Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich auch. Also herzlich willkommen zum zweiten Tag zur Tagung zur NS-Geschichte in Rindstein. 2009 durfte ich das Next Comic Festival in Linz gründen, das es bis heute noch gibt. Und wir haben auch immer wieder Positionen, die zum Thema passen, auch immer wieder beim Festival mit dabei. Wir werden heute drei Vorträge hören. Zuerst von Johanna Lehnhardt. Wir haben das so aufgeschlüsselt, dass es historisch nach den Figuren funktioniert. Also die historische Figur von Lars Lauskmoch, Tobias Seicherl, heißt seine Figur. Da hören wir einen Vortrag von Johanna Lehnhardt. Dann von Leopold Maurer, von den bildenden Künstlerinnen Leopold Maurer und Regina Hofer zum Thema Insekten. Da geht es um die Geschichte, die der Großvater von Leopold Maurer, ein bekennender Nazi und eben bis zu seinem Ende, bis zu seinem Tod sozusagen, hat dann auch seine Geschichte erzählt und die beiden haben das in einer Graphic Novel aufgearbeitet. Und dann sozusagen geht es weiter zu Harald Havers, der ist der Gründer vom ASH, Austrian Superheroes, wo auch immer wieder Themen des Krieges oder Nachkrieg der österreichischen Geschichte mit dabei verpackt sind. Vielleicht das Interessante an diesen ganzen Vorträgen oder an diesem ganzen Blog ist das, wie geht man um mit Geschichte, wie verknüpft man diese historischen Daten, Fakten, diese eben Geschichten, die ausgedacht sind oder eben, wie es zum Beispiel bei Insekten ist, dass das einfach sozusagen noch einen nacherzählten Bericht ist. Da weiß man dann nicht ganz genau, was eben Fiktion ist oder was halt einfach wirklich aus den Erinnerungen ist oder aus den Fakten, also Oral History ist da das Schlagwort. Ich glaube, das wird ein sehr interessanter Vormittag und ich freue mich als erstes eben Johanna Lehner zu begrüßen. Sie hat Germanistik und vergleichende Literaturwissenschaften in Wien studiert, war am österreichischen Austauschdienstlektorin an der Universität in Kairo in Ägypten und an der Masarik-Universität in Brinio arbeitet sie heute noch als externe Lektorin. Sie ist Redaktionsmitglied der Fachzeitschrift Medienimpulse, Zeitschrift für Medienpädagogik. Forschungsschwerpunkte umfassen unter anderem österreichische Literatur der Gegenwart, Comics sowie Genre-Literatur und Film. österreichische Literatur der Gegenwart, Comics sowie Genre-Literatur und Film. Den Vortrag, den du jetzt halten wirst über Ladislaus Gmoch, Tobias Seicherl, freue mich schon drauf, vielleicht nur ganz eine kurze Eigenwerbung. Es gibt dann eine Ausstellung noch in Aspern in Niederösterreich, wo dieser Ladislaus Gmoch, der eben nicht nur ein ganz wichtiger Comics-Zeichner war, als Person der Person. Da hören wir sehr viel darüber. Unter anderem war er auch ein bekannter Laienforscher, Urzeitforscher und hat sehr viele bis heute noch gültige Ausgrabungen begleitet über das Mesiolytikum rund um den Biesamberg. Das ist nur so ein kleiner Exkurs. Da gibt es eine Ausstellung in Aspern an der Zeier im Urgeschichtlichen Museum, wo er auch beteiligt ist, aber wo auch seine Rolle und seine Geschichte, die also nicht nur eindimensional ist, einfach auch ganz klar herausgearbeitet wurde. Bitte sehr, Johanna Lehnhardt, den Vortrag. den Vorrat. Ja, guten Morgen. Vielen Dank für die nette Vorstellung und natürlich für die Einladung und die Organisation. Ich fand, es war gestern schon ein sehr schöner, spannender Tag und ich hoffe, es geht heute so weiter. geht heute so weiter. Ich werde mich heute eben mit einem Comicstrip beschäftigen aus den 1930er Jahren, nämlich eben mit Herr Seicherl und sein Hund. Der dreht sich um zwei Protagonisten sozusagen, wir sehen sie hier schon, einmal der Herr Seicherl und dann eben sein Hund Struppi. Ich habe hier vier Punkte, die ich quasi ansprechen möchte. Das ist einmal werde ich natürlich den Strip an sich vorstellen und wie der funktioniert. Dann werde ich mich mit der Darstellung von Faschismus in diesem Strip beschäftigen. Er kommt ja, wie gesagt gesagt aus den 1930er Jahren, das heißt hier werden einige Themen aus der Zeit aufgegriffen auf ganz unterschiedliche Weise und dann in dem Zuge dessen werde ich mir eben auch diese Brüche anschauen. natürlich publizistisch was getan, politisch, aber dann auch narrativ. Und zu guter Letzt hoffe ich, dass ich es noch schaffe, ganz kurz zu einer aktuellen Arbeit zu kommen, nämlich zur Zeitreise von Michaela Konrad von 2018, die eben diese Figur des Seichels quasi wieder in ihre Arbeiten mit eingebunden hat. Genau, damit starten wir gleich hinein. Was man hier sieht, ist die erste Folge dieses Comic-Strips vom 5. Oktober 1930. Der Herr Seicherl und sein Hund ist in der Sozialdemokratischen Tageszeitung das kleine Blatt veröffentlicht worden und ist dort fast zehn Jahre lang täglich erschienen. Das Kleine Blatt wurde 1927 gegründet und zwar als sozialdemokratisches Gegenstück zu bürgerlichen Boulevardblättern und Kleinformaten, wie zum Beispiel der Kronenzeitung. Auf der anderen Seite aber auch als Gegenstück zur Arbeiterzeitung, die sehr theorielastig war und die dementsprechend nicht sehr viele Leserinnen hatte. Daher haben sich die Sozialdemokraten gedacht, sie wollen auch ein Medium für das Publikum quasi schaffen und sind so auf das kleine Blatt gekommen. Das hat zwar Informationen quasi aus sozialdemokratischer Perspektive geliefert, aber war vor allem auch ein Unterhaltungsblatt. Damit hatte das kleine Blatt sehr großen Erfolg, also es ist sehr schnell zu einem der populärsten Tageszeitungen in Österreich annonciert. Das hatte unter anderem auch damit zu tun, dass sie in der Gestaltung einen Fokus hatten auf politische Karikaturen und eben auch Comic-Strips. Und im Oktober 1930 wurde nämlich nicht nur Herr Seichel und sein Hund neu eingeführt, sondern gleich auch zwei andere Strips, nämlich Bobby Bear und Clip und Klapp. Also gleich drei Comic-Strips in einer Tageszeitung, das war schon etwas Besonderes. also Bobby Bär und Clip und Clap, eher auf Kinder ausgerichtet waren und Unterhaltungsfunktion hatten, war Herr Seicherl dann gleich von vornherein anders ausgerichtet. Er war nämlich zum einen ganz klar auf Erwachsene ausgerichtet und zum anderen war er ganz grundsätzlich tagespolitisch ausgerichtet. Also er hat quasi wirklich, was in der Tagespolitik passiert ist, direkt in den Comicstrip übernommen und dort kommentiert. Und das war in den 1930er Jahren schon eine Besonderheit, nicht nur in Österreich. Erfinder und Zeichner des Strips war Ludwig Moch, von dem wir gerade schon gehört haben. Der wurde 1897 geboren und hat dann als Autodidakt nach dem Ersten Weltkrieg angefangen, für diverse politische Satireblätter zu zeichnen und war dann ab 1929 beim Kleinen Blatt angestellt. und war dann ab 1929 beim kleinen Blatt angestellt. Und dort war er dann quasi ab 1930 sowas wie der Vater von Seicherl und Struppel. Wie man hier auch auf dem Foto erkennt, da posiert Kmoch quasi mit einer Art Live-Action-Variante von Herrn Seicherl. Der Strip hatte, wie gesagt, einen sehr, sehr großen Erfolg. Und dadurch ist es gekommen, dass der Herr Seichel auch bei diversesten Veranstaltungen aufgetaucht ist. Also bei Bällen, Revüen, es gab ein Kasperl-Theater und so weiter. Also diese Figur war sehr, sehr populär. Der Erfolg hat Kmoch aber durchaus auch zugesetzt, wie man auf dem anderen Bild erkennen kann. Also quasi eine kleine Karikatur über sich selber hat er hier gezeichnet, wo man sieht, dass ihm quasi der Seicherl auf der Brust sitzt und ihn niederdrückt. Also dieser Druck, jeden Tag einen Strip zu produzieren, das hat Kmoch dann doch sehr mitgenommen teilweise. hat Kmoch dann doch sehr mitgenommen teilweise. Zu dem Zeitpunkt, als die Aufnahme hier entstanden ist, also Anfang 1934, da war Kmoch tatsächlich schon Mitglied der in Österreich verbotenen NSDAP. Also er war illegales Parteimitglied und dadurch wurde er dann nach dem Anschluss Österreichs an NS-Deutschland 1938 trotz der Arbeit für ein sozialdemokratisches Medium als politisch einwandfrei eingestuft und konnte dadurch eben auch bis 1940 weiter im kleinen Blatt publizieren. 1940 weiter im kleinen Blatt publizieren. 1940 ist der Strip dann beendet worden und taucht erst wieder nach dem Krieg auf. Dort zeichnet Kmoch dann Ende der 50er Jahre noch für einige Jahre für die Wiener Woche und die jeweiligen Bezirksausgaben wöchentlich eine Folge des Strips. Genau. Die Figur des Herrn Seicherl ist dabei ein recht klassischer Anti-Held, würde ich sagen. Schon sein Name aus dem Wiener Dialekt verrät eine seiner charakterlichen Schwächen. Seicherl ist die Bezeichnung für jemanden ohne Rückgrat, ein Feigling und Schwächling. Seicherl ist ein Stammtischbesucher mit sehr wenig eigenständigem Denken und er hat durchaus auch einen Hang zum Alkoholismus. Hinzu kommt auch, dass Herr Seicherl nicht der Allerklügste ist. Er zieht ständig falsche Schlüsse und ist ganz allgemein gesagt öfter etwas verwirrt von den Situationen, in denen er sich befindet. Außerdem verfolgt ihn aber auch das Pech auf Schritt und Tritt. Er wird in sehr, sehr vielen Folgen von Zügen überfahren oder von Autos überfahren. Er wird von Hausbesorgerinnen und Nachbarinnen verprügelt und aus Gasthäusern hinausgeworfen. Das ist die eine Seite von Herrn Seicherl. Die andere ist aber, dass er als stehende Figur ganz klar auch als politische Figur charakterisiert ist. Und das sehen wir hier in einer der ersten Folgen von Herrn Seichel mit dem Titel Seichels Feind steht links. Und das zeigt sehr gut die politische Ausrichtung, die Herr Seichel hat. Herr Seichel besucht hier eine politische Veranstaltung, bei der der offenbar rechte Redner davor warnt, dass eben links unser aller Feind steht. Seicherl ist nie um eine schnelle Handlung verlegen und im nächsten Panel, hier Nummer zwei, attackiert er sozusagen gleich den nächstbesten Passanten, der von links kommt. Also er verwechselt hier sozusagen das politisch-metaphorische Links mit dem räumlichen Links. Und genau, verprügelt ihn, wie man sieht, in Panel drei und in Panel