Der Applaus vor dem ersten Wort ist auch ungewöhnlich hier bei uns im Stifthaus eigentlich, aber ist schön. Ich darf Sie alle ganz herzlich begrüßen zum heutigen Abend zur Buchpräsentation oder den Buchpräsentationen, denn uns werden drei Bücher heute vorgestellt. Das ist auch etwas ungewöhnlich, weil wir ja nur zwei Autoren hier sitzen haben. die Erzählung Im Geiste Anna von Corinna Antelmann, die im Kollektiv Verlag erschienen ist, sowie zwei Bücher gleich von Herbert Christian Stöger, die beide im Verlag Fabrik Transit erschienen sind. Zum einen, und jetzt hoffe ich, dass ich das richtig sage, Partybus 2021 und Partybus 2022. Das ist etwas ein Verwirrspiel, dem sicher später noch auf den Grund gegangen wird. Die Moderation des heutigen Abends übernimmt Frau Mag. Susanne Pollinger, die zum ersten Mal im Stifterhaus zu Gast ist. Ich denke, auch sie hat sich einen Applaus verdient. Oder nicht? dient oder nicht. Ich bin jetzt davon ausgegangen, dass der erste Applaus der Autorin und dem Autor gewidmet war. Frau Mag. Susanne Pollinger ist seit 25 Jahren professionelle Moderatorin von Diskussionen, Konferenzen und Literaturveranstaltungen und wird uns ja vielleicht öfter im Stifterhaus hier die Abende versüßen. Beide Gäste heute, der Autor und die Autorin Corinna Antelmann und Herbert Christian Stöger haben bereits mehrere ihrer Bücher hier vorgestellt, sind also keine Unbekannten und haben auch schon Abende moderiert. Erst kürzlich eine X-Blatt-Veranstaltung der Grazer Autorinnen- und Autorenversammlung, wo sie beide auch Mitglieder sind. Corinna Antlmann ist im Bereich Drehbuch, Dramaturge stetig, vorwiegend ist sie jedoch Poser, Autorin und Dozentin für Storytelling. Herbert Christian Stöger ist nicht nur, wie viele von Ihnen sicherlich wissen, freischaffender Autor, sondern auch freischaffender bildender Künstler. Heute erhalten wir einen Einblick in Ihre neuen Bücher und ich freue mich auf einen anregenden und interessanten Abend und übergebe das Wort an Frau Mag. Susanne Pollinger. Vielen herzlichen Dank. Ja, Dankeschön. Danke, dass Sie mir erlauben, heute mein Debüt hier als Moderatorin zu geben. Und ich habe dann auch gleich eingeklatscht. Das heißt, man merkt, ich bin hier noch nicht ganz zu Hause. Aber ich hoffe, Sie verzeihen mir dieses Anderssein. Ich freue mich sehr, heute mit zwei Personen über drei Bücher sprechen zu dürfen. Ich darf Ihnen aber vorab noch erzählen, wie wir das gestalten möchten. Sie werden sich vielleicht wundern, beide, die Autorin und der Autor gleichzeitig auf der Bühne. mit der Lesung von Herbert Christian Stöger. Wir werden uns kurz unterhalten über sein Werk, seine Bücher. Wir werden dann mehr erfahren über die neueste Erzählungsnovelle von Corinna Antelmann und dann wieder zu Herbert Christian Stöger gehen und ein bisschen interaktiv die Lesung beschließen mit einem seiner Partybüchern. Apropos Party, vielleicht möchten Sie Ihre Handys abschalten, weil wir es schon gehört haben. Das freut uns auch sehr. Dankeschön. So angepeilt das Ende der heutigen Veranstaltung und Sie werden es uns erlauben, dass wir heute ein bisschen den Zeithorizont auf 21 Uhr ausdehnen. Ich hoffe, das passt so für Sie. Herr Stöger, Sie sind schon vorgestellt worden. Ich möchte noch ein paar Dinge herausgreifen. Sie sind Absolvent der Kunst-Uni Linz und der Hochschule der Künste Berlin. Und Sie haben den Talentförderpreis des Landes Oberösterreich 1989 für Literatur und 2002 für Bildende Kunst bekommen. Das heißt, in beiden Bereichen quasi wurden Sie schon sehr bald anerkannt. Sie haben verschiedene Bücher veröffentlicht und wir haben vorher gesprochen und ich habe gesagt, das geht ja wirklich Schlag auf Schlag bei Ihnen. 2018 haben Sie entweder herausgegeben im Fabrik Transit Verlag, dann 2020 von hier bis bald und jetzt diese beiden Bücher Partybus und Partybus, glaube ich, wenn ich diesen Unterschied hier machen darf. Jetzt bitte erlauben Sie mir die Frage, sie drängt sich auf, warum ein Buch mit zwei fast gleichlautenden Titeln? Ja, das hat sich aufgedrängt, weil das für wir spielt, das liegt mir als Künstler eigentlich sehr nahe. mir als Künstler eigentlich sehr nahe. Und nachdem im Partybus mit I nur kurzgeschitten drinnen sind, die eine Seite haben und die aber bei manchen Texten, die ich geschrieben habe, die waren einfach länger. Und dann habe ich beschlossen, einfach nur ein zweites Buch zu machen. Drängt sich wirklich für mich auf. Sie im Partybus mit I, wie machen wir das jetzt, entwerfen Sie Bilder in Geschichten, die in eine Handlung hineingeworfen werden und Sie schließen sie ab oder auch nicht. Wie sind Sie denn darauf gekommen, solche Art von Geschichten zu schreiben? Tja, so war es ja nicht. Okay. Bei Partibus, das hören wir, als Partibus hören wir ja jetzt als Einstieg einige Szenen, einige Stücke davon. Da ist es ja so, dass Sie dann auch mit Fußnoten arbeiten. Stücke davon, da ist ja so, dass Sie dann auch mit Fußnoten arbeiten. Also diese Idee, die Fußnote, mit Fußnoten die Geschichten auch zu erklären und Wendungen der Geschichte noch mal neu zu drehen. Diese Idee, wie kamen Sie da drauf? Kommen die Fußnoten aus der Wissenschaft oder wo kommen die her? Ja, wir haben Fußnoten immer schon irgendwie fasziniert, vor allem, weil man sie so schlecht lesen kann eigentlich. Ja, speziell, wenn man sie nicht mehr so gut sieht. Ja, genau. Aber manchmal, in manchen Büchern steckt aber dann nur genau das Richtige drin, das man eigentlich gesucht hat. Und deswegen habe ich mir dann auf Hinraten meiner Verlegerin dann hinreißen lassen und quasi das nochmal reinzuschreiben, das war nämlich ganz schön mühselig. Sie sind nachträglich dazugekommen? Ja, ich habe eigentlich nur einmal ein oder zwei angeboten sozusagen und dann hat es sich nach hinten entwickelt, weil ich habe mir gedacht, ich bin fertig mit dem Buch und dann es sind ziemlich viele Geschichten und dann nochmal die ganzen Fußnoten anzufügen war überraschend. Es sind ja zum Teil gänzlich neue Wendungen dadurch reingekommen, oder? Ja, das ist das Positive dran. Und das heißt, diese Idee der Fußnote quasi, oft ist ja so, dass man Fußnoten ja vielleicht in Büchern nicht so liest oder auch in der Wissenschaft nicht so liest, aber auch die Idee dahinter noch auf etwas Neues zu stoßen mit einer Fußnote, dann kann ich das sagen. Ja, genau, es bietet einfach eine Möglichkeit, die Geschichte zum Beispiel noch einmal weiter, oder eine Wendung zu geben, ja, das ist so interessant, ich wollte das immer schon machen, aber manchmal habe ich die Ideen, die lasse ich mir immer noch ein bisschen, weil dann, wenn ich eine Idee brauche, dann habe ich ja schon wieder eine Idee, und in dem Fall, jetzt ist mir, naja, die Idee habe ich jetzt nicht mehr, weil ich es schon gemacht habe, da muss ich mir etwas einfallen lassen. Ich bin sicher, jetzt sind alle ganz gespannt auf Ihre Geschichten mit Fußnoten. Ja. Starten wir, oder? Tja, also ich lese auf jeden Fall drei Kurzgeschichten und dann werden wir sehen, ob sich die vierte noch ausgeht. Das ist immer die Frage, wenn es zu lang wird. Stellvertretend. Wir hatten uns lange nicht gesehen. Ich konnte dich kaum noch verstehen. Wir sind alt geworden, nicht klüger als wir waren, jedoch erfahrener und zu alt, um noch einmal die Zeit zurückzudrehen. Hätte dir gerne so viel erzählt, jedoch konntest du mich nicht verstehen oder kaum verstehen. So hoffe ich wenigstens, dass du mich erkannt hast. Deine Brille war nicht nur ein Accessoire, wie ich annehme. Sonst hätte sie sich nicht auf deine Nasenwurzel so gedrückt, dass sich da schon eine tiefe Grube gebildet hatte. Wir haben ja beide vor Jahrzehnten geheiratet. Unsere Lieben haben uns inzwischen schon lange verlassen. Jetzt sind nur noch wir da. Hätten wir uns früher getroffen, es wäre wohl heiß hergegangen. Du hast mir dann beim Aufstehen geholfen. Das Taxi hat ja schon gewartet. Ich wollte dir noch so vieles sagen. Jetzt hätten wir Zeit dafür. Du hast dich stark verändert. Fast hätte ich dich nicht wiedererkannt, hättest du nicht dieses Namensschild gehabt. Inzwischen machen uns solche Dinge nichts mehr aus. Was hätten wir anstellen können, hätten wir uns zehn oder 15 Jahre früher getroffen. So haben wir jahrelang allein gelebt und die Zeit verstreichen lassen, als gehörte sie uns nicht mehr. Was hätte ich gegeben, mit dir noch eine halbe Nacht wie damals zu verbringen, als du nur für eine Nacht in der Stadt warst? Du hast damals angerufen, aber ich war gerade nicht zu Hause. Mein Mann war so lieb und hat es mir ausgerichtet. So bin ich ins Hotel geeilt, wo du auf mich gewartet hast. Ich bin über Nacht geblieben. wo du auf mich gewartet hast. Ich bin über Nacht geblieben. Mein Mann hat am nächsten Tag, nachdem ich heimkam, kein Wort darüber verloren. Wahrscheinlich hat er mich selten zuvor so glücklich