Julio Pführinger sehr freue. Wir haben hier Marie Kreuzer, die Regisseurin und Drehbuchautorin von Corsage, den Sie wahrscheinlich alle gleich im Anschluss im Kino anschauen werden. Wir haben hier Iris Zappe-Heller, die stellvertretende Direktorin vom Österreichischen Filminstitut, die Beauftragte für Gender und Diversity. Und wir haben die Una Valery Serbest, die Künstlerin und Kulturtäterin, wie sie sich selbst nennt, und die Geschäftsführerin von 52. Alles Quote und dann was ist das große Thema? Was sind die Umstände, in denen in Österreich Film entsteht? Was wünschen wir uns, was träumen wir, wovon träumen wir, wie es noch viel besser sein könnte? Wir reden immer über Quoten und wie man so kleinteilig herumschrauben kann an Veränderungen. Was ich gerne hätte, zumindest am Abschluss dieses Gesprächs, dass wir wieder mal ganz anders und größer denken, was wir eigentlich haben wollen von diesem Kino und wie wir es leben wollen und wie es noch ganz anders ausschauen kann, abgesehen von prozentuellen Veränderungen. Jetzt, damit wir von prozentuellen Veränderungen reden können, sie schaut schon schief, möchte ich dich, Iris, fragen. Du hast begonnen mit dem österreichischen Filmgender-Report und würde dich gerne bitten, ein bisschen zusammenzufassen, was ihr so beim Zählen herausgefunden habt. was ihr so beim Zählen herausgefunden habt. Vielen Dank. Hallo, guten Abend. Ich habe jetzt ein bisschen die Augen verdreht, weil ich der Julia gleich von Anfang an gesagt habe, ich bin kein Zahlenmensch, also bitte nicht festnageln auf irgendwelche Prozentsätze. Das ist nicht meins, aber so ganz grob hoffe ich doch, dass ich es zusammenbringe. Ich muss sagen, es haben natürlich viele Zahlen wenig überrascht. Also, dass ein Viertel der Fördermittel an Frauen fließt und nicht mehr, das haben wir gewusst. Sehr interessant habe ich gefunden den Vergleich, wir haben immer geschaut, wie viele Frauen arbeiten hinter der Kamera. Da haben wir den Filmen Geschlecht dazu geteilt. Über 60% ist es ein weiblich Female-Driven-Film. Über 60% Männer. Und in der Mitte drinnen ist es ein männlich-driven-Film. Und in der Mitte ist es ein ausgewogener Film. Und dann haben wir uns angeschaut, wie beeinflusst denn der Stab, also die Leute hinter der Kamera, das, was man auf der Leinwand sieht, weil das ist ja eigentlich das, worum es geht. Das ist ja das Wesentlichste. Und es war dann eigentlich schon sehr überraschend, wie deutlich es ist, der Unterschied, was dann auf der Leinwand zu sehen ist. Um es ganz knapp herunterzubrechen, viele Männer hinter der Kamera machen männliche Bilder auf der Leinwand. Viele Frauen hinter der Kamera machen ein sehr diverses Bild der Gesellschaft. Also sie schauen nicht nur auf die Welt der Frauen, sondern auf die Welt in ihrer Vielfalt und Buntheit. Und das war eigentlich schon überraschend, dass sie sich wirklich durchzieht durch alle Filme, die wir analysiert haben. Und das waren doch zwölf Filme, wo wir ganz genau hingeschaut haben. Und das war eigentlich für mich so unterm Strich das überraschendste Ergebnis, dass es so deutlich war. Wie waren da die ersten Reaktionen drauf? Weil ich kann mich noch erinnern, so ein einfaches Werkzeug wie Zählen kann manche relativ krantig machen, obwohl es da so wenig Diskussionsspielraum gibt. Reaktionen von Frauen oder von Männern? Beides. Nein, das Tolle war, wir haben vor zehn Jahren die Arbeit im Filminstitut begonnen. Da haben wir eben festgestellt, es stimmt nicht mit den Zahlen. Da haben wir das erste Mal begonnen zu zählen und haben eben gesehen, okay, es liegt ziemlich im Argen und zwar, es hat immer so ungefähr, also es hat nicht immer, es hat vor zehn Jahren ungefähr ein Viertel Regisseurinnen gegeben. Die haben aber nur einen Bruchteil des Geldes bekommen und da haben wir gesagt, okay, dann stimmt da wirklich irgendetwas nicht und das ist auch etwas, was sich immer noch durchzieht, muss ich gleich von Anfang an dazu sagen, aber wir haben dann, nach einigen Jahren, waren wir dann so weit, dass wir gesagt haben, okay, wir müssen jetzt wirklich einmal zählen und ganz genau hinschauen, wohin fließt das Geld, weil man dafür etwas nicht vergessen, das österreichische Filminstitut vergibt Bundesmittel, wir vergeben Mittel aus dem einmal zählen und ganz genau hinschauen. Wohin fließt das Geld? Weil man darf ja etwas nicht vergessen. Das österreichische Filminstitut vergibt Bundesmittel. Wir vergeben Mittel aus dem Kulturministerium, wie immer es sich nennt. Und die sind eigentlich genderneutral zu vergeben. Also haben wir eigentlich einen ganz klaren gesetzlichen Auftrag und dem müssen wir in irgendeiner Form nachkommen. Es gibt in Österreich ja Vereine wie FC Gloria, die einen Zusammenschluss weiblicher Filmschaffenden, die immer wieder gezählt haben, die immer wieder geschaut haben, wie viele Regisseurinnen gibt es, wie viele Frauen arbeiten hinter der Kamera und wohin fließen die Gelder. Nur, diese Zahlen sind nicht von offizieller Stelle gekommen. Es ist immer gegangen um die dritte Kommastelle und nie um das eigentliche Problem. Und daraufhin haben wir gesagt, okay, wir müssen ein Gender Report machen. Und dann haben wir es hingesetzt und haben das eben entwickelt und der erste Gender Report ist herausgekommen ich sage, ja, vor drei Jahren ungefähr, 2018 glaube ich, 17, und dann waren diese Zahlen am Tisch und das war das erste Mal, dass man wirklich davon ausgehen konnte, das ist so. Es hat auf einmal niemand mehr über die Zahlen diskutiert und wir konnten darüber reden, was tut man dagegen. Und deshalb bleiben wir jetzt dabei und deshalb machen wir jetzt auch in regelmäßigen Abständen Gender Reports mit verschiedenen Schwerpunkten, aber der nächste ist schon wieder in Arbeit. Marie, du wirst jetzt eine extrem große Freude mit meiner Frage haben. Aber du schreibst ja auch weibliche Stoffe. Es ist mir bewusst, dass das ein schrecklicher Zustand ist, dass man weibliche Stoffe kriegt und dann dieses kleine Mascherl umkränkt und sind ein weiblicher Stoff. Und männliche Stoffe sagt man halt dann überraschend selten, auch wenn es so stimmt. Wie ist deine Erfahrung? Du bist jetzt quasi eine der namhaftesten Regisseurinnen von Österreich. Sind das Stoffe, für die man immer noch streiten oder diskutieren muss? Oder ist das vorbei? Also ich bin in der glücklichen Lage, dass ich nicht mehr so viel streiten, also was heißt streiten und diskutieren, muss ich in dem Beruf eh den ganzen Tag, also das ändert sich nicht, aber ich habe jetzt nicht mehr, Tag, also das ändert sich nicht, aber ich habe jetzt nicht mehr, oder ich bin in der privilegierten Situation, dass meine Stoffe bis jetzt immer alle finanziert wurden, also da wird es natürlich leichter. Aber was ich schon immer wieder habe, ist Diskussionen mit ProduzentInnen, mit FördergeberInnen, mit dann wiederum in den Schnittphasen von den Filmen. Ich habe bei jedem Film Diskussionen über die weiblichen Figuren und ob die sympathisch genug sind. Also das ist quasi mein größtes Thema, was jetzt