........................................... Applaus Applaus Ja, einen guten Abend im Stifterhaus, meine sehr geehrten Damen und Herren. Mein Name ist Steffen Kögelberger. Es freut mich, dass so viele von Ihnen dem Regen getrotzt haben und heute Abend hierher gekommen sind zu einer Buch- und Verlagspräsentation des Verlags Bibliothek der Provinz. Der Verleger Richard Pils ist anwesend und wird den Abend moderieren, seines Zeichens seit Jahrzehnten im Grunde ein verlegerisches Marken- und Gütesiegel an sich. Vier Autorinnen des Verlags werden heute lesen, und zwar Karl-Heinz Gruber, Horst Püringer, Gerda Senkst-Battl und, wenn er denn noch auftaucht, Andreas Reynoldsner. Alle vier Autorinnen und Sie, lieber Herr Pils, begrüße ich ganz herzlich im Stifterhaus. Herzlich willkommen. Einige Worte zu unseren heutigen Autorinnen. Karl-Heinz Gruber war lange Zeit als Ordinarius für vergleichende Erziehungswissenschaft an der Universität Wien tätig. In zahlreichen Beiträgen in der Tageszeitung der Standard warf er immer wieder Blicke auf schulische Verhältnisse jenseits unserer Landesgrenzen. Das Buch, das er heute vorstellt, trägt den Titel Vergnügte Wissenschaft – ein pädagogischer Selbstversuch. Karl-Heinz Gruber ist seit 2003 emeritiert, lehrte aber bis 2020 an verschiedenen Universitäten. Das Buch, das er heute vorstellt, ist 2022 im Verlag Bibliothek der Provinz erschienen. Horst Püringer, der Zweite, den wir heute lesen hören, hat 2022 im Verlag Bibliothek der Provinz sein bereits viertes Buch herausgebracht, das den Titel trägt, Wenn die Glocken nach Rom fliegen. Die Erinnerungen Horst Bühringers, der als Lehrer am Gymnasium Daxberg tätig war und erst vor kurzem pensioniert wurde, kreisen um eine unbeschwerte Zeit der 60er Jahre. Die dritte im Bunde ist Gerda Senkstbradl. Sie wurde in St. Georgen am Walde geboren und wuchs im Mühlviertel auf. Sie studierte Anglistik und Romanistik an der Universität Salzburg. Seit vielen Jahren publiziert sie Romane und Kurzprosa, sowohl in Anthologien als auch in eigenen Büchern. Ihr heute vorgestelltes Buch »Afrika. Anläufe anreisen« erschien 2022 im Verlag Bibliothek der Provinz. Andreas Rehnoldner stelle ich Ihnen auch vor, denn ich bin guter Dinge, dass er uns noch erreichen wird heute, denn er hatte ein echtes Heimspiel eigentlich hier in Linz, wo er 1957 geboren wurde. Andreas Rehnoldner hat schon viele Leben gelebt. Nach der Matura lebte er zehn Jahre in Wien, wo er Medizin studierte und dann fast folgerichtig eine Gastgewerbefachschule zum Koch-Kellner-Abschluss. Darauf folgten 20 Jahre Oberösterreich inklusive Pacht einer Betriebskantine und einer zehnjährigen Tätigkeit als Biobauer. Seit 1988 ist Andreas Rehnoldner freischaffender Schriftsteller und Künstler. Seit 2006 hat er uns leider wieder verlassen und lebt in Wien. Er produzierte eine Vielzahl an Hörspielen im gesamten deutschen Sprachraum und verfasste zahlreiche Bücher. Neben anderen Preisen wurde er 2001 mit dem Kulturpreis des Landes Oberösterreich bedacht. Die Rampe, die viele von Ihnen vielleicht kennen, die Literaturzeitschrift des Adalbert Stifter Instituts, die viele von Ihnen vielleicht kennen, die Literaturzeitschrift des Adalbert-Stifter-Instituts, widmete dem Leben und Werk von Andreas Rehnoldner im Jahr 2022 ein Porträtheft, dass ich es rausbringe, dieses hier. Heute wird er, sofern er kommt, aus seinem neuen Buch lesen, das den Titel »Mürmiker Rubra lernt Fliegen« trägt. Ich darf Ihnen noch den Büchertisch ans Herz legen, wo Sie nach der Veranstaltung Bücher aus dem Verlag Bibliothek der Provinz erwerben können. Das Literaturcafé steht Ihnen wie gewohnt für Erfrischungen zur Verfügung. Und das war es von meiner Seite. Ich darf schon an den Verleger Richard Pils übergeben. Vielen Dank. Sehr geehrte Damen und Herren, es ist für mich jedes Mal eine Freude, wenn ich ins Adolphe Stifter-Institut, weil es immer das Stifterhaus kommen darf mit unserem Bouquet an Literatur. Über den Verlag hier zu reden, macht, glaubebuch, Literatur, Wissenschaft und natürlich auch Kunst. Das hat etwas mit meiner Kindheit oder Jugendzeit zu tun. Man muss sich vorstellen, Linz, Taubenmarkt, Buchhandlung am Taubenmarkt, Neugebauer, Neugebauer in Antiquariat. Und mit so zehn, elf, zwölf Jahren habe ich schon begonnen, im Antiquariat zu stöbern. Da ist es am reichsten, vielfältigsten gewesen. Und da war immer etwas dabei, was man sich auch leisten hat können, also kaufen hat können. Und dann ist man weiter rübergegangen auf der anderen Seite, die ebenhirsche Buchhandlung, also Coop hat das genannt, auch ein Antiquariat. das genannt, auch ein Antiquariat. Und dann ist man weitergegangen, dann war der Haslinger auch Antiquariat und da ist man herumgesaust und so weiter. Also es gab eine Fülle von Buchhandlungen und eine riesen Fundgrube und die Besonderheit war, dass ja jeder von diesen Buchhandlungen auch einen Verlag gehabt hat. Und für das eigene Publikum und eigenen sind immer auch diese Bücher erschienen. Das ist leider alles verschwunden. Aber wenn es diese Art von Buchhandlung gibt, dann gibt es auch eine entsprechende Rezeption, Wahrnehmen, Notieren. Sie kennen ja, früher war das ja so, dass diejenigen, die gelesen haben, auch immer einen Stift dabei gehabt haben und immer am Rand dazu geschrieben haben, nicht nur korrigiert wegen der Fehler, sondern Bemerkungen dazu geschrieben haben. Und das war etwas anderes und das hat mich sehr bewegt immer und daher ist es bei mir nach wie vor so, dass ich, und das sehen Sie am heutigen Tag wieder, unterschiedlichste Sachen da beisammen sind. Und jetzt steige ich sofort ein in diese erste Publikation Vergnügte Wissenschaft. Eigentlich sollte heute der ganze sozialistische Lehrerverein bzw. der christliche Lehrerverein hier sein. Denn in der Pädagogik, das ist ja ein relativ junges Ereignis in Österreich in gewisser Hinsicht, gibt es die renitente Retardenz. Und zwar, weil wir im Stifterhaus sind, sozusagen, wo es jetzt wieder alles aufgefrischt worden ist. Adolf Bert Stifter hat nach 1848 ein Buch herausgegeben, und zwar Lesbuch für humaner Bildung. Und das ist auch damals den ganzen bürokratischen Weg durchgegangen, mit allen möglichen, das kann man nachlesen, Bemerkungen, so ungefähr, so ein Blödsinn und so weiter. Diverse Beamte haben den Kommentar und es ist natürlich nicht approbiert worden. Es ist erst approbiert worden, also 100 Jahre später, 1946, im Freistaat Bayern für die Oberstufe der Gymnasium oder so ähnlich wie die Gymnasium. Und zwar, es war das erste Buch, also Lesebuch, schon mehr oder weniger mit Aristoteles und so weiter beginnend herauf, mehr oder weniger mit Aristoteles und so weiter beginnend herauf, dass nicht religiös, nicht adelig, bürgerlich determiniert war, sondern aus Literatur bestanden hat. Und das war ein großes Ereignis. Und dann habe ich, wie ich dann selber sozusagen Lehrer war oder Pädagoge, wie auch immer man das bezeichnet, dann habe ich dieses Buch wieder aufgelegt im Grazer Akademischen Verlag als facsimile Geschichte mit einem Vorwort von mir. Und jetzt eben Karl-Heinz Gruber. Die Begegnung mit Gruber resultiert wiederum dadurch, dass ich Lehrer war und in der Volksschule und mehr oder weniger unbedarft alles mögliche erlebt habe, was man nicht vorstellen konnte. Und wir hatten Gott sei Dank damals noch einen Lehrplan, das hieß ein Rahmenlehrplan. Und hier stand für die Sonderschule, für die Volksschule und so weiter immer dieser Art Vorwort, Erziehung zum kritikfähigen und kritikmündigen Bürger. Und das ist wunderbar, wenn es nur allgemein formuliert ist und später folgte dann etwas anderes, was