vier wird er dann aber gleich verhaftet. Was die Leserinnen aus dieser ersten politischen Folge also unter anderem lernen, ist, dass Seicherl politisch dem rechten Lager zuzuordnen ist und zum anderen aber auch, dass dieser rechte Seicherl immer den kürzeren zieht. Also in diesem Fall wird er eben, wie gesagt, verhaftet. Seichel immer den Kürzeren zieht. Also in diesem Fall wird er eben, wie gesagt, verhaftet. Der Protagonist der Serie ist also der sozialdemokratischen Blattlinie entgegengesetzt und wird dafür in quasi jeder Folge sowohl den politischen als auch den unpolitischen abgestraft. Die Identifikationsfigur für die Leserinnen ist folglich nicht Herr Seichel selber, sondern sein ständiger Begleiter Struppe. Struppe ist sozusagen der rote Hund. Er kommentiert im Sinne der Sozialdemokratie und mit Hausverstand die Aktionen Seicherls. Und durch diese Kommentare werden die Handlungen und Meinungen von Herrn Seicherl ständig untergraben. So zum Beispiel in dieser Folge mit dem Titel Seicherl fabriziert Wahlschlager. Diese Folge ist die erste in einer sich den ganzen April hinziehenden Reihe in der Kmoch den Wahlkampf rund um die Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien Ende April 1932 thematisiert. Seicholz stänkert hier gegen die von den Sozialdemokraten geführte Stadtregierung und ihre Errungenschaften. Stadtregierung und ihre Errungenschaften. Hier zum Beispiel ist es die Straßenbahn, aber es gibt auch Episoden über die städtischen Bäder oder Gemeindebauten. Da die Ereignisse, die die Skepsis gegenüber diesen Einrichtungen hervorrufen, also Seicheldskepsis, immer selbstverschuldet sind und Struppi auch dementsprechend kommentiert, haben Seicheld Bemühungen, eben Stimmung gegen diese roten Errungenschaften zu machen, den gegenteiligen Effekt. Also die Errungenschaften des Roten Wiens werden hier quasi noch einmal ausgestellt, als Errungenschaften präsentiert und zwar Errungenschaften, die nur ein Dummkopf wie Seichel nicht als solche erkennt. Und zwar Errungenschaften, die nur ein Dummkopf wie Seichel nicht als solche erkennt. Damit wäre ich schon bei meinem zweiten Punkt angelangt und zwar der Darstellung des Faschismus beziehungsweise faschistischer Gruppierungen in Herr Seichel. Herr Seichel selbst ist in dem Sinne ein Rechter, ein Faschist im Jargon des kleinen Platz. Und das heißt hier zunächst einmal, dass Herr Seichel ein Hahnenschwänzler ist. So werden nämlich in Herr Seichel und sein Hund die Mitglieder der Heimwehr genannt, wegen dem Hutschmuck. die Mitglieder der Heimwehr genannt, wegen dem Hutschmuck. Man sieht es hier im Panel 3, die Hahnenfeder. Die Heimwehr war die ursprünglich christlich-soziale, später aber zunehmend militante und austrofaschistische paramilitärische Gruppierungen. Und in dieser Folge, Seichel, tritt der Heimwehr bei, die auch schon im Oktober 1930 veröffentlicht wurde, wird klar, wie die Dar und wird auch aufgenommen, nämlich als einer von vielen Seicheln in der Heimwehr. Also was der Strip hier impliziert ist, dass so Seicheln, also so Feiglinge, Menschen ohne Rückgrat und so weiter, in der Heimwehr viele zu finden sind. Also Seichel ist auch ein Typus. So fängt der Strip an. Im dritten Panel dann wiederholt Seichel eine der Heimwehrparolen, die dann vom Kommentar Struppis gleich unterwandert werden. Und im letzten Panel verhält er sich dann auch gleich entgegengesetzt dieser Parole, die er kurz zuvor noch von sich gegeben hat und flüchtet vor dem Knall eines Auspuffs. Also die Mitglieder der Heimwehr sind feige und ihre Parolen leere Versprechungen. Was in der Darstellung hier auch noch dazu kommt, ist, dass die Uniform der Heimwehr Seichel nicht richtig passt. Wie man hier im dritten Panel sieht, wird hier die Heimwehr auch quasi darstellerisch lächerlich gemacht, indem hier Seichel fast in dieser Uniform versinkt. Im April 1932 tritt die Figur Seichel dann der NSDAP bei und wird dadurch zum Harkinger, wie die Nationalsozialisten hier gerne genannt werden, weil man sagen muss, dass diese beiden Gruppierungen im kleinen Blatt meist über einen Kamm geschert werden. Das sieht man auch hier. Seichel greift in einen politischen Streit ein vom Mai 1933. Hier kann sich Seichel nicht entscheiden, ob sein Herz jetzt für die Heimwehr oder die Nationalsozialisten schlägt. Er entscheidet sich schließlich für jene, die zu gewinnen scheinen. Also er verhält sich hier opportunistisch und ist, wie Struppi meint, ein politisches Chamäleon. Gleichzeitig wird hier aber eben auch das rechte Lager zusammengelegt. Im Verständnis des kleinen Blatts ist ein Faschist ein Faschist, egal ob er sich Hahnenschwänzler oder Harkinger nennt. egal ob er sich Hanenschwänzler oder Harkinger nennt. Wenn jetzt hier in den beiden vorhergehenden Beispielen die faschistischen Bewegungen als Ganzes durch die Assoziation mit Seichel diskreditiert werden, werden an anderer Stelle auch einzelne Personen, einzelne Politiker dieser Gruppierungen durch die Bekanntschaft mit Seichel lächerlich gemacht. Hier zum Beispiel greift Kmoch auf Mittel der Karikatur zurück. Zum Beispiel haben wir hier Engelbert Dollfuß, der mit übertriebenem großen Kopf und auffällig klein gewachsen zu sehen ist. Also ein typisches Mittel der Karikatur, die ja mit Verzerrungen und oder Übertreibungen körperlicher Merkmale arbeitet. politischen Episoden wird also ganz klar, zu diesem Zeitpunkt zumindest klar, gegen die faschistischen Gruppierungen argumentiert. Aber auch in den unpolitischen Episoden wird diese Einstellung klar gemacht, wo man es vielleicht nicht erwarten würde. Diese beiden Folgen hier zum Beispiel sind Vordergründe, geht es nicht um Politik In der oberen geht es darum, dass Seichel ein Möbelstück verbrennen will In der unteren darum, dass er in den Wald gehen will, um Holz zu stehlen Allerdings werden beide quasi die moralisch verwerflichen Handlungen als faschistisch charakterisiert. Dem widerspenstigen Möbelstück ist nur mit der faschistischen Methode Gewalt beizukommen, wie man oben im zweiten Panel sieht. Und Diebstahl wird von Struppi im unteren Strip auch als faschistischer Grundsatz bezeichnet. Beide Aktionen, sowohl die Gewalt als auch der Diebstahl, werden dann nur einige Panel weiter mit Nachdruck bestraft. Seichel verletzt sich bzw. wird vom Förster erwischt. Das kommt von den faschistischen Methoden, da kann man sich leicht was zuziehen, wie Struppi im vierten Panel dann überdeutlich nachlegt. Faschismus ist in den ersten Jahren von Herrn Seicherl und seinem Hund also gewaltbereit, einfältig, seine Vertreterinnen sind Alkoholiker, Diebe, haben keinen Rückgrat und sind unkritische Befehlsempfängerinnen. Die Heimwehr und die NSDAP werden über die Assoziation mit Seicher lächerlich gemacht, bürgerliche und rechte Politiker als Witzfiguren gekennzeichnet. Die Assoziation von Gruppen und Personen mit diesem Anti-Helden schaffen so in Kombination mit dem sozialdemokratischen Medium starke Formen der Exklusion und Inklusion. des kleinen Blattes als lachende, sich politisch richtig verhaltende Wir-Gruppe gegenübersteht, sodass, wie Arne Kapitzer in seinem Beitrag Komik, Gesellschaft und Politik anmerkt, in der komischen Redesituation ein sich selbst verstärkender kollektiver Gradationsprozess stattfinden kann, dem der Degradationsprozess der Fremdgruppe entspricht. Im gemeinsamen Lachen über andere versichert sich die Wir-Gruppe ihrer gemeinsamen Werte, Haltungen und Sichtweise. Das funktioniert problematischerweise dann auch in die entgegengesetzte Richtung, wie wir gleich sehen werden. Denn auch Herr Seichel und sein Hund und das kleine Blatt bleiben nicht unberührt von den politischen Umstürzen der 30er Jahre. Bereits im März 1933 hatte die Dollfußregierung die Arbeiterzeitung und das kleine Blatt per Notverordnung unter Vorzensur gestellt. Das kleine Blatt reagierte mit Rückzug und auch Kmoch zieht sich weitgehend auf unpolitische Alltagsabenteuer zurück. Er kommentiert nur noch in wenigen Folgen die politischen Umstände. Der Ziel des Sports ist jetzt ausschließlich der Nationalsozialismus. Mit den Februarkämpfen 1934 und der quasi finalen Errichtung des austrofaschistischen Ständestaats wird dann das kleine Blatt endgültig unter staatliche Kontrolle gestellt. Nach einer zweiwöchigen Unterbrechung der Publikation wird die Redaktion im Sinne der neuen Staatsordnung umgesetzt. Äußerlich verändert sich das kleine Blatt aber nicht. Wie man hier in der Mitte erkennen kann. Das ist quasi das erste Titelblatt nach den Februarkämpfen. Inhaltlich ist es aber, zieht sich das kleine Blatt noch mehr auf harmlose bzw. politisch gefällige Inhalte zurück. Und auch Seyhol und Struppe sind wieder da. Also es wird auch ganz klar mit ihnen geworben, aber politische Inhalte sind nicht mehr zu finden. Kmoch enthält sich jeglichen Kommentars und im Juli 1935 begibt sich Seichel schließlich auf eine ausgedehnte Weltreise, auf der er seine Abenteuer als Pechvogel außerhalb Europas erlebt. Den nächsten Bruch erlebt das kleine Blatt und mit ihm Herr Seicherl dann mit dem Anschluss Österreichs an NS-Deutschland im März 1938. Die Redaktion wird erneut von den neuen Machthabern umgesetzt und verändert entsprechend die Ausrichtung der Berichterstattung. Der neue politische Wind macht jetzt auch von Herr Seicher nicht Halt und während sich Kmoch 1934 noch auf unpolitische Inhalte zurückgezogen hatte, schlägt er sich nun auf die Seite des neuen Regimes. Das kann man gerade im März 1938 auch sehr schön quasi täglich nachvollziehen. Als nämlich ab dem 12.03. der Anschluss vorbereitet wird und dann ein paar Tage später auch vollzogen wird, befinden sich Seicherl und seine Reisebegleiter Schwasser, das ist die sitzende Figur da, und Struppi auf einer Weltreise, also auf ihrer Weltreise in Afrika. Am 18.03., also einige Tage nach dem Anschluss, überkommt die Reisegruppe dann bezeichnenderweise plötzlich Heimweh nach Wien. Sie wollen zurück in die Zivilisation. Was auf der Heimreise, die die Gruppe über Palästina antritt, folgt, sind Episoden, die sich fast