Die Gästin ist auf jeden Fall im Raum. Ich bin da, ich bin da, ich bin da, ich bin nur abgelacht. Ich kann mir eigentlich einen Auftrittsapplaus machen. Ich bin da, ich bin da, ich bin nur abgelacht. Ich kann mir eigentlich einen Auftrittsapplaus machen. Normalerweise sitzt man nämlich immer schon so profan da, aber Auftrittsapplaus, finde ich, bringt Schwung in die Sache. Ich freue mich sehr. Ich habe ein wenig befürchtet, dass angesichts eines literarischen Themas vielleicht nicht so viele kommen, aber ich schäme mich zum Glück für meine Furcht und freue mich, dass Sie hier sind. Warum sollten Sie auch nicht hier sein? Wir haben heute Elisabeth Edl, die eine Koryphäre, jetzt hätte ich bald Koniphäre gesagt. Das ist aber sehr hübsch. Ja, wegen dem dummen Witz. Eine Konifere auf dem Gebiet der Übersetzungen aus dem Deutschen ins Falsche. Nein, Blödsinn. Vom Französischen ins Deutsche. Bevor wir beginnen, die üblichen weihevollen Worte im Kepler-Salon. Ich hoffe, Sie sehen auch zu Hause von den Geräten aus zu. Von dort aus können Sie an der Diskussion teilnehmen, soweit es jetzt eine Teilnahme gibt. Sie können uns Ihre Fragen schicken, und zwar an der kepler-salon.at. Der Herr Benjamin wird die Fragen wie immer in gediegener Sprache vorlesen. Und heute findet dieser Abend in Kooperation mit der wunderbaren Initiative, Christian Samhaber-Gesöllradl sitzt da hinten am Büchertisch, mit der wunderbaren Initiative Literaturschiffstadt, Tisch mit der wunderbaren Initiative Literaturschiffstadt, die innerhalb von sehr kurzer Zeit ein Literaturprogramm in dieses Oberösterreich hineingebracht hat, wo man nur sagt, jawohl, das ist ein Literaturprogramm. Also quasi ein mobiles Stifterhaus an verschiedenen schönen Orten. Das Motto vom Literaturschiff ist, wo die Welt zur Sprache kommt. Also eine Drehscheibe zwischen Lesenden, Schreibenden, Erzählenden. Dieser Abend findet ganz in diesem Zeichen statt. Mein Name ist Dominika Meindl. Ich bin Moderatorin und Schriftstellerin und es gibt sehr wenige Sprachen, aus denen ich übersetzen könnte und keine, in die ich übersetzen könnte, außer Dialekt. Wohl aber unsere heutige Gästin, das Thema Memoiren eines Irren, ich glaube den Büchertisch habe ich schon erwähnt, falls Sie es nicht schon gelesen haben, ganz frisch erschienen, Gustave Flaubert, das Debüt eines 17-Jährigen, das eigentlich ziemlich unglaublich ist. Also mit 17 schon so schreiben und gleichzeitig schreibt es wirklich ein 17-Jähriger mit vielen starken Gefühlen, aber ich möchte das nicht zu sehr vorwegnehmen. Ich möchte die Zeit nutzen, um unsere Gästin vorzustellen, weil es ist auch halbwegs eine Biografie, die einiges an Zeit in Anspruch nimmt, wenn man wirklich alles, wenn man zum Beispiel schon jeden einzelnen Preis erwähnen würde. Nein, ich mache es eh nicht. Die Hälfte. Die wirklich Bescheidenen sagen immer, das ist nicht notwendig. Elisabeth Edl ist eine profonde Literaturwissenschaftlerin, die aber darüber hinaus eine ungemein genaue Kennerin der Sprache an sich ist, also das Material der Sprache, was man damit macht, wie man mit Sprache schöpft, das ist nicht einfach nur übersetzen, aber dazu können wir dann noch sehr lange reden. Ich habe einen Haufen Fragen vorbereitet. Ich muss sie nicht stellen, Sie wissen das. Das Beste ist, wenn Sie fragen, aber Sie sind nicht unter Druck, dass wir sonst schweigen. Also es kann nichts passieren in Wahrheit. Da diese ganzen Fragen. Überlegen Sie sich bitte selbst jetzt schon welche, sonst schieße ich die aus und das redet dann nur ich, das möchte man nicht. Elisabeth Edl in Wagner, geboren in Steiermark, studierte Germanistik und Romanistik in Graz, lehrte deutsche Sprachenliteratur an der Universität und der École Supérieure de Commerce in Poitiers, Frankreich. Und neben der Lehre hat sie sehr früh begonnen, eben als Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin zu arbeiten und heute angereist aus München, wenn ich das richtig mitbekommen habe, wo sie lebt. Für ihre Übersetzungen und Editionen französischer Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts wurde sie häufig ausgezeichnet, unter anderem mit dem Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzung, Zugeranerkennungspreis und sie ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und Chevalier de l'Ordre des Arts et Lettres der République Frankreich. Das lese ich nur vor, damit ich mein eigenes Französisch wieder übe. Das ist hiermit erschöpft. Genau, also soeben erschienen sind die Memoiren eines Irren. Elisabeth Edel wird aber auch sprechen über die berühmte Education Sentimentale, Lehrjahre der Männlichkeit. Das ist eine Frage, wenn Sie es nicht selbst sagen, warum der Titel. Und da können wir nachher drüber sprechen, wenn Sie es wissen wollen. warum der Titel. Da können wir nachher drüber sprechen, wenn Sie es wissen wollen. Ich hebe es mal auf. Also wenn Sie keine Fragen haben oder Sie nehmen die Frage und sagen, ah, das wollte ich selbst fragen. Genau, beide Romane überspannen bei Gustave Flaubert doch einige Zeit. Anhand dieser beiden Romane lässt sich viel von seiner Entwicklung darstellen. Beide sind ungemein interessant. Ich wollte noch sagen, ich habe dann im Internet quasi ihre Werkliste angesehen. Da muss man ganz schön scrollen. Ja, ist das schon viel? Ja, schauen Sie mal nach. Also wirklich umfangreich und ganz große Namen aus dem Französischen. Ist einfach schon eine lange Zeit jetzt inzwischen. Ah, das wollte ich nicht so uncharmant jetzt sagen. Ich würde sagen, diese lange Liste, das macht uns nicht jünger. Da haben wir das in die falsche Richtung gebracht. Nein. Ich glaube, dass Sie einfach sehr fleißig sind. Gut. Ja. Aber bei Fleiß ist es jetzt so ein Sekundärtugend. Nein, finde ich gar nicht fleißig. Ich bewundere das, wenn jemand sehr fleißig ist. Fleiß ist gut. Nur zu Menschen, die Gutes tun. Bevor ich mich verzettle in meine Ansicht von Tugend, die nicht so relevant ist, möchte ich Sie bitten, um Ihre Worte zu Ihrer Arbeit, zu den beiden Büchern. Ja, also ich habe jetzt keinen Vortrag vorbereitet, sondern ich dachte, wir gehen aus von den Memoiren eines Irren. Und ich dachte, ich beginne einfach mal mit der Frage, die eben gerade für so ein Jugendwerk besonders wichtig ist, dass man sich mal einfach die Frage stellt, wie wird man, was man ist? Oder wie wird einer, was er ist? Wie wird man Gustave Flaubert? Und davon ausgehend von der Frage kann ich ja auch noch ein bisschen biografische Dinge erzählen, weil ich jetzt nicht genau weiß, welche Voraussetzungen sie mitbringen. Das heißt, wenn ich Dinge erzähle, die sie wissen, dann winken sie irgendwie ab und sagen, bitte weiter. Ja, also wie wird man Gustave Flaubert? Ich lese Ihnen mal einen ganz kleinen oder ein paar Sätze nur aus einem Brief vor, den Gustave Flaubert im Januar 1841 an einen sehr guten Freund schreibt, nämlich an Ernest Chevalier. 1841, das heißt, zu dem Zeitpunkt ist er 19 Jahre alt. Er schreibt also an diesen Freund Ernest Chevalier, du sagst, ich soll dir sagen, was für Träume ich habe. Keine. Meine Zukunftspläne? Nicht vorhanden. Was ich werden will? Nichts. Darin folge ich der Maxime, jenes Philosophen, der sagte, lebe im Verborgenen und stirb. Ich habe die Träume satt, bin aller Pläne müde, der Gedanken an die Zukunft überdrüssig. Und wenn es darum geht, etwas zu werden, dann werde ich so wenig wie möglich. Das also also die Pläne und Zukunftsperspektiven des 19-jährigen Flaubert. Wenn man sich die Situation anschaut, Brief 1841, Januar 1841, da hatte er gerade sein Abitur gemacht im Jahr 1840. Und danach soll er eigentlich Jura studieren. Er hat aber keine rechte Lust dazu. Vielleicht sage ich auch noch dazu, Flaubert ist in Rouen geboren, am 12. Dezember 1821. Also wir haben im vergangenen Jahr seinen 200. Geburtstag gefeiert mit verschiedenen Veröffentlichungen, mit Veranstaltungen und so weiter. Er ist in Rouen geboren, in einem gutbürgerlichen, fast großbürgerlichen Haus. Sein Vater ist Arzt, ist Chirurg und ist Chef des Krankenhauses in Rouen. Das heißt, er wächst praktisch im Krankenhaus auf, denn die Familie hat eine Dienstwohnung im Krankenhaus. Und er ist der zweite Sohn, also sein älterer Bruder studiert Medizin und wird Nachfolger des Vaters. Das heißt, der jüngere Sohn soll also auch einen bürgerlichen Beruf ergreifen und deswegen soll er Jura studieren. Aber wie gesagt, Gustav hat nicht die geringste Lust dazu und zögert den Studienbeginn immer weiter raus, denn zum Studieren soll er natürlich nach Paris gehen. Und er schafft es irgendwie, das ganze Jahr 1841 zu verbummeln, also nicht nach Paris zu gehen und nicht mit dem Studium zu beginnen. Dieses verbummelte Jahr, er tachiniert wirklich ein ganzes Jahr lang herum, aber in diesem Jahr liest er natürlich wahnsinnig viel und schreibt wahnsinnig viel. Aber er macht nur Dinge, die mit Jura absolut nichts zu tun haben. Im Jahr darauf, 1842, geht er dann endlich nach Paris, dann studiert er zwei Jahre, mehr schlecht als recht, handelt sich irgendwie so durch die Prüfungen und macht mehr andere Dinge als in die Vorlesungen zu gehen. die Vorlesungen zu gehen. Und dann hat er irgendwie Pech und Glück zugleich, denn Anfang des Jahres 1844 gibt es einen ziemlich starken