in Bayern wiederum schon das Curriculare gegeben hat. Und hier als kleines Beispiel, ich habe eine Schule übernommen und dann stellte ich fest, dass in der ersten Schulstufe ein Bub sitzt, der schon zehn Jahre ungefähr ist. Das ist immer ein Hucker-Problem, hat das geheißen, ein Hucker-Problem, weil er das und das nicht China hat. Und die Lehrer dort haben nicht gefragt, was ist die Ursache? Was könnte man da tun. Also für mich war das dann der Schluss, dass ich gesagt habe, da muss ich zu kompetente Leute gehen und daher habe ich dann in Wien und dann beim Doktor Rett und so weiter Sachen inskribiert, um etwas zu erfahren, was sind die Determinanten, was ist da im zerebralen Bereich los? Wie kann man das eventuell lösen? Und auf diese Weise bin ich dem Karl-Heinz Gruber begegnet. Aber ich habe das gar nicht realisiert. Ich habe dann später hier in Linz eine große Veranstaltung gemacht im Linn. Das, wie es nur da drüben war, im Hochhaus mehr oder weniger. Dann im Rathaus am Hauptplatz, da war ein Kindertheater drin, haben wir die Räumlichkeiten genutzt beim ORF, Kind und Sprache und so weiter. Und hier habe ich ihn eingeladen bezüglich englisches Schulsystem und so weiter. Weil das hat mich bewegt und ich war selbst auch dann in England, also auch schon vorher, und habe mir Schulen angeschaut. Auch wiederum die seltsamsten Schulen, also ganz moderne Schulen, wo einfach in einer gewissen Höhe zwar die Klassen durchlässig waren, horizontal durchlässig, also das Unterrichtsgeschehen, aber dennoch war ein Schlitz, dass man sieht, was da passiert. Natürlich, als kritikfähiger, hoffentlich Pädagoge, haben wir da näher. Wenn da jetzt jemand durchgeht, entsteht eine ganz andere Form von Kontrolle auch. Die Transparenz dieser Art, in Österreich haben wir Räumlichkeiten gehabt, das hat man bezeichnet, die Kaiser-Franz-Josef-Schulen. Und zwar jeder, ein Gang gehabt ist, hat man bezeichnet die Kaiser-Franz-Josef-Schulen. Und zwar jeder ein Gang und aufgefädelt dann die Klassen und jeder hat seinen eigenen Intim berechnet und niemand hat sehen können, was da passiert. Das ist wieder etwas anderes. Aber die Durchlässigkeit implizierte etwas anderes. Und die Durch ich dieses Manuskript gelesen. Und das ist für mich so faszinierend, weil es auch autobiografisch mit mir etwas zu tun hat. Man geht in die Volksschule, Hauptschule, dann ist die Fragestellung schon, was willst du werden? Und der Papa, Mama, dann sagt man, weiß ich nicht und so weiter. Und dann geht man halt unter Umstellten in die Lehrerbude. Und dann ist man in der Lehrerbude und kennt mehr, was sich dort abgespielt hat und so weiter. Dann durfte man in der Schule dort, da wollte ich es üben. Und dann ist man hinausgestoßen worden in die sogenannte Wirklichkeit. Dann kommt man in so ein, da stehen dann die Haare gebergt, was da alles passiert. Ganze Zeit A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, A, AA ident ist mit dem A-A-A und so weiter und dann heißt es, Ida ist da, Susi ist da, Otto ist da, ist Otto, da ist Susi da, da ist Otto, da ist Susi und so weiter. So war das und es hat sich, wenn man ehrlich ist, es hat sich weitgehend nicht geändert. So, lieber Karl-Heinz Gruber, ein Intro für dich. Ja, mein Name ist Cordula Böse und ich werde ein bisschen flöten. Und ich habe mir gedacht, zur fröhlichen Wissenschaft passt ein Stück mit dem Titel Zeitauflauf von meiner Kollegin Maria Augustin.. A A A A A A A A A A A A A A um so uh.... Aplausos Danke sehr, liebe Musik. Ich überlege ernsthaft, die Beethoven-Späten-Streichquartette jetzt zu ergänzen durch mehr Flötenmusik. Das würde mich sehr freuen. Meine sehr geschätzten Damen und Herren, ich habe das Buch genannt Vergnügte Wissenschaft, weil ich im Laufe meiner fast 50-jährigen Erkundung, wie in anderen Ländern Schulsysteme funktionieren oder sich Schulsysteme entwickeln, auf etwas gestoßen bin, was der norwegische Wissenschaftsforscher Bildungskultur nennt. Und er unterscheidet, das klingt ein bisschen lieblos, zwischen der teutonischen Kultur, der kennen wir alle an, diese Wissenschaftstradition, der gallischen, der frankophonen, der saxonischen, der angloamerikanischen und schließlich der nipponischen, also ostasiatischen. Ich habe tatsächlich in all diesen Kulturen oder Wissenschaftssystemen meine Erfahrungen gemacht und festgestellt, am wohlsten habe ich mich immer im saksonischen, im Angloamerikanischen gefühlt, weil dort etwas üblich ist, was man so schön nennt, a joking seriousness, also eine humorvolle Ernstigkeit. Gut, Sie kriegen, das Buch hat auch den Untertitel Fragmente einer akademischen Karriere. Jetzt noch viel kleinere Fragmente. Sie kriegen Mosaiksteinchen, aber Sie haben immer noch die Möglichkeit, sich das Buch zu kaufen und können mit mir durchgehen, was ich an Pädagogischem beobachtet, erduldet und vielleicht auch angestellt habe. Ich war ein Schüler einer, man kann ruhig sagen, ländlichen Hauptschule, nämlich in La Kirchen in den 50er Jahren und habe einen Englischlehrer gehabt, dem ich wirklich mein zweites Leben verdanke. Ich habe, und das sage ich, ich muss es sagen, weil ich glaube, zu alt bin, um angeben zu müssen. Ich habe schon mit 14 Jahren sehr gut Englisch können und konnte nie genug kriegen und habe mich dann so wohl gefühlt, dass ich meine Karriere sozusagen dafür nutzen konnte. Bei diesem selben Lehrer hätten wir auch Biologie gehabt. Er hat in der Traun Aquaria, also mit Traunviecheln installiert. Das hat mich überhaupt nicht interessiert. Ich habe von ihm Englisch gelernt, aber nicht Naturgeschichte. Ich habe von ihm Englisch gelernt, aber nicht Naturgeschichte. Ich bin 14 Jahre alt geworden und wurde Lehramtskandidat an der Linzer Lehrerbildungsanstalt. Und alle, die alt genug sind, wissen, dass ich nicht Lehrerinnenbildstand sagen kann. Es war nämlich, und das hat es damals noch gegeben, eine Unkeuschheit vom Männertrakt zu dem Frauentrakt hinüber zu gehen. Da gab es eine geistige Demagationslinie, also man ging sozusagen unkontaminiert, unbefleckt in den Lehrberuf und hat mit den Lehrerinnen nichts zu tun gehabt. Ich war dann allerdings nur kurz im oberösterreichischen Sauwald, Lehrer, ich habe zuerst mal einen Brief gekriegt vom Bezirksschulrat Scherling, ich soll mich in Achleiten einfüllen, da bin ich nach Achleiten, der Schlosskäse ist doch ganz woanders, es war aber das Achleiten, von dem man aus nach Passau hinuntersieht. Und habe dort oberösterreichisches Landschulwesen sozusagen von der Pike auf erfahren und gelernt, als Junglehrer einer Zweiklassigen, eben einer Kaiser Franz Josefs Jubiläumsschule. Habe dann ein bisschen darunter gelitten, dass am Abend, ich war auch ein Jahr in Andorf, die Züge nach Hamburg durchgefahren sind, am Abend, wo die Leute ihre Pyjamas im Schlafwagen angezogen haben und ich habe mir gedacht, ich möchte auch weg von Andorf und habe mich um ein Fulbright-Stipendium beworben und bin dort aufgetaucht wie ein Außerirdischer. Meine Konkurrenten, das waren junge Doktoren, Absolventen des akademischen Gymnasiums und des Schottengymnasiums und des Sacre Coeur. Und ich bin dort hingekommen mit einem Hubertus-Mantel, so einem grauen Hütel. Und die haben geglaubt, ich habe mich verirrt, wollte die Forstverwaltung suchen. Aber ich konnte sie dann überzeugen, weil ich eben in La Kirchen sehr gut Englisch gelernt habe und bin dann ein Jahr in den wilden Westen Amerikas gekommen, an eine kleine Universität, die auch einen Chor hatte. Und ich habe in der Linzer LBA im Chor mitgesungen, unter dem Dachsberg, dem alten, ein Jahr lang die Schöpfung, ein Jahr lang die Jahreszeiten und ein Jahr lang