Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte Sie sehr herzlich hier im Stifterhaus begrüßen. Seit vielen Jahren veranstaltet die Grazer Autorinnen- und Autorenversammlung Regionalgruppe Oberösterreich Biennale, eine lange Nacht der Gaf. Die letzte fand 2021 statt, damals das erste Mal hier im Stifterhaus. Auch heuer ist diese Veranstaltung wieder bei uns. Ich begrüße Sie herzlich den Konzeptor und Moderator der Langen Nacht, der Gaf Kurt Mitterndorfer. Herzlich willkommen. Kurt Mitterndorfer. Herzlich willkommen. Auch heuer wieder bietet die Lange Nacht der Gaff einen wunderbaren Einblick in das Schaffen zahlreicher Autorinnen und Autoren der Grazer Autorinnen- und Autorenversammlung. 70 Mitglieder hat die Gaff Oberösterreich und 16 von ihnen werden heute bei uns lesen. Davon waren viele bereits mehrmals bei uns, zum Beispiel im Rahmen von Buchpräsentationen zu Gast. Ich begrüße Sie sehr herzlich und nenne Sie jetzt namentlich, also nenne Sie in der Reihenfolge, in der Sie heute bei uns lesen werden. René Freund, Barbara Rieger, Klaus Wieser, Erich Klinger, Richard Wall und Kurt Mitterndorfer, der heute in einer Doppelrolle da ist. Vielen Dank Ihnen allen für Ihr Kommen. Wie die lange Nacht der Gaffnung genau ablaufen wird, wird uns Kurt Mitterndorfer erzählen. Ich wünsche uns einen anregenden Abend und übergebe dir, Kurt, das Wort. regenden Abend und übergebe dir gut das Wort. So. Großartig. Wahnsinn. Das waren halt noch Zeiten früher, wo man sich runterbucken hat müssen, zum Mikro oder auf. Ja, schönen Abend auch von meiner Seite. Danke, Regina. danke an die ganze Stifterhauspartie für die Unterstützung und für das für uns Dasein und dass wir da sein dürfen. Wir freuen uns hier sein zu dürfen, keine Frage. Es ist immer lässig, wenn man wo hinkommt, wo die Technik funktioniert. Das ist wirklich super, manchmal ist das nicht so. Ja, die Regina hat eh den Ablauf schon gesagt. Die Biennale-Geschichte hat sich irgendwann ergeben. Einmal ist Lange Nacht der Gaff,österreich jetzt das zweite Mal hier, wir hoffen natürlich und jetzt bin ich gleich wieder vorstellig in zwei Jahren wieder hier Gast sein zu dürfen Gast und Gästin, sagt man das bin ich da korrekt, weil ich Gästin? Gäste Gäste sein zu dürfen und dazwischen sind wir, und das habe ich heute es ist neu, mit der Tribüne ausgemacht, mit zur Lage in der Tribüne immer, dass wir ein bisschen anderes Publikum vielleicht erreichen, das war die Idee dahinter. Der Ablauf ist so, dass jeweils acht Minuten maximal gelesen wird, nach diesen acht Minuten gibt es eine achtminütige Pause, da nur wechseln bitteschön, nicht während der Lesungen. Ich denke mir, drei mal acht, vier mal zwanzig, nicht ganz eine halbe Stunde halten wir, halte ich sogar in meinem Alter aus, der schon ein bisschen Blasenschwäche hat. Also wird es sich ausgehen, schätze ich mal. Dann in der Pause wechseln oder wenn wir länger draußen bleiben, wir erst wieder in der Pause reingehen. Bitte sind Sie so lieb, seid so lieb. Viel mehr, glaube ich, gibt es eh nicht zu sagen. Die Graz-Autorenversammlung kennen in diesem Rahmen, glaube ich, eh alle. Da braucht man nicht lange mehr dumm tun, oder? Nein, es heißt nur Graz-Autorenversammlung, weil sie in Graz gegründet wurde. Es heißt nur Graz Autorenversammlung, weil sie in Graz gegründet wurde. Es gibt in jedem Bundesland eine Regionalgruppe und wir hier sind die Regionalgruppe Oberösterreichisch. Ich soll von unserer Chefin, der Präsidentin der Oberösterreichischen Regionalgruppe, der GAF, schöne Grüße ausrichten. Sie ist momentan gerade am Großklug, hat mir heute Nachmittag noch ein Foto geschickt und uns allen alles Gute gewünscht. Aber jetzt ist eh schon genug, glaube ich, oder? Gibt es Fragen? Nein, danke. Erich, bitteschön. Erich Wimmer, bitte. Danke. Schönen guten Abend. Danke für das tolle Ambiente. Ich habe das Video vergessen. Alles zurück. Erich, bleib sitzen. Ja, okay. Aber dann siehst du das Video nicht. Ach so, das schauen wir schon. Weil die Gaff wie Gafferband ist. Sie heilt zusammen und auch dagegen. Gesellschaftskritisch, sie ist politisch engagiert, sie ist sprachkritisch, sie ist selbstkritisch. Sie ist sprachkritisch, sie ist selbstkritisch. Die Nicht-Neidgesellschaft, der solidarische Gedanke, das Antirassistische, das gefällt mir. Die Gemeinschaft, den Austausch, die Beratung und das ist für mich die Gav. Da bin ich zu Hause. I mich die Gav. Da bin ich zu Hause. I love the Gav. Weil ich sehr interessante und liebe und bescheidte Menschen getroffen habe. Zum anderen sagt mir auch die politische Ausrichtung sehr zu von der Gav. Also das ist irgendwie mir aus dem Herzen gesprochen. Weil ich denke, dass die Zugehörigkeit zu einer Vereinigung wie der GAF gerade in Zeiten des politischen Populismus und der Manipulation durch die Medien enorm wichtig ist. Ohne GAF bin ich Bass. Gemeinsam zu diskutieren und auch zu streiten und wirklich unsere Interessen, die wir erst in der Diskussion oftF, weil sie so demokratisch ist. Man muss sich als Autor auch ein bisschen organisieren, vernetzen, damit man andere Autoren kennenlernt, andere Denkweisen kennenlernt auch und das passiert hier. Ich brauche das Eingebettetsein in der Gruppe, ich brauche die Gemeinschaft, ich brauche die Identität durch die anderen. Allein sind wir nicht Schreibende, weil wir schreiben ja an jemand, für jemand, durch jemand, über jemand. Alle Dichterinnen brauchen andere Dichterinnen zum Dichten. Alle. Weil der Verein kulturpolitisch relevante Arbeit leistet und den Mitgliedern die Möglichkeit gibt, in 60 Veranstaltungen jährlich ihre Arbeiten einem größeren Publikum zu präsentieren. Weil ich da immer wieder mit Literaten zusammenkomme, die mich weiter inspirieren. Gaff, Gaff. Für mich ist die Gaff ein Stück Heimat. Ich würde mich ohne die Gaff oft wie ein Alien fühlen. Die meisten Mitglieder stärken mir den Rücken, weil uns ähnliche Anliegen verbinden. Ganz alleine verzweifeln. Gaff, glückliche Autoren. Weil die Mitglieder nicht nur für sich etwas tun, sondern auch für andere Mitglieder. Ich sage nur, experimentell, koexistenziell, kooperativ, unelitär. gaff, immer erster Klasse. Oder vielleicht könnte man sagen, sie verbessert, vertraut, verbindet, verknüpft, verstärkt, verschönert, versammelt, verhilft, verblüfft, verbessert und vertraut. Dass wir uns solidarisch untereinander verhalten und uns vernetzen, Das war einer der Gründe, warum ich beigetreten bin. Ich unterstütze Sie sehr in meiner Arbeit. Die GAF ist ein GAF-Verband und heißt Grazer Autorinnen-Autorin-Versammlung und hat ihren Sitz in Wien. Kästlich. Amen. So, den Fehler jetzt noch einmal gut machen. Erich Wimmer! Ja! Schönen guten Abend, danke für das wunderbare Ambiente, dass wir hier sein dürfen. Ich lese eine Kurzgeschichte mit dem Titel Wahnwitz im Monsoon. Die große Stelle, so nennen mein Fischerkumpel Pavel und ich, die schönste und einsamste Stelle des wilden Flusses. Von anderen Fliegenfischern wird dieser Flussabschnitt sogar als Canadian Pool bezeichnet. Keinen würde es wundern, tauchten an dieser mit Felsblöcken gespickten Engstelle plötzlich Bären auf, um zu fischen. Nur ausgewachsene Grizzlies könnten sich in der Strömung um diese Felsen länger als eine Sekunde halten, ohne mitgerissen und fortgespült zu werden. Dass auch immer wieder lebensmüde Paddler zwischen den Kanten dieser schroffen Wände durchreiten, sorgt regelmäßig für Schlagzeilen. Auch überregionale Medien berichten dann von den Kanuten, die gegen die Felsen knallen und trotz Hellem das Bewusstsein verlieren, bevor sie von den Wassermassen auf den Grund gemalmt werden. Erst ein paar Kilometer weiter talauswärts, dort, wo der Fluss in den See mündet, spuckt er die Leichen wieder aus und lässt sie friedlich an die Oberfläche steigen, wo sie von den Burschen der Seerettung routiniert geborgen werden. 200 Höhenmeter über der großen Stelle stehe ich vor dem geöffneten Kofferraum meines Kombis, den ich am Rand einer Forststraßenkurve geparkt habe. Während sich über mir ein gewaltiges Unwetter zusammenbraut, packe ich ein paar unscheinbare Utensilien zusammen. Eine 100 Meter Rolle sehr dünne, extra reißfeste Nylonschnur, daran ein solider Angelhaken, eine Packung Maden, zwei dünne Plastiksäcke und ein bulliges Klappmesser. Mehr braucht man nicht, wenn man ohne Lizenz unterwegs ist. Dann sperre ich das Auto ab, verstaue den Schlüssel in meinem kleinen Rucksack, verlasse die Forststraße und nehme den steilen Abstieg in Angriff. Der Weg, von dem ich mir jeden einzelnen Meter selbst suchen muss, führt durch ein Gewirr aus dürren Buschen und verkrüppelten Buchen bergab. Weil die Neigung des Hanges viel zu steil ist, um gerade hinunter zu steigen, gehe ich in Serpentinen, wobei ich immer darauf achte, dass Baumstämme oder Sträucher in Griffweite bleiben. Sollte ich hier abrutschen und mich nicht sofort festhalten oder anklammern können, würde ich mit der Geschwindigkeit einer Lawine bis zum Talboden hinunterrasen. Die ersten fetten Regentropfen zwängen sich durch die Buchenblätter. Möglichst schlechtes Wetter ist die beste Voraussetzung für meine Aktion. Weil mich der bevorstehende Wolkenbruch in kürzester Zeit durchnässen wird, habe ich nur feste Bergschuhe, eine kurze Hose und eine dünne Regenjacke angezogen. Alle anderen Menschen, die mit dem Tal verbunden sind, Wanderer, Biker, Fischer und Aufsichtsorgane, haben es entweder schon verlassen oder sind jetzt gerade dabei, so schnell wie möglich zu verschwinden. Niemand außer mir möchte hier sein, wenn das Donnerwetter endgültig losbricht. Gräser und Büsche triefen schon vor Wasser, Steine und Kiesel bröckeln. Immer wieder muss ich mich an tiefhängenden Ästen festhalten, um nicht auszurutschen und in die Tiefe zu poltern. Als ich endlich die Talsohle erreiche und sich die gigantische Flussbiegung vor mir ausbreitet, brülle ich vor Genugtuung, reiße mir den Rucksack von den Schultern und lege ihn auf einen der glitschigen Steine am Ufer. Dann packe ich die Schnurrolle aus, klemme ein Bündel Maden auf den Haken und werfe es mit einer ausladenden Geste so weit wie möglich hinaus in die Strömung. Es dauert keine fünf Sekunden, bis sich eine der großen Forellen auf den Köder stürzt. Mit meinem rechten Arm versuche ich, die panischen Bewegungen abzufedern, mit denen der Fisch in die Flussmitte flüchtet. Die Forelle ist viel zu kräftig, um sie schnell ans Ufer zu ziehen. Ich muss geduldig sein und warten, bis sie müde wird. Während ich sie an der langen Leine vorsichtig durch die Strömung dirigiere, stehe ich bis zu den Knien im kalten Wasser und erlebe die Donnerschläge des Gewitters wie das Läuten einer gigantischen Himmelsglocke, die nicht Mitternacht, sondern mein letztes Stündlein schlägt. Und wenn schon, hier und jetzt vom Blitz erschlagen zu werden, während meine Krallen nach dem Leib einer Forelle greifen, ist das Schicksal aller Bären. Endlich lässt sich der Fischer ans Ufer führen. Ich töte ihn, indem ich ihm den stumpfen Messerrücken ein paar Mal wuchtig auf den Nacken schlage, warte noch einmal zurück ins Wasser und halte den silberglänzenden Fisch ans Ufer führen. Ich töte ihn, indem ich ihm den stumpfen Messerrücken ein paar Mal wuchtig auf den Nacken schlage, warte noch einmal zurück ins Wasser und halte den silberglänzenden Fischleib mit der rechten Hand hinauf in die hypnotischen Wirbel des dunkelgrauen Himmels. Ich danke euch! Brülle ich in die weit offenen Elefantenohren der Götter, während ich mir mit der linken Hand die nasse Hose herunterziehe und es einfach rinnen lasse. Das kalte Wasser hat meiner Prostata zugesetzt, denn Fisch noch immer über mir und den heißen, erlösenden Harnstrahl vor mir lalle ich inmitten des mich von allen Seiten umdampfenden Glücks. Eigentlich müsste ich aus Erfahrung wissen, dass ein solcher Moment äußerster Seligkeit immer schon seinen Umschlagpunkt in sich birgt. Aber es dauert auch diesmal viel zu lange, bis ich die nicht für möglich gehaltene Veränderung registriere. Vor mir, aus der Regengischt, dem Blitzgeflacker und dem Wasserdampf, tauchen die Silhouetten zweier Kajaks. Der viel zu späten Stunde und dem Boots zermalmenden Monsun zum Trotz haben zwei ganz offensichtlich wahnsinnige Paddelbootfahrer den Wildwasserstrudel