Knacks in seiner Gesundheit. Er hat auf einer Kutschfahrt auf dem Land, stürzt er plötzlich vom Kutschbock, hat also einen Anfall. Sein Bruder, der dabei ist, glaubt zuerst, es ist ein Schlaganfall und lässt ihn mal kräftig zur Ader, wie das damals so üblich war. Aus heutiger Sicht, man weiß nicht genau, was es ist. Ist es ein Nervenleiden oder war es tatsächlich, wie man damals auch schon vermutet hat, ein epileptischer Anfall? Ebenfalls hat er ein eher schwaches Nervenkostüm und ist einfach ein hochsensibler Mensch. Und diese Krankheit, also dieses Pech, ist zugleich für ihn ein Glück, denn er kann sein Studium abbrechen. Das heißt, die Eltern und der Vater sind einverstanden, dass er sein Studium an den Nagel hängt und jetzt tatsächlich das tut, was er tun will, nämlich lesen und schreiben. Soweit sehen wir also in diesem Jahr 1844 und gleichzeitig in diesem Jahr zieht die Familie aus Rouen in ein kleines Örtchen, ein Stückchen weiter westlich von Rouen, an der Seine gelegen. ein Stückchen weiter westlich von Rouen, an der Seine gelegen. Heute ist es eigentlich im Vorort von Rouen. Dieses Wörtchen heißt Croisette und da kauft die Familie ein Landhaus. Und von diesem Augenblick an, also von 1844 an, wohnt Flaubert hauptsächlich in Croisette und verbunkert sich in seinem Arbeitszimmer und schreibt. Ganz so einsiedlerisch ist er dann aber doch nicht. Er hat auch immer eine Wohnung in Paris und pendelt auch zwischen Rouen und Paris hin und her, wie das damals üblich war. Das heißt, die Wintermonate verbringt er oft in Paris. Die Wintermonate deshalb, weil das natürlich die Zeit, die Wochen und die Monate der Theatervorstellungen und der Opernvorstellungen ist. Ich lese Ihnen jetzt vielleicht doch noch einen anderen kleinen Brief vor aus dieser Zeit. Sie sehen schon, ich habe immer dasselbe Buch in der Hand. Das heißt, dieser Roman Memoiren eines Irren, der ist nicht sehr lang, das ist ein kurzer Roman und ich habe mit in dieses Buch aufgenommen Materialien. Das heißt, da ist ein langes Nachwort drinnen von Wolfgang Matz, da sind Anmerkungen drin von mir und da sind aber auch drinnen ganz viele Briefe aus der Jugendzeit von Flaubert, dass man also anhand dieser Briefe auch nachverfolgen kann, wie ist Flaubert Flaubert geworden, einfach indem man diese Briefe liest. Im November 1840, also ungefähr in dieser Zeit, wo wir sind, wo wir auch vorher waren, schreibt er immer noch an diesen Freund Ernest Chevalier, der damals wirklich so sein Intimus war, ein Schulkollege und der bereits zum Studium auch in Paris war. Flaubert schreibt, es kotzt mich an, in ein beschissenes Land zurückgekehrt zu sein, in dem man nicht mehr Sonne am Himmel sieht als Diamanten am Hintern der Säue. als Diamanten am Hintern der Säue. Er hatte nämlich von seinen Eltern als Geschenk für das Abitur, also im Jahr 1840, im Herbst 1840, eine Reise geschenkt bekommen und war mit einem Freund der Familie durch die Pyrenäen gereist und nach Corsica und auch ein bisschen so nach Spanien hinein. Das heißt, schon damals, also im Herbst 1840, anstatt nach dem Abitur sofort mit dem Studium zu beginnen, durfte er zwei, drei Monate durch den Süden Frankreichs reisen. Also, es kotzt mich an, in ein beschissenes Land zurückgekehrt zu sein, in dem man nicht mehr Sonne am Himmel sieht als Diamanten am Hintern der Säue. Scheiße auf die Normandie und das schöne Frankreich. am Hintern der Säue. Scheiße auf die Normandie und das schöne Frankreich. Ach, wie gern lebte ich in Spanien, Italien oder wenigstens in der Provence. Ich werde mir eines Tages in Konstantinopel eine Sklavin kaufen müssen, und zwar eine georgische Sklavin, denn ich finde einen Mann dumm, der keine Sklaven hat. Gibt es etwas Albernes als die Gleichheit, besonders für Leute, die sie behindert und mich behindert sie fürchterlich. Ich hasse Europa, Frankreich, meine Heimat, mein saftiges Vaterland, das ich gern zu sämtlichen Teufeln schicken würde, nachdem ich nun einen Blick ins Freie geworfen habe. Ich glaube, mich hat der Wind in dieses Drecksland geweht und ich wurde woanders geboren. Denn ich hatte seit jeher etwas wie Erinnerungen oder Instinkte an duftende Gestade, blaue Meere. Ich war geboren, Kaiser von Cochin-China zu sein, aus Pfeifen von 36 Klaftern zu rauchen, 6000 Frauen zu haben und 1400 Lustknaben. Krummsebel, um Leuten den Kopf abzuschlagen, wenn ihr Gesicht mir nicht passt. Numidische Rassestuden, Marmorbäder und ich habe nichts als ungeheure, unstillbare Begierden. Grässliche Langeweile und unaufhörliches Gähnen. Dazu einen angeschlagenen Nasenwärmer und viel zu trockenen Tabak. So viel also als Einstimmung zu diesen Memoiren, Sie sehen, der junge Flaubert ist ein ziemlich verrückter Kerl. Er hat bereits als Kind angefangen zu schreiben, zunächst irgendwie immer Komödien und Theaterstücke, denn das war, müssen Sie sich auch sagen, in der Mitte des 19. Jahrhunderts war das große Genre der Literatur, das wichtige Genre der Literatur, war entweder die Poesie oder das Theater. Der Roman war ein niedriges Genre für Kammerzofen, Dienstmädchen und so weiter, aber keine ernsthafte Literatur. Flaubert veröffentlicht 1837, da ist er 16 Jahre alt, da veröffentlicht er in einer kleinen Literaturzeitschrift in Rouen zwei Erzählungen. Das heißt, man könnte sagen, er beginnt ganz früh mit einer literarischen Karriere, indem er schon mit 16 zwei Erzählungen veröffentlicht. Danach aber beschließt er, nichts mehr zu veröffentlichen, sondern so lange zu schreiben und zwar viel zu schreiben, bis er der Meinung ist, dass das, was er schreibt, gut genug ist, um veröffentlicht zu werden. In der Zeit dann, also nach diesen zwei Veröffentlichungen, nach diesen zwei kurzen Erzählungen, die heißen im Übrigen Bibliomanie, Bücher waren, das war die erste, und die zweite heißt Une Leçon d'Histoire Naturelle Genre Comie. Das war so eine Art Pastiche, fast eine Art Farce, eine naturwissenschaftliche Darstellung des Ladenangestellten. aber Romane zu schreiben und in der Zeit zwischen 1838 und 1845 in diesen Jahren entstehen drei wichtige autobiografisch gefärbte Bücher. Und diese drei Bücher sind eben die Memoiren eines Irren, ein Buch, das heißt November und bereits ein Roman, der Education Sentimentale heißt, aber nichts zu tun hat mit der späten Education Sentimentale, nämlich der da, die 30 Jahre später, nämlich 1869, erst erschienen ist. ist. Dann kommt nochmal in seinem Leben ein ziemlich großer Einschnitt, nämlich 1846, in diesem Jahr sterben kurz hintereinander sein Vater und seine jüngere Schwester. Beide sehr unvermutet und überraschend und diese zwei Schicksalsschläge haben also eine sehr starke Wirkung auf ihn und werden auch, also gerade der Tod seiner jüngeren Schwester, wird ihn sein ganzes Leben lang begleiten und auch immer wieder zu wichtigen, ja wie soll ich sagen, Krisen führen, aber auch zu, das ist einfach eine ganz wichtige Sache, die ihn eigentlich nicht mehr loslässt. 1849 hat er zum ersten Mal ein Buch fertig geschrieben, bei dem er denkt, das könnte er eventuell veröffentlichen. fertig geschrieben, bei dem man denkt, das könnte er eventuell veröffentlichen. Dieses Buch heißt La Tentation de Saint-Antoine, die Versuchung des heiligen Antonius. Mit diesem Buch ist er richtig zufrieden und deswegen lädt er zwei Freunde ein, und zwar seine zwei besten Freunde, Maxime Ducamp und Louis Bouillet. Das sind also wirklich zwei ganz, ganz enge Freunde, beide auch Literaten, beide Schriftsteller. Und er lädt sie also zu sich nach Hause, nach Croisée ein und sagt, ich lese euch dieses Buch, das ich jetzt fertig geschrieben habe, diese Versuchung des heiligen Antonius vor. Und es gilt folgende Spielregeln. Er liest dieses ganze Buch an vier Tagen vor, zu jeweils acht Stunden am Tag. Zweimal vier Stunden mit einer kleinen Pause dazwischen. Vier Tage zu je acht Stunden. Die beiden Freunde, das ist die Spielregel, die beiden Freunde dürfen nichts sagen. Sie müssen stumm zuhören. Aber nach diesen vier Tagen, also nach Vollende der Lektüre, müssen sie ganz ehrlich und offen ihre Meinung sagen. Die vier Tage vergehen, die Lektüre wird beendet, die zwei Freunde beraten sich, beraten auch kurz, wer sagt es ihm. Dann fällt die Wahl auf Louis Bouillet, weil er auf den eigentlich auch mehr hört als auf Maxime Ducon. Und Louis Bouillet sagt ihm, hör zu, wir haben beschlossen, wir müssen es dir sagen, schmeiß dieses Zeug ins Feuer und reden wieder davon. Gute Freunde, ehrliche Freunde. Flaubert packt dieses Buch weg. Er schmeißt es zum Glück nicht ins Feuer. Der heilige Antonius wird ihn sein Leben lang begleiten. Er wird insgesamt drei Fassungen davon schreiben und die dritte Fassung auch irgendwann in den 60er Jahren tatsächlich veröffentlichen oder sogar schon Anfang der 70er Jahre erst. Und danach bricht er mit einem dieser Freunde, nämlich mit Maxime Ducon auf zu einer großen Orientreise. Müssen Sie sich damals in dieser Zeit vorstellen, also die sind dann unterwegs von 1849 bis 1851. Das ist wirklich einfach ein ganz großes Unternehmen damals gewesen und das war auch, denke ich, so das wichtigste Erlebnis und das wichtigste Ereignis in Flauberts Leben. Danach ist er nicht mehr viel gereist. Da gibt es auch Bücher dazu. Sowohl Flaubert hat später sein Reisetagebuch veröffentlicht, Maxim Ducon hat ebenfalls sein Reisetagebuch veröffentlicht. Maxime Ducon hat ebenfalls sein Reisetagebuch veröffentlicht. Und ganz wichtig auch, Maxime Ducon hatte damals, müssen Sie sich immer sagen, 1849, 1850, 1851, der hatte eine gigantische Fotoausrüstung dabei. Wir sind da wirklich in den Anfangszeiten der Fotografie. Und Maxime Ducon hat grandiose Bilder gemacht. Also die sind wirklich, die sind durch Ägypten gereist, die waren in Palästina, in Jordanien. Also das war eine riesige, große Reise und es lohnt sich wirklich, diese Beschreibungen zu lesen und sich diese Bilder anzuschauen. Nach der Rückkehr von dieser Orientreise relativ schnell, 1851, ich verkürze das jetzt ein bisschen, hat Flaubert sozusagen sein Thema gefunden. Er hat auch während dieser Orientreise immer weiter darüber nachgedacht, über ein Thema für den großen Roman, den er jetzt schreiben will, nach all diesen Vorstufen und nach all diesen Tausenden von Seiten, die er geschrieben hat und die in der Schublade liegen. Also er hat wirklich nie den geringsten Versuch zu einer Veröffentlichung unternommen. Er wollte nicht. 