Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte Sie sehr herzlich zur Präsentation des neuen Buches von Erwin Einzinger hier im Stifterhaus begrüßen. Das Buch trägt den Titel Ein Rucksack voller Steigeisen und ist im Jung & Jung Verlag erschienen. Wir freuen uns sehr, dass Erwin Einzinger heute bei uns ist und aus diesem Buch lesen wird. Ich begrüße ihn sehr herzlich. Herzlich willkommen. Für den Jung & Jung Verlag begrüße ich sehr herzlich den Programmleiter Dr. Günther Eisenhuber und den Verantwortlichen des Verlags für Presse und Veranstaltungen Dr. Harald Quantner. Schön, dass Sie extra zu uns gekommen sind. Die Moderation des Abends hat der Literaturwissenschaftler, Literaturkritiker und Autor Dr. Christian Schacherreiter übernommen. Auch ihn begrüße ich sehr herzlich. Danke. Dr. Christian Schacherreiter übernommen. Auch ihn begrüße ich sehr herzlich. Danke. Erwin Einzinger hat immer ganz wunderbare Buchtitel. Ich erinnere nur an seinen ersten Gedichtband, Lammzungen in Zellophan verpackt, 1977. An dem Gedichtband Ein Messer aus Odessa aus dem Jahr 2009 oder an den Roman von Chalalabat nach Bad Chalabach 2010, nun also ein Rucksack voller Steigeisen, was schon auf die Hauptorte des Buches die Berge über Länder hinweg hinweist und durch das Bild eines vollen Rucksacks auf eine Fülle an Geschichten, Szenen, Miniaturen, die eine nach dem anderen hervorgeholt werden. Er schaut ein bisschen skeptisch. Ich lächle. Erwin Einzingers Erzählstil ist unverkennbar. Anton Tuswaldner nennt es in seiner Rezension in der Furche System Einzinger. Christian Schacherreiter drückt es so aus, und dieser Satz ist auf der Rückseite des Buchumschlags abgedruckt. Erwin Einzinger, dieser Jongleur der Unübersichtlichkeit, hat eine unverwechselbare Erzählweise entwickelt. Bevor wir von Christian Schacherreiter mehr über diese Erzählweise und das neue Buch von Erwin Einzinger erfahren, möchte ich Erwin Einzinger im Namen des Hauses noch sehr herzlich zu seinem 70. Geburtstag gratulieren, der am Samstag gefeiert hat. Kiitos. Wir werden heute noch mehr darüber erfahren, glaube ich. Wir freuen uns auf diesen Abend. Und ich bitte Christian Schacherreiter, mit der Einführung zu beginnen. Ich bin nervös. Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Literaturfreunde, FreundInnen, lieber Erwin. Meine Damen und Herren, wer sich in die epische Bergwelt von Erwin Einzinger begibt, der muss sich warm anziehen und gut ausrüsten, denn leicht begehbar sind diese literarischen Höhenwege nicht. Zwar, wer mit Erzählliteratur der Moderne einigermaßen vertraut ist, weiß, dass er sich nicht zwangsläufig stringente Plots und zusammenhängende Geschichten erwarten darf. Kafka, Joyce, Beckett bedienen den Leserwunsch nach einspurig befahrbaren Spannungsbögen auch nicht. Und Thomas Bernhard sagte über sein Schreiben einmal, sobald am Horizont eine Geschichte auftaucht, knalle ich sie ab. Als erfahrene Leserinnen und Leser sind wir also an solche Herausforderungen durchaus gewöhnt, aber Erwin Einzinger in seiner scheinbar harmlosen Art, der wirkt ja so nett immer eigentlich im persönlichen Gespräch, der forciert die Sache schon noch ein wenig dann. Also diesmal hat er gebündelt in 18 Kapiteln uns einige hundert Kurztexte ausgelegt. Gezählt habe ich sie nicht, aber es sind sicher einige hundert. Die längsten etwa zwei Seiten, die kürzesten wenige Sätze lang. Gemeinsam ist ihnen, dass sie alle auf die eine oder andere Weise das Generalthema Berg aufgreifen, anstoßen, abklopfen, eingreisen, anstoßen, abklopfen, eingreisen, überfliegen. Es sind Beobachtungskizzen, es sind Momentaufnahmen, Ereignisse würde ich fast nicht sagen, sondern Bruchstücke von Ereignissen. Auf diese Weise kommt aber eine ganz beeindruckende Menge an Material zusammen, noch dazu in weltweiter Streuung, Felssprengungen im Steiertal, Felsenstädte in Algerien, Blockhütten in den USA, Gipfelstürmer aus Luzern, Wanderhirten im anatolischen Hochland und, man höre und staune, ein Taxifahrer aus dem Zillertal, der Wölfe liebt. aus dem Zillertal der Wölfe liebt. Hier finden wir einen Hinweis auf Watschentänze und die Alpensinfonie von Richard Strauss, dort die Geschichte eines Berliner Geisteswissenschaftlers, der im Venediger Gebiet folgenschwer ausgerutscht ist. Nicht selten konzentriert Erwin Einzinger Dinge und Phänomene, die auf den ersten Blick weit auseinanderzuliegen scheinen, in einer Satzkonstruktion. Ich zitiere ein Beispiel. in welchem eine muntere Musikkapelle aus den Bergen auftrat, während im Park dahinter Schachspieler versunken auf die Spielfiguren starrten. So beginnt ein knapper Text, der dann damit endet, dass