an der großen Stelle bezwungen. Profis, ohne jeden Zweifel. Sonst wären sie unter diesen Umständen niemals heil durch diesen Katarakt gekommen. Während sie im ruhigeren Wasser nach den Stromschnellen auf mich zubaddeln, sind sie ebenso fassungslos wie ich. Sie registrieren meine heruntergelassene Hose und meine Forelle, die ich noch immer in den Himmel halte. Was ich bis jetzt nicht gesehen habe, nun aber eindeutig identifiziere, ist die Helmkamera auf dem Kopf des vorderen Paddlers. Während er mich filmt, sieht er mich an mit einem vor Verwunderung offenen Mund und fragt sich das Gleiche wie ich. Was hat jemand bei diesem Unwetter an dieser Stelle verloren? Wie verrückt muss jemand sein, um sich bei diesem Starkregen ins Tal zu begeben, anstatt daraus zu flüchten? Wer dich nicht wirklich gut kennt, kann dein Gesicht auf dem Video unmöglich identifizieren, tröstet mich mein Fischerfreund Pabel zwei Tage später. Wir haben uns den kurzen, aber eindrucksvollen Film, den der Paddler ins Internet gestellt hat, mehrere Male angesehen. Das sind schon 180.000 Klicks, fährt Pavel hämisch fort. Nur wer deinen Penis kennt, könnte dich unter Umständen identifizieren. Aber solche Kenntnisse haben eben nur ganz wenige Frauen und ein paar Ziegen. Nach seiner Schlussfolgerung droht Pavel vor lauter Lachen zusammenzubrechen. Prustend stützt er sich an meiner Schulter ab und klopft sogar ein paar Maliegen. Nach seiner Schlussfolgerung droht Pavel vor lauter Lachen zusammenzubrechen. Prustend stützt er sich an meiner Schulter ab und klopft sogar ein paar Mal dagegen. Ich kann nicht mehr, wiehert er ein ums andere Mal und wischt sich vergeblich die Lachtränen aus den Augen. Es kommen viel mehr nach, als er durch Nesterärmel aufsaugen kann. Dankeschön. Als nächstes kommt meine liebe Kollegin Elisabeth Strasser. Ich habe für diesmal drei Kurztexte, eher heitere Kurztexte vorgesehen, die eine Gemeinsamkeit haben. Nämlich, dass sie durch Themenvorgaben entstanden sind. Die ersten beiden durch eine Ausschreibung von dem X-Blatt zum Thema Licht, da ist ein anderer Text von mir drinnen, und der dritte im Rahmen meines Schreibkreises Textspur, wo es um die Form der Ballade geht. Zipp, zipp, nichts, Licht. Ich zücke mein Feuerzeug für ein Funken Licht. Nichts. Zipp, nichts, Zipp, nichts. Nicht einmal ein Funke, keiner. Keiner kann sagen, wann das Dunkle ein Ende hat. Keiner kann sagen, woher das Finstere wiedergekommen ist und warum so viele sein Wiederkommen begrüßen. Wo wir doch dachten, seit Jahrhunderten mindestens, wir befinden uns auf dem Weg der Finsternis ins Licht. Immer mehr Erkenntnis, Illumination, Klärung, Aufklärung. Auf Aufklärung folgt immer wieder Wolkenverdichtung, Verschleierung des Wesentlichen. Dieses hält sich bedeckt, verbirgt und umwölkt sich. Nicht jeder darf es gleich erkennen, das wäre witzlos. Umdeckt, bloß der Blitz ist geschenkt, die Gabe der alten Götter, das Feuer, mit dem man nicht spielen darf. Wer die Gabe nutzen will, muss die Folgen verantworten, verantworten können. Bitte, bitte, flüstere ich, während mein Feuerzeug weiterhin streikt, bitte Gott der Blitze und des Licht, Inspirator, Gebieter über die Musen, sende mir einen Geistesblitz, damit ich ein Gedicht in die Welt schicken kann, auf das sie erkennt, wie es gehen kann hin zum Licht, wie wir das Finstere hinter uns lassen, all die Blockaden und Missverständnisse überwinden. Zipp, nichts, kein Blitz. Licht, rufe ich, bitte um Licht. Ein Scheinwerfer strahlt mich an und aus dem Regieraum ertönt eine göttergleiche Stimme. Wir haben alles im Griff. Die Regisseurin und der Requisiteur haben sich selbstverständlich etwas dabei gedacht, warum dein Feuerzeug gerade in diesem Moment nicht funktioniert. geht Ihnen ein Licht auf. Wenn Sie im Tunnelblick rund um sich nichts wahrnehmen mehr, außer der Karotte vor der Nase, die gaukelt schwankend hin und her, dann täuschen Sie sich sehr, wenn Sie meinen und sich zusammenreimen, die Welt sei ein Tunnelschlauch, an dessen Ende wie sonst denn auch eine Tür sich öffnet, ins Paradies exklusiv für Sie, was ziemlich ungewiss. Wenn sie mit Scheuklappen durchs Leben galoppieren, alles rund um sich ignorieren, was nicht dem Weiterkommen dient und es forciert, haben sie sich ziemlich verspekuliert. Wenn sie meinen und sich zusammenreimen, das Leben besteht nur aus Erfolg und aus Nutzen, werden sie ganz schön verdutzt sein, wenn eine Stimme aus dem Licht am Ende fragt, warum hast du nie einen Blick zur Seite gewagt? Wenn sie nichts sehen außer sich, wenn sie völlig auf dem Ego-Trip, sich ehrgeizgetrieben selbst verfolgen und großzügig selber besolden, nur geben, wenn es jeder sieht oder wenn es etwas zu holen gibt, wenn sie meinen und sich zusammenreimen, ist das ein Schluss vom Trug. Auf dem Tunnelgleis kommt der Gegenzug flott daher, dann wird es eng, es kommt zum Peng. Spätestens dann geht ihnen ein Licht auf. Die Ballade vom Dackel. Herr Heinz lebt mit seinem Dackel im dritten Stock allein, Herr Fritz wohnt gleich darunter, sie können keine Freunde sein, schon lange herrscht unter ihnen Zwist, woran der arme Hund Schuld ist. Der Dackel bellt, Herr Fritz, der schellt an Heinzens Tür. Das Mistvieh, das muss fort von hier. Das ständige Gekläff, sobald man mittags schlafen will, wäre er fort, wie wäre es friedlich still. Der Hund verkriecht, sich schnell verstört, sobald er Fritzens Stimme hört. Der Dackel jault, Herr Fritz, der mault, vor Heinzens Tür, das Mistvieh, das muss fort von hier. Schon der Gestank, der im Stiegenhause schwebt, die toten Ratten, die er vor die Haustür legt, die Kinder, die er in die Wade beißt und jedes Fleckchen im Garten er verscheißt. Der Dackel knurrt, Herr Fritz, der murrt vor Heinzens Tür. Das Mistvieh, das muss fort von hier. Von meinem Teppichboden schon springen die Flöhe mir zum Hohn entgegen, sobald ich die Tür aufmache. Herr Nachbar, das ist eine ernste Sache. Der Dackel winselt, Herr Fritz, der pinselt an Heinzens Tür. Das Mistvieh, das muss fort von hier. Heinz wischt es weg, ganz gelassen. Fritz kann diese Ignoranz kaum fassen. Sie werden sich noch wundern, bald ich nehme ja einen Rechtsanwalt. Der Dackel schaut, Herr Fritz, der schnaubt vor Heinzens Tür. Das Mistvieh, das muss fort von hier. Da keine Drohung irgendetwas nützt, Herr Fritz, seine Hoffnung stützt auf eine List. Wie wär's mit Gift? Eine Wurst schnell präpariert wird, für den Hund vor Heinzens Tür serviert. Da liegt sie auf dem Teller fein. Heinz tritt heraus. Von wem mag das Geschenk nur sein? Auch wenn ich Vegetarier bin, gut gemeint ist wohl der Sinn. Heinz, ganz erfüllt von Dank, verwahrt die Wurst in seinem Kühlschrank. Der Dackel ist ausnahmsweise leise, Herr Fritz freut sich auf seine Weise. Die List geglückt, das Mistvieh tot, keine Beschwerde vor Heinzens Tür mehr Not. Fritzens Genörgel hat endlich Ende, endlich Pause, freut sich der Heinz und beschließt, den Nachbarn einzuladen auf eine Jause, ein feiner Wurstsalat für den Gast, Herr Frist, isst sich genüsslich satt. Es schmeckt ihm wohl, bis er erstarrt. Unter dem Kanapé kriecht der Hund hervor. Schwanzwegelnd läuft der Fritz entgegen. Der nimmt nur noch verschwommen wahr, was sich ergeben. Das Gift bereits tödlich wirkt davor. Herr Fritz noch hervorwirkt. Das Mistvieh, das muss fort von hier. Danke. Als nächstes hören wir Herbert Christian Stöger. Applaus Ich schaue ein bisschen zu früh, deswegen lese ich doch einen Text, den wir extra umschreiben müssen. Aber trotzdem hat er einen Titel. Er heißt Verschmitzt. Die Zeitung hängt draußen auf der Wäscheleine. Frische Nachrichten benötigen eine gewisse Abhängzeit, wie gerupfte Enten, gerade nach einer kurzen Regenperiode, auf die man so lange gewartet hatte. Eine Frau sitzt in der Küche und studiert das Geschirrtuch. Ein ganz normaler Tag. Langweilig wie die letzten Wochen. Die Heizung gluckst dahin, als freue sich sich schon auf den Winter. Gerät eine Situation außer Kontrolle, legen die Alten die Hände in den vorgewärmten Schoß. In der Dusche gibt es nur kaltes Wasser. Man fühlt sich so, als hätte man sich vor langer Zeit auf den Weg gemacht, um einem Wort zu folgen. Doch das Wort ist entfallen. Nichts entfaltet sich mehr so einfach aus der Erinnerung. Irgendwann verschmilzt die Wahrnehmung zu einem kleinen Feld. Es ist umgrenzt von einem Parkplatz. Das Einkaufszentrum wartet seit Jahren auf Kunden. Es ist niemals geöffnet worden. Der Bau ist so lange her, dass sich auch kaum daran jemand erinnern kann. Warum schließt man manchmal die Augen, wenn man gerade ein Auto lenkt. Man weiß, es ist nicht nur gefährlich, sondern einfach dumm. Im nächsten Moment könnte man etwas übersehen. Verpasste Chancen weint man länger nach, als dass man eine zweite einholen könnte. Man läuft und läuft und verpasst ein ums andere mal genau an diesem Punkt anzuhalten. Irgendwann erreicht man eine Stelle im Leben, die einen aufhochen lässt und es wird einem bewusst, man wird nie sterben lernen. Und genau dann beginnt das Leben ernst zu werden. Nicht einmal aufrichtig lachen hat man sich angewöhnt. Es ist nun alles bedeutungslos. Andere fahren in einer Menschenmenge und viele wundern sich, warum das passiert ist. Sich etwas auszumalen ist nicht strafbar, noch nicht. Sich etwas auszumalen, ist nicht strafbar. Noch nicht. Würde man sich besonders fühlen, wenn alle Menschen an einer Pandemie sterben würden? Man wäre zufällig Aushilfskosmonaut und kehrt nach einer nicht erfolgreichen Reise zurück. Niemand ist mehr da, der einen von dieser Arbeitsstelle befreien könnte. Das Leben ist längst verbraucht. Man bemerkt es selbst zu spät an einem eigenen Blick auf dem Foto aus vergangenen Tagen. Es ist zu spät. Ein Ohrwurm hat sich in die letzten Minuten eines Lebens gemischt. Man ist nicht versucht zu summen, weil man es längst tut. Man verabschiedet sich, ohne sich je kennengelernt zu haben. So traurig kann nur ein Leben eines erfolgreichen Menschen sein. Treu nach dem Wahlspruch, schieß dir nicht ein Loch ins Knie, wenn dort schon eines ist. Ein letzter Rat, suchen Sie sich einen Freund, solange Sie noch lesen können. Blättern Sie im Telefonbuch, sofern Sie noch eines Antiquarischer stehen können, und wählen sie eine Nummer. Da dies früher zu häufig vorkam, hat man die Telefonbücher abgeschafft. Denn Papier ist geduldig und das passt einfach nicht mehr in diese Zeit. Ein junger Mann sagt zu einem Alten im Seniorenheim, ich habe mir das Leben ganz anders vorgestellt, aber ich weiß auch nicht, wie es aussehen sollte. Der Alte schüttelt nur den Kopf und sagt, ich habe kein Wort verstanden. Alle sprechen so leise, dass ich seit Jahren nichts mehr verstehe. Aber eines habe ich gelernt. Als ich endlich dieses Buch ausgelesen habe, konnte ich nur feststellen, niemand schafft es, einen letzten guten Satz zu schreiben. Der junge Mann hatte sich eigentlich nur verfahren und wollte zufällig hier nach dem Weg fragen. Eine Frau tippte ihm auf die Schulter. Ich habe es vergessen. Ich habe es vergessen. Aber ich habe es nicht vergessen, dass ich es vergessen habe. Sie ist verwirrt. Niemand nimmt es ihr übel. Der Zorn des Vergessens wird auf die niederfahren, die nicht aufgeben können, sich daran zu erinnern. Es wird einen Moment geben, auf den es sich gelohnt hat, gewartet zu haben. Außer er tritt niemals ein. Es passiert einfach nichts. ein. Es passiert einfach nichts. Darum heirate man einen Strauch, auch wenn er versprochen hat, ein Baum zu werden. Zuwarten ist der Garten der Fantasie. Es ist nicht schlimm, dennoch geheiratet zu haben. Nach Jahren kann man sich ruhigen Gewissens sagen, du bist die beste Notlösung, die mir bisher, oder sollte ich sagen, jemals passiert ist. Daran muss man noch arbeiten, wenn man es nicht vergisst. Es ist dir alles, Glück gehabt, Pech gefunden, versagt, einfach dahingesagt, nur schwer durchzuführen, endlich darauf geschissen. Pause. Sehr geehrte Damen und Herren, ich darf Sie wieder bitten, die Sitzplätze einzunehmen. Und den Herrn Hodiner bitte ich auf die Bühne. Weil Peter Hodiner. Applaus Ein Angesägter. Wieder. Gewisse Menschen offenbaren so sehr zwei verschiedene Seiten ihres Wesens, dass es schwer fällt, sie nachher wieder zusammenzusetzen. Nach dem Wahlsieg der Rechten war in dem Lokal