Einen schönen guten Tag und herzlich willkommen aus dem Studio von DorfTV in der Kunstuniversität Linz. Ja, die Sendereihe unter weißer Flagge Medien und Haltung in Zeiten des Krieges nähert sich allmählich ihrem Ende. Umso mehr möchte ich die Aufmerksamkeit heute noch einmal richten auf die Friedensbewegung, die ja, wenn wir historisch zurückblicken, ja tatsächlich auf eine sehr spannende Tradition, auch eine Tradition einer Massenbewegung blicken kann. Umso spannender dann aber auch natürlich die Frage zu stellen, was wurde denn aus dieser Friedensbewegung, vor allem angesichts gegenwärtiger Kriege und Konflikte, wo wir ja doch zur Kenntnis nehmen müssen, dass die Ausdrucksformen gegen Krieg aufzutreten sich doch massiv verändert haben. Um dieser Frage näher auf den Grund zu gehen, habe ich mir heute einen Gast ins Studio geladen, den viele natürlich hier in Linz auch gut kennen, Rainer Steinweg. Rainer Steinweg ist Friedensforscher, Pädagoge und auch schon langjähriger Proponent der Friedensstadt Linz auch gut kennen, Rainer Steinweg. Rainer Steinweg ist Friedensforscher, Pädagoge und auch schon langjähriger Proponent der Friedensstadt Linz. Ja, mit einem unglaublichen Erfahrungsreichtum natürlich auch zur Thematik ausgestattet. Herr Steinweg, ich freue mich, dass Sie heute hier sind und mit mir die kommenden 45 Minuten diskutieren. Gerne. Ja, verlieren wir gar keine Zeit. Herr Steinbeck, ich habe es schon angesprochen, beachtliche Erfahrungen, die Sie bereits sammeln durften in Ihrem Leben. Lassen Sie uns doch ein paar Einblicke nehmen, vor allem wir, die wir jünger sind. Zeit der Kriege, der großen Bedrohungen auch. Und für alle natürlich erstaunlich, die Bilder sind uns ja noch sehr eindrücklich erhalten von den Massenkundgebungen, den Protesten in europäischen Großstädten, wo beispielsweise, um ein Beispiel zu nennen, in Deutschland Hunderttausende in Bonn oder anderswo auf die Straße gegangen sind, um beispielsweise den NATO-Doppelbeschluss zu demonstrieren. Können Sie uns kurz mal erzählen, ich vermute, Sie waren da an vorderster Stelle mit dabei, was waren denn so Ihre Intentionen, was war Ihre Motivation, beziehungsweise in weiterer Folge natürlich auch für diese Sendereihe von großem Interesse. Welche Erwartungen hatten Sie damals an Medien? Die Friedensbewegung war eigentlich in den 70er Jahren eher schwach. Ich kann mich erinnern, bei irgendeiner Tagung, das verglichen wurde, Anti-Atom-Bewegung, Atomkraftwerke und Friedensbewegung. Und da war die Friedensbewegung fast wie ein Anhängsel. Das hat sich dann aber radikal verändert, innerhalb von ein, zwei Jahren durch diesen NATO-Doppelbeschluss, der bedeutet hat, dass die Sowjetunion durch Raketen aus Westdeutschland, hätte angegriffen werden können. Und da war also sofort, fast hätte ich gesagt, dass das bedeutet hat, dass im Falle von Spannungen, und da gibt es ja auch einen berühmten Fall, wo es um ein Haar wirklich zu einem Atomkrieg gekommen wäre, zu einem Atomkrieg gekommen wäre. Also im Fall von Spannungen war praktisch keine Reaktionszeit mehr zu intervenieren, Verhandlungen zu führen, sich sozusagen dazwischenzuwerfen. Wenn es zu einer erhöhten Spannung zwischen Ost und West gekommen wäre, hätte das bedeutet, dass Russland sofort Raketen hätte auf Westdeutschland schießen müssen, mindestens auf diese Atomwaffenlager, um nicht selbst bedroht zu werden. Die Raketen hätten eine Viertelstunde gehabt von Taunus bis Moskau. Und was will man da für Vorwarnzeiten haben? Da geht nichts. Also gibt es nur Vorwegnahme, Antizipation. Es sieht so aus, als ob die demnächst angreifen könnten. Dann machen wir es lieber zuerst. Das war die Krisensituation, die den Menschen auf der Straße, den normalen Bewohnern