Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte Sie sehr herzlich zur heutigen Buch- und Verlagspräsentation des Klever Verlags begrüßen. Wir freuen uns sehr, dass der Verleger Mag. Ralf Klever heute wieder zwei Neuerscheinungen aus seinem Verlagsprogramm bei uns im Stifterhaus präsentieren wird. Ich begrüße ihn sehr herzlich. Herzlich willkommen. Schönen Abend. Vorgestellt werden heute rückwärts schweigt die Nacht von Günther Kaib und für eine andere Literatur Reaktionen, Rezensionen, Interventionen von Florian Neuner. Ich begrüße Günther Kaib und Florian Neuner sehr herzlich. Ebenfalls herzlich willkommen. Günter Kaip und Florian Neuner waren nicht bereits beide viele Male bei uns zu Gast und haben ihre neuen Bücher bei uns präsentiert. Florian Neuner hat bei uns auch moderiert. Beide haben auch schon einmal gemeinsam bei uns gelesen, habe ich in der Dokumentation gesehen, und zwar im Jänner 2005 im Rahmen einer Verlagspräsentation des Ritter Verlags. Ralf Klever betreute von 1994 bis 2007 als Herausgeber und leckte die Literaturreihe im Ritter Verlag. 2008 gründet er schließlich seinen eigenen Verlag. Er wird den heutigen Abend moderieren und die Bücher vorstellen. Ich wünsche uns dazu einen anregenden Abend und übergebe das Wort an Ralf Kleber und Florian Neuner. Vielen Dank, Frau Binder, für die Einladung ins Stifterhaus. Etwas habe ich vergessen, die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Die Bücher. Also der Kleber Verlag hatte von Anfang an den Anspruch gehabt, ein bisschen Literatur zwischen den Stühlen zu machen. Und die heutigen Autoren stehen gewiss nicht im Verdacht, Ihnen jetzt konventionelle Romanprodukte servieren zu wollen. Das haben sie schon in ihrer Zeit am Ritter Verlag nicht gemacht. Und die Bücher zeichnen sich dadurch aus, dass es im Fall von Günter Kaib oft auch gar nicht möglich ist, es in die Schublade Lyrik zu stecken oder in die andere Schublade Prosa, dass es bewusst sind die Texte beweglich gestaltet, beweglich gehalten. sind die Texte beweglich gestaltet, beweglich gehalten. Und bei Flora Neuner ist es natürlich auch so, er beschäftigt sich mit urbanistischen Themen, er beschäftigt sich mit neuer Musik, er ist Literaturkritiker auch. Und das war jetzt ganz spannend, einmal nach vielen Jahren zu schauen, einen Band zu machen mit Reaktionen, Rezensionen und Interventionen. Wir haben uns eben überlegt, dass es vielleicht schlau ist, den Abend so zu gestalten, dass ich zuerst über das Buch für eine andere Literatur mit Flora Neuner ganz ein bisschen plaudere und es wird dann vielleicht eingestreut ein, zwei Kurzlesungen geben. Und im Anschluss gibt es diese Lesung mit Günter Keib. Wir beginnen jetzt einmal gleich, da wir schon hier sind, mit Für eine andere Literatur. Das klingt schon sehr programmatisch, das soll auch bewusst programmatisch anklingen. klingt schon sehr programmatisch, das soll auch bewusst programmatisch anklingen. Es sind von dir jetzt hier Texte versammelt aus fast einem Vierteljahrhundert, also die ersten in diesem Band sind aus den späten 90er Jahren. Das Buch konnte erst jetzt ausgeliefert werden, weil wir ein Vorwort bekommen haben von Thomas Ernst, einem Literaturwissenschaftler, der an der Universität Antwerpen lehrt. Und das hat sich auf jeden Fall ausgezahlt, zu warten mit dem Vorwort, weil es sehr gut geworden ist, glaube ich. Und vielleicht noch ein Wort zu dem Vorwort. Das endet mit einem Doppelpunkt. Das ist kein Fehler, sondern das ist ganz bewusst intendiert, weil er das sofort ins Offene enden lassen wollte, nämlich mit dem Satz, da muss ich über das Zitat, das passt aber sehr gut, das kann ich vielleicht kurz vorlesen. Das ist nämlich ein Zitat über Peter Kotjewicz. Florian Neuner ist ja auch seit vielen Jahren Herausgeber der Zeitschrift Idiome und in den Idiomen gibt es auch sehr oft ein Werkstattgespräch, wo Autorinnen, hervorzuheben und auf die Bühne zu bringen. Und einer davon war Peter Kotiewicz und das war halt wirklich kurze Zeit auch vor seinem Tod. Also das war insofern auch für den Autor, glaube ich, eine sehr schöne Sache noch. Zitat, das ist das Zitat von Thomas Ernst. Peter Kotiewicz war vertrauenswürdig in der jahrzehntelang durchgehaltenen Kompromisslosigkeit, Zitat von Thomas Ernst. dass Bücher geschrieben werden müssen, verlegt, gekauft, rezensiert, gelesen. Solche Bücher mag es auch geben. Ihre Autoren kriegen Preise, verdienen sich einen goldenen Nabel, können vor Stolz kaum laufen. So könnte ich nicht leben. Zitat Ende. Dass man so nicht leben muss und dennoch einen wichtigen Beitrag zur Literatur und ihrer Entwicklung leisten kann, beweist Florian Neuner immer wieder Doppelpunkt. Und das ist das Ende von dem Vorwort von Thomas Ernst. Und dann geht es los und es sind hier Essays versammelt über Autorinnen und Autoren, die Sie alle kennen. Das geht dann bis zu Elfriede Jelinek. Und es sind aber wie gesagt natürlich viele dabei, die man sehr gut gekannt hat in den 60er, 70er Jahren und heute nicht mehr so kennt. Und jetzt müssen wir gleich über den Betrieb sprechen, warum das so ist und dass die auf einmal, eigentlich Autoren, die hohe Auflagen gehabt haben, dass die auf einmal völlig aus dem Fokus verschwinden. Der erste Aufsatz ist irgendwie ganz interessant, weil es zu Jörg Tref, sie ist eine Literaturwissenschaft aus Bielefeld, du hast das Ganze genannt, Gegengift zu Reich Ranitzky. Und Flora Neuner bespricht hier eine Sammlung von Aufsätzen des Literaturwissenschaftlers Jörg Drews. Und das Interessante ist ja dabei, Reich Ranitzky war ja dieser Literaturbabst, der diesen Kanon, an dem sie dann alle abgefressen haben, in den Raum gestellt haben. Und nach dem Tod, also jetzt gibt es ja diese Patriachen, in dem sie nicht mehr, die sind verschwunden. Was gibt es stattdessen? Es gibt stattdessen zum Beispiel die Longlist zum Deutschen Buchpreis. Also auch wieder ein Kanon, an dem sich die Journalistinnen abarbeiten müssen, diese Bücher müssen gelesen werden, verdrängen natürlich dadurch aber alle anderen Bücher, die auch gelesen werden könnten, wenn man noch die Kraft dazu hätte, die dann wahrscheinlich manche mehr hat. Jörg Strefs war Germanist in Bielefeld, als ich dort studiert habe, Anfang dann 90er Jahre und ein Kollege von ihm war auch Klaus Ramm, der damals die Edition rausgegeben hat, Verlag Klaus Ramm in Spenge. Da bin ich zum ersten Mal auf Gunter Falk gestoßen, auf Hartmut Gerken, auch auf Oskar Bastior, also wirklich Jochen Gerdt, also Namen, die dann auch in den Zwischenbereich reingehen, auch zwischen Kunst und Literatur. Genau das, was dich interessiert auch. Und du bist ja dann in den 90er Jahren mit deiner ersten Publikation hervorgetreten, in der Edition Linz, Bibliothek der Provinz. Und das Umfeld war damals, glaube ich, interessant. Zuerst im Ruhrgebiet, dann in Berlin. Zeitschriften wie Scheinschlag, die dir die Möglichkeit geboten haben, auch Texte zu bringen, die du wahrscheinlich woanders nicht so hättest bringen können. Und jetzt möchte ich dich schon einmal... Ja, du hast ja gerade erwähnt diesen Text, den ich ganz bewusst an die erste Stelle gesetzt habe, nämlich das Gegengift zu Reich Rannitzki. 