Einen schönen guten Tag und herzlich willkommen aus dem Studio von DorfTV in der Kunstuniversität Linz. Ja, in den vergangenen Ausgaben der Senderei Unterweißer Flagge Medien und Haltung in Zeiten des Krieges habe ich das Augenmerk besonders auf Fragen der journalistischen Herangehensweisen an das Thema gelegt. Nunmehr möchte ich den Blick etwas erweitern und vor allem der Frage nachgehen, wie es eigentlich um die Rezeption der Menschen steht, die Kriegsbilder sehen, die sie betrachten, die dabei Abscheu empfinden, vielleicht auch Faszination. Und um da tatsächlich auch tiefgründiger hineingehen zu können, freue ich mich, heute einen Gast bei mir im Studio begrüßen zu können. Es ist Bernhard Batinic. Er ist Leiter des Instituts für Psychologie und Pädagogik an der Johannes Kepler Universität, somit auch ein medienpsychologischer Fachmann. Herr Batinic, ich freue mich sehr, dass Sie heute hier sind und mit mir die kommenden 45 Minuten dieser Diskussion bestreiten. Vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich auch sehr. Ohne weitere Zeit zu verlieren, Herr Batinic, gleich die erste Frage. Ja, vielen Dank für die Einladung. Freue mich auch sehr. Scheu und Faszination gegenüber Kriegen, den starken Bildern, die Kriege, die kriegerische Auseinandersetzungen produzieren, das liegt sehr eng beisammen. Jetzt mal abseits der journalistischen Verantwortung, wie wir Informationen aufbereiten und tatsächlich auch einem Publikum überbringen, ist jetzt natürlich auch ganz entscheidend die Frage, was gibt es denn da auch aus psychologischer Perspektive dazu zu sagen, diese Ambivalenz, wie wirkt das etwa, wenn diese Informationen bei uns Menschen im Kopf ankommen? bei Unglücken häufig den Punkt des Zuschauers, der von der Ferne gefiltert durch das Medium eigentlich das Ganze betrachtet. Und in manchen Situationen ist das fast wie ein Zuschauer bei einem Boxkampf. Also wo zwei sich schlagen und ich bin gleichzeitig erschrocken über die Gewalt, die ich da sehe und fiebere gleichzeitig aber mit einer Person mit, dass die doch diesen Kampf gewinnt. Also ich zähle mich dann zugehörig zu einer Gruppe, bin aber gesichert in meinem privaten Wohnzimmer und mir kann nichts passieren. Also so scheinbar zumindest. Und ich bin gefiltert durch den Monitor beim Fernsehen, wo ich etwas mitschaue und miterlebe, hautnah dabei bin, aber doch nicht dabei bin. Also gleichzeitig irgendwie das ganze Erleben. nicht dabei bin. Also gleichzeitig irgendwie das ganze Erleben. Das heißt, wenn ich das jetzt richtig verstehe, schaffen Medien, natürlich in erster Linie auch audiovisuelle Medien, so etwas wie eine sichere Distanz, die mich in Sicherheit wiegen, das ist natürlich insofern auch interessant. Und da möchte ich jetzt kurz auf eine Generationenfrage zu sprechen kommen. Weil tatsächlich ist ja die Erfahrung des Krieges hier auch in Österreich ja noch gar nicht so lange zurück. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 hat natürlich eine hoffentlich noch lange anhaltende friedliche Nachkriegsära eingesetzt. Aber es gibt noch Menschen aus unserer Großelterngeneration, die das erlebt haben. Sehen Sie da Unterschiede, wenn man sozusagen einen persönlichen Erfahrungshintergrund hat von Krieg, von Leid und Zerstörung, dass das natürlich noch in einem kollektiven Bewusstsein sich erhält und lange, lange nachwirkt im Gegensatz zu jenen, die jetzt geboren werden und sowas fast wie aus einem Hollywood-Film wahrnehmen könnten? Ja, also ich glaube schon irgendwie, dass es dann extremen Unterschied zwischen den Leuten gibt, die das miterleben. Also so jetzt gerade im aktuellen Konflikt zwischen der Ukraine und Russland, die aus der Ukraine flüchten müssen und zu uns kommen und Ähnliches. Und das quasi erlebt haben, diese Vertreibung oder die Zerstörung. Und andere, die das quasi über Medien vermittelt, Medien inszeniert miterleben. Wir sitzen dann nebeneinander und haben einen ganz anderen Hintergrund, also so dem Sachverhalt gegenüber. Ich glaube, das ist ein großer Unterschied und da gibt es ja auch die These, dass gerade die ältere Generation, die sowas erlebt hat, also jetzt hier in Österreich, dass die das auch vermitteln soll, dass die das irgendwie auch in die Schulen beispielsweise tragen soll, dass man irgendwie deren Erfahrungsschatz irgendwie nutzen sollte, um sich das zu vergegenwärtigen, dass es halt kein Spiel ist. Also das ist, was wir im Medium vermittelt sehen, wenn wir da irgendeine Bombe sehen oder ähnliches, dass da auch Leute gestorben sind. Also so. Und wir haben das in der Mediendarstellung häufig, dass da auch Leute gestorben sind. Also so. Und wir haben das in der Mediendarstellung häufig, dass es sehr simpel dargestellt wird. Also es wird über einen Bombenanschlag und tote Zivilisten gesprochen, dass da aber auch Soldatinnen und Soldaten gestorben sind. Und jedes Leben zählt. Also so. Das wird dann meistens ignoriert oder irgendwie als quasi als das gehört halt zum Krieg dazu oder ähnliches irgendwie vermittelt. Das hat was ganz anderes, wie wenn sie selbst betroffen sind oder selbst im Umfeld sind. Also wenn beispielsweise ihre Angehörigen, ihr Vater, in den Krieg gezogen ist und sie Angst jeden Tag haben, wie es ihm geht oder Ähnliches oder ihre Familie verlassen mussten, um zu flüchten. Medien in weitgehend modernen demokratischen Gesellschaften haben ja sowas sich selbst auferlegt wie einen Ehrenkodex. Den gibt es ja auch in Österreich, natürlich sehr stark auch repräsentiert durch den österreichischen Presserat. In der zweiten Sendung war ja auch Louis Paulitsch vom Presserat hier und wir haben auch über Medienethik gesprochen. Und da war natürlich auch ein Thema, dass Medien sich verpflichten, gewisse Bilder des Krieges, von