1851, nach der Rückkehr aus der Orientreise, beginnt er sehr schnell und dann auch sehr konzentriert an einem Roman zu arbeiten, der dann zu Madame Bovary wird und 1857 erscheint. Das heißt, nach dieser Orientreise ist er offensichtlich so reif, dass er sich an das Schreiben eines Romans macht, wo er auch von Anfang an eigentlich die Absicht hat, ihn zu veröffentlichen. Ich darf Sie ganz kurz einhaken. Sie haben ja das Oeuvre und auch natürlich das vorher nicht Veröffentlichte. War er da zu streng mit sich oder ist Madame Bovary wirklich so ein qualitativer Unterschied? Ich würde sagen, beides, beides tatsächlich. Also er war einerseits sehr, sehr streng mit sich. Also er hatte einfach eine ganz bestimmte Vorstellung, was er machen will. Und ich habe es ja schon gesagt, er hat wahnsinnig viel gelesen. Also es ist, wenn man sich einfach anschaut, so auch in den Briefen, was er an Freunde schreibt, was er jetzt gerade gelesen hat oder auch was man aus Notizbüchern zum Beispiel sieht, welche Dinge er gelesen hat, dann also schon praktisch als Schüler, als Jugendlicher und dann auch später die ganze Zeit, dann ist es einfach von der Menge her und von der Schwierigkeit her auch fast unvorstellbar. Das heißt, er hatte eine ganz konkrete Vorstellung, was er machen wollte. Er wollte den Roman revolutionieren. Er wollte aus dem Roman, also aus diesem immer noch niedrigen Genre, ein so anspruchsvolles Genre machen, wie es Poesie und Theater waren, also Poesie und Drama waren. Natürlich ist er auch bereits zu der Zeit ja in einer Tradition. Denn im 19. Jahrhundert, also vor Flaubert, gibt es ja doch schon ein paar Autoren in der französischen Literatur, die auch angefangen haben, das Genre Roman weiterzuentwickeln. Als ersten würde ich damals Stendal nennen. Stendal kommt ja eigentlich noch aus dem 18. Jahrhundert raus, aber Bücher wie Rot und Schwarz und Willi Karthause von Parma waren bereits eine Revolutionierung des Romans als Gattung. Dann natürlich Balzac, aber auch Victor Hugo. Das sind sozusagen die drei großen Romanciers vor Flaubert, auf die er sich zum Teil auch bezieht, die er zum Teil schätzt, wie zum Beispiel Balsak, die er zum Teil verachtet, wie Stendal. Aber das heißt, er arbeitet nicht in irgendeinem luftleeren Raum. Und das heißt, er hat eine bestimmte Vorstellung, Er arbeitet nicht in irgendeinem luftleeren Raum. Das heißt, er hat eine bestimmte Vorstellung, was er aus dieser Gattung machen will und was er mit der französischen Sprache machen will. Deswegen findet man bei ihm auch solche Aussagen wie, er will einen Roman über nichts schreiben. Das heißt, es geht ihm nie um irgendein bestimmtes Thema. Er will keine Geschichten erzählen, das interessiert ihn nicht. Deswegen sucht er sich dann auch für diesen ersten Roman, für die Madame Bovary, ein möglichst banales Thema, möglichst banale Leute, um nicht zu sagen, ein dummes Thema und dumme Leute, möglichst dumme Figuren. Das heißt, das Thema ist Ehebruch und die Figuren sind die Honorationen in irgendeinem Dorf, in irgendeinem kleinen Städtchen. Und mit diesem sozusagen mickrigen Figureninventar will er den großen Roman schreiben und die Kunst soll nur in der Form, in der Sprache bestehen. Das heißt, das ist die Herausforderung, die er sich stellt. Und was man ja auch nicht, also wenn man nicht wirklich literaturhistorisch so gut gebildet ist, wie revolutionär dieser viel zititierte Realismus ist, den er ja selbst als Begriff abgelehnt hat, aber eben so diese Nicht-Teilnahme, das ist vielleicht gar nicht, unempathisch ist es ja gar nicht, aber eben diese personelle Erzählweise, wo sie des Kommentars enthält. Und dass das aber zu dem Zeitpunkt eben Teil dieses revolutionären Romangefüges ist, das liest sich aus heutiger Zeit gar nicht so revolutionär, weil das ja dann eh so etabliert wurde. Weil wir uns daran gewöhnt haben. Das heißt, wenn wir heute Madame Bovary lesen, verstehen wir einerseits nicht, worin der Skandal bestanden hat. Skandal bestanden hat. Wenn man sagt, okay, 1856, 1857, ein Roman über Ehebruch, es kommt zu einem Prozess, also es hat auch einen richtigen Prozess gegeben, wegen Verstoßes gegen die öffentliche Moral und die Sittlichkeit, und zwar einen Prozess gegen Flaubert, gegen den Verleger und gegen den Drucker. Also nicht nur der Verleger, sondern auch der Drucker ist in Haft genommen worden, dass er ein so schmähliches Werk druckt auf seiner Maschine. Heutzutage verstehen wir gar nicht, was daran jetzt so empörend gewesen sein soll. Die Sache ist eigentlich nicht der Ehebruch an sich, denn auf dem Theater, also gerade auch in Komödien, denken Sie an Molière, also auch an viel ältere Zeiten, war das durchaus ein behandeltes Thema. Der Skandal besteht aber darin, dass dieser Ehebruch in einem bürgerlichen Milieu stattfindet, dass es die Arztgattin im Dorf ist, die Ehebruch in einem bürgerlichen Milieu stattfindet. Dass es die Arztgattin im Dorf ist, die Ehebruch begeht. Und der Skandal war auch, dass alle Honorationen des Ortes, also der Arzt, der Apotheker und der Pfarrer als Volltrottel dargestellt werden. Das war der Skandal. Und gleichzeitig, und da war also auch der Staatsanwalt ein besonders aufmerksamer Leser, muss man ihm wirklich sagen, denn der Staatsanwalt hat ihm also auch vorgehalten, dass er sozusagen seine Kunst, denn der Staatsanwalt hat durchaus festgestellt, dass Flaubert ein sehr begabter Schriftsteller ist, aber dass er sozusagen seine Kunst und seine Fertigkeit und seine Begabung in den Dienst von so minderwertigen Themen stellt. Und nicht mit seiner Kunst erbauliche Dinge schreibt. Das heißt, da lag das Problem. Erbaulichkeit, Pflicht. In der damaligen Zeit. Und, was Sie eben auch angesprochen haben, Flaubert ist kein Realist. Die literarische Gattungsbezeichnung Realismus hat es damals auch noch nicht gegeben. Der Realismus hat damals gerade angefangen in der Malerei. Und es schwappte dann so ein bisschen über in die Literatur, aber Realismus war damals noch ein Schimpfwort für die Literatur. Und Flaubert ist auch kein richtiger Realist. Also wenn man genau liest, wird man sehr schnell merken, dass da viele Dinge drinnen sind, die eigentlich unter diesen Sammelbegriff Realismus gar nicht passen. Was bei ihm und was Sie eben angesprochen haben, was die Leute damals auch verstört und gestört hat und auch gerade diesen Staatsanwalt, Flaubert erzählt gerade in der Madame Bovary immer aus verschiedenen Perspektiven. Töpfe seiner Leute, seiner Figuren. Und wertet nicht. Er wertet kaum, ab und zu. Es ist selten, oder er versucht es zumindest, es ist selten, eine Erzählerinstanz zu spüren. Das heißt, Flaubert hat auch mal gesagt, der Erzähler eines Romans muss so sein wie der liebe Gott. Nichts zu sehen, aber überall anwesend. Das haben wir sogar ausakkupiert. Also so ungefähr. Wie Gott im Weltall, überall anwesend und nirgends sichtbar. Genau. Das ist ideal. Einer, der überall die Strippen zieht, den man aber nicht sieht. Und das war eben auch einer der Vorwürfe in diesem Prozess an Flaubert, dass er seine Figuren nicht bewertet. Das heißt, dass er seine Ehebrecherin nicht verurteilt. Dass er sie mit einer gewissen Sympathie betrachtet. weiß ich, ob er sie mit einer gewissen Sympathie betrachtet, ja, er beschreibt sie. Und er beschreibt einfach ihr Leben, er beschreibt ihre Zustände, er leiht ihr sogar hysterische Zustände, die er selber bei seinen epileptischen Anfällen durchgemacht hat. Also es gibt zum Beispiel Beschreibungen in Briefen, wo er einem Freund beschreibt, wo er einem Freund beschreibt, was passiert, wenn er so einen Anfall hat. Und in einer ganz bestimmten Situation gegen Ende des Romans leidet er sozusagen diese Erfahrung immer, als in einem Nervenzusammenbruch. Das heißt, da ist schon eine ganz enge Verbindung zu diesen Figuren, aber trotzdem, er wertet nie. schon eine ganz enge Verbindung zu diesen Figuren, aber trotzdem, er wertet nie. Und er springt sehr oft auch sozusagen vom Kopf einer Figur in die andere. Es gibt also so Beschreibungen, ein und derselben Umgebung, einmal aus der