ausschließlich mit Juden beschäftigen. Also Jüdinnen treten keine auf. Und diese Episoden beinhalten üble antisemitische Ausfälle. Juden werden als Geier dargestellt, als schlechte Militärs, als Feiglinge, als geldgierig, als wehleidig, als Lügner, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch physiognomisch greift Kmoch auf antisemitische Stereotypen zurück und sogar sprachlich werden Juden durch Verballhornung des Jüdischen klar als Fremd- und als Nichtzugehörige kennzeichnet. Außer jüdischen Personen spricht in Herr Seichel und sein Hund vom Ägypter bis zum Elefanten jeder Wienerisch. Ansonsten werden hier sprachlich keine Unterschiede gemacht. Ein besonders eindringliches Beispiel für diese Veränderung der Ausrichtung ist diese Episode. Seichel und Schwasser wollen Landsleute empfangen. Die Gruppe befindet sich hier gerade in Palästina und Seichel und Schwasser haben von der Ankunft eines Schiffs aus Österreich gehört. Und sie beschließen jetzt also, dass sie zum Hafen wollen, um dort eben diese Österreicher zu begrüßen. Und am Hafen treffen sie dann auf ein Schiff voller geflüchteter österreichischer Juden, die, wie man sieht hier, auch antisemitisch karikiert werden. sieht hier auch antisemitisch karikiert werden. Das sollen Österreicher sein, das sind ja lauter Polnische, erklärt Schwasser, was von Seichel und Struppi Zustimmung erhält. Das sei, so Struppi erklärend, wohl der erste Schub aus der Leopoldstadt. Also die Leopoldstadt ist ein Wiener Bezirk mit traditionell hohem jüdischen Bevölkerungsanteil. Die Charakterisierung der Seichelfig figur und mit ihr die politische implikation verändert sich also vom politischen tollpatsch der sich auf kontraproduktive weise für die exklusierte gruppe engagiert und sie so lächerlich macht hin zu einem vertreter der wir-gruppe des nunmehr nationalsozialistischen übernommenen kleinen Platz. Auch die bisher vernünftige Struppi-Figur wird auf ähnliche Weise abgewandelt. Von einer sarkastisch kommentierenden und damit Seichal abqualifizierenden Figur dient sie nun dazu, Seichals rechte Meinungen zu bekräftigen. Ziel des Sports ist nun nicht mehr der Faschismus, sondern dessen Gegner und Opfer. Gegner und Opfer. Der Faschismus ist also, beziehungsweise in der Figur des Seichels, ist so quasi in der Mitte angekommen. Und damit bin ich fast am Ende angekommen, nämlich noch mit einem ganz kurzen Ausflug zu dieser Arbeit von Michaela Conrad. Michaela Conrad ist eine österreichische Künstlerin und Comic-Autorin und sie hat 2018 diese dreiseitige Arbeit mit dem Titel Zeitreise veröffentlicht in der Zeitschrift Literatur in Kritik, aber man kann die ganze Arbeit auch hier auf ihrer Homepage sehen. Konrad nimmt hier FPÖ-Wahlplakate zum Anlass, um über die Mechanismen rechtspopulistischer Argumentation nachzudenken und vergleicht sie mit Parolen von nationalsozialistischen Plakaten. Als Reaktion aus dem Volk sozusagen fügt Konrad Herr Seicherl und Struppi und Struppi hier in seiner kritisch kommentierenden Funktion hinzu. Ein guter Spruch kommentiert Seichel hier den xenophoben Wahlslogan der FPÖ, der zwar im Vergleich zum nationalsozialistischen Plakat das Ziel der Attacke verändert hat, nicht aber die Argumentationslinie. der Attacke verändert hat, nicht aber die Argumentationslinie. Konrads Zusammenschnitt alter und neuer rechter und rechtspopulistischer Plakate wird über die Figur Seichels zusammengehalten. Er ist hier eben einmal mehr der typische Rechte, ein Mann aus dem Volk, der am Stammtisch der Propaganda aufsitzt, die damals wie heute über Inklusions- und Exklusionsmechanismen sowie die stetige Wiederholung von Feindbildern funktioniert. Genau. Gut, damit bin ich am Ende angekommen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Vielen Dank. Vielen Dank. Sehr interessant auch diesen Wandel, der vielleicht auch stellvertretend für die Einwohner, für die Bewohner in Österreich auch sein kann. Also da freue ich mich schon auf das Gespräch danach. Jetzt gibt es einen weiteren Vortrag von Regina Hofer und Leopold Maurer. Sie haben eine Graphic Novel geschaffen, die Insekten heißt. Ein erschütternder Bericht über ein Interview mit dem Großvater von Leopold Maurer, der ein bekennender Nazi war. dem Großvater von Leopold Maurer, der ein bekennender Nazi war. Und eben dann viele Jahre später haben die beiden ihn interviewt und haben dann auch wieder viele Jahre später, es war immer eine Zeit, es waren immer einige Jahre Zeit dazwischen, haben sie dann diese Graphic Novel gezeichnet und geschrieben. Regina Hofer hat studiert am Mozarteum in Salzburg, Studium der Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und ist seit 2002 freischaffende Künstlerin im Bereich Animation und Zeichnung. Leopold Maurer, Studium der Soziologie an der Universität in Wien, Studium der Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und seit 1998 freischaffende Künstlerin im Bereich Animation, Cartoon, Comic und Illustration. Er lebt und arbeitet in Wien und Niederösterreich. Ich darf mich bitten für euren Vortrag. Vielen Dank. Vielen Dank. Ich darf Sie recht herzlich begrüßen in unserer beiden Namen. Wie der Gottfried Gusenbauer schon gesagt hat, wir haben das Graphic Novel Insekten gemeinsam gemacht, basierend eben auf einem Interview mit meinem Großvater. Ich glaube, 2004 ist es entstanden. Und zwar eigentlich sind wir ziemlich naiv an die Sache herangegangen. Also mein Großvater hat eigentlich nie ein Hehl daraus gemacht, dass er bekennender Nationalsozialist war. Er hat eigentlich immer davon erzählt, natürlich auch vom Krieg. Er war bei der Waffen-SS, wie wir später noch hören werden. Und das war halt seine Jugend, sein großes Abenteuer, von dem hat er immer erzählt. Und ich habe immer mit ihm diskutiert darüber und gestritten natürlich auch über den Nationalsozialismus und so weiter und so fort. Und habe eben Soziologie studiert und da haben wir so Interviews gemacht mit Bäuerinnen. Das hat jetzt mit dem nichts zu tun, aber das war so irgendeine Herangehensweise. Man geht dorthin, begrüßt sich und dann stellt man das Tonbandgerät auf und lässt einfach die Bäuerin in dem Fall reden über ihr Leben, über ihre Arbeit und so weiter. Und da haben wir uns gedacht, das wäre doch interessant einmal, wenn der Großvater schon so gerne über den Krieg erzählt, dann machen wir das ebenfalls so, gehen hin zu ihm, haben ihn vorher gefragt. Er war natürlich sehr erfreut darüber, endlich einmal ein Podium zu haben und wirklich einmal über den Krieg zu erzählen und haben gesagt, erzähl uns einfach von Anfang bis zum Ende, was du da erlebt hast und haben das Tonband aufgestellt und waren drei Nachmittage dort, in denen er das erzählt hat. Wir waren eigentlich unvorbereitet, kann man sagen. Also viele Dinge haben wir gar nicht während des Interviews so richtig, wie soll man sagen, mitbekommen. Das ist uns erst dann später beim Recherchieren gekommen, was er eigentlich alles in diesem Interview, was er alles gesagt hat in diesem Interview. Und waren eigentlich nach diesen drei Tagen Interview relativ erschlagen von der ganzen Fülle an Informationen, die wir bekommen haben und auch von den Sachen, die er erzählt hat, die wirklich schrecklich waren teilweise. Und haben das eigentlich aus, ja, wir waren überfordert, kann man sagen. Wir waren noch relativ jung und haben das dann weggelegt, sozusagen. Wir wollten immer irgendwas damit machen, wussten aber nie genau was. Teilweise war Animation angedacht und so weiter und so fort, bis wir dann gesagt haben, ein Comic wäre okay. Und dann, eigentlich, das war die zweite schwarz-blaue Regierung, also kurz, stachel, wo wir gesagt haben, so, jetzt ist es irgendwie Zeit. Jetzt ist wieder so eine ziemlich rechte Regierung an der Macht in Österreich. Wir waren älter, wir haben schon ein paar Comics gemacht und haben gesagt, so, jetzt müssen wir haben schon ein paar Comics gemacht und haben gesagt, so jetzt müssen wir das irgendwie aufarbeiten. Und dann haben wir beschlossen halt, dass Regina, weil ich habe irgendwie den Abstand nicht gehabt zu meinem Großvater und wollte dann nicht auch als Verwandter praktisch mir das Interview vornehmen und das hat dann die Regina übernommen. Sie hat dann praktisch sein Interview transkribiert und auch nachrecherchiert, inwieweit das jetzt mit den historischen Realitäten irgendwie vergleichbar ist. Und ich habe halt dazu beigetragen, sozusagen so eine lose Anordnung von Erinnerungen an meinen Großvater, an Gespräche, die ich hatte mit meinem Großvater, aber auch gleichzeitig auch an so Erinnerungsfetzen, die ich hatte an meine Jugend und an vielleicht Situationen, wo ich irgendwie mit Krieg was zu tun hatte im entferntesten Sinne, Krieg was zu tun hätte im entferntesten Sinne, jetzt in der aktuellen Lage oder auch, wo ich zumindest Zeuge war oder vielleicht auch beteiligt an Situationen als Jugendlicher, wo halt so, wie man heute sagen würde, Mobbing passiert ist und so weiter und so fort. Also Situationen, wo ich mir gedacht habe, das hat vielleicht eine gewisse Ähnlichkeit mit dem, was mein Großvater da irgendwie, wieso er vielleicht zum Krieg gegangen ist, sozusagen wieso er sich freiwillig gemeldet hat bei der Waffen-SS und vielleicht auch um ein Verständnis dafür zu haben, was ihn alles angetrieben haben könnte. Nur ein Verständnis. angetrieben haben könnte ja nur ein verständnis ja um das irgendwie genauer zu illustrieren haben wir uns gedacht wir machen einfach eine lesung aus dem comic ich lese halt meinem partner die regina ihren part des comics um sozusagen wir wollen das in auszügen machen um um ihnen zu zeigen, wie das Ganze, wie wir das aufgearbeitet haben, wie das funktionieren hat können. Und das vielleicht auch noch dazu, wir haben das getrennt gemacht, also sozusagen, die Regina hat ihren Teil gezeichnet und ich habe meinen Teil gezeichnet. Und erst ganz zum Schluss der Produktion, wir haben natürlich, weil wir sind verheiratet, wir haben ständig darüber gesprochen, das ist klar, aber erst zum Schluss haben wir uns hingesetzt im