Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte Sie sehr herzlich zur heutigen Veranstaltung begrüßen. Es freut uns sehr, heute zwei Autoren gemeinsam bei uns zu Gast zu haben, von denen wir schon seit langer Zeit wissen, dass sie miteinander befreundet sind. Von beiden ist nun in einer neuen Essay-Reihe der Edition Tandem jeweils ein Essay-Band erschienen. Ich begrüße sehr herzlich Christoph Janacz und Ludwig Lahr. Herzlich willkommen! Willkommen. Am Beginn der neuen Essay-Reihe der Edition Tandem steht der Essay-Band über die Zufälle, die keine sind von Christoph Janatsch, erschienen vergangenen März. Kurz ist nun der Band 2 erschienen mit Essays von Ludwig Laha. Der Band trägt den Titel Heiter bedeckt. Christoph Janatsch und Ludwig Laha hatten eine besonders nette Idee für die heutige Veranstaltung. Sie haben vorgeschlagen, aufgrund ihrer über 60 Jahre währenden Freundschaft selbst in das Buch des jeweils anderen einzuführen. Im titelgebenden Essay über Zufälle, die keines sind, von Christoph Janacz gibt es meiner Meinung nach ganz konkrete Hinweise auf Ludwig Lacher und die schon so lang andauernde Freundschaft mit ihm. Beide Autoren sind 1955 in Linz geboren, haben in Salzburg Germanistik studiert, Christoph Janacz Germanistik und Theologie, Ludwig Lacher Germanistik, Anglistik und klassische Philologie. Beide haben nach ihrem Studium als Lehrer gearbeitet, Ludwig Lacher etwas kürzer, Christof Janacz bis zum Schluss. Beide sind Übersetzer, beiden ist Musik sehr wichtig. Es gibt also trotz vieler Unterschiedlichkeiten auch viele Gemeinsamkeiten. Und es ist sehr spannend, beide Essay-Bände in Abfolge zu lesen. Es gibt heute sicherlich viel Gesprächsstoff. Wir dürfen uns also auf einen sehr anregenden Abend freuen. Ich bedanke mich noch einmal bei Ludwig Lacher und Christoph Janatsch für ihr Kommen und möchte Ihnen die Bühne übergeben. Applaus Das ist so. Ja, während der Christoph einschenkt, schön, dass Sie da sind. Heute, obwohl die Crème de la Bundespräsidenten-Creme heute Abend im ORF groß präsentiert wird, doch den Weg hierher gefunden haben. Das freut uns sehr. Wir haben uns vorgenommen, ganz am Anfang ein bisschen zu plaudern, ein bisschen was übereinander und unsere Gemeinsamkeiten und unsere gemeinsame Vergangenheit zu erzählen. Dann wird Christoph etwa eine halbe Stunde aus seinem Buch lesen und ich eine halbe Stunde aus meinem. Wir sind in der Tat, du hast jetzt, hat uns sogar ein bisschen geschreckt, wie die Regina gesagt hat, mich hat es geschreckt, über 60 Jahre befreundet. Wir entsinnen uns, dass wir im September... 70 Jahre und einen Monat. Und damit hat sie natürlich recht. Wir entsinnen uns, dass wir im September... 70 Jahre und einen Monat. Und damit hat sie natürlich recht. Wir sind aus demselben Eck in Linz und sind in die Distawegschule, in die Volksschule gegangen und durch einen merkwürdigen Zufall kamen wir schon in der ersten Klasse nebeneinander zu sitzen. Zufall, kamen wir schon in der ersten Klasse nebeneinander zu sitzen. Und wir haben dann ganz viele Jahre intensivst miteinander, und da lachen Sie bitte nicht, auch schreibend verbracht, weil wir von Anfang an, eigentlich seit wir den Griffel zu gebrauchen wussten, versucht haben, auch literarische Texte zu schreiben. Vielleicht kannst du darüber ein bisschen was sagen, über welche Art von Texten? Naja, wir sind in die Volksschule gekommen und gleichzeitig hat der erste James Bond im Kino Platz gefunden, aber der hat bei uns natürlich noch nicht eingeschlagen, das war vielleicht erst später, aber es kam die Karl-May-Welle. Einerseits die Filme und andererseits die Bücher. Ich weiß nicht, wie es bei dir war, meine Eltern waren Mitglied bei Donnerland. Also ich mache jetzt keine Werbung für Donnerland, sondern es ist einfach historisch so. Ich mache jetzt keine Werbung für Donauland, sondern es ist einfach historisch so. Aber es gab halt dann in jedem Quartal mindestens ein, wenn nicht zwei Karl-May-Bücher. Und die mussten natürlich gelesen werden. Das war wirklich wie eine Welle, so vergleichbar nur mit Harry Potter Jahrzehnte später. Das Merchandising war natürlich sehr mickrig. Das waren halt bei Kakaopackungen, gab es dann so Vignette und Olcetta-Handfiguren drinnen und es gab ein Quartett, kann ich mich erinnern, das habe ich auch. Nein, nein, Tizekau. Oder bei Tizze. Geschichtsfälscher. Ja, das ist die, geschuldet der Altersdemenz, die mich immer mehr ganz so genau erinnert. Ja, und wir sind beide zunächst einmal unabhängig voneinander totale Lesetiger geworden, aber unmittelbar, also ab dem ersten Tag, wo man irgendwas in Ziffern hat kennen, war Schrift was Bedeutendes. Und sehr schnell eben dann Bücher gelesen, natürlich neben Karl May Kinderbücher, die klassischen Kinderbücher, aber ich kann mich erinnern, dass ich in der zweiten Klasse Volksschule, bin ich längere Zeit wegen einer Krankheit im Krankenhaus gewesen und habe dort tatsächlich Winnetou 1, 2, 3 in der Anschwung gelesen. Unvorstellbar eigentlich heute. Und dann habe ich mir gedacht, bitte lache sie nicht, genau das Gleiche wie bei dir, wie ich zum Schreiben gekommen bin. Das heißt, ich habe mir hingesetzt, habe ein Pressspannheft, das man so für die Schule normalerweise verwendet, genommen. Und dann habe ich mir gedacht, 400 Seiten Winnetou 1 ist eigentlich für den Durchschnittsleser und die Leserin von acht Jahren ein bisschen viel, ich mache eine Kurzfassung davon. Dann habe ich mich wirklich hingesetzt und habe eine Kurzfassung geschrieben und habe dann etwas entdeckt, was wir dann beide entdeckt haben. Und was natürlich ganz typisch ist für jeden Literaten, dass unterm Schreiben die Figuren ein Eigenleben entwickeln und dass aus einer Nacherzählung eine eigenständige Erzählung geworden ist. Und ich habe natürlich weder mit meinem Volksschullehrer darüber gesprochen, noch mit meiner Tante, die mich sehr gefördert hat durch ihre Liebe zur Musik und zur Literatur. Meine Tante hat in der vierten Klasse Volksschule, unvorstellbar, mit uns, ich habe sie gehabt in der vierten Klasse Volksschule, hat einen kleinen Ausschnitt aus Hochwald von Stifter gelesen, mit Kindern aus der vierten Klasse Volksschule. Kindern aus der vierten Klasse Volksschule. Aber auf jeden Fall haben wir dann irgendwann einmal in der zweiten so was dem anderen gestanden, dass man, ich schreibe, so ungefähr. Und da haben wir uns dann regelmäßig getroffen, da haben wir uns das wechselseitig vorgelesen. Jetzt Mitte Oktober wird in Salzburg, im Salzburg Museum, eine Ausstellung eröffnet, die sich beschäftigt mit dem Alltag in den 60er und 70er Jahren, mit Spielen und Geschichte als Thema der Alltagskultur in der Nachkriegszeit. Und da hat man mich gebeten, eines dieser Hefte, von dem Christoph in seinem Fall gesprochen hat, zur Verfügung zu stellen. Das wird jetzt dort groß ausgestellt und facsimiliert. Man kann dann durchblättern auf einem entsprechenden Gerät zusätzlich und man hat mich auch gebeten, Passagen einzulesen von diesem wunderbaren Werk, das Henry, Lokomotivführer heißt bei mir. Und was ich Christoph voraus habe, ist, dass ich pubertär nicht so dumm war, all diese Sachen zu vernichten. Ich habe es mir aufgehoben, er hat alles in einem großen Ofen verheizt, was er damals geschrieben hat. Daher kann er zu solchen Dingen nicht beitragen. Jedenfalls haben wir durch die Jahrzehnte diesen Austausch über Literatur zu reden und uns gegenseitig auch Anregungen zu vermitteln nie aufgegeben. Wir haben durch unterschiedliche Wohnorte einmal wirklich etwas weniger und sehr viel immer Kontakt gehabt, aber es ist eigentlich eine durchgehende Freundschaft von 60 Jahren, die zum Wesentlichsten gehört, was man erleben kann, wenn man so ganz lange Menschen hat, die auch bei den eigenen Stilisierungen oder wenn die Erinnerungen jetzt wie bei Tizzi Gold und der Richard da ganz richtig sagt, aus, aus, das stimmt nicht, wenn man irgendwas falsch erinnert, das ist eine sehr harmlose Geschichte und dann auch sagt, Moment, aber ich erinnere mich in der Zeit, da war das doch ein bisschen anders bei dir oder jedenfalls meiner Wahrnehmung nach oder so. Diese zwei Bücher, und jetzt leite ich schon über auf die Vorstellung Christoph Janatschs im Kontext der heutigen Lesung, diese zwei Bücher haben etwas gemeinsam, was auch das dritte Buch, das im Frühjahr kommen wird, in dieser Reihe auszeichnen wird, da können Sie sich freuen, auf einen Essay-Band von Renate Welsch, die ebenso wie wir von persönlichen Flashlights, von Erinnerungen, von Dingen, die uns viel bedeutet