Perspektive von Emma, einmal aus der Perspektive von Charles. Aber die Übergänge sind fließend. Man merkt plötzlich, das kann auch innerhalb eines Satzes passieren. Das heißt, da ist nie ein Erzähler, der sagt, ah, jetzt Emma denkt, Scharl denkt, Emma fühlt, Scharl glaubt. Das ist nie da. Also ich habe mir gerade bei Edukation sentimental gedacht, es ist sehr filmisch, also szenisch. Wie ich das beschreibe, am Anfang man sieht das und es ist wie ein Film, der halt seinen Protagonisten, Protagonistinnen folgt und dann aus deren Sicht oder deren Umgebung zeigt und dann aber eben wie der Schnitt woanders hin wechselt. Also es ist sehr bildstark, die extrem genaue Beschreibungen, es gelingt ihm aber, dass sie nicht langweilig sind. Naja, sagen wir mal so, in der Education Sentimentale sind durchaus Durststrecken, Lange Strecken, die langweilig sein wollen. Die so ins Detail gehen und die so langsam erzählen. Aber da habe ich gerade das Gefühl gehabt, das ist ja schon fast Meta. Also jetzt beschreibe ich es einmal so richtig. Das ist Absicht. Das heißt, es gibt einfach... Also dass er den Fokus drauflegt und dann geht er wieder weg. Genau. Also es gibt einfach in der Geschichte der Hauptfigur der Education Sentimentale, die Hauptfigur heißt Frédéric Moreau, und um ihn herum ist eine ganze Gruppe von Freunden. Und diesen Frédéric Moreau, den begleiten wir von 1840, also Frédéric Moreau ist derselbe Jahrgang wie Flaubert. Und wir begleiten diesen Frédéric Moreau von 1840 bis 1868, 1869. Und in manchen Zeiten seines Lebens passiert viel und in manchen Zeiten seines Lebens passiert nicht viel. Diese Zeiten werden dann aber nicht unbedingt gerafft, sondern das war, also auch in den, kann man nachlesen, nachverfolgen, in den Manuskripten und in den Skizzen und Entwürfen, dass dann einfach steht, die Jahre so und so, von dann bis dann, da passiert nichts. Das heißt, es war klar von Anfang an, er schreibt so und so viele Seiten, auf denen nichts passiert. Und dann passiert aber plötzlich wieder sehr viel, weil wir in dieser Zeit, also 1840 bis 1868, 69, da sind sehr bewegte Zeiten dazwischen, zum Beispiel die ganze Revolution von 1848, die ein ganz wichtiger Punkt ist und eine ganz wichtige Rolle spielt in diesen Lehrjahren. Und da passiert auch richtig viel, da sind auch Szenen und Geschehnisse, wo richtig viel los ist, wie es sich für Revolutionssituationen gehört. los ist, wie es sich für Revolutionssituationen gehört. Ja, ich weiß nicht, sollen wir zurück zu unseren Memoiren? Ich wollte sowieso das Angebot stellen, wenn es Fragen gibt oder Beiträge, dass wir jetzt das Ganze ein bisschen öffnen, aber wir wollen das heute eben nicht so Abschluss und dann wird diskutiert, wenn es für Sie aussieht. Es entspricht sich jetzt schon eine heftige Diskussion. Genauso bitte, wenn Sie etwas sagen wollen, machen Sie sich mit. Eine simple Frage. Was war das Verbrechen, weswegen man ihn anlässlich von Madame Bovary vor Gericht gestellt hat? Das Verbrechen war, also die Anklage lautete, Verstoß gegen die öffentliche Moral und Sittlichkeit und Verstoß gegen die religiöse Moral. Das war der Anklagepunkt. Das war damals noch ein Straftatbestand, hat zu tun eben mit der Darstellung und der genauen Beschreibung des Ehebruchs, also einer verheirateten bürgerlichen Frau, einer Arztgattin, hat aber auch damit zu tun, dass wie zum Beispiel eben gesagt der Apotheker oder auch gerade der Pfarrer dieses Dorfes ja sehr ironisch, satirisch, bösartig dargestellt werden. Und das hat man eben damals empfunden als Verstoß gegen die religiöse Moral. Und das reichte für eine Anklageschrift. Das war in dieser Zeit, also im Jahr 1856-57, das heißt, wir sind von der Zeit her im Zweiten Kaiserreich, also Napoleon III. Und das heißt, das Zweite Kaiserreich ist auch durchaus wieder eine Zeit mit etwas verschärften Sitten, mit etwas verschärften Presse- und Publikationsgesetzen, also stärker als im Königreich davor. Presse- und Publikationsgesetzen, also stärker als im Königreich davor. Also im Kaiserreich sind die Schrauben einfach wieder, was jetzt die Pressefreiheit und Publikationsfreiheit anlangte, wieder angedreht worden. Und es war verkaufsfördernd? Ja, war verkaufsfördernd, denn Madame Bovary war tatsächlich ein Verkaufserfolg, weil es einfach ein Skandalerfolg war. Während die Education Sentimentale dann ein totaler Flop war. Also war ein vollkommener Fehlschlag. Wenn es jetzt keine anderen Fragen gibt, dann würde ich mal ein kleines Stückchen vorlesen, nicht viel, aus den Memoiren eines Irren und Ihnen eine Schlüsselszene vorlesen aus diesen Memoiren eines Irren. Wollten Sie noch was? Ja? eines Irren. Wollten Sie noch was? Ja? Ich habe zwei kurze Fragen. Sie haben gesagt, Flaubert wollte den Roman aufs Literarische Niveau von Poesie und Drama. Was ist Poesie? Lyrik. Gedichte. Und, sage ich jetzt nochmal gleich dazu, Poesie und Drama, was ist Poesie? Lyrik, Gedichte. Und, sage ich jetzt nochmal gleich dazu, Flaubert schreibt auch Prosa, die sehr poetisch, die sehr lyrisch gefärbt ist. Das heißt, seine Sätze lesen sich sehr oft wie Verse. Und er hat auch gesagt, in einem Roman, so wie er Romane schreiben will, muss jeder Satz geschrieben sein wie ein Vers in einem Gedicht. Das heißt, er stellt dieselben Ansprüche an den Roman wie an die Poesie. Zweite kurze Frage, wurde er verurteilt? Nein, er wurde freigesprochen. Der Prozess hat Anfang des Jahres 1857 stattgefunden. Er wurde freigesprochen, das kann man auch alles nachlesen. Flaubert hat sich nämlich den Spaß gemacht, einen Schreiber zu engagieren, der sowohl die Anklageschrift des Staatsanwaltes mit stenografiert hat, wie auch die Verteidigung seines Anwaltes mit stenografiert hat, wie auch die Verteidigung seines Anwaltes mit stenografiert hat, um diese Sachen später zu veröffentlichen. Er hatte auch das Glück, dass er einen sehr, sehr guten Anwalt hatte. der Jurist und Politiker und Freund der Familie. Und wie gesagt, die Flauberts waren eine angesehene Familie in Rouen und konnten sich auch einen teuren Anwalt leisten. Im selben Jahr 1857 ist ein anderer, wichtiger französischer Schriftsteller, Dichter in dem Fall, ebenfalls unter demselben Anklagepunkt angeklagt und verurteilt worden, nämlich Charles Baudelaire für die Fleur du Mal, für die Blumen des Bösen. Baudelaire konnte sich keinen so guten Anwalt leisten und ist tatsächlich verurteilt worden, musste eine Strafe bezahlen und einige Gedichte aus seinem Gedichtband entfernen. Das heißt, Flaubert hatte Glück und wie gesagt einen sehr guten Anwalt. Dann lese ich Ihnen mal einfach, damit Sie hören, wie sich jetzt diese Memoiren in manchen Passagen zumindest anhören. zumindest anhören. Wie gesagt, es ist das Buch eines jungen Mannes, eines zornigen, eines aufmüpfigen jungen Mannes, aber auch noch eines sehr romantisch überschwänglichen jungen Mannes. Also das ist kein durchgeschriebenes Buch, das besteht aus verschiedenen Teilen, aus verschiedenen Buchstücken, die auch vom ganzen Ton her, von der ganzen Art, wie sie geschrieben sind, sehr unterschiedlich sind. Also zwischen rotzfrechen Dingen und auch zwischen dann, wie gesagt, sehr romantischen und überschwänglichen und emphatischen Passagen. Und ich hatte Ihnen ja auch gesagt, es ist ein stark autobiografisches Buch und in diesem Buch befindet sich auch eine Szene, ein wichtiges Erlebnis Und aus dem Jahr 1836, aus dem Sommer 1836, die Flauberts haben immer den Sommer in Trouville am Meer verbracht. Also das war die große Zeit oder die Anfangszeit der Seebäder. Und in dieser Zeit hat Flaubert im Sommer in Trouville eine junge Frau kennengelernt, in die er sich auf der Stelle verliebt hat. Er war allerdings erst 15 und die Dame war 26 und verheiratet und hatte ein Kind und war also nicht an jungen 15-jährigen Männern interessiert. Aber diese Szene wird eben später eine wichtige Rolle spielen in der zweiten Education Sentimentale, also in den Lehrjahren von 1869. Jetzt diese kleine Passage aus den Memoiren. Oft spazierte ich allein am Meeresufer. Eines Tages führte der Zufall mich an den Ort, wo man badete. Das war eine Stelle nicht weit von den letzten Dorfhäusern, besucht vor allem zu diesem Zweck. Männer und Frauen schwammen gemeinsam. Man entkleidete sich am Strand oder im Haus und seinen Mantel ließ man im Sand zurück. An jenem Tag war ein bezaubernder roter Bademantel mit schwarzen Streifen am Ufer liegen geblieben. Die Flut stieg, das Ufer war schaumgesäumt, schon hatte eine kräftige Welle die Seidenfransen des Mantels umspült. Ich nahm ihn hoch, um ihn ein Stück wegzutragen, der Stoff war flauschig und leicht, es war ein Frauenmantel. Offenbar hatte man mich gesehen, denn noch am selben Tag beim Mittagessen, als alle in einem Gemeinschaftsraum der Herberge speisten, wo wir Logis genommen, hörte ich jemand zu mir sagen, Monsieur, ich danke Ihnen sehr für Ihre Aufmerksamkeit. Ich drehte mich um. Eine junge Frau saß mit ihrem Mann am Nebentisch. Wie bitte? fragte ich besorgt. Dass Sie meinen Mantel aufgehoben haben, das waren doch Sie. Ja, Madame, erwiderte ich verlegen. Sie musterte mich. Ich senkte die Lider und wurde rot. Was für ein Blick, wie schön war diese Frau. Ich sehe noch die feurigen Augen unter den schwarzen Braun