Die Heftes 3, 22. Rampe 2004 betreut wird. Davor war sie, wie übrigens auch ich, in der Direktion Kultur angesiedelt und zwar seit ihrer Gründung im Jahr 1975, dort insgesamt 30 Jahre lang in den Händen von Fritz Lichtenauer. Wir freuen uns sehr, dass es mittlerweile eine ganze Galerie an Landeskulturpreisträgerinnen und Preisträgern in Regenbogenfarben gewandet gibt und besonders, dass sich heute ein neues Heft dazu gesellen wird. Wir begrüßen den Porträtierten Andreas Rehnoldner und seinen Maler Dr. Manfred Müller sehr herzlich hier in der Literaturgalerie des Stifterhauses. Willkommen. Willkommen die beiden Herren. Vorgestellt wird das Heft nicht nur durch den Herausgeber, sondern mehrstimmig, multimedial. Aus ihren Beiträgen vortragen werden Birgit Schwaner und Rudolf Habringer. Wir danken herzlich für die Mitwirkung am Heft und am heutigen Abend Ihnen und allen Beiträgerinnen und Beiträgern. Wie schön, dass zwei davon jedenfalls hier sind und auftreten werden. Die Rampe Ausgabe 3 ist immer ein ganz individuell gestaltetes Heft. Manches wird aus dem Archiv, aus dem literarischen Vorlass der oder des Porträtierten erstmals gezeigt, so auch in diesem Fall, der ein Glücksfall ist. Andreas Renoldner hat seinen literarischen Vorlass dem Oberösterreichischen Literaturarchiv am Adalbert-Stifter-Institut 2021 zum Geschenk gemacht. Eine Großzügigkeit, für die es einmal mehr zu danken gilt. Versehen hat er dieses Material auch mit Dossiers, mit Wegbegleitung durch die Dokumente. Dieses Material ist zur ersten Besprechung der Rampe vom Herausgeber von Wien nach Linz gebracht und übergeben worden. Erste Einblicke ins Archiv finden sich in der Rampe. Für zukünftige Forschungsfragen steht alles bei uns im Dachgeschoss zur Verfügung. 2001 wurde Andreas Renoldner mit dem Landeskulturpreis für Literatur ausgezeichnet. Im Fokus stand das Hörspiel. Auch dazu wird es heute eine Kostprobe geben. Angesichts des Umgebenden der Ausstellung Stifter illustriert mit bildkünstlerischen Arbeiten zu Texten von Allerbert Stifter, darunter auch welche, die vom Verleger Richard Pils durch Kinder hergestellt wurden. Auch er ist heute bei uns. darunter aber auch welche von Ernst von Dombrovski. Also angesichts dieses Umstands möchte ich erwähnen, dass Andreas Rehnoldner die Ernst und Rosa Dombrovski Stiftung mit seinen Hörspielen 1997 überzeugen konnte. Sie hat ihm auch einen Preis zu erkannt. Vieles von dem, was es über Andreas Rehnoldner zu erfahren gibt, finden Sie in der Rampe. Manches davon werden Sie gleich im Anschluss hören. Für die leuchtend pinke Rampe möchten wir uns ganz herzlich bedanken beim Herausgeber Manfred Müller, bei der Grafikerin Gerti Blöchl, bei unserem Verlagspartner Verlag Bernhard Blöchl-Freistadt, nicht verwandt mit der Gestalterin, bei allen Beiträgerinnen und Beiträgern. Ich möchte besonders Mag. Claudia Lehner, wissenschaftliche Mitarbeiterin hier im Haus, für die so sorgfältige wie kompetente und zuverlässige Betreuung auch dieses Heftes Dankes sagen. Ihnen allen einen schönen Abend mit Andreas Rehnholdner. Einen schönen Abend auch von mir. Freut mich sehr, dass ich heute hier sein darf, zu diesem schönen Anlass, die Rampe heute hier vorzustellen. Es ist immer fein hier bei euch im Stifterhaus. Ich fange gleich an mit dem Danke sagen. Danke an das Stifterhaus, dass ich diese Aufgabe bekommen habe, das zu machen. Danke an den Andreas Rehnoldner, der mich ja irgendwie vorgeschlagen hat. Vor allem aber danke an Claudia Lehner für, ja wie soll ich sagen, für die unglaubliche Arbeit an diesem Heft, für die unglaubliche Geduld, vor allem mit mir als Herausgeber. Vielen Dank. Ich soll dieses Heft vorstellen, zuerst zeige ich es mal. Jetzt könnte ich gleich damit anfangen, für die Farbe kann ich nichts, aber die Gerti Blöchel hat es geschafft, dass auch das wunderbar ausschaut. Die Birgit Schwaner hat vorher gemeint, es ist Dunkelmagenta. Ich finde, das macht es gleich noch schöner. Es ist ein sehr schönes Heft geworden. Zum Inhalt kann man sehr viel sagen oder sehr wenig. Ich versuche das jetzt in der Mitte zu halten. Es ist ein Gespräch enthalten mit Andreas Renoldner, ein Gespräch in mehreren Abschnitten, die gleichzeitig auch die Kapitel sind in diesem Heft. Es sind dann dazu acht Texte enthalten von Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern von Andreas Renoldner zu seinen verschiedenen Arbeiten, zu seiner Person aber auch. Also sehr allgemeine Texte und sehr spezielle Texte, das ist sehr gut durchmischt. Da ist enthalten der Manfred Corbott, ich mache das jetzt einfach alphabetisch ganz schnell durch, über den Schriftsteller und Rennradfahrer. Interessanterweise ist der Text unter anderem in Fuerteventura entstanden, wo die beiden einander, ohne es ausgemacht zu haben, begegnet sind. Es ist der Rudolf Habringer enthalten mit Erinnerungen, Anekdoten, Anmerkungen, Marginalien. Dazu dann später mehr, wird er aus seinem Text dann noch lesen. Es ist der Alfred Bittertschatscher enthalten, den ich auch herzlich begrüße, der da hinten sitzt. Der eine Zwischenbilanz zu Andreas Renoldner beigesteuert hat. Und die beiden haben ja sehr viel miteinander zu tun gehabt im Rundfunk und auch sonst in Oberösterreich. haben ja sehr viel miteinander zu tun gehabt im Rundfunk und auch sonst in Oberösterreich. Marlène Schachinger ist dabei, die über des Himmels weite und sich drehende Räder geschrieben hat. Also auch einiges, was Literatur und Leben von Andreas Rehnoldner verbindet übrigens. Auch das unter anderem im Rahmen eines Besuchs entstanden im Bauernhof der Marlien-Schachinger im Weinviertel. Helmut Schönauer hat einen Text beigesteuert, nennt das Ganze den Hintergrund zum Untergrund. Und da geht es um eine ganz wichtige Facette, um einen Autor, der nicht nur für die eigene Arbeit lebt, sondern auch für das Schreiben der anderen sehr viel gemacht hat. sondern auch für das Schreiben der anderen sehr viel gemacht hat. Birgit Schwaner hat einen Text geschrieben, wo es um eine Reise geht mit Petrarca zum Mont Ventoux. Dazu auch später dann mehr, sie ist ja auch hier. Andreas Tiefenbacher hat über zwei Romane von Andreas Renoldner geschrieben und zeigt, wie genau Renoldner die Angreifbarkeit unserer Psychen auszuloten imstande ist in seinem Werk. Also ein ganz wichtiger Beitrag. Und last but not least, Konrad Zobel, jahrelang Hörspielchef bei Ö1, wo Andreas ja sehr viele seiner Hörspiele auch produziert hat und die dort gespielt wurden unter Konrad Zobel, hat über das Hörspiel Schaffen von Andreas Renoldner geschrieben. Es sind in diesem Buch dann auch fünf Texte von Andreas Renoldner enthalten, sehr unterschiedliche, von einer launigen Biografie bis hin zu Texten, die auch diese Schnittstelle zwischen Leben und Werk immer sehr gut bezeichnen und ausloten. Es sind da drin Kochrezepte, Zeugnisse, Turnbücher, Schulaufsätze sogar und noch einiges mehr. Es gibt dann daneben auch noch eine Biobibliografie und jetzt müsste ich anpreisen, und das alles auf 142 Seiten. Das wirkt nicht viel, aber wenn Sie die Rampe aufschlagen, werden Sie sich wundern, wie viele verschiedene Richtungen da drin enthalten sind. verschiedene Richtungen darin enthalten sind. Das mag eben überraschen, liegt aber einfach daran, dass Andreas Renoldner zu den ganz Wichtigen, zu den besonders Vielseitigen, zu den sehr Neugierigen und zu den extrem Ruhelosen seiner Art und seiner Generation gehört. Da geht es also ums Schreiben, es geht ums Aufwachsen, es geht ums Lernen, es geht ums Denken, ums Kochen und so weiter und so weiter. Und man kriegt einiges mit über das Leben als, und ich sage es jetzt einfach alphabetisch, das Leben als Altenpfleger, was ihn ja die letzten Jahre sehr intensiv beschäftigt hat, das Leben als Autor, no, na, ich komme ja aus Wien hierher, also no, na, net, der Autor, der er immer war, immer ist, daneben aber vor allem, Daneben aber vor allem das Leben als Bergsteiger, der er auch immer war und ist und auch derzeit