Herzlich willkommen wieder bei den Hörstartgesprächen hier in Linz im Studio von DorfTV an der Kunstuni Linz. Heute haben wir Frau Katharina Müllner eingeladen. Frau Müllner ist Dirigentin und wir sprechen mit ihr über ihre Laufbahn bzw. ihre Karriere. Frau Müller, herzlich willkommen. Schön, dass Sie gekommen sind. Und ich begrüße natürlich wie immer Peter Androsch, der an meiner Seite wieder das Gespräch mit Frau Müller führen wird. Mit dir natürlich, Magda. Fein. Wir haben Sie sehr gerne eingeladen, weil Dirigentin aus unserer Sicht nach wie vor ein sehr seltener Beruf für Frauen ist und man merkt jetzt schon, es gibt jetzt auch einige junge Dirigentinnen und eine davon sind Sie und ich denke, ich darf immer die erste Frage stellen, mich würde interessieren, wie sind Sie denn dazu gekommen, Dirigentin zu werden? Also wo haben Sie das beschlossen oder wann haben Sie das beschlossen? Oder hat sich das zufällig ergeben? Soweit ich aus Ihrer Biografie gelesen habe, hatten Sie ja nicht von Anfang an schon immer vor, Dirigentin zu werden, sondern haben ja auch Musikerziehung studiert, Psychologie studiert. Also es könnte sein, dass es da mal eine Abzweigung in die Richtung gab. Ja, das stimmt, weil ich habe mich eigentlich gar nicht so von klein auf entschieden, ich müsste jetzt Musikerin werden oder ich will Dirigentin werden. Das ist mir irgendwie im Laufe der Zeit passiert. Also ich habe nach der Schule, also quasi in der Oberstufe ist es mir dann schon klar geworden, dass ich irgendwas mit Musik machen möchte. Und da ich gerne, ich weiß nicht, mit Menschen halt Musik mache oder das irgendwie vermittle oder ich weiß nicht, einfach einen Spaß daran habe, mit Gruppen zu arbeiten, habe ich mich dann für Musikerziehung entschieden. Und eben, da braucht man ja ein zweites Fach, Psychologie, Philosophie, habe ich da zugenommen. Und so im Laufe dieses Musikerziehungsstudiums habe ich mir gedacht, es gibt vielleicht noch einen anderen Zweig, den ich zumindest mal ausprobieren könnte. Also man hat da einfach relativ viel Chorleitung gehabt im Musikerziehungsstudium. Und eben durch dieses viele Chorleiten bin ich eigentlich so auf die Schiene gekommen. Eigentlich macht mir das wahnsinnig viel Spaß. bin ich eigentlich so auf die Schiene gekommen. Eigentlich macht mir das wahnsinnig viel Spaß. Und irgendwie liegt mir das auch. Und deswegen habe ich mich dann eben für ein Dirigierstudium noch entschlossen. Und ja, dann ist es Gott sei Dank mal so weitergegangen. Es ist interessant, weil ich bin gar nicht auf die Frage gekommen. Aber klar, ein Musiklehrer muss ja einen Chor leiten oder sollte in der Lage sein. Weil ich gelesen habe, Sie haben viel Chöre geleitet, jetzt ist mir das auch klar geworden, wie das entstanden ist. Aber Sie haben ja, habe ich auch gelesen, ab fünf Jahren schon ein Instrument gespielt, oder? Ja, genau. Aber das war einfach, also Klavier habe ich gespielt, aber nie mit Ambitionen, jetzt irgendwie Penisin zu werden oder auch nur irgendwas mit Musik. Schauen wir uns hier aus einer Musikerfamilie an. Nein, das eben nicht. Das hätte als nächstes gefragt. Weil es ist natürlich sehr oft diese Musikerberufsschule vererbt ein bisschen. Das hätte ich als nächstes gefragt. Weil das ist natürlich sehr oft, diese Musikerberufe sind vererbt ein bisschen. Wahrscheinlich ist das bei anderen Berufen auch so. Aber wenn man jetzt entscheidet, Dirigieren zu studieren, ist das Dirigierstudium so etwas für alles? Da studiert man dann Dirigieren für Chor, für Orchester, für was weiß ich noch alles. Ist das ein Ding, das vier Jahre dauert oder gibt es da Spezifizierungen? Es gibt sicherlich Spezifizierungen und das kommt natürlich auf die Universität drauf an. Ich glaube, also jede Universität hat ja mehrere verschiedene Schwerpunkte. Bei uns war es so, dass es schon hauptsächlich Orchesterdirigieren war, aber wir haben natürlich auch Chorleitungsunterricht gehabt. Also ich glaube, das gehört irgendwie zur Basisausbildung dazu. Und es ist nie schlecht, wenn man weiß, wie atmet ein Sänger oder wie geht man einfach mit so einem Kollektiv um. Also Chorleitung ist sicher, muss ich sagen, auch die Basis meines Dirigierens, weil ich einfach aus dieser Schiene komme und immer viel selber auch Chor gesungen habe. Und ich finde, das hilft einem sehr, wenn man ganz anders atmet. Das Atmen, das Wort verwendet man ja beim Orchestermusizieren auch. Nein, sowieso, aber es ist trotzdem irgendwie, ich weiß nicht, also mir hat es sehr geholfen. Es kommt jetzt sicher auf die Person an, sehr individuell, aber für mich war es auf jeden Fall sehr, sehr gut. An welcher Uni waren Sie? Ich habe am Konservatorium, hat das damals noch geheißen, jetzt heißt es Musik- und Kunstprivaturuniversität. Das gehört der Stadt Wien, ne? Genau, da habe ich Dirigieren studiert und eben an der MdW habe ich Musikerziehung studiert. Und in dem, als Sie Musikerziehung gemacht haben, waren Sie wahrscheinlich umgeben von Frauen, Mitstudentinnen. Und wie war das dann beim Dirigierstudium? Ja. Anders. Aber natürlich, es ist halt, wie soll ich sagen, die Gruppe ist ja schon so klein. Wie viele Dirigierstudenten gibt es in Österreich oder im deutschsprachigen Raum? Eben, also nicht sehr viele. Wie viele waren es bei Ihnen? Das kann man gar nicht so sagen. Wir waren mit mir im Jahrgang angefangen, ich glaube, vier oder fünf. Insgesamt war eine Frau, die dann aber abgeschlossen hat. Also ich war dann quasi alleine. Und wie viele Männer? Ungefähr in der Zeit? Ich glaube, es waren vielleicht zehn oder so. Insgesamt. Im Vorgespräch war ich schon verwundert darüber, dass offensichtlich da noch so ein großes Missverhältnis ist zwischen Frauen und Männern im Direktierberuf. Weil eben von den 80er-Jahren bis heute die Repräsentanz von Frauen in den Orchestern eigentlich schon sehr zugenommen hat. Das ist natürlich je nach Instrumentengruppe vielleicht ein bisschen verschieden, aber im Großen und Ganzen schon sehr. Und