an einem Morgen erlebt. Hättest du an diesem Morgen mehr oder das Richtige gesagt, ich wäre wohl bei dir geblieben. oder das Richtige gesagt, ich wäre wohl bei dir geblieben. Ich lege dir noch ein Bild von damals bei. So hübsch war ich einst. Jetzt müssen wir uns Briefe schreiben, weil Augen, Ohren und unsere Stimme versagen. Wahrscheinlich wird dir dieser Brief von deiner Tochter vorgelesen. Mein Sohn hat ihn geschrieben. Und jetzt die Fußnote dazu. Er hatte das Namensschild vertauscht. Ob ihrer Schlechtsichtigkeit, war es nicht aufgefallen, einen völlig Fremden vor sich zu haben. Er beobachtete die Situation von einiger Entfernung. Das machte ihn traurig und glücklich zugleich, sie noch einmal gesehen zu haben. Dann sagte er zu seiner Tochter, lass uns heimfahren, deine Stiefmutter wartet schon lange mit dem Essen auf uns. Post von Bekannten Der Nachbar hatte eine Postkarte bekommen. Sie landete aber in seinem Postfach. Also nahm er sie heraus und las sie. Nicht der Inhalt begann ihn zu beunruhigen, sondern die Handschrift. Es sah so aus, als hätte er seinem Nachbarn eine Karte geschrieben. Die Fußnote dazu ist länger als der Text. Dahn hieß das Pferd. Der Postmann hatte auch einen ähnlichen Namen. Da man sich aber mehr über das Pferd als den Reiter freute, wenn er denn einmal vorbeischaute, nannte man ihn auch Dan. Über die Jahre hatte er viele Briefe nicht zugestellt. Niemand fand je heraus, wo er sie verschwinden ließ. Nur einige letzte fand man in seiner Ledertasche. Der Postbote hatte einen Herzinfarkt, während er ritt. Irgendwie konnte er sich dennoch halten und das Pferd brachte ihn zum Doktor. Allerdings war es zuerst nach Hause gelaufen und die Frau des Briefträgers brachte ihren Mann zum hiesigen Arzt. Der stellte nur noch den Tod fest. Er hätte aufgrund dessen Fahne auch Alkoholisierung festgestellt. Das hätte wohl jeder, sogar das Pferd. Er hatte den Auftrag von seiner Tochter bekommen, eine Matryoshka-Puppe zu kaufen. Lange hatte er vorgehabt, sein Versprechen einzuhalten. Sein Suchen war jedoch bisher erfolglos, auch wenn er sich redlich bemühte, eine zu finden. Eines Tages fuhr er nach Moskau und ging auf einen Trödlermarkt, wo auch altes Spielzeug verkauft wurde. Dort fand er eine große Auswahl, doch nun war er wählerisch und zierte sich, eine zu kaufen, obwohl ihm die Verkäufer gute Angebote machten. Schließlich fand er ein Mädchen, das eine Matryoshka-Puppe in Händen hielt. Ihre Mutter hatte sie gerade gekauft. Genau diese Puppe schien dem Mann besonders gut zu gefallen. Das Mädchen zeigte sie ihm auch ohne Verlangen, mit fröhlichem Antlitz und erklärte ihm, wie man sie behutsam öffnete. Er machte Anstalten, sie abzukaufen, aber das Mädchen verstand seine Sprache nicht. Die Mutter ging sofort dazwischen. Sie war über das unangebrachte Angebot des Fremden überaus aufgebracht. Wie hutsam redete er auf die Mutter und das Mädchen ein. Er erzählte ihnen die Geschichte von einem Mädchen, das sich sein Leben lang eine solche Puppe gewünscht hatte und ihr Vater nie eine nach Hause brachte. Uneingelöste Versprechen lassen einen niemals ruhen, selbst wenn die betreffende Person längst darauf vergessen hat. Jetzt sei das Mädchen fast so alt wie ihre eigene Mutter, aber ihr Wunsch ist bis heute unerfüllt geblieben. Unerfüllte Wünsche sind wie leere Zimmer, die auf einen Bewohner warten, der niemals kommt. Darum wollte er nun gerade diese Puppe kaufen, weil sie von einem Mädchen offensichtlich geliebt wird. So wie sie seine Tochter damals auch geliebt hätte. Das Mädchen drehte sich zu seiner Mutter um und fragte sie etwas. Dann streckte sie die Puppe dem Fremden entgegen und er nahm sie in Empfang. Dabei blickte er die Mutter an, die erklärte, das sei ein Geschenk. Denn wenn dieses Mädchen so lange darauf warten musste, dann gehört sie sicher ihr. Die Fußnote dazu. Dieser Mann erlebte vor Jahren eine Matroschka-Puppe. Dieser Mann erbte vor Jahren eine Matroschka-Puppe. Seither hatte sie und all die anderen in ihr ein trauriges Gesicht. Darum wollte er ihr eine zweite zur Seite stellen. Immer wieder scheiterte seine Versuche. Seine Tante besuchte ihn eines Tages und meinte, sie sind noch immer traurig. Weil deine Schwester verstorben ist? Nein, weil sie mich als Kind nie mit ihnen spielen ließ. Daraufhin streckten alle aufgereihten Puppen die Hände nach ihr aus und erschienen sie tatsächlich etwas lächelnd zu sehen. Aber jetzt ist es zu spät, meint sie. Drei ist genug. Okay. Herr Stöger, das ist ja ganz schön herausfordernd, welche Wendungen Sie uns da bieten. Jetzt sind die Geschichten für sich schon jede ein kleines Reich Und dann noch diese Wendung über die Fußnoten dazu. Wie kommen denn Ihre Geschichten zu Ihnen? Also Sie haben ja im Vorfeld erzählt, Sie schreiben sehr viel, Sie schreiben täglich. Stelle ich mir das vor, dass Sie jeden Tag eine neue Welt erschaffen in so einer Form einer Kurzgeschichte? Oder wie passiert das? Das ist ganz zufällig. eine Kurzgeschichte oder wie passiert das? Das ist ganz zufällig und am besten schreibe ich meistens im Bus, wenn ich nur weiß, ich habe zehn Minuten Zeit bis zur Busstation. Dann muss ich mich beeilen und da ist die Konzertation am besten dann eigentlich. Aber es kann jederzeit passieren, wie diese neue Welt quasi ist. Die Matryoshka-Puppe, wie kam die? Keine Ahnung. Das sind so viele Geschichten, die kann ich mir nicht mehr erinnern. Aber ist es so, dass, weiß ich nicht, Sie sehen Dinge und Sie spinnen von diesen Assoziationen, also von diesen Dingen etwas weg und das entsteht dann in Ihrem Kopf und Sie schreiben das dann sofort auf? Ja, wenn mir ein Wort auffällt oder ich bin gelangweilt beim Fernsehen zum Beispiel, dann sagt jemand ein Wort und ich denke, das ist ein interessantes Wort. Mal schauen, was da rauskommt aus dem Wort. Das heißt, nicht so wie viele andere Leute, dass sie gleichzeitig Fernsehen und daneben noch Social Media konsumieren, schauen sie Fernsehen und schreiben. Nein, Social Media konsumiere ich nicht. Sie sind ja als Künstler in vielen Bereichen zu Hause. Sie operieren mit unterschiedlichen Medien, Videofotografie, Textinstallationen. Wie bevogelt sich denn diese verschiedenen Zugänge, diese verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen bei Ihnen? Also es sind ja auch Bilder in Ihren Büchern. Ja, genau. Oder auf Ihrer Homepage sieht man eine Videoinstallation, wo sich Ihr Buch dreht quasi. Also das heißt, Sie gehen miteinander und entwickeln sich miteinander weiter? Ja, das kann man so sagen. Aber die Videoarbeiten, die ich gemacht habe, das ist irgendwie interessant. Wenn man alte Fotos sieht zum Beispiel, das ist für mich am interessantesten eigentlich, dass man von Fotos quasi zum Beispiel, das ist ja für mich am interessantesten eigentlich, dass man dann von Fotos quasi kann man ganze Geschichten entwickeln, obwohl es überhaupt nichts mit der Person, die man da sieht, zu tun hat. Aber man kann spinnen einfach drauf los, was einem da einfällt. Aber haben Sie die Bilder jetzt auch wirklich zu den Geschichten ausgesucht im Buch? Nein, ich sammle die Bilder quasi. Es ist immer von Buch zu Buch verschieden. In dem Buch sind Tablet-Zeichnungen drinnen und da sind Flächen quasi. schaue und nicht mehr, was dann rundherum ist. Und dann manchmal ärgere ich mich, die da jetzt fotografieren, dann gehe ich manchmal noch zurück. Da müssen andere Leute auf mich warten, die mit mir unterwegs sind. Aber nein, das Foto muss ich noch machen. Das heißt, das sind die interessanten Pflastersteine oder was auch immer? Ja, das kann alles sein quasi. Und was das Interessante daran ist, manche Sachen in in Fotografie, und wenn man ein, zwei Jahre dann wieder dorthin kommt, schaut das anders aus, weil das Haus verputzt ist zum Beispiel. Das ändert sich, die Stadt ändert sich. Das sind für mich irgendwie dann so, wie Stadtansichten halt, nur eben auf kleinen Details. Aber wie Sie, also, wie kann ich mir vorstellen, wenn Sie etwas sehen, was Sie interessiert, wie entscheiden Sie sich, wie Sie das dann künstlerisch verwerben? Ja, das weiß ich vorher auch nicht. Aber wenn das Interesse da ist, dann wird man schon sehen, ob es das hier ergibt oder nicht. Okay. Dann würde ich jetzt vorschlagen, wir gehen zu Corinna Antumann. Ich darf Sie, Sie wurden ja schon vorgestellt, aber ich darf noch einige Elemente aus Ihrem Lebenslauf noch mal kurz Revue passieren lassen. Sie wurden 1969 in Bremen geboren, wohnen seit 2006 in Oberösterreich. Nach Ihrem Diplomstudium an der Universität Hildesheim haben Sie als Headwriterin der Trick Company Hamburg gearbeitet und sind aktuell zwischen besprochen freie Autorin und Dramaturgin sowie Lehrbeauftragte für Storytelling. Sie haben zahlreiche Stipendien auch bekommen und auch Preise wie den Frau Aver Literaturpreis und den White Raven und das