ein vollkommen überdrehter Rasender, er hatte Schnaps getrunken, der sich in Rage redete, jetzt ginge es den Faulen im Land an den Kragen. Es war aber auch Unlogik darin, weil sie zu faul waren, überhaupt wählen zu gehen. Sie lägen daumendrehend auf der Couch, die Wahl flirre an ihnen vorbei. Weg mit dem ganzen Sozialsystem. Ich stellte ihm die Frage, woher er diese Leute denn alle kennen wolle. Außerdem zeichne sich diesmal eine viel höhere Wahlbeteiligung ab. Für kein Gegenargument empfänglich,en nun direkt Lünchfantasien gegen die ohne dies am Boden zerschmetterten Grünen hervor, vor allem gegen Schwullespen. Und wer kann heute noch die Roten wählen? Nur noch Idioten. Doch immer mehr zeigte sich, dass diese ihr Resultat gehalten hatten. Wozu braucht es Wien? Verstieg er, der gebürtige Pinzgauer, sich nun. Die Raserei war an sich das Interessante. Sie verdeckte mir nämlich zuerst die Tatsache, dass ich mit dem Mann an einem anderen Abend viele Stunden, und dies ist noch nicht lange her, äußerst angeregt über Kunst und sein Leben geredet hatte, wobei einige bedeutende Namen von Kunstgrößen fielen, die in seiner Kindheit in seinem Elternhaus ein- und ausgegangen waren. Was auch kulturgeschichtlich die Geisteswelt um einige Anekdoten bereichert hätte, würde man es nur aufschreiben. Dass er als junger Mann statt zu studieren sogleich nach Südafrika gegangen war, um an der Seite Nelson Mandelas zu kämpfen. Nicht ganz drei Wochen später, unter harten Getränken oder vielleicht auch Koks, Wartengetränken oder vielleicht auch Koks. Ein komplett gedrehter Mensch, in seiner mit dem Phone in der Hand auf- und abstürmenden Begeisterungsraserei nicht mehr wiederzuerkennen. Es bedurfte einer Gedächtnisanstrengung, mich an den Mann von vor drei Wochen angesichts des jetzigen wieder zu erinnern, mir klarzumachen, dass er es ist und diese beiden so konträren Eindrücke von ihm jetzt zusammenzustellen und wieder unter einen Hut zu bringen. Eines fiel mir aber schon vor drei Wochen auf. Er steht unter dem Einfluss eines Multimillionärs, seines Chefs, den er maßlos bewundert. Namen zu nennen soll hier nicht meine Absicht sein. Mir geht es hier um das Phänomen eines sich ganz real außen offenbarenden Seelenzwiespalts. Ich muss mir das ja auch erklären können, so habe ich mir also folgendes Bild zurechtgelegt. Er war vor drei Wochen noch ein lediglich angesägt gewesener Mensch gewesen und ist mittlerweile in zwei Hälften auseinandergegangen. Unter dem persönlichen Einfluss eines Übermächtigen, eines Gewaltherren, werden wir, so will ich es nennen, sehr leicht bei allem Unbehagen des in die Defensive Getränkten angesägt. Der sägt uns an oder es sägt uns an. Als Angesägte sind wir noch mit uns halbwegs eins, bis wir dann in zwei Stücke auseinanderfallen. dann in zwei Stücke auseinanderfallen. Ich musste für einen früheren Schulkollegen einspringen, es handelt sich um einen Traum, und die Salzburger Festspielrede halten, die vorgegeben war. Da es mir keiner Vorbereitung bedurfte, prokrastinierte ich entsprechend, wobei kurz vor dem Auftritt mich doch noch ein mulmiges Gefühl überkam. Ich nahm das Redemanuskript vorsichtshalber zur Hand und merkte nach dem probeweisen Ablesen der ersten Absätze, dass ich dabei immer wieder aufs Unangenehmste um einige Zentimeter wuchs. Mit jedem Absatz des Textes einen Schuhabsatz. Bald würde ich die Zimmerdecke erreichen. So dämpfte ich meine Stimme zu einem Flüstern, um dieses Wachstum einzubremsen. Meine Kleider wuchsen nicht mit. Ich stand in Hochwasserhosen vor dem Spiegel. Das fremde Manuskript in der Hand, sah ratlos kopfschüttelnd von oben zum Spiegel hinunter, der nur mein Hosentürl zeigte. Durch eine Art minutenlanges Fauchen konnte ich mich circa fünf Zentimeter wieder hinunterschrauben. Die Zeit drängte. Zudem wurde der frühere spanische König Juan Carlos als Festspielgast erwartet. Der Schnupfen war überdies nicht abgeklungen. Ich schneuzte mich unablässig, es half nichts. Wie bei einer von Schnecken tot sich auflösenden Nacktschnecke zog der Schleim sich zerteilend durch mein Zimmer. Ich war vollständig verschleimt, alles um mich war verschleimt und verrotzt. Wieder hatte ich zu lange prokrastiniert. Was würde jetzt geschehen? Mein Lampenfieber wich purer Panik. Noch immer war mein Körper zu groß. Ich wankte und tappte fauchend in meinen Schleimbahnen herum, das Manuskript in der Hand und rief ein Taxi. Ich würde zu spät kommen. Das Aufwachen war anders als sonst. Für ein paar Sekunden war alles wie in eine Milchsuppe getaucht, die sich flockig zersetzte. Noch einen Festspielalbtraum. Der Sparschacht. In einem veränderten Salzburg, das nun neofuturistisch gegen sich selbst wütete, den Denkmalschutz von oben ausgehebelt hatte. Nicht nur war die Pferdeschwemme abgerissen, sondern ein zeitgenössischer Künstler war beauftragt worden, an deren Stelle ein schmales, zisternentiefes, von innen ausgeleuchtetes Schwimmbecken zu errichten, das der Sparschacht genannt und von den Einheimischen verabscheut wurde. Der Sparschacht stellte nicht nur eine arge Verschandelung, sondern zudem, ganz konträr zu seinem Namen, eine ungeheure Verschwendung dar. Ich war eingeladen worden, im Festspielhaus einen Vortrag zu einem Thema nach Wahl zu halten, ohne dass ich rechtzeitig misstrauisch geworden wäre. Der Name Herbert von Karajan war inzwischen der Jugend nicht mehr geläufig, also beherzte ich mich, diesen berühmten Dirigenten zum Thema des Vortrags zu machen. Und wie ich den Vortrag fertig habe, besorge ich mir auch gleich einen Frack. Aber welch einen? Er war Grafitfarben. Den ließ ich mir aufreden. Ja, im Spiegel war das Ergebnis meiner Einkleidung noch zweideutig. Mal schimmerte er matt, dann glänzte er wieder, je nach Beleuchtung. Sie schreiben doch, sie sagten, sie schrieben am liebsten mit Bleistift, so der Modedesigner. Warum nicht in der Farbe der Bleistiftmine? Ein solcher Frack war ein Wagnis. Am Abend, als ich im Lampenfieber unmittelbar vor meinem Vortrag mich im Festspielhaus noch einmal kurz bespiegelte, bemerkte ich, dass der Frack abfärbte, dass, der ich seine Ärmel streichelnd wieder und wieder glatt streifen wollte, meine Finger Bleifarben geworden waren und dass ich mir mit diesen Fingern ins Gesicht gekommen sein musste, denn auch meine Wangen sowie die Halspartie hatten auf einmal diese Bleiflecken aufzuweisen. Es versetzte mich dieser Missstand in großes Unbehagen. Damit ich bei der Waschprozedur nicht gesehen würde, schlich ich zudem allein für sich in der nachtdarliegenden schlitzförmigen Kunstpassant hinaus, um mich dort zu reinigen und stürzte dabei, kopfüber von niemandem gesehen, in den Sparschacht hinein. Der Sparschacht war so schmal bemessen, dass es kaum möglich war, in ihm zu schwimmen. Ich tauchte vorerst nach unten ab und versuchte als erstes, mir meine Schuhe herunterzureißen. Während ich in dieser Falle zappelte, schoss mir interessanterweise der Titel der Habilitationsschrift des Wiener Philosophen Konrad Paul Lissmann ein, ohne Mitleid, womit er den modernen Kunstbetrieb meinte. Dankeschön. Der nächste ist übrigens Helmut Ritzi. Ich lese aus der Erzählung Emu lebt. Im Dämmerlicht sieht Emanuel sich bewegende Schemen. Hat er die Augen geöffnet? Er kommt nicht dazu, sich die Frage zu beantworten, denn er spürt, wie Übelkeit in ihm hochsteigt. Ist Ihnen schlecht, hört ein weibliches Wesen neben sich fragen. Da er nickt, wird ihm eine Schale um das Kinn geschoben. Er lebt noch, denkt er. Schließlich ist es doch unvorstellbar, dass man in den ewigen Jagdgründen speibt. Emanuel wiederholt den Gedanken noch mehrmals das Wort speiben, als sei dieses nunmehr ein Synonym fürs Leben. Und die Huris im siebten Himmel wissen bestimmt nicht, was eine Speibschale ist. Also muss er mit Fug und Recht davon ausgehen, dass er die Operation gut, er streicht den Gedanken wieder, das Wort gut, überstanden hat. Man sollte nicht immer gleich das Beste annehmen. Übrigens würde er als bekennender Atheist nicht einmal in den ersten, geschweige denn in den siebten Himmel kommen. Viel ist da nicht hochgekommen, sagt er sich dann. Bestimmt ist es schon lang her, dass er etwas gegessen hat. Dabei weiß er doch gar nicht, wie lang es her ist, dass man ihn in den Operationssaal geschoben hat, wie lang die Narkose gewirkt hat. Er versucht nachzurechnen, wie viele Stunden er schon vorher nichts gegessen hat. Da hat er es geheißen, ab Mitternacht dürfe er nichts mehr zu sich nehmen. Aber er hatte schon nach dem Abendessen nichts mehr gegessen. Und selbst da hatte er nur wenig Appetit gehabt. Wie sollte man auch? Man käme doch nicht auf die Idee aus der Vorstellung heraus, es würde wohl längere Zeit dauern, bis man wieder etwas zwischen die Zähne bekommt, möglichst viel gewissermaßen auf Vorrat zu essen. Wie hat das weibliche Wesen dem überhaupt gewusst, dass ihm übel wird? Sieht man das auf dem Monitor über dem Bett? Gibt es da eine eigene Anzeige, die ausschlägt, wenn ein Patient den Magen hebt? Oder sieht man, dass einer aus der Narkose erwacht und weiß aus Erfahrung, dem wird gewiss gleich schlecht und man fragt prophylaktisch und hält schon die Schale bereit. Es ist ihm, als hätte jemand in seiner Nähe Emanuel gesagt. Er hat gar nicht gemerkt, dass er zwischenzeitlich weggedämmert ist. Das merkt man eigentlich nie, sagt er sich dann. Auch nicht daheim, auch nicht im eigenen Bett oder im Lehnstuhl vor dem Fernsehapparat. Darum heißt es ja Wegdämmern und wahrscheinlich heißt es so, weil es im Dämmerlicht, wie es hier herrscht, besonders leicht fällt, wegzudämmern. Er hat nur Emanuel gehört, nicht Emanuel Hübner oder Hübner Emanuel. Wahrscheinlich hat sich wieder einmal jemand über seinen Vornamen gewundert. Heute ist ihm das schon ziemlich egal und in seinem gegenwärtigen Zustand kann es ihm wohl scheißegal sein. Aber er hat zumindest ein halbes Leben an diesem Vornamen gelitten. Und das hat ihm niemand wegoperiert. Wie kann man ein Kind, das sich nicht dagegen wehren kann, so nennen? Das hat er sich oft genug gefragt. Nur seine Eltern hat er nie danach gefragt. Und als er sich sagte, er hätte sie fragen müssen, da war es zu spät, da lebten sie beide nicht mehr. Ein Kind Emanuel zu nennen in einer Zeit, da alle anderen Kinder Volker, Gernot oder Sigurd hießen. Gelegentlich sagt er sich, dass ihn seine Eltern vielleicht deshalb den Namen Emanuel gegeben haben. Einen hebräischen Namen, wenn auch latinisiert, an dem sich niemand stoßen konnte, hatte doch auch der große Kant Immanuel geheißen und das war sogar die ursprüngliche, die hebräische Form. Nazis waren seine Eltern jedenfalls nie gewesen. Das war allerdings noch lange kein Grund, dies ein Kind büßen zu lassen. Nein, er verspürt kein Glücksgefühl, als ihm bewusst wurde, dass er noch am Leben ist. Das ist der Satz, der ihm auf der Zunge liegt, nachdem er offenbar wieder eine Zeit lang geschlafen hat. Es ist ihm, als habe ihn jemand danach gefragt und er müsse eine Antwort geben. Bestimmt hat ihn keine Krankenschwester gefragt, wo er froh sei, noch zu leben. Und sonst ist niemand da, der ihn hätte fragen können. Seine Bettnachbarn kann er nicht erkennen. Es gibt keinen Hinweis, dass sie ebenfalls schon aus der Narkose aufgewacht sind. Immanuel versucht, den Kopf ein wenig zu drehen. Sich mehr zu bewegen, wagt er nicht aus Furcht. Er könnte einen der Schläuche oder Drähte, die ihn ihm stecken und an ihm befestigt sind, knicken oder lösen. Abgesehen davon wird er nicht viel sehen, da er seine Brille weggepackt hat, bevor er Richtung Operationssaal geschoben werde. Plötzlich hat er ein Bild aus einem Frankensteinfilm vor Augen. War es ihm aus dem vorhergehenden Traum in Erinnerung geblieben oder hatte er es nachträglich hinzugefügt, nach eigener Vorstellung modifiziert, dass ich gar nicht erinnern kann, je einen der Frankensteinfilme gesehen zu haben. Es war der offene Oberkörper, in den eingegriffen wird. Ist er noch dasselbe wie vor der Operation, fragt sich Emanuel. Warum nicht? Wenn bei einem Auto die Benzinzufuhr erneuert wird, bleibt es dasselbe Auto. Und wenn der ganze Motorblock ausgetauscht wird, weiß er, was in ihm alles verändert wurde oder ob er noch so fühlt wie zuvor? Tickt nicht sein Herz anders? Er hört es viel