Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte Sie sehr herzlich zur ersten Veranstaltung des neuen Jahres hier bei uns im Stifterhaus begrüßen. Diese erste Veranstaltung steht im Zeichen des Gastlandauftrittes Österreichs bei der Leipziger Buchmesse Ende April. Die künstlerische Leiterin dieses Gastlandsauftrittes, Katja Gasser, hat das Netzwerk der österreichischen Literaturhäuser oder Häuser der Literatur mit Sprache eingeladen, sich im Vorfeld der Buchmesse mit dem von ihr ausgerufenen Motto, mehr als wir, also mehr als wir, auseinanderzusetzen und Veranstaltungen dazu in den eigenen Häusern zu konzipieren und zu organisieren. Nach gemeinsamen Beratungen haben neun österreichische Häuser der Literatur beschlossen, sich in Tandems oder Dreierteams zusammenzuschließen und in dieser Konstellation miteinander Konzepte zu entwickeln. In unserem Fall bilden das Franz-Michael-Felder-Archiv der Vorarlberger Landesbibliothek, das Robert-Musil-Institut im Musil-Haus in Klagenfurt und eben das Stifterhaus ein Dreierteam. Ich begrüße für das Franz-Michael-Felder-Archiv unsere Literaturhaus-Kollegin Ingrid Fürhabter und für das Robert-Musil-Institut Musilhaus unsere Kollegin Edith Bernhofer und mein Kollege Stefan Kügelberger von unserem eigenen Haus. Schön, dass wir alle da sind. Unser gemeinsames Teilprojekt trägt den Titel Literatur, Landschaft, Identität, Autorinnenbegegnungen in Oberö Rundreise durch unsere Literaturhäuser zu schicken und sie zu ersuchen, sich in Anlehnung an das gar nicht so einfache Motto mehr als wie mir mit Fragen zur Verbindung von Herkunft und Schreiben, von Wir-Gefühl und Identität auseinanderzusetzen. Jedes Haus hat eine Autorin bzw. einen Autor, die der im eigenen Bundesland geboren ist, zu zwei Gesprächsabenden eingeladen und gebeten, dafür ein Statement vorzubereiten. Wir vom Stifterhaus sind an Stephan Kutzenberger herangetreten, das Franz-Michael-Felder-Archiv an Verena Rausbacher und das Robert-Musil-Institut an Antonio Vieh an. Alle drei haben viel Innen-, aber auch Außensicht auf ihr Geburtsbundesland sowie auf ganz Österreich und seine Literatur. Ich begrüße heute Verena Rosbacher und Stefan Kutzenberger bei uns sehr herzlich. Herzlich willkommen. Herzlich willkommen. Im Februar, nämlich am 14. Februar, wird Stefan Kutzenberger nach Kärnten reisen und in einer Veranstaltung des Robert-Musil-Instituts im Musil-Haus in Klagenfurt auf Antonio Fian treffen. Am 8. März wird Antonio Fian in einer Veranstaltung des Franz-Michael-Felder-Archivs in Bregenz auf Verena Rosbacher treffen. Die Fragen nach Verbindung von Herkunft und Schreiben bleiben gleich, nur die Gesprächsrunde verändert sich ein bisschen. Ruhender Pol und Gesamtmoderator aller drei Veranstaltungen ist der Literaturkritiker und Redakteur des Standard und der Literaturzeitschrift Volltext, Stefan Gmünder. Wir freuen uns sehr, dass er diese Aufgabe übernommen hat. Vielen Dank dafür und ebenfalls herzlich willkommen. Wir dürfen uns also auf einen sehr anregenden Abend freuen. Ich bedanke mich bei den Mitwirkenden, bei meinen Literaturhauskolleginnen und bei Ihnen allen nochmal sehr herzlich für Ihr Kommen und bitte die Mitwirkenden auf die Bühne und übergebe dann das Wort an Stefan Gmünder. Applaus Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich sehr, hier sein zu dürfen. Ich begrüsse Sie herzlich im Stifterhaus. Als ich heute im Hotel von einem sehr freundlichen Portier mir diese paar Zettel habe ausdrucken lassen, da hat er so die ersten Sätze gelesen und hat gefragt, verdammt nochmal, was soll das eigentlich bedeuten, mehr EUS wie mir. Es ist mir ehrlich gesagt am Anfang ganz ähnlich gegangen, zumal das Ganze für einen nicht in Österreich geborenen ziemlich schwer auszusprechen ist. Ich glaube aber, dass das eher für diesen Slogan spricht als dagegen. Wir haben gedacht, wir werden den Abend so aufbauen. Ich werde zuerst ein paar Sätze sagen, ganz kurz, und dann die Autorin, den Autorin je einzeln kurz auch vorstellen. Und er liest nachher das Statement, dann kommt der zweite Autor, liest sein Statement und dann werden wir versuchen, die österreichische Literatur ins Visier zu nehmen. Mehr als wir, mehr als wir also. Lassen Sie uns diesen Ausblick auf die Leipziger Buchmesse und ihr Gastland Österreich mit einem Rückblick beginnen. Zuletzt präsentierte Österreich seine Literatur 1995 als Gastland der Frankfurter Buchmesse. Damals schrieb die Wochenzeitung die Zeit ironisch, nirgendwo ginge es, wenn man der Literatur glaube, so grauslich zu wie in Österreich. Dazu muss man sagen, dass gerade Bücher von Elfriede Jelinek, Josef Haslingers Opernball und ein neuer Thomas Bernhard erschienen war. Niedergang, Plagen, Untergänge, allen Talben, so die Zeit. Das Land, das Karl Kraus einst als Versuchsstation des Weltuntergangs und als Reich, in dem die Sonne niemals aufgeht, bezeichnet hat, neige laut der Zeit dazu, sein eigenes Leiden auf den Weltzustand hochzurechnen. Wahrscheinlich kämen auf jeden österreichischen Einwohner statistisch mehr bitterböse Buchseiten über das Land als im Rest der Welt. Weiter schrieb die Zeitung Österreich mehr zu jodeln und weniger zu schluchzen. Mit ersteren können wir heute wahrscheinlich nicht dienen, vielmehr werden wir über österreichische Literatur diskutieren und darüber, ob es sie überhaupt gibt und wenn ja, was das Besondere an ihr ist. 1995 ist zugegeben eine Weile her, vieles hat sich geändert, doch manche Klischees halten sich hartnäckig, sonst wären sie keine. Dass wir das hier und heute mit zwei der wichtigsten Stimmen der neuen Literatur dieses Landes besprechen dürfen, freut mich umso mehr. Begrüßen Sie die beiden bitte noch einmal mit einem tosenden Applaus. In Verena Rossbachers erstem 2009 erschienenen Roman Verlangen nach Drachen gibt es einen Mann, der das Aufleuchten der Vergangenheit und die Erinnerung des Wassers fotografiert und das Mondlicht in Form von Eiswürfeln zu konservieren versucht. Er backt Kekse, die angeblich die Liebe befördern können und mischt Zaubertränke, die das Erinnern und Verstehen erleichtern sollen. Dieser Mann, Alexander von Lena, sein Name ist in vielerlei Hinsicht eine typische Figur für das Werk dieser Autorin, deren vier Dicke in Wien, Berlin, Zürich und Vorarlberg angesiedelten Romane bevölkert sind von Träumern, Aufschneidern, Erfindern, Entdeckern, Lebenskünstlern, Zweifelnden, Liebesehnsüchtigen, Such. Und in ihrem dritten Roman, Ich war Diener im Hause Hobbs, sogar von einem Butler. Es handelt sich bei diesem Diener um einen jungen Vorarlberger, den sie im Ländle Krischi rufen, der in Zürich bei einem Advokaten als Butler arbeitet und dort lernen wird, dass man in der Schweiz, wenn es um Raubkunst und Schwarzgeld geht, weisser wäscht als in anderen Ländern. um Raubkunst und Schwarzgeld geht, weisser wäscht als in anderen Ländern. Seine Arbeitgeber nennen Krisch übrigens Robert, was an den Schweizer Autor Robert Walser erinnern könnte, der einst ein Buch mit dem Titel Der Gehilfe schrieb. Aber wie dem auch sei, an einer Stelle des Romans sagt Rossbachers Krisch, ich zitiere, Stil ist keine Selbstverständlichkeit, es muss aber so aussehen. Es ist genau diese schwer herstellbare Leichtigkeit, der unverblüchliche Humor, Viel ist keine Selbstverständlichkeit, es muss aber so aussehen. Zitat Ende. Es ist genau diese schwer herstellbare Leichtigkeit, der unverglüchliche Humor, eine stupende Sprachgewandtheit, die Verena Rossbachner kennzeichnet, die 2022 mit dem österreichischen Buchpreis ausgezeichnet wurde. Und zwar für ihren vierten Roman, Mon Cherie und unsere demolierten Seelen, in dem die hochhumorbegabte 43-jährige Frau Charlie ein verregnetes Leben führt und mit Hilfe einiger Freunde, auch sterbender Freunde, das Weiterleben lernt. Anzumerken bleibt, dass sich die 1979 in Vorarlberg geborene in Berlin lebende Autorin, die einst in Zürich als Hausmädchen ihr Studium finanzierte, um anschließend nach Leipzig ans Literaturinstitut zu gehen und Schriftstellerin zu werden, sich nie um die von den Platzanweisern in den Feuilletons ausgegebenen Konventionen scherte und von Anfang an ihren eigenen Weg ging. Im Gegensatz zum Untertreibungs- und Verknappungskünstler Robert Walser, von dessen Sprache Franz Kafka der Walser schätzte, er sagte, er schreibe ein in Blei gegossenes Deutsch, setzt Verena Rossbacher in ihren Büchern nicht auf Reduktion, sondern im Gegenteil auf ausufernde Vielfalt, sprachliche Beweglichkeit und zahlreiche sich um die Haupthandlung windende Nebenwege. So kann es schon sein, dass sie in ihrem dritten Roman Schwätzen und Schlachten das eigene Schreiben reflektiert, indem ihre Erzählerin, dem deutschen Lektor Olaf, Rede und Antwort zu stehen hat. Olaf rät ihr, nicht immer so schlecht über Österreich zu reden und doch endlich einmal einen knackigen Plot zu schreiben. Doch das Leben schreibt keine Plots, gute Literatur meist auch nicht. Verena Rosbachers Romane sprechen von Gefülle, nicht von Knappheit, sie sprechen von Optionen und nicht von Alternativlosigkeit und sie sprechen, wie die Werke Stefan Kutzenbergers, von jenem utopischen Potenzial der Literatur, Schwäche in Stärke zu verwandeln, die Kerker des Schweigens zu brechen und Möglichkeiten, alle Art offen zu halten. Ihre Bühne, Frau Grossbacher. Nochmal einen Applaus, bitte. Guten Abend auch von meiner Seite und sehr herzlichen Dank für diese ausführliche und wirklich wunderbare Einführung. Ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich gerade von meinem ersten Buch höre, von dem ich alles vergessen habe, denke ich mir, das kam darin vor, vielleicht muss ich mal wieder reinschauen, klingt gar nicht schlecht. Es gibt Schlechtere, ist jedenfalls. Gut. Okay, ich sage jetzt gar nicht wahnsinnig viel zu dem Text, sondern lese ihn erst mal und dann können wir ja nachher drüber reden. Wenn Reden ein Soufflé ist. In einem Brief von seiner Schwester schrieb Lessing, schreibe wie du redest, so schreibst du schön. Es ist ein Satz, der Autoren gerne ans Herz gelegt wird. Er leuchtet mir intuitiv auch sofort ein und oft schon habe ich darüber gegrübelt, was er bedeutet. Was meint er eigentlich mit schön? Ist es schön, wenn wir schreiben, wie wir reden, weil es damit authentisch ist? Sollten wir uns schreibend eng an die gesprochene Sprache halten, um nicht allzu gekünstelt zu klingen, wenn wir schreiben? Um die Schriftsprache nicht als Hürde zu sehen, als etwas Fremdes, in dem wir uns nicht recht wohlfühlen und dementsprechend nonbehaglich in ihr zurechtkommen? Geht es ihm um die Syntax, um den Sound, um die ganze Atmo etwa? Alles Dinge, die wir im Gespräch so leichthändig herzustellen wissen und die als Text uns plötzlich kopfzerbrechend machen. Im Reden fügt so selbstverständlich sich alles zusammen. Die Modulation unserer Stimme, unsere Gestik, unsere Mimik, die emotionale Verbindung zwischen den Redenden, die Spannung oder die Vertrautheit, der Raum, in dem wir uns befinden und die Hintergrundgeräusche um uns herum. Ganz anstrengungslos scheint alles da zu sein, das ganze Setting eines Gesprächs und dabei suchen wir keineswegs nach Perfektion. Spielerisch passen wir uns unserem Gesprächspartner an, wir lachen oder setzen Teewasser auf, dazwischen glauben wir unserem Gegenüber eine Fluse vom Pullover und die tiefe Herbstsonne scheint durchs Fenster und von einem Moment auf den anderen ist alles ganz magisch und wir lächeln und sagen, schönes Licht. Zu reden ist mehr, als nur Worte aneinander zu reihen und die Schwierigkeit ist es, dieses Mehr ins Schreiben zu transferieren. Jeden Autor, der aus einer ausgeprägten dialektalen Gegend stammt, stellt Lessings Aufforderung vor noch ganz andere Hürden. Wenn sowieso schon eine gewisse Diskrepanz herrscht zwischen dem Reden und dem Schreiben, wie erst soll damit verfahren werden, wenn noch dazu die Worte im Reden so ganz andere sind als die im Schreiben? Und wie, fragt man sich angelegentlich, hat Lessing, immerhin stammt er ja aus der Lausitz, er müsste also schlimm gesechselt haben, das bitte gelöst. Klang der Nathan wirklich, als würde das Stasi-Ensemble-Theater spielen? Oder dachte er gar nicht an Dialekte, wenn er vom Reden und vom Schreiben sprach? Es gibt Dialekte, die empfinden wir durchaus als schön, das Sächsische gehört ganz sicher nicht dazu. Wie auch beim badischen Denken, auswärtige immer gerne, es wäre eine Sprache, in der sich ausschließlich Albernes verhandeln lässt. Und wenn es nicht schon Albern ist, so wird es Albern, sobald der Badenser loslegt und der Sachse sechselt. Die Deutschen mögen es beispielsweise gern, wenn das Österreichische so ein bisschen angewienert ist. Sie sagen dann Scharm und Schmäh und fühlen sich sofort verführt und umschmeichelt, wie in einem Urlaubsflirt. Das Bayerische ist quasi gemacht fürs Kabarett, das Berndeutsche mit seinem üppigen Mundgefühl. Das kann man wunderbar singen und was damit dichten. Und das Tirolerische versteht zwar kein Mensch, aber alle finden es richtig urtümlich einfach schön. Zumindest auf der Bühne, gesprochen, funktioniert das in der Kunst recht gut. Sobald man diesen ganzen Zauber verschriftlichen will, wird es komplizierter. Man kommt nicht um eine gewisse Übersetzungsleistung herum und ich vermute, diese Erschwernis ist es, die womöglich gar nicht nur Nachteile mit sich bringt. Ein guter Übersetzer macht zwangsläufig etwas, das vergleichbar ist mit dem Versuch, so zu schreiben, wie man redet, damit es schön ist. Er versucht, über das reine Wort hinaus herauszufinden, was die Stimmung ist in einem Text, wie etwas gemeint ist. Er ist aufmerksam für das Drumherum und ob da womöglich irgendwo schönes Licht ist und jemand lächelt auch, wenn es nicht da steht. Ansonsten hat er zwar eine Übersetzung, die im Grunde korrekt ist. Eins zu eins stimmt jedes Wort, aber es hilft nichts. Wie ein Wald mehr ist als die Summe seiner Bäume und ein Soufflé mehr als die Summe seiner Zutaten, ist ein Text mehr als die Summe seiner Worte. Jeder Autor steht also, wenn er im Lessing'schen Verständnis schön schreiben will, vor der Aufgabe, all dies zu beherzigen und etwas Organisches zu erzeugen und nichts Hermetisches. Er sollte ein Auge und ein Ohr und ein Gespür dafür haben, was während des Redens alles vor sich geht, um es so dann schreibend so zu verwandeln, dass die Lebendigkeit des Redens erhalten bleibt. so zu verwandeln, dass die Lebendigkeit des Redens erhalten bleibt. Für die Übersetzer unter den Autoren, die zu alledem immer noch die Frage des Dialekts zu bewältigen haben, ist das vielleicht sogar einfacher. Sie müssen sich eh einen Trick ausdenken, wie sie den Verlust der gesprochenen Sprache ausgleichen können. Sie müssen sowieso schon sehr genau gelauscht haben, um diese merkwürdige Spielart des Redens irgendwie einzufangen. Sie müssen Strategien entwickeln, die Substitute, die sie haben, bestmöglich zu verwenden. Und das sind natürlich keine anderen als diejenigen, die das Reden ins Schreiben transformieren, weil dann ist es schön. Dialekt ist, man könnte es auch so sagen, Reden in seiner pursten Form. Er ist gar nicht zur Verschriftlichung gedacht. Im Grunde ist die geschriebene Sprache wie eine gut ausgestattete Requisite, in der man sich bedienen kann. Wenn man geschickt ist, kriegt man ganz verblüffende Effekte hin. Wenn das Hochdeutsche nicht die Muttersprache ist, weiß man immerhin sehr genau, dass man im Theater ist, wenn man schreibt. Ich glaube, das ist gar nicht schlecht. Es bewahrt einen vielleicht davor, das alles allzu ernst zu nehmen. Mit großen Gesten bedient man sich im Fundus und fummelt am Licht herum, bis es hinhaut mit der tiefen Herbstsonne. Und diese Unbekümmertheit, die kommt dann dem eigentlichen Reden wieder ziemlich nah. Und dann ist es schön, das Schreiben. Und wenn nun Reden ein Soufflé ist, was dann? Ich weiß nicht. Wenn man ein Spitzenkoch ist, sollte man nicht schüchtern sein, alles fröhlich miteinander vermengen und hoffen, dass es nicht zusammenfällt. Ansonsten rate ich zum Käsebrot. Es ist auch die Summe seiner Zutaten, aber es sind einfach weniger Zutaten. Vielen Dank. Kann man einen Traum leben oder ein Leben träumen? Wenn man dem erstaunlichen Schriftsteller Stefan Kutzenberger glaubt, lautet die Antwort ja. Kutzenberger lebt in Wien, ist aber 1971 in Linz geboren und hier aufgewachsen. Schon während des Gymnasiums widmete er sich am Bruckner Konservatorium, dem Spiel auf der klassischen Gitarre. Nach der Matura studierte er vergleichende Literaturwissenschaft und Spanisch in Wien, Buenos Aires, Lissabon und London. Danach arbeitete er als Literaturwissenschaftler, Unilektor und Museumskorator. Das ist an sich schon ein verrückter Weg, wenn man es so salopp sagen darf, doch es kommt noch besser, denn Stefan Kutzenberger hatte seit seiner Jugend einen Traum. Es ist der Traum, Schriftsteller zu werden, also jenen Beruf zu wählen, in dem man ein Leben lang Anfänger bleiben muss. Er realisierte ihn 2018 mit dem Roman Friedinger. Hauptfigur dieses Buches ist ein gewisser Stefan Kutzenberger, der Literaturwissenschaftler und Museumsangestellter ist. Er bekommt von seiner Frau einen Kreta-Aufenthalt geschenkt, damit er endlich sein erstes Buch schreibt. Leider taumelt er dort in eine Affäre, die das Potenzial hat, das Familienleben samt Kind infrage zu stellen. Und er lernt auf Kreta den Physiker Friedinger kennen, der in Anlehnung an den Fösten-Urikum-Skandal nicht Kanonen an die Kriegsparteien Iran und Irak liefert, sondern Atomsprengköpfe nach Pakistan. Friedinger ist ein thematisch breit angelegtes Spiel mit Realität und Fiktion, also Erfindung. Auch der Erfindung eines anderen Lebens, einer anderen