Okay, gut. Dann fange ich gleich mit der ersten Frage an. Und zwar, 1993 zur Gründung, was haben Sie da für Erfahrungen mitgebracht? 1993, in Wirklichkeit haben wir Anfang 1992 oder 1991 mit dem Festival und da habe ich noch gar nicht so viele Erfahrungen gehabt. Wir haben einfach schon unabhängige Kulturprojekte damals realisiert und das war unser Know-how und es waren viele Wünsche offen, die dazu geführt haben, dass wir auf die Idee gekommen sind, so ein Festival zu machen. Was waren denn die Wünsche? Naja, es hat ja schon ein dichtes Netz an Kulturinitiativen gegeben in Oberösterreich, dass die aus ihrem damals schon etablierten Programm wieder aussteigen und andere Sachen machen, Neues ausprobieren. Was waren Ihre Gedanken 1993 zum Festival der Region oder über das Festival der Region? Naja, dass es eine riesige Chance ist. Wir haben irgendwie bei dem neu gegründeten Landeskulturberat es geschafft, Geld locker zu machen. Nämlich das, was für Landesausstellungen vorgesehen war. Die sind biennial angesetzt worden statt jährlich. Und da hat es viel Geld gegeben für die Landesausstellungen. Von dem wollte ich unbedingt einen guten Brocken haben. Okay. Und wie haben Sie das erste Festival in Erinnerung? Wie haben Sie das erste Festival in Erinnerung? Bis zum gewissen Grad war das erste Festival ein gewisser Overkill. Wir haben uns nämlich vorgenommen, ganz Oberösterreich zu bespielen. Und da merkt man, dass Oberösterreich ganz schön groß ist. Dass es auch für das interessierte Publikum eine ziemlich große Herausforderung ist, ein ganzes Bundesland abzufahren. Und deswegen ist es dann auch später konzentriert und fokussierter geworden. Aber es ist natürlich immer schön, wenn man mal so größenwahnsinnig an so etwas herangeht. Und wie hat sich Ihrer Meinung nach das Festival über die Jahre verändert? Was hat sich da getan? Naja, in erster Linie mal quasi eine regionale Fokussierung auf Gegenden. Es haben verschiedene künstlerische Leiter ihre Handschrift sozusagen hinterlassen dort sie immer wieder aufgrund dessen was geändert und zuletzt hat es dann also bestrebungen geben diese ausschreibung praxis ein bild zu verändern und künstler mehr zu involvieren, was ich grundsätzlich schon ganz gut finde und nicht quasi immer Leute einfliegt, die machen was und dann sind die wieder weg und damit die was machen können, wo die örtliche Bevölkerung mitmacht, müssen die viel Versprechen machen und wir sind bei Projekten gegangen, die nichts mit dem Festival zu tun gehabt haben, aber wo wir unmittelbar nach dem Festival in der Region waren, dass die Leute teilweise auch etwas enttäuscht waren, dass ihnen Versprechungen gemacht wurden, wenn sie da mit dann und irgendwie so etwas wie Freundschaft entsteht und die dann ganz schnell wieder weg ist, weil die Künstlerkarawane zieht weiter und hat irgendwie ihre nächsten Baustellen. Und Sie waren eigentlich dann immer über die Jahre quasi an einer beratenden Funktion beim Festival tätig. Wie war Ihre beratende Funktion? Das war dann auch sehr abhängig von den jeweiligen künstlerischen Leitern, weil da hat es welche gegeben, mit denen ich durchaus privat ein super Verhältnis habe, aber die, die es einfach nicht wollten. Und da hat es dann auch keine Beratung gegeben oder keine, die in irgendeiner Form gefruchtet hat. Und Ratschläge hat es sowieso in dem Sinn weniger gegeben. Es war so ein Reflektieren und für die künstlerischen Leute hoffentlich manchmal brauchbar, dass man noch andere Positionen sieht zu diesem Festival. Hat sich das Festival der Regionen auch als Fabrikant engagiert? Naja, wir haben ein Projekt gemacht bei einem Festival. Ich bin ja nach dem ersten Festival aus dem Vorstand ausgestiegen. Erstens habe ich geglaubt, man muss sowieso noch einmal neu erfinden, weil ich gesehen habe, da gäbe es