Kranich-Steiniger LiterLiteratur-Stipendium, so geht es. Sie verfassen eben Kinder- und Jugendliteratur wie auch viele Romane und haben jetzt diesen Erzählband im Geiste Anna herausgebracht, wo es um eine junge Deutsche geht, sie heißt Martha und sie kommt nach Wien, um Abstand zu ihrem Vater zu gewinnen. Sie schreibt, sie beginnt zu schreiben, es entspricht sich einem Briefwechsel, wobei nur ihre Briefe zu lesen sind, an ihre Freundin Edith. Und ich würde gerne wissen, Frau Antelmann, wie ist denn diese Figur der Martha zu Ihnen gekommen, wie ist die entstanden? Die Frage ist vielleicht eher, wie die Anna zu mir gekommen ist. Also es geht um Martha, das stimmt. Auf der Suche nach einem Thema für das Alsa-Grunder Literaturstipendium, das muss ich vielleicht noch sagen, bin ich in dem 9. Bezirk rumgestriffen und habe gesucht nach irgendeinem Anhaltspunkt und bin dann sehr schnell in der Berggasse bei Sigmund Freud gelandet und damit auch bei seiner Tochter Anna und ich glaube, da kam die Martha schon daher. Also ich habe irgendwas gesucht, jemand, der von außen kommt. Ich meine, ich komme auch von außen, ich bin auch Deutsche, aber ich bin nicht nach Wien gezogen und ich bin auch keine 25 mehr. Und ich wollte jemanden, der... Ja, ich habe Psychologie im Beifach studiert und ich brauchte aber eine Figur, ich wollte eine Figur, die ein bisschen mehr mit Psychoanalyse sich beschäftigt hat, also die tatsächlich auch Psychologie studiert im Hauptfach und ich wollte jemanden, die tatsächlich als Fremde in diese Stadt kommt. Mich würde ich ja schon fast nicht mehr als Fremd bezeichnen, obwohl das auch changiert. Die junge Frau sucht sich selbst. Sie fragt sich, wer will sie sein? Die Antwortmöglichkeiten, die sie ihrer Freundin vorschlägt, sind Tochter, Freundin, herangehende Psychoanalytikerin, Familientier, Einzelgängerin, Dichterin. Das sind ja ganz schön viele Möglichkeiten. Kein Wunder, dass sie sucht, oder? Die Möglichkeiten sind immer viele. Deswegen auch die Liebe zur Literatur. Also da kann man natürlich immer alles durchspielen. Und steht das da alles drin, diese ganzen Optionen? Ja, sie hat alle Optionen. Dann zudem ist sie auch noch jung und weiß noch nicht, wer sie ist. Aber die Frage ist, wissen wir es später. Also es gibt immer viele Rollen zu füllen, befüllen, einzunehmen. Sie haben gesagt, sie ist neu, sie ist neu in Wien. Wien verschließt sich ihr ja auch. Wien mauert, das fand ich ein sehr schönes Bild. Ja, das entspricht meiner Erfahrung. Also ich habe auch gleich damit was anfangen können, also jetzt vielleicht nicht bei Wien, aber bei anderen Städten erlebt man das wirklich so, dass wenn man fremd in eine Stadt kommt, dass die irgendwie zumacht vor einem. Aber wie es jetzt smarter geht, vielleicht steigen wir gleich ein in Ihre... Steigen wir gleich ein in Ihre Lesung. Steigen wir gleich ein. Im Übrigen habe ich dann ja bei Sigmund Freud gefunden, dass er sagt, dieses Wien macht ihn vollkommen. Haben Sie das gelesen, die Stelle? Das fand ich nämlich herrlich, dass er sich so beim Wien auslässt, dass er ganz unglücklich ist. Und dann liebt er es doch. Und ich liebe Wien auch. Ja, ich steige ein. Liebe Edith, als ich heute anien auch. Ja, ich steige ein. Liebe Edith, als ich heute an der Kasse stand, um meine Eingabe zu machen, schaute ich nach links, dort, wo die Auslage den Verkaufsraum begrenzt. Das Licht fiel in einer Weise auf das Glas, das ich mich spiegelte in ihm. Und ich sah mich dort stehen und wusste kaum mehr, wie ich in diesem Laden gelandet sein könnte, vielleicht auch hart aufgeschlagen. Was mache ich hier, fragte ich mich. Antwort, ich löffle Tees in Tüten, obwohl ich nie je Tee getrunken habe. Keine zwei Wochen ist es her, da saß ich noch neben dir in der Vorlesung für feministische Psychoanalyse und doch kommt mir der Anblick in einem Maße fern vor, als habe ich bloß geträumt. mir der Anblick in einem Maße fern vor, als habe ich bloß geträumt. Oder träume ich jetzt? Der einzige Mensch, den ich in Wien kenne, ist Friedrich. Wie ich hatte er vor Jahren an dem Schreibworkshop teilgenommen, für den ich mich nach meinem Abitur angemeldet hatte. Ich tat es gegen Papas Willen, der etwaige Schreibambition nicht ernst nehmen kann oder will, sondern sie für vergeudete Zeit hält. Jedenfalls kontaktierte ich Friedrich kaum, dass ich angekommen war. Wie immer durchschaust du meine Absichten. Ja, Edith, ich brauchte Hilfe, den Herd anzuschließen, den ich mir für die Gasionäre im 9. Bezirk besorgt hatte. Sie liegt in der Porzellangasse, nicht weit vom Donaukanal entfernt, der mich mit etwas Fantasie an die Weser erinnert. Auch die Straßenbahn vor der Tür kommt mir vertraut vor, sie ruckelt durch meine nächtlichen Träume, in denen ich bei mir bin. Tags darauf besuchte Friedrich mich im Laden, den ich nach einer kurzen Einführung bereits allein betreuen musste. Ich freute mich über das bekannte Gesicht, als es sich zur Tür hineinschob, und gleichsam spürte ich einen Anflug von Scham angesichts des Besuchs, denn sogleich verfolgte Friedrich mein Gespräch mit einer Kundin, deren Frage, wie und wo Räubusch wachse und geerntet werde, unbeantwortet bleiben musste von mir. Und anschließend nahm ich beim Abfüllen der 200 Gramm Ollong-Tisane das falsche Sackal zur Hand, weil die großen braunen Blätter sperrig sind und leichter, als sie zu sein vorgaukeln. Sackal heißt Tüte, musst du wissen. Friedrich lachte, als ich das deutsche Wort benutzte und wiederholte es mit einem langgedehnten Ü, sodass mich ebenfalls das Lachen überfiel. Ja, heiter geht es zu, in diesem Landwirt zu denken. Aber das wage ich nicht zu bestätigen, auch wenn die Menschen auf den ersten Blick freundlicher zu sein scheinen als bei uns. Ich aber kann nicht in sie hineinschauen. Da helfen auch die ersten Semester Psychologie nicht weiter. Niemand lässt so einfach, einfach so in die Seele schauen. Oder was meinst du, Liebste? Friedrich ließ sich nicht anmerken, was er dachte, als er mich mit Gegenständen hantieren sah, von denen ich nichts verstand. Noch in Anwesenheit der Kundin lächelte er und bat mich, ihm einen Matcha zu empfehlen. Ich gab ihm die erstbeste Packung, stolz zu wissen, in welchem Regal ich sie finden würde, und er wusste, dass es die erstbeste war, nach der ich griff, nicht jedoch die erstklassige. Mir schmeckt jeder Matcha, sagte er großzügig. Wichtig allein sei, dass dieses Zauberpulver Energie zuführe, was es in der Tat tue, und deshalb könne er mir nur raten, es regelmäßig zu konsumieren. Ich sollte diejenige sein, die hier die Ratschläge erteilt, meinte ich lächelnd und auch er lächelte wieder. Hast du denn einen Rat für mich? Falls du einmal eine psychologische Beratung brauchst, sagte ich immer gern. Auf dem Feld tue ich mich leichter als auf einer Teeplantage. Er glaubte mir nicht und auch ich glaubte mir nicht. Es wäre überheblich zu denken, ich verstünde etwas von anderen Menschen, ausgerechnet ich, die ich nicht einmal mich verstehe. Die meisten Leute studieren Psychologie, um etwas über sich selbst zu erfahren. Hattest du mir zugeflüstert, während wir bei der Einführungsveranstaltung im Studiengang zufällig nebeneinander zum Sitzen gekommen war. Glaubst du an Zufall? Schon damals war ich nicht sicher, ob das auch auf mich zutrifft oder ich nicht deshalb studiere oder auch studiert habe, weil Papa es so will. Dabei geht es ihm allerdings allein um das Studieren als solches, nicht aber um die Wahl des Studienfaches selbst, sodass er nicht widersprach, als ich mich für Psychologie inskripierte. Mir dabei behilflich zu sein, herauszufinden, wofür ich im Grunde meines Herzens brenne, hat ihn dagegen nie interessiert, denn dafür bräuchte es ja die Fähigkeit, Fragen stellen zu können. Und so stelle ich mir die Fragen selbst, wie zum Beispiel heute, als ich im Teeladen stand und mich wiederholt fragte, die Fragen selbst, wie zum Beispiel heute, als ich im Teeladen stand und mich wiederholt fragte, was mache ich hier? Ich musste die Frage laut ausgesprochen haben, denn Friedrich antwortete, wundern solltest du dich, einfach nur wundern. Wundere dich über dein Leben, darüber, dass du in diesem Laden stehst und Tees verkaufst. Ich hätte gern noch 100 Gramm vom griechischen Bergtee, aber auch in diesem Fall musst du die große Packung nehmen, denn er ist leicht und fliegt dir andernfalls davon. Du hast recht, sagte ich und bezog meine Aussage auf beide seiner Anmerkungen. Oder, Edith, was sonst soll ich tun, außer mich zu wundern? Gründe zum Wundern gibt es viele. Nicht nur wundere ich mich, dass ich Bremen verlassen habe, Papa, dich, den Campus. Nein, ich wundere mich, in einem Land zu sein, in dem ich eine bekannte, unbekannte Sprache anwähle, mit Wörtern wie Sakkal, die mich dem Fremdsein ausliefern. Das Fremde aber ist uns unheimlich, denn in ihm