Was ist die Veranstaltung ist quasi eine Einstimmung oder Hinführung. Ich begrüße sehr herzlich den Obmann des Autorinnenkreises, Erich Josef Langwiesner, wird wie immer den Abend moderieren. Herzlich willkommen. Besonders begrüßen möchte ich auch die vier Autorinnen, die heute lesen werden. Susanne Huber, Brigitte Huemer, Ida Leibetseder und Ingeborg Rauchenberger. Ebenfalls herzlich willkommen. Die Lesungen werden auch heute wieder musikalisch umrahmt. Ich begrüße sehr herzlich die Musikerin Evelin Leb. Danke. Ich habe in unserer Dokumentation nachgesehen, am 13. Februar 2007 fand die erste Lesung des Autorinnen-Autorenkreises zum Valentinstag statt. Das sind immerhin 16 Jahre. Mehr über die heutige Lesung, über den Ablauf, werden wir nun von Erich Josef Langwiesner erfahren. Ich wünsche uns wie immer einen anregenden Abend und übergebe Ihnen das Wort. Danke, liebe Frau Dr. Pinter. Also mit 2007 hatte ich nicht gerechnet, muss ich ganz ehrlich sagen. Da bin ich jetzt selber überrascht und eigentlich glücklich darüber. Da freue ich mich wieder richtig. Ja, mein Hemd soll schon ein bisschen auf den Frühling hin deuten und weisen. Valentinslesung wieder mal ohne Thema. Die Themen liegen eh alle in der Luft herum. Sie schwirren ganz groß und mächtig herum. Ja, aus dem Cello ist heute ein Saxophon geworden. Wir hatten die Vicky Wall angefragt und dann hat die ganz kurzfristig gesagt, ich brauche sofort die Evelin. Und die ist sofort nicht eingesprungen, die springt nie ein. Die ist immer omnipräsent. Evelin, lebe! Applaus So, wir Männer haben es uns in der Auswahl dieses Mal ganz einfach gemacht. Die Männer natürlich, klar. Die Männer im Vorstand vom Autonkreis. Hermann Knaps, grüß schön, dass du da bist. Wir haben gesagt, dieses Mal sind bin ich zu leise. Sorry, ich dachte, ich bin zu laut. Leise, gut, Dankeschön. Oh, die Technik. Dankeschön. Nein, wir haben uns das ganz einfach gemacht und haben gesagt, dieses Mal sind die Damen dran. Und das Neueste und das, ich weiß nicht, Beste müssen Sie entscheiden, das Erfrischendste, was wir im Moment hier aus unserer neuen Damenriege anzubieten haben, sind die angesagten Autorinnen. Nämlich, die sind alle ziemlich nahe. Die Ingeborg natürlich nicht, das ist klar. Die schwebt ja eh über allem. Nein, ich freue mich, dass wir ganz neue Mitglieder, also Mitgliedsdamen haben. Das mit dem Gendern. Nein, ich kriege es nicht hin, das mit dem Gendern. So, das Los hat wie immer entschieden. Es ist ganz einfach. Wie gesagt, wir haben kein Thema. Valentin soll für sich sprechen. die Damen sollen für sich sprechen. Ich freue mich auf die Lesung, weil ich glaube, dass wir ein paar ganz tolle neue Mitgliederinnen haben. Autorinnen, na gut, ist in Ordnung. Und begrüße als Erste die Brigitta Huemer. Bitte Musik, bitte Evelyn, natürlich. Ich quatsche wieder so viel, das ist immer dasselbe. Bitte, Evelyn. so so so so um Das Atelier von Evelyn Leb. Was war denn das, wenn ich fragen darf? Ja, kein Bach. Kein Bach? Neulich hat sie mal Bach gespielt. Das hat mich von den Socken gekannt. Da hat sie Zellersonate von Bach gespielt. Jetzt ist es gut, danke schön. Aber fast. Aber fast, ich danke dir. Brigitta Huimer, mit der habe ich was gemeinsam. Mit der habe ich einiges gemeinsam. Außer, dass wir gemeinsam, nicht gemeinsam schreiben, aber auch Lyrik schreiben. Nämlich, sie ist aus Gmunden. Ich habe sie zwar in Gmunden noch nie getroffen, aber das wird sich ändern. Wir werden demnächst einmal ins Caféhaus gehen. Sie ist sehr neu bei uns. Sie ist, ich glaube, eine Lesung hat sie mal gemacht, in Smaragd war das. Und hier ist sie sowieso zum ersten Mal, oder? Ja, zum ersten Mal im Stifterhaus. Und ich entnehme der Biografie. Also sie lebt und arbeitet im Mühlviertel und im Salzkammergut. Wie geht denn das? Sie ist Logotherapeutin, sollte ich mal hingehen. Schreibt Essays, lyrische Prosa, Lyrikbände, Kopf über, Gedanken an Rot, die Rosen im Rücken, der Wolf im Wolf Verlag und so weiter. Er hat gelesen im Literaturhaus in Salzburg, in der Alten Schmiede in Wien. Mehrfache Preisträgerin unter anderem, Niederösterreichischer Literaturpreis, hervorragend. Linzer Leseregatta, neunfacher Alberndorfer Literaturpreis. Neunmal hintereinander, Alberndorfer Literaturpreis, nichts wie hin. Mitgliedschaft, Kärntner Schriftstellerinnenverband, IG Autorinnen, Linzer Autorenkreis, Literaturverein Prometheus, diverse Radiosendungen. Was soll man mehr dazu sagen? Brigitta Uemmer. Ja, schönen guten Abend von meiner Seite. Ja, ich habe jetzt schon zum zweiten Mal das losgezogen, dass ich beginnen darf. Ach, war das? Genau. Und ja, ich sehe es jetzt irgendwie so ein bisschen als Omen. Ich vertrete ja doch überwiegend das älteste Genre in der Literaturgeschichte, nämlich die Lyrik vorrangig. Ich schreibe auch lyrische Kurzprosa und ich schreibe schon auch gelegentlich Erzählprosa und habe mich entschieden, heute einen Text, einen Prosa-Text auch wirklich zu lesen. Kostet mich immer ein bisschen Überwindung, in der Lyrik fühle ich mich sicherer. Beginnen möchte ich aber trotzdem mit der Lyrik und werde dann aus den letzten zwei neu erschienen Bänden lesen. Einmal von Fernen Lippen, das ist noch fast druckfrisch, im Dezember erschienen. Und kurz davor die Rose im Rücken. Und das ist einfach dieser Corona-Zeit geschuldet, dass die sehr knapp hintereinander erschienen sind. So, ich beginne mit einem Text. Ja, ich möchte noch ein bisschen das Thema, dem ich mich heute widme, ist natürlich die Liebe. Und der bevorstehende Frühling ist ja irgendwie für uns alle kaum mehr irgendwie zu erwarten. Die Winter werden trotzdem immer länger, wenn der Schnee so spät kommt. werden trotzdem immer länger, wenn der Schnee so spät kommt. Und ja, also ich habe heute wirklich Schwerpunktliebe, ist in der Lyrik ja auch nicht sehr verwunderlich, dass man sich darum kümmert. Magie. Aus dem Hinterland der Träume tastet meine Hand ins Heute, formt aus schlafwarmen Kissen vage deine Gestalt. An der Sichtgrenze erste Konturversprechen, Herzmilch fließt, ein stiller Beweis deiner Gegenwart. Zitterlaute flirren, ich atme aus der Sprache der Wollust. Wir Lichtflüchtlinge, blitzhell. Ja, ich muss hier weiter mit der Rose im Rücken. Doch mit einem Frühlingsgedicht. Im Herzohr nistet wieder das Mutgestammel der Liebe, lockende Tollheit, nass heischende Lippen und tänzeln die Zündspur ins Du, Mysterium aller Rotbesessenen, das befeuernde Wort, hörst du die Lustschreie des hohen Mai, geleugnetes Echolot im Funkenspiel der Wollust. Überliste das Kopfgesinde, glaube an die Wiederbelebung der Rose. Die schmalen Jahre lass kusswärts fahren. fahrern. Da war diese brennende Wunde in deinem Blick, ein Verglühen an der Liebe, die Keuschheit eines Nomaden, der Widerwille, Wurzeln zu schlagen, gelöschte Bilder und eine alte Reue, die sich der Nacht ergibt. Du hast mich gelehrt, wie Entbehrung schmeckt, wie das Schweigen fehlt. Weil du fortgingst, um für immer zu bleiben, hüte ich den Anteil der Engel, die eingeschlossenen Worte. Jeder Abschied verschweigt die Dauer des kommenden Regens. Wir schliefen nicht, wir lagen Haut an Haut auf verschenktem Weiß. Ebende Stille, ein Mond glitt uns ins Herz. Aus tanzenden Händen lasen wir die Kürzel der Nacht. Als