir lachen lauter, weil Musik ist. Legen die Zungen so, als würden wir. Und sagen ein Hoch auf die fleischige Wunde im Mund. Und wenn du Trakt sagst, Kupferstichgeräusche, Kupferstiche, Trakt. Und ich, weil ich mich noch wiederholen kann, Schallwellenverebbung, wieso öffnest du die Hände nicht? Ich habe jedoch die Wörter gut gezählt. Die Sonne gleißt. Wer sich mehr wünscht, dem sei Einhalt geboten. Von Closed World Assumptions kann die Rede hier nicht sein. In der hintersten Zeile eine Mulde, ein allseits bekanntes Revier, wo Herdentiere fantasieren. Nachmittags ein Ufo, am Abend ein Hund. Könnte, wäre man davon ausgegangen, am Anfang etwas zu verneinen, den einzelnen Takt nicht. Ich spreche oft, nicht immer, über alles, aber wenn es doch schwarze Quadrate sind. Angenommen, die einzelnen Testungen bezifferten tatsächlich einzelnes, kleiner hektischer Rausch Aber es gibt ja für alles Maschinen derzeit Danach Erschöpfungszustand ähnlich einer Vase Kleines, erschöpftes Geschöpf aus Ton Ach, bist nicht anders zugegen als wir Unterscheiden trotzdem beflissentlich Entschuldigung, ist das hier eine Zuflucht? Aufgefächert, ganz groß, doch kantig genug. Liebäugeln mit Cremes, Plüsch, Wassermalfarben, winzigen Pflanzen in meinem Glas. Nachts sucht es Muldentier wie Sandbeispiele Ruhe. Eine Schummerbude, die hauptsächlich versickern lässt. Ich werde mich an eure Stimmen erinnern, wenn ich bei euch bin. Im Nebenzimmer liegt ihr auf dem Boden, redet über Kontinente, Atlanten, Planeten, Strecken zum nächsten Park. Sagt, ich bin da an was dran. Oder ich weiß nicht, wofür man Tische braucht, wobei vielleicht für Stühle. Ich male euch einen Stadtplan ab, mal Flughafenstraßen, Nahverkehrsansagen, zurückbleiben bitte, bleibt doch noch. Wie ihr die Handflächen nach oben dreht, das so stehen lasst als Bewegung im Raum. Fieber in Schüben, über fünfmal Sehen vergeht ein Jahr. Kein Heiligen, nur Mythen. Hier noch ein Sinkflug, noch ein paar Vögel. Instanziierte Exit Signs. Intersekt 1. in fraktale ich halte mich auf kauf zähmen glauben herum dieser inflationäre gebrauch von genauigkeit scheut auch den negativen zusammenhang nicht trotz der bestimmte das maß für die feinheit von fäden lass uns nach paris sagst du, da liegt ein Meter. Minutiöse Berichte, Überschneidungen im Origamilecht, in elektrischer Isolation gekippte Bilder von Gebaren. Also Abschirmen aller Munition um, was ruft das wach? Ferne, konzentrierte Kreise, Strom. Entgegengesetztenfalls, Temperaturforscher, Arznei. Ist doch immer so, bevor man stirbt. So über die Enden sprechen Wagen. Wer? Aber was ist dein Debüt? Ich lebe hier zum ersten Mal und alles, was ich erfahre, schwärmt immer aus. Wohin verschwinden diese Rohre in den Wänden? Sich in Zungen üben, befürworten Materien. Bist du da? Wie schwer das zu beschreiben wäre. Schwebstoffe, entwaffnende Kalendermathematik. Nichts, woran du dich erinnern kannst, ist wirklich lange her. Erinnerung als Übungen in Hingabe. Und also immer noch ein wenig weicher werden vor der Welt. Meine kleine Sammlung Blackboxen, ich verstecke sie gewissenhaft, die anderen eher Varianten, je nur aphoristischer Gebrauch. In Koordinationen, auch als Listen gedacht, Gesicht nicht nur hineingedacht, hineingelesen, auf. Eines Sehen wollen, das fällt, im Fallen und Fallen begriffen ist, im Fall oder Begreifen geschont. Sehe einen auffallend großen Zwischenraum und dehne ihn noch. Klaffe Falz und weiteres Gelenk hinein. Schachtele an kaputtem Gelenk mit Löchern versehen Gunst. Verstehe Stabilität als verkleinerte Dynamik. Die Trostfalte architektonisch daneben. architektonisch gedacht noch zu zeichnen hinein, mit Weiche. Mir gefällt das viele Gerümpel auf dem Dach. Ebnete eben noch alle Stoßfalten, verstecken nun im Falz Morphportraits. Ich kann mir jeden Menschen nackt vorstellen und jeden Menschen tot. Dankeschön. Eine Schriftstellerin arbeitet intensiv an einem Textgeflecht über Tulpen. Sie recherchiert. Sie liest, wie im 17. Jahrhundert die Tulpenzwiebel die Aktie ersetzte, wie durch die enorme Nachfrage ihr Wert ins Unermessliche stieg. wie durch die enorme Nachfrage ihr Wert ins Unermessliche stieg, bis eines Tages diese Blase platzte und der Markt zusammenbrach. Sie recherchiert und liest und schreibt, nicht linear, denn das will ja bei diesem Stoff nicht gelingen, das Werk gerät ihr mindestens dreidimensional. Dreidimensionale Bücher sind aber noch nicht erfunden, also nimmt sie Karten, baut Verweise ein von einer Karte zur nächsten, plant Lektüre, Möglichkeiten kreuz und quer, spannt Fäden, spinnt ein Netz Während sie recherchiert, liest und schreibt Platzt die Blase der Lehman Brothers Mit den bekannten Auswirkungen auf die Weltwirtschaft Eine Schriftstellerin Es ist dieselbe Schreibt Jahre später einen Text, der kein Roman sein soll und nie einer werden wird, auch wenn das Cover des später erscheinenden Buches es behaupten wird. Ist ja nicht so selten. Sie erzählt von einem Institut, das sie Jahre zuvor gegründet hat, mit sich selbst als einziger und ehrenamtlicher Mitarbeiterin. Dieses Institut bemerkte Methoden der Politik. Sie haben mit dem zu tun, was Menschen brauchen und was die Literatur im besten Fall bis zur Meisterschaft beherrscht, die Narration. Die Politik hat der Literatur die ureigensten Methoden gestohlen, indem sie sie imitiert. Mehrdeutigkeit, einst Ausweis poetischer Kunst, wird nun missbraucht, um Aussagen sozusagen situationselastisch und jederzeit uminterpretierbar zu machen. Und Bärte Kret wurde in der Stadt Lenz, sie ist keine Demokratie, auch keine Plus-City, sondern eine sogenannte Publicity, die Trennung von Kunst und Leben derart aufgehoben, dass sich der Diktator das Recht erteilt hat, morgens die Nachrichten über die Welt zu erdichten, wie es ihm gefällt. Das Institut hat sich der poetischen Alltagsverbesserung verschrieben und beschließt sich gegen diese Übernahme der literarischen Mittel durch die Politik zu wehren. Lässt sich die poetische Vorlage als Peinlichkeit konzipieren, in der Hoffnung, die Politik würde auch diese Methode nachahmen und sich damit gründlich lächerlich machen? Zwei Jahre nachdem das Buch der Schriftstellerin erschienen ist, gelangen Chatnachrichten von Politikern und Politikerinnen in die mediale Öffentlichkeit. Die Kommunikation liegt vor allem offen da, die Fassaden einer angeblich anständigen Politik sind eingebrochen. Die Chats entblößen Vorgangsweisen hinter den Kulissen, die man nicht besser hätte erfinden können. Die zwei Beispiele, das eine bezieht sich auf die Entstehung von Blüten, ein Gebrauchsgegenstand 2010 erschienen. Das andere auf das Institut veröffentlicht 2019. Diese zwei Beispiele genügen mir, um mit Spannung auf das neue Buch von Lisa Spalt zu warten. Irgendetwas wird anschließend wohl krachend zusammenbrechen. Ist Lisa Spalt also eine Prophetin? Ich höre sie leise lachen bei der Frage, ich sehe es nicht, weil sie eine Maske trägt, doch hellsichtig ist sie, das ist auffällig und sie ist es wohl auch, weil sie gründlich ist, vor allem beim Hinschauen und Wahrnehmen und beim Analysieren und Reflektieren von Strukturen, Mechanismen, aber auch kleinsten Details. Es gibt kaum etwas, was ihrer Neugierde und ihrem Blick entkommt. Das können weggeworfene Plastikteile ebenso sein wie ausgestoßene Worthülsen, naturwissenschaftliche Erkenntnisse ebenso wie Verschwörungsmythen im Internet. Vor allem aber interessiert sich Lisa Spalt für die Sprache, für das konkrete Sprechen von Menschen, für die Verwendung von Sprache im Alltag. Für die Sprache also, mit der Menschen handeln. mit der Menschen handeln. Und zwar in jedem Wortsinn, denn immer strickt der Mensch ökonomische Zusammenhänge und ständig ist er in sie verstrickt. Und ja, auch die Ökonomie hat sich längst der Methoden der Literatur bedient und weiß betörende Geschichten zu erzählen. Dieser Spalt interessiert sich für die Sprache, mit der Menschen ihre Welt konstruieren, mit der sie andere Möglichkeiten zu leben erfinden und mit der sie manipulieren. Sprache, das sind auch überlieferte Texte. Darin finden sich allerlei Handlungsanweisungen, auf das der Mensch wisse, wie er glücklich werden kann. Nicht nur die Werbung, auch Märchen sind diesbezüglich eine interessante Quelle, die sich neu lesen lässt, wie Lisa Spalt es 2007 in Grimms tut. Wie funktionieren Glücksversprechen und welche Art von Glück verheißen sie? Wer gibt denn vor, was ein Happy End ist? Und für wen ist das dann happy? Selbstverständlich hat Lisa Spalt auch das Rezept der Populisten analysiert und in das Institut findet es sich gnadenlos dargestellt, aber auch, wenn man so möchte, kurz und knapp benannt. Ich zitiere, verkaufe ihnen deinen heißen Scheiß als goldene Skulptur. Die Fragen, mit denen Lisa Spalz-Grimms im Jahr 2007 endet, sie könnten auch 15 Jahre später, genau jetzt an uns gerichtet sein. Ich zitiere, Identität durch Ausschließung des Fremden anstelle einer Verschmelzung mit ihm, durch die Auslöschung des Fremden die Tilgung der Schuld, die in dessen Anderssein liegt. Ende der Gläubigervergleiche auf diese Weise? Vollständige Übereinstimmung der Verwandtschaft mit sich selbst? Abgeschlossen das Familienbild? Unternehmen, Verein, Verband und Partei, Gewerkschaft, Wirtschaft und Polizei, jeweils gedacht als ein abgeschlossenes, von einem einzigen Regelwerk organisiertes System? Das Gebiet von Kirche, Region und Land? Wie da nichts überlappt? Wie man sich mit dem Fremden nicht schneiden kann? Ja, achten Sie auf eingetragene Warnzeichen? Wenn Lisa Spalt in einen Ameisenhaufen schaut, sieht sie etwas ganz und gar Erstaunliches. Jede Ameise zieht in eine andere Richtung, sonderbarerweise entsteht dabei trotzdem à la longue etwas Gemeinsames. Was Wirklichkeit und Gesellschaft zusammenhält, nämlich lauter Widersprüche, auf zusammenhält, nämlich lauter Widersprüche, versucht Spalt 2015 in ihrer Prosa Ameisendelirium auch als Text. Auseinander widersprechenden Aussagen baut sie ein Ganzes. Das geht so hin und her und nimmt kein Ende. Die Journalistin fragt dich, so beginnt Ameisendelirium mit einer alltäglichen und auf den ersten Blick harmlosen Frage. Die Journalistin fragt dich, wo du bist und ob es nun hier besser sei oder dort. Oberösterreich oder Wien, sagen wir ja oder nein. Ein Land oder eine Stadt, das kann man gar nicht vergleichen. Das geht so hin und her und nimmt kein Ende. Und du denkst, du müsstest das eine oder andere sagen, je nachdem, wer die Auftraggeberin dieser Dame