begegnet uns alles, was im Geheimnis, im Verborgenen bleiben sollte und hervorgetreten ist, wenn ich es mit Freud ausdrücken soll. Ja, das Fremde meint immer auch die Inhalte des Es, das in seiner Vorstellungswelt ein gesellschaftlich entgegenstehendes Anderes verkörpert und als Voraussetzung dafür, an der Zivilisation teilhaben zu können, verdrängt werden muss. Ich tippte den Preis des Bergtees in die Kasse und bemerkte abermals mein Spiegelbild zur linken Seite. Beinahe schien es mir, als bewegte es sich unabhängig von mir, unheimlich auch das. Ich setzte dem Eindruck, den Versuch der Selbstgewisserung entgegen, schaute mich an, aber der Anblick befremdete mich. Ja, ich fühlte mich mir fremder noch als jemals zuvor, wie ich hier stand, in einem mir vollkommen fremden Leben, einem neuen Leben, so muss ich es wohl nennen, ohne zu wissen, was währenddessen mit meinem Alten geschehen wird. Wer nur, wer nimmt meine Stelle ein? Lebe ich an einem anderen Ort fort, als Geliebte, als Tochter, als Lernende? Was sagst du? Und was sagen dir diese ersten Schilderungen aus Wien über meine Absichten, oh du einzige Leserin meiner Seele? Verwirrt, aber nicht unglücklich, verbleibe ich mit einem Kuss auf deinen Mund, deine Martha. Liebe Edith, warum Wien, hattest du gefragt, und diese Frage verfolgt mich, seit ich hier bin. Ja, warum? Es geht mir ums Weggehen als solches, so versuchte ich dir zu erklären und vermied das Wort Flucht. Der Umzug in eine österreichische Stadt schien mir die ersehnte Fahrkarte zu sein, die möglichst viele Kilometer zwischen Papa und mich bringt, um mich endlich frei fühlen zu können, unabhängig den zahlreichen Verbindungen und Verpflichtungen in Ron. Weit weg von seinen Augen möchte ich das Atmen erlernen, statt mich mit einem Atem zufrieden zu geben, der immerzu angehalten wird. Ich halte ihn an, Papa hält ihn an. Aus Anstrengung oder warum auch immer. Ich halte ihn an, weil er es tut. Nur bin ich diejenige, die darunter mehr leidet als er. Als füllte sein Nicht-Atmen-Können meinen Lungenraum mit Schall und Rauch, die ihn vernebeln und verstopfen, sodass der eigene Lebensstoff keinen Platz findet, wenn er in mich hineinzulangen sucht, um Abgestandenes in Neues zu verwandeln. Und so bedeckt der Stoff allein mein Oberflächenmaterial, ohne die Tiefe zu füttern und ich erkalte. Auf der Suche nach Luft verschlug es mich also nach Wien, ausgerechnet, frag nicht. Und den Verkaufsjob nahm ich an, auf das er mir meine Unabhängigkeit garantiere. Nicht von Papa, obwohl ich das sehr wohl erhofft hatte, aber das ist lächerlich, nachdem er das Studiengeld bezahlt, sodass ich mich ihm nach wie vor verpflichtet fühle. Er fordert von mir, Verantwortung zu übernehmen und vielleicht tut er das zu Recht. fühle. Er fordert von mir, Verantwortung zu übernehmen und vielleicht tut er das zu Recht. Nun stehe ich in der Hitze des Ladens und japse weiterhin nach Luft. Statt nach Wien zu gehen, hätte ich natürlich etwas Wildes tun können. Papa den Rücken zuwenden und nach Mauritius reisen, zum Beispiel besser noch in den kolumbianischen Dschungel, dorthin, wo es ein Volk gibt, das den ganzen Tag gegen Hierarchien antanzt. Ja, den ganzen Tag tanzt dieses Völkchen, um die Freude am Leben auszudrücken. Was aber sollte mein Tanz zum Ausdruck bringen können, wenn ich es mir doch nicht zugestehe, das Leben zu genießen, sagen wir, ich versage mir den Genuss am Leben aus der Überzeugung heraus, mir jeglichen Genuss erst verdienen zu müssen. Und da haben wir ihn ja schon, den internalisierten Glaubenssatz, der im Über-Ich hockt und unbewusst Wirkung zeigt. Eine Wirkung, der ich mir sehr wohl bewusst werde, sobald ich diesen Satz niederschreibe. Er lautet, ich habe noch nicht genug geleistet, um mir erlauben zu dürfen, über Wiesen zu tanzen, spielerisch und leicht. Nein, als spielerisch kann ich mich wahrlich nicht beschreiben, auch wenn Papa stets behauptet, offenbar habe er es versäumt, meinen Spieltrieb rechtzeitig der Reife zuzuführen. Nur drückt er es in anderen Worten aus, als freut es in seiner Triebtheorie tut. Nehmt es als Beweis meiner Redlichkeit, dass ich mir weder den Dschungel erlaube, noch wilde Tänze, sondern nur ein im Geiste der Monarchie denkendes Wien und eine Arbeit im Einzelhandel. Denn das ist es, was Papa so lange in mich hineinflüsterte, bis es nun eigenständig aus mir herausflüstert, erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Oder auch, das Glück muss man sich verdienen, vergeude nicht deine Zeit. Noch vieles andere habe ich von Papa gelernt, dass man sich anstrengen muss und einem nichts zufällt, dass das Leben kein Honigschlecken ist und wer rastet, der rostet. All diese Stehsätze, die sich in mir niedergelassen haben, um sich nicht weiter die Beine in den Bauch stehen zu müssen. So oder so schaden sie dem Rückgrat, das ohnehin instabil ist, weil ihm der Rückhalt fehlt. Jetzt weißt du, warum ich hier bin, statt auf Maruzios Partys zu feiern oder mich den Ausschweifungen heller Sternennächte zu überlassen mit seinem Geld. Deshalb die Arbeit im Teeladen untertags. Und abends diszipliniere ich mich und studiere die Teebücher, wenn ich das Studium schon vernachlässige. Ich nehme sie mir zu Herzen, damit ich in Zukunft Auskunft geben kann, wenn mich jemand fragt, wie brühe ich Pu-erh auf? Ehrgeizig jedenfalls bin ich. Das erkennt selbst er, Papa. Und das muss ich auch sein, denn ich soll mich behaupten, obwohl es nicht leicht ist, sich zu behaupten, in dieser Welt nicht ohne ihn, den Vater. Eine Teilhabe an der sogenannten Zivilisation bedeutet ja eine Teilnahme an dem, was die Väter umtreibt. In meinem Falle streng dich an, bis dir die Luft weg bleibt. Glaubst du mir nun, dass mir kein anderer Weg blieb, als zu gehen? Du magst einwenden, es gebe noch andere Möglichkeiten als die räumliche Entfernung, zum Beispiel diese hier. Den väterlichen Antrieb nutzen für den eigenen Auftrieb. Ich aber habe nun diesen Weg eingeschlagen und zahle dafür den Preis, denn für die ersehnte Unabhängigkeit musste ich gleichsam die Entfernung von dir in Kauf nehmen, von deiner Liebe und deiner Lust, meiner Lust, die mich nicht abhalten könnte, mich dem Höheren zuzuwenden, vom Triebhaften zum Edlen, also zum Sublimierten, um es abermals mit Freud zu versuchen. Die Reife des Ichs zeigt sich darin, dass wir zielgerechtet unsere Aktivitäten aufnehmen, ohne den sofortigen Lustgewinn zu erwarten und zu erhalten, sprich dem Trieb entsagen. Stimmst du mir zu? Nein, tust du nicht. Solltest du aber. Schließlich erarbeiteten wir das Referat über Freuds Trieblehre gemeinsam, aber ich weiß ja, dir ist das Studium immer nur Lustgewinn gewesen, ebenso wie deine Phasen der Untätigkeit, die du dir unbekümmert zugestehst. an Theorien, änderst du kurzerhand ab, sodass nicht du es bist, die sich der Theorie anpasst, wie ich es zu tun pflege, sondern die Theorie sich deinen Bedürfnissen anpassen muss. Das nenne ich kindlich und beneide dich gleichzeitig darum. Und manchmal beschleicht mich der Gedanke, du kannst, was ich scheue, anders denken, als es andere zuvor getan haben. Schließlich ist Freud auch nur ein Mann unter anderem gewesen, war es einmal in einer unserer Vorlesungen aus dir herausgeplatzt und dann führtest du mit deiner Seelenruhe aus, dass es an der männlich-ödypalen Subjektkonstellation liege, sich dem Animalischen zu verweigern und alles, was uns fremd erscheine, dem sogenannten Nichtzivilisierten zuzuordnen. Das betrifft zum Beispiel den Dschungel und die wilden Tienze, aber auch die Lust, das Ja zum Trieb und natürlich das weibliche Kurz. Alles Nichtmännliche soll keinen Ort haben in der patriarchalen Welt, in der wir uns immer noch befinden. Ich sehe dein erhitztes Gesicht vor mir, Edith, sehe dich vor mir, wie du Freud vorwirfst. Damit habe er die Ausgrenzung des Fremden zur unabdingbaren Voraussetzung unserer Fähigkeit zur Zivilisation erhoben. Sowohl für den Menschen als Individuum, als auch für die Menschheit als Gattung wird das andere zum hierarchisch Minderwertigen degradiert, behauptetest du und bezogst dich dabei auf Totem und Tabu. Und als Herr Professor Holzinger widersprach, fügtest du hinzu, die Vorstellung eines Nebeneinanders von Trieb und Kultur sei Anfang des 20. Jahrhunderts möglicherweise noch undenkbar gewesen, aber heute öffneten sich andere Möglichkeiten. Und der Dschungel und die Stadt passten im Grunde ebenso wunderbar zusammen wie das Wilde und das Zivilisierte, das Es und das Ich. So jedenfalls würdest du dir die Welt wünschen. Ich vermute, nicht nur Herr Professor Holzinger widerspricht in diesem Punkt, der ja vor allem deshalb fragwürdig erscheint, als dass du die Frau und das Wilde in einem Atemzug nennst. Ich sehe dich lächeln, meine wilde Hilde. Du ja, du ja, aber sieh mich an. Nach deiner Sichtweise würde Papa, ohne es zu