schwebten wir, als liebten wir die Schatten wund, als gäbe es eine letzte Zuflucht. Wenn ich könnte, würde ich den Herzschlag der Worte verdoppeln und dir Nacht sein. Herzschlag der Worte verdoppeln und der Nacht sein. Mund, Haut, Atem, flüsterndes Haar, die Sprache der Stille. Ich würde mich dem Traum verschreiben, dem sanften Schwindel der ersten Rose. Ich wäre Taube, Antwort, endloser Sommer, eine warme Strömung zwischen Himmel und Erde. Gemalte Liebe, an der kein Auge sich vergeudet. Ja, die Erotik gehört zur Liebe. Episode in Rot Entblößt schon, verdoppeln wir die Halbzeit der Worte. Zwei bare Hände auf schlafwarmen Brüsten, die Waffen des Frühlings. Die Waffen des Frühlings. weitet sich der Tag, das Auge verklärter. Dieser Duft, dieses leise Wiederfinden, jeder blüht im Erinnern, keine Stimme erlischt, kein Lied verstummt, kein Blatt vergisst. Wir tauschten Himmel, Lust und Schattenkleid. Alles war Weg, alles Gebet, alles wurde Gedicht im Vorüberwehen. Du und das gerettat des Schweigens, allein, ohne Netz, über losem Boden, aufgeschlagen in den Niederungen der Liebe. Ja, vorerst genug Lyrik. Und ich setze fort mit diesem angekündigten Prosa-Text. Und er hat auch den Titel Richtung Liebe. Es war früher März. Sie hatten sich vor dem heftig einsetzenden Regen in das mondäne Café 67 geflüchtet. Behutsam legte Martino die schwere Kamera auf dem Nebentisch ab. Das Lokal war ganz im Retro-Look der 60er Jahre ausgestaltet, in weiß und pink mit Spiegelwänden und einer futuristischen Beleuchtung. Sie setzten sich einander gegenüber in die hinterste Ecke und Lea griff das Motiv ihrer Namensänderung auf. Das lateinische Wort Leaena für Löwin soll auf das hebräische Laa zurückgehen. Es meint die Ermüdete, die Gestrandete. Aus dem Assyrischen Wider wird sie als Herrscherin abgeleitet. Sie ist aber auch als Göttin der Güte überliefert. Ich finde mich in allen Aspekten wider, resümierte Lea. Martino blickte interessiert auf und erwiderte ihr verschmitztes Lächeln. Er begann ohne Zögern von seiner Realität und den bedeutsamen Lebensbrüchen zu erzählen. Mit ruhiger Stimme umriss er seinen prall gefüllten Alltag weiter südlich. Sie sprachen angeregt über Wilhelm Reich, über Kunst im Allgemeinen und ihre Zugänge zu Literatur und Malerei. Lea erstaunte seine berufliche Vielfalt. Ihr gefiel das kulturelle Engagement, die fotografische Obsession und eine spürbare Leidenschaft für die eigene Galerie. Die schlichten Schilderungen waren durchwoben von einer spröden Sinnlichkeit, der sie sich nicht entziehen konnte. Sein Wesen strahlte eine tiefe Verschwiegenheit aus, die etwas Beunruhigendes an sich hatte und eine vage Ahnung in ihr anstieß. Als sie später mit knappen Worten das Drama ihrer Nichtkindheit skizzierte und dabei seine Rührung wahrnahm, erschien ihr der vertraute Marktplatz vor dem Fenster wie eine bedeutsame Kulisse. Wie alt warst du damals? fragte Martino mit verhaltener Betroffenheit. Ich war zwölf. Genau genommen war ich zwölf Jahre, sechs Monate und zehn Tage alt, als sie ging, sagte Lea. Jeder Tag zählt, wenn sich eine fünffache Mutter vor der Zeit dem Leben versagt. Ein unheilbarer Verrat für das Kind, wenn sie es ohne Vorwarnung verlässt. Das Leben klafft herzweit und das Wesen verkreist noch zur Stunde. Mit ihrem Tod nahm sie mir das erste Wort der Sprache, das Wort, auf dem meine kleine Zuversicht im Leben beruhte. Sie ging und ich musste bleiben. Als der Regen nachließ, wanderten sie die alte Allee entlang zum See und von dort zur kleinen Kirche am Hilfberg. und von dort zur kleinen Kirche am Hilfberg. Leer war es, als würden sich mit jedem Schritt und Wort, mit jedem erhaschten Blick, bleibende Glücksmomente zwischen ihnen einnisten. Oben angekommen wurde der Regen wieder stärker und sie setzten sich mit Blick auf die Basilika und den Schlosshof unter das Vordach des alten Rauchhauses. Der Tag, der Augenblick wurde wesentlich. Nach dem ersten Kuss hob Lea auch ihr wortloses Ja über das verschlossene Holzgatter am Ausgang. Als Martino die Hände zur Steighilfe faltete, damit sie mit ihrem unpassenden Schuhwerk unbeschadet auf die Bank darunter gelangen konnte, musste sie an ihre eigenen Kinder denken. Daran, wie früh sie selbst für viele in ihrem Umfeld zur Verlassenden wurde. Einer, die auszog, sich selbst und allem Tradierten um sie herum das Fürchten zu lehren. Am frühen Abend saßen sie bei einem Glas Rotwein im Hotelrestaurant am Platz. Martino hatte sich entschieden zu nächtigen und erst tags darauf zurückzufahren. Lea war verblüfft darüber, wie unbefangen er ihr Einblick in seine frühe Lebenswelt gab. Ich bin das Älteste von zehn Kindern, neun Buben, ein Mädchen, ließ er sie wissen. Und dann schien ihn etwas Einendes zu drängen, vom Sterben seiner Mutter zu erzählen. Alle waren da. Wir haben sie geheilt und gestreichelt, bis sie ging. Jeder hatte auf seine Weise gedankt und Abschied genommen. Zusammen haben wir sie angekleidet und dabei Erinnerungen ausgetauscht. Sie hat alles für uns gegeben. Wann immer nötig, ist sie für uns eingestanden. Sie hat uns im Kargen gefördert und gefordert bis zuletzt. Seine Worte knickten ein. Lea strich ihm mit einer zärtlichen Geste über die Wange und widerstand dem Impuls, ihre Hand in seinem langen roten Haar zu verzweigen. Sie legte ihm ihr stilles Erkennen als ein Vermächtnis ans Herz und wusste, sie würde die Nacht überbleiben, sie würde bleiben. Ich werde jetzt noch einige Gedichte aus dem druckfrischen Band von Fernen Lippen lesen. Frühlingswink. Meeresbrise und ein Himmel, der sich weitet. Blau Distel am Weg, Düfte von Wildkräutern, darüber Melodien flügelnder Amaretten im Mai. Alles an dir waren Wege zum Meer. Weil wir einander erkannten, bestand ich auf ein Wunder, auf göttlichen Wahnsinn, trosende Brandung und am Ende deines Wollens auf endlosen Nachhall im Halbdunkel der Worte. Weil niemand dir ändert, finde ich dich in allen wieder. Sag mir nicht, wer du heute bist oder was morgen sein soll. Nicht, dass wir einander verfehlten, als das Glück lautlos beim Namen rief. Sage nichts über die ersten und letzten Dinge. Zeige dich. Aber einmal, wenn ich Sprich ein Gedicht so, als wäre es allein unser beider Gebet. Eines geht noch. Was willst du noch? Sieben Jahre Traurigkeit, einsames Weben, lautlose Turbulenzen an den Wanderbewegungen der Unrast. Ich notiere den leisesten Aufruhr des Herzens. Keiner ist stärker als die Zeit. Danke. Thank you. ¦.... Applaus Danke, Eveline Leib. Ein Gespräch erinnert sich, vor ein paar Tagen mit meiner Verlegerin hatte. Wir haben uns ein bisschen darüber unterhalten. Ich werde mich demnächst auch ein bisschen auf die Prosa werfen. Damit wir mal... und so weiter. Dann haben wir so geredet. Was soll ich denn tun? Bei mir wird alle Prosa wieder zur Lyrik. Ich denke lyrisch, ich empfinde lyrisch, ich arbeite lyrisch. Ja, kämpf dagegen an, tu was. Es ist ganz verrückt, wenn man sagt, das wäre jetzt eigentlich ein total toller Gedichtanfang oder das geht dann da weiter und, und, und. Und du bist sofort von der Prosa wieder in der Lyrik drin. Also das sollte ein Kompliment gewesen sein. Danke, recht schön. Brigitta Huema. Was ich jetzt sagen wollte, ist eigentlich, ich wusste es gar nicht, unsere Damen heute haben alle, bis auf die bei der Ingeborg, weiß ich nicht genau, hast du was mit Wasser zu tun? Bist du irgendwie am Wasser aufgewachsen? Donau. Auch an der Donau. Alle kommen vom Wasser. Ich komme vom Wasser. Brigitta kommt aus Gmunden. Die Ida Leibetz, Ida kommt aus Ottensheim an der Donau. So viel Donau, wie es dort gibt, das glaubt man ja gar nicht. Sie ist dort geboren. Bist du richtig geboren dort? Nein, ich war in Linz. Ja, in Linz. Bisschen geschummelt. Seit ihrer Kindheit schreibt sie Kurzgeschichten und hat schon damals ihre Leidenschaft für das Fantasy-Schare entdeckt. 