1999 ist ein Sammelband von Jörg Treves erschienen mit Rezensionen aus 30 Jahren in der Edition Surkamp und der hat mich damals sehr beeindruckt, weil er wirklich sozusagen Bausteine zu einer anderen Lesart der Gegenwartsliteratur geliefert hat, wo nicht Martin Walser und Günter Grass wichtig waren, sondern Gerhard Rühm und Hartmut Gerken und Oskar Bastia und so weiter, also eine andere Gewichtung, eine andere Lesart und das hat mich damals sehr beeindruckt und hat mir auch in gewisser Weise in meiner kritischen Tätigkeit den Weg gewiesen. Das wollte ich, in diesem Geiste wollte ich dann auch arbeiten. Ich habe nie Autoren besprechen müssen, die mich nicht interessiert haben. Ich habe eigentlich immer die Freiheit gehabt, mir meine Themen zu suchen. Das war bei verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen. Also du hast die Berliner Stadtzeitung Scheinschlag erwähnt. Nachwendezeit war, als in Berlin noch vieles möglich war, sogar publizistische, nicht kommerzielle Experimente und dort habe ich eine Zeit lang als Kulturredakteur gewirkt und habe mir auch meine Themen gesucht und was kann so eine Zeitung machen, sie kann ergänzende Informationen liefern, sie kann die Bücher besprechen, die woanders nicht besprochen werden und sie kann darauf hinweisen, dass falsche Akzente gesetzt werden. Also die Devise wäre auf einen einfachen Nenner gebracht, exemplarisch gute oder exemplarisch schlechte Bücher zu besprechen. Motivationen, die man haben kann, wenn man sich nicht auf eine rein deskriptive Ebene zurückzieht, sondern sozusagen meinungsfreudig Empfehlungen oder Warnungen aussprechen möchte. Und das war sozusagen der Beginn. Ich habe gleichzeitig auch in der Zeit begonnen, für den Rundfunk zu arbeiten in Berlin. Ich bin bis heute auch als Rundfunkautor tätig. Das ist allerdings ein ganz anderes Genre. Das für den Rundfunk zu schreiben, erfordert eine ganz andere Herangehensweise und diese Texte eins zu eins auf Papier zu bringen, ist meistens nicht sinnvoll. Und das spielt auch hier jetzt in dieser Texthandlung eine sehr marginale Rolle, obwohl es da auch Arbeiten gäbe, die da sozusagen thematisch hineinpassen würden, die eben für den Rundfunk entstanden sind. Das war die erste Zeit. Später sind dann verschiedene Zeitungen und Zeitschriften wichtig geworden. Heute ist für mich ein wichtiges Instrument die Berliner Tageszeitung Junge Welt, wo ich regelmäßig Rezensionen schreibe, aber auch das Wespennest, das ist ja diese österreichische Literaturzeitschrift, die einem sehr viel Platz bietet als Rezensent. Also dort hat man die Möglichkeit, die man in anderen Foren nicht hat, wirklich sehr ausführliche und vertiefende Texte über Texte zu schreiben. Ja, Texte über Texte, das wäre sozusagen das Motto dieses Buches. Es gibt ja neben den Rezensionen und Vorträgen dann auch noch einen abschließenden Teil, der dann mehr ins Literarische geht und wo auch diese Grauzone zwischen Literatur, Essayismus, Journalismus irgendwie aufgelöst, aufgeweicht wird und dort sind dann auch literarische Texte enthalten, die sich mit Texten beschäftigen. Also das ist sozusagen der rote Faden, der sich, der alles zusammenhält. Ich habe aus dem Grund auch am Büchertisch nicht nur die Bücher von dir liegen und von Günther Kaip, sondern auch zum Beispiel Lucida Konsole von Nathalie Debern, das Buch, das du gerade erst besprochen hast, eben für die junge Welt. Weil es natürlich, du hast es erwähnt, augenscheinlich ist, dass die Literaturredaktionen in den letzten 15, 20 Jahren massiv zusammengekürzt wurden, dass man wirklich nicht mehr diesen Raum hat für Besprechungen, den es früher noch gegeben hat. Ich habe auf der Frankfurt Buchmesse zum Beispiel gesprochen mit Volker Breidecker, der viele Jahre für die Süddeutsche Zeitung geschrieben hat, oder auch mit Katrin Hillgruber, die auch für die Süddeutsche und für andere Medien auch Deutschlandfunk Kultur immer wieder Besprechungen macht. Und im Grunde genommen hört man ja von allen dasselbe Lied. Also es wird leider nicht besser. Und es gibt in dem Band natürlich auch Besprechungen von Büchern, die in Verlagen erschienen sind, die es in dieser Form auch nicht mehr gibt. Zum Beispiel Peter Engstler, bei dem du auch publiziert hast, ein sehr wagemutiger Kleinverleger, der eben genauso solche Bücher auch machen wollte, die man in den Buchhandlungen normalerweise nicht findet, aber die einfach gemacht werden müssen. Oder auch der Schweizer Verleger Urs Engeler, den es in dieser Form jetzt auch nicht mehr gibt, sondern der dann umgestellt hat und jetzt diese Engeler Rough Books macht. Aber das sind schon, also bei Engeler, das letzte große Ding war damals, glaube ich, das Buch von Ulrich Schlotmann, Die Freuden der Jagd. Ja, tausend Zeiten. Das ist rausgekommen und der Verlag war weg, praktisch. weg praktisch. Ja, aber nicht deshalb, aber dieses Projekt ist sich gerade noch ausgegangen und das war für Ulrich natürlich auch ein großes Glück, weil es nicht absehbar war, dass es ein anderer Verlag auch gemacht hätte. So wie Ernst Jandel gesagt hat einmal, mein erstes Buch erschien im Bergland Verlag und futsch war es. Das hier soll an Bücher erinnert werden. Man findet auch sehr viel antiquarisch. Also die Suche lohnt sich oft. Man findet nicht alles antiquarisch. Aber gerade Autoren, du hast es ja vorhin erwähnt, die in den 70er Jahren großes Renommee hatten, als die Literaturkritik auch noch offener war für experimentelle Schreibweisen. Die hatten teilweise, also ich denke an ein Auto wie Helmut Eisendl, von dem schändlicherweise fast nichts mehr lieferbar ist inzwischen. Da findet man sehr leicht diese antiquarisch, die Bücher zu billigen Preisen. Also es ist jetzt nicht unbedingt eine Frage der Verfügbarkeit alles, es ist einfach oft eine Frage der Informiertheit. Ich meine ganz kurz vielleicht noch ein Punkt zu deiner Sozialisation. Du bist ja gebürtiger Oberösterreicher, ein Welles aufgewachsen und es gibt ja in dem Band auch zwei Essays zu Walter Seidelhofer, die heute sicher auch gerne gekommen wäre, die jetzt leider nicht so mobil ist, dass sie noch zu Veranstaltungen kommen kann. Es gibt in dem Band auch zwei Essays zu Walter Piller, der natürlich auch