lauter schlagen. Nie hat er sein Herz so deutlich schlagen gehört. Und wenn er nun ein anderer ist, ihm andere Bücher gefallen wie zuvor, andere Musik gefällt als zuvor? Jemand tritt an sein Bett. Eine Frauenstimme fragt, wie geht es Ihnen? Gut, antwortet Emanuel. Er weiß doch gar nicht, wie es ihm geht, sagt er sich dann. Würde sich ein Schulterzucken auf die Monitoranzeigen auswirken? Danke. Danke. Als nächster liest Wallally Rettenbacher. Applaus Vielen Dank, dass ich heute hier lesen kann. Ich bin gerade zurückgekommen von einer Projektreise nach Bangladesch und möchte einige neue Texte, die entstanden sind, lesen. Der Arbeitstitel wäre Geteilte Träume, Shared Dreams, Reiseskizzen Bangladesch. Zunächst ein kurzer Überblick über die Art des Reisens in Bangladesch. Das Ziel, in jenen Reisezustand zu gelangen, der es ermöglicht, offen zu sein und Ereignisse, Begegnungen zu nehmen, wie sie sind, wurde vorurteilsfrei und angstfrei erreicht. Intensive Erkundungen des bangladeschischen Zeitgeists, des Alltags, des Tempos des Landes und der Hauptstadt Dhaka. Ebenso Begegnungen mit Menschen im privaten wie im öffentlichen Raum. Je nach sozialer Situation ein mehr oder weniger intensiver Austausch, gleichermaßen mit Frauen wie mit Männern. Noch immer. Ginzburg, September on Jesser Road ist eine Million Tränen, ist ein Song, ist der Schmerz von 1971, ihr kollektives Trauma. Millionen Tote auf der Flucht, vergewaltigte Frauen, Sexsklavinnen, intellektuelle Dichter. Alle gaben ihre Seelen für die Freiheit des Landes, für die Freiheit der Sprache. Die Wunde ist ein Gedächtnis und wartet auf Vergebung. Heute rufen die Jungen nach der Freiheit des Wortes, verlangen ihr Recht. Wann wird es wahr? Ich meine nicht nur zwischen den Zeilen. Lunch Talk for Mr. MB Ich hole das Zugticket ab für morgen, Sri Mongol. Der Stationmaster lädt zum Lunch Talk ein, über das wir auf dem Planeten reden wir und dass er uns nicht braucht. Über das, was wir sehen können, reden wir. Über das, was wir nicht sehen können oder wollen, reden wir. Glückliche haben genug Liebe, sagt er. Zu geben, ohne zu erwarten, ist einfach und schwierig, gibt aber allen Licht und erzeugt Gleichmut, Wärme und Vertrauen. Das sind eben Schichten, Beobachtungen des Lebens, das so kurz ist wie die Länge eines Augenblicks. Ja, kürzer eigentlich. Riksha Valla. Eins. Dakas, Rikshas, das sind fahrende Kunstwerke, bunte Schreine, Ausdruck bengalischer Sehnsucht, öffentliches Wir, Paradies, Arbeitsplatz, Schlafplatz, Träume hineingemalt in widrige Umstände, ins sowieso Unerfüllbare und unerreichbare. Zwei. Für ein paar extra Tackers fahren sie riesige lackierte Megafone durch die Gegend, schallende Loops, die Konsumartikel anpreisen, die sie sich selber sowieso nie leisten können. Drei. Gleichmut hilft, den Hunger auf eine bessere Zukunft zu zügeln. Rikscha Wallas lieben und glauben. Rikscha Wallas lieben das Morgen, als ob es ein Gott wäre. Besser als das Heute, aber irgendwie ist immer heute. Sie lieben Dakkas dunstigen Himmel. Er füttert ihre Gleichmut und ist ihr luftigster Gott. Dieser Wille zu leben, diese Hingabe an die Stadt, dafür werden sie geliebt. Viel mehr bleibt nicht übrig, viel mehr bleibt ihnen nicht übrig. Sie wissen, nichts wird jemals besser. Licht aus, Kodaboksha. Am Land ist es in Bangladesch oft so, dass das Licht oft für Stunden, der Strom einfach für Stunden ausgeschaltet wird vom Staat. Und das ist eine Episode, die sozusagen passiert ist. Essen ist Licht, Licht ist Schatten. Bilder kreisen über Linien, kreuz und quer, von hier nach dort und so weiter. Die Tante kocht Dall für alle. An der Feuerstelle sitzen sie, wärmen die Hände, die Wangen. Die Nacht ist frisch, es ist schnell kalt geworden. Die Leute sind still oder sprechen leise, erledigen ihre Arbeit oder gehen umher, kümmern sich um dies und das, die Ziegen, die Kuh, die Tauben, wärmen die Hände, die Wangen, starren in die Glut, in die Nacht. Starrin in die Glut, in die Nacht. Während Tante Reis kocht, Zwiebeln schneidet, Fischköpfe brät. Walli, komm, sagt Tanja, lass uns zu Tantens Haus gehen und Musik machen. Du könntest dein Lied singen. Also singe ich das einzige Lied, das ich habe. Dann spielt Tanja ihre Melodie und singt entlang der Bilder. Das Klatschen im Rhythmus füllt das kleine Haus. Als ob wir schwebten. No limits. So treiben wir vorwärts, rückwärts, hinauf, hinunter, zur Seite. Irgendwann ist der Song vorbei. my lady my lady my lady my lady my lady my lady my lady my lady my lady my lady Vielen Dank. Es gibt jetzt wieder eine kurze Pause und nach der Pause wird Judith Gruberitzi bitten, ihren Part zu bringen. Ja, guten Abend. Das, glaube ich, funktioniert so nicht noch. Ich lese heute Ausschnitte aus einem Text über das Salzkammergut, der eher in die Vergangenheit zurückschaut und auch nicht mehr ganz neu ist. Gleichzeitig aber möchte ich damit schon aufs Jahr 2024 vorgreifen, in dem das Salzkammergut ja Kulturhauptstadt ist. Voranstellen möchte ich meinem Text ein Zitat aus dem Roman von Diego Wieger, die Unpolitischen. Diego Wieger ist Paul Engel, ein Wiener, der 1938 nach Südamerika emigrieren musste. Und er lässt in diesem Roman einen jungen Burschen Anfang der 30er Jahre Folgendes sagen. Ischl ist der zentralste und unsympathischste Ort im ganzen Salzkammergut. Seit 17 Jahren ist Österreich Republik und noch immer lebt dieser Kurort davon, dass Kaiser Franz Josef hier seinen Sommerurlaub zuzubringen pflegte. In diesem Sinn jetzt mein eigener Text, gut lustig sein. Im Salz kann man gut also, da kann man also gut. Aber ob es wirklich so lustig war, lustig ist, lustig wird, immer den Traunstein vor Augen ein Leben lang von der Geburt bis zum Tod oder immerhin fast und daneben die schlafende Griechin und rechts herübenden Sonnstein, der Grünberg links unten so grün und so viel Regen, so viel Wolken bei Oberwind oder Niederwind oder Fürchtauerwind. Alles so fremdvertraut, so nah und so fern in einem, so vermischt aus allem zwischen Erinnerung und Geträumten, zwischen Überlieferten und Fantasierten und Hinzugedichteten. Man kann also gut, kann man gut im Lustigsein und im Unlustigsein mit oder ohne Musik je nach Laune und Belieben. Dass Egon Schiele einmal in Altmünster weilte, erfuhr ich erst spät. Er soll, so lese ich, gern auf den See hinausgerudert sein mit seinem Freund Rössler, aber gemalt hat er lieber Krummau, auch gut. Dabei war das Wetter am Traunsee so gut, im Sommer 1913, berichtet Rössler. Da heiratete mein Großvater, gerade meine Großmutter und auch sie ruderten jeden Tag zweimal auf den See hinaus, aber nicht zum Vergnügen. Kein Honigmond am See, nichts da mit Sommerfrische und die schöne Landschaft genießen. Fischer ruderten nicht zum Vergnügen, auch Traunsee-Fischer nicht. Wie seltsam, in einer Gegend geboren zu sein und auch eine Zeit lang gelebt zu haben, die andere nur als Sommerfrische kennen. Eben ständig den Traunstein vor Augen und nicht nur für ein paar Sommerwochen. Hineingeboren, eingeboren, Geburtsort Gmunden. Nicht zugezogen, lieber weggezogen, aber gebürtig dort, das Adelt. Die später Zugezogenen dürfen erblassen vor lauter Neid, das macht lustig. In A auf der Esplanade auf einer Bank sitzen und justament wehmütig sein wollen, mit Blick auf den Traunstein. Und das kindheitsvertraute Wort Esplanade ist dem Computer unbekannt. Schwarzherzogin Elisabeth, aber nicht Sissi, aus Laxenburg hierher gebracht, als ob die Schwäne nicht ganz von allein immerhin ein schöner See und auch Schilf zum Brüten eingeboren, aber vielleicht doch nur die Enten. Und woher kommen die Bläshühner? Die Großtante traf als ganz junges Kindermädchen selber fast noch Kind in einem Gasthaus im Tal, ganz hinten den berühmten Zlatin Pascha. Der ging auf Jagd und kehrte dort häufig ein. Fast hundertjährig erzählte die Großtante von ihm und dann von der Dienstmädchenzeit in Berlin, aber eben doch nicht in der großen weiten Welt geblieben, sondern zurück ins Salzkammergut, weil man da gut. Wer also gern lustig ist, muss ins Salzkammergut, da kann man gut und die Musik spielt. Aber lieber nicht Schönberg, obwohl der gegenüber unter dem Traunstein beim Häusen wird und später in Traunkirchen auch Webern mit dabei in der Verehrerrunde und Richard Gerstl, der verrückte Maler, der aber eher wegen Frau Schönberg, die wieder die Schwester von Zemlinski war, bei dem Schönberg studiert hat und auch die Alma Schindler, der spätere Maler Gropius Werfel, Komposition gelernt, bis ihr Maler das Komponieren verbot. Maler jedoch nicht am Traunsee, sondern am türkisgrünen Attersee in der Nähe von Klimt, der so gerne Schloss Kammerdorfs Fernrohr betrachtete. Im Salzkammergut also gut. Da kann man also gut so lustig, aber nicht. Doch keine Kaisergeschichten. Nein, auch wenn die Großmutter dem Kaiser zugewunken, wenn er in seiner Kutsche vorbei zur Jagd, war aber nicht prägend für sie. Nur einmal im Jahr höchstens und da winkten die Kinder einem zu, den sie in der Kutsche kaum sahen. Anordnung der Schule, das Winken der Kinder, sonst keine Kaisergeschichten. Und schon gar keine Sissi-Geschichten, Dafür ist Ischl zu weit weg und zu fein. Neben Mahler auch Johannes Brahms und Johann Strauss und Hugo Wolf als Sommerfrischler. Zwischen Holzknechten, Fischern, Pfannhäuslern, Bergleuten. Zwei Welten ohne Verbindung untereinander. Für eine Seite nur Idylle, Bühnenbild quasi, wie im Schlosspark von Versailles die Schäferhäuschen und Mühlen. Alles nur eine Frage des Ursprungs und der Herkunft. Das ändert natürlich nichts an der Landschaft, oder doch? Der Großvater wollte nicht vom See zu den Schlossteichen hinausziehen, 20 Kilometer höchstens. Trotz großem Haus dort und fixer Anstellung wollte sein eigener Herr bleiben am See. Lieber von der Hand in den Mund, ja aus, ja ein und manchmal leere Hände, aber sein eigener. In Wahrheit allerdings wenig Herr, auch voller Abhängigkeiten vom Wetter, den Fischen, den Fischkäufern, nur der Eigensinn immer groß und natürlich die Musik. Der See und die Musik im Großvaterleben im Mittelpunkt, konnte er also gut, wenn auch nicht wirklich gut davon leben, nur eben gerade so und irgendwie nicht wirklich arm, aber auch nicht mehr. irgendwie nicht wirklich arm, aber auch nicht mehr. Karl Kraus in Ischl machte sich lustig über die feinen Herrschaften aus Wien im Steireranzug mit nackten Knien und eisenbeschlagenen Bergstöcken auf der Traunpromenade. Bin ihm dafür dankbar. Aber Ebensee, dieses faschingslustige Ebensee, voller Radfahrender, Skifahrender, Wetterflecktragender, vielleicht auch noch Krippenschnitzender Ebenseer, Krippelrohrs und Nebenlager von Mauthausen. Natürlich eine Gedenkstätte, aber sonst verdrängt am Ortsrand und doch so nahe. Nicht vorhanden also und doch da, unverdrängbar, selbst im Lustigsein. Und dieser Kaiser-Geburtstags-Zirkus und dieses Operettenbild, nur ein paar Kilometer Traum aufwärts. So idyllisch und schön, also alles so zurechtgemacht und nett geschliffen, lustig zugestutzt, lederhosenmäßig geschneidert, zugedeckt und umgeformt. Die schönen Berge, die schönen Seen, die schöne Musik, alles ein wenig glatt retuschiert, scheint es mir jedenfalls, obwohl natürlich der Traunstein und die schlafende Griechin so wunderbar, aber eben auch voller Abgründe, in jeder Hinsicht und allzu leicht übersehbar. Im Sitzen auf der Esplanade mit Blick auf See und Berg kann man gut bei aller Unlust. Danke. Als nächstes liest Walter Kohl. Applaus Ja, schönen guten Abend. Ja, schönen guten Abend. Von mir gibt es auch keine Geschichte vom Kaiser oder von der Sissi, sondern vom anderen Ende der sozialen Rangleiter. Das ist aus einem Roman, der soll einmal heißen oder heißt Ficken mit dem Klassenfeind, aber die bürgerlichen Verlage, bei denen ich bisher veröffentlicht habe, wollen den alle nicht drucken. Wenn ich erzählen soll, wie die Besitzenden die Besitzlosen behandelt haben, dann sage ich Dinge wie, wo ich herkomme, da wurden die Menschen wie Dreck behandelt, wie Vieh. Nein, schlechter als Vieh, denn Vieh war Besitz, war wertvoll. Die Geschichte, die mir dazu als erstes einfällt, erzähle ich kaum jemandem, weil sie meinen Vater traumatisiert hat und er hat die Narbe ein ganzes Leben getragen und er hat die Verletzung an mich weitergegeben. Es ist die