14. Dezember Auszüge aus dem geheimen Tagebuch vom Papst Ogubungu I. 26.12.2221 Habe gestern Abend nach der Mette die Idee gehabt. Wir brauchen einen neuen Jesus. 27.12. Die Idee lässt mich nicht mehr los. Ein neuer Heiland. Ich muss mich mit meinen Beratern besprechen. 28.12. Habe heute persönlich ein geheimes Rundschreiben an meinen Beraterstab hinausgegeben. Niemand aus meiner Umgebung hier in Rom soll wissen, was ich plane. Ich fürchte, sie würden mich für verrückt erklären. 1.1.2222 Ich muss mich gut vorbereiten. Ich will die sieben Auserwählten mit einem Vorschlag überraschen, der sich gewaschen hat. Zehnter Erster. Geschafft. Das Treffen wird ein Erfolg. Elfter Erster. Wunderbar. Meine Freunde und Berater sind begeistert von meiner Idee. Das wird einen Wirbel machen, wenn wir das Projekt bei der Bischofssynode vorstellen. Aber ich bin zuversichtlich. 21.1. Ich bin sehr angespannt, ob wir durchkommen werden mit unserem Vorschlag. 17.2. Bitte steh mir bei, Herr. Alles, was ich geplant habe, ist zu deinen Ehren. 22.2. Großartig. Wir haben eine perfekte Show geliefert. Sie haben angebissen. 23.2. Jetzt heißt es die Richtigen, die konkreten Schritte setzen. Heute habe ich mit meinen sieben Freunden einen genauen Zeitplan erstellt. Wenn alles klappt, wie wir es geplant haben, dann wird der heurige 24.12. der Tag der Kirchengeschichte. Die Ausschreibung ist fertig formuliert, jetzt müssen wir sie noch richtig platzieren. Ich schlage morgen eine E-Mail-Aktion vor, wir müssen simultan überall auf unserer Erde die wichtigsten Medien kontaktieren und unsere Anliegen sofort überall publiziert haben. 1.3. Es klappt. Wir haben es geschafft. Keine wichtige Zeitung, keine Rundfunkanstalt, die auf sich hält, kein Fernsehsender von Rang hat negativ berichtet. Die New York Times hat als Aufmacher Time for a New Christ gewählt. Die Frankfurter Allgemeine, Jesus Neu, die Sydney Post, A Newborn Christ to Come, Singapore News, Jesus Christ II und Africa Today. Who wants to become the new Holy Mary? Ein Erfolg auf allen Linien. Zweiter, dritter. Es geht los. Heute sind mehr als 4000 E-Mails in den Koordinationsstellen eingetroffen und das am ersten Tag nach der Veröffentlichung. 3.3. 11.000 E-Mails. Wir werden in die Geschichte eingehen als die wahren Retter des Christentums. Vierter Dritter. Fünfter Dritter. Noch einmal 8000 E-Mails. Ab morgen beginnt die Sichtungsphase. Wir müssen unsere Koordinationsstelle personell aufstocken. Alle verfügbaren Kardinäle müssen mitarbeiten. Sie sollen bleiben, wo sie sind. Wir schicken jedem von Ihnen einen gerechten Teil der Bewerbungen. Jeder Kardinal erhält nur Bewerbungen aus seinem Land. Ich gebe Ihnen drei Tage Zeit, dann muss jeder von Ihnen die besten zehn zurückgemeldet haben. Sechster Dritter. Der Kollege aus Österreich, ich weiß nicht einmal seinen Namen, hat heute schon geantwortet. Muss ihn wohl mit einem Amt in Rom betrauen. Das lobe ich mir. Schon mehr als die Hälfte der Kardinäle hat die Liste abgegeben. Geschafft. Wir haben heute aus den eingesandten Listen der Kardinäle eine Rangliste der besten 15 Bewerbungen abgegeben. Morgen muss das Siegerpaar feststehen. Die Zeit drängt. Wir müssen ohnehin etwas nachhelfen, fürchte ich, beim Geburtstermin. Zehnter Dritter. So. Ein langer Tag, ein harter Tag, ein endloser Tag, aber es ist vollbracht. Und das Schönste ist, dass das Ergebnis einstimmig ausgefallen ist. Und das Allerschönste ist, dass das Ergebnis in meinem Sinne ausgefallen ist. Elfter Dritter Das Paar aus Angola wird morgen zu mir gebracht. Das Paar aus Angola wird morgen zu mir gebracht. Ich werde die beiden kurz begrüßen, dann werden wir sie über ihre Rechte, aber auch ihre Pflichten als Eltern unseres neuen Herrn unterrichten. 12.3. Danke, Herr. Danke für deine Hilfe. Jesus II ist gezeugt. Ich war überrascht, wie unkompliziert diese Zeugungen heutzutage funktionieren. Die Medizin hat wahrlich ungeheure Fortschritte gemacht. Und alles ohne eine Spur von Sünde. Danke, oh Herr. 14.3. Die internationale Presse will Osungwu und Ukume, unser Super-Elternpaar, sehen. Ich weiß nicht, ob wir das zulassen sollen. Ich glaube, es ist besser, wenn die zwei ohne den Druck der Öffentlichkeit leben können. 15.4. Unser neuer Christus entwickelt sich prächtig, haben mir heute die Ärzte erklärt. 12.5. Unser neuer Josef hat Blutgerochen, scheint es. Er verlangt mehr Geld für seinen Sohn, als wir vertraglich vereinbart haben. Da müssen wir uns etwas einfallen lassen. 