immer wieder Gast hier war und Piller, der insofern natürlich auch interessant war, weil er schreibt an diesem Wahnsinns- Lebensprojektjekt Lebenssee und bei ihm war es halt kein Roman, sondern eine Romaneske. Er wollte bewusst die Form sprengen, er wollte ein Gesamtkunstwerk kreieren und er hat sich damit mit Haut und Haar eingebracht und das ist dann ein Projekt geworden, das wirklich den Rahmen der Literatur sprengt. Und genau so eine Figur auf ganz anderer Ebene, aus einer anderen Tradition heraus, ist ja wiederum Dieter Roth, der von der bildeten Kunst kommen ist, mit seinen Experimenten, der dann quasi irgendwann mal im Kunsttempel des 20. Jahrhunderts gelandet ist, aber den man dann als Autor mit seinen Scheißegedichten, vielleicht noch gesammelte scheiße 60er aber irgendwie hat man ihn dann nicht nicht ernst genommen hat autor weil man überfordert war vielleicht kann man jetzt entschuldigend sagen aber es ist keine gute entschuldigung weil man hätte sich die texte anschauen können ja und das hat er auch zu lebzeiten von roth einmal einen versuch gegeben sozusagen also er hat immer wieder künstlerbücher produziert, die natürlich in geringer Auflage nur erschienen sind und sehr teuer waren, aber es gab auch mal einen Versuch sozusagen eine Ausgabe für den Buchmarkt zu machen im Luchterhandverlag, eine Auswahl von Oswald Wiener und dieser Band wurde dann nach einem Jahr schon wieder verramscht und Roth hat dann die Restauflage aufgekauft und in seinem eigenen Verlag weiter vertrieben. Also es war auch ein Schiffbruch auf dem Buchmarkt sozusagen. Und er hat dann seit seines Lebens die Bücher einfach selber gemacht. Genau. Und in den 90er Jahren hat man diese Bücher in der Edition Hansjörg Mayer auch noch auf der Frankfurter Buchmesse mitnehmen können. Die kosten heute sehr viel im Internet. Ich habe mir damals einige davon mitgenommen, weil es mich interessiert. Und noch eine Fußnote zu Frankfurt, weil ich gerade jetzt eben wieder in Frankfurt war. Ich meine, da kann man schon beobachten, was sich strukturell verändert hat in den letzten 25 Jahren. Das war nicht so wenig. Also in den 90er Jahren hat es wirklich noch eigene Gänge gegeben, wo Stand an Stand die bibliophilen Verlage waren. Vom Land Oberösterreich ist ja immer ein eigener Bus hingefahren mit interessierten Leserinnen und Lesern, wo auch Gregor Lepker, Waltraud Seidelhofer immer dabei waren und das war schon großartig. Und damals hat man sehr, sehr viel entdecken können und es sind sehr viele Buchhändlerinnen direkt zu den Verlagen gekommen und haben dann Bücher bestellt. Und das hat sich dann irgendwann mal aufgehört. Heute ist immer noch so, es gibt spannende Verlagsgründungen nach wie vor. Also ich habe jetzt in Frankfurt gesprochen mit der Monika Lustig, die die Edition Converso gegründet hat, sehr tolle italienische Literatur aus Pasolini, ein Buch jetzt gemacht, oder der Verlag des Kulturellen Gedächtnisses aus Berlin. Also es gibt schon noch immer Sachen zu entdecken, aber im Vergleich zu dem, was es in den 90er-Jahren gegeben hat, als Gerhard Jaschke, Werner Herbst mit Freiburg und alle sind sie dort gesessen und egal ob das aus Berlin war, aus Wien, aus Klagenfurt oder aus Lind, es hat einfach mehr Vielfalt gegeben und die ist jetzt verschwunden. Die ist irgendwann mal ersetzt worden durch Antiquare, die man dann reingebracht hat. Irgendwann mal waren die rechtsradikalen Verlage, die sind jetzt auch von der FEC. Also es ist irgendwie eine große Umwälzung da. Aber diese Umwälzung betrifft natürlich das gesamte Feld der Kultur und nicht nur die Literatur. Ich meine, das Verrückte an den ganzen Rankings und an Kanon, deswegen ist es so wichtig, einen Gegenkanon zu lancieren für eine andere Literatur. Ich meine, wenn man jetzt den Musikbetrieb anschaut, wo kein Stein auf dem anderen geblieben ist, jetzt ist zum Beispiel aktuell in den amerikanischen Billboard Charts sind die ersten zehn Plätze belegt von Taylor Swift. Ich habe mir die Mühe gemacht, mir die Songs von Taylor Swift anzuhören, von einem neuen Album. Die sind alle nicht schlecht und die sind alle nicht gut und die sind alle ziemlich uninteressant. Also wenn man jetzt ästhetisch denkend, fühlend rangeht an das Ganze, dann ist es eigentlich ein Wahnsinn, auch wenn man weiß, mit welchen Algorithmen dann Firmen wie Amazon arbeiten, die auch diese Gleichschaltung des Betriebs wollen, dass die Leser das lesen, was sie immer lesen. Das heißt, es wird dann mit Algorithmen ausgewertet, was ist jetzt genehm für die Konventionen des Leserdurchschnitts und so soll dann die Literatur gestaltet werden. Und dann verschwinden halt wirklich alteingesessene Verlage wie Samuel Fischer, die findet man dann im Holzbrink-Imperium. Holzbrink ist auch so eine Verlagsgruppe wie Random House und das ist dann architektonisch wirklich so, dann geht man vorbei und die uninteressanten Bücher sind alle ganz groß aufgebaut und wenn man sie erkundigt nach einer interessanten Publikation, dann ist sie sicher nicht vor Ort. Und das ist das Dilemma, das man jetzt beobachten kann im Literaturbetrieb. Wir müssen auf die Uhr schauen, aber ich glaube, es wäre doch jetzt lustig, wenn du etwas lesen würdest. Soll ich jetzt, ja, also vielleicht an dieser Stelle einen oberösterreichischen Autor, soll ich Walter Pieler jetzt bringen zum Beispiel? Ich glaube schon. Ja, das ist jetzt ein Text, der für das Wespennest entstanden ist und hat sich auf den dritten Band des Lebensseeprojekts bezogen. Im Ritter Verlag 2015 erschienen, der dritte und vorletzte Band dieser Tetralogie, die ja auch in diesem Haus vorgestellt wurde. Und der Text ist überschrieben an der Narrationsgrenze. Und ich habe den auch deshalb ausgewählt, weil hier in der Einleitung auch einiges Programmatische gesagt wird, was so meinen Zugang vielleicht illustriert und kenntlich macht. An der Narrationsgrenze Walter Pilers Lebensseeprojekt. Wer heute munter darauf loszuerzählen sich anschickt, ganz so, als hätte es die literarische Moderne nie gegeben und als hätten Autoren wie Musil oder Joyce die Romanform nicht an Grenzen und darüber hinaus entwickelt, strapaziert und überstrapaziert, da kann sich zwar des Wohlwollens des Publikums und der Kritik sicher sein, ihm wird es vielleicht auch gelingen, einer Generationserfahrung Ausdruck zu verleihen. Der Generation der in den 70er Jahren in der DDR oder im Aargau Aufgewachsenen vielleicht. Und er kann seine Schauplätze womöglich mit so viel Lokalkolorit ausstaffieren, dass Leser die Lüneburger Heide oder die Obersteiermark wiedererkennen. Allein, er wird bestimmt kein sprachliches Kunstwerk auf der Höhe der Zeit hervorbringen, wenn er sich auf die Klischees