sei. Du überlegst, was würde durch dieses oder jenes ausgedrückt? Es muss jetzt eine Aussage her, die stehen bleiben kann, damit das Fragen ein Ende hat. Wie sind also bitte schön alle Menschen dort und wie sind alle hier? Das ist doch letztlich die Frage, nicht wahr? Das hängt natürlich vom jeweiligen Standort ab. Papalapap, raus mit der Sprache. Sind nun alle besser da oder sind alle besser dort? Lisa Spalt schaut auf die Bedingungen und Bedingtheiten der Sprache, des Sprechens. Was bedeuten Festlegungen? Was können sie bedeuten? Jene gewünschten Zuordnungen zu hier oder dort, zu diesen oder jenen, zu wir oder den anderen. Dieser eine Absatz führt mitten in politische Handlungsfelder und zu wichtigen Fragen. Wer will, aus welcher Position heraus, was zuordnen und warum? Sprache macht Politik. Sprache ist Politik. Sprache ist alles andere als harmlos, sie macht Hierarchien sichtbar und einen ständigen Kampf. Einer eine unterdrückt den anderen die andere. Wer da genau hinschauen kann, durchschaut mehr als nur das Bauprinzip von Texten. Dieser Spalt erdet mit ihrer Prosa das Erbauliche. Reinheit ist ihr Suspekt. Wo immer Reinheit sich durchsetzen will, rührt sie kräftig um. Sprache schafft Missverständnisse, umso besser machen wir etwas Neues daraus. Das Gemeinsame ist nicht nur ein Thema der Autorin, sondern prägt auch ihre Arbeitsweise. Sie unterscheidet sich darin von anderen Poeten allein zu Hause. Sie hört zu, interessiert sich für Erfahrungen anderer, baut deren Erzählungen in ihre Werke ein. Sie reist durch Europa auf der Suche nach Utopien von Menschen und werkt mit Künstlern und Künstlerinnen. Daraus entstehen Texte, in die sich Texte von anderen schieben, Hörspiele mit zig Stimmen, Projekte mit dem Komponisten Clemens Gartenstetter und mit dem Foto- und Filmkünstler Otto Sachsinger. Als Institut für poetische Alltagsverbesserung entspricht Lisa Spalt auf den ersten Blick den Gesetzen des Marktes, denn sie handelt und verkauft. Denn sie handelt und verkauft. Doch was? Verbesserte Träume, denn Erinnerungen kann man verändern. Schluckbildchen, denn Wissen kann man internalisieren. Aber auch eine Revolution erhältlich im kleinen Döschen. Laut Lisa Spalt ist es die einzige Revolution, die man sich in die Haare schmieren kann. Ja, Lisa Spalt nimmt die Sprache wörtlich und sie liebt das Erkenntnismittel Ironie. Ich zitiere, Sie sehen, nützlich ist das Institut, doch beschreiben wir Nützlichkeit. Scharf ist Lisa Spalts Kritik, aber ohne dabei einem Pessimismus das Wort zu reden. Sie ist in ihrer Kritik produktiv. Produktiv im Sinn Michel Foucault, der einst an eine Kritik dachte, ich zitiere, die einem Werk, einem Buch, einem Satz, einer Idee zur Wirklichkeit verhilft. Diese Kritik würde Fackeln anzünden, das Gras wachsen sehen, dem Winde zuhören und den Schaum im Fluge auffangen und wirbeln lassen. Sie häuft nicht Urteil auf Urteil, sondern sie sammelt möglichst viele Existenzzeichen. Sie würde sie herbeirufen, sie aus ihrem Schlaf rütteln. Mitunter würde sie sie erfinden. Umso besser, umso besser. Die Kritik durch Richtspruch langweilt mich. Ich möchte eine Kritik mit Funken der Fantasie. Sie wäre nicht souverän, sie wäre nicht in roter Robe. Sie wäre geladen mit den Blitzen aller Gewitter des Denkbaren. Und so wie Michel Foucault es beschrieben hat, so ist es. Lisa Spaltz' Texte sind Räume, die zum Denken einladen. Aus ihrer Literatur funkt die Fantasie und blitzen die Gewitter des Denkbaren. Ich zitiere, Sie sehen, nützlich ist das Institut. Ich gratuliere Lisa Spalt ganz, ganz herzlich zu der wohlverdienten Auszeichnung. Applaus Guten Abend. Die Physikerin und Philosophin Karen Baratt hat mal gesagt, dass Laudationes nur Eltern hören Wortes Ehre verwenden. Vielmehr denke ich, dass an der Stelle, an der für gewöhnlich die Ehre im Satz erscheint, von uns zwei leibhaftige Rehe über einen federnden Waldboden geführt werden müssten. Ich möchte mich sehr, sehr herzlich für den tollen Preis bedanken. Heimrat Becker ist ein großes Vorbild. Ich beschäftige mich ja ziemlich viel mit Werten, mit Ehre und mit der Frage, was das Richtige ist. Und ja, wenn ich mir da die beckerische Produktion ansehe, denke ich, es ist eigentlich eh schon alles gesagt. Ich war mir unsicher, was ich Ihnen heute euch zum Besten geben sollte, zum Dank für diese tolle Sache. Angesichts der Länge des Abends habe ich mich fürs Unseriöse und fürs Danebenhauen entschieden. Das Danebenhauen ist ja auch etwas, was im Jazz gern genutzt wird. Und wenn Sie das Wort nachsehen, Jazz, werden Sie vielleicht wie ich überrascht sein, dass es unter anderem so viel wie Schmarrn bedeutet. Das sagt schon einiges. Schmarrn kann man essen. Aus dem sich zusammenbrauernden Ärger sammelte ich das Schlimmste. Auf dem Gefitzel bildete sich ein schimmernder Schimmel. Daraus machte ich einen schlimmsten Ersatz, der überraschenderweise nach Pferdeleberkäse schmeckt. Es möchte Ihnen einiges an Liederlichen zum Besten geben, einen Parcourslauf mit Tieren und echten Blüten. Sie werden sehnlich reimig, gern schief, es passte heute sonst nichts zusammen. Seh nicht reimig, gern schief, es passte heute sonst nichts zusammen. Manna, manna, Mayernspaziergang. Motto, in der Baupause dann schon wieder Blaumeister sein, eigentlich Blaumeisterin mit ganz kleinen Eiern. Geschichte der Tulpe. Einst stellte man die Tulpe auf den Kopf, um die schlanke Taille dieser Prinzessin zu bewundern. Wir durften dann gleich auch noch ihre schwebende Fortbewegung erkunden. Es sah aus, als steckte ein Fahrzeug unter dem Reifrock ihres Kopfes, dessen bedienende Motorik wir geworden waren, eine Luftkissenluftkutsche, die von keinen Pferden mehr abhing. So, liebe Menschen, kam man, happy end, auf die Idee, das Automobil zu erfinden. Kennen Sie die historische Paste, die sich bei unsereins unter den Rändern von Induktionsherden bildet? Sie wissen, sie materialisiert das eine oder andere aus unserer Geschichte, some of our past, das in den offiziellen Büchern nie zu finden ist. Sag mir, wo ist die Paste hin, unsere weiche Paste des Lebens? Ich will demnächst Abspielgeräte entwickeln, mit denen ich sie wieder hörbar machen werde. Ah, schon jetzt fülle ich so viel wie möglich von dem anfallenden Zeug in die Rexgläser, um es zu konservieren Wenn ich es, our copied, our pasted lives, versehentlich zusammenmansche Wenn ich den Teig, die gute Nudel, votre bon pâte croissant betatsche Was werden wir werden? Fantastisch Je la touche, ich begreife sie Lasse das Hörnchen in den Himmel tönen, ich la pastorella die. Immer wieder das Heu der Geschichte zu wenden, so jung und schön und viel zu lang allein auf Bergeshöhen, das Heu der Geschichte zu wenden, damit es nicht fault, das Heu zu wenden, wirst eines Tages auch du verstehen. auch du verstehen. Es geht dahinter immer ums Moos. Die Großeltern waren dieser Meinung bezüglich der Scheine. Abmosen, Verdoppelung der Blüten durch Teilen. Schneiden sie die Monstera unterhalb eines Blattknotens ein, binden sie einen mit feuchtem Moos gefüllten Plastikbeutel, Geldbeutel, Beutel zur Aufbewahrung von Moos, um die Schnittstelle, damit sich die Quelle ihres zukünftigen Vermögens nicht schließt. Sobald sich an der Monstera Wurzeln gebildet haben, welche die Pflanze, englisch plant, ist gleich Fabrik, am Standort verankern, kann das neue Exemplar abgeschnitten und auf die, ja sagen wir es ruhig, Blumenbank gegeben werden. Fabric, Fabric, was für ein Stoff, Stoff von allem eigentlich. Ich hoffe, es wissen alle, was eine Monstera ist. Das ist diese Pflanze, die man in den Baumärkten jetzt überall kriegt, bei Ikea auch in Plastik übrigens, pflegeleicht. Ah, es werde Licht. Seit jenem Tag im Atoll ernährst du dich, Quittenbaum von alten Fotografien. Schön war die Zeit, schön war die Zeit. You learned it by the flashlight of nuclear fission. Nöme Kitepe, Nöme Kitepe. Sich meine Bilder unter die Haut zu synthetisieren. Amors Pfeil, meine gespaltene Zunge, Quittenbaum, wie grün sind deine Blätter, Queen's Tree, how green are thy leaves, see my yellowed flesh. Als die Bombe fiel, die unter der Sonne gereift, ich war die Zeit, ich war die Zeit, please don't split up, please don't split up. Meine Idee, oben hin, hör auf, mir das Wasser wegzutrinken. Kälblein, verstockt, du kannst doch gar nicht trinken. Meine Idee, das hat dein Vater vor Monaten auch behauptet, du aber hast im Gegensatz zu ihm noch nicht einmal etwas hervorgebracht. Kälblein, verständnislos, hu, meine Idee, du buhst, meine Idee kreischend, du bist mir durch meine Wiesen und Äcker geschlendert, wie sollte ich das selbst jetzt noch tun, ich muss dir bekanntlich in allem vorausgehen. Kälblein, atemlos, Mütterchen, meine Idee, reden und begründen kannst du gut, aber du wirst sehen, ich werde dir das Fell über die Ohren ziehen, es dir gerben und mir daraus die Wiesen, die du gefressen hast, wieder herauszüchten. Insert vom Freigelände des Gartenmarkts. Monsterer sind Legenden, die nicht verholzen. Sie schlangen ihre Ärmchen um Bäume, aber ach, es gibt keine Bäume mehr und die Legenden ranken sich umeinander. Wie sieht die Erde aus, wenn du eine Pflanze bist? Rankensterns Monstera? Blöder Witz. Danke, brauche keine verrückten Professorinnen, hab mir die Chloroplasten selbst unter die Haut gespritzt. Halb als Pflanze da zu stehen, halb als Tier durchzugehen, mag keine Leute, die sich als Titaninnen sehen. Die meinen, wir lebten nicht in Gesellschaft, weil sie unsere kommunizierenden Wurzeln nicht erkennen, die uns, die ihre jungen Säugen untereinander noch im Alter nähern, für die uns von ihnen angedichtete Unabhängigkeit ehren. Die die Schule der Bäume verachten, in der wir lernen, unsere Zellen mit Bedacht zu bilden, die hemmungslos in den Himmel wachsen, sodass sich ihre Hohlräume vor lauter, warmer Luft blähen. Liebe Titaninnen, ihr haltet ängstlich Abstand zueinander, weil ihr Angst habt, euch zu verlieren. Zwischen euch trocknet die Erde aus, während eure Schwelle unbeleckt versickern. Betrachten Sie die Frucht der Monstera einmal von nah. Sie wurde in der Geschichte des Paradieses mit der Schlange verwechselt. Es ist ein ziemlich fallisches Objekt. Es war das Obst, das die Leute, die bisher von der Liebe gelebt hatten, verlockte zu konsumieren. Sie glaubten, so voneinander unabhängig zu werden. Mit dem Schlucken aber kam in die Welt, was man seither für gegenseitiges Verständnis hält. Vielleicht sind die Botschaften der Pflanzen nicht so unbrauchbar