Leid, Zerstörung und Elend nicht zu zeigen. Wie stehen Sie eigentlich als Psychologe dazu? Das hat ja auch natürlich so etwas wie eine erzieherische Funktion, also wir wollen nicht, dass Menschen das sehen, weil das könnte etwas triggern oder da geht es ja auch um die Würde derer, die hier dargestellt sind, auch wenn sie elendiglich ums Leben gekommen sind. Ist das aus psychologischer Sicht etwas, was vernünftig zu betrachten ist, weil man vielleicht auch Menschen dafür schützen sollte, zu gewaltvolle Bilder wahrzunehmen, mit denen sie da nicht zurande kommen. Es gibt auch einen Lerneffekt, um genau nicht diese Flapsigkeit der Medien, der Bildproduktion zu ermöglichen, sondern die Brutalität so darzustellen, wie sie ist. Also tatsächlich bin ich da ambivalent. Ich verstehe, wie man zu der Entscheidung gekommen ist, das entsprechend nicht darzustellen. Auf der anderen Seite laufen wir aber Gefahr, dass bestimmte Kriegshandlungen reingewaschen werden. Also ich fand das den Höhepunkt beim Irakkrieg, wo man Drohnenbilder gesehen hat, die dann irgendwo einschlagen, aber alles in schwarz-weiß. Und dann gab es eine Explosion oder ähnliches. Was da aber vor Ort passiert ist, wie viele Leute dann da gestorben sind, was für ein Leid diese Raketen verursachen, das wird dann meistens nicht gezeigt. Und jetzt im Russland-Ukraine-Konflikt ebenfalls, dass wir viele Bilder eigentlich gar nicht sehen. Also so und das Ganze irgendwie in Anführungszeichen sauber gewaschen wird. Auf der anderen Seite heutzutage, durch die neuen Medien holen sich die Leute das halt dann über Twitter oder Telegram und ähnliches. Diese Bilder sind komplett unkommentiert oder falsch kommentiert, bedienen irgendwie Emotionen absichtlich, sind teilweise vielleicht sogar produziert und man kann nicht mehr differenzieren, da fehlen mir eigentlich die klassischen Medien, die da ein Auge mit journalistischer Professionalität drüber werfen und auch schauen, ob das jetzt nun echte Bilder sind oder nicht und die entsprechend einordnen. Also das heißt, ich würde schon dafür plädieren, derartige Bilder häufiger zu zeigen. Auf der anderen Seite halte ich überhaupt nichts von diesen Kurzclips. Also wo man irgendeine Straße sieht mit 20 Toten, kurz draufgeschwenkt und dann kommt Schnitt und jetzt kommt wieder das Nächste. Und dann kommt eine Statistik und dann kommt das irgendwie. Also man sollte sich wirklich mit manchen Sachverhalten tiefgehender auseinandersetzen. Und da in dem Zusammenhang kann man meiner Ansicht nach oder sollte man auch brutalere Bilder zeigen, um den Leuten zu vermitteln, was da eigentlich Schlimmes passiert. Wenn ich das aber richtig verstehe, dann stellt die digitale Entwicklung natürlich auch dann jene der Social Media, auch die Psychologie vor völlig neue Herausforderungen, weil diese Kurzclips, die Sie da jetzt kurz auch erwähnt haben und deren Problematik, das hat ja viel mit Social Media Anwendungen, Apps und so weiter zu tun. Stichwort TikTok, das ist auch in dieser Reihe schon sehr, sehr oft gefallen. Viele nehmen ja die Bilder des aktuellen Ukraine-Kriegs ja nur über TikTok Darstellungen wahr. Das ist natürlich höchst problematisch. Wie geht denn die Psychologie damit um? Es ist dahingehend problematisch, wenn eine mangelnde Medienkompetenz da ist. Also mangelnde Medienkompetenz meine ich damit, dass man eine Informationsquelle quasi als wahr annimmt. Ein TikTok-Video, ein Telegram-Video und ich glaube, dass das wirklich dann auch so geschehen ist, weil es ist ja vielleicht sogar ein Film, nicht nur ein Bericht oder nicht nur ein Foto, sondern ein Film und das muss ja echt sein und Ähnliches. Wenn ich das aber als Ort nehme, wo ich die unterschiedlichsten Informationen bekomme, von der Pro-Seite, von der Gegenseite, von potenziell neutraler Seite und das mixe und daraus mir eine eigene Meinung bilde, dann ist das durchaus positiv. Ich wäre vorsichtig bei, was ja ganz häufig geschieht, dass man Social Media mit klassischen, seriösen Medien quasi so in Opposition stellt. Ich habe häufig das Gefühl, dass klassische, seriöse Medien sich gerade auch dieser Videos bedienen. Also die als Aufhänger nehmen. Ich fand das jetzt ganz interessant, irgendwie über diesen Atomzug, der ursprünglich ein TikTok-Video war und dann von vielen klassischen Medien quasi übernommen wurde. Dazu gab es eine Headline, es fährt ein Atomzug an die Grenze, was auch immer ein Atomzug ist, also mal dahingestellt, aber es wird irgendwas aufgebauscht und dann merkt man irgendwie erst im zweiten Blick, dass die klassischen, seriösen Medien einfach um eine Nachricht zu haben, eine Nachricht zu produzieren, sich auch in diesem Social-Media-Bereich bedienen und dort irgendwie entsprechend fischen. Also da wird das Ganze dann auf den Kopf gestellt, also diese Zweiteilung von Medien. Kriege, auch das vielfach angesprochen, ist ja natürlich ein unglaubliches Biotop für Desinformation, Fake News und Propaganda. Jetzt stellt sich da die Frage, ich meine, wir können diese ganz große Kiste jetzt nicht aufmachen, dem allen auf den Grund zu gehen, aber es ist ja schon auch interessant und da würde mich Ihre Sichtweise sehr, sehr interessieren, warum eigentlich Menschen so anfällig sind. Jetzt kann man natürlich sagen, ja, sie sind der traditionellen Medien und ihrer Informationsleistungen überdrüssig und da gibt es den Vertrauensverlust in Medien und Politik und so weiter. Aber warum sind Menschen so anfällig, gerade auch im Zusammenhang mit Krisen, Konflikten, derart gruden Erzählungszusammenhängen, Darstellungsformen so schnell Glauben zu schenken. Ja, also da kann man, da hat die Sozialpsychologie unheimlich viel geleistet, also in dem Bereich, oder Erkenntnisse gesammelt und ein Punkt ist das minimale