Sie hat ihre Doktorarbeit zu der Rolle der Medien für die Demokratie vor zwei Jahren vorgelegt und wird auch daran anknüpfen an den Punkt Medienpluralismus für demokratische Gesellschaften, Fallbeispiel Österreich. Und the floor is yours, Maren Bauford-Belitter. Hallo, also vielen, vielen Dank fürs hier sein dürfen. Danke für die Vorstellung, Jeffrey. Danke auch Helmut für den Appell zur Zusammenarbeit und zum Zusammendenken. Danke, Mario. Eine Kleinigkeit muss ich gerade korrigieren. Ich bin gerade so nicht mehr am European University Institute und bin zurück an der österreichischen Akademie der Wissenschaften und da als Postdoc. Also das andere war ein Research Associate Vertrag und war aber inhaltlich genau passend auch zum heutigen Thema. Ich muss auch sagen, ich habe dem Helmut auch in der Nacht geschrieben, dass ich krank bin und will mich jetzt schon entschuldigen. Ich hoffe, das ist alles verständlich. Es ist schwierig, das jetzt irgendwie mit klarer Stimme zu sprechen, aber ich hoffe, das passt trotzdem. Und ich werde jetzt versuchen, da meinen Bildschirm zu teilen. So, klappt das? Man sieht schon, nur auf den Vollbildschirmmodus muss man noch gehen. Also, warte mal kurz. Rechts unten auf dem. Passt das jetzt, oder? Ja, wunderbar. Okay, und wenn ich jetzt das mache, dann auch oder nicht? Dann ist man wieder zurück in dem... Ja, also zur Bedeutung von Medienturalismus für demokratische Gesellschaften. Demokratie ist nicht einfach. Demokratie muss gelebt werden, damit sie ist. Der Raum dafür heißt Öffentlichkeit und das Forum, durch das Öffentlichkeit ihre für die Demokratie entscheidende Funktion entfalten kann, sind die Medien. Medien organisieren in Demokratien die Selbstbeobachtung und Selbstverständigung der Gesellschaft. Sie kontrollieren Macht und artikulieren die Interessen der Bevölkerung. Die Qualität der öffentlichen Kommunikation bestimmt daher letztlich auch die Qualität der Demokratie. Auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte lässt in seiner Rechtsprechung keinen Zweifel. Die Medien erfüllen eine öffentliche Aufgabe oder weniger plakativ gesagt, als Ort der Stimmung und Diskussion, der als kollektiv erachteten und allgemein verbindlich zu lösenden Probleme ist Öffentlichkeit die wichtigste soziale Einrichtung demokratischer Gesellschaften. Und weil Öffentlichkeit heute Medien vermittelt ist, muss das Augenmerk auch auf der Qualität der Medien liegen. Ich habe mich in den letzten Jahren mit meiner Forschung aus sehr unterschiedlichen Perspektiven damit beschäftigt, ob und wie ein demokratisches Zusammenleben durch die Kommunikationsleistung der Medien gestützt wird und werden kann. Besonders auch in meiner Dissertation habe ich versucht, einen vermeintlichen Gegensatz zu überbrücken, vielleicht sogar auch ein bisschen aufzulösen, nämlich den Gegensatz zwischen normativer und empirisch-analytischer Orientierung, wenn es um die Frage demokratischer Medienqualität geht. Im Englischen wird hier eher der Begriff der Media Performance verwendet, der mir immer wieder ein wenig aufschlüsst, aber stellen wir ihn hier zur Diskussion. Was braucht es, dass Medien für eine Demokratie performant sind? Am besten verstanden im Sinne einer demokratischen Funktionalität. Medienangebote haben in dem Sinn keine Qualität, sondern die Qualität muss sich in ihrer Nutzung erweisen, sodass auch eine aufgeklärte Debatte darüber bedarf, was die Gesellschaft von ihren Medien erwarten kann. Dabei darf man allerdings Medien weder als die Alleinschuldigen an gesellschaftlichen Problemen darstellen, noch als frei von jeder Verantwortung, wobei mit den Begriffen der aufgeklärten Demokratie, der Schuld und der Verantwortung die normative Ebene ganz klar angesprochen ist. Eine Debatte darüber, was eine demokratische