Geschichte seiner älteren Schwester. Verletzungen an mich weitergegeben. Es ist die Geschichte seiner älteren Schwester. Marie hieß sie, die Schwester meines Vaters, doch niemand sprach sie mit diesem Namen an. Sie war ein langsamer, grobschlächtiger Mensch. Hilfsmarkt bei dem großen Bauern, der dann was wurde in der Nazizeit, ein Wichtiger im Dorf. Niemand kann oder will sich offiziell daran erinnern, was genau er war. Irgendwas in der SA, sagen sie, wenn man nachfragt. Ein Sohn dieses Bauern war in die Kammer der Halbwüchsigen gestiegen und hatte sie geschwängert. Es sei gegen ihren Willen geschehen, es sei genau genommen eine Vergewaltigung gewesen, hat mein Vater mir erzählt. Als die Schwangerschaft nicht mehr zu übersehen war, hatte der Bauer meiner Tante eingebläut, ja keinen Namen zu nennen. Sie soll sagen, dass sie den Burschen, der in ihre Kammer eingestiegen war, nicht erkannt habe, sonst werde er sie vom Hof jagen. Sie wusste, was das bedeutete. Kein Dach über dem Kopf, kein täglich Brot und kein anderer Bauer würde die ledige, schwangere Magd einstellen. So ging das mit Besitzenden und Nichtbesitzenden in jenen Jahren. Das Kind dieser jungen, ledigen Magd, dieser beinahe rechtlosen Nichtbesitzenden in jenen Jahren. Das Kind dieser jungen ledigen Magd, dieser beinahe rechtlosen Nichtbesitzenden, das durfte nicht gezeugt worden sein von einem Besitzenden, sonst hätte es vielleicht irgendwann einmal seinen Anteil am Besitz eingefordert. Gleichzeitig maltretierten der Pfarrer und der Dorflehrer das Mädchen regelmäßig mit scharfen Verhörengleichungen und Befragungen. Wer war es? Wer ist der Vater des Bankert? Sie steckten in einer Zwickmühle. Sie wussten, wer der Vater war. Jeder im Dorf wusste es. Jeder im Dorf wusste es. Da sie aber die Vertreter von Moral, Sitte und Anstand waren, war es notwendig, dass das schwangere Mädchen Auskunft gab, mit wem es gesündigt hatte. Doch den wahren Erzeuger, den Sohn des Mächtigen, durfte sie nicht nennen. Der Lehrer und der Pfarrer sorgten dafür, denn der Lehrer und der Pfarrer waren auch die Vertreter, Spießgesellen und Kumpane der Mächtigen im Dorf. Also drängten sie das Mädchen dazu, einen der jungen fremden Männer zu nennen, die gleich am Rand des Dorfes im Reichsarbeitsdienstlager lebten. Irgendwann gab die verschreckte, verängstigte junge Frau auf und sagte, was das Dorf hören wollte. Es war einer vom Arbeitsdienst, sie kenne seinen Namen nicht. Die Dinge waren so, wie sie sein sollten. Die Verhältnisse im Dorf waren wieder im Gleichgewicht. Aber sie gaben sich damit nicht zufrieden. Es muss in ihnen der Drang gewesen sein, die ledige Schwangere zu bestrafen, und zwar mittels einer großen öffentlichen Demütigung. Sie ließen die jungen Männer aus dem Arbeitsdienstlager antreten in Reihe und Glied. Die Schwester meines Vaters ging die Reihen ab. Der Pfarrer und der Lehrer zwangen sie, jeden Einzelnen anzusehen. War es der? War es der? So fragten sie bei jedem. Irgendwann konnte meine Tante nicht mehr und deutete auf irgendeinen und sagte, der war es, damit das endlich aufhöre. Damit bricht die Geschichte ab. Weiter kam mein Vater nicht bei dem einen Mal, als er mir das erzählte, als bis zu dem Satz, der, der sie geschwängert hat, ist unter den Zuschauern gestanden und hat gegrinst die ganze Zeit. Dann überwältigten ihn seine Gefühle und ließen ihn verstummen. Und niemand sonst aus dem Dorf, der das miterlebt hat und noch lebt, redet darüber. Meine Tante habe ich in Erinnerung als extrem scheuen Menschen, der stets lächelte, ein kleines, schrecklich ängstliches Lächeln und kaum redete. Marie hieß sie, doch genannt wurde sie Maridel. Nein, das muss man genauer ausdrücken. Wenn von ihr die Rede war, dann nannte man sie das Maridel. Wenn von ihr die Rede war, dann nannte man sie das Maridl. Um so auf alle Zeit sicherzustellen, dass es sich hier nicht um einen Menschen handelte, eine Frau mit einem Namen und einem Willen, sondern dass in dieser Dorfwelt der Mitte des 20. Jahrhunderts keine Person war und schon gar nicht eine Persönlichkeit, sondern ein Gegenstand, den man in Anspruch nehmen konnte, über den man nach Belieben verfügen konnte, wenn man der Besitzende war. Dankeschön. Der nächste ist Rudolf Habringer. Ich lese den Beginn einer Erzählung, wenn es wieder losgeht, von einem Band, der im Herbst erscheinen wird. In letzter Zeit dachte Peuer immer wieder an diesen Film über den Zufall. Vor Jahren hatten sie den Streifen dieses polnischen Regisseurs ein paar Tage lang gespielt, bei katastrophaler Auslastung. Peuer hatte sich den Film des Polen jeden Abend wieder angesehen. Ein Mann geht zum Bahnhof. An der Frage, ob er den Zug erreicht, entscheidet sich der Verlauf seines weiteren Lebens. Daher wurden auch drei Versionen der Geschichte erzählt. Am Ende stieg der Protagonist in ein Flugzeug, das beim Start explodierte. Der Filmemacher hieß Kieslowski. Später folgten noch mehrere Filme von ihm. Peuer erinnerte sich an einen Streifen mit Juliette Binouche. Der Film, der Zufall möglicherweise, hatte sich ihm aber am meisten eingeprägt. Wenn Poirier etwas gelernt hatte, dann waren es zwei Dinge. Es brauchte fixe Regeln, sonst funktionierte nichts. Das hatte er vom Großvater gelernt, bei dem er aufgewachsen war und der Zufall spielte die Hauptrolle im Leben. Peuer hatte sich mit Robert oft darüber unterhalten. Du gehst aus dem Haus, überquerst die Straße, wie du es tausende Male vorher gemacht hast, übersiehst ein Auto, wirst überfahren und aus. Wenn du eine Minute oder auch nur ein paar Augenblicke früher oder später die Straße überquert hättest, wäre nichts passiert. Das war das Leben. Man überquerte ständig Straßen, die Autos fuhren an einem vorbei und nichts passierte. Bis dann plötzlich unvermutet der Zufall, das Schicksal, was auch immer, zuschlug. Noch skurriler. Du gehst aus dem Haus, du bist, sagen wir, 45 Jahre alt, du hörst ein leises Surren in der Luft und ein kleines Stückchen eines Meteoriten, kleiner als ein Golfball, fällt dir auf den Kopf und zerschlägt dir den Schädel. In einer Sekunde bist du tot. Du hast nicht einmal einen Wimpernschlag Zeit, über das Unglück nachzudenken. In Indien war das geschehen, es war erst ein paar Jahre her. Ein Busfahrer befand sich auf dem Weg zu seinem Fahrzeug und wurde von einem Meteoritenstück getroffen. Aus. Es war angeblich der erste rapportierte Bericht von so einem Vorfall. Es war angeblich der erste rapportierte Bericht von so einem Vorfall. Die Wahrscheinlichkeit, durch einen Meteoriten ums Leben zu kommen, betrug 1 zu 200 Millionen. Die Wahrscheinlichkeit, von einem Blitz erschlagen zu werden, nur 1 zu 10 Millionen. Die Wahrscheinlichkeit, an einem Verkehrsunfall zu sterben, im Verhältnis dazu bloß 1 zu 15.800. Poyer war damals im Netz auf eine Seite gestoßen, die angab, wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, einem derartigen Unfall zum Opfer zu fallen. Vielleicht waren das lächerliche Kopfspiele, aber Poyer hatte oft genug die Erfahrung gemacht, dass nicht viel dazu gehörte, damit das Leben durch einen Zufall eine unerwartete Wendung nahm. Warum saß er jetzt mit Mitte 40 als Vorführer in einem mäßig florierenden Innenstadtkino mit vier Seelen? Die Vorführkammer war wie ein Nest, eine warme Höhle. Während der Projektor surrte und die Barmonitore flimmerten, die man zu beobachten hatte, blieb genug Zeit, seinen Gedanken nachzuhängen oder eben auch die Zeit, Filme zu schauen, so oft man wollte. Es war ein heißer Sommernachmittag. Die Massen drängten sich draußen in den Strandbädern und an den Badeseen, die Kinos waren leer. Für die Nachmittagsvorstellung wurden gerade einmal vier Karten verkauft. Darunter war auch ein Junge, vielleicht war er elf, zwölf, dreizehn Jahre alt. Poyer entdeckte den Buben zuerst am Bildschirm. Er hing minutenlang am Einlass herum, verschwand dann wieder aus dem Blickfeld und kehrte später mit einem Cola und einer Tüte Popcorn zurück. Kurz bevor Poir den Film einschaltete, betrat er den Kinosaal noch einmal, um das Licht abzudrehen. Der Junge stand in der letzten Reihe und schaute interessiert nach hinten durch das Glasfenster in den Vorführraum. Er war schlank, schmächtig, ein Kind noch, mit blonden Haaren, die wirr von seinem Kopf abstanden. Poyer ging zurück in den Vorführraum und startete den Film. Vielleicht schlug seine innere Alarmglocke schon in diesem Moment an. Es gab Regeln, an die er sich eisern zu halten hatte. Eine hieß, nie mehr, nie mehr wieder und vor allem nie allein mit einem Halbwüchsigen, nie und nirgends. Beuer hatte sich mit dieser Sache auseinandergesetzt, hatte viel darüber gelesen, hatte gekrübelt. Er war ein paar Mal zu einem Psychologen gegangen, deswegen, er wusste nicht mehr, wann es begonnen hatte, dass er sich für Kinder, vor allem für Halbwüchsige, interessierte. Es gab einen Fachausdruck dafür. Jeder Mensch war anders, in jeder Hinsicht, auch sexuell. Es war eine Neigung, keine Krankheit. Du bist ein sensibler Mensch, hatte der Psychologe zu ihm gesagt. Du wirst deine Neigung in den Griff kriegen. Peuer hatte sich Regeln verpasst. Da bemerkte er den Jungen wieder. Er stand in der letzten Reihe vor der Glasscheibe und schielte in den Vorführraum hinein. Der Junge drehte sich um, als er Poir hantieren hörte. Er war offenbar allein ins Kino gekommen. Wir sperren dann ab, sagte Poir. Der Junge nickte. Um zum Ausgang zu gelangen, musste er an ihm vorbeigehen. Und? Spannend, der Film, fragte Poyer. Der Junge zuckte mit der Schulter. Geht so, sagte er. In der Hand hielt er eine halbe Tüte mit Popcorn. Becher nicht vergessen, sagte Poyer. Der Junge reagierte sofort und ging an den Platz, an dem er gesessen war und fischte den leeren Cola-Becher aus der Halterung. Cool, sagte das Kind. Machst du das da oben, fragte er und deutete in Richtung Vorführkammer. Mein Job, sagte Poyer, ist ganz schön heiß da drinnen. Stell ich mir spannend vor, sagte der Junge. Muss man das lernen, fragte er. Was meinst du? Das mit den Filmen, sagte der Junge. Ist schnell gelernt, sagte Poja. Passiert heute alles am Computer, sagte er. Interessiert dich das, fragte er. Ich muss jetzt nach Hause, sagte der Junge ausweichend. Wenn du mal Zeit hast, kann ich dir die Anlage ja gern zeigen, sagte Poja. Kannst ja wieder einmal kommen. Anlage ja gern zeigen, sagte Poir, kannst du ja wieder einmal kommen. Der Junge nickte. Ich heiße Albert, sagte Poir und streckte dem Kind die Hand hin. Justin, sagte der Junge und erwiderte den Händedruck. Na dann, bis zum nächsten Mal, sagte Poir. Der Junge ging an ihm vorbei. Montag und Dienstag habe ich frei, sagte Pouer, sonst bin ich jeden Tag da. Ich kann dir die Vorführanlage gerne einmal zeigen, meine ich ernst. Nächsten Mittwoch? Der Junge nickte. Im nächsten Augenblick war er durch den Ausgang verschwunden. Die Begegnung ging Peuer den ganzen Abend nicht mehr aus dem Kopf. Das kurze Gespräch hat ihn aufgewühlt. Der Junge hatte ihm sogar seinen Namen genannt. Alles war so schnell geschehen, so unvermutet, so zufällig. Die Situation hatte ihn überrumpelt. Poyer hatte gar keinen Ausdruck dafür. Hatte er Süße verspürt, eine Gier, Leidenschaft, Zärtlichkeit, Verlangen? War unvermutet geschehen, was er sich sieben Jahre lang verbeten hatte? Ging wieder los, was nicht losgehen durfte? Er war dem Jungen nicht nachgestiegen. Er wusste nur seinen Namen, sonst nichts. Der Junge würde vielleicht wieder einmal in eine Vorstellung kommen, vielleicht aber auch nicht. Nichts war passiert, gar nichts. Bei mir steht jetzt eine kleine Pause und dann gesagt, die Stunde fängt wieder an. Aber es gibt ja Menschen, die sich an den Plan halten wollen und denen muss ich auch gerecht werden. Danke fürs Hereinkommen, danke fürs Dabeisein wieder. Nächster ist Leopold Spoliti. Erschienen ein Buch mit sehr, sehr kurzer Prosa, ich und das andere. Die 80er, ein Versuch in Nadelstreifung mit Gemaus, mit bunten Hosen, manchmal Leggings und einem rosaroten Pullover aus Polyester. Die Musik war seltsam, der Alkohol spiegelt konstant, kein Geld mehr in der Tasche, doch wir schafften es durchzuhalten, abzuräumen, kotzten uns um zwei Uhr nachmittags die Reste aus dem Leib. Beim Flanieren durch die Stadt ist sie mir immer wieder begegnet. Manchmal kam