Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich glaube, Sie haben das alle auch schon oft erlebt, so wie ich auch. Ein eng vertrautes Paar erzählt einem von einem Erlebnis, das es gerade hatte. Ich weiß nicht, sie fängt an zu erzählen und wird von ihm unterbrochen. Da muss man vorne beginnen, nur um seinerseits wieder unterbrochen zu werden vom Partner oder von der Partnerin. Es war eigentlich alles ganz anders und dann kommt ein Wort aufs andere und man setzt dann wieder neu ein und fängt nochmal von vorne an und nach einigen Minuten denkt man sich entsetzlich, ein wunderbares, vertrautes Paar getrennt durch ein gemeinsames Erlebnis. zur Genüge. Seit dem frühen 19. Jahrhundert haben immer wieder Künstler den Versuch unternommen, zu beweisen, dass die Unbestechlichkeit des Auges nicht vom Träger und Eigentümer des Auges abhängt. Und dann haben zwei Künstler nebeneinander denselben Baum gemalt oder gezeichnet und man hatte danach fast den Eindruck, der eine hat eine Pappel, der andere eine Birke gesehen. Und der berühmteste Fall der Kunstgeschichte ist wohl 1869 in der Hinsicht eingetreten. Es waren zwei Impressionisten, vollkommen verarmt, Claude Monet und Pierre Renoir, die an den sogenannten Froschteich La Grenouille gehen dort die jungen Mädchen das Wasser, die Insel La Camembert besichtigen und vom selben Standort das malen, was das Auge sieht. Nur was das Auge sieht, nichts anderes. Das eine Bild hängt in Stockholm, das andere in der National Gallery in London. Man hat das Gefühl, die beiden sind durch Kontinente getarnt. So verschieden ist das. Ich erzähle das jetzt am Anfang einer Ausstellungseröffnung zweier Künstlerpaare, weil es daher für uns Kunsthistoriker gar nicht überraschend ist, dieses Ergebnis. Wir leben von diesen Unterschieden. Überraschend ist dieses Ergebnis. Wir leben von diesen Unterschieden. Wir leben davon, dass wir gerade zu den Gipfel der letzten Subjektivität, der Entäußerung des Charakters oder des Temperaments, des Phlegmas oder der unterschiedlichen Emotionen im Kleinsten des Kunstwerks wiederfinden, in einer Zeichnung, in einem Gemälde. Wir erkennen das und selbst wenn alles andere gleich wäre, können wir eine Kopie von einem Original unterscheiden, weil das Temperament des Künstlers unbestechlich seinen Niederschlag findet in der Zeichnung. Das ist auch der Grund, warum etwa die Zeichnung seit dem 16. Jahrhundert nicht nur gesammelt wird, sondern als die Mutter aller Künste gilt, weil sie das Höchste ist an Ausdruck des Individuums. Das 16. Jahrhundert, die Renaissance hat das Individuum, den Menschen entdeckt, nicht nur vermeintlich Indien. Und daher ist es für mich eine ganz besondere Herausforderung gewesen, zwei Künstlerpaare zu zeigen, bei denen man plötzlich basser Staunen steht, große Werke, 2x2, 2x3, 2x6, 3x6 Meter. Und man weiß, sie stammen von zwei Händen. Man sucht verzweifelt die Hand A, die Hand B und kann sie nicht entdecken. Das eine sind vor allem Zeichnungen, das andere vor allem Gemälde, aber was die beiden Paare zustande gebracht haben, ist etwas ganz Einzigartiges, etwas, das sich vermutlich in keiner Ehe so zuträgt, eine Symbiose, die wirklich beide verschmilzt zu einer unauflösbaren Einheit. Ich bin ganz besonders stolz, dass diese beiden Paare, die vieles gemeinsam haben, aber auch vieles sehr verschieden sind, sich bereit erklärt haben, das Experiment zu wagen und als Künstlerpaare ihre Premiere in der Albertina haben, begrüßen Sie mit mir ganz ganz herzlich