wie die, die sich Menschen erdachten. Pflanzenfirmen senden keine Filme wie die Videos, die man früher in einer Londoner Bushaltestelle fand. Da öffnet sich ein Deckel des Kanals, ein Riesententakel schlingt sich heraus, du denkst an Mutationen aus chinesischen Genlabors, schon hat der Saugnapfarm den nächsten Fußgänger umfasst und reißt ihn mit sich in die Tiefe. Gleich darauf heißt es, ebenso aufregend wäre es, Redman zu trinken. Weshalb die Monstera deliciosa spricht, erinnere dich. Es sah der Rat das Schösslein stehen, Schösslein auf der Zeile, war so jung und morgenschön, liefe schnell, es nahe zu sehen, der Ratte sprach, ich breche dich, Monstierer rät, das tue nicht. Doch ach, der tumbe Nager brach das Blättlein mit dem Zahne, war darin ein Rattengift, starb er nicht, nach einer kleinen Weile, nützt alles nichts. Wir von der Bushaltestelle schrien noch vor Glück, weil uns die Idee, uns zur Erhöhung des Kalorienumsatzes zu Tode zu erschrecken, gar so gut gefiel, dass man mit allen Mitteln auch den gefährlichsten um uns warb. Das war für uns die Erklärung der Liebe und so soffen wir die Zuckerlösung mit der Aludosis Todesangst, um uns unsterblich zu fühlen. Todesangst, um uns unsterblich zu fühlen. Die Monstera wird in Europa seit dem Ausgehen den Biedermeier kultiviert, zeigt viel, weil sie, damit alle Blätter zum Licht kommen, Löcher kriegt, zieht das Denken an, was Einfluss auf die Geschichte hat. Kaum war das Geschöpf nach Berlin gekommen, begannen die Leute, ihre Fenster zu vergrößern, um die grün umrandeten Durchblicke bei sich aufnehmen zu können. Die neue Weitsicht, die von der frisch gezähmten Pflanze gefordert wurde, führte zur Revolution. Sie diente aber auch Matisse und Picasso in Bezug auf einen Umsturz in der Malerei als Inspiration. Umsturz in der Malerei als Inspiration. Nicht von ungefähr schrieb Erasmus Darwin im Jahr 1789 von den Lieben der Pflanzen. Manche sagen, die Monstera rächte sich mit der Umrahmung von Missständen für ihre Zähmung zur Zimmerranke. Andere behaupten, sie belohne ihre gemeinschaftlich eingestellten Besitzerinnen, denn die Pflanzen setzen, wenn sie Hunger leiden, ihren Mitpflanzen den letzten Tropfen Lösung vor und enthalten sich selbst der Speise. Auffällig auch, dass das Fensterblatt vor dem Umschwung 1968 auf einer Welle der Beliebtheit tritt und seit einigen jahren wieder in die zimmer der jungen menschen tritt es ist anzunehmen was das für die zukunft bedeuten wird chlorophyll wird es sein über welches man scheine und blüten auseinander hält wir machen einen sehr kurzen abstech ins institut für politische alltagsverbesserung von dess Existenz ja mittlerweile hoffentlich schon einige von Ihnen, von Euch fest überzeugt sind. Menschen seit einiger Zeit stapeln sich die Scheine in den Banken. Niemand will sie mehr haben. Man tut fast schon so, als wären sie nichts. Wenn das Zeug nicht schnell in Umlauf kommt, wird es uns noch liquid. Ich schlage nun vor, die Verflüssigung sogar noch zu beschleunigen. Ich will essbares, kompostierbares Geld aus Oblatenblättern erzeugen. Manna, manna, die Zweigstellen werden es lieben. Bald werden Bäume auf den Blättern wachsen. Es sind echte Blüten. Ich lade Ihnen auch gleich noch eine Anleitung für die Herstellung von DIY- Druckern ins Netz. Damit können Sie Ihr eigenes Geld produzieren. Und je mehr kompostierbares Geld gedruckt wird, desto reicher an Humus wird das Land. Frage, schwankt das von uns hergestellte Geld in seinem Wert? Antwort, ja, der Wert verändert sich, je nachdem, ob die Währung Äpfel oder Birnen zählt. verändert sich, je nachdem, ob die Währung Äpfel oder Birnen zählt. O lasst nur die gewünschte Frucht vor direktem Sonnenlicht geschützt auf den Blättern essbaren Geldes verfaulen. Haltet den Matsch kontinuierlich feucht, damit die nächste Generation sich über falsche Tropen freut und in seiner Naivität Ja sagt, für euch zu keimen. Diese glückliche, dumme Pflanze, die jeden Dreck für Humus hält, sei's Kot, Kompost, ein toter Mops, es möge für sie dasselbe sein. Echo, verwar, hier geht's steil bergab, nehmt dies Pferd mir ab. Ach, ich bitte euch, kommt, da wir so weit gelangt, geht nur und holt die Pferde wieder her. Hm, ich komm ja eher vom Matsch nicht. Geht, holt die Erde wieder, aus dem sattelenden Kot. Ein Echo, ein Haar von meines Herrn Pferdeschwanz anzurühren. An welch schmutziger Stelle, so kommt ihr doch vom Fleck. Ja, da habe ich mich jetzt mit einer Shakespeare-Replik von den Niederungen zu retten versucht, die ich schon erreicht habe. Es geht noch tiefer, ich habe Ihnen, Euch, essbares Geld mitgebracht. Nachdem der Abend so lang ist, habe ich mir gedacht, ich teile es Ihnen in der Pause aus, damit Sie was zu essen kriegen. Die Schere ist desinfiziert und die Kellnerin trägt Latexhandschuhe. Ja, ich gewinne jetzt gezielt Material für Gummiplotz aus der Milch des Gummibaums, kann aus dem Stoff etwas machen, das so ähnlich einsetzbar ist wie Latex, trinke es, es trocknet in mir drin, schon kann ich Ihnen einen Abdruck meines intimsten Innersten präsentieren. Entwerfe Ihnen hier aber auch eine paradiesische Physik, in der Milch und Honig fließen. Ich will Ihnen beweisen, dass das Holom existiert. Stellen Sie sich vor, Sie blicken durchs Mikroskop. Während ein Bissen Ihres Wildsalats noch ganz unterschiedliche Moleküle enthält, werden die Teilchen bei näherem Besehen immer homogener. Sie unterscheiden sich in nichts mehr von den ihren, die konzentriert ins Mikroskop hinein blicken, ja nicht einmal von diesem selbst. A proton is a proton is a proton is a proton. Es ist fast so, als hätten sie alles verdaut und in Zellen ihres funktionsfähigen Körpers gewandelt. Noch verblüffender wird die Sache aber, wenn sie in die umgekehrte Richtung gehen und immer größere Teilchen, Teile betrachten, die sich zu Schollen, Brocken, Planeten zum Universum ballen. Sie geraten, je größer sie werden, immer individueller, weisen zueinander immer mehr Unterschiede auf. Das Holum, das Ganze, ist am Ende das allerindividuellste Wesen, seine Zusammensetzung ist unverwechselbar, sie kann von nichts imitiert werden, das größte Teilchen, welches das Ganze ist, kennt keine Selbstzweifel, dehnt sich, dehnt sich. Und darin meine Ameise, ich. Sie ist eine Liebhaberin des einzigartigen, ganz konkreten, einzelnen Kunstwerks. Sie erzeugt keine Serien. Man spricht in diesem Zusammenhang davon, dass sie etwas zum F, wird nur von ihr konsumiert, niemals von einer anderen, außer jene würdige Bevorzung, es ist so. Für diese Ameise ist eine Statue etwas aus Zucker oder sie ist gleich überhaupt nicht. Es ist drei- respektive vierdimensional oder es ist gleich überhaupt nicht. Essen oder nicht essen, esse wie die Lateinerinnen sagen, oder non esse, alles klar. Das Kunstwerk ist für die Ameisen ausschließlich ein beispielsweise mit Thunfischöl oder Zuckerwasser getränktes Material, das nebenbei vielleicht wie ein Papierstück mit dem Körper von Michelangelos David darauf aussieht. Meine Ameise denkt ja durchaus, es handele sich bei diesem Thunfischölgetränkten um Michelangelo-Moleküle, um diese ganz besonderen. Nach diesen ist sie völlig verrückt. Zumindest sagen das die Ameisenkunstwissenschaftlerinnen, die nicht müde werden, Programme zur Verbesserung der Beziehung meiner Ameise zur Kunst in ihren Alltag zu implementieren. Es sieht so aus, als liefen durchs Paradies allerhand Achsen hindurch. Es ist das Zentrum jedes Koordinatensystems. Blicken Sie nach links, im Nebel sind viele Monobauzis, die beiden Liebenden zu erkennen. Telemann und Bautzis, die beiden Liebenden, zu erkennen? Sie bieten, obwohl bettelarm, den Göttern ein paar Äpfel an. Schon sind die beiden nach ihrem Tod zum Dank in Bäume verwandelt. Da, da stehen sie mit anderen Pflanzen im Paradies, dem Nullpunkt unserer Achse. Drehen sie sich nun bitte um. Da drüben winkt uns die Frucht des verbotenen Baumes, darunter las Ziv, die liebende Bautzis, sie nennt sich neuerdings Eva und lässt sich von der Schlange, dem teuflischen Organ ihres Liebhabers, überreden, ihre eigene teuflische Frucht zu teilen. Der einzige noch existierende Gott, den es auf dieser Seite der Geschichte gibt, ist not amused ob dieser Entwicklung. Der Typ ist selber eigentlich nie. Warum? Nun, das Amüsieren ist mit the muzzle, dem englischen Maul, der Schnauze verwandt und die Schnauze der frechen Muse ist es wieder, die gleich die Fantasy-Story von Philemon und Bautzis auspacken wird. Noch einmal schafft sie es, uns damit auf die andere Seite des Nullpunkts zu katapultieren. Die Äpfel munten uns schon wieder, die Apokalypse wird noch einmal ausgelassen. Fixed. Der Wert der historischen Tulpen wurde durch die Muster der Blüten symbolisiert. Man hielt diese Währung aufgrund ihrer Schönheit für durch die Protz der Gesundheit gedeckt. Doch entpuppte sie sich als Effekt des Eindringens eines Virus. Was lernen wir daraus? Wir sehen, selbst wenn sie durch Krankheit entsteht, selbst wenn sie durch Parasiten verursacht wird, ist Schönheit doch immer echt. Allons enfants, wir wollen einen alten Fehler französischer Kinder recyceln. Ersetzen wir das Zeichen durch den Schwarm. Es ist das alte Kinderlied. On remplace le signe, l'agitation du mouchoir, par le signe, l'oiseau blanc. Schau, der Schwarm im Wasser, in der Ferne, so verschwommen. Vielleicht ist das gar kein weißer Vogel in westrigem Blau. Vielleicht ist das ein Winken mit einem Taschentuch, ein Signal, ein Zeichen. Allons enfants, dieser Schwan hat Eden, Kapital, lasst uns winken. Welcome to Capital Eden. Hier tauscht man das weiße Zeichen der Kapitulation gegen den Schwan, den Signier. Ab sofort zeichnen wir unsere Leben mithilfe von Schwänen. Es wird in diesem Song bald alles schwan, werden Schwäden. Zwar wissen wir noch nicht, was es für uns bedeutet, unser Eden mit Hilfe von Schwänen zu zeichnen, aber wahrscheinlich kommt es dabei unter anderem darauf an, um welche Schwäne es sich im Einzelnen handelt. Höcker-Schwan, Trauerschwan, Trompetenschwan, Welcome to Capital Eden. Okay, es ist nur Trotz. Paradiese erschienen mir bisher, aufgrund der großen Entfernung der Nicht-Existenz von vornherein unpräzise formuliert. Ich verwarf sie immer gleich wieder. Ich untersuchte nicht, ob eins davon funktioniert. Meine Demontage aber schützte die herrschende Dystopie bis jetzt vor jedem Angriff, nun daher die Dystopie, ich sage es mal so. Ich zersetze ihnen mit der Dystopie die Dystopie in Autome, sie müssen Letztere