so mit diesem Blick oder mit diesem sozusagen weiblichen Film, also wie gesagt, ich kämpfe sozusagen weniger darum, dass die Filme gemacht werden, aber ich kämpfe in der Entwicklung und in der Herstellung und im Schnitt und dann nochmal ganz stark in der Vermarktung, damit, dass meine weiblichen Hauptfiguren oft in Zweifel gezogen werden, ob sie als Hauptfiguren sich eignen, weil man sich nicht identifizieren kann, weil sie auch unsympathische Seiten haben. Und es hat sich ja schon jemand gemacht, ich wollte gerade sagen, ich sollte mal ein Buch drüber schreiben, gibt es sicher schon, dass die Erwartungen, die wir an Frauen haben, nicht nur im Leben höher sind, sondern sogar in der Fiktion. Also männliche Hauptfiguren dürfen sich wesentlich mehr erlauben und sind immer noch sexy und cool. Und von Frauen wird da sehr, sehr viel mehr erwartet. Also müssen in vieler Hinsicht die besseren Menschen sein, aber auch auf der Leinwand. Ja, und tragische Männer werden dann einfach von, weiß ich nicht, Jack Nicholson gespielt und kriegen dann einen Oscar. Genau. Das ist sehr klar. Also das macht quasi den Film nicht schlecht. Also es sind schon Diskussionen, die man sich umgekehrt sehr schwer vorstellen kann. Ich habe letztens mit einer jungen Drehbuchautorin gesprochen, die gesagt hat, sie wird oft so zu Hilfe gerufen, wenn alte Regisseure in ihren Drehbüchern keine gescheiten Frauenfiguren zusammenbringen. Ist mir auch immer wieder passiert. Also quasi eine Frau soll einmal durch denselben Raum gehen, wie das Drehbuch und der Regisseur und quasi ihre Vibes da lassen. Weil richtig bemäkeln darf man die Figur und umschreiben er dann doch wieder nicht. Und sie hat gesagt, wenn sie die Männerfiguren so schreiben würde und dann sagen würde, Männer kann ich halt nicht so, kann mir da wer helfen, dann wäre sie ihren Job los. Ja, ich habe auch mal erlebt, dass ich mit einem Regisseur gearbeitet habe als Dramaturgin und der Stoff hat glaube ich in den 60er oder 70er Jahren gespielt und ich habe dann gesagt, ja, aber die Frau müsste mehr so oder mehr so, dass man die versteht und dass man auch in der ein Potenzial sieht, als innerhalb der Geschichte, dass die sozusagen eine Veränderung herbeiführen kann in der Handlung. Und dann hat er das immer zwar genägt und aber nicht nie irgendwie verbessert im Buch. Und irgendwann hat er zu mir gesagt, die Frauen waren damals halt so. Also so alt wie ich. Also er war auch nicht dabei. So, Valadur als Geschäftsführerin von etwas, das sich schon 52 nennt, das hat das quasi im Namen stehen, diese Zahl, die ja eben kein Minderheitenprogramm ist, sondern eigentlich mehr als die Hälfte. Was sagst du zu dieser Diskussion und beziehungsweise was für Arbeit macht ihr vor allem? Weil Zählen ist ja da auch ein wichtiges Tool, aber nicht das einzige. Das stimmt. Also wir sagen quasi Das Einzige. Das stimmt. Wir sind quasi ein feministisches Forum und eine Vernetzungsstelle für Künstlerinnen und kulturproduzierende Frauen und weiblich sozialisierte Personen. Konkret machen wir ganz viel Beratungsarbeit, Workshops, Mentoring immer glauben, das passiert nur uns oder quasi es betrifft uns nicht alle. Und dadurch, dass wir jetzt alle künstlerischen Sparten irgendwie versuchen anzusprechen, ist auch wieder das Erschreckende, dass es eigentlich völlig egal ist, ob man vom Film redet, von der bildenden Kunst, von der freien Wirtschaft, genauso wo die, ich glaube, die Themen und die Unterrepräsanz und sozusagen was von Frauen erwarten wird, was Weiblichkeit ist, wie man sie äußert, wie man in Räume reinkommt, da gibt es keinen Unterschied. Und es war Corona, man merkt, ich bin noch nicht ganz warm und leicht nervös, mit zwei, drei so großen Frauen da zu sitzen. Meine nächste Frage ist, weil die Probleme sind ja, es ist total wichtig, dass wir darüber reden und ich glaube, trotzdem langweilen wir uns alle schon manchmal, dass wir immer noch ständig, also wie wir jung waren, dachten wir alle, wenn wir groß sind, müssen wir über das Nimmer reden, dass das irgendwie alles gegessen und je älter man wird, desto größter ist der Verdacht, unsere Kinder werden in 20 Jahren auch immer noch da sitzen und irgendwie dieselben Themen besprechen. Was mich interessieren würde, bei euch allen dreien in der Arbeit oder auch so, was hättest du denn gebraucht, gleich am Anfang, dass man sich leichter tut, diese Missstände zu bekämpfen? Also ich meine, nachdem wir alle nicht 52 Workshops besucht haben, wie wir 19 waren, was man leid tut. Also zuallererst möchte ich sagen, bitte Marie, schreib dein Buch. Es kann nicht genug davon geben. Ich muss ehrlich sagen, ich bin ja ein bisschen älter als der Rest von uns hier. ja älter als der rest von uns hier ich habe die 80er jahre mitgekriegt ich bin auf der straße gewesen und habe für abtreibung plakate getragen eben noch einen alten zeitungsartikel aus der aus der kleinen zeitung gefunden wo ich einen flammenden Artikel dafür geschrieben habe. Und ehrlich, ich habe mir dann eigentlich lange Jahre gedacht, passt, alles gut, ist alles in Ordnung. Und das hat mir dann eigentlich sehr, sehr, sehr geflasht, wie ich mitgekriegt habe. Es passt leider überhaupt nicht. Und das war, ich weiß nicht, wie mir das passiert ist, wie ich mitgekriegt habe. Es passt leider überhaupt nicht. Und das war... Ich weiß nicht, wie mir das passiert ist, dass ich es nicht mitgekriegt habe. Oder nicht? Bei mir ist es ein bisschen ähnlich. Ich habe eine sehr feministische Mutter und es gab ein großes Bewusstsein für viele dieser Themen. Aber deswegen hatte ich auch immer das Gefühl, das ist schon, also ich habe das nicht bewusst so gedacht, aber das Gefühl, das ist schon erledigt, das sind eh alle gleich viel wert. Und hätte das Anfang 20 wahrscheinlich auch noch so behauptet und habe vieles auch erst später sozusagen in Erinnerung so einordnen können. Dass viele Probleme, die ich am Anfang hatte auf der Filmakademie und am Anfang in dem Beruf und wie Männer mit mir gesprochen haben und wie ältere Filmschaffende mit mir gesprochen haben, dass die ganz einfach nur damit zu tun hatten, dass ich eine Frau bin und mit nichts anderem. Und ich habe sogar einige Jahre bei einer Fernsehsendung im Team mitgearbeitet und da war ich die einzige Frau. Und ich habe immer, es war eine Sendung ohne Namen, haben vielleicht viele damals gesehen, ich habe immer das Gefühl gehabt, ich gehöre irgendwie nicht zu der Gruppe und ich mache irgendwas falsch und ich bin nicht cool genug, nicht witzig genug, ich bin nicht so schlagfertig. Und dann war diese Sendung irgendwann vorbei und dann gab es nochmal so einen Relaunch ein paar Jahre später. Und dann hat der David Schalko, der die Sendung erfunden hat, mich gefragt, ob ich wieder mitmache. Und dann hatte ich schon einen Kinofilm gemacht und habe gedacht, eigentlich, naja, hat mich irgendwie überredet. Und dann saß ich wieder in der Redaktionssitzung mit den ganz gleichen Typen, zehn Jahre später. Und dann ist mir aufgefallen, ah, ich habe überhaupt nichts