Markus Muntern und Adi Rosenblum, Peter Haudenschild und Georg Ritter. Seid herzlich willkommen in der Albertina. Es sind zwei Künstlerpaare, die viele in Österreich seit langem kennen. Sie haben ja auch gleich als erstes eigentlich die Generation gemeinsam. Sie arbeiten im Wesentlichen seit 30 Jahren. Die einen kurz vor 1990, die anderen kurz nach 1990 tun sie sich zusammen und entwickeln ihre eigene Bildwelt, die uns heute so sehr bezaubert, entrückt und in eine andere Welt versetzt. Sie arbeiten damit in einem Jahrzehnt der Kälte. Ein Jahrzehnt, das eindeutig den Gefrierpunkt geradezu in der Kunst erreicht hat, nachdem davor der Siedepunkt in den 80er Jahren erreicht worden ist. Die 80er Jahre, die Jahre der neuen Wilden, des Neo-Expressionismus, des Sich-Ausdrückens. In Österreich stehen dafür Scheibel, Brandl, Damisch, Bohatsch, Schmalig, so viele Künstler, die endlich wieder den Gegenstand nach den kargen 70er Jahren gefunden haben und den expressiv aus äußerster Subjektivität niederschlagen. Mit einer Rasanz, mit einem Tempo und so, dass man sofort erkennt, wer das starke Temperament, das Echer etwas leisere, stillere ist. Die 90er Jahre kennen demgegenüber tatsächlich eine Abkühlung in der gesamten Kunstgeschichte. Die Realität spielt eine Rolle bei den einen, bei den anderen. Es ist die Ungegenständigkeit, es ist bereits ein Jahrzehnt, das auch durch das Fegefeuer der 80er Jahre gegangen ist. Das Fegefeuer der 80er Jahre hat darin bestanden, dass plötzlich alles möglich ist und alles geht und alles gleichzeitig möglich ist. Daher würde ich von daher die Frage, die mir manchmal in den letzten Tagen gestellt worden ist, ist das nicht eigentlich ein bisschen rückschrittlich? Beide sind Realisten, stellen eine Wirklichkeit dar, eine Landschaft, Gebäude, Bäume, ein Wald inneres, Lichtung. Nein, das ist nicht konservativ, überhaupt nicht. Das ist eine Möglichkeit der Kunst und die Kunst kennt mittlerweile alle und sie stellt keine Hierarchie mehr der Gattungen dar und keine Hierarchie mehr der Nachahmung. Die Zeit, in der man wie in den 50er Jahren, was in wenigen Tagen in der Albertina Mod an der Gegenstand unserer großen Herbstausstellung sein wird, mit Jackson Pollock, Mark Rothko und vielen anderen, dass die Abstraktion der alleinige Weltsprache ist, die global verstanden wird und gleichzeitig die Sprache der Freiheit, die Freiheit des Westens repräsentiert. Diese Zeit ist ebenso vorbei wie umgekehrt die Zeit, als nur der Realismus gegolten hat und das kennen wir bereits in der Antike, als Aristoteles seine Poetik mit dem Satz eröffnet hat, Kunst ist Nachahmung der Wirklichkeit. Künstlerpaare, die im Einzelnen dann die Kuratorin der Ausstellung, Elisabeth Lahnert, der ich ganz, ganz herzlich für diese wunderbare Arbeit danke, vorstellen wird, nämlich auf die Frage des Realismus. Fünf Jahrhunderte lang, ungefähr vom 15. Jahrhundert bis ungefähr 1905, genau genommen bis zum Herbst 1905, genau genommen bis Anfang September 1905, bis zum ersten Auftritt der VAUV bei der Ausstellung des Salons d'Automne in Paris, als plötzlich nicht mehr die Nachahmung der Wirklichkeit, sondern die Erfindung der Wirklichkeit an deren Stelle getreten ist, war Realismus ganz selbstverständlich. Nichts anderes hat man gemacht. Man hat einander immer mehr übertroffen in der Möglichkeit, sich der Wirklichkeit zu nähern. Aber immer stand letzten Endes als Ausgangspunkt dieses Realismuskonzeptes, dass hier der Mensch ist und dort ist die Wirklichkeit, wie