viel Veränderungsbedarf und weil ich gemeint habe, dass das nicht geht, wenn man im Vorstand sitzt und gleichzeitig ein Projekt macht. Das hat auch noch intensive Diskussionen gebracht, aber da glaube ich nicht mehr, dass es zur Trennung gut ist, dass das nicht geht, dass man sozusagen irgendwie in einer Leitungsfunktion ist oder Vorstandsfunktion und gleichzeitig Projekte macht. Und wir haben natürlich auch Projekte interessiert zu realisieren, die viel mehr einen Anspruch einlösen haben können, den ich gehabt habe an das FestWEL, als wenn ich sozusagen nur programmatisch oder kurativ da tätig bin. Nach meinen Recherchen war das ein Projekt 2009 mit dem Titel Wasser Shuttle. Hast du da mehrere Projekte gegeben? Ja, das war ein Projekt, das haben nicht nur wir selber dann wirklich realisiert, sondern das war eine Anregung von uns. Das viel zentralere Projekt war Tischtransaktion, weil das für mich einen Ansatz hat, was mir in der Kunst auch sehr wichtig ist, da einen Werkbegriff zu hinterfragen, wo auch Ästhetik eine andere Rolle spielt. Wir haben damals von einer Erlebnisästhetik gesprochen und nicht von einer Werkästhetik. Ich habe das spannend gefunden, in Räume vorzudringen, die normal der Kunst nicht zugewiesen sind. Und die Tischtransaktion hat sozusagen die banale Grundidee gehabt, dass wir Wohnzimmertische austauschen zwischen Menschen und dass das Festivalpublikum anrufen kann und fragen kann, bin ich an diesem Tisch zu Gast, darf ich auch kommen und mir den Tisch anschauen? Und in der Instruktion war es sozusagen immer dabei, dass man dann auch ein Gastgeschenk mitnimmt. Und Gastfreundschaft und Begegnung sind überhaupt einer der elementarsten kulturellen Gesten oder Handlungen, die wir setzen können und das hat mich dann bei dem Projekt sehr interessiert. Das war irgendwie aus meiner Sicht aufschlussreich für uns, das Projekt. Und wir haben das dann noch einmal in Nürnberg bei einem Netzwerkfestival, also da so einen neuen Mediengang realisiert, weil die haben das sozusagen als Netzwerk gesehen, das man da aufbaut. Und dann noch einmal in Norddeutschland in einem Dorf. Und das waren, einmal war es ganz Oberösterreich, beim zweiten Mal waren es vier Städte, also Nürnberg und vier umliegende Städte, die wir da vernetzt haben. Und am Schluss war es ein Dorf in Norddeutschland und das war dann auch interessant, da Unterschiede zu sehen. Und was waren zum Beispiel die Unterschiede? Dass das, was man einem Dorf immer zuschreibt, da kennen sie alle und vertrauen sie alle, überhaupt nicht stimmt. Möglicherweise ist das auch dem Norddeutschen naturell geschuldet, aber so viel Misstrauen, was machen die anderen mit meinem Tisch und sind wir überhaupt vertrauenswürdig, wenn wir so ein Projekt machen. Wir haben das gemeinsam mit Boris Nislony gemacht, der selber Deutscher ist, also es waren jetzt nicht nur Österreicher, die da kommen und Tische tauschen wollen. Aber wo man auch so merkt, das sind so ein bisschen die eigenen Stereotypen, wo man sich denkt, in einem Dorf kann das eh nicht so schwierig sein und wo ist da eigentlich das Interesse, weil die treffen sich doch eh andauernd. Das war bei weitem nicht so. Das war ein Dorf, das bis zu einem gewissen Grad auch im Einzugsbereich einer Großstadt war. Das heißt, dort ist man eher Schlafstadt, die Leute kennen sich gar nicht alle. Und bei dem Projekt quasi im Franken, Nürnberger Land, da war das Interessante, wie stark die Leute dann immer gleich noch was dazu erfinden wollten. Also bei uns war das vielleicht auch, hat das was mit den Leuten zu tun, die man über ein Festival erreicht. Aber für die hat das so gepasst in Oberösterreich. Da haben sie nicht gedacht, muss ich da jetzt noch irgendwie künstlerisch irgendwas machen. Und da waren die dort viel gestresster. Die haben da richtig