Wohnzimmer, haben die ganzen Seiten aufgelegt auf den Boden und haben geschaut, wie passen meine Teile zwischen die Teile des Interviews, das heißt die Teile von Regina und haben das so herumgeschoben, waren ziemlich nervös dabei, weil wir eigentlich nicht gewusst haben, geht das überhaupt auf oder nicht und dann zum Schluss waren wir eigentlich überrascht, dass das recht gut funktioniert. Und da geben wir jetzt Ihnen Beispiele davon und müssen uns deswegen vor den Computer setzen und das einfach runterlesen. Und ich hoffe, es ist alles so eingestellt, wie das sollte da sein. Genau, da müssen Sie entschuldigen, wir springen herum, auch im PDF, das ich hier habe. Siehst du? und ja genau. Ich hoffe sie sehen das jetzt. Ja sieht man es gut oder es ist zu hell? Geht's? Können wir das Licht vielleicht abstehen? Genau. Dass wir die Scheinwerfer vielleicht... Geht nicht, oder? Geht nicht, okay. Aber man sieht's hoffentlich, oder? Sieht man's? Ja, okay. Also Tisch. Die Juden, die Juden Überall Juden Reiche Juden, schöne Juden Der Trottel Vom Vater beschimpft, von der Mutter ignoriert Da kommt ihm der Sauljud ganz recht Der Hitler hat ihm gesagt, es sei die Zukunft, das neue Reich. Abenteuer, Freundschaften und Zigaretten würden auf ihn warten. Der Endsieg. Millionen Juden wurden vergast und da redet er nur davon, wie schade es ist, dass der Hitler den Krieg verloren hat. Babys wurden als Fußbälle benutzt, Schwangere bei lebendigem Leib ihre Embryos rausgeschnitten, grauenvolle Experimente an wehrlosen Kindern durchgeführt, eine noch nie dagewesene Vernichtungsmaschinerie. Und er hört nicht auf, seinen Hitler zu glorifizieren, was für ein hochintelligenter Mensch der Hitler war, diese blauen Augen hypnotisierend. Und dann explodiert plötzlich das Wasserglas. Einfach so. Wien 2008. Ja, hallo? Ein Glas ist explodiert? Einfach so? Jetzt? Am Esstisch? Ist euch etwas passiert? Jetzt? Am Esstisch? Ist euch etwas passiert? Gut. Vielleicht zu kaltes Wasser? Leer? Eigenartig. Der Tisch? Naja, angeblich von der Tante meiner Großmutter. Die hat als Zimmermädchen bei einer jüdischen Familie gearbeitet. Und die mussten dann weg und haben mir die Möbel geschenkt. Angeblich. Ja, wer's glaubt. Wie? Heute? Heute ist das? Der Jahrestag der Novemberpogrome? Lauter kleine Splitter auf und um den Tisch? Na arg. Am 9. November 2008 explodierte das Wasserglas. 70 Jahre nach Beginn der Pogrome. Der Knall war ohrenbetäubend. Splitter wie Kristalle überall. Die Möbel hat man sich genommen, wäre ja schade darum gewesen, die Besitzer längst nicht mehr da, verreist. Der Opa hat den Krieg überlebt, die anderen haben den Tisch zurücklassen müssen, als sie die Waggons bestiegen. Aufnahme Aufnahme 2004 Kommt rein, der Opa wartet schon. Hallo. Hallo, setzt euch hin. Hallo. Wollt ihr was zu trinken? Kaffee bitte. Ein Glas Wasser. Mir gibst du einen Wodka, die ganze Flasche. Geh, der Opa ist nervös. Aber ja, ja, ich weiß halt nicht, ob ich mich noch an alles erinnere. Geh sicher. Das ist schon so lange her. Danke. So, geht schon. Du hörst mich da drauf, oder? Ja, nachher. Ja, sicher war ich bei der Hitlerjugend. Zuerst bei den Hahnenchwanzlern unter Dollfuß, dann die Hitlerjugend. Dort haben wir exerziert und Sprengübungen gemacht. Das war schon so richtig militärisch. Und nach Wien sind wir oft gefahren. Opa grinst. es ist. In Brugg haben sie uns angeworben. Die Alten haben gesagt, dass wir den Krieg verlieren werden, so wie sie, aber glauben haben wir es nicht wollen. Hansi 1982. Im Tor stand immer der Hansi. Hansi hatte immer Schuld, ob ein Tor fiel oder keines. Wenn das Fußballspielen zu langweilig wurde, spielten alle mit dem Hansi. Wenn das zu langweilig wurde, spielten alle mit dem Hansi Wenn das zu langweilig wurde, war wieder der Hansi schuld Im Krieg bist du nur eine Nummer Da bist du kein Mensch mehr, sondern nur mehr ein Schwein In 14 Tagen wirst du vom zivilisiertesten Menschen zum größten Schwein, das es überhaupt gibt Da legst du alles ab, da hast du keinen Respekt mehr vor irgendwas. Das kannst du dir nicht vorstellen, das musst du erlebt haben, ohne eigenen Willen. Eigener Wille hat dir nichts genutzt. Hast du nicht mehr gehabt, wolltest du keinen mehr. Du bist immer nur an eine Mauer angerannt. Aber schau dir an, was die Juden jetzt machen in Israel. Na, ist das besser? Weil wenn die jetzt nicht besser sind, dann waren wir damals auch nicht so schlecht, wie alle sagen. Da braucht es ja diese Erinnerungskultur nicht mehr. Man sollte alles vergessen, begraben unter der Geschichte. Weil wir Alten, wir Nazis, sind ja jetzt bald alle tot wie Nazis. Dann ist alles vergessen und vorbei, das Ganze. Wohnzimmer 1985. Wir haben ja nichts gehabt früher. Nichts. Wir haben ja nichts gewusst. Niemand. Die Juden sind doch auch nicht besser jetzt. Nie. Das ist alles so lange her, das alles, das sollte man endlich vergessen. Jawohl. Mich kannst du nicht mehr überzeugen. Ich werde immer ein Nazi bleiben. Aber wir sterben ja bald aus, wir Nazis. Was soll ich dir sagen? Die Neger, die Tschuschen und die Zigeuner und die da oben die Politiker. Unter dem Hitler hätte es das alles nicht gegeben. Wegeschrei mit sieben Buchstaben. Oma wirft ein. Sag ihm, wieso du in den Krieg gezogen bist. Damit dein Vater auf dem Hof hat bleiben können. Einer durfte auf dem Hof bleiben. Ich wäre kein guter Bauer gewesen. Arbeiten war kein Problem, die Maschinen auch nicht, aber das mit der Frucht und so, das habe ich nicht gekonnt. Und meine Mutter, mit der habe ich mich nicht verstanden. Wir müssen nämlich immer schauen, dass wir, um das zu erklären. Also mein Opa, kann man sagen, fungiert eigentlich wie so ein Reiseführer durch das Grauen des Krieges, kann man sagen. Weil er war wirklich fast überall dabei mit seiner Truppe, die das Reich, das war eine Truppe der Waffen-SS und er war wirklich von Russland bis hin zu Normandie überall mit dabei. Und wir haben in diesem Buch, wie man es vielleicht schon am Anfang gesehen hat, auch natürlich die Stimmen der Opfer mit eingebracht, um nicht meinen Opa alleine da sprechen zu lassen. Was wir sowieso nicht wollten, ist ihm irgendwie ein Denkmal setzen. Und jetzt haben wir teilweise auch Sachen reingebracht, wo er nicht direkt dabei war, wie zum Beispiel Bavignan. Aber wo natürlich zu vermuten ist, dass er bei ähnlichen Massakern dabei war, weil er eben, weil wir wissen, dass diese Kompanie Das Reich solche Massaker verübt hat. Deswegen haben wir auch, um sozusagen auch den Leser zu animieren, selber weiter zu forschen oder weiter zu schauen und zu recherchieren, was ist im Babi-Jahr passiert und so weiter und so fort. Aber leider muss man auch sagen, also leider jetzt von meiner Warte her und von vielen natürlich den Opfern, war mein Großvater schon bei so Massakern dabei, wie wir jetzt auch noch hören werden während des Comics. Da muss ich nur zu einer anderen Seite rüberspringen. Weißt du die Seiten? Ja. Jetzt haben wir... 139, oder? Später, ich schaue mal nach. Ich tue mal 139, oder? Das ist jetzt das Mastro-Holz-Hacker von Barbignan. Genau, das ist jetzt Barbignan. Da haben wir eben eine, das wirst du eh gleich sagen, eine... Das ist jetzt das Massaker von Babin Ja. Genau, das ist jetzt Babin Ja. Da haben wir eben eine, das wirst du eh gleich sagen, eine, das ist falsch. Also das Massaker von Babin Ja steht einfach dafür, stellvertretend für die vielen Massaker, die so passiert sind im Krieg und wo der Großvater sicher beteiligt war. Und das ist aber eben das Bekannteste und das sollte man irgendwie finden. Wir, so gewisse geschichtliche Dinge, muss man wissen. Da kann man nicht irgendwie drüber hinwegsehen und das sollte man irgendwie finden, halt wir, so gewisse geschichtliche Dinge, muss man wissen, da kann man nicht irgendwie drüber hinwegsehen und das nicht wissen, genau. Und so hat es eine Zeugenaussage im Kiewer Prozess 1946. Dina Ponycewa, einer der wenigen Überlebenden von Babin Ja. Sie mussten sich beuchlings auf die Leichen der Ermordeten legen und auf die Schüsse warten, die von oben kamen. Dann kam die nächste Gruppe. 36 Stunden lang kamen Juden und starben. Vielleicht waren die Menschen im Sterben und im Tod gleich, aber jeder war anders bis zum letzten Moment. Jeder hatte andere Gedanken und Vorahnungen, bis alles klar war. Und dann wurde alles schwarz. Manche starben mit dem Gedanken an andere, wie die Mutter der schönen 15-jährigen Sarah, die bat, gemeinsam mit ihrer Tochter erschossen zu werden. Hier war selbst zum Schluss noch eine Sorge. Wenn sie sah, wie ihre Tochter erschossen wurde, würde sie nicht mehr sehen, wie ihre Tochter vergewaltigt wurde. Eine nackte Mutter verbrachte ihre letzten Augenblicke damit, ihrem Säugling die Brust zu geben. Mutter verbrachte ihre letzten Augenblicke damit, ihrem Säugling die Brust zu geben. 