Gruppenparadigma, wo ich, also ein Forscher Personen willkürlich in zwei Gruppen eingeteilt hat und das dazu geführt hat, dass man die Eigengruppe besser findet als die Fremdgruppe. Also man kann irgendwie Personen schnell das Gefühl geben, du gehörst zu einer Gruppe und das sind die anderen. Und dann gibt es eine ganze Reihe von psychologischen Effekten, die sich da abspielen, dass ich nämlich beispielsweise meine Gruppe viel besser finde, dass ich die andere Gruppe viel schlechter finde. Und dann fange ich an, bei der Informationssuche selektiv vorzugehen. Ich suche Informationen, die meine Gruppe, meine Meinung quasi bestätigen und ignoriere andere Meinungen, also so, weil die würden ja meine Meinung eigentlich in Gefahr bringen. Also diese Idee, ich teile das Ganze in Gruppen auf irgendwie, habe eine eigene und eine Fremdgruppe und meine Gruppe ist besser, die Informationen, die meine Gruppe bestätigen, auch wenn sie ein bisschen krumm sind, wenn sie ein bisschen schräg sind oder so, gelten erstmal irgendwie und die nehme ich erstmal für wahr und die anderen sind sicherlich die Bösen gewesen oder die für alles verantwortlich sind. Also ich fand das jetzt ganz interessant, irgendwie die Berichterstattung über Nord Stream 1 und 2 und den Anschlag, also so, in der medialen Berichterstattung, zumindest wie ich sie jetzt im deutschsprachigen Raum wahrgenommen habe, waren es vor allem die Russen. Spricht ja auch einiges dafür, dass sie es vielleicht auch waren. Also kann gut sein, dass sie es waren. Dass es aber auch andere waren, irgendwie wurde häufig unter den Tisch gefallen lassen. Oder als absurde Möglichkeit oder ähnliches. Also es kann keiner aus unserer Gruppe gewesen sein, sondern es muss die Fremdgruppe gewesen sein. Und was ich interessant finde, ist, dass die Medien, die ja da so eine Art Vogelperspektive einnehmen müssten, einen Ausgleich finden müssten, dass die da teilweise mitmachen. Also auch mit Teil der Eigengruppe sind. Also so auch dahingehend argumentieren gegenüber einer potenziellen Fremdgruppe. Und George Orwell hat früher gemeint, dass die ganzen Medien und alles wäre ja dann irgendwann mal staatlich gesteuert und dann wären so wichtige Leute, die würden dann alles kontrollieren oder Diktatoren. Ich habe irgendwie das Gefühl, die brauchen wir gar nicht. Also wir brauchen diese staatliche Steuerung oder diese Diktatoren gar nicht. Wir machen das selbst. Also so, indem wir einfach unsere Gruppe betonen. Diktatoren gar nicht, wir machen das selbst. Indem wir einfach unsere Gruppe betonen, irgendwie sagen wir, wir gehören zusammen und der andere irgendwie, da muss irgendwas großes Problematisches sein und etwas Unverständliches. Unser Verhalten ist immer rational, das des anderen ist immer irrational oder ähnliches. Das glaube ich, das haben wir tiefgehend in uns drin. Und das wird jetzt gerade in Konflikten und Kriegen stark bedient. Ich selber habe mich so in den vergangenen Jahren immer wieder sehr interessiert umgesehen, so in den internationalen Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit, die ja viel mit Kriegen zu tun haben und mit blutigen Konflikten in den vielen Krisenregionen dieser Welt, vor allem natürlich auch in der südlichen Hemisphäre. Und da ist mir aufgefallen, die schreiben ja immer wieder eine ganze Menge Jobs aus. Und wenn immer ein blutiger Konflikt, ein Krieg, ein Bürgerkrieg aufgetreten ist, gibt es im Nachhinein oder eigentlich schon sehr im frühen zeitlichen Umfeld gleich mal eine ganze Menge Jobs, die sich dem Disaster-Management, wie es so schön heißt, widmen. Und dann gibt es eine ganze Menge Jobs, ebenso viele, wo Psychologinnen, Psychologen, Psychotherapeuten gesucht werden in der Bewältigung von posttraumatischen Belastungsstörungen. Das ist ein interessantes Betätigungsfeld auch für die Psychologie und ich habe immer das Gefühl gehabt, da gibt es doch sowas wie eine Ambivalenz oder das ist irgendwie sozusagen einerseits auch sozusagen die psychologische Betrachtung, wie Kriege dargestellt werden und dann die Realitäten derer sich psychologische Perspektiven ja auch wieder annehmen müssen. Was fällt Ihnen dazu ein? Als erstes fällt mir dazu ein, dass bei der Berichterstattung, oder wenn wir uns den Krieg anschauen, da gibt es ja die Phase vor, bevor kriegerische Handlungen beginnen, die eigentlichen kriegerischen Handlungen und dann in der Hoffnung, dass es auch irgendeine Postkriegsphase gibt, wo ein Wiederaufbau, wo Versöhnung oder Ähnliches geschehen muss oder Bewältigung von Erlebten irgendwie, also so bei den Personen. Und medial berichtet, inszeniert, hochgehalten wird nur diese Mittelfase. Wir kriegen wenig mit über die Phase davor, also da muss man sich interessieren irgendwie und die Phase danach. Also so, das wird irgendwie auch meistens irgendwie, fällt das so weg irgendwie in der Berichterstattung, ist vielleicht auch nicht so spannend irgendwie, wie zu berichten, dass gerade jetzt irgendwelche Raketen von A nach B gehen. Das Leid, das teilweise über Jahre, Jahrzehnte, irgendwie nach einem Krieg in den entsprechenden Regionen herrscht, irgendwie, wird meistens ausgeklammert. Also wenn Sie sich da einige kriegerische Regionen in Afrika anschauen oder so, dann weiß man da eigentlich nichts mehr drüber und dass die ihre Konflikte aber nicht gelöst haben, dass die immer noch irgendwie in großer Armut oder ähnlichen Problemen leben, das nimmt man zur Kenntnis, aber es wird nicht mehr darüber berichtet, interessiert auch irgendwie immer weniger Leute. Und das auf der einen Seite, auf der anderen Seite noch ein Punkt irgendwie, wenn wir sagen, über kriegerische Handlungen wird ja immer extrem berichtet und das lenken wir das lenkt unsere Aufmerksamkeit. Wir haben