auf mich geheftet wie eine Sonne. Sie war groß, brünett, mit herrlichem schwarzen Haar, das ihren Flechten herabfiel auf die Schultern. Die Nase war griechisch, glühender Blick, die Brauen hoch und wundervoll geschwungen, ihre Haut war feurig und wie von samtigem Gold. Sie war fein und erlesen, man sah azurblaue Adern sich schlängeln auf diesem bräunlich-purpurnen Busen. Fügen Sie dem noch einen zarten Pflaumen hinzu, der ihre Oberlippe dunkelte und ihrem Gesicht einen männlichen und energischen Ausdruck verlieh, vor dem jede blonde Schönheit verblasste. Man hätte ihr eine gewisse Fülligkeit vorwerfen können oder vielmehr eine künstlerische Nachlässigkeit, darum fanden Frauen sie im Allgemeinen ungehörig. Sie sprach langsam, ihre Stimme war harmonisch, melodiös und sanft. Sie trug ein feines, weißes Musselinkleid. Es entblößte die weichen Rundungen ihres Arms. Als sie zum Gehen aufstand, griff sie nach einem weißen Kapotthütchen mit einer einzigen rosa Schleife. Sie band es mit zarter und molliger Hand, eine jener Hände, von denen man lange träumt und die man leidenschaftlich gern küsste. Jeden Morgen ging ich nun und schaute ihr zu beim Baden. Ich beobachtete sie aus der Ferne im Wasser. Ich beneidete die weiche und friedliche Woge, die an ihre Hüften schlug und die sie keuchende Brust mit Schaum bedeckte. Ich sah die Rundungen ihrer Glieder unter den nassen Kleidern, die sie umhüllten. Ich sah ihr Herz schlagen, ihre Brust sich heben und senken. Unwillkürlich beobachtete ich, wie ihr Fuß den Sand berührte, und mein Blick hing gebannt an der Spur ihrer Schritte. Und fast hätte ich geweint, als die Flut sie langsam verwischte. Und dann, wenn sie zurückkam und an mir vorüberging, wenn ich das Wasser von ihren Kleidern tropfen hörte und das Knistern ihrer Bewegung, dann schlug mein Herz wild. Ich senkte den Blick, das Blut stieg mir in den Kopf. Ich erstickte, ich spürte diesen halbnackten Frauenkörper an mir vorübergehen mit seinem Meeresduft. Selbst taub und blind hätte ich ihre Gegenwart erraten, denn in mir war etwas Vertrautes und Sanftes, das zu entzücken und lieblichen Gedanken schmolz, wenn sie vorüberging. Ich glaube, ich sehe die Stelle noch, wo ich am Ufer stand. Ich sehe die Wellen von überall herbeilaufen, sich brechen, sich ausbreiten. Ich sehe den Strand, schaumgesäumt. Ich höre das wirre Stimmengeräusch der Badenden, die miteinander plaudern. Ich höre das Geräusch ihrer Schritte. Ich höre ihren Atem, wenn sie an mir vorüberging. Ich war starr, ich war starr vor Staunen, als wäre Venus herabgestiegen von ihrem Sockel und wandle dahin. Denn zum ersten Mal spürte ich damals mein Herz, spürte etwas Mystisches, etwas Seltsames, wie ein neues Sinnesorgan. Ich wurde durchflutet von endlosen, zärtlichen Gefühlen. Ich wurde gewiegt von duftigen, nebelhaften Bildern. Ich war größer und stolzer in einem. Ich liebte, lieben, sich jung fühlen und voller Liebe, fühlen, dass die Natur und ihre Harmonien in uns pochen. Dieser Träumerei bedürfen dieser Arbeit des Herzens und darüber glücklich sein. Oh, das erste Herzklopfen des Menschen, das erste verliebte Pochen. Wie süß und wie seltsam. Und später, wie albern das alles wirkt und wie eselhaft lächerlich. Man schwankt zwischen Wahnsinn, so eine erste Liebe und zum Glück ist man nicht mehr so jung. Aber es ist unglaublich plastisch. Also das ist schon ein Tag am Meer. Und auch diese Erinnerungen, diese total rückhaltlose Verliebung, ohne dass es eine echte Interaktion mit dem Objekt dieses Irrsinns gibt? Naja, also Interaktion gibt es schon. Die beiden sprechen miteinander, die freunden sich auch ein bisschen an, also auch mit dem Ehemann. Und diese junge Frau hieß Elisa Schlesinger, ihr Mann war Musikverleger. Später, als er in Paris studiert hat, hat er sie auch immer wieder gesehen. Also er war dann oft in den Jahren 1942, 1943, in den 40er Jahren. Bleibt jetzt nur diese Szene, wo er sie sieht. wie Frauen angezogen waren damals. Und wenn man am Strand, auch beim Baden war man immer noch ziemlich von oben bis unten irgendwie bekleidet. Aber immerhin die nassen Kleider klebten am Körper. Das heißt, man hat so unendlich viel gesehen. Also für einen 15-Jährigen war das natürlich ungeheuer beeindruckend. Obwohl natürlich der junge Flaubert schon wusste, auch wie nackte Frauen ausschauen. Denn ich meine, er war Sohn eines Arztes, eines Chirurgs. Er hat im Krankenhaus gelebt, ist da aufgewachsen. Und es gibt Beschreibungen, dass er und seine kleine Schwester außen am Haus an den Spanierbäumen hochkletterten und in den Anatomiesaal schauten. Das heißt, er kannte also auch die andere Seite. Und solche Sachen tauchen auch immer wieder auf, also auch die Vergänglichkeit des schönen Körpers. Aber wie gesagt, das ist eine Schlüsselszene, einerseits in Floreas Leben, aber eben auch in seinem Werk. Der Frauentypus, wie er hier beschrieben ist, Elisa, wird für immer sozusagen das Idealbild bleiben. Auch Emma Bovary wird Elisa ähnlich schauen, auch Madame Arnoux in den Lehrjahren wird Elisa ähnlich schauen. Also sein Frauenideal, seine Idealvorstellung hat er da ein für allemal gefunden. Und die zweite Passage, die ich Ihnen vielleicht jetzt noch vorlese, nicht aus den Memoiren, sondern eben aus den Lehrjahren der Männlichkeit, aus der Education Sentimentale von 1869, wie transponiert ein Schriftsteller 30 Jahre später, also eine solche autobiografische Schlüsselszene in einen Roman? Was macht er damit? Wie geht er vor? Wie verändert er, wie transponiert er diese Urszene sozusagen, diese Urszene der Verliebtheit oder auch die Urszene dieses, auf Französisch sagt man, Coup de Foudre, also ein Blitzschlag. Coup de Foudre ist die Liebe auf den ersten Blick, also die einschlägt wie ein Blitz. einschlägt wie ein Blitz. Die Education Sentimentale beginnt auf einem Dampfschiff. Der junge Frederic fährt von Paris auf einem Dampfschiff in westliche Richtung in seinen Heimatort Nogent-sur-Seine. Dampfschiffe waren damals die neueste technische Erfindung. Das heißt, man fuhr, wenn man irgendwie modern war, nicht mehr mit der Kutsche, sondern mit dem Dampfschiff und wenige Jahre später mit der Eisenbahn. Wir sind also auf einem Dampfschiff und dieser junge Frederic ist 18 Jahre alt, hat sein Abitur abgelegt und wird demnächst mit dem Jurastudium beginnen. Die Sonne stach senkrecht herab, ließ die eisernen Koffienägel rund um alle Masten schimmern, ebenso die Platten an der Reling und die Oberfläche des Wassers. Es teilte sich am Bug in zwei Wellen, die auseinanderrollten bis zum Rand der Wiesen. Nach jeder Flusskrümmung erblickte man wieder den gleichen Vorhang aus fahlen Pappeln. Feld und Flur waren vollkommen leer. Am Himmel standen weiße Wölkchen und die sanft über allem ausgegossene Langeweile schien die Fahrt des Dampfers zu lähmen und machte die Gesichter der Reisenden noch belangloser. und machte die Gesichter der Reisenden noch belangloser. Bis auf ein paar Bürger in der ersten Klasse waren es Arbeiter, Kleinkrämer mit ihren Frauen und Kindern. In jener Zeit war es üblich, sich auf Reisen schäbig zu kleiden, und so trugen die meisten alte griechische Käppchen oder ausgebleichte Hüte, fadenscheinige schwarze Frecke, abgewetzt durchs Scheuern am Schreibtisch. Oder Gehröcke, die vom allzu langen Tragen im Geschäft das blanke Gehäuse ihrer Knöpfe zeigten. Hier und da schaute unter einer Weste mit Schalkragen ein kaffeefleckiges Kalikohemd hervor, Nadeln aus Grüsokalk steckten in zerschließenden Halsbinden, angenähte Hosenstege hielten geflochtene Schlappen fest. Zwei oder drei Spitzbuben, die Bambusstöcke mit Lederkordeln hatten, warfen scheele Blicke. Familienväter glotzten aus großen Augen und stellten Fragen. Sie plauderten im Stehen oder Hocken auf ihrem Gepäck und andere schliefen in irgendeinem Winkel. Manche aßen. Das Deck war dreckig von Nussschalen, Zigarrenstummel, Birnenpellen, Überresten der in Papier mitgebrachten Würste. Drei Tischler in Kitteln lungerten vor dem Ausschank, ein Harfenspieler in Lumpen döste auf sein Instrument gestützt. Dann und wann hörte man das Fauchen der Steinkohle im Heizkessel, eine laute Stimme an Lachen. Und der Kapitän auf der Brücke ging von einem Radkasten zum anderen pausenlos. auf der Brücke ging von einem Radkasten zum anderen pausenlos. Um wieder an seinen Platz zu gelangen, öffnete Frederik das Gitter zur ersten Klasse, störte zwei Jäger mit ihren Hunden. Es war wie eine Erscheinung. Sie saß mitten auf der Bank, ganz allein, oder wenigstens konnte er niemand sehen in dem Gleisen, das ihn aus ihren Augen traf. Gerade als er vorüberging, hob sie den Kopf. Unwillkürlich beugte er die Schultern und da er ein Stück weiter auf derselben Seite stehen blieb, blickte er zu ihr. Sie trug einen großen Strohhut mit rosa Bändern, die hinter ihr im Winde flatterten. Das schwarze gescheitelte Haar ließ die Spitzen ihrer dichten Augenbrauen frei, wölbte sich weit hinunter und schien das Oval ihres Gesichtes liebevoll zu umfangen. Ihr helles Musselinkleid mit Tüpfchengesprengt, breitete sich in zahlreichen Falten. Sie war mit einer Stickerei beschäftigt und ihre gerade Nase, ihr Kinn, ihre ganze Gestalt zeichnete sich klar ab gegen den Hintergrund von blauer Luft. von blauer Luft. Dass