2015 ist ihr erster Roman Lotusblüten in der Verlag Bibliothek der Provinz erschienen. 2017 hat sie an Georg von Peuerbach Gymnasium maturiert. Ah, nein, maturiert, natürlich. Ich habe jetzt an den Dings gedacht, an den Schacherreiter. Bei dem warst du ja, wahrscheinlich. Gut, Entschuldigung. Die Schreiber haben auch, dass das jeder vor Arbeit bekommt. Dass das jeder vor, genau. Nach der Mal... Dann hat sie mir gesagt, sie hat mir einen Zettel zugeschoben neulich, weil sie nicht mehr in Wien studiert, sondern in Graz. Und arbeitet in Graz. Sie ist jetzt eine Grazerin geworden, nicht? Nein, sie ist Wienerin. Sie ist Wienerin und die in Graz arbeitet, aber in Ottenzheim auch. Gut, an der Donau. Gut, haben Sie das alles richtig gesagt? Ja. Gut, sie war immer unser Nesthäkchen eigentlich. Sie ist inzwischen, wie man so sieht, eine gestandene tolle Frau geworden. Und jetzt muss ich schauen, dass ich meine Kurven kriege. Gut, und ja, was hast du uns denn Neues zu bieten? Bitte darum. Ja, ich habe eine Kurzgeschichte mitgenommen, die der Anfang eines mittlerweile vollendeten, aber sie noch in der Bearbeitung findenden Romans ist. Es ist anders als der Roman selber, aber es war die Inspiration dafür. Ja, aber er liegt, also er wird bearbeitet. Er leidet sicher. Genau. Am Anfang darf ich nur hinweisen, er ist ähnlich rustikal wie meine Laufmaschen in der Strumpfhose. Bitte vergebt mir dafür. 3. September 1938. Heute habe ich mit dem Dirk gesprochen. Der holt sich meine Äpfel ab. Dem Bosskopf zumindest. Die anderen, sagt er, geben nichts mehr her. Um die verwurmten scharfen Äpfel reißt sich niemand, sagt er. Er zieht jetzt Jonagold und Gala. Da kann nichts mit. Das ist, was die Menschen wollen.. Das ist, was die Menschen wollen. So, so, was die Menschen wollen. Ein Hof ist Arbeit. Die Felder bestellen sich nicht von selbst. Wie oft habe ich mich da gefragt, was ich will? Hätte ich Menschen mir erlauben sollen, diese Frage zu stellen? Und was hätte sie geändert? Was, wenn ich will und nicht kann, dann ist es nicht passiert, dann ist es mir angetan und dann... Sie setzte den Stift ab, las und kratzte mit der Spitze des Bleis und nicht kann durch. Sie mochte es nicht, wenn es sich reimte. Es fühlte sich so an, so richtig. Sie schrieb, weil sie alleine war und daran war nichts richtig. Und es sich doch nicht ergibt, Punkt. Dann ist es nicht passiert, dann ist es mir angetan. Dann erst merke ich, dass ich nicht einverstanden bin. Das macht die Kräfte, die wirken zur Gewalt und dann sehe ich sie. Sehe ich sie, sehe die Gewalt, erkenne sie, schaue in mein Gesicht und weiß, ich bin Deutschland. Ich habe meinen Sohn erschossen. Sie legte den Stift ab, sie klappte das Buch zu, sie schloss die Lade. Sie blies die Kerze aus, legte sich hin. Sie schlief ein. Die Nacht war unruhig. Der Wind ließ die Äste des Apfelbaumes am Fenster vorüberwandern und die Zweige klopften gegen das Glas, als rüttelten sie wach. Ein alter Finkenwerder Herbstprinz, üble Äpfel, gehörte nun wohl abgeholzt. Mit der nächsten Böe kam das Stöhnen aus dem Stall. Sie schlug die Decke zurück und richtete sich auf. Der Stamm des Baumes ächzte. Sie schlüpfte in die Pantoffeln. Die Holztreppe knarzte. Das Ticken der Uhr, ein Wächter, zwei Zinnsoldaten, kontinuierlich prüfend, ob sie in ihren Runden auf Wiederhall stießen. Sie griff nach der Laterne auf der Kommode, nach den Zündern, sie entfachte Licht. Die Tür hing schief in den Angeln, scherte in einem gewissen Winkel über die abgewetzten Fliesen. Der Wind fuhr ihr entgegen, zähmte die Flamme bedenklich klein, schlang sich um ihren Hals, nahm sie bei den Haaren und zehrte sie in sich. In eine stockfinstere Nacht. Kalter Nebel, der vom Wasser hochstieg und das Licht klumpte um sie herum, anstatt in die Welt hinauszugehen. Ein Schuss im Wald. Die Angel der Tür hinter ihr schrien und vom Stall wieder diese stöhnen. Todgeburt. Es roch nach Heu und Mutter, Scheiße und dem Innersten. Die Kuh hatte ein Stück geschafft und sie zog ihr den Rest heraus. Die Arme auf Anschlag in ihr. Das nasse, schwere Bündel plumpste ihr auf die Knie. Es wäre groß geworden. Es war wohl abgedrückt. Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab. Die Kuh stöhnte, versuchte aufzustehen, doch war zu schwach. Die anderen beiden standen in der Ecke, starrten aus dunklen Augen dumm herab Und die Scheunentür schlug auf und zu. Auf und zu. 4. September 1938. Das Kalb ist tot. Zum Glück war es ein Bullenkalb, weder zum Mästen noch zum Melken. Ein Wegwerfrind, wie Hannes sagen würde, wenn er hier wäre. Hannes, wenn er hier wäre. Ein Wegwerfmensch, das sind die in Polen. So ähnlich hat es Dirk gesagt. Aber so gut finde ich ihn eigentlich auch nicht. Er sagt bloß, was die anderen sagen, die glauben, dass sie anders sind als die anderen, die glauben, dass sie alle sind. Da fällt mir auf, ich sage auch bloß nach. Und danach denke ich nur noch, sage, was andere gesagt haben, wiederhole. Hole mir die Erinnerungen hervor, krame, gebe sie wieder, weiter, vielleicht, an andere, die sie dann auch wiederholen können. So ist alles, was gesagt wird, ewig und alles, was gesagt wurde, darüber kann man sprechen. Dafür gibt es Worte, Wege. Aber über die drei toten Kinder im Wald, geschossen wie die Wildschweine? Wie fängt man zu sprechen an? Sie legte den Stift ab. Sie klappte das Buch zu. Sie schloss die Lade. Stieg die knarzende Treppe hinunter, öffnete die Tür mit den schreienden Angeln und nahm den Hasen und das Rebhuhn vom Haken. Unter ihnen stand die Katze und schleckte das Blut. Als sie in die Küche ging, folgte sie ihr und hinterließ die blutigen Abdrücke ihrer Vorderpfoten. Der metallische Geruch des Fleisches füllte die Küche. Es stank mehr, wenn es warm war. Es wirkte dann seltsam, wenn der Knochen so sauber weiß war unter dem dunkelroten Muskelfleisch. Der Fleischwolf quietschte und sie drehte Würste ab, als Heinrichs Karren am Fenster vorbeiknatterte. Schon stand er mit den Schuhen in der Diele. Er machte zwei Schritte vor und einen zurück, als er in das Innere der Küche sah. Bildwurst, sagte sie. Aha, als er in das Innere der Küche sah. Bildwurst, sagte sie. Aha, sagte er, schaute sie an und verzog das Gesicht. Sie erinnerte sich, dass sie sich mit den Händen aus versehenden Schweiß von der Stirn gewischt hatte. Das sorgte Mord für Gesprächsstoff. Die einsame alte Hexe saute sich mit Blut ein. Gerade so hatten die sich das vorgestellt. Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab und holte die Milchkanne. Sie schleppte sie an Heinrich vorbei und stellte sie ihm vor die Tür. Dort stand auch die Leere. Er bedankte sich und drückte ihr den Sack Mehl in die Hände. Sie bedankte sich. Er hiefte die Kanne auf seinen Anhänger und stieg auf. Die Räder knackten, ihre Hühner gackerten. Sie wollte mit dem Sack Mehl in den Händen Kehrt machen, als Heinrich nochmal rief. Sie drehte sich um. Hast du die gefunden? Er deutete mit dem Kopf zum Wald, der hinten an die Oder angrenzte. Sie nickte. Er nickte. Da kommen mehr, sagte er. Sie nickte. Er nickte. Da kommen mehr, sagte er. Sie nickte. Der Sack Mehl in den Händen wurde schwer. Dirk meint, man kann danach schießen, wenn man wieder welche sieht. Sie nickte und erfuhr. und reiß ich alles erschossen. Hannes, die Wildschweine, die Kinder, mein Kreuz vom Kalb ziehen, Hexenschuss. Und ist es der Vor- oder Hinterdemlauf, der den Schuss prägt? Der sagt, was brav und artig und was verpönt ist. Wer erschafft die anderen? Wir oder die anderen? Und wer sind wir? Wer ist mein Wir? Ist ich da überhaupt dabei? Wenn ich das Wasser doch aus meinen Brunnen schöpfe, die Milch meiner Kühe trinke, die Früchte meiner Samen ernte, wenn ich allein mein Reetdach binde, eigens meine Felder bestelle, Fensterrahmen aus meinen Bäumen zimmere, wer, wenn ich allein der Kälte trotze, nachts im Dunkeln sitze und an den Gräbern immer noch alleine stehe, wer ist dann wir? Wo sind die, die den einen für erschossen und die anderen zum Abschuss erklären? Wir tun, was wir wollen. Wir sprechen nur Gesagtes. Wir schauen, während ich's untergehen. Feste Schläge an der Holztüre. Sie legte den Stift ab. Sie klappte das Buch zu. Sie schloss die Lade. Poltern. Die Treppe knarzte. Stimmen. Sie hörte nicht mehr gut, doch sah die Tür und deren Schlägen bereits nach innen pochen. Wehrmachtsoldaten. Drei junge Burschen. Einer mit Sommersprossen und roten Wangen, gut genährt. Ein Metzgerjunge. Geil darauf, die Flinte in der Hand zu haben, stürmte schon an ihr vorbei, Dreck im ganzen Haus. Der Rottenführer grüßte höflich, nahm die Kappe ab. Warum es denn so gut rieche? Brot. Und schon tauchte der Metzgerjunge wieder auf mit ihrem frischen Leib in der Hand, riss mit seinen dicken Fingern ein Stück ab, ganz rote Wangen vor Anstrengung, biss sich mit den Zähnen auf die Unterlippe. Ein so hässlicher Junge, aber eine gute Kruste. Die Katze mauzte, schlängelte um seine Beine, roch das Schmalz, mit dem ihn seine Mutter aufgezüchtet hatte. Sie wandte sich wieder zum Rottenführer um, langsam, vielmehr ihrem Hexenschuss als ihrem Alter entsprechend, doch er lächelte sie mitleidig an. Ein Geheimnis, das sie hatte? Eine Schale Wasser im Ofen dazu. Lachen. Das mache Deutschland stolz, meinte er, vor allem satt, dachte sie. Sie solle sich hüten. Das Gesindel nisterte sich wie Flöhe ein, üble Burschen, gewaltbereit, klauten einem das Essen von den Tellern. Sie sperren Zukunft zu, sagte sie. Heil Hitler! Sie marschierten mit ihrem Brot davon. 6. September 1938. Ich will etwas Handfestes. Die Sonne geht auf, der Regen fällt, Äpfel reifen im Herbst. Sonntags gehe ich in die Kirche, es gibt zehn Gebote und sieben Todsünden. Stolz ist die größte Sünde, denn es heißt, sich über Gott zu stellen. Doch die Eckhoff-Tochter, die ist stolz und tut dennoch keiner Fliege was zu leide, während Dirk im Wald die Kinder erschießt und auch mein Kind erschossen ist. Doch Grausamkeit an erste Stelle zu stellen, heißt mit Gott zu brechen. Denn es ist bloß ein menschliches Urteil über menschliches Urteilen. Es ist keine Verleugnung eines Gottes. Grausamkeit an erste Stelle zu stellen, heißt, dass es keine Ordnung gibt, die sie entschuldigen kann. Heißt, Gott auf Abstand zu halten. Es heißt, Regeln eines Wir auf Abstand zu halten. Es heißt Leben im Tatsächlichen. Leben mit den Tatsachen. Grausamkeit ist etwas Handfestes. Ob mir der eine das Brot nimmt und der andere stiehlt, das können die entscheiden. Für mich ist es weg. Sie legte den Stift ab, sie klappte das Buch zu, sie schloss die Lade. Sie stand im Garten zwischen den krummen Apfelbäumen, selbst von der Last krumm geworden. legte sie in den Korb für Dirk, der nicht drauf kommen sollte, dass nun auch die Boskop nicht mehr langten. Und dann raschelte es und die Katze fauchte. Und dann stand einer da, vor ihr, zwischen ihren Bäumen, einen faulen Apfel haltend, angebissen, verlaust, angeschossen an der Wade, als dunklen Augen blickend, starrte er sie an und sie ihn. Mit ihrer Schürze nass vom Gras einer Nacht, in der viel Regen gefallen war, blutig von den Eingeweiden jagbarer Tiere, braun vom Schleim eines toten Kalbes und darunter weiß, weiß wie der Knochen unter dem zähen Muskelfleisch, der hervorkam, wenn man danach schnitt, wenn man sich des Werkzeuges zum Schneiden bediente, wenn man entschlossen genug war, das Messer so tief zu führen, mutig genug, um das Risiko einzugehen, sich dabei selbst zu schneiden. Sie richtete sich auf. Die Katze beruhigte sich. Sie drehte sich um und ging über ihren Hof zur Tür. Sie öffnete sie und ließ sie offen stehen. Dankeschön. Thank you.... um SILENT REFLECTION... um um... Thank you.... Danke, Evein Leb. Das war wieder ein toller Ausflug. Ich frage jetzt nicht, was es war. Danke Ida. Da sind wir auch schon mittendrin in einer ziemlich starken Prosa. Und ich bin immer fasziniert davon, wie du dich mit Zeiten auch beschäftigst, wo man sagt, junge Leute beschäftigen sich eigentlich mit anderen Zeiten oder mit anderen Vorkommnissen und anderenzulesen. Und ich bin ganz stolz auf etwas, was bei mir am Arbeitstisch hängt. Das ist eines der ganz wenigen Gedichte, die du mal geschrieben hast. Eins hängt bei mir am Arbeitstisch. Ich sage es jetzt nicht auf. Ich glaube, ich kann es auch gar nicht auswendig. Aber herzlichen Dank, Ida Leibetzeder. Ja, und dann kommen wir zur nächsten Autorin. Das ist Susanne Huber. Susanne Huber ist ganz neu und es gibt keine Zufälle. Ich habe sie zufällig im Traxlmeier getroffen, das ist keine Werbung, zufällig im Traxlmeier getroffen mit dem Kollegen Thomas Lager-Weidinger. Und der hat mir ihre Bücher ans Herz gelegt und ich habe sie gelesen und ich fand die ganz toll. Und wir haben sie gesagt, wir möchten sie gerne im Autorenkreis haben, Autorinnenkreis natürlich, und das hat funktioniert und ich freue mich, dass es funktioniert hat. Wir haben eine ganz total sympathische junge Dame kennengelernt und ich habe ihre beiden Bücher nicht nur im Urlaub mitgehabt, sondern ich habe sie auch wirklich gelesen. Ich fand sie fantastisch und ich hoffe, dass es den Kolleginnen und Kollegen auch so gegangen ist und wir haben sie heute hier, Susanne Huber. Bitte schön. Jetzt muss ich doch biografisch ein bisschen was erzählen. Sie wurde 1976, steht eh drin, in Zell am See, schon wieder am See, gell? Ja. Am See geboren und aufgewachsen, studierte an der Uni in Innsbruck deutsche Philosophie, Philologie. Also das ist Englisch? Philologie und Anglistik, Amerikanistik. Amerikanistik? Ja. Was versteht man da drunter? Amerikanische Literatur. Amerikanistik? Auf Lehramt, promovierte schließlich in neuerer deutscher Literatur. Jetzt frage ich nicht noch, nach wem sie da geforscht hat. Nach einigen Jahren als Lehrerin an der HBLW in Saalfelden lebt sie und arbeitet und schreibt seit 2010 in Linz. Wir freuen uns, dass wir sie in Linz haben. Ihr erstes Werk, Untersee schweigt, ein Roman, wurde 2018 im Rupertus Verlag veröffentlicht. Eben dort erschien 2020 ihr zweiter Roman Als wir Schatten waren. Jetzt bin ich gespannt, was da heute kommt. Ich freue mich auf Susanne Huber. Dankeschön. Ja, also meine beiden Bücher habe ich heute nicht mitgebracht. Letztes Jahr durfte ich ja hier aus Als wir Schatten waren lesen. Und ich dachte, es ist Zeit für etwas Neues. Insofern habe ich eine Kurzgeschichte mitgebracht. Und es geht mir ähnlich wie Ida. Diese Kurzgeschichte habe ich von mir selbst abgeschrieben. 