wahrscheinlich wieder mit oder ohne Tourenski. Das Leben als Biobauer, der er auch eine Zeit lang war, als Familienvater von zwei Töchtern, die auch zumindest fotografisch in diesem Buch erscheinen, wenn man so will. Das Leben als Gewerkschafter, ich habe vorher schon Helmut Schönauer erzählt, auch das ist ein Thema in diesem Buch erscheinen, wenn man so will. Das Leben als Gewerkschafter, ich habe vorher schon Helmut Schönauer erzählt, auch das ist ein Thema in diesem Buch. Das Leben als Koch, wie gesagt, da kommen die Zeugnisse her und nicht nur die. Sie finden das weltbeste Tiramisu-Rezept in diesem Heft, von ihm erfunden, also selbstständig quasi, und das Leben als Weltreisender, der er, wie Sie ja alle eh wissen, mit oder ohne Fahrrad auch noch ist. Die eigentlichen Eigenschaften von Andreas Renoldner, die darin alle aufgezählt sind, sind ja uferlos. Es gibt dann noch sehr viele mehr. Was ihn vor allem auszeichnet, ist, dass er alles das, was ja irgendwann beginnt, bis zu einem gewissen, man könnte sagen, extrem ausreizt. Das heißt, er macht es so weit, wie es irgendwie geht. Und auf diese Art ist in diesem Heft alles nicht nur angesprochen, sondern eben auch ein bisschen ausführlicher drin, sondern eben auch ein bisschen ausführlicher drin, weil er es eben auch ausführlicher gemacht hat. Und das schaut dann so aus. Er kocht bis zur Meisterprüfung, er radelt bis in die australische Wüste, er pflanzt Gemüse bis zum eigenen Biobauernhof, er besteigt Berge, bis er zumindest in Oberösterreich alle, eigentlich fast alle mehrmals, aber alle garantiert, bestiegen hat, im Sommer und im Winter natürlich. Und er schreibt Hörspiele, bis er der meistgespielte Hörspielautor aus Österreich ist, was er zeitweise war. Und auch das könnte man jetzt ewig lang fortsetzen. Abschließend möchte ich eine große Leseempfehlung geben. Leseempfehlung natürlich für dieses Heft. Das, was da drin ist von Andreas Rehnoldner, ist ja auch schon ein sehr schönes Beispiel für sein Schreiben und für seine Art, sich auszudrücken, nachzudenken, über Dinge zu erzählen. Beim Erzählen bleibe ich gleich. Ich halte ihn für einen der ganz bedeutenden zeitgenössischen realistischen Erzähler in der österreichischen Literatur. Er hat einen eigenen, einen unverwechselbaren Tonfall. Er hat eine extrem breite Spanne an Themen, braucht eigentlich immer nur über das schreiben, was er gerade macht und das ist schon eine extrem breite Spanne an Themen und er hat ein gewaltiges Talent zum Dialog, was man ja auch im Hörspiel dann vor allem sieht und da kriegen wir dann ja auch eine Kostprobe noch zu hören. Und was ich ganz besonders wichtig finden was in diesem buch auch sehr schön rauskommt er mag menschen nicht nur in seinem werk die dadurch immer wieder geprägt sind diese texte sondern auch in allen möglichen tätigkeiten eben bis hin zum alten pleger, der ja eben, wie gesagt, war jetzt bis zu seiner Pension. Ja, so viel von mir. Ich freue mich jetzt auf alles, was an diesem Abend noch kommt. Ich zeige es Ihnen noch einmal her, die Rampe in Dunkelmagenta. Und ja, darf übergeben an Claudia Lehner. Bitte. Ich darf übergeben an Claudia Lehner. Bitte. Sehr geehrte Damen und Herren, auch von meiner Seite herzlich willkommen im Stifterhaus. Ich bin Claudia Lehner, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Stifterhaus seit fast 17 Jahren und betreue eben redaktionell die Rampe, die Porträtrampe, somit eben auch diese zu Andreas Rienoldner. Ich wollte mich in diesem Zusammenhang auch nochmal ganz, ganz herzlich bedanken für die, speziell für die grafische Gestaltung. Das habe ich oft genug verabsäumt und wollte es einfach mal nachholen, weil ich schon so lange zusammenarbeite mit Gerti Blöchel. Sie hat es dieses Mal wieder ganz toll umsichtig, professionell und auch bei Andreas Rehnoldner, einfach für diese tolle Kooperative, Zusammenarbeit, unaufgeregt, immer freundlich und das ist beileibe nicht selbstverständlich, muss ich dazu sagen, also auch herzlichen Dank dafür. Ich darf die Beiträgerinnen des heutigen Abends kurz vorstellen, so eben gesprochen hat eben Dr. Manfred Müller, ich erwähne auch noch ein paar Eckdaten für die, die ihn nicht kennen, er ist 1969 in Ceylansee geboren, ist Germanist, Leiter der österreichischen Gesellschaft für Literatur, Präsident der österreichischen Franz-Kafka-Gesellschaft, Lehrbeauftragter am Institut für Germanistik der Universität Wien und hat hauptsächlich zur österreichischen Literatur noch 1945 publiziert. Wer jetzt folgt, ist eben einer der Beiträge des Bandes, und zwar Rudolf Habringer, den ich auch ganz kurz noch vorstellen möchte. Er ist 1960 gefroren in Desselbrunn in Oberösterreich. Er lebt als freier Schriftsteller in Walding, bei Linz besser gesagt. Er hat Germanistik und Theologie an der Universität Salzburg studiert. Danach war er Sozialhelfer, Billeteur und Regieassistent am Salzburger Landestheater, also nicht nur wie Sie, sehr unterschiedliche und sehr vielseitige Berufe. Er hat 1990, 1991 als Litzer Stadtstreiber gearbeitet. 1991 als Litzer Stadtstreiber gearbeitet und zuletzt erschienen unter anderem Die Töpfe von Brüssel, Satiren von 2016, Das Unergründliche und das Banale, Essays aus 2017 und der Roman Leirichs Zögern, 2021. Der Beitrag oder Vortrag wird, wie Sie es schon erwähnt haben, Herr Müller, Erinnerungen, Anmerkungen, Marginalien über Andreas Renoldner und seinen ersten Roman Karl Oemperdinger vorstellen. Bitte, Herr Havelmann. Einen schönen guten Abend wünsche ich Ihnen. Ich bedanke mich auch für die Einladung zu diesem Projekt, das mit dem Thema, wie ich es mir gestellt habe, natürlich auch meine eigene Biografie ein bisschen betrifft. meine eigene Biografie ein bisschen betrifft und deshalb darf ich es riskieren, den Text, der geht von mir weg in einer Bewegung, aber dann landet er doch bald bei Andreas Renoldner. Erinnerungen, Anmerkungen, Marginalien über meinen Schriftstellerkollegen und Freund Andreas Renoldner und seinen ersten Roman Karl Oemperdinger. Die erste Begegnung mit Andreas Renoldner hat für mich unter aufregenden Bedingungen stattgefunden, im Mai 1989 in Linz. Linz hatte ich des Studiums wegen zehn Jahre vorher in Richtung Salzburg verlassen. Die Stadt war mir fremd und unbekannt geworden. Die Jahre des kulturellen Aufbruchs in der Stahlstadt und die damit verbundenen Geschichten habe ich damals nicht bewusst wahrgenommen und erst viel später von Kolleginnen erzählt bekommen. Damals recherchierte ich noch für eine Dissertation über Thomas Bernhardt, wenig später brach ich die Arbeit daran ab. Bernhardt war im Februar 1989 verstorben, jobbte bei einem Sozialverein gemeinsam mit dem kürzlich verstorbenen Musiker und Alpornisten Fritz Mosshammer und am Salzburger Landestheater und nahm mein Jahre vorher begonnenes literarisches Schreiben wieder ernsthaft auf. Mit zwei Erzählungen gewann ich zufällig innerhalb einer einzigen Woche zwei Literaturpreise und kam mir daher schlagartig wie ein Schriftsteller vor. Den Jörg-Mauthe-Preis in Wien und den Max-von-der-Grün-Preis in Linz. Zur Preisverleihung reiste ich nach Linz. Irgendjemand hielt mir dort ein Mikrofon vors Gesicht. Keck, merkte ich an, dass mir aufgefallen war, dass in der Jury dieses Preises zwar lauter ältere Herren saßen. Christian Wallner, damals auch schon 45, war der Jüngste unter ihnen, aber keine einzige Frau. Ein kleiner Aufreger. Dann fand die Preisverleihung statt mit Übergabe einer Urkunde und eines Schecks über 50.000 Schilling. Richtig viel Geld für den Studenten, der ich damals war. Ein paar Juroren waren anwesend und natürlich der Direktor des Bruckner Hauses, der literaturaffine Karl Gerbel, der als Referent im Jägermeierhof begonnen hatte, junge, kritische Kulturschaffende und KabarettistInnen zu fördern und nun als Chef des Brucknerhauses neben der klassischen Musik auch der Literatur einen kleinen, aber doch gebührenden Platz einräumte. Nach der Preisverleihung stellten sich die Preisträger für