falsch gemacht, ich war nur die einzige Frau im Raum. Und ich hätte das damals wirklich, ich habe es immer auf mich bezogen, und das finde ich ist so wahnsinnig wichtig, dass wir uns das immer wieder sagen, es ist nie ein individuelles Versagen, wenn man als Frau das Gefühl hat, man schafft was nicht, oder alles entgegen mich, oder ich bin nicht gut genug, es hat alles System, und es oder ich bin nicht gut genug. Es ist halt, es hat alles System und es ist ein gesellschaftliches Problem. Ich finde, wenn man jung ist, ist es ja fast nur wichtiger, ist es nicht gut genug, ist es nicht cool genug. Das ist nämlich, das ist so dieser Killer-Move. Also man kann, es gibt dann quasi die Möglichkeit, man kann one of the guys werden, womit man sich aber unweigerlich selber schadet und allen anderen Frauen meistens auch. Und ich finde sehr bezeichnend, das haben mir auch viele Journalistinnen erzählt, das war so ein 80er, 90er Ding, es hat in jeder Redaktion immer eine gegeben. Und das war dann die, die eh okay war und so wie die Typen war. Und man hat sich gar nicht überlegt, wie anders das Spiel gebaut wäre, wenn die Hälfte der Plätze an diesem Tisch halt von Frauen besetzt wären. Spiel gebaut wäre, wenn die Hälfte der Plätze an diesem Tisch von Frauen besetzt wären. Weil natürlich hätte sich alles verändert. Und auch was cool ist, hätte sich vielleicht geändert. Ganz radikal vielleicht sogar. Oder was wichtig ist. Und ich meine nicht, dass wir dann alle von Kinderbetreuern gesprochen hätten. Aber glaubt ihr, also ihr habt ja das Gefühl sozusagen, dass es beginnt ab dem Zeitpunkt, wo man aus diesen geschützten Verhältnissen draußen ist, weg ist von der Uni und in den Arbeitsprozess eintritt. Also ich habe ja gesagt, ich brauche das nicht mehr mit Antiglobalisierungsbewegung. Man bildet sich ja wirklich ein sozusagen, ich bin gleich. Und der Schock kommt ja dann mit dem Einstieg ins Berufsleben. Also wenn es um Jobs, wenn es um Geld und um Macht geht sozusagen. Ich bin noch anders aufgewachsen. Also bei mir war das schon ganz klar, da war schon noch ein Unterschied. Mädels sind anders aufgezogen worden. Und ich muss ehrlich sagen, wenn ich mir jetzt anschaue, Kleidung, also eigentlich alles für Kinder ist sowas von eingeteilt in, das ist für Buben, das ist für Mädchen. Es gibt nur die total coolen Dinge mit Drachen und irgendwelchen wilden Sachen oder bunten, rosaroten Glitzerperlen. Und ich glaube, eigentlich müsste man da schon anfangen und sagen, warum machen wir überhaupt eine Trennung? Warum braucht man das eigentlich? Das ist etwas, was ich immer weniger verstehe, je älter ich wäre. Ich kann mich auch erinnern, wie ich schwanger war. Natürlich war immer die erste Frage, Bub oder Mädel? Und ich glaube, heute würde ich sehr stolz sagen, es ist ein Mensch. Ein Kind. Ich finde, was ich da noch sehr interessant finde, gerade beim Film, weil es natürlich nicht nur beim Film, sondern in allen Kunstrichtungen, um die Geschichten geht, die man erzählt und wer sie erzählen darf und in welcher Lautstärke man sie erzählen darf und wenn du sagst, dass es schon so eine Art Policing gibt, wie eine Frau sein kann und ob das dann noch interessant oder komisch oder so wird. Ich habe in einem sehr schönen Elena Ferrante Interview mal gelesen, wo sie gesagt hat, das Orge ist quasi dadurch, dass Frauen so vereinzelt werden und halt alle Bücher, die man als Kind, also die meisten Bücher, obwohl ich mich fadisiert habe. Was man übrigens mit Filmen von Regisseurinnen auch nie macht, dass man sie so lange anschaut, bis man sie mag. Womit ich sicher viel Zeit verschissen habe als junger Mensch. Handeln von Männern. Also man lernt als Frau sehr früh, sich mit männlichen Figuren zu identifizieren. Und wenn man mit Männern redet, dann sagen die so, warum soll ich mir einen Film über eine Frau anschauen, ich bin ja keine Frau. Und das ist halt hardcore, weil man dadurch auch das Publikum quasi komplett unterschiedlich schult und dann dieses Muscle wieder weiter trägt. Und man sieht es ja dann auch im Cineplex, da steht dann Frauen Ladies Night und man kriegt Schaumbäume und die Typen kriegen Dosenbier und schauen sich irgendeine schreckliche deutsche Komödie über wilde Jungs an, keine Ahnung, was die machen. Das heißt, das wird halt ewig fortgeführt. Jetzt ist meine Frage, was kann man denn da machen, dass das aufhört? Ich weiß, eine große Frage. Grundsätzlich einmal gegen die binäre Geschlechterordnung, oder die einmal anzweifeln. Also das ist ja sozusagen, ich denke mal, dass wir auch das Thema Frau aufweiten müssen, oder Menschen, die sich als weiblich sozialisierte Personen sehen. Man hat es ja dann, also sobald, mit People of Color, schwarze Menschen, sind ja auch überhaupt nicht repräsentiert im Film. Ich habe jetzt gerade die Beyoncé-Doku angeschaut, was auch irrsinnig spannend war, sozusagen das aus der Perspektive von so einem Superstar irgendwie wahrzunehmen. Und auch die ganze Hollywood- Geschichte dabei natürlich, dass es darum geht, woher kommst du, bist du weiß? Und ab dem Zeitpunkt wird es ja auch wieder zur Klassenfrage, denke ich mir. Also sozusagen das mitnehmen und jetzt habe ich mich in der Frage verloren. Was können wir dagegen tun? Nämlich als Gesellschaft und auch einzeln. Also ich meine, ich habe jetzt so, ich bin dazu übergegangen, ich lese jetzt einfach, glaube ich, seit ein paar Jahren eigentlich nur mehr Romane von Frauen, weil ich mir denke, ich habe jetzt eh 20 Bücher von Männern gelesen, jetzt kann ich ruhig mal ein bisschen Pause machen. Und schaue mir mehr Filme von Regisseurinnen an, das geht mir seitdem erstaunlich viel besser, weil ich mich viel weniger ärgern muss über irgendwelche Frauenfiguren, wo ich mir denke, okay, ich kenne keine Frauen, die so sind, aber vielleicht kennst ja du Frauen, die so sind, glaube ich aber nicht. Also so weg von diesen Fantasiefrauen, aber gleichzeitig, du hast natürlich völlig recht, ich möchte mir vielleicht auch gerne mal wieder weibliche Fantasiefrauen anschauen oder eben andere Entwürfe, die es halt sonst auch noch gibt. Also es ist ja auch nicht so, als ob man dann immer quasi nur das Leid zelebrieren will oder so. Ich denke mal, es ergibt sich also ich hoffe, es ergibt sich von alleine, weil, nicht von alleine. Wir arbeiten hart daran, das stimmt schon. Aber ich denke mal, es sind so irrsinnig viele Geschichten erzählt worden und zwar alle immer aus dem männlichen Blickwinkel. Die haben wir jetzt alle gesehen. Die Geschichten aus dem anderen Blickwinkel, aus unserem Blickwinkel, mit Identifikationspotenzial für Frauen, die ja auch meistens diejenigen sind, die entscheiden, welchen Film man sich im Kino anschaut. Ich denke mir, das hat schon ein Riesenpotenzial. Und was du angesprochen hast, das Aufmachen, die Diversität, die Inklusion, die wird ja noch einmal, also ich glaube, dass die noch einmal total viel mehr Möglichkeiten bietet. Bei der Filmförderung reden wir natürlich immer vom Publikum. Wie kriegen wir ein Publikum? Wie sprechen