Ja Didi, was tut sich denn in der Kunst- und Kulturbranche bei den Veranstaltungen? Ist das Publikum wieder da? Nein, da war ich eigentlich nicht zu 100 Prozent. Aus eigener Wahrnehmung und der der Veranstalter, mit denen ich hier regelmäßig korrespondiere, in der Clublandschaft vor allem, fallen bis zu 6% der Leute. Es sind Leute, der Sache entwachsen, manche haben sich der Sache entwöhnt und der Nachwuchs sozusagen hat zwei Jahre verloren, hat das alles noch nicht kennengelernt, das ist unverzichtbar für ein gelingendes Leben. Was wir jetzt sehen ist, das bestätigt, da hat er gestern ein Bestätigungsinterview in der Deutschen Tagesschau, hochrangiger Funktionär oder was wir da gewesen sind, der Chef vom Interessensverband der Konzertveranstalter Deutschlands. Wir sehen jetzt praktisch die ausverkauften Shows von Produktionen, die vor drei Jahren geplant worden sind, da die Tickets am Markt gekommen sind, auch zum Kostenapparat von 2011. Jetzt werden aber schon 2023, für 2023, anberaumte Großfamilien abgesagt, Mangelsnachfrage. Das kann viele Gründe haben. Einer ist sicherlich der, dass die Leute das Geld ausgeht. Nicht nur, dass die Leute gelernt haben, auf das zu verzichten, sondern wir haben alle ganz saftige Strom- und Gasrechnungen zum Zuhören. Die werden noch steigen, die Bierpreise werden steigen. Wenn das eingerechnet wird in die Kartenpreise, wird das schon langsam wirklich teuer. Ich habe selber mit Schaudern gesehen, dass für mich als Würstl in Wimberner schon über 20 Euro Eintritt verlangt worden ist. Da habe ich mir gedacht, das halte ich für übertrieben. Was war es besser, die Leute saufen etwas. Die Gagen, die wir alle kriegen, sind teilweise noch Gagen aus Förderungsmitteln. Wenn die weg sind, wird das auf sich rein, auf das, dass wir auf die Türe spielen. So habe ich angefangen, so geht es auch wieder weiter nach den besseren Zeiten. Wenn dann weniger Leute kommen, verdient es dann weniger. Was ich auch immer wieder sehe, wenn ich vor allem ein Lahn spiele im Club, ist, dass die Leute sagen, das ist all inclusive. Du musst also praktisch schauen, wo du bleibst. So tötest du immer nur im Headliner und auch die Fahrtkosten sind eingerechnet in die Gage. Nachdem die Fahrtkosten auch gestiegen sind, bleibt also auf jeden Fall unter dem Strich deutlich weniger da. Und was ich auch sehe, und da habe ich in anderen Bundesländern mal gefragt, ist das bei euch auch so? Also es gibt sehr wenig Techniker jetzt, also die Bärverleiher suchen verzweifelt State Chains und Techniker. Man findet keine Tontechniker für eine Veranstaltung, keine Techniker mehr gefunden zum Beispiel. Warum ist das so? Viele Leute haben aufgehört. Ich habe in Alinza in Windhofen gesagt, haben schon vor zwei Jahren, nein wir haben uns gesagt, wir machen was anderes. Einer zum Beispiel ist wie der Johannes in die Photovoltaikbranche gegangen, andere machen ganz etwas anderes. Einer ist in den Handel gegangen zum Beispiel. Und zwar dorthin, wo sicher nicht zugesperrt wird. Wir sagen viel, dass mit Ende September die Auftragslage anreißt. Jetzt da stehen sie, haben zwei, drei Sachen nebeneinander, eine habe Anfragen gehabt, bis zu drei Chancen an einem Tag und dann mit Ende August ist es aus. Dann warten alle auf den Herbst sozusagen. Wie geht es dann weiter? Die großen Sachen, die ausgemacht sind, werden dann stattfinden und der Rest, sagt sie, kurzfristig planen einfach. Das sehe ich auch beim Boxen so. Früher haben wir Ausschreibungen gemacht für kleinere Boxanstieg, ein Monat war der Vorlauf. Jetzt ist Deutschland super aktiv, weil die ja noch länger zugelassen haben. Zehn Tage, eine Woche ist die Aussendung und dann wird schon gepoxt. Damit man das auf jeden Fall hinkriegt. Aber überall natürlich hört man auch die selben