Herzlich willkommen an diesem regnerisch kalten Mittwochabend bei einer weiteren Ausgabe der Sendereihe der Stachel im Fleisch, hier aus dem Studio von Dor nicht einmal mehr als einem Monat, lag die Teuerung bei 10,6 Prozent. Damit sollte der Höhepunkt der Entwicklung mit 11 Prozent im Vormonat, also im Oktober, vorerst einmal überwunden sein. Die Bundesregierung hat, wie übrigens natürlich auch viele andere Mitgliedstaaten der Europäischen Union, Maßnahmen ergriffen, um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten und vor allem mit dem Ziel, um die Belastungen für Haushalte und Unternehmen doch spürbar zu reduzieren. Jetzt ist die Frage offen, was damit tatsächlich bewirkt werden konnte, beziehungsweise ob damit wirklich dieser Teuerungs- und Inflationsentwicklung der Riegel vorgeschoben ist. Wir blicken natürlich höchst gespannt auf das Jahr 2023, also in wenigen Wochen ist es ja soweit. Und umso mehr ist da auch eine ganze Menge zu diskutieren, welche Faktoren eventuell die Teuerung noch weiter vorantreiben könnte und damit stellt sich natürlich für viele Menschen auch die Existenzfrage, weil ja doch schon sehr, sehr viele sehr, sehr massiv von diesen Entwicklungen belastet sind. Ich freue mich, dass ich dazu heute zwei Gäste bei mir im Studio begrüßen darf, die zu mir gekommen sind. Das ist gleich mal neben mir Alexander Huber vom Think Tank Momentum Institut, mittlerweile auch sehr gut bekannt. Ja, und neben ihm sitzt Christian Müllener von der Wirtschaftskammer Oberösterreich. Man sieht schon, da ist auch eine gewisse Bandbreite derer, die hier eine ganze Menge dazu zu sagen haben, auch schon abgebildet. Ich möchte gar keine Zeit mehr verlieren und gleich direkt einsteigen in diese Diskussion im Rahmen meiner Politikgespräche mit Vorwärtsdaten. Und fang mal mit Ihnen an, Herr Huber. Damit wir das Ganze sinnvoll in Angriff nehmen können, ist, glaube ich, nochmal ganz wichtig, nochmal genau drauf zu schauen, auch auf die Ursachen von Inflation und Teuerung. Da geistern ja natürlich viele Meinungen herum. Vielfach wird verwiesen auf den russischen Aggressionskrieg gegen die Ukraine, auf die Politik Wladimir Putins, der natürlich darauf abzielt, auch der Europäischen Union und so weiter zu schaden. Aber vielleicht können Sie nochmal kurz prägnanter und differenzierter darstellen, was hat denn tatsächlich zu dieser Krisenhaftigkeit unserer Situation im Wesentlichen geführt? Also die Hauptursache dieser Preissteigerungen derzeit ist mit Sicherheit der Ukraine-Krieg. Allerdings beginnt diese Teuerungskrise schon ein Stück weit früher, nämlich mit der Corona-Pandemie. Da haben wir erlebt im ersten Pandemiejahr während dem Lockdown quasi, dass die Preise stagniert sind. Viele Bereiche des öffentlichen Lebens mussten geschlossen halten. Und das heißt, das wirtschaftliche Leben ist im Wesentlichen großteils zu einem Stillstand gekommen. Und was wir danach gesehen haben mit den Öffnungsschritten, war ein Stück weit ein nachgeholter Konsum. gesehen haben mit den Öffnungsschritten, war ein Stück weit ein nachgeholter Konsum. Das heißt, wenn ich quasi keine Möglichkeit gehabt habe, während des Lockdowns beispielsweise eine neue Couch zu kaufen, Gartengeräte, was auch immer, dann haben das viele Leute nach den Wiederöffnungen erledigt und da haben wir einen gewissen Preisschub erlebt. Was wir danach gesehen haben, waren auch vielfach sogenannte Basiseffekte. Das heißt, wenn in einem Jahr die Preise sehr gering sind und im nächsten Jahr ein bisschen höher, dann wirkt sich das statistisch so aus, dass es wirkt, als wäre es ein sehr großer Preissprung gewesen. War es aber in vielen Bereichen gar nicht. Wir haben da Inflationsraten erlebt, die sind erstmals seit langem wieder merklich über 2% gestiegen. Das hat sich bis Mitte des Jahres 2021 gezogen und im Sommer des Vorjahres, wie gesagt, hat es schon begonnen mit den Problemen in der Ukraine. Da ist erstmals Verunsicherung aufgetreten auf den Gasmärkten und hat sich erstmals diese Verunsicherung quasi auch in den Preisen manifestiert. Wir haben ja schon vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs gesehen, dass Energie merklich teurer wird, auch die Treibstoffpreise. Und mit dem Ausbruch dieses Krieges haben wir natürlich diese Teuerungskrise mit der vollen Wucht zu spüren bekommen. Was ich noch nicht erwähnt habe, waren beispielsweise die Lieferkettenprobleme, die es seit der Pandemie gibt. Man kennt die Bilder aus Shanghai beispielsweise am Hafen, wo sich die Container stapeln. Das heißt, es herrscht ganz einfach eine weltweite Angebotsknappheit, immer noch zum Teil. Und wenn ein knapperes Angebot vorherrscht, dann muss ich natürlich auch mehr bezahlen für die gleiche Menge. Und das war ein zweiter wesentlicher Preistreiber. Da erleben wir zum Glück derzeit eine Entspannung. In China beispielsweise ist gerade angekündigt worden, dass man eine Abkehr vornimmt von dieser strengen Zero-Covid-Politik. Also die breitflächigen Lockdowns dort werden nach und nach beendet. Und das ist auf jeden Fall ein positiver Effekt. Sie haben es eh schon angesprochen, dass wir jetzt auch im November eine niedrigere Inflationsrate gehabt haben als die Monate zuvor. Der Trend, glaube ich, geht in die richtige Richtung. Es sind auch die Großmarktpreise gesunken für Energie und Rohöl. Allerdings ist das alles mit sehr großer Unsicherheit behaftet, denn wie lange der Krieg in der Ukraine noch dauert und vor allem was auch danach kommt, das kann niemand seriös einschätzen und deshalb ist das alles noch mit sehr großer Unsicherheit behaftet. Ja, also das ist, glaube ich, allen klar, dass wir bei dieser Diskussion mit sehr, sehr vielen Unbekannten auch zu tun haben, aber nichtsdestotrotz, Herr Müller, die Wirtschaftskammer vertritt als Interessensvertretung die Wirtschaft, wie der Name ja schon sagt. Gleichzeitig müssen wir natürlich schon auch zur Kenntnis nehmen, dass wenn wir von Wirtschaft reden, wir eigentlich über ein sehr heterogenes Feld sprechen. Da gibt es zum einen die Unternehmen, die Produzentinnen und Produzenten, dann gibt es natürlich den Handel, die Gastronomie, das umfasst ein doch sehr weites Feld. Jetzt ist mir schon sehr früh aufgefallen, dass im Zuge von Inflation und Teuerung die Wirtschaftskammer als Interessenvertretung immer eine Organisation war und auch weiterhin ist, die sich eigentlich sehr sichtbar macht und sehr klar Statements abgibt zu dieser Entwicklung. Vielleicht können Sie uns für uns hier und auch den Zuseherinnen und Zusehern nochmal ganz kurz auf den Punkt bringen, welche Rolle die Wirtschaftskammer da genau einnimmt. Ja, danke für die Einleitung. Genau, wir sind die Interessenvertretung der Unternehmer. Sie haben es ja schon gesagt, wir sind also