sehr viel deutlicher bewusst war als unsere damalige Regierung. Und deswegen sind wir auf die Straße gegangen. Und was ich nie für möglich gehalten hätte, also zwei Jahre vorher nicht für möglich gehalten hätte, dass es innerhalb kürzester Zeit Demonstrationen von bis zu 300.000 Personen in Bonn gegeben hat. Das war die größte Demonstration, an der ich je teilgenommen habe. Weil alle Angst hatten, dass es kann gut sein, dass es Deutschland in Kürze nicht mehr gibt. Das war die Motivation. Und die allgemeine Angst, dass es zu einer Konfrontation kommen könnte, war ja auch wirklich nicht unberechtigt. Erstens waren die Spannungen zwischen Ost und West ja nach wie vor sehr groß. Die russischen Truppen standen an der Westgrenze der DDR. Also wenn es zu einem Krieg gekommen wäre, wäre Westdeutschland innerhalb kürzester Zeit weg gewesen. Mehr oder weniger. Und das hat, als das als sich die Vorwarnzeit wirklich auf eine Viertelstunde reduzierte, zwischen den USA und Moskau, das war eine gute halbe Stunde. Da konnte man noch mit dem roten Telefon zwischen Washington und Moskau intervenieren und sagen, hallo, was ist los? zwischen Washington und Moskau intervenieren und sagen, hallo, was ist los? Und ähnlich wie in der Kuba-Krise das vielleicht noch gerade am Finden. Wie Kennedy das damals erfolgreich gemacht hat. Aber da war eben eine andere Vorwarnzeit. Und wenn nur noch eine Viertelstunde ist, da läuft nichts mehr. Und es gab dann einen Vorfall, ich überlege jetzt gerade, wann das genau war, fällt mir jetzt nicht ein, es muss so Mitte der 80er Jahre gewesen sein, wo die Sowjets ein Alarmsignal bekommen haben, dass aus dem Westen mit Raketen geschossen wird und der Verantwortliche für den Knopfdruck, dass die Raketen aus der Sowjetunion abgehen, ich habe leider den Namen bekommen jetzt nicht, also das war, dem haben wir ja alle unser Leben zu verdanken, weil der hat sich gesagt, der hatte den Behl, auf den Knopf zu drücken. Er hatte schon den Befehl. Und hat dann aber sich selber gesagt, das kann eigentlich nur ein Irrtum sein. Es gibt ja keinerlei Anzeichen von gewachsener Spannung oder einer plötzlich angewachsenen Bedrohung der Sowjetunion. Das ist kein Anzeichen, das kann nur ein Irrtum sein. Und hat in eigener verantwortung nicht zurück geschossen wurde dafür bestraft also soweit ich weiß wurde versetzt und hat es aber in kauf genommen und ja manchmal hängt das Schicksal von Millionen Menschen an der Einsicht eines einzigen. Ich möchte gerne mit Ihnen auch immer wieder ein bisschen so Vergleichsbezüge zur Gegenwart herstellen. Also wenn ich es jetzt richtig verstehe, war es für Sie diese Unmittelbarkeit, auch der Bedrohung vermengt und bleibt eigentlich keine Zeit. Aber insgesamt haben sie diese Gefahr schon sehr nahe an sich selbst, das ist ja auch ein sehr körperliches Erleben, an sich selbst herankommen gesehen. Das ist nämlich für mich vielleicht sogar eine der Schlüsselerkenntnisse in der Betrachtung der Gegenwart, warum viele Menschen und die Kriege und Konflikte sind ja in Summe nicht weniger geworden, aber trotzdem eine gewisse Coolness entwickelt haben, vielleicht weil es ihnen auch noch nicht in ihrer eigenen Empfindung und auch Wahrnehmung noch nicht nahe genug gerückt ist, wobei ich wiederum auf die Frage der Verantwortung von Medien zu sprechen kommen möchte, weil die natürlich auch diese Eindrücke produzieren. Also allgemein herrscht halt der Eindruck vor, oder die Medien vermitteln das auch so, dass Putin diese Grenzlinie zum Einsatz von nuklearen Waffen nicht überschreiten wird. unsere Grenzlinie zum Einsatz von nuklearen Waffen nicht überschreiten wird. Weil er natürlich genau weiß, dass das dann mehr oder weniger den Dritten Weltkrieg mit hoher