ein Foto zusammen, neben mir ein Kollege mit Bart, unverkennbar alternativ angetan mit Latzhose. Andreas Rehnholdner, der als Koch einer Betriebskantine vorgestellt worden war und Walter Goidinger, Jahre vorher rauhiser Förderungspreisträger und später als Übersetzer tätig. vorher Rauriser Förderungspreisträger und später als Übersetzer tätig. Ob ich an diesem Abend mit Andreas ins Gespräch gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Der Max-von-der-Grün-Preis war aber auch verbunden mit einer Schreibwerkstätte der Preisträger und deren die engere Auswahl gekommenen Autorinnen. Dort habe ich Andreas Rehnoldner dann näher kennengelernt. Die gesamte Jury mit ihrem Vorsitzenden Max von der Grün, der Radioman Ferry Bauer, Christian Wallner, Kabarettist aus Salzburg, der vergangene Woche verstorbene Fritz Zauner, Autor aus dem Innenviertel, der Journalist Franz Schimanko und der aus dem Verlagswesen der stammende Heinz Kommender saß ein Wochenende lang mit den AutorInnen zusammen und diskutierte deren Texte. Von der Form her verlief das Treffen ähnlich wie der Bachmann-Preis, nur dass sich die AutorInnen aktiv an der Diskussion beteiligten und der Diskurs vertraulich ohne Medien ablief. Beteiligten und der Diskurs vertraulich ohne Medien ablief. Es gibt eine Reihe von Autorinnen, die sich im Rahmen dieser Workshop-Wochenenden über mehrere Jahre immer wieder trafen und über ihre Arbeit austauschten. In den Jahren, in denen ich am Workshop teilnahm, war hauptsächlich die Post-68er-Generation vertreten, eine Generation der zwischen der Mitte der 50er Jahre und 60er Jahre Geborenen, darunter Walter Kohl, Judith Gruber-Rietzi und ihr Mann Helmut, Elfriede Kern, Eugenie Kein, Heinz-Helmut Hartweger, Adelheid Daimén, Donja Grüner, Thomas Karni, Andreas Tiefenbacher, Christian Futscher und Bernhard Hartmannsdorfer, später auch Franz Sobel, Stefan Griebel und Paulus Hochgatterer. Von Andreas Rehnoldner weiß ich, dass er besonders zu Elfriede Kern länger einen engeren Kontakt pflegte. In den folgenden Jahren entwickelte sich eine nähere Bekanntschaft mit Andreas Rehnoldner. Wir besuchten einander auch privat. Bekanntschaft mit Andreas Reynoldner. Wir besuchten einander auch privat. Andreas wohnte damals mit seiner Lebensgefährtin und seinen zwei kleinen Töchtern in Pieselwang bei Steinbach an der Steier, einer Ortschaft mit gerade einmal 300 Einwohnern, direkt neben der stillgelegten Trasse der Steiertalbahn. Die beiden lebten das Leben grünalternativer Aussteiger und hielten Schafe. Und Andreas sprudelte nur so für Ideen. Im nahegelegenen Steyr kuratierte und moderierte er mehrere Jahre lang im Kulturverein AKU eine literarische Schiene, in der er zahlreiche Autorinnen aus Oberösterreich mit ihren Texten vorstellte. Auch meine erste Lesung in Steyr hat an diesem Ort stattgefunden. Wir tauschten Manuskripte zum Gegenlesen aus, diskutierten über die Texte und überlegten, wie wir es anstellen konnten, zu einem größeren Verlag zu kommen. Andreas hatte seinen Erstling Karl Oemperdinger bei Richard Pilz, Bibliothek der Provinz, in einer Auflage von 400 Stück untergebracht. Ich hatte noch keine Buchveröffentlichung und gerade erst einen anfänglichen Kontakt zum Styria-Verlag hergestellt. Als dann mein erster Roman bei Styria erschien, dauerte es nicht lange, bis ich auch Andreas, dem rührigen Team und Verlagsleiter Gerhard Trenkler und seiner Lektorin Elke Wuitzer vorstellte. 1995 erschien Andreas' Roman Die dunklen Mächte bei Styria, ein Jahr später folgte mit Als käme ein Winter ein zweiter. weiter. Kennengelernt habe ich Andreas als einen typischen Vertreter der 78er-Generation, umweltbewegt, der Friedensbewegung und den Grünen nahestehend, einem von uns so wahrgenommenen gesellschaftlichen Establishment, zu dem auch das damalige Kulturestablishment gehörte, gegenüber kritisch und misstrauisch eingestellt. Um die Auftrittsmöglichkeiten von jungen Literatinnen war es damals gar nicht so schlecht bestellt. Überall am Land entstanden Kulturinitiativen, die das Label Alternative Kultur trugen. Diese Initiativen, die sich später in Oberösterreich als KUPF zusammenschlossen, brachten Farbe und Pfeffer in die Szene. Das Publikum am Land war neugierig auf das, was sich neben Blasmusik, Volkstanzen und Goldhauben sonst noch ereignete. Dass sich viele Alternative von damals längst zu etablierten Kultureinrichtungen gewandelt haben, heute gibt es GeschäftsführerInnen, KulturmanagerInnen und lokale IntendantInnen zuhauf, ist ein anderes Kapitel lokaler Kultursoziologie. Dann kommt etliches Biografisches über Andreas, glaube ich, das du auch in deinen Interviews erwähnt hast. Da springe ich jetzt ein Stück über deine Anfänge. Es gibt eine Erstveröffnung. Der Grund, warum Andreas Rehnoldner sich dann doch dem Schreiben zuwandte, mag banal erscheinen. Er hat ein textiles Werk gemacht. Dieses fand er nach einer Reise von Motten angefressen und damit vollständig vernichtet vor, sodass er umschwenkte. Mit einer ausgeborgten Schreibmaschine machte er sich an die Abfassung seines ersten Textes, Sepp 1982, den er an den Residenzverlag schickte, den Salzburger Verlag, der damals als einziger österreichischer Verlag eine gewisse Strahlkraft nach Deutschland entwickelte. Als Lektor tätig war dort Jochen Jung, der Renoldner in seiner Rückmeldung beschied, dass der Text wohl eher für den Rundfunk geeignet sei. Gesagt, getan, Renoldner schickte das Manuskript an den Redakteur und großen Förderer Hubert Geisbauer von der Musikbox, der den Text in voller Länge auf Sendung brachte, was dem literarischen Anfänger viel positives Feedback und eine erste Gage von damals schon erstaunlichen 3000 Schilling einbrachte. Von diesem Zeitpunkt an habe er dann weitergeschrieben. Dann ist man im Geschäft drin, erzählt Andreas heute und ergänzt ironisch auf Deutsch, man verkauft nichts. Kurz studierte er Medizin, schließlich setzte er, weil er abenteuerlustig war, doch auf die Kunst. Trotzdem absolvierte er in diesen künstlerischen Lehr- und Gesellenjahren parallel dazu eine Ausbildung zum Koch und Kellner und schloss diese mit der Konzessionsprüfung ab. Nach einer kurzen Beschäftigung in Glasibeißel in Wien übernahm er die Betriebskantine der Sozialversicherung der Bauern in Linz und bereitete dort als Alleinunternehmer täglich 110 Mittagessen zu. Ein schreibender Hackler. War das nicht der idealtypische Teilnehmer für den Max-von-der-Grün-Preis? Dessen Fokus lag auf der Arbeitswelt, auf Texten, die den Blick auf die Verhältnisse richteten, unter denen Menschen ihrer täglichen Erwerbsarbeit nachgingen. Formal wurde dieses Thema hauptsächlich der Gattung der sogenannten realistischen Literatur zugeordnet, realistischen Literatur zugeordnet, die in Österreich mit der Zeitschicht Wespennest in Verbindung gebracht wurde und in denen Texten der Autorinnen Wolfgruber, Innerhofer, Schweiger, Hinterberger, Nöstlinger, Henisch, Zenker und viele andere und später in den Texten des Ostbank-Kurty-Erfinders Günter Brödel ihren Niederschlag gefunden hat. Einen schroffen Kontrapunkt dazu lieferten gerade in Linz die Vertreter der sogenannten experimentellen Literatur der Gruppe um Heimrath-Becker. Die ästhetischen Gräben und persönlichen Rivalitäten zwischen diesen beiden Schreibhaltungen waren gerade in der Stahlstadt lange Zeit spürbar und wären einmal einer genaueren literatursoziologischen Betrachtung wert. genaueren literatursoziologischen Betrachtung wert. Renoldner neigt dem realistischen Schreiben zu. Er versteht das Schreiben als Handwerk, möchte klar und verständlich formulieren, um vom Lesepublikum auch verstanden zu werden, obwohl er weiß, dass im Zweifelsfall von den Platzanweiserinnen – Copyright Martin Walser – der literarischen Szene immer Texte mit explizitem Kunstanspruch bevorzugt werden würden. Noch während der Schwangerschaft zu seiner erstgeborenen Tochter arbeitete Renoldner an seinem Roman Karl Oemperdinger, eine Rekonstruktion. Der Roman