Gesellschaft von ihren Medien erwarten kann, basiert notwendigerweise auf Normen, auch wenn diese einen permanenten Verständigungsprozess zwischen allen beteiligten Stakeholdern unterliegen und flexibel auf die gesellschaftlichen Entwicklungen reagieren sollten. sollten. Das heißt, individuelles und kollektives Denken, Fühlen, Handeln ist von Normen und Werten natürlich maßgeblich geprägt. Und das gilt für die Erwartungen der Nutzerinnen an die Medien, ebenso wie für die Medienangebote als Resultat journalistischen Handels. Damit kann die normative Dimension kein Dreieck mit Qualität und Mediennutzung bilden, sondern muss die zentrale Dimension sein, die auf Angebots- und Nutzungsseite prägend wirkt. Und in diesem Sinn ist Medienqualität immer normativ. Qualität immer normativ. Denn erst durch die Offenlegung der Art der Normen, hier bezogen auf die demokratische Gesellschaftsordnung, erschließt sich ein relationaler Begriff wie Medienqualität in seiner Bedeutung, die ohne diesen Bezug völlig beliebig bliebe. Das heißt, die Einlösung des demokratischen Grundauftrags an die Medien zur Herstellung und Erhaltung von Öffentlichkeit ist vom jeweiligen gesellschaftlichen Kontext und der jeweiligen Gesellschaftsstruktur abhängig. Und hier schließt sich jene wichtige Konsequenz an, die James Curran schon vor 20 Jahren formuliert hat. Different media should be viewed as having different functions within the democratic system, calling for different kinds of structure and styles of journalism. Es gilt besonders vor dem Hintergrund jener Wandlungsprozesse, die neben dem Medienwandel und seiner technologischen und ökonomischen Ausformung auch einen Wandel der gesellschaftlich anerkannten Wertvorstellungen umfassen. wie Familie, Religion, Anerkennung von auch säkulär rationalen Autoritäten, langfristiges Sicherheitsdenken oder wirtschaftliche Grundversorgung an Bedeutung verlieren und sogenannte postmaterialistische Werte wichtiger werden. Dazu gehören Gleichberechtigung, Diversität, Umweltbewusstsein, Toleranz gegenüber fremden Kulturen und höhere Eigenverantwortung. Aktuell sind beide Wertorientierungen nahezu gleich stark in den europäischen Gesellschaften verankert, wobei die Zweifel an geltenden Autoritäten und Weltanschauungen insofern genähert werden, als die institutionelle Politik keine ausreichenden Antworten auf die sozialen Fragen der Umwälzungen hinter diesem Wertewandel findet. Das verändert auch den Blick auf das Verständnis von und den Umgang mit Demokratie. Insofern, als die Vorstellung liberal-repräsentativer Demokratie, wie sie im Wesentlichen den Verfassungen der meisten westeuropäischen und nordamerikanischen Länder zugrunde liegt, zunehmend durch Demokratieverständnisse ergänzt wird, die auf eine intensivere und eher unmittelbare, aber durchaus divers realisierte Teilhabe der Bürgerinnen an den politischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen zielen. In der gesellschaftlichen Realität existieren diese Verständnisse nebeneinander und greifen durchaus auch insoweit ineinander, als sie die grundsätzlich mit einer öffentlichen Sphäre und der gültigen gesellschaftlichen Ordnung verbundenen sozialen Praktiken verändern. Das heißt, dass das liberal-repräsentative Demokratiemodell zunehmend in Frage gestellt wird, durchaus von mehreren Seiten bis hin zu versuchen, einer autoritären Umdeutung, wie beispielsweise der illiberalen Demokratie, mehr aber scheinen partizipatorische Elemente und Formen Eingang in diesen öffentlichen Diskurs zu bekommen. Ideal gesehen verschiebt sich somit der Fokus von Politik und von politischer Öffentlichkeit von der auf Mehrheitsfindung und Mehrheitsentscheidung ausgerichteten Debatte weltanschaulicher Ideen in der repräsentativen Demokratie hin zu einer Artikulation persönlicher