Und ich flieg, flieg, flieg wie ein Flieger, bin so stark, stark Richard, wie bist du eigentlich zu dieser Drachenfliegerei gekommen und warum Drachenfliegen und nicht Paragliden? Ja, mein Vater fliegt schon seit den Anfängen der Drachenfliegerei überhaupt, seit den 70er Jahren, Mitte der 70er Jahre hat er schon angefangen. Paragliden deshalb nicht, ich fühle mich einfach in diesem vogelartigen Fliegen, was wir Drachenflieger haben, viel wohler und sicherer und das war eigentlich für mich nie eine Option. Ist Drachenfliegen ein Abenteuer? Ja, in erster Linie schauen wir natürlich immer auf das Wetter, wie viel Wind haben wir und wie entwickelt sich die Gewitterlage oder gibt es Föhn-Tendenzen. Bei uns ist starker Wind immer von Nachteil und wenn das das alles passt, dann bereiten wir unseren Vortrag vor. Ganz wichtig natürlich das Gutschein. Da hängen wir drinnen. Das ist zusammengepackt in einen Rucksack. Da kommen diese ganzen elektronischen Helferlein rein und dann haben wir alles beieinander. Und an welchen Wettkämpfen beteiligst du dich? Das hat angefangen in Alderssee bei der Losa Open, oberösterreichische Meisterschaft. Steigert sich nachher, wenn man dort ein bisschen gut mitfliegen kann. Staatsmeisterschaften, deutsche internationale Meisterschaften, in Italien Meisterschaften bis hin zur WM. 2016 war ich in Mazedonien mit dabei. Der größte Erfolg war sicher in diesem Jahr im dezentralen Fliegen. Das heißt, man kann starten, wann man will, wo man will. Der Flug wird per GPS aufgezeichnet und es werden über einen Algorithmus Punkte dafür vergeben. Und am Ende vom Jahr werden die drei besten Flüge zusammengerechnet. Es gibt dann einen österreichischen Staatsmeister im dezentralen Fliegen. Und da bin ich heuer Zweiter geworden, was eigentlich wahrscheinlich mein größter Erfolg ist. Im World Ranking bin ich im besten Fall siebter gewesen, das war hier am Anfang des Jahres, wo ich sehr stolz drauf bin. Ich bin seit 15 Jahren in der Fliegerei und muss sagen, ich habe noch nie wirklich einen Moment gehabt, wo ich extrem Angst gehabt hätte oder einen Rettungsfallschirm gebraucht hätte. Richard, du hast jetzt deine beiden Flügel verladen. Wohin geht heute die Reise? Wir fahren heute in das Stammfluggebiet von mir nach Windischgasten, am Sender, so nennen wir den Berg. Dort erwarten wir heute strahlend blauen Himmel und Sonnenschein. Bei uns schaut es jetzt noch nicht danach aus, aber wir kennen das alle, die da wohnen. Wenn es nöbel ist, muss man ein wenig hech aufheben. Wie geht es einer Ehefrau mit dem Kind, wenn der Mann mit einem Trochen fliegt? Gut. Ich kenne Richard jetzt schon seit acht Jahren und er macht das schon immer. Ich habe mich auch so kennengelernt als Flieger. Am Anfang habe ich natürlich ein bisschen Angst gehabt, besonders bei den Starts und auch während dem Fliegen. Das habe ich aber ziemlich schnell abgelegt, weil ich bin dann bei Radl fahren gegangen oder wandern und wenn man sich da ständig Sorgen macht, dann hat man nichts von der Zeit. Also das schnell gelernt, dass ich mir die Sorgen nicht spare. Ein guter Trockenflieger soll mitbringen, dass er viel Zeit hat, konditionell fit ist. Wir haben doch 60 Kilo Equipment mit am Berg, was wir zum Starten beschleunigen müssen. Und wie lange bist du bei so einem Flug unterwegs? Ja, das kann ganz schön zehren. Es geht von fünf Minuten, wenn das Wetter schlecht ist, dass wir am Boden stehen, bis hin zu sechs, sieben, acht Stunden, manche auch zehn Stunden. Und wir kommen dabei auch ganz schön miteinander. Wir fliegen über mehrere Bundesländer oft herum, wenn das Wetter das zulässt, und fliegen bis über 300 Kilometer weit, wenn alles passt. Wir sind rein abhängig von der Thermik. Wir haben keinen Antrieb oder irgendwelche Rettungshilfen mit. Uns tragt es dort auf, wo die warme Luft aufsteigt. Diese Punkte müssen wir suchen und entscheidend, wie weit man kommt, ist, dass man vielleicht Abwindbereiche meidet und nur dort fliegt, wo die Luft steigt. Und das Ganze so effizient wie möglich gestaltet, weil die Distanz, die wir fliegen können, hängt in Wahrheit von der Länge vom Tag ab. Wenn wir 10 Stunden Sonnenfenster haben, dann müssen wir in die 10 Stunden so weit fliegen wie möglich. Im Idealfall fliegen wir ungefähr ein rechtwinkliges Dreieck von der Form her, weil es von den Punkten her besser ist. Wir legen unsere Routen grundsätzlich so, dass wir schauen, dass wir wieder dort landen, wo wir gestartet sind. Manchmal passiert es natürlich trotzdem, dass wir die Thermik einfach nicht erwischen, dass es unseren Boden druckt. Dann landen wir auf irgendwelcher Wiese, die uns dort zur Verfügung stehen und sind abhängig von den Kollegen und von der Frau, dass uns die gut gesonnen sind. Wir sind jetzt hier am Startplatz angekommen. Jetzt geht es darum, dass jeder den besten Aufbauplatz erwischt. Ich bin ein Astronaut, ich seh die Welt von oben, der Rest verblasst in Blau. Wir steigen auf den Berg hinauf mit unseren Riesenflügen und schweben dann nach kurzem Lauf hoch über Tal und Hügel. Hoch über Tal und Hügel. Wir sind die Drachenflieger vom Himmelsregiment. Wir sind die stolzen Sieger. Man führt jetzt die Taufe an. Genau, schauen wir, hoffentlich hält es und bleibt es dort und hoffentlich passt die Einstellung. Das ist immer ein bisschen ein Rätsel. Jetzt sind wir startbereit, jetzt geht es gleich los. Der Wind schaut super aus. Der Paraglider noch vor mir dran und dann gehen wir ab. Tschüss! Und was sagt Karine dazu? Ich bin froh, dass er draußen ist. Wir kreisen wie der Adler kreist, entlang dem Horizont. Und wenn der Wind auf Wilde reist, wir sind das schon gewohnt. Wir sind das schon gewohnt. Am Ende schaffen wir es doch und gleiten sanft hernieder. Wie heiß uns auch das Herz noch bockt, die Erde hat uns wieder. Wir sind die Drachenflieger vom Himmelsregiment. Wir sind die stolzen Sieger am blauen Firmament.