heterogenes Feld, nicht nur was die Branchen betrifft, sondern wir haben vom EPU bis zum großen Unternehmen, decken wir die Bandbreite ab, 60 Prozent unserer Mitglieder sind Ein-Personen-Unternehmen, also EPU bis zum großen Unternehmen decken wir die Bandbreite ab. 60% unserer Mitglieder sind Ein-Personen-Unternehmen, also EPUs. Und 99,7% sind sogenannte Klein- und Mittelbetriebe. Das heißt, da gibt es ganz unterschiedliche Interessenlagen, je nachdem, ob jetzt jemand Arbeitnehmer, also Arbeitnehmer beschäftigt oder jemand, der als EPU tätig ist, der natürlich nichts davon hat, wenn Lohnnebenkosten beispielsweise gesenkt werden etc. Genau, das ist quasi unser Feld, was die Teuerung betrifft. Da möchte ich mit der guten Einführung von Kollegen gleich anschließen. Und man sieht, dass die Inflation hauptsächlich importiert ist. Also das war Stichwort Shanghai oder die Energiepreise. Das ist eigentlich etwas, was man, was über Österreich und nicht Österreich, sondern die Europäische Union gekommen ist. Und insofern ist es natürlich schwer als Interessenvertreter da Einfluss zu nehmen auf Dinge, die man in Österreich nur bedingt beeinflussen kann, sage ich jetzt einmal. Herr Huber, was mich als Politikredakteur eigentlich sehr interessiert oder was auch meine Aufmerksamkeit findet, ist, dass wir ja auch hier in Österreich in einem Land leben, wo die Ideen eines weitgehend nicht geregelten, also liberalen Marktes großen Zuspruch finden. So war es zumindest bis zuletzt. Interessanterweise hat sich da jetzt die Perspektive gewendet, denn bei allen Gegensätzen, sogar auch über Parteidifferenzen hinweg, ist der Ruf lauter geworden und er nimmt meines Erachtens auch kaum ab. Die Politik soll es richten. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was kann Politik in so einer Situation tatsächlich tun? Naja, ich glaube, das hat auch sehr viel damit zu tun, dass wir ganz einfach in einer Ausnahmesituation sind, wo der Staat ganz einfach gefragt ist und wo vor allem auch die Sozialpartnerschaft gefragt ist. Ich meine, wir haben in Österreich den Luxus, dass wir sehr viele Bereiche unseres Lebens sehr fortschrittlich geregelt haben. Wir haben es in der Pandemie gesehen, in anderen Ländern, wo beispielsweise das Gesundheitssystem viel mehr den Marktmechanismen unterworfen ist, beispielsweise im Vereinigten Königreich, UK, dass dort in solchen Phasen viel schneller Probleme auftreten. Jetzt ist es natürlich so, die Teuerung betrifft von den Betrieben bis zu den Haushalten alle, allerdings nicht alle gleich. Der Kollege hat es vorher gerade erwähnt, es ist eine importierte Teuerung. Das bedeutet ganz einfach, dass der wohlstand in österreich ein stück kleiner wird weil wir für die energie für rohöl was er immer derzeit extrem viel geld ans autoland überweisen müssen das heißt die die österreichische volkswirtschaft wird ärmer und der rest der kuh der übrig bleibt den gilt es zu verteilen jetzt ist es natürlich so, dass weder die Unternehmen noch die Haushalte, noch seine Vermieterinnen und Vermieter, welche Interessensgruppen auch immer, sind natürlich bereit dazu, auf ein Stück ihres Kuchens zu verzichten. Das heißt, es entbricht im Wesentlichen einen Verteilungskampf. Und da ist die Politik gefragt und vor allem auch die Sozialpartnerschaft, dass man hier einen Weg findet, auch in der Lohnpolitik, wie wir es gerade erleben, dass man diesen Wohlstandsverlust auch möglichst gerecht verteilt. Ich würde gerne später vielleicht noch ein Problem bei der Teuerung ansprechen, das auch im kommenden Jahr massiv auf uns zukommen wird, weil es ist eben nicht alles nur importierte Teuerung. Wir haben auch das Problem, dass wir inländische Teuerung haben, Stichwort Miete, weil die in Österreich an den Verbraucherpreisindex gekoppelt sind. Das heißt, wir schaffen uns hier im Prinzip, wenn die Inflation hoch ist, sind auch die Mieterhöhungen umso drastischer und das hat einzig und allein mit der österreichischen Gesetzgebung zu tun. Und wir schaffen uns hier in gewissen Bereichen eben zusätzlich Entteuerungsdruck und da wäre es jetzt an der Zeit auch, dass die Politik das erkennt, dieses Problem, und entsprechend handelt. Aber im Grunde glaube ich, dass wir froh sein können als Staat Österreich, dass wir die Möglichkeiten haben, den Menschen zu helfen. Die Art und Weise, über die müssen wir natürlich diskutieren, wie treffsicher ist das Ganze, aber dazu sind wir heute auch da, glaube ich. Herr Müller, ich nehme die Situation der österreichischen Wirtschaft durchaus ambivalent wahr, nämlich im Hinblick darauf, dass einerseits schon durchaus nachvollziehbar auch viele Probleme, durch die Teuerung hervorgerufene Probleme für die Wirtschaft sozusagen auf dem Tisch liegen. Die sind auch sozusagen öffentliches Thema. sozusagen auf dem Tisch liegen, die sind auch sozusagen öffentliches Thema. Auf der anderen Seite hat auch in Österreich die Wirtschaft, haben Unternehmen, schon auch mit Vorwürfen zu tun, dass sie eigentlich von den Preissteigerungen ganz beachtlich profitieren. Ich würde versuchen, mal aus Ihrer Perspektive, ich weiß nicht, die Ambivalenz zu bestätigen oder zu widerlegen oder mal zurechtzurücken? Also ich bin in meiner Arbeit täglich in Kontakt mit den Unternehmen und diese Stimmung kann ich eigentlich nicht wiedergeben, dass da gerade die Dollarzeichen quasi in den Augen sind. Ganz im Gegenteil, das ist ja heute auch das Thema Existenznöte und die ist nicht nur im Konsumentenbereich, sondern sehr wohl auch bei den Unternehmen spürbar. Sie machen sich Sorgen, wie sie Energiepreise, die nächstes Jahr vielleicht erst erhöht werden, zu zahlen können. Also, dass da jetzt irgendwie Körpergeld verdient wird, das kann ich nicht wiederlegen. Die Unternehmen stehen nicht nur international, sondern auch national natürlich im Wettbewerb. Preise eins zu eins weiterzugeben, das kann sich vielleicht ein Monopolist erlauben, sprich einer, der alleine den Markt beherrscht. Aber ein Großteil unserer Mitglieder ist im täglichen Wettbewerb und wenn ich die Preise erhöhe, geht das natürlich auch auf die Nachfrage. Und insofern, man sieht zum Beispiel, wenn man sich das jetzt anschaut, ich habe mir das gerade heute noch angesehen, die Erzeugerpreise sind 20, 30 Prozent teilweise gestiegen die letzten Monate. Beim VPI sind wir, sprich bei dem, was die Konsumenten dann schlussendlich tragen, bei 10 Prozent. Sie müssen kurz erklären, was unter dem VPI zu verstehen ist. Der Verbraucherpreisindex ist quasi ein Warenkorb, wo alles drin ist, was Konsumenten im täglichen Bedarf benötigen. Da sind die Lebensmittel drinnen, da ist der Treibstoff drinnen, da sind die Mieten drinnen, da ist der Urlaub drinnen. Und es ist ein Mittel, um zu messen, wie sich die Preise für