das Verdi Requiem und haben gedacht, das würde diesen Musiklehrer beeindrucken, wie gründlich ich studiert habe und er fragte mich, did you ever sing Krennic? Jetzt musste ich zugeben, ich habe nicht gewusst, wer oder was Krennic war, denn der Ernst Krennic. Jetzt musste ich zugeben, ich habe nicht gewusst, wer oder was Krennic war, denn der Ernst Krennic war 20 Jahre vor mir an dieser kleinen Universität der Leiter des Musikdepartments, nicht wie er von den Nazis nach Amerika geflohen ist, aber ich befürchte, meine Chorkarriere war zu Ende, bevor sie richtig begonnen hat. Ich bin zurückgekommen nach Wien, also nochmal kurz in den Sauwald und dann nach Wien gefahren Der Abschied vom Innsiertel, der ist gerade so... Ich schaue mal, ich werde es nicht finden. Es war wieder Schluss vom Film Casablanca. Und zwar nur mit umgekehrten Rollen, dass die Lehrerin zurückgeblieben ist und ich nach Wien gefahren bin. Es ist etwas in der Luft geschwebt von diesem Schubert-Lied, das Mädchen sprach von Liebe, die Mutter gar von Ehe, aber das ist mir ein bisschen zu schnell gegangen und das ist einer der großen Versäumnisse meiner Karriere. Aber es wird Sie vielleicht interessieren, aufgrund welcher strengen Auslese ich ordentlicher Professor der Erziehungswissenschaft geworden bin, als er angefangen hat. Bei meiner allerersten Prüfung, Ende Jänner 1965, fragt mich der Professor, ich habe eine handgeschriebene Prose, wenn er abgegeben hat, alle haben damals handgeschriebene Prosa abgegeben, alle haben damals handgeschriebene Arbeiten abgegeben, und er fragte mich, was haben Sie bisher gemacht? Ich habe gesagt, ich war Landlehrer, ich habe LBA gemacht, ich war in Amerika, und daraufhin sagt er, wollen Sie vielleicht bei mir eine halbe Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft haben? Wollte ich, weil ich gewusst habe, dass ich mit dem, was ich mit der Sport habe, im Innenviertel nicht lange auskommen werde. Und am nächsten Tag bin ich ins Dekanat gegangen, da haben mich sofort als Lehrbuben des Instituts für Pädagogik adoptiert. Also innerhalb von 24 Stunden bin ich vom erstsemestrigen Studenten zum Staff Member der Universität Wien avanciert. zum Staff Member der Universität Wien avanciert. Und habe dann das beschritten, was ein Freund von mir lieblos die akademische Kriechbahn bezeichnet. Aber es war eine Laufbahn, die immer mitgeprägt war, das sage ich jetzt mit voller Dankbarkeit und Respekt, mit voller Dankbarkeit und Respekt von glücklichen Umständen und freundlichen Menschen, die bereit waren, mir eine Chance zu geben. Und ich gehe auf einige dieser Chancen dann noch kurz ein. Das Erste war, ich habe einen Institutsschlüssel gehabt und habe in der Bibliothek einen Aufsatz gelesen über die schwedische Schulreform 62. Als man in Österreich die Hauptschulen nicht zweizügig etabliert hat, hat man in Schweden die Mutter aller integrierten Gesamtschulen etabliert. Und ich habe diesem Professor geschrieben, nicht ahnend, dass ich es da mit dem größten Bildungsforscher der westlichen Welt zu tun hatte und war traurig, dass ich keine Antwort gekriegt habe. Dann kriege ich drei Monate später einen Brief aus Hawaii, wo dieser Professor ein Sabbatical verbracht hat und er sagt, ja, seine Fragen oder meine Fragen haben ihn interessiert. Wenn ich interessiert bin, meine Dissertation über die schwedische Schulreform zu schreiben, er hat dafür gesorgt bereits, dass ich ein Stipendium kriege. Und so habe ich meine Diss über Schweden geschrieben, eine lebenslange Liebe, bin dann zurückgekommen und wurde vom Ministerium nach England geschickt, weil man da an einigen Ländern, Russland, Italien, USA, Frankreich, sehen wollte, wie in verschiedenen Ländern diese Herausforderung der Demokratisierung angegangen wird. Und ich war in England und habe sowohl diese Modell-Gesamtschulen als auch diese offenen, informellen Grundschulen kennengelernt, von denen der Richard zuerst gesprochen hat, wo die Architektur eine Pädagogik ermöglicht, die ziemlich viel kindlichen Freiraum lässt. Ich habe auch einige Jahre Lehrbeauftragung der Deutschen Fernuniversität gespielt, die aber damals noch, das war noch vor der Zeit, vor dem Computer, die aber sehr gute Studienprese hatten und war dann Assistent, Dozent und schließlich Professor. Es war mir aber immer wichtig, eine Nabelschnur zur wirklichen Schulszene zu haben, weil ich auch gern an der universitären Lehrerbildung beteiligt war. Das British Council konnte mich während des ersten Jahres nicht in London unterbringen und hat mich gefragt, ob ich nach Oxford gehen möchte. Und ich dürfte einer der wenigen Menschen sein, für die Oxford zweite Wahl war ursprünglich. Und es hat sich dann natürlich herausgestellt, dass es nicht nur eine der traditionsreichsten und anspruchsvollsten Universitäten in einem wunderbaren architektonischen, quasi blösterlichen Ensemble ist, sondern auch eine Institution, die zu mir sehr freundlich war, sodass ich sechs Jahre immer wieder zurückkehren konnte und da einen gewissen, auch was meine Wohnungen betrifft, einen Aufstieg durchgemacht habe. In der ersten Wohnung hatten wir nur ein Zimmer, mit einer Seite zum Schlafen, einer zum Kochen, eine zum Arbeiten und einen Eingang. Das war es dann schon. Und am Schluss hatte ich ein grandioses Haus, wo ich nur den Westflügel bewohnt habe und konnte meinen Wiener Freunden sagen, kommt, es ist Platz für euch. es ist Platz für euch. Und ich habe dann natürlich auch gemerkt, wie so eine elitäre Institution zum Teil ein schlechtes Gewissen hat, weil sie auf Privilegien aufbaut, die eigentlich allen Kindern zustehen würden. an dem ich Fellow geworden bin, St. John's, das hat sich bemüht, auch Working Class Schülerinnen zu rekrutieren, um sozusagen das gesamte soziale und Begabungsspektrum unterzubringen. Aber die Sonntagabendessen, das kann ich Ihnen nicht ersparen, die haben vorgedauert ausgeschaut. Auf einem großen Eichentisch waren 16 Plätze, das Tafelsilber hat irgendein Zar spendiert gehabt, das war der feinste Wein, ein feines Essen und man musste einen Smoking tragen, da muss man extra einen kaufen, ich habe nämlich keinen gehabt, ich habe nur meinen Hochzeitsanzug gehabt, aber der hat mir nicht so richtig gepasst. Und man sitzt zwischen zwei Lordschaften und man schaut auf die Uhr, wie stehen wir? Ist der Herr Reynolds schon da? Ich bin nicht. Nein? Aber bitte. Und es ist verbönt, über seine eigene Arbeit zu sprechen. Ich hatte natürlich den großen Vorteil, Österreich, Wien und die reiche österreichische Kultur da in die Waagschale werfen zu dürfen. Und bin dann ein zweites Mal nach Amerika gekommen, an eine sehr kalte Institution, nämlich Harvard, die nach dem Prinzip funktioniert, up or out. Also sei prävent, sei in dem, was du machst, der Beste oder geh. Also es war eine sehr kalte akademische Kultur. Akademische Kultur. Ich habe dann auch Gastprofessuren in Hiroshima und in Graz, Lagenfurt und Salzburg absolviert, aber jetzt diese Stelle von meinem demütigigen Erlebnis in Hiroshima. Ah ja, das erste Zitat. Als ich während meiner Gastprofessur in Chiva immer wieder in der Mittagszeit über den Lautsprecher der benachbarten Grundschule, Mozarts Sinfonia Concertante, hörte, ging ich einmal in die Schule hinüber, um dem Direktor zu sagen, dass ich diese Art von musikalischer Sozialisation eindrucksvoll finde. Die Antwort des überraschenden Direktors war ernüchternd. Oh nein, es handelt sich keinesfalls um informelle Musikerziehung. Solange die Musik spielt, hat die für diese Woche zuständige Gruppe von Kindern die Schule zu reinigen. Die Musik war die Kennmelodie Kindern die Schule