nur noch erfinden. Ich zoome an die Materie heran, je näher ich ihr komme, desto mehr lösen sich die Korpuskel voneinander, bis sie, schauen Sie sich das mal an, nach dem Höhepunkt C auseinanderfallen. Ach, schätzen Sie sich glücklich, Sie zeugnen eines derart paradiesischen Vorgangs. Okay, ich glaube, das war genug Unsinn. Es gibt essbares Geld. Vielen Dank. Vielen Dank allen den Lesenden und Lobenden dieses ersten Teils. Ich meine, mit Lesung und mit Reden über Texte haben sich die Lesenden und die Ausgezeichneten am angemessensten und eindrücklichsten präsentiert. Angemessener vielleicht, als es das übliche Ritual des Übergebens von Urkunden in solchen Zusammenhängen sein könnte. Nichtsdestotrotz gibt es diese Urkunden und ich darf Sie vielleicht in der Pause bitten, dass wir in der Pause in einer relativ informellen Weise diese Urkunden übergeben und dann zumindest zu einem gemeinsamen Gruppenfoto mit den Bäckerpreis-Urkunden dann einfinden und dann in den zweiten Teil dieses Abends mit den Preistragenden des Jahr 2022 weiter tun. Jetzt eine Pause. Petra Dallinger hat es angekündigt, das Stifterhaus erfrischt. Ja, willkommen zurück nach der Erfrischung. Wir beginnen den zweiten Teil dieses Abends mit der Verleihung von zwei dieser Neue Texte Essay-Preise an Helmut Neundlinger und Florian Huber und wir haben uns gedacht, dass eine gute oder eine mögliche gute Präsentationsform so eines Essay-Preises es sein könnte, dass sich die beiden Preistragenden, Preisträger, wechselseitig über ihre Arbeit als Essayisten erzählen und vielleicht auch sich Fragen stellen. Dieses Gespräch zwischen Helmut Neundlinger und Florian Huber wird jetzt dann hier als erster Teil stattfinden. Helmut Neundlinger ist sehr rezent jetzt der Leiter des Archivs der Zeitgenossen an der Donau-Universität Krems, in Krems selbst, wo unterschiedliche Künste und unterschiedliche Gewerke sozusagen hier als Archivbestand aufgehoben sind. Helmut Neundlinger hat unter anderem, glaube ich, als der letzte Dissertant von Wendelin Schmidt-Dengler eine Arbeit über Hermes Fettberg geschrieben. Er hat zusammen mit Michael Hammerschmidt über Ernst Jandl ein Buch verfasst, auch zuletzt über diese Fragestellung von politischem und formalem Experiment bei Jandl und bei einem anderen, bei Alexander Kluge, einen Vortrag und einen Beitrag gemacht. Und hier natürlich im Stifterhaus Karl Wiesinger und auch dazu einen Aufsatz zuletzt veröffentlicht, der sich mit der Arbeit an der Biografie des Archivs des Autors Karl Wiesinger zwischen Zeugenschaft und Konstruktion auseinandersetzt. Florian Huber ist Mitarbeiter am Fachbereich für Wissenschaftsgeschichte der Universität Lüneburg. Er setzt sich dort zum einen mit der wissenschaftshistorischen Frage nach Glasmoden und nach diesen Glasmodellen der Blaschka-Familie auseinander. Andererseits hat er über Heimrath Becker eine wissenschaftliche Arbeit geschrieben, die soeben im Erscheinen ist und auch bald erscheinen wird im Sonderzahlverlag unter dem Titel Der Schreiber schreibt. Und ich möchte euch beide, jetzt Helmut und Florian, bitten, euch über eure essayistische Tätigkeit zu unterhalten. Bitte. Vielen Dank. Guten Abend, herzlichen Dank für den Preis, ich spreche für uns beide. Und ja, danke schon für die wunderschönen Vorlesungen und Laudationes. Es gibt einen sehr, sehr schönen Essay-Band von Daniela Striegel, der hat den Titel Alles muss man selber machen. Also die Laudatio hat den entschiedenen Vorteil, dass man nicht für sich selber sprechen muss, und wenn ich jetzt sozusagen das Bon-Mov oder Kollegin Lisa Spalt aufnehmen müsste mit den Eltern, also meine Eltern wären heute hier, es wären ideale Voraussetzungen für eine Laudatio gewesen. Aber ja, wir reden auch gerne miteinander. Wir haben das schon öfter gemacht. Ja, wir reden auch gerne miteinander. Wir haben das schon öfter gemacht. Wir haben gemeinsam, auch mit Thomas Eder und der Autorin Anna Kim, vor mittlerweile auch schon wieder sechs Jahren ein Projekt in der Alten Schmiede begleitet, mit der alles umfassenden Frage, was ist gute Literatur? Frage, was ist gute Literatur? Und ja, wie war das eigentlich für dich damals? Hast du dir vorher jemals diese Frage gestellt als Essayist, als Literaturwissenschaftler? Nein, also ich würde auch sagen, dass das nicht meine Frage ist im Umgang mit Literatur. Es gibt Literatur, die mich interessiert und Literatur, die mich nicht interessiert und die Frage, die mich beschäftigt, ist tatsächlich auch immer, warum interessiert mich das überhaupt? Und meistens ist es so, dass mich das interessiert, was ich nicht verstehe. Oder dass es zumindest das gibt, wenn man einen Text liest oder vor sich hat, wo man das Gefühl hat, das entzieht sich dem eigenen Verstehen und auch dem eigenen Interesse zunächst einmal und genau das macht das interessant und anziehend. Ob das dann unbedingt gute Literatur ist, weiß ich nicht. Oft ist es, glaube ich, auch Literatur, die nicht in allen Momenten geglückt ist oder wo es vielleicht auch darum geht, dass der Anspruch des Autors oder der Autorin nicht gedeckt ist, durch das, was der Text dann in meiner Lesart wenigstens tut. Also die, sozusagen dieses vielleicht ein bisschen heroische Scheitern an dem, was der Autor wollte oder was man irgendwie spürt, was er wollte oder sie. Ob das heroisch ist, weiß ich nicht. Es geht auch nicht darum, die Autorin oder den Autor zu entlarven oder das Misslingen von Literatur jetzt vorzuführen und auszustellen. Ich glaube, was mich eher interessiert ist, dass in der Entstehung von Literatur, genauso wie in der Rezeption von Literatur, wenigstens in meinem Verständnis, andere Akteurinnen ins Spiel kommen, als nur der Autor oder die Autorin, als dass die Leserinnen und Leser zum Beispiel auch mit diesem Text etwas tun und der Text gewissermaßen nicht fertig ist. Und dass es eben auch entscheidend ist, wie dieser Text aufgenommen wird. Und das heißt letztlich eben auch, wie er Verbreitung findet. Also ob das vorgelesen wird, ob es gedruckt vor mir liegt, in welcher medialen Form mir der Text begegnet. Das tut, glaube ich, etwas mit dem Text. Und das tut letztlich auch etwas mit dem Text, was im besten Fall ja auch den Schreibenden oder die Schreibende selbst überraschen kann, weil es eben nicht vorher absehbar oder intendiert ist. Finde ich auch mit Blick auf das eigene ästhetische Schreiben, weil das ja ein bisschen so der Anlass unseres Gesprächs ist, eigentlich das Schönste, dass es dann doch immer so ist, wenn andere den Text lesen, den man selbst verfasst hat, dass man auf Momente gebracht wird oder auch auf Erkenntnisse, die man selbst nicht abgesehen hat oder an die ich überhaupt nicht gedacht habe, als ich den Text geschrieben habe. Ja, also das begegnet ja wahrscheinlich den Autorinnen und Autoren auch immer wieder, dass in dem Moment, wo man den Text aus der Hand gibt, gehört er einem ja nicht mehr. Und dann ist er sozusagen zur freien Verfügung und beginnt dann auf eine andere Art zu leben. Aber eben, was du gesagt hast sozusagen mit diesem, dieses Bild, dass für dich dann sozusagen der interessante Moment der ist, wo nicht nur der Autor im Text spricht, sondern wo andere Instanzen oder andere Diskurse sozusagen mitzusprechen beginnen, Diskurse sozusagen mitzusprechen beginnen. Das ist für mich eigentlich die entscheidende Erfahrung in meiner Arbeit im Archiv seit mittlerweile über zehn Jahren, wenn man in Vor- und Nachlässen oder eben in Beständen dann eigentlich den Prozess des Entstehens von Literatur gut beobachten kann und eigentlich sieht, wie, ja, ich erzähle jetzt sozusagen den Autoren und Autorinnen nichts Neues, aber vielleicht dem werten Publikum, was für ein unglaubliches Abenteuer dieses Schreiben ist. Und dass man eigentlich, wenn man sozusagen, normalerweise beginnt man auch als Literaturwissenschaftler oder Essayist, zunächst eher Bücher zu lesen und das fertige Produkt. Aber wenn man dann sozusagen ein bisschen den Vorhang zur Seite schiebt, dann ergeben sich völlig neue Blicke, die machen einen auch, also die verändern eben auch den eigenen Zugang zu Texten und man kommt, wie mir scheint, in eine ganz andere Kommunikation noch einmal mit dem Material. Also das ist so eine Erfahrung, die mir immer wieder passiert ist. Ich habe das ganz kurz erwähnt, weil wir ja den Neue-Texte- Essay-Preis bekommen haben. Ein Autor, der eigentlich quasi fast vergessen ist, weil er auch verschwunden ist, Hermann Obermüller, Oberösterreicher, der aber sein Debüt bei Heimrat Becker in der Edition Neue Texte 1979 publiziert hat. Ich habe mich mit dem Autor intensiv beschäftigt und ich bin dann tatsächlich, also ich habe mich mit dem Autor intensiv beschäftigt und ich bin dann tatsächlich im Heimrath-Becker-Archiv noch auf wahnsinnig faszinierende andere Quellen zu Obermüllers Schreiben gestoßen, es ermöglicht haben, in einer ganz profunden Art und Weise nochmal, ich habe dann ein Essay geschrieben für einen Sammelband, mich zu äußern. Und das ist irgendwie schon eigentlich das Abenteuer des Essayisten oder der Essayistin, da eben zu stöbern, zu wühlen und sich noch einmal damit auseinanderzusetzen, wie Literatur eigentlich entsteht, was für ein unglaublich komplizierter Prozess das ist, für ein umwegiger. Und das ist das, glaube ich, auch, was... Ich meine, ich weiß nicht, du hast dich mit Heimrat Becker eben auch beschäftigt, mit seinen Schreibprojekten und warst da auch tief im Archiv. Und das hat wahrscheinlich auch was nochmal stark verändert in Bezug auf deinen Blick auf Becker. Ja, ganz bestimmt. Andererseits würde ich auch sagen, dass ich vielleicht gar nicht so tief im Archiv war und dass Heimrath Becker es einem dahingehend auch leicht macht. Also es bleibt ja auch die Frage, bei dem, was du vorhin gemeint hast, welche Bücher liest man eigentlich, wenn man nur Bücher liest. Und Becker ist, glaube ich, ein Autor und das ist auch das, was mich an Becker immer interessiert hat, der eben auch anderes liest als nur Literatur. Der anderes wahrnimmt und dieses wahrgenommen, aber auch produktiv macht für das literarische Schreiben. Gleichzeitig aber im Wissen darum, dass es etwas anderes ist, wenn man wissenschaftlich schreibt und vielleicht auch abhängt davon, in welcher Wissenschaft man schreibt oder wenn man im Alltag Sprache gebraucht gegenüber einem literarischen Sprachgebrauch. Und diese Differenzen spielen in dieser Literatur eine große Rolle. Und wenn man jetzt nochmal anschließt