erschien dann allerdings erst 1991, wie schon erwähnt, in der Bibliothek der Provinz bei Richard Pilz. Dieser Roman ist ein Unikum und ragt formal aus dem umfangreichen Werk Rehnoldners heraus. Rehnoldner selber bezeichnet ihn als einen Lexikonroman mit Fußnoten. Der Untertitel, eine Rekonstruktion, verweist darauf, dass der Text einer naturwissenschaftlichen Studie oder einer Dissertation formal näher steht als einem erzählenden Roman. Am ehesten ist er mit dem Lexikon Roman von Andreas Okopenko von 1970 vergleichbar. Okopenko legte seinen Text tatsächlich an wie ein Lexikon mit zahlreichen Querverweisen, wobei der Leseverlauf von der Leserin frei wählbar ist. Renoldners Roman erstling erinnert in Aufbau und Form mehr an eine streng wissenschaftliche Arbeit mit einer straffen numerischen Struktur, liest sich aber, das ist natürlich eine subjektive Wertung, deutlich unterhaltsamer und vergnüglicher. Der satirisch, ja parodistisch zugespitzte Gestus des Texts ist unübersehbar. Reynolds geht es darum, den deduktiven Charakter von Naturwissenschaften und die wissenschaftliche Springenz von Kausalketten ironisch auf die Schaufel zu nehmen. Allein die fiktive Entstehungsgeschichte, die dem Text zugrunde liegt, ist beim ersten Lesen nicht sofort dechiffrierbar. Ein Ich-Erzähler berichtet von einem seltsamen Fund an einem Fluss, erfindet eine Ledertasche und eine Kassette, zieht sich dann aber aus dem Text zurück und eröffnet ein schräges Verwirrspiel. In strenger Abfolge wird das Leben und das Wirken eines gewissen Karl-Ömper-Dinger abgehandelt. Vielleicht handelt es sich aber um einen Schreibfehler und der Protagonist heißt Ömerdinger oder aber es handelt sich um einen engen Verwandten gleichen Familiennamens, der in einer psychiatrischen Anstalt sitzt. In vier Teilen bewegt sich der Textkorpus auf die exakte Beschreibung dieser Person zu, erforscht zuerst die Natur um die Figur herum, schließlich deren Körper, Lebensgeschichte und ihre Taten. Andreas Renoldner erzählte mir, dass er diese Geschichte ursprünglich als Kabarettprogramm angelegt habe und es tatsächlich auch zu einer Art Probevorstellung vor nicht mehr als fünf Zuschauern gekommen sei. Mutmaßlich in der Kellerbühne der Alten Welt am Linzer Hauptplatz, in der auch der junge Josef Hader seine ersten Programme in Voraufführung testete. Die Entstehungsgeschichte des Romans hört sich an wie eine Episode aus dem Textkorpus selbst. Beim Verfassen des Textes hätten sich fünf Erzählstränge ergeben, die Renold nun mittels Wäscheleinen zu visualisieren versucht habe. Schließlich sei die Erzählung so komplex geworden, dass er ohne diese räumliche Orientierung gar nicht mehr ins Schreiben hineingekommen wäre. Gespickt ist der Haupttext nun mit einer Reihe von Querverweisen und zum Teil reichlich skurrilen Textzutaten. Einmal ist auch Renoldner selber als Urheber einer Quelle angeführt, welche die ausufernde und überbordende Fantasie seines Autors ausweisen. Nur ist keine einzige angeführte Quelle echt. Alle Zitate sind, um hier eine Vokabel zu verwenden, die zur Zeit der Abfassung des Romans noch gar nicht als Fremdwort verwendet wurde, gefakt. Die Rekonstruktion von Karl Oemperdinger entpuppt sich der Gestalt als intelligente, postmodern verspielte Dekonstruktion. Allein die Lektüren der Quellenangaben erweist sich als ein großes Vergnügen. Rehndnoldners belesen anmutender Text zitiert aus Quellen aus Kulturen rund um den Globus, von Mexiko über Afrika bis in den Hohen Norden. Es findet sich ein Jahresbericht des Vereins der Gasforscher aus Triesenberg von 1986. Der Ort existiert tatsächlich in Lichtenstein. Zitiert wird unter anderem ein griechischer Denker namens Kakipos, dessen Fragmentsammlungen im Original und in der lateinischen Übersetzung als verschollen gelten, während eine Übersetzung ins Deutsche aber von einem Friedrich Mitterauer in dessen Privatsammlung erhalten sei. Nicht wenige der genannten Wissenschaftlerinnen zeichnen sich durch Schrullen oder parapsychologische Fähigkeiten aus. Ein Dr. Harris Glyvie ließ sich aus Vorsichtsgründen, wie es heißt, ein zweites Bremspedal in seinen Wagen einbauen und verursachte damit einen Unfall. Vom Vogelkundler Dr. Abu Al-Achaim von der Universität Kairo, der Flugbahnen von Vögeln erforschte, wird berichtet, dass er in Nachtclubs und Varietés als Vortragskünstler auftrat und die Fertigkeit besaß, seine Ohren wie, Zitat, ein Nilpferd zwirbeln und rasend schnell rotieren lassen zu können, sodass er seitlich liegend auf den kreiselnden Ohren Teller balancierte. Von der schwedischen Sagenforscherin Melita Angsen erfahren wir, dass sie Märchen von Schnecken sammelte, deren Gehäuse winzige Bibliotheken enthielten, die nur mit der Linse eines Schneckenauges gelesen werden können und so weiter und so fort. Linse eines Schneckenauges gelesen werden können und so weiter und so fort. Besonders die Natur und ihre geologischen und topografischen Phänomene sind es, die Renoldners Einfälle beflügeln. Im Textkorpus finden sich zahlreiche Sagen, Märchen und Ideologien, die aus einer in der Natur vorfindbaren Landschaftsform nachträglich eine narrative und stringent wirkende Erklärung basteln. Und am Ende mischt sich auch noch der an der Buchproduktion beteiligte Drucker ein. Bis heute erscheint mir dieser Text Renoldners als sein auffälligster. Im Sprachgestus liest er sich eher wie eine gelehrte Studie aus dem 19. Jahrhundert als eine um EC-Punkte ringende wissenschaftliche Arbeit einer heutigen Uni. Karl Oemperdinger ist eine Satire auf einen Wissenschaftsstil, der sich in Kleinigkeiten und Nebensächlichkeiten verliert und der auch vor Blödsinn, Abtrusitäten und Nonsens nicht zurückschreckt. und Nonsens nicht zurückschreckt. Zum skurrilen Gesamtbild des Buches gehört auch, dass die Titelseite eine Zeichnung des bekannten Linzer Kartonisten und Satirikers Gerhard Harderer zitiert, ziert, der Lauscher, der aber keinen weiteren Bezug zum Inhalt des Buches aufweist. Die Rezeption dieses Buchs ist erstaunlich bescheiden ausgefallen. Bis auf eine Besprechung in den oberösterreichischen Nachrichten von Reinhard Tauber ist mir keine weitere Rezension bekannt. Wer die Rampe durchliest, weiß, dass diese Behauptung oder diese Aussage falsifiziert wird, habe ich zuerst gerade feststellen müssen. Es gibt auch eine von Heide Stockinger und eine von Günther Keindlstorfer. Woran das liegen mag, dass hierzulande doch eine strenge Grenzlinie zwischen ernsthafter Seriöser auf der einen und unterhaltender Literatur auf der anderen Seite gezogen wird und es die Satire als literarische Kunstform im Feuilleton schon immer schwer hatte, und dass die Tradition des höheren Nonsens in der österreichischen Literatur zumindest seit 1945 kaum eine Ausformung erfahren hat, von Ausnahmen wie Jantl und Grünmandl abgesehen. Dennoch, mit seinem Erstlingsroman Karl Oemperdinger war Andreas Rienoldner zu Beginn der 90er Jahre in die Reihe junger österreichischer Autorinnen angekommen. Vielen herzlichen Dank. Ich wollte nur ganz kurz den nächsten Programmpunkt vorstellen. Es geht um ein Hörspiel, das wir einspielen von Andreas Rehnoldner. Das Hörspiel heißt Mittlere Aufrüstung und ist 2004 erstmals gesendet worden. Es war eine Produktion des Radio Bremen und des Mitteldeutschen Rundfunks. Regie hat Hans-Helge Ott geführt und in diesem Hörspiel geht es, also dieses Hörspiel beschreibt, wie ein klassischer Arbeiter, in diesem Fall ein Monteur, fleißig an Modernisierung und Beschleunigung mitarbeitet, sogar noch seine Abfertigung in das Zukunftsprojekt steckt und dann Modernisierungsverlierer wird. Die von ihm mitgebaute neue Welt versteht er nicht mehr. Er wird zum Sozialhilfeempfänger. Die schöne und bessere neue Welt war ein sich nicht erfüllendes Versprechen. Ist mittlerweile eigentlich wieder in gewisser Weise sehr modern geworden oder greift Dingen vor, die jetzt gerade derzeit wieder, ich denke an Elon Musk, ein großes Thema sind. Wir werden ungefähr zehn