2018 kam der erste Entwurf zustande und einen Laptop später fand ich sie nicht mehr. Also habe ich sie neu geschrieben für hier und heute. Ob es eine Liebesgeschichte ist oder nicht, das überlasse ich ihrem Urteil. Und die Geschichte trägt den ganz unromantischen Titel, passend zum Valentinstag, Wolfsstunde. Bad Fusch ist ein Nichtort, ein Unort, versteckt in den Bergen, unbewohnt, verwildert und verlassen im Seitental eines Seitentales an der Schwelle zu den hohen Tauern. Ringsum erheben sich die Gipfel der Bergketten wie steingewordene Götterkronen. Bad Fusch muss man kennen, um es zu finden. Laura liebte Bad Fusch. Sie war auf dem Weg in den Pinzgau, um sich mit Helene, ihrer Schulfreundin aus Kindertagen, zu treffen. Die Frauen verbrachten seit Jahren das zweite Augustwochenende auf der Hütte in Bad Fusch, jenem einst berühmten Kurort im Weichselbachtal, wo sich schon seit Jahrhunderten Menschen abmühten, dem Berg einen Wohnplatz abzuringen. Menschen abmühten, dem Berg einen Wohnplatz abzuringen. Laura kannte die Geschichte von Bad Fuschgut. Vom einfachen Bauernbadl des 18. Jahrhunderts zum weit unbekannten Kurort im 19. Jahrhundert war es heute wieder unbewohnt, bis auf ein paar Ruinen, halb verfallene Gebäude, morsch, verweht, löchrig, umzaunt und abgesperrt, fast vergessen. Trotz all der Bemühungen der Gemeinde, den Kurort wiederzubeleben, zu revitalisieren, wie man das touristisch korrekt nannte. Laura und Helene wanderten seit über 30 Jahren dort. Nach Bad Fusch kamen sie immer ohne Männer. Immer war es nur ihre Hütte gewesen, der Ort, der nur ihnen gehörte. Selbst in den Phasen ihrer größten Verliebtheiten, als die Sehnsucht nach dem neuen Mensch sie nachts nicht schlafen ließ. Und später sowieso, als man schon wieder froh war, hin und wieder alleine in die Nacht hineinatmen zu können. Mit einem leeren Kopfkissen neben sich und ruhigen Herzens. mit einem leeren Kopfkissen neben sich und ruhigen Herzens. Damit man sich im Fortsein an die Liebe erinnern und sich aufs Neue für sie entscheiden konnte, sich entscheiden konnte, heimzukehren, heimkehren zu wollen, statt zu müssen. Sie trafen sich, während Helene sich verlobte, heiratete, Kinder gebar und großzog, als Laura im Ausland lebte und auch später, als Laura Jura wieder traf. Es gab Jahre, da mussten sie den Weg vom Talgrund aus mit schweren Rucksäcken zu Fuß bewältigen, weil die Straße hinauf gesperrt war, denn der Berg, so schien es, wollte dort oben keine Menschen. Er wollte die Almen und das Wasser, das ihn wandelte und ihn Stein um Stein mit Fortnampfen hier nicht teilen. Deshalb schickte er Muren, Felsstürze, Lawinen immer wieder. Doch die Menschen in ihrer naiven Eroberungslust ließen sich nicht belehren. Sie bauten auf, erweiterten, erneuerten, wohnten, lebten, liebten, litten und warteten, bis die nächste Katastrophe kam. Manchmal starb jemand, dann fingen sie wieder von vorne an. Helene und Laura kümmerte es wenig, ob und wie viele Menschen ihren Weg nach Bad Fusch herauffanden. Denn die Hütte, die ihnen beiden gehörte, lag abseits des Wanderweges Richtung Schwarzkopf. Helene hatte sie von ihren Großeltern geerbt und Laura das Geld für die Renovierung aufgebracht. So waren sie nun zu gleichen Teilen im Grundbuch eingetragen und würden ihr Versteck nicht mehr hergeben, bis das Alter ihnen die Kraft dazu nahm, heraufzukommen. Laura liebte ihre Freundin für diesen Ort, der wie ein Geschenk in ihr Leben gekommen war und sie liebte ihre Freundin, weil diese das Talent hatte zu wissen, wie lange Laura ein Gespräch aushielt und wann es Zeit war zu schweigen. Immer schon. Als Laura diesmal am Parkplatz ankam, stand nur mehr eine Handvoll Autos dort. Zwei Jeeps waren dunkelgrün und gehörten vermutlich Jägern aus dem Tal. Hier war die Autofarbe zuweilen noch ein Bekenntnis. Vor bestimmten Wirtshäusern konnte man die Stimmung drinnen schon an den Automarken und Farben draußen ablesen. Laura jedenfalls vermutete, dass neben den Jägern noch drei Wanderpartien unterwegs waren, zwei deutsche Kennzeichen, ein Wiener. Alle zu spät weggegangen, dachte Laura und hoffte, sie würden es noch vor dem Gewitter vom Berg herunterschaffen, denn ein Gewitter kam sicher. Richtung Südwesten drängten sich schon Wolkenberge in Schattierungen, von Schiefergrau bis Anthrazit und auch vom Süden bäumten sich die dunklen Türme auf. Fiel bereits ein Vorhang über die Landschaft. Laura packte ihren Rucksack, verriegelte das Auto und folgte dem Pfad, verließ ihn aber bald, um der kaum sichtbaren Schneise zu folgen, die sie zum Ziel brachte. Die Almhütte hockte gemütlich auf einer kleinen Lichtung, zimtfarbenes Holz. Vor dem gemauerten Erdgeschoss eine Bank, ein Brunnen, etwas weiter unten der Schwimmteich am Rande der Lichtung. Rings um die Hütte stand das hellgrüne Sommerwiesengras hoch. Ein original Pinzgauer Zaun fasste das Grundstück in einem schwarzen Kreuzstich ein. Diese Zäune fand man heute kaum mehr. Sie waren Begrenzungsgebilde, die gemäß einer uralten Stecktechnik ganz ohne Nägel auskam. Als die Knechte verschwanden, ging mit ihnen auch das Wissen rund um diese besonderen Zäune fast verloren. Es gab nur mehr wenige, die echte Pinzgauer Zäune herstellen konnten. Sie ließ alles stehen und liegen, um zum Teich zu gehen, band sich das lange weißgraue Haar hoch und legte die dunkle Kleidung ab. Dabei war die Zeit für Schwarz vielleicht schon um und außerdem Sommer. Beim Eintauchen legte sich das Wasser weich um sie. Sie fand, der Inhalt des Schwimmteils hatte eine fremde Konsistenz. Es war, als gehörte dieses Wasser nicht zum Flüssigen. Hatte auch nichts Festes. war Teil eines Aggregatszustandes, für den Laura kein Wort fand. Es hatte nichts Tragendes wie Meerwasser, nicht die Süße der Bergseen, auch nicht das Dichte, das sie beim Schwimmen in der Donau empfand, sondern etwas Einhüllendes, Seidiges. Sie glitt durchs Wasser hin und her, immer rascher und leichter, bis alle Gedanken fort waren, um dann plötzlich das Gefühl zu haben, sie wäre nicht mehr allein. Sie hob den Kopf, wehnte Helene am Grundstück, sah jedoch niemanden und schallte sich selbst wunderlich. Jetzt werde ich wirklich alt, dachte sie und stieg über die Tierspuren hinweg aus dem Wasser, um sich duschen zu gehen. dachte sie und stieg über die Tierspuren hinweg aus dem Wasser, um sich duschen zu gehen. Helene rief an, als gegen Abend der erste Donner heranrollte und die Stille, die ganz Laura gehört hatte, vom Tosen des Einsätzen und Regens und dem Erzählstrom ihrer Freundin fortgewaschen wurde. Helenes Tochter Rosa war mit den Kindern kurz vor Helenes Abfahrt vor der Tür gestanden, Helenes Tochter Rosa war mit den Kindern kurz vor Helenes Abfahrt vor der Tür gestanden, verweint aber gefasst, da