Welt, eines anderen Ich. der Erfindung eines anderen Lebens, einer anderen Welt, eines anderen Ich. Im Jahr 2020 erschien Kutzenbergers zweiter Roman Joker Man, der die Frage aufwirft, ob es dem verkrachten Literaturwissenschaftler, Museumspädagogen und Bob Dylan-Experten Stefan Kutzenberger alias Joker Man wohl gelingen mag, eine weitere Trump-Präsidentschaft zu verhindern und den Mann im Weißen Haus zu killen. Wobei, und das ist wichtig, es ist in Kutzenbergers Romanen, wie bei jeder Literatur, die gut ist, und diese ist gut. Es geht nicht primär um den durchaus unterhaltsamen Inhalt, sondern um die formale Gestaltung. Wie Verena Rossbacher legt es auch Kurzenberger in seinen vielschichtigen, brillant geschriebenen und strukturierten Romanen nicht darauf an, nur eine Geschichte zu erzählen. Vielmehr geht es in seinen Büchern, die mit verschiedenen literarischen Gattungen von Autobiografie, über Reportage, Familien, Verschwörungs-, Musikroman bis zum Krimi spielen. Es geht immer um weit mehr, nämlich darum, wie sie erzählt sind und vor allem, welche Interpretationsräume sie öffnen. Lassen Sie mich trotz der gebotenen Kürze noch einmal ein paar Worte über den letztes Jahr erschienen Roman Kilometer Null sagen, in dem Kutzenberger einen durch eine Buchbesprechung ausgelösten Weltkrieg imaginiert, für den unterschiedliche Literaturauffassungen verantwortlich sind. Auf der einen Seite stehen die Realen in einem untergehenden Europa, auf der anderen die Fiktionalen in Südamerika. Um Asyl in den Ländern der Fiktionalen zu bekommen, muss man beweisen, dass man selbst eine fiktionale Figur ist. Das ist genial. Die Hauptfigur des Romans heißt übrigens wieder Stefan Kutzenberger, allerdings stirbt sie schon auf der ersten Seite des Buches, das erzählerisch und geografisch mit großer Leichtigkeit einen gewaltigen Bogen schlägt und mit einer atemberaubenden Vielzahl von Vor- und Rückblenden sowie zahlreichen literarischen Anspielungen auf andere Autoren aufwartet. Es ist viel Wissen in den Büchern dieses Autors und viel Gefühl. Den fiktiven Stefan Kutzenberger lässt Stefan Kutzenberger in Kilometer Null sterben. Der Reale aber lebt. Und wie? Seine Geschichte hat erst gerade begonnen. Stefan Kutzenberg. Ja, vielen, vielen Dank, Stefan Gmündner. Das ist, hat die Verena richtig gesagt, das ist rührend fast, wenn man über sich selbst geredet hört. Und dann muss man ihm was vortragen. Das ist natürlich wieder ernüchternd. Danke. Das ist wirklich sehr schön. Ja, ich bin hier eingeladen vom Stifterhaus, um Oberösterreich zu repräsentieren. Ich habe geglaubt, dass es ein Wettbewerb ist. Weil es das beste Literaturhaus oder so ist. Und jetzt ist halt mein Beitrag hier, mein literarischer Bezug zum Hormatland, wo ich ja heute hier Heimvorteil habe. Danke fürs Kommen übrigens. L ist gleich H und die Stallwärme der Literatur. Um einen Menschen zu verstehen, sagte Napoleon Bonaparte angeblich, muss man die Welt verstehen, in der dieser 20 Jahre alt war. Für ihn, Napoleon, war dies das Frankreich des Jahres 1789, das Jahr der Revolution. In diesem gab er seine literarischen Ambitionen auf und entwickelte stattdessen militärische. 202 Jahre später war ich 20 Jahre alt und gab meine militärischen Ambitionen auf. Anstatt in Linz zum Bundesheer zu gehen, zog ich nach Wien, um mich der Literatur zu widmen. Mit einer Revolution konnte die Weltgeschichte nicht dienen, aber doch mit einer Zeit des Wandels. In der Hitparade war gerade Wind of Changes von den Skorpions Nummer 1, in dem über die neue Ost-West-Verständigung gesungen wurde, über den Wind, der alte Feindschaften fortweht, was den Nerv der Zeit traf, nicht aber meinen Musikgeschmack, der damals schon relativ klar ausgeprägt war. Aus den Lautsprechern tönen heute noch ähnliche Klänge wie damals, während ich mich im Reich der Literatur gerade erst aufmachte, neue Welten zu entdecken und diese bald in den grenzenlosen Genialitäten der lateinamerikanischen Literatur fand. Napoleon und ich haben gespiegelte Leben, wer hätte das gedacht? Als Napoleon 20 wurde, brach die französische Revolution aus und er kehrte von Paris in seine Geburtsstadt Ayaccio zurück, um die Befreiung Corsicas vorzubereiten, während ich nur wenige Tage nach meinem 20. Geburtstag im September 1991 meine Heimatstadt Linz verließ und nach Wien zog, um dort im Kabinett meiner Oma mit dem Studentenleben zu beginnen. Oma war als Berliner Jüdin über Amsterdam bis nach Indonesien geflüchtet, wo sie sich gemeinsam mit Opa ein neues Leben aufbaute. Durch den Militärputsch 1965 mussten sie dieses neue Leben aufgeben und landeten nach den Stationen Linz und Steyr schließlich in Wien, womit sie beweisen, dass Heimat etwas Unbeständiges ist. Obwohl Oma zweimal alles verloren hatte, einmal in Berlin, dann in Surabaya, obwohl ihre ganze Familie im Holocaust ermordet wurde, habe ich sie niemals jammern hören. In meinem kleinen Zimmer ihrer Wiener Wohnung befand sich Opas Bibliothek der Weltliteratur, die er sich zusammengekauft hatte, noch bevor er als chinesischer Indonesier im österreichischen Exil die deutsche Sprache erlernt hatte. Heute verstehe ich, dass ihm die Literatur Trost und Halt gab, dass sie ihm Heimat war, egal in welcher Sprache, eine treuere Heimat, als es Länder gebeutelt im Wind der Weltgeschichte je sein konnten. Der mexikanische Autor Carlos Fuentes sagte einmal, als er auf die Unterschiede zwischen lateinamerikanischer und spanischer Literatur angesprochen wurde, wir sind alle Einwohner von La Mancha, dem größten Land der Welt. aus, als er nach dem Nobelpreis zu politischen Fragen befragt wurde, ich komme von Cervantes. Und recht hatte er, naturgemäß, wir alle kommen von Cervantes und wir alle sind Einwohner von La Mancha, reiten verirrt und verwirrt auf einem klapprigen Gaul durch die Steppe und versuchen uns einen Reim auf das zu machen, was uns geschieht, egal woher wir kommen und egal in welcher Sprache wir schreiben. Nationale Literaturen sind nur eine Erfindung der napoleonischen Kriege, künstliche Konstrukte, die wir hoffentlich schon wieder hinter uns gelassen haben. Es wäre doch schade, wenn der Engländer Wilhelm Shakespeare zwar über den Prinz von Dänemark und über die Liebenden von Verona schreiben durfte, wir dagegen aber nur von Bergen, Äckern, Domen und Hämmern berichten müssen und als Oberösterreicher im besten Fall von Hünden und Muttern. Mit dem Wegzug aus Linz begann mein Leben in der Literatur und nach und nach wurde diese meine neue Heimat. Nach einem Vierteljahrhundert war ich dann schließlich bereit, selbst Literatur zu schaffen. Und auch das ist die Geschichte eines Wegzugs. Meine Eltern hatten beschlossen, unser Haus in Linz zu verkaufen und nach Wien zu übersiedeln, weil das vernünftiger war, nahe bei den Kindern und Enkeln, eine kleine Wohnung statt vieler Stiegen. Während meine Eltern das sehr nüchtern sahen, erwischte es mich am falschen Fuß. Plötzlich hatte ich keine Basis mehr in Linz, fühlte mich meiner Wurzeln beraubt, musste, wenn ich in meiner Heimatstadt war, so wie jetzt, im Hotel übernachten. Da reifte in mir der Entschluss, mir mein Linz einfach zu erschreiben, einen Linz-Roman zu verfassen, mit mir selbst als Protagonisten. So entstand Friedinger, mein erster Roman, den ich unverlangt an den Deutige Verlag schickte und von dessen Direktorin, Martina Schmidt, ich am 3. August 2016 die dürren, aber weltverändernden Worte erhielt, ich kann Ihnen einen Vertrag anbieten. Spielte es eine Rolle, dass Martina Schmidt auch Oberösterreicherin ist? Protektion durch Herkunft? Sie stammt aus dem Innenviertel, wie meine Verwandten, bei denen ich als Kind die Ferien verbracht habe. Und wenn ich heute daran denke, so sehe ich einen sonnenbestrahlten Bauernhof vor mir, grün wiegende Wiesen, einen kleinen roten Traktor, Bilder wie aus einem Tourismusprospekt des Hormatlandes, in deren Hauptstadt ich aufgewachsen bin, deren Sprache ich spreche. Diese Sprache ist mir im Gegensatz zum Dialekt der Verwandten am Bauernhof immer langweilig, neutral vorgekommen, bis ich dann im Lektorat meiner Romane für den deutschen Berlin-Verlag lernen musste, dass das, was ich als hochdeutsche Prosa erachtete, für deutsche Ohren oft wie Mundartgedichte klingt. Bei den Diskussionen über Austriazismen war ich meist viel zu weich, habe Grammatik und Vokabular angepasst, im Wissen, dass der Kampf verloren war, dass uns das traurige Einheitsdeutsch des nördlichen Nachbarn längst überrollt hat und die eigenen Kinder sprechen, als ob sie in Kassel aufgewachsen wären und nicht am Wiener Stadtrand. Im äußersten Westen der Bundeshauptstadt, so weit im Westen, dass es schon fast wieder Linz ist, fast wieder Hormatland. Eine Definition dieser Hormat könnte so lauten, ich kenne deren Bräuche, haben deren Geschichte in der Schule gelernt und tue heutzutage so, als