in derselben Haltung verweilte, schlenderte er mehrmals nach rechts und nach links, um sein Manöver zu tarnen. Dann bezog er Posten dicht neben ihrem Sonnenschirm, der gegen die Bank gelehnt war, und gab sich den Anschein, als beobachte er eine Schaluppe auf dem Fluss. Nie zuvor hatte er so schimmernd braune Haut gesehen, so verführerischen Wuchs, so zierlich schlanke Finger, durchdrungen von Licht. Er betrachtete ihr Nähkörbchen voller Staunen als etwas Ungeheures. Wie mochte ihr Name sein, ihr Zuhause, ihr Leben, ihre Vergangenheit? Gern wollte er die Möbel ihres Zimmers kennen, alle Kleider, die sie getragen hatte, die Leute, mit denen sie Umgang pflegte und selbst das Verlangen nach körperlichem Besitz erlosch in einem tieferen Sehnen, in einer quälenden Neugier ohne Grenzen. Eine Schwarze, um den Kopf ein Tuch geschlungen, kam herbei, an der Hand ein kleines Mädchen, das schon groß war. Das Kind, in dessen Augen Tränen standen, war soeben erwacht. Sie nahm es auf den Schoß. Mademoiselle war nicht brav, obwohl sie demnächst sieben würde. Ihre Mutter würde sie nicht mehr liebhaben, man sah ihr allzu viele Launen nach. Und Frederic freute sich, diese Dinge zu hören, als hätte er eine Entdeckung gemacht, eine Errungenschaft. Er meinte, sie wäre Andalusierin, vielleicht Kreolin, hatte sie von den Inseln diese Schwarze mitgebracht? Vielleicht Kreolin hatte sie von den Inseln diese Schwarze mitgebracht? Ein langer Schal mit violetten Streifen hing an ihrem Rücken über die kupferbeschlagene Bordwand. Gewiss hatte sie ihn viele Male mitten auf dem Meer an feuchten Abenden um sich gelegt, ihre Füße mit ihm bedeckt, darin geschlafen. Doch von den Fransen gezogen, glitt er langsam hinab, fiel beinahe schon ins Wasser. Frederic tat einen Sprung und erwischte ihn. Sie sagte, ich danke Ihnen, Monsieur. So also die Verwandlung dieser Szene. Deutlich erkennbar, aber auch das Original. Ja, beides ist da. Also eine andere Umgebung, eine ganz andere Situation. Aber man erkennt die Szene natürlich wieder, man weiß, wo sie herkommt. Und 30 Jahre liegen dazwischen. Ja, 30 Jahre liegen dazwischen. Gibt es Fragen an dieser Stelle? Jeder denkt nach, wie er oder sie vor 30 Jahren geschrieben hätte. Jeder denkt nach, wie er oder sie vor 30 Jahren geschrieben hätte. Ich würde nicht jetzt nur aus meinen Beweggründen ablenken oder vom Flaubert weggehen, das ist überhaupt nicht die Intention, aber mich interessiert ihre Profession so sehr. Also Ihre Arbeit als Übersetzerin, weil Sie ja vielfältig ausgezeichnet wurden und schon lange übersetzen und ich diese Arbeit des eben literarischen Übersetzens so spannend finde, weil man ja immer das Übersetzen als leicht dienende Tätigkeit sieht, dass das halt dann gelesen wird. In Wahrheit ist aber dieser Akt des Übersetzens ja selbst eine literarische Arbeit. Ich habe jetzt etliche Fragen vorbereitet, aber mir wäre es natürlich auch recht, wenn Sie Fragen dazu haben oder wenn Sie sagen, jetzt möchte ich doch wieder zu Flaubert zurück und zu den beiden Büchern, dann tun Sie sich bitte keinen Zwang an. Ich habe natürlich schon einiges nachgelesen. Sie haben auf die Frage nach dem Übersetzen, was man braucht, und Sie haben gesagt, ich glaube, ein Interview, das man bei Hansa nachlesen kann, vielleicht braucht man auch ein bisschen Geduld und Hartnäckigkeit und eine gute Portion Selbstzweifel, damit man sich nicht allzu schnell zufrieden gibt mit den erstbesten Lösungen. Ich habe das sehr schön gefunden. Es ist nur eine andere Welt, eine andere Sprache. Wie ist eben dieser Vorgang? Wie transportieren Sie das ins Deutsche? Naja, ich glaube, der erste Schritt ist einfach, dass man sich eine klare Vorstellung davon macht, worin die Eigenheiten, also die stilistischen Eigenheiten, die literarischen Eigenheiten eines Autors bestehen. die literarischen Eigenheiten eines Autors bestehen. Sie haben es ja gesagt, ich übersetze ja sehr verschiedene Autoren. Also ich übersetze auch Gegenwartsautoren und nicht nur, also jetzt 19. Jahrhundert, also auch Autoren aus dem 20. Jahrhundert oder auch eben, wie gesagt, Gegenwartsautoren. Obwohl es eigentlich dann in der konkreten Arbeit keinen großen Unterschied macht. Der Unterschied ist natürlich, wenn man ältere Autoren übersetzt, wie bei mir Stendhal oder Flaubert oder ich habe jetzt auch ein bisschen Maupassant übersetzt oder Julian Green, also 20. Jahrhundert. Natürlich gibt es dann schon Übersetzungen. Eine Frage, die mich sehr interessiert, Madame Bovary, ich glaube, Ihre Übersetzung, da gibt es eine ganze Liste, ist vielleicht die 25. Ja, so ungefähr. Von Madame Bovary gibt es ungefähr 30, knapp 30 Übersetzungen. Von der Education Sentimentale gibt es zehn. Also von all diesen Büchern gibt es natürlich schon eine ganze Reihe von Übersetzungen und dann sagt man, muss das jetzt nochmal sein? So wollte ich es nicht verstanden wissen. Aber die Frage stellt man sich ja selber auch. die Frage stellt man sich ja selber auch. Wie stehen Sie dann zu den anderen? Lesen Sie so viele von denen wie möglich oder ist es für Sie sogar besser, diese bestehenden Übersetzungen einmal wirklich auszublenden? Nein, also zuerst schaue ich sie mir natürlich an. Und zwar einfach aus dem ganz simplen Grund, um zu wissen oder um nachzuforschen, nachzuschauen, lohnt es sich eine neue Übersetzung nochmal zu machen. Das heißt, es könnte ja durchaus sein, bei 30 Madame Bobaü-Übersetzungen könnte ja durchaus eine dabei sein, die ich so gut finde, dass ich sage, ich muss das jetzt nicht nochmal machen. Und was natürlich bei diesen Klassiker-Übersetzungen, also bei diesen großen Büchern wie Stendal oder Flaubert ist, es sind einfach Lieblingsbücher von mir. Also das sind ja keine Auftragsarbeiten. Das heißt, da kommt niemand und sagt, könnten Sie nicht mal das oder jenes machen. Das war auch bei Stendal schon so. Das heißt, das sind Bücher, die ich mir aussuche und wo ich versucht habe, also damals bei Stendal, vor allem bei Rot und Schwarz, bei dem ersten dieser Bücher, wo ich den Verlag dazu gebracht habe, also damals bei Stendal vor allem, bei Rot und Schwarz, bei dem ersten dieser Bücher, wo ich den Verlag dazu gebracht habe, das zu machen, also mir einen Auftrag dafür, einen Vertrag dafür zu geben. Und das heißt, das sind Lieblingsbücher von mir, das heißt, ich suche mir diese Bücher aus, aber natürlich schaue ich mir die alten Übersetzungen vorher an, um eben herauszufinden, kann ich wirklich nicht nur was anders machen, sondern kann ich was besser machen. Das heißt, ich muss mir vorher ein sehr genaues Bild davon machen, worin bestehen, also was sind für mich die speziellen Eigenheiten, jetzt nicht nur von Flaubert, denn die ändern sich ja auch von einem Buch zum anderen. Madame Bovary ist anders geschrieben als die Education Sentimentale. Das heißt, oder beziehungsweise Madame Bovary ist in einem Guss geschrieben, die ist stilistisch in sich viel einheitlicher als die Education Sentimentale. Die Education Sentimentale ändert sich im Stil sehr stark, je nachdem, in welcher Situation wir sind. Ob das eine Straßenszene ist, eine politische Veranstaltung, ein feiner Salon mit Salongeplauder, ob das junge Studenten untereinander sind und so weiter. Das heißt, das ist einfach die Education Sentimentale ist stilistisch, literarisch vielschichtiger als Madame Bovary. Madame Bovary ist ein viel einheitlicheres Buch, ein vielleicht auch leichter zu lesendes Buch, weil man einfach durch die Geschichte mitgezogen und mitgenommen wird. Das ist eine abgerundete Geschichte mit einem Anfang und einem Ende. Während die Education Sentimentale, ja, da gibt es die Gressionen, die fleddert auch ein bisschen aus und die endet auch so am Schluss so mit, naja, ein bisschen in der Luft. Wie groß ist die Freiheit, die Sie haben? Also wir wissen ja hoffentlich alle, dass Übersetzen ja nichts Sklavisches ist. Das kann die künstliche Intelligenz bald gut genug. Da braucht es uns dann nicht mehr, weil wir reden ja wirklich über die literarische Übersetzung. Ihr Metier, und da müssen Sie ja die Millimeter spüren. Beziehungsweise werden Sie aber dann wahrscheinlich immer wieder mit Textualitäten konfrontiert werden, wo Sie sagen, jetzt wird es schwierig, das ist so spezifisch französisch, oder ist das jetzt wahrscheinlich eine Kraft der Erfahrung? Werden Sie dann wahrscheinlich sehr schnell eine Ahnung haben, wie man das ins Deutsche vermittelt? Naja, es ist ein Ausprobieren, es ist ein Probieren und ein Tasten oft auch. Denn was Flaubert's Sprache auszeichnet, ist vor allem, und woran er selber auch immer so stark gearbeitet hat. Denn wenn man, also auch wenn man die beiden Autoren, zum Beispiel, also wenn man Stendal und Flaubert nebeneinander setzt. Flaubert hat ganz anders gearbeitet als Stendal. Stendal war ein sehr impulsiver Schreiber, der seine Bücher in sehr kurzer Zeit so anfallsartig runtergeschrieben hat, beziehungsweise sogar diktiert hat, weil er selber gar nicht so schnell hat schreiben können. Da hat er sich einfach einen professionellen Schreiber genommen und dem hat er seinen Roman, zum Beispiel die Kathause von Parma, in 53 Tagen diktiert. Und das ist ein ziemlich dicker Roman. Flaubert dagegen hat Tausende von Seiten