haben, schon in der Vergangenheit ausgehend aufs Grundsätzliche zu reden kommen. ausgehend aufs Grundsätzliche zu reden kommen. Christoph Janatsch ist in der Einleitung angedeutet worden, hat etwas anders gelebt als ich gute Zeiten seiner schriftstellerischen Existenz, denn er war das, was man einen Vollblutlehrer nennen kann. Er hat Deutsch vor allem in einer HTL unterrichtet und das ist ein schweres Brot, könnte man sich vorstellen, aber ich habe von verschiedensten Seiten immer wieder erfahren, wie erfolgreich dieser Janacz das gemacht hat und wie er die jungen Leute hat abholen können, die eigentlich dafür gar nicht so disponiert waren. Und er hat das wirklich gemacht, sogar noch etwas verlängert, um eine Maturaklasse noch abschließen zu können, über 65 hinaus und hat daneben immer nebenberuflich publiziert. Das führt natürlich dazu, dass eher die kleinere Form bei ihm die häufigere Form der literarischen Betätigung war. In allererster Linie würde ich einmal sagen, ist es die Lyrik, die bei Christoph eine ganz existenzielle Rolle spielt und existenziell heißt für mich, dass es bei ihm kaum einen Tag gibt, wo er nicht zumindest das Fragment irgendeines Gedichtes, eine Wendung oder so, sich notiert. Zu meinem Schrecken immer in Büchern, die er gerade liest, was ich überhaupt nicht mache, quer durch irgendwo, wo nur ein freier Platz ist oder so. Und er hat eben eine ganze Reihe von Gedichtbänden über die Jahre vorgelegt, aber er hat auch zum Teil gerade in den frühen Jahren auch große Prosa geschrieben, erzählende Prosa geschrieben, teilweise als Erzählungen im Romanfach etwas weniger. Und ich habe auch gehört, dass er jetzt in einer Arbeit steckt, wo er zum ersten Mal sehr stark das dialogische Prinzip auch zum Vorschein bringen lässt. Ich habe das immer bewundert bei Kolleginnen und Kollegen, die das konnten. Ich selbst habe in den 90er Jahren diesen Brotjob zum Gutteil an den Nagel gehängt, habe gelegentlich zuletzt dann da angewandt, in Wien vor allem auch noch am Institut für Sprachkunst, habe ein bisschen gelehrt, aber in der Hauptsache frei gearbeitet und hätte mir das nie vorstellen können, wie es ganz viele gemacht haben, das parallel zu tun. wie es ganz viele gemacht haben, das parallel zu tun. Ernst Jandl, mit dem ich auch noch gut bekannt war, hat mir eben gesagt, wie er ein ganz junger Autor war und er hat ja auch bis zur Pensionierung nebenbei gearbeitet. Gibt es nie auf, das ist ganz wichtig, dass man einen sicheren Job hat, damals waren wir nur pragmatisiert. Ich habe dann doch es für nötig befunden, auch durch die Unterstützung meiner Frau, die mir bei diesem Entschluss sehr beigestanden ist, das anders zu machen. Christoph hat das nicht gemacht und hat sein ganzes Leben sich die Zeit irgendwie abringen müssen, war dabei aber, und das scheint mir auch sehr bemerkenswert, nie unvergnügt. Also ich habe nie das Gefühl gehabt, dass du gesagt hättest, ach, ich komme zu all dem schreibenderweise nicht, weil ich in der Schule so angehängt bin, sondern du hast immer diese Freude an der Schule vermittelt. Es gab aber schon Zeiten, wo ich gehadert habe, vor allem aufgrund der Energie und der Zeit, die dann irgendwie, ja. Und man kann nicht schreiben, wann gleichzeitig zwei oder drei Stöße Schularbeiten hier lagern und quasi ein leibhaftig physisch gewordenes, schlechtes Gewissen sind. Du solltest eigentlich. Und das blockiert unglaublich. Und deswegen erlebe ich es jetzt so befreiend, seit ich seit ziemlich genau einem Jahr in Pension bin und ich empfinde die Pension nicht als Pension, weil ich arbeite jetzt sicherlich genauso viel wie vorher, nur eben jetzt genau nur das, was mir halt so wichtig ist. In diesem Buch gibt es etliche sehr unterschiedliche und doch wieder zusammengehörige Essays. Mich hat auch, wissend um die Geschichte dieses Christoph Janatsch, ganz, ganz besonders der beeindruckt, in dem er sich auseinandersetzt mit seiner Vergangenheit. Er hat auch Theologie studiert, in der engeren Involvierung mit der katholischen Kirche und dem, was da als Prozess ins Laufen kam durch die Jahrzehnte. Das hat mich, weil ich das ja leibhaftig auch verfolgen konnte, ganz, ganz besonders beeindruckt. Aber es ist ein Band, der einfach in seiner abwechslungsreichen Art einfach viele Aufschlüsse über einen Autor bietet, der sehr bunt und sehr viel Unterschiedliches in seinem Leben publiziert hat. So, und jetzt hören wir eine halbe Stunde was von dir. Ja, danke. Wir haben das nicht vorbereitet, also wir haben gesagt, wir machen einfach Moderation. Und lieber Ludwig, sehr vielen Dank für deine Einleitung. Ja, es gibt in dem Band, die Idee war von mir, dass man so eine Reihe macht in diesem Verlag, der sehr klein ist, aber sehr schöne Bücher macht, dass man da eine Essay-Reihe rausbringt. dass man da eine Essay-Reihe rausbringt. Und ich habe einen Essay schon gehabt über zehn Dichter, der ist entstanden in zehn Teilen für die Straßenzeitung Apropos in Salzburg. Alle anderen Texte habe ich dann zwischen November und Jänner des letzten Jahres, des heurigen Jahres geschrieben in einem richtigen Schwung. Es war fast ein Schreibanfall sozusagen. Der erste, es geht also über zehn Dichter, die mich geprägt haben, aber nur im Kindes- und Jugendalter bis 16, 17. Ich habe an mir selber die Erfahrung gemacht, 16 ist so ein unglaubliches Alter, wo die Türen und die Fenster in einem Gebäude aufgehen und Luft hereinkommt und den Mief, den elterlichen und familiären hinausbläst, wenn man Glück hat. Der zweite heißt Rausch der Bilder. Da geht es darum, welche fünf Filme haben mich geprägt, auch wieder zwischen Kindheit und 16, 17 herum. Das ist ziemlich wild, was da alles da daherkommt. Der Mittelteil ist jetzt über Zufälle, die keine sind. Daraus würde ich auch lesen einen Teil. Dann kommt über den Rausch der Worte. Das ist der Essay, der meine kirchliche und religiöse Vergangenheit aufarbeitet, auf die jetzt Ludwig schon verwiesen hat. Und der letzte Text ist eigentlich ein halb ironischer, halb doch auch ernster, der heißt Über Nichts. Und geht der Frage nach, wieso kann man als Autor nicht über nichts schreiben? Ja, ich lese also aus den Zehn Dichtern eine kurze Passage, weil die auch mit dem hier, deswegen habe ich das angezogen. A book is a loaded gun in the house next door. Und dieser Zitat aus Fahrenheit 451 wird im Deutschen der Version übersetzt, ein Buch ist wie ein geladenes Gewehr im Haus nebenan. Ja, kommt etwa hin, die Übersetzung. Und der Satz hat mir unglaublich gut gefallen und ich habe mir gedacht, mir gehen die T-Shirts an mit irgendwelchen komischen Emblems drauf oder mit Werbe für die Firma und habe mir einfach ein paar herstellen lassen mit meinen Lieblingszitaten aus den verschiedenen Büchern, die mich geprägt haben. Und genau über das hier lese ich jetzt einmal einen ganz kurzen Teil aus den zehn Büchern, die mich geprägt haben. Da beginne ich, ist nicht das früheste, aber ich beginne, weil es eine Basis bildet für alles andere, Ray Bradbury, Fahrenheit 451. Amerika in nicht allzu ferner Zukunft. Das Land wird von einer anonymen Macht regiert, die im gesamten Roman kein Gesicht bekommt, man erfährt nicht einmal etwas über die Struktur und den Parteiapparat, die das Lesen von Büchern verbietet, da diese zum Denken anregen und die Menschen unglücklich machen würden. An einer Stelle heißt es, ein Buch im Haus nebenan ist wie ein scharf geladenes Gewehr. Stattdessen sitzen die Leute vor riesigen Fernsehwänden, lassen sich von dümmlichen Sendungen bis zur Bewusstlosigkeit berieseln oder hören pausenlos Kaufhausmusik über winzige Kopfhörer. Werden aber bei jemandem Bücher gefunden, so wird er verhaftet und die Druckwerke oder auch das gesamte Haus werden vernichtet. Sinnigerweise hat diese Aufgabe die Feuerwehr, im Original Fire Brigade, übernommen, deren Mitglied Guy Montag eines Tages die Bekanntschaft mit dem eigenwilligen, hochgebildeten Mädchen Clarice macht. Diese Begegnung sowie der Selbstmordversuch seiner gelangweilten, tablettensüchtigen Frau Mildred und der dramatische Freitod der Besitzerin einer riesigen Privatbibliothek verunsichere ihn. Er beginnt am Regime zu zweifeln, heimlich Bücher zu sammeln und zu lesen und gerät damit nicht nur in Gewissenskonflikt mit seiner Rolle als Büchervernichter, sondern auch in Auseinandersetzung mit seiner Frau, die ihn schließlich verrät, und seinem Vorgesetzten Bitti, der allerdings viel belesener ist als erlaubt, sie aber offenbar mit dem Regime und den Repressalien arrangiert hat und zum gebildeten Zyniker mutiert ist. Schließlich kann sich Montag seiner Verhaftung nur durch Bittis Tötung und Flucht zu den sogenannten Büchermenschen entziehen, einer Gruppe von Wissenschaftlern und Dichtern, die in den Wäldern außerhalb der Großstädte hausen und die letzten Reste der Lese- und Bücherkultur bewahren, indem jeder von ihnen ein Werk auswendig lernt und es im Gedächtnis bewahrt. Am Ende müssen sie und Guy Montag mit ansehen, wie eine ebenfalls anonym bleibende Fremdemacht die ferne Stadt bombardiert und hoffen, dass sie mit ihrem Wissen eine neue, bessere Gesellschaft aufzubauen, helfen werden können. 