wir ein Publikum an? Wir haben ja schon sehr viele Filme von österreichischen Regisseuren finanziert, die sich auch keiner angeschaut hat. Stimmt. Das stimmt, ja. Das stimmt. Und auch nicht ganz zu Unrecht. Und deshalb finde ich, es ist an der Zeit, dass man eben ein bisschen den Blick aufmacht und die Möglichkeit zulässt, mehr Filme von Frauen mit vielschichtigen Frauenfiguren, die auch einmal so richtig garstig sein dürfen und nicht so der Erwartungshaltung entsprechen. Werde da gerade davon gesprochen, es mag so kurz als erzählen über den Code of Ethics. Ja. Den es gibt beim ÖFI. Ja. Magst du jetzt ein bisschen warum? Warum es ihn gibt, kann ich mir vorstellen, aber da hat es jetzt in der letzten Woche ein paar Veränderungen gegeben oder es gibt eine neue Entwicklung. Möchtest du da kurz was erzählen? Klar. Es ist klar geworden, dass die Arbeitsbedingungen im Film leider nicht so sind, wie sie sein sollten. Was wieder erstaunlich ist, es gibt nämlich eigentlich sehr viele Gesetze, die das sehr klar regeln, aber ich glaube, dass den wenigsten Leuten bewusst ist, wo da die Legalität aufhört und die Illegalität beginnt. Wir haben voriges Jahr im September einen Code of Ethics geschrieben. Also da steht drinnen, wie man sich zu benehmen hat, welche Dinge man zu respektieren hat im zwischenmenschlichen Umgang. Das geht jetzt nicht unbedingt nur zwischen Männern und Frauen, das geht wirklich im Umgang miteinander. Es steht nicht so ganz klar drinnen, nicht Mobben, aber eigentlich schon, also zwischen den Zeilen steht genau das da. Geht es nett miteinander um, geht es höflich miteinander um, geht es respektvoll miteinander um, keine Diskriminierung wegen Hautfarbe, wegen Herkunft, wegen Sozialisierung, wegen sexueller Orientierung oder was auch immer. Es stehen wirklich Dinge da, wo man sich denkt, eh klar, aber offensichtlich war es notwendig, die hinzuschreiben. Nur es war offensichtlich von uns ein Mangel, dass wir es nicht aktiv kommuniziert haben. Wir haben es auf unsere Homepage gestellt und das war es. Ja, nachdem das MeToo-Thema jetzt auch in Österreich angekommen ist, haben wir gesagt, okay, jetzt müssen wir ganz schnell reagieren und haben gesagt, jetzt müssen wir diesen Code of Ethics erstens einmal aktiv kommunizieren und haben Newsletter zu dem Thema ausgeschickt, haben es sehr plakativ auf die Homepage gestellt und vor allem, und das ist der wichtigste Schritt, er ist jetzt integrativer Bestandteil unserer Förderverträge. Das heißt, jede Produktionsfirma, die den Vertrag unterschreibt, unterschreibt gleich mit, dass sie alles tun werden, um diesen Code of Ethics am Arbeitsplatz zu respektieren. Es ist schade, dass es notwendig ist, aber es nicht eingehalten wird. Im schlimmsten Fall wird der Fördervertrag gecancelt und die Fördermittel sind zurückzuzahlen. Und ehrlich, ich kenne eigentlich kaum eine Firma in Österreich, die das überleben würde, wirklich alle Mittel zurückzuzahlen, weil das würde dann ja natürlich nicht nur das Filminstitut betreffen, sondern auch den ORF und die regionalen Förderer und so weiter. Und ich hoffe, dass das was wirkt. Das ist jetzt quasi eine Maßnahme, die ganz am Schluss irgendwie kommt. Da muss man schon im Geschäft sein, man hat schon eine Idee gepitcht, man hat sie einer Produktionsfirma verkauft. Das ist quasi besser als ein Schaufel hinten nach. Aber womit müsste man denn grundsätzlich anfangen, dass diese Industrie diverser wird? Wie hast denn du das überhaupt erlebt an der Filmakademie? Ich kenne das ja nur so quasi aus, was mir zugetragen wird. Und da ist es so, das ist halt immer noch, wie soll man sagen, es ist schwierig, einen Platz zu bekommen. Und dann ist es keine große Bandbreite an unterschiedlichen Geschichten, die dort in rauen Mengen vertreten sind. Oder ist das eine falsche Vorstellung von mir? Naja, ich habe 1997 bis 2005 studiert, das ist schon ein bisschen her, aber es war so, also die Aufnahmeprüfung war sehr lang und aufwendig und mit viel Druck verbunden. Und ich kann mich noch erinnern, man musste einen Fragenkatalog ausfüllen am Anfang, der war Teil der Einreichung. Und da war eine der Fragen, was die Eltern beruflich machen. Und im Nachhinein kann man sich fragen, warum, also ich habe mich damals schon gefragt, warum muss ich das ausfüllen? Aber tatsächlich, also das ist jetzt ein anderes und großes Thema, aber tatsächlich ist es so, dass ich Kolleginnen und Kollegen habe, wo ich mich immer wieder frage, wovon leben die, wenn die so selten einen Film machen? Und es ist nicht selten so, dass die, die dann letztlich in diesen Berufen überbleiben, irgendeinen finanziellen Background haben, weil diese Berufe so unverlässlich sind oder die Einkünfte aus diesen Berufen so unverlässlich sind. Das heißt, das sozusagen als Antwort darauf, wie divers sozusagen schon einmal die soziale Mischung auf der Filmakademie ist. Nicht sehr. Naja gut, es ist noch dazu eine Universität. Jedenfalls ist diese Aufnahmeprüfung so, dass man schon ziemlich schnell kapiert, hier herrscht ein hoher Druck und hier geht es, also war zumindest damals so, hier ist ein sehr autoritäres Ambiente. Für mich war das sehr hart, weil ich kam von der Alternativschule, also ich war geflasht, ich war mir dann gar nicht mehr sicher, ob ich da überhaupt studieren will, wurde dann aber leider aufgenommen. Und der erste Satz, der gesprochen wurde in der ersten Vorlesung vom damaligen Abteilungsleiter war, dieser Jahrgang wird sich noch dezimieren. Das heißt, man hatte das gerade geschafft und war irgendwie 15 von mehreren hundert, die sich beworben hatten und dann hat man gleich mal gehört, jetzt reißt euch aber zusammen und ihr wisst es eh, ihr kommt jetzt hier nicht alle lebend wieder raus. Und ein bisschen ist es so, weil tatsächlich immer wieder, wenn ich Kolleginnen und Kollegen treffe, mit denen ich im Jahrgang oder ungefähr zur gleichen der Klassen war damals schon ungefähr 50-50, das muss ich ehrlich sagen. Wer aber dann von denen überbleibt in der Branche, das sind halt dann ganz oft die Männer. Das ist auch ein, kann man auch lang drüber reden, woran das an wie vielen Kleinigkeiten das liegt und das liegt nicht immer nur daran, dass die Frauen Kinder kriegen, schlimm genug, dass das ein Grund ist. Ich glaube, das ist die schlimmste Lüge überhaupt, dass es daran daran, dass die Frauen Kinder kriegen, schlimm genug, dass das ein Grund ist. Ich glaube, das ist die schlimmste Lüge überhaupt, dass es daran liegt, dass die Frauen Kinder wollen. Richtig. Ich habe sehr viel mit jungen Menschen aus der Branche gesprochen und die sagen, einhellig ist es einfach diese 10-Jahr-Streiterei, weil du als Frau nie ernst genommen wirst und es ist ganz egal, ob du Kamerafrau bist, Produzentin bist, man legt da ständig Steine in den Weg. Es sind so viele Hürden am Weg. Und nach zehn Jahren denkst du, und es ist halt einer der, wie soll man sagen, anstrengendsten Berufe, die man manchmal, wenn die so Schilderungen von Sets bekommen, ist das wie wenn man, ich weiß