zu reinigen. Die Musik war die Kennmelodie für die Schulreinigung. Japanische Schulen haben nämlich so gut wie kein Putzpersonal. Die Reinigung der Schule durch die Schüler gilt als Teil der moralischen Erziehung. Aber als vergleichender Erziehungswissenschaftler kann nämlich noch was passieren. Während meiner Gastprofessur an der Universität Hiroshima hat mich die Sangeslust des Rektors in arge Verlegenheit gebracht. Dieser mächtige akademische Manager, der Gesang studiert hatte, in Wirklichkeit ein HNO-Professor war, hatte, in Wirklichkeit ein HNO-Professor war, hat erfahren, dass ich aus Wien bin und aus Respekt vor der Musikstadt Wien hat er mich und einige Dekane in ein sündteures Lokal eingeladen. Ich habe den Wein einem Wiener Freund dann gemailt, weil die Frauen, die am Tisch waren, haben dann sich einschenden lassen, aber grünen Tee getrunken. Und mein Freund Gustav Spahn, Gott hab ihn selig, hat gesagt, ich hab weinen müssen, weil die Flasche Wein hat damals 12.000 Schilling gekostet. Mitternacht war bereits vorbei und die Stimmung war heiter, als sich ein Telefon reichen ließ und mit großer Selbstverständlichkeit den Professor für Choreopädiektion in seine Privatwohnung bestellte und die ganze Runde wurde dort hin schuffiert. Der vermutlich aus dem Bett geholte Pianist, der in Deutschland studiert hatte, schien wegen dieser Zumutung keineswegs überrascht, erklärte mich freundlich auf, dass jetzt nicht nur der Rektor seine Lieblingsarien als Figaro Hochzeit und Don Giovanni singen wird, sondern dass auch ich singen werde. Und er gab mir zu verstehen, dass seine Ablehnung völlig ausgeschlossen war und er erkundete, er hat Deutsch gesprochen, was ich drauf habe. Und jetzt kommt's. In meiner Panik bot ich ihm die oberösterreichische Landeshymne an, die er höflich aber bestimmt ablehnte. Nach ein bisschen Herumprobieren meinte er, wir müssen doch eigentlich Schubert's Du holde Kunst hinkriegen, was dann auch, ich weiß nicht mehr wie, ich war in Trance, der Fall war. Als ich mich zum Abschied ins Gästebuch eindrückte, stellte ich fest, dass in diesem musikbesessenen Haushalt von mir auch der deutsche Altbundeskanzler Helmut Schmidt und der Pianist Jörg Demus zu Gast waren. Aber diese beiden haben nicht singen müssen, die haben Klavier spielen dürfen. wir spielen dürfen. Also, der Olymp meiner akademischen Karriere waren schließlich die sechs Jahre bei der OECD in Paris, wo mir zugute kam, dass ich vom Berufswegen eben mit Schulsystemen mich ganz gut auskenne und vor allem, dass ich lange Sitzungen so führen konnten mit meinem Englisch, dass die Leute nicht ausgebrannt sind. gesehen, wie auf der obersten multinationalen Ebene Bildungspolitik und Bildungsforschung initiiert wird. Sie kennen wahrscheinlich jetzt alle das damals gerade diskutierte PISA. Es hat es noch nicht gegeben, aber es war schon sozusagen im Köcheln. PISA wird durchgeführt, aber, und das wird leider vom Ministerium in Österreich schlimm unterschätzt, es gibt sehr viele sehr gute Gutachten, so quasi Nachhilfeinstrumente für Unterrichtsminister, wie es weitergeht. Eine Erfahrung, eine pädagogische, kann ich Ihnen nicht verschweigen, das ist, dass ich Vater eines Sohns und Großvater eines Enkels bin, deren schulische Laufbahnen ich fachlich, pädagogisch und mit ganz normalem großelterlichem Interesse verfolge. Zum Beispiel muss ich feststellen, dass mein Enkel jetzt nicht mehr Karl May lesen möchte und auch nicht, leider, Kästner hat er gelesen, sondern jetzt in die moderne deutsche Trash-Literatur eingestiegen ist. Aber was kann man machen als Großvater? Man kann nur hoffen, dass sie anzuwachsen. Ich habe Ihnen jetzt wirklich nur ein paar Brosamen aus meiner Karriere präsentiert und ich möchte jetzt sehr gern das Wort an meine Mitautoren übergeben. Aber wenn Sie wissen wollen, wie es wirklich war, dann können Sie im Buch lesen, unter anderem auch, wie ich den Richard Pilz tatsächlich kennengelernt habe. Vielleicht sollte ich das doch schnell noch einfügen. Ich musste nämlich für einen Professor, kennengelernt habe. Vielleicht sollte ich das doch schnell noch einfügen. Ich musste nämlich für einen Professor, der eine völlig irrelevante Vorlesung für Lernskandidaten hat, jedes Wintersemester ungefähr 350 Arbeiten korrigieren. Der Herr Professor ist in einen Kurort gefahren und wir Assistenten haben 1200 Arbeiten korrigiert. Und einmal steht, anstatt irgendwas aus den Fingern gesogenes, in schöner Schrift quer drüber, ich wüsste gern, was die korrekte Beantwortung dieser irrelevanten Fragen mit meiner zukünftigen Tätigkeit als Lehrer zu tun hat. Das war Richard Pils. Aber warten Sie, einer meiner Kollegen hat gemeint, mit einem Fünfer ist es doch nicht getan. Den Menschen muss man beim Rektor melden, der gehört von der Uni. Religiert, hinausgeschmissen auf Lebenszeit. Der zweite Kollege hat gesagt, endlich einer, der die Vorlesung genauso einschätzt wie wir. Und ich habe dann den Richard eingeladen, habe ihm gesagt, sehr gut. Der Herr Professor hat die Zeugnisse unterschrieben, er hat keine Noten gegeben. Und das zweite Mal, das muss ich auch noch in famer Weise dazu sagen, hat er eben diese Veranstaltung über große Schulen, kleine Schulen da im Brauthaus organisiert, ruft mich an und sagt, ob ich vom Spittelberg in Wien Brot mitnehme. Und ich sage, ja, selbstverständlich nehme ich Brot mit. Gehe zum Bäcker und der sagt, wollen Sie ein Auto? Sag ich, nein, ein Brot soll ich mitnehmen. Sagt er, ja, kommen Sie. Und das Sag ich, ein Brot soll ich mitnehmen. Sag ich, ja, kommens. Und das waren 8, 1,5 Kilo Leibe Landbrot, die in einem großen Mehlsack drinnen waren. Aber dieses Brot hat bei ganz vielen Menschen, die das gerochen haben, Kindheitserinnerungen ausgelöst. Und ich bin freundlich am Bahnhof eingegangen worden, im Zug von Wien nach Linz immer wieder dieselbe Szene. Da riecht es wie in einer Bäckerei, wie es früher, wie es nur Bäckereien gegeben hat, nicht im Backshop, also in Bäckereien. Und das dritte Mal habe ich ihn getroffen bei der Frankfurter Buchmesse, als ein Verlegerfreund sagt, da ist ein Landsmann von dir, der verteilt rauschgifthältige Plätzchen. Und es stellte sich heraus, es war Richard Pilz, der Waldviertler Mondzelten verteilt hat. Und da war er allerdings schon am Ende seiner Karriere und hat angefangen, ganz schöne, interessante Bücher herauszubringen und Autoren zu fördern, wie die, die jetzt gleich nach mir übernehmen werden, vielleicht mit einem Musikstück. Ja, Sie haben mich jetzt angestiftet, weil Sie gesagt. Weil Sie gesagt haben, du roll die Kunst, werden wir wohl zusammenbringen, schauen wir mal. Gut.. ¦ ¦ Ja, ich weiß, dass ich Schuldgefühle haben sollte. Zur nächsten Geschichte, Horst Püringer. Das hat auch wieder etwas mit Kindern und so zu tun. Denn wenn man jetzt in dem Ort, in dem Dorf, in dem ich lebe, bei dem Fenster hinausschaut, dann sieht man den ganzen Tag keine Kinder. Wäre dort noch eine kleine Dorfschule, eine einglassige oder zweiglassige, dann würden wir sie herumlaufen sehen. Aber so werden sie weggefahren und am Nachmittag kommen sie, dann sind sie beschäftigt und so weiter. Und da hat es Bühringer erzählt, jetzt Geschichten, wo man dann sagt, das darf halt nicht sein. Nämlich die unkontrollierte Kindheit. Wenn man uns es so, man ist heute Abend wieder heimgekommen. Und da waren wir unterwegs, überall. Am Dachboden und Steu. Und dort war das und da war das. Vieles Verbotenes eigentlich. Man hat es auch gewusst, das darf man eigentlich nicht machen. Aber es ist passiert. Und jetzt ist es so, wenn ein größerer Dümpel in unmittelbarer Nähe von einer