29. bis 30. September 1941, innerhalb von 36 Stunden, wurden 33.771 Juden in der Schlucht von Babin Yar getötet. Als das Baby lebendig in die Schlucht geworfen wurde, sprang die Mutter hinterher. Traum vom Fischen 2018 Jetzt müssen wir sie nur noch entgräten. An den Gräten erstickt man sonst. Wenn einer zu dir gesagt hat, scheiß dir in die Hose, hast du gesagt, ich habe schon. Eigenen Willen hast keinen mehr gehabt. Den hast du gar nicht mehr haben wollen. Der hat dir nichts genützt. So gefreut habe ich mich auf daheim, aber meine Mutter hat nur gesagt, dein Bruder ist gefallen und du kommst zurück. Hochstand 1984. Mit Opa Bussarde jagen. Die ausgestopfte Eule soll die Mäusebussarde anlocken. Man zieht am Seil und sie schlägt mit den Flügeln. Wir warten auf die Bushorte. Grozi Türken, wieso kommt denn da keiner? Das wird heute nichts mehr. Da! Jetzt! Kiek! Mein Großvater hatte auf die Patronen vergessen. Er hatte keine einzige Patrone mit. Scheißdreck. Die Busse hatte blieben an diesem Tag am Leben. Die Eule war schon lange tot gewesen. Aussage bei einer staatsanwaltschaftlichen Vernehmung nach dem Krieg. Ein Angehöriger des Einsatzkommandos 4a. Es waren zwei Gaswagen im Einsatz. Ich habe sie selbst gesehen. Sie fuhren in den Gefängnishof. Und die Juden, Männer, Frauen und Kinder mussten von der Zelle direkt in den Wagen einsteigen. Ich kenne auch die Gaswagen im Inneren. Sie waren mit Blech beschlagen und mit einem Holzrost belegt. Die Auspuffgase wurden in das Innere des Wagens geleitet. Ich höre noch das Klopfen und die Schreie der Juden. Liebe Deutsche, lasst uns raus. Der Fahrer hat den Motor anlaufen lassen, nachdem die Türen geschlossen waren. Er fuhr dann in ein Gelände außerhalb von Poltava und auch ich war an jenem Ort außerhalb von Poltava, als der Wagen anhielt. Beim Öffnen der Türen kamen zuerst ein Qualm heraus und dann ein Knäuel verkrampfter Menschen. Es war ein schreckliches Bild. Überall Partisanen. Und als die dann hundert von uns erwischt haben, habe ich mich gerecht. Sagen darfst du es aber niemanden. Rein in den Friedhof mit der Artillerie. So tief waren wir schon. Die Grabsteine sind uns nur so um die Ohren geflogen. tief waren wir schon. Die Grabsteine sind uns nur so um die Ohren geflogen. Wegen dem Beschuss. Als wir das Magazin leer geschossen hatten, sind wir wieder gegangen. Wenn ich einen erwische, dem ziehe ich die Haut ab, habe ich gesagt. Dann haben sie mir einen Engländer gebracht. Deutschland über alles, hat er gerufen. Und dann, Kamerad, one cigarette. So ein Offizier von der Wehrmacht hat gesagt, er bringt mich vor das Kriegsgericht, weil der Bauernhof gebrannt hat. Partisanen waren keine drinnen, aber das hat man ja nie wissen können. Mach das nur, dann kommst du gleich mit, habe ich dem Wehrmachtsoffizier gesagt, weil ich weiß auch einiges über dich. Und dann hat er den Mund gehalten. Oratour Suclame Orange bei Toulouse Und dann hat er den Mund gehalten. Die haben unseren Bataillonskommandeur gehabt. Kämpfe hat der geheißen. Bis wir draufgekommen sind, dass die den haben, da haben sie ihn schon umgebracht gehabt. Das war das Dorf Oradur. Das kann ich dir beweisen. Sind hin und haben die Ortschaft umstellt. Die Männer am Hauptplatz zusammengetrieben, mit dem Maschinengewehr niedergeschossen. Sind aber Lebende geblieben. Da ist ja nicht so genau geschaut worden. Die Kinder und Frauen haben sie in die Kirche getrieben und die Kirche haben sie dann angezündet. Das ganze Bataillon, unser Bataillon, der Führer, ist, sind als Kriegsverbrecher verurteilt worden. Ich, ich habe mich nicht fangen lassen. Da habe ich zu viel Erfahrung, wie man das macht. So, und jetzt gehen wir dann eher so zum Schluss hin. 217. Genau. Das war dann sozusagen, das ist der Abschluss des der Graphic Novel. Zumutbare Wahrheit. Auszüge aus Gedichten von Inse Weber, die in das Ghetto Theresienstadt deportiert und später in KZ Auschwitz ermordet wurde. Sie gingen mit gesenktem Haupt, den Davidstern über dem Herzen, die müden Füße wund und bestaubte, Seelen gequält von Schmerzen. Das ist der Weg nach Theresienstadt, den tausende Müsern bestritten und jeder von all den tausenden hat, hat das gleiche Unrecht erlitten. Hier wankten Kreise mit ihrem Blick in ergebenem Trotz der Herde, wie viele gehen nie mehr den Weg zurück, denn gnädig umschließt sie die Erde. Das ist auch der Weg, den hinab mit Hast laut dröhnend rollten die Wagen, die unablässig die ächzende Last, wollten die Wagen, die unablässig die ächzende Last, die Todgeweihten getragen. Das ist der Weg nach Theresienstadt, mit Leiden ungemessen, und wer ein einmal gesehen hat, der wird ihn nie mehr vergessen. Es ist ein Weg voll Elend und Grauen, wo Ströme von Tränen geflossen, die klagenden Kinder und stöhnenden Frauen in hilflosem Jammer vergossen. Ich wandere durch Theresienstadt, das Herz so schwer wie Blei, bis jeder Weg ein Ende hat, dort knabbern der Bastei. Nach Haus, du wunderschönes Wort, du machst das Herz mir schwer, man nahm mir mein Zuhause fort, nun hab ich keines mehr. Ich wende mich betrübt und matt, so schwer wird mir dabei, Theresienstadt, Theresienstadt, wann wohl das Leid ein Ende hat, wann sind wir wieder frei Zumutbare Wahrheit Es wurde immer gesagt, der Opa war ja nur Fahrer im Krieg Ich habe mir vorgestellt, er fährt Verpflegung an die Front und verwunderte ins Lazarett Meist weg, weit weg vom Kriegsgeschehen. Ich habe mir vorgestellt eine Art Schweig. Alle unfreiwillig in den Krieg gezwungen von ihren Führern. Man hätte doch Widerstand leisten können, desertieren. So einfach geht das aber nicht, wurde immer gesagt. Die Kriegsauszeichnungen, die er hat, man muss halt töten im Krieg, du oder der andere. Der Opa war ja nur bei der Waffen-SS. Ach so, Waffen-SS, nicht diese ganz böse SS, die man so aus Filmen kennt. Nein, jung und blöd und abenteuerlustig war ja der Opa. Ein Opfer der Umstände, ein einfacher Soldat. Irgendwie wollte ich das alles immer glauben. Die Wahrheit ist, dass mein Großvater freiwillig zur Waffen-SS gegangen ist, aus Überzeugung. Im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher erklärte der Internationale Militärgerichtshof, die Waffen-SS, wie auch die Allgemeine SS und die Totenkopfverbände wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verbrecherischen Organisationen. Mein Großvater war an Kriegsverbrechen und an Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt. Er war an der Zerstörung von Kulturdenkmälern beteiligt und an der Ermordung von Zivilisten. Die Waffen-SS empfand sich als Elite-Truppe aus politischen Soldaten, die als Ziel hatten, den Juden, den Bolschewismus und den östlichen Untermenschen zu vernichten. Und mein Großvater war einer von ihnen. Und mein Großvater war einer von ihnen. Ja, das ist das Ende der Graphic Novel. Und ja, wir können natürlich nicht die ganze volllesen. Mehr gibt es dazu im Buch und Fragen dazu, natürlich werden wahrscheinlich viele sein, können wir dann später beantworten. Vielen Dank. Vielen Dank. Als dritten Vortrag darf ich Harald Havers vorstellen. Harald Havers ist in der österreichischen Comicszene einer der ganz wichtigen Protagonisten. Er ist Buchautor, Drehbuchautor, Comic- und Spieleautor aus Wien, hat bei sehr, sehr vielen wichtigen Comicausstellungen mitgearbeitet und hat 2016 diese ComicheHeft-Serie vom ASH, Austrian Superheroes, geschaffen. Das ist so ein eigenes Superhelden-Universum mit österreichischen Superhelden und hat eben erst vor kurzem, haben wir das bei Next Comic in Linz vorgestellt, die Graphic Novel Armut überwinden, die Geschichte der Volkshilfe in Österreich«. Lieber Harald, bitte um deinen Vortrag. Danke. Ja, guten Tag. Ich möchte mich auch bei den Veranstaltern sehr bedanken. Es ist alles ganz großartig und gut organisiert, kann ich wirklich auch aus Erfahrung sagen, dass das hier hervorragend funktioniert. Ja, also mein Name ist Harald Habers, das wurde schon gesagt, ich bin Autor und wir machen jetzt zumindest scheinbar einen großen Sprung von den tatsächlichen Verbrechen des Nationalsozialismus in die, wenn man so will, mehr in den Bereich der Unterhaltungskomik. Ich sage aber absichtlich scheinbar, weil natürlich diese Sachen bei mir auch vorkommen und auch thematisiert werden. Und das ist auch der Hauptpunkt als Autor dieser Dinge, die ich heute vermitteln möchte, dass es eben auch wichtig ist, meiner Meinung nach, in normalen Medien, in Unterhaltungsmedien, diese Themen immer wieder aufzugreifen, nicht nur speziell in Erinnerungsmedien. Ich möchte das auch ein bisschen einbetten. Ich meine, es ist auch das Spannungsfeld zwischen den Superheldencomics, die ich texte. Ich muss nochmal dazu sagen, ich bin der Autor. Gezeichnet wird es von anderen Leuten. Ich werde die auch teilweise erwähnen. Und einer Graphic Novel, die hauptsächlich von der Zwischenkriegszeit in Österreich handelt und von der Sozialhilfe. Und beide haben aber auch Berührungspunkte zum Thema hier Nationalsozialismus. Ich würde das aber gerne noch ein bisschen einbetten. Teilweise wurden die Sachen auch schon gestern oder auch heute auch erwähnt. Ich schaue nur gerade mit den Pfeiltasten, nehme ich an. Also die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus begann ja schon in den 40er Jahren, allerdings sehr oberflächlich. Das hatten wir gestern ja auch schon, also dass die Superhelden in Amerika gegen die Nazis gekämpft haben, aber da war eigentlich nur der Krieg das Thema, der böse Feind, der besiegt gehört. Nur ganz, ganz selten wurden ja auch etwas über nationalsozialistische Verbrechen mitgeteilt, teilweise wusste man das ja noch gar nicht. Es gibt aber unter anderem einen Tagestrip von Superman, in dem er über ein Konzentrationslager fliegt und es auch so namentlich nennt. Allerdings hatte man damals noch nicht so eine genaue Vorstellung, was da drin passiert. Das sind einfach nur ein paar Racken gewesen, wie ein Auffanglager oder so ähnlich gezeichnet. Aber es wurde immerhin schon thematisiert. Nach dem Krieg hat man größtenteils versucht, es zu vergessen oder nicht einmal aufzugreifen in vielen Medien, also nicht nur in Comics, auch in Filmen und so weiter. Das Einzige, was auch da weiterhin tradiert wurde, auch in englischen Kriegskomics, waren eben Kriegskomics, die von dem glorreichen Kampf der Sieger gegen die Nazis berichten. Und ganz, ganz selten sind dann eben auch als Themen Dinge aufgetaucht, wie hier eben Ghettoaufstände in Warschau rechts und auch teilweise das Leid der Juden hat vielleicht auch damit zu tun gehabt, dass viele von den amerikanischen Comiczeichnern aus der Zeit Juden waren. Es war aber nie ein Hauptthema, es war sozusagen ein Handlungsteil, ein Plot. Auch in Europa wurde nicht sehr viel in Form von Comics aufgearbeitet. Wir sprechen ja noch bis in die 70er Jahre hinein, teilweise bis in die 80er Jahre. Es gibt vereinzelte Fälle, wie eine französische Serie, die eben vom Krieg handelt, eben auch hier vom Ghettoaufstand in Polen. Aber es war eher selten. Es gibt auch einen Comic aus der Zeit über Nazis in Dänemark, wie sie dort einmarschiert sind. Aber es war, wie gesagt, es wurde nicht sehr oft thematisiert. Es war eher ein Randthema. Das änderte sich dann recht schlagartig mit Maus. Darüber gab es ja gestern auch schon etwas. Maus war in