nachdem ich doch sehr viel in Linz arbeite, da muss ich sagen, dass das Proktorentchester wahrscheinlich mehr Frauen inzwischen hat als Männer. Ich sage es einmal so. Also würden Sie dann diesen Untertitel, den wir für das Gespräch heute gewählt haben, eine Frau in einer Männerwelt, würden Sie das für das Studium unterschreiben? Ja, es ist, glaube ich, Tatsache, derweil noch. Und bei den Lehrenden? Auch. Also waren fast nur Männer, oder? Ja, also jetzt, wo sie mich drauf bringen, muss ich sagen, ja, im Direktierstudium hat sich eigentlich gar keine Frau, wenn ich mich jetzt recht erinnere. Woran kann das liegen? Ja, das ist die große Frage. Es müssten sich, glaube ich, mehr Frauen einfach reintrauen in Berufe, die vielleicht eher männlich besetzt sind. Und glaube ich auch, dass Entscheidungsträger das natürlich auch fordern und fördern müssten. Natürlich immer oberste Priorität hat immer die Qualität, das ist ganz klar. Aber man kann natürlich auch vielleicht, ich weiß nicht, wenn man Lehrende sucht, kann man ja vielleicht auch wen ansprechen, der vielleicht in Frage käme und sich aber nicht bewirbt, weil er denkt, sie hat eh keine Chance. Ich glaube schon, dass man das so ein bisschen fördern könnte. Aber ich muss sagen, Qualität ist das Wichtigste. Da bin ich mir auch nicht so sicher, weil es ist Qualität. Nein, es ist nämlich, es sollte natürlich die Maxime sein. Dass die Qualität also als etwas ganz Schwadroniertes ist, was oft vorgeschoben wird. Ist das beim Dirigieren wirklich so eindeutig? Nein, natürlich nicht. Und es kommt ja nicht darauf an. Ich weiß nicht, es kommt ja auch auf die menschlichen Komponenten an oder Qualitäten an. Es gibt ja böse vorteile wirklich den komponisten oder dirigenten vergessen der behauptet hat frauen könnten nur weibliche musik dirigieren und keine männliche und das finde ich sowas von absurd, weil ich mir nicht einmal vorstellen kann, was eine weibliche Musik oder eine männliche wäre. Aber darum stelle ich noch einmal die Frage, gibt es jetzt irgendetwas beim Dirigieren, das man lernen muss und das man dann können muss, wo man sagt, ja das könnten aber die Frauen schlechter als die Männer? Überhaupt nicht. Mir wäre noch nichts untergekommen, wo ich mir dachte, wenn ich jetzt ein Mann wäre, dann könnte ich das besser. Völlig absurd. Aber solche Vorteile haben sich sehr lange. Dass man sagt, das erfordert einen Mann als Dirigenten. Ich glaube, eine Gruppe zu leiten, können gemeinhin Frauen ziemlich gut. Aber sie sind ja auch nicht die Mehrheit bei den Managern. Das ist halt eine Führungsposition. Und von daher ist es schon klar. Es ist in jedem Bereich und in jedem Genre ähnlich. Je höher man auf der Führungsebene ist, desto stärker sinkt der Frauenanteil. Das stimmt, ja. Früher hat man gar nicht nachgedacht, aber jetzt ist schon das, dass man eben sagt, aha, jetzt gibt es auch, das RSO-Orchester hat doch auch eine weibliche Chefin, oder? Und dann wird es einem erst bewusst, dass sich hier doch einiges entwickelt, einiges tut, was früher vielleicht überhaupt nicht wahrgenommen wurde. Aber mich interessiert ja doch so, ich bin ja keine Musikerin, ich habe ja keine Ahnung, was muss man da überhaupt lernen, um zu dirigieren? Also was tut man da? Hier ist die Schleier auf. Was ist die Schleier? Also was tut man da? Wie ist die Schleier auf? Was ist die Schleier? Ja, also ganz banal und grundsätzlich lernt man, ich weiß nicht, zum Beispiel Schlagbilder. Wie schaut ein vierer Schlag aus? Wie schaut ein dreier Schlag aus? Wie macht man sich mit seinen Händen verständlich? Wie kann man Musik so vermitteln, dass es intuitiv für den Musiker sofort erfassbar ist, was er zu tun hat. Das setzt aber auch beim Musiker voraus, dass er alle diese Komponenten auch kennt, oder? Weil sonst würde er sie ja nicht verstehen. Ja, genau. Ich meine, es gibt natürlich, also, ja, natürlich, man wächst ja auch als Musiker irgendwie so hinein in dieses Orchestertum und in ein Orchester. Aber man fängt ja schon in der Uni an, also an der Uni an, im Orchester zu spielen meistens. Deswegen kriegt man das ja auch, glaube ich, mit als Student, wenn man dann in einem Orchester spielt, wie man das zu lesen hat. man dann in einem Orchester spielt, wie man das zu lesen hat. Aber es ist natürlich eben die Aufgabe quasi im Studium so deutlich und so klar wie möglich zu dirigieren. Und das ist aber natürlich die absolute Grundbasis. Also das kann wahrscheinlich jeder kann ein Schlagbild lernen. Also das ist überhaupt nichts wahnsinnig Kompliziertes. Und darum geht es ja auch im Grunde gar nicht, wenn man Musik macht, dass ich nur ein Schlagbild dirigiere. Das ist ja viel zu wenig. Sondern was muss ich noch alles tun? Ja, man muss einfach die Musik, und da tue ich mir auch so schwer, weil ich glaube, das kann man gar nicht so richtig studieren, was man dann für den Beruf irgendwie alles brauchen kann. Man kann nur verschiedene Bausteine quasi lernen oder studieren oder sich reinlesen in Materien. Aber dass sich das dann zusammensetzt zu einer Persönlichkeit, die dann eine Gruppe anleiten kann, das entwickelt sich einfach mit der Zeit. Durch die Praxis. Durch die Praxis und man lernt in der Praxis einfach anders als im Studium, das ist einfach weit voneinander entfernt. Also wie ich das erste Mal dann, mein erstes Jahr quasi am Landestheater, da habe ich so viel gelernt wie, glaube ich, in zwei Studien. Aber natürlich, man muss irgendwas studieren und man muss diese Basis mitbekommen haben. Man lernt ja auch zum Beispiel Italienisch oder so. Also es gibt ganz verschiedene Dinge, die man einfach lernen muss. Und man ist dann aber, glaube ich, auch selbstzuständig, dass man dann das zusammenfasst und sich wirklich einfach noch verbessert. Darf ich einmal fragen, zum Beispiel, es gibt ein neues Stück, das Sie dirigieren müssen und es ist die erste Probe. Was müssen Sie davor schon alles machen, bevor Sie zur ersten Probe mit dem Orchester gehen? Zuerst