Schule ist und er ist zugefroren, dann muss der Lehrer ansuchen und dann muss er gewährleisten, dass alles versichert und geordnet und das und das und das ist. Und daher sieht man die Kinder nicht. Und noch dazu jetzt, ja. Und das Schönste war, im Grunde genommen, wo man zunächst, wenn man begonnen hat als Lehrer, es hat diese tausend Handbücher nicht gegeben. Man musste kreativ sein. Man musste sich vorbereiten, wirklich überlegen, mein Gott, und so weiter. So, lieber Horst die Einführung. Ich werde zwei von 24 Geschichten aus meiner Kindheit vorlesen. Alternative Fakten an 1967. Donald Trump war gerade mal Teenager und wusste noch nichts von Waldmenschen in Österreich oder von alternativen Fakten. Wie denn auch, er hatte sie noch nicht erfunden. Die Wahrheit ist wie ein Kaugummi, wir da später denken, man kann sie zerkauen, dehnen, aufblasen und auch zerplatzen lassen, wie man gerade will. Wir aber drehen die Zeit zurück und schreiben das Jahr 1967. In einem aufmüpfigen kleinen Dorf am römischen Limes besuchte eine ganze Bande von heute angesehenen Menschen des Jahrgangs 58 bei Lehrer Lang, er war eher kurz von Wuchs, beim ehemaligen Bundeskanzler Kurz ist es ja gerade umgekehrt, also nicht Nomen est Omen, die dritte Volksschulklasse. Der Vormittag eines lauen Frühlingstages war unter dem strengen Blick des Schulmeisters zerflossen, die Hausübungen schließlich gemacht. Was also mit dem angebrochenen Nachmittag anfangen? Wir waren drei Buben, der Erich, der Florian und ich oder der Horst, der Erich ich, oder der Florian, der Horst und ich. So hieß das, wenn wir wieder mal nach einem Schabernack zur Rede gestellt wurden. Andere durften oft gar nicht erst mit uns spielen, denn Straßenkinder wie wir waren damals schon verdächtig. Diese Spezies der wild und frei heranwachsenden Kinder ist ja längst ausgestorben. frei heranwachsenden Kinder ist ja längst ausgestorben. Zu lückenlos sind die Gartenzäune, zu durchorganisiert die Tagesabläufe, zu verplant die Freizeit eines Freiheitsbedürftigen. Zu ängstlich die Eltern, zu empfindlich die Nachbarn, zu streng die Gesetze. Früher, ja früher war das einfacher. Nach der Schule ging es ins Holz oder im Dauerlauf durch das Fuchsmachtal nach Schlögen zur Donauschlinge oder heimlich in den Wirtsstadl, wo wir uns ein Loch durch die Wände in unbewohnte Räume oder unter die Bodenpfosten des riesigen Heustadls gegraben hatten. Dort saßen wir, träumten vom Großwerden und rauchten erstmals die berüchtigten Nil-Zigaretten, und rauchten erstmals die berüchtigten Nil-Zigaretten, sogenannte Orient-Zigaretten, weil sie mit Hanf versetzt waren und die Menschen beglückten. Ähnlich der Mondzelter. Was diese Sorte mit dem afrikanischen Fluss zu tun hatte, war uns damals ein Rätsel. Die blaue Packung hatte es uns angetan. Der Dovahk-Bäder schöpfte keinen Verdacht oder witterte künftige Kundschaft oder war irgendwie verständiger, als die Eltern, die von all dem natürlich nichts wissen durften. Der Nachmittag also dieses Frühlingstages, es hatte über längere Zeit geregnet und am kindlichen Gemüt genagt, sollte mit Leben erfüllt werden. Langeweile bringt ja stets die besten Ideen hervor. Kreativität wird durch Langeweile geradezu gespeist, ja gefördert. Leider ist heute niemanden mehr langweilig, sonst hätten wir die großen Probleme unserer Zeit längst gelöst. Wir saßen also auf der Lagerhausrampe, Erich, Florian und ich, und überlegten, was denn auf dem Plan stünde. Das Lagerhaus war überhaupt unser beliebtester Spielplatz damals. Der Lagerhaus Sepp und der Lagerhaus Karl waren sehr kinderfreundlich. Der freistehende Materiallift eignete sich hervorragend für Mutproben. Man musste sich drunter stellen und so lange wie möglich zuwarten, wenn sich der Boden von oben in Richtung Kopf senkte. Erst im letzten Augenblick galt es, aus der Vertiefung zu sprengen, um nicht erdrückt zu werden. Das ging sich aber doch immer wieder aus. In unserem Übermut schlitzen wir gerne mit unseren Böhm-Schnackeln. Jeder Bub unseres Kalibers hatte damals so ein Klappmesser mit einem Stück Schnur im Hosensack, ein paar Zementsäcke auf. Es gefiel uns einfach, wenn der Zement herabrieselte und lustige Häufchen bildete. An besonders hitzigen Tagen hüpften wir in die trichterförmigen Drahtsilos und strampelten gegen das Versinken. War oft knapp. Vor allem Florian, der, etwas fülliger, gerne an seine körperlichen Grenzen stieß. Er versank strampelnd bis zum Hals. Erich und ich beobachteten grenzend das verzweifelte Bemühen. Das Rotwerden seines Kopfes war dann Gratmesser. Er überlebte nur dank unserer Hilfe. Alles gut gegangen, nichts passiert. Bis auf den ersten Ferientag nach der dritten. Erich, gefesselt als verkaufter Gockelhannis von der Waage aus, gegen jede Regel. Einfach aufgesprungen und abgehauen. In meiner Rolle als Bauer habe ich ihn wüstschimpfend verfolgt. Das kostete mich einen halben Schneidezahn. Dieser steckte im Türblatt, das er dem Verfolger ins Gesicht geschleudert hatte. Aber das war eben das Risiko, mit dem man leben musste, wenn man groß und stark werden wollte. Heute würde man Kollateralschaden dazu sagen und einen Prozess führen. Also, der Nachmittag war jung und der Übermut unsererseits groß. Meine Schwester hatte von der Hauptschule Gipsreste heimgebracht, die galt es irgendwie sinnvoll zu verwenden. Die Lösung war bald gefunden. Das erst zwei Jahre alte, damit neue Kriegerdenkmal und Stolz der ganzen Pfarrgemeinde stach uns wie ein Stachel ins Auge. Die Namen der 136 Gefallenen der beiden Weltkriege waren verteilt auf die vier Himmelsrichtungen für die Ewigkeit in den harten Granitfallus gemeißelt. Diese galt es, mit dem frisch angerührten Gips schnellstmöglichst aufzufüllen. Der Wettkampf war ein zweifacher, gegen die Konkurrenz und gegen das Aushärten der Masse. Wer schaffte mehr? Hektisch schmierten wir mit unseren Fingern die Fugen voll. Schon standen wir auf Zehenspitzen. 14 Namen hatte ich bereits vergipst, als plötzlich eine harte Männerstimme rief. Was treibt ihr denn da? Es war der Briefträger. Ein gottesfürchtiger, kriegsversehrter Mann, der uns da in der bereits einsetzenden Dämmerung brüsk überraschte. der uns da in der bereits einsetzenden Dämmerung brüsk überraschte. In Panik reagiert die Natur auf zweierlei Art und Weise. Entweder geht man in Deckung, macht sich klein und unsichtbar wie der Feldhase in seiner Sasse, oder man stürmt chaotisch los und sucht das Weite wie das Reh, das selbstmörderisch ins nächste Auto springt. Wir entschieden uns für Variante 2. Auch uns half die planlose Flucht nicht. Am nächsten Morgen war die Schande groß. Ein Wahnsinn, das neue Denkmal, was diesen Lausbuben noch alles einfällt. Nicht nur wir waren zerknirscht. Auch unsere Eltern tobten und bangten um ihren ohne deswegen unserer ständigen Kapriolen ramponierten Ruf. Papa schwieg mit gesemtem Kopf und überließ Mama die rhetorische Bühne. Der Teppichklopfer fand wieder einmal seine zweite Bestimmung. Das und die Ohrfeige waren ja noch das wenigste. Wir sollten das Denkmal reinigen und wehe, es ginge nicht alles spurlos ab. Dann wäre eine stellenmützische Überarbeitung unausweichlich und zu finanzieren. Wie reumütige Hunde schlichen wir also, es war Samstag und wir hatten leider schulfrei, zum Kirchenvorplatz, um unser Werk rückgängig zu machen. Die Schmach war groß. Demütig suchten wir jeden Blick Kontakt mit einkaufenden Hausfrauen zu vermeiden. Krämer und Bäcker lagen ja gleich gegenüber und waren Umschlagplatz für den neuesten Dorftratsch. Im Rücken spürten wir die verstohlenen Blicke aus den Auslagen. Da fand sich eine kleine Gruppe Gleichaltriger und