Sorgen. Scheiße, das Sprit wird immer teurer. Jetzt haben sie uns das Licht teurer gemacht in der Halle. Die Heizungen, das Heimwasser, der Winter wird hart. Wir sind eh nicht zart, aber klar, das gespürt andere natürlich noch viel mehr und überlegen sie, ist es wichtig jetzt, dass ich auf eine Show gehe und mich aussaue mit einem 5-Euro-Wieselburger oder ich bleibe lieber daheim. Das verstehe ich gut. Abgesehen davon, dass wir natürlich immer weiter lernen müssen und einfach gut arbeiten und schauen einfach, wie bleiben wir attraktiv. Und das ist auch eine Frage der Energie. Soziale Netzwerke kosten tatsächlich eine physische, eine physikalische Energie. Wenn die immer teurer und immer knapper wird, ist die Frage, treibe ich mich ständig auf Insta umeinander? Mache ich ständig so? Machst du das? Bist du auf Insta umeinander? Mach ich ständig so? Machst du das? Bist du auf Insta? Nein, ich mache das nicht. Ich betreibe das. Ich habe nicht mein eigenes Profil. Ich tue das mit meinem Cousin. Er gibt eh jedes Jahr dann immer die Missverständnisse, wie auch Geburtstag. Wir haben als Faulheit das damals so gemacht, um irgendwelchen idiotischen Shitstorms zu entgehen. Dann haben sie uns das Fuckhead-Profile gesperrt wegen inappropriate Content und so Blödsinn. Jetzt tun wir da halt, ich tu da noch irgendwie weiter mit Instagram und das hat keine Linie. Ich muss halt das natürlich machen. Das wird mir auch immer wieder angekreidet vom Veranstalter, dass ich in der Beziehung nicht recht professionell bin. Dem habe ich nichts entgegenzuhalten. Aber ich sage, jetzt können wir die mal mal, dass der Sound passt und die Beats. Irgendwie komme ich schon zum Spielen. Geld ist aber nicht zu verdienen. Zumindest nicht für mich. Es hat ja Online-Konzerte gegeben, wo auch ein Eintritt gezahlt werden könnte. Hast du mit solchen Sachen experimentiert? Ja, ich habe zweimal so etwas gespielt. Hat mir schon einen Spaß gemacht, weil es einmal wohl tun war, mal überhaupt wieder zu performen. Und es war ein Art Club-Kontext. Es war nicht nur in der Kapu. Die Crew war da und sie haben sogar noch ein paar Leute eingelassen, auseinandergestellt. So gesehen war es ein hybrides Konzert von einer Handvoll Leuten. Ich weiß auch nicht, wie viele Karten die verkauft haben. Ich glaube, es war für alle eine Art, ich habe ein paar solche Sachen gespielt eigentlich. Ich glaube, es war für viele Leute eine Fingerübung. Teilweise auch, um in Bewegung zu bleiben, um ein Signal auszusenden, es gibt uns noch. Ob das erfolgreich war, weiß ich nicht, weil ich weiß von Leuten, die das im Windseiten sich betrieben haben, irgendwann einmal gesagt haben, jetzt will es keiner mehr sehen. Die Zugriffszahlen waren auch nicht besonders hoch. Das ist einmal völlig klar. Auch bei den prominenten Sachen. Wir hatten dann auch ein Problem, zum Beispiel, wenn das mit bedingt ist, dass wir für eine Theaterproduktion einfach lange nicht auf die Bühne gehen können. Und während der Probe alle krank geworden sind. Nach der Reihe. Vor der Generalprobe ist alles so gesagt worden, weil in Wien, glaube ich, jetzt wird zugemacht. Dann haben wir das endlich präsentieren können, nach drei Jahren, streng limitiert auf 200 Leute im WUK. Ich glaube, das ist nie kostentätig. Dann waren gleich die Geldgeber da, zum Beispiel, und haben gesagt, macht es euch doch kreis, dann könnt ihr auf Tour gehen. Ich habe gesagt, wie bitte? Das ist so kompliziert. Jetzt haben wir für eine neue Produktion alles dreifach hochgerechnet. Dann ist uns die Inflation in die Parade gefahren, keine Techniker zum Kriegen. Dann kommt mir die völlig verblüffte Anfrage von den Geschäftspartnern, wieso wird das jetzt so teuer? Ich habe gesagt, gehst du in den Supermarkt und schaust, wir arbeiten nicht