die Partitur besorgen und hoffen, dass sie postpünktlich ist. Ich mache das eigentlich immer vom Großen zum Kleinen. Ich teile mir zuerst vielleicht Phrasen ein oder größere Gruppierungen, wo ich denke, das ist ein Teil, der gehört zusammen. Und dann gehe ich immer mehr ins Detail. Und je nachdem, wie komplex oder wie lang auch das Stück ist, dauert das natürlich. Und fertig ist man eigentlich eh fast nie. Also man ist nicht fertig, bevor man zur Probe geht. Nein, und ich muss auch sagen, nach der Probe ist man auch immer klüger als davor. Und ich glaube, je öfter man ein Stück auch dirigiert, desto mehr versteht man es. Also ich glaube, wenn man das Stück zum ersten Mal dirigiert, dann hat man eine Basis geschaffen. Und dann hat man grundsätzlich das Stück mal quasi vorbereitet und verstanden, aber ich glaube, je öfter man sich damit beschäftigt, desto tiefer geht man rein. Das heißt ja auch, dass die zweite Aufführung immer die bessere ist. Wenn man zum Beispiel Ur-Aufführung hat, was ich natürlich in meinem Leben schon oft hatte, bis zur Ur-Aufführung strammt man sich alle so ab, dass man es überhaupt hinkriegt. Und dann ist man so und dann beim zweiten Mal kann man das erste Mal drüber schauen, weil man es sozusagen erst geschafft hat, einmal durchgehen mit dem ganzen Druck, den so eine Aufführung erzeugt. Und dann geht es leichter. Und oft sind die letzten Aufführungen in so einer Serie die besten. Nein, eben die Premiere ist eigentlich nie die beste Vorstellung. Vielleicht schon, insofern nur, weil der Frill so groß ist. Ja, natürlich. Aber die Lockerheit, finde ich, die kommt dann erst, wenn man es intus hat, finde ich. Und es kommt dann einfach die Erfahrung dazu. Und Erfahrung ist einfach in unserem Beruf fast das wertvollste Gut, was man sich aneignen kann. Und das braucht einfach Zeit. Ich habe die Hoffnung, dass mit dem Steigen des Frauenanteils, sowohl im Orchester als auch mit den Musikerinnen, aber auch bei den Dirigentinnen, dieses reaktionäre Bild, dass eigentlich die mitteleuropäische Musikszene hat sich verändert. Also es war lange Zeit so, dass der Dirigent quasi der Diktator ist, der sagt, wo es lang geht, und die anderen müssen das ausführen und es gibt eine große Distanz zwischen diesen beiden Welten. Und dass man diese Mentalität, dass das Soziale, das gemeinsame Erarbeiten in den Vordergrund rückt, wäre für mich etwas sehr Positives. Wobei das ein gefährlicher Argument ist, weil das heißt natürlich wieder, dass man den Frauen mehr soziale Kompetenz zubilligt als den Männern. Aber ich glaube, vielleicht können sich die Männer auch dann aus diesen Zwängen immer, alles wissen zu müssen, mehr befreien, weil dieser Druck eher weggenommen wird, wenn mehr Frauen das machen. eher weggenommen wird, wenn mehr Frauen das machen. Also diese soziale Komponente, glaube ich, würde künstlerisch gar nichts nehmen, im Gegenteil, sondern sogar sehr viel bringen. Ja, auf jeden Fall. Weil es kommt ja auch darauf an, so eine Orchester, wenn die gerne spielen und Freude am Tun haben, dann ist das ein ganz anderes Musizieren, als wenn sie sich denken, jetzt muss ich das quasi spielen, jetzt ist ein Dienst und jetzt spielen wir es halt, weil wir quasi aufgeschrieben sind auf dem Dienstplan. Es ist einer der wenigen künstlerischen Berufe, wo man regelmäßig am ersten des Monats Geld am Konto hat. Also das formt natürlich schon auch die Sicht der Dinge, würde ich mal sagen. Eben, aber egal ob man jetzt irgendwo abseits von quasi Sicherheiten und sowas, es geht einfach darum, auch eine Atmosphäre irgendwie zu schaffen, wo man gerne arbeitet. Aber natürlich ist dann, es ist immer so eine Gratwanderung, wie viel lässt man passieren und wie viel hat man aber dann doch in der Hand. Weil wenn man natürlich das Orchester einfach nur spielen lässt und gar nichts dazu gibt, bringt das auch nichts. Weil wieso bin ich dann da? Ich habe oft beim Neujahrskonzept das Gefühl, dass ich den Dirigenten gar nicht brauchen würde. Ja, ist doch so. Das schließt ein bisschen an dem an, was ich mich gefragt habe. würde. Ja, ist doch so. Nein, aber das war meine... Das schließt ein bisschen an dem an, was ich mich gefragt habe. Sie sagen, also Sie studieren jetzt mal das Stück und dann sitzen da die Musiker und in der Regel ist es so, kennen die alle das Stück schon oder ist es für sie auch ein neues Stück? Oder müssen die das Stück auch schon zu Hause proben, bevor sie sozusagen das erste Mal gemeinsam spielen? Wie läuft das ab bei den Musikern? Also es kommt natürlich grundsätzlich auch ein bisschen aufs Repertoire an. Wenn man jetzt eine Beethoven-Sinfonie hat, dann hat das Orchester das wahrscheinlich schon dutzende Male gespielt. Grundsätzlich ist es aber schon so, dass die Musiker das vorher vorbereiten. Also würde ich schon sagen, dass das eine Herangehensweise ist an den Beruf, dass man quasi, wenn man in der Probe sitzt, nicht seine eigene Stimme übt, sondern die Gesamtheit. Und es ist halt einfach mühsam. Das wäre mühsam. Und dann denke ich mir, das ist gar nicht so sehr das Geschlecht, sondern das Alter bei einem Dirigenten, weil Sie vorher gesagt haben, es hängt sehr viel an der Erfahrung. Das heißt, die Wertschätzung, die jetzt so ein alter Musiker, sage ich jetzt einmal, trifft, auf junge Dirigenten, wie tut sich der dort mit? Weil er sagt, die hat dann überhaupt keine Erfahrung. Ja eben, wenn wir jetzt bei irgendeiner Beethoven-Sinfonie bleiben, wenn ich zum ersten Mal eine Beethoven-Sinfonie dirigiere, dann kann ich davon ausgehen, dass die allermeisten Musiker im Orchester einfach mehr Erfahrung mit dem Stück haben, weil sie schon öfter gespielt haben. Und das ist jetzt natürlich einerseits eine Chance, weil ich natürlich viele neue Ideen reinbringen kann, aber gleichzeitig finde ich, ist der Druck einfach für mich auch hoch, weil ich eben wirklich was abliefern muss. Das stellt man eben schwierig vor, oder? Ja, man muss einfach wissen, was man will, sonst ist