an diese Bemerkung, dass es auch darauf ankommt, was man liest, dann würde ich eben auch denken, dass das, was man liest, und deswegen spielt das bei Becker auch in Fußnoten oder in der Figur des Zitats eine so prominente Rolle, letztlich eben auch den Text, den man jeweils vor sich liegen hat, auf entscheidende Weise verändert und die Lektüre entsprechend informiert. Das hängt eben davon ab, was ich davor gelesen habe und auch in welchem Kontext ich das Gelesene setze, wie ich dieses Gelesene dann verstehe. Und bei Becker gibt es eben auch die Möglichkeit, dadurch, dass er selbst Herausgeber war, dann verstehe. Und bei Becker gibt es eben auch die Möglichkeit, dadurch, dass er selbst Herausgeber war, dadurch, dass er selbst einen Verlag geführt hat, ein Stück weit auch genau in Erfahrung zu bringen, was der Autor eigentlich gelesen hat und was dem eigenen Schreiben vorausliegt oder um dieses eigene Schreiben herumliegt. Und dadurch erlangt man einfach einen anderen Blick auf dieses Schreiben, was ihn wahrscheinlich schon auch unterscheidet von anderen Autorinnen und Autoren, wo das verborgen oder tatsächlich nur im Archiv zu entbergen ist. Also man könnte sagen, bei Becker sieht man, es ist transparenter durch diese Arbeit der Herausgabe, die er eben, du hast es ganz schön formuliert eben in unserem Vorgespräch, dieses Montieren fremder Texte, also dass das eigentlich diese Editionsarbeit sehr stark parallel ist zu dem, was er in seiner Literatur auch macht. Ja, und ich glaube auch noch mehr ist das. Also ich kenne schon auch die Erfahrung, wenn man über Heimrath Becker spricht mit anderen, dass man dann sehr schnell an dem Punkt ist, wo einem Leserinnen und Leser erzählen, dass das alles nicht besonders originell sei oder besonders neu. Und ich glaube, das, was daran neu ist oder originär, das zeigt sich eben auch erst, wenn man es in ein Verhältnis setzt zu den anderen Texten, zu den Texten, die er auch verlegt hat. Das zeigt einfach auch, dass er eine Geschichte als Verleger hinter sich gebracht hat und durchgegangen ist durch die Lektüre anderer Texte und deswegen bestimmte Verfahren vielleicht auch nicht mehr neu erfinden hat müssen oder sie auch gar nicht mehr stattfinden in seinen eigenen Texten, weil sie eben schon abgebildet sind durch die Arbeit, die in der Edition stattgefunden hat. Ich glaube, das wäre ein Thema für einen eigenen Essay, nämlich sozusagen diese Parallele sich zu vergegenwärtigen bei Heimrath Becker. Und es ist ja wirklich, wenn man schaut, welche Dinge in der Edition neue Texte erschienen sind, das ist und Pelion, also sein erstes Werk. Und ich habe dann bei, das ist ein ganz toller Fund, bei Heimrath-Becker im Archiv, eine Rezension von Franz Josef Cianin über Hermann Obermüller im Ex Libris, glaube ich war das, also ein Typoskript gefunden. Und Franz Josef Cianin schreibt dann sozusagen, ihn interessiert eigentlich gar nicht so sehr der Inhalt, sondern die Sprache und die Form dieses Textes. Und das ist für mich eigentlich ein total interessanter Fund gewesen, weil ich gemerkt habe, da gibt es eine Kommunikation zwischen Texten, wenn man sie nebeneinander legen würde, würde man nicht so wirklich darauf kommen, dass die einander was zu sagen hätten. Aber es ist eigentlich dann zwischen denen dann doch was passiert. Also irgendeine Art von Resonanz. Und das wäre wirklich einmal ein Essay wert. Ein Versuch. Naja, ich glaube, dass darin auch etwas zum Ausdruck kommt, das Becker, glaube ich, ausgezeichnet hat, nämlich diese Vorstellung, bevor man die Frage stellt, was ist gute Literatur, brauche ich überhaupt erstmal einen Begriff, was ist überhaupt Literatur und was ist Grundlage der Literatur, woraus schöpft die Literatur und das bildet sich eben auch in dieser Diversität der Edition neue Texte ab, dass das überhaupt nicht ausgemacht ist, dass das vielleicht auch dahingehend eine Literatur im Werden ist. Dass also dieser Literaturbegriff eigentlich nicht fertig ist, sondern diese Editionspraxis vielleicht auch versucht, einen bestimmten Begriff von Literatur überhaupt erst Kontur annehmen zu lassen, ohne zu wissen, ob das letztlich aufgeht. Und das zeigt sich eben auch bei einem Widerstreit der einzelnen Positionen. das letztlich aufgeht und das zeigt sich eben auch dann im Widerstreit der einzelnen Positionen. Ja, aber es zeigt sich schon, dass dadurch, dass das überhaupt sein darf, dass das eine Art von Gelingen ist. Ja. Weil eben so ein sehr vielschichtiger Diskurs über Literatur natürlich daraus erwächst, aus dem Konzert. Ja, also ich glaube, es zeigt halt einmal mehr, dass diese Position eben nicht für sich steht, sondern dass es von Anfang an der Versuch ist, einzelne Texte zueinander in Beziehung zu setzen und tatsächlich in einem emphatischen Sinn auch das ernst zu nehmen, was ja vorhin in der Laudatio schon angeklungen ist und in der Lesung, dass der Text eben ein Geflecht ist, der Beziehungen zu anderen Texten unterhält. Ja, in ganz unterschiedlicher Art und Weise, aber eigentlich bei allen bisher, die wir gehört haben und wahrscheinlich bei allen, die wir noch hören werden. Und wahrscheinlich ist es jetzt eh ein ganz guter Zeitpunkt zu sagen, also wir könnten da jetzt noch sehr, sehr lange weiterreden, das können wir aber auch nachher noch und aufgrund der fortgeschrittenen Zeit wäre es vielleicht ganz gut, lieber Thomas, wenn wir einfach den Festakt fortsetzen und wir wieder an dich übergeben und wir bedanken uns nochmal ganz herzlich. Herzlichen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank, dass ich sozusagen die Arbeit selbst übernommen habe, euch selbst hier als Essayisten vorzustellen. Und nicht nur das, du hast ja auch eine Arbeit in die Zukunft angesprochen, also diese projektierte Essay hier sind gespannt. Nun den Laudator bitten, uns die Förderpreisträgerin des Jahres 2022 vorzustellen, die bedauerlicherweise jetzt nicht hier persönlich hier sein wird, aber Christian Philips, der Förderpreisträger von vor zehn Jahren, jetzt der Laudator von jetzt. Bitte. Ja, das brauche ich gleich noch, deswegen muss ich das hier präparieren. in Erscheinung trat, ohne Backup in einer digitalen Schleife verloren zu gehen drohte, am 17. Mai 2022 in Linz leibhaftig Gestalt anzunehmen, schien sich dann aber kurzfristig wieder den Seeigeln zugesellte und in die virale Präsenz des Unterseekabels Marea begab, um dort weiter an dringlichen Problemlösungen zu arbeiten, das Dilemma des Galenmaßstabs im Anarchismus und das Raumdilemma des kybernetischen Kommunismus betreffend. Das war der Untertitel der Laudatio. Das Kollektiv Cerdacala erhält laut Homepage des Stifter Adalbert Hauses abgerufen am 17.05.2022 den Becker-Heimrath-Förderpreis, was zu einem baldigen Kurzschluss im Schweizer Verlagshaus Roughbooks geführt haben wird. Die Chairman Engel und Phillips erwägen den Börsengang und rufen aus, Milagro, Milagro, kaum zu glauben. Aber dann stellt sich bald wieder jenes Debakel ein, das auf jedes echte dichterische Mirakel folgt. Die Einsicht nämlich, dass sich aus Cerdacala keine Aktie machen lässt, der irgendein Wert auf dem Lyrikmarkt zukäme. Zitat, mehr passt leider eh nicht auf 4,7 Zoll und alles Übrige lappt über den Rand des Bildschirms, direkt ins Vergessen, in unsere aufgeregten Eingeweide. Genau diese Wertlosigkeit könnte sich indes als ihr ewiger Wert erweisen, denn es genügt, wie Heimrat Becker schreibt, bei der Sprache zu bleiben, die in den Dokumenten aufbewahrt ist. Der 2020 als Roughbook 52 unter dem Namen Carla Cerda erschienene Gedichtband Loops zeigt, was konkrete und politische Poesie gegenwärtig sein kann. Er sammelt, sampelt, loopt und aktiviert dokumentarisches Textmaterial zuhauf, wissenschaftliche Arbeiten zur Biodiversität, zur Geschichte der Unterseekabel im Atlantik, digitalen Daten und Diskursmüll aus Chatprotokollen und sozialen Netzwerken, Börsenkurse und Protokolle zur konkreten politischen Lage in Chile. Auf diachroner und vielleicht unbewusster Ebene fluten die Träume der Sor Juana Inés de la Cruz, die Gedichte von Gabriela Mistral, aber auch Henri Toureau's Essay Walden hinein, die Skepsis an den Modern Improvements und der Logik des Fortschritts. den Modern Improvements und der Logik des Fortschritts. Schon dieses Zugleich von digitaler Linguistik, Fachsprachenanalyse und poetischer Rede grenzt an ein Wunder. Aber der Umgang mit diesen Meta- und Paratexten macht noch nicht das ganze Kala Chada Wunder aus. Ich rufe Milagro, Milagro, wenn ich sehe, wie diese Gedichte raumzeitlich organisiert sind und alles, was sie umgibt, zeitgleich zum Vorgang des Lesens permanent mitstrukturieren. Der Text funktioniert auf synchroner Ebene als ein dokumentarischer Live-Ticker, man könnte sagen globaler Datenströme, aber mit poetischen Filtern, die verblüffenderweise und geheimnisvollerweise in der Lage sind, die Sprache jener Brain-Computer-Interfaces zu protokollieren, an die wir alle, merklich oder unmerklich, immer bereits schon angeschlossen sind. Und im Akt der Lektüre merken wir genau das. Also sehe ich mich als digitales Gattungswesen, sehen wir uns zurückversetzt in lesende Subjekte, die anhand dieses geschützten Raums, des poetischen Raums, ihr Verstricktsein in Schaltprozesse wieder reflektieren können. Milagro, Milagro, will ich immer wieder rufen, während ich in die Loops der Lektüre gerate und merke, auf wie vielen Ebenen zugleich diese Gedichte agieren, während der Körper, der liest, sich wiederfindet als ein bereits interferierendes Textgeschehen. Technische und poetische Vorgänge sind hier verschaltet, nicht als Artefakte bloß benannt. Am meisten aber fasziniert mich, dass es sich um Texte handelt, die ein Kollektiv zur Protagonistin haben. Ein Kollektiv, in dem sich humane und animalische, organische und anorganische, terrestrische und extraterrestrische Sprechinstanzen verschränken. Wer sich auf die Lektüre einlässt, wird selber sechsmal gelubt und zum Gegenstand des poetischen Vorgangs erhoben, erniedrigt, nein, in Augenhöhe gebracht. Es ließe sich aber auch ganz narrativ über diesen Text sprechen. Was ist der Plot der sechs Loops? In Loop 1 befinden wir uns im Inneren einer WhatsApp-Gruppe und versuchen gemeinsam mit Sor Juana Inés de la Cruz, mit militanten Seeigeln, mit der Microsoft-Sprachassistentin Cortana und mit einem Fluss die Geschäftsgebaren eines der weltweit größten Produzenten der in Smartphones verwendeten Lithiumsalze aufzudecken und das Wasser zurück in