1984, beeinflusste Geschichte, erzählt Ray Bradbury, der Zeit seines Lebens Bibliotheken finanziell großzügig unterstützte, in einer hochpoetischen, variantenreichen Sprache, die mich seit der ersten Lektüre mit 16 Jahren immer wieder von Neuem überrascht und begeistert. Überraschend auch Bradburys prophetische Gabe, Erfindungen wie zum Beispiel die Hörmuscheln, die interaktiven Fernsehwände oder den roboterartigen Spürhund und die Entwicklung zur Konsum- und Massengesellschaft, in der kritiklos geglaubt wird, was Medien dem Publikum suggerieren, vorherzusehen. Immerhin hat er den Roman 1953 veröffentlicht, was das Buch aktueller denn je macht. It was a pleasure to burn. Mit diesem Satz beginnt der Roman und ich kann sagen, es ist eine Lust, ihn zu lesen. Immer wieder zu lesen. Auch auf Gefahr hin, süchtig zu werden. auch auf Gefahr hin, süchtig zu werden. Ich bin mir sicher, ohnese Eichinger. Aber hier habe ich zum ersten Mal, abseits von einem sehr konservativen Deutschunterricht im akademischen Gymnasium, das zwar den Ruf hatte einer Elite-Schule, aber das war es in keinster Weise, erlebt an einem Buch, was ein Autor mit Sprache machen kann. Er lebt an einem Buch, was ein Autor mit Sprache machen kann. Dass er unvollständige Sätze machen kann, dass er interpunktionslos schreiben kann, dass er eintaucht in die Gedankenwelt eines Autors und wieder raussteigt. Das waren alles Techniken, die mir völlig unbekannt waren, bis zu diesem Buch. Gut. Und jetzt zu dem persönlichen Teil, der hier sehr viel mit Linz zu tun hat und mit Ludwig, obwohl ich ihn nicht nenne. Es ist der erste Teil aus einem dreiteiligen Essay, der eben heißt Über Zufälle, die keine sind. Und Sie kennen sicherlich alle diese Erlebnisse, dass man nach einem Buch greift, nach einem Film oder was auch immer. Und es trifft genau exakt in dem Moment an richtig. Man hat nur nicht gewusst, dass das Buch genau das sein wird. Aber irgendetwas in einem hat es erkannt. Am Buchrücken, am Bild, am Namen, an was auch immer. Es erkannt am Buchrücken, am Bild, am Namen an, was auch immer. Und es ist auch der Essay-Teil, der sehr viel mit der politischen Szenerie dieser Zeit zu tun hat. Es ist das Jahr 1972, wahrscheinlich Frühsommer. Am 1. Jänner tritt der Österreicher Kurt Waldheim das Amt des Generalsekretärs der Vereinten Nationen an. Der 30. Jänner wird als Bloody Sunday in die Geschichte und in viele Liedtexte, unter anderem von John Lennon, Paul McCartney und U2, eingehen, nachdem in der nordirischen Stadt Derry bei einer Demonstration 13 Iren von Soldaten erschossen und 13 weitere verletzt worden sind. Da die Opfer unbewaffnet waren, eskaliert in der Folge der Nordirland-Konflikt. Die Wings geben in Nottingham am 9. Februar ihr erstes Konzert und am 25. März gewinnt Vicky Leandros in Edinburgh den Eurovision Song Contest mit dem Lied Apprettoir. Am 29. April findet in Münster die erste sogenannte Schwulendemo statt. Am 22. Mai gibt sich Ceylon eine neue Verfassung und heißt fortan Sri Lanka. Den Tee indes wird weiter unter Ceylon firmieren. Am 27. Mai wird die erste Folge von Star Trek Raumschiff Enterprise im deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Im Juni werden Andreas Bader, Ulrike Meinhof, Gerhard Müller und weitere Mitglieder der Roten Armee Fraktion verhaftet. Der Einbruch in das Watergate-Gebäude im Washington D.C. am 17. Juni wird in der Folge die Watergate-Affäre auslösen und 1974 zum Rüttel des amerikanischen Präsidenten Richard Nixon führen. Und im Dezember, aber das ahnt damals noch niemand, wird Heinrich Böll den Nobelpreis für Literatur verliehen werden. Währenddessen treffen sich zwei 16-Jährige, die seit der ersten Volksschulklasse Freunde sind und zwei Hobbys miteinander teilen, die Musik und die Literatur, wobei letztere beiden später zum Beruf werden wird, in unregelmäßigen Abständen in der Wohnung eines der beiden, weil dieser über eine Stereoanlage verfügt. Hohen Platten diskutieren Lieder und stellen einander eigene Texte vor. Unter den bevorzugten Musikern finden sich unter anderem Cat Stevens und George Harrison. Zwei Popstars, die damals gerade am Höhepunkt ihrer Karriere stehen und die Musikszene prägen. ihrer Karriere stehen und die Musikszene prägen. Die vor allem einer der beiden schätzt, beherrscht er doch schon seit geraumer Zeit die Gitarre und ist imstande, den einen oder anderen Song ziemlich originalgetreu nachzuspielen. Die Ernsthaftigkeit, mit der sie sich der Musik und den Texten widmen, ist für die Zeit typisch und schließt auch die Plattencover mit ein. Auf All Things Must Pass sitzt George Harrison auf einem Hocker, begleitet mit Hose, Anorak, hohen Stiefeln und einem Schlapphut, inmitten einer parkähnlichen Wiese, die von Bäumen und Büschen begrenzt wird. Links und rechts von ihm lungern Zwerge mit Zipfelmützen herum. Das Bild ist schwarz-weiß gehalten und wird erst später in CD-Zeiten eigentümlich eingefärbt, wodurch es dann den Eindruck einer alten, kolorierten Fotografie vermittelt und noch morbider wirkt als das Original. Nur vordergründig anders zeigt sich das Cover von Cat Stevens, Teaser and the Firecat. In fröhlichen Farben gemalt hockt da ein Junge mit blauem Zylinder, grüner Hose und braunen Schnürstiefeln am Straßenrand. Er lächelt, verschmitzt. Aber hinter ihm befindet sich ein beschädigter Lattenzaun, durch den man Der junge Held in der Rechten, das Kopf und Grätengerüst eines abgenagten Fisches, einer leuchtend roten Katze hin. Firecat? Ein Titus-Feuerfuchs? All das muss erörtert und in Beziehung zu den Liedtexten gesetzt werden. Dieses Mal ist es etwas anders. Nicht ein Longplayer, sondern eine neue Single wurde erstanden und das Cover lässt in seiner Eindeutigkeit und krassen Motivik keinen Interpretationsspielraum zu. In einer Eiswüste, die bis zum Horizont reicht, hat sich ein blutiges Massaker abgespielt oder besser ist noch im Gange. Im Vordergrund liegen die blutverschmierten Reste eines ausgeweideten Tieres, Fellfetzen und Innereien, dahinter ein totes Jungtier an einer Art Angel, an seiner Seite das Muttertier, den Kopf in den Nacken gelegt und das Maul aufgerissen. Man hört buchstäblich seine Schreie. Rechts im Laufschritt die Gestalt eines Mannes in Anorak, mattierte Hose und Stiefeln. Auf dem Kopf trägt eine Mütze mit rot-weißem Karus, die Augen hinter einer großen schwarzen Sonnenbrille verborgen. Seine Hände sind blutverschmiert. In der rechten hält er ein Messer. Der Mann lächelt. Darüber prangern die poppigen Lettern der Titel des Liedes. Thelia of the Seals und der Name des Künstlers. Donovan. Wer diese Thelia ist, erschließt sich den beiden Jugendlichen nicht und erfahren sie erst Jahre später. Es handelt sich um das ehemalige Topmodel Thelia Hammond, das sich zu einer Tierschützerin gewandelt hatte und gegen das grausame Robbenschlachten auftrat. Der Sänger ist ihnen hingegen bekannt. Den einen ein schottischer Bob Dylan-Verschnitt, den anderen ein Star der Volksszene, hat Donovan Leach innerhalb von nur vier Jahren mit Catch the Wind, Colors, Universal Soldier, Mellow Yellow, Jennifer Juniper und vor allem Atlantis, einige Superhits gelandet. Zum Zeitpunkt von Celia of the Seals ist sein Stern allerdings schon wieder im Sinken. Das Lied mit seinem vertragten Rhythmus, der sparsamen Instrumentierung, Gitarre, Konzertbass-Feel, den Möwwenschrei im Hintergrund und dem geheimnisvollen Weiner, Weiner, Weiner, Weiner, Weiner, Weiner, Weiner, am Ende des Refrains geht's zu Herzen. Und das soll es ja auch. Handelt es sich doch um einen klassischen Protestsong, der die Hörer und Hörerinnen anspricht, mehr noch zum Umdenken und einer Änderung ihres Handelns führen will. Der Gitarrist der beiden Freunde wird das Lied bald in sein Repertoire aufnehmen. Dann die B-Seite. B-Seiten von Singles waren üblicherweise Lieder zweiter Wahl und entpuppten sich nicht selten als Geheimtipps oder sogar als die größeren Hits, zumindest als qualitätvolle