würde ich deren Gegenwart verstehen. Doch fehlt in dieser Definition die Literatur, denn diese ist es, in der ich mich am wohligsten zu Hause fühle. Man könnte das in die mathematische Formel H ist gleich L zusammenfassen. Heimat ist gleich Literatur. Was aber ist Literatur? Literatur ist nichts anderes als der Versuch, die Heimat zu erklären. Deshalb kann man das H dieser Gleichung durch L ersetzen, sodass sich die redundante Definition ergibt, L ist gleich L. Literatur ist der Versuch, die Literatur zu erklären. Und genau daran glaube ich. Romane beschäftigen sich nicht mit der Scholle, auf der sie entstanden sind, sondern mit sich selbst. Jeder gute Roman ist ein Metaroman, der über die Kunst der Reflexion reflektiert. Deshalb hat unsere Heimat, sobald man etwas intensiver über sie nachdenkt, die Tendenz, sich in Fiktion aufzulösen. Denke ich aber an die Bücher, die mich geprägt und durch mein Leben begleitet haben, empfangen mich dieselben warmen Sonnenstrahlen wie in den Wiesen und Tante Gertis Bauernhof. Und nicht von ungefähr spricht Thomas Mann von der Stallwärme der Kunst, denn genau die ist es, die ich verspüre, wenn ich mich ins Reich der Literatur zurückziehe. Danke schön. Dann reden wir ein bisschen. Mehr als wie mir, also mehr als wir, was, Sie haben es beide angedeutet, es geht nicht um ein Wir im nationalen Sinne, sondern vielleicht eher um ein Wir in einer Lesergemeinschaft. Können Sie uns sagen, wie gehen Sie mit diesem Slogan um? Finden Sie ihn gut? Das ist übrigens entwickelt, also der Slogan stammt von Thomas Stangl, dem Autor, und ist eine Hommage an HC Hartmann. und ist eine Hommage an HC Yartmann, das vielleicht als Dings. Wie gehen Sie mit dem, hatten Sie das für ein gutes Motto, einen guten Slogan für einen Auftritt an der Leipziger Buchmesse? Ja, ich glaube, er ist ja gegen Bayern München gerichtet. Diese Wir sind mir Mentalität zu untergraben und sagen, Mir-sind-mir ist ein Blödsinn, wir sind mehr aus wie mir. Und wenn es gegen Bayern München gerichtet ist, bin ich dafür. Da habe ich gar nicht dran gedacht, aber es stimmt eigentlich. Das ist naheliegend, das in Verbindung zu bringen. Aber es kam mir gar nicht in den Sinn. Ich habe lange überlegt, wie ich das eigentlich finde, aber unterm Strich tatsächlich schon irgendwie auch gut. Diese Frage nach Identität im Schreiben oder Zugehörigkeit im Schreiben und so weiter, die kommt immer wieder. Also gerade wenn man ich komme aus Österreich, ich bin in der Schweiz aufgewachsen, lebe jetzt in Deutschland, also wenn man nicht da geblieben ist, wo man herkommt, dann wird das, gerade aus Österreich kommt diese Frage in der Regel. Die Deutschen stellen die nicht, aber die Österreicher würden das schon gerne wissen. Also gerade wenn ich rede, dann hört man auch nicht, wo ich herkomme, weil man den Dialekt nicht hört und das passt den Österreichern immer nicht gut. Dass das dann so hochdeutsch klingt, wie du sagst, alles klingt wie aus Kassel. Ich kann auch anders, aber dann versteht mich eben keiner. Das ist immer so ein bisschen das Problem. Ich kann nicht dieses Angedialektete, was man so in Ostösterreich immer gerne macht. Das können die Vorarlberger nicht. Aber in Deutschland klingst du schon österreichisch. Nein, sie denken Süddeutschland. Also Österreich existiert sowieso nicht. Nein, sie hören, dass es definitiv nicht Norddeutschland ist, aber sie würden nicht auf Österreich tippen. Und auf der anderen Seite finde ich aber tatsächlich schon, also wenn man aus einer Dialektgegend kommt, und das hat mich immer beschäftigt, also inwiefern diese Literatur vielleicht doch nochmal was anderes ist, als wenn man nicht aus einer Dialektgegenkommt. Weil prinzipiell gebe ich dir völlig recht, also die Literatur ist in dem Sinn, hat nicht Grenzen oder ist nicht an Nationen gebunden, das finde ich definitiv auch. Aber man hat andere Problemstellungen, andere Fragen. Und da finde ich tatsächlich immer, Wolf Haas ist halt einer, der hat es verdammt gut gelöst. Der hat eine Kunstsprache entwickelt, die ist nicht Dialekt, sie ist auch nicht Hochdeutsch, aber sie schafft etwas, das, was der Dialekt in sich trägt, was er in sich macht, in Literatur irgendwie umzuwandeln und zu transferieren. Und das hat ihm, finde ich, bis heute keiner wirklich nachgemacht. Also da beneide ich ihn ein bisschen drum. Also ich glaube auch nicht nur ich, sondern viele Autoren denken sich, ja, da hätte ich auch mal drauf kommen sollen, wie man das so löst. Aber ich glaube, damit beschäftigen sich eigentlich die meisten, die da irgendwie damit zu tun haben. Und insofern finde ich dieses Motto eigentlich, könnte man sagen, ja, die österreichische Literatur ist wie auch nochmal was anderes als die gesamtdeutschsprachige Literatur, wie auch die schweizerische Literatur nochmal was anderes ist. Also die nähert sich, finde ich, nochmal von einer ganz anderen Ecke dieser Problematik oder hat andere Lösungen gefunden dafür oder ist auch, glaube ich, in sich ein bisschen geschlossener, weil sie natürlich gerade die Mundartdichtung gibt es in Österreich auch, aber ich hatte immer das Gefühl, die ist in der Schweiz, hat die nochmal mehr Platz, weil überhaupt der Dialekt natürlich im Radio, im Fernsehen und so weiter ganz anders kultiviert wird, als das zum Beispiel die Vorarlberger machen. Also die Vorarlberger neigen dann eher dazu, so eine Art Bödele-Deutsch zu reden, also so eine komische Mischung, die eigentlich alle, die wirklich Dialekt reden, so ein bisschen Ethepetite finden und das machen die Schweizer natürlich gar nicht. Wie war dieser Politiker da eigentlich mal ein ganz gutes Schriftdeutsch sprach und in der Schweiz kam das nicht gut an und er hat da mit Absicht eigentlich so seinen kantonalen Hintergrund dann mehr einfließen lassen. Also die Schweizer haben da ein ganz anderes Selbstverständnis damit. Und das ist in Österreich, finde ich, regional sehr unterschiedlich, aber so dezidiert darin sind sie nicht, finde ich, wie die Schweizer. Ich habe mir das auch überlegt, weil es eigentlich ein interessanter Punkt ist. Ich glaube eben, dass die Schweizerinnen im gewissen Sinn keine Lösung dafür gefunden haben. Ich glaube aber auch, dass das sehr klar, und dort merkst du es nicht nur von der Syntax, sondern auch von einem, wie soll man das sagen, fast von einem Kafka, das auch gesagt, vom keuschen Ungeschick in dem Erlangen der deutschen Sprache. Es ist ein anderer Duktus, es ist ein Duktus, der vielmehr noch aus dem bäuerischen kommt. Im Schweizerdeutsch gibt es zum Beispiel kein Wort, ich liebe dich. Das heißt, bei uns, ich habe die gerne, das aber gern haben ist etwas anderes. Und das ist das, was mich in den 30 Jahren, wo ich hier bin, darum haben wir vorhin HC Hartmann erwähnt, eigentlich immer sehr beeindruckt hat von der österreichischen Literatur und mich auch für sie eingenommen hat. Und ich würde jetzt die kühne These in den Raum stellen, dass das Spielerische, das sie beide haben, auch das Spielerische mit der Sprache, das einen gewissen Humor auch hat oder eine Ironie, durchaus etwas jetzt Österreichisches im weiteren Sinn sein könnte oder in österreichischen Sprachtraditionen viel verbreiteter ist als in der Schweiz. Wir haben dort keine Ironie. Das gibt es nicht. Das ist richtig. Ich würde das sofort unterschreiben und das hat mich, aber ich habe es nie verstanden. Ich habe nie verstanden, warum es da so gesonderte Wege gibt von Österreich und der Schweiz, wo man sagen könnte, okay, es gibt eigentlich eine ähnliche Thematik, nämlich der Dialekt, der ist da. Aber Sie sagen jetzt, die Schweiz hat eigentlich keine Lösung dafür gefunden. Ich würde das irgendwie auch so sagen, aber ich verstehe nicht, warum. Und das mit diesem E sagen, aber ich verstehe nicht, warum. Und das mit diesem Ehe, ich weiß noch, Thomas Hörlehmann hat mal in Leipzig, als ich da studierte, ein Seminar gegeben und das hat uns auch lange beschäftigt. Dieses, kann man eigentlich im Dialekt, kann man nicht sagen, ich liebe dich? Nein, kann man nicht. Es ist nicht, auch in Vorarlberg ist ja nicht möglich. Das hat sofort was Albernes. Man tut das nicht. Heißt das aber, dass Liebe nicht stattfindet? Natürlich nicht, aber es ist trotzdem was anderes. Ich weiß nicht, wie das dir geht oder wie sehr du eigentlich findest, dass jetzt so das Oberösterreichische nicht vertreten ist? Ich habe schon den Eindruck, dass Alemannische ist wie nochmal so eine Sonder... Ich glaube, bei uns ist es noch schwieriger in Wirklichkeit, weil du ja eigentlich zweisprachig bist. Also es gibt das Dialekt und dann gibt es das Hochdeutsch und du kannst halt beides. Und dadurch kannst du eigentlich das Register einfach wechseln. Aber bei uns in Oberösterreich, wo alles so halberts ist und man nie genau weiß, schreibt man das so, sagt man das so oder nicht, bleibt