den Fluss Rio Aconchagua zu lenken. In Loop 2 wird dieselbe dubiose Reisegruppe entführt und gerät ins Innere des Marea-Seekabels, das seit 2018 im Auftrag von Meta-Plattform, also früher Facebook und Microsoft, die Internetübertragung zwischen den USA und Europa gewährleistet. Dort unten lernen Mineralien und Seeigel offenbar Gedichte auswendig, um das Mother Earth Motherboard lyrisch zu retten. Gegen Ende des zweiten Loops ist fraglich, ob wir nicht inzwischen selber von Seeigeln gefressen worden sind. Zitat, wo die Seeigel sich in einigen deiner Augen spiegeln und reimen aus Versehen vielleicht. Deine Augen spiegeln und reimen aus Versehen vielleicht. Da humane Augen die Seeigelsprache nur unzureichend verstehen, verschwindet der lesbare Text im Skript ganz und verwandelt sich in eine rein piktografische Seeigel-Kalligrafie. In Loop 3 berichtet eine Auktorialerzählerin vom Zusammentreffen einer Gruppe extraterrestrischer Meteorologinnen mit dem Gomphotherium Bambi, also einer ausgestorbenen Rüsseltier-Spezies aus dem Tertiär. Das zeiträumliche Chaos nimmt in dem Maß zu, in dem der Text semantisch vermittelnde Gestalt annimmt. Aber genau diese Form der permanenten Abweichung von Form und Inhalt ist das methodische Prinzip der Biodiversität, die hier erkundet wird. Loop 3 endet. Was für ein Chaos. Dann stülpte es, Bambi, eine Kuppel über die Anemonen und rief Evolution. In Loop 4 nimmt der Text auf der Oberfläche überraschend lyrische Gestalt an. Zwei Körper im Dialog, ein Ich, ein Du, Ich so, Du so. Aber auch dieser Perspektivwechsel erweist sich nur als folgerichtige Umdrehung, denn dieser Server setzt zu viele Körper voraus. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Zitat. Z sagt. Zitat, du musst jetzt tapfer sein, sagst du, und zoomst in den Sonnenuntergang, weit hinter die lyrischen Halden. Der statthabenden Digitalisierung der Körper entspricht umgekehrt, und das scheint mir eine Krux in diesem Text, auch eine Verkörperlichung des Digitalen. So geht hier die Rede von runzligen Screens und versteinerten Aktien, die bald kalben. Den Daten wird zumindest gedanklich in den Uterus gefolgt. Der digitale Kapitalismus wird hier also denkbar von seinem Ende her, als archäologisch vorgefundene Schicht. Und ganz nebenbei rechnet der Text auch mit Innerlichkeitsklischees der zeitgenössischen Lyrik ab. Zitat, deine Zimmerpflanzen sind auch nichts als eine weitere Plattform auf diesem Ozean. Loop 5 dreht dann zum Ich hin, das als Mikrobiom durchdekliniert wird. Es scheint sich in Chile zu befinden, gerät in Weltkontakt mit einem CEO, Chile zu befinden, gerät in Weltkontakt mit einem CEO, der sich als waschechter Holobiont entpuppt, also wiederum als ein systemisches Kollektiv. Zu diesem Systemzusammenhang gehören auf komplexe Weise auch Babytiere, die das lyrische Ich am Ende von Loop 5 einfach so wegscrollen können. Zum ausgebufften Witz dieses Texts gehört, dass er die Kritik an ihm gleich mitliefert. Ein Satz wie »Ich öffne alle Tabs gleichzeitig und sage Lyrik dazu« lässt sich nicht poetologisch verstehen. Er demonstriert vielmehr, wie das lyrische Ich als Figur in den von ihm geöffneten Tabs zwangsläufig verschwinden muss. Der finale Loop 6 lässt sich lesen als Metatext auf die ersten fünf Durchgänge. Das Gedicht selbst erscheint darin als eine Art Überschuss, der sich nicht verhindern lässt, als Pretty Toy, als Abweichung vom Code oder spontane Mutation. Und hier kommt auch die analoge Dimension des Texts, nämlich seine gedruckte Gestalt wieder ins Spiel. Man muss das Roughbook Loops in seiner gedruckten Gestalt haptisch drehen, stürzen und wenden, um es lesen zu können. Also es geht so los und dann muss man so weiterlesen und so folgt es dann. Auch wirkt jede Ausgabe wie schon einmal gelesen, handschriftlich bearbeitet, und zwar von den Sehigeln, die ich vorhin gezeigt habe. Und entsprechend findet sich im Skript auf Seite 7 bereits der Hinweis, copy this side. Auch bei dieser Lobrede kann es sich der Textbewegung gemäß nur um eine Kopie handeln. Ich hätte aber das Ziel der Lobrede verfehlt, entstünde der Eindruck, man habe es hier mit einem immunisierten Konzepttext zu tun. Nein, diese Loops setzen bei jeder Lektüre jeweils wieder den Akut. Genau darauf verweisen die Datierungen. Die Differenz vom eingetragenen Datum, zum Beispiel 10.11.2019 zum Jetzt-Zeitpunkt heute, zwingt zum je eigenen Update der Timeline. Wie ist es heute am 17. Mai 2022 im andauernden Cyberkrieg um die Sicherheit der Unterseekabel bestellt? Ich aktualisiere den Newsfeed. Großbritannien baut derzeit an einem U-Boot, das ab 2024 ausschließlich den Schutz der Submarine Cable zum Ziel hat. Die Lektüre der Loops hat mich auch fragen lassen, warum eigentlich keiner die Verstaatlichung oder Europäisierung der deutschen Exportrüstungsindustrie verlangt. Die Neutralität Österreichs ist aus der chilenischen Seeigelperspektive auch nur mehr peripher fürchtig. Die Real-Time-Body-Temperature steigt, wenn ich an den tagesaktuellen Börsenkurs von Rheinmetall denke. Immerhin haben die chilenischen Seeigel im März Gabriel Boric zu ihrem Präsidenten gewählt. Ist es diese Vision einer chilenischen Revolution, die bereits in Carla Cerdas' Loops 2019 subkutan wirksam war? Erkennen wir in den Gedichten von Marichela Guerrero aus Mexiko oder Sergio Raimondi aus Argentinien Wahlverwandte zu diesen Texten, die in der deutschsprachigen Lyrik eigentlich keine Entsprechung haben? Die Visionen der Loops laufen aus in einem poetologischen Statement, das ich abschließend ganz zitieren will. Zuerst ist da ein Körper, ein Spalt im Gedicht. Hier also stand ich, Also stand ich zerzaust am Strand im Gedicht und hatte doch gelesen, dass, wie kann das sein, dass dieses Pretty Toy unter meinen Füßen in Echtzeit auf Ereignisse reagiert, wie der Sturz in den Körper, der Sturz an den Anfang, ist eine Form von Bad Lip Reading vielleicht, Ist eine Form von Bad Lip Reading vielleicht, dass die Dramatis-Personen ohne Backup verloren gehen, in Lifesize abhanden kommen, transparent werden. Wow, ich glaube, das ist das zweite Ende der Tour. Und der mittlere Vers gleichzeitig. Was eine Schleife. Ich gratuliere Carla Cerda, die uns heute hier in Linz als dramatisch Persona verloren gegangen ist, zum Heimrat-Becker-Förderpreis. Wir schnüffeln daran an diesem Preis und klicken trotzdem weiter. Wir sind mittendrin. Yeah, so viele Feuer-Emojis. Schnell gründen wir eine WhatsApp-Gruppe, in der wir aus Leipzig folgende Nachricht vom 17. Mai 2022 vorfinden. Schönen Abend nach Linz. Aus dem verregneten und verschnupften Leipzig. Ich kann heute leider nicht da sein, was sehr schade ist. Ich sitze jetzt aber einfach hier tagsüber in meinem Wohnzimmer und stelle mir vor, wie Sie abends in Linz sitzen. Und ich versuche mit dieser Aufnahme jetzt und einem kurzen Gedicht in angemessener Weise bei Ihnen abwesend zu sein. Ich lese aus Loop 2 ein Gedicht. Cortana aber mischt sich unter die analogen Protest-Touristinnen Weise und zuletzt aktualisiert in Early 2019 Kabel verlaufen. Der Wired-Artikel dagegen ist von 1996, also alt, auch im Vergleich zu sehr alten Dingen wie dem Internet, Stand Early 2020. Ich bedanke mich sehr für den Preis, bin sehr darüber gefreut und ich hoffe einfach auf eine andere Gelegenheit, einmal Linz kennenzulernen. Einen schönen Abend. Und Glückwunsch aus Linz nach Leipzig. Vielen Dank. Ja, ich darf Ihnen kurz die Begründung der Jury vorlesen für den Heimatbäckerpreis 2022 nach einem Dank an Christian Philips und Carla Cerda. 2022 nach einem Dank an Christian Philips und Carla Cerda. Ulrich Schlotmanns Werk lotet unbeirrt und insistent die Möglichkeiten von Prosa als Kunstform aus. Die Sätze dieser Prosa sind häufig interpunktionslose Satzfluchten über mehrere hunderte von Seiten. Ihre innere Gliederung erhalten diese Texte durch die Bildfelder und gestalthaften Formationen, die sich aus dem Textfluss beim Lesen herausschälen lassen. Wir, die Lesenden, sind gefordert, aktiv dieses meandernde Textgeflecht zu strukturieren. Der Rhythmus, die Satzmelodie, die Themenführung geben dabei dynamisch variierende Anhaltspunkte. Große Proserbücher wie jene von Ulrich Schlotmann sind in jeder ihrer Sequenzen von einer Dichte, die dem avancierten lyrischen Gedicht in nichts nachsteht. Aber diese Prosa erzeugt Dichte eben nicht allein durch Formen, sondern durch die permanente Rekursion des prosaischen Textprinzip als einem solchen. des prosaischen Textprinzip als einem solchen. Soweit die Begründung und ich freue mich nun sehr, dass Paul Pechmann aktuell in einem Forschungsprojekt zu Pop und Graz und Los Angeles befasst, der zudem hauptverantwortlicher Lektor und Programmgestalter im Ritter Verlag ist. Und ich denke, es ist keine Übertreibung zu sagen, dass wir ohne seine einfühlsame, ohne Pauls einfühlsame und zugleich prankenhafte Auswahl, denn er kämpft auch zumeist wie ein Löwe, nicht die deutschsprachige Literatur so hätten, wie wir sie kennen. Vielleicht sind ein paar andere im Saal auch zu nennen. Ralf Klever ist hier, andere Verleger sind auch hier. Dass er als der innere Kenner der Werke Ulrich Schlotmanns nun über ihn spricht, das freut mich besonders und ich bitte nun dich, Paul, um deine Laudatio auf Ulrich Schlotmann. Danke, lieber Thomas, auch für die gute Idee, mich nach Linz einzuladen. Ich bin sehr gefreut und über Ulrich sprechen zu können, ist ja das erste Mal eigentlich. Ich begleite Texte Ulrichs als Lektor noch im vorigen Jahrtausend eigentlich mit der Edition Gegensätze in Graz, eine Gemeinschaftsarbeit mit Eberhard Hefner. Und habe Ulrich eigentlich erst näher kennengelernt, persönlich kennengelernt, als er Stadtschreiber in Graz war. Ein einjähriges Aufenthaltsstipendium 2015 bis 2016. Und er hat in Graz sicher auch seine Spuren hinterlassen. Wie Sie wissen, ist Graz in der Zwischenzeit von einer kommunistischen Bürgermeisterin regiert. Der SK Sturm ist Vizemeister geworden. Ein Pauschallob auf Ulrich Schlotmann. Einen trockenen Toast auf Ulrich Schlotmann, einen trockenen Toast auf Ulrich Schlotmann. Zitat, dort wo Normalsterbliche, Sie und ich, gemeinhin Festes, mithin Oberflächenhaftes zu sehen gewohnt sind, genügt oft schon ein winziges Verrücken des Blickwinkels, Umkippen des Innenspiegels nach links oder rechts und schon sehen wir dies Feste verschwimmen und wie Marmelade über ein warmes Toastbrot hinweg geht, über den Objektträger hinweg gehen. Wir sagen, die Marmelade bildet einen