wissen, freudschen Kategorien folgen, denn auch er versucht, alles Wilde zu zähmen und hat in mir die Tochter, die in dieser Hinsicht funktioniert, wie in vielerlei hinsicht zum beispiel übt sie sich in ziemlich sexueller zurückhaltung du wirst doch wohl nicht deine talente verschwenden martha so warnte er mich bei meinem auszug nur weil es dich grad nach einer deiner affären juckt dass wir zusammen sind edith ignorierte er von anfang an und es noch. Was soll ich sagen? Gern hätte ich dich hier in meinem Bett und ja, ich weiß, als sexuell zurückhalten würdest du mich kaum bezeichnen, aber das bleibt unter uns. Einen lustvollen Gruß allen Überlegungen zum Trotz in Liebe deine Martha Liebe Edith, nicht selten klettert das Thermometer am Laden in Richtung 40 Grad. Und die Hitze versenkt meinen Verstand, so möchte ich es ausdrücken. Auch wenn die Wendung ähnlich abgestanden klingt, wie die durchweichten Blätter des Moringa-Tees riechen, den ich heute als Kostprobe für die spärliche Kundschaft wählte. Jeden Morgen brühe ich eine Sorte auf und stelle sie zum Einschenken bereit auf das Tischchen im Eingangsbereich. Darüber klebe ich ein Schild mit einem Text, der die Geschichte des jeweiligen Tees erzählt und so bediene ich mich fremder Geschichten, ohne meine eigene erzählen zu müssen. Immer um die Mittagszeit betritt ein Obdachloser den Laden verlässlich und freundlich. Immer um die Mittagszeit betritt ein Obdachloser den Laden verlässlich und freundlich. Wir wechseln einige Worte, oftmals die ersten und einzigen für mich an dem jeweiligen Tag. Und deshalb fühlt es sich beinahe so an, als besuche er mich. Wobei er natürlich den Laden besucht, indem er die kostenlose Tasse Tee kostet, für die er sich anschließend überschwänglich bedankt. Und ich fühle mich ein bisschen besser. Heute fragte ich ihn nach seiner Geschichte und erfuhr, dass er Medizin studiert hatte, hier in Wien. Aber dann konnte er dem Druck nicht standhalten, den Erwartungen, die sein Vater an ihn stellte. Also brach er ab. Ist das zu glauben? Und soll mich das beunruhigen? Ich war froh, als er meine schwarzen Vorahnungen durchbrach, indem er den weißen Tee mit Aprikose lobte. Wie er trinke auch ich mich nun nach und nach durch die Sorten apropos vergeudete Zeit. So brühe ich mir zum Beispiel einen ausfriesischen Schwarztee auf, um mich nach Norddeutschland zu versetzen und beschließe den Tag mit Melisse für die Nerven. An Pilo Chun und Giyokura Tokiwa und Gia Golan dagegen wage ich mich nicht heran. Du erinnerst dich, das Fremde ist es, was uns unheimlich erscheint, immer das Fremde, denn darin begegnet uns ungewollt ein Bekanntes. Ist es nicht so? Und das bedeutet wohl, unheimlich sind wir uns selbst, Ist es nicht so? Und das bedeutet wohl, unheimlich sind wir uns selbst, sprich der Teil unseres Innenlebens, dem wir auszu muss ausgegrenzt werden, dieses Fremde. Und da kommt eine Dose in Rot-Schwarz mit einem feuerspeienden Drachen darauf, der ebenso fremd anmutet wie der Inhalt gerade gelegen. Ja, die Teedose ist ein guter Ort dafür, all das zu verstecken, was ich nicht haben kann, darf, möchte. Die geheimen Wünsche und ungewollten Gefühle. Hinein, hinein, rief ich, kaum hatte der Obdachlose den Laden verlassen. Öffnete die Deckel der Dosen und wedelte mit der geöffneten Falle, ab mit euch, hinein mit der Angst, den eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden zu können. Den Ansprüchen des Vaters. Ich wandte meinen Blick von den Drachen ab. Er fiel auf die Bienen, die sich unter dem Regal mit den Keramikbechern sammelten. Nur fliegen konnten sie nimmer mehr. Die Wiese lag so weit von ihnen entfernt wie mir das Kind, das ich einmal gewesen bin. Ich legte mich auf den Boden hinter den Tresen, um meinen Erinnerungen freien Lauf zu lassen. Und sobald ich frei zu assoziieren begann, konnte ich es sehen. Ja, da bin ich. Und laufe durch die Straßen, während ich mich erwachsen imaginiere, vielleicht als Schriftstellerin, denn das ist immer mein Traum gewesen. Habe ich dir das je erzählt? Ich sehe mich auf der Bühne sitzen und aus meinem Werk lesen, obwohl ich zugleich weiß, dass Papa meine Schreibversuche nicht unterstützt. Nun aber hören alle meine Worte, mehr noch verstehen, was ich ausdrücken möchte, verstehen mich, statt missbilligend auf das schweigende Kind zu blicken, das sich an die Heizung drückt, gleich neben die vertrockneten Bienen, auch damals schon vertrocknet. Ja, da sitzt es, das Kind, und flüchtet in Tagträume, um dem Gefühl nicht richtig zu sein, ebenso zu entgehen wie diesem Blick, der auf es fällt. Wären die Bienen draußen geblieben, dann könnten sie summen und am Nektar saugen, denkt das Kind. Aber nein, sie haben sich in die Wohnung verirrt, herangelockt durch die Träumerin, verirrt zwischen dicke Wände, die alle Hitze speichern. Vor allem aber gibt es ohnehin schon zu wenig Raum zum Atmen und deshalb ade. Warum mussten sie sterben, die Bienen, die Träume, die hochfliegenden Absichten? Schon wieder fiel ich ins Verdrängte zurück und dachte, das sollte ich unterlassen und deshalb stöpselte ich den Staubsauger in die einzig freie Buchse, hielt das Rohr unter das Regal und machte mich daran, die Bienen aufzusaugen. Ich saugte und saugte, obgleich mir Furcht einjagte, wie entschlossen ich die Spuren einstigen Lebens fortsaugte, ohne Sinn und Verstand den Tod überging. Aber nicht ich bin es, die Bienen tötet. Sie taten mir leid. Und ich mir auch. Denn der Raum heizte sich immer weiter auf jetzt, da ich mich bewegte. Und als ich aufblickte, um mir den Schweiß von der Stirn zu wischen, entdeckte ich in der Scheibe abermals mich. Heute wartete mein Spiegelbild nicht einmal mehr, bis ich mich zu spiegeln gedachte, sondern machte sich sogleich selbstständig von mir, die sich abrackert, aber außer Staubsaugen nicht viel zustande bringt. sich abrackert, aber außer Staubsaugen nicht viel zustande bringt. Paralysiert konnte ich nichts tun, außer innehalten und starren, ja nicht einmal den Staubsauger schaltete ich aus. Und das Bild starrte zurück und jagte mir eine ebensolche Furcht ein, wie ich mir eben einjage. Tritt das Spiegelbild aus seiner Abhängigkeit heraus, bleibt allein entsetzen, habe ich einmal gelesen. Der Erscheinung des losgelösten, identischen Körpers, immanent ist der Moment des Grauens, denn statt Selbstvergewisserung zu ermöglichen, wird im Gegenteil das Selbst in Frage gestellt. Fremde sind wir uns selbst, das habe ich ja bereits zu erklären versucht. Lange hätten wir nicht mehr darauf warten müssen, uns zu Leerzwecken einer Analyse zu unterziehen, Edith, oder anders, gerade rechtzeitig noch kratzte ich die Kurve, bevor mir das Gemüt zerkratzt worden wäre. Ja, vielleicht hatte ich gehofft, durch den Abbruch des Studiums der Konfrontation mit mir selbst zu entgehen, doch nun musste ich mir anschauen, wie ich mir hier entgegenstarte mit verunsichertem Blick. Mein Spiegelbild protestierte. Offenbar möchte es ebenso wenig einer Analyse unterzogen werden wie ich selbst. Wieso unsicherer Blick, schimpfte es, dann verschwand es. Sofort warf ich das Staubsaugerrohr auf den Boden und lief hinaus, wo ich mein Ebenbild hinter der nächsten Ecke verschwinden sah. Wie gerne wäre ich ihm hinterhergelaufen, wem oder was, aber ich darf den Laden nicht unversperrt lassen. Es könnte etwas gestohlen werden, der Geist im Teesackerl. Der Laden ist angewiesen auf meine Anwesenheit. Und wie immer steht die Pflicht über der Triebbefriedigung eigener Bedürftigkeit gleichgültig, was mich lockt und nach Begegnung schreit. Nach Erkenntnis, das auch. Noch auf der Straße hörte ich das Geräusch des immer noch betriebsamen Staubsaugers und dachte, vielleicht hat er den Laden hinweggesaugt. Alles in seinen Beutel geschluckt und zerkaut zu Knollen aus Staub und Biene, unentwirtbar wie das, was hier vor sich geht. Spiegelbilder, die ein Eigenleben führen. Ich ging hinein, schaltete den Staubsauger ab und stellte ihn zurück in die Kammer. Alles sah aus, wie es immer aussieht. Mit dem Voranschreiten des Nachmittags hatte sich allein der Lichteinfall verändert. Dann nahm ich meinen Platz an der Kasse wieder ein und döste in den Tag, döste mir entgegen dem Bild auf der Scheibe, auf der nichts zu sehen war, denn draußen war es zu hell, hier drinnen zu warm, es küßt dich erhitzt, deine Martha. Neben mir werden Sie schon unruhig. Ich lese einen Mini-Absatz noch, weil sie folgt dieser Doppelgängerin, von der sie meint, von der sie entdeckt, dass sie eben kein Spiegelbild ist, sondern jemand, der ihr vermeintlich ähnlich sieht, aber aus einer anderen Zeit entstammen scheint. Und sie folgt ihr. Was wollte ich jetzt machen? Genau. Alles gut? Ja, nur Zeit. Und ich lese noch einen letzten Brief. Den Anfang eines letzten Briefes. Also sie folgt dieser Doppelgängerin und landet in der Bergkasse und