sie mir entgegen, ein andermal sah ich sie vor mir gehen. Anja stand auf ihrem Sweater, mehr weiß ich nicht von ihr. Anja stand auf ihrem Sweater. Mehr weiß ich nicht von ihr. Das Telefon und zwei Liter Rotwein, das genügte einen Sonntagvormittag lang. Deine Eltern waren in der Messe und wir hatten Zeit für uns. Die Nachmittage waren verloren, gingen einfach so vorüber, die Straßen und Plätze waren leer, die Gasthäuser geschlossen und ich kam nicht mehr zur Ruhe. Zwei, drei Klänge dieser Komposition müssten genügen, um unsterblich zu sein, dachte ich, als ich sie zum ersten Mal spielen hörte am verstimmten Flügel in diesem seltsamen Haus, in dem so viele ein- und ausgingen, doch an diesem Abend spielte sie nur für mich. Die Gespräche am Nebentisch drehten sich um verschiedene Ausgänge, wie Notausgänge und Seitenausgänge. Irgendwann reichte mir das und ich verließ das Lokal durch den Haupteingang. Haupteingang. Im Regionalbus, der sich durch die ländliche Gegend bewegt, unterhalten sich der junge Busfahrer und ein noch jüngerer Fahrgast über die Vor- und Nachteile von künstlichen Hüft- und Kniegelenken. Als mich der großgewachsene, muskulöse und reichlich bebilderte Mann auf der Straße mit raschen Schritten überholt, entströmt seine E-Zigarette ein süßlicher Erdbeerdufter. Der detuierte Leuchtturm auf dem Oberschenkel des Mädchens irritierte mich anfangs, doch langsam entdeckte ich, dass man auch in einem Bilderbuch lesen kann. Das Credo damals lautete, am besten die Kirche im Dorf lassen, aber den Opferstock mitnehmen. mitnehmen. Wir hatten kaum noch zu essen, aber alkoholische Getränke in rauen Mengen. Es genügte einfach zu sehen. Das Dach über dem Kopf konnte auch das Dach eines Abbruchhauses sein. Es waren die letzten Tage vor dem Zusammenbruch. Keine Wünsche an die Zukunft, nur der Rausch im Jetzt, der zählte. Wir lagen im Boot, damals im See, in der waldigen Gegend, vom Schilf vor Blicken geschützt. Unsere Zehen berührten sich sanft. Und das ist auch alles gewesen. Es muss Anfang der 90er Jahre gewesen sein, unterm Tisch sitzend und knutschend, vom Tischtuch verdeckt, beobachteten wir die vorbeitanzenden Füße der Partygäste. Der Mann im Bus, groß, kräftig, längeres, welliges Haar, bewacht umsichtig seinen riesigen, roten, mit Stretchfolie und einer schweren Kette umwickelten Koffer. Am Griff des Gepäckstückes ist eine Ausgabe des Strafgesetzbuches eingeklemmt. Manchmal sehne ich mich nach dem Orange der 70er Jahre, nach diesen bunten Tapeten, den mit großflächigen Mustern bedruckten Teppichböden, nach Fototapeten mit stillen Gebirgsseen oder tropischen Sonnenuntergängen. Kontrastierend dazu trugen wir im Laden beige Arbeitsmäntel mit Namensschildern. schildern. Beim Durchblättern der vergilbten Alpen kommen sie wieder, diese Sehnsucht nach den Bildern der 70er Jahre, den Bildern in Kodachrom. Die Faschingszeit war immer die traurigste im ganzen Jahr. Der größte Irrsinn, die größte Kälte, die auferlegte Belustigung, Masken, Schminke, Alkohol und Koks. So waren sie auszuhalten, diese Bälle auf dem Land, verträgt und blutig, mit einem toten Hasen über der Schulter, stapfte ich am Morgen durch den Schnee nach Hause. Schnee nach Hause. Laut Aussage einer Straßenbahnpassagierin wurde während eines EM-Fußballspiels ein Malakoff-Cocktail auf das Spielfeld geworfen. Die hochschwangere junge Frau fährt mit dem Elektroskuter zur Feingostdecke am Supermarkt, bestellt eine warme Leberkäse-Semmel, bietet aber die Verkäuferin, die Temperatur des Leberkäses vorher mit ihren Fingern prüfen zu dürfen. Ihre Hände habe sie sich gewaschen. Auf einem zusätzlichen Nummernschild an der Heckscheibe des Ocker metallikfarbenen Dacia Tasta steht Furzi geschrieben. Zwischen den beiden im Bus vor mir sitzenden Frauen entspinnt sich ein interessantes Gespräch über die derzeitige Konstellation der Regierung. Vor allem die Frage, wie der neue Innereienminister heißt, wird intensiv erörtert. Der vegane Leberkäse ist der Höhepunkt der Entwicklung fleischloser Fleischimitate. In einer kurzen Zeitungsnotiz wird von einem Fund von den reißfesten Müllsäcken verpackten Leichenteilen in einem bei Touristen beliebten See berichtet. Die Polizei schließt eine Gewalttat nicht aus. Das Profilbild des Anrufers des Smartphones der neben mir sitzenden Businsassin zeigt Jesus Christus. zeigt Jesus Christus. Im Fastfood-Restaurant pharisiert sich der Mitreißiger, während ihm seine Freundin aus einem Kinderbuch vorliest. Hin und wieder sehne ich mich nach der Zärtlichkeit einer Starkstromleitung. Dankeschön. Nächster René Freund. Kusterbier. Ja, Dankeschön. Danke noch einmal an Regina und danke Kurt fürs Organisieren und dass du der böse Schulwart bist. Wir haben es nicht anders verdient. Wir sind eine schlimme, aber auch eine lustige Klasse, muss ich sagen. Heute sind gekommen mit der Post die Korrekturfahnen vom neuen Buch und ich habe das erste Kapitel gelesen. Es dauert genau acht Minuten, wenn ich relativ schnell lese und ich habe mir gedacht, das ist ein Zeichen und darum jetzt hier eine kleine Vorab-Linz-Premiere. Das Buch wird heißen Wilde Jagd. Prolog. Mein Name ist Quintus Erlach. Ich bin 53 Jahre alt. Meine Frau hat mich verlassen, meine Tochter redet nicht mehr mit mir. Ich lebe im verfallenden Haus meiner verstorbenen Eltern und mein Hund, der gar nicht mein Hund ist, schnarcht. So etwas oder so etwas ähnliches hätte ich in der Vorstellungsrunde gesagt. Allerdings gibt es keine Vorstellungsrunde, denn hier bin nur ich. Vor mir stehen eine Tasse Tee und ein Laptop, zu meinen Füßen liegt ein mittelgroßer Mischlingshund. Meine Sehnsucht nach Erkenntnis zwingt mich dazu, die Geschehnisse der vergangenen zwölf Tage aufzuzeichnen. Vielleicht hilft mir das dabei, mehr Klarheit zu erlangen, denn von meinem einst so gefestigten Weltbild ist nicht viel übrig geblieben. Das meiste habe ich selbst erlebt, weshalb ich so unmittelbar, nahe und objektiv wie möglich davon berichten werde, auch wenn sich bereits mein Deutschlehrer auf dem Stiftsgymnasium über meine gelegentlich überbordende Fantasie lustig gemacht hat. Manches habe ich erst später erfahren, gemutmaßt, rekonstruiert, aber auch das soll in diesen Bericht einfließen. Mittwoch, 4. Juli 2018. Bei unserer ersten Begegnung hatte ich nur einen Gedanken. Das muss eine Verrückte sein. Sie steht zwischen Farnen auf der Lichtung, breitbeinig wie mit dem Boden verwurzelt, aber gleichzeitig strahlt sie etwas Schwereloses raus. Ihr kurzes, kastanienbraunes Haar bewegt sich wie von Geisterhand, mal eine Locke hier, mal eine da, obwohl es eigentlich windstill ist. Die Frau lächelt und starrt gleichzeitig vor sich hin. Sie hält ein Stofftier in der Hand, dessen Art ich nicht bestimmen kann. Ist das ein Bär, ein Hund, ein Hase? Ich bin nicht in der Lage, ihr Alter zu schätzen. Die Frau kann ebenso Ende 30 sein wie Anfang 20. Weggetreten wirkt sie jedenfalls. Ja, verrückt. Wobei ich zugeben muss, dass weggetreten oder verrückt keine Wörter sind, die ein Wissenschaftler verwenden sollte. Aber es sind die einzigen Wörter,, die ein Wissenschaftler verwenden sollte. Aber es sind die einzigen Wörter, die mir dazu einfallen. Mein Weg führt direkt an ihr vorbei. Ich zögere, bleibe stehen. Zu merkwürdig erscheint diese Szenerie fast unheimlich. Hinter mir knackst und raschelt es im Dickicht. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Ich versuche zu schmunzeln. Zum Glück bin ich ein rationaler Mensch. Ich weiß, was Realität ist und was Fantasie. Ich weiß, was Einbildung ist, was Traum und was Wirklichkeit. Ich weiß, was handfest und beweisbar ist und was ein Hirngespinst. Ich kann untersuchen, ich kann analysieren, ich kann auseinanderhalten. Ich weiß, wo die Trennlinien verlaufen. Ich lasse mich nicht in die Irre führen. Schon gar nicht von einem Rascheln im Gebüsch, von wehenden Haaren, einem entrückten Blick und einem undefinierbaren Stofftier. Als ich mich dem Waldweg folgend nähere, öffnet sich eine kleine Lücke in der Wolkendecke und ein Sonnenstrahl fällt direkt auf diese merkwürdige menschliche Erscheinung. Es sieht aus wie auf einem dieser barocken heiligen Gemälde. Dunkler Himmel und dann dieser eine Lichtstrahl, der die Begnadete erleuchtet. Als ich an ihr vorbeigehen will, nicke ich ihr so freundlich und unauffällig wie möglich zu, woraufhin sie die Arme in die Höhe reißt, als wollte sie die Sonne begrüßen. Ich zucke zusammen und ein noch heftigerer Schauer läuft mir den Rücken hinunter. Ich ärgere mich, ich bin Wissenschaftler, ich fürchte mich nicht. Ein Engel, haucht die Frau und sieht mich an. Sie hat fast runde und unglaublich helle Augen, deren Farbe schwer zu definieren ist, zwischen Türkis, Grau, Blau und Grün. Wie? frage ich und tue so, als würde ich mein Ohr näher halten, nicht ohne einen gewissen Sicherheitsabstand zu wahren. Ein Engel, wiederholt sie mit einer Stimme, die keinerlei Emotion ausdrückt, und dann einfach weggeworfen. Macht nichts, rufe ich aus. Die Frau lässt die Arme sinken und sieht mich an. Ein wertloses Ding, sagt sie kopfschüttelnd. Macht nichts, schreie ich, macht nichts. Ich gebe zu, dass nun ich es bin, der möglicherweise wie ein Verrückter wirkt. Die junge Frau sieht mich verstört an. Die Spannung in ihrem Körper scheint plötzlich verschwunden. Sie lässt die Hand, in der sie das Stoff dir hält, sinken. Ohren hängen herab. Ein Hase, denke ich, das muss ein Hase sein. Ich räuspere mich und erkläre, macht nix, das ist mein Hund. Da kommt der Köter auch schon gelaufen, doch statt meine Nähe zu suchen, begrüßt er die junge Frau mit einer ungewohnten Überschwänglichkeit. Sie geht in die Knie und macht nix zu streicheln und zu liebkosen. Er schlägt ihr ungestüm über das Gesicht, sie lacht aus vollem Hals. Jetzt scheint sie ganz normal, so ein Süßer, sagt sie. Gehört eigentlich Michaela, antworte ich, meiner Tochter. Sie mögen keine Hunde, Professor, fragt die Frau. Hat sie einen Akzent, eine weiche Melodie in der Sprache? Ich kann es ebenso wenig bestimmen wie ihre Augenfarbe. Woher wissen Sie das, frage ich. Ja, das merkt man sofort, antwortet sie und richtet sich auf. Deshalb kommt er zu mir und nicht zu Ihnen. Macht nichts, sie lacht. Schon, sage ich, aber woher wissen Sie, warum sagen Sie Professor zu mir? Sie sind doch der Professor. Ja, aber brauchen Sie Hilfe, fragt die junge Frau. Ich sehe sie verdutzt an. Wieso um alles in der Welt sollte ich die Hilfe einer Verrückten brauchen? Ich liebe Hunde, sagt die Frau. Ich habe zu Hause auch einen. Er fehlt mir so. Wenn Sie wollen, kann ich in meiner Mittagspause spazieren gehen mit. Macht nichts. Wieder geht sie in die Knie, um den Hund zu liebkosen. Mir tut Bewegung gut, sage ich. Sind Sie sicher, fragt sie zurück. Warum nicht, frage ich. Sie haben Schmerzen, sagt die Frau. Kann man sehen, dass ich hänke? Eigentlich hat das noch niemand bemerkt. Ich will weiter. Diese unheimliche Erscheinung abschütteln mich beuteln wie ein Hund, wenn er stresslos werden muss. Wir müssen uns erst aneinander gewöhnen, sage ich. Ich meine, macht nichts und ich. Wir beide auch? Die junge Frau zeigt auf mich und nickt mir aufmunternd zu. Sie wirkt jetzt gar nicht mehr zerbrechlich, sondern bestimmt. Und wir werden uns aneinander gewöhnen. Sie werden mir helfen, Professor. Ich weiß es, Sie haben ein gutes Herz. Besonders an der letzten Bemerkung habe ich begründete Zweifel und langsam wird mir diese Begegnung zu schräg. Macht nichts, rufe ich, komm, wir gehen. Die Frau streichelt noch einmal über den Kopf des Hundes und sieht mir ebenso selbstbewusst wie eindringlich in die Augen. Ich nicke ihr kurz zu und gehe los. Sie haucht mir einen Satz nach. Wir sehen uns wieder, Professor. Und als nächstes kommt meine quasi Nachbarin aus dem Almtal, Barbara Rieger. Vielen Dank auch für diesen abwechslungsreichen Abend und eure, ihre so tollen Texte. Es macht so Spaß zuzuhören. Ich lese einen Romanauszug von meinem Roman, der aber erst nächstes Jahr erscheinen wird, aber dieser Auszug ist schon im X-Blatt Nummer 17 abgedruckt. Nummer 17 abgedruckt. Ich gehe langsam, will auf keinen Fall in das neue Shirt hinein schwitzen. Ich unterdrücke das Bedürfnis, noch eine zu rauchen. Ich stehe vor seinem Haus, es sieht harmlos aus, ähnelt