Beiträge in einer immer flacher werdenden Musikindustrie. So auch hier. Nur mit einer metallisch klingenden, halligen Stahlseitengitarre begleitet, singt Donovan von einem lyrischen Ich, das eine silbrig glänzende Forelle fängt, die sich in seinem Haus in ein Glimmering Girl verwandelt, das den Namen des Mannes ruft und sich verflüchtigt through the brightening air. In der dritten Strophe wird deutlich, dass das Ich ein alter Mann ist, der das alles rückblickend erzählt und sein ganzes Leben verbracht hat mit der Suche nach diesem Mädchen. Though I am old with wandering through hollow lands and hilly lands, I will find out where she has gone and kiss her lips and take her hands. Eine romantische Geschichte. Gefährlich nah am Kitsch wäre sie nicht so gut formuliert und so sparsam instrumentiert. Der Gitarrist der beiden Freunde folgt im Geistisch und den Akkorden und dem Fingerpicking und wird das Lied in den folgenden Jahren viele Male spielen. Doch dann folgen die letzten Verszeilen und der Junge springt elektrisierter auf. Hat er richtig gehört? Er bittet den Freund, die letzten Takte noch einmal vorzuspielen. Das ist bei Vinylplatten nicht so einfach. Der Tonarm muss vorsichtig aufgesetzt werden, um nicht die Rillen zu verletzen. Er hat richtig gehört. Das Lied klingt mit den Verszeilen aus. And pluck till time and times are done. The silver apples of the moon, the golden apples of the sun. Der letzte Vers bringt etwas in dem Jugendlichen zum Schwingen, erinnert ihn an einen Buchtitel, aber noch ist er sich nicht ganz sicher. Die beiden nehmen das Plattencover, prüfen es, finden. Unter Celia of the Seals steht in kleinerer Schrift Song of the Wandering Angers, darunter noch kleiner und kursiv From the Collected Poems of William Butler Yeats. Jetzt ist dem Jungen alles klar und er kann es nicht fassen. Rückblende. Ich war kein guter Schüler, nicht nur in Mathematik, dem Angstfach schlechthin, auch in Englisch, das ich eigentlich schätzte, sodass mir die Professoren riet, Originaltexte zu lesen. dass ich eigentlich schätzte, sodass mir die Professorin riet, Originaltexte zu lesen. Vielleicht würden sich dadurch meine Sprachkenntnisse und meine fehlerhafte Ausdrucksweise, bedingt durch ein mangelhaftes Vokabelgedächtnis, besser. Andernfalls. Also ging ich in die nahe Bibliothek und entlieh auf gut Glück eine Anthologie mit englischen und amerikanischen Kurzgeschichten. Weder an den Titel noch die Autorennamen kann ich mich erinnern, mit Ausnahmen zweier. I.M. Forster und seine unheimliche, für mich damals etwas schwer verständliche Novelle The Machine Stops und die beiden Short Stories The Scythe und The Pedestrian. Zwei in einer düsteren Welt angesiedelte Erzählungen, erstere zur Zeit der Wirtschaftskrise Ende der 20er Jahre, wo im mittleren Westen der USA ein einfacher Bauer auf geheimnisvolle Weise zum leibhaftigen Tod mutiert und einen Weltkrieg auslöst. wo es verboten ist, allein und ohne Ziel und Zweck spazieren zu gehen und ein einsamer Spaziergänger nachts von der Polizei aufgegriffen und in eine Nervenheilanstalt gebracht wird. Und des Autors, der mir bis dahin unbekannt geblieben war, noch Ray Bradbury. Von beiden Geschichten war ich derart fasziniert, dass ich mehr von dem Autor lesen wollte, weshalb ich mich in jene Buchhandlung begab, in der ich bereits als 15-jähriger Stammkunde war. Der Buchhändler, der nur ein funktionierendes Auge besaß, das andere schien irgendwie blind oder vielleicht sogar aus Glas zu sein, was es damit auf sich hatte, getraute ich mich aus Pietät nie zu fragen und erfuhr ich somit auch nie, hatte das Buch, aus dem der Pedestrian stammte, nicht. Ich war tatsächlich so naiv gewesen, zu glauben, es müsse, noch dazu im englischen Original, selbstverständlich lagernd sein. Dafür aber ein anderes, desselben Autors, Fahrenheit 451. Auf meine Frage, ob ich es lesen könne, erwiderte er, wenn ich mich anstrengen würde und bei meiner Leseerfahrung ginge es schon. Ich erstand das Buch um 18 Schillinge und 40 Groschen. Bei einem monatlichen Taschengeld von 50 Schillinge eine enorme Summe. Und bestellt im gleichen Zug das gewünschte Buch. Ein paar Wochen später konnte ich es abholen. Auf dem Buchumschlag prang den riesigen an der Popart orientierten Lettern der Name des Autors. Darunter fand sich in einem Kreis, der sich kunstvoll mit dem Y von Bradbury verband, eine surreale in Grün- und Gelbtönen gehaltene Szenerie. Aus einer Marslandschaft, deren Berge lange Schatten warfen, ragte ein schwer zu identifizierendes Gebäude, eigentlich die Ruine einer Fassade. Davor windet sich fast zu übersehen eine menschliche Figur, die mit ausgebreiteten Armen auf jene seltsame Gebilde wies, das in der Luft schwebte, ein vogelähnliches Gerüst mit riesigen blaugelben Flügeln und Rädern, das ein weiterer Mensch betätigte. Dahinter riesengroß die kraterübersehete Oberfläche eines bedrohlich nahen Mondes. Über all dem stand in gelbem Versalien The Golden Apples of the Sun. Ich nahm das Buch und wie bei Fahrenheit 451 schloss ich die Augen öffneter in so einen Roch daran. Der Duft war überwältigend. Und zusammen mit dem Cover entführte er mich in ungeahnte Landschaften der Poesie und zwang mich noch an Ort und Stelle zu schmökern. Wieder hatte ich 1840 zu bezahlen. Der Preis war vom Buchhändler mit Bleistift auf die Coverrückseite des Taschenbuchs notiert worden, ebenso das Datum. 14. Jänner 72. Was ein großes Loch in meinem Budget ist. Aber das war ohne Bedeutung. Von Bedeutung war nur das Buch mit seinen 22 Short Stories. Auf dem Buchrücken war zu lesen. Here are stories of weird, beautiful, and wonderfully improbable people, places and things. Stories where Bradbury's imagination goes the other way. Inside. Inside mean monsters and other undefeatable creatures to their strange desires and idiotically outrageous obsessions. Eine Ankündigung, die sich so verlockend las, dass ich ungeduldig nach Haus lief und sogleich mit der Lektüre begann. Dass es sich bei der 1953 erstmals erschienenen Sammlung um eine der besten des Autors handelte, erstmals erschienenen Sammlung um eine der Besten des Autos handelte, mit einigen seiner populärsten und einflussreichsten Geschichten. Neben The Pedestrian finden sich darin The Foghorn, Grundlage für The Beast of 20,000 Fathoms, einen Science-Fiction-Film, zu dem Ray Harryhausen die Spezialeffekte schuf. The Flying Machine, A Sound of Thunder und vielen anderen waren mir natürlich nicht bewusst und ebenso wenig Aufmerksamkeit schenkte ich im ersten Moment dem Motto, dem der Buchtitel entnommen worden war. And black till time and time's are done. The silver apples of the moon, the golden apples of the sun. Zurück in die Wohnung mit den beiden Freunden, von denen der eine aufgeregt von Bradburys fantastischen Geschichten berichtet, die ihn schon zu eigenen Erzählungen inspiriert hätten, während der andere, ungläubig staunend, auch etwas amüsiert, zuhört und das Lied noch mehrere Male abspielt. Zu Hause wird der Erzählband und sein Motto einer eingehenden Prüfung unterzogen und das Lied aus dem Gedächtnis nachgespielt. den Motto einer eingehenden Prüfung unterzogen und das Lied aus dem Gedächtnis nachgespielt. In den folgenden Tagen wird der Junge lange vor Internet und Google in die Stadtbibliothek gehen, um über William Butler Yeats mehr zu erfahren. Der Dichter, 1865 in Dublin geboren und 1939 in Menton, Frankreich gestorben, hatte 1923 mit dem Nobelpreis für Literatur geadelt, das Gedicht 1897 im britischen Magazin The Sketch unter dem Titel A Mad Song veröffentlicht und zwei Jahre später als The Song of Wandering Angers in seiner Gedichtssammlung The Wind Among the Reeds herausgebracht. Es zählte nach Yates Aussagen zu seinen Lieblingsgedichten und wurde viele Male von den unterschiedlichsten Komponisten vertont, darunter eben auch von Donovan. Angus, der nur im Titel des Gedichts genannt wird, ist eine irisch-keltische Sagengestalt und verweist auf Yates intensive Beschäftigung mit den Mythen und Sagen seines Herkunftslandes. Bradbury wiederum hat in einem späteren Interview bekannt, seine Frau Marguerite, die fließend Spanisch und Italienisch sprach und besonders mit der Literatur der Romantik vertraut war, den Hinweis auf Yates Poesie zu verdanken. Das Engels Gedicht und speziell die letzten drei Verse hätten ihn derart beeindruckt, dass ihn die letzte Zeile zu einer Short Story und zum Titel der Erzählsammlung inspiriert hätten. Dann aber ist bis auf das eine Lied, das noch öfters als Platte oder auf der Gitarre gespielt