lässt es erst mal auf sich beruhen. Und die Edith wird schon ein bisschen unruhig, weil sie denkt, irgendwie ist Mater nicht mehr ganz dicht. Aber sie ist natürlich vollkommen beieinander. Und dann zieht es sie noch einmal in die Bergasse. Bergasse 19 sind die Ordinationsräume des Sigmund Freund, für alle, die es nicht wissen. Für mich war es natürlich eine Offenbarung, da zu sein. Und da habe ich auch meine Geschichte ergriffen. Letzter Brief. Liebe Edith, heute war mein freier Tag und ich beschloss, meine Isolation zu verlassen. Die Neugier trieb mich hinaus oder besser gesagt die Hoffnung, die junge Frau zu treffen. Ich gebe es zu. Und so führte mich mein Weg nicht nur zurück in die Berggasse 19, sondern dort hinein und entschied somit die Wahl, welches Museum ich in Wien als erstes besuchen würde. Ich trat über die Schwelle und wurde für die nächsten vier Stunden von dem Haus verschluckt. Beim Durchschreiten der Räume war mir, als kehrte ich zurück. Ich nehme an, der Eindruck war der Tatsache geschuldet, dass ich den Zitaten, die in den einzelnen Zimmern angebracht waren, wiederfand, was wir während des Studiums diskutierten. Augenblicklich riefen sie die Erinnerung daran wach, was mich seit der Schule an der Psychoanalyse fasziniert hatte und noch immer bin ich allen freudschen Fehlleistungen zum Trotz davon überzeugt, dass es ein großes Verdienst war, dem Menschen einen Schlüssel zu geben, der es ihm ermöglicht, Räume zu betreten, die nicht einsehbar gewesen waren zuvor oder nicht eingesehen werden wollten. Und während ich das dachte, stand ich in den ehemaligen Behandlungsräumen, betrachtete alles mit einer Neugier, die tief und unerlaubt in die Familie Freud hineindrang, sodass ich mir abermals voyeuristisch vorkam. Und dann, bitte Edith, halt mich nicht für verrückt, schaute ich in die Augen der jungen Frau, die mich hierher gelockt hatte. Ja, wirst du ausrufen. Sie wohnt doch offenbar in der Berggasse. Dort verlorst du ihre Spur. Folglich liegt es nahe, dass auch sie gelegentlich das Museum aufsucht. Vielleicht hat sie eine Jahreskarte. Aber es war anders. Sie schaute mir aus einer Fotografie entgegen. Die Varianten des Unheimlichen sind vielfältig. Zunächst dachte ich, vermutlich sehe ich sie inzwischen überall, weil meine Vorstellungskraft jegliche Vorstellung übertrifft. Doch es stimmte, sie war es, die dort fotografiert worden war. Auf dem Kopf diese altmodische Haube, darunter das Schildchen, es handele sich hier um Freuds Tochter Anna, die später Wand an Wand mit dem Vater praktizierte. Ein Wink des Schicksals, sage ich. Ein verdrängter Wunschtraum, sagst du. Ach, Edith. Und so geht es noch ein bisschen dahin. Vielen Dank, Frau Hanselmann, dass Sie uns in die Welt der Martha mitgenommen haben. Sie haben jetzt gesagt, es war eher die Anna, die Sie interessiert hat. Ist noch nicht viel vorgekommen. Erzählen Sie uns mehr davon. Soll ich davon mehr erzählen Sie uns mehr davon. Soll ich davon mehr erzählen? Ja, ich bin tatsächlich, also ich bin eben auf dieses Museum gestoßen und auch bei mir kam alles mögliche wieder hoch, was ich über Freud schon jemals gelesen hatte und war sehr präsent eigentlich und dann traf mein Blick das Foto von Anna Freud, aber ich erkannte mich nicht in ihr wieder, sondern ich dachte eigentlich ist sie vielleicht, möchte ich mich gerne mal mit ihr beschäftigen und dann habe ich angefangen, ganz viel zu lesen, also von ihr und habe dann unter anderem auch erfahren, dass sie auch schriftstellerische Ambitionen hatte, das wusste ich zum Beispiel nicht und habe mich ein bisschen mit ihren Theorien beschäftigt, weil sie hat das sehr fortgeführt von ihrem Vater oder mehr auf Kinderpsychoanalyse gegangen, aber interessant fand ich vor allem auch ihre Briefwechsel. Die haben alle wahnsinnig viel geschrieben, die Freuds. Und Anna war keine Ausnahme. Also ihr Vater ja auch. Die beiden miteinander, aber alle kreuz und quer und die Briefe haben mich tatsächlich dann so ein bisschen in diesen Wahnsinn getrieben. Also mich selber, dass ich dachte, ich bin jetzt da schon bei Freuds auf dem Sofa. Nicht auf seiner Couch, also bei denen im Wohnzimmer auf dem Sofa. Und war da eigentlich sehr drin, ja. Aber das heißt, Autofiktion ist etwas, das man diesem Buch zuschreiben könnte? Ne, das würde ich so nicht sagen, weil ich die Geschichte vorher entwickelt habe, bevor ich in die Briefwelt eingedrungen habe. Aber ich habe dann sehr viele Autofunktionen, na Autofunktionen nicht. Also die meisten Motive, die eingeflossen sind, sind tatsächlich aus Anna Freuds Leben. Also das wird nicht so offensichtlich, muss es auch nicht, aber es sind einige Sachen drin, eben dieses nicht untätig sein können und auch die Abarbeitung mit dem Vater, also das hat schon sehr stark der Anna Freud entnommen, aber auch den Umgang damit. Also meine Fragestellung war, ist es tatsächlich eine Entkopplung vom Vater oder eine Art der Unabhängigkeit, sich räumlich herauszubewegen, was sie nie gemacht hat. Sie ist immer bei ihm wohnen geblieben, man hat ihn begleitet bis zu seinem Tod. Und Martha versuchte eben das Gegenteil. Oder sind sie nicht in dieser Abhängigkeit zum Vater aus ganz anderen Gründen? Nämlich weil das eine patriarchale Welt ist und so weiter und weil sie keinen Zutritt bekommen in diese Welt, außer über den Vater und auf der anderen Seite es aber schaffen, also auch die Anna freut sich freizuspielen, in dem Moment, wo sie die Anerkennungswunsch loslassen. Also es ist eine kleine Psychoanalyse meiner Figuren, die ich betrieben habe in meinem Küchen-Psychoanalytischen Wollen. Martha schildert ja sehr explizit, dass es ihr so schwerfällt, das Leben überhaupt zu genießen. Sie hat immer das Gefühl, sie muss es sich verdienen. Sie kann nur glücklich sein, wenn sie sich vorher was verdient hat. Mir kommt das schon so, das ist schon so etwas, das mich schon aus dieser Nachkriegsgeneration auch gut kennt. Also unsere Altersgruppe entsprechend, quasi auch Elternhaus, Familie, etc. Würden Sie das auch so verorten oder haben Sie das Gefühl, dass so eine Art der Denke nach wie vor existiert? Also ich habe zwei Töchter, die eine Tochter gehört in die Kategorie, die andere nicht. Ich glaube, dass es das nach wie vor gibt, ist im Übrigen eigentlich auch ein Motiv, was ich bei der Anna gefunden habe, also das Gefühl, ich darf ja nicht faul sein und jetzt, sie hat sich in Tagträumen oft verloren und war ja auch in einer Analyse bei ihrem Vater, was natürlich für uns jetzt auch ganz interessant ist oder ganz grotesk, weil das wäre natürlich undenkbar systemisch und ja, das Gefühl etwas etwas leisten zu müssen. Es geht um Anerkennung. Und da ist, glaube ich, dieser Aspekt von ich selber in meinem Sein bin ich genug, glaube ich, gibt es genauso wie vor 100 Jahren. Anna Freud hat sich ja auch mit Abwehrmechanismen beschäftigt, intensiv. Und Sankt Martha versucht ja auch quasi, ihren Vater abzuwehren. Und gleichzeitig in diesem Briefwechsel entspricht sich so eine Abwehr auch zu einer ihrer Freundin eigentlich dann im weiteren Verlauf, bis hin zu dem Punkt, wo sie ihrer Freundin dann nicht mehr schreibt, sondern switcht und sogar mal ihrem Vater schreibt und am Schluss eben Anna. Und wie ist denn das entstanden? switcht und sogar mal ihrem Vater schreibt und am Schluss eben Anna. Und wie ist denn das entstanden, was einfach das Unverständnis, dass sie geglaubt haben, mit dieser Art des Lebens wird sie auf kein Verständnis stoßen? Ja, vielleicht der Moment, wo sie sich von Edith entkoppelt, da geht es eigentlich auch um Projektion. Also ich habe immer gemacht, natürlich so Spielereien, das braucht man aber nicht alles verstehen. Man hört ja nie was von Edith, also das findet alles in Marthas Kopf statt. Insofern stimmt vielleicht die Erzählung auch nicht ganz, ich weiß nicht, Herr Verleger sitzt da hinten. Sondern jetzt haben wir am Wochenende schon gedacht, ja vielleicht ist es doch, aber Briefwechsel stimmt ja eben auch nicht. Also es kommt keine Antwort, das heißt, sie schüttet die Edith zu, da ist natürlich viel Platz für Projektion und andersrum fühlt sie sich dann gleich kritisiert. Man weiß nicht, was Edith geschrieben hat, aber möglicherweise irgendwas, was hast du jetzt mit der Anna? Reiß dich zusammen. Reiß dich zusammen, genau. Und das ist natürlich Alarm, Alarm. Meine Freundin benutzt dieselbe. Das ist eine Übertragung. Sie sagt dasselbe, was ich von meinem Vater nicht mehr hören will. Nämlich eben reiß dich zusammen oder jetzt fang mal an, wieder gescheit zu tun. Und da muss sie schießen. Das muss sie ablocken. Und dann kommt sie in einen eigenen Prozess. Und der eigene Prozess, also heißt das dann auch, sie beginnt selbst doch zu schreiben oder sie möchte schreiben? Genau, es ist zumindest eine Idee. Also keine Briefe schreiben, sondern? Ja, sie