Wahrscheinlichkeit auslösen würde. Und das ist ja hoffentlich auch eine richtige Einschätzung. Also bei aller Kritik an Putin glaube ich und glauben ja offensichtlich viele nicht, dass er völlig Mischhucke ist. dass er völlig Mischugge ist, sondern er kann schon einschätzen, was für Folgen welche Schritte haben. Und das ist, glaube ich, so der Punkt, wo man sich sagt, naja, hier in Österreich wird schon nichts passieren ob das in deutschland angesichts der waffen die vorung der deutschen waffen die vorung in ukraine wirklich ganz genau so eingeschätzt wird, kann ich schlecht sagen. Jedenfalls ist die Situation im Prinzip dort bedrohlicher. Das ist keine Frage. Aber ich weiß nicht, ob Sie jetzt über den Ukraine-Krieg mit mir diskutieren wollen. Vielleicht beispielhaft, aber natürlich nicht ausschließlich darauf fokussiert. Was natürlich interessant ist, Sie haben es selbst selber auch schon gesagt, dass eine ganze Menge Persönlichkeiten, die in Verantwortungspositionen sind, mir fällt jetzt sofort die deutsche Außenministerin ein, Annalena Baerbock, die deutsche Außenministerin ein, Annalena Baerbock, Repräsentantin der deutschen Grünen, die ja auch auf eine lange friedenspolitische Tradition verweisen können, ja auch immer wieder davon spricht, Frieden herzustellen über einen Beitrag, der Waffenlieferungen bedeutet. Das führt mich nämlich auf einen Punkt, der mir sehr, sehr interessant erscheint. Die Friedensbewegung auch des 20. Jahrhunderts geht ja weit zurück. Bis wirklich in die Frühzeit des Jahrhunderts, noch vor dem Ersten Weltkrieg, gab es ja sehr, sehr eindrückliche Manifestationen. Und diese Friedensbewegung hat immer sehr stark auch Eindruck geschaffen über ihre Slogans, die sie vor sich hergetragen hat. Da war von Slogans die Rede wie nie wieder Krieg. Wir alle kennen noch, auch aus der geschichtlichen Beschäftigung, von dem Slogan Schwerter zu Pflugscharen. Aber natürlich auch der Slogan Frieden schaffen ohne Waffen. Das war ja ein Schlüsselpostulat, sozusagen ohne Waffen Frieden sicherzustellen. Das ist etwas, das gerät in Widerspruch zur Gegenwart. Völlig, ja. Wie ist das zu erklären? Ich glaube nicht, dass ich eine eindeutige, schlüssige Erklärung dafür bieten kann. Es hängt sicher damit zusammen, dass Putin schon seit längerer Zeit, wenn man an den Tschetschenien-Krieg denkt, mit Waffen operiert hat, Tausende oder Hunderttausende, die dabei umgekommen sind. Also man traut Putin sehr viel zu und die Friedensbewegung ist sozusagen ein bisschen eingeschüchtert oder so in der Richtung müsste man das vielleicht nennen. Es trifft nicht für alle zu. Ich bin Mitglied in einer deutschen Vereinigung, die nach wie vor an diesem Slogan oder dem Inhalt dieses Slogans festhält. Stiftung Kraft der Gewaltfreiheit. Und da wird sehr konkret überlegt, welche Schritte könnte man gewaltfrei in der Gegenwart tun. Und wenn, absurde Frage, wenn mich ein Politiker fragen sollte, was würde ich denn der ukrainischen Bevölkerung raten, dann würde ich ihr raten, gewaltfreien Widerstand zu leisten und nicht mit Waffen zu kämpfen. Das klingt angesichts der Großmachtfantasien von Putin oder der Revitalisierung der Großmachtvorstellungen der 70er und 80er Jahre, klingt das vielleicht absurd, aber es gibt auch Untersuchungen, also zum Beispiel von zwei Amerikanerinnen, Chenoved und zwei Frauen, Chenoved und Stephen, die haben eine systematische Untersuchung aller Kriege vom Jahr 1900 bis zum Jahr 1906 gemacht. Und zwar unter dem Gesichtspunkt, welche Kriege sind mit welchen Mitteln am schnellsten zu Ende gegangen. Und es waren immer die Kriege, in denen von einer Seite Gewaltfreiheit eingesetzt wurde. Und das gibt natürlich total zu denken. Nur das Buch, wer kennt das, ist halt