wurde, aus dem Leben der beiden Freunde verschwunden. Yates wurde für den einen zu einem Lieblingsdichter, ohne aber Spuren in seinen eigenen Werken zu hinterlassen. Ray Bradbury hingegen wurde zu einem jener Schriftsteller und Dichter, deren Lektüre unverkennbar Einfluss auf sein eigenes Schreiben und Denken hinterlassen haben. Nur kurze Zeit nach der Recherche in der Bibliothek ist der Junge in der Buchhandlung aufgetaucht und hat ein weiteres Buch von Bradbury sowie eine Auswahl aus Jets Gedichten bestellt. Ueli überliefert ist nicht, aber auch nicht unwahrscheinlich, dass der Buchhändler wissend Ja, bitte, Ludwig, kommst du auf das Podium? ein Buch mit Film oder Lied, das sich dann so verbindet und wo du dann so Spuren entdeckst oder vielleicht entdeckt hast als Nachtregel, wie ich sie hier jetzt da... Es ist klar, dass der eine der Gitarrist, das war ich, und der andere war der Ludwig, der auch Gitarre gespielt hat übrigens dann später. Es ist so, ich habe in diesem Text natürlich viel von dem wiedergefunden, was wir damals zusammen erlebt haben. Diese Lust einfach auch an der Erkenntnis, die uns getrieben hat immer, an der oft auch nur für uns wichtigen Erkenntnis. nur für uns wichtigen Erkenntnis. Ich habe immer auch Musik und Literatur als etwas gesehen, was sich wechselseitig befruchtet und was mich inspiriert. In dieser Frühzeit war es, glaube ich, nicht so, dass ich das Gefühl hatte, mit Ausnahme von Musikern wie Leonard Cohen, die auch vorher schon als Dichter ausgewiesen waren oder so, eine direkte Verbindung oder eine Brücke zu schaffen, wie du das gemacht hast zum Teil. Es ist aber so, dass im Laufe meiner Arbeit das durchaus intensiver Thema wurde. Ich habe zum Beispiel einen Roman geschrieben über den jüngsten Sohn Mozarts, der Franz Xaver hieß und von seiner Mutter mit einem halben Jahr nach dem Tod des Vaters umgetauft wurde und zum Wunderkind stil Musiker, der leider sehr unterschätzt wird. Und dann wieder mal einzutauchen in die Welt der Musik und auch über Musik ein bisschen Auskunft zu geben in einem literarischen Text, soweit es einem möglich ist, als interessierter Laie, das war immer wichtig. Und auch in diesem neuen Buch, da schlage ich jetzt sozusagen eine Brücke, gibt es bei mir einen Essay, der mit Musik zu tun hat. Es gibt einen Essay, der heißt Listening to Levin. Da geht es um Levin Helm, einen Multi-Instrumentalisten, der in der kanadisch-amerikanischen, US-amerikanischen Band, The Band, eine wichtige Rolle gespielt hat. Und wo eines dieser biografischen Schlaglichter mich zum Abschied, zum definitiven Abschied, von der Lebendigkeit der Jugendkultur meiner Jugend geführt hat. Also das ist immer wieder auch ein Thema. Ich habe ja Ludwig immer beneidet, denn im Gegensatz zu mir hatte er eine Stereoanlage und einen Plattenspieler, wahrscheinlich von den Eltern her, und hat den Luxus gehabt, sich Singles und Longplayer kaufen zu können. Und wenn es um neue Lieder ging und neue Platten, dann war ich immer zugange bei Ludwig und wir haben dann gemeinsam stundenlang Platten gehört, genauso wie wir uns stundenlang über Literatur unterhalten haben. Und eine der frühesten gemeinsamen Lesungen in unserer Schule. Wir hatten einen Lehrer, der abseits des klassischen Unterrichts eben Literaturpflege, wie das so schön geheißen hat, das Fach, unterrichtet und hat da eben Literatur gelesen, die im normalen Deutschunterricht nicht vorgekommen ist. Und irgendwie hat er auch uns motiviert, das zu schreiben und wir haben dann gestanden, wir schreiben ja eh schon und dann hat er uns auch ermuntert, etwas vorzulesen. Und das war wirklich so, zumindest für mich, das erste Publikum, Altersgenossen und Genossinnen. Und wir haben dann sogar mit einem Freund, einem gemeinsamen, in der Maturaklasse oder ein Jahr davor, da war so ein Schulfest und da haben wir dann sogar in einem Klassenzimmer Texte von uns aufgehängt und haben eine Lesung gemacht, so wirklich so ein bisschen multimedial. Was damals noch völlig ungewöhnlich war. Völlig, völlig. Also da haben wir herum experimentiert. Jetzt möchte ich über den Ludwig ein bisschen was erzählen, aus meiner Sicht. Was mich bei ihm immer schon fasziniert hat, war die unglaubliche Ernsthaftigkeit, mit der er an Stoffe herangegangen ist und eben auch an Politische. Also ich habe Ludwig von Anfang an, von den allerersten Texten, die ich bis jetzt bis auf die Kindertexte, von ihm wahrgenommen habe, das waren immer in irgendeiner Weise politische, gesellschaftspolitische, sehr, sehr kritische Texte. Ich kann mich an einen ganz frühen erinnern, der in der Rampe erschienen ist zum Beispiel, wo also da schon einfach ganz klar durchgeklungen ist, wo also da schon einfach ganz klar durchgeklungen ist, wohin die Bewegung gehen wird, auch wenn das natürlich im Moment noch nicht, weder wahrscheinlich ihm noch mir, wirklich in der Tragweite bewusst war. Und alles, was eigentlich Ludwig in der Folge publiziert hat, war hochpolitisch, gesellschaftskritisch und gleichzeitig mit einer Art, im übertragenen Sinn, Goldgräbermentalität verbunden. Denn was er zu Tage geführt hat, bis heute, wo er Lebensgeschichten gefunden hat von Menschen, die ihm dann auch zum Teil schon zugetragen worden sind, von Verwandten oder Bekannten, das ist unfassbar. Und ich habe das immer bewundert und das ging natürlich auch, wie wir am Anfang schon geredet haben, neben der Schule wäre das nie gegangen, diese intensive Rechercharbeit, diese monatelange oder jahrelange für ein Buch allein und wie dann das Ludwig imstande war, aufzubereiten. Also ich bin da ganz anders gewickelt, ich wäre da völlig überfordert gewesen. Das hat mich aber immer total fasziniert, bis heute. Und immer wieder bin ich überrascht, womit er daherkommt. Vor allem zum Teil ja Themen, die nicht unbedingt en vogue sind. Also dass man zum Beispiel Roma und Sinti-Geschichte aufgreift und mit dem leider nicht mehr existierenden Verein Ketame eine so intensive Beziehung aufbaut als Autor. Und da ganz tolle Bücher, das sind ja mehrere gewesen. Das ist wirklich einzigartig. Mir fallen also in Österreich nur ganz, ganz, ganz wenige Autoren ein, wo das vielleicht zutrifft. Erich Hackel wäre vielleicht so jemand, der wirklich auch so Recherchearbeit leistet und dann Bücher draus macht, aber sonst fällt mir im Moment in der Form eigentlich niemand wirklich ein. Und deswegen war auch, das ist die Überleitung zu dem Buch, gleich nicht nur aufgrund der Freundschaft natürlich, sondern auch aufgrund der Thematik meine Wahl oder meine Überlegung, der zweite Band in dieser Reihe sollte vom Ludwig stammen. Ich weiß ja, dass er viele Essays geschrieben hat und auch publiziert hat und deswegen bin ich an ihn herangetreten und habe ihn gebeten, bzw. mal gefragt, ob er sich vorstellen kann, so in diesem Umfang etwa den zweiten Band zu machen. Und er hat dann noch nicht wirklich lange im Überlegen sofort zugesagt. Und ich bin da sehr, sehr froh. Und man merkt auch wieder in jedem dieser Texte, dass da das Politische mitschwingt. Und politisch nicht im vordergründigen Sinn, sondern immer, politisch heißt für mich, das ist ein Autor, der mit beiden Beinen unglaublich in der Realität steht und sich kritisch umschaut und sein Blick ist einfach ein kritischer, der aber gleichzeitig, das möchte ich betonen, im Gegensatz zu mir, zumindest in den meisten Texten trifft es zu, immer auch einen gewissen Humor drinnen hat, einen ganz verkappten, vertrackten Humor, der sich ausdrückt in manchen galanten, unheimlich tollen Formulierungen, die dann fast konterkarieren den Inhalt und manchmal auch das Augenzwinkende. Und wie ich seinen Essay-Band gleich mal durchgeblättert habe und dann gelesen habe, habe ich immer seine Stimme gehört und auch das Zwinkern seines Auges. Das spürt man auch in dem Formulieren ganz deutlich. Danke, lieber Christoph. Und das überlasse ich dir, das Podium. Dieses Buch ist entstanden als erste Aufwärmübung nach einem guten Jahr überhaupt nicht schreiben, was ich seit über 40 Jahren nicht getan habe. Ich habe immer geschrieben und eigentlich von Kindheit auf immer geschrieben. Aber eine sehr schwere Erkrankung meiner Frau hat mich aus allen Arbeitszusammenhängen gerissen gehabt und ich habe es, Christoph hat es erwähnt, als sehr angenehm empfunden, da ohne großes Drängen ein kleines Buch vorlegen zu können, das sozusagen wieder ein leichter Galopp sein sollte, ihm wieder zum Schreiben kommen. Mittlerweile arbeite ich wieder an einem großen Buch, sind auch schon gut 250 Seiten entstanden, das wird dann wieder