man sie sieht. Man hat immer mehr gesehen. Die Impressionisten waren schließlich der Höhe und Endpunkt dieser Kunstvorstellung, dass Kunst Nachahmung der Wirklichkeit ist. Nachahmung der Wirklichkeit ist. Mit dieser Wirklichkeit haben Markus, Adi, Peter und Georg nichts zu tun. Das erinnert mich an einen Satz, den ich mir sehr bewundert habe, der vor Jahrzehnten auch schon geschrieben wurde und so hellsichtig ist, dass er heute noch seine Gültigkeit hat. Umberto Eco, Sie kennen alle, er ist ein Autor des Romans Der Name der Rose. Ein großartiger Philosophen, der es Tätiger, hat einmal auf die Frage, warum man Medievist ist, warum er über das Mittelalter hauptsächlich publiziert hat, geschrieben, schreibt über das Mittelalter, weil er das Mittelalter aus eigener Anschauung kennt. Die Gegenwart kennt er nur aus dem Fernsehen. Die erste Natur, das was wir sehen und was wir glauben vermeintlich zu sehen, ist heute so vermittelt durch eine mediale Wirklichkeit, durch Filme, durch Medien, durch Fotografien, durch millionenfache Abbildungen in Magazinen, auf Plakatwänden, durch das Handy, etwas wirklich Grandioses findet, schon das Handy zwischen sich und das grandiose Erlebnis setzt, damit es vermittelt wird. Diese Unterscheidung zwischen der ersten und der zweiten Natur ist beiden inne. Beide genießen das Privileg, zutiefst zeitgenössisch zu sein, zutiefst zeitgenössische Künstler zu sein. Und ein zeitgenössischer Kunst schwimmt nicht wie ein toter Fisch im Fluss, aber er schwimmt auch nicht gegen den Strom. Er weiß, was die Zeichen der Zeit sind. Und so greifen beide nicht auf die Plein-Air-Malerei der Impressionisten zurück und malen oder zeichnen jahrzehntelang, um diese Arbeiten zu machen im Wald oder auf der Straße, in den Ernstfallgegenden der Städte, in den Ernstfallgegenden der Städte, wie die Bilder von Munter und Rosenblum, sondern das, was sie finden, bereits zubereitete Natur, in Magazinen, auf Werbeprospekten, Hochglanzzeitungen und Zeitschriften oder im Internet. Heute die unerschöpflichste Quelle vermutlich von Gerhard Richter bis zu unseren beiden Paaren hier. Das haben sie gemeinsam und das Ergebnis ist aber dennoch diametral entgegengesetzt. Die einen, Peter Hauenschild und Georg Ritter, sind Primärzeichner. Mit einer Kreuzschraffur halten sie das Belangloseste der Wirklichkeit fest. Wenn ich der Titel manchmal einen Hinweis gebe, dann würde man sogar übersehen, dass das Ganze letzten Fernsehers, des Computers, des Bildschirms erleuchtet, dass da Gegenstände drinnen sind, weil sie diese Arbeiten, die ihre Werkstatt zeigen, in Madrid und in Berlin und an verschiedenen Städten gezeichnet haben, über viele, viele Monate, zwei Jahre dauert es, um diese vier Werke zu vollenden. Und wenn einmal eine Kupplung bei einer Fahrt über einen Pass in Italien eingegangen ist, dann findet sich auch diese Kupplung plötzlich in diesem Bild drinnen. Aber sie sieht aus wie ein Stück, wie ein Relikt, wie ein Objet trouvé, das doch irgendwo in dieser Werkstatt gewesen sein muss, mitnichten. Sie zeichnen einen Wald, der letzten Endes mit Gimmischelte einem schon den Hinweis gibt, mit diesem Wald hat es etwas auf sich, gib mir Zuflucht, schenke mir ein Refugium. Grausamer könnte die Welt nicht gedacht werden. Es ist nicht das Refugium, das wir in der Natur suchen, weil wir die Sehnsucht nach der Idylle nicht unterdrücken können, sondern es ist der Fluchtort in der Steiermark, an dem sich 15, 20 Verfolgte vom nationalsozialistischen