vieler Hinsicht ein Bombeneinschlag sozusagen, schlechte Wortwahl, pardon, für die für die Geschichte des Nationalsozialismus in Comics, aber nicht nur das, auch für Graphic Novel überhaupt, weil sehr viele Leute, die damals die Bände gesehen und gelesen haben, zum ersten Mal mit der Idee konfrontiert wurden, dass man über das Medium Comic auch ernsthafte Themen, also auch politische Themen und problematische Themen ansprechen kann. Ich mag jetzt nicht so viel dafür sagen, aber tatsächlich, es hat ja auch den Pulitzerpreis gewonnen, es hat dafür nachhaltiges Aufsehen gesorgt, sowohl was die Thematik selbst betrifft, als eben auch die Umsetzung in Medium Comic. auch die Umsetzung in Medium Comic. Seitdem gibt es immer wieder Auseinandersetzungen, überhaupt seitdem Graphic Novel mittlerweile so ein Standardbegriff geworden ist für Literaturcomics. Man hat auch schon in den 80er Jahren solche Sachen publiziert. Damals nannte man sie Kunstcomic oder Literaturcomic. Aber seitdem der Begriff Graphic Novel sich durchgesetzt hat, hat es auch eine größere Öffentlichkeit erreicht und man liest natürlich keine Comics, man liest Graphic Novels und damit ist das dann auch erledigt und kann getrost das auch in die Buchhandlung stellen oder in die Bücherei. Ja, das sind ein paar Beispiele, die in den letzten Jahren erschienen sind. Das Buch Judenhass heißt übrigens auch im Original Judenhass, da geht es eben um die Geschichte der Vorstellung, dass die Juden immer an allem schuld sind und wie das im Laufe der Jahrhunderte in Gewalttaten gegen sie umgesetzt worden ist. In Österreich gab es auch nicht viel, logischerweise. Das lag aber nicht nur daran, dass das Thema nicht aufgegriffen wurde, sondern dass es einfach bis in die 80er, 90er Jahre keine nennenswerte österreichische Comics-Szene gab. Das wäre ein anderes Thema. Es gab ganz vereinzelte, eigene Publikationen. Die meisten waren dann aber eben auch aus dem Krimi-Genre oder sonstige Sachen. Das hat sich in den letzten Jahren geändert. Wir haben ja gerade gesehen das Werk Insekten, aber es gibt auch zum Beispiel von Herrn Fazinek, der sehr in seinem holzschnittartigen Stil arbeitet, einige Comics, die sich mit Nationalsozialismus oder mit Judenverfolgung auseinandersetzen. Beziehungsweise gibt es das Buch von der Verena Leusel, getextet von der Evelyn Steintaler. Da geht es um ein Massaker an einem Hof in Kärnten. Schon Ende, Ende des Krieges. Ja, damit kommen wir zu Superhelden. Ein großer Sprung scheinbar und sicher auch ein großer Sprung. Wie schon erwähnt, seit 2016 gibt es die Austrian Superheroes. 2015 haben wir mit einem Crowdfunding begonnen. Das war sehr erfolgreich und wir konnten dann eben ab 2016 Hefte publizieren. Und unser Ziel war da jetzt gar nicht irgendwas Originelles zu machen im Sinne von eine Parodie auf Superhelden oder ein neuer Ansatz, sondern wir wollten tatsächlich das Medium der Superhelden, wie man es eben kennt, mittlerweile auch durch die ganzen Verfilmungen, nehmen und sagen, wenn es superbegabte Wesen gibt irgendwo, warum sollte es die nicht auch in Österreich geben oder halt in Europa? Und darum haben wir einfach beschlossen, was wäre, wenn bei uns Leute mutieren oder Sagen gestalten, auftauchen? Und seit 2016 publizieren wir das eben. Andi Paar ist einer unserer Hauptzeichner. Thomas Eigelsreiter ist einer unserer Chefgrafiker, also Grafiker, unser Art Director. Und es haben über 20 Zeichner und auch Zeichnerinnen bis jetzt daran mitgearbeitet an dem Ganzen, wobei wir uns wirklich versucht haben, auch an das Original anzulehnen, an die amerikanischen Superhelden. Hier eine kurze Vorstellung, vielleicht in der Mitte ist Captain Austria Junior. Sein Vater, auf den komme ich dann gleich, war bereits im Kalten Krieg. Ein österreichischer Superheld. Hinter ihm Lady Heumarkt, eine superstarke Wrestlerin mit undurchdringlicher Haut. Wie sich später in der Heftserie herausstellt, übrigens eine Jüdin, wie auch ihr Bruder, die dann aus Umständen, die ich jetzt nicht erwähnen möchte, zwangsgetauft wurden. Rechts das Donauweibchen. Also so wie die Nordgötter Thor haben, haben wir halt auch die Sagengestalt des Donauweibchens mit im Team. Und dann noch unten der Bürokrat, der mit Geisteskräften gegen Verbrechen vorgeht und ein bisschen steif ist. Im bürgerlichen Beruf ist er Steuerberater. Also es ist ein bisschen parodistisch, aber im Großen und Ganzen haben wir es ernst genommen, auch inhaltlich. Und das zeigt sich auch in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Und da geht es in erster Linie, also hier noch ein paar Beispiele, wir haben die Heftserie bis heute fortgesetzt, also bis vor drei Jahren, alle zwei Monate ein neues Heft. Wir haben 28 Hefte mit jeweils 32 Seiten rausgebracht, was eigentlich eine gigantische Leistung ist, weil wir sind ja kein großer Verlag, sondern einfach nur ein Team von engagierten Zeichner und Zeichnerinnen. Es gibt tatsächlich nichts Vergleichbares im deutschsprachigen Raum, weil 32 Seiten ist oft eine Jahresleistung von einem Comic-Zeichen oder Halbjahresleistung. Aber wie gesagt, wir haben auch ein großes Team. Das gibt es dann auch immer wieder in Jahresbänden, die dann also so ausschauen, wo wir die Hefte zusammenfassen. also so ausschauen, wo wir die Hefte zusammenfassen. Und seit drei Jahren machen wir halt jetzt nur eine Publikation pro Jahr mit 64 Seiten in Form eines Specials. Das hat mit Corona zu tun, mit Messen, Ausfällen und so weiter. Aber egal, jedenfalls gibt es die Serie noch und wir arbeiten derzeit am dritten dieser Bände. Als ich die Serie erfunden habe, war die Idee, Helden gut und schön, aber gegen wen kämpfen sie eigentlich? Und gegen wen haben früher österreichische Superhelden gekämpft? Also wenn man sich New York vorstellt, kann man sich denken, ja okay, da kann, das ist ja ein riesiger Staat, Millionen von Menschen, da kann jeder, jede Woche irgendein ihrer Wissenschaftler oder ein mutiertes Monster aus den Tiefen des Abwasserkanals hervorkommen oder ein außerirdischer Besucher, kein Problem. In Österreich wäre das ein bisschen unglaubwürdig. Und natürlich kann das ab und zu mal passieren, aber nicht jede Woche. Also habe ich beschlossen, die österreichischen Superhelden in die Geschichte einzubetten. Und zwar in die Geschichte des Kalten Kriegs. Das damalige Team, das sind nicht die aktuellen, sondern das damalige Team, die Wiener Wächter haben auf Seiten des Westens, natürlich verdeckt, weil Österreich war neutral, mit allen westlichen Superhelden gegen die östlichen Superhelden oder Superschurken gekämpft. Und das ist ein Thema, das sich in unserer Gegenwart in Rückblicken äußert, aber auch in Handlungsplots, die sich weiter entwickelt haben. Also zum Beispiel die Figur da im Hintergrund in der Mitte ist Alfred Kogler, der Vater von Kurt Kogler, das ist unser Käpt'n Austria Junior. Er war eben der erste Käpt'n Austria in der Nachkriegszeit und hat sich vor allem im Kampf gegen die Kommunisten, insbesondere in den Ostblockländern, ausgezeichnet. Ich habe ihn als sehr zwielichtige, aber auch als vielschichtige Figur angelegt. Hier sieht man ihn in einem Rückblick, wie die Comics damals ausgesehen hätten, hätte es damals tatsächlich schon Superheldencomics aus Österreich gegeben. Und da sieht man ihn in der Gegenwart als älteren Mann, der halt jetzt mit seinem Sohn herumgeht. Er war in seiner Jugend, fiktiv in unserer Geschichte natürlich, in seiner Jugend Sozialdemokrat, vielleicht sogar Kommunist, wurde dann aber von den Nazis gefangen und kam ins Konzentrationslager, aus dem konnte er fliehen oder wurde befreit, das ist noch nicht ganz erzählt worden. Er kam dann aber umgekehrt in russische Gefangenschaft und hat dort dann erlebt, dass die ihn nicht als Verbündeten behandelt haben, sondern eben als feindlichen Ausländer. Und daher entstand mit der Zeit ein starker Hass gegen den Kommunismus und gegen den Osten. Und das führte dazu, dass er dann von einem amerikanischen Geheimdienst rekrutiert wurde und durch eine Mutation zum ersten österreichischen Superhelden. Diese politischen Aspekte ziehen sich durch. Also in dem Band hier, wo der Rückblick auf seine Geschichte ist, zeigt er seine KZ-Nummer her. Das ist da im zweiten Bild oben, als russische Besatzer in Wien ihn kontrollieren wollen. Und ich thematisiere das immer wieder so zwischenironisch, aber durchaus ernsthaft. Das ist der allererste Einsatz von Käpt'n Austria, der sich damals noch Kapitän Österreich nennt, bis er draufkommt, dass das blöd klingt, wo er einen übergebliebenen Naziterroristen, einen Wissenschaftler, der in Norddeutschland gearbeitet hat, an einer Wunderwaffe in Wien stellt und besiegt. Zvi gerade versucht, das Set von Der dritte Mann von Orson Welles zu sprengen und den bösen Amerikanern eins auszuwischen. Und natürlich ist nicht der Nationalsozialismus das Thema hier, aber ich verwende einfach diese Elemente en passant, um aber durchaus darauf hinzuweisen, dass das ein Faktor war, dass das ein Teil unserer Geschichte ist. Man sieht auch am Schluss, wie er dann gefangen an der Wand hängt bei der Albertina und da steht drauf, ich bin ein böser Nazi, während die vier im Jeep ihn dann einkassieren. Diese Themen kommen immer wieder in unseren Comics vor. Zum Beispiel haben wir auch eine Ebene mit den Metawesen, wie zum Beispiel Donauweibchen. Also bei uns gibt es auch Naturgeister und verschiedene andere mystische Figuren. Und in einer unserer Rückblicke erzählen wir, wie die Nazis, die ja bekanntermaßen wirklich nach magischen Artefakten gesucht haben, das Rheingold finden und mit dessen Hilfe die Wasserwesen des Rheins, aber auch in Österreich versklaven und sie in den Kampf schicken gegen die Ostfront, was dazu führt, dass Stalin dann einen Befehl ausgibt, alle Wasserwesen und auch alle anderen Naturgeister in einem Pogrom umzubringen, was in unseren Handlungsebenen dann auch wieder thematisiert wird, warum die mystischen Wesen, die es im Westen noch gibt, also noch stärkere Ressentiments gegen den Osten haben. Also diese politischen