20. Dezember, der falsche Weihnachtsmann. Es war viertel nach acht gewesen, als sie angerufen hatte. Mutter, bist du es? Stell dir vor, was bei uns passiert ist. Wir haben doch, das habe ich dir ja eh gestern erzählt, für halb acht haben wir einen Weihnachtsmann bestellt bei der Caritas. Das habe ich dir ja eh gestern erzählt. Für halb acht haben wir einen Weihnachtsmann bestellt bei der Caritas. Und stell dir vor, da kommt doch tatsächlich um fünf vor halb acht ein Anruf aus einem Taxi. Und der Taxifahrer sagt zu mir, also ich war am Telefon, weil der Helmut, der hat sich noch um die letzten Spritzkerzen am Christbaum bemüht. Da sagt er, dass die richtig hängen, die Kerzen, dass nichts zum Brennen anfängt, wenn sie zu nah bei etwas Brennbaren hängen. Also da sagt doch der Taxifahrer am Telefon zu mir, dass er mir einen schönen Gruß vom Weihnachtsmann ausrichten soll und dass er sich um ein paar Minuten verspäten wird, weil bei der Familie vorher etwas nicht ganz funktioniert hat. Ich bedanke mich bei dem Taxi und sage, er soll den Weihnachtsmann ausrichten, dass wir uns schon sehr auf ihn freuen. Und dann bin ich ins Kinderzimmer gegangen und habe dem Sebastian und der Julia gesagt, dass der Weihnachtsmann sich um ein paar Minuten verspäten wird und ich eh rufe, wenn er angekommen ist. Dann bin ich ins Wohnzimmer gegangen und habe den Helmut gerade noch abhalten können, dass er nicht gleich die Kerzen angezündet hat, wie ich reingekommen bin, weil das haben wir so ausgemacht, dass er sie gleich anzündet, die Kerzen und die Spritzkerzen, wenn ich in die Wohnzimmertür gehe. Ich habe noch geschaut, ob er alles richtig gemacht hat, der Helmut, mit den Kerzen und dann habe ich mir die Christkindlglocke mitgenommen und bin ins Fuhrhaus gegangen und habe beim Fenster hinaus geschaut, dass ich ihn gleich sehe, den Weihnachtsmann, wenn sein Taxi in unsere Hauseinfahrt einbiegt. Keine zwei Minuten bin ich gestanden, da ist das Taxi auch schon gekommen. Ich bin zum Helm oder ins Wohnzimmer und habe gesagt, dass er kommt, der Weihnachtsmann, damit er dann die Kinder, wenn die Kinder runterkommen, und habe gesagt, dass er jetzt gleich kommen wird und dass sie sich bereithalten sollen. Und dann bin ich wieder hinunter ins Vorzimmer gegangen und kaum war ich unten, da hat es auch schon geläutet an der Tür. Ich habe mit der Christkindl-Glocke geläutet, bin zum Wohnzimmer, habe die Tür aufgemacht, dass der Helmut weiß, dass es so weit ist und er die Kerze und die Kerzspitze anzünden kann und bin dann die Kindersohnstelle auf dem Treppenabsatz gestanden zur Haustür und habe ihn freundlich aufgemacht, dem Weihnachtsmann. Und stell dir vor, also was glaubst, ich meine, ich traue meinen Augen nicht, was glaubst, was ich gesehen habe vor der Tür? Du glaubst es nicht, wenn du es nicht gesehen hast. Du glaubst es einfach nicht. Ich wäre auf alle Fälle fast in Ohnmacht gefallen bei diesem Anblick. Da steht doch glatt der Weihnachtsmann draußen mit seinem schönen roten Mantel, mit den Kunstfellapplikationen und der roten Mütze. Aber das Schlimmste kommt ja erst. Ich schaue ihm ins Gesicht und was sehe ich? Nichts sehe ich, nichts, nur große weiße Augenkugeln, so groß wie Eiskugeln und blendend weiße Zähne, sonst alles schwarz in dem seinem Gesicht. Ich schrecke mich natürlich total und mache noch die Handbewegung, dass er hereinkommen soll und der geht doch wirklich durch das Wohnzimmer mit seinem roten Mantel und dem Sack mit den Geschenken über der Schulter. Und ich erwache plötzlich aus dem Albtraum und springe ihm die drei Schritte nach, die er schon vor mir voraus ist, auf Richtung Wohnzimmer. Und dann kriege ich ihn, am Mantel zu fassen und reiße ihn herum. Und er lacht mich an und ich sage, geben Sie mir sofort die Geschenke und verschwinden Sie. Wir haben einen Weihnachtsmann bestellt und keinen Neger.