ein bisschen runtergehalten und gesagt, nein, es geht einfach nur darum, Gäste gut zu empfangen. Das ist es. Und haben Sie vor, dass Sie nun mal bei einem Festival mitmachen mit einem Projekt? Beim Festival der Regionen? Eigentlich nicht. Okay, gibt es da einen Grund? Ja, das Budget ist sukzessive weniger geworden oder hat stagniert. Ich habe jetzt gehört, es wird jetzt wieder ein bisschen mehr. Aber eine Grundüberlegung von uns mit diesen, wie ich schon gesagt habe, dass die Kulturlandschaft in Österreich damals bei der Gründung für uns schon ein bisschen fad war. Die haben immer ihr Jazzprogramm runtergespielt und ihr Kabarettfixprogramm gehabt und die haben dann immer gesagt, wir können nichts anderes machen, wir müssen Einnahmen generieren, wir haben nicht so viel Geld. Und das Festival der Regionen hat damals zumindest den Anspruch gehabt, extra Geld und für damalige Verhältnisse auch viel Geld zur Verfügung zu stellen, damit man ein Projekt machen kann, das wirklich anders ist. Und das viele Geld gibt es jetzt nicht mehr. Und wenn man das auf die Projekte aufteilt, sehe ich dann die Möglichkeit, nicht etwas Außergewöhnliches zu machen. Das heißt, ein Projekt ist über unseren normalen Rahmen, den wir haben bei Projekten hinausgeht. Was hat das Festival der Region in Ihrer Meinung nach generell für einen Zweck? Ich würde eher sagen, es sollte einen Freiraum bieten. Freiraum, der sehr autonom verwaltet wird bis zu einem gewissen Grad. Es gibt genug Festwilts, die eine Ausschreibung machen. Das war am Anfang auch gleich eine Kritik. Als Künstler brauche ich nicht immer Hausaufgaben und will nicht immer ein Thema illustrieren. Ich habe eh meine Arbeit und ich habe eh meine Projekte. Ich brauche eigentlich Möglichkeiten, das zu realisieren und nicht immer irgendein Thema zu illustrieren, zu bespielen. Und ja, das finde ich wichtig. Und hat es das über die Jahre erfüllen können? Manchmal. Okay, manchmal. Manchmal. Also ein von allen immer wieder hervorgehobenes Projekt ist dieses Ein Dorf tut nichts. Da denken wir, ja, super. Ganz viele Projekte haben sozusagen die Haltung des Kurators unterstrichen, doppelt. Und das ist eigentlich das, was mich ganz persönlich nicht so interessiert. Ich glaube schon, dass das auch für viele Leute wichtig ist und auch für die Bevölkerung. Aber das ist jetzt nicht das, was mich persönlich so wahnsinnig vom Hocker reißt. Ein Ziel vom Festival der Region 1993 war es, ich zitiere Sie da nämlich, war es, neue, unterrepräsentierte Projekte in Oberösterreich möglich zu machen. Was war denn dabei Ihr ganz persönliches Anliegen im Vorstand bzw. im...? Naja, das ganze Vettel war ein bisschen sozusagen anti-Kupf, aber es sind ja trotzdem Leute wie der Franz Briller und der Günther Stockinger von der KUPF dabei gesessen. Mir war es wichtig, das von dieser Kupflogik wegzubringen, die eine ganz wichtige Funktion erfüllt. Das ist eher so eine gewerkschaftliche Funktion. Und mir ist es eher so zu sagen, wenn wir so ein bisschen um anarchistischere Freiräume gingen, um das, wo man jetzt nicht gewissen Erwartungshaltungen entspricht, wo man mit dem brechen kann, wo man nicht immer politisch korrekt sein muss. Okay, das waren meine Fragen. Danke. Danke. Fertig. Braucht ihr das Festival? Ja, braucht ihr das Festival der Region überhaupt? Ich habe vor zwei Jahren schon einmal gesagt, man kann es auch irgendwie mit einem großen Gang enden lassen. Also ich weiß nicht, ob man immer alles ewig fortführen muss. Ich bin jetzt wieder ein bisschen optimistisch. Es sind jetzt andere Leute, es sind so Leute wie ich, Gott sei Dank, jetzt irgendwie weiter weg und die sollen auch ihre Chancen haben. Also das muss man jetzt auch noch sagen, es war zu unserer Zeit noch wesentlich leichter, so neue Projekte auf die Füße zu stellen als jetzt.