beobachtete unser Tun. Was macht ihr denn da? fragte bald ein neugierig Gewordener. Wir dürfen das Kriegerdenkmal waschen, schaut ja fürchterlich aus, kann man so nicht lassen. Schon reifte eine Idee in uns. Darf ich auch mal? fragte einer zaghaft, der vermutete ein Privileg unsererseits. Umsonst dürfte das nicht, sagte Erich. Das kostet fünf Schillinge. Für jeden von uns setzte ich nach. Schon hatte das Geld die Börsen gewechselt und wir standen mit verschränkten Armen und betrachteten grinsend das eifrige Treiben. Beim Bäcker wurde ein Kübel mit Wasser geliehen und mit Bürsten und Schwamm war unser Kinderstreich mit viel Einsatz aus der Welt geschafft. Viele der Vorübergehenden schüttelten ihre Köpfe. Wir insgeheim unsere Bäuche. Manchmal muss man eben der Wahrheit ein bisschen nachhelfen.. um Die titelgebende Geschichte. Wenn die Glocken nach Rom fliegen. Rom, die ewige Stadt, Hauptstadt Gottes, unendlich weit weg für einen Schulanfänger. Alle Wege führen nach Rom, hörte ich vom Pfarrer. Das hat mich schon als Kind verwirrt. Jeder Wiesen- und Güterweg nach Rom. Wie sollte denn das gehen? Rom ist die Stadt des Papstes, des Stillvertreters Jesu. Tu es, Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, überliefert Matthäus. Im Religionsunterricht der Volksschule stellte ich mir Rom wie eine mächtige Festung auf einem Berggipfel vor. Und ausgerechnet dorthin sollten unsere Glocken fliegen. Und das jedes Jahr am Gründonnerstag, noch während der Messe. Der Chor sang begeistert, dass Gloria und Flutsch waren die Glocken weg. Drei Tage Sonderurlaub in Rom, um zur Auferstehungsfeier zurückzukehren. Nie habe ich sie wegfliehen sehen, weil ich ja in der Messe sitzen musste. In meiner kindlichen Fantasie stellte ich mir vor, wie sich die Glocken aller Pfarren sammeln und gemeinsam wie die Schwalben im Herbst die Alpen überwinden und gehen Süden entschwinden. Das musste ja ein ohrenbetäubendes Spektakel sein, dachte ich und hegte doch gewisse Zweifel ob der Durchführbarkeit. Einmal wollten wir es genau wissen, der Erich, der Florian und ich. Wir stiegen am Karfreitag heimlich auf den Kirchturm. Und da hingen sie, jede an ihrem angestammten Platz. Gelegentlich stiegen wir den damals noch zugänglichen Kirchturm, um die Aussicht auf das Ortszentrum zu genießen. War natürlich ob deren die Jahre gekommenen morschen Leitern strengstens verboten, was uns als Kinder nicht weiter hinderte. Verbote üben ja eine besondere Anziehung aus. Es hatte etwas Erhebendes, so über allem zu stehen. Auch später, bei der großen Kirchenrenovierung, wählten wir, damals schon 15, den Platz hoch oben, um mit Drahtbürsten den Rost von den Ziffernblättern an den vier Seiten des Kirchturms zu kratzen. Jetzt aber hingen da die Glocken, anstatt in der mediterranen Sonne zu dösen und auf das Zeichen zum Rückflug zu warten. Ich weiß noch, es war ein bisschen wie Weihnachten, als ich erfuhr, dass nicht das Christkind, sondern meine Eltern die Geschenke brachten. Eine Ernüchterung, die wie eine Peitsche in die kindliche Seele schlug und dort ihr Zerstörungswerk aufnahm, um letztlich in noch größeren Zweifeln zu münden. Heute freilich weiß ich es wieder besser. Natürlich bringt das Christkind die Geschenke. Man muss die Dinge nur richtig betrachten. Damals aber ließ man uns mit der bitteren Enttäuschung im Regen, wenn man Glück hatte, im Schneetreiben stehen. Kind sein ist oft hart. Die Glocken also auch nicht. Alles Lüge. Warum die Erwachsenen auf derartige Geschichten verfielen? Wir jedenfalls wollten zurückschlagen, der Lüge mit Bestrafung begegnen. Wir besorgten uns heimlich Kälberstrecke. Die hingen ja in jedem Stall rum, auch im anliegenden Häuslerhof. Wir wollten sie ja wieder zurückbringen, nach erfüllter Aufgabe allerdings. Vier Schwingel galt es zu verschnüren. Die Sterbeglocke sollte die einzige Ausnahme sein. Sterben konnte man nämlich auch zwischen Gründonnerstag und Kassamstag. Da wollten wir keine Sünde auf uns laden und dem Toten nicht das letztige Leute versagen. Also, wir verschnürten die schweren Schwingel und verknoteten sie allesamt miteinander. Ein Geflecht von Schnüren entstand einem Spinnennetz nicht unendlich. Wir waren nach getaner Arbeit richtig stolz auf unser Werk. Zwölfer, Elfer, Siebener und Wandlungsglocke, sie alle waren miteinander verbunden. Schließlich banden wir von jedem Eckpunkt einen Strick ins Dachstuhlgebälk. Jetzt konnte man wirklich nichts mehr bewegen. Die Glocken würden schwingen, die Schwingel würden schweigen. Eine herrliche Vorstellung. Mit Eifer besuchten wir die Messe am Karfreitag und dann schließlich am Karsamstag. Noch einmal begann die Messe mit Ratschenlärm. Die Leute rutschten eng zusammen. Es war ein Ostern im Schneetreiben. Schließlich war ja Weihnachten im Grünen zu feiern gewesen. Und wie schon der Volksmund sagt, Weihnachten im Klee, Ostern im Schnee. Oder grüne Weihnachten, heiße Ostern. Oder wie wir Kinder es sahen, zweimal angeschmiert. Als nun der Mesa die Ministranten zum Läuten schickte und alle auf die erlösenden Glockenschläge warteten, geschah nichts. Der alte Pfarrer blickte ungeduldig zur Sakristeitür. Noch immer nichts. Nur schwaches Gequietsch aus dem Dach, gebellt Drang an die frommen Ohren der vom Tod erstandenen Seelen. Da tauchte der hochrote, pausbäckige Kopf des Oberministranten in der Türöffnung auf und wachselzuckernd die Schultern. Jetzt eilte der Mesner höchstpersönlich in seinem österlichen Spitzenkleid hinaus, um die Sache, sprich das Seil, selbst in die Hand zu nehmen. Vergeblich. Die Messe wusste ohne Geläute zu Ende gebracht werden. Der Stein ist weg, das Grab ist leer. Halleluja! Das Rätselraten auf dem Kirchenplatz war groß. Die Leute steckten die Köpfe zusammen und tuschelten. Die Glocken schweigen. Ein schlechtes Zeichen von oben, wenn nur nicht wieder Krieg kommt. Die Glocken mussten ja stets einrücken. So oder ähnlich hörte man verängstigte, abergläubische Gläubige. Als ich am Sonntag unter heftigsten Geläuten erwachte, war ich mir nicht mehr sicher, ob das alles wirklich geschehen oder ob ich nur geträumt hatte. Träume entwickeln ja oft einen beängstigenden Realismus. Der Quantentheoretiker würde von Parallelwelten sprechen und damit die Grenze zum Fiktionalen überschreiten. Auf jeden Fall fühlte es sich gut an, sich im vertrauten Akkord der heimgekehrten Kirchenglocken auf den Osterhasen zu freuen. Denn ich schon am Vortag leibhaftig auf der Bäckerwiese habe Laufen sehen. Ich schwöre es, aber der ist auch erfunden, wie ich später erfahren sollte. Dankeschön. Applaus ¦ ¶¶ ¦. Applaus Was mich immer auch bewegt hat, ist als Kind eben diese Sehnsucht weit fort Afrika, Amerika. Ganz was Besonderes, was mich fasziniert hat durch dieses Buch, das bei uns im Haushalt aufgetaucht ist, Contiki. Auch das Kontiki, ich weiß nicht, ob Sie sich noch erinnern können an dieses Buch, Thor Heydahl fährt mit diesem Balsamo, das war ja da als Vorbild von den Ägyptern, die Ägypter bis nach Südamerika gekommen sind. Und er hat diese andere Geschichte von Südamerika hinüber auf diese wunderschönen Inseln versucht und ist auch da hinübergefallen. Und das ist ungeheuer faszinierend. und erst später nimmt man dann wahr, dass man hier in Europa ein riesiges Blutbad über Jahrhunderte basiert und dass dieses Europa dann in Afrika, in Amerika diese Gewalttaten fortführt und ungeheuer viel vernichtet hat an Kultur, an Menschen und so weiter. Und da gibt es bei mir im Verlag, wie zu anderen Regionen wie Österreich oder Italien und so weiter, gibt es eine ganze Serie zu Afrika. Zur Afrika. Hier dieses Buch, ein Oberösterreicher, das Buch heißt