ja ganz viele kriegerische Aktionen auf der Welt, über die ganz wenig berichtet wird oder die einfach so ausgeklammert werden. Also ich finde ganz faszinierend, der Jemen-Konflikt, wo Abertausende Menschen sterben und alles und Saudi-Arabien sicherlich einer der Hauptakteure da ist irgendwie und das aber quasi eigentlich medial irgendwie so unter fahrender Liefen läuft. Also es gibt mediale Berichte, die sind aber irgendwie, haben nicht diese Kraft irgendwie die Leute, die Aufmerksamkeit der Leute darauf zu lenken. Jetzt ist ja der aktuelle russische Aggressionskrieg gegen die Ukraine ja in vielerlei Hinsicht einer, der sich von vorangegangenen Kriegen und Konflikten unterscheidet. Jetzt nicht bloß, weil jetzt TikTok erstmals so eine eminente Rolle spielt, wir haben es ja schon ganz kurz genannt, sondern natürlich auch, weil viele der ursprünglichen Positionen und Betrachtungsweisen eigentlich völlig auf den Kopf gestellt werden. Ich nehme immer gerne das Beispiel, weil ich selber mich sehr wundere, wo bleibt denn die Friedensbewegung, die angesichts solcher Konflikte eigentlich zu Zehntausenden auf die Straße gehen müsste, tut sie aber nicht. Stattdessen hört man gerade auch aus diesen Kreisen mittlerweile sogar aus grünen Politikerinnen, etwa in der Bundesrepublik Deutschland, die jetzt Außenministerin ist, Annalena Baerbock, die selber quasi die Rüstungsförderung befürwortet und Waffenlieferungen. Da bleibt ja sozusagen vielfach kein Stein mehr auf dem anderen. Gleichzeitig wird man aber, wenn man versucht, nach Frieden zu rufen und die Wiederherstellung von Frieden einzufordern, wird man ja schnell denunziert als Putin-Versteher. Also richtig auch in einem Sinne einer Missachtung und Geringschätzung. Das bringt mich nämlich auch zu dem Punkt, das macht es ja auch dann so schwierig, wenn man sagt, es muss eine friedliche Lösung geben. Alle Eltern, die ihre Kinder in Kinderbetreuungseinrichtungen haben, im Kindergarten, die müssen den Kindern ja auch beitragen, wenn sie mal streitet, es gibt immer eine Lösung. Was macht denn das so schwierig auch psychologisch, dass man da durchdringt, sozusagen nach dem Motto, wir müssen da militärisch nochmal so richtig kräftig draufhauen, sonst gibt es keine andere Lösung. Also ich finde das ebenfalls faszinierend. Also so ein anderer Aspekt, ich bin groß geworden mit der Angst vor einem Atomkrieg. Sonst gibt es keine andere Lösung. Ich finde das ebenfalls faszinierend. Ein anderer Aspekt, ich bin groß geworden mit der Angst vor einem Atomkrieg. Also so im Kalten Krieg. Das war das Schlimmste, was wir uns damals vorstellen konnten. Und mittlerweile sehe ich Medienberichte, die die handelbaren Auswirkungen von taktischen Atombomben diskutieren. Und was dann so passieren wird und was man machen könnte. Das kommt mir fast gar nicht mehr so schlimm vor wie früher. Das wird sich regional begrenzen und das ist dann halt so und so weiter. Und das war früher undenkbar und da sind viele Menschen auf die Straße gegangen und ähnliches. Ich glaube, dass wir zur Zeit eine Phase haben, wo die Majorität, also die große Gruppe eigentlich alle auf Linie halten will. Also dass wir insgesamt irgendwie dieses und gegen abweichende Meinungen, Leute, die da irgendwie vielleicht kritisch sind, irgendwie auch sehr radikal vorgehen, weil wir brauchen zur Zeit, so zumindest glaube ich, so gesamtgesellschaftlich die Idee, den großen Zusammenhalt. Wir müssen zusammenstehen gegen den Aggressor, also so, und müssen jetzt irgendwie, dürfen nicht abweichen, weil das wäre eine Schwäche. Also so. Und wir haben das und in bestimmten Situationen kann man das durchaus verstehen. Also dieses Gefühl, wir müssen zusammenhalten, wir müssen zusammenstehen. Meistens kommt das große Erwachen danach. Also wenn man sich denkt, warum ist das denn, also jetzt die Frage, warum gibt es so wenig diplomatische Initiativen? Warum gab es eigentlich vor dem Krieg irgendwie nicht wirksamere diplomatische Initiativen. Es gab welche, die haben aber wohl scheinbar irgendwie keinen Erfolg irgendwie gebracht. Also alles irgendwie vorher, vor Kriegsanfang wäre wohl vernünftiger gewesen als diese Abertausenden Toten, die es jetzt irgendwie dort gibt und immer noch gibt und jeden Tag gibt. Also so. Und diese Fragen kommen, glaube ich, erst später irgendwie, wenn wir aus diesem Tunnelblick, in dem wir uns zurzeit befinden, eigentlich ausscheren. Das sieht man auch häufiger, manchmal auch durchaus zu Recht. Also ich habe das in der Corona-Krise, habe ich das ähnlich erlebt irgendwie. Da ging es darum, irgendwie abweichende Meinungen und Ähnliches irgendwie rauszuhalten, weil man wollte, dass alle sich impfen, dass alle irgendwie auf Linie bleiben irgendwie und da gemeinsam eine Anstrengung machen. Weil je mehr Leute abgewichen wären, desto größere Probleme hätten wir als Gesamtgesellschaft gehabt. Also durchaus nachvollziehbar und auch rational. Jetzt im aktuellen Fall finde ich es aber an manchen Stellen durchaus problematisch. Und es ist nicht gesteuert, also so im Sinne von, dass da irgendwelche wichtigen Leute verschwörungsartig das jetzt befehlen oder uns darauf bringen. zu rücken und Minoritäten erstmal klein halten. Da werden aber gerade die Medien gefordert, also da wieder irgendwie ein ausgleichendes Element, ein durchaus kritisches Element irgendwie zu bringen und manche Sachen vielleicht auch zu hinterfragen, also so in der aktuellen Situation. Jetzt ist es natürlich so und gerade in diesen Tagen treten ja immer mehr schon auch in der Politik auf die Bühne und versuchen es mit Aufrichtigkeit, nämlich den Menschen zu erklären, die vielen Krisen und Verwerfungen, unter denen wir alle leiden und sehr, sehr stöhnen. Und da schon seit Jahren, im Grunde