auf einem Art Depot-Niveau. Aber sogar der Quarrelkost, jetzt schauen wir auf das Geld, das ist ein bisschen was wir kaufen müssen. Und das Personal, wir alle müssen irgendwie was verdienen. Dass wir zumindest die Ausgaben und die ganze Zeit irgendwie reinkriegen, weil auch alle öder werden. Aber das sind so Dinge, die einem ein bisschen die Leichtigkeit nehmen. Man muss jetzt einfach viel mehr planen und gute Theaterprojekte haben wir immer, die wir auf mehrere Jahre planen müssen. Aber diesmal ist es so, dass ich gesagt habe, das muss in einem Jahr gemacht sein. Eigentlich, ab der Entscheidungsfindung habt ihr maximal ein Jahr Zeit, dann muss es ein Stage sein. Wir wollen, dass es auch Gasspiele spielt. Das heißt, man muss sich in der Zeit relativ viel kümmern. Und jetzt galoppieren die Preise wieder. Kommt noch eine Welle, darum plädiere ich auch fürs Impfen, dass es auch offen bleibt. Dann ist man da wieder blockiert, du kannst wieder gewisse Leute nicht mehr engagieren, weil die weg müssen oder sie sind krank. So leichter wird das für keinen. Und darum sind auch die Gastproduktionen als erste Sohle einmal schlafen gegangen. Ich weiß auch vom Theater, dass jetzt erst manche Häuser richtig zum Theatermachen anfangen. Drei waren ein bisschen irgendwie so umeinander improvisiert. Aber die haben eh nicht gejammert. Das war Jammern auf hohem Niveau. Die haben auch nicht die Förderung hingekriegt. Die haben einfach weiter getan. Aber wenn du natürlich wirklich jeden Euro brauchst, sind das harte Zeiten. Ehrlich brauchen wir den alle. Aber jammern dürfen wir nicht. Ich sage jetzt viel jammern, ich muss aufhören. Okay, gut, danke Didi. Ich sage danke, weitermachen, beweglich bleiben. Beweglich bleiben und gesund bleiben. Ja, gesund bleiben. Ich muss dann gehen, das ist noch was. Was? Ach so, was man da jetzt als Didi Bruckmeier Künstler Ja, ich bin Dr. Didi Bruckmeier Dr. Didi Bruckmeier Dr. Didi ist mir egal Künstler, oder? Was auch immer, Dr. Didi Bruckmeier, dann findet man mich ja eh Ja, super Ganz fackig kannst du schon dran entscheiden Ja genau, weil da rennen alles die ganzen Theaterprojekte. Jetzt sind wir eben schon prätentiös geworden. Wir haben am Popfest Wien gespielt, da habe ich so lachen müssen. Das ist zwei oder drei Jahre verschoben worden. Da habe ich zum Vorstand gesagt, weißt du wie alt wir sind mittlerweile? Da habe ich gesagt, ihr müsst kommen. Und dann haben wir uns in der kleinen Arena-Halle gestapelt, dass die Leute sogar ohnmächtig geworden sind, weil es so heiß war. Aber jeder wollte rein. Ich habe gesagt, wer weiß, wie oft es wieder geht. Geballte Unvernunft. Aber das ist damals gegangen. Da sind Checklisten geführt und jeder am Eingang ist gefragt worden. Bist du da 3G, 2G, 1G? Bau keinen Scheiß. Wenn wir da ein Glas zusammenbringen, können alle wieder daheim bleiben. Es hat nichts gegeben. Es geht ja. Ich frage mich, wie man das verkauft. Man muss an die Solidarität und die Eigenverantwortung appellieren. Vielleicht war der Downfall eine falsche Impfpflicht. Aber es hat immer schon Impfpflichten gegeben. Ich verstehe das nicht. Ich glaube, dass da gewisse Leute einfach so wie Soja sehr verdrossen waren und auch aus meinem Umfeld. Und heute, wo ich mir dachte, wieso sind sie jetzt so dermaßen engstirnig und verdrossen und trägen Herzens und gar keine Argumentation mehr zugänglich. Wieso wollen sie jetzt mit uns alle nichts mehr zu tun haben? Aber die Annehmlichkeiten des Wohlfahrtsstaates wollen sie schauen. Wir sind ein Staat, der gemeinsam lebt und von einem Solidarprinzip lebt. Ob wir uns mögen oder nicht, da redet es gar nicht von Empathie, aber von einer Solidarität und Respekt natürlich. So kommen wir weiter, anders geht es nicht. Danke, Dibi. Democracy. Ich sage danke.