Rosas Ehemann sich nun doch selbst in die Klinik eingewiesen hatte. Rosa und die Kinder würden vorerst wieder zu Hause einziehen. Laura und Helene besprachen die geänderten Pläne, heute würden sie nicht mehr von Wien nach Bad Fusch kommen. Morgen kämen sie dann, vermutlich mit Tochter und Enkeltöchtern. Magst du reden? Rosa badet die Mädchen, ich habe Zeit, kam es von Helene gegen Ende des Gesprächs. Nein, nicht jetzt, heute nicht mehr, morgen vielleicht, sprach Laura und dachte, es ist alles wie immer. Die Trauer kommt in Wellen, fängt einen ein und trägt einen weit hinaus und fast einem Satz, einem Bild wieder. So war das eben, aber hier, hier war es gut, denn hier war sie ja schon immer allein mit Helene gewesen. Laura blieb eine Weile sitzen, trank den Prosecco allein, beobachtete, wie das Gewitter weiterzog und nur das Wetter leuchten blieb. Sie hörte den Wind in den Fichten stöbern und wartete auf das Wiedereinsetzen der Zirpen der Grillen nach dem Regen. Als die Sterne zu flirren anfingen, ging sie zu Bett, die Schlafzimmertür nur angelehnt. Sie mühte sich noch mit ein paar Zeilen eines Buches ab, löschte das Licht, wollte ihre Gedanken fortlenken und endete doch bei Juraj, seinem dunklen Haar, das dann so rasch grau geworden und ausgefallen war. Sie sah ihn vor sich, das, was er einst für sie gewesen war, was sie füreinander gewesen waren und das, was die Krankheit aus ihm gemacht hatte und wie gern sie seinen Duft gehabt hatte, eine kühle, zitronige Bergamotnote. Bevor die Traurigkeit kam, wurde Laura fortgespült hinein in einen tiefen Almhütten-Schlaf. Sie wachte auf, weil sie ein Geräusch zu vernehmen glaubte oder zumindest davon geträumt hatte. sie ein Geräusch zu vernehmen glaubte oder zumindest davon geträumt hatte. Ihre Augen versuchten sich im Dunkeln zu orientieren. Langsam schälten sich die Kulturen des Raumes aus dem Schwarz heraus. Und wieder dachte sie, da wäre jemand, so wie nachmittags beim Schwimmen. Mit dem sicheren Gefühl, nicht gleich wieder einschlafen zu können, schwang sie die Beine aus dem Bett, um ins Bad zu gehen. Es war halb vier Uhr morgens und auf dem Weg blickte sie durch die Balkontür hinaus auf das Grundstück vor der Wiese, das im Nachtlicht badete. Unten am oberen Ufer des Schwimmteichs stand ein großer grauer Schatten. Sie sog scharf die Luft ein, dachte zuerst an einen im Mondschein kauernden Menschen. Dann löste sich die Angst in Erstaunen auf. Ein Wolf. Er stand im Garten und hatte den Kopf Richtung Hütte gedreht. Ihr war, als blickte er direkt zu ihr herauf. Laura konnte ihre Augen kaum lösen, wollte Helene wecken. Erst da wurde ihr klar, dass niemand bei ihr war, dass gestern niemand mehr gekommen war. Sie ließ den Wolf nicht aus dem Sichtfeld, öffnete leise die Balkontür und trat hinaus, suchte die Umgebung ab, ob noch weitere Tiere in der Nähe wären. Jedoch schien er allein und er hatte sie bemerkt. Statt zurückzuweichen, zu verschwinden, nahm er Platz und schien Laura zu beobachten. Ihr Erstaunen wich mit jeder Minute, die verstrich einem Unwohlsein, einer Scheu. Sie wollte nun wirklich rufen, den Wolf fortjagen. All die alten und neuen Geschichten von Wölfen kamen ihr in den Sinn. Filme, Bilder, Lieder. There's a bad moon on the rise. Sie versuchte sich an die Zeitungsberichte über die Wolfssichtungen in Fusch aus den letzten Jahren zu erinnern, wollte seine Größe und sein Alter einschätzen, aber es gelang ihr nicht. Und mit einem Aal wollte sie ihn loswerden und begann mit den Armen zu rudern. Die Wolken rissen auf und als hätte er das nötige Licht gebraucht, machte er sich auf, trabte einige Schritte, warf den Kopf ein letztes Mal in ihre Richtung, starrte sie an, war im nächsten Moment mit einem Satz über den Zaun hinweg und wurde Teil jener Finsternis, die am Waldrand begann. Lange stand sie noch da und wartete, aber er kam nicht zurück und er würde auch nicht mehr zurückkommen. Schließlich, da kroch bereits die Dämmerung über den Bergrücken, ging sie zurück ins Bett. Im Raum hing ein sanfter Zitronenduft. Am Kopfkissen lagen drei kurze graue Haare. Herzlichen Dank. Amen. ¦ ¶¶ ¦ ¦ ¦... uh um Thank you. ¦ ¦ ¦ Thank you. Danke, Evelin. Last but not least. Ein Fixstern des Autorinnen- und Autorenkreises, Ingeborg Rauchberger. Führte als Juristin und Prokuristin eines internationalen Handelskonzerns Verhandlungen in aller Welt. Nun arbeitet sie als Vortragende und Autorin. Unter ihrem richtigen Namen erschienen die Sachbücher Schlagfertig war gestern, Verhandlungen und Gespräche erfolgreich führen oder Schrei, Kikriki, wenn du ein Eiligst. Zehn goldene Erkenntnisse, wie sich Frauen im Berufsleben besser verkaufen. Unter dem Namen ihrer Urgroßmutter, Sophia Farago, schrieb sie für verschiedene Verlage bisher fünfte Regency-Romane. Erklärst du uns dann, was das ist, bitte? Bitte. Regency-Romane, die in England um 1815 spielen und landete damit mehrmals auf Bestsellerlisten. Als Sophia Scheer rückte sie ihre Heimatstadt Linz in den Mittelpunkt origineller Krimis. Was steht die da? 2015 errang sie Platz 1 beim Kurzgeschichtenwettbewerb Zeilen laut Lauf der Angst Experience. Begrüßen Sie mit mir, meine Damen und Herren, Ingeborg Rauchberger. Applaus Der deutsche Philosoph Richard David Precht sagt Ihnen was, oder? Der hat einmal gesagt, wer bin ich und wenn ja, wie viele? Ich kann sagen, ich bin fünf. Der Erich hat schon drei von mir aufgezählt. Es gibt noch zwei, die sind eh jetzt schon in Pension. Wie mein erstes Buch rausgekommen ist im Fischer Verlag in Frankfurt, da hat der Cheflektor zu mir gesagt, wenn man Ingeborg Rauchberger heißt, dann darf man höchstens Sachbücher schreiben. Das habe ich inzwischen gemacht, dann hat der Verlag mir einen Namen vorgeschlagen, Gina Calder. Wenn Sie mich anschauen, schaue ich aus wie eine Gina Calder. Ich habe gesagt, sollte ich ins Rotlichtmilieu einsteigen, dann nehme ich den Namen. Bis jetzt habe ich ihn nicht gebraucht und dann habe ich mir den Namen meiner Urgroßmutter ausgeborgt, Sophia Farago. Die Ritschensee-Zeit, die der Erich angesprochen hat, war die Zeit von ungefähr 1810, 1811 bis 1820 in England, wie der damalige König Georg III., man sagt, geistig umnachtet war. Inzwischen weiß man, er hat eine Stoffwechselkrankheit im Hirn gehabt, die sich auch aufs Hirn geschlagen hat. Und sein ältester Sohn, der Prinz Regent, der Prinz of Wales wurde Prinz Regent. Das war der Mann, der dann den Pavillon in Breiten gebaut hat, der Ihnen vielleicht was sagt, der den Buckingham Palace für die Krone angekauft hat. Also alles das, von dem heute die englische Tourismuswirtschaft lebt, ist aus der damaligen Zeit. Die damaligen Leute haben ihn gehasst wie die Best. Er hat extrem viel Geld ausgegeben und seine Abendessen haben bis zu 160 Gänge gehabt. Diese Zeit, wenn man mich fragt, was ist Ihre Zeit, dann sage ich, das ist diese Regency-Zeit. Ich habe mich seit meinem 13. Lebensjahr mit der Geschichte dieser Zeit auseinandergesetzt und kenne Bücherwendeweise, Bücher, bevor das Internet gekommen ist, erfreulicherweise, und kenne mich aus in sehr vielen Details und kann daher meine fiktiven Geschichten in ein sehr gut recherchiertes Setting setzen. Heute habe ich mir gedacht, ich lese zuerst, ich lese natürlich auch