16. Dezember Er stand mit dem Rücken zum Fenster und während er die Szene beobachtete, die sich seinen Augen bot, lief, gleichsam als zweiter Teil seiner Warnung, die Realität überlagernd, ein Film ab, Er sah sie auf dem Bettchen sitzen, das Kind darin betrachtend. Über dieses Bild, nein, unter dieses Bild, schob sich sehr behutsam und vorsichtig von hinten ein anderes, das sie beide zeigte, wie sie gemeinsam einen Weg gingen, Hand in Hand zuerst, dann Arm in Arm. sah sich mit ihr in das Haus am Hang gehen, spürte die Zuneigung aus dem Bild auf sich übergreifen, ging mit ihr förmlich die Treppe hinauf, spürte seine Erregung, als sie ihn in die Schlafkammer zog, sah, wie sie ihren Umhang abstreifte, ihre Sandalen auszog, ihm bedeutete, sich mit ihr auf das Bett zu legen. Er spürte ihre Lippen an seiner Wange, ihre zärtliche Hand an seinem Hemd. Er konnte sich nicht mehr halten, ging zu ihr hinüber, streichelte ihr langes, dunkles Haar, beugte sich über sie und küsste ihre Stirn. Schon war er wieder weit weg, fühlte, wie sie seine Erregung mit geschmeidigen Bewegungen ihrer Hüfte, die sie inzwischen an seine gelehnt hatte, steigerte. Merke, dass es für ihn kein Zurück mehr gab, dass sie ein Feuer in ihm entfacht hatte, das zu löschen er nicht willens und nicht imstande war. Er schob ihren Hock hoch, öffnete seine Hose, legte sich auf sie und drang in sie ein. Sie feierten ihre erste Vereinigung in einem gierigen, bestürzend hitzigen Fest. Er hörte sie keuchen, hörte sie stöhnen, wusste, dass er bald zum Höhepunkt kommen würde, sah sich innehalten in seinen ekstatischen Bewegungen, hörte sich in die plötzliche Stille hineinfragen, ob sie wisse, ob es gefährlich wäre oder nicht, hörte sie mit ihrer weichen, erregten Stimme sagen, dass er keine Angst zu haben brauche, dass schon alles in Ordnung wäre, spürte dann, wie die letzte Stützmauer der Beherrschung von seiner Lust hinweggeschwemmt wurde, ließ die Hitze seines lange aufgestauten Verlangens mit einem Aufstöhnen in sie hinein pulsieren, hörte sich langgezogen und laut ausatmen und sah sich ermattet, erschöpft, zufrieden und müde auf sie niedersenken. Lag auf ihr, die selbst noch erhitzatmete, ihn beschützend und zärtlich durch das Haarstrich. Lange sah sie beide so liegen, eine Statue der Liebe und Zuneigung. Dann wechselte plötzlich das Bild. Sie saßen an einem Wegrand in der Wiese. Alles rundherum war grün, die Blumen blühten, der Himmel war blau und klar. Sie beide schauten sich nicht an. Er hatte seine Augen auf seinen Finger gerichtet, die sich in einem fortbewegten. Sie schaute zum Boden, ohne zu sehen. Er hörte sich fragen, warum sie ihm denn nicht gesagt hatte, dass er aufpassen hätte müssen, warum sie ihn nicht gewarnt hätte, wo er sie doch gefragt hätte, rechtzeitig. Er wollte nicht, dass er so mit ihr sprach, weigerte sich so mit ihm zu reden. Er sah sie, er sah, stopp, er sah sich sie anstarren, sah, wie er mit einem Male erkannte, warum sie ihm damals nicht gesagt hatte, dass er aufpassen sollte, wusste, was kommen würde. Er ging wieder zum Fenster zurück, stand diesmal mit dem Rücken zum Zimmer und ihr dort, dachte immer wieder nur diesen einen Satz. Warum habe ich mich hineinlegen lassen? Warum habe ich mich hineinlegen lassen? Warum habe ich mich hineinlegen lassen? Er spürte immer mehr Zorn in sich aufsteigen, fühlte sich eher ausgeliefert von ihr benutzt, missbraucht für ihr ganz persönliches Bedürfnis. Ich Idiot, dachte er, und dann weiter. Niemals hätte ich mit mir... Stopp! Ich Idiot, dachte er, und dann weiter. Niemals hätte ich mich mit ihr einlassen dürfen. Niemals hätte ich mich auf sie verlassen dürfen. Niemals hätte ich... Niemalsassen dürfen. Niemals hätte ich, niemals. Und er verfluchte seine Gutgläubigkeit, sein Vertrauen, sein Ehrgefühl, sein Pflichtbewusstsein. Hätte er doch einfach sich nicht gekümmert um sie, als sie ihm damals freudestrahlend erzählt hatte, dass sie schwanger wäre, dass sie ein Kind von ihm erwarte, hätte er doch einfach die letzte Gelegenheit genützt und wäre fortgegangen aus ihrer Gegend, irgendwo hin und hätte sie sitzen lassen, wie das andere in dieser Situation auch getan hatten. Hätte er sich doch nicht einfangen lassen. Plötzlich aber wurde der Weg, der den Hügel hinunter führte, erleuchtet von einigen Laternen. Männer kamen herauf, trunkvoll gekleidet. Sie konnten nur zu ihnen heraufkommen, sonst führte der Weg nirgendwo hin. Verwundert sah er den seltsamen Zug herankommen. Die Männer mussten sich verirrt haben, dachte er, aber sie kamen zum Haus und klopften an der Tür. Maria erschrak, sie hatte über das Kind gebeugt, den Widerschein des Lichtes nicht gemerkt. Josef ging zur Tür und öffnete sie einen Spalt. Der erste der drei Männer grüßte freundlich, wies auf einen Stern über dem Haus und fragte, ob hier der Heiland geboren wäre. über dem Haus und fragte, ob hier der Heiland geboren wäre. Josef begriff nicht recht, aber er dachte, dass er vielleicht so aus dem Dilemma herauskommen könnte, in das er durch Maria geschlittert war und so ließ er die drei Männer eintreten. Sie erzählten eine Geschichte vom Retter der Welt und Josef sah das Gold in der Hand des einen und wusste, dass er Ja sagen würde zu allem, was sie sagten.