möchte, wobei das vielleicht auch noch eine Idee ist von vielen, also ob sie es dann wirklich umsetzt, wird jetzt so explizit auch nicht ausgeführt. Bei Anna kam es mir auch so vor, bei Anna Freud jetzt, also es gibt die Betrachtung auf Anna Freud, ja und eigentlich, und wenn ihr Vater sie nicht gleich in die Psychoanalyse da gedrängt hätte und sie als quasi für seine Zwecke benutzt auch, dann wäre sie ja viel lieber Schriftstellerin geworden, aber ganz klar ist es auch nicht, es kann auch eine Spielerei gewesen sein und ich hatte schon den Eindruck über die Briefe zumindest, dass sie ein echtes Interesse an der Psychoanalyse, also nicht nur um ihrem Vater zu gefallen, sondern ein echtes Interesse an der Psychoanalyse auch hatte und sich da ja auch sehr etabliert hat dann später und ich würde nicht sagen, sie ist die verhinderte Schriftstellerin. Und bei Martha ist es auch ein Gedanke, ob man es dann ausführt. Ja, keine Ahnung. Weil sie kann dann ja auch stundenlang aus dem Fenster schauen mit dem offenen Heft. Ja, genau, kann sie auch. Sie ist, glaube ich, doch eher die Tagträumerin da. Okay. Sie sagt einmal einen Satz, der mir sehr stark vorgekommen ist. Mir hängt das Angepasstsein der Fleiß und das immer zu diszipliniert sein zum Hals heraus. Sie will nicht mehr konform agieren. Ist es Ihnen denn auch wichtig, diese Komplexität der Emanzipation auch mitzubeschreiben und dieses Thema sich freizumachen von Zwängen? dieses Thema sich freizumachen von Zwängen? Ja, unbedingt. Ich meine, das ist auch ein Thema, was ich auch als Anna Freud entnommen habe, die sehr in diesem Korsett ist, weil sie familiär sehr eingespannt ist und eigentlich immer davon träumt, mal mit den Hunden zu tollen und dieser ganzen Verpflichtung und Bindungen, auch eine unheimlich große Familie, die in Bindung meint, hoben zu sein. Und es hat aber noch eine zweite Bedeutung für mich, für die Martha, zu sein und es hat aber noch eine zweite bedeutung für mich für die mater nämlich eben dieses korsett in dem sie auch als als frau drin hängt trotzdem und immer noch dass sie vielleicht einfach gerne mal so tun würde wie sie einfach tun wollen würde und irgendwie nicht raus kommt aus diesem aus diesem System. Jetzt mache ich einen Bruch und frage Sie noch, weil das ist auch ein guter Anknüpfungspunkt, wenn Sie so tun wollen, wenn Sie tun wollen würden, Sie schreiben, wenn ich nicht gerade schreibe, dann tanze ich, schreiben Sie auf Ihrer Homepage. Was ist denn das Tanzen für Sie? Das ist immer noch drauf? Oh je. Ja, im Moment ist das gar nicht so doll, aber ja, habe ich sicher 14 Jahre, 15, 16, intensivst betrieben als Ausgleich zum Schreiben. Ja, natürlich ist auch was von mir da drin. Ja, also lässt sich nicht ganz leugnen. Was war die Frage? Also was ist denn für Sie der Ausgleich, den Sie, also neben dem Tanzen, wie gleichen Sie das? Wie gleiche ich das aus? Momentan habe ich nicht mehr das Gefühl, dass ich das Schreiben ausgleichen muss. Vielleicht habe ich mich dabei auch ein Stück weit über die Jahre befreit, in dem Sinne, dass ich eh jetzt das schreibe, was ich will und nicht mehr so oder zwischendurch vielleicht mehr Gedanken hatte, ja, aber so darf man ja nicht. Und das hat auch mit Frau sein im Übrigen zu tun, weil ein Roman gehört ja so und so und das in bestimmte Formen und bra, bra, bra. Und ich glaube, das ist mir egal, deswegen brauche ich nicht mehr so den Ausgleich. Tanzen ist es schon immer noch, auch schwimmen ab und an. Gucke mit dem Schwimmpartner. Die deutsche Autorin Judith Kuckert hat auf ihrer Homepage veröffentlicht, an welchen Büchern, also welche Bücher sie gelesen hat, das ist eine Frage an Sie beide, während sie ein jeweiliges Buch geschrieben hat. Sie hat gesagt, es ist ja wichtig, transparent zu machen, wodurch sie auch inspiriert wurde, was sie in dem Moment auch schön gefunden hat. Welche Autorinnen und Autoren lesen Sie gern? Frage an Sie beide. Ich nehme etwas anderes. Das Interessante, lesen Sie gern? Fragen Sie beide? Ich nehme etwas anderes. Das Interessante, was ich in letzter Zeit gelesen habe, war, das Foto schaut mich an oder schaute mich an. Weil es ist eigentlich das, also es hat mich immer gewünscht, dass es mal jemand gibt, der einfach so schreibt. Und dann hat es jemand gemacht und dann habe ich erfahren, es ist schon in Zeitungen erschienen. Das war interessant, nicht mein Schreiben, aber es war ein interessanter Zugang auch zu Photosquare. Wie ist es bei Ihnen? Auch unterschiedlich. Also jetzt bei dem speziell habe ich mich natürlich mit den Freustler die ganze Zeit herumgetan. Da ist auch eine Literaturliste am Ende, haben wir mal drin gemacht, obwohl das natürlich keine Fußnoten, ich hätte auch Fußnoten machen können, aber das ist ja keine wissenschaftliche Arbeit. Aber es gibt schon Verweise. oder Anna Freuds Werk oder Briefen, ganz paar Sätze. Aber sonst lese ich gerade das, was mich anspricht. Im Moment lese ich Kafka, also ich bleibe so auf der Jahrhundertwende hocken gerade. Briefe? Auch Briefe, ja, ich bin voll auf Briefe und Jahrhundertwende. Und wie geht es jetzt weiter mit der Geschichte? Soll ich das spoilern? Nein. Kaufen Sie das Buch. Und ich glaube, Sie würden es auch signieren, wenn man es gekauft hätte. Ja, ich habe hier auch meinen Füllfeder, hat er schon. Man hat es abstürzt gebracht. Genau. Dankeschön. Vielen Dank, Frau Andelmann. Wenn Sie, Herr Stöger, wenn man an Ihr Buch denkt, beziehungsweise wenn man schaut, wie ist es denn auch rezensiert worden, so schreibt Astrid Windner im Kulturulturericht Oberösterreich über ihr Buch. Trotz der Bezeichnung kürzest Geschichten sind die knapp einseitigen Texte nicht kurzweilig. Im Gegenteil zeigen sie in versierter Sprache manche Tiefgründe auf. Dennoch ist auch Humorvolles auf den Seiten zu finden. Wie geht es denn Ihnen mit Rezensionen, wenn Ihr Buch, Ihre Werke rezensiert, beurteilt werden? Finden Sie sich da drin? Ja, an sich schon. Meistens das Problem ist genau bei diesem Buch, weil da gibt es sowas, einseitige Texte. Also einseitig, langweilig, banal, einfach. Ja, also man hat es selber formuliert und dann wird es einem wieder über den Kopf geworfen und denkt man, ah, scheiße, das ist doch nicht so gut gewesen. Aber es stimmt ja auch. Es sind einseitige Texte. So wie Partybus und Partybus. Also Partybus und Partybus. Wir Partybus und Partybus. Wir reden jetzt über Partybus? Genau, ja. Nur falls Sie es nicht gemerkt haben. Sie haben jetzt da vor, uns interaktiv einzubeziehen in den zweiten Teil Ihrer Lesung. Ja, ja. Jetzt kommt die Frage, wie ich mich entspanne dann quasi, also nach dem Schreiben, aber gut, ja, das ist jetzt quasi gegessen, jetzt kommt das andere. Ja, also ich bereite mir immer Lesungen vor und das Schmetterlste ist dann immer quasi, man verlässt sie trotzdem. Das ist schlimm. Du bereitest dich auf die Lesung, du hast es schon ein, zwei Mal gelesen vorher quasi. Ich habe es gelesen. Und wenn du so einen Text schreibst und dann liest du es laut quasi, denkst du, jetzt schreibe ich es nochmal um, dann kann das auch passieren. Hast du das Buch jetzt neu umgeschrieben oder haben wir jetzt die Fassung quasi, die im Buch steht? Das ist die Fassung, die im Buch steht. Also du hast nichts mehr umgeschrieben quasi? haben wir jetzt die Fassung quasi, die im Buch steht? Das ist die Fassung, die im Buch steht. Also du hast nichts mehr umgeschrieben quasi? Von diesem Papier nicht mehr. Aber davor gab es ganz viel anderes Papier. Ja, ja. Ich habe das auch schon versucht, dass ich den Text geschrieben habe. Das passt auch so. Dann habe ich eine Lesung vorbereitet und lese den Text. Und dann denke ich mir, laut gelesen ist das. Das war ein hartscher Ding. Dann schreibe ich es nochmal um und denke mir, super, jetzt habe ich es. Das schaffe ich jetzt. Ich verlese mich sicher nicht. Und bei der Lesung verlese ich mich trotzdem wieder, obwohl ich es korrigiert habe. Deswegen machen wir jetzt was anderes. Und zwar, aus diesem Buch, weil ihr mich nicht vorbereitet, quasi, ihr habt es nicht laut gelesen, es sind 101 Geschichten. Jetzt machen wir mal mit der ersten Geschichte, es sind 101. Jeder kann sich jetzt überlegen, welche Geschichte ist die beste. Also es sind 101 Geschichten, da muss ja wohl eine gut drin sein. Machen wir es vielleicht mal wie in der Schule. Also wem jetzt eine Zahl eingefallen ist, dann bitte die Hand hochheben. Diesen Text werde ich lesen. Wählst du bitte eine Person aus? Der erste Mensch war hier. 68. 