man ganz schnell auf der Kippe, würde ich sagen. Aber natürlich alles mit einer positiven Herangehensweise. Also jetzt nicht so, jetzt spielen Sie das so, weil ich das sage, sondern weil ich das aus den Noten herauslese. Deswegen möchte ich es gern so haben. Und wie laufen diese Korrekturen ab? Das sieht man ja zeitweise, wo der Dirigent dann sagt, so jetzt noch einmal von vorne oder so. Ja, das ist eigentlich das Schöne an dem Beruf, weil es immer anders ist. Also selbst wenn Sie das gleiche Werk nochmal dann dirigieren, vielleicht mit einem anderen Orchester, dann wird das erste Durchspielen immer anders sein. Und das heißt, sie können gar nicht sagen, so jetzt, ich weiß nicht, spiele ich die, spiele ich bis zur Durchführung und dann, weiß ich nicht, breche ich ab und dann probe ich Takt C nochmal oder so. Das können sie im Vorhinein gar nicht festlegen, weil sie gar nicht wissen, was sie erwartet. Das heißt, das können sie erst dann machen, wenn sie es mal gehört haben, oder? Ja, also ich muss halt sehr genau wissen, was ich hören will. Und dann muss man aber sofort abwägen, was ist wichtig sofort zu korrigieren, wo muss man sofort abbrechen, weil es einfach keinen Nutzen hat, weiterzuspielen. Oder wo man sagt, okay, lassen wir das mal, es ist jedes Mal wichtiger, dass man quasi das Stück erfasst und einmal einen großen Schwall durchspielt und erst dann ins Detail geht. Das kommt immer auf die Situation an und natürlich auch, wie viel Zeit man hat. Wie viel Zeit hat man in der Regel? Das ist auch ganz unterschiedlich. Wenn man ein Konzert macht, hat man ja zum Beispiel immer dieselbe Besetzung. Dann hat man einige Proben und dann spielt man das Konzert. Aber wenn man Opern macht oder Musiktheater generell, dann ist es so, dass man eigentlich dauernd verschiedene Musiker im Orchester sitzen hat. Die wechseln. Genau, die wechseln dann immer. Weil die nicht fix, weil es kein fixes Ensemble ist, sondern weil die je nach Vorstellung unterschiedlich zusammengesetzt werden, je nachdem, wer gerade Zeit hat. Also man studiert es halt ein mit einem Pool von Leuten, würde ich jetzt einmal sagen. Und da es natürlich dann mehrere Vorstellungen gibt und viele andere Verpflichtungen einfach im Betrieb, kommen dann halt einfach immer verschiedene Musikergruppen zusammen. Außer es ist ein ganz kompliziertes Werk, dann ist es meistens eine oder maximal zwei Besetzungen. Weil es viel zu schwierig wäre, das zu Genau, weil es dann zu heikel ist quasi. Wie sind Sie eigentlich da hineingeschlittert in diese hoch formalisierten Betriebe? Ein Musiktheater ist ja, egal ist wo, von der Probeneinteilung, von der Länge der Proben, wann die Proben sind, wo die Proben sind, wer in der Probe sitzt, wer das einteilt und so weiter. Ist das nicht ein Schock, wenn man mal die ersten paar Monate reinkommt? Ja, weil man oft gar nicht vorbereitet ist. Man lernt das ja auch nicht. Nein, man lernt das überhaupt gar nicht. Und es ist schon, klingt jetzt völlig banal, aber wenn Sie zum ersten Mal so einen Probenplan lesen, dann sind Sie völlig verwirrt, weil da tausend Abkürzungen sind und Sie wissen gar nicht, wo die Probenseele sind. Es ist wirklich, wenn man zum ersten Mal in so einen Musiktheaterbetrieb reinkommt, ist es ziemlich verwirrend. Wie lange haben Sie gebraucht, bis Sie sich daran gewöhnt haben? Ja, also... Das ist ja auch ängstlich, finde ich, oder? Ja, also ich habe das Glück gehabt, dass meine Kollegen in Linz, also wo ich quasi begonnen habe, so im Musiktheater, die waren einfach wahnsinnig nett. Und ich muss sagen, dieses Musiktheater in Linz, das ist auch sehr gut aufgebaut, man kennt sich aus. Also da gibt es schon verwinkeltere Opernhäuser. Genau, eben. Da weiß man ungefähr, wo die Bühne ist und wo die Probenseele sind. Aber da gibt es andere Häuser, wo man sich nach zwei Wochen noch nicht so richtig auskennt. Wenn man sich einen Probenplan anschaut, könnte man, glaube ich, eine kulturhistorische Studie daraus machen, zurückprojizieren sozusagen die Geschichte der europäischen Kunstmusik. Weil es gibt ja keinen anderen Teil in der Welt, wo sich so etwas wie ein Dirigent entwickelt hat. Gibt es ja nur bei uns. Das könnte man natürlich auch zurückführen auf kulturelle Gegebenheiten, politische. Nicht ohne Grund hat sich der Dirigent genau zur Zeit des Absolutismus entwickelt, wo der Kaiser sagen kann, was er möchte. Aber ein Phänomen gibt es überall, nämlich dass es so etwas wie ein Primus Inter Paris gibt. Das gibt es in der Big Band, gibt es auch in der improvisierten Musik, gibt es auch in der indischen Musik und so weiter. Kriegen Sie da in einem Studium des Dirigierens auch etwas mit? Wie sind Machtverhältnisse in einem Musikensemble verteilt? Und welche Rückendeckung kriegt das in der kulturellen Tradition? Es ist halt im Studium nochmal anders. Weil ich finde, im Studium arbeitet man ja mit Studentenorchestern. Also mit den Mitstudenten, die halt zufällig jetzt ein Orchester formen. Mit denen arbeitet man zusammen. Und da finde ich es irgendwie noch schwieriger, weil man ja wirklich auf derselben Stufe ist. Man ist ja Student. Und es gibt immer noch einen, der über einen steht. Das ist der Lehrer, der dann während man probt einfach hinten steht. Der sucht die Regeln. Genau. Also man ist gar nicht, man ist so halb Primus Interpaches. Also das finde ich im Studium einfach noch ein bisschen komplexer. Ich habe es eher gemeint in der Ausbildung, ob Sie im Studium diese Rolle, die Sie gesellschaftlich und künstlerisch ausüben, reflektieren. Nein, das nicht. Das wäre notwendig, damit man diese Kunstform weiterentwickelt. Ich würde sagen, dass die Musiktheater hauptsächlich Museen geworden sind. Und es liegt, glaube ich, auch darin, dass die Struktur so beharrend ist und die hierarchischen Verhältnisse eigentlich Weiterentwicklung verhindern. Und jetzt müsst ihr eigentlich in einem Studium für die Leute, die also Entscheidungsbefugnis haben, das ist einer der