über die Liebe, wir haben ja Valentinstag, nur ein bisschen anders, als wir das bisher gehört haben. Erst ein Ausschnitt aus einem Krimi. Im Krimi heiße ich Sophia Scheer. Das ist auch so, dass die Verlage sagen, man muss pro Genre einen anderen Namen haben, damit der Buchhändler und die Leserin nicht verwirrt werden. Das ist ganz schlimm, Buchhändler verwirren. Und darum habe ich dann den Namen Scheer angenommen. Ich schaue immer, dass ich einen Namen habe, der mit mir etwas zu tun hat. Der Herr Rauchberger war mein erster verstorbener Mann, der Herr Scheer ist mein zweiter lebender. Ich habe seinen Namen nicht angenommen, aber ich morde in seinem Namen. Und ich möchte Ihnen, also ich werde als erstes eine kleine Geschichte aus dem Krimi D'Otto am Uferanermarkt lesen, dann die Kurzgeschichte, mit der ich den Kurzgeschichtenwettbewerb gewonnen habe und dann zum Abschluss einen guten Ratschlag aus dem Jahr 1814 für ihr Eheleben. In dieser Episode im Krimi kommt ein deutsches, es ist eine erotische Episode, kommt ein deutsches Ehepaar nach Sankt Magdalena. deutsches Ehepaar nach Sankt Magdalena. Wäre es nach Schreinermeister Gerrit Warnau gegangen, so hätte er die Flitterwochen mit seiner Silke lieber im Süden verbracht. In Kroatien vielleicht oder in Griechenland. Irgendwo, wo er vormittags die Füße in den Sand stecken und mittags eine ausgiebige Siesta mit Silke hätte halten können. Mit allem, was zu einer ausgiebigen Siesta bei Frischvermehlten dazugehörte. Und abends hätte er sich dann auf Rambazamba an der Poolbar gefreut. Doch leider war Silkes Mutter zwei Monate vor der Hochzeit auf die Idee gekommen, an einem Preisausschreiben ihrer Lieblingszeitschrift mitzumachen und hatte den ersten Preis gewonnen. Vier Nächte in der Honeymoon Suite der Sensenwirtin in St. Magdalena. Während er noch googelte, wo St. Magdalena. Während er noch googelte, wo Sankt Magdalena überhaupt lag, hatte sich Silke bereits in das Himmelbett mit der rosa-weiß karierten Bettwäsche verliebt und schwärmte ihm dann so begeistert vom Whirlpool im lichtdurchfluteten Badezimmer vor, dass er ihr den Wunsch, nach Linz zu fahren, einfach nicht hatte abschlagen können. Zum einen wollte er keinen Ehekrach riskieren, noch bevor sie überhaupt verheiratet waren. Und zum anderen war es ja eigentlich egal, wo die Siesta stattfand. Hauptsache sie fand statt. Sie reisen dann nach Linz und im zweiten Stock des Hotels hob Gerrit Warnow seine Braut mit Schwung in die Höhe und trug sie am Hausdiener, der ihm die Tür aufhielt, vorbei, stilecht über die Schwelle. Silke Warnow jauchzte entzückt und der Blumenstrauß, den die Wirtin überreicht hatte, segelte bis ans andere Ende des Zimmers und blieb neben der Stehlampe auf dem weichen, hochflorigen Teppich liegen. Dann belohnte die Braut den Bräutigam mit einem so innigen Kuss, dass der Hausdiener Zlatko schweren Herzens beschloss, auf das Trinkgeld zu verzichten, die Koffer abstellte und diskret die Tür hinter den beiden Turteltauben zuzog. Mäuselchen, du bist dermaßen heiß! Der Bräutigam warf seine Angetraute auf das rosa Bett, das genauso aussah wie auf der Homepage und dessen Matratze federnd nachgab. Zwischen zwei Küssen zog Silke Warnau ein paar Mal stoßweise die Luft durch die Nase ein. Hier riecht es irgendwie seltsam, findest du nicht? Das waren nicht die Worte, die ihr erregter Ehemann hören wollte. Wenn ihm eines im Augenblick nicht den geringsten interessierte, dann war das irgendein Geruch im Zimmer. Für mich gibt es nur dich und du riechst traumhaft. Er rieb seine Nase an ihrem Hals, sodass sie abermals in ein erzücktes Gekicher ausbrach. Seine Erregung wurde größer. Mit flinken Fingern begann er die Knöpfe zu öffnen und streifte dann ihre weiße Bluse zur Seite, während seine Lippen den Halsansatz mit kleinen Küssen bedeckten. Sein Mund wanderte Richtung Dekolleté, als seine Hände sich bereits am Reißverschluss ihres Rockes zu schaffen machten. Silke Warnau war nur zu bereit, sich den Liebkosungen hinzugeben, als ihr zu seinem Unglück etwas anderes einfiel, nämlich ihre Mutter. Wie leider so oft. Einen Augenblick, Bärchen, ich habe Mutter hoch und heilig versprochen, die Personalausweise sofort nach unserer Ankunft in den Safe zu legen. Ich bin gleich wieder da. Sie wollte aufstehen, doch er fixierte ihre Handgelenke auf der Matratze. Das ist aber jetzt nicht dein Ernst, Mäuselchen. Das hat doch Zeit bis später. Lass mich dich zuerst. Sie hatte sich seinem Griff entwunden und stand auf. Gleich, Bärchen, ich bin sofort wieder zurück. Es dauert nur eine Minute. Sie kramte hektisch in ihrer großen, beigen Handtasche, während er frustriert sich auf den Rücken warf und mit lautem Seufzen die Arme hob und wieder fallen ließ. Ah, da sind sie ja. Was meinst du, wo der Zimmer safe ist? Wahrscheinlich im Schrank, oder? In Windeseile öffnete sie die breiten Schiebetüren aus hellem Birkenholz und fand den Gesuchten montiert zwischen zwei Ablegefächern. Ihr riecht es wirklich seltsam, sagte sie dann noch einmal und zog die Nase wieder graus. Außerdem hat der Seefe eine Zahlenkombi. Weißt du, wie man sowas einstellt, Bärchen? Vom Bett kam keine Antwort. Bärchen, bitte, du musst mir helfen, ich kenne mich mit sowas nicht aus. Ein unwilliges Knurren erklang. Ich öffne mal die Tür, begann Silke Warnau. Und dann entfuhr ihr ein derart markerschütternder Schrei, dass ihr Ehemann mit einem Satz aus dem Bett sprang und zum Schrank stürzte. Seite an Seite starrten sie in den offenen Safe. Er war nicht, wie erwartet, leer. Im oberen Fach stand ein weißes Schild, auf das jemand mit exakter Handschrift das Wort Handschlagqualität geschrieben hatte. Doch für Silke Warnhaus Aufregung sorgte das Fach darunter. In ihm lag, in einer kleinen Wasserlache, eine abgehackte menschliche Hand. Soweit die Erotik der Deutschen in St. Magdalena. Kommen wir zur herzerwärmenden Kurzgeschichte Untersteinen. Paula sagt, ich muss mich finden. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich mich verloren habe. Wo kann das gewesen sein? An der Universität? Damals, als ich zwischen hohen, braunen Regalreihen Gleis suchte und ihren Bruder Günther fand? Günther Stein. Wo bleibst du denn? Die Bettpfanne ist voll. Wie lange soll ich denn noch darauf hocken bleiben? Ich komme schon, Mutter. Ich nenne sie Mutter, obwohl sie gar nicht meine Mutter ist. Im Gegenteil, sie ist Günthers Mutter. Noch einen Spritzer Ajax ins Wischwasser. Ich komme, Mutter. Einmal darf ich noch über den Boden schrubben, ja? Siehst du den Glanz? Streifen frei. Und dabei so zart zu meinen empfindlichen Händen. Sag, dass das eine Glanzleistung ist, Mutter, bitte. Günther ist ein guter Mensch. Er steckt seine Mutter nicht ins Altersheim. Er überlässt die Betreuung seiner Frau. Auch wenn das sein Wohlbefinden stört. Er ist ein Vorbild, mein Günther. Ich bewundere ihn sehr. Ich leere den Urin ins Klo. Sieh nur, das Duftkörbchen. Das fühle ich gerne nach. Früher tat ich auch noch anderes gern. Ich habe vergessen, was es war. Du musst zu einem Selbstfindungsworkshop. Hier ist der Link. Paula liegt mir seit Monaten in den Ohren. Paula ist schick. Paula ist gescheit. Paula ist Single. Paula ist einsam. Paula will es nicht wahrhaben. Sie tut mir leid. Lass