hat das ja alles schon begonnen, 2008, 2009 mit der großen globalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Aber dass man den Menschen zumindest mittlerweile aufrichtig sagt, liebe Leute, so schnell wird das mit den Krisen nicht zu Ende sein. Das ist natürlich dann auch für die Medien eine große Aufgabe, wie man eigentlich diese Information aufgreift, weiterverarbeitet, kommentiert, wie man da auch sozusagen ein Meinungsspektrum etabliert. Es ist aber natürlich auch meines Erachtens eine wichtige psychologische Frage und darum gebe ich sie gleich auch an Sie weiter. Wie viel Krise ist eigentlich den Menschen zumutbar? Das würde ich auch gerne wissen. Vor allem, weil wir ja quasi in so einer Dauerschleife sind. Also wir hatten verschiedene Krisen, dann aber jetzt über Jahre die Corona-Krise, jetzt diesen Krieg, jetzt daraus folgernd irgendwie eine Energiekrise, Preiskrise, Inflation. Man wagt nicht zu schauen, was kommt als nächstes irgendwie, also wie geht das Ganze weiter. Und man ist in so einer Art Dauerschleife, was sicherlich an manchen Stellen auch abstumpft. Also so, dass man so quasi, man will nicht mehr dachten, man will nur auch da raus irgendwie aus der ganzen Sache. Also ich finde das hochproblematisch irgendwie. Man will nicht mehr dachten, man will nur auch da raus aus der ganzen Sache. Also ich finde das hochproblematisch. Aber resultiert das nicht vielleicht auch ein bisschen aus dem Problem oder eigentlich aus dem Glück, man muss es ja so drehen, aus dem Glück, dass jetzt auch gerade auch die Generationen in Europa der Nachkriegsordnung eigentlich eine sehr stabile, sehr sichere Friedenszeit erleben durfte, eigentlich eine sehr stabile, sehr sichere Friedenszeit erleben durfte, auch sehr starke, sozusagen die Wirkung des sozialen Wohlfahrtsstaates, dass wir eigentlich jetzt plötzlich auch so vor den Kopf gestoßen sind, weil in Wahrheit ist es natürlich in der Geschichte so, dass es ja eigentlich Jahrhunderte zurück immer Kriege gegeben hat. Ich denke alleine jetzt mal an das 17. Jahrhundert, diese lange und unerträgliche Phase des 30-jährigen Krieges, das ja fast 30 Prozent Europas Bevölkerung ausgerottet hat, ermordet hat und sozusagen im Elend gelebt hat, dass wir eigentlich das auch verloren haben und vielleicht, und das ist jetzt auch das, worauf ich mit Ihnen jetzt hinaus will, dass sich das eigentlich im kollektiven Bewusstsein gar nicht so bemerkbar macht, nämlich unsere lange historische Erfahrung, als es uns eigentlich recht sein sollte. Also was man daraus folgern könnte, ist schon, wir klagen auf hohem Niveau. Also wir klagen auf hohem Niveau, uns geht es relativ gut, also auch wenn wir jetzt den Krieg oder daraus Dinge spüren aus dem Krieg in der Ukraine, dann ist das doch irgendwie noch sehr harmlos. Also wenn wir sagen, es geht ans Geld irgendwie, es wird alles teurer, es wird problematischer. Wir sehen es unmittelbar, wir sehen irgendwie vielleicht auch den einen oder anderen Flüchtling vor Ort irgendwie. Aber das ist ja was ganz anderes, als wenn wir jetzt wirklich Kriegspartei wären, beteiligt wären, hier Bomben einschlagen würden oder ähnliches. Und in manchen Regionen, und da will man gar nicht hinschauen, die sowas schon seit Jahrzehnten erleben, wie müssen sich da die Leute fühlen? Aber nichtsdestotrotz ist jede Art von Niveauverschiebung, auch von hohem Niveau runterzugehen, ist immer ein Erschrecken für die Person. Also immer, das ist so etwas irgendwie, das erarbeitete, das, was ich habe, irgendwie zerbröselt. Und das ist auf jedem Niveau eine schlimme Erfahrung für die einzelnen Personen. Also auch wenn man relativ von außen betrachten würde und sagen würde, ja, dir geht es doch eigentlich ganz gut, individuell irgendwie geht es doch eigentlich ganz gut. Individuell ist es trotzdem irgendwie ein schlimmes Erlebnis, was die Personen haben. Kommen wir zurück zu den Medien. Ich vermute, es geht Ihnen genauso wie mir. Wir werden tagtäglich überflutet mit Informationen, gerade auch in den vielen Nachrichtensendungen, Informationssendungen, erfahren wir, und das scheint jetzt auch nicht so schnell aufzuhören, dass wir erneut einem Atomkrieg sehr, sehr nahe sind. Was mich immer erstaunt, ich habe mich auch lange mit dem Kalten Krieg befasst und mit meiner Jugend, ich habe das immer genannt, meine Jugend im Dritten Weltkrieg. Das war aber so eine Fiktion, sozusagen dieser Bedrohung, der nuklearen Bedrohung, der wir lange, lange Zeit ausgesetzt haben. Aber jetzt wird das wieder so ein viel größeres Stück Realität oder möglich. Und was ich einfach hier mal problematisieren möchte, ist, dass die Menschen, die zu uns sprechen, Nachrichtensprecherinnen und so weiter, die eigentlich immer so eine ganz starke, auch körperliche Kontrolle dabei bewahren, weil eigentlich angesichts der Information, die man überbringt, müsste man eigentlich völlig verzweifeln und zusammenbrechen. Ist das nicht so ein Bruch auch, der viele Menschen verwirrt und eigentlich die Information so sehr versachlicht, dass man es eigentlich in der Dimension, in der Tragweite gar nicht so richtig verinnerlichen kann? Ja, glaube ich ganz sicher. Ich glaube auch, dass viele Menschen sich nicht in der medialen Berichterstattung wiederfinden. Also Leute, die wirklich eine große Sorge vor einem Atomkrieg haben, und das ist ja mit Fug und Recht, kann man davor Sorge haben, das ist sicherlich eines der schlimmsten Ereignisse, die diesem Planeten zustoßen könnte, dass das medial gar nicht wiedergegeben wird, sondern medial entweder das Ganze fast handelbar dargestellt wird, also so im Sinne von, was man da machen müsste und wie es dann irgendwie entsprechend weitergeht. Oder neutral. Dann schauen wir uns das an, irgendwie