wichtigsten Gebiete sein, sich darüber klar zu werden, in welcher Rolle ist man in den verschiedenen... Selbstreflexion irgendwie zu lernen. Ich glaube dann auch die künstliche Entwicklung. Aber das spielt überhaupt keine Rolle. Das hätte ich jetzt nicht so wirklich wahrgenommen als großer Topos. Also die Praxis steht auf aller Grund. Man lernt das Handwerk, finde ich. Aber zum Handwerk gehört natürlich auch die Persönlichkeit oder der Umgang oder das Wissen, in welcher Verantwortung man eigentlich steht. Aber ja, vielleicht manches kann man doch gar nicht lernen oder vermitteln. Vielleicht ist es auch aus dem Tun heraus vieles, das sich ergibt. Ich wundere mich oft, nachdem ich selbst über 40 Jahre Berufsmusiker bin, wie selbstbezogen die Europäische und besonders die österreichische Musik ist. Es gibt natürlich wenig Städte, die von sich glauben, dass sie die Welthauptstädte der Musik sind. Da gehört wenig dazu. Und das ist also glauben, dass sie die Welthauptstädte der Musik sind, da gehört man dazu. Und das ist also manchmal belustigend, finde ich aber sehr oft auch ärgerlich. Also diese Chancen, die in der Musik sind, dass die Strukturen auch medial nicht hinterfragt werden. Also da kommt es dann ja zu ganz absurden Phänomenen wie Thielemann und so weiter, die akzeptiert werden, statt dass man das nicht als Angriff auf die Musik wertet. Das ist also gar nicht dabei. Ja, da braucht es wahrscheinlich ein eigenes Psychologiestudium dann auch begleitend. Vielleicht auch Geschichte und Politologie und was weiß ich. Ja, natürlich. Das ist es ja, man darf sich nicht nur mit den Noten beschäftigen, das ist ja viel zu wenig. Es gehört zum Musiker sein ja auch viel mehr dazu, als dass ich die richtigen Noten in der richtigen Geschwindigkeit spiele. Ich meine, was ist da schon richtig? Man kommt von einem ins andere. Es gibt keine absolute Wahrheit. Wenn Sie erst frei sind, freie Dirigenten, was ist da Ihr... Ist das Wort eigentlich zutreffend? Freie Dirigentin? Freiberuflich. Ja, Freiberuflich. Also ich glaube, frei ist man ja nie, weil man immer in einer Institution ist. Man ist natürlich begrenzter an einem Ort, aber man ist natürlich trotzdem in dem Betrieb drinnen. Man springt quasi für kurze Zeit rein und dann verabschiedet man sich wieder. Wenn man fest ist, dann ist man halt wirklich in diesem Rad. Und fest hast du ja wirklich, jetzt ganz vorveransprochen, angestellt, ne? Genau, ja. Und wo springst du jetzt rein, zum Beispiel, zur Zeit? Also vor kurzem war ich in der Volksoper in Wien. Das war eigentlich ganz ganz schöne Erfahrung. Das nächste sind dann Konzerte in der Nähe von Frankfurt am Main. Und dann nächste Spielzeit sind so ein paar altbekannte und ein paar neue. Das ist eigentlich ein ganz guter Mix. Das war mir auch eigentlich wichtig, was auch so ein bisschen ein Grund war, wieso ich eigentlich aus Linz weggegangen bin. Dass ich einfach neue Erfahrungen mache und neue Orte kennenlerne, neue Menschen kennenlerne, vielleicht auch neue Systeme, wie kann man so einen Musikbetrieb einfach organisieren. Wobei das relativ gleich ist überall. Also, einfach neue Erfahrungen zu sammeln und einfach mal was zu sehen. Machen Sie das selbst oder gibt es eine Agentur, die Sie vermittelt? Also, angefangen habe ich selbst und mittlerweile arbeite ich auch mit einer Agentur zusammen. Das passt ganz gut. Eigentlich stellt man sich das sehr anstrengend vor, immer diese neuen Verbindungen knüpfen. Ja, und vor allem natürlich, viele interessiert das auch nicht, weil die haben ihren Pool an Leuten, mit denen sie zusammenarbeiten. Und natürlich, wenn einem keiner kennt oder wenn man selbst niemanden kennt, ist es natürlich immer schwierig, da reinzukommen. Wie ist denn das bei Ihnen gelaufen nach dem Studium? Wie ist es Ihnen denn überhaupt gelungen reinzukommen. Wie ist denn das bei Ihnen gelaufen nach dem Studium? Wie ist es Ihnen denn überhaupt gelungen, Engagements zu bekommen als Dirigentin? Also das Erste, ich habe ja begonnen da in Linz als Kooperatorin mit Dirigierverpflichtung. Das war eigentlich ein wirklich perfekter Einstieg, würde ich sagen, so ins Dirigieren, weil mich hat immer schon Oper interessiert, so Musiktheater generell, Operette natürlich. Und da ist natürlich gut, wenn man quasi als Karapetitorin beginnt, natürlich mit Dirigierverpflichtung, ich habe immer dirigieren dürfen, weil man da einerseits den Betrieb kennenlernt, andererseits lernt man einfach mit Sängern zu arbeiten, mit denen von null die Partien einzustudieren. Man lernt Leute kennen, Dirigenten, Regisseure, doch immer Sänger. Gibt sich dann sozusagen aus diesem einen Engagement das nächste? Oder wie sehr muss man da persönlich dahinter sein? sehr muss man persönlich dahinter sein? Man muss schon sehr dahinter sein. Es kommt ja keiner und sagt, jetzt sind sie fertig mit dem Studium, ich engagiere sie. Weil sie sind genial. Das sagt keiner. Es wartet ja niemand auf einen. Das heißt, man muss da wirklich schauen, dass man irgendwo Anschluss findet. Da gibt es natürlich einerseits Ausschreibungen, aber andererseits gibt es auch, glaube ich, viele Stellen, die einfach besetzt werden mit Leuten, die man kennt. Bei mir war es aber in Linz so, dass es eben eine Ausschreibung gab, für die ich mich beworben habe. Und genau, das hat dann geklappt. Und als nächstes haben Sie dann was gemacht nach Linz? Also ich war dann eben insgesamt drei Jahre in Linz. Und ich glaube im dritten Jahr durfte ich dann eine Zauberflöte machen in Chemnitz. Genau. Und dann hat sich so ein bisschen entwickelt, dass so ein paar andere Anfragen kamen und genau, dann habe ich mich halt irgendwie entschieden, wenn es quasi die Möglichkeit gibt, dass ich vielleicht auch woanders arbeiten kann, dann möchte ich das ausprobieren. Also es geht viel über Empfehlung oder ich weiß nicht, ich habe mich natürlich schon bei sehr vielen Dingen auch beworben, aber ich muss wahrscheinlich ein guter Kommunikator sein, oder? Ja, das