nicht, Schweißerin ist oder so. Irre anstrengend, lange Schichten, wobei ich glaube, Schweißerin ist besser bezahlt wahrscheinlich, als wenn man Set-Rannerin ist oder so. Also quasi es gibt kein Arbeitsverdienst, also man hat kaum eine gewerkschaftliche Vertretung, man kriegt die ersten Jahre irrsinnig wenig Geld für unfassbare Arbeitsstunden und dann wird man als Frau noch nicht ernst genommen und ich glaube, das ist der Grund, warum 50 Prozent, also 50 Prozent der Frauen, die abgeschlossen haben, verschwinden dann in die ersten zehn Jahre und das wundert mich nicht. Jetzt ist die Frage, was hilft da? Muss man da nicht groß denken und sagen, da hilft eigentlich nicht mehr ein bedingungsloses Grundeinkommen? Also, um jetzt auch wieder auf die Iris und das Filminstitut zurückzukommen, ich glaube schon, das war auch einer der Gründe, warum unter anderem wir beide so gekämpft haben dafür, dass es eine Richtlinienänderung gibt und dass es eben diese, es heißt bei uns nicht Quote, es heißt Gender Budgeting, damit sich niemand fürchtet. Richtig, war viel Diplomatie nötig. Also ich bin auch im Aufsichtsrat im Filminstitut, deswegen war ich da auch involviert. Und einer der Gründe war, dass es Erfahrungsberichte gibt aus anderen Ländern, dass wir wissen, wenn es Quoten gibt, erst dann fangen die Leute an, aktiv zu suchen nach Frauen. Erst dann wird den Produzenten und Produzentinnen bewusst, dass sie mitunter manchmal ganz gute Chancen haben mit einem Projekt, das stark weiblich besetzt ist. Und das ist etwas, was ganz bestimmt hilft, auch dem Nachwuchs hilft natürlich. Weil man kann jetzt nicht unendlich viele erfahrene Regisseurinnen oder Drehbuchautorinnen oder Produzentinnen aus dem Hut zaubern, aber man kann sich natürlich gleich mal im Nachwuchs umschauen und vielleicht ein bisschen mehr konzentrieren auf die jungen Frauen. Und das ist natürlich schon mal ein ganz anderes Setting als das, in dem ich angefangen habe, wo sich wirklich niemand interessiert hat für eine junge Frau. Ich kann mich noch erinnern, ich habe eine Kollegin gehabt, die hat an ihrem ersten Kinofilm gearbeitet und wir haben uns oft ausgetauscht, also auch eine Freundin, wir sind auch befreundet und dann hat sie irgendwann zu mir gesagt, es ist so schlimm, die Typen überholen mich gerade links und rechts. Da waren mehrere Haneke-Studenten, die Jahre jünger waren als wir, die plötzlich alle bei irgendwelchen großen Firmen waren und ihren ersten Kinofilm gemacht haben. Und wir haben gar nicht gewusst, wie das passiert ist. Die sind halt mit einem großen Selbstvertrauen da in die Hearings reinmarschiert und in die Firmen und wurden halt eingeladen sofort zu den tollsten. Und das liegt natürlich an 100 Dingen, die auch wieder viel zu weit führen würden, warum wir Frauen dann auch unsicherer sind in solchen Situationen, uns weniger zutrauen, häufig länger zögern, bis wir uns zutrauen, etwas nach außen zu geben oder einer Firma zu schicken. Da kann man darüber sehr, sehr viel sagen. Ich glaube, da gibt es einfach irrsinnig viele Stufen, wo die Frauen ausgesiebt werden. Genau. Und insofern glaube ich schon, dass das schon mal einen Unterschied macht. Vielleicht nicht jetzt, vielleicht nicht morgen, aber insgesamt und auf lange Sicht, wenn wir von oben, also das ist sicher nicht die einzige Maßnahme, aber das wird etwas verändern, weil es sich, weil man es sich einfach nicht mehr leisten kann, diese ganzen Fraudelings liegen zu lassen. Genau, und das ist nämlich, das möchte ich nur kurz, dann übergebe ich an dich, weil du nickst schon so. Du hast sicher viel zu sagen. Ich finde eines der perfidesten Argumente, das immer wieder kommt und das jetzt ein bisschen leiser geworden ist, ja möchtest du denn eine Quotenfrau sein? Es geht doch immer um die Qualität. Und das finde ich, wie gesagt, also wenn man sich gut mit dem österreichischen Film auskennt, geht es offensichtlich bei Männern auch nicht immer um die Qualität. Ganz oft, aber nicht immer. Also es sind jetzt auch nicht alles irgendwie... Die Zahlen stehen da drin. Ja, genau. Meisterwerke. Und es gibt halt diese unausgesprochene Männerquote. Es gibt so Dinge, die halt Frauen zufällig, wahrscheinlich wegen der Qualität, nie passieren. Sie machen einen kleinen Studierendenfilm und kriegen dann einen Tatort. Oder in Hollywood ist es so, man macht einen kleinen Film, der ein bisschen auf einem Festival herumpart und dann darf man Thor machen. Das passiert halt Frauen komischerweise nie. Ja, ich bin schon... Bitte. Das war gut. Also ich glaube, wenn man es im Konkreten denkt, dann ist sozusagen die Forderung nach der Quote ja auch die Forderung danach zu benennen, dass das System einfach versagt. Und da finde ich es total super mit finanziellen Druckmitteln, weil was wir gesehen haben sozusagen ist, dass eine freiwillige Quote quasi nicht anerkannt wird. Also es muss irgendwelche Repressalien geben, damit CIS-Männer auch denken, sie müssen das einhalten. Die andere Ebene, wo man konkret werden kann, ist auch innerhalb der Bewerbungsverfahren. Es gibt Erfahrungen mit anonymisierten Bewerbungen, wo man weiß, da wird ganz anders besetzt, es geht ganz anders aus sozusagen, der Wettbewerb läuft anders ab. Also das wären so konkrete Ansätze. Die andere Ebene ist zum Beispiel, dass eben FC Glorio hat zum Beispiel das Mentoring-Programm. junge Frauen, einfach von Frauen, die es schon geschafft haben, dass die gefördert werden. Und da ist ja dann auch ganz oft das Erschreckende, dass gerade Frauen, die es geschafft haben, ja dann oft wieder stark in den Antifeminismus rutschen und eben genau wieder mit dieselben Argumente sozusagen. Sie haben es ja auch geschafft und wieso sollte man da jetzt wem anderen helfen? Also, das würde ich sagen, es ist auf jeden Fall ein völliges Empathieversagen auf aller Linie, wo das passiert. Und was ja dann sozusagen passiert ist, auch wenn jetzt, glaube ich, in der Akademie dann 50-50 aufgenommen wird, wahrscheinlich sind trotzdem mehr Professoren Männer. Wie besetzt man sozusagen, das merkt man im Film. Also ich habe immer das Gefühl, die Katze beißt sich in den Schwanz, aber es betrifft eben nicht nur den Film, sondern es ist ein gesellschaftliches Problem. Und da habe ich das Gefühl, dass man eigentlich im Kindergarten schon ansetzen müsste. Also wir haben zwei kleine Kinder, Julia. Im Endeffekt werden die Buben geschimpft, wenn sie sich als Prinzessinnen verkleiden. Und da gibt es noch genug Orte. Wir haben, wenn man in die Volksschule geht, jetzt geteilte Klassen. Also das wissen auch viele Menschen nicht, die keine kleinen Kinder haben. Sozusagen es gibt die Klassen, wo die Kinder sind, die Deutsch sprechen. Und es gibt die Klassen, wo die Kinder sind, die kein Deutsch sprechen. Und da geht es ja auf einmal um Zugänge. Wer kommt überhaupt dorthin, dass sie sich bei einer Akademie bewerben kann? Also wo wir eh dann sofort wieder bei der Klasse und bei der Privilegien in Frage sind. Genau und wir sind ja große Verfechterinnen der Quote natürlich, auch