realistischen Erzählens stützt, anstatt sie abzuräumen. Oder besser, gleich zur Kenntnis zu nehmen, dass sie längst abgeräumt sind, wenn er unverdrossen die interpersonal-interaktionistischen Fiktionen, Zitat von Jürgen Link, kreiert, gegen welche die moderne Kunst und Literatur doch ihre ganze Kultur revolutionärer Energie aufgeboten hatte. Indes gibt es auch heute noch so etwas wie klassische Erzählanliegen, das Bedürfnis Schreibender etwa, ihre intellektuelle Autobiografie literarisch zu gestalten. Wer in dieser Situation nicht von vornherein seine ästhetischen Waffen strecken will, wie es Alti Klavinitsch, Streins und Genazinos in den Romanen tun, der kann seine Arbeit nur im Bewusstsein der Beschriebenen aporie aufnehmen, der wird nach Wegen suchen müssen zu erzählen, obwohl sich gar nicht mehr erzählen lässt. Walter Pieler, der 1948 in Ebensee geborene Autor, hat in seiner Heimatregion, dem oberösterreichischen Salzkammergut, sein Lebensthema gefunden. In der literarischen Auseinandersetzung mit dem Traunsee, der zu seinem Lebenssee wurde, hat er sich freilich nie damit begnügt, persönliche Erinnerungen zutage zu fördern. Er ist darauf zum Lokalhistoriker und Dialektforscher zu einem der kundigsten Regionauten geworden. Bereits Pilas Frühwerk kristallisierte sich thematisch um den Traunsee. Gemeinsam mit den Künstlern Hans Kienesberg und Peter Putz gab er um 1980 die Zeitschrift der Traunseher heraus. In der Wiener Herbstpresse erschienen in den 80er Jahren Gedichtbände wie Jeder Land und An sanften Samstagen, die ebenfalls zahlreiche Texte enthielten, die sich mit dieser Kulturlandschaft insbesondere auch kritisch mit ihrer Touristifizierung auseinandersetzten. Der Verleger Werner Herbst war es, der den an kleinen Formen geschulten Autor dazu ermuntern wollte, seine Beschäftigung mit dem Salzkammergut im größeren Format zu wagen. Pieler, der auch in bildkünstlerischen Medien zu Hause ist, verwarf freilich die Idee, einen Anti-Heimatroman zu schreiben, wie das damals viele nicht ohne Erfolg taten und suchte nach ganz anderen Wegen, sein autobiografisches Erzählprojekt umzusetzen. Während die meisten Romanciers der Gegenwart sich mit narrativen Modellen begnügen, deren Komplexität jene der großen Romane des 20. aber auch und gerade des 19. Jahrhunderts weit unterschreiten, geht Pieler unerschrocken in die andere Richtung und bietet für sein mehrbändiges Opus Magnum buchstäblich alles auf, was einem Autor, der die Avantgarden und Neo-Avantgarden des vergangenen Jahrhunderts produktiv verarbeitet hat, zur Verfügung steht. Auch im Nachlebensee eines kureale Entwicklungsromaneskes 1996 und Lebenssee 2, gerade Regenbögen 2002, nunmehr dritten Band des Lebenssee-Projekts, finden wir nebeneinander visuelle Poesie und Lautgedichte, Montagen, Collagen, dokumentarische Literatur und Satire, reflexive essayistische Prosa und vieles mehr. Zudem werden die Texte begleitet von einer visuellen Ebene, die Zeichnungen des Autors ebenso integriert wie historisches Bildmaterial und faksimilierte Briefe. Nimmt man schließlich den Vortragskünstler Walter Pilar, der auch gerne gemeinsam mit Musikern auftritt und dem man vor allem als Interpret seine Dialekt-Lautdichtungen gehört haben sollte hinzu, dann kann man sagen, dass er für sein fragmentiertes Gesamtkunstwerk Lebenssee alle Kunstgattungen mobilisiert. Aus den vielen Bruchstücken entsteht ein spannungsreiches Mosaik. Wenn überhaupt, dann kann heute wahrscheinlich nur noch über diese radikale Heterogenität eine Ahnung davon aufblitzen, was es hieße, wenn alles sich noch einmal zu einem wie auch immer gearteten Ganzen fügen würde und sei es nur zum Ganzen der notwendig begrenzten Perspektive eines Individuums in einem regionalen Kontext. Pila hat sich dabei eine Beweglichkeit bei seiner Suche nach dem je angemessenen erarbeitet, hat eine Palette an Farben und Tönen zur Verfügung, die alles in den Schatten stellt, was einem aus der zeitgenössischen erzählenden Prosa geläufig ist. Ob es nun um die Schilderung einer Begebenheit, die Beschreibung untergegangener Architekturen, des lokalen Brauchtums oder die Rekapitulation historischer Ereignisse geht, mal ist der Dialekt des Salzkammerguts in allen seinen lokalen Binnendifferenzierungen das Darstellungsmittel der Wahl, mal schreibt Pieler eine geradezu hypersensible Beschreibungsprosa, mal stützt er sich zitierend auf anonyme poetische Potenzen oder auf Dokumente, mal sprechen Bilder. War die erste Lebenssewelle wesentlich eine Auseinandersetzung Pilars mit seiner Nachkriegskindheit? Der Untertitel Entwicklungsromaneske steht für eine Anlehnung, aber auch für die Abgrenzung vom historischen Gattungsvorbild und die zweite der intellektuellen Biografie und der Politisierung des Autors in den Jahren um 1968 gewidmet. So wird die Lebensgeschichte im dritten Band zwar insofern weiterentwickelt, als jetzt Künstlerfreundschaften unter anderem mit Franz Innerhofer und Kunstaktionen im Ebensee der 80er Jahre thematisiert werden. Gleichzeitig wird die Linearität aber aufgebrochen zugunsten einer Verräumlichung. Pilar legt der dritten Welle unter Titel Wandelalter die Struktur eines Flügelaltars zugrunde, der auch den vierten Band bestimmen wird, der, Paradox, als pilarsches Chorealität auf einem liquiden Sockel aufruht. Wer aber vor einen Altar tritt, der hat eine Vielzahl von Aspekten und Fragmenten einer Narration gleichzeitig vor Augen. Die Pretella ist der See, der als visuelle Poesie bevölkert von aus Lettern bestehenden Fischen den Band eröffnet, dessen Wasserspiegel aber auch eine Narrationsgrenze bildet. Denn Unterwasser lässt sich nicht erzählen. Zurück an Land erfolgt eine dialektale Traunseeumrundung als virtuose Lautdichtung. An dieser Stelle hätte man gerne eine CD mit der Interpretation des Autors zur Verfügung, handelt es sich bei dem Text doch um eine Sprechpartitur, die sich lesend nur sehr mühsam erschließen wird, wer mit den Dialekten des österreichisch-bayerischen Raums nicht vertraut ist. Akustisches spielt aber auch im dritten Kapitel, rechter Altarflügel, eine Rolle, wenn Pilar in Auseinandersetzung mit dem Musikerfreund Johannes Maria Daxner eben sie als Hörraum vermisst. Schwanereien nennt Pilar die satirischen Texte, die von den Römern im Salzkammergut oder von einer dekadenten Klick am Vorabend des Ersten Weltkriegs handeln, die einen See aus Schlagopas anlegen und mit einem Dampfer befahren will. Dann aber kommt es in dem Kapitel über die Ortsgeschichten, ist gleich linker Altarflügel nach der Umwendung der Altarflügelvorderteile zum unvermeidlichen Einbruch der dunklen Seite der ebenseher Vergangenheit in Gestalt von Bürgerkrieg und Krieg, der lange