die Konsumenten entwickelt haben. Und Sie haben es am Eingang schon erwähnt, derzeit sind wir bei monatlichen Inflationsraten von 10,6 Prozent in etwa. Die Erzeugerpreise, das sind die Preise, die die Unternehmer tragen, waren wir zwischenzeitlich schon bei 20, 30 Prozent. Insofern, wenn es die Unternehmen so leicht hätten, 1 zu 1 Preise weiterzugeben, hätten wir auch höhere Verbraucherpreise. Das ist nicht messbar. Herr Huber, die Materie ist ja sehr komplex, aber schauen wir uns mal Maßnahmen an, zu der sich jetzt die österreichische Bundesregierung mal durchgerungen hat, bei allen Schwierigkeiten innerhalb der Koalition. Aber ich glaube, da ist sozusagen die Notwendigkeit doch so stark geboten, dass man hier schon versucht, durchaus auch im Einklang mit anderen Staaten mal Maßnahmen anzugehen. Eine ganz besondere Maßnahme, die, so habe ich verstanden, jetzt erstmals ab Dezember, also ab diesem Monat zu greifen, beginnen sollte, ist die sogenannte Strompreisbremse. beginnen sollte ist die sogenannte strompreisbremse können sie mal ganz kurz erläutern auch für unser publikum welcher effekt dazu damit erzielt werden soll wie sich das auch tatsächlich in weiterer ausfolge auswirken kann also im grunde genommen bislang hat es großteils maßnahmen gegeben das waren direkte zahlungen und die hate. Einmalzahlungen, genau. Genau, Einmalzahlungen, teils auch strukturelle Veränderungen im Steuersystem, wie beispielsweise die teilweise Abgeltung der kalten Progression. Die Strompreisbremse, die sogenannte, ist jetzt erstmals eine Maßnahme, wo auch effektiv ein Preis gesenkt werden soll. Das heißt, es gibt dann im Grunde, das gibt es ja in verschiedenen Ländern schon, es funktioniert nach dem Prinzip, dass ein gewisser Grundbedarf, für den gilt ein Fixpreis, der wird festgelegt, und für den Teil am Strombedarf, der darüber hinausgeht, wird ein Marktpreis bezahlt. Und gleichzeitig soll das dazu helfen, dass je nachdem, wie man diesen Grundbedarf definiert, besteht natürlich auch ein Anreiz, dass ich weniger Energie verbrauche, dass ich da nicht darüber komme. Und im Endeffekt, die Differenz, die da entsteht, die zahlt der Staat über das Budget. Und im Wesentlichen ist das eine Entlastungsmaßnahme, die auch tatsächlich die Inflation beeinflussen wird. Die bisherigen Maßnahmen haben das nicht getan, weil sie ganz einfach den Bürgerinnen und Bürgern mehr Geld gegeben haben, um auf die Teuerung zu reagieren. Mit der Strompreisbremse wird jetzt wirklich effektiv geschaut, dass man die Inflation abdämpft. Der nächste Schritt wäre, dass man es macht wie in Deutschland und auch den Gasverbrauch bei den Haushalten einen Deckel einführt, wieder einen Grundverbrauch mitunter sogar mit weiteren Anreizen nach Energie zu sparen. Weil was man natürlich nicht will, ist, dass jetzt gasfrei Haus konsumiert werden kann, auf Kosten des Staates und jeder die Heizung auf 30 Grad auftritt. Das wäre gerade aus Klimaperspektive natürlich fatal. Darum ist es wichtig, dass man das gut austariert und entsprechend auch so gestaltet, dass man wirklich die Haushalte entlasten kann, die derzeit am meisten unter der Teuerung leiden. Und das zeigen alle Studien, auch die von unserem Momentum-Institut, dass die Haushalte mit niedrigem Einkommen gerade am stärksten darunter leiden. Herr Mülliner, ich mache jetzt einen kurzen Exkurs und frage jetzt mal Sie, ob uns da nicht jetzt in dieser Situation auch ganz massiv auf den Kopf fällt, dass wir mit der Energiewende, der sogenannten Energiewende, seit Jahr und Tag nur sehr, sehr schleppend vorankommen. Wir sind hochgradig abhängig noch immer von fossilen Energieformen, bis vor kurzem vor allem noch abhängig von, zu 80 Prozent abhängig von russischem Gas und Öl. Ist das etwas, was auch aus der Interessenvertretungssicht der Wirtschaft auch kritisiert wird, dass man sagt, okay, wir haben da eigentlich unglaublich viel verschlafen und das schafft uns jetzt ordentliche Probleme? Also zunächst einmal muss man sagen, dass der Wirtschaftsstandort Österreich lange von der günstigen Energie auch profitiert hat. Das muss man ehrlicherweise auch sagen. Ja, wir waren, oder die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, ganz besonders von Erdgas aus Russland ist natürlich speziell vor dem Krieg da gewesen. Also es waren um die 80 Prozent Erdgas, die wir aus Russland bezogen haben. Mittlerweile sind wir bei 20 Prozent. Also wir haben diese Abhängigkeit bereits reduziert. Aber es ist auf jeden Fall so, dass uns diese Krise, diese Energiekrise auch vor Augen führt, dass wir uns breiter aufstellen müssen, dass wir vor allem auch mehr Richtung erneuerbare Energie gehen müssen. Und da ist es eben auch ganz besonders wichtig, dass der Staat auch die Rahmenbedingungen schafft, dass das möglich ist. Stichwort Genehmigungsverfahren, wenn es darum geht, Solarpaneele aufzustellen. Da müssen einfach die gesetzlichen Bestimmungen passen, damit die Raumordnung des Zulass beispielsweise. Und wenn man von Krise spricht, ich denke, es ist auch eben genau das, das ist, würde ich sagen, eine große Chance, die wir haben, dass durch diese hohen Energiepreise da ein Schub in Richtung Nachhaltigkeit kommt. Ich habe noch nie mit so vielen Unternehmen und auch privat gesprochen, mit Leuten, die jetzt überlegen, sich Solarpaneele aufs Dach zu machen. Ich glaube, das ist eine große Chance für den Wirtschaftsstandort auch. Und die gilt es auch zu nützen. Kommen wir mal zurück, Herr Huber, zu den Konsumenten, also den einfachen Menschen, denen das Börsel jetzt immer knapper wird. Diese Einmalzahlungen, das war ja zweiteilig, das war ein Teuerungsausgleich in der Höhe von 250 Euro beziehungsweise ein Klimabonus von 250 Euro. Der Klimabonus war aber schon viel länger beschlossen, als das Thema Teuerung in Österreich so ein großes Thema geworden ist. Das reicht ja schon weiter zurück. Ist das etwas, ich weiß nicht, wie weit das Ihre Recherchen und Studien umfassen, ist das etwas, was den Menschen tatsächlich ausreichend hilft in der Situation oder muss da noch deutlich mehr folgen? Also was wir für das heurige Jahr 2022 sehen, ist, dass im Durchschnitt eigentlich über alle Einkommensgruppen hinweg die Teuerung relativ gut abgefedert werden kann mit diesen Maßnahmen. Da beruft sich die Regierung auch gern darauf. Was man allerdings schon verstehen muss, ist, dass quasi wenn der Durchschnitt abgegolten ist, ist das schön und gut, aber es gibt eben einzelne Haushalte, vor allem auch bei den niedrigen Einkommen, die mit einem vielfachen der Mehrkosten zu kämpfen haben. Also das sind vor allem energiearme Haushalte beispielsweise, die sind einerseits armutsgefährdet und haben einen überdurchschnittlich hohen Energieverbrauch, weil sie ganz einfach in sehr schlecht