man so in einem Niemandsland stecken. Und dieses Niemandsland ist natürlich dann schwer zu vermitteln. Aber vielleicht kommt da eben die Theorie, die Ironie dazu. Nur würde das wieder gegen das Schweizer Beispiel sprechen. Aber sonst könnte man sagen, wenn man sagt, in Deutschland spricht man Schriftsprache, was nicht stimmt, weil du hast die deutschen Dialekte in deinem Aufsatz auch angesprochen, aber sagen wir mal, in Deutschland spricht man die Schriftsprache, so haben die in ihrer Literatur das Problem der Verschriftung nicht. Sie schreiben eben das, was sie sagen. Wir schreiben aber was anderes, als wir sagen. Wir schreiben anders, als wir sprechen, wie du so schön hier ausformuliert hast. Und dadurch wissen wir beim Schreiben, es ist in Wirklichkeit ja eh anders. Und genau das ist die Ironie, oder? Ironie ist genau das, wenn ich sage, es ist in Wirklichkeit ja anders. Und vielleicht haben wir deshalb einen ironisierteren Zugang zur Realität in der Literatur als bei Gemeinschaften, die näher an der Schriftsprache sind? Ja, das ist, ja, nicht, dass ich jetzt auf dem rumreiten will, aber es ist interessant, weil es auch Verena Rostbacher aufnimmt. Es ist, ich habe die Österreicher, ich bin so ein bisschen fußballaffin, immer irgendwie als die Brasilianer der deutschen Sprache gesehen, immer ein Pässchen zu viel, immer nicht mit einem besonderen Zug aufs Tor, aber dann auch wieder sehr viel durch Sprache ausdrücken können. Das ist einer der guten Sätze von Robert Menasse, der gesagt hat, das hier ist das Land des Entweder und Oder. Es ist nicht so klar festgelegt. Bei uns ist es Ja oder Nein. Die Kunst in der Schweiz hat wenig Bedeutung. Sie schreiben ja, es kommt darauf an, ob du in einen Raum schreibst. Ihr hier schreibt in einen Raum. Es sind jetzt hier Autoren da, der Richard Wahl, der Christian Steinbacher, es gab Franz und Eugenie Kahn, es gibt den Reinhold Aumeier und so weiter. Also das ist ein großes Feld. Das kennen Sie wahrscheinlich selber, weil Sie die Schweiz ein bisschen kennen. Dort kannst du die Autoren an einer Hand abzählen, die gelten dort als Sackgassenexistenzen, als faule Kerle, die nicht arbeiten wollen. Das ist jetzt schwer übertrieben, aber es geht um diesen Hallraum, allein auch, kein Zufall, dass Sie Lessing erwähnen oder Sie Servantes, der Hallraum ist dort nicht gegeben. Lessinger wähnen oder sie Servantes, der Hallraum ist dort nicht gegeben. Und dieser Hallraum, der ist schon, und darum finde ich diesen, um wieder den Bogen vielleicht ein bisschen zu kriegen, diesen Slogan auch gut, weil dieser Hallraum einerseits das Österreichische betont über die Sprache und andererseits natürlich die Ränder dieser Literatur, die es immer gegeben hat, nehmen wir an, Kroatisch, Slowenisch, aber auch von Autoren wie, von denen man, ist Tanja Maljatschuk, ist Cevat Karahasan, ist der Michael Stavaric, sind das österreichische Autoren? Ja, aber in einem sehr vielschichtigeren Sinn. Und es bricht irgendwie diese Zuschreibungen, aber lässt einen über diese Zuschreibungen irgendwie nachdenken. Sagen Sie was, ich wollte nicht dazu behaupten. Sie haben die Ränder erwähnt und ich glaube, die Ränder sind ein gutes Stichwort, weil Österreich eben viel Grenze hat zum nicht-deutschsprachigen Raum. Wir sind so der Rand des deutschsprachigen Raumes. Und diese Ränder sind dann dort, wo man sich vielleicht auch verteidigen muss, dann als Deutschsprachiger, sodass die Sprache selbst reflektiert wird und ein Wert wird. Ich improvisiere es nur, ich denke nur, weil Sie eben die Ränder erwähnt haben. Wenn man Deutschland so aus großen Flecken der Landkarte sieht, ist so im Zentrum von Deutschland, wo man sich seiner Sprache sicher sein kann, passiert nicht viel literarisch. Also wenn man es... Das wird mitgeschnitten, ist schon klar. Die Welt schaut zu. Jetzt muss ich mich aber schnell... Deutschland. Deutschland, ja. Wie kann man das argumentieren? Aber wenn wir, denkt man an die Nobelpreisträgerinnen, Nobelpreisträger der deutschsprachigen Literatur. Was fällt euch ein? Da haben wir Thomas Mann, habe ich erwähnt. Der kommt aus Lübeck, also ganz oben am Rand. Dann haben wir Hermann Hesse, der ist irgendwo in der Schweiz dann verschollen, also auch am Rand. Wen haben wir noch? Die Hatta Müller haben wir, die kommt aus, noch mehr Rand gibt es nicht, die kommt aus Rumänien. Dann haben wir in Peterhandke im südlichen Rand von Kärnten. Die Jelinek, sagen wir, im 14. Bezirk in Wien ist auch ein Sprachrand. Wer hat noch Nobelpreis gekriegt in unserer Sprache? Der Canetti kommt aus Bulgarien, also auch ganz an den Rändern angesiedelt. Vielleicht könnte das schon ein Grund sein, warum die österreichische Literatur, liebe deutsche Freundinnen und Freunde, stärker ist als die Literatur der Bundesrepublik. Jetzt verstehe ich, wie du davon reden kannst, dass man literarisch einen Krieg auslösen kann. Zumal, wenn Sie bei einem deutschen Verlag sind, noch. Also er ist interessiert an regionaler Vertretung. Ich habe eben geglaubt, dass es hier ein Kampf ist. Oberösterreich gegen Vorarlberg. Und dass nur eine von uns weiterziehen darf. Trotzdem, ich glaube, hier ist es verbreiteter, vielleicht reite ich jetzt auf dem herum, aber dass Sprache etwas mit Realität zu tun hat, oder nicht mit Realität, sondern gleichermaßen auch mit Fiktion, aber dass Sprache etwas mit dem Leben zu tun hat. Und das mag jetzt absolut pathetisch klingen, aber neben den Traditionen scheint mir das recht zentral. Was ich Sie aber auch beide fragen wollte, das habe ich in den Einleitungen nicht erwähnt, sie sind beide sehr große Leserinnen oder quasi Leser, also die Frau Rosbacher sagt so, in dem Sinne, das Schreiben sei die Kür des Lesens, also zuerst ist man Leser und wird dann zum Schreibenden, man muss fast wie den Dienstweg einhalten. Bei Ihnen, Sie sind ja ein extrem belesener Autor auch, Herr Kutzenberger, wie ist die Bedeutung eben überhaupt dieses Lesens fürs Tun, nachher als Schriftsteller, ob österreichisch oder deutsch? Ja, ganz wesentlich. Also ich glaube, Literatur entsteht aus Literatur aus. Das Leben hat damit eigentlich relativ wenig zu tun. Leben entsteht aus Leben, Literatur entsteht aus Literatur aus. Das Leben hat damit eigentlich relativ wenig zu tun. Leben entsteht aus Leben, Literatur entsteht aus Literatur, genauso wie ja auch alle anderen Künste aus den Künsten entstehen. Musik entsteht aus Musik und Architektur aus Architektur bildende Kunst aus bildender Kunst und Literatur eben aus der Literatur und darum kann man ohne Lesen nicht schreiben. und Literatur eben aus der Literatur, und darum kann man ohne Lesen nicht schreiben. Ich hätte ja eine Frage an die Verena. Du hast ja eben Schreiben studiert und unterrichtest auch kreatives Schreiben. Also man kann es doch auch so lernen, oder ist das Lernen dann doch das Lesen in Wirklichkeit? Ja, das ist eine viel diskutierte Frage. Die jetzt beantwortet wird. Die jetzt hier einfach einmal beantwortet wird, liebe deutsche Freunde, hier in Österreich, in Linz. Nein, also tatsächlich glaube ich, ja, Schreiben bedeutet viel Lesen und viel Schreiben. Und dafür kann so ein Institut ein guter Ort sein. Man hat erst mal drei, damals als ich studierte, noch sehr viel mehr Jahre Zeit, um genau das zu tun. Aber es wird auch gelesen, es wird nicht nur geschrieben. Es wird, also ein bisschen zu meiner Erschütterung wurde sehr viel weniger gelesen, als ich dachte. Also das fiel mir schon auf, dass einerseits so ein Kanon, wie auch immer man das finden möchte, oder so die Klassiker eigentlich verpönt waren zu lesen, sondern man eigentlich hauptsächlich zeitgenössische Literatur gelesen hatte, die ich damals im Prinzip überhaupt noch nicht kannte, weil ich da überhaupt noch nicht angekommen war, weil ich quasi alles aufarbeiten musste, was da sonst schon da war. Und es gibt eine relativ starke Tendenz unter vor allem eher jungen Studenten zu sagen, nein, mich beeinflusst das zu stark, wenn ich lese und ich muss mein eigenes machen und so weiter. Also was natürlich, finde ich, immer nur verbremd eigentlich eine Möglichkeit ist, nicht zu sehen, was es alles schon Tolles gibt und sich sehr bequem darin einzurichten, dass man was ganz Originäres schafft und was ganz Eigenständiges. Also ich halte von diesem Nichtlesen von Autoren überhaupt nichts. Glaube auch nicht daran, dass es funktioniert auf Dauer. Und finde, wie du auch, ich denke auch, wir stehen alle auf den Schultern von Riesen, wie man so schön sagt. Also das ist mir immer bewusst. Und ich glaube auch, dass man tatsächlich, aber es ist beides, es ist nicht nur das Lesen, sondern auch das Schreiben. Also man bleibt, wie Herr Gmünder vorhin meinte, man bleibt immer Anfänger im Schreiben, das ist richtig, das stimmt, aber es gibt dennoch etwas, glaube ich, wo man ein bisschen schneller