Regime zurückgezogen haben, der Igel, weil ihnen eine Igelfamilie dort begegnet ist und wie sieht das heute aus? Heute sieht es aus wie ein schönes Stück Natur, ausgeschnitten, als ob Dürer es gesehen hätte von den Nürnberger Stadtmauern. Dieser unprätentiöse Zugang zur Wirklichkeit, der zugleich ein hohes konzeptuelles Fundament hat, ist faszinierend und einzigartig. Ich glaube, es wird Ihnen genauso gehen wie mir, dass Sie davor stehen und sich immer noch wundern, dass zwei Menschen dasselbe gesehen haben, als ob sie nur ein Augenpaar hätten, nur eine Hand, nur ein Herz, nur einen Kopf. Denn nach Hegel ist die Zeichnung die kürzeste Verbindung vom Kopf über das Herz in die Hand und wir können zwei Hände so etwas geschaffen haben, zwei Herzen diese Wirklichkeit gefühlt haben, vier Augen diese Realität wahrgenommen haben. Bei Munter und Rosenblum stellt sich die Sachlage etwas anders dar. Sie konstruieren eine Welt, die ein Lebensgefühl wiedergibt. So und so steht man vor diesen Paletten, der letzten Endes eine Beretsamkeit der Leiber von Jugendlichen, die allesamt in ihrer prachtvollen Erscheinung durch die Optimierungsfilter heutiger Apps durchgegangen sind. Man kann ja mit einigen wenigen Wischern bereits aussehen wie sein eigenes Model. Und damit kritisieren sie aber nicht eine Wirklichkeit, sondern sie geben ein Lebensgefühl wieder, auch darin zutiefst zeitgenössisch und man steht nicht davor, wie vor Genrebildern, die etwas erzählen. Waldmüller, das ganze Biedermeier Österreichs lebt von diesen Erzählungen, von diesen Genrebildern. Hier wird nichts erzählt. Diese Gesten kommunizieren nicht. Die Menschen sind isoliert, allein voneinander. Eine seltsame Melancholie herrscht in all diesen Bildern vor. egal ob es in einer Flughafenhalle ist, auf einem Bahnhof, ob es in einer Untergrundbahn, einer Metrost finden, sind wie aus dem Off gesprochen. Keine dieser Figuren könnte die Texte, die man hier findet, gesagt haben. Aber alle zusammen unteritter sind gerahmt oder sie hängen pur an der Wand festgetackert. Die Bilder von Muntan und Rosenblum haben einen weißen Rand und an den Ecken ist nichts Eckiges, das ist abgerundet, wie wir das von jedem Apple-iPhone kennen, wie überhaupt von den vielen iPhones. Ob das Zufall ist, denn sie haben das schon vor dem iPhone gehabt, oder ob es wie eine Ahnung ist, dass wir nur mehr durch dieses Gerät, durch diese mediale Vermittlung die Wirklichkeit sehen, weiß ich nicht. Aber es ist für mich eines der besten Beispiele dafür, dass die erste Natur uns allen verloren gegangen ist und sie nur mehr als Kitsch vorwest und wie im Fernsehen, wenn man uns vormacht, dass irgendein Musikantenstadel tatsächlich unter einer Almhütte stattfindet und das Ganze doch nur im Studio aufgebaut ist. Diese Bilder sind mit das Schönste, was die österreichische Kunst hervorgebracht hat. Beide sind multimedial, was in der zweiten, zweiten Teil der Ausstellung auch sichtbar wird durch einen Film, den sie selber inszeniert und wunderbar mit einer Instrumentierung, einem Gesang versehen haben. Ich hoffe, sie genießen die Ausstellung so sehr wie ich und sind so wie ich dankbar, denn es ist keine Kleinigkeit und es ist keine Selbstverständlichkeit, dass zwei ganz große Künstlerpaare sich bereit erklärt haben, nicht in der Albertina auszustellen, da kenne ich schon mehr, die das gerne tun, sondern in ein und derselben Galerie. Zwei Ausstellungen unter einem Dach, vorne geht man rein, hinten geht man raus und dazwischen erlebt man zwei, die so viel gemeinsam haben, dass wir danach wieder verstehen, warum wir so verschieden sind. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen zu dieser Ausstellung, danke euch noch einmal von ganzem Herzen, dass ihr uns diese Chance gegeben habt, diese Ausstellung zeigen zu dürfen und dir, liebe Elsie, der ich gern jetzt den Flur überlasse, danke ich ganz herzlich für die kuratorische Leistung, die du dabei an den Tag gelegt hast. Danke. Ja, sehr geehrte Damen und Herren, warum arbeiten zwei Künstler als Paar, als Künstlerduo zusammen? Das ist sicher keine Frage, die sich so allgemein beantworten lässt, aber anhand dieser zwei Positionen lässt sich das vielleicht ein bisschen aufschlüsseln. Ich denke, es trifft auf beide zu, auf Hauenschild Ritter und Muntean Rosenblum, dass es für sie eine Form der Kommunikation ist, innerhalb eines Bildes, miteinander beim Schaffen des Werkes, bei der auch die persönliche Handschrift zurücktritt. Und es bedarf sicher eines Mutes, miteinander zu arbeiten, etwas zu überzeichnen, was der andere gemacht hat, etwas durchzustreichen, etwas zu ergänzen. gemacht hat, etwas durchzustreichen, etwas zu ergänzen. Es bedarf aber auch eines Vertrauens, etwas zuzulassen, den anderen einfach machen zu lassen, die eigenen Stärken vielleicht dabei zu erkennen, die eigenen Schwächen natürlich auch, Reibefläche füreinander zu sein und damit ein bisschen auch wegzukommen vielleicht von irgendeinem persönlichen Ego-Trip und eben tatsächlich das Werk selbst sprechen zu lassen. Es ist ein Betrachten von zwei Standpunkten aus, das dann Vielseitigkeit bringt. Und Georg Ritter hat es mal auch genannt, das Durchbrechen eines inneren Monologs beim Schaffen. Was ich auch interessant finde bei diesen zwei Positionen, ist, dass sie beide durch diese Zusammenarbeit auch das Bild hinterfragen, das wir vom Künstler haben und da meine ich tatsächlich jetzt den Künstler ohne Gendern. Die Vorstellung von einem Künstler als jemand, der einsam schafft, der einsam im Atelier sitzt, individuell und spontan arbeitet, sehr persönlich auch arbeitet, das haben die beide auch und hinterfragen das natürlich auch in dieser Zusammenarbeit bei Munte an Rosenblum vor allem, indem sie halt auch diesen Kult um den Malerfürsten hinterfragen, damit auch dem Geniekult entkommen und eigentlich eine Persona geschaffen haben, Munte an Rosenblum, womit sie eben auch irgendwie ein Spiel mit Identitäten spielen, das sie auch in ihren Werken dann fortsetzen und eine Hinterfragung eigentlich haben der zeitgenössischen Ich-Struktur. Wir haben diese Ausstellung durchaus getrennt geplant und eben auch zwei Kataloge gemacht. Und ich möchte da jetzt auch diese zwei Ausstellungsteile mal kurz getrennt beleuchten. Peter Haunschild und Georg Ritter haben beide an der Kunstuni Linz visuelle Gestaltung studiert. Georg Ritter davor auch am Mozarteum in Salzburg. Und sie haben dann eben in den 80er Jahren schon begonnen, in der Stadtwerkstatt Linz zusammenzuarbeiten, sind also eigentlich Medienkünstler und dann immer in Klausursituationen, wie sie das selbst nennen, sagen wir es bei Auslandsaufenthalten, wo sie andere Ausstellungen aufgebaut haben oder bei Residency-Programmen haben sie dann angefangen, gemeinsam zu zeichnen und eben die eigene Arbeit als Medienkünstler darin zu reflektieren. Und gerade in den angesprochenen Bildern, in diesem ersten Raum, in den Werkstattbildern, werden Sie das dann ganz gut sehen, da reflektieren sie