quasi. Beziehungsweise, dass einzelne Ereignisse nur als Headline unkommentiert herausgepustet werden. Also wie häufig jetzt über Atomkrieg als Headline irgendwo was kommt, in allen möglichen Zusammenhängen. Teilweise auch komplett verquer oder irgendwie auch gar nicht der Realität entsprechend. Aber einfach, weil Atomkrieg ist, glaube ich, eine ziemlich gute Headline, um Klicks zu erzeugen in Online-Medien oder Ähnlichem. Und das finde ich verantwortungslos. Aber liegt es, man muss ja über Medien auch im Sinne von Hardware sprechen, liegt es nicht auch daran, dass wir unseren Informationsbezug ja immer stärker abwickeln über Medien wie Smartphones, die ja quasi die Beiläufigkeit der Information geradezu inne wohnt. Man schaut mal ganz kurz aufs Smartphone, weil man gerade auf die Straßenbahn wartet und das sind mal ein paar Sekunden und das war es dann aber wieder auch. Ja, aber wenn ich mich auf Smartphone, Smartphone, aber wenn ich klassische Medien nehme, die haben dann so einen Nachrichtenticker oder eine Live-Übertragung. Ich kenne das noch von Bagdad irgendwie, wo die ja standen und hinten sind die Bomben eingeschlagen, jetzt in Kiew genauso irgendwie. Und ich habe manchmal das Gefühl, dass sie die Zeit dazwischen eigentlich füllen wollen. Also so, im auch ohne irgendwie richtige Einordnung, werden ungefiltert weitergeleitet und das ist so, passiert so. Aber inwieweit man diese bewerten muss, ob die wirklich seriös ist, die Nachricht, ob die wirklich so tragfähig ist, wird dann meistens außer Acht gelassen. Und auch bezogen auf den Atomkrieg, also so gibt es andauernd irgendwelche Nachrichten, den Nachrichtenticker von großen, seriösen Medien, wo man sich fragt, wie seriös ist denn da eigentlich die Nachricht? Und es führt zu einer extremen Verunsicherung der Bevölkerung. Also wenn ich dann die ganze Zeit Atomkrieg höre, dann denke ich mir irgendwann, ja, das wird ja wohl dann passieren. Wir sagen in der Psychologie selbsterfüllende Prophezeiung. Also je mehr man irgendwie irgendwann passiert es dann wirklich, weil alle denken, naja, ist ja sowieso klar, dass es passiert. Und ich habe da oder vermisse da irgendwie eigentlich gerade auch Medien, die sich da besonders kritisch äußern, die Sachen hinterfragen und das einfach irgendwie nochmal anders beleuchten, als irgendwie in einem Kurznachrichtendienst bedienen. anders beleuchten, als irgendwie in einem Kurznachrichtendienst irgendwie bedienen. Vor wenigen Wochen war Elias Birtl bei mir hier zu Gast an diesem Tisch, so wie sie jetzt ehemaliger Journalist, jetzt Autor und Menschenrechtsaktivist. Der hat etwas Interessantes gesagt, nämlich im Hinblick darauf, warum es so schwer ist, auch anwaltschaftlich, auch im Journalismus einzutreten für Frieden oder zur Etablierung von dauerhaften Frieden, auch hier in Europa. Und er hat das zurückgeführt, wie er es meinte, auf eine Gewaltkultur, in der wir seit Jahrhunderten leben, die wir nicht zu überwinden in der Lage seien. Mit Gewaltkultur meint er aber auch, dass es nicht nur jetzt betrifft in kriegerischen Auseinandersetzungen, etwa dann im Jugoslawienkrieg oder jetzt natürlich auch aktuell in der Ukraine oder viele andere Schauplätze, Tschetschenien und so weiter, sondern er meint damit auch sozusagen eine sehr starke Aggressionsausprägung unserer Gesellschaften, etwa auch im Hinblick auf den Umgang mit Migrantinnen und Migranten, Stichwort Europa, die Europäische Union, befestigt die Außengrenzen und geht richtig militärisch mit Militärgewalt gegen Menschen vor, die in Europa Zuflucht suchen. aber etwa auch das doch auch sehr aggressiv wahrzunehmende Verhalten vieler Menschen, wenn es darum geht, nicht wahrhaben zu wollen, wir sind in einer dramatisch sich abzeichnenden Klimakrise, die quasi das Rad der Zeit auch zurückdrehen wollen, sich das Auto nicht nehmen lassen wollen und alle, die nur warnen vor dieser Klimakatastrophe mit unglaublich viel Aggression auch begegnen. Ist das ein Eindruck, den Sie teilen würden? Und inwieweit spielt das auch etwa in der psychologischen Forschung eine Rolle? Also das Erste bezüglich dieser Gewaltkultur. Ich glaube, ich weiß nicht, ob ich so weit gehen würde, aber dass wir gerne einen Gewinner und einen Verlierer haben in unserer Wahrnehmung und dass wir bestimmte Situationen quasi in Gut und Böse irgendwie lösen möchten, das, glaube ich, liegt in uns drin. Und dass wir in irgendwie Patz-Situationen oder irgendwie Ausgleichen-Situationen, dass das uns schwerfällt, das glaube ich auch. Und ich glaube auch, dass das medial, also Redakteurinnen und Redakteure sind auch nur Menschen, dass das in vielen so drin ist eigentlich, dass man denkt, irgendwie das Ganze muss mit einem Sieg oder also kann nur mit einem Sieg, eindeutigen Sieg jetzt im Fall irgendwie für die Ukraine irgendwie enden, dass das vermutlich irgendwie nicht so enden wird. Irgendwie versuchen viele, glaube ich, auszublenden oder blenden das aus. Also das auf der einen Seite bezüglich der Migration. Ich hatte vor kurzem noch eine Veranstaltung, da ging es um gesellschaftlichen Zusammenhalt. Und ich hatte mit verschiedenen Leuten dort diskutiert. Und da gab es eine These, irgendwie gesellschaftlicher Zusammenhalt. Da müsste man Asylanten, straffällige Asylanten härter bestrafen. Das würde unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt erzeugen. Und auf der anderen Seite waren Leute, die sagen, wir müssen unsere Grenzen öffnen. Und das war ein und die gleiche Gruppe. Das war ein und die gleiche Gruppe. Und ich habe manchmal das Gefühl, dass es den Leuten beides schlägt. Also so. Auf der einen Seite ist man auch weltoffen. und man will Leuten Schutz geben und helfen und sie unterstützen und gleichzeitig irgendwie will man sich abgrenzen und