verdrängten Geschichte des Konzentrationslagers im Verschweigeort, über das lange Zeit nicht oder nur unter dem Einfluss von sehr viel Alkohol gesprochen werden konnte. Alkohol gesprochen werden konnte. Pila stützt sich auf Zeitzeugenberichte und Dokumente, publiziert das Entnazifizierungsansuchen seines eigenen Vaters und beweist damit auch ein feines Sensorium dafür, wo Fiktion nichts zu suchen hat. Im legendären Kernstüberl wendet sich das junge alter Eger des Autors im Kern des antifaschistischen Wühlens, Brütens, Wühlens, Saufens und Singens, Zitat die, welche Sie und er als so Nazi-Typen einschätzten und auch tatsächlich Nazis gewesen? Und was haben Sie verbrochen? In einem auf die Wirtshaus-Szene folgenden eindrucksvollen Abschnitt Schrittweise Funde wird der mühsame Heimweg des Trunkenen geschildert, in den sich Reflexionen über die Ortsgeschichte schieben. In dieses Nacht- und Nebeljahrzehnt mit der besten öffentlichen Sicherheit überhaupt, weitere Stammtischweisheit, waren germanische Schemen abgestiegen zu Scheinschandarmen, um mit schwarzen Schandarmen das rassisch minderwertige Material zu vergasen. eingedenk der Tatsache, dass die ganz großen narrativen Bögen nur mehr um den Preis ästhetischer Regression zu haben wären, in immer wieder neuen Anläufen, zumindest exemplarisch, Augenblicke und atmosphärische Verdichtungen herauszumodellieren. Dafür zieht er alle Register und es gelingen in Passagen von staunenswerter Beschreibungsintensität einer Genauigkeit an der Grenze zur Verfremdung, Dialektales ebenso aufbietend wie Neologismen. Den Weg durch eine Winterlandschaft etwa versucht er so zu fassen, Zitat, dessen Schuhe zischelten krass durch Halme, die zurückschnellten, hinterließen sie dehnbare Kugeln, oft zersprühlich, die unterm Flug aufspritzten, um auf den ledernen Kuppen Flecke zu hinterlassen, während die nächste Kugel umgeformt aufschlug und sich deren Kleckse mit dem Verbliebenen zu einer Fläche verrutschte. Zitat Ende. Oder er malt die Soundscape, die der Musikerfreund Daxner während eines Gewitters in Kindheitstagen vernommen haben mag, aus. Selbst die Glockenschläge des nahen Kirchturms schlugen ihm wie damisch halbe Vierer, Heuva Fieri, aufs Haupt, obwohl es schon dunkel wie zur blauen Stunde schien. Dann wieder ein mittagheller Blitz. Vor der abgesperrten Dachkammer raschelten Schritte, umschwirrten Kicherer das Dunkel seiner Anschauungshöhle, um ihn ins Bett zurückzuschrecken. Es klopfte an der Tür, das metallische Zünglein schlug gegen den Schnapper, der Griff fuhr einmal nach unten, dann schnellte er wieder nach oben zurück. Zitat Ende. Am Ende des Buchs steht ein lapidares, neokonkretistisches Gedicht. Über den Raunachtsbrauch des Glöcklerlaufs, diese gesamtkünstlerisch-kooperative Betätigung. Das kann ich jetzt, glaube ich, nicht adäquat vorschlagen. Jedenfalls glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, glöck, Soweit zu Walter Pieler, dem mir zwei Texte gewidmet sind. Ja, danke Florian. Mir fällt jetzt noch spontan ein, ich habe nur die ersten beiden Lebensergebnisse betreut im Ritterverlag von Walter Pieler. Mir war damals auch schon klar, dass es immer schwieriger werden wird, je weiter es in die Gegenwart heranrückt, das ganze Material, weil es dann noch schwieriger zu bändigen sein wird. Und das war ja auch das Problem. Wie geht man dann mit der unmittelbaren Gegenwart um? Ich habe damals diese Lesung erlebt am Feuerkogel. Legendäre Lesung. Weil die Teilnehmenden mussten mit der Gondel rauffahren und hatten aber keine Möglichkeit mehr, mit einer Gondel runterzufahren. Das heißt, alle waren gezwungen am Feuerkogogel die Lesung so lang anzuhören. Und die hat dann sehr lang gedauert, die Lesung. Und das war so, ich war dann Jahre später noch einmal am Feuerkogel und die Leute von der Hütte haben da immer noch geredet von dem Wahnsinnigen, der damals mit seinen Büchern oben war. Also der hat wirklich ein Echo hinterlassen. Und so muss Literatur eigentlich wirken, dass man Jahre später immer noch im Gedächtnis bleibt. Mit dem ganzen Wahnsinn. Da kann man auch noch einen Bogen zu den Idiomen schlagen, die wir gemeinsam herausgeben. Da hatten wir im Heft 6, das war glaube ich ein Werkstattgespräch mit Walter Pihler. Und das war noch bevor diese letzten Bände erschienen sind. Und Walter hat dann dieses Gespräch auch in den allerletzten Band aufgenommen, weil es für ihn irgendwie eine wichtige Klärung auch war. Dieses Gespräch wurde dann auch entsprechend überarbeitet und für ihn war es offenbar ein wichtiger Schritt in der Genese dieses Buches. Und so verbinden sich dann Literatur und das Gespräch über Literatur, der Diskurs über Literatur in solchen Werken wie dem Lebenssee. den Christian Steinbacher, aber einfach auch, um darauf hinzuweisen, welches Potenzial auch aus Oberösterreich gekommen ist, also Anstöße, wie man die Avantgarde nach dem Krieg weiterentwickeln versuchte, eben weil es doch so Editionen gegeben hat, wie die von Heimrath-Becker natürlich oder Blattwerk. Und egal, ob das jetzt in den 90er Jahren aus war oder in den Nullerjahren oder wie immer, aber es geht auf jeden Fall weiter und die Kontinuitäten gehen weiter, und Zeitschrift Idiome ist immer ein Mittel auch, um solche Kontinuitäten immer wieder wach zu rufen und ins Gedächtnis zu rufen. Ja, es ist eben auch, es ist keine Retrospektive, es soll jetzt nicht der Eindruck, natürlich ist ein Teil dieses Sprechens über Literatur auch retrospektiv, ein Teil dieses Sprechens über Literatur, ist auch retrospektiv, aber es ist kein abgeschlossenes Sammlungsgebiet, die Avantgarde, sondern es geht weiter und in den Ideomen versuchen wir das ja auch jährlich wieder deutlich zu machen und mit aktuellen, frisch entstandenen Texten zu untermauern, wenn man so möchte. Ich meine, du schreibst ja nicht nur über tote Autoren, dann muss man auch dazu sagen. Leider musste ich einige Nachrufe auch schon schreiben und es finden sich auch welche, aber nein, es sind lebende Autoren auch dabei. Und der nächste Autor, der zu uns kommt, lebt auch und das ist Günther Kaip. Jetzt machen wir einen starken Buch. Aber Günther Kaip war auch schon in den Idiomen vertreten und ich glaube, von der Zeit her passt es jetzt gut, wir wir können im Anschluss... Günther Kälber! Günter Keib. Rückwärts schweigt die Nacht. Ich habe alle deine Bücher mitgenommen. Ich habe keines vergessen. Die Miniaturen sind alle dabei, die Kiesel sind dabei. Wahnsinn. Genau. Da hast du nichts Besseres zu tun. Günther Keib ist ja auch ein Autor, der nicht nur als Literat in Erscheinung tritt, sondern zum Beispiel auch während der Pandemiezeit hast du vor allem an deinen Tonskulpturen gearbeitet. Es hat