damit sie zu ahnden, weil ich glaube, also freiwillig wird da nichts passieren. Und wenn man mit einem Zitat von einer ehemaligen aus der Bundesregierung endet, mir gehen die Weiber so am Nerv, scheiß Quote, sozusagen merkt man, dass man sich auf die Politik wahrscheinlich sicher nicht verlassen kann in dem Bereich. Ich bin übrigens, Entschuldige, apropos Qualität, vor kurzem gefragt worden bei einem Interview, ja, dieser Film, den Sie gemacht haben, glauben Sie, hätte ein Mann den auch machen können? Und dann habe ich gesagt, das hat, nein, ich fand das so super, weil ich konnte zum ersten Mal diesen Satz sagen, das ist mir in der Sekunde eingefallen, naja, das hat, ich fand das so super, weil ich konnte zum ersten Mal diesen Satz sagen, als mir in der Sekunde eingefallen, naja, das hat ja nicht damit zu tun, also es sind ja nicht alle Frauen tolle Regisseurinnen, das hat ja nicht mit dem Geschlecht zu tun, sondern mit der Qualität. Schön. Darf ich zur Qualität noch kurz was sagen? Weil das ist natürlich auch noch ein Ding, das aus dem Gender Report sehr klar hervorgeht. Filme von Frauen gibt es natürlich weniger, aber wenn man schaut, wenn man das prozentuell umlegt, sind Filme von Frauen häufiger bei Festivals und sie gewinnen mehr Preise. Die nächste Antwort, die dann immer kommt, ja, aber die sind ja nicht auf den tollen Festivals, nicht auf den A-Festivals, muss man sagen, ja, das stimmt. Erstens, weil ihre Filme meistens weniger kosten und völlig ein bisschen weniger Schauwerte haben. Und zweitens, weil leider bei diesen Festivals halt meistens die Auswahl trifft Männer. Wie du meinst, Cannes ist kein unabhängiger Verein? Aber ich kann mich auch noch gut erinnern, wie Corsage in Cannes gelaufen ist und wir uns dann mit den, natürlich mit so leichten Marie-Stolz, also ob wir irgendwas damit zu tun hätten, ein bisschen damit geschmückt haben und alle Kollegen und Kolleginnen aus den anderen Ländern haben gesagt, aber warum ist der in dieser Nebenschiene gelaufen und nicht im Wettbewerb? Und wir haben gesagt, ja, weil da halt noch, wie viele waren heuer? Drei von zwanzig oder so? Ich glaube, es waren vier Frauen im Wettbewerb, aber halt alle so richtig große Stars. Also das bei den Männern ein bisschen anders war. Ja genau, also da gibt es ja auch, also man hat auch als Mann leichter einen Film im Wettbewerb in Cannes und das ist halt das Absurde, also das kriegt halt wieder kein Marschall. Die anderen kriegen das Marschall. Und da gibt es dann so ein Variety, das ist so das wichtigste Branchenblatt, da steht dann irgendwie so Four Women Directors in Cannes. Was ist das für eine dumme Headline? Da steht ja auch nicht 16 Men Directors in Cannes. Also da wird man nie quasi nur unter dem Geschlecht subsumiert. Ich weiß ja, die Vianale hat mal so eine Nebenschiene gehabt, die hat wirklich geheißen Five Women und ich habe gedacht, was soll das? Die machen alle komplett unterschiedliche Sachen. Man kann uns ja auch nicht einfach so, ich weiß nicht, mit einem Bleistift so ein Kringel um uns herum machen und dann ist das irgendwie gleich oder so. Aber wenn man Schubladen braucht und sie füllen möchte, passt das gut. Weil ich gemeint habe, jetzt haben wir gesprochen von der Branche und wie der ausschaut, wie hätten wir denn gern, dass sie ausschaut? Wenn wir uns mit diesen Themen nicht mehr befassen müssten. Wenn wir jetzt ins Träumen kommen. Weil ich finde, dass das auch ganz ein wesentlicher Teil, aber ich meine, im Moment sind die Zeiten so schlecht, dass man vergisst, dass ein wesentlicher Teil des Feminismus auch sein soll, Utopien zu entwickeln und nicht immer nur irgendwie schreiend im Kreis zu rennen, weil es so schrecklich ist, wobei ich das sehr gut verstehen kann, warum man das oft macht. Also was wären so Utopien? Darf ich jetzt erst nochmal einen Schritt zurückgehen, bevor wir zu den Utopien kommen? Du kannst doch nochmal schreiend im Kreis rennen. Wir haben 2017, da weiß ich die Zahl, eine Maßnahme eingeführt, wo die Produktionsfirma, wenn sie einen Film gefördert bekommt, der viele Frauen hinter der Kamera beschäftigt, kriegen sie zusätzlich 30.000 Euro für ein nächstes Projekt, an dem wieder Frauen beteiligt sind, um das zu entwickeln. Das hat natürlich ein bisschen gebraucht, das ist schon klar. Es hatte niemand so in der Schublade drinnen, die vielen Projekte mit ganz vielen Frauen, aber dann haben auf einmal die Produktionsfirmen angerufen, die Produzenten, und da gender ich jetzt ganz bewusst nicht, und dann haben sie gesagt, hm, interessant, 30.000 Euro, hätte ich natürlich gern, aber wo finden die Frauen? Wo gibt es denn die eigentlich? Und dann habe ich gesagt, okay, ist ja mal schön, dass sie überhaupt auf die Idee kommen, Frauen zu besetzen. Und mittlerweile hat FC Gloria ja eine sensationelle Homepage mit einem Pool, wo extrem viele weibliche Filmschaffende da sind. Und da kriegen wir auch aus dem Ausland mittlerweile Anfragen. Und wir müssen nur noch auf diese Homepage verweisen. Und mittlerweile ist es einfach, die Frauen zu finden. Es gibt sie alle. Das ist ja die nächste große Lüge. Ja, ich kenne keine Frauen. Aber da muss man dazu eben auch sagen, also FC Chlora, das sind ja auch Frauen, die sich das halt irgendwie in einem schlecht bezahlten Beruf aus dem Leib gerissen haben. Das ist ja keine irgendwie lässig bezahlte Arbeit, die man das halt irgendwie in einem schlecht bezahlten Beruf aus dem Leib gerissen haben, das ist ja keine irgendwie lässig bezahlte Arbeit, die man da macht. Das ist halt auch oft Selbstausbeutung, diese Infrastruktur mal anzufangen und die Zählerei anzufangen und die Namenslisten anzufangen und so. Und was ich noch ganz kurz sagen wollte zu diesen Frauen, die dann eben quasi, also es gibt ja quasi diese Regel, wenn man durch die Tür gegangen ist, muss man mindestens zwei Frauen mitnehmen oder es gibt die Ursi-Wohlschlager-Regel, mindestens fünf, sonst gült's nicht. Wir haben jetzt schöne Grüße an Ursi-Wohlschlager. Im Jenseits, was es hoffentlich schön hat. Das Patriarchat funktioniert halt so, dass es sich für Frauen lohnt, das Patriarchat so, wie man es spürt, zu spülen. Ich nenne das irgendwie so das Nina-Broll-System, wenn man so will. Und es geht mir wirklich null um Nina Broll. Die Sabine Dörflinger hat so schön einmal gesagt, das ist komplett uninteressant, eine Frau, die da mitspielt, man kann es gut verstehen, mehr an Geschichte ist da nicht herauszuholen. Und das finde ich auch. Aber ich versuche mir dann vorzustellen, was wieder schwierig ist bei diesen Arbeitszeiten und diesem Druck. Aber eigentlich wäre das, jetzt sind wir schon bei den Utopien, das Patriarchat belohnt Solidarität halt grundsätzlich nicht. Aber ein solidarisches Filmschaffen müsste doch eigentlich möglich sein, oder? Ist das eine völlige blauäugige Fantasie? Da muss ich kurz ergänzen, das Patriarchat belohnt Solidarität schon, aber unter Männern sozusagen. Bei Frauen wird es dann abgestraft. Und die Frauen, die sich solidarisieren im Patriarchat, sind