Verflechtungen, Kommunismus, Nationalsozialismus, Nachkriegszeit, Wende und so weiter, sind ein elementarer Bestandteil der Comics, die aber an sich natürlich Unterhaltungsmedium sind. Aus zwei Gründen. Einerseits fand ich das spannend, das mit der Realität zu verweben und auch als guten Plot sozusagen zu verwenden. Aber andererseits durchaus auch im Sinne der Erinnerungskultur. Ich möchte diese Dinge immer wieder ansprechen. Beispielsweise hatten wir auch ein Spin-Off, das heißt die Liga Deutscher Helden. Das waren also deutsche Superhelden. Spin-Off, das heißt die Liga Deutscher Helden, das waren also deutsche Superhelden und als wir die Hefte rausgebracht haben, war es mir natürlich besonders ein Anliegen darauf zu achten, dass das jetzt nicht deutsche Helden im Sinne von nationalsozialistischen Helden sind, sondern sogar das Gegenteil. Und darum ist in der Rückblickgeschichte des Oberbosses der Liga Deutscher Helden, der heißt Captain, man sieht ihn da oben in der Mitte ein bisschen in der Gegenwart. Seine Ursprungsgeschichte haben wir dann halt so erzählt, dass er als HJ-Junge unterwegs war, verspottet wurde, dann durch Umstände, die ich jetzt nicht erzählen möchte, zu einem Superhelden wird, also Superkräfte erlangt und dann in ein geheimes Projekt der Nazis geholt wird, wo halt mutierte Superjugendliche ausgebildet werden für den letzten Kampf. Wobei hier aber auch schon vorkommt, dass diejenigen, die auch äußerlich mutiert sind und zum Beispiel haarig sind oder dunkelhäutig geworden sind, dass die mit der Zeit aussortiert werden und nur die gutaussehenden weißen arischen Superwesen überbleiben, die dann hier in einem Schlussakt in Berlin quasi alle verheizt werden und er überlebt. Und aus dieser Haltung heraus wird er zu einem glühenden Antifaschist und auch wenn er der Führer der Liga Deutscher Helden ist, ist er eben ein Held der anderen Seite. Ich muss nur kurz schauen, ob ich noch da jetzt ein Bild habe. Nein, okay. Ja, ich mache dann noch ein Fazit am Schluss dazu. Schwenke jetzt aber zum zweiten Band. Armut überwinden. Die österreichische Hilfsorganisation Volkshilfe hat im vorigen Jahr ein doppeltes Jubiläum gefeiert. Einerseits 75 Jahre nach ihrer Gründung 1947, andererseits auch ein 100-jähriges Jubiläum, weil bereits vor 100 Jahren im Jahr 1921, 1922 bereits die Vorgängerorganisation gegründet wurde und es gab verschiedene Feierlichkeiten natürlich und es wurde auch ein wissenschaftliches Buch hier aus Widerstand und Solidarität herausgebracht, ein mehrere hundert Seiten dickes Buch über die Geschichte der sozialen Hilfsorganisationen in Österreich. Aber die Idee war dann von den Leitern von der Wiener Abteilung der Volkshilfe auch ein Werk zu schaffen, das leichter zugänglich ist für die Allgemeinheit. Wobei die Allgemeinheit sowohl die eigenen Mitarbeiter meint, als auch eben die Allgemeinheit überhaupt. Die erste Organisation, die vor 100 Jahren gegründet wurde, hieß Sozietas und war die unmittelbare Vorgängerorganisation. Die Idee war nun folgende. Anhand einer fiktiven Person, die das alles miterlebt hat, schildern wir die Entstehung der Sozialdemokratie, aber auch der sozialdemokratischen Hilfsorganisationen nach dem Ersten Weltkrieg in der Ersten Republik. Und aus ihrer Sicht wird das eben alles berichtet. Und aus ihrer Sicht wird das eben alles berichtet. Es beginnt beim Rathaus, wo eben 1947 die Gründungsversammlung der Volkshilfe stattfindet, unter Beteiligung von Kreisky und Willi Fritsch und weiß Gott alle möglichen Renner und so weiter, alle möglichen Politiker, das ist alles realistisch. Und einer der Zuseherinnen ist halt die Dame da unten, unsere Hauptfigur, Leopoldine Poldi Czerny, die als Helferin mitgearbeitet hat. Ich möchte da gar nicht so sehr ins Detail gehen, sondern wir wollen ja den Bezug zu dem Hauptthema hier herstellen. Generell geht es in dem Comic um die mangelnde Sozialhilfe in der Monarchie, um die Aufstände, unter anderem auch der erste Frauenstreik gegen die furchtbaren Verhältnisse damals, Arbeitsbedingungen. Zusammen mit der Entstehung der Sozialdemokratie auch der soziale Gedanke, der Gedanke der Hilfsorganisationen, der sich dann eben auch in der Gründung des Sozietats widerfand. Übrigens nicht nur in Wien, dass da unten ist ein Auszug aus dem Linzer Tagblatt über Kinder, die an die Adria gebracht worden sind, zum Aufpäppeln. Gerade in Linz gab es einige Bemühungen von der Sozietat, auch Ausbildungen, Krankenschwestern-Ausbildungen und so weiter. Am Anfang gab es Kinderverschickungen ins Ausland, dann haben sie so Erholungsheime gebaut, wo Mütter und Kinder aus den ärmsten Verhältnissen hinkonnten, um sich sozusagen zu erholen und auch aufgepäppelt zu werden. Interessant daran, und das ist auch ein wichtiger Bestandteil dieser Graphic Novel, es geht immer um Hilfe zur Selbsthilfe. Man hat nie versucht, den Leuten mit Almosen abzuspeisen, sondern ihnen halt auch Mittel in die Hand zu geben, um wieder selbst auf die Beine zu kommen. Und auch bei diesen Sommeraufenthalten haben die was gezahlt. Also ganz wenig nur natürlich, sie konnten sich ja nicht viel leisten, ein paar Pfennig oder was immer, das ist heller damals, oder da haben sie schon Groschen eigentlich, aber damit sie sich sozusagen als zahlende Kundinnen vorkommen und nicht als Empfänger. Dasselbe gilt für die Sachen, die sie sich abgeholt haben. Wenn sie ein paar Schuhe bekommen haben von einer Hilfsorganisation, haben sie dafür auch gezahlt. Und dann haben sie auch das Recht gehabt, noch einmal hinzugehen und zu sagen, ja, das drückt mich da hinten, könntest du etwas ausbessern und so weiter. Aber es ging immer darum, den Leuten auf Augenhöhe zu begegnen. Aber natürlich spielt auch hier der Faschismus und Nationalsozialismus deutlich deutlich hinein, denn wie alle anderen sozialdemokratischen Organisationen wurde 1934 die Hilfsorganisation des Sozialetats verboten, ihre Mitglieder kurzfristig inhaftiert und das Ganze wurde dann natürlich 1938 noch einmal schlimmer. Wer noch immer da mitgearbeitet hat, war akut unter Lebensgefahr bedroht. Sie haben aber weitergearbeitet. Sie haben teilweise noch Hilfe geleistet innerhalb der Sozialdemokratie oder auch anderen Leuten geholfen. Also Juden als U-Boote versteckt und so weiter. Also man sieht hier ein paar Beispiele, wie sie Feindsender hören oder eben Juden versteckten oder andere Verfolgte der Sozialdemokratie und Hilfe bei der Flucht leisteten und ähnliches. Ja, das spielt sehr stark hinein, ist natürlich nicht das Hauptthema. Und damit komme ich auch dann zum Schluss. Ich stehe natürlich für Fragen noch gerne zur Verfügung. Bisher habe ich, obwohl ich auch schon viele Bücher geschrieben habe, nichts konkret Eindeutiges zum Nationalsozialismus gemacht oder zur Judenverfolgung, aber ich lasse es fast immer einfließen. Ich habe andere Bücher auch geschrieben, keine gezeichneten, sondern richtige Bücher. Pardon. Gedruckte mit Buchstaben und ohne Bilder. Hauptsächlich über Wien und Österreich, kurioses Österreich, kurioses Wien und so weiter. Und da achte ich immer darauf, dass diese Sachen drin vorkommen. Also in einem Buch über Wien und Musik habe ich zum Beispiel erwähnt, wie die ganzen Namen von den Operettenkomponisten gestrichen worden sind, weil die fast alle Juden waren, aber die Operetten wurden nicht verboten, weil Hitler so ein Fan von Operetten war und sie sich gerne angehört hat. Also solche Themen greife ich immer wieder auf und streue sie ein. Und das ist auch die Absicht bei diesen Dingen hier. Es geht nicht vordergründig um Nationalsozialismus in den Sachen, aber es ist ein Bestandteil unserer Geschichte, es ist ein Bestandteil unserer Erinnerung und ich finde es gerade wichtig, auch in populären Medien, wobei jetzt die Superhelden mehr populär sind als das andere, immer wieder darauf hinzuweisen. Und sei es nur durch Anspielungen oder durch Zitate. Aber sehr wichtig und eine große Berechtigung haben eben Werke, die sich konkreter mit auseinandersetzen. Aber für genauso wichtig halte ich es, es auch in unter Anführungszeichen unterhaltenden oder populären Medien immer wieder anzusprechen und einfach nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Dankeschön. Ja, also das waren jetzt wirklich sehr, sehr interessante Vorträge. Sie sehen auch, die Zeit ist total fortgeschritten. Wir haben nur noch mal fünf Minuten, aber ich würde vielleicht wirklich noch jeden Vortragenden, jeder Vortragende eine Frage stellen zum Schluss und dann kann man dann später, vielleicht wenn sie raufkommt, dass wir dann ganz kurz nochmal reflektieren und den Rest kann man ja zum Glück auch direkt mit den Künstlerinnen später machen. Hallo. Also die erste Frage möchte ich an dich. Also machen wir es auch wieder so in der Reihenfolge. Bei dieser Geschichte von Ladislaus Gmoch, Seicherl und St, wurde er dazu auch, was mich interessiert, dieser Wandel, der hier passiert ist, einerseits diese Plattlinie von den Sozialdemokraten zu erhalten, also auch politisch zu erhalten, dann diesen Wechsel, wurde er dann später einmal darauf angesprochen oder hat er sich einmal erklärt, wie es zu diesem Wandel gegeben hat. Also was mich da interessiert, ist eben diese Geschichte, dass es wahrscheinlich stellvertretend zu vielen Österreicherinnen nicht immer nur Täter und Opfer gegeben hat, nämlich dazwischen hat es einen großen Graubereich gegeben. Die einen, die halt das gemacht haben, was halt eben sozusagen gefordert war, die anderen, die vielleicht verfolgt wurden. Was hat Kmoch, hat es da eben eine Reaktion von ihm gegeben? Es gibt nicht wahnsinnig viele Aussagen von Kmoch selber über Herrn Seichler. Es gibt kaum Interviews und so weiter. Es gibt eine Aussage, wo er sagt, okay, er ist in seinem Leben von schon so vielen politischen Bewegungen quasi er nennt das fast so, wie überlistet worden. Also quasi er hat sich schon so vielen Ideologien angeschlossen. Er hält sich jetzt aus allem heraus. Also das war so nach dem Krieg, hat er mal was in die Richtung gesagt. Aber er hat sich, soweit ich