eigentlich eine lange Phase gegeben, wo du nicht geschrieben hast, wo du auch nie Texte aus der Hand gegeben hast. Und das ist dann eigentlich relativ abrupt wieder passiert, kann man so sagen. Man könnte auch sagen, dass ich in diese Tonfiguren die Geschichten, die ich sonst auf Papier gebracht hätte, eingearbeitet habe. Sie sind natürlich nicht hervorzulocken, aber sie sind drinnen in diesen Tonfiguren. Das ist meine Befriedigung gewesen dabei, sozusagen. Ja gut, aber es geht ja um die Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft. Das spielt eine gewisse große Rolle, nicht zu unterschätzende Rolle in deiner ganzen Literatur. Stimmt, ja. Diese ständige Auseinandersetzung zwischen Beweglichkeit, zwischen den Aggregatzuständen und was das Interessante ist bei Günther Keib, dass die Literatur so gestaltet ist, dass man sie als Prosa genauso gut wie als Lyrik nehmen kann. Es kommen oft einzelne Aphorismen auch vor, Reflexionen vor. Es gibt in jedem Buch ein gewisses Szenario, das aber nur als loses Grundgerüst da ist. Also bei den Ankerplätzen, die vor fünf Jahren rausgekommen sind, war das auch eine Auseinandersetzung mit dem Fremden oder die Fremden, die von außen kommen, innen, außen. Und im jetzigen Buch, Rückwärts schweigt die Nacht, ist es eher eine Art Kammerspiel. Das heißt, es ist so reduziert, es gibt immer wieder dialogische Szenen zwischen einer Frau und einem Mann und die sind sehr behutsam gestaltet. Also es spricht einmal er, es spricht sie. Es sind ganz knappe Dialoge. Und dann ufert oder meandert das aber wiederum aus in Reflexionen und in Prosa. Und es wird bewusst so gestaltet. Also es laufen die Fäden dann von Seite zu Seite. Wir haben auch darüber diskutiert, wie wir das lösen und wir haben dann einiges kursiviert, weil es gepasst hat oder so sein musste. Wir haben das nach links gerückt oder nach rechts gerückt. Also es ist eigentlich auch ein Modellieren, so wie du an Skulpturen modellierst, begreifst du ja Texte auch irgendwo und irgendwie als Skulpturen dann letztendlich. Ja, genau. Es ist auch immer wieder mit dir die Arbeit ein schönes Ping-Pong-Spiel, weil die Bälle hin und her fliegen und weil ich dann auch immer wieder reingeschleust werde und damit umgehen muss. Und das ist ja schön und es ist dann eine gemeinsame Bewegung, die entsteht. Und das ist ja schön. Und es ist dann eine gemeinsame Bewegung, die entsteht. Aufgrund des Textes und des Raumes, das der Text schafft angeblich. Und dann erweitert sich ja der Raum durch uns zwei, durch diesen Dialog. Wie ich überhaupt sagen muss und will, dass meine Texte eigentlich sehr, sehr auf Wahrnehmung beruhen. Also ich setze mich auseinander mit Wahrnehmung. Was nehme ich konkret wahr? Was sehe ich? Wie ist die Körperwahrnehmung? Wie ist die Weltwahrnehmung? Wie vermischt sie sich? Wie verschwindet sie sich? Und so weiter. Und das ist natürlich ein endloser Fluss. Und du selbst tauchst vielleicht auf, vielleicht auch nicht. Ich meine, bei dem Buch Kiesel, das als Lyrikband deklariert ist, war der Kiesel eigentlich die Hauptperson. So ist das, ja. Also das Ding an und für sich, der Kiesel war eigentlich der Held, wenn man so will, der Protagonist des Buches. Ich gehe auch davon aus, dass jedes Ding, was auf dieser Welt existiert und wir wahrnehmen, eine Seele hat. Nicht nur eine Ausdehnung, sondern auch einen inneren Bereich, der sich bewegt. Und es wird nicht uns, es braucht uns nicht. Und es sind immer diese Ebenen, einerseits ein Realismus, andererseits ist natürlich eine übersteigerte Form. Natürlich, klar. Man kann auch Surrealismus oder wie immer man dazu sagen will oder möchte, auf jeden Fall, diese Ebenen sind im ständigen Austausch mit dir und das ist bewusst so gehalten. Als Leser bedeutet das auch, es ist eine Art von Freiheit, dass ich damit umgehen kann, wie ich will als Leser. Also du lest einem ja doch viele Freiheiten noch und man kann selber dann anfangen, weiter zu spinnen an diesen Fäden, die du da hinlegst. Ja, also ich gehe ja auch davon aus, als Autor bin ich im Grunde Stichwortgeber für Menschen. Jeder hat Milliarden Geschichten in sich lagern, ohne dass er bewusst davon Kenntnis hat. Ich möchte mehr oder weniger diese Geschichte, diese Geschichte, diese Geschichte anstoßen. Nicht, weil ich Recht habe oder so etwas, sondern nur anstoßen, öffnen. Nicht mehr, nicht weniger. nicht Recht habe oder so etwas, sondern nur anstoßen, öffnen. Nicht mehr, nicht weniger. Das Lustige ist, dass man dann wirklich ganz unterschiedliche Lesungen gestalten kann mit deinen Texten. Richtig, genau. Es hängt nach Lust und Laune und Wetter ab, was für Lesungen dann zustande kommen. Natürlich. Tagestemperatur. Also ich habe keine Ahnung, was das halt für eine Lesung werden wird von dir. Ich auch noch nicht. Aber es wird passieren. Ja, okay, gut. Willst du noch was sagen? Soll ich anfangen? Du sollst anfangen, die geht runter, glaube ich. Rückwärts schweigt die Nacht und tausend Ufer später das Rauschen kräuseln, wo Wasserbrocken von Musik und Stille spült. Eingelassen im Fruchtfleisch der Sonne bleibe ich, wo ich einmal sein werde, das schreibst du auf weißes Papier, alles ein brennendes Nest in Augenhöhe, wackelig im Wind gepeitschten Licht, nah und unerreichbar zugleich. Das sagst du jedem, der es nicht hören will, dass ich die Landschaften meines Herzens erkunde, im Licht, im Flackern und Schwärze. Und dann die Suche nach dem Unhaltbaren, den Vexierbildern im Gestrüpp der Banalität, von dem ich untrennbarer Teil bin. Sagst du laut, schweigst und ziehst Gesten in die Luft. Folgst deinen Bewegungen, die es unmöglich machen, das zu sagen, was zu sagen wäre. Und manchmal bin ich eine stumme Landschaft voll fremder Stimmen und ihren Klangräumen. Von einem Augenblick zum anderen und wieder fort. Sagst du jetzt und schweigst, schließt die Augen und hörst. schweigst, schließt die Augen und hörst. Im Hintergrund das Dröhnen eines Ufers, die gerade Haltung des Horizonts, das Verwittern der beschmutzten Schuhe und der Apfelduft auf Die losungen sind ausgegeben sofort werden die dinge akribisch gelistet auf öffentlichen plätzen ausgestellt und in der nacht unter großen sicherheitsvorkehrungen vernichtet da wir nichts auf fremde schultern abladen oder uns um die Portogebühren drücken, bleiben wir konsequent bei den mexikanischen Zauberpilzen. Zudem sind überall Zeugungen im Gange. Schattenflechten greifen um sich, während die Nacht selbstvergessen durch den Wald stolpert. So geht das bis zum Morgen. während die Nacht selbstvergessen durch den Wald stolpert. So geht das bis zum Morgen. Daran sind wir gewöhnt, auch an das Verschwinden der Nacht und die Anschläge des Morgenlichts, wenn