vollgeschrieben und am Ende aus diesen Tausenden von Manuskriptseiten einen Roman von irgendwie 300 Seiten kondensiert. Und wir können bei vielen seiner Bücher genau nachverfolgen, auch wie er gearbeitet hat, worauf es ihm angekommen ist, weil er in seinen Briefen sehr viel darüber spricht und sehr viel davon erzählt. Also gerade die Madame Bovary, da gibt es ein ganz großes Briefkonvolut, der Briefwechsel mit Louise Collet. Louise Collet war eine Schriftstellerin, war eine Dichterin und war über viele Jahre hinweg, also gerade in der Zeit, in der Flaubert an Madame Bovary gearbeitet hat, auch seine Geliebte, sie lebte in Paris, er wie gesagt in Rouen, beziehungsweise in Croisette, die haben sich nur ab und zu mal in Paris oder auf halbem Weg getroffen und sie haben sich aber wahnsinnig viel geschrieben und Flaubert hat einfach wirklich in seitenlangen Briefen sehr genau erklärt, was er macht und worauf es ihm ankommt. Diese Briefe sind einfach auch für mich bei der Arbeit eine sehr große Hilfe, weil ich auch bei einzelnen Sätzen, bei einzelnen Textstellen sehe, was war ihm wichtig. Das wäre eben auch eine Frage, weil wenn Sie zeitgenössische Autorinnen übersetzen, können Sie ja über Vermittlung des Verlages oder denen direkt schreiben. Bei Gegenwartsautoren, na klar, bei lebenden Autoren, mit denen tritt man relativ schnell in Verbindung. Man schreibt und kann Fragen stellen. Ganz andere Frage, die ist vielleicht jetzt etwas frech, aber Sie haben ja auch in einem Interview gesagt, zum Übersetzen muss man vor allem gut Deutsch können, die deutsche Sprache wirklich beherrschen. Bei der Übersetzung haben Sie manchmal das Gefühl gehabt, jetzt habe ich es besser gemacht als im Original, oder dürfen Sie das gar nicht? Nach eigenem Ethos. Nein, es geht mir nicht darum, irgendwas besser zu machen. Nein, nur das Gefühl. Jetzt ist mir aber wirklich gelungen. Ich glaube, seine Autoren verbessern zu wollen, ist immer eine Unsitte, glaube ich. Das sollte man irgendwie nicht. Es gibt ja auch so berühmte Beispiele, wo was in der Kichon, glaube ich, ist, der es besser übersetzt. Wenn ich einen Autor habe, den ich nicht gut finde und von dem ich meine, den müsste man verbessern, dann lasse ich die Finger davon. Weil dann macht es auch keinen Spaß. Also dann macht die Arbeit auch keinen Spaß. Wenn ich eine Frage hätte, Sie haben von den Memoiren eines Ihren diese Szene vorgelesen, diese kurze Begegnung am Strand zwischen dem 15-Jährigen und der jungen Dame. Ja. Und wenn ich mir das so vorstelle, der 15-Jährige, der ja das dann relativ bald anschließend auch beschrieben hat, da kommt mir das so wie der Text, dass er jetzt für mich in Deutsch hörbar war, kommt mir das irrsinnig reif vor. Ich würde sagen, wenn ich das nicht wissen würde, diesen Text hat jemand geschrieben, der schon Lebenserfahrung hat und der mindestens im Mittelalter des Lebens sich befindet. Da ist jetzt für mich die Frage, genau das, was erst zur Sprache gestanden, zur Diskussion gestanden ist, ob durch das Übersetzen vielleicht hier ein literarischer Flair hineingekommen ist, den der junge 15- oder 17-Jährige, der das geschrieben hat, gar nicht hatte oder haben konnte. Denn ich stelle mir zum Beispiel die Frage, wäre Flaubert, das ist nur ein Gedankenexperiment, mit 18 oder 19 verstorben, und es würde nur diesen fragmentarischen Text geben. Wäre er berühmt? Würde sich jemand damit befassen? Obwohl es der gleiche Text wäre. Also zum ersten Teil Ihrer Frage. Das literarische Flair, wie Sie es genannt haben, hat der 17-Jährige, denn es ist unglaublich, also er ist einfach frühreif, muss man so sagen. mit zehn, mit neun, zehn Jahren, also die ersten Briefe, auch die man sieht, da ist die Orthographie dann manchmal noch etwas approximativ, aber er hat da schon Theaterstücke geschrieben. Und wenn man auch sieht, was er im Briefwechsel mit seinen Schulfreunden, welche Bücher er liest, da hat man Verstaunen eigentlich nur den Mund weit offen. Also der hat einfach als 17-, 18-, 19-Jähriger eine literarische Bildung wie ein reifer Mensch. Und vor allem, er muss doch auch zu seinen eigenen Erlebnissen, die er als Pubertierender eben gehabt hat, seinen eigenen Erlebnissen, die er als Pubertierender eben gehabt hat, einen sehr großen Abstand schon gewonnen haben, um es so beschreiben zu können. Also sich sozusagen zur Seite zu stellen und drauf zu blicken. Ja, und er hat aber auch zu diesem Zeitpunkt, also mit 17, hat er schon einige hundert Seiten vollgeschrieben, mit kleinen Geschichten, mit Skizzen, mit allen möglichen Sachen. Das heißt, im Schreiben selbst hat er eine gewisse Routine und natürlich hat er auch seine Vorbilder, das heißt, in diesem Buch sind die einzelnen Buchstücke ja auch sehr unterschiedlich, das heißt, er ahmt ja in bestimmten Teilen auch bewunderte Autoren nach. Es war ja auch damals, denke ich, auch von der ganzen Schulausbildung her so, denke ich auch von der ganzen Schulausbildung her so, dass man die großen Autoren gelesen hat, dass man auch, wenn man also sieht, was damals ein 14-, 15-Jähriger für Schulaufsätze geschrieben hat. Das heißt, das Schreiben einfach als routinierten Vorgang, den hat er damals schon. Und deswegen kommt einem das tatsächlich, da haben Sie vollkommen recht, heute vor, das hat wirklich ein 17-Jähriger geschrieben. Und es gibt natürlich auch Passagen, die sicher etwas rudimentärer sind, nicht so ausgefeilt, nicht so ausgereift schon. Aber ich finde, selbst in dieser Passage, man merkt einfach, also später hätte Flaubert nie so mehr geschrieben, also diesen unglaublich romantischen, pathetischen Überschwank, da merkt man den jungen Burschen. pathetischen Überschwang, da merkt man den jungen Burschen. Aber sprachlich ist er einfach tatsächlich, er kann schon einfach sehr viel, er kann mit seiner Sprache umgehen. Sie haben einige Bücher übersetzt, die schon x-mal übersetzt wurden und kennen auch die älteren Übersetzungen. Können Sie uns erzählen, was Ihre Übersetzungen mehr bieten und warum Sie glauben, dass sie gemacht werden müssen und warum Sie besser sind als die anderen? Der Ansatz war eben, dass ich sage, worin besteht jetzt die Eigenheit eines bestimmten Autors, worin besteht die Eigenheit auch eines bestimmten Buches. Und das heißt, mein Ansporn oder das, was ich machen will, ist nicht nur jetzt ein Buch und Inhalt zu übersetzen, sondern den Stil zu übersetzen. Das heißt, den Stil eines Autors in einem ganz bestimmten Buch möglichst genau nachzuahmen. Das heißt, für die Besonderheiten eines Stils im Französischen ein Äquivalent im Deutschen zu finden. Das hat also gerade bei Flaubert dann auch viel damit zu tun mit der Arbeit am Satzrhythmus, an der Satzmelodie. Flaubert arbeitet sehr viel also Flaubert verstößt selber oft ganz bewusst gegen die französische Grammatik, also gegen die damalige französische Schulgrammatik. Das haben ihm seine Zeitgenossen und seine Freunde auch immer wieder vorgeworfen. Maxime Ducon, also dieser eine Freund vom Anfang, den ich schon erwähnt hatte, der hat ihm immer nach der Lektüre, nach der ersten Lektüre des Manuskripts lange Seiten, lange Fehlerlisten gegeben, also Fehler, die gegen die französische Grammatik verstießen. Das heißt, er hat selber einfach unbestimmte Effekte zu erzielen, einen bestimmten Tonfall, einen bestimmten Rhythmus zu erzielen, auch ganz bewusst gegen bestimmte Regeln verstoßen. zu erzielen, auch ganz bewusst gegen bestimmte Regeln verstoßen. Ein großes Problem bei der Übersetzung vom Französischen ins Deutsche oder überhaupt bei der Übersetzung von einer romanischen Sprache ins Deutsche ist die deutsche Syntax. Sobald man in einem Nebensatz ist im Deutschen, sobald wir in einem Relativsatz sind, in einem Nebensatz sind, haben wir das Verb am Ende. Meistens das Hilfsverb am Ende. Und wenn es noch schlimmer kommt, dann haben wir nicht mal das Hilfsverb am Ende, sondern ein nachklapperndes Präfix. Flaubert's Sätze enden im Allgemeinen auf starke, betonte Substantive. Das ist oft auch ein ganz wichtiges Mittel der Ironie. Zum Beispiel eine Szene in Madame Bovary, eine zentrale Szene, Landwirtschaftsausstellung. Großes Dorffest, Landwirtschaftsausstellung und während dieser Landwirtschaftsausstellung. Großes Dorffest, Landwirtschaftsausstellung und während dieser Landwirtschaftsausstellung kommen sich Emma und ihr erster Liebhaber etwas näher. Und als die Landwirtschaftsausstellung zu Ende ist und die Beschreibung dieser ganzen Landwirtschaftsausstellung, also dieses ganze Kapitel, endet auf das Wort Hörner. Natürlich sind es in diesem Satz die Hörner der Rindviecher, aber natürlich sind es auch die Hörner des Ehemanns Charles. Wenn jetzt aber in allen deutschen Übersetzungen, in circa 30 Übersetzungen, diese ganze Passage nicht auf das Wort Hörner endet, dann ist ihnen diese Übersetzung nicht gelungen. nicht auf das Wort Hörner endet, dann ist ihnen diese Übersetzung nicht gelungen. Denn das Wort stand nicht zufällig da, weil die französische Syntax eben einfach so funktioniert. Das heißt, diese Dinge, oder ganz am Anfang der Boberie auch, gibt es eine Beschreibung von Emma, die am Kamin steht. Sie kommt gerade von draußen von der Reise, ihr ist kalt, also sie geht in dieses Gasthaus an den