Anliegen, die der Vernetzung bedürfen und in einer kontinuierlichen Mitgestaltung des Gemeinwesens münden in der partizipatorischen Demokratie. Dabei gehen die beiden unterschiedlichen Demokratieverständnisse auch mit unterschiedlichen normativen Vorstellungen einher, wie sich die demokratische Öffentlichkeit konstituieren soll. Und das bedingt wiederum spezifische normative Rollenbilder von Medien, die wiederum gemäß unterschiedlicher Anforderungsprofile differenziert werden können. Im liberal-repräsentativen Modell sollen die Bürgerinnen über die für eine Gesellschaft relevanten Themen, Ideen und Meinungen informiert sein, wobei die Relevanz der Themen an die Verteilung der in der Gesamtgesellschaft vorhandenen Interessen gebunden ist, die in einer monolithischen Öffentlichkeit, also in einem Marktplatz der Ideen kommunikativ zusammengeführt werden. Vor allem geht es dabei um den Informed Citizen, der befähigt werden soll, in der Wahlzelle rationale Entscheidungen zu treffen. Dafür braucht er möglichst unparteiische, ausgewogene und sachlich und emotionslos an ihn herangetragene Informationen. Das heißt, Medien sind hier in der Rolle des vermittelnden Monitors, der einerseits informiert, zugleich aber auch die Mächtigen kontrolliert. In jedem Fall sind die Bürgerinnen vorrangig als politisches Subjekt, also nicht als Privatperson und in einer eher passiven Rolle angesprochen, während der öffentliche Diskurs von einer wächenschaftspflichtigen Elite geführt wird, wurde aber transparent für die Öffentlichkeit. sowohl aus den Vertreterinnen aggregierter Einzelmeinungen gemäß den in den Wahlen geäußerten Präferenzen der Bevölkerung, als auch durch Expertinnen, die aktiv am Diskurs beteiligt sind. Das partizipatorische Modell strebt dagegen die aktive Inklusion möglichst vieler in die demokratische Öffentlichkeit an, besonders auch die der schweigenden Mehrheit, die ihre persönlichenlichen für den eigenen Lebenskontext relevanten Anliegen und Positionen in gesellschaftliche Auseinandersetzungen einbringen und sie meist themenbezogen und nur sehr lose organisiert vernetzen. Sie sollen in Form kontinuierlicher Mitgestaltung zivilgesellschaftliches Engagement üben, wobei der fehlende Fokus auf Abstimmungen den Unterschied zu Formen direkter Demokratie zeigt. Dafür braucht es den Empowered Citizen, der befähigt sein soll, selbst in Entscheidungsprozessen und Kontrollmechanismen mitzuwirken. Und die zumindest liberalere Formen der partizipatorischen Auffassung von Demokratie definiert sich üblicherweise nicht als Gegenmodell zur Repräsentation, sondern als Ergänzung, die auf lokaler Ebene und in spezifischen gesellschaftlichen Bereichen stärker unmittelbare Beteiligungsformen und Bottom-up-Bewegungen im Sinne demokratischer Mitsprache vorsieht. Das heißt, neben dem Top-Down-Flow of Communication liegt der Fokus hier ganz stark auf einem aktiven und umfassenden Bottom-Up-Flow of Communication. Und damit heißt es, dass die Stabilität des Systems nicht in erster Linie durch Wahlen oder Deliberation, sondern durch die Konformität mit den demokratischen Spielregeln sichergestellt wird. Das heißt, durch ein Bekenntnis zum demokratischen System an sich und nicht durch Sicherung der Systemperformance. Und um die Menschen dazu zu befähigen, ist es Aufgabe der Medien, sie politisch und gesellschaftlich zu motivieren, zu aktivieren, sie in den offenen Diskurs einer diversen Öffentlichkeit zu integrieren und ihnen geeignete Möglichkeiten des Einbringens zu geben. Leider können wir dich nicht hören. Okay. Warte mal. Gar nicht oder nur leise? Also wir können sie gut hören. Ich höre auch sehr gut. Ich kann sie auch sie gut hören. Ich höre auch sehr gut. Ich kann sie auch sehr gut hören. Okay, was machen wir? Ich würde sagen, einfach weitermachen. Ich