übrigens auch die ersten, auf die dann wieder geschissen wird. Also es lohnt sich nicht besonders langfristig. Ich glaube, du musst die Frage nochmal wieder Also zumindest für mich. Ein solidarisches Filmbusiness. Ist das überhaupt denkbar? Weil der Mythos ist ja quasi, es gibt Genies, die um die Fördertöpfe sich streiten und es kann nur einen geben. Das schände ich jetzt einmal bewusst nicht. Also ich glaube immer, ich war auch einige Jahre in der Kommission vom ÖFIA und ich war auch Jahre in der Kommission vom ÖFJ und ich war auch vorher in der Kommission vom Bundeskanzleramt einmal eine Zeit lang. Und ich komme ja vom Drehbuch, ich habe Drehbuch studiert, nicht Regie. Und ich habe immer noch diese vielleicht naiven Glauben oder diesen Idealismus, dass ich sage, ein gutes Drehbuch wird sowieso gemacht, egal von wem es ist und egal wer mitspielt und egal wer es produziert. Das ist einfach, ich glaube, dass alle an so einem Tisch, was auch immer sie für einen Geschmack haben oder was auch immer sie für ein Geschlecht haben, erkennen, wenn ein gutes Drehbuch am Tisch liegt. Und deswegen glaube ich immer, wenn man was Gutes macht, dann ist für alle Guten genug da. Aber es ist natürlich trotzdem nie genug da, weil wir eine relativ große Branche sind für ein relativ kleines Land. Und deswegen gibt es halt immer diesen Kampf. Jetzt habe ich mich ein bisschen verfangen oder wie soll ich sagen, jetzt ist es natürlich problematisch zu sagen, da kämpfen halt viele mit, die ich nicht so toll finde, die sollen natürlich auch arbeiten es ist halt sehr schwierig, wir können nicht alle alle ausreichend gut davon leben in diesen Berufen und es wird deswegen wahrscheinlich, solange die Fördertöpfe so sind, wie sie sind, ein Wettbewerb bleiben. Es ist ja auch dort, wo es nicht um Förderung geht, sondern um Privatfinanzierung. Also in Hollywood oder so ist ja auch ein Wettkampf. Also so ist es in vielen Branchen. Das werden wir auch in dieser nicht ändern können. Aber ich glaube natürlich schon, also ich finde zumindest wichtig, dass wir innerhalb, dass wir dort, wo wir Qualität sehen in anderen, also ich meine jetzt damit nicht, dass wir nur unsere Freunde pushen, sondern ich sehe ja auch, wenn Kollegen, Kolleginnen, die was machen, was mich überrascht und was ich toll finde, dann finde ich es zum Beispiel extrem wichtig, das zu verbalisieren und ihnen zu sagen. Ich finde es extrem wichtig, dass wir untereinander uns Wertschätzung zeigen, dass wir uns nicht mit bösen Gerüchten oder irgendwelchen Sachen bekriegen, sondern dass wir uns Wertschätzung zeigen, dass wir uns unterstützen, dass wir, wenn ich jetzt in der glücklichen Position bin, dass ich viele Anfragen kriege, die ich nicht annehmen kann und ich werde gefragt, aber kannst du uns jemanden empfehlen? Dann empfehle ich ehrlich gesagt eh immer Frauen, aber auch viele Frauen, mit denen ich überhaupt nicht befreundet bin, weil ich einfach finde, die sind ganz gut und die sollen auch mal was. Also ich finde, das sind schon Dinge, die wir tun können, um solidarisch zu sein, obwohl es ein Konkurrenzbetrieb ist. Also man muss einfach immer so ein bisschen über sich hinweg schauen und nicht immer um das eigene so fürchten, sondern ganz in Ruhe bei seiner Sache bleiben und trotzdem auch sehen, wenn die anderen was gut machen. Und ich finde, das wäre schon ganz viel wert, wenn die uns das sagen könnten, alle. Das ist jetzt ein bisschen sehr blumig und hippie und wir mögen uns alle, aber das wird schon total viel ändern am Klima in dieser Branche. blumig und hippie und wir mögen uns alle. Aber das wird schon total viel ändern am Klima in dieser Branche. Sind wir in der Utopie oder in der Realität? Du kannst es aussuchen. Ich war schon bei der Utopie. In der Utopie wäre ja für mich sozusagen die Lösung der intersektionale Feminismus, wo man irgendwie nicht müde werden darf, immer wieder vorzubeten, oder dass es im Feminismus nicht darum geht, dass es nur Frauen gut geht oder Frauen mit Sternchen, sondern allen Menschen und sozusagen aus der Intersektionalität heraus eben, dass man Diskriminierungen, Mehrfachdiskriminierungen und so weiter mit einbezieht. Mehrfachdiskriminierungen und so weiter mit einbezieht. In der Utopie würde ich mir zum Beispiel wünschen, dass sie auch Männer oder Menschen, die es ja so wahrnehmen, sie wirklich einer radikalen Diskussion über Männlichkeit aussetzen, damit man die auch mal führen kann. Also dass wir auch von dem wegkommen müssen, irgendwie, jetzt jammern wir schon wieder nur über die Männer. Ich glaube auch, dass man das Gesetz nicht außer Acht lassen darf. Also sozusagen, wer bestimmt die Regeln? Und wer verhandelt die Logik eigentlich? Also allein wenn man sich überlegt, was ist ein sexualisierter Übergriff? Sozusagen ist ja da, also ich bin jetzt keine Juristin, aber da ist ja so viel Spürraum irgendwie drinnen und da wird es ja spannend, was heißt das für Beschwerdestellen? Was heißt das für Beratungsstellen? Wo kann man dann überhaupt ansetzen? Also das war für mich ja trotzdem in der Vision, weil es da noch viel zu wenig gibt. Und dann sozusagen natürlich auch die Frauen, die sie trauen. Wie kann man es trotz Algorithmen, trotz sozialen Medien und so weiter schaffen, dass die nicht in einen Shitstorm rutschen irgendwie. Weil das ist ja auch das Perfide, dass, wer es ausspricht, am Ende ist man immer die Depperte, sage ich einmal so. Und die muss das dann auch noch aushalten irgendwie. Und das ist halt auch etwas, was die Männer dann wieder elegant ersparen können, weil die sind dann einfach still. Das ist halt extrem praktisch. Und sind die immer weniger ausgesetzt, glaube ich. ich meine, wenn man jetzt Weinstein als Anfang mit Tu als Beispiel nimmt, wie lange das bei einem Mann braucht, dass da mal was losgeht. Das ist ja auch so eine Fehlerpolitik. Als Frau darfst du einmal was falsch machen und dann ist das irgendwie, weißt du es. Und du hast den Fehler dann auch quasi nur für dein gesamtes Geschlecht gemacht. Also irgendwer sagt, dass sich ja sehr gut mal Ehefrauen können, das einfach halt, ne? Ja, und da finde ich den Gedanken schon sehr wichtig. Also grundsätzlich auch die Logik, weil man natürlich auch mit dem Protestieren gegen Systeme halt wieder sehr viel Zeit damit verschwendet, Systeme zu bestärken. Und die Logik mal auszuhebeln und zu sagen, man muss die Logik grundsätzlich in Frage stellen, wie das System funktioniert, ist, glaube ich, sehr wichtig. Was mir jetzt noch wichtig ist, weil ich halt beruflich sehr viele Filme schaue, was toll grundsätzlich ist, ich habe einmal nachgeschaut, wie groß der Prozentsatz von weißen Cis-Männern in Österreich zwischen 40 und 60 an der Bevölkerung ist und es sind so ca. 17% und das hat mich heute schon irre geschreckt, weil wie sehr meine Jugend geprägt worden ist von Kulturprodukten von Männern zwischen 40 und 60 und Moderatoren und Regisseuren und Autoren, da wirkt es so, als ob das, weiß ich nicht, 80% der Bevölkerung aber locker waren, wenn man sich jetzt