die Pilze ihre volle Wirkung entfalten und uns durch die Verästelungen unserer Synapsen jagen. Ein ständiges Klammer zu, Klammer auf, Lichttunnel, Abstürze, Herzstillstände, Milzerzählungen, Atemamplituden, das übliche Programm in dieser Endlosschleife. Sammeln wir uns nach Stunden wieder ein, kommt ein Neusortieren und Reinigen, bis wir frisch verpackt frei Haus geliefert werden, wo warme Hände warten und uns mit liebenden Gesten umhügeln. Manchmal bemerke ich meinen Körper, sagst du, der lange Zeit neben mir gegangen ist. Wir führen keine Sprache miteinander, wir weichen uns aus. führen keine Sprache miteinander, wir weichen uns aus. Ich habe schon oft versucht, ihn anzustoßen wie einen Freund, um ihn auf etwas aufmerksam zu machen, aber er bleibt bewegungslos. Wenn ich auf die Straße trete, spüre ich seinen Blick im Nacken. In sich versunken folgt er mir durch die Straßen, in denen das Licht im Pfützen liegt. Nur das Knistern des schwarzen Umhangs ist zu hören, den sich mein Körper über die Schultern geschlagen hat und zarte Linien in die Nacht zieht. Wir stehen uns in Reihe und Glied gegenüber, mit ein paar konventionellen Worten begrüßen wir uns. Hier und da huscht ein Lächeln über die Gesichter, die Hände werden ausgetauscht, gehalten, zurückgegeben. Wir empfinden dieses Zusammentreffen als großen Fortschritt. Auch dass wir bleiben und uns genau betrachten. Viel Wohlwollen mischt sich ein, getragen von unzähligen Wortflüssen. Die Köpfe geneigt lauschen wir, lächeln bei Übereinstimmungen auch ohne Worte, sprechen, lauschen, sprechen, errichten schwankende Brücken von Kompromissen. Stützen sie, lassen sie einstürzen und bauen neue auf. lassen sie einstürzen und bauen neue auf. Auch beschließen wir gegen die Enthirnung in unseren Köpfen radikal einzuschreiten. Wir legen neue Ideen an, ausgesuchten Orten ab, ummanteln sie mit Gerüchen und statten sie mit klaren Eckpunkten aus, damit wir uns besser orientieren können. Wir haben es nicht eilig, sind Sammelbecken unserer Körper und ihrer Berührungen, in denen sich verschiedenste Welten verschränken. Und wir stehen noch immer in Reih und Glied, sprechen, tun, weiten aus. Sind wir ein Dutzend oder Millionen? Wir wissen es nicht, denn es ist anstrengend, geduldig zuzuhören, mit offenen Ohren zu sehen, den eigenen Körper zu spüren Und ihm in seiner Aufrichtigkeit zu folgen. Es gibt für jeden eine Stelle in seinem Körper, wo er sich von den begrenzten Erfahrungen ausruhen kann. Wo sich jede Verhärtung löst und ein bedingungsloses Vertrauen erfährt. Sagt sie und legt ihren Kopf in meinen Schoß, während ich murmle. Das findet nicht sehr oft statt. Und sie nickt, spielt mit ihrem Haar und flüstert. Aber hat es der Körper einmal erfahren? Ist er nicht mehr Hinterhalt oder Gefängnis, sondern ein Fluss, der trägt. Entworfen, skizziert und freigegeben. Hier ist Wind, die Sonne fällt, etwas geht über, verläuft sich. Die Zeit wechselt den Ort, wird Subjekt und Wolkenspaltung, wird sogar Sang, der uns einhüllt, durchdringt und wieder verlässt. Wir folgen ihm, warten in schmelzendem Schnee, umschwärmt von unsichtbaren Wärmeflößen, während Salziges auf den Brennspiegeln unserer Zungen posiert. Der Himmel verdunkelt sich, streut auf die Landschaft Spitzfindigkeiten, die sich mit Zahlen im Boden verankern. Dann noch schnell die Prägung einzelner Jahreszeiten, um alle Würmer aus unseren Herzen zu fischen und dem Schmelzwasser zu übergeben. Kommt noch Sonneneinstrahlung dazu, bewirkt dies massive Rückendeckung für eine Zukunft, in der unsere Augen endlich tiefe Atemzüge machen und jeder Schmerz verrottet. Den ganzen Tag gesprüht, geregnet, wir wappnen uns mit Stiefeln, die Wege trockenen Fußes vom Treibgut zu befreien. Begleitet von der Dämmerung, die sich aus ihren Häuten schält und die Nacht auf die Landschaft legt. Erst wenn die anstehenden Geometrieaufgaben gelöst sind, indem wir Kreise und gleichschenklige Dreiecke herauslösen, werden wir begreifen, dass diese Anhäufung von Linien, Kreisen und Winkeln samt ihren mittelalterlichen Fluchtburgen bis heute auf unser Denken und Verhalten einen großen Einfluss herausüben. Da wird noch immer gekreuzigt, begradigt, aufgeraut, geschwungen, zugespitzt, obwohl das Beschriebene längst vergangen nicht mehr greifbar ist. Nur noch als blasse Schemen, die Erinnerung bevölkern und die Linienführungen unserer Leben verfeinern. Da sich die Übergänge laufend entziehen, werden wir in Widersprüche verwickelt. Adressen und Ankünfte vertauschen sich, wolkige Verwechslungen ermuntern ihre Spiegelbilder zum Fechtkampf, um unsere Bewusstseinsströme bewohnbarer zu machen. Unverzüglich fallen wir in Trab, schlagen, stampfen nach allen Seiten, schreien, trommeln der Luft die Augen aus, klappern mit den Zahnreihen, bis wir andere werden. Kastanien, Blumenkelche, rot-blau-grün, dann wieder gleißend weiß, in Kreise, Quadrate, graue Steine gezogen, kantig rund, mit spitzen Schnäbeln, erblindet, leergefressen, ausgeschält. Und dann doch noch die Fellrüstung. Mit geborgten Augen aus der Landschaft zwinkern wir uns zu, lachen und begreifen, dass endlich die Zeit ist, uns neu zu besehen. Stellen wir die Entfernungen wieder her und legen die Feuerstellen zusammen. Verstreuen wir uns. Finden wir uns, finden wir uns. Die plumpen Annäherungen der Mauern meiden wir und misstrauen den Versprechungen der Türschwellen, die an allen Ecken und Enden verankert werden. Die Toten bürgen nicht für uns. So ist das. Haben es nie getan und wer weiß, ob sie tatsächlich tot sind. So ist das. Deshalb können wir nicht mehr weinen und sind sicher, dass alles, was wir jetzt sehen und erleben, lange her ist oder in naher Zeit stattfinden wird. Das macht unschlüssig. Deshalb hängen unsere Arme bis zum Boden, die Hände wühlen Erde auf, wir krümmen den Rücken und schließen die Augen. Die Blätter rascheln, die Sträucher neben dem schmalen Weg beugen sich über uns und streifen unsere Haare, als wollten sie uns trösten. über uns und streifen unsere Haare, als wollten sie uns trösten. Drehen wir uns um, erkennen wir Gesichter im Blattwerk, Arme, Hände, Beine, die kurz aus dem Gebüsch heraus und wieder hineinspringen. Und so stolpern wir den Weg entlang, wollen nicht verloren gehen und sehen, wie sich der Horizont niederkniet und für seine Entlassung betet. Schau, sagt sie und ihre Augen strahlen handbreit, schnappen Dohlen nach den Wimpern der Luftkissen, denken doppelt ganz leise, lassen sich fallen durchs Dickicht des Winters mit funkelnden Augen in meterhohen Schnee. Siehst du sie? Fragt sie mich und gräbt sich im Schnee ein Wieder zieht der Atem ein Staub pulsiert, weht auf, Körper hängen in der Sonne, leer das Mondnest. Nah am Dorf