Minuten den Anfang dieses Hörspiels hören und ja, ich finde es schön, dass wir auch eine Möglichkeit haben, sozusagen in die Welt des Hörspielautors Andreas Rehnold ein bisschen Einblick zu nehmen. In diesem Sinn, Ton ab. Stell das einfach ab, da. Abstellen, habe ich gesagt. Vor die Tür. Sag mal, kannst du mich hören? Ich höre mich nicht. Das ist doch eine Nervensäge, du. Ich halte es Maul, ja? Das Essen. So, gib her. Das Essen. Ja, gib endlich her. Wenn Sie mich bitte anschauen würden. Das ist jetzt ein Iris-Test, oder was? Sie sind Otto Clausen. Was soll denn das, wenn du das schon weißt? Ihren rechten Zeigefinger bitte. Jetzt kommst du seit zwei Jahren und kennst mich immer noch nicht, oder was? Danke. Trampel, du. Essen! Mittlere Aufrüstung. Essen! Ein Hörspiel von Andreas Renoldner Was gibt's? Das Essen Sieht ja widerlich aus Ja, ist auch widerlich Wie das riecht Das riecht wie immer Mann, warum muss das bloß so sein? Hast du nix auf der Seite? Morgen wieder Morgen putz ich bei Hennigs, du weißt schon Ach, dieser Software-Heini, oder? Vielleicht hat er noch ein paar Äpfel. Mahlzeit. Aber Kaffee ist da. Ja? Hast du auch diesen grünen Brei? Was ist? Du, ich rede nicht mit dir. Wieso redest du nicht mit mir? Ich meine nicht dich, ich meine Bärbel. Wir müssen was unternehmen. Ja, allerdings. Mit wem redest du? Das Telefon. Was ist damit? Wer ist es? Ich rede Ja, allerdings. Mit wem redest du? Das Telefon. Was ist damit? Wer ist es? Ich rede nicht mit dir. Was ist los? Ich telefoniere. Könntest du freundlicherweise... Wie soll ich wissen, dass du telefonierst? Also, Jens. Was los? Wir sitzen gerade beim ersten grüner Brei. Eben. Jeden Tag grüner Brei. Das Sozialmenü ist echt eine Frechheit. Mein Konto stand auch. Ich gucke gar nicht hin. Ich weiß nicht, wie man den ausschalten kann. Der steht die ganze Zeit im linken Auge, rechts unten. Halt! Was ist? Jetzt ist er gesunken. Warte. Tatsächlich, Menü steht da. Und dann die Abbuchung. 1,12 Euro. Jetzt bin ich auf minus 2.334. Vergiss es. Ja, aber bei 2,5 ist Ende mit allem. Vergiss es. Das ist doch diese verdammte Aufrüstung. Und ich Idiot hab da die ganze Abfindung reingesteckt. Genau das werden wir nutzen. Meinen Kontostand? Ach, die Infrarotkamera über deinem Ohr. Soll ich jetzt spionieren oder was? Hosen. Das geht jetzt gerade nicht. Nicht was du denkst. Echte Hosen mit Fell. Wieso das denn? Also, pass auf. Aus! Was aus? Der Kontostand. Das Minus ist schon wieder gewachsen. Telefongebühr steht da. Leg auf. Ich hab doch gar nicht angerufen. Du zahlst mit, wenn ich eine anrufe. Ja, dann leg jetzt bitte auf. Du treibst mich in den Ruin. Vergiss es einfach. Der Kontostand. Auflegen, sofort jetzt. Wenn du mit mir reden willst, komm doch einfach rüber. Wir treffen uns beim Bismarck-Gang. Ich hasse Bier aus dem Automaten. Früher war da wenigstens noch eine Kellnerin. Also gut, ich komme zu dir. Danke. In einer Stunde? Leg jetzt auf. Sofort. Was ist mit dieser Kellnerin? Jetzt leg endlich auf. Ich finde den Knopf nicht. Am Ellbogen. Innen. Jetzt mach. Ah, na endlich. Was ist mit dieser Kellnerin? Und was will Jens? Keine Ahnung. Irgendwas mit Hasen. Das ist doch echt das Letzte. Beim Bismarck-Eck, da gibt's doch bloß noch Automaten. Da ist doch nicht mal ein Foto von der Kellnerin. Ich kenn noch deinen Freund Jens. Der kommt rüber. Wir können ihn zum Essen einladen. Vielleicht schmeckt ihm ja das grüne Schlabberzeug. Kannst du vielleicht einen Kaffee kochen? Halt's Maul! Der kommt rüber. Wir können ihn zum Essen einladen. Vielleicht schmeckt ihm ja das grüne Schlabberzeug. Kannst du vielleicht einen Kaffee kochen? Halt's Maul. Sag mal, bist du verrückt geworden? Ich rede mit ihr. Mit der Kellnerin? Mit dieser verdammten Stimme im Kopf. Was ist los? Ich muss ins Nachrichtenstudio. Was ist los? Ja, keine Ahnung. Ich komm ja schon, verdammt nochmal. Na, geh schon hin. Ich bin ja schon da. Wennt nochmal. Ja, geh schon hin. Ja, bin ja schon da. Schon wenn ich das alles vorher gewusst hätte. So kümmerst du dich wenigstens darum, was in der Welt los ist. Information ist erste Bürgerpflicht. Wieso du diesen Schwachsinn glaubst du? Außerdem ist das eine Sauerei. Was? Dass man das nur abstellen kann, wenn das Konto im Plus ist. Du hast unbedingt eine mittlere Aufrüstung haben wollen. Nee, wollen nicht. Aber ohne Anschluss fällt man rettungslos zurück, steht ohne die kleinste Chance draußen, außerhalb der Gesellschaft. Ohne Informationen, ohne Kontakte, ohne Zugang. Was beschwerst du dich dann? Ja, weil man das nicht abschalten kann, verdammt. Du hast doch den Knopf am Ellenbogen. Nee, der Newsroom, der funktioniert sogar, wenn der Strom im Akku nicht mehr zum Telefonieren reicht. Was ist jetzt? Jetzt geht das gleich los. Noch zehn Sekunden. Das hat mir der Verkäufer nicht gesagt. Der hat doch bloß seine Litanei runtergelassen. Gigabyte und RAM und all so'n Zeug. Und du verstehst ihm kein Wort. Wenn du einem Verkäufer glaubst, obwohl du ihn nicht verstehst... So, jetzt geht's los. Unabhängige Wissenschaftler haben jetzt den unumkehrbaren Vormarsch der Natur bestätigt. Die Rückkehr der heimischen Wildtiere wie Rehe, Igel und Hasen in die Außenbezirke unserer Städte ist auch ein Beweis für die Erholung der Pflanzenwelt, die diesen Tieren die Nahrungsgrundlage bietet. der Pflanzenwelt, die diesen Tieren die Nahrungsgrundlage bietet. Die vernetzte Gesellschaft hat durch die hohe Anschlussrate von über 90 Prozent der Bevölkerung beste Auswirkungen auf unsere Umwelt. Verkehrsstillstand auf verstopften Straßen ist nunmehr ein Kapitel einer düsteren Vergangenheit. Die Zahl der Kraftfahrzeuge in Privatbesitz ist in der westlichen Welt auf ein Fahrzeug pro tausend Einwohner gesunken. Eine direkte Folge wird mit jüngsten Messungen bestätigt. Der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre ist seit drei Jahren stabil. Der drohende Untergang scheint durch menschliche Erfindungsgabe in letzter Sekunde abgewendet worden zu werden. Ja, ist doch super! Was siehst du? Eine Wälder, ein Reh auf einer Wiese. Eine Tiersendung? Was? Reklame. Wofür? Für die Aufrüstung. Halt das Maul! Was ist jetzt schon wieder? Ich soll bestätigen. Dann mach es endlich. Aber der Pfeil bewegt sich nicht. Das will ich. Ja, verdammt nochmal. Ist wieder was kaputt. Der Pfeil soll dem Auge folgen. Das macht der aber nicht. Das will ich. Ja, verdammt noch mal. Ist wieder was kaputt. Der Pfeil, der soll dem Auge folgen. Das merkt der aber nicht. Und wenn du einfach abschaltest. So. Jetzt ist Ruhe. Ist das jetzt kaputt? Was weiß ich denn? Technik-Scheiß. Also jedenfalls wollte ich sagen. Schande, jetzt haben die schon zweimal die Verbindung mit den Augenmuskeln kontrolliert. Das geht auf Garantie. Ja, deswegen muss ich trotzdem hingehen und warten. Das Schlimmste, das sind die Geschichten, die du dir von den anderen anhören musst. Du glaubst ja gar nicht, was an so einer Aufrüstung alles defekt sein kann. Einer, der hat einen Astigmatismus und jetzt klickt er immer daneben. Die schaffen das nicht, den Pfeil richtig zu platzieren. Bist du noch? Bestimmt nicht. Was soll denn das jetzt? Pfi, ich schmeiß das Zeug aus dem Fenster. Das gehört ins Klo. Ja, und dann kassieren sie wieder Kanalgebühr. Nix da. Der grüne Tams, der fliegt jetzt raus. Da rennen ja genug Tiere rum, die Hunger haben. Und welches Tier soll das Zeug doch... Schnecken, Aas, Käfer, was weiß ich denn? Wenn sie das vorm Fenster finden, werden wir für zwei Tage gesperrt. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie mich das freuen würde. Klasse, verhungern wir ihn. Ach Quatsch, Bärbel. Gehst du eben putzen? Warum gehst du nicht putzen? Putzfrauen werden gesucht. Ja, ich bin keine Frau. Du weißt genau, wie viel man mit Putzen verdienen kann. Ich bin Schlosser. Facharbeiter, Monteur für Telefonsender. Für Putzen bin ich völlig überqualifiziert. Wenn ich da erstmal mit anfange, dann hab ich den Job am Hals und komm aus dem Dreck nicht mehr raus. Na danke, aber ich soll putzen gehen. Wenn du Kaffee und Äpfel und was weiß ich was sonst noch alles haben willst, dann musst du eben putzen. Du willst doch was anderes zum Essen haben. Ich will vor allen Dingen, dass mein Konto nicht immer tiefer ins Minus rutscht. Dann musst du putzen. Och Bärbel, bitte, hör jetzt auf. Und was ist mit diesen tollen Möglichkeiten mit der mittleren Aufrüstung, von denen du immer geredet hast? Tja, das war wohl nix. Du hast gesagt, da gibt es so Netträne. Jo, das kostet so Nettrainer. Das kostet 38 Cent die Sekunde. Die erste Minute, die ist gratis, aber da erfährst du auch gar nix. Nicht den kleinsten Tipp. Und danach? Was weiß ich, ob der überhaupt einen brauchbaren Tipp auf Lage hat, außer dem einfach selbst Nettrainer zu werden und für 38 Cent die Sekunde andere Ratlose zu beraten. Und was gibt es noch im Netz? Arbeitslose. Lass dich wenigstens zum Programmierer ausbilden. In meinem Alter? Die lachen sich doch kaputt. Also putzen. Früher ist das alles besser gewesen. Hier haben sie jede Menge Leute gebraucht, um die Sendemasten aufzustellen. Damals sind auch noch Bagger durch die Gegend gefahren und Betonmischwagen und Lastwagen mit den Stahlgerüsten. Also es gibt nicht viele, die in 20 Meter Höhe auf einem Stahlgerüst rumturnen wollen, trotz Gefahrenzulage. Ist vorbei, Otto. Ja, ist vorbei. Was sagst du so einfach? Es gibt offene Stellen. Ja, Computerfachleute, Zusteller. Zusteller? Warum bewirbst du dich nicht? Ach, so mal Treppenraufschlepper muss das doch wohl heißen. Kartons mit Bierdosen und ganze Wohnungseinrichtungen. Manchmal tragen die sogar eine Kiste mit Tiefkühlware rein und einen Sarg wieder raus. Du kannst doch vielleicht die Sozialmenüs austeilen. Weißt du, wie viele sich da bewerben? Außerdem hast du das den ganzen Tag mit Sozialhilfeempfängern zu tun. Ja, und? So was bin ich ja nur wohl selber. Du bist einfach faul geworden. Bloß auf dem Sofa liegen und durch die Eiger-Nordwand klettern, ohne den Hintern hochzukriegen. Das Programm, das startet ja gar nicht, wenn das Konto im Minus ist. Was machst du dann, wenn du auf der Couch liegst? Shoppen. Da zahlen die Händler die Telefongebühr, damit wenigstens irgendwer in den Laden kommt. Stundenlang shoppen. Was willst du denn sonst machen den ganzen Tag? Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass ich mich nicht hab aufrissen lassen. Der Schnitt war nicht so schlimm. Der Schnitt? Einer am Bauch, einer am Unterarm, einer am Kopf? Der ist ja nun nur wegen der Kamera so groß. Du benutzt die ja gar nicht. Bei der Leasinggebühr? Eine Sekunde aus dem Fenster gucken. Weißt du, was das kostet? Geh spazieren. Nee, leg mich hin. Akkus aufladen. Du Blödsinnig-Rumsurfen. Ich will gar nicht wissen, was du dir da alles anguckst. Wie jetzt? Ich guck mir gar nichts an. Das ist sowieso viel zu teuer. Ja. Das war ein schöner Einblick mal in das Hörspiel schaffen von Andreas Rehnoldner. Ich bin sehr froh, dass wir das auch einspielen konnten. Und jetzt kommen wir zu einem ganz anderen Programmpunkt und zwar zu einem Beitrag von Birgit Schwaner. Das wurde schon genannt. Birgit Schwaner stelle ich auch ganz kurz vor. Sie ist 1960 in Frankenberg in Deutschland geboren, wohnt seit 1984 in Wien, hat Germanistik und Philosophie studiert und ist freie Autorin, vor allem von Hör Garten, eine Erzählung aus dem Jahr 2013, Jackels Wohnflug, ebenfalls eine Erzählung von 2018 und ausgewählte Gedichte aus 2020. Und sie wird einen Vortrag oder ihren Beitrag eben halten zum Thema, also zu dem Roman Lavendel vom Col de l'Hommeur, zwölf Briefe an Petrarcha, dieser Roman ist 2008 erschienen und damit beschäftigt sich Frau Spanner. Vielen Dank. Ja, ich möchte mich zunächst auch einmal sehr für die Einladung bedanken. Ich freue mich sehr, hier zu sein. Ich kenne Andreas über die Hörspiele. Er hat mir damals, als mein erstes Hörspiel 2000 erschien, auch immer wieder sehr hilfreiche Ratschläge gegeben, gerade wie man mit der ORF-Szene eigentlich ein bisschen auch umgeht, dass man vor allem auch keine Unsicherheit zeigen darf. Das weiß ich noch. Und ich habe einige meiner Überlegungen zu diesem Buch, Lavendel vom Koldelon-Moorort für diesen Beitrag gesammelt. Das ist ein Buch, also mich hat daran erinnert, auf der Homepage von der Verlagbibliothek der Provinz wird der Andreas auch damit zitiert, dass er immer wieder feststellt, dass die echten Lebensgeschichten schon jenseits der Grenze zum ironisch-fantastischen liegen, irgendwo drüben im Irealen. Und in diesem Buch ist es im Grunde so, dass viel Autobiografisches in dieser ganzen Vielfalt, die auch der Dr. Müller Ihnen schon so ein bisschen angedeutet hat, also die vielen Berufe, diese Vielfalt an Wissen mit einfließt. Aber natürlich ist es auch ein Spiel mit Autobiografie und Fiktion und über mehrere Jahrhunderte, es ist ein Briefroman, ich glaube, sonst gibt es auch keinen im renaudischen Werk, an Petraca. Mit Petraca zum Mont Ventoux. Abschweifung nach der Lektüre von Lavendel vom Col de l'Homme-Mort. Briefe also. Da macht sich einer auf, per Velu einen fernen Berggipfel zu erreichen und schreibt Briefe dabei. Das heißt, während er Rad fährt, spricht er, im Kopf unaufhörlich, zu einem anderen, Abwesenden, erzählt, berichtet, erklärt, argumentiert, stellt Fragen ohne Aussicht auf Antworten, die nicht die eigenen sind. Dieses innere Reden, weder Mono noch Dialog, wird er später auf- oder nachschreiben und als Buch veröffentlichen, das wir jetzt lesen können. So ist jetzt, zugleich dieser Augenblick und das Jahr 2004, im Hochsommer, als ein Mann in die Pedale tritt, über den Brennerpass gen Italien und Frankreich fährt und fahrend, während Land wie Ortschaften an ihm vorüberrollen, Briefe an einen Toten entwirft. Wenn ihm Bemerkenswertes begegnet oder einfällt, stoppt er und notiert es stichwortartig zum Erinnern. Zu diesem Zweck nahm er zwei Kugelschreiber mit, auch Papier und ein Adressbüchlein mit Notizblättern, wie seine karge Packliste verrät. Zwei Kugelschreiber, Zwei Kugelschreiber, extra Papier, auf einer Liste, die sonst nur wenige unerlässliche Reiseutensilien enthält. Eine neugierige Person, die prinzipiell erst das Ende eines Buches lese, erführe bereits durch diese Packliste auf der letzten Seite von Lavendel vom Col de l'Amour, was für einen Protagonisten sie in diesem Werk von Andreas Renoldner antrefe. Einen, für den Schreiben zum Notwendigen gehört. Einen Autor. Ein Autor als Protagonist eines literarischen Textes ist eine literarische Figur. Allerdings eine, die mit ihrem Verfasser oder ihrer Verfasserin den Beruf teilt, das Schreiben, nach Foucault ein wiederholtes Bearbeiten der eigenen Rede, sowie das Leben davon, damit. eine derartige Übereinstimmung zwischen sozusagen Schöpfer und Geschöpf leicht dazu, beide zu verwechseln und den literarischen fiktiven Autor für das unverstellte alter Ego des Realen zu nehmen, könnte man sagen. Vorausgesetzt, man glaubte an eine klare Trennlinie von Fiktion und Realität in der Sprache, Mittelsprache, der Dritten im Spiel, in Gespräch und Gespräch, innen wie außen. Darum geht es hier vielleicht auch. Sprache ist eine Maske, verbiegsamt zwar, gestaltwandlerisch und ihren Trägern, also uns, vielleicht am ähnlichsten wenn, ja wann, wenn wir uns dessen bewusst bleiben, sprechend, schreibend, dass jede Maske jedes Wort offenbart und verschleiert, zeigt und verbirgt, befreit und beschränkt, Assoziation Rembruns, ich ist ein anderer. und beschränkt? Assoziation Rembruns Ich ist ein anderer. Andreas Renoldner lässt in Lavendel vom Col de l'Amour einen Ich-Erzähler zu Wort kommen, der als Mann seines Alters neben der Schriftstellerei und der Passion fürs Radfahren nicht nur einzelne biografische Komponenten mit ihm teilt, sondern möglicherweise dieselbe beeindruckende Liste an Lebensversuchen, inklusive Ansichten, Gedanken, Empfindungen und Erfahrungen. Von der beschriebenen Radreise zum Mont Ventoux ganz zu schweigen. Effekt, der