wird in den Wegen, die man geht. Und das fand ich immer im Literaturinstitut, das kann man ein bisschen beschleunigen. Also die Wege, die man sowieso gehen muss als Autor, also die Probleme, die sich sowieso stellen und die man irgendwie lösen muss, die kann man mit ein bisschen Hilfe, ist vielleicht das falsche Wort, aber einfach im Austausch mit anderen oder in dem, dass man den Text zur Diskussion stellt und die Kritik irgendwie annehmen muss und damit umgehen muss und sie entweder einarbeiten muss oder aber sie nicht einarbeitet. Das kann man ein bisschen beschleunigen, glaube ich. Und in Biel, wo ich unterrichte, ist nochmal ein bisschen ein Unterschied, weil die etwas haben, was es in Leipzig nicht gab und auch sonst an keinem Literaturinstitut gibt, nämlich das, was ich dort mache, das sogenannte Mentorat. Also ich betreue dort Studenten ausschließlich einzeln in ihren größeren, längeren Projekten. Entschuldigung, glaube ich, bestanden. Wie heißt das? Mentorat. Alle zwei bis drei Wochen bin ich da und habe so vier bis sechs Studenten und sie schreiben in der Zwischenzeit an ihren längeren Romanprojekten, Theaterprojekten, was auch immer das ist. Und wir haben dann wie eine Art ich lesener, ich lektoriere das, wir besprechen das und sie haben die Möglichkeit, das einzuarbeiten oder auch nicht. Und das finde ich tatsächlich schon eine sehr, sehr sinnvolle Art der Arbeit. Also wenn sich nochmal jemand mit dir zusammen Gedanken macht, um das, was du da tust, wenn nochmal jemand mit dir zusammen Gedanken macht, um das, was du da tust, mit dir zusammen Ideen entwickelt oder schon mal sagt, die Perspektive, die haut nicht hin, probier es mal so und so. Also das ist etwas, was ich selber als Autorin total schätze, also diese Art von Rückmeldung ab einem bestimmten Punkt. Also ich glaube nicht, dass es zu jedem Zeitpunkt des Schreibens Sinn macht, aber ich glaube, ab einem bestimmten Punkt ist das etwas, was tatsächlich die Arbeit vereinfachen kann, erleichtern kann. Ich glaube, es ist nicht für jeden geeignet, also ich würde niemals allen jungen Autoren empfehlen, an ein Institut zu gehen, aber wenn einem das liegt, so ein bisschen in der Gemeinschaft zu sein und man offen ist und bereit ist für diese Art von Austausch, dann kann das tatsächlich Sinn machen. Was nicht heißt, dass daraus lauter Autoren kommen. Du hast am Konservatorium auch studiert. Ich glaube, es ist an allen Kunsthochschulen so, dass von jedem Jahrgang ein bis maximal drei, aber eher ein bis zwei Leute, die sind richtig gut. Und die anderen bewegen sich irgendwo so im Mittelfeld oder werden was ganz anderes machen. Also ich glaube, dieser Schnitt lässt sich irgendwie auch nicht verändern. Im Bruckner Konzerttoren in Linz sind praktisch alle dann Musiklehrer, Musiklehrerinnen geworden und niemand Musiker. Und darum habe ich mir geschworen, wie dann in Wien war, habe ich gesagt, ich studiere Literaturwissenschaft und jetzt werde ich Literaturwissenschaftler. Ich mag nicht wieder ein frustrierter Autor werden, der dann Literaturwissenschaftler wird. Ich sage gleich, ich werde das. Aber ich habe es eben nicht durchgehalten. Dann irgendwann war der Druck so groß, dass es einfach sein hat müssen. Aber dieser Druck ist genau das, den ich brauche. Ich könnte es, glaube ich, nicht. Ich muss das nur mal genau überlegen. Ich könnte niemals einen unfertigen Text mit jemandem diskutieren. Es wäre wie ein Druckkochtopf, wo man den Deckel aufmacht. Es würde verpuffen und es ist vorbei. Ich glaube, ich brauche dieses geheime Arbeiten wirklich, bis es fertig ist. Aber ich glaube, es schreibt jeder einfach anders. Aber ich auch, muss ich ganz ehrlich sagen. Also mir würde das eigentlich auch nicht mehr liegen. Ich habe das damals, ich bin da mit Anfang 20 nach Leipzig, hatte mir da nie Gedanken darüber gemacht. Aber jetzt so im Nachhinein denke ich mir, nee, mir ist das eigentlich auch nichts. Und ich muss auch sagen, ich habe da ganz viel von dem, was da eigentlich angeboten wird, gar nicht genutzt, weil ich einfach mein eigenes Ding machen wollte. Und das meinte mal der Jochen Jung vom Jung & Jung Verlag, der meinte, er hatte eigentlich immer das Gefühl, dass so Literaturinstitute sind einfach nur eine gute Legitimation für die Studenten gegenüber den Eltern. Sie können sagen, ich studiere doch und machen dabei aber einfach, schreiben ihr Zeug, was sie sonst niemals mit gutem Gewissen einmal so lange machen könnten. Ein Stück weit stimmt das, glaube ich. Aber was anderes, also das, es gab so einen Satz von, es gab mal so eine, ich glaube, eine New York Times Serie, wo Autoren gefragt wurden, was für sie eigentlich der Erfolg des Schreibens ausmacht oder was dazu gehört. Und es gab einen Satz von Michael Schaben, ein toller, großartiger amerikanischer Autor, und der hat mich sehr beeindruckt und ich glaube, der stimmt und ich glaube, der passt auch zu den Literaturinstituten oder warum sie schon Sinn machen. Er meinte, es braucht zum Schreiben, es gibt Talent, es gibt Glück und es gibt Disziplin. Und Talent und Glück kann man nicht beeinflussen, aber die Disziplin, die kann man beeinflussen und darum sollte man es tun. Und dafür finde ich so ein Institut eigentlich gar nicht schlecht. Also meine Studenten, sie wissen, alle zwei bis drei Wochen legen sie mir was vor oder müssen sie zumindest irgendwie argumentieren, warum sie mir nichts vorlegen oder wir müssen über irgendwas reden und das treibt sie schon, sie vertrauen mir im Idealfall, also sie wissen, dass das ein intimer Rahmen ist, wo die Dinge besprochen werden können und sie produzieren sehr viel in dieser Zeit. Das muss nicht zwingend gut sein, aber sie tun es und da ich schon finde, Schreiben resultiert auch aus Schreiben und aus Lesen und aus Übung, wie du sagst. Und aus Übung, also finde ich das prinzipiell kein Fehler. Nein, Fehler sicher nicht. Aber wann gibst du erst einen Text aus der Hand, wenn du jetzt schreibst? Wann darf man reindesen? Ah, spät, wirklich spät. Sehr spät. Ja, sehr spät. Es hat auch ein bisschen damit zu tun, ich weiß nicht, wie deine Genese bei den Büchern ist, ob du einer bist, der Bücher plant oder gar nicht. Du erschreibst sie dir auch. Das ist bei mir auch so. Und ich glaube, bei den meisten Autoren, wo das so ist, die geben in der Regel wirklich erst dann was aus der Hand, wenn eigentlich, wenn dann, also so nach zwei Dritteln habe ich immer so das Gefühl, komme ich nicht mehr drum herum, die Sachen auch zu planen und so den Plot ein bisschen in die Hand zu nehmen. Und dann ist es auch okay, drüber zu reden, weil dann geht es wirklich so um ganz systemische Sachen. Wie baut man die Geschichte? Macht es vielleicht Sinn, die Ebene nochmal zu wechseln? Einzelne Abschnitte zu tauschen und so weiter. Also dann ist es wirklich so eine ganz pragmatische Arbeit und da finde ich dann Mitsprache sinnvoll. Oder die nützt mir was. Bis dahin nicht. Ja, also ich sehe ähnlich. Ab dem Moment, wo man weiß, es kann eigentlich nichts mehr schief gehen, ich bringe das Ding zu Ende. Genau. Ja, liebe Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, hiermit haben wir dieses Thema auch ein für alle Mal erledigt. Vielleicht trotzdem noch anschließend eine Frage, wie ist das bei Ihnen? Weil, wenn ich das richtig gelesen habe, schreiben Sie ja schon sehr lange. Also dieser Prozess, weil eigentlich war es ja fast eine Frage eines Autodidakten über Schreibschulen, also Ihre erste Frage an Frau Berena. Stimmt, ja, weil ihr habt immer für die Schublade geschrieben und nie was irgendwo hingeschickt, weil ich wusste, es bringt nichts. Bis es dann schon so spät war, dann war ich schon 45, habe gedacht, irgendwann muss ich es mal machen. Ich kann nicht immer sagen, eigentlich bin ich Autor, aber schreibe halt nur für mich. Und dann habe ich es eben, wie hier erzählt, an den Deutiger Verlag geschickt und ist dann wirklich genommen worden. Aber nachdem ich eben so nah an der Literatur gelebt habe, Literaturwissenschaftler war, auch Literaturwissenschaftler, Unterrichte auf der Wiener Uni, war mein Leben ja eh Literatur. Und das glaube ich eben schon, dass das Lesen da meine Schreibschule war und ich habe nicht das Gefühl, dass es irgendwie Handwerkzeug fehlt oder so. Wer weiß, wie es gegangen wäre mit einer Schreibschule. Aber ich bin ganz, ganz glücklich über diesen eher unorthodoxen Weg dann dorthin. Vielleicht noch eine Frage an Sie beide, die sich eigentlich ergibt oder auch angedeutet wurde in Ihren Texten. In welchem Zusammenhang steht Ihr Schreiben mit Themen der österreichischen Literatur oder mit Traditionen der österreichischen Literatur? Möchtest du? Nein, du. Das ist eine interessante und schwierig zu beantwortende Frage, finde ich. Also ich glaube, bei meinem ersten Buch, da war ich noch sehr viel mehr, glaube ich, an diese