über diese Tätigkeit als Medienkünstler, zeigen sich selbst in der Stadtwerkstatt, haben ganz viele Querverweise zu anderen Arbeiten und Projekten. Also je besser man die Arbeiten kennt, kann man natürlich diese Querverweise dann auch erkennen. Aber auch sonst sieht man, dass da Bezüge sind, dass das eine Bild im anderen wieder als kleine Abbildung enthalten ist. Sie nennen diesen Zyklus auch im Lichte der Arbeit und du hast es schon angesprochen, dass es hier natürlich ganz stark um diese Bildschirme geht, also sie zeigen tatsächlich sich selbst unter der Strahlung dieser verschiedensten Bildschirme, die selbst aber für sich wieder leer sind. Also dieses plötzliche künstliche Lichtquellen einsetzen ist etwas, was sie hier auch aufgreifen und eben durch diese künstlichen Lichtquellen die Bildschirme, die uns alle täglich umgeben, das Szenario erhellen. Und wie sieht eben diese eigene Arbeit dann in diesem Licht aus? Es ist ein Schichtaufbau, den Sie hier machen, Schraffur über Schraffur, teilweise zehn oder mehrere Schichten, je nachdem. Und es lässt sich auch vergleichen mit einem sukzessiven Hochladen von Bildmaterial, wenn wir jetzt wieder von der Medienkunst oder vom Computer ausgehen. Also Schicht für Schicht entsteht so nach und nach dieses Bild, baut sich dieses Bild auf. Der Hintergrund ist teilweise auch noch zu sehen, also dringt diese Zeichnung hier eigentlich so in die Tiefe vor, in dieses Liniengestrüpp. Was sieht man in den Bildern? Mich fasziniert immer dieses Danach, das festgehalten wird. Wir sehen zum Beispiel eben eine Lichtung, auf der offensichtlich ein Sturm getobt hat, die Bäume sind geknickt, man sieht noch einen Regenschirm, der dort auch offenbar hingeweht wurde, also dieser Zustand Danach ist festgehalten oder eine Lagerhalle, die unter den Schneemassen eingestürzt ist, wo die Balken auf dem Boden liegen, ganz hinten sieht man, geht jemand durch. Also diese Szenen wirken fast wie eingefroren, wie Filmstills oder es gibt auch eine Reihe an Bohrköpfen, die dann so nebeneinander wie eine Ahnengalerie wirken, auch die sehen wir nicht, wie sie eben gewaltvoll in das Erdreich vordringen, sondern eben wie Porträts erstarrt, fast wie Werbeprospekten, aber eben von Hochglanz in die Zeichnung übersetzt. Oder eine Prozession an Goldhaubenfrauen, die aus diesem volkstümlichen Treiben, aus dieser Musik herausgerissen sind und eigentlich dann wie eine Skulpturengruppe aus Stein erscheinen. Und es ist dieses Festhalten des Moments, den man eben in vielen Arbeiten sieht, dieses Festhalten des aktuellen Zustands, fast als hätte man so die Stopptaste gedrückt in eine Baugrube oder ein aufgelassener Friedhof, ein Keller, der nur in dem Moment existiert oder eine Waldszene, einmal im Frühling, einmal im Winter oder eben auch das von dir angesprochene Bild Gemischelter, Winter oder eben auch das von dir angesprochene Bild Gimmischelter, wo man eben eine Szene sieht, wo sich eben 1944, 1945 die Widerstandskämpfer aus dem Salzkammergut zurückgezogen haben, was man eben über den Titel nicht erfährt. Das ist quasi die Hintergrundinformation, die wir in der Ausstellung auch liefern. Aber wenn man diese Information hat, betrachtet man dieses Bild, das dann 60 Jahre später entstanden ist und versucht noch etwas darin zu erkennen und vielleicht auch sich vorzustellen, wie die Männer da im Winter gesessen sind und versucht dann vielleicht den Radiosender einzustellen oder wie sie eben aus den umliegenden Ortschaften dann auch