auch nur in Amerika erschienen. Ich glaube, es gibt keine deutsche Übersetzung bisher, was eigentlich schändlich ist. Also wenn man es historisch betrachtet, ist Gewaltfreiheit der erfolgreichste Weg. Das ist keine Frage. Und ich bin wirklich überzeugt, es wäre auch heute der erfolgreichste Weg. Also mit weitaus weniger Verlusten als das, was die Ukraine jetzt erleben muss. was die Ukraine jetzt erleben muss und mit einer, glaube ich, nicht zu kleinen Chance, sich gewaltfrei gegen Putins Großmachtfantasien durchzusetzen. Mir kommt sofort in den Sinn die Erinnerung an einen deutschen Außenminister, der erste, der Krieg geführt hat, ein grüner Außenminister, Joschka Fischer, damals mit der Unterstützung des militärischen Einsatzes in Bosnien, vor allem auch mit dem NATO-Krieg dann in Sarajevo. Er hat damals argumentiert, wir tun das, weil wir aus der Geschichte lernen müssen, damit sich Auschwitz nie wieder wiederholt. Ist das für Sie ein Argument, das dennoch auch Gültigkeit hat? Ich meine, auch Joschka Fischer war ein Medienminister. Er war medial sehr begehrt und war natürlich auch ein Medienprodukt seiner Zeit. Aber ist das etwas, dem man auch Friedensarbeit ist unglaublich komplex und Konfliktkonstellationen sind ebenfalls unglaublich komplex. Da gibt es eben keine einfachen Lösungen. Aber ist das etwas, dem Sie vielleicht auch was abgewinnen konnten? Der Argumentation von Fischer. Naja, klar gab es da eine Bedrohung. Das war sein Argument. Trotzdem halte ich den Schritt, den er da getan hat, für nach wie vor für verkehrt. Auch der Kosovo hätte anders verteidigt werden können. Es ging ja damals noch eher um Bosnien. Es war sozusagen der Verlockung unterlegen, damit eine große Figur abzugeben. Das ist jetzt etwas spitz gesagt. Sie waren ja auch viele Jahre an der Friedensakademie in Schleining tätig, das mit einer Vielzahl von Lehrgängen auch Menschen aus aller Welt ausbildet, nicht zuletzt auch in Fragen des Friedensdienstes und der Friedensarbeit. Meist sehr junge Menschen, mit denen Sie es zu tun hatten. Was können Sie diesen jungen Menschen sagen, wenn es um die Frage geht, und wir wissen, dass sich Kriege als ultimative Eskalationsstufe ja schon sicherlich auch in einem sehr, sehr frühen Vorfeld verhindern lassen. Was ist da zu tun in diesem frühen Vorfeld? Wie kann man Konflikte, Konfliktkonstellationen so entkräften, dass es zu dieser ultimativen Eskalationsstufe eines Krieges gar nicht mehr kommen muss? Das Allererste ist sicher, dass man die Bedrohungsgefühle oder die Bedrohungswahrnehmungen der anderen Seite ernst nimmt. Und das ist meines Erachtens im Fall Russlands nicht passiert. Als jetzt muss ich ein bisschen zurückgehen, als 1990 mit der Wende, mit der sozusagen Auflösung der Sowjetunion durch Gorbatschow, als da die deutsch-russischen Verhandlungen stattfanden über die Wiedervereinigung, war meines Wissens zumindest unter der Hand oder indirekt klar, dass die deutschen Truppen sich nicht ausdehnen dürfen jenseits der Oder-Neiße-Linie. Dazu muss man einfach die Geschichte des Zweiten Weltkriegs anschauen, dann weiß man warum. Die Sowjetunion hat damals, also Ukraine mitgerechnet, gut 24 Millionen Menschen verloren. 