Autor und seine Figur vexieren ineinander, nicht auseinanderzuhalten. Jede Wette, sie haben dieselbe Packliste. Aber zwei Ichs. Abfahrt Donnerstag, 12. August 2004. Auf dem Weg nach Südtirol der erste Brief. Elf weitere Folgen. Einer zu jedem Tag on Tour, bis zum letzten, dem 23. Adressat ist sozusagen ein Klassiker der europäischen Literatur. Francesco Petrarca, geboren 1304, gestorben 1374. Stichworte, salopp den gängigen Kanon spiegelnd, bedeutendster Dichter der Frührenaissance, Humanist erster Stunde, Verfasser italienischer Gedichte und lateinischer Schriften, Protégé und Gesandter mächtiger Männer, erfolgreicher Lobbyist seiner selbst, ergo auf dem römischen Kapitol zum Poeta Laureatus gekrönt, Prunkredner in Venedig, Paris und Prag. Über sieben Jahrhunderte namentlich bekannt, bewundert, berühmt geblieben. Erstens durch seine Kanzoniere, eine Sammlung mit 366 Gedichten, großteils Sonetten über seine ideale, neu-platonische Liebe zu einer gewissen Laura, zweitens durch einen Brief über seine Besteigung des Mont Ventoux, so auch der deutsche Titel. In diesem Brief habe Petrarche, heißt es, die vom Berggipfel aus erblickte Landschaft auf epochal neue Weise beschrieben, nämlich in ihrer ästhetischen Wirkung auf sein Empfinden, also eher wie ein Kunstwerk, was der Auffassung seiner Zeitgenossen widersprach, die in einer Welt des Ordo Naturschönheit im Wesentlichen als Beweis der Größe Gottes begriffen oder zu begreifen und zu empfinden hatten. Das forderte die Kirche, das forderte Augustinus in seinen Bekenntnissen. Ein Exemplar davon hatte der junge Petraker übrigens mitgenommen auf den Morventu, wo der Mistral weht. Als könnte der bewunderte Kirchenvater jemals freudig d'accord mit einem sein, der ohne gottgefälliges Ziel nur aus Neugier auf den Blick von oben Bergeshöhen erklimmt oder dies vorgibt. Ich sage nur kurz, es ist eine Streitfrage, ob der Petraker ganz oben war. Nur wen die Vergangenheit für einen zweifelhaften Himmelsstürmer hielte, den er nennt die Zukunft zum Begründer des Alpinismus. Sehr geehrter Herr Petraka, ich setze den Beginn meiner Briefe an Sie auf den Brennerpass, weil irgendwo hin muss ich ja einen Punkt bestimmen, der gegen den Fluss der Zeit halten kann, beginnt Andreas Renoldners Ich-Erzähler seine Aufzeichnungen. Keine Frage, wer vorhat aus dem 21. Jahrhundert heraus mit einer dichter Kronen geeichten Geistesgröße aus dem 14. zu kommunizieren, muss dieser einen Anknüpfungspunkt bieten. Etwas beiden Bekanntes, eine erste Gemeinsamkeit, um das Gespräch zu eröffnen, das rund sieben Jahrhunderte überbrücken soll. Etwas sehr Altes, Beständiges, Berge, die Alpen, der Brennerpass und natürlich der Mont Ventoux, ein im Nordosten von Avignon gelegenes, 1909 Meter hohes Bergmassiv. Den kahlen Gipfel dieses Giganten der Provence, so ein Beiname, hat sich, wie wir wissen, auch Andreas Renoldners Ich-Erzähler als Wegziel gesetzt und erst danach die Kanzoniere als Reklamheft auf die Packliste. Radfahren ist der Ventoux ein Begriff. Als Austragungsort der Tour de France zieht er besonders Radsportler an. Und was ist der Bekanntheitsgrad Petrakas gegen den der Tour de France? So tut sich gerade im Gemeinsamen das Trennende auf. Ein anstrengender Weg zum Gipfel. Teils über Gebirgspässe wie den im Titel genannten Col de l'Hommeur, den Pass des toten Mannes. Mal platzt ein Reifen, dann ziehen Gewitter auf, es regnet in den Schlafsack. Parallel dazu die Auseinandersetzung mit einem vor Jahrhunderten verstorbenen Dichter und Gelehrten, von dem man nur weiß, was man von ihm und über ihn las. Doch es werden Briefe geschrieben. Diese Briefe sind wenigstens dreierlei und aus einem Guss in einem Tonfall. Entwickeln einen Sog. Reisebeschreibungen wechseln ab mit satirischen Passagen, wo der Briefschreiber die Errungenschaften, Entdeckungen und Absurditäten der Neuzeit erklärt. Fahrrad, Handy, Elektrizität, das Schulsystem, die italienische Küche, Tomaten, Kartoffeln, Überbevölkerung, Flugzeuge, Autoverkehr, Tourismus, Medien, Meteorologie, Biochemie, die Lega Nord«. Und dann gibt es die persönlichen Stellen der Auseinandersetzung des namenlosen Schriftsteller Ichs mit seinem berühmten Kollegen, der nur noch Name ist und ein großteils nicht mehr gelesenes, doch noch vorhandenes Werk. Das, was im besten Fall am Ende einer Künstlerkarriere bleibt und bei langer Halbwertszeit mit Worten wie unsterblich bedacht wird. Die Sprachmaske widerspiegelt das Gesicht des Lesenden, wirkt als Projektionsfläche, auf der das Bild eines anderen immer wieder zum eigenen wird. Kafka sah im Briefschreiben einen Verkehr mit Gespenstern, und zwar nicht nur dem Gespenst des Adressaten, sondern auch dem eigenen Gespenst, das sich einem unter der Hand in dem Brief, den man schreibt, entwickelt. Andreas Renoldners Ich-Erzähler richtete aus diesem Blickwinkel von vornherein seine Briefe an ein Gespenst, einen Klassiker, dessen Namen längst zum hochkulturellen Code wurde, in den Literaturkanon einverleibt. Brecht konstatierte seinerzeit eine Einschüchterung durch Klassizität und Petrifizierung durch Klassiker, durch Klassizität und Petrifizierung durch Klassiker. Eine Lähmung der künstlerischen Kreativität angesichts eines hierarchischen Wertesystems, nachdem ein Künstler und sein Werk von vornherein be- oder verurteilt werden. Im 21. Jahrhundert mag zwar der Klassikerbegriff etwas eingestaubt sein, dafür ist es in der Literatur nun der zunehmend von Verlagskonzernen gelenkte Buchmarkt, mit dessen Hilfe ephemere Bestseller einen Teil der Klassikerrolle übernommen haben, freilich selten den der Beständigkeit. Damit wird lediglich geworben. Immerhin werden auch sie oft Statussymbole gekauft und kaum gelesen. In Lavendel vom Col de l'Amour streitet Andreas Renoldners Ich-Erzähler gegen diese petrifizierenden Strukturen für eine lebendige Literatur, was bei aller Abgeklärtheit dieses Streitenden ein romantischer Impuls ist. Die Figur oder auch das Phantom Petrarca wird in diesem inneren Mono oder Dialog in Briefform wie ein Zeitgenosse angesprochen. Eine Trennung zwischen Biografie und Werk ausgeschlossen, das eine am anderen gemessen. Keine Spur von Einschüchterung. Ein Beispiel, die Sache mit ihren unehelichen Kindern gefällt mir nicht. Die ist genauso eigenartig wie ihre Arbeit für die Visconti-Tyrannen in Mailand. Ehrlich gesagt, kommt mir das ein wenig verlogen vor, wenn das Gesagte und das Gelebte nicht zusammenpassen. Leider können sie mir das nicht mehr erklären. Man muss Petraka nicht gelesen haben, um diesen Briefen zu folgen, sich am Einfallsreichtum, am Witz und der Sprachmacht ihres Erfassers zu erfreuen. Petraka ist eine Projektionsfläche, mit deren Hilfe Gott und die Welt erörtert und hinterfragt werden. Wie groß ist das Opfer moralischer Werte, das ein Schriftsteller für seine Karriere zu bringen bereit ist? Das ist nur eine der Fragen, die in diesem Buch gestellt werden, in dem es letztlich umfassend darum geht, wie leben, wie schreiben. Alles bleibt in Bewegung und fraglich. Als der Radfahrer den Gipfel des Mont Ventoux erreicht, findet er diesen enttäuschend. Kein Ausblick, keine Erkenntnis von der Höhe herab. Doch Petrarca ist nun zum Bergkamerad geworden. Ab nun wird er geduzt, ein Franz, ein Francesco und weitergefahren. Dankeschön. Herzlichen Dank an Birgit Schwaner. Wir wollten abschließend noch, also Andreas Giedenreuthler möchte abschließend noch auf die Zukunft sein neues Werk die Aufmerksamkeit lenken. Myrmica rubra lernt fliegen. Er wird daraus noch ungefähr zehn Minuten vorlesen. Ja, Sie schauen so fragend. Alles in Ordnung, okay, gut. Vielen Dank. Mir ist dann wegen meinem Buch im letzten Augenblick aufgefallen, dass in den Erzählungen über mein Leben in der Rampe etwas Wesentliches fällt. Ich habe mein achtes Leben irgendwie verdrängt oder im Herumräumen vergessen. Etwas Grundlegendes fehlt. Mein achtes Leben hat ausschließlich mit Physik und meiner intensiven Auseinandersetzung mit der Raumzeit