isolierten Wohnungen leben mit einem veralteten Heizsystem und auch nicht die Mittel haben, quasi an der Situation was zu ändern. Und die sind von diesen bisherigen Maßnahmen natürlich nicht zur Gänze kompensiert für ihre Mehrkosten. Also wir haben im untersten Zehntel circa ein Viertel der Haushalte, die immer noch quasi draufzahlen in diesem Jahr. Spannend wird es natürlich für das nächste Jahr, weil dort wirken im Prinzip hauptsächlich jetzt die Abgeltung der kalten Progression ins nächste Jahr hinein. Die bringt Besserverdienenden wesentlich mehr, weil gerade bei den armutsgefährdeten Haushalten die zahlen oft nur sehr wenig Steuern, weil sie so wenig verdienen oder gar keine Steuern. Da wurden jetzt zwar die Sozialleistungen auch indexiert, das war bitter notwendig. Allerdings haben wir bei den Sozialleistungen das Problem, dass die seit Jahren schon einen Wert verloren haben durch die fehlende Indexierung. Und ein Beispiel, die Familienbeihilfe, die um 30 Prozent einen Wert verloren hat. Man kann sich im Prinzip von diesem Geld, das man bekommt, fast um ein Drittel weniger leisten. Und da bräuchte es eine generelle Anhebung. Das wäre auch eine effektive Maßnahme, um in Österreich Armut zu bekämpfen. Die Frage, die sich natürlich stellt, im heurigen Jahr, der Großteil der Teuerungspakete der Regierung waren Einmalzahlungen, wie wir schon gehört haben. Und bei einer Einmalzahlung ist es ganz einfach so, die wirkt, wie der Name sagt, einmal. Allerdings ist die Teuerung ja nicht vorbei. Wir haben jetzt Dezember mittlerweile und immer noch eine Inflationsrate von über 10 Prozent. Also das Thema ist jetzt nicht erledigt damit. Das heißt, gerade dort werden natürlich weitere Maßnahmen im nächsten Jahr folgen müssen. Ich sehe da eigentlich gar keinen anderen Ausweg. Und darum wäre es eben jetzt an der Zeit, dass man wie bei der Strompreisbremse anfängt, auch über Maßnahmen zu diskutieren, die effektiv wirklich die Teuerung bremsen. Das eine wäre eben dieser Gaspreisdeckel, den ich schon erwähnt habe. Und die zweite ganz wesentliche Maßnahme wäre eine Mietpreisbremse in Österreich, quasi wo, das gibt es in anderen EU-Ländern auch schon. In Spanien und Portugal dürfen die Mieten nur noch einmal im Jahr angehoben werden, und zwar um maximal 2 Prozent. Das ist ja eigentlich der Zielwert von der Inflation. Und da habe ich den Vorteil, dass ich wirklich treffsicher auch die Haushalte entlassen kann, die extrem unter der Teuerung zu leiden haben. Und gerade bei den Mieten sehen wir im Moment, dass durch diese Kopplung an die Inflation die Lage mehr und mehr außer Kontrolle gerät. Weil wenn ich eine Wertsicherungsklausel habe, beispielsweise, wenn ein gewisser Schwellenwert erreicht ist, dann wird die Miete angepasst. Und durch das, dass die Preise so schnell steigen heuer, gibt es da Fälle bei der Mietervereinigung, hat man es gehört, wo die Miete schon dreimal angehoben wurde, innerhalb von einem Jahr und das sind natürlich das kann auf Dauer so nicht gut gehen und das wird sich auch im nächsten Jahr noch viel mehr bemerkbar machen und da gilt es natürlich Lösungen zu finden. Ich würde gleich einen anknüpfen. Ich sehe das ein bisschen anders bei den Mieten und zwar, es ist ja so, die Mieten werden ja dazu benutzt von den Eigentümern, von den Vermietern, um Instandhaltung zu machen, möglicherweise neue auszubauen, neue Projekte zu schaffen. Wenn wir da jetzt unter der Inflation bleiben, dass das natürlich auch Auswirkungen auf das Angebot hat. Und damit ist, denke ich, auch keinem geholfen, wenn es nicht mehr rentabel ist zu vermieten, wenn es nicht mehr rentabel ist, Wohnprojekte zu finanzieren, hat im Endeffekt, denke ich, keiner was davon. Ich denke, es ist ein sinnvolles System, das am VPI zu orientieren und wir haben ja in Österreich keinen freien Mietmarkt. Wir haben ja speziell beim Altbau diese Richtwertmieten und die wurden vorübergehend einmal ausgesetzt und dann angepasst. Also da wurde bereits was gemacht, aber wenn man jetzt einfach aufhört, dass man das anpasst, wird sich das auch für die Vermieter immer schwerer ausgehen, das muss man auch sagen. Und zum anderen Thema Sozialleistungen, also stimme ich natürlich zu, dass die einkommensschwachen Bevölkerungsschicht natürlich unterstützt werden muss. Sie haben aber gesagt, bezüglich kalter Progression, dass das nur den, oder eher den höheren Einkommen nutzt. Es ist natürlich so, dass, es ist ja so aus Sicht der Wirtschaft, es werden gerade, wenn Sie sagen, es gibt sehr viele, die kein Einkommen beziehen und deswegen auch nichts von der Abschaffung der kalten Progression haben, haben wir gerade die Arbeitsmarktdaten wieder angesehen. Mittlerweile, also wir hatten lange in etwa drei Arbeitslose auf eine offene Stelle. Das war sehr lange so. Im Zuge des Aufschwungs hat sich das jetzt umgedreht. Mittlerweile haben wir mehr offene Stellen als beim Arbeitsmarktservice gemeldete Arbeitslose. Und ich denke schon, dass es nicht nur den Fokus auf Sozialleistungen braucht, sondern sehr wohl auch Anreize, dass die Menschen sich Arbeit auch suchen. Also ich sage, im Moment ist das Feld groß, wo wirklich gesucht wird. Wie gesagt, in meinem täglichen Beruf bekomme ich das mit, dass der Arbeitskräftemangel eines der größten Themen ist. Ich muss natürlich hier kurz einschreiten, das ist natürlich eine völlig andere Themenstellung als die, die wir eigentlich heute hier diskutieren. Widmen wir immer wieder auch Sendungen. Aber vielleicht können Sie trotzdem noch ganz kurz zurückkommen, auch zur Wirtschaft selbst. Herr Mülliner, der Herr hat sogar gesagt, dass was, was die einfachen Konsumentinnen und Konsumenten sozusagen plagt und wo ihre Nöte liegen, können Sie mal ganz kurz auch nochmal konkreter machen, wo Unternehmen beispielsweise sehr konkret Bedarf haben, jetzt auch, dass Politik aktiv wird und hier sozusagen etwas unternimmt? Ja, also gerade unsere aktuelle Studie sagt eben, dass, Entschuldigung, Studiumfrage, dass 90 Prozent der Unternehmen als eine der größten Herausforderungen, die steigenden Energie- und Rohstoffpreise sehen. Und ich stimme dazu, da ist der Staat gefragt. Es wurden schon einige Dinge gemacht. Beispielsweise wurde für energieintensive Unternehmen ein Zuschuss, also eine Unterstützung gewährt, aber die gilt nur bis 30. September 2022. also eine Unterstützung gewährt, aber die gilt nur bis 30. September 2022. Es ist aber de facto so, dass viele Unternehmen erst im nächsten Jahr diese höheren Energiepreise spüren. Das wäre beispielsweise, was wir sagen, dass man die verlängern muss. Was den Gaspreisdeckel betrifft, das sehen wir ähnlich. Ich meine, grundsätzlich wäre uns eine europäische Lösung das Liebste. Es ist gerade heute wieder gelesen, auf europäischer