Gleitfilm aus zwischen sich und dem warmen Tabutta, auf dem sie dann wie auf Skiern ins Tal hinabgleitet. Zitat Ende. Das stammt aus dem Text Oberflächen von Ulrich Schlotmann, publiziert im Sammelband Drehpunkte zwischen Poesie und Poetologie aus dem Jahr 2000 und ist etwas abgekürzt wiedergegeben. aus dem Jahr 2000 und ist etwas abgekürzt wiedergegeben. Es scheint hier eine Mechanik zu wirken, die aus Gegenständen etwas Abstraktes, das Feste, ableitet und dieses Abstrakte im Vergleich in einen gegenständlichen Bildkomplex zerfließen lässt, um aus diesem wiederum ein neues, über das ursprüngliche Bild hinabgleitendes Bild, Metapher, zu generieren. Als kommentierender Leser und Lautator des Dichters Ulrich Schlotmann begibt man sich also auf einen warmen Toast, der mit Butter und Marmelade beschmiert ist. In seinen Texten scheinen das im Zitat angesprochene Verrücken des Blickwinkels oder Umkippen des Innenspiegels ständige Routine zu sein, evident im feierlich abschüssigen Bild der skilaufenden Marmelade am Toast auf warmer Butter. auf warmer Butter. Solch putzige Unbeholfenheit im Dichten und solch vorgebliche Naivität im Sprechen davon sind integrale Bestandteile von Ulrich Schlottmanns Arbeiten. Von Beginn an forciert, wobei unernst nicht leicht von unter Anführungszeichen seriösen Programm. Was werden eigentlich die Kriterien zu unterscheiden, gar ident sind, wie die eine Seite einer Möbius-Schleife. Die Persiflage von Literatur ist selbst und oft die bessere Literatur, wie auch die satirische Unterminierung poetischer reflexion ein gewitzter gestus der letzteren die marmelade bildet einen kleid film aus zwischen sich und dem war man der butter auf dem sie dann wie auf schieren ins tal hinab gleitet heißt es da unter anführungszeichen? Gesagtes scheint bei diesem Autor irgendwie prinzipiell unter Anführung ausgestellt. Sätze, Phrasen, Floskeln werden hergezeigt, vor- oder entgegengehalten den Idiomen Verständnis inniger Erbauungsliteratur, die mittels Vergleich bzw. im Bild die Welt zu erklären vorgibt, aber auch an uns Lesende gerichtet, die Unzulänglichkeit der eigenen sprachbildnerischen Mechanik ins Visier zu nehmen. Seit dem Erscheinen von Die Freuden der Jagd 2009, das war damals bereits das vierte Buch des Autors, besitzt der 1962 in Balwe, Westfalen, geborene, in Berlin lebende Ulrich Schlotmann, unter denen an formoffensierter Literatur interessierten, den Status eines Geheimfavoriten. Das 1100 Seiten starke Buch gilt in diesem Kontext als eines der abgründigsten Humor- und kunstvollsten Texte der Gegenwart, der Mann, der in den Wald hineingeht, du bitte jetzt weghören, immer wieder neu anhebend, durchmisst Schlotmann darin einen Kosmos, der gespeist ist aus Mythen, Erzählungen und Theoremen, durch sämtliche mit Wald und Jagd assoziierte Wortfelder und Begriffsreviere, um zu erfahren, was denn nun ein Mann und das Komplimentäre dazu sei. Durch den Einsatz zahlloser Parenthesen, Klammerausdrücke, Zitate als alternative Perspektiven, Perspektiven, ironische Kommentare oder Protokolle der Selbstbeobachtung dehnt und spreizt Schlotmanns Sätze zu in der Tat nicht mehr verarbeitbaren Systemen auf. Im undurchdringlichen Dickicht geht jeglicher Weltgehalt der jeweils für sich durchaus fassbaren Einzelteile verloren, wobei es einer solchen scheinbar selbstbezüglichen experimentellen Anlage keineswegs an Weltbezug fehlt. Es ist gerade dieses Verlieren in Details, das sich verzetteln, die Unmöglichkeit, das Größere oder Ganze oder manchmal auch nur den vorliegenden Satz zu erfassen, das als analog und gedacht werden kann, zu Grunderfahrungen heutiger spektakulärer Zerstreuung und Verschleißkultur. Zugleich auch lassen sich die Freunden der Jagd, wie Sebastian Kiefer in seiner virtuosen Monografie über Schlotmer nachgewiesen hat, als eine Mikro-Recherche lesen, nach Hinterdichtung noch nicht oder kaum etablierten Verarbeitungs- und Darstellungsweisen mentaler Vorgänge wie Beobachten, Fühlen, Denken. Diese Dimension erschließt sich im Nachvollzug der feinmaschigen Komposition der einzelnen Zytakpada über motivliche, rhetorische, syllabisch-prosodische Verwandtschaftsverhältnisse. Deren formaler Reichtum scheint funktional eingesetzt gegen die in der Welt außerhalb wirkende Entropie. Andererseits spricht aus Schlotmanns Verzicht auf simple, eingeführte, algorithmische, serielle und andere regelgeleitete Zugriffe auf das immense lexikalisierte Material. Ein Programm, das einer kontingenten Welt mit weicheren Verfahren zu begegnen versucht. Man erinnere das Zerfließen der Marmelade und Butter am Toast. Dem Vernehmen nach sind die Freuden der Jagd aus einem Abzweigen des Work in Progress, aus einem Abzweigen des Work in Progress die Hub-, Schub- und Zugkräfte der Statik Band 1 entstanden, mit dem der Dichter seit mehr als zwei Jahrzehnten befasst ist. In einem mit Dichtarbeit betitelten Sammelband, den Schlotmann während seines Stadtschreiberstipendiums in Graz 2016 herausgegeben hat, gibt der Dichter Einblick in die Werkstatt, aus der er exemplarisch eine über 14 Bearbeitungsschritte verlaufende Expansion eines zunächst noch glatt rezipierbaren Satzes zu einem zwei Seiten ausfüllenden Gebilde vorführt. Zugleich choreografiert, wie mit zunehmender Präzisierung, Anschaulichkeit progressiv verloren geht. Während der Autor am Material, das mittlerweile in einem bestürzenden Umfang vorliegt, dem formalen Austarieren von dessen Hub-, Schub- und Zugkräften weiterarbeitet, publizierte Ulrich Schlotmann in diesem Frühjahr Vivat, Vivat, hoher Priester als selbstständiges Buch, nachdem dieser ursprünglich für einen Jubiläumsband für Sebastian Kiefer konzipierte Text immer weiter angewachsen war. Anders als die eher flächig ausgefalteten Arbeiten, die Freuden der Jagd und die Statik, wirkt der Grundzug von Vivat Vivat dynamisch zentrifugal. In Gang gesetzt mit der Aufrufung eines Bildes von interferierenden Flugzeugbannern wird ein, Zitat, Sermon gleichsam von babylonischen Ausmaßen vom Stapel gelassen. Satzteile spalten sich auf, verkeideln, Gegenstände verlustieren sich im anacholutischen Wörterwirbel. Stellenweise vergleichbar der Darstellungstechnik, die Wolfgang Bauer, der Grazer Dramatiker im Stück »Das lächelnde Brian de Palma«, Doppelbewegungssurfen genannt hat. Denselben Vorgang aus mehreren Perspektiven oder verschiedene Geschehnisse, auch gegenläufiges, im Zugleich einer einzigen Spur zusammenzuführen. Es ist ein intermittierendes Aufflackern und Verglühen von Erzählansätzen, von denen bei linearer Lektüre schwerlich etwas haften bleibt. Anders dagegen eine Reihe hochfrequenter Wörter und Phrasen aus dem Bedeutungsfeld entfremderter Geschäftigkeit. Geflissentlich heißt es 111 Mal. Angelegen sein lassen kommt 86 Mal vor. Von der Herzensangelegenheit, also das Angelegen seinlassen, abgewirtschaftet, zum Reinen abarbeiten. Wie die 150 Mal zu lesenden, vonstattengegangenen oder stattgehabten Evokationen eines blanken Aktionismus, eines Anstatt. Teils dem Giftschrank von Viktor Klemperers LTI entnommen, vermengt sich solches Vokabular mit Bildungs- und kunsthandwerklichem Dichtungsgut zum epochalen Materiallager für eine ebenso Sprach- wie selbstvergessene Restzivilisation. Da wird zu Werke gegangen, 22 Mal. Es werden Anstalten gemacht, 36 Mal. Rigoros, 26 Mal. Und instantan, 46 Mal. Hinter dem signifikanten Flimmern zeichnen sich nur vage Konturen ab, feierliches oder asoziales Getriebe, intimes Gewusel, brachiales Gezerre. Wo Zusammenhang und gängige Sprachlogik förmlich verpuffen, versuchen wir Sinn über formale Parameter herzustellen. Hier etwa durch ein simples Verfahren der Quantifizierung. Ein solcher Umschlag von Inhalt in Formalismen oder Arithmetik korrespondiert sattsam. das kommt 183 Mal vor, sattsam mit Errungenschaften und Erfahrungen in unserer heutigen sozialen und ökonomischen Umgebungen. Vielleicht ist eine solche Maschinerie der Verausgabung erträglich nur in Mimikrie oder mittels Sedativa. In dem an Individualnamen sehr armen Text lässt das Vorkommen zweier Musiker aufmerken. Dem Widmungsträger von Vivat Vivat, dem Musikologen Sebastian Kiefer, wohl sehr zum Graus, der Sänger Ivan der schreckliche Reprov als Fake-Russe im Begriff von Uneigentlichkeit und Bert Kempfert, Großmeister einer gedämpften Hintergrundmusik, die gleichsam ungehört bleiben will. Das akustische Arrangement von Vivat, Vivat oszilliert zwischen säuselnden Vokalharmonien, schrillen Diskrepanzen und artistischer Onomatopoesie. Der Text ist durchgehend als Klangereignis mit Mono- und Bivokalen-Sequenzen und Clustern komponiert. Und der Auftritt der Wörter scheint eher dem sie umgebenden Lautensemble als einem welthaltigen Aussageziel geschuldet. Dass die Phrase nicht wirklich mehr gezählte 158 Mal vorkommt, mag vor allem besagen, dass da vieles verloren, das kommt 20 Mal vor, gegangen ist, dass eine ganze Lebenswelt sich verlustiert hat, 27 Mal, zwischen Gießen, Mannheim und Paderborn, das ist die auffälligen Toponyme in diesem Buch, nicht wirklich mehr existiert. Vivat, vivat tönt wie aus einer leeren Schallkulisse, in der die Wörter die Verbindung zur Welt abgebrochen haben, aufgeführt als selbstgenügsame sprachmusikalische Ereignisse, wie es scheint. Deren Partitur ist Nachschrift von etwas Verlorenem, aber auch Anrufung eines dynamischeren Modus des Umgangs mit sprachlichen Zeichen. Auch das ist ein Bestandteil eines Programms, das Ulrich Schlotmann mit so manchem aus dem Korpus der neuen Texte Heik fungieren als elementarer Treibstoff einer höchst eigenständigen, am Experimentellen ausgerichteten Schreibstrategie. Und das zeugt von einer im Feld der Neo-Orwand-Gard bzw. ihrer Adepten heute in der Tat raren Begabung. Danke, lieber Ulrich, für die bisherige Zusammenarbeit. Gratulation von ganzem Herzen zum Heimrat-Becker-Preis und danke auch den Mitgliedern der Jury. Danke für die Einladung. Guten Abend, vielen Dank, lieber Paul. Vielen Dank las man gegen Mittag eines schönen Tagesabend, wie es auf flatternden Reklamebannern in barocken Großbuchstaben, krakelig verschnörkelten, nah an unleserlich herangelangt waren, beisp haben von einmotorigen Cessna-Maschinen, über Gießen nahe Mannheim wohl in turbulente Luftverwirbelungen gerieten, gegenläufig rotierender Wirbelschleppen sich irgendwie unglücklich verfingen, in schwindelerregenden Zickzacklinien, zwischen Irr wie von Sinnen sich zu Gebärden verstehen, enthemmt gar ihre vielstimmigen Lieder sangen und zu