will sie nicht reinlassen und irgendwie das, was wir haben, bewahren. Angst, man hat diffuse Ängste, dass irgendwie das, was man sich erarbeitet hat, irgendwie zerfällt oder ins Wanken gerät oder unsicher wird. Ich finde das sehr herausfordernd. Es gibt natürlich Personen, die eindeutig dem einen oder anderen Lager zuzuordnen sind, aber ich glaube, dass die Masse eigentlich beides in sich trägt. Und das macht das Ganze irgendwie sehr schwer von außen zu verstehen. Also dass viele Leute eigentlich eine gewisse Ambivalenz irgendwie verspüren. Und wir sehen jetzt auf Fremdenfeindlichkeit bezogen, sehen wir ja gleichzeitig auch große Hilfsbereitschaft. Und das sind nicht unbedingt ganz andere Menschen, also so verrückterweise. Also nicht, dass man denkt, das sind die Fremdenfeindlichen, die anderen sind die Wohltäter und die Offenen. Sondern teilweise ist es in der einen und derselben Person, was sich da wiederfindet. Und die Offenen, teilweise ist es in ein und derselben Person, was sich da wiederfindet. Manifestiert sich hier auch interessanterweise etwa jetzt im Verhalten gegenüber ukrainischen Flüchtlingen, die interessanterweise schneller mal willkommen geheißen werden als afghanische Flüchtlinge, wobei die aber beide in der gleichen Situation sind. Genau, beide sind Flüchtlinge, beide haben ihre Heimat verloren. Ja, ganz genau. Ich greife jetzt nochmal kurz Ihr Narrativ auf, das Gute über das Böse siegt. Das ist ja auch das Narrativ, das jeden guten Film ausmacht, von Star Wars bis ich weiß nicht was. Interessanterweise ist dieses Narrativ ja auch eines, das von einem Industriezweig aufgegriffen wird, der seit Jahrzehnten wie kaum ein anderer boomt, der beispielsweise auch in der Pandemie, wo alle anderen abgebissen haben und schwere Einbußen erleben mussten, enorme Zuwächse erzielt hat, nämlich die Unterhaltungsindustrie im Bereich des Gamings, der Computerspiele. nämlich die Unterhaltungsindustrie im Bereich des Gamings, der Computerspiele, wo ja der Krieg als Topos ja auch etwas ist, was sich sehr, sehr gut vermarkten lässt. Also Shooter Games erfreuen sich immer noch sehr großer Beliebtheit. Das Thema der Gewalt, das offensichtlich aus der Unterhaltung nicht wegzudenken ist. Was passiert da eigentlich in einem Menschen? Jetzt beim Shooter Game kann ich es ja selber auch anwenden, da bin ich selber auch in der aktiven Rolle. Was passiert eigentlich im Gehirn eines Menschen, dass ich Gewalt auch als unterhaltsam erleben kann? Also erstmal irgendwie dieses, mittlerweile gibt es sie ja sogar als Gruppenspiel, also so, dass ich mit meiner Mannschaft online quasi gegen eine andere Mannschaft schieße. Ego-Shooter-Games, wo ich also wirklich auch noch meine Waffe sehe und wie ich den anderen treffe und was dann mit denen passiert und so was. Also höchst brutal, höchst aggressiv. Was Millionen von, gerade auch Jugendlichen, irgendwie auf der ganzen Welt entsprechend spielen. Es gibt eine ganz lange Diskussion in der Psychologie, ob derartige Spiele zu aggressiven Verhalten führen. Also so bei den Personen. Auch zahlreiche Studien und gerade kürzlich auch eine große Meta-Analyse konnten eigentlich zeigen, dass es diesen kausalen Zusammenhang nicht gibt. Also es gibt nicht den Effekt, der oder die spielt derartige Computerspiele und dann geht sie raus und ist entsprechend aggressiv. Wir vermuten, dass eher irgendwie, wenn wir aggressives Verhalten von Personen sehen, dass da eigentlich so ein dritter Faktor, beispielsweise Gewalterleben in der Familie oder ähnliches, also so zu beiden führt. Also zu einem Hang zu gewalttätigen Computerspielen, gleichzeitig aber auch zu einer Gewalt irgendwie gegenüber Dritten. Also so, wir haben einen Faktor, der eigentlich auf beide spielt, aber die beiden Faktoren führen nicht zueinander. Also Computerspiele führt nicht irgendwie zu Gewalt. Das ist häufig in der Gesellschaft irgendwie so ganz fest verankert, dass man denkt irgendwie, ich zeig denen das und dann, oder die spielen das. Früher hatten wir es mit Fernsehgewalt. Fernsehgewalt sehen und danach selbst aggressiv sein. Bei Computerspielen könnte man sich das ja noch viel stärker vorstellen, weil man sich ja in die Person reinversetzt. Man ist ja quasi der Täter im Spiel, der entsprechend rumgeht und andere Leute erschießt. Aber wie gesagt, die Forschung ist da deutlich zurückhaltender, beziehungsweise findet diesen Zusammenhang eigentlich nicht so. Es ist aber interessant, irgendwie die Faszination überhaupt irgendwie für derartige Gewaltspiele, was macht das denn aus? Und da komme ich wieder ganz zum Anfang, irgendwie dieser Boxkampf. Was macht denn die Faszination von Boxkämpfen oder ähnlichem aus, wenn sich da Leute irgendwie verprügeln irgendwie im Ring und dann sagt man ja, mit Regeln oder ähnliches. Mittlerweile gibt es ja auch diese Käfigkämpfe mit ganz wenig Regeln, die auch irgendwie, wenn man die Klickzahlen auf YouTube sieht, extremen Zulauf haben. Und ich glaube irgendwie dieser Punkt irgendwie, wir sind die Guten und die anderen sind die Bösen und wir kämpfen irgendwie und gewinnen. Und das alles aus einem gesicherten Kontext. Also mir kann eigentlich tatsächlich ja nichts passieren. Also so, dass das irgendwie eine extreme Faszination hat. Immer wieder unsere Gruppe, also unsere In-Group gegen die Außengruppe. Es gibt eine Theorie in der Sozialpsychologie, wie ich denn meinen eigenen Status definiere oder meinen Selbstbewusstsein oder mich, meine Identität eigentlich feststelle. Und sie stelle ich fest, indem ich mir meine Gruppe anschaue und mich von der Außengruppe differenziere. Also je mehr ich irgendwie anders bin als die Außengruppe oder je mehr Leute ich zu meiner eigenen Gruppe zähle, desto stärker fühle ich mich. mehr Leute