24 Millionen Menschen in diesem Krieg. Deutschland und Österreich zusammen nur in Anführungszeichen 7 Millionen. Das muss man sich mal klar machen. Und Russland hat aufgrund dieser Erfahrung damals sich diesen Schutzgürtel eingerichtet. Polen, Tschechien, Ostdeutschland, Ukraine und Rumänien, ein Gürtel sozusagen, ein Cordon sanitaire, wie das genannt wurde, der verhindern sollte, dass Russland wieder wie 1941 ohne jede Vorankündigung aus dem Westen überfallen werden könnte. Das glaubt man immer nicht, dass das immer noch eine Rolle spielen würde, heutzutage. Weil das ja schon so lange her ist und das Ende des Zweiten Weltkriegs, das ist ja für viele junge Menschen schon Geschichte genauso gut wie die französische Revolution, also weit weg. Insofern stellt man sich das nicht mehr so präzise vor. Aber für Russland oder die Sowjetunion war dieser Schützgürtel einfach unverzichtbar nach diesen furchtbaren Erfahrungen. Und als der dann aufgelöst wurde, hat man irgendwie darauf vertraut, dass der Westen genug Einsicht hat, um dieses Sicherheitsbedürfnis zu respektieren. Das ist aber nicht der Fall gewesen. Es gab ja dann Manöver bis unmittelbar vor Kaliningrad, 100 Kilometer oder so, haben sich da die Truppen bewegt. Und das wurde 2017 von der russischen Regierung als eindeutige Bedrohung wahrgenommen und auch so mitgeteilt, wir fühlen uns bedroht. Hat keinen Menschen interessiert. Und es gibt sicher mehrere Motive für Putin, für das, was er dann getan hat. Und ja, schon lange begonnen hat, also spätestens 2007 oder wann war diese große Rede in München bei der Sicherheitskonferenz. Das Grundmotiv ist wirklich diese Erinnerung, es ist nicht umsonst, dass in Russland, ganz anders als im Westen, das Ende des Zweiten Weltkriegs, also in Russland immer gefeiert am 9. Mai, jährlich ein großes Fest ist, jährlich eine große Feier. Bei uns ist das ja längst Geschichte, aber dort ist das Gegenwart immer noch tief im Bewusstsein. Und da kommen natürlich andere Dinge dazu, wie diese Tendenz der amerikanischen Regierung unter Obama, ich weiß nicht mehr, wie hieß denn der? Irgendein Mensch mit B, vielleicht fällt Ihnen der Name ein, der damals erklärt hat, naja, Russland ist jetzt ein drittklassiger Staat geworden nach der Auflösung der Sowjetunion, um den muss man sich nicht mehr scheren. Das war natürlich auch eine Herausforderung an Russland, eine Kränkung, eine Herausforderung. Und Putin hat sie auf seine Weise angenommen. Das heißt nicht, dass ich seinen Krieg jetzt entschuldigen will. Gar nicht. Jeder Krieg ist zu verurteilen, egal mit welchen Motiven er geführt wird. in der geführt wird. Aber wenn man verstehen will, warum diese Schritte gesetzt worden sind, dann muss man sich die Geschichte vergegenwärtigen. Ich kann nicht einfach nur damit argumentieren, der Putin ist ein Idiot, der Putin ist größenwahnsinnig, was vielleicht alles zutrifft, aber dann würde er das trotzdem nicht durchsetzen können, wenn das der Punkt wäre. Er kann diesen Krieg in der Ukraine führen, weil dieses russische Bedrohungsgefühl der Hintergrund ist. Das, was Sie jetzt versucht haben zu beschreiben, sozusagen auch historische Hintergründe, Entwicklungen, die vielleicht auch zur Erklärung eines Krieges beitragen können, das ist natürlich etwas, was Menschen bewegt. Gleichzeitig aber haben viele Menschen die Schwierigkeit, die vielen Informationen, die sie auch in Konflikten erhalten, überhaupt einzuordnen. Das hat natürlich etwas damit zu tun, dass sich die Medienlandschaft verändert hat. Früher haben Menschen einen Fernsehkanal gesehen und eine Tageszeitung gelesen. Das ist nicht mehr so. Es gibt eine Vielzahl von Bildern, Kanälen, Eindrücken, Social Media, die eine Wucht von Informationen erzeugen. Damit ist natürlich auch der Propaganda Tür und Tor geöffnet. Die Informationen, die wir erhalten, sind vielfach Manipulation unterworfen. Jetzt stellt sich die Frage, die Friedensbewegung, die irgendwie doch an Bedeutung eingebüßt hat, an Kraft verloren hat, ist die auch dieser Wucht der Bilder und der Informationen ein Stück weit oder war sie nicht widerstandsfähig genug? Also das könnte sein, dass das damit zu tun hat, dass diese Vielfalt der Informationen in gewisser Hinsicht lähmend wirkt. Weil gegen jedes Argument, was man