verglüht ein Teich, ein Name tropft vom Mond und faltet seine Hände. Aus dem Dickicht der Erlebnisse kehren ständig Stimmen zu mir zurück, vor alter Schwarz glänzend unter aufgewühlten Laub, abgewogen, parzelliert. Formulieren sie die neue Ordnung der Dinge, sagst du und stellst den Sessel auf den Tisch. Die Arbeit ist getan, den Winter einmal durch und hart gefroren. Noch einmal den neuen Schuppen aufgebaut, die Schleifspuren auf den Dächern verbreitert, kopflose Nägel gesammelt und Abschiede ins Gelächter gemischt. Dann die Produktion der Kastanienbraunen Augen eingestellt, wegen nachlassender Knochenspannung und Verwerfungen der Haut. Alles in fluktuierendem Licht bis zum zerfurchten Gesicht liegt einfach da, glüht weiter, tonlos. Die nächsten Tage wieder ohne Bedienung, aber mit anmaßendem Gesicht. Auch das ist nur eine Wiederholung wie die drei Autobusse, die im Schnee versinken, während das Plätschern nebenan unerträglich laut wird. Bilder, auf denen farbige Flecken tanzen, Metallen dröhnen und Worte mit glühenden Fäden zusammenschweißen. Die Jahreszeiten sind abgesichert, die Schatten aufgerichtet, ausgedehnt ihre Andacht. Ich kann auch unter Wasser atmen, dort fliegt die Strömung mein Haar. Wenn ich dabei schlafen will, so tue ich es, schwemmt doch der Regen Sternbilder ins feuchte Gras und treibt die Dynaus meiner Träume an. Schreibst du in Großbuchstaben auf deinen Einkaufszettel, faltest ihn und schiebst ihn in meine Sakrotasche. Wir des Hell verdunkeln sich die Bäume und wir sehen ihre Jahresringe durch die Rinde leuchten. Es ist still, als sei jeder laut erstarrt. Am Horizont entzünden sich die zurückgelassenen Gewölbe der Nacht, die ihre letzten Schatten durch die schneebedeckte Landschaft zerrt. Wir schließen die Augen und lauschen den Stimmen aus unseren Träumen. Sie sagen, dass nicht alles zu Ende ist, dass unsere Körper, die jetzt hüfthoch durch den Schnee pflügen, auch Welt sind, Körper, die jetzt hüfthoch durch den Schneepflügen auch Welt sind, wo sich Wirklichkeit und Täuschung vereinigt und dass sich überall Dinge ohne Gewicht erschaffen, die geräuschlos und wortgewaltig durch die Welt ziehen. Glücklich ist der, bei dem sie verweilen und in ein Wegstück begleiten. Das Wort zu finden, das aus Wolle ist, nach feuchtem Heu riecht und sich todlacht, atemlos von Rot ins Weiß wechselt, jede Zeitkontrolle umgeht, im Sternenstaub wartet und sich auf der Zunge ständig neu erfindet. Dieses Wort werde ich in deinen Achselhöhlen suchen, sage ich und lege mich zu dir. Lassen wir uns nicht verunsichern. Die Verträge und Urkunden sind längst unterzeichnet, die Prämien festgelegt, die Fußnoten verwischen sich, damit sie gewichtslos in unseren Körpern nisten können, jeder Pulsschlag sie verdichtet. Auch soll uns nichts ablenken, wenn wir die Gedanken weiter beobachten und hören, wie sie aus den Echos der unserer Erinnerungen wachsen, getragen von geliebten Stimmen, die uns umgeben, sich an uns schmiegen und wieder entfernen. Nur so wird es leicht, die Zeitzonen zu wechseln und ihre flücht zerbrochenen Fenster. Holen wir die Wälder aus dem Handschuhfach und bieten ihnen frei Kost und Logis? Mischen wir unauffällig Abschiede unter den Rhabarberstrauch am Hohlweg? Kleben wir Sondermarken auf unsere Briefe und vergraben sie im Schnee? Lassen wir die Zeichen ihre Metaphern suchen und folgen der verwachsenen Logik der Träume, um die Ablagerungen in uns zu finden. Fahrenspiralen, die unsere Irrtümer zum Blühen bringen. Das kann schon überraschen, die Vergesslichkeit und der tiefe Schlaf, obwohl sie viel zu früh in diesem Satz stehen. Das sollte zu denken geben. Die weiteren Schritte, alles kurz anstoßen und sofort fallen lassen, das ist schon immer so, dieses Hinaus- und Hinunterfahren, öffnen und schließen und zum Abschluss die Querfahrt. Zwar verändert sich der Lichteinfall, seine Intensität und Schattenvolumen, aber die Frage, was höher, was tiefer, wie es war und ist, bleibt unbeantwortet, während alles zu rutschen beginnt, hinauf, hinunter, hinein, hinaus und aus allen Richtungen in eins gleitet. Da nützt auch nichts, dass in dem Milchglas Fliegen schweben, davor zwei zerknüllte Servietten auf dem Tisch, alle zu früh geboren. Und wir sagen uns nur nicht einschüchtern lassen und bedenken, dass alle Gegenstände im abgedunkelten Schlafzimmer 8 mal 10 dividiert durch 3 minus 1 ausmacht, plus unsere Anwesenheit, wie das ächzt und glimmt, wie wir uns anblinseln. Schwarzes Kleid, hat sie gesagt. Momentaufnahmen sich kreuzender Linien, hat er gesagt, und keiner hätte gewusst, was zu tun wäre. Nachdem einige Zeit verstrichen ist, in der die Menschen nur so weggestorben sind wie die Fliegen, warfen sie den Stein in den Fluss, diesen Kiesel, dass es klatschte. Standen am Ufer zwei Körper, in den Händen ihr Haar, so weich wie ein Vogel. Wird die Zunge steif und klirrt bei jeder Bewegung im Mundraum, weist dies auf Übermüdung hin. Kein Wunder, dass die gesprochenen Worte verspannt ihre Wege antreten und erst nach Stunden ihre ganze Bedeutung entfalten. Viele sind dabei so scheu, dass sie sich weigern, ihre Kleidung abzulegen. Als Zuhörer fühlen wir, dass so die freie Sicht auf die Dinge genommen wird und sich die eigenen Worte weigern, den Mundraum zu verlassen, während sich die freie Sicht auf die Dinge genommen wird und sich die eigenen Worte weigern, den Mundraum zu verlassen, während sich die fremden Worte aufblähen und jede Ohröffnung zu klein wird. Alles kommt aus dem Gleichgewicht. Die Gedanken, die Laute und ihre Betonungen, alles scheint gegen sich selbst anzurennen, sich selbst zu beschädigen. Deswegen ist es höchste Zeit, der Zunge ihre alte Beweglichkeit zurückzugeben, sie weich und geschmeidig zu machen. Und aus langer Erfahrung schlagen wir vor, küssen, einfach küssen. Aus dem Himmel fallen Vögel und einer wird in den Herd schlüpfen. fallen Vögel und einer wird in den Herd schlüpfen. Wer dort sein Nest bauen in der Nacht auf deinen Venen balancieren mit deinen längst vergessenen Worten um die Wetter schilpen und den Morgen erwarten, Nacht für Nacht. Die Spiegelschriften unter der Haut erzählen von den Sedimenten der erlebten Tage, von den weit ausschwingenden Vokalen und den Echos der Seelentiere in unseren Körpern, die uns mit kristalliner Klarheit durchströmen und nicht mehr schlafen lassen. Wir leben mit den mathematischen Formeln unserer Liebe, träumen vom gekreischter Möwen, von der Brandung unserer Herzen. Alles deutet auf Sanftmutraserei. Übergeschlechtlich, welzenspannend, staatenlos. Dankeschön. Vielen Dank. Wir dürfen ein bisschen mit dem Stift daraus bleiben und die Ausstellung anschauen. Der Literaturkolleg ist eröffnet. Vielen Dank. Danke.