tirilieren, inständig zu chillpen begannen, nicht aber wirklich mehr sie hindern konnten, daran irre gegangen wären, irgendwann einmal sich leichthin angelegen sein ließen, welche allenfalls noch hochflüchtig zu nennen gewesen wären, wohl schon damals wenig mehr den wirklich zählebigen, eher ätherisch fluiden Gefilde um sich herum, wohl wie im Wahn befangen gewesen wären, in Wallung geraten waren, zu bringen gedachten, mit ihren Rasiermesser scharf geschliffen gekriegten, penibel gedengelt bekämen, hochgradig stromlinienförmigen Schwingen zu Werke gegangen wären, sehr windschnittig bisweilen sich verhielten, mit gefinkelten Fittichen zu Filetieren beliebenden Kranichen, quietschfidelen Zier auch Prachtfinken genannten Exemplaren darunter zu vermuten gestanden seien, samt allen nur mehr noch erdenklich gewesen wären, Rubinroten fast schon Orangenschalenfarben belassen haben wollten, unablässig in einer Tour weiter voran sich begaben, sehr vehement bisweilen auf ihrem Standpunkt beharrten, bis penibel pickenden Schnäbeln und Deckfedern ausgestatteten Dohlen, die diese fidele Flottille der Lüfte geflissentlich zu vervollständigen suchten, bereitwillig Bewillkommenen hießen, indes aber von eher sprichwörtlicher Kanarienart waren, sich mehrheitlich davon doch abhoben, fast schon so etwas wie von selbst sich verstanden habe, untereinander zu erkennen gegeben gehabt haben werden, im Vergleich zu denen sie einmal mehr denn je vielleicht sogar sehr blass aussahen, mählich in luftigere Höhen aufstiegen, in Bruchteilen von Sekunden wohl schon mal wie in Super-Slow-Motion befangen gewesen wären, merkwürdig abrupt gar abgehackten Zeitrafferaufnahmen vonstattengegangen waren, Quallen sich zum Vorbild nahmen, wahlweise die Medusa von Bordone wohl, einem Kompagnon und Meisterschüler Tizians als unerreichbares Ideal hochgehalten haben wollten, wo nicht schon von Hausauswegen, sprichwörtlich ausgesprochen d'Origen, doch ziemlich pauswangig, proper gar veranlagt gewesen waren, holtierartige Gestalten darunter zu vermuten gestanden seien, sehr zählebig bisweilen, wie nicht sonst was noch waren, im Anfass und unmittelbaren Beschlag genommen worden, zumindest mal nur ein ganz klein wenig des überaus glibbrig wirkenden, bindegewebigen Fibrillengelés enthielten, umständehalber wohl schon mal angedickt bekämen, in den zierlichen Fäden sich verfingen, wie auf links gedrehte Marionetten an den quecksilbrig bis ziemlich insistierend ziehenden, pomadig unrund trudelnden, gelegentlich gegen den Uhrzeigersinn herum doch wohl stumm pulsierenden Gallertschirmen hingen, im diffusen Zwielicht zwischen Gischt und Tiefsee sichtbar geworden wären, spannungsgeladen vorübergetrieben waren, immer wieder mal in mannigfachen Kavalkaden, Kolonnen von Mählich hinunter zu sinkinken drohenden Fesselballonen, ihre wundersamen Kapriolen schlugen und dazu auch noch vorsintflutlich anmutenden, vonstatten gegangen waren, kunterbunten Zigarrenbauchbinden, sogenannten krummen Hunden, kreuz- und querverklebten, halbwegs noch so la-la meinethalben, mittenmang insgefiert sich mitverhielten und um- und umbedruckten, mutmaßlichen kubanischen Havanna-Banderolen schwanger gegangen wären, sattsam bedachten, handgerollten Tabakstangen und in mehreren Lagen von aufwendigst miteinander verbandelt worden waren, über und über bepflastert sich sahen, wohl immer wieder mal von vorn begann, doch alles sehr viel später erst erwähnt worden wäre, bis tief in die frühen Morgenstunden hineingelangten, des baldigen Schulterschlusses wohl ungeacht ein Stell-dich-ein sich gaben, auf moosüberwachsenen Pfaden eines nimmer enden wollenden Nachmittags sehr gestrengen Winteranfangs nahmen, wohl schon mal baldigen, so aber gar nicht mehr wirklich erwartbaren Ausklang fanden, an den Gestaden überwiegend stehender Gewässer, in Gedanken am Rande von gar nichts mehr gestanden seien, mit im Mai überzogene Badewannen voll von gefräßigen babyalligatoren schwerflügelig veranlagten stechmücken wandelnden schnaken verhagelten bathtubdunklen und als blue boyou besungenen tümpeln nur mehr noch ungut zu ähneln gehabt habenden landschaften knietief bisweilen versinken sahen, bis zum Kragen hin, in anderen Darstellungen bis zum Kinn dann gelangten, in den Schlammfarben belassen haben wollten und Blasen warfen sie auf, was glasige Kuppeln waren, sattsam auf ploppende Häute als Minimalkonstruktionen bemaßen, sich ratzfatz überstülpenden Brackwasserlachen starken, ihrer sehnsüchtig schmachtenden Roy Orbison oder Linda Ronstedt Varianten nur mehr noch in Teilen von Bruchstücken ein Gedenk gewesen wären, bedingt nur mehr noch hörig ihnen, komplett nun mal verfallen waren. Von kongenialen Coverversionen handelten ihre allenthalben, mal ungefragt, doch zum Besten gegeben haben und wieder sofort überboten worden wären. Dies als Fakt galt, weithin anerkannten, wiederum andere stundenlang im Zuzuhören gezwungen sich sahen, am tun und am machen dran gewesen wären, an deren ufern, man denke nur an, nur mehr noch nach feierabend ausreichend platz und Muße genug im Übermaß man fand, zum Basteln sich nahm, zumindest mal explizit doch sich vorgenommen habe, fürs nächste Mal wohl nach monatelang anzudauern habendem Rumdoktern und dann auch noch nahezu unablässigem Fuhrwerken herum sich wohl mal wanden, ganz langsam aber nur mehr noch gemach, sehr lentamente bisweilen zur Ruhe gelangten, sowohl halben wie auch vollen Stunde allenthalben mal bemaßen, Umstände halber wohl schon mal sich mitgeschlagen gaben, irgendwann einmal hinübergelangten, zur inständig, sehr flehentlich bisweilen auf Händen, wie den Füßen gleichermaßen, doch regelrecht verquetschten Zehen angesteppt kämen, schmerzlich aufgescheuert wirkenden Knien in ständig herbeigesehnten Jungfernfahrten eingeladen haben wollten, mählich zum Erliegen kamen. Währenddessen aber aufwendigst noch gebohner wachst worden wären, nicht nur der Linoleum-Fußboden A und B, sondern auch noch möglichst balde, schon denkbar naturnah belassen haben wollten, so wie von sonstigen Kork- oder strohigen, sisalmattenartigen Belegen des Untergrunds sich wohltuend abhoben, im Nu nun mal schon wieder verschwunden waren, von dem Plan getreten seien sie dahin sich begaben, in den nahezu atembenemenden Kurven und regelrecht sittenwidrig die Sinne dir, einem jedweden doch wohlhiniden, grundlegend zu verwirren trachtenden Kreisen und Schienen, schwankenden Spiralen, wie wild um sich geschlagen habenden Armen beschrieben haben wollten, was aber, jetzt kann ich es ja sagen, bloß ganz normale Schlangenlinien waren, Schwankungen im Erdmagnetfeld meinethalben, eben erst noch unten, jetzt schon wieder oben schwammen, plötzlich ganz unsanft zu liegen kamen, sich zu verlustieren begannen, zwischen Zweien oder Drei, eher vage neapolitanisch anmutenden, ganz bestimmt aber von montenegrinischer Herkunft waren, irgendwie südländisch auf mich, dich doch wohl, gleich wie den fahrenden Mann auf der Straße am Boden entlangwandern sahen, im Offen belassen haben wollten und ganz streng nach der Vorschrift verfahren waren, strax nach hinten weggeschmissen, keck mit Werf und allem Elan doch gekämmten und mit einem vehementen Nicken in den Nacken sich warfen, sehr nass belassenen Haarsträhnen, entsprechend als ukrainische Geschmacksverirrung abgetan, original Oleg Blochinscher Machart wohl waren, letzt als Seitenscheitel enttarnten, bisweilen klatschend, klamm, fast schon spastisch flattern gelassen zu haben, sich rühmen dürfenden Verfolgungswagenfahrern von aufgemotzten und dank fahrlässigen Handelns wohl schon mal vorsätzlich betrieben haben wollenden Fehlverhaltens infolge von doch nun mal total demoliert worden wären, vom Schrottplatz herangekarrt worden und irgendwie auch doch schräg auf ihn, dich, mich doch wohl, sowie einen jedweden dritten Hiniden, wenig mehr denn verkehrssicher wirkenden Viehanhänger, ehemals geländegängigen VW-Kübelwagen, meinethalben samt TÜV-abgenommenen, DEKRA-geprüften Kupplungen und Schwerlastachsen, atemberaubenden Aufbauten von Auslauflauf und unmittelbaren Nachfolgemodellen doch kaum mehr zu unterscheiden gewesen wären. Vor allem Pastell, auch Bonbonfarben genuen, bisweilen hochflüchtig zu verhoffen suchten, nicht aber wirklich mehr umhinkommenden Regenbogenspektrums von unterschiedlichen Farbpaletten Rade brachen, ansatzweise nur mehr noch zärtlich umrissen worden wären, umrissen worden wären, mährlich abtastenden Luftspiegelungen der nordchilenischen Atacama-Wüste sich meinethalben mit Haut und mit Haaren anheimgegeben haben, komplett nun mal verschrieben gehabt hätten, samt allen nur mehr noch erdenklich gewesen wären und auch schon irgendwo so halbwegs noch vage nur mehr vorstellbaren, halb realen Tarnkappenbombern ähnlich gesehen gehabt haben, ganz zentral nun mal anbelangend, im Wesen wohl bemaßen, all verhangen mit waren, letztaufwendigst gar verpixelt gekriegten Mimikrie anstrichen, im Idealfall wohl mal weithin unsichtbar geblieben wären, wenn auch nicht Winke-Winkeenden, noch zu torkeln begannen, so doch unbedingt einmal zu trudeln beliebenden Montgolfieren hin- und wiedergegangen, händeringend sich zu verlustieren begannen, belastbaren Augenzeugen berichten, zufolge von nun mal unmittelbare Anstalten doch zu machen gedachten, Vielen Dank. ganz rasant bisweilen Himmel angefahren waren. Vielen Dank. Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Ja, herzlichen Dank, Ulrich Schlotmann. Herzlichen Dank allen, die heute hier vorgetragen, vorgestellt, gelobt haben. Herzlichen Dank auch dem Adalbert-Stifter-Haus, Petra Meredalinger und Regina Pinter für diese verlässliche Heimstatt, die ihr dem Heimrat Becker-Preis und seiner Verleihung hier über die Jahre hingegeben habt. Und Paul Pechmann hat es angesprochen, die Galerie der Heimrat Becker-Preisträger als imaginär gemeint. Ich würde vorschlagen, wir machen jetzt noch ein reales Galerie-Gruppenfoto aller Preistragenden mit ihren Urkunden. Dann die Heimstatt des Adalbert-Stifter-Institutes und des Stifterhauses, so wunderbar sie ist. Wir müssen sie bald verlassen, denn danach geht es in das Gasthaus Alte Welt. Dort ist ein Tisch reserviert und nach Linzer Tradition gehen die Köche früh nach Hause. Also ich bitte Sie, dass wir rasch dann versuchen, in das Gasthaus Alte Welt uns zu bewegen und vor allem natürlich ein ganz großes Dankeschön und herzlichen Dank Ihnen allen, die Sie diesen Abend mitgetragen und mit uns gefeiert haben. Vielen Dank und bis zum nächsten Mal.