Kamin, stellt sich an den Kamin, zieht ihr Kleid ein bisschen hoch, das heißt man sieht das Stiefelchen und hält es ans Feuer. Und die kleinen schwarzen Schnürstiefelchen sind bei Flaubert immer sozusagen der Hinweis für eine erotische Szene. Also dann passiert irgendwas. Und diese Beschreibung von Emma, das ist dann wieder diese Neutralität, man weiß nicht, wenn man diese Szene liest, woher der Blick kommt, aber man spürt, es ist der Blick eines Mannes, der Emma von oben bis unten taxiert. Die Beschreibung geht von oben, die Körperrundungen hinunter bis zu diesem, wie gesagt, hocherotisch aufgeladenen Stiefelchen. Keine Übersetzung endet auf dieses Wort Stiefelchen, sondern die Übersetzungen enden auf, wie gesagt, Hilfsverben, nachklappernde Präfixe oder sogar auf die Hammelkeule im Kamin, aber nicht auf das Stiefelchen. Und das ist zum Beispiel so eine Szene, an der habe ich unendlich lang gearbeitet und unendlich viele Varianten ausprobiert, bis ich endlich dieses verdammte Stiefelchen am Ende hatte, weil es einfach aufgrund der französischen und der deutschen Syntax wahnsinnig schwer war, das irgendwie hinzukriegen. Aber sobald einem mal klar ist, also wie Flaubert solche Dinge einsetzt, wie er arbeitet und wenn man sich als Übersetzer sagt, dieses Wort steht bei ihm am Ende des Satzes und es muss am Ende des Satzes stehen, auch im Deutschen, dann kriegt man es auch irgendwie hin. Kleine Zusatzfrage, wie viele der Leser glauben Sie, bemerken das und wissen das auch zu schätzen? Die große Frage überhaupt. überhaupt. Keine Ahnung. Zumindest ist es ja schon mal gut, wenn die Leute das einfach mit Genuss lesen und nicht über Sätze stolpern, die ihnen missfallen und das Lesen irgendwie ja, ihnen das Lesen verübeln und dazu führt, dass man oft auch bei irgendwelchen Büchern mittendrin aufhört. Das ist, glaube ich, jetzt da in Rezensionen, in guten Rezensionen, öfter Thema als früher. Oder vielleicht täuscht es mich, dass der Rezensent oder die Rezensentin explizit Bezug nimmt auf die Übersetzung und sagt, an dieser Stelle ist es nicht gelungen oder da ist es zu flapsig. Na gut, bei Neuübersetzungen oder bei Übersetzungen, wo es schon Vorgängerübersetzungen gibt, es liegt ja auch daran, dass man vergleicht. Und es ist ja auch gut, dass man das tut. Ich denke, man lernt auch sehr viel dabei, wenn man auch als Leser einfach zwei, drei Übersetzungen nebeneinander legt und einfach mal kleine Absätze hintereinander in verschiedenen Übersetzungen liest. Da erfährt man auch sehr viel über den Autor, über die deutsche Sprache, was man mit der deutschen Sprache tun kann und welche Spielräume man hat. Denn Sie haben es vorhin schon gesagt, es gibt inzwischen viele Computerprogramme, die ganz gute Übersetzungen machen, aber das schaffen Sie nicht. Und das werden Sie auch so schnell nicht schaffen. Ja, man macht ja glaube ich so alle Jahre, wo die KI wieder klüger wird, so kurze Revisionen, ist mein Job gefährdet? Und dann denkst du, noch nicht. Nein, ich glaube nicht. Wir haben jetzt noch circa fünf Minuten, vier Minuten. Ich habe schon Schlussfragen. Ich lasse aber gerne für eine letzte Frage Ihnen den Raum. Ich muss jetzt aber kurz schauen, welche Schlussfrage ich noch stellen möchte. Genau, ich habe gelesen, Sie sind Kind von Donauschwaben aus der Patschka, also Wolwodina, also jetzt Serbien. Die Eltern wurden vertrieben. Das heißt aber, dass Sie schon auch damit aufgewachsen sind, das Ohr für verschiedene Sprachmelodien oder auch mehr Sprachlichkeit. Ja, bestimmt, weil einfach zu Hause ein anderer Dialekt gesprochen wurde als in der Umgebung. Ich bin in der Südsteier mal aufgewachsen und klar, Nachbarn oder auch in der Schule und so. Also wahrscheinlich für Ihre Vorfahren in Bad Schkern noch einmal, also dieses Sprachbad, dieses Völkermosaik, das auf ewig zerstörte am Balkan, wo man wirklich mehrere Sprachen gesprochen hat und wo man dann gefragt wurde, wie viele Fremdsprachen, also überhaupt keine, nur eben die fünf Nachbarsprachen. Ja, klar, weil das war ja einfach eine Gegend, die sehr durchmischt war. Also das war eigentlich ein Gebiet nördlich von Novi Sad, in diesem auch heute noch Dreiländereck zwischen Kroatien, Serbien und Ungarn. Das heißt, es gab kroatische Dörfer, also Dörfer, in denen kroatisch gesprochen wurde, ungarische Dörfer, serbische Dörfer, deuts gab kroatische Dörfer, also Dörfer, in denen kroatisch gesprochen wurde, ungarische Dörfer, serbische Dörfer, deutschsprachige Dörfer. Und man konnte, also meine Eltern weiß ich, also die haben natürlich deutsch gesprochen, also dieses Donaushwäbisch gefärbte Deutsch, aber in der Schule haben sie serbisch gelernt. Meine Großeltern haben in der Schule noch ungarisch gelernt, weil in der Zeit, als sie zur Schule gegangen sind, war das eben noch Österreich-Ungarn und es gehörte noch zu Ungarn dieses Gebiet. Also klar und dann was weiß ich, meine Eltern waren beide in Gefangenschaft mehrere Jahre in Russland, also in Arbeitslagern. Also auch das Russische war irgendwie noch da, zumindest zum Teil. Und da, wo ich aufgewachsen bin, das ist ganz nah an der slowenischen Grenze. Also auch da war ja eine Durchlässigkeit immer da. Und der große Unterschied des Südsteirischen zum Standarddeutschen? Ja, das Standarddeutsche habe ich dann gelernt, als ich in Frankreich war. Ihr habt es nachvollziehbar, so wie Hochdeutsch irgendwie. Na gut, ich bin ja relativ früh nach Frankreich gegangen, zuerst noch während der Studienzeiten, ja. Und dann, nachdem ich das Studium abgeschlossen hatte für längere Zeit und habe Deutsch unterrichtet und man kann ja nicht gerade jetzt Südsteirischen Dialekt unterrichten. Man muss sich irgendwie so eine... Aber auch das Münchnerische hat dann nicht mehr verfangen im Sinne von, dass man es jetzt der Sprachmelodie so ankennt. Nein. Also... Ich würde es nicht hören. Ich denke, das hängt dann auch immer davon ab, mit wem man spricht. Dann rutscht man auch in das eine oder andere rein. Aber richtig, nein, richtig münchnerisch, nein. Ich lebe mit einem Berliner zusammen, also da hat das Münchnerische eher einen schweren Stand. Übrigens eine großartige Stifterbiografie geschrieben hat, aber das erzähle ich Ihnen im informellen Teil. Da können Sie dann probieren, ob Sie Elisabeth Edel etwas Bayerisches entlocken können. Ja, also wie gesagt, normalerweise, weil Sie jetzt die Stifterbiografie noch erwähnen, also diese Ausgaben Stendal, Flaubert und so weiter, die mache normalerweise ich komplett. Also Übersetzung, Nachwort, Anmerkungen und so weiter. Also alles, was man an Materialien und Dokumenten auch noch dazunehmen kann, weil ich das einfach immer sehr, sehr gut finde. Also ich mache ein Buch, so wie ich es gerne hätte. Das heißt, mit allen möglichen Materialien und Zusatzsachen, sodass man, und diese Bücher sind ja auch zum Glück, die sind immer klein und die sind auch nie sehr dick, auch wenn sie viele Seiten haben. Dann wird eben vom Verlag Dünndruckpapier genommen. Und das sind Bücher, die man in die Jackentasche stecken kann, die man überall hin mitnehmen kann. Das heißt, man braucht eigentlich sonst nichts. Man hat ein Buch eingesteckt und damit war es da. Ist man immer auf der sicheren Seite. Und bei dem letzten Flaubert, bei den Memoiren eines Irren, habe ich nicht das Nachwort geschrieben, sondern da hat mein Mann das Nachwort geschrieben, Wolfgang Matz, der auch lang im Verlag diese Bücher als Lektor betreut hat. Und Wolfgang Matz hat eine besondere Beziehung zu Linz, weil er nämlich eine Stifterbiografie einmal geschrieben hat. Und weil er auch ein Buch geschrieben hat mit dem Titel 1857, Floubert, Baudelaire und Stifter. Weil im Jahr 1857 nicht nur Madame Bovary und die Blumen des Bösen erschienen sind, sondern auch der Nachsommer von Stifter. Und wenn Sie sich jemals für einen Job im Stifterhaus bewerben, lesen Sie diese schreckliche Wendung der Dinge. Ja. Und es ist Ihnen geholfen. Ich habe den Job gerade nicht gekriegt, aber ich bin sehr knapp. Gut. Damit jetzt. Dann darf ich mich bedanken. Aber Sie stehen ja nur zur Verfügung zum Buchsignieren. Ich bin noch da. Ich laufe nicht sofort weg. Was ist denn die nächste Lesung vom Literaturschiff, lieber Christian? Am 1. Juni haben wir Rudi Anschober im Garten der Geheimnisse verlaufen. Rudi Anschober im Garten der Geheimnisse und was hier im Kepler-Salon morgen passiert, darf ich Ihnen auch noch mitgeben. und was hier im Kepler-Salon morgen passiert, darf ich Ihnen auch noch mitgeben. Die von mir überaus geschätzte Karin Harrasser ist Gastgeberin gemeinsam mit Anne von der Heiden. Vorleg's gut, eine Lecture-Performance gleich morgen, schon um 18.15 Uhr hier im Kepler-Salon. Du hast Bücher mit? Genau. Sie haben Geld mit? Es kann nur gelingen, dass Sie diese Bücher... Das ist morgen nicht hier, sondern in der Ecke. Ah, danke. Danke, lieber Paul. Morgen ist in der Kunstuniversität, nicht im Kepler-Salon. Genau, in der Domkasse 1. Danke. Miteinander kriegen wir es alles hin. Vielen lieben Dank. Ich hoffe, es war für Sie auch so interessant. Aber ich habe die Literatur so gerne. Danke, Elisabeth Edl, fürs Kommen. Danke, Literaturschiff, für diesen Abend. Ja, und danke euch für die Einladung. Sehr gerne. Vielen Dank. Thank you.