ich zu meiner eigenen Gruppe zähle, desto stärker fühle ich mich. Und das ist so ein typischer Effekt, wenn sie irgendwie mit zwei Jugendlichen auf der Straße treffen, dann sind die vielleicht total nett. Wenn das irgendwie zehn sind oder 15, dann grüllen die oder was auch immer, fühlen sich unheimlich stark. Sind sie ja in dem Moment auch, weil sie sind eine ganz feste Gruppe, sie sind irgendwas ganz Spezielles und das sind die Äußeren. Und das erleben die Kinder und Jugendlichen und auch Erwachsene in diesen Ego-Shooter-Spielen, glaube ich, ganz extrem. Dass sie dieses Gefühl haben, ich gehöre dazu irgendwie und wir sind stärker, wir sind besser irgendwie als die anderen. Und wir besiegen die auch noch. Jetzt kommen wir nochmal zurück zu einem Thema, das wir zu Beginn unseres Gesprächs ja angesprochen haben. Das ist quasi auch die Herausforderung für Medien, gerade auch so im klassischen Bereich, Kriege oder Gewalt und Konflikte so darzustellen, dass es in einer Form, ich spreche jetzt nicht von Niveau, aber in einer Form geschieht, dass Menschen Erkenntnisse daraus ziehen. Dass sie einerseits einen kritischen Umgang finden, eine kritische Reflexion finden, was bedeutet diese Bilder, Bilder sind nie zwecklos und so weiter. Da sind Medien sowieso noch sehr, sehr gefordert. Da ist noch vieles zu leisten, gerade auch im Hinblick darauf, eben nicht immer so plump hineinzufallen in den Propagandacharakter der Kommunikationsmaschinerien, der Kriegsparteien. Aber wenn wir jetzt sozusagen das auch immer mehr virtuellen Welten überlassen, ich sage jetzt nicht bewusst überlassen, dass wir das einfach so laissez-faire und so weiter, aber es geht sehr viel dort hinein, vor allem auch junge Menschen. sehr viel dort hinein, vor allem auch junge Menschen. Inwieweit ist das beunruhigend? Sollten wir da in einer Form nach einer Kontrolle streben? Luis Paulitsch vom Presserat hat etwa gesagt, irgendwann werden wir es auch schaffen müssen, auch auf den Ebenen der vielen Social-Media-Anwendungen auch so etwas wie Selbstkontrolle-Mechanismen einzurichten. Also das ist ein hehres Ziel. Ob das wirklich auch umsetzbar ist, wage ich zu bezweifeln. Ich würde viel stärker ansetzen bei den Konsumentinnen und Konsumenten und zwar auch im frühen Alter, nämlich eine erfolgreiche Medienerziehung in der Schule ist, glaube ich, gefordert. Also dass wir Leute irgendwie zu einer besseren Beurteilung von den Informationen, die sie medial vermittelt bekommen, irgendwie erziehen, also so ihnen die nötigen Skills beibringen. Und damit meine ich nicht die technischen Skills. Also wenn wir über Medienkompetenz oder Medienrezeption, also Kompetenz, Medien zu rezipieren, sprechen, dann wird das häufig irgendwie auf so eine Art Technikkompetenz reduziert. Also dass die Leute dann irgendwie da unterschiedliche Quellen aufrufen können oder googeln können oder ähnliches. Ich meine das irgendwie viel stärker in dem Punkt, dass ich Sachen, die ich höre, irgendwie als eine Meinung verstehe, wo es so andere Meinungen gibt und erst durch die Kombination der Meinungen sich ein echteres oder ein echtes Bild in Anführungszeichen ergibt. Also da glaube ich, das ist irgendwie der Weg, den wir da einschreiten müssen. Also stärker irgendwie in die Medienerziehung gehen. Dass Medien uns etwas vermitteln, was wir aus Kriegen oder derartigen Konflikten lernen, das finde ich auch toll, wenn es denn passieren würde. Ich habe häufig nicht so den Eindruck, dass so viel Nachhaltigkeit in der Berichterstattung ist, dass die Leute das wirklich zu einem Prozess, zu einem Verständnis nutzen, wie damit umzugehen ist. Oder auch in Zukunft bei anderen Konflikten, wie da entsprechend umzugehen ist. Also so, oder auch in Zukunft bei anderen Konflikten, wie da entsprechend umzugehen ist. Es ist doch tatsächlich eher so, so mein Eindruck zumindest, dass wir immer wieder neu in das Loch fallen. Also so, es tun sich immer wieder neue Konflikte und Katastrophen aus. Wir fallen in das Loch, kommen irgendwie raus. Wenn Sie jetzt gerade die Afghanistan-Krise sich anschauen, also was da passiert ist über Jahre, was da gemacht wurde und jetzt haben wir uns aus dem Loch irgendwie befreit und lassen das so hinter uns, dass die Leute da immer noch leiden, dass da irgendwie schlimme Sachen immer noch passieren und so weiter, ist medial gar nicht mehr, wird gar nicht mehr richtig aufgearbeitet. Ich nehme das jetzt als Schlusswort, sage vielen herzlichen Dank, Bernhard Battenhitsch, spannende Diskussion, mal das Thema auch aus medienpsychologischer, psychologischer, sozialpsychologischer Perspektive zu betrachten. Ja, mir bleibt nichts anderes übrig, jetzt tatsächlich hier einen Schlusspunkt zu setzen und mich bei den Zuseherinnen und Zusehern von DorfTV zu bedanken. Darf aber zugleich darauf hinweisen, dass es gar nicht mehr so lange dauert. Dann steht schon die nächste und auch die achte Ausgabe dieser Senderei unter weißer Flagge am Programm, nämlich am Mittwoch, 9. November. Da ist der langjährige Friedensaktivist Rainer Steinweg bei mir im Studio zu Gast. Er ist tatsächlich ein sehr früher Pionier auch der österreichischen deutschen Friedensbewegung, hat sehr viel zu erzählen und da geht es dann auch so sehr spannend um einen Abgleich, nämlich alter Friedensbewegung und Informationswelten der Jugendlichen, der jungen Generation von heute. Warum gibt es hier Differenzen und verfolgen Sie nicht doch auch friedenspolitisch ein gemeinsames Ziel? Eine spannende Diskussion, wo ich Sie wieder einlade, da auch dabei zu sein. In diesem Sinne schließe ich wie immer mit meinem Ersuchen. Bleiben Sie dem Sende Ihres Vertrauens, nämlich DorfTV, auch weiterhin gewogen. In diesem Sinne, herzliches Dankeschön und auf Wiedersehen. you