anschaut, wie und da habe ich mir gedacht, Zählen ist eine wirklich wunderbare Waffe und da kann halt auch wirklich niemand sagen, das ist nicht so, weil das kann man halt wirklich zählen. Und da war ich dann schon verstört von der Logik des Systems, das mir erzählt hat, dass die wichtigsten Leute sind halt zufälligerweise alle aus dieser Gruppe von 17 Prozent. Das ist ja dasselbe Phänomen, wenn man eine Massenszene in einem Film sieht und da ist ein Drittel Frauen, hat man den Eindruck, es sind mehr Frauen dort als Männer. Das reicht schon, wenn man es halt einfach nicht gewöhnt ist, dass überhaupt Frauen da sind. Aber ich wollte zu dir noch einmal zurückkommen. Ich finde auch, die Solidarität unter Frauen ist enorm wichtig. Ich glaube, das ist wirklich etwas, was wir auch von Männern lernen können. Der Zusammenschluss, der Zusammenhalt, uns nicht auseinander dividieren lassen. Bin ich total bei dir. um zur Utopie zurückzukommen, wäre es aber natürlich notwendig, auch Allies zu haben aus dem Rest der Bevölkerung. Natürlich geht eine echte Veränderung in der Gesellschaft ohne Männer nicht. Das ist total klar. Das müssen wir sicher alle gemeinsam machen. Aber was mir immer schon ein bisschen Prä-Otto-Bier, ich bleibe dabei, was mir immer schon sehr optimistisch stimmt, ist, ich glaube, dass Filme schon Sachen verändern können. Und die Figuren, die man jeden Tag auf der Leinwand, auf den Bildschirmen, groß, klein, wo auch immer, sehen, die beeinflussen und die prägen uns schon. Und deshalb ist Film für mich schon ein Instrument, das gesellschaftliche Veränderungen verhindern oder beschleunigen kann. Und da muss man sich halt als Filmemacherin entscheiden und als Filmemacher, auf welcher Seite man steht. Möchte man eher konservieren oder möchte man schauen, dass sich endlich einmal ein bisschen was tut und das ganze Werkel ein bisschen aufgeweicht wird. Das ist ein schönes Schlusswort, ich wollte noch die Runde öffnen für Fragen aus dem Publikum, ein paar Minuten haben wir noch, bitteschön. Die Frage war, ist es okay gegen Männer zu diskriminieren, um mehr neue Geschichten zu erzählen? Also, als Konsument. Also ich beantworte das mit ja, für mich als Konsumentin. Die Sache ist, es ist ja kein Diskriminieren, ob es okay ist, Männer zu diskriminieren, nur um den weiblichen Blick auf der Leinwand zu lassen. Habe ich das richtig verstanden? Aber warum würde das Männer diskriminieren? Weil nicht mehr 70% der Filme von Männern gemacht werden können. Ja, das ist wirklich sehr diskriminierend. Ich muss jetzt dazu sagen, unser Anliegen im Institut, nachdem ich angesprochen worden bin, ist 50-50. Es gibt ein bisschen mehr Frauen auf der Welt als Männer. Trotzdem sagen wir, 50-50 ist für uns einmal das Ziel, das wir gerne erreichen würden. Männer werden aus meiner Sicht dadurch absolut nicht diskriminiert. Männer werden nur vielleicht aus dieser extremen, privilegierten Situation, in der sie seit, ich möchte gar nicht wissen, wie viele Jahren, Jahrtausenden, sind, auf ein realistisches Maß zurückkommen. Insofern, ja, tut mir leid, der Kuchen ist gleich groß für alle und es werden jetzt nicht mehr drei Viertel für Männer da sein, sondern die Hälfte. Aber die gute Nachricht ist, das hat sich in Schweden sehr schön gezeigt, weil Schweden da immer das Vorreiterland war, es sind nicht die guten Männer weggebrochen, sondern es sind tolle Frauen nachgerückt und die mittelmäßigen Männer runtergerutscht. So what? eine lebende Konkurrenz, wo man sich auf Maß auf einmal messen kann. Weil was man einfach nicht vergessen darf an der ganzen Geschichte, da geht es um Macht und es geht um Machtgefälle. Und solange die Männer sozusagen sagen, sie haben die Macht inne und sie beanspruchen eben, da bin ich voll bei dir, mehr wie die 50%. Wir reden von 80, 90% die Männer für sich beanspruchen. Und sozusagen dann werden wir diskriminierend, also ich bezeichne mich als Frau, wenn wir sagen, hey, come on, gebt einfach was ab, sodass es fair wird. Und es geht um 50-50. In der Utopie bin ich eigentlich dafür, dass uns einmal 80-90% jetzt die nächsten 2, 3, 4 Tausend Jahre zu uns stängen, weil es reicht. Aber wenn wir in der Realität bleiben, dann könnte man auch sagen, okay, wir bleiben bei die 52 und ihr kriegt die 48. Dann wären wir fair. Ich mag dir noch ganz kurz was einwerfen, weil mich das so beeindruckt hat, jetzt ist der Film quasi die jüngste Kunstform und ist, wenn man jetzt großzügig ist, 140, sehr großzügig, 130, 140 Jahre alt, was jetzt wirklich angesichts der Menschheit überschaubar lang ist und ich möchte schon, dass man auch weiß, dass Frauen das Kino miterfunden haben und ganz zu Beginn, und ich rede von 1896, sehr viele Filme gemacht haben. Und wenn man sich mit der Alice G. Blaché oder so auseinandersetzt, also das ist auch ein bisschen eine Behauptung, dass es quasi erst seit das Piano Frauen Filme machen. Aber du sprichst da voll was Wichtiges an, was wir komplett vergessen haben. Nämlich, wir leben in einem Geschichtsrevisionismus. Also wir Frauen und weiblich sozialisierte Personen kennen unsere Geschichte nicht. Ich nehme auch viel von euch Schaunau-Universum. Ständig ist irgendeine Folgen, ob die Samurai, ob die Kriegerinnen in Kyrgyzstan. Also es war eh schon alles viel besser. Und dann sind halt so tolle Sachen wie die Aufklärung gekommen, die wir jetzt feiern, aber die halt massiv das Patriarchat unterstützt hat. Natürlich hat es die guten Seiten gegeben, aber am Ende sozusagen ist auch immer viel anderes passiert. Hat noch jemand aufgezeigt? Aber ehrlich, wenn Ihnen unter KV angeboten wird, ist das eigentlich, und das könnte man den Leuten auch dazu sagen, ein Film, der nicht förderungswürdig ist, weil KV ist das Minimum. Und darf ich nur aus dem Alltag ergänzen, weil im Kunstbetrieb haben wir ganz oft damit zu tun, Frauen lassen sich viel weniger coachen, also sozusagen, dass das einfach eine irrsinnig wichtige Maßnahme wäre, wie geht man in Verhandlungen und das ist irgendwie unter Männern eigentlich, wie wenn es so ein totgeschwiegenes Geheimnis war. Ich habe das Gefühl, da hat jeder einen Coach und das betrifft uns nur weniger, also das ist so als, sollen wir tun. Tut gut. Was ich wirklich glaube, das stimmt, wenn Frauen alle weniger Geld kriegen in der Filmbranche, warum arbeiten dann nicht alle mit Frauen? Weil nicht einmal dann machen sie es. Und mein Verdacht ist, dass es auch in der Kunst- und Kulturproduktion sowas wie Care-Arbeit gibt. Also die nicht so wichtigen Positionen, die weniger mit Kreativität zu tun haben, sondern mit Organisation. Und das dürfen dann die Frauen machen, um wenig bis kein Geld, genauso wie es quasi im privaten Leben auch ist. Aber Julia, da müssen wir schon Sarah Ahmed zitieren. In institutions, housework is called administration. Gibt es noch Fragen? Dann bedanken wir uns sehr. Das war ein sehr aufschlussreiches Gespräch für mich sehr. Ich hoffe, für Sie auch. Ich wünsche Ihnen jetzt sehr viel Vergnügen mit Corsage. Danke, dass ihr alle da wart. Danke.