68, das ist ja mein Jahresdatum. Deswegen. Das kann ich jetzt an mir verschweigen, aber es steht wahrscheinlich in meiner Biografie drinnen. Gut. Ich habe es so gesagt, glaube ich. Ja. 68. Das ist der Titel, es gibt keinen Titel. Haus zu verkaufen, las er vor einem großen alten Haus. Er klopfte ohne Kaufabsicht an und ihm wurde prompt geöffnet. Sie haben Glück, sagte die Besitzerin. Sie zeigte ihm das ganze Haus und sie endete im Keller. Im Dachgestühl wurde sie von den Tauben schnell verscheucht. Obwohl der Mann diesem Haus eigentlich wenig abgewinnen konnte, spürte einen inneren Drang, es zu verkaufen. Es zu kaufen. Interessante Wendung. Aber wir könnten es ja mit der anderen Version probieren. Die geforderte Summe war erheblich. Der Gegenwert erschien ihm aus kühler Kalkulation nicht angemessen. Aber er schlug zu und zog eine Woche darauf ihn ein. Das Haus stand abseits in einer kaum befahrenen Straße. Dennoch schien ständig Lärm von draußen nach drinnen zu dringen. Er wanderte tagelang durchs Haus, um sich der Quelle dieses Geräuschs zu nähern. Schließlich stand er vor einer Wand. Hier waren die Geräusche am deutlichsten zu vernehmen. Auch wenn er hinter die Wand trat, war es das Gleiche. Die Wand stand mitten in einem Raum. Den besonderen Sinn dieser Wand konnte man nicht erkennen. Man hätte bemerken können, sie stünde regelrecht im Weg. Diese ziegelticke Wand war wie eine Stadt an Geräuschen. Jeden Tag verbrachte er nun Stunden, um vor ihr zu lauschen. Immer deutlicher begann er einzelne Geräusche wahrzunehmen. Erst nach Wochen war ihm aufgefallen, dass es in diesem Raum kein Fenster gab. Die einzige natürliche Helligkeit kam von der Tür, wenn sie offen stand. Eines Tages fand er den Ausgang nicht mehr. Vielleicht hat er auch vergessen, danach zu suchen. Nach Monaten stand wieder ein Schild vor dem Haus, Haus zu verkaufen. Und weil es mir gerade eingefallen ist, also die Geschichte habe ich scheinbar, weil da habe ich das Buch gelesen, ich habe dann ein Buch sehr lange gelesen, von Mircea Catarazzo, der Titel fällt mir nicht mehr ein, aber es ist ziemlich dick. Ich glaube, das ist das vorletzte Buch von ihm. Da geht es auch um ein Haus. Jetzt könnte mir ein zweites nur einfallen. Wahrscheinlich habe ich das Buch eigentlich schon geschrieben gehabt und habe nach der Zeit das Buch gelesen von Katarij Skorba. Das war es jetzt einmal. So, dann machen wir noch einmal was. Und zwar einfach rausschreien quasi. Vier. Das ist vier. Ich überprüfe das. Ja, gut. Wie eine Jury. Dies ist kürzer. Vier. Ein alter Mann steht vor einer Tür. Hinter der Tür lebt eine Mutter mit ihrem Kind. Wenn die Tür aufgeht, kann er sich aussuchen, mit wem er aus dem Haus gehen wird. Sie wissen etwas, das einige Menschen vermuten. Die Tür öffnet sich nicht. Es ist etwas entmutigend. So lange hat er auf diesen Moment gewartet. Die beste Zeit seines Lebens hat er schon verschwendet. Er wird den Rest nun anders verwenden. Aber er will das nicht allein. Nachdem er nach nochmaligem Läuten lange gewartet hat, geht er. Die Traurigkeit nimmt er mit. Mit jedem Schritt, den er nun weiter alleine geht. In der Tasche, die er bei sich trägt, vermutet man ein Vermögen. Sie ist schwer, nur die Falschen wollen sie besitzen. Er ruft den Aufzug. Nun überlegt er seinen nächsten Schritt. Nun überlegt er seinen nächsten Schritt. Wird er sie suchen? Die Fahrstuhltür geht auf. Beide stehen drinnen und erkennen ihn sofort. Das ist die Geschichte, ja, das ist nicht länger. Das ist vier, das ist eine kurze Geschichte. Am Anfang sind es kürzer, glaube ich, die Geschichten. Aber manchmal waren es dann so lang, dass sie nicht drinnen sind. Die stehen dann da drinnen. Die Menschen haben ja selten Namen, oder? Eigentlich nie, oder? Ja, die Menschen haben selten Namen, weil das ist immer ein Problem, weil, wie soll man sie nennen, Adam und Eva, und irgendwie, man kommt auf Fantasienamen. Ja, man legt sich so fest. Das größte Problem ist, wenn man quasi einer Figur einen Namen gibt und man kennt die Person eigentlich schon oder man kennt mehrere, die den gleichen Namen haben, dann ist man beeinflusst davon, dem Namen. Das spielt ja eine Rolle. Also im richtigen Leben, meinen Sie das? Naja, aber das richtige Leben beeinflusst dann, ja. Das kann man auch nicht wegdenken, glaube ich. Also ich kann es nicht. Und dann geht es um Namen von Eltern und dann schweißt man heraus, dass es vielleicht auch für die Eltern interessant ist. Ja, aber da schreibe ich die Geschichte dann schon. Wenn ich jetzt zum Beispiel Richard, mein Hauptfigur heißt dann Richard, dann denke ich sofort an die. Da hat sie mich ja gerade aktiv eingebracht. Ja, genau. Möchtest du gerne, dass ich Geschichte schreibe, wo du die Hauptfigur Richard hast? Okay. Die muss ich dann rausnehmen. Dann schreibe ich Familiennamen, das ist leichter. Aber ist das auch, damit man nie weiß, diese Figur, die ist mir vielleicht schon mal begegnet in einer anderen Geschichte? Ja, das kann ein Motiv sein, warum man es nicht verwendet quasi. Weil man könnte ja auch... Bei 100 Nennern sind ja dann schon 100 Namen drinnen, weil man sich viel überlegen würde. Okay. Aber ich kenne auch Ers und Sies. Ja, Ers und Sies. Ja, aber es sind immer Erst und Sieß meistens oder was anderes. Und Theaterstühle gibt es ja schon hier und da auch mal. Ja. An die denke ich dann. 15. 15? Okay. Es sind ja Gedichte drinnen von mir da, aber mit Nummer 15 gibt es keins. Jetzt lese ich den Text. Vielleicht 10 oder 20. Wie war es jetzt, 15 oder 10 oder 20? Nein, 15 hast du gesagt, 15 ist 15. Ja. 15. Auf dem Rücksitz lachte eine Frau Tränen. Sie war eingezwängt zwischen zwei anderen Frauen. Vorne saßen zwei Männer. Die waren am Lachen der Frau nicht schuld. Dieses Lachen war nicht ansteckend. Das fanden wohl auch die beiden anderen. Obwohl niemand in ihr Lachen einstimmte, würde wohl jeder Normale behaupten, Lachen sei ansteckend. Die beiden Männer hatten die drei Frauen von der Straße aufgelesen. Nachdem sie eingestiegen waren, wollte sich kein richtiges Gespräch ergeben. Die beiden Männer fühlten sich offensichtlich gestört von der Anwesenheit der Frauen, konnten dennoch nicht Nein sagen, sie mitzunehmen. Keine der Frauen wollte ebenso ein Gespräch beginnen, sie wollten einfach nur mitgenommen werden. Die beiden Männer sahen sich an, da das Lachen einfach nicht aufhören wollte. Sie war wie ein Fremdkörper am Rücksitz. Diese Frauen waren sich nicht bekannt. Sie wussten alle, diese Fahrt würde noch eine geraume Zeit dauern. Dennoch unternahm niemand etwas. Das Lachen dieser Frau verwandelte sich nun zusehends in ein hysterisches, krampfhaftes und ihre Augen quollen schier heraus, als würden sie ersticken. Alle drückte es immer tiefer in die Sitze. Der Fahrer hielt endlich an und eine der Frauen stieg aus und zog die lachend aus dem Auto. Anstatt zu versuchen, ihr zu helfen, stieg sie wieder ein. Ihr Gesicht, so wie das der anderen, schien erleichtert. Der Fahrer nahm dies als Zeichen und fuhr los. Und weil ich Moderatorin bin, darf ich mir auch noch etwas wünschen. Die Nummer 50 bitte. Aus dem Buch? Ja, okay. In dem Buch sind die Kurzgeschichten dann kürzer. 50. Er spuckte ihm in die Suppe und lachte. Wird sie wenigstens nicht kalt, sagte er beruhigend. In seiner Suppe war eine Fliege gelandet und versunken. Ist ihr wenigstens nicht kalt geworden beim Sterben, sagte der andere. So, wir sind jetzt fast ans Ende gekommen. Ich möchte Sie beide noch fragen, was haben Sie denn für Wünsche an die Leserinnen und Leser, die jetzt dann zahlreich ihre Bücher kaufen werden? Wo werden denn diese am besten gelesen? Wo? Oder in welcher Situation, in welcher Gefühlslage? In Bruss. Dort, wo sie geschrieben wurden bei Ihnen? Ja, mehr die nicht, das geht es mir nicht aus. Okay, klare Ansage. Sie haben ja gemeint im Vorgespräch, Ihr Buch ist ja auch deswegen so toll, weil es ja einfach gut in jede Manteltasche geht. Ja, das bezog sich auf Format, genau. Ich meine, ich finde ja, man kann immer lesen und überall, also Haltestelle im Bus, Zug ist natürlich wunderbar, aber wenn du jetzt so einen schönen Bezug herstellst, dann würde ich doch sagen Couch. Muss ja nicht die rote Couch sein. Aber auf der roten Couch geht es auch. Oder nur in einer Stadt, wo es den Namen Berggasse gibt. Gibt es aber, dann scheidet Norddeutschland aus, das fände ich auch schade. Ja, sicher. Okay, also wir haben die Couches-Option, die Pusses-Option. Und sonst, wenn Sie non-konformistisch sind, dann lesen Sie es einfach irgendwo, wo Sie möchten. Kaufen Sie es auf jeden Fall. Sie haben jetzt einen guten Eindruck bekommen von diesen Büchern. Sie haben jetzt einen guten Eindruck bekommen von diesen Büchern. Sie wissen, Weihnachten ist doch nicht mehr weit. Und was gibt es Schöneres, als ein signiertes Buch zu Weihnachten geschenkt zu bekommen, mit einer persönlichen Widmung der Autorin oder des Autors. Mir bleibt noch, mich bei Ihnen zu bedanken, bei Ihnen, Frau Antlmann, bei Ihnen, Herr Stöger, bei Ihnen als Publikum. Danke auch an das Stifterhaus, dass wir heute hier eingeladen wurden. Verbringen Sie noch einen schönen Abend und kommen Sie bald wieder. Dankeschön. Applaus