in anderen Kontexten passiert. Aber ich war eben sehr, sehr froh, einfach in meiner eigenen Biografie und in meinen Überlegungen verwurzelt und ohne große Recherche in einer Zeit, wo das nicht anders ging, auch Corona gab es, ein bisschen in mich hinabzutauchen. Ich lese Ihnen auch drei kurze Beispiele aus, die kürzesten Beispiele aus diesem Buch vor. Der erste Text heißt IHIAM, I-H-I, erstes Wort, zweites Wort, A-M, IHIAM. Mir war es nicht nur als Vater, sondern auch als Großvater vergönnt, mit den Babys vom frühestmöglichen Zeitpunkt an intensiv zu kommunizieren. Das erste Lächeln, das mich jeweils traf, mochte es auch eingebildet sein, was für eine Wonne. Schließlich war es zunächst einmal völlig egal, ob es sich dabei um eine bewusste Reaktion des Gegenübers, auf eine Grimasse, ein Streicheln, das Küssen der winzigen nackten Füße auf dem Wickeltisch handelte oder nicht. Etwas später gab es da aber ohnehin keine Zweifel mehr. Das Kleine lächelte, während die großen Augen mich entspannt fixierten. Bis die Sprache in ihr Recht tritt, dauert es. Dazwischen lagen viele Schritte reichhaltigen Austausches ohne Worte, wofür dem neuen Menschen unter anderem heftige Armbewegungen für meine Späße mit dem Stofftier, irritiert zusammengezogene Brauen, vergnügtes Quietschen oder ein Wein an der Übermüdung zur Verfügung standen. Das Baby erwartete jedenfalls verstanden zu werden und freute sich sichtlich über gelungene Kommunikationshandlungen. Und dann war es langsam soweit. Aus dem Lallen formten sich Silben. Zweimal Ma hintereinander brauchte zur leicht modifizierten Saugbewegung des Mundes lediglich gezielten Stimmeinsatz, der für sich genommen längst ausprobiert war. Neinartiges war für jedes dieser Babys wichtig und früh an der Reihe, denn man hatte schließlich einen eigenen Kopf, mochte das eine unbedingt und wehrte sich entschieden gegen anderes. und werde sich entschieden gegen anderes. Der Wortschatz erweiterte sich schnell, denn der Spracherwerb, den Kleinkinder in kurzer Zeit bewältigen, ein Prozess von enormer Komplexität, gehört zu den unglaublichsten Leistungen des menschlichen Gehirns. Mit den Enkeln waren und sind wir Großeltern nicht täglich zusammen, umso mehr fielen einem da natürlich einzelne Meilensteine ins Auge, zum Beispiel jener hin zum ersten von mir beobachteten Statement grundsätzlicher Natur über die Selbstverortung in der Welt, freilich in noch eher rudimentärer Satzhaftigkeit. Ich sehe meinen damals knapp zweijährigen, mit reichlich Bewegungstalent gesegneten Enkel vor mir, als er auf dem breiten Gehsteig begeistert sein funkelnagelneues Laufrad ausprobierte, abrupt vor einer alten Dame stehen blieb und zu ihr aufschaute. Ihi am, sagte er dann, nein, erteilte es nachdrücklich mit und deutete sich dabei mehrmals auf die stolz geschwellte Brust. In dieser spontanen, knappen auf das Wesentliche reduzierten Formulierung steckte vielerlei. Einerseits verwendete der kleine Stöpsel für sein Alter höchst ungewöhnlich bereits das Wort Ich, wenn ihm auch der kehlige CH-Laut noch nicht recht gelingen wollte. Das bei einem persönlichen Fürwort höchst kreative Anhängsel I ließ sich mutmaßlich aus der Vertrautheit mit sich selbst erklären. Immerhin gab es in seiner nächsten Umgebung etliche ihm liebe Menschen, die sich mit Michi, Dani und dergleichen anreden ließen. Laurin selbst war für uns alle meist der Lauri. Am schließlich stellte seine erste sprachliche Realisierung von Mann im Sinn von großer, erwachsener Mensch dar. von großer, erwachsener Mensch dar. Laurin verkündete also seinem ihm Unbekannten gegenüber nicht mehr und nicht weniger, als dass er Kraft seines neuen fahrbaren Untersatzes, dessen Griff er fest im Griff hatte, nunmehr unter die Großen einzuordnen sei. Die betagte Dame, für die Laurin gut und gern Urenkelkind sein hätte können, blieb tatsächlich ebenfalls stehen, machte ein freundliches Gesicht, beugte sich zu ihm hinunter, begriff zwar vermutlich keines der beiden ungewöhnlich artikulierten Wörter in ihrer Bedeutung, spürte aber, dass sein Fragmentsatz, Ihiam, ursächlich mit dem glänzenden Zweirad zu tun haben müsste, ursächlich mit dem glänzenden Zweirad zu tun haben müsste, weswegen sie die Ästhetik des grünen Gefährts in den höchsten Tönen Pries und die Fahrkünste seines Besitzers gebührend herausstrich. Das tat diesem sichtlich wohl, auch weil er sich in einem tieferen Sinn verstanden fühlen durfte, wenngleich die Frau nur mittelbar auf die zentrale Botschaft seines selbstbewussten Statements eingegangen war. Mich rührte die kindliche Unbefangenheit, die große Selbstverständlichkeit, mit der Laurin sich die Sprache dienstbar machte. Er vertraute fest darauf, den komplexen Inhalt seiner Ausführung mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln über die Rampe zu bringen. Und er hatte allen Grund, den mutigen Dialog mit einer Fremden zumindest als Teilerfolg zu verbuchen. Noch ganz eingenommen von dem geschilderten Erlebnis begann ich, bald nach Ablieferung seiner Hauptfigur bei den Eltern widerwillig darüber nachzudenken, dass die mich uneingeschränkt beglückende Äußerung Ihi Am durchaus das Potenzial hatte, bei alerten Sprachmoralisten jedweden Geschlechtes die Alarmglocken läuten zu lassen. Was berechtigt dich, imaginierte ich einen gutmöglichen Einwand, was berechtigt dich eigentlich, am als großer erwachsener Mensch zu deuten? Vielmehr besteht doch aller Grund zur Annahme, dass das bedauerliche Wesen bereits dahingehend konditioniert wurde, mit seiner Männlichkeit zu protzen, wozu Fahrzeuge seit jeher genutzt wurden, denn PS-Stärke verweist bekanntlich auf Potenz. her genutzt wurden, denn PS-Stärke verweist bekanntlich auf Potenz. Früh übt sich, kann man da nur sagen. Ich haderte mich mit mir, weil ich mein wohliges Befinden, das ich Laurin zu verdanken hatte, nicht besser zu schützen in der Lage gewesen war und mich wieder einmal von einer ungebetenen Assoziation getrieben, auf die den Sprachnutzern aufgenötigte Fragestellung einließ, was darf man heute noch sagen oder schreiben, ohne sich gleich verdächtig zu machen. Aber woher zum Kuckuck kam dieser unangenehme gedankliche Brückenschlag? Schnell hatte ich den gefährdeten Begriff Unbefangenheit im Verdacht, der mir im Zusammenhang mit der geschilderten Bekundung meines Enkelkindes in den Sinn gekommen war, genauso übrigens wie William Wordsworths berühmter Vers The Child is Father of the Man, niedergeschrieben kurz nach 1800 als Resümee seiner Wahrnehmung, dass ihm der Anblick eines Regenbogens immer noch wie Kind, das Herz im Leibe hüpfen ließ. Man und Am, Mensch oder Mann? Mann natürlich, würde mein imaginierter Widerpart auch bei Wordsworth beharren. Immerhin spricht dieser vorgestrige Dichter ja auch vom Vater, wodurch im englischen Parent für Elternteil leicht möglich wäre. vom Vater, wodurch im englischen Parent für Elternteil leicht möglich wäre. Das Stichwort Vater wiederum rief mir die erst vor einigen Jahren vom Parlament beschlossene, reichlich eng geführte, angeblich gendergerechte Umdichtung der aus vielerlei Gründen hoffnungslos veralteten österreichischen Bundeshymne in Erinnerung. Die Heimat ist in ihr seither nicht ausschließlich großer Söhne, sondern auch großer Töchter. Den Bruderkören, mittels derer die Bevölkerung nach dem Willen der konservativen Urheberin dem Vaterland ursprünglich die Treue schwören sollte, wurde deshalb ebenfalls eine energische Abfuhr erteilt. Abfuhr erteilt. Während das eher vertikal ausgerichtete Vaterland, aus welchen Gründen immer unangetastet blieb, ersetzte man die egalitären männlichen Brüder durch nichts Geringeres als den Jubel. Nun spüren die Hymnen Sangeswilligen dem unangekratzten Vaterland eben wieder in Jubelchören die Treue, wie es im verblichenen austrofaschistischen Ständestaat der Verordnete Brauch war. Frauen, ja sogar die keineswegs mitbedachten, nicht binären Leute, jubeln in diesem speziellen Fall selbstverständlich gleichberechtigt, auch wenn es sonst für sie in vielen Bereichen nach wie vor keinen besonderen Grund dazu gibt. Laurens erste Radabenteuer liegen nur wenige Jahre zurück. Der Korrektheitsdiskurs hat inzwischen weiter Fahrt aufgenommen und unzählige neue Blüten bis hin zur Infragestellung von echten Dreadlocks auf Köpfen mit falscher Hautfarbe getrieben, denen die von Generation zu Generation tradierte Leiderfahrung karibischer Sklaven abgehen muss, weshalb eine Anmaßung vorliege. Ich werde mich bemühen, mit den wenigen Beispielen, die ich mir vorgenommen habe, möglichst nahe an meinem beruflichen