versorgt wurden mit Lebensmitteln. Das alles sieht man also in diesen Bildern, diesen eingefrorenen Zustand. Bei Munte und Rosenblum ist es so, dass die schon seit 1992 zusammenarbeiten, sie haben sich auf der Akademie der Bildenden Künste beim Studium kennengelernt, nebeneinander gearbeitet und so hat es sich dann ergeben, dass sie sich nicht nur ineinander verliebt haben, sondern auch so nach und nach immer eingegriffen haben in das Werk und da haben wir das wieder mit dem Mut und mit dem Vertrauen, also ist eine Art Symbiose natürlich auch da entstanden und eben diese Persona dann auch mit der Zeit entstanden, wo sie dann eben ihre Werke geschaffen haben und sie arbeiten auch in unterschiedlichen Disziplinen, jetzt nicht nur in der Malerei, also machen eben auch Filme, sehen sich auch als Installationskünstler, aber es ist so, dass die Malerei eigentlich immer das eigentliche Anliegen bleibt, die Ausgangsbasis und auch das, wohin es dann wieder führt. Weil sie sagen, die Malerei vermag tatsächlich eine Realität abzubilden, so wie ein Foto, aber das dann eben auch nochmal zu übertreffen, eine Sinnlichkeit, eine Lebendigkeit auch zu vermitteln und eine bestimmte Stimmung auszulösen. Und da ist es ganz interessant zu wissen, wie Muntan und Rosenblum arbeiten, dass sie Bildmaterial durchforsten, also in den Anfangsjahren hauptsächlich Zeitschriften durchforsten, dann seit den Anfängen des Internets auch das Internet und dort Gestaltungsprinzipien wiederfinden, eine Ikonografie, bestimmte Posen, eine bestimmte Gestik und vor allem einen Pathos wiederentdecken, den man eben auch in den Gemälden der Renaissance zum Beispiel finden kann. Also etwas, das uns immer schon berührt hat, das dann auch von der Werbung von Hochglanzmagazinen in den sozialen Medien aufgegriffen wird. Und da geht es eigentlich dann um eine Art Manipulation durch Bilder, weil wir sind gleich ergriffen, wenn wir das sehen und wissen eigentlich gar nicht so recht, wie uns hier geschieht. Und Munte und Rosenblum ziehen diese Szenen heran, nehmen verschiedenste Figuren aus unterschiedlichen Kontexten, heran, nehmen verschiedenste Figuren aus unterschiedlichen Kontexten, machen auch noch Fotos im Studio und setzen diese Figuren dann in andere wiederum vorgefundene Räume und komponieren so eben auch nach bestimmten Gestaltungsprinzipien mit Zentralperspektive ihre Bilder. Wobei sie eben aber nicht entschlüsseln, sie legen deren eigenen Filter an, aber sie entschlüsseln jetzt eben zum Beispiel nicht, woher sie was haben. Aber wenn man dann sich zum Beispiel die niederländische Landschaftsmalerei anschaut, dann kann man das vielleicht auf den sozialen Medien auch wieder entdecken. Eine bestimmte Wolkenformation, die sich dann eben auch in den Bildern von Montian Rosenblum wiederfindet. Und es gibt ein wunderschönes Bild in der Ausstellung, eine Szene an einem Strand, ein Bub im Hintergrund läuft mit seinem Surfbrett durch und vorne steht eine Frau, trinkt und steht auf einem Badetuch. Und natürlich schaut es nicht aus wie die Venus von Botticelli, wenn man aber weiß, dass es genau das ist, was Muntean Rosenblum in den Bildern, in den sozialen Medien sehen und dann eben auch heranziehen, dann wird man dort vielleicht auch die Venus entdecken können. Also sie platzieren diese Figuren in diesen unterschiedlichen Kontexten und es sind hauptsächlich junge Menschen, die sie zeigen, durchaus auch melancholische, vielleicht auch so leicht gelangweilte Menschen und das machen