ganze, also ich kam sehr aus der österreichischen Lesetradition. Also ich hatte gerade Heimito von Dodra für mich entdeckt, wo ich wirklich so den Eindruck hatte, ich habe bei dem das erste Mal verstanden, was Schreiben sein kann. Also auch so ein Reflektieren, Überschreiben, das, was er so traumhaft macht im Schreiben, was ihm gelingt, das hat mich auf eine Art und Weise wirklich wie so am falschen Fuß getroffen. Wo ich mir dachte, das ist wirklich ein Aspekt, der mich extrem interessiert hat und wo ich dachte, ich muss mal gucken, was der da eigentlich macht und was er meint, auch mit dem, was er überschreiben sagt. Er hat ja so eine ganze Theorie gebildet darüber, wie eigentlich, was ein Roman oder was ein fiktiver Text eigentlich sein kann und dazu gehört ja auch Josef Roth natürlich und so diverse diese ganzen österreichischen Autoren, also die waren gerade noch sehr präsent bei mir, weil ich habe mir tatsächlich so diesen Kanon erarbeitet, weil es mich interessiert hat, also was wie, warum diese Bücher eigentlich so wichtig sind in der Literatur. Und es gibt ja irgendwann so einen Punkt, ich weiß nicht, ich hatte damals zuerst in Zürich Philosophie studiert und hatte da mal mit meinem Stiefvater ein Gespräch darüber, dass ich meinte, ich habe so das Gefühl, ich kann eigentlich, ich kann gar nicht mehr reden, weil ich habe so viel Input und ich merke, es überfordert mich eigentlich, ich kriege das eigentlich gar nicht mehr zusammen. Und er meinte, ja, das ist eigentlich der Punkt, wo das Denken anfängt, wo man merkt, jetzt hat man so viel gelesen, plötzlich so viele verschiedene Autoren und Philosophen und man versteht langsam die Verknüpfungen und die Verbindungen und die Netzwerke, die da sind. Und wer sozusagen auf den Schultern von welchem Riesen steht und sich auf was bezieht. Und das war für mich so ein wichtiger Wendepunkt. Und da war, glaube ich, die österreichische Literatur für mich damals schon maßgeblich. Weil ich fand so die großen Erzähler, die Thomas Mann würde ich da absolut ausnehmen als deutschen Autor des Randes, natürlich auch, aber die Österreicher haben so diese großen Erzähler hervorgebracht, die ich in der deutschen Literatur so zumindest im 20. Jahrhundert eigentlich nicht mehr so gefunden habe. Und ich schon so aus diesem sehr üppigen Erzählen, das ist eher meins, ich komme weder aus der Lyrik noch aus dem sehr Reduzierten, sondern ich mag schon so dieses sehr, wie Josef Roth das macht, wie das Hamito von Dodra auch macht. Also das war für mich sehr prägend. Also insofern habe ich mich daran abgearbeitet. Und das dann hat sich dann aber so über die weiteren Bücher, war das gar nicht mehr so wichtig, weil sich auch meine, mein Lesehorizont ein bisschen erweitert hat. Ich habe die, doch die großen deutschen Autoren entdeckt, später dann auch die zeitgenössische Literatur. Also ich weiß noch, als ich mich in Leipzig beworben hatte, fragte Josef Haslinger, der in der Jury war, und wir sprachen so über die Bücher, die ich gelesen habe, und er fragte, ja, Frau Röster, lesen Sie eigentlich auch Zeitgenössisches? Und dann überlegte ich so und sagte, ja doch, Thomas Bernhard. Und dann war es eigentlich schon ein bisschen zu Ende, weil da hörte für mich eigentlich das, also da hörte für mich die Literatur damals so ein bisschen auf. Also es war auch eine große Arroganz, natürlich, dass ich da überhaupt nicht mich interessiert habe. Aber das hat sich dann verändert. Und in der Zwischenzeit sehe ich das eher fluide. Ich finde schon, dass die österreichische Literatur hervorsticht in den deutschsprachigen Literaturen und es beschäftigt mich und ich habe keine Antworten darauf, nicht wirklich. Also ich finde, was Sie vorhin gesagt haben, das leuchtet mir total ein. Und ich glaube auch, dass diese, was zum Beispiel das Schweizer Problem ist, dass Sie sich wirklich, Sie fühlen sich unbehaust im Hochdeutschen. Das ist nicht eine Sprache, in der Sie sich gerne bewegen und selbstverständlich bewegen. Es ist immer ein Fremdsprachesprechen für Sie. Und ich habe so das Gefühl, dass dann dieser Spieltrieb, der aber wichtig ist und der auch Ironie erst möglich macht, also zum Beispiel mir fällt das immer auf bei den Studenten, die Leute, die aus Österreich kommen, die sind viel lässiger im Umgang mit Literatur. Sie sind flapsiger, sie sind gröber, sie sind böser. Die Schweizer sind sehr, sehr, sehr gerade, sehr brav im Umgang. Sie erlauben sich ganz wenig Schlenker. Und das passt sehr zu dem, was Sie vorhin meinten. Also das könnte eine mögliche Erklärung sein, glaube ich. Ja, und es gibt dort wenige. Es gibt zum Beispiel einen, der in das reinpassen würde. Der ist hier nicht so bekannt, aber ein großer Autor, Reto Henni. Stimmt, ja. Der hat auch Ironie. Ja, ja, aber der ist verstummt, und der hat es dann auch. Wenn ich schon was sage, Entschuldigung, ein Ludwig Hohle zum Beispiel, der braucht ja keine Ironie, das ist ja Literatur, und die Exotische, die über den Schweizer gewesen ist, nicht so brav. Ich würde das schon zum Teil ein bisschen pauschaler so aufsprachen. Oder zum Beispiel über Dialekte. Wenn ein Rätseldialekt ist, was anderes wäre, wie eine Emsse zum Beispiel, wo man Müll fährt. Also insofern ist da schon auch eine größere Überwindung notwendig, um von, also wie Sie meinen, dass das Rätseldialekt, also wie Sie meinen, dass das Lenzer natürlich ein Diabetes, ein kalitiger Diabetes, das stimmt schon, aber es gibt auch, Sie haben gesagt, Oösterlech. Also Oösterlech ist größer als Linz, bitte. Wollen Sie Richard Wall etwas entgegnen oder können Sie etwas entgegnen? Ich habe zum Beispiel den Marta Bieler hier, der ist ein sehr starker, also mit diesem Ideal, meinen er sich verarbeitet hat. Er ist ein gut künstlerischer und ist sehr intelligent. Also, da möchte ich schon ein bisschen mehr definieren. Ja, natürlich, ist ja das Schöne. Nein, ich meine, ich habe gesprächet, manche ist lustiger und man kann das natürlich nicht mehr so und auch das mit den Grenzen, also, das hat ich jetzt auch ein bisschen zu sagen. Nein, Walter Piller war der erste Schriftsteller, den ich kennengelernt habe. Die Frau von Walter Piller, die Gerti Piller, war meine Volksschullehrerin. Und ich habe im Volksschulalter Walter Piller kennengelernt und das war schon sehr einschüchternd. Dieser fundamental Gelehrte, der dann plötzlich in Hexamitern zu reden begonnen hat. Und das war für mich so das erste Bild eines Schriftstellers, das ich gesehen habe. Dann mein Taufpater ist der Sohn der Marlen Haushofer, Christian Haushofer. Und so habe ich auch diese Schriftstellerin, die ist 1970 gestorben, ich bin 1971 Dann mein Taufbarte ist der Sohn der Marlen Haushofer, Christian Haushofer. Und so habe ich also auch diese Schriftstellerin, die ist 1970 gestorben, ich bin 1971 geboren, also ich habe sie natürlich nicht kennengelernt, aber irgendwie bin ich auch aufgewachsen. Es gibt eben da eine Frau, die wirklich Schriftstellerin war. Und der Onkel Christian war Bankbeamter und wirklich am weitesten weg von Literatur, wenn man sich nur vorstellen kann. Aber es hat in seinem Haus eben ein Büchregal gegeben mit lauter Ausgaben von Marlen Haushofer. Und das hat mich schon immer fasziniert. Und ich habe dann ihre Kinderbücher gelesen. Und so war also irgendwo durch den Walter Piller und die Marlen Haushofer die Möglichkeit da, es gibt Schriftsteller, Schriftstellerinnen tatsächlich. Aber es war beides einschüchternd. Und darum habe ich mir das nie ausformulieren getraut. Ich habe also wirklich, bis mein Buch draußen war, da war ich 46 Jahre alt, bis dorthin habe ich niemals laut sagen getraut, ich möchte Schriftsteller werden oder ich fühle mich als Schriftsteller. Nicht einmal ich schreibe. Ich habe immer geheim geschrieben und bis jetzt noch, wenn meine Frau kommt und fragt, was machst du, sage ich nie, ich schreibe, sage ich, ich mache eh was anderes, ich tue eh arbeiten. Also es ist immer, ja, wie du gesagt hast mit den Schweizer, die sagen, man muss eigentlich was Anständiges tun. Und das muss ich erst nur lernen. Aber ich bin eben so schizophren einerseits schon star alt, also jetzt 51 Jahre alt, also wirklich alt, aber in Wirklichkeit dann zu jung, also seit vier Jahren bin ich erst Schriftsteller und mit der Situation muss ich jetzt noch umgehen lernen. Gibt es noch weitere Einwürfe aus dem Publikum? Können wir gleich dort bleiben? Möchte jemand etwas wissen von der Autorin, dem Autor? Weitere Kritiken? Ja, dann, weil vielleicht das Wort Dialekt gefallen ist, Sie haben es angedeutet, Sie sind beide bei deutschen Verlagen und dieses unselige Streichen der Austriazismen, Sie haben eher gesagt, nicht, dass Sie es schulterzuckend hinnehmen würden, aber das halte ich schon für, weil das hört man von vielen Autoren, dass da wirklich einerseits wird es so ein bisschen gemocht, aber