dem Haus, in dem ich wohne. Ich schaue auf mein Handy, es ist genau elf Uhr und er hat nichts mehr geschrieben. Ich schaue noch einmal auf die Nachricht mit der Adresse, suche die richtige Zahl, drücke auf die Klingel. Dachgeschoss höre ich und an ein Summen, ich drücke mich gegen die Tür. Im Stiegenhaus ist es kühl. Die Fliesen erinnern an ein Schachbrett. Ich gehe zum Lift, der ist schon da. Der Frau im Spiegel werfe ich einen ernsten Blick zu. Ich möchte ihr sagen, dass ich einfach einen Bekannten besuche, einen Kollegen, mit dem ich gemeinsam an einem Projekt arbeite, aber die Frau im Spiegel grinst mich an. Sie streicht sich die Haare aus dem Gesicht und wartet, dass alle Türen sich öffnen. Er steht im Türrahmen, die Hemdsärmel hochgekrempelt Er nimmt mir die Jacke ab und hängt sie auf einen Haken Er weist mir den Weg in die Küche und nimmt zwei Gläser aus dem Regal Du trinkst doch etwas, sagt er und holt eine Flasche Gin und zwei Flaschen Tonic aus dem Kühlschrank Gern, sage ich, obwohl er längst eingeschenkt hat, obwohl er schon die Eiswürfel aus der Verpackung ins Glas drückt und mir das Glas hinhält. Schön, dass du da bist, sagt er, und ich spüre die Kälte des Eiswürfels auf der Lippe. Ich möchte den ganzen Eiswürfel in den Mund nehmen, ausgefüllt sein von der Kälte, möchte auf den Eiswürfel beißen und dass sich der Schmerz von meinen Zähnen in den gesamten Körper ausbreitet. Möchte lieber den Schmerz fühlen anstatt dieser Anspannung. Und, frage ich ihn, und, wiederholt er, und, was habe ich eigentlich erwartet, frage ich mich, ich frage ihn, und, eigentlich erwartet, frage ich mich. Ich frage ihn und zeigst du mir deine Bilder? Welche, fragt er. Alle, sage ich. Er sieht mich an und ich beiße auf den Eiswürfel, es knackt. Also, sagt er, die fertigen Bilder sind im Studio. Ich kann dir erstmal den Raum zeigen, in dem ich arbeite. Ich nicke und er streckt den Arm aus, seinen nackten Unterarm und deutet Richtung Gang nach dir, sagt er. Und ich gehe voran, weiter, sagt er, und ich will mich schon umdrehen. Die letzte Tür, sagt er, und ich stehe vor einer Tür, die nur angelehnt ist. Mit den Fingerspitzen drücke ich dagegen, die Sonne scheint mir ins Gesicht, ich blinzle. Dachschrägen, große Fenster, eine Staffelei, ein alter Schreibtisch, ein Divan, eine Aussicht. Ich mache ein paar Schritte in den Raum hinein, auf der Tischplatte liegen Fotos, die ich kenne. Ich wende mich ab, blicke auf die Leinwand. Gefällt es dir? fragt er. Auf der Leinwand ist ein Arm zu sehen und ein Schlüsselbein. Er sieht von der Leinwand zu mir und dann wieder zur Leinwand, macht einen Schritt auf mich zu, legt einen Finger auf mein Schlüsselbein und fährt den Knochen entlang. Seine Fingerkuppen sind rau und ich bilde mir ein, seine Fingernägel zu spüren. Ich konnte nicht mehr warten, sagt er und ich trete einen Schritt zurück. Gibt es auch einen Balkon, frage ich, nur eine Terrasse, sagt er. Draußen zünde ich mir doch eine Zigarette an und wir reden über das Kunstprojekt. Er erklärt mir, dass er die Fotos zwar als Vorlage nimmt, aber die Details vertauscht. So würden alle Frauen zu einer. Ich nicke heftig und er erzählt mir, dass seine Frau diese Wohnung gekauft hat. Diese und die darunter. Unten sei alles voller Bilder, da hätten sie früher gewohnt. Oben hätten sie gemalt und ich zünde mir eine Zigarette nach der anderen an, damit er nicht auf die Idee kommt, nach meiner Hand zu greifen oder gar in mein Gesicht. Nach dem dritten Gin Tonic frage ich ihn, ob er mir nun die Bilder zeigt und nach dem vierten noch einmal und er nickt, wenn du wirklich willst, sagt er und ich nicke, wir stehen auf, mir ist schwindelig. Ich muss dann nach Hause, sage ich. Zu deinem Freund, sagt er und schaut traurig drein und auf einmal bin ich mir nicht sicher, ob die Bartstoppeln auf seinen Wangen schon da waren, als ich gekommen bin. Und ich nehme meine Tasche und er einen Schlüsselbund und wir gehen aus der Wohnung einen Stock weg nach unten und stehen vor der Tür des Studios. Er sagt, es ist sehr intim. Ich sage, ich bin sehr betrunken. Er sagt, dann vielleicht beim nächsten Mal. auf mich zu, beugt sich hinunter, ich spüre seine Lippen auf meinen. Auf einmal habe ich Angst vor seiner Zunge, ich trete zurück, ich sage, vielleicht beim nächsten Mal. Und bevor er antworten kann, drehe ich mich um und laufe die Stufen hinunter. Es folgt Klausens Zug nach Hause. Ich schlage jetzt überhaupt vor, nachdem ich schon so ein bisschen gehört habe, wir sind schon so spät dran, dass wir die Pausen jetzt weglassen, wenn das passt für euch. Und nachher noch was trinken. Alles klar. Danke. Ich lese aus einer Erzählung namens Onkel Emmerich und das ist die zweite Episode. Für mich Neuland. Alles, was ich bis jetzt veröffentlicht habe, sind Gedichte und jetzt versuche ich einmal was anderes. Am Grundstück des Onkels war rechts ein Gemüsegarten und dahinter als Sichtschutt zur Hauptstraße hin eine Hecke aus heimischen Sträuchern angelegt. Hinter dem Wohnhaus lagen noch Werkstatt und Garage, deren Einfahrt sich an der Außenseite der Liegenschaft befand. Unter dem Zwetschgenbaum linker Hand thronte eine von Onkel Emmerich selbst aus kleinen Steinen und Beton errichtete und mit einer Fahne und einem Windrad geschmückte Ritterburg. Betreten, verboten, stand auf einem im Burggraben angebrachten Metallschild. Onkel Emmerich konnte spielende Kinder nicht ausstehen. Der Lärm ging ihm auf die Nerven. Wer kleine Kinder und Hunde hasst, kann kein schlechter Mensch sein, zitierte er gerne den amerikanischen Schauspieler und Komiker William Fields. Trotzdem lehnte er jedes Jahr im Frühsommer eine Holzleiter an die Garage und der kleine Gruber und sein Cousin Willi durften auf das Dach klettern, von dem aus man köstliche Herzkirschen pflücken konnte, auf die sich die beiden Buben schon im Frühling freuten. Onkel Emmerich selbst war in seiner Kindheit ein sehr aufgewecktes Bürschlein gewesen. Einige seiner Streiche, die an Michl aus Löhneberger erinnerten, wurden seit Jahrzehnten innerhalb der Verwandtschaft bei passender Gelegenheit zur Erheiterung hervorgekramt. Für den kleinen Emil, wie er damals genannt wurde, war es entschieden von Nachteil, dass in seiner Kindheit die sogenannte schwarze Pädagogik, die sogenannte schwarze Pädagogik, insbesondere die Prügelstrafe, nicht nur in den Schulen, sondern auch im trauten Familienkreise der erzieherischen Weisheit letzter Schluss war. Es oblag dem Vater als Oberhaupt, die zahlreichen Verfehlungen seines umtriebigen Sohnes durch körperliche Züchtigung zu bestrafen. Und der angesehene Kaufmann Heidinger kam dieser Aufgabe mit größter Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt nach. Der Ledergürtel sauste mit solcher Gewalt auf den nackten Kinderpopo nieder, dass es nur so schnalzte und tiefrote Striemen als Spuren der väterlichen Liebe zurückblieben. Wenn er Glück und der Vater gerade wenig Zeit hatte, ersparte der Bub sich diese Tortur und kam mit ein paar saftigen Ohrfeigen und dem Spruch, was soll bloß aus dir werden, relativ ungeschoren davon. Eines Tages hatte sich Emmerich aus Jux und Tollerei eine Erbse in ein Nasenloch geschoben, das andere mit dem Zeigefinger abgedichtet und mit Überdruck das Kügelchen regelrecht aus der Nase herausgeschossen. Das machte Spaß und wurde daher mehrmals wiederholt. Der Knabe entdeckte bald, dass je weiter nach oben er die Erbse schob, diese sich umso heftiger aus seiner Nasenkanone katapultieren ließ. So lange schob er die Munition immer weiter nach oben, Kinder sind Meister im Ausreizen, bis er die Erbse doch um ein kleines Stück zu weit nach oben geschoben hatte und diese irgendwo in den Nebenhüllen stecken blieb. Er konnte machen, was er wollte, für die Hülsenfrucht gab es kein Zurück. Der kleine Emmerl hatte also eine Erbse in der Nase. Das passte gut zu einem der größten Radio-Hits Mitte der 60er Jahre. Bohnen in die Ohren, gesungen vom US-amerikanischen Schlagersänger Gus Bacchus, der im deutschsprachigen Raum schon zuvor mit Darsprach der alte Häuptling der Indianer erfolgreich gewesen war. Das Schicksal wollte, dass Emmerich erst vor wenigen Stunden eine ordentliche Abreibung verpasst bekommen hatte, weil er der Nachbarin nicht zum ersten Mal mit einem Stein, unabsichtlich natürlich, aber welche Erwachsene versteht das, eine Fensterscheibe eingeworfen hatte. Er zog es also im Interesse seines Wohlergehens vor, seinen Eltern die Sache mit dem körperfremden Objekt in seiner Nase zu verheimlichen. Die Mutter war die erste, der der nasale Unterton in den sprachlichen Äußerungen ihres Sohnes auffiel. Ampte er etwa gar ihre Schwester Alma nach, die in Wien in den besten Kreisen im wahrsten Sinne des Wortes verkehrte? Kreisen im wahrsten Sinne des Wortes verkehrte. Erst kürzlich war diese auf Besuch gewesen und der ganzen Familie mit ihrer unerträglichen Affektiertheit auf die Nerven gegangen. Hatte sie ihren Neffen sprachlich infiziert oder war der Bengel trotz Verbotes wieder einmal in den auch im Sommer eisig kalten Mühlbach gesprungen und hatte sich verkühlt. Aus dem verstockten Buben war nichts herauszubekommen. Ihren Gatten wollte sie nicht schon wieder mit den Eskapaden des Missratenen behelligen. Der hatte wahrlich andere Sorgen, also beschloss sie abzuwarten und zu beobachten. Wärme und Feuchtigkeit sind optimale Bedingungen für Saatgut. Eingebettet in Emmerichs Nasenschleimhaut dauerte es nicht lange, bis die Natur sich in Gestalt eines Triebes ihren Weg in Richtung Licht bahnte. Das hatte zur Folge, dass der Sohn auffallend häufig die Luft durch das Nasenloch, in dem es spross, einzog. Auch kratzte er ständig an der Nase herum und seine Aussprache gemahnte mittlerweile an die der Wiener Hocheistokratie. Es musste sein, der Bub wurde sich heftig zu Wehrsätzen dem Gemeindearzt vorgeführt, geführt, der nicht schlecht staunte, als er mit seiner Pinzette den schon mehrere Zentimeter langen Erbsenkeim aus des Knabens Nase zog. Erich Klinger wäre der nächste, bitte. 22.02 Uhr, wirklich gute Zeit. Soll ich das ein bisschen richten? Vor kurzem war in Ö1 die Hörspielgala und da wurde unter anderem von einer Salzburger Journalistin von der traurigen Tatsache berichtet, dass es in ganz Österreich, abgesehen von Wien, nur einmal ein Hörfunkstudio gibt, wo Hörspiele produziert werden und das steht in Tirol. Das hat dann mit dem Auszug aus dem ersten Text zu tun. Darum habe ich das jetzt vorher gesagt. Der heißt Positionen und da möchte ich jetzt noch was vorausschicken. Das Alter kommt immer zu früh. Mit 66 Jahren da fängt das Leben an. Es ist der Richard draußen, das ist ein Bich. Jetzt habe ich das extra für den Richel gesungen und es wird nichts. When I get older, losing my hair many years from now. Will you still need me? Will you still feed me? When I'm 64. Zu Avataren aller Art, Zeitzeuginnen, Verstorbene, ja, auch ich hätte gerne ein Tondokument mit der Stimme meiner Mutter, aber ich wünsche mir keinen Avatar und ich möchte auch nicht, dass ich avatarisiert werde. Es gibt genügend Audiodokumente, es gibt genügend Fotos und auch Filme. RSU Wien, wenn die 300 Millionen Euro, die der ORF bis 2026 einsparen muss, unter Anführungszeichen, gemäß Q-Handeln mit Medienministerin Raab, gemäß Q-Handeln mit Medienministerin Raab, Tausche, Gießgebühr gegen Haushaltsabgabe, die wiederum unter Anführungszeichen nicht vermeidbar sind, da muss eine nach kaufmännischen Kriterien handelnde Geschäftsführung auch einen Posten, der insgesamt etwa 35 Millionen, also mehr als ein Neuntel der einzusparenden Kosten ausmacht, ins Auge fassen. Das ist nüchternes kaufmännisches Denken und das sollte man auch einmal so stehen lassen können, ohne gleich rhetorisch ins Barbantum abzudriften. Vielleicht kokettiert aber Weismann auch damit, dass das RSO Wien ob seiner Bedeutung durch andere GeldgeberInnen aufgefangen wird. Natürlich bin ich dafür, dass das Radiosymphonieorchester nicht abgeschafft wird, auch der Begleiterscheinungen wegen. Es ist ein hervorragendes Ensemble für moderne Musik und auch wesentlich für zeitgenössische KomponistInnen und so weiter. Darüber hinaus betreffen die Einsparungen aber auch andere wesentliche Bereiche, stelle ich mir vor. Weniger Geld für Hörspiele, Literatur, für