ist vielleicht die gleiche Fähigkeit wie beim Dirigieren. Da muss man ja überzeugend kommunizieren können mit dem Orchester. Genau. Und hat sich Corona recht getroffen? Also natürlich, es war irgendwie ein bisschen ein schwieriges Timing, weil ich eigentlich genau meine feste Stelle beendet habe, wie Corona gekommen ist. Aber am Anfang hat man ja natürlich gar nicht gewusst, wie lange das alles dauert. Es hätte keiner geglaubt, dass das jetzt Jahre dauern wird. Aber ich muss sagen, ich habe grundsätzlich eigentlich Glück gehabt mit allen Verpflichtungen. Trotz allem. Trotz allem, muss ich sagen. Es hat sicher Leute schwerer getroffen als mich. Ich habe auch gehört, dass viele Theater noch darunter leiden, dass also die Leute, die früher regelmäßig ins Theater gegangen sind, dass es ganz schwierig ist, dass man das wieder in Bewegung bringt. Dass auch die Besucherzahlen weit unter den dauerhaften Besucherzahlen von vorher liegen. Ich habe eher geglaubt, dass alle ganz glücklich sind, endlich wieder ins Theater gehen zu können und dass eher ein Run gibt. Aber das dürfte eine falsche Hoffnung gewesen sein. Das ist sicher ein Knick quasi. In der Besucherstatistik, aber natürlich auch für viele Musiker. Weil man natürlich Engagements verloren hat. Man wird vielleicht dann für einen Ersatz quasi für die nächste Saison gebucht oder so, aber man hat ja trotzdem das nicht machen können, wo man sich vielleicht für andere Dinge empfohlen hätte. Also durch die freien Musiker noch viel mehr trifft, als die Angstetten. Weil man muss ja immer schauen, dass man quasi interessant ist für andere Häuser. Oder dass man sich präsentieren kann oder dass man. Oder dass die Leute merken, da ist vielleicht wer, der interessant wäre oder der das gut macht. Und wenn man natürlich nicht die Chance hat dazu, bricht einem natürlich in weiterer Folge sehr viel weg. Haben Sie so einen Traum, wo Sie vielleicht ein Zehner sein wollen? Nein, das habe ich gar nicht. Das habe ich auch noch nie gehabt. Noch nie gehabt? Nein. Das hat sie ja gleich zu Beginn gesagt. Eindeutiger. Nein, weil es hängt so viel auch von Zufall ab. Also das Dirigieren an sich ist das, was Sie begeistert? Ja, also man macht das einfach Freude und egal, natürlich gibt es Orte, wo man das vielleicht lieber ausführen würde als andere, aber ich finde, dass man aus jeder Situation irgendwie Erfahrungen rausnehmen kann, also ja, und jetzt zu sagen, in zehn Jahren will ich genau dort sein, das finde ich utopisch. Ja, vielleicht muss man es auch gar nicht so meinen, möchte ich jetzt in dem Haus so und so sein, sondern in irgendeinem Zustand sein, dass ich das gut kann und das gut kann. Also das ist vielleicht eher, ich möchte mich wirklich weiterentwickeln. Das ist einfach mein Haupt Anliegen quasi an dem, an die Zukunft. Das heißt ja oft, dass die wirklich Guten wissen, was sie nicht können. Und das wird einfach immer mehr, je mehr man glaubt, zu wissen, desto weniger weiß man eigentlich. Eher ein alter Spruch. Aber wenn man das ausführt, dann weiß man eigentlich, was es bedeutet, weil sonst ist es natürlich nur ein Spruch. Jetzt machen Sie das doch schon einige Jahre. Wo ist zur Zeit eher Ihre Stärke? Wie meinen Sie Stärke? Beim Dirigieren. Also was ist das, was Ihnen besonders liegt, wo auch Ihr Herzblut drinnen ist? Was machen Sie sehr gern und was fällt Ihnen eher schwer? Viele sagen dann halt, wie in der Klassik oder sonst etwas. Ach so. Oder eher Romantik oder frühes 20. Jahrhundert oder Barock. Es gibt ja doch sehr viel, was man eigentlich machen könnte. Nein, das ist... Oder besetzungsmäßig gibt es ja so viele verschiedene Varianten. Mit Sängern arbeiten, ohne Sänger arbeiten. Also wie ich schon gesagt habe, ich mag sehr gerne Oper, weil das so ein Gesamtkunstwerk ist und so ein Zusammenarbeiten von so vielen unterschiedlichen Bereichen und Menschen, dass ich da einfach noch mehr machen will. Irgendwann natürlich so Spätromantik oder wenn es hingeht zu Wagner, zu Strauss, Mahler vielleicht mal. Aber ich finde, das kommt, wenn es kommt und wenn ich bereit dafür bin ich glaube, dass ich wenn ich noch ein bisschen auf solche großen Werke warte, ist es wahrscheinlich auch nicht schlecht Der Sound ist ja ganz anders vielleicht, ich weiß nicht, ob es immer mit der Größe des Apparats zu tun hat Aber natürlich, man hat andere Klangfarben die man rausholen kann, als wenn man nur ein Streichensemble hat. Was jetzt nicht abwertend ist, aber es ist einfach eine andere Kategorie von Klängen oder von Varianten. Ich habe mich jetzt vor kurzem wieder an meine Kindheit erinnert, weil das, wenn ich richtig gelesen habe, spielt das Landestheater Die tote Stadt von Erich Wolfgang Korngold. Und das hat mich als Kind schon sehr beeindruckt. Mein Papa, der das immer gespielt hat zu Hause. Und das ist ja hochromantisch. Also die Wunderschönung. Werde ich Sie wahrscheinlich treffen, dass Sie das anhören. Auf jeden Fall. Da bin ich dabei. Ja, das ist halt meistens verbunden mit riesigen Apparaten. Eben, aber es ist ja, kleinere Apparate sind auch schön. Also ich liebe auch Wiener Klassik. Also ich liebe Haydn, Mozart. Das ist einfach die Basis von allem. Und moderne Klassik, lieben Sie die auch? Ja, man kann das gar nicht so in einen Topf werfen, weil es so viele verschiedene Werke gibt. Jedes Werk ist ja anders. Wenn es gut gemacht ist und wenn ich das Gefühl habe, dass ich immer noch etwas Neues entdecken kann in dem Werk, dann kann immer noch etwas Neues entdecken kann in dem Werk, dann kann es noch so kompliziert sein. Ich werde mich trotzdem freuen darüber, dass ich es machen kann. Also es ist jetzt nicht so, dass ich sage, oh mein Gott, jetzt muss ich das vielleicht noch mehr studieren oder es ist noch komplizierter. Also gar nicht. Ich freue mich, wenn ich Herausforderungen habe. Aber es muss natürlich auch Substanz haben. Das ist für mich übrigens auch sehr interessant, dass zu der Frage zurück, eine Frau im Männerbetrieb, dass