dich nicht so gehen, fordert Paula, die einsame Frau. Das bist du, Günther, schuldig. Ich bin Günther etwas schuldig? Das möchte ich nicht. Ob ich ihm Ferrero Küsschen hinstellen soll, wenn seine Freunde zum Fernsehen kommen? Fußball, Europa Cup. Es zieht. Mutter hat eine laute, kräftige Stimme. Dabei ist sie um die 90 und bettlägerig. Und sie hat den Krieg erlebt. Ich nicht. Das wird sie mir nie verzeihen. Günther hat einen Bausparvertrag für ihn abgeschlossen. Marcel soll es an nichts fehlen. Er trug Hose Super 3, als er klein war. Die mit den flexiblen Bündchen. Da machte ich keine Kompromisse. Heute trägt er Markensportschuhe mit doppelter Dämpfung. Du sollst morgen in die Schule kommen, sagt Marcel, mein Bub. Und seine schmutzigen Sportschuhe gönnen mir einen zweiten streifenfreien Wischvorgang. Die dumme Nuss sagt, ich bleibe sitzen. Ich hätte ihm den täglichen Kinderriegel nicht vorenthalten sollen. Mit dem Guten aus der Milch. Doch das Hauptproblem sind die Lehrer. Keinem ist Bildung mehr ein Anliegen. Warum lernst du nicht mit ihm? Früher warst du doch so klug. Jetzt hängst du nur zu Hause herum. Kannst du nicht einmal deinen Mutterpflichten nachkommen, wenn ich mich schon abrackere und das Geld nach Hause bringe? Ja, Günther, sonst kommt er noch unter die Räder, der arme Junge, unter die Räder. Seine Augäpfel reichen ganz nahe an die modischen, runden Brillengläser heran. Um Gottes Willen, hoffentlich bremsen die Räder rechtzeitig. Ich hätte die Reifen schon längst wechseln sollen. Bald wird es Glatteis geben. Bloß nicht Günther damit belästigen. Halte ihm die Räder vom Leib. Halte ihm seine Mutter vom Leib. Halte ihm den Bogen vom Leib. Koche ihm sein Leibgericht. Halt. Was war das? Ein Scherz? Würde Paula lachen und sagen, du hast dich ja doch noch nicht ganz verloren? Vielleicht finde ich mich ja selbst, wenn sie mich gut findet. Ich würde auch so gern wieder einmal etwas gut finden. wieder einmal etwas gut finden, genießen, die Beine hochlegen. Günther sagt, Paula hat schöne Beine, durchtrainiert und glatt rasiert. Nicht so wie meine, aufgeschwollen vom Wasser. Wo bleibt denn das Wasser? Ist der Tee endlich fertig? Ich komme schon. Ich muss nur noch schnell das Gemüse für den Buben und die Nascherei für Günther und dann noch einmal über den Boden. Aber klar, Mutter, ich komme. vergessen. Und dabei kommen doch Günthers Freunde heute zum Fernsehen. Fußball, Europacup. Und früher war ich doch einmal so klug. Du bist schuld, wenn der Bub die Klasse wiederholen muss. Ja, Günther. Tee? Ja, Mutter. Selbstfindungsseminar? Ja, Paula. Wie schön, dass ihr wisst, was für mich gut ist. Ich darf nicht vergessen, eine Packung Merci zu besorgen. Oder eine Rolle Danke-Toilettpapier. Wenn Sie zu sich finden wollen, spricht der Selbsthilfe-Guru aus meinem PC, müssen Sie die Steine, die Sie erdrücken, aus Ihrem Leben entfernen. Sprechen Sie, Herr Köln, spricht der Selbsthilfe-Guru aus meinem PC. Müssen Sie die Steine, die Sie erdrücken, aus Ihrem Leben entfernen. Gnadenlos. Das ist eine Botschaft. Ich höre sie staunend mit offenem Mund. Paula hat gesagt, ich solle alles machen, was mir der Mann vorschlägt. Keine Sorge, das werde ich tun. Und ich weiß auch schon wie. Und jetzt zur Abwechslung als allerletztes, wie versprochen, einen guten Rat für Ihr Eheleben. Wir befinden uns im Jahr 1814. Eine junge Frau, knapp vor der Hochzeit, hat die zukünftige Schwiegermutter um Rat gefragt. Und die zukünftige Schwiegermutter hat ihr versprochen, sie wird ihr Ratschläge für die Ehe mitgeben. Man muss sich vorstellen, in der damaligen Zeit war Aufklärung noch nicht das, was man einem jungen Mädchen angedeihen hat lassen. Und die beiden übernachten in einem Hotel, also in einer Herberge, in einem gemeinsamen Zimmer. Ach ja, und die junge Frau, also das Mädchen ist völlig gespannt, was jetzt da an Ratschlägen kommen wird. Ach ja, begann Lady Tedbury dann doch überraschend, bevor sie mit mehreren Versuchen die Kerze auf dem Nachttisch ausblies. Hier der wichtige Rat, den ich dir als erfahrene Frau für dein Eheleben mitgeben kann. Nun war es völlig dunkel im Raum. Emmebel stützte sich auf ihre Unterarme und wartete gespannt, was jetzt kommen würde. Der wichtigste Ratschlag lautet, erhöhte die Baronin die Spannung, mach es wie ich. Schenke deinem Gatten möglichst bald nach der Hochzeit einen Sohn. Dann hast du den unangenehmsten Teil des Ehelebens hinter dir. Dankeschön. Thank you. do... uh um Thank you. Играет музыка so... Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Ja, meine Damen und Herren, das war auch schon wieder ein veritables Stündchen Literatur mit mehr als veritabler Musik. Danke, Evelyn Leb. Ich frage mich immer wieder, wenn sie spielt bei uns. Ich bedanke mich bei unseren Autorinnen, bei Brigitta Huema für Literatur, für Lyrik und Prosa, bei Eveline, nein, natürlich, bei der Ida Leibetzeder für ihren Einstieg in eine wirklich kräftigste Prosa. kräftigste Prosa. Ja, psychologisches aus der Landschaftsecke rund um den Zellersee und so weiter. Und die Satire von... Kann man das unter Satire fallen lassen? Du kannst das überall hinfallen lassen. Kann man das? Ja, ich war mir da überhaupt nicht klar oder nicht sicher. Ja, also, eine wunderbare Art und eine wunderbare Mischung, die ich da heute gefunden habe. Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Ich danke, dass Sie da waren. Wir wollten Sie, wie alle Jahre wieder, zu einem Blümchen und einem Glas Sekt einladen. Er ist draußen gekühlt und dabei, es sollste sagen, es ist ordnungsgemäß auch dabei. Ich will darauf aufmerksam machen, dass wir die nächste Veranstaltung am 24. Mai im Traxlmeier haben, soweit ich weiß. Oh, danke! Stifter, wann ist das nochmal? April, glaube ich, ne? 16. April. Aber der Lotus ist am 16. April. 16. April ist in der Stifterwille in Kirchschlag, meine Damen und Herren. Eine kleine Reise nach Kirchschlag ist es allemal wert. Bruckner. Wir arbeiten uns an Bruckner heran. 16. April, Stifterwiller Kirchschlag. Danke schön, Ilse, danke dir. Wunderbar, ich habe euch noch gar nicht begrüßt. Das ist also 16. April, Kirchschlag. 24. Mai, Traxelmeier. Und dann wird unser Programm noch weiter bekannt gegeben, wie wir weiter tun. Wir werden insgesamt, wie alle Jahre, auf circa sechs bis acht Veranstaltungen kommen. Ich finde, wir dürfen da nicht faul sein. Also wir dürfen uns unsere Förderungen durchaus verdienen. Sie sind eh nicht hoch, aber bitte. Meine Damen und Herren, ich hoffe, Sie hatten einen schönen Abend, beziehungsweise einen anregenden, mit toller und anregender Literatur, mit meinem Gequatsche dazwischen, blödsinnigem Ausrutschen und so weiter. Ich entschuldige mich auch gerne. Aber das kann mal passieren. Meine Damen und Herren, ich hoffe, wir sehen uns bald wieder zu einer Veranstaltung der Autorinnen und Autoren Kreises Linz, der ältesten Schriftstellervereinigung von Oberösterreich. Und ich würde mich freuen, Sie draußen noch bei einem Klassensekt herzlich zu... Ach so, das Wichtigste, Bücher hinten am Büchertisch zu kaufen und so weiter und so weiter. Mit den Autoren ins Gespräch zu kommen. Sie verkaufen auch gerne Bücher. So, ich bin herzlichst Ihr Gewesener, Erich Josef. Danke. Für heute Abend der Gewesene.