redaktionelles Arbeiten, für qualitätvollen Journalismus im Rundfunk. Weniger Menschen müssen mehr Arbeit leisten, auch im Verwaltungsbereich. Das hat dieser wunderbare Direktor auch im Fernsehen kundgetan. Arbeitsplätze gehen verloren, wenn Stellen nach unter Anführungszeichen natürlichen Abgängen nicht mehr nachbesetzt werden, obwohl sinnvolle Arbeit geleistet werden könnte. Sollen aufgeblähte Führungsebenen unter Anführungszeichen verschlankt werden, unnötige und nur dem Trempuschen der Parteien dienende Funktionen abgeschafft, die Gehälter auf der Führungsebene zum Beispiel des Generaldirektors gekürzt werden oder wird in erster Linie auf der mittleren und unteren Ebene eingespart. Quintessenz, eine Gesamtbetrachtung ist angebracht, einschließlich des Radio Sinfonieorchesters, aber auch einschließlich anderer künstlerischer Bereiche und einschließlich der Arbeitsbedingungen des in naher Zukunft noch vorhandenen Personals, wie viele das auch sein mögen. Jetzt haben wir vier Minuten. Okay. Das ist ein Auszug aus einem anderen Text, der heißt Fuck Klimaziele, verlockende Geschäfte und farblose rote Linien. Ich hege großen Respekt und vor allem auch Sympathie für die Aktionen der Klimaaktivistinnen, bin erstaunt über deren Beharrlichkeit und frage mich dennoch, ob sie nicht ihre berechtigten Forderungen nach Tempo 100 und so weiter mit dem Krieg in der Ukraine und anderen auch ökologisch bedenklichen bis katastrophalen Geschehnissen verknüpfen sollten. Regenwaldabholzung, Schlägerung europäischer Urwälder und so weiter. Niederländerung europäischer Urwälder und so weiter. Ich meine, so falsch es ist, sich mit dem Hinweis auf die Zerstörung des Regenwaldes in Südamerika, die Umweltverschmutzung in China und so weiter aus der Affäre zu stehlen, wenn es um konkrete Schritte hier und jetzt in Österreich geht, einmal abgesehen davon, dass Regenwald und China oft auch mit unseren Lebens- und Konsumgewohnheiten zusammenhängen, so fadenscheinig könnte die Klimakleberei bei allem Respekt vor dem Mut und der mitunter auch fast schon todesmutigen Konsequenz der AktivistInnen werden, wenn nicht auch eine wenigstens zarte Verknüpfung zum Krieg in der Ukraine erfolgt, dessen ökologische Folgewirkungen neben unter Anführungszeichen allen anderen Auswirkungen immens sind. Ja, wir sollten natürlich, was in unseren Kräften steht, hier im Land umsetzen, schon um die anstehenden Klimaveränderungen in alpinen Räumen, aber auch in den Städten zumindest halbwegs beherrschbar zu halten. Und darüber hinaus auf Veränderungen im Großen über Grenzen und Kontinente hinweg einwirken. Aber wir sollten bei all dem nicht geringschätzen, was dieser verdammte Krieg in der Ukraine an Ressourcen verschlingt, an Naturräumen zerstört, wie viel verbrannte Erde dieser Krieg hinterlässt. Und das alleine sollte schon reichen, ein Ende dieses Krieges zu fordern, anstatt auf einen militärischen Sieg der Ukraine zu hoffen, der selbst, wenn er keinen noch größeren Weltenbrand auslöst, mit ziemlicher Sicherheit keinen dauerhaften Frieden zu schaffen imstande ist. Sicherheit keinen dauerhaften Frieden zu schaffen imstande ist. Das ist meine Sicht der Dinge und so wie ich für mich keine Berechtigung sehe, Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind oder dort täglich um ihr Leben bangen bzw. kämpfen, unter Anführungszeichen Maß zu regeln und ihnen vorzugeben, sie mögen aufhören, die Möglichkeit der Verteidigung ihres Landes mit großer Vehemenz einzufordern, erkenne ich gleichzeitig, dass ich andererseits nicht dafür einstehen muss, dass dieser Krieg noch in irgendeiner Weise sinnvoll ist. Wenn ich zusehends den Eindruck habe, wir nähern uns in Riesenschritten einem Abgrund, der schrecklicher zu werden droht als ein Frieden mit Zugeständnissen. Es ging von Anfang an nicht nur um die Ukraine und ihre territoriale Verteidigung, sondern auch um die Grenzlinien des Westens, die noch weiter in Richtung Osten verschoben werden sollten. Knapp ein Jahr nach dem Überfall der Streitkräfte der russischen Föderation auf die Ukraine mit einer Kriegsführung, die häufig die Bezeichnung martialisch noch beschönigend erscheinen lässt, vielen Menschen das Leben zur Hölle macht und ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung die eigenen Soldaten oder neuralgische Areale wie Atomkraftwerke abzulaufen scheint, ist kein Ende des Krieges in Sicht. Und ich habe das Ende meiner Lesezeit erreicht und danke und als nächstes ist der Richard Waldran. Ja, kein Problem. Ich habe schon ein paar Türen getrunken, ich muss jetzt Wasser trinken. Ich lese jetzt einen kurzen Text, der entstanden ist aufgrund eines emotionalen Schubs, so wie manches Mal bei mir Texte entstehen, ohne auf eine Verwertbarkeit bezüglich Druckmöglichkeit zu bedenken. Haha, Hickel! Zum Kurzzeitgedächtnis einiger Millionen Austriaken eine Marginale. Ach, der Menge gefällt, was auf den Marktplatz taugt, und es ehret der Knecht nur den Gewaltsamen. Herbert Hickey verkauft seinen Egoismus und Chauvinismus als einen Idealismus, der nicht nur für rechte Rabauken, sondern auch für gewöhnliche rechtschaffende Menschen, die erkannt haben, dass ihnen trotz Arbeit der gesellschaftliche Aufstieg versagt bleiben wird, zur Projektionsfläche werden lässt. Trotz all der Unfähigkeit und Neigung zur Korruption, die seine Partei in den vergangenen 22 Jahren unablässig bewiesen hat, versteht es Hickel, attraktiv zu bleiben. Obsessionen führen, wie bei ihm zu beobachten ist, zu Realitätsverlust. Doch dies kann ihm nicht angelastet werden, denn Realitätsverlust ist stets ein Merkmal gewesen von Propheten. Sein Sendungsbewusstsein, dass kein Gespieltes sein dürfte, will er durch seine aggressiven Tiraden und dümmlichen Kalauer untermauern und profilieren. Er verfügt über die schaurige Begabung, sich und seine Anhängerinnen mit Klischees und Phrasen trösten zu können. Eine permanente nervliche Angespanntheit und elektromagnetische Aufgeladenheit beherrscht seine Mimik. Das Blitzen der Pupillen, aus seinen Augen einmal hinauszuschauen in die dekadente von Kommunisten und Ausländern beherrschte Welt wäre ein interessantes psychologisches Experiment. Die Figur, die er abgibt, ist eigentlich zutiefst lächerlich. Dennoch wird sie, der Dialektik ist, entkommt man nicht. Städte der egoistischen Impfgegner und notorischen Xenophoben, von denen gar nicht so wenige vor einigen Jahren selber noch zugewanderte, also Ausländer und Ausländerinnen, waren ernst genommen, ja ernsthaft geliebt und gegen Kritiker vehement, wenn es sein muss, auch physisch verteidigt. Das Dämonische an ihm ist, dass er jenseits von Vernunft und Wissenschaft agiert und somit seine Behauptungen mit faktengestützten Argumenten nicht zu widerlegen sind. Mit dieser Politik aus dem Bauch kommt er einem Teil der Bevölkerung entgegen. Österreicher sind im Grunde wissenschaftsfeindlich eingestellt. Sie sind von einem latenten Minderwertigkeitsgefühl verfolgte Kleingeister und Zaungucker. Fernreisen tragen leider auch nichts zur Korrektur ihres Weltbildes bei. die als solche auch erkennbar ist, nach rechts gelenkt, der einfache Rezepte anbietet, wie sie die Rechten derzeit überall auf der Welt großmäulig aufzutischen pflegen. Die 1930er Jahre lassen grüßen. Nichts gelernt? Nein, denn die Masse hat nicht auf Kreisky gehört und Geschichte gelernt, sondern lässt sich einlullen unisono von hochkarätigen Nachrichten in den ach so sozialen Netzwerken und von unverwüstlichen Bierzeltparolen, die sich schon einmal bewährt haben und sich immer wieder bewähren werden für den Weg in den Abgrund. in den Abgrund. Grübelnd hatte ich eines Tages aus dem Nichts ein Bild von mir, ausgehend von Gargantua, breitarschig auf den Türmen der Notre Dame, auf die Pariser pissend. Schmalarschig steht Hickel auf einem der heilen Türme von St. Stephan und pisste in die Menge seiner Anhänger zu seinen Füßen, die sich abwechselnd zum Strahl drängen, um zumindest den einen oder anderen Schluck mit ihren Mäulern dankbar aufzunehmen. Pisse statt Wein und Brot als heilige Kommunion aus dem Sack ihres Heilands in Excelsis. Nach dem Morgen der St. Patrick's Days singe ich jetzt kurz die erste Strophe von einer Ballade, und zwar von Brandon Behan, von einem Dichter auch von Rebellen, der schon mit 15 Jahren in englischen Strafenstalten gesessen ist. Und zu der Zeit hat es gewiss in Dublin noch keine St. Patricks-Fairlichkeiten gegeben, denn das ist eigentlich ein Import von den ausgewanderten Nieren aus den USA. Und diese Ballade, kennen Sie vielleicht, ist entstanden, als er wieder einmal im Gefängnis saß und in Montchalce, am Grand Canal. Und er erinnert sich an Frauen, die in einem Nebentrakt sitzen. Und er möchte gerne bei Ihnen sein. Came over me stealing And the mice were squealing In my prison cell And the old triangle Ghost jingle, bloody jingle All along the banks of the Royal Canal Danke Als nächster kommt der Kurt Mitterdorfer. Applaus Applaus Es gibt Dinge, die mich, ein paar Leute heute haben mich schon ein Thema angeschnitten, das sehr betroffen gemacht hat. Ein paar Leute haben heute schon ein Thema angeschnitten, das sie sehr betroffen gemacht hat. Für mich gibt es momentan auch eins, und zwar der Unterschied zwischen dem Umgang mit Menschen, die aus dem Krieg in Afghanistan und Syrien flüchten mussten und dem Umgang mit Menschen, die aus dem Krieg in der Ukraine flüchten müssen. Von wegen, alle Menschen sind gleich. 2015, sie kommen, müde und kaputt, waren lange unterwegs, monatelang meist. Fast nur junge Männer. Zuerst aus Syrien, dann aus Afghanistan. Haben tausende Euros ausgegeben für die Schlepper. Und sie warten. Ein, zwei, drei, manchmal vier oder fünf Jahre. Sie leben in Flüchtlingshäusern, zwei, drei, vier, manchmal in einem Raum und warten. Tag ein, Tag aus. Arbeit geht nicht. Verboten. Kein Aufenthaltstitel, keine Arbeitserlaubnis. So einfach ist das. Und warten. Kein Geld, aber Zeit, viel Zeit sogar. Was tun mit so viel Zeit? Spazieren gehen, auf Parkbänken sitzen und warten. Immer warten und telefonieren mit den Familien zu Hause. Und lügen. Nur ja, nicht sagen, dass man am Verzweifeln ist und keine Arbeit hat und auch kein Geld und im Asylheim wohnt. Und sie immer stärker spüren die Wut, die Verzweiflung, die Hoffnungslosigkeit, die Angst um Frauen, Kinder, Mütter, Väter, Brüder, Schwestern, zu Hause, im Krieg, in Bomben und Terror, noch immer im Krieg. Und dann 2022. Und sie kommen, Frauen mit Kindern, jetzt aus der Ukraine. Fünf Stunden mit dem Zug und sie dürfen bleiben ohne Probleme, ohne Prüfung, ohne Überprüfung, ohne Nachforschung, ohne Unterstellungen, ohne Argwohn. Ein Jahr, zwei, drei, kein Problem. Wir haben Platz, wir müssen helfen, denen helfen, die geflüchtet sind vor dem Russen, vor dem Krieg mitten in Europa. Wir müssen helfen. Die sind doch wie wir. Wir müssen helfen. Die brauchen Wohnungen. Ja, Wohnungen. Nein, keine Flüchtlingsunterkünfte. Wohnungen für unsere Nachbarn und Arbeit. Arbeit auch und das sofort. Die brauchen doch Arbeit. Denen muss man doch helfen jetzt, wo bei denen doch Krieg ist. Da muss man doch helfen. Das muss jetzt rasch gehen. Die kommen doch aus dem Krieg. Die sind doch geflüchtet vor den Bomben und den Russen. Dann darf man doch nicht wegschauen. Die sind doch traumatisiert vom Schlafen in den U-Bahn-Stationen und Luftschutzräumen. Die sind doch geflüchtet mit ihren Kindern. Die haben ihre Männer doch zurücklassen müssen. Das muss man doch verstehen. Da müssen wir doch helfen. Wir sind doch alle Menschen von wegen. Danke. Ja, und dann wechsle ich die Rolle wieder. Und gehe doch herüber und bedanke mich bei Ihnen allen fürs Dasein, fürs Durchhalten für diese 20 Minuten, die wir überzogen haben anscheinend, dass Sie das auch ausgehalten haben. Ich habe für drüben, also für jetzt drüben in der alten Welt, Tisch und Sessel reserviert. Wer will, geht noch mit uns hinüber. Wer nicht will, tut, was er tun will. Einen schönen Abend wünsche ich im Namen der Gafo Oberösterreich. Ich nehme an, auch im Namen des Stifterhauses. Ich bedanke mich noch einmal bei dir, Regina, bei euch, die ihr uns die Technik so toll zur Verfügung gestellt habt und freue mich auf ein nächstes Mal in diesem Haus. Danke vielmals.