23.5. Er droht uns an die Presse zu gehen, wenn wir seine Forderungen nicht erfüllen. Eine scheußliche Situation. 17.6. Geschafft. Wir werden den Eltern unseres neuen Herrn in Harare ein neues Haus bauen lassen, das alle Stücke spielt. Das hat die Gier des Kerls befriedigt, wenn er nur nicht weiter Forderungen stellt. 13.8. Habe heute nach fast einem Monat wieder einmal mit unserer Maria Kontakt gehabt. Unser neuer Jesus ist schon zu sehen. Ihr Bäuchlein hat mich sehr berührt. Es geht ihr gut? Sie fühlt sich etwas einsam, sagt sie. Da muss sie durch. Wir können ihr ihren Wunsch nicht erfüllen, ihre Schwester nach Rom zu holen. Das ist zu gefährlich, dass da Informationen an die öffentlich kämen. 15.8. Ich habe mir die Sache überlegt. Wir werden ihr eine römische Nonne als Gesellschafterin zur Verfügung stellen. 17.8. Gott sei Dank haben wir eine Afrikanerin gefunden, noch dazu aus Marias Heimat. Sie ist eine Häuptlingstochter und hat geweint vor Rührung, dass sie die Auserwählte ist, die unsere Maria bis zur Niederkunft des neuen Herrn begleiten darf. 7.9. Oh Schreck, gestern hat unser Ärzteteam zwei verschiedene Herztöne gehört, aber es hat sich alles aufgeklärt. Keine Zwillinge. 17.10. Wir müssen uns schon langsam überlegen, wie wir unseren Jesus in der Öffentlichkeit präsentieren, wenn er einmal auf der Welt ist. Ich werde unsere PR-Leute bitten, mir Vorschläge zu machen. 3.11. Ich weiß nicht, ob ich zustimmen soll. PR-Leute bitten, mir Vorschläge zu machen. Dritter Elfter. Ich weiß nicht, ob ich zustimmen soll. Die BR-Menschen haben vorgeschlagen, die Niederkunft live in alle Welt auszustrahlen. Mir gefällt das eigentlich gar nicht. Ich würde dem neuen Jesus eher einen kleinen, intimen Rahmen für seine Geburt wünschen. Fünfter Elfter. Ich habe mich durchgesetzt. Es gibt keine Live-Ausstrahlung. Wir werden die Niederkunft zwar aufzeichnen, aber wir werden erst im Nachhinein entscheiden, was wir davon freigeben. 12.11. Eine neue Idee ist aufgetaucht. Wir werden einen Tonträger mit dem ersten Schrei unseres neuen Jesus veröffentlichen. 15.11. Die besten Komponisten dieser Welt haben Auftrag erhalten, die Ankunftsmusik für unseren Herrn zu komponieren. Es wird großartig. Der erste Schrei unseres neuen Heiland wird eingebettet sein in Himmelsmusik. Wir werden den Tonträger auf der ganzen Welt, auf allen Kontinenten zugleich präsentieren. 25.11. Warum muss denn alles immer so kompliziert sein? Die Ärzte haben festgestellt, dass die Niederkunft mindestens eine Woche vor dem 24.12. zu erwarten ist. Was sollen wir tun? 12.12. Jetzt ist alles klar. Wir werden die Geburt nicht hinauszögern, wie unsere Ärzte vorgeschlagen haben. Wir sind die Herren der Zeit. Wir werden der Natur ihren Lauf lassen. Niemand wird erfahren, wann unser Heiland wirklich geboren worden ist. Wir zelebrieren die Geburt am 24. wie geplant, auch wenn Maria schon vorher niederkommt. In Wahrheit haben wir durch diesen ungeplanten Zwischenfall einen riesengroßen Vorteil. Wir können die Performance noch besser vorplanen. Am 24. sind dann sowohl das Video als auch der Tonträger schon bereit zur Veröffentlichung. Und ab Mitternacht kann beides bereits über das Internet bestellt werden. 14.12. Die heurige Christmette wird wohl das größte Mediereineignis in der Geschichte der Menschheit werden. Ich habe heute die vorproduzierten Videobeiträge gesehen. Sie sind wunderbar. Es werden nur noch kurze Sequenzen von der Geburt eingebaut, dann ist die Sache perfekt. 18.12. Heute habe ich meinen Beitrag für das Video aufgenommen. Ich habe morgen einen Termin zur Sichtung des Ergebnisses. Ich bin gespannt. 19.12. Ich komme immer noch sehr gut rüber. Meine Predigt ist ein Hammer und die Bilder dazu sind einfach großartig. noch sehr gut rüber. Meine Predigt ist ein Hammer und die Bilder dazu sind einfach großartig. Jetzt wird es Zeit, dass unser neuer Heiland seinen ersten Schrei tut. 20.12. Alles ist bereit. Die Kamerateams und die Toningenieure haben gestern ihre optimalen Positionen bezogen. Ich war heute kurz im Spital und habe alles inspiziert. Maria ist kugelrund und guter Dinge. Sie ist durch und durch ein natürlicher Mensch. Von ihr droht sicher keine Gefahr. Alles wird seinen Lauf gehen. 21.12. Das Produktionsteam wird nervös. Sie fürchten, dass das Video und der Tonträger nicht rechtzeitig fertiggestellt werden könnte, wenn sich unser neuer Heiland noch länger Zeit lässt. Wir werden die Geburt künstlich einleiten. 22.12. Geschafft! Der neue Christus ist geboren. Thank you.