Ebene, wenn es um diesen Gaspreisdeckel geht, das ist ein Gezanke. Allerdings, es ist einfach so, wie ich gesagt habe, unsere Unternehmen sind im internationalen Wettbewerb. Deutschland ist einerseits unser größter Handelspartner, aber doch auch Mitbewerber bei vielen Dingen. Partner, aber doch auch Mitbewerber bei vielen Dingen und wenn jetzt Unternehmen aus Deutschland gerade beim Gaspreis Vorteile haben, wirkt sich das natürlich auch auf die also auf unsere Wettbewerbsfähigkeit leider die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs, also das sind Dinge, es wurden wir setzen uns einfach für also ganz grob gesagt Steuererleichterungen, nicht nur im Lohn- und Kostenbereich beispielsweise, aber natürlich auch im Energiebereich. Aber ich stimme zu, es muss zielgerichtet sein, es muss sehr wohl Anreize geben, Energie einzusparen und nicht so weit zu machen. Das sind aber mittelfristige Effekte, das ist nicht etwas, was Sie innerhalb kürzester Zeit einlösen können. Das ist richtig, aber es geht ja auch darum, mittelfristig den Wirtschaftsstandort zu stärken. Ich sage einmal Zahlungen verpuffen auch wieder und es geht darum, mittelfristig den Wirtschaftsstandort wieder in Spur zu bekommen. Herr Huber, wir erleben ja in diesen Tagen, und viele verfolgen das ja richtig mit Spannung, Lohnverhandlungen. Die Eisenbahner haben jetzt doch eine Einigung erzielt auf sozialpartnerschaftlichen Wege. Der Streik der Nächste ist abgesagt und so weiter. Ich habe ja bei meinen Recherchen zum heutigen Thema ja auch sehr viel gelernt und unter anderem natürlich auch das, dass das natürlich, wenn Menschen im Zuge von Lohnverhandlungen ohnehin nicht ganz inflationsangepasst, aber so doch deutlich mehr wieder an Geld im Börsalaus sehen können, dass das natürlich auch zur Folge hat, dass auch dadurch die Preise wieder angehoben werden, weil die Unternehmen sozusagen ihrerseits auch die Situation für sich nutzen wollen. Können Sie nochmal vielleicht ein bisschen mit mehr Fachkenntnis, als ich vorweisen kann, schildern, wie das eigentlich zusammenwirkt, dieses Zusammenwirken von Lohn und Preisgestaltung und worin damit unter Probleme erwachsen können. Ich verweise ganz kurz auch noch historisch, das war ja auch schon in der Nachkriegszeit auch hier in Österreich immer wieder ein sehr, sehr großes Thema, das ja auch zu ganz großen sozialen Konflikten geführt hat. Naja, die Lohnsetzung in Österreich funktioniert zu einem hohen Anteil über die Kollektivverträge. Das heißt, es wird ausgehandelt zwischen den Sozialpartnern, zwischen den Unternehmern und den Beschäftigten. Im Grunde funktioniert es so, dass man sich auf eine Inflationsrate einigt, die gilt abzugelten mindestens. Und in Österreich ist das immer die vergangene Inflationsrate. Also wir haben jetzt gehört, Inflation im November war 10,6 Prozent. Das ist dann aber nicht die Inflationsrate, mit der man in die Gehalts- und Lohnverhandlungen geht, sondern da zählt der Durchschnitt des Vorjahres quasi und da waren die Preise noch nicht so extrem hoch wie jetzt. Darum ist diese maßgebende Inflation, wie man es nennt, auch niedriger. Jetzt ist es natürlich so, von den Unternehmen wird sehr oft das Argument gebracht, dass quasi, wenn die Löhne stärker steigen, sich das auch noch inflationstreibend auswirkt. Gerade dieses System in Österreich, das wir haben, dass die vergangene Inflation abgegolten wird, verhindert eigentlich so einen Mechanismus. Also die Löhne steigen eigentlich als Reaktion auf die Preise und nicht umgekehrt. Und jetzt in der jetzigen Phase, wo wir es mit sehr hohen Teuerungsraten zu tun haben, ist dieses System ein Stück weit ein Problem, weil wir sehen, dass jetzt die Teuerung schon wieder viel höher ist, als die über die eigentlich verhandelt wird. Das muss man auch ein bisschen in Relation zueinander sehen und darum werden auch diese Verhandlungen heuer so extrem hart geführt. diese Verhandlungen heuer so extrem hart geführt. Die Gewerkschaft geht, muss man sagen, auch mit sehr hohen Forderungen hinein. Die Arbeitgeberseite dafür mit sehr niedrigen Forderungen. Und die wollten auch dann über Einmalzahlungen quasi die Beschäftigten abspeisen zum Teil. Ich persönlich finde es wichtig, dass man davon abgekommen ist. Da hat die Gewerkschaft klar gezeigt, dass das nicht der Weg sein kann, weil eine Einmalzahlung ähnlich wie wir es bei den Hilfspaketen der Regierung gesehen haben, einmal wirkt und dann verpufft und eine generelle Lohnerhöhung quasi, von der profitieren die Beschäftigten ein Leben lang, ein Arbeitsleben lang sozusagen. Und dass gestreikt worden ist bei der Eisenbahn ist natürlich für viele in Österreich ärgerlich gewesen, diesen einen Tag. Man muss aber auch dazu sagen, dass in Österreich im internationalen Vergleich so gut wie gar nicht gestreikt wird. Also das ist bei uns kaum eine Maßnahme. Das wird kaum einmal ergriffen, diese Maßnahme. Und der zweite Punkt ist, dass im Prinzip durch einen Streik schon sehr viel erreicht worden ist für die Beschäftigten hier. wenn da die Löhne ansteigen, beträchtlich ansteigen, dass sich das auch auf die Beschäftigten in den anderen Branchen auswirkt und die quasi auch davon mit profitieren. Also im Endeffekt lohnt sich das schon für die Beschäftigten in Österreich, wenn man einen Tag lang quasi Probleme hat, zur Arbeit zu kommen oder die Tante zu besuchen oder was auch immer, wenn dafür am Ende wirklich beim Lohnniveau etwas vorwärts geht. Also das muss man schon in Relation zueinander setzen, aber natürlich ist es gut, dass jetzt eine Einigung erzielt worden ist und ich hoffe auch, dass es in den weiteren Verhandlungen, die in den anderen Branchen noch anstehen, auch in engem Ausmaß der Fall sein wird. Ich darf ganz kurz die Gelegenheit nützen, doch darauf hinzuweisen, dass natürlich weite Bereiche nicht kollektivvertraglich geregelt sind. Es gibt gerade im Kulturbereich, Medienbereich, Kunst, gibt es natürlich viele Menschen, die auch um ihr Einkommen ringen und da gibt es kaum Aussichten auf Erhöhung. Aber ich komme noch zu etwas anderem, Herr Mülliner. Bei der ganzen Frage, wie sich Inflation entwickelt, wohin die Reise gehen wird, da spielt ja, auch wenn es für manche Ohren sehr weit entfernt klingt, die Europäische Zentralbank eine nicht unwesentliche Rolle, vor allem im Hinblick auf die Zinspolitik. Vor allem im Hinblick auf die Zinspolitik. Jahrelang hat es so ausgesehen, dass die EZB sich entschlossen hat, eigentlich den Leitzins bei Null zu halten, also ganz niedrig anzusetzen. Da gibt es viele Argumente dafür. Ich kenne auch eine ganze Menge Argumente dagegen. Was bedeutet das jetzt für die Wirtschaft, wenn die EZB den Leitzinssatz zusehends mehr anhebt? Da ist ja offensichtlich noch Luft nach oben, da sollen ja weitere