weiß, nie wirklich dazu geäußert, warum er diesen Schwenk gemacht hat. Eher so ein bisschen implizit, so aus Opportunismus oder einfach, weil er einen Job gebraucht hat. Er hat das Geld gebraucht, ganz einfach gesagt. Allerdings würde ich das ein bisschen mit Vorsicht genießen, diese Aussage. Weil wenn man schon als illegaler Parteimitglied war, würde ich sagen, ist man vielleicht ideologisch nicht so weit weg, wie man dann im Nachhinein das gern darstellen wird. Was wirklich sehr interessant ist, ist einfach das, dass man auch in diesen Witzen, also in diesen Cartoon-Strips, in diesen Comic-Strips sozusagen, schon auch sehr viel darüber erfährt, wie die Gesellschaft war. Was wichtig war, was war gerade en vogue, was hat man vielleicht unternommen in der Freizeit, wie wurde darauf gesprochen. Also das heißt, es werden schon immer wieder Comic auch viel mehr in der Historienerzählung verwendet. Kann man das so sagen, dass die Soziologen sich mehr dem bedienen, dass sich Historiker dem bedienen? Ist das öfters zu sehen? Als Quelle? Also, ich glaube, es wird mehr, aber ich glaube, in der Vergangenheit hat man das jetzt als wirklich zuverlässige historische Quelle quasi noch nicht so ganz ernst genommen. Jetzt, was den Seichel betrifft, gibt es ein, zwei Arbeiten, die das versuchen, quasi den Comic als historische Quelle, um zu schauen, okay, wie war zum Beispiel die Einstellung der Gesellschaft zu der Zeit. Was ich da auch ganz spannend finde, ist, dass man bei Seichel ja nicht nur das Politische sieht, die politische Einstellung, sondern auch zum Beispiel Lebensumstände. Seichal zum Beispiel hat das Waschbecken am Gang, man sieht seine Wohnung und so weiter. Also man sieht auch, wie so quasi das einfache Volk gelebt hat. Okay, vielen Dank. Eine Frage an euch. Und zwar, wir haben letzte Woche eine Veranstaltung auch zum Thema, zu den Insekten. Da kann ich mich noch gut erinnern, da hat eben ein Historiker mit dabei, der Dr. Streibl. Und der hat gemeint, es wäre ganz, ganz wichtig gewesen, vielmehr noch die Geschichte des Täters aufzunehmen oder auch zu zeigen. Also es ist einfach so jetzt, nachdem die Historikerkommissionen so erst mit den 1980er Jahren, ist es so richtig losgegangen, diese Aufarbeitung oder so, 80er, 90er Jahren erst, hauptsächlich bei Waldheim, nach Waldheim, 1986, wo diese große Geschichte mit den Präsidentschaftskandidaten war und wo man dann so witzigerweise, es ist ein Zitat übrig geblieben, wo der Sinovac dann gesagt hat, wir wissen jetzt, dass das Pferd bei der SA war, aber Waldheim war sicher nicht dabei oder so. großen Aufarbeitungen gegeben. Was war für euch sozusagen, wenn man mit einem Täter spricht, was war da vielleicht so der Punkt, wo ihr euch, mit dem ihr nicht gerechnet habt bei eurer Arbeit? Oder was habt ihr, ihr habt ja dazwischen so große Zeitabstände gehabt, aber was war so das Bewegendste dann auch für euch, wenn man mit einem Täter spricht? Also zum einen, ein Täter ist ja nicht immer unsympathisch. Also das war das, was ganz schwer war. Erstens mal, der Großvater von Mirbel hat sehr gut reden können. Also der war ein guter Redner und man hat ihn ja auch gemocht. Und er hat das auch so erzählt wie einen Reisebericht eben. Und hat aber diese ganzen Kriegsverbrechen auch so nebenbei erzählt und das war schon sehr schwierig, dass da überhaupt keine Reue und dass da keine Selbstreflexion, also ich weiß nicht, er war einfach überzeugt davon, dass das okay war, was er gemacht hat. Wobei er mir manchmal schon angemerkt hat, dass er schon hadert oder dass er so ein bisschen so abdriftet in den Wahnsinn auch so manchmal, habe ich so das Gefühl gehabt. Der Wahnsinn des Krieges ist im Gespräch auch manchmal rausgekommen, habe ich so den Eindruck gehabt. Das war meins, ich weiß nicht. Ja, mir ist es natürlich ähnlich gegangen als Enkel. Aber was wir vielleicht nicht erwähnt haben, was auch für mich ein schwieriger Prozess war, Aber was wir vielleicht nicht erwähnt haben, was auch für mich ein schwieriger Prozess war, Regina hat ja das Interview transkribiert und bearbeitet und recherchiert und so und das irgendwie jetzt dann wirklich voll und ganz zu akzeptieren, dass er jetzt ein Kriegsverbrecher ist und nicht eben wie das die Familienlegende ist, wie im Buch erwähnt, dieser Fahrer, der da jetzt zwar irgendwie dabei war, aber irgendwie nicht wirklich was gemacht hat, das war hart und da haben wir harte Diskussionen gehabt und bis die Regina gesagt hat, schau, das steht da schwarz auf weiß, das hat er gesagt, das ist so. Und dann natürlich, wie ich mir dem gewidmet habe und das von der Regina da durchgelesen habe und selber wieder angehört habe das Interview, ja, musste ich dann mich selber davon überzeugen, dass das eben Tatsache ist, dass das so ist und mit dem halt leben dann schlussendlich. Also man hat gesehen bei diesem Vortrag, dass eigentlich die Ebene des Dokumentarischen, also dieser Erzählung, dann aus, wenn man dann die künstlerische Ebene sieht, die Illustrationen dazu, wie habt ihr da eure Form gefunden? Ja, bei mir war es so, ich wollte explizit keine Kriegsbilder einmal haben, ja, ich wollte eher so abstrakte Bilder, damit man sich praktisch noch eigene Bilder im Kopf machen kann. Ich wollte wirklich nur, wichtig war es für mich, so eine Stimmung rüber zu kriegen. Deswegen ist es auch ein bisschen schwierig, so ein Buch aus dem Zusammenhang so Teile nur vorzulesen, weil ich glaube, es lebt davon, dass man eben das ganze Buch liest und dann mit einer Stimmung rausgeht aus dem Lesen und dass man auch so seine eigene, ich weiß nicht, so seine eigene Meinung sich dazu bildet, was war der Großvater sein? Es kommen ja auch so verschiedene Aspekte vor. Es kommt auch vor, zum Beispiel, dass er sich mit seiner Mutter nicht verstanden hat. Das sind ja alles so Dinge, wieso er auch vielleicht in den Krieg gezogen ist. Und da wollte ich einfach die Bilder relativ abstrakt halten und auch sehr plakativ und auch um diese Zeit und diese Zeit auch ein bisschen zu zeigen, die Plakate, die es gegeben hat, die Sprüche, die man so sieht und die auch später wieder zum Beispiel wie jedem das Seine, das Pik und Kloppenbrot plötzlich wieder aufgegriffen hat, dass man sehr genau wissen muss, über diese Symbolik Bescheid wissen muss von der Zeit, dass man es auch jetzt nicht verwendet. Das war mein Herangehensweise. Ja, das finde ich großartig, was die Regina gemacht hat, hätte ich nicht so können und deswegen habe ich mich eben mehr auf diese Zwischengeschichten sozusagen die bearbeitet und das ist eigentlich, ja es ist nicht wirklich ein Comic jetzt in dem Sinne, dass da jetzt Sprechblasen und so hin und wieder kommt das vor, aber manchmal sind es auch noch so, wo der Text halt das Bild konterkariert und umgekehrt und so, um auch eben, wie die Regina schon gesagt hat, eine Stimmung aufkommen zu lassen. Das Ganze da jetzt so von Anfang bis zu Ende zu erzählen, das wollte man nicht. Wir wollten so ein Stimmungsbild machen, dieses Täters. Okay, vielen Dank. An dich habe ich jetzt noch eine Frage, Harald. Ich glaube, beim Comic, wenn man Unterhaltungsliteratur macht und auch wenn man mit diesen Themen, diesen ernsten Themen spricht, da hat man sozusagen ein bisschen auch den Vorwurf von Verharmlosung. Wie geht man damit um oder hast du das Gefühl, dass das in dem Sinn gar nicht angebracht ist? In den mittlerweile sieben Jahren, mit denen wir uns mit dem Ganzen beschäftigen, wenn wir jetzt von den Austrian Superheroes reden, gab es eigentlich nur einen einzigen Fall, wo so etwas angesprochen wurde und das war nicht in Österreich. Nämlich als wir die Spin-Off-Serie Liga Deutscher Helden rausgebracht haben, noch ohne, dass irgendjemand irgendwas wusste über die Serie und wie wir sie angelegt haben und warum wir sie auch so genannt haben, kamen sofort Shitposts. Also bei der ersten Ankündigung Deutsche Helden, Nazitum, was wolltest du jetzt damit aussagen und so weiter, gemeint waren Deutsche Superhelden. Aber das wir haben dann auch damals, also die österreichische Redaktion hat auch die deutschen Hefte bearbeitet, wir haben die ursprünglich etwas größere deutsche Flagge am Cover dann in so einen ein Millimeter schmalen Rand verwandelt und um alles möglichst runterzubrechen, weil in Deutschland da offensichtlich diese Erinnerungskultur, diese Wunde noch viel tiefer sitzt als bei uns und das grundsätzlich schon einmal abgelehnt wurde. Als Verharmlosung in dem Sinne nicht, aber wir haben immer wieder politische Themen drin aufgegriffen und als es dann erschienen ist, gab es eigentlich auch keine Kritik mehr. Das war mehr im Vorfeld. Also wir haben auch den Anschlag auf die Olympiade in München beispielsweise drinnen und so und andere zeithistorische Elemente. Also so gesehen gab es da eigentlich nie etwas, nur im Vorfeld als noch nicht ganz klar, was wir machen. Was ich noch ergänzen wollte, was du gesagt hast, Waldheim wollte ich nämlich auch erwähnen, war die eine Wende in der Zeit und das andere war die Fernsehserie Holocaust und auch Österreich 2, weil das Medium Fernsehen hat auch da Holocaust eine eigentlich relativ harmlose im Verhältnis zur Wahrheit. Fernsehserie hat in Österreich erst so richtig die Generationen zum Reden gebracht. Also ich zum Beispiel mit meinen Eltern, wo es durchaus auch einige Bezüge gab, von denen ich vorher keine ahnung hatte also ich finde dass gerade die vermittlung über populäre werke der durchaus zumindest sein ein gesprächsthema anregen kann oder so und das letzte was ich vergessen dass ich das noch sage nicht weil ich einen großen bauchladen habe aber ich habe sicherheitshalber ein paar von den exemplarenaren mitgenommen, weil ich nicht weiß, ob es die in Linz gibt und falls jemand die haben möchte, ich habe sie mit. Gibt es so eine Insekten auch aus? Aber ich glaube, es gibt einen Büchertisch. Es gibt einen Büchertisch. Ja, beim Alex und der, aber ich war nicht sicher, ob die dort sind. Okay, das war ein gutes Schlusswort. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Dankeschön.