andererseits wird es gnadenlos rausredigiert. es so ein bisschen gemacht, aber andererseits wird es gnadenlos rausredigiert. Also das muss ich ganz ehrlich sagen, ich bin bei Kippenheuer & Witsch im Verlag tatsächlich nicht der Fall. Ich weiß nicht, ich hatte nur ein Gespräch mal mit meiner Lektorin, das war bei meinem dritten Buch, ich war Dina im Hause Hobbs. Der Protagonist, wie Herr Gmünder schon meinte, kommt aus Feldkirch und arbeitet dann in Zürich in einem großen Haushalt als Butler. Und er reist dann im Zuge der Handlung mal mit der Frau, für die er arbeitet, nach Feldkirch. Also sie besuchen die Schubertiade in Vorarlberg und besuchen im Zuge dessen auch die Stadt, aus der er kommt, Feldkirch. Und im Nachhinein spricht sie ihn darauf an und sagt, Herr Robert, immer wenn Sie bei sich zu Hause sind, dann reden Sie wie ein Jugendlicher. Sie werden plötzlich so vulgär, Sie benutzen so flapsige Ausdrücke, wie ein Pubertierender. Und er fühlt sich total getroffen. Und dieses Kapitel war eigentlich nur entstanden aus einem kleinen Fight, den ich mit meiner Lektorin hatte. Sie kommt aus Norddeutschland, hat in dem Sinn überhaupt keinen Dialekt. Und sie meinte bei mir auch, ja, du Verena, das geht nicht, dass der Krische immer, wenn er nach Feldkirch kommt, dass er so vulgär wird und dass er so komisch redet. Und ich habe versucht zu erklären, dass Dialekt das macht. Dass wenn ich im Dialekt rede mit meiner Familie, mit meinen Verwandten, dass ich ganz viel, viel unsorgfältiger damit umgehe, dass ich zum Beispiel Worte sage, die ich im Hochdeutschen so gar nicht verwenden würde. Man ist gröber. Meine Verwandtschaft ist sehr viel gröber, ohne dass sie unfreundlich miteinander ist, aber sie geht gröber miteinander um, einfach weil der Dialekt das ein bisschen mit sich bringt. Und sie hat das einfach nicht verstanden. Und ich habe dann dieses Kapitel geschrieben, wo die Frau Hobbs den Krische darauf anspricht und habe das sozusagen so geklärt und sie schrieb dann im Manuskript nur 1 zu 0 für dich daneben. Also damit war das Ding eigentlich gegessen. Aber mehr Fragen hat das eigentlich nie aufgeworfen. Also ich habe eigentlich eher den Eindruck, sie mögen das tatsächlich und schlussendlich entscheide ich. Das ist schon auch so. Also es kann sein, dass es Einwände gibt oder das heißt, ein deutscher Leser versteht das nicht und wenn ich sage, ja mir aber wurscht, dann muss er halt googeln, was das bedeutet, dann ist es halt so. Also in diese Klage kann ich eigentlich nicht einstimmen. Ich weiß nicht, wie es bei dir ist. Ja, ich glaube, erstens kannst du besser Deutsch wie ich, also sind wir ein wenig auf jeder drinnen. Und zweitens bist du dann cooler. Ich bin echt immer eingeknickt. Und mein Lektor hat wirklich, wo es mir wehgetan hat, wo ich sage, ich würde das nie im Leben so sagen, ich habe gesessen. Das tut mir so weh. Sagst du das, schreibst du das? Das muss ich natürlich dazu sagen. Ich glaube, ich bin wirklich, ich mache den Switch total. Ich bin, weil das Alemannische wirklich so fern davon ist. Du kannst wirklich besser Deutsch, dann schreibst du das schon. Es ist eine andere Sprache. Ich würde dir ehrlich raten, ich würde das nicht machen. Lass das nicht mit dir machen. Ich habe das dann so gelöst, indem ich ähnlich wie du ein Kapitel eingefügt habe, wo ich den Lektor auf das Böseste beschimpfe und beflege. Sehr richtig, ganz wichtig. Und dann eine Seite, einfach alle Ausdrücke, die er mir rausgestrichen hat, habe ich dann dort wieder reingegeben. So muss man es machen, ja. Man muss sie ganz dezidiert in ihre Schranken weisen. Und es ist halt das Buch zwar endaustrifiziert, aber in der Mitte ist dann diese eine Seite, wo alles wieder drinnen ist. Aber trotzdem, obwohl ich mir eben fast missbraucht vorgekommen bin, aber wie gesagt, selber schuld, da bin ich zu konfliktscheu. Aber ich habe trotzdem einen Leserbrief einer Germanistik-Professorin aus Göttingen bekommen, die geschrieben hat, sie findet so schön dieses Österreichische in meinem Roman. Ich sage ja, die Deutschen, sie sind mit sehr wenig zufrieden. Das ist wirklich so. Aber Sie waren ja zuerst ein Deutiker-Verlag und dann jetzt Berlin-Verlag. War das ein Unterschied im Lektorat? Martina Schmidt, die damals meine Lektorin war, hat ja auch schon in vorauseilendem Gehorsam versucht, die ärgsten Austrazismen rauszugeben. Und ich habe damals auch gesagt, was soll das? Wir sind ein österreichischer Verlag, du bist Österreicherin, ich bin Österreicher. Warum darf ich nicht Polster sagen? Und sie hat gesagt, die Deutschen können es halt einfach nicht. Es ist so schwierig, das wird komisch. Und sie hat schon versucht, da Sachen rauszunehmen, aber da hat sie auch selbst zu wenig Einblick, was eben in deutschen Ohren oft falsch klingt, was für uns wirklich ganz normal ist. Ja, hingegen haben wir nachher wieder mit diversen englischen Worten in irgendwelchen deutschsprachigen Romanen auch kein Problem. Das ist seltsam, oder? Ja, und gerade als Österreicher muss man sich ja wirklich dann auf Jandel oder HC Atman beziehen oder sonst was. Ich komme vor allem aus der lateinamerikanischen Literatur, da auch in den 50er, 60er Jahren haben sich die Argentinier dann emanzipiert und haben gesagt, aus, wir schreiben jetzt nicht mehr Spanisch-Spanisch, wir schreiben Argentinische-Spanisch. Und das ist in den 60er Jahren durchgegangen und seitdem schreiben die Argentinische-Spanische schon aus. Ich weiß nicht, warum wir da so weit hinten sind. Oder ich. Richard Wall will was sagen. Ich kann ein Beispiel sagen von der indischen Literatur. Also ich meine jetzt nicht die keltischen, sondern die haben zum Beispiel, sind wir schon bei den Schmößen und so weiter, die haben zum Beispiel viele eigene Geräte und die haben sie nie eigentlich angepasst. Oder zumindest der große Mugger nicht angepasst an das Englische. Sondern die haben ihre eigenen Jungen-Trennen zum Beispiel. Jetzt gibt es ein ganz ein dickes Wechselpunkt. Das sind Mörder-Trennen, Vokabelfremden, die aggessiert worden sind, die aber aus dem Irischen kommen zum Beispiel. Die aber in den Literaturen verwendet werden, zum Beispiel bei Fein und Wein und so weiter. Da wird das übergeschätzt, dass die Iren, das war ein Verschein, die Engländer zum Beispiel, auch in der Geschichte schon überlesen zu können. wobei ich ja sagen muss, ich finde es ja, was einzelne Wörter angeht, gar nicht so problematisch. Da kann man sagen, ja, Polster, wie gesagt, wenn er es in Deutsch schon nicht versteht, er wird es dann aus dem Zusammenhang schon irgendwie begreifen. Also schwieriger finde ich es wirklich, was die Syntax angeht. Also wenn der Dialekt, wie man das sagt im Alemannischen, was soll ich damit machen in der Literatur? Soll ich es wirklich durchziehen, einen Roman sozusagen in der ganzen Zeitebene zu verrücken, was im Hochdeutschen sehr merkwürdig ist? Darum meine ich, für sowas eine Kunstsprache zu finden oder wie Sie vorhin meinten, das Oberösterreichische ist nicht nur das Linzerische, die Vorarlberger, also die diskutieren sehr gerne, wenn mal ein paar Vorarlberger zusammenkommen, fünf Kilometer, was wie der Dialekt sich unterscheidet. Also ein ewiges Palawa darüber, der eine sagt Oh Mäser, der andere sagt Ameisle, der andere sagt Oh Mieser, der andere sagt Ameiser. Also es ist so. Und alleine diese Thematik, die kriegt man nicht übersetzt in Literatur, das ist wahnsinnig schwierig und das finde ich eher, das ist eher etwas, was mir so ein bisschen zu schaffen macht, dass es so Ebenen gibt, dialektale Ebenen gibt, die, also da sehe ich wirklich im Moment nicht so eine richtige Lösung, also wie gesagt, ich finde, Wolf Haas hat eine gefunden, die mir total einleuchtet. Oder wo ich mir denke, ja, gut gemacht. Aber auch in deinem Aufsatz hast du eine Lösung gefunden, indem du über das Gefühl sagst. Man soll da das Gefühl transportieren. Das finde ich, ist zumindest für mich ein ganz gut gangbarer Weg. Aber ich glaube, es gibt viele andere. Oder eben jeder findet für sich so irgendwie eine Form von Lösung, ist aber nie so richtig ganz zufrieden. Also das gehört wahrscheinlich auch dazu. Perfekt ist es nicht. Es ist entweder und oder, wie Robert Menasse das offensichtlich so schön gesagt hat. Das ist schon fast ein Schlusswort. Hätten Sie noch Fragen? Das ist schon fast ein Schlusswort. Hätten Sie noch Fragen? Ja, dann bedanke ich mich sehr bei Verena Rossbacher, Stefan Kutzenberger, bei Ihnen für Ihre Geduld. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend und bleiben Sie dem Stifterhaus gewogen und hoffentlich auf bald alles Gute, vielen Dank. Was ich noch vergessen habe, hinten sind die Bücher käuflich zu erwerten, wenn Sie möchten, die Autoren sind sicher gern bereit, die Exemplare zu signieren. Also ich nehme das einfach an und das war es schon.