Erhöhungen folgen. Was heißt das für die Wirtschaft? Ich denke da zum Beispiel auch daran, dass dadurch natürlich auch für ihre Klientel beispielsweise Kredite doch deutlich teurer werden. Ganz richtig. Also grundsätzlich macht die Europäische Zentralbank Zinserhöhungen oder eine Straffung der Geldpolitik deshalb, um Geld aus dem Markt zu ziehen, um die Nachfrage zu dämpfen und damit auch die Inflation zu reduzieren. Und ja, das spüren auch unsere Mitglieder. Nicht nur dann, wenn es darum geht, selbst Kredite zu bekommen. Beispiels, das beste Beispiel ist zum Beispiel die Baubranche. Das ist eine nicht unwesentliche Branche, sage ich jetzt einmal, in Österreich. Und gerade das ist spürbar, gerade der private Hausbau kommt quasi zum Erliegen. Die Zinsen für die privaten Häuslbauer sind teilweise nicht mehr zu finanzieren. Es wurden unter anderem auch andere Vorschriften, die Kreditvergabe wurde verschärft etc. Also das ist eine Branche, die speziell jene Unternehmen, die im privaten Hausbau tätig sind, die sich große Sorgen machen, was Aufträge betrifft beispielsweise. Also das ist auf jeden Fall ein großes Thema. Insgesamt ist es einfach, es droht im nächsten Jahr laut WIFO-Prognose eine extreme Abschwächung der Konjunktur, rund um 0%. Das heißt, wir werden de facto kein Wachstum haben. Und das ist einerseits eine Folge der aktuellen Geldpolitik, aber auch eine Folge, dass natürlich die letzten zwei Jahre besonders gut waren und eine gewisse Abkühlung mittlerweile erfolgt. Aber diese Rezessionssorgen, die sind am Horizont und die gehen quer über alle Branchen, sage ich jetzt einmal. Gerade was den produzierenden Bereich betrifft und dazu zähle ich auch den Bau. Aber genauso natürlich auch im Dienstleistungsbereich. Das Leben wird teurer und die Leute überlegen sich gut, ob sie jetzt ihr Bier im Wirtshaus trinken oder vielleicht doch zu Hause. Also diese Sorgen, die gehen eigentlich über alle Branchen hinweg. Wenn sie noch ein Bier kriegen, die Leute, weil die Bauereien streiten mittlerweile ja auch schon. Aber Scherz beiseite, Herr Huber, Ihre Sicht auf die Dinge der EZB, dieser Schwenk jetzt doch wieder hin zur Erhöhung der Leitzinssätze. Was hat das in Ihrer Wahrnehmung für Folgen? Meiner Meinung nach ist es ein bisschen ein panischer Schritt. Der Druck hat sich natürlich extrem erhöht auf die EZB, auch weil beispielsweise in den USA die Zinsen angehoben worden sind. Ganz prinzipiell ist es so, es ist klar dargelegt worden, was die Ursachen der Inflation sind und das ist keine zu hohe Nachfrage, sondern eine Angebotsknappheit. Und die EZB kann letztlich die Zinsen erhöhen, wie sie will. Deshalb wird trotzdem aus Russland nicht mehr so schnell Gas nach Europa fließen. Und wenn das der Hauptpreistreiber ist, dann kann ich da als EZB ganz einfach relativ wenig ausrichten. Was jetzt gemacht wird, wenn die Zinsen noch weiter steigen, ist, dass man quasi künstlich eine Rezession erzeugt, also eine Wirtschaftskrise mit unter. Und die Auswirkungen davon werden im Endeffekt massiv sein, weil die Inflation auch hochbleiben wird, wenn das wirklich eintritt. Dann werden viele Beschäftigte in Österreich ihre Arbeit verlieren, dann wird quasi das Einkommen der Menschen real noch weiter schrumpfen und im Endeffekt werden wir mehr und mehr Haushalte weiter in die Armut hineinschicken dadurch. Also die Bekämpfung der Inflation über diese Zinspolitik, die kommt nur zu einem sehr hohen Preis, das muss sich jeder bewusst sein. Und deshalb sehe ich das von Beginn an eigentlich schon relativ kritisch, weil man, wie gesagt, in den 70er Jahren oder in den 80ern hatten wir ein ähnliches Beispiel, da wurde auch auf hohe Inflation mit Zinssteigerungen reagiert. Da hat man es in Österreich so gemacht, dass man versucht hat, wirklich sozialpartnerschaftlich diese Verluste, die da entstanden sind, gerecht aufzuteilen. Da hat auch die Gewerkschaft beispielsweise angeboten, dass man Lohnzurückhaltung betreibt. Im Gegenzug dafür wurde Vollbeschäftigung versprochen. So etwas sehen wir jetzt noch nicht. Ist vielleicht auch eher eine Sache für das kommende Jahr. Allerdings, wie gesagt, eine angebotsgetriebene Inflation, die durch Knappheiten entsteht bei nicht lieferbaren Gütern oder eben bei Energie, die kann man nicht über Zinspolitik allein bekämpfen, das muss allen klar sein. Herr Mülliner, Sie haben es zuvor ganz kurz anklingen lassen, Ihr Plädoyer für mehr Europa auch in dieser Frage. Die Wirtschaftskammer ist seit Jahr und Tag deutlich pro-europäisch, ist auch naheliegend, weil auch die oberösterreichische Wirtschaft ja sehr stark exportorientiert ist. Was erwarten Sie sich von der Europäischen Union? Da wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie da noch ein bisschen ausführlicher werden, damit das auch, wie alle verstehen, vor allem auch jetzt die Zuseherinnen und Zuseher, die vielleicht auch eine gewisse Skepsis gegenüber der Europäischen Union haben, in Krisenzeiten vielleicht schon enttäuscht wurden von mangelnder Lösungsfähigkeit. Was erwarten Sie sich vom europäischen Kontext? Also grundsätzlich, ja, wir sind pro-europäisch. Das hat einfach den Grund, dass, wie Sie gesagt haben, Oberösterreich das Exportbundesland Nummer eins ist. Ein Viertel aller österreichischen Exporte stammen aus Oberösterreich. Nummer eins ist, ein Viertel aller österreichischen Exporte stammen aus Oberösterreich. Und Österreich ist einfach ein, es ist ein kleines Land, sagen wir es einmal so, im globalen Vergleich. Und viele Lösungen, gerade jetzt, wenn es darum geht, Energie aus Russland oder auch aus anderen Ländern zu beziehen, dass es einfach immer besser ist, wenn man mit einer Stimme spricht, als wenn jeder oder jedes Land seine Süppchen kocht und sich vielleicht gegenseitig noch was wegschnappt, unterbietet. Und das ist eben, wie ich schon gesagt habe, beispielsweise, dass man im Energiebereich, es gibt auch schon Bestrebungen, dass man gemeinsam als Einkäufer beispielsweise auftritt, um Energiepreise zu drücken. Ja, das ist ein Beispiel dafür. Also wenn ich mit einer Stimme spreche, habe ich immer mehr Gewicht, als wenn man, man muss so sagen, Österreich da gegen große Energielieferanten auftritt. Herr Huber, wenn ich Sie in Ihren bisherigen Ausführungen richtig verstanden habe, dann habe ich rausgehört, dass das kommende Jahr 2023 irgendwie entscheidend ist oder wir dort zumindest sehr gespannt drauf blicken können, weil da wird sich vieles entscheiden und dann werden wir sozusagen sehen, wohin die Reise weiterhin geht. Können Sie noch mal kurz auf den Punkt bringen, was Sie da genau meinen, was wird 2023 so entscheidend sein? Naja, ich kann da auch gleich zwei Punkte aufgreifen, die der Kollege vorher erwähnt hat. Zum einen ist die Teuerung