vorbringt, gibt es sofort zehn Gegenargumente, egal von welcher Seite. Und auch immer so schnell. Und immer so schnell, ja. Und das ist natürlich, wie soll ich sagen, schwer zu verdauen. Oder die menschliche Kapazität ist ja begrenzt. ist ja begrenzt. Also diese sehr vielen unterschiedlichen Informationstendenzen machen manchmal einfach ratlos und hilflos irgendwie. Und dann zuckt man mit den Schultern. What shall we do? Also ich glaube, dass dies einer der Gründe ist, warum das wirklich als Überforderung wahrgenommen wird. Was für mich auch in meiner eigenen Geschichte immer eine Schlüsselerfahrung war, ist, dass ich selber immer gesucht habe nach Erzählungen, nach Erzählungen des Friedens, nach Erzählungen der Friedensfindung, das ist nämlich gar nicht so einfach. Wir wissen, wie der Vietnamkrieg zu Ende gegangen ist. Da gibt es ja diese Legende, in der sehr viel Wahrheit steckt. Der Vietnamkrieg wurde in den Wohnzimmern beendet, weil die Menschen die Bilder gesehen haben und die so einen großen Schrecken erzeugt haben, dass man gesagt hat, hört auf damit, bringt unsere Jungs wieder nach Hause, bis hin natürlich zu anderen Kriegen, die aber dann gerade auch durch die mediale Darstellung immer klinischer geworden sind, immer entrückter wurden. Aber dennoch, wo sind denn die Erzählungen des Friedens, die beispielsweise auch wieder heute junge Menschen oder viele andere zuversichtlich stimmen könnten, dass es Frieden geben kann? Was würden Sie denn da als Beispiele ins Treffen führen? Haben Sie eine gute Friedenserzählung, die Mut machen kann? eine gute Friedenserzählung, die Mut machen kann? Es gibt eine ganze Reihe von Beispielen. Ich habe mal ein Buch herausgegeben, vor ein paar Jahren, das man auf der Website von Schleining irgendwo auch findet. Beispiele gelungener Prävention von Kriegen. Also es gibt solche Beispiele gelungener Prävention von Kriegen. Also es gibt solche Beispiele. Zum Beispiel gab es Anfang der 30er Jahre einen sehr scharfen Konflikt zwischen Norwegen und Dänemark um, wie heißt es, der Gürtel um den Nordpol? Mir fallen manchmal die Begriffe nicht mehr. Ich vermute mal um Ressourcen. Nein, es ging um den, sozusagen, wem gehört der bewohnte Streifen um den Nordpol herum. Da gab es einen scharfen Konflikt und der wurde friedlich beigelegt. der wurde friedlich beigelegt. Auch der Nordirland-Konflikt ist nicht in dem Ausmaß eskaliert, wie es eigentlich zu befürchten war, weil sich Menschen sehr engagiert für eine Waffenstillstandslösung engagiert haben. für eine Waffenstillstandslösung engagiert haben. Es gibt eine ganze Reihe von gelungenen Beispielen der Prävention von größeren kriegerischen Auseinandersetzungen. Die werden aber erstaunlicherweise in Bedrohungszeiten immer nicht erinnert. Die werden dann verdrängt. Beziehungsweise es ist nicht so spektakulär. Naja, angenommen Norwegen und Dänemark hätten wirklich ihre Flotten eingesetzt und die hätten gegeneinander gekämpft, das wäre schon eine ziemliche Geschichte geworden. Da würde sich heute sofort jeder daran erinnern. Aber dadurch, dass man das abwenden konnte, ist es halt vergessen. Und so ist es mit vielen solchen Geschichten. Das menschliche Gehirn neigt dazu, immer nur die großen negativen Ereignisse zu speichern und da, wo man Glück gehabt hat, das Gerät entvergessen hat. Wir haben jetzt gar nicht mehr so viel Zeit auf unsere Uhr. Wir schreiten dem Ende der Sendezeit schon allmählich entgegen. Mich interessiert noch eine Ihrer Kerntätigkeiten als Pädagoge. Eine große Herausforderung, Frieden, Konfliktprävention ja auch pädagogisch zu vermitteln. Was waren denn da, jetzt wenn Sie auf Ihren Erfahrungsschatz blicken, was waren denn da für Sie selbst immer auch die erfolgreichsten Argumente, Menschen