Werkzeug Sprache und den Produkten der Sprachkunst zu bleiben. Die Speerspitze des etwas anderen neuen Sprachbewusstseins und der Philosophie dahinter nimmt offenbar gerne in Kauf, dass die auf rassistische Denkgebäude zurückgehenden Punzierungen und Kategorisierungen für verschiedene Erscheinungsformen des Homo sapiens sapiens durch die Hintertür fröhliche Urständfeiern. Anders lässt sich die befremdliche Forderung, Merkmale wie die unterschiedliche Pigmentierung der Haut müssten bei Übersetzungsaufträgen Berücksichtigung finden, nicht erklären. In den späten 80ern und frühen 90ern hatte ich unbefangen und naiv wie ich war, die Stirn von mir besonders geschätzte literarische Veröffentlichungen zweier in meiner Dissertation abgehandelter grenadischer Schriftsteller ins Deutsche zu übertragen eines Mannes und ich gestehe es einer feministischen Frau, beide mit afrikanischen Wurzeln, die ihren Vorfahren als Sklaven gekappt werden sollten. die ihren Vorfahren als Sklaven gekappt werden sollten. In Grenada hatte ich mich mehrere Monate intensiv umgetan. Mit Merle Collins und Jacob Ross stand ich in persönlichem Austausch und durfte feststellen, dass sie sich über meine Absicht freuten, ihnen im deutschsprachigen Raum Gehör zu verschaffen, wo Jacob anlässlich einer Lesereise seinen den global gut nachvollziehbaren, oft schmerzhaften Erfahrungen von Kindern gewidmeten, herausragenden Erzählband, ein Lied für Simone, sogar mit mir gemeinsam vorstellte. Zwar war ich damals noch kein alter weißer Mann, aber ein Weißer war ich allemal und das reicht gewissen Tugendwachenden mittlerweile, sich über eine solche Übersetzerkonstellation lautstark zu empören. Die Qualität der Arbeit rangiert gegenüber dem absurden No-Go anscheinend unter ferner Liefen. Diese Überlegungen sollen nicht ins langatmige Bebildern einer Entwicklung ausarten, die sich in weiten Teilen meinem Verständnis entzieht. Entwicklung ausarten, die sich in weiten Teilen meinem Verständnis entzieht. Das höchstberechtigte Anliegen, eine möglichst sorgsame Wortwahl auf Basis einer entschiedenen Haltung gegen die Stigmatisierung und Diskriminierung einzelner Gruppen an den Tag zu legen, droht immer mehr, ohne Rücksicht auf gravierende Kollateralschäden verabsolutiert zu werden. Man möge es mir bitte nicht als arrogant auslegen, wenn ich dafür in gewissen Fällen neben bedenklichen Zügen von Fanatismus und Überempfindlichkeit die mangelnde intellektuelle Durchdringung komplexer Sachverhalte verantwortlich mache. Gleichzeitig sorgen erste Triggerwarnungen ausgerechnet auf den Umschlägen literarischer Werke auch hierzulande dafür, dass sich ja niemand aus der befürsorgten Leserschar fürchten muss, versehentlich einer thematischen oder gar sprachlichen Herausforderung ausgesetzt zu werden. In diese Welt vielfach schräger Korrektheits- und Rücksichtsnormierungen wächst der kleine Mensch hinein, der mit dem unvollständigen Satz Ihi Am beschloss, seinen Platz in der Welt erstmals zur Sprache zu bringen. Es wird ihn, steht zu fürchten, leider kaum weniger Mühe kosten als mich vor einem halben Jahrhundert, sich ungerechtfertigten, die wahren gesellschaftlichen Widersprüche vernebelnden Glaubenssätzen und den daraus abgeleiteten Ansprüchen von Amts wegen leider befugter wie vor allem selbsternannter Autoritäten zu entziehen. Nur sind an die Seite, oft sogar an die Stelle von Schulen, Kirchen, Verbänden und rigiden Elternhäuser im 21. Jahrhundert durch die Dynamik der ach so sozialen Medien befeuerte Influencer, männlichen, weiblichen oder diversen Geschlechts für alles und gegen jedes getreten, männlichen, weiblichen oder diversen Geschlechts für alles und gegen jedes getreten, deren Spielwiese oft genug die glatte Oberfläche ist, auf der sich manch in der Selbstwahrnehmung edle, fortschrittliche, diskriminierungsresistente, letztlich aber erschreckend dogmatische, zivilgesellschaftliche Strömung tummelt. Alles Glück und Unglück der Erde. Ein erfrischender, zügiger Spaziergang im Wald bei klarem, kühlem Vorfrühlingswetter. Meist begleitet mich meine Frau auf der täglichen Runde, die mir, wie ich vor langer Zeit schon feststellte, das konzentrierte Weiterschreiben beträchtlich erleichtert, indem sie mein Gehirn so richtig auslüftet. Auf diesem vertrauten Weg begegnen uns nur selten Leute. Heute aber leuchtete zunächst weit entfernt vor uns zwischen den Bäumen etwas Großes, Weißliches auf. Als wir uns näherten, entpuppte sich der helle Fleck als ausgewachsenes Pferd mit stattlicher Schulterhöhe. Umso winziger der kleine Körper eines vielleicht dreijährigen Kindes, das ohne Sattel und Sicherung auf dem Schimmel saß und sich, wie ich von hinten mehr vermutete, als sah, wohl an der Mähne festhielt. Nicht einmal einen Helm trug es, daneben ging eine Frau die Zügel in der Hand. Sie waren ausgesprochen langsam in dieselbe Richtung unterwegs. Bald würden wir sie überholt haben. Da dürfte sich das Tier ein wenig geschreckt haben, wohl weil es von uns unerwarteten Notiz genommen hatte. Mit Schwung drehte es sich um, wirrte kurz dabei, schnaubte und das Kind konnte sich nicht mehr festklammern. Es stürzte vom Pferd direkt in die Arme der geistesgegenwärtigen Frau, die es neben sich auf den Boden stellte. Das Kleine, es dürfte ein Mädchen gewesen sein, wusste nicht so recht, ob es weinen sollte oder oder verlegen lächeln. Die Frau, eher eine junge Großmutter als eine reifere Mutter, gab sich alle Mühe, das verdatterte Kind aufzumuntern. Sie hockte sich vor es, strich ihm über den Kopf. Toll habe es das gemacht, schnappten wir ihr nahezu geflüstertes Lob auf, als wir die drei mit einem kurzen Gruß passierten. Nachdem wir uns ein Stück entfernt hatten, tauschten wir uns über den Vorfall aus. Wir sprachen ebenfalls leise, nicht weil wir vermeiden wollten, verstanden zu werden, sondern weil die gesamte Szene seltsam unaufgeregt verlaufen war, irgendwie schallgedämpft. Selbst die Geräusche des Tieres, als er sich plötzlich umgewendet hatte, waren von reichlich verhaltener Lautstärke gewesen. Zum Glück war alles gut ausgegangen. Aber was wäre gewesen, wenn das Kind auf die andere Seite des Pferderückens gekippt und mit dem Kopf aufgeschlagen wäre? Der Waldboden ist zwar halbwegs weich, doch der Forstweg selbst künstlich verdichtet, um schweren Traktoren die Holzabfuhr zu erleichtern. Nicht auszudenken, wenn die Kleine sich beim Sturz das Genick gebrochen hätte. Wir kamen auf die Begleitperson zu sprechen und waren uns schnell einig, dass sträflicher Leichtsinn zu dieser brenzligen Situation geführt hatte, was auch immer das Ross dermaßen irritiert haben mochte, es musste eine Kleinigkeit gewesen sein, ein Zweig vielleicht, der unter unseren Füßen 10, 15 Meter hinter ihm geknackt haben könnte, ein beiläufiges Räuspern womöglich, eine winzige Kleinigkeit jedenfalls, aber um ein Haar hätte sie zu einem schrecklichen Unfall geführt. Stell dir einmal vor, meinte meine Frau jetzt, die Sache hätte böse geendet. Wir trügen keine Schuld, aber wir müssten den Rest unserer Tage damit leben, wahrscheinlich die mittelbare Ursache gewesen zu sein. Ich habe mir akkurat dasselbe gedacht, pflichtete ich ihr bei. Ich habe mir akkurat dasselbe gedacht, pflichtete ich ihr bei. Es wäre aber, wie du richtig sagst, eine andere Art von Ursache gewesen als gewöhnlich bei Unglücksfällen. Wenn ich das Rotlicht an der Kreuzung übersehe und einen korrekt fahrenden Verkehrsteilnehmer auf seinem Motorrad ramme, sind Ursache und Schuld mir anzulasten. Wenn ich mit unserem Enkel ohne seine Schwimmhilfen im Tretboot unterwegs bin und er ins Wasser fällt, bin ganz allein ich verantwortlich für die Folgen. Hier aber wäre unser Anteil am Gott sei Dank nicht geschehenen lediglich der gewohnte Streifzug durch den Wald gewesen, von dem sich das Pferd wohl ein bisschen irritieren ließ. Wie wir zwei gestrickt sind, hätte es sicherlich nicht genügt, uns das vor Augen zu führen und bald wieder zur Tagesordnung überzuwechseln. Warum sind wir dann eigentlich an ihnen vorbeigestiefelt, als ob nichts gewesen wäre, warf meine Frau ein. Denn es ist doch etwas geschehen, auch wenn nichts passiert ist. Du meinst, wir hätten der Großmutter oder wer auch immer das gewesen sein mag, die Leviten lesen sollen? Nein, ich meine gar nichts, ich frage nur. Für meinen Teil wollte ich wahrscheinlich wegen dem Kind kein Öl ins Feuer gießen, es war ja ohne ihn ganz verstört. Ich kann dir nicht sagen, was meine Motivation war, ob ich überhaupt eine hatte. Vielleicht wollte ich alles nur möglichst schnell hinter mir lassen. Gab es das, es werde eine Leere sein oder sitzt das Kind schon wieder oben? Ich drehte mich um. Wir hatten uns auf dem kurvigen Forstweg inzwischen so weit entfernt, dass nur noch der Wald zu sehen war. Der eine oder andere Vogel durchbrach von Zeit zu Zeit die Stille. Meine Frau dürfte sich keine Antwort erwartet haben. Sie fragte nicht noch einmal. Es war alles ausgebreitet, was es dazu zu sagen gab. Kurz streifte mich das Gefühl, mir den Schimmel samt dem menschlichen Beiwerk vielleicht nur eingebildet zu haben. ein Einhornerlebnis quasi. Wie heißt da noch einmal dieser alte, mir verschlossen gebliebene apodiktische Spruch, überlegte ich dann richtig. Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Alles Unglück dieser Erde ist vom Rücken der Pferde gefallen, murmelte ich. Was brappelst du da? fragte meine Frau. Und zum Schluss noch ein Text, der heißt Messer im Kopf. Vor einigen Jahren machte ich mich zu Veranstaltungen in die Schweiz auf. Ich nahm den schwach besetzten, noch mit herkömmlichen Abteilwagen ausgestatteten Frühzug, bettete mich bald nach der Abfahrt, auf den ausziehbaren Sitzen, wurde vom Schaffner kurz aus dem Dösen gerissen und schlief dann ein. immer noch allein im Abteil, überquerte der Zug gerade die Rheinbrücke bei Pux. Die Schweiz war also erreicht. Ich räkelte mich, stand auf und schob die Sitze ineinander. Ein dumpfes Geräusch ließ mich Nachschau halten. Das schmale, nur wenige Zentimeter lange, schwarze Lederetui musste aus einer Sitzspalte gefallen sein. Der Metallring an seinem einen Ende wies es als Schlüsselanhänger aus und als ich es öffnete, fand sich darin ein rotes Schweizer Messer im Miniaturformat. Ich nahm es als witzige Fügung, ausgerechnet an der Schweizer Grenze damit beschenkt worden zu sein. Messerchen, Pfeilchen und Scherchen stehen mir jetzt seit Jahren fast ununterbrochen zu Diensten, weil ich so gut wie nie ohne Schlüsselbund in der Hosentasche unterwegs bin. Vor jeder Flugreise muss ich allerdings daran denken, das Messer daheim zu lassen, so ich mit mehr als Handgepäck unterwegs bin, vorab im großen Koffer zu verstauen. Das ist mir freilich nicht immer gelungen. Einmal saß ich gerade in der S-Bahn, als mir das Ungemach dämmerte. Der Trip sollte lediglich zwei Tage dauern. Ich hatte nur kleines Gepäck bei mir und wollte mir dessen Extraaufgabe, mehr noch die öde Warterei nach der Landung, möglichst ersparen, zumal die zu absolvierenden Termine am Reiseziel eng getaktet waren. Da ich noch reichlich Zeit hatte, stieg ich zwei Stationen vor dem Flughafen aus, um den nächstgelegenen Baum aufzusuchen. Das Taschenmesser grub sich mit meiner Hilfe selbst sein vorübergehendes Grab. Tief musste es ja nicht sein. Zufrieden stieg ich in die nächste Garnitur und war richtig stolz auf meine Lösungskompetenz. Andern Tags kehrte ich erst spät wieder zurück, was mich nicht davon abhielt, in aller Finsternis meinen Schatz zu heben. Gott sei Dank hat mich niemand dabei gesehen. Wohl ist auch ein noch so kleines Schweizer Messer gediegene Markenware, doch muss er sich für Außenstehende zweifellos ziemlich seltsam ausnehmen, dass ich das einst in meinen Schoß gefallene winzige Ding dermaßen mit Zähnen und Klauen zu verteidigen bereit war. Jeder einschlägige Laden hätte mir für wenig Geld Ersatz ausgehändigt. Es dürften die mir unvergesslichen Umstände der Begegnung mit dem Ding gewesen sein, die es in meinen Augen als abwegig erscheinen ließen, objektiv gleichwertigen Ersatz überhaupt in Erwägung zu ziehen. Es ging um dieses konkrete Messer und um kein anderes. Es ging um dieses konkrete Messer und um kein anderes. Als ich einmal eine ganze Woche in Armenien zu tun hatte und meinen großen Koffer brav eingecheckt hatte, allerdings ohne das Messer, stieg ich mit ihm unbehelligt in den Flieger. Erst in Kiew beim Umsteigen nach Jerewan bat man mich freundlich zur Seite und eröffnete mir, ich hätte ein Messer an Bord zu bringen versucht. und eröffnete mir, ich hätte ein Messer an Bord zu bringen versucht. Bei der Durchleuchtung in Wien musste man es übersehen haben, aber nun war es endgültig aus. Ich entschuldigte mich verlegen und überließ den treuen Begleiter schweren Herzens der freundlichen Sicherheitskraft. Warum es dann nach wie vor in meinem Besitz ist? Nun, der ukrainische Security lächelte bloß und meinte in leidlich gutem Englisch, sodass ich mich nicht verhört haben konnte, sie müssen mir versprechen, es im Flugzeug nicht zu benutzen. I promise, antwortete ich verdattert wie ein adapter Schulpupp. Da drückte er mir das Taschenmesser wieder in die Hand, zwinkerte mir zu und wünschte mir einen angenehmen Flug. Beschwingt machte ich mich auf den Weg zum Gate. Meine innere Heiterkeit war freilich nicht von langer Dauer. Noch vor ein paar Minuten überlegte ich nämlich bald nach dem Anschnallen in der Maschine, hast du den Security-Mitarbeiter als ausgesprochen sympathischen Zeitgenossen wahrgenommen, der locker blieb und aus deinem kleinen Missgeschick keinen Elefanten bastelte. Du warst offenbar so auf dich und dein urplötzlich in nichts aufgelöstes lächerliches Problemchen konzentriert, dass du keinen Gedanken an Grundsätzliches verschwendet hast. Wie aber hättest du reagiert, fragte ich mich, wärst du zufällig Ohrenzeuge haargenau desselben Dialogs mit einem anderen Reisenden geworden, hättest du dich für ihn genauso gefreut wie für dich? Oder wärst du hinzugetreten und hättest darauf bestanden, ihm das Messer abzunehmen, hättest du womöglich gar Alarm geschlagen, dich bei einem übergeordneten Organ beschwert? Man kann ja in keinen Menschen hineinschauen, nicht ausgeschlossen, dass da einer tatsächlich was im Schilde führt. dass da einer tatsächlich was im Schilde führt. Wenn dir, was stark zu vermuten ist, so ein Auftritt bei der Handgepäckkontrolle zu peinlich gewesen wäre, säßest du jetzt jedenfalls mit einem unguten Gefühl im Flieger das Messer des anderen irgendwo in der Flugzeugkabine und vor allem in deinem Kopf. Sofort widersprach ich mir, denn der Konjunktiv war völlig unangebracht. Ich saß ja tatsächlich mit einem unguten Gefühl in der drittletzten Reihe, nur aus einem ganz anderen Grund. Ich horchte genau in mich hinein und konnte schnell zwei Quellen für mein Unbehagen namhaft machen. Die eine lag auf der Hand. In Wien hatten sie den offen auf das Förderband gelegten Schlüsselbund mit dem unscheinbaren schwarzen Etui schlampig durchleuchtet. Und in Kiew wurde ich mit dem aufgespürten Messer freundlich durchgewunken. Was sagte das über die wirkliche Verfasstheit der hochgepriesenen Sicherheitsstandards im internationalen Flugverkehr aus? Nichts Gutes. im internationalen Flugverkehr aus. Nichts Gutes. Die zweite Ursache für den rapiden Verfall meiner Laune hing zwar durchaus mit dieser ernüchternden Erkenntnis zusammen, lag aber ausschließlich in mir selbst. Ich war mir nämlich ernsthaft gram, wegen meines blöden Messersplins beinahe in Verzückung geraten zu sein, als der Security den sicher geglaubten Verlust abwendete. Deine spontane Reaktion, warf ich mir vor, war im Kern um nichts weniger egoistisch und verwerflich als jene derer, die donnergeplagt und blitzumzuckt vom heiligen Florian erflehen, verschont zu bleiben und ihm stattdessen nahelegen, wenn es denn unbedingt sein müsse, doch besser das Haus des Nachbarn anzuzünden. Natürlich gestand ich mir zu, war da vorhin rein gar nichts vom Verstand gesteuert, stand kein bewusstes Kalkül dahinter, aber macht es das besser und was sagt es aus über dich? Kaum je einmal sieht der Alltag unmittelbar nach dem einen oder anderen hinterfragenswürdigen Verhalten eine längere Auszeit vor, die für eine schonungslose Auseinandersetzung mit dem eben vorgefallenen und eigenen Rolle der Bike-Raum zur Verfügung stellt. Eingezwängt zwischen Mitreisenden und zum Stillsitzen verurteilt, beobachtete ich, wie mein Ärger über mich langsam zum Staunen mutierte. Man kann ja in keinen Menschen hineinschauen. Gilt das, fragte ich mich, am Ende auch für mich selbst? Kurz darauf dürfte ich den Kopf geschüttelt und sogar ein wenig gelächelt haben, aber vielleicht täuscht mich meine Erinnerung. Es ist schon lange her. Danke. Ich glaube, wir können langsam schließen diesen Abend. Wir danken für Ihre Aufmerksamkeit, für Ihr Dasein. Uns hat es Spaß gemacht. Ich hoffe, es war für Sie nicht langweilig und wir wünschen Ihnen ein gutes Nachhausekommen. Danke. Und es gibt einen Büchertisch hinten, selbstverständlich. Die Buchhandlung Alex hat einen Büchertisch bereitgestellt. Danke vielmals.