sie aber schon wirklich seit Mitte der 90er Jahre 2000. Heute kommt uns das nicht mehr so befremdlich vor, diese Anordnung der Figuren, noch dazu eben mit dem Text darunter. Es schaut ein bisschen aus wie heute diese klassisch coolen Fotos von jungen Menschen oder von uns allen vielleicht, wenn wir ehrlich sind, in den sozialen Medien, eben mit dem Instagram-Text darunter. Doch das ist eben etwas gewesen, was Munterian und Rosenblum schon sehr, sehr früh, schon seit über 20 Jahren machen und da diese Phänomene vielleicht auch vorweggenommen haben. Und sie schaffen eben diese Kompositionen, die dann eben durch den Text darunter aber irritieren. Das ist ein Aphorismus vielleicht oder eine Metapher, vielleicht ein Songtext, der wieder eine andere Ebene dann aufmacht und eben diese Mehrdeutigkeit erzeugt. Ich möchte gleich nochmal auf die Gemeinsamkeiten zu sprechen kommen, die wir eben durchaus hier entdecken können, gerade weil wir es unter diese Überschrift der Künstlerduos gesetzt haben, ist es dann eben verlockend, auch die Ausstellung danach zu betrachten. die von ihnen selbst ja auch produziert wird, wo sie mit ihren Werken durch dieses akribische Abzeichnen in Form der Zeichnung eigentlich diese Bilderflut anhalten. Und ja, bei Munte und Rosenblum geht es eigentlich darum, wie wirken Bilder auf uns, welche Gestaltungselemente werden da verwendet und um diese Manipulation durch Bilder. Oder wie die beiden es auch genannt haben, ist, dass sie eigentlich mit dem visuellen Müll des Informationszeitalters arbeiten und mit dem Material, das uns jetzt umgibt, durch das Gegenwärtige hindurch in ein anderes Gebiet vorzudringen. Eine andere Gemeinsamkeit ist eben das Übersetzen von einem Medium in ein anderes, also eben von Fotomaterial, das am Computer zusammengesetzt wird, eben in die Zeichnung, wie bei Hauenschild Ritter oder bei Muntan Rosenblum, dann eben in die Malerei oder in den Film. Und du hast es schon angesprochen, dieser weiße Rand erinnert tatsächlich dann an einen Bildschirm oder an Leuchtboxen und Sie werden das in der Ausstellung sehen, die ganze Ausstellung, dieser ganze Ausstellungsbereich Muntuntan Rosenblum, ist auch in Petrol ausgemalt, wodurch diese Bilder wirklich wie Leuchtkästen vor der Wand heraustreten. Und eben auch dieses, mit dem Text hat es durchaus auch etwas Filmisches, filmische Elemente sind auch enthalten. Auch dieses Sampling betreiben beide, wo eben unterschiedliche Bildinhalte dann zu einem Bild zusammengesetzt werden. Und letztlich ist es aber auch unsere Rolle als Betrachtende der Werke, die mit einbezogen werden von beiden, wo das Werk in einen sozialen Zusammenhang gestellt wird, wo wir eben bestimmte Orte mit unserer Vorstellung beleben, wie in der Lagerhalle oder eben in dieser Sturmlichtung oder wo sich eben wie bei Munte an Rosenblum Inhaltsebenen auftun, ein unfassbarer Raum, eine Leere, die dann von uns gefüllt werden soll. Ich freue mich sehr, dass wir diese Ausstellung hier so zeigen können, die eben auch deswegen entstanden ist, weil wir einige Werke hier in der Sammlung haben, bei Munte an Rosenblum vor allem von Sammlung Essl sind einige Werke hier enthalten, die wir aber aufgrund der vielen Leihgaben dann wirklich auch jetzt hier retrospektiv anlegen konnten, beide Ausstellungsteile. Und ja, ich bedanke mich bei euch vier für euer Engagement, für diese Unterstützung dieser beiden Ausstellungsteile, dieser Gesamtausstellung und danke euch für die gute Zusammenarbeit. Dankeschön.