nicht ausgestanden. Gerade im Bereich der Haushaltsenergie stehen ja die großen Preiserhöhungen noch bevor jetzt im kommenden Jahr. Das wird ein Riesenproblem werden. Das zweite sind die Mieten, die ich schon erwähnt habe. Und da ist es schon so, dass immer mehr Wohnungen nur befristet vergeben werden. Es gibt ganz einfach schwerwiegende Probleme am Mietmarkt, aber da könnte man eine eigene Sendung dazu machen. Und auch bei den Richtwertmieten ist es ja nicht so, dass da jetzt quasi eitel Wonne herrscht, sondern die sind heuer auch um 6% gestiegen. Eitel Wonne herrscht, sondern die sind heuer auch um 6% gestiegen und die werden im Frühjahr, so die Inflationsprognose hält das WIFO, auch um 8,5% nochmal ansteigen. Also das sind schon drastische Erhöhungen. Das hat nichts mehr mit einer normalen Entwicklung quasi am Verbraucherpreisindex zu tun, sondern hier erleben wir eine Ausnahmesituation, die insbesondere die untere Einkommenshälfte trifft. Und das sind jetzt nicht mal unbedingt nur die ärmsten 10 Prozent, die quasi teilweise auch in Arbeitslosigkeit sind, in Energiearmut, was auch immer, sondern das zieht sich bis in die Mittelschicht hinein. Das ist hier kein Problem der wenigen, sondern ein Problem der vielen mittlerweile. Und gerade bei der kalten Progression, weil die auch erwähnt worden ist, habe ich das Problem, ja, es gibt Menschen, die gar kein Einkommen beziehen, die profitieren nicht davon, aber es gibt auch Menschen, die nur sehr geringes Einkommen beziehen, trotz Vollzeitarbeit und deshalb nur ganz wenig Steuern zahlen oder auch gar nicht über diese Grenze kommen, weil sie nur geringfügige Beschäftigung haben, die haben auch nichts davon. Was ist das viel größere Problem bei der Abgeltung der kalten Progression? Nämlich, dass dem Staat dadurch schon massive Einnahmen verloren geben. Und wir haben jetzt gerade auch sehr hohe Ausgaben aufgrund dieser Teuerungspakete. Und wenn auf der Einnahmenseite immer mehr weg bricht unter anderem ist ja die die körperschaftssteuer wird gesenkt ab kommendem jahr die steuer auf unternehmensgewinne sozusagen dann laufe ich früher oder später in eine situation hinein wo ich letztlich als staat österreich wahrscheinlich wenn das budget zu knapp wird wo es dann heißt jetzt müssen wir Sparpolitik betreiben, jetzt müssen wir Ausgaben kürzen und da leiden dann schlussendlich alle Menschen darunter, wenn der Sozialstaat beschnitten wird. Also ein bisschen darüber hinaus denken muss man natürlich schon, denn nur wenn den Menschen mehr in der Geldbörse bleibt durch die Abgeltung der kalten Progression, was auch über die verschiedenen Gruppen hinweg oft gar nicht viel ist, weil in absoluten Beträgen haben die niedrigen Einkommen im Endeffekt relativ wenig von dieser Abgeltung der kalten Progression. Die trifft es viel schlimmer, wenn im Gegenzug Ausgaben gekürzt werden im Bildungsbereich, bei den Pensionen mitunter im Gesundheitsbereich. Das bekomme ich dann wirklich auch langfristig zu spüren. Und das muss eben klar sein. Und das, obwohl durch die Preissteigerung natürlich mit der Mehrwertsteuer die Staatskasse da auch ordentlich mehr klingelt. Ja, das stimmt natürlich. Der Staat hat hohe Einnahmen, aber er hat natürlich auch hohe Ausgaben, weil die Ausgaben des Staates steigen ja im Prinzip auch mit der Inflation an. Und nicht nur das. Wir haben eine Alterung der Bevölkerung in Österreich, was ja an sich gut ist, wenn die Menschen älter werden. Aber das heißt, dass ich auch die Ausrichtung meiner Ausgaben ein Stück weit ändern muss als Staat Österreich. Ich brauche mehr Geld im Gesundheitssystem, ich brauche mehr Geld in der Pflege und natürlich muss ich auch mehr für die Pensionen bezahlen, was ja nur logisch ist. Und gerade im Hinblick auf diese bevorstehenden Aufgaben, da müssen wir gar nicht erst anfangen von den Investitionen, die es braucht im Klimaschutz, muss ich natürlich eigentlich schon ein Interesse haben, dass ich auch die Einnahmenseite konstant halte. Also dass ich nicht Steuern senke, wo es gerade geht, sondern auch wirklich vor allem auch präzise besteuere. Und wenn jetzt die Körperschaftssteuer meiner Ansicht nach unnötigerweise gesenkt wird, dann brechen im Endeffekt Einnahmen weg, die der Staat im Endeffekt wieder nötig hätte. Herr Mülliner, ich stehe da jetzt allmählich vor einer gewissen kognitiven Dissonanz, denn ich erinnere mich, über Jahrzehnte gab es hochkarätige Funktionäre, waren mehr oder weniger Männer der Wirtschaftskammer, die haben unermüdlich gerufen, mehr privat, weniger Staat. ist das jetzt die große Stunde des Staates. Das klingt zumindest danach über Regulierung, Eingriffe, vor allem auch in Marktmechanismen. Wie kommt das in Ihren Ohren an? Also ehrlicherweise muss man sagen, gerade was die Corona-Krise betrifft, war es wichtig, dass der Staat als Unterstützung quasi da war. Kurzarbeit beispielsweise hat eine große Arbeitslosigkeit, als Unterstützung quasi da war. Kurzarbeit beispielsweise hat eine große Arbeitslosigkeit verhindert. Insofern muss man sagen, der Staat hat gewisse Aufgaben und das ist auch gut so. Allerdings gibt es ja wohl, da kann man sich natürlich streiten, wie viel Staat man braucht. Ich kann auch Einkommen entlasten, indem ich Steuern senke. Also wenn den Leuten mehr im Börserl bleibt, braucht es vielleicht auch weniger Zuschüsse auf der anderen Seite. Und ich möchte nicht immer nur von den unteren Einkommensschichten reden, sondern ich möchte auch einmal vom Mittelstand reden. Der droht gerade zu zu bröseln. Und die profitieren sehr wohl beispielsweise von einer Abschaffung der kalten Progression. Da bleibt jedes Jahr einfach mehr übrig. Wobei man hier auch korrekterweise vielleicht ein bisschen sarkastisch darauf hinweisen muss, es gibt ja in Österreich Politiker, die die Meinung vertreten, der Mittelstand beginnt bei 18.000 monatlichem Einkommen. Ja, das sei jetzt dahingestellt natürlich. Ja, aber nichtsdestotrotz, ich schaue gerade auf die Uhr, wir haben gar nicht mehr so viel Zeit darauf, wir müssen in eine Art Schlussrunde kommen. Ich bleibe jetzt noch ganz kurz bei Ihnen, Herr Mülliner, mit Ausblick auf das Jahr 2023. Vielleicht können Sie uns noch kurz verraten, was Sie für sich auch aus Ihrer Tätigkeit heraus prognostizieren. Ich weiß, das ist sehr, sehr schwierig, aber ein Gefühl vermitteln, beziehungsweise was wird die Wirtschaftskammer im nächsten Jahr tun oder welche Schwerpunkte empfehlen sich, die entsprechend auch der Situation im Auge zu behalten? Ja, die Schwerpunkte bleiben die gleichen. Es kommt vielleicht mehr Konjunkturbelebung dazu, weil wir haben jetzt zwei Jahre, wo wir über 4% Wirtschaftswachstum gehabt haben und wie schon angedeutet, es droht uns ein Nullwachstum oder vielleicht sogar eine Rezession. Sprich, es