zu tun. Nach meiner Schätzung bin ich mindestens 80 Prozent meines Lebens mit der Raumzeit beschäftigt. Um Ihnen das noch viel zu erklären, fange ich am Morgen an. Irgendwann ist es so weit, dass ich mich aus dem Bett erhebe. Einfach gesagt, ich räume mich aus dem Bett hinaus. In der Folge räume ich Kleidungsstücke auf mich oder über mich. Anders betrachtet räume ich mich in die Kleidungsstücke hinein. Und dann räume ich mich ins Badezimmer oder in die Toilette, wo ich manche auf mich so eben hinaufgeräumte Kleidungsstücke wieder hinunterräume, um sie nach weiteren Räumvorgängen, die ich jetzt trotz der zwingenden Intensität nicht näher beschreiben werde, wieder hinaufzureimen. Näher eingehen werde ich dann das schöne Beispiel des morgendlichen Kaffees. Nach Öffnen der Tür zu einem kleinen Raum im größeren Küchenraum kann ich die Dose mit den Kaffeebohnen, also einen noch kleineren Raum im kleineren Raum herausräumen, diesen Raum öffnen und einige der Bohnen in den noch kleineren Raum der Kaffeemühle hineinräumen, aus dem ich dann den gemahlenen Kaffee in den wieder kleineren Raum der Espressomaschine hineinräume. In den unteren Raum der Espressomaschine habe ich Wasser geräumt und hoffe dann, dass dieses Wasser nach dem Erhitzen sich selbstständig aus dem Raum der Espressomaschine in den oberen Raum hinaufräumt und am Weg gleich auch manches vom gemahlenen Kaffee mitnimmt. Bis jetzt habe ich aber noch nichts anderes als flüssigen Kaffeesud im Oberstübchen der Kaffeemaschine. Weitere Ausführungen bis zum Milchschäumen, wofür ich Luft in heiße Milch hineinräume, erspare ich Ihnen. Es genügt mir, wenn wir einen Durchschnitt der Einkauf von Kaffeebohnen betrachten, mein Milch hineinräumen, den Mantel, mein Milch hinausräumen aus der Wohnung, das Herumräumen des Schlüssels, später ins Geschäft hineinräumen, eine Münze aus der Geldtasche räumen, wofür ich die Geldtasche aus der Manteltasche räumen muss und dann das Herausräumen des hintersten oder auch ersten, der ineinander hineingeräumten und oft verkeilten Einkaufskorbwagen, die mühsam und ordentlich ins Regal geräumte Kaffeepackung, wieder in kleiner Raum natürlich, in den Einkaufswagenraum hineinräumen und von dort auf das Förderband räumen, wieder in den Wagen hinein und vom Wagen in meinen Korb und so weiter. Sie werden sich fragen, wo kommt jetzt die Zeit ins Spiel? Auch dazu habe ich ein hoffentlich verständliches Beispiel aus meiner Lebenspraxis, aus meinem achten Leben. 80%. Ich öffne einen kleinen Raum in der Küche in einem Küchenoberkasten und sehe sofort, dass etwas nicht in Ordnung ist. Die Dose mit den Kaffeebaum nach dem Einkauf aus dem Ackungsraum habe ich sie dort hineingeräumt. Die steht nicht an einem Platz. Gestern ist sie noch dort gestanden. 24 Stunden später steht sie nicht dort. Ich kann nicht glauben, dass sich die Kaffeedose in der Raumzeit aufgelöst und sich in die Ewigkeit hinein verräumt hat. Um das Rätsel zu lösen, werden von mir viele kleine Räume geöffnet, manches wird herausgeräumt, um dahinter blicken zu können. Einmal habe ich die Kaffeedose im Kühlschrank neben der Milchflasche gefunden. Auch heute ist sie dort nicht zu sehen. Und da taucht jetzt die Schuldfrage auf. Wer hat den Kaffee verräumt? Eine potenziell schuldige Person mag ja bald gefunden sein. Aber es dauert, bis man das Geständnis herausgekitzelt hat. Ja, ich habe ihn verräumt, aber ich weiß nicht mehr wohin. 80% meines Lebens. Mit dem achten Leben beschäftigt. Und wenn Sie glauben, ein Schriftsteller hat etwas anderes zu tun, geistige Arbeit hat da nichts mit herumräumen zu tun, dann irren Sie schon. Die Berufsbezeichnung enthält den Hinweis. Ich räume Buchstaben in geordnete Reihen. Die Buchstaben sollen gerade hingestellt sein, darum der Schriftsteller, damit sie zur Schrift werden. Und jeder Buchstabe für sich soll eindeutig erkennbar sein. Zum Glück hilft mir da ein Computerprogramm. Denn meine handgeschriebenen Einkaufszettel sehen manchmal so aus, dass es besser wäre, mich nach Hause zurückzuräumen und den Schreibvorgang noch einmal zu beginnen. Ich habe schon erst zwei Tage später entschlüsselt, was K-Bar heißen soll, als ich das Kloberbier aus dem Schrank räumen wollte. K'ba heißen soll, als ich das Kloberbier aus dem Schrank räumen wollte. Wenn ich nun Buchstaben so aufs Papier räume, dass sich daraus Worte formen, müssen Leserinnen und Leser in ihren Gedächtnisspeicherräumen kramen und die den Worten zugeteilten Bedeutungen ins Denken räumen. Diese Speicher liegen vielleicht nur Millimeter voneinander entfernt. Trotzdem kann es wie beim Kaffee oft lange dauern, bis man die Bedeutung gefunden hat, die man diesem Wort zugeteilt hat. Mit anderem Wort, anders ausgedrückt, die Bedeutung, die man dem Wort hinaufgeräumt hat. Ich nehme einmal das schöne Wort Prokrastination. Da stellt sich zunächst einmal die Frage, wo habe ich das Wort schon einmal gehört, womit der Raum schon wieder eine Rolle spielt. Und wo finde ich die Wortbededeutung schon gefunden haben. Wer es schon weiß, ich glaube, das hat mit einem Raumzeitphänomen zu tun. Und zwar, die Raumzeit sei ja so ein gekrümmtes Kontinuum, so wie ein gekrümmter Luftballon. Und da dauert es eine Weile, bis man diese Kurve entlang gegangen ist und ans Ziel gekommen ist. Und auch die paar Millimeter zum nächsten Gedächtnisspeicher können Sie ziehen. Und jene, die die Prokrastination schon gefunden haben, haben wahrscheinlich ein klassisches Wurmloch verwendet. Es gibt eine Theorie, wonach man mit Hilfe eines Wurmloches die Kurve der Raumzeit abkürzen kann. wonach man mit Hilfe eines Wurmloches die Kurve der Raumzeit abkürzen kann. Und statt die Krümmung entlang zu wandern, eine direkte Abkürzung durch den zeitlosen Nichtraum und schon ist man am Ziel, blitzschnell. Darum weiß man dann, was Prokrastination eigentlich heißen soll. Ja, wie komme ich zur Prokrastination? Das ist die nächste Frage. Ich habe bis jetzt eigentlich nur herumgeredet, um mich vor dem Eigentlichen zu drücken. Ich habe eigentlich nur zwei Botschaften. Ganz kurze, wenn Sie nach meinen Ausführungen zu meinem achten Leben, was über die sieben anderen Leben wissen wollen, die sind alle in der Rampe aufgezeichnet. Das sind sieben Leben, die sich in 20 Prozent meiner Wachzeit neben dem achten Leben noch irgendwie ausgegangen sind. Wenn Sie da mehr wissen wollen, nehmen Sie die Rampe mit, wenn Sie gehen. Da sind die sieben Leben ganz chronologisch, drein eine Rampe mit, wenn Sie gehen. Da sind die sieben Leben ganz chronologisch, rein auch geordnet, durchnummeriert. Und da bin ich schon ein bisschen stolz drauf, dass ich auf meine alten Tage wenigstens ein schön geordnetes Leben vorweisen kann. Die zweite Botschaft, wenn Sie die Rampe mitnehmen, nehmen Sie auch gleich ein Exemplar meines neuen Buches mit. Das ist erst vor wenigen Wochen erschienen und da geht es um ein rätselhaftes Raumzeitphänomen samt Erklärungsversuchen und das Errichten von Ordnungen. Das ist ja das eigentliche Ziel von Herumräumen und natürlich kommen bei der Betrachtung auch Ordnungshüter vor, die kriegen ordentliches Schmalz ab und damit sollte es auch ein bisschen was zu lachen geben. Ich bedanke mich jetzt einmal dafür, dass Sie sich zur passenden Zeit hierher geräumt haben. Vielen Dank. Vorhin wollte ich noch darauf hinweisen, dass es eben einen Büchertisch gibt von Herrn Pilz, wo eben unter anderem auch das neue Buch erwerbbar ist und natürlich auch unseren eigenen Büchertisch, wo wir die Rampe für Wohlfeile Euro 14,90 auch verkaufen. Sie können mit Sicherheit im Anschluss den Herrn Rehlochen noch bitten, Ihnen eines der beiden Bücher zu signieren oder auch eines der anderen, die hier angeboten werden. der anderen, die hier angeboten werden. Darauf wollte ich noch hinweisen. Es gibt im Anschluss hier auch Getränke und Olivenstangerl zum Essen, also bleiben Sie vielleicht noch ein wenig und verbringen Sie den Abend mit uns. Wir würden uns sehr freuen. Herzlichen Dank.