denke, die Mehrheit kann dich gut verstehen. Zumindest ist das jetzt aus den Wortmeldungen hervorgegangen. Funktioniert auch wieder bei mir. Bei dir funktioniert es auch wieder, super. Super, okay, gut. Moment, wo waren wir? Ja, genau. Also, es geht darum, Möglichkeiten zu schaffen, eigene Anliegen einbringen zu können, um Vernetzung und Mitgestaltung sozialen Lebens anzubieten. Empowerment verlangt dabei weniger Vermittlung als Kommunikation auf Augenhöhe, Orientierungsgebung in der eigenen Lebenswelt und die Möglichkeit, sich größere Zusammenhänge selbst zu erschließen. Somit Deutungs- und Interpretationsangebote seitens der Medien. Neben einer Integration von Emotionen und folgerichtig auch der Aufhebung der Trennung zwischen öffentlichem und privatem Raum schließt das ein Bekenntnis zur leidenschaftlichen Parteinahme für soziale Anliegen durchaus mit ein. Und damit ist der gegenwärtige Wandel im Demokratieverständnis in zunehmender und komplexer Weise auch mit der Entwicklung der Medien und in besonderem Maß mit Medienpluralismus verbunden. Und das wie eingangs skizziert in Form einer flexiblen Verknüpfung der demokratischen Norm mit der Angebots- und der Nutzungsseite. Angebotsseitig sind als wichtigste Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für eine pluralistische Medienumgebung die unverkürzte Unabhängigkeit zu nennen. zu nennen. Genauso wie uneingeschränkte Redemeinungsversammlungspressefreiheit natürlich, als in der Verfassung festgeschriebene Strukturmerkmale. Strukturmerkmale, die laufend auch durch das Handeln aller involvierten Akteure in ihrer Geltung zu sichern sind. Ein europaweit vergleichender Monitor, der sich unter anderem mit diesen Strukturbedingungen auseinandersetzt, ist der Media Pluralism Monitor, der jährlich im Auftrag der Europäischen Kommission durchgeführt wird. Man sieht hier den diesjährigen europaweiten Vergleich auf der Folie der Länder insgesamt in der Beurteilung. Gemeinsam mit meinem Kollegen Josef Seethaler bin ich seit vielen Jahren Teil dieses Teams und wir bilden das österreichische Länderteam dafür. Und ebenso lange ergibt dieser Pluralismusmonitor für Österreich auch ein gewisses Risiko. Momentan ergibt sich die Positionierung Österreichs im europäischen Vergleich so, dass man von einer höheren Gefährdung der politischen Unabhängigkeit des Mediensystems, also bei guten Gesamtergebnissen, die man hier auf dieser Folie sehen kann, also und dann habe ich den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, aber es ist bei der politischen Unabhängigkeit eigentlich noch deutlicher. Also man kann von einer höheren Gefährdung der politischen Unabhängigkeit des Mediensystems nur in Italien und den meisten der ehemals sozialistischen Länder Ost- und Südeuropas sprechen. Und das gilt auch, wie jetzt auf dieser Folie zu sehen, für die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Da ist Österreich bei den roten Ländern dabei. Während zwar dennoch hervorzuheben ist, dass das Fundament eines demokratischen Mediensystems, also das Recht auf freie Meinungsäußerung in Österreich weitgehend intakt ist, zeigen sich eben einige andere Merkmale zunehmend problematisch. Und das ist hier zu sehen an den Indikatoren des Medienpluralismusmonitors. Also die problematischen Bereiche sind neben einer sehr hohen Eigentumskonzentration fehlende redaktionelle Unabhängigkeit im Allgemeinen und fehlende Unabhängigkeit des öffentlich-rechtägter die politische Unabhängigkeit einem zum Teil hohen Risiko und die Rahmenbedingungen von demokratietheoretisch relevanten Leistungserwartungen gewissen Schwächen ausgesetzt. Sanktionsmechanismen gleich in mehreren Regulierungsbereichen und prinzipiell auch Selbstregulierungsmaßnahmen, die der Aufrechterhaltung reductioneller Unabhängigkeit