Chantal, vom Grazer, der am Attersee aufgewachsen ist und dann als Entwicklungsh 2000 Seiten über Afrika geschrieben. Und die habe ich leider nicht publizieren können. Aber ein Ausschnitt daraus, das ist unglaublich oder schrecklich, dieses Blutbad und so weiter, was da passiert ist. Und ob das jetzt die Belgier waren, ob das die Franzosen waren und die europäischen Nationen, was die da angestellt haben. Eine wunderschöne Geschichte, das Mädchen aus dem Straußenei, der Kinderbuchautor Wilhelm Meisel und seine Frau, die haben in Kenia sich angenommen um die El Molos. Das ist ein ganz kleines Volk in Kenia, das vom Salzwasser auch leben kann. Also nicht nur das Regenwasser, sondern auch dieses Volk ist jetzt unlängst wieder in die Medien gekommen, weil es im Verschwinden war. Und diese El Mohler haben einige Jahrhunderte auch in Ägypten die Pharaonen gestellt. Dann habe ich zwei Bücher gemacht. Dann einen Freund, einen Filmemacher, Klaus Voswinkel, hier das Buch Die Nacht der Trommeln. Das Faszinierende ist natürlich afrikanische Musik, die immer dann auch assimiliert wird von der westlichen sogenannten Musik. Und hier handelt diese Geschichte von dem König der Trommler. Und wenn man diese Geschichte liest, das ist ungeheuer faszinierend. Es soll eine neue Trommel für ein riesiges Fest. Das Fest dazu hat das Goethe-Institut eingeladen. Und da musste eine Trommel gebaut werden. Und da heißt es immer, ruhig, ruhig, ruhig. Und dann wird ein Baum gesucht, aber für diesen Baum, den man sucht, den man opfert, der muss wohl wert sein, was der Mensch daraus macht. Und die Verantwortung, die er mitnimmt, dann wird ein Hahn gesucht. Nicht irgendein Hahn, dann wird ein Hahn gesucht, nicht irgendein Hahn, dann wird ein Hahn gesucht und der wird beim Baum dann geopfert und dann die Sorgfalt, es muss sich dafür stehen, dass dieser Baum gefällt wird. Das ist ein ungeheuer faszinierendes Buch. Und eines der jüngsten Bücher, Helmut Buchegger, der missionarisch in Afrika, und zwar im Staat Zentralafrika, ein riesiger Staat und so viele Einwohner wie Österreich, mit allen Schätzen, die man sich vorstellen kann, Fruchtbarkeit, Bodenschätze. Fruchtbarkeit, Bodenschätze. Aber es regiert wird von den Söldnern, lauter so Kleinstaaten, die mit Gewalt dort was Mögliches anstehen. Und das ist so faszinierend, diese kennen wir im Amazonasgebiet, diese Rodungen, die Brandrodungen. Wenn dort die Einheimischen eine Brandrodung machen, dann wird zunächst diese Fläche gereinigt, mit dem Besen freigekehrt, dass die kleinen Mikroorganismen oder Käfige, Mücken und so weiter, die da leben, werden weggekehrt und dann erst wird abgebrannt. Und auch, es gibt natürlich so etwas nicht wie bei uns, das Grundbuch. Das ist mein, das ist mein, das gehört mir. Und jetzt von der Gerda Sengsbrattl schon das zweite Buch zu Afrika, Afrika oder Austria, Afrika, ein Einzelschicksal einer Person, wie in Österreich umgegangen wird, in der sogenannten Durchlässigkeit der Horizontalen. Afrika-Anläufe anreisen. Ich werde mich da ein bisschen adjustieren. So, was soll ich bereist habe, schlechter Kontakt istgeschafft werden soll. Und ich komme dann dorthin und dann borge ich mir von irgendwem Geld aus und gebe es einfach nicht zurück, damit ich Kontakt habe. Das heißt, ich muss dann immer fragen, gibst du mir das Geld jetzt einmal zurück oder wann gibst du mir das zurück jetzt endlich. Und eigentlich geht es gar nicht um dieses Gelddern mehr, sondern nur um diesen Kontakt. Die Geschichten, die ich da versammle, sind Geschichten, die zwischen 2003 und 2018 entstanden sind. Es sind Leute im Saal, die einen Teil davon mit mir erlebt haben. Ich lese über Mali einen Teil hier. Einen Teil, ja. Neben der Post ist das Villenviertel aus der Zeit der französischen Kolonialzeit. Die Fassaden sind verwaschen, abgeblättert, ausgebleicht, konturlos, feucht und schimmlig. Ich bin schon eine halbe Stunde lang auf einer der Stufen vor dem Eingang gesessen und habe gewartet, als ich am Freitag um drei nach dem Freitagsgebet die Metalltüren in die Schalterhalle des Postamts öffnen. Marken, fragt der Postbeamte und deutet mir, ihm hineinzufolgen. Die Halle ist dunkel. Ich warte vor einem gemauerten Tresen. Es sieht aus wie in einem Lager. Wortlos lässt sich eine Frau mit Kopfputz, moderner Brille und Handtasche auf einen Stuhl vor einem leeren Schreibtisch plumpsen. und Handtasche auf einen Stuhl vor einem leeren Schreibtisch plumpsen. Sie stellt ihre Handtasche auf den Boden, stützt die Ellbogen auf und macht Anstalten, bis Dienstschluss in dieser Position sitzen zu bleiben. Der Beamte kommt mit den Marken und nimmt keine Notiz von der Frau. Er zählt meine Karten, legt die Marken auf den Tresen, nimmt meine Scheine und verschwindet, um Wechselgeld zu holen. Ein zweiter Mann kommt mit Stempel und Kissen. Er ignoriert seine Kollegin. Die Kopfputzfrau hebt die Tasche hoch, zieht eine rosafarbene Dose heraus und sprüht den Schreibtisch und die Innenseite der Tresenmauer ausgiebig ein. Die Dose verschwindet wieder in der Tasche und die Tasche unter dem Tisch. Sie stützt sich wieder auf. Ist das gegen Insekten? Eröffne ich das Gespräch. Nein, die Regenzeit stinkt so, sagt sie. Mali. Mali ist die Stimme eines Mädchens. Sie steht im Morgengrauen auf und raschelt. Sie sagt pro Tag 100 Mal Papa. In der Nacht legt sie sich am Nigerufer auf eine Plastikplane und schaut in die Sterne. Dann sagt sie, jetzt könnte ich sterben. Sie döst, wenn es rüttelt und sie schläft auf den Knien, auf den Armen, an der Schulter des Vaters ein. In jedem Dorf laufen ihr Burschen nach und wenn sie weiterfährt, schenkt ihr immer einer ein Schmuckstück. Ostwärts. Kaum ist der Bus an den letzten Häusern von Bamako vorüber, erstrecken sich ebene Felder voll hochgestreckter Hinterteile. Zwischen hellgrünen Grasteppichen und matschigen Rinnen ziehen Tiere Pflüge. Menschenhände stecken in der Erde. Bis dorthin, wo die Wüste beginnt, ein Feld nach dem anderen, Reihe um Reihe mit Setzlingen. Ein ausgedehnter englischer Park. Zuerst kommt das Klima, dann kommen der Mensch und die Geschichten. Mein Zelt steht überschwemmungssicher auf einem Betonsockel im Campement. In der Regenzeit kostet mich selten eine Überwindung. Geduscht, auch wenn die Dusche im stinkenden Klo ist und mit einer Schicht Antimückenmilch ist es halbwegs zu ertragen. Eine Fuhlerfrau reißt die Blechtür auf, sie ist um den Mund herum dunkelblau getätowiert. Es sieht aus, als hätte sie Heidelbeeren aus der hohlen Hand verschlungen und sich dabei angeschmiert. Pardon, sagt sie und schlägt die Tür wieder zu. Danach gibt es Bier, Eintopf und ins Zelt fallen. Eintopf und ins Zelt fallen. Zum Frühstück bringt der Kellner Brot. Laut sagt er Brot auf Bambara. Dann Butter, Marmelade und jedes Ding aus der Küche spricht er langsam und deutlich aus wie ein Lehrer, der seiner Schülerin Vokabel vorspricht. Nach jedem Wort lacht er. Irgendwer wiederholt, dann rennt er in die Küche und bringt noch etwas. Viele Bäume sehen abgestorben aus, sie treiben in der Trockenzeit aus. Manchmal sehe ich in dicken Baumstämmen Löcher. Aus diesen schlüpfen Junge. Es sind Kinder. Der Busfahrer hält an. Bin gleich wieder da, sagt er, steigt mit zwei Säcken aus und verschwindet im Dorf hinter Hirsesspeichern und der Moschee mit Straußeneiern auf der Dachspitze. Die Fahrgäste vertreten sich die Füße. Eine Alte hält uns einen Säugling wie einen Leib Brot entgegen, der sehr heiß ist. Sie zieht dem Kind die Wollmütze ab, der Kopf ist voll runder weißlicher Löcher, auf die sich Fliegen setzen. Sagt einer der Fahrgäste. Er ist Arzt. Als der Bus schon einige