dafür zu gewinnen, zu begeistern, tatsächlich doch am Frieden festzuhalten? tatsächlich doch am Frieden festzuhalten? Ich habe Ende der 70er Jahre zusammen mit zwei jüngeren Hannoveraner Kollegen ein großes Forschungsprojekt gemacht über die Möglichkeiten spielerisch sozusagen einfach auszuprobieren, was wirkt, was funktioniert. Das ist eine Methode bestimmte Szenen zu spielen und das was man beim Spielen also Szenen in denen es um Gewalt um Konflikt um bevorstehende Eskalation geht welche Erfahrungen gibt es damit bevorstehende Eskalation geht. Welche Erfahrungen gibt es damit, dieses Konfliktpotenzial zu reduzieren, der Gewalt ohne Gewalt zu begegnen? der Gewalt ohne Gewalt zu begegnen. Und das also wirklich ohne Vorgaben meinerseits oder meiner Kollegen, ohne die Vorgabe an die Teilnehmer an solchen Kursen, ihr müsst das so und so machen. Denen gebe ich gar keine Vorgaben mehr, sondern die dürfen probieren. Und das ist meines Erachtens eine sehr gute Methode, um Erfahrungen damit zu machen, konkrete Erfahrungen. Natürlich zunächst mal auf zwischenmenschlicher Ebene, wie kann ich Gewalttendenzen am erfolgreichsten entgegentreten. Das spielt etwas eine sehr große Rolle, an das man oft nicht denkt, nämlich die Haltung. Es gibt von Bertolt Brecht eine wunderschöne Keuner-Geschichte, die Weise am Weisen ist die Haltung. Mit welcher Haltung begegne ich meinem Gegner? Mit welcher Haltung begegne ich meinem Gegenüber oder dem Fremden oder dem unangenehmen Typen? Wie begegne ich dem? Mit welcher Haltung kann ich bewirken, dass die andere Person anfängt, die eigene Haltung zu reflektieren und vielleicht nach anderen Wegen Ausschau zu halten. Also ich mache das auf spielerische Weise, aber nach jeder Spielrunde gibt es eine Reflexionsrunde, wo wir uns zusammensetzen und miteinander das, was wir erlebt haben, genau anschauen, reflektieren und sehen, was war das eigentlich? Wodurch hat sich die Szene umgedreht oder so? Also man kann konkrete Erfahrungen vermitteln und das ist mir immer in gewisser Hinsicht interessanter und erfolgreicher vorgekommen, als wenn ich nur predige. Das ist die Gewalt. Wir haben jetzt nur noch ganz wenige Minuten, aber trotzdem eine letzte und abschließende Frage, weil ich habe ja auch tatsächlich meine Senderei benannt nach Medien und Haltung in Zeiten des Krieges. Was würden denn Sie den Medien, natürlich der Vielzahl von Medien, aber Medien an sich oder mediale Herangehensweise auf den Wunschzettel schreiben, wie sie Haltung beweisen. Nur mal ganz kurz auf eine knappe Formel gebracht. Mal überhaupt nachforschen, wo werden denn Alternativen zur kriegerischen Auseinandersetzung, wo werden die überhaupt erprobt, dargestellt, diskutiert, wo gibt es denn so etwas? Und es gibt es natürlich. Also die Stiftung Kraft für Gewaltfreiheit in Deutschland ist da sehr dran. Und auch andere. Aber da muss man ein bisschen schauen, wo finde ich da was, wo kriege ich das. Und die Medien neigen natürlich dazu, immer so das Negative, das Aktuelle, irgendwie bedrohlich in den Vordergrund zu stellen, statt mal zu suchen, wo sind Alternativen, wie der Jung das zum Beispiel gemacht hat. Sage ich vielen herzlichen Dank. Ich muss nämlich jetzt einen Punkt machen. Wir sind am Ende der Sendezeit. Vielen Dank, Rainer Steinweg, Friedic zu Gast. Er wird mit mir sprechen und diskutieren über die Narrative des Krieges und mediale Widerspruchsmöglichkeiten. Kommend Mittwoch, 16. November, ich darf Sie also wieder einladen, dabei zu sein. Vielen Dank für das Interesse heute und ich darf natürlich wie immer schließen mit dem Ersuchen, bleiben Sie DorfTV, dem Sender Ihres Vertrauens, auch weiterhin gewogen. In diesem Sinne noch einen schönen Abend und auf Wiedersehen. you