und der Beobachtung ethischer Berufsnormen dienen würden. Zumindest mehr denn jetzt. Mehr denn je braucht es daher Medienorganisationen, Rollen- und Funktionsverständnisse, die den demokratischen Grundauftrag zur Herstellung von Öffentlichkeit im Sinne der Selbstbeobachtung und Selbstverständigung der Gesellschaft leisten und natürlich keinen anderen Interessen dienen. Aus demokratisch normativer Perspektive gelten diese Rahmenbedingungen, die für eine durch Medien organisierte demokratische Öffentlichkeit grundlegend sind, als Medienqualität überhaupt erst ermöglichende Voraussetzungen, und zwar unabhängig von unterschiedlichen Demokratieverständnissen. Jetzt finden sich normative Anforderungsprofile in Österreich auch im nationalen regulativen Bereich, und zwar besonders da, wo die öffentliche Aufgabe der Medien meist in Form öffentlich-rechtlicher Programmaufträge, aber nicht nur in kodifizierte Normen überführt worden ist. Solche Rechtsdokumente und realiter auch die Förderungsrichtlinien legen ebenso die Rahmenbedingungen und Zielsetzungen der Angebotsproduktion fest und haben ihren Ursprung vielfach auch in den Demokratietheorien. Somit beeinflussen sie in ganz besonderem Maße die Beschaffenheit des Mediensystems strukturell wie inhaltlich. Allerdings existieren in Österreich solche normativen Vorgaben de facto, also das heißt in rechtlich verbindlicher Form, nur für den Rundfunk. Und auch hier habe ich auch genauso gemeinsam mit dem Kollegen Seetaler vor einiger Zeit eine Analyse gemacht, die ergeben hat, dass sich je nach Organisationsform, also öffentlich-rechtlich, privat-kommerzie und der nicht-kommerzielle private Rundfunk einem partizipatorischen Rollenbild, während in den Förderungsrichtlinien des privat-kommerziellen Rundfunks die Begriffe Demokratie und demokratisch gar nicht vorkommen. Damit zeigt sich auch noch mal mehr, dass es den einen Rundfunk nach demokratietheoretisch fundierten Gesichtspunkten jedenfalls nicht mehr gibt in Österreich, während die Programmgrundsätze unterschiedlich pronunziert mehrere Rollenbilder nebeneinander zu erlauben scheinen, die sich mit einer gewissen Trennschärfe den Organisationsformen zuordnen lassen und somit unterschiedlichen demokratischen Funktionen zugeschrieben werden können. Schließlich ergibt sich aus dem eingangs skizzierten mehrdimensionalen Zugang auch die Frage, inwieweit sich die unterschiedlichen Demokratieverständnisse auch bei den Mediennutzerinnen wiederfinden lassen und in den Informationsangeboten jener Medien, aus denen sich deren, also den Nutzerinnen, ihre Informationsreporteurs, also deren Information Diets, die sie sich selbst wählen und komponieren, zusammensetzen. Das heißt, es ergibt sich die Frage, inwieweit Entsprechungen vorliegen zwischen einerseits den Erwartungen der Nutzerinnen an die Medien und andererseits der für eine demokratische Öffentlichkeit relevanten Qualität der Informationsangebote inhaltlich. Dafür habe ich basierend auf unterschiedlichen Datensätzen, weil es manchmal man es halt machen muss. Das war für Repertoire und Publikumsanalyse, Inhaltsanalyse, ein Dachprojekt und ein Zeitvergleich, das damalige RTR-Projekt von Josef Seetaler, das wahrscheinlich jeder kennt. Basierend auf diesen Datensätzen habe ich eine empirische Analyse des österreichischen Medienpublikums gemacht und der Inhalte nach demokratischen Gesichtspunkten. Demnach lassen sich die InformationsnutzerInnen in Österreich in fünf Gruppen einteilen, aufgrund den für die tagesaktuelle Information primär genutzten Medientypen. Das sieht man jetzt auf dieser Folie. Oben sieht man die Gruppen, nennen sich, weil die Methode latente Klassenanalyse heißt, nennen sie sich Klassen. Und dann sieht man die jeweiligen Medientypen diesen Klassen zugeordnet. Diese fünf