auch bei den Kompanisten, den Kolleginnen, jetzt schon auffällig viele Frauen darunter sind, die jetzt so viel jünger sind, zwischen 20 und 30. Haben Sie mit denen zu tun gehabt? Ja, das ist halt auch so eine Sache, man müsste einfach viel mehr schon während dem Studium da noch mehr zusammenkommen oder halt auch noch viel mehr die Werke auch aufführen, finde ich. Also wo hat man schon die Ressourcen dafür, dass man wirklich ein Werk aufführen kann? Vor allem wenn man... Ja, ich glaube, interessant ist ja folgendes, dass meine Aufgabe das Komponieren oder der Beruf des Komponisten mit dem Orchester zu tun hat. Das ist ein ganz großer Irrtum, weil viele wissen ja gar nicht, dass der Bereich ist, wo es am meisten original komponiert wird, was ist? Computerspiel. Also das sind irrsinnig ausgeklügelte, hochartifizielle Kompositionen, die, da wird am meisten Geld verdient im Moment. Also eigentlich ist für die Leute, die das machen, dann wahrscheinlich die Orchesterarbeit recht uninteressant. Im Vergleich allein aus ökonomischen Gründen, weil kann man wenig verdienen. Aber das ist interessant, welches Bild wir haben von der Musikszene und von dem, was ein Komponist ist. Also die meisten Komponisten haben mit Orchester gar nichts zu tun. Das ist bei meiner Arbeit hier an der Kunstuniversität für die meisten ganz überraschend, dass das so ist, weil das halt eingeprägt ist. Hat es solche Leute gegeben am Konservatorium oder im privaten Respekt? Die sich spezialisiert haben quasi? Nein, eigentlich nicht. Wir haben uns eigentlich wirklich mit Orchesterwerken beschäftigt, würde ich sagen. Aber es ist vielleicht auch eine Spezifizierung, oder? Also so Musik für Film oder für... Dafür brauchen wir auch keinen Dirigenten, oder? Naja, kommt drauf an. Es gibt ja auch wirklich symphonischen Soundtrack mit großem Orchester. Also deswegen weiß ich jetzt nicht, wie... Jetzt ist Ihr Übertragungsgerät runtergefallen. Ein Zeichen. Dann sind wir wieder bei der Technik, gell? Nein, es ist für mich wirklich interessant, ich schaue mir jedes Jahr auch die Verteilungsquoten der AKM an. Das ist die Organisation, die die Tantiemen verteilt. Und das hat sich in den letzten 20, 30 Jahren radikal verändert. Es wird so viel Musik gebraucht wie noch nie. Weil man oft glaubt, die Musikszene ist in der Krise. Das Gegenteil ist der Fall. Der Krise ist, Gegenteil ist der Fall. Wir haben Medieneinsatz, Internet-Einsatz, Fernsehen, Spiele, wir haben Kino. Unglaublich. Unsere armen Vorfahren, Heiden, Mozart, die wären glücklich gewesen, wenn man so viele Anwendungsgebiete gehabt hätte. Trotzdem verbietet man es jetzt vom Gefühl her mit dem Konzertsaal und mit dem Theater. Oder mit der Oper vielleicht. Dafür wird eigentlich der geringste Teil neu gemacht, was glaube ich auch nicht schlecht ist, wenn man sich das immer wieder vor Augen führt, wo also wirklich der musikalische Fortschritt stattfindet und wie man das vielleicht auch, weil Sie sagen, man müsste die Leute zusammenbringen, vielleicht sollte man das auch in einem größeren Maßstab sehen und die alle zusammenbringen. Und ich quietsche das die ganze Zeit so, merke ich gerade. Ich muss ganz still sitzen, dass ich nicht einfach reinguietsche. Der Soundtrack. Privat-Soundtrack. Der Soundtrack, genau. Privat-Soundtrack. Müsst ihr da ein bisschen ölen, dann kommen wir nachher. Oder es ist nur deswegen, weil ich der schwerste Gesprächsteilnehmer bin, den sie in der letzten Zeit gehabt haben. Mir ist es mit dem Theater aufgefallen, also ich glaube, es gibt große Umbrüche, weil ihr vorher gesagt habt, die Zuschauer bleiben weg, aber ich stelle fest, das Abo-Publikum, das klassischerweise Theaterbetrieb trägt, ist in die Jahre gekommen und eigentlich, was heute als Theater aufgeführt wird, ist meistens Performance und gar nicht mehr das klassische Sprechtheater. Und diese Leute bleiben, glaube ich, auch mehr und mehr weg. Jetzt, was du da in der Musik für Debatte aufführst, ist natürlich eh die alte klassische Debatte, die es auch um die Oper gibt, wo man sagt, wo nimmt die Oper ihr Publikum her oder auch im Konzerthaus. Das sind ja alles sehr traditionelle Musikgenres und dort braucht man halt auch Dirigenten. Also ich glaube ja, dass das alles nicht abkommen wird, sondern dass das, so wie man auch früher gesagt hat, in der Medienkunst, die Malerei ist out, was überhaupt nicht stimmt. Die Malerei ist bunt, ist in. Sie ändert sich, wie immer, macht was Neues, aber es ist nicht so, dass das Genre verschwindet. Darum glaube ich auch nicht, dass das Theater oder die Oper oder das Konzert verschwindet, sondern dass das sehr wohl eine Zukunft hat. Nein, da bin ich auch voll davon überzeugt, nur man muss, glaube ich, auch früher ansetzen in der Ausbildung oder einfach schon in der Schule, dass man die Kinder einfach daran gewöhnt, dass es ins Theater gehen auch was Normales sein kann. Und natürlich ist ein großer Teil, den man vielleicht daran gewöhnen will in der Schule, vielleicht ins Theater zu gehen, ins Musical zu gehen, irgendwas anzuschauen, ein großer Teil wird vielleicht aus der Vorstellung rausgehen und sagen, na, also, schau ich mir nicht mal an. Aber ich denke mir, es ist es auch wert, dass vielleicht ein, zwei Leute sagen, ja, irgendwie, das gefällt mir oder da möchte ich mich mehr damit beschäftigen oder ich weiß nicht. Genau. Je mehr man die Leute davon abtrennt, vom Theater, desto schwieriger wird es dann auch später werden, sie dazu zu begeistern oder einfach Anknüpfungspunkte zu finden, weil natürlich, also wenn ich gar nichts damit zu tun habe, dann schaue ich ja, suche ich nicht bei Google, wann spielt die nächste Oper und wie kann ich da eine Karte kaufen. Also ich finde, man muss einfach die Barrieren schon in der Schule abbauen. Das muss was ganz Normales sein, dass man mit Kindern Musik macht, die irgendwo mitnimmt, hinter die Bühne schaut. Ich bin ja immer ganz begeistert von Südamerika, weil da gibt es immer die