wird sicher darum gehen, die Konjunktur zu beleben durch Fiskalpolitik. Und auch da stimme ich dem Kollegen zu, dass die Geldpolitik, die Zinserhöhung nicht das Gelbe vom Ei ist. das Gelbe vom Ei ist. Wir haben weiterhin den Schwerpunkt, ich habe es schon erwähnt, Arbeitskräfte, das ist nach wie vor ein Thema. Wir haben in Oberösterreich de facto Vollbeschäftigung. Jeder, der will, findet eine Arbeit. So grob gesagt. Wir werden weiterhin schauen, dass wir bekennen uns auch zur ökologischen Transformation. Das wird auf jeden Fall ein Schwerpunkt, ein größerer, immer größerer Schwerpunkt bei uns werden, dass man die Unternehmen dabei unterstützt. Wir sehen das als Chance und es bringt nichts, sich dagegen auch zu verwehren. Und ja, es ist trotzdem das Thema Entlastung, Entlastung, Entlastung. Wir sind ein Hochsteuerland in Österreich und wir glauben, dass man da sehr wohl Impulse setzen kann, die nicht nur Unternehmen, sondern auch die Arbeitnehmer positiv beeinflussen können. Herr Huber, auch nochmals auf einen Kernbegriff der Titelgebung der heutigen Sendung zu sprechen zu kommen, ganz zum Abschluss noch einmal, die Existenznot. Das ist ja etwas, das, wer nicht eine Armutserfahrung gemacht hat, ja für viele sehr schwer zugänglich ist, was das eigentlich bedeutet. gemacht hat, ja für viele sehr schwer zugänglich ist, was das eigentlich bedeutet. Jetzt, wenn wir reden über Inflationsentwicklung, Teuerung, Preissteigerungen, die Menschen haben immer weniger Geld in der Tasche, das klingt ja eigentlich alles sehr abstrakt. Wenn halt so bei Expertinnen und Experten beisammensitzen, reden über Tendenzen, sozialökonomische Trends. Was heißt das eigentlich für eine Gesellschaft Ihrer Meinung nach, die immer mehr Menschen produziert, die sozusagen der Armut immer näher kommen, Existenzschwierigkeiten immer näher kommen, beziehungsweise die letztlich sich auch von Tag zu Tag mehr ohnmächtig fühlen. Was heißt das eigentlich für eine Gesellschaft? Naja, ich kann es von der ökonomischen Perspektive beleuchten. Und zwar, was richtige Armut ist, das wissen natürlich die wenigsten, die es nicht selber erlebt haben. Es geht im Grunde aber auch um die Armutsgefährdung sozusagen. Und die erhöht sich jetzt in dieser Krise. Der Grund dafür ist ganz einfach, dass die Hauptpreistreiber die Grundbedürfnisse sind. Das sind Wohnen, Energie und Lebensmittel. Das sind die drei Bereiche, in denen die Preise am stärksten steigen. Und die sind ganz besonders wichtig eben für die Haushalte im unteren Einkommensbereich, weil die haben relativ wenig Einkommen zur Verfügung und der Großteil dafür fließt eben in diese Grundbedürfnisse. Und wenn dort die Preise stärker steigen, dann tut das halt besonders weh. Mieterhöhungen in einem Jahr habe, wenn ich schlussendlich ein ganzes Monatseinkommen über das Jahr gesehen allein zur Deckung der Mehrkosten aufwenden muss, das sind schon massive Probleme, die da uns bevorstehen. Und im Wesentlichen, ob die Gesellschaft gesehen, heißt es eine Vergrößerung der Ungleichheit. Also quasi arm wird ärmer und reich wird reicher. Das erleben wir zurzeit in einem beschleunigten Ausmaß, weil ganz einfach eine Umverteilung auch stattfindet durch diese Inflation. Einerseits über die Mieten beispielsweise, wo 80% der privaten Mieteinnahmen an die reichsten 10% in Österreich gehen. Da fließt Geld nach oben. Im Energiebereich fließt auch aufgrund der Preissetzung, die wir haben mit der Koppelung von Strom- und Gaspreis, fließt extrem viel Geld an die Energieunternehmen. Das ist ja alles, das kommt nicht von irgendwo das Geld, sondern das bezahlen im Prinzip die Haushalte und auch die Betriebe. Und diese Situation, die wird sich natürlich so nicht in Luft auflösen und uns muss klar sein, dass eine Vergrößerung der Ungleichheit schlussendlich auch soziale Probleme hervorruft und am Schluss erst recht wieder der Staat natürlich einspringen wird müssen. Herr Mülliner, Sie haben jetzt quasi ein Schlusswort, weil wir müssen allmählich ans Finale denken. Die gesellschaftspolitische Verantwortung auch der Wirtschaftskammer als Interessenvertretung, die natürlich klar definiert ist. Wo sehen Sie Möglichkeiten auch, dass dieser Gedanke des Sozialpartnerschaftlichen, der ja quasi vor allem am Verhandlungstischen lebt, noch darüber hinaus auch bei allen Gegensätzen, die eine Gesellschaft hat, die eine Gesellschaft auch braucht, trotzdem sozusagen diese Entwicklungen, diese beunruhigenden Trends im Auge hat. Was kann da die Wirtschaftskammer tun, um hier quasi auch tatsächlich sich dieser Verantwortung zu stellen, diese Verantwortung auch wahrzunehmen? Sie haben jetzt leider nur genau zwei Minuten dafür. Absolut. Also wir sitzen alle im selben Boot. Also die Sozialpartnerschaft ist grundsätzlich ein Erfolgsmodell in Österreich und wie ich schon gesagt habe, meiner Meinung nach bringt es nichts, da Unternehmer gegen Arbeitnehmer gegeneinander auszuspielen. Jeder Unternehmer hat das größte Interesse daran, dass es seinen Mitarbeitern gut geht, darum ist es auch legitim, dass die Teuerung abgegolten wird. Das soll auch so sein, das stärkt die Kaufkraft, das soll einfach die Unternehmen nicht überfordern, gerade im Zuge der drohenden Rezession, aber das ist legitim. Und ja, die Mitarbeiter sind das größte Kapital der Unternehmen. Wir leben von diesem Wirtschaftsstandard, wir haben keine Kostenvorteile, wenn es um Rohstoffe geht oder billige Arbeitskräfte. Bei uns geht es um die Qualität. Und ich glaube, wenn man da gemeinsam an einem Strang zieht, dass wir auch durch diese Krise kommen und Chancen, die sich dadurch ergeben, auch nützen müssen und werden. Das glaube ich. Das nenne ich mal das Stichwort. Vielen herzlichen Dank Ihnen beiden, Alexander Huber vom Momentum-Institut, Christian Müllner von der Wirtschaftskammer Oberösterreich. Ja, eine wichtige Debatte, die wir sicherlich auch hier im Kontext von DorfTV weiterführen werden. Das wird sich zwangsläufig auch im folgenden Jahr so ergeben. Nichtsdestotrotz, das war heute die letzte Ausgabe von der Stachel im Fleisch in diesem Jahr 2022. Die nächste Ausgabe steht aber schon auf dem Programm. Diese wird dann sein am Mittwoch, dem 11. Jänner um 17.30 Uhr wieder hier aus diesem Studio. Dann habe ich wie immer zu Jahresbeginn zur Auftragssendung eines Jahres Chefredakteurinnen oberösterreichischer Tageszeitungen bei mir zu Gast und wir diskutieren einen politischen Ausblick auf das Jahr. In diesem Sinne darf ich mich verabschieden bei den Zuseherinnen und Zusehern, die wieder mit großem Interesse dabei waren. Möchte wie immer schließen mit dem Ersuchen. Bleiben Sie dem Sende Ihres Vertrauens, nämlich DorfTV auch weiterhin gewogen. In diesem Sinne noch einen schönen Abend und auf Wiedersehen.