Gruppen unterscheiden sich sowohl durch die Wahrscheinlichkeit, mit der sie bestimmte Medientypen nutzen natürlich, als auch in der Breite und Zusammensetzung ihrer Informationsrepertoires. Das sieht man jetzt hier. Informationsrepertoires, sieht man jetzt hier, oder eben, das sah man eben, oder eben Ihre Information da jetzt. Sie unterscheiden sich aber auch in soziodemografischer Hinsicht und im Hinblick auf das Interesse an Nachrichten und Politik. Hier kurz einen Überblick. Ich meine, ich weiß schon, dass man das jetzt nicht sofort alles erfassen kann, aber man sieht vielleicht den Unterschied zwischen Frauen und Männern ganz links in jeder Klasse. Es ist jetzt auch nicht so wichtig, dass für diesen Zweck, es soll nur ein Gesamtbild vermitteln, wie das aussah. wie das aussah. Gegenüber einer früheren Erhebung aus dem Jahr 2008 hatte sich der Anteil jener beiden Nutzungsgruppen, die geringes Interesse an Politik und Gesellschaft haben, von 27 Prozent auf 44 Prozent erhöht. Und zusammen mit einer im mittleren Interessensbereich anzusiedelnden Gruppe erhöht sich der Anteil auf 78 Prozent der österreichischen MediennutzerInnen, die wenig politisch und gesellschaftlich interessiert sind. Die Informationsreporteurs dieser drei Gruppen bestehen unterschiedlich zusammengesetzt und auch in unterschiedlicher Breite, vor allem aus Angeboten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und der Boulevardpresse, hier nur nahe der Kronenzeitung. Beide Angebote prägen seit den 1970er Jahren bis offensichtlich heute den österreichischen Medien. Die beiden weiteren Gruppen, das sind dann die Klasse 4 und 5, die Online-News-User und die Heavy-News-User. Klasse 4 und 5, die Online-News-User und die Heavy-News-User. Das sind in Summe keine sehr großen Gruppen. Bei denen ist das Interesse an Politik und Gesellschaft stark ausgeprägt. Die haben auch die breitesten Informationsrepertoires, wie man hier rechts sehen kann, und nutzen somit viele unterschiedliche Informationsangebote. Aber beide Gruppen haben zusammen nur 22 Prozent. Die davon etwa 7 Prozent Heavy News User sind prononciert liberal repräsentativ orientiert und die etwa 15 Prozent umfassenden Online News User einem partizipatorischen Demokratieverständnis nähern. Und wenn man jetzt die von den Nutzerinnen erwarteten Medienfunktionen und die inhaltliche Qualität der genutzten Angebote zueinander in Beziehung setzt, zeigt sich Folgendes. Die Erwartungen der Nutzungsgruppen an die demokratische Leistung der Medien lassen sich anhand der unterschiedlichen Demokratieverständnisse ganz klar differenzieren, wobei sich die fünf Gruppen nach einem Kontinuum von stark liberal-repräsentativ bis stark partizipatorisch sogar ordnen lassen. Auch konnten wir zeigen, dass die Qualität des tagesaktuellen Informationsangebots jener Medien, die von den einzelnen Gruppen genutzt werden, ihren jeweiligen Erwartungshaltungen an die demokratische Leistung weitestgehend entspricht. Es kann mit aller Vorsicht dahingehend interpretiert werden, dass das weit verbreitete, relativ geringe Interesse an Politik und Gesellschaft nicht auf die Art und Weise, wie Medien über Politik berichten, zurückzuführen sein dürfte. Dafür spricht auch, dass der Anteil an politikdistanten und informationsaversen Nutzerinnen seit 2008 bei rund 20 Prozent stabil geblieben ist. Die erwarteten Fokusverschiebungen im Zeitvergleich bezüglich der Qualität der Angebote treffen schließlich nur zum Teil zu, und zwar insofern, dass ein partizipatorisches Demokratieverständnis von den genutzten Medienangeboten nur teilweise stärker unterstützt würde als 2014. So, was bedeutet das jetzt? Das bedeutet zunächst, dass sich die unterschiedlichen Demokratieverständnisse sowohl bei den Mediennutzerinnen und in ihren Erwartungen an die