hundert Meter gefahren ist und ich mich umdrehe, sehen die Straußeneier auf der Moschee in der Ferne aus wie die runden Wunden am Kopf des Säuglings. Bei jedem Moscheeenei im Land denke ich an das Baby. Am schwersten sind die offenen Rinnsale auf den Straßen mit grün-blau-flüssigen Inhalten, die stinken, zu ertragen. Anfangs, wenn ich in einer Stadt ankomme, sagt der Arzt, will ich immer Ordnung schaffen und das Gröbste aufräumen. Ich nicht, sage ich. Ich flüchte ins Campement, da räumt jemand anderer auf. Im Mopti am Hafen stinken Fischköpfe. Die Stadt schreit. Ich habe im Hotel gewaschen und die Wäsche auf Kleiderhaken auf einem Baum gehängt. Agamen nähern sich. Sie halten inne, richten ihren Kopf auf und schieben ihn vor und zurück. Ich fürchte mich vor ihrem Kopfgeschiebe. Es ist finster, als ich die Wäsche abnehme. Ich greife nach einem Kleiderbügel und spüre einen plötzlichen Stich oder Biss in die Hand und schreie. Ein Leguan, ein Schlangenbiss, ein Skorpionstich, ich sehe nichts. Sollte ich sterben, muss doch jemand erfahren, woran ich verschieden bin. Ich renne zum Koch. Termite, sagt er, Ameise. Auf dem Niger. Soni Aliber, so heißt das Schiff. Es ist aber kein Schiff. Ungelenk krieche ich auf allen Vieren auf diese Pinasse, die in drei Tagen Timbuktu erreichen soll. Sie hat Bänke, in der Mitte einen großen Tisch und ein Dach aus Stroh. Innen ist sie mit Matten ausgekleidet, ringsherum läuft ein Brett, auf dem man nach hinten zum Bretterverschlag mit Loch kommt, dem Klo. Immer eine Passagiergruppe bekommt je nach Fahrtrichtung einen Sonnenbrand. Der Junge schöpft während der Fahrt Wasser aus dem Boot. Wasser aus dem Boot. Der Koch ist 16 Jahre alt. Sein Tee ist stark und süß. Er trägt eine weiße Häkelkappe mit Rasterstreifen und heuert mit zwei Schachteln an die Töpfe und Plastikgeschirr, Besteck und Schöpfgele enthalten. Sein Holzkohlekocher passt nicht hinein. Zum Frühstück gibt es Lavaschkiri, die Kuh, die lacht, Eckerlkäse und Kaffee mit Zähnbrot. Der Kopf eines Flusspferdes erscheint auf der Wasseroberfläche, über der Wasseroberfläche und am Ufer rufen Kinder, Tubab, Tubab, weiß heute. Der Fluss hat sich in ein Meer verwandelt. Wasser und Luft sind gleich hellgrau und metallen. Drei Wolken spiegeln sich im Wasser, drei Wellen spiegeln sich über uns. Ich habe die Augen halb geschlossen, damit das oben aussieht wie das unten. Wir tuckern im Himmel. Schau nicht so idiotisch, sagt die Stimme des Mädchens. Der Kapitän ist 17 und so schwarz, dass er beinahe blau aussieht. Es ist das Blauschwarz des Nachthimmels. Er wirkt den Motor ab, wenn wir Fischern begegnen. Dann schreit er, gibt's was? Habt ihr was gefangen? Eine junge Frau auf einem der Fischerboote trägt ein Dolce und Gabbana Käppchen. Doof und geil, sagt das junge Mädchen. Abends, wenn wir am Ufer anlegen, wirkt der Kapitän den Motor wieder ab. In der Dämmerung auf einer Matte am Ufer liegen und Gin süffeln. Der Fluss ist spiegelglatt. Wer kein Vollbad im Niger nehmen will, macht Katzenwäsche mit einem Liter abgekochten Wasser. Zwei Taschenlampen beleuchten das Menü an Bord. Fischstücke mit Kochbananen vom Rost. Der Kanal von Timbuktu ist versandet. Ein Pritschenwagen fährt Schiffspassagiere in die Stadt. Tourex stürzen sich auf Neuankommende und folgen ihnen. Auf der Treppe zum Pool des Hotel Colomb renne ich beinahe in die heidelbeermundige Fuhlerfrau. Sie grüßt mich. Ich bin auf der Suche nach zwei Leuten, sagt sie und redet weiter so, als würden wir uns kennen. Ich bin der Maître d'eau, sagt der Wasservorsteher und Badewärter. Er dreht an einem Hebel die Wasseraufbereitungsanlage surrt. Jetzt kann man duschen. Es gibt Gulasch mit Zimt und Sand, mit tschechischen Germknödeln mit Sand und Brot mit Sand im Garten des Hotels. Der Sand überzieht alles und entzieht Gesichtern, Bauten, dem Leben die Farben wie Nebel. Timbuktu ist ein Ausnahmezustand, der nie aufhört. Es ist eine Übergangsphase, die nicht vorübergeht. Ein Provisorium, das bleibt. Im Bier ist kein Sand. Eine Frau mit schwarzer Mundumrandung sucht euch, sage ich zum Arzt und dem Mädchen. Der Arzt sagt daraufhin, der frühere CDU-Kanzler Kohl hatte einen afrikanischen Nachbarn, dessen Projekte er mit großen Spenden bedachte. Wir Schwarzen müssen zusammenhalten, sagte Kohl. Ich bin im Zimmer Nummer 37 zu Bett gegangen. Das Licht ist abgedreht. Ich spüre, wie in Schulterhöhe etwas auf das Bett springt, das sich anhört wie mein Kater. Mir ist das Geräusch vertraut. Etwas bewegt sich. Ich fahre mit der Hand über einen Kopf mit Locken. Ich schalte das Licht ein. Es ist ein Zwerg mit blau-schwarz gewählten Haar und rabenschwarzer Haut mit schwarzer feiner Behaarung. Er liegt eingerollt in einer Grube auf dem Bett. Er öffnet die Augen. Ich schimpfe streng und schicke das Wesen weg. Die Wüste ist voll wie Klonis, sagt die Stimme des Mädchens und des Kellners, die mir tags darauf zusehen, als ich den Geist zeichne. Danke. Danke. Danke. Ja, ich habe dazu eine Two-Penny-Flute ausgesucht, im sieben-achtigen Takt. Thank you..... Wenn der Andreas nicht da ist, dann kommen wir zum Positiven. Sehr geehrte Damen, es ist etwas Wunderschönes, was sich immer in den Büchern auftut. Also bei mir zu Hause, da wimmelt es vom Büchern, nicht nur den Büchern, die wir publizieren, sondern wenn wir jetzt in Leipzig bei der Buchmesse waren, dann haben wir einiges verkauft und ich habe mir erwartet, dann wird das Auto etwas leichter werden, aber es ist nur mehr zugestopft gewesen, als wir nach Hause gekommen sind. Und zu den Büchern möchte ich noch eine kleine Geschichte erzählen, weil wir immer das Gefühl haben, die Leute lesen immer weniger. Und wie vor einiger Zeit, vor Ostern, war ich eingeladen, im Schloss Weinberg für Kinder Bücher auszustellen. Da habe ich auch andere hingegeben. Und da kann man dann sehen, dass kleine Kinder zu den Büchern unten anschauen möchten, aber meistens die Eltern anziehen. Bücher. Und unlängst war bei uns eine Nachbarin auf Besuch mit der Enkelin. Bücher anschauen, Kinderbücher. Und dann immer, Oma, das Buch, das nehmen wir mit. Und dann das nächste Buch. Oma, das nehmen wir auch mit. Das müssen wir auch mitnehmen. Da ist noch eines, das nehmen wir mit. Wir nehmen alle mit. Und morgen kommen wir wieder. Das zum Abschluss des heutigen Abends. Und jetzt gibt es dann diese ominösen, süchtig machenden Mondzelten für Sie auch noch. So, danke. Und zu der Musik von der Cordula möchte ich sagen, ich habe ein paar Musiker, die mich mehr oder weniger begleiten oder die ich immer einlage. Also da gehört noch der Bertl Mütter dazu, der Nikolai Dunkowitsch und der Bertl Mütter hat zunächst zu jemand anderem, zu einer Lektorin zu mir gesagt, ich weiß nicht, wie das mit dem Richard ist. Ist er in der Verlegenheit, weil er einen Musiker braucht und keinen anderen hat? Dann hat ihn natürlich die Erika, Dr. Sieder, der Zammgestaucht so und so, was glaubst denn du? Aber ich kann ja nicht immer den Bertel Mütter einladen. Ich kann ja nur, also ich kann ja nicht, könnte ich auch, dass ich die Cordula beim nächsten Mal einlade. Aber nächstes Mal werden wir einen anderen Musiker, wohl oder übel, einladen. Und jedenfalls, liebe Cordula, danke, dass du mir da immer aushilfst sozusagen. Und so danke für den herrlichen Abend, grüße Zugehörige. Ja, danke Richard, dass du mich immer einlädst. Ich bin auch mit großem Vergnügen immer in der Eisenberger Fabrik, weil das ein fantastischer Raum ist in Gmünd. Und ich habe noch drei Zeilen, die ich noch spüre. Und dann gibt es die Montzeltten. Eine cheerful Flut, ein paar fröhliche Flötentöne zum rausgeben. Aplausi. Thank you.