Berichte auf den Kindern, was weiß ich, aus den, sage ich jetzt, Slums oder aus armen Familien, die mit großer Begeisterung dann gefördert werden und Violine spielen oder Klavier spielen oder was auch immer und wo sie so richtig Orchester daraus gewinnen. so richtig Orchester daraus gewinnen. Wir in Oberösterreich haben ja unsere Musikschulen und spielen in jedem Dorf immer die Blasmusik, was ich auch nicht schlecht finde. Ich glaube, das fördert auch sehr den Zugang zur Musik. Es ist eine bestimmte Art von Musik, aber es wird viel getan auch in dieser Richtung. Es ist ganz wichtig, dass es einfach Chöre gibt, aber es wird viel getan, auch in diese Richtung. Eben, ja. Es ist ganz wichtig, dass es einfach Chöre gibt, dass es Ensembles gibt, dass man einfach damit in Berührung kommt. Genau. Und das heißt ja auch gar nicht, dass man da irgendwie dann lauter professionelle Musiker damit quasi produziert, in Anführungszeichen. Das heißt ja gar nicht, man soll die Menschen oder die Kinder eben damit aufwachsen lassen mit Musik. Dass es einfach was ganz Normales und Selbstverständliches ist. Das ist, glaube ich, die Aufgabe. Aber eben jetzt zwei Jahre Corona haben das sicher nicht besser gemacht. Eigentlich könnte man Sinnesschulung dazu sagen. Ja, einfach. Und ich glaube, dass etwas ist, Eigentlich könnte man Sinnesschulung dazu sagen. Ja, einfach. Körpererlebnisse und wie. Und ich glaube, dass etwas ist, was vielleicht oberflächlich klingt, aber was, glaube ich, zu wenig beachtet wird, ist das Theater als gesellschaftliches Ereignis. Weil das kann sonst niemand bieten. Vielleicht ein bisschen das Kino, wenn das besondere Aufführungen sind, aber sonst ins Theater gehen, sich ein bisschen rausputzen, nachher was essen gehen, das ist ein Erlebnis, das man sonst nirgends kriegt. Und ich bin durchaus der Meinung, dass man auf das setzen kann. Nicht nur auf das Künstlerische, das ist natürlich auch sehr wichtig, aber auch das... Als Event, oder wie? Ja, als gesellschaftliches Ereignis, dass man dort also was erlebt, Ja, als gesellschaftliches Ereignis, dass man dort was erlebt, was im Alltag schwer zu erleben ist, weil das ja zusammentrifft mit einer gesellschaftlichen Entwicklung, dass wir die Rituale verlieren. Also wir verlieren die religiösen Rituale, wir verlieren die Feiertage und so weiter und so fort. Es gibt eigentlich ganz selten jetzt wirklich gesellschaftliche Momente, die uns aus dem Alltag herausheben. Und das Theater und das Konzert hätte diese Kraft. Und ich glaube, da muss man noch viel mehr draufsetzen. Es ist vielleicht nicht jeder begeistert, mit einer Krawatte ins Konzert zu gehen. Aber man kann es vielleicht auf andere Orte auch machen. Eben, aber ich glaube, man muss die Leute auch dazu bringen, dass es einerseits etwas Besonderes ist, aber andererseits auch nichts, wo man irgendwie davor Angst haben muss oder das irgendwie so weit von der eigenen Lebenswelt weg ist, dass man sich da gar nicht reintraut. Also ich finde, es muss natürlich was Tolles sein, wenn man ins Theater geht, aber es darf nicht so weit weg sein, dass man sich quasi nicht traut, über diese Schwelle zu treten. Das ist so ein bisschen die Schwierigkeit, finde ich. Ein Drahtseilakt. Ja. Aber das müssen Sie zum Glück als Dirigentin nicht machen. Naja, ich habe schon irgendwie Verantwortung dafür, dass die Leute auch gerne ins Konzert gehen. Machen Sie denn auch noch Chorarbeit? Leiten Sie noch Chöre? Nein, also wie ich dann in Linz begonnen habe, habe ich das aufgegeben. Obwohl ich es immer sehr, sehr gerne gemacht habe, aber irgendwann geht sich das einfach nicht aus. Jetzt wollte ich Sie noch fragen, was sind so die zehn Jahre, haben wir schon gestrichen, was sind denn so Ihre nächsten Schritte? Also es ist schon klar, Sie haben gesagt, Sie wollen in erster Linie immer was Neues machen, wo Sie noch was lernen können. Was haben Sie denn da vor, so in der nächsten Zeit? Nächste Spielzeit? Also einerseits kommt wieder Zauberflöte auf mich zu. Das ist, glaube ich, das Werk, was ich schon am öftesten dirigiert habe. Dann kommt eine Carmen, habe ich auch schonesten dirigiert habe. Dann kommt eine Carmen, habe ich auch schon einmal dirigiert, aber es ist eine neue, also eine andere Produktion, eine Wiederaufnahme. Ein paar Konzerte kommen auf mich zu, also es ist ein, glaube ich, guter Mix zwischen Musiktheater und Konzert und neuen und alten Repertoire, wobei, es ist ja am Anfang immer so schwierig, man hat ja noch kein Repertoire so richtig. Also das baut man ja, mit jeder Note, die man lernt, baut man sich Repertoire auf. Und irgendwann profitiert man davon. Also Sie würden auch nicht sagen, dass Sie jetzt in der Zauberflöte Routine haben, oder? Nein, weil ich freue mich schon so auf diese Wiederaufnahme, weil ich ein paar Dinge anders machen will. Ich habe es natürlich einstudiert, letzte Spielzeit. Und da habe ich mir schon immer gedacht, ah, warte, das mache ich vielleicht nächstes Mal dann anders, oder das probiere ich mal so aus. Und ja, eben weil das eben so ein Werk ist, was so tiefgehend ist und wo man immer neue Antworten auf vielleicht dieselben Fragen finden kann. Das ist nach wie vor eine meiner Lieblingsopfer an der Zauberflöte. Das ist wirklich ein sehr schönes Werk. Ja, eben so vielschichtig und genial. Peter, möchtest du noch an die Frau Mühlner eine Frage richten? Ich bin, es war fast ein Schlusswort von der Frau Müllner, finde ich. Ja, gut. Dann sagen wir herzlichen Dank nochmals, dass Sie gekommen sind und sich die Zeit genommen haben. Immerhin fahren Sie von Wien nach Linz und wieder zurück. Ich möchte mich auch noch einmal entschuldigen bei Ihnen, dass es das letzte Mal nicht geklappt hat. Sie sind in St. Pölten ausgestiegen. Weil ich koroniert habe. Genau, du hast Corona gehabt. Okay, und ich wünsche Ihnen natürlich Toi, toi, toi und viel Erfolg und viel Freude auch weiterhin an Ihrem Beruf. Danke schön. Und bitte dir auch vielen herzlichen Dank. Danke.