Medien wiederfinden und ebenso eben in den inhaltlichen Informationsangeboten der Medien, allerdings nicht im selben Ausmaß. Und ohne aus diesem Vergleich von zwei Jahren jetzt einen Trend ableiten zu wollen, ist doch eine gegenläufige Entwicklung bezogen auf den gesellschaftlichen Wandel erkennbar. Das heißt, nicht alle Nutzerinnen finden, was sie erwarten würden. Und diese Entwicklung gilt es für Wissenschaft und Medienpraxis, denke ich, im Auge zu behalten, um die Rolle der Medien in einer demokratischen Öffentlichkeit wahren zu können. jener beiden Nutzungsgruppen an den Enden des Continuums, also die pronunziert partizipatorisch orientierten Online-News-User und die liberal-repräsentativen Heavy-News-User, die pronunziertesten Profile aufweisen in ganz unterschiedlicher Hinsicht. Vor allem aber sind ihre Informationsrepertoires am breitesten zusammengesetzt. Das heißt, diese Nutzerinnen ziehen zur Befriedigung ihres Informationsbedürfires am breitesten zusammengesetzt. Das heißt, diese Nutzerinnen ziehen zur Befriedigung ihres Informationsbedürfnisses die meisten unterschiedlichen Medienangebote heran und somit scheint tatsächlich Pluralität der Schlüssel zu jeder Form demokratischer Öffentlichkeit zu sein. Medienpolitisch ließe sich daher an drei Punkten ansetzen. Erstens nutzungsseitig bei einer Versierung von Maßnahmen zur Medienkompetenz, um das Bewusstsein für die möglichen Gratifikationen vielfältig zusammengesetzter Informationsrepertoires zu schaffen. Das scheint ebenso notwendig wie eine Immunisierung gegenüber demokratiegefährdenden Inhalten wie Desinformation oder Hate Speech. Das heißt, definiert als die Fähigkeit, Medien kritisch, selbstbestimmt und verantwortlich zu nutzen, verstehen, bewerten und gestalten zu können, kann Medienkompetenz im Sinne einer regulatorischen Zielidee formuliert und wirksam werden. Bisher fehlt allerdings sowohl im formalen als auch im nicht formalen Bildungssektor eine umfassende Regierungsstrategie zur Förderung der Entwicklung von Medienkompetenz in allen und für alle Bereiche der Gesellschaft, wobei wiederum Medien nicht als die Medien, sondern ihren unterschiedlichen Anforderungsprofilen und Funktionserwartungen rechnungtragend einbezogen werden müssten. Zweitens, hinsichtlich der strukturellen Rahmenbedingungen der Medienangebotsseite, wofür der Annex zum EU Action Plan on Human Rights and Democracy und auch der zuletzt erschienene Media Pluralism Monitor einige spannende Anregungen bietet. Dazu gehören beispielsweise die Förderung von sozialdemokratischer Vielfalt in Redaktionen und dem Management von Medienunternehmen im Sinne einer produktionsseitigen diversität dazu gehört die förderung von organisationsformen von von internen entscheidungsstrukturen und qualitätssicherung systemen genauso wie aus und weiterbildung szenarien die unabhängigen journalismus gewährleisten und auch erbracht durch die zivilgesellschaft also in form von citizenism und unter besonderer Berücksichtigung lokaler Communities als wichtige Keimzellen einer erlebbaren Demokratie, um das mit Cochran's Worten zu sagen. zeitreichenden öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Er ist, so seine bisherige rechtliche Grundlegung zumindest, auf die Erhaltung des Vertrauens in die Performance des Systems orientiert, von dem er als rechtlich verankerter Teil des Systems selbst profitiert und dabei auch erfolgreich ist, wie die immer noch recht hohen Vertrauenswerte von momentan 62 Prozent bei der Informationsleistung zeigen. Er hat aber dann ein Glaubwürdigkeitsproblem, wenn es um das Vertrauen in das demokratische System an sich geht, das mit einem partizipatorischen Verständnis von demokratischer Öffentlichkeit einhergeht und das vor allem wegen des Politics- und Broadcasting-Systems, der gewachsenen zentralistischen Infrastruktur und aufgrund der über Jahrzehnte ausgebildeten Formen der Vermittlung, so sehr sie, wie auch die skizzierte Analyse gezeigt hat, liberal-repräsentative Ansprüche sehr wohl erfüllen kann. Schließlich ließ es sich ansetzen bei einer Medienförderung, um die Bedingungen für ein strukturell plurales Angebot so zu verbessern, dass es inhaltlich den in der Gesellschaft pluralen und divergierenden Vorstellungen und Zugegen begegnet, zu dem, was demokratische Öffentlichkeit ist und sein soll und das auch ernst nimmt. Zusammenfassend können wir den Pulling sicherlich nicht heute und hier an die Wand nageln, auch nicht in einer halben Stunde, an die Wand nageln, auch nicht in einer halben Stunde. Denn wie sich Medienpluralismus entwickelt, hängt von so unglaublich vielen Faktoren und Wandlungsprozessen ab, die komplex miteinander verwoben sind. Im Zentrum dieser Prozesse stehen aber sicherlich die skizzierten Veränderungen in den Wettbewerbsbedingungen im Verständnis der öffentlichen Aufgabe der Medien, bei der Medienproduktion und dem Mediennutzungsverhalten, die Veränderungen im journalistischen Handeln. Und so muss vor allem die Richtungsweisung aller gewonnenen Erkenntnisse einbezogen werden, nämlich die gesellschaftlichen Wandlungsprozesse, die auch in Veränderungen des Demokratieverständnisses ihren Niederschlag finden und einen vielfältigen Umgang von Medien mit demokratischer Öffentlichkeit einlegen. Das heißt, zwischen all all diesen faktoren lassen sich nicht so einfach kausal beziehungen herstellen aber das verständnis dessen was demokratie bedeutet und wie sie gelebt werden kann und soll kann als ansatzpunkt dafür begriffen werden die Danke, der virtuelle Applaus ist Ihnen geles. Genau. Gibt es Verständnisfragen im Plenum? Fragen im Plenum. Kurze Eingriffung, ist das unklar geblieben? An den Folien. Kurzes Handzeichen. Herr Materne, Sie haben die Hand gerufen. Bitte. Ich versuche mal zu enthemmen. Man hört mich nicht. Doch, doch. Ja, super. Ich habe tatsächlich eine Nachfrage. Sie haben irgendwann gesagt, Frau Buford, Medienangebote haben in dem Sinne keine Qualität. Ihre Qualität zeigt sich in dem Umgang mit Ihnen, also in der Nutzung. Da wollte ich nachhaken, was Sie damit meinen. Also sie haftet dem Medienangebot nicht an. Die Medienqualität ist einfach ein mehrdimensionales konstrukt es reicht nicht nur den inhalt zu betrachten ohne ohne in beziehung zu setzen zu normativ demokratischen zur normativ demokratischen dimensionen und zur zur nutzungs dimension was häufig auch in der Forschung sehr, sehr stark betrieben worden ist. Ich meine, es gibt nicht den einen Rahmen, um Qualität festzulegen, sondern was als Qualität gilt, hängt auch von gesellschaftlichen Konventionen, von demokratisch-politisch bestätigten Kriterien ab. Aber sonst, also journalistische Inhalte haben ja bestimmte Kriterien, die auch an der Information selber festgemacht werden können, also wann eine Information als journalistisch gelten kann und sozusagen aus journalistischen Machen kommt. Deswegen war ich zum Verpasst, dass Sie das ganz vom Inhalt freisehen und nur in den Kontext stellen. Nein, nein. Sie meinen, die Bewertungskriterien sind stark abhängig davon. Da gibt es nicht eine, sozusagen die allgemeingwürdige, man muss gucken, in welchem Rahmen man es bewertet. Also, was ich eigentlich schon damit, ich wollte es so krass jetzt nicht rüberbringen, ich wollte nicht den Inhalt herausnehmen, sondern ich wollte einfach nur betonen, dass es ein mehrdimensionales, als mehrdimensionales Konstrukt zu verstehen ist und dass man es nicht alleine am Inhalt festmachen sollte. Alles klar, dann habe ich verstanden. Danke. Weitere Verständnisfragen in der Runde? Aus der Runde? Gut, dann nochmal danke, Maren Beaufort.