zwei Praktikanten aus Toulouse den schönen Zufall feierten, dass im Persepolis tausende Keilschrift-Täfelchen aus dem Verwaltungsapparat von König Darius gefunden worden waren, die einen Einblick in das Alltagsleben Alt-Irans ermöglichen. Eine Menge Welt in wenigen Sätzen. Manchmal tut ja Erwin Einzinger so, als würde er uns jetzt tatsächlich eine richtige Geschichte erzählen, aber keine Angst, er will nur spielen. Mit der Form der Schnurre, der Anekdote, der Kurz- und Kürzestgeschichte dafür erzählt er uns aber so manche Geschichte, die sich nicht ereignet hat. Zum Beispiel erzählt er uns, dass der Künstler William Hogarth niemals, niemals in den Bergen oberhalb von Rovareto eingekehrt ist, um, ich zitiere, flotte Kellnerinnen schwungvoll auf den Skizzenblock zu zaubern. Meine Damen und Herren, Erwin Einzinger ist ein einzigartiger, wie der Name Einzinger schon sagt, ein einzigartiger, ein außergewöhnlicher Sprachkünstler und aus meiner Sicht ist er ein radikaler Demokrat der Wahrnehmungen. Ob es sich nun um ein sogenanntes unerhörtes Ereignis im Sinne Goethes handelt oder um ein Nichtereignis oder eine Alltagsbanalität, alles kann bei ihm zum anerkannten Gegenstand der literarischen Arbeit werden. Wer von Ihnen die Berge liebt, vielleicht sogar erklimmt, wird sich mit Vergnügen in diese literarische Bergwelt führen lassen. Wer, so wie ich, lieber statisch im Flachland verharrt, fühlt sich aber von Erwin Einzinger auch verstanden. Zum Beispiel an dieser Stelle, die ich zitieren möchte. Trekking-Touristen, die ein fernes Land zum ersten Mal betreten, sind oft verwirrt und überwältigt. Dann, wieder zu Hause angelangt, können sie aber von erstaunlichen Erlebnissen mit den Bewohnern ferner Bergtäler berichten, die einfach nicht verstehen, was die Leute aus aller Welt auf hohe Gipfel treibt. Meine Damen und Herren, dieser Sichtweise dieser Talbewohner schließe ich mich voll inhaltlich an und bitte jetzt Erwin Einzinger um seine Lesung. Vielen Dank. Jetzt weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll zum Taten, weil bei dem Wetter so viele Leute da herkommen. Ich kann jetzt gar nicht aufzählen, was für Überraschungen. Sogar meine ehemalige Zeichenlehrerin in der Honauer Straße sitzt da. Das ist fast ein Klassentreffen mit Georg Stifter. Klassentreffen meiner alten Deppen, sage ich schon. Wir treffen uns jedes Jahr. Jetzt sind wir schon 52 Jahre Matura oder was? Wie viel? Jedes Jahr treffen wir uns und es ist immer wieder schön. Ich glaube, in zwei Wochen ist wieder was, oder? Drei? Ich weiß nicht. Sie schicken ja nur mehr die Nachrichten meiner Frau. Vier. Weil sie sagen, wenn du Töpper bist und kein Handy dir kaufst, dann können wir mit dir nicht mehr kommunizieren. Jetzt schicken sie die Nachrichten meiner Frau. Die sagt mir das dann kann man mit dir nicht mehr kommunizieren. Jetzt schicken sie die Nachrichten meiner Frau. Die sagt mir das dann, traurig ist das, sogar das Ding habe ich da, weil es ein bisschen getröpfelt hat, es würde in der Nacht schütten. Schulkleidung ist das. Mein Direktor ist da, viele Kolleginnen und Kollegen, die extra hergefahren sind und andere Leute. Das ist nett. Jetzt tue ich mir noch etwas herrichten. Ich habe oben schon beim Vor... Und meine zwei Herren bitte vom Verlag. Der Programmleiter ist ja momentan, wie sagt man, in Männerkarenz. Und leistet dort gute Arbeit und jetzt hat der Pressemann Harald Gschwandner, der neben ihm sitzt, das Lektorat übernommen, aber beide miteinander haben es mir schon kurz vor Weihnachten gesagt, meine Frau hat mich immer schon gewarnt, hat gesagt, jetzt hören wir, wie wir in Berlin waren im November, hat sie gesagt, wenn es vom Kino heimgekommen ist, habe ich ja wieder etwas vorgelesen und gesagt, das muss alles noch rein. Er hat gesagt, na bitte, die trafen dran schon die Augen in Salzburg, wenn du wieder etwas nachschickst. Und dann haben sie mir gesagt, jetzt wären wir ungefähr bei 600 Seiten, das wird irgendwie vom Verkaufspreis her nicht gescheit. Ich bin Ihnen so dankbar. Jetzt hat es 330 ungefähr oder so, glaube ich. Wie ich es dann gekriegt habe, das Buch, es ist dann sogar drei Wochen früher gekommen, als ich es erwartet habe, weil am Anfang war ich nervös. Am Ersterscheinungstag habe ich in der Alten Schmiede in Wien mit dem Bodo Held gelesen. Habe ich gefragt in meiner Naivität, ob es dann auch sicher da ist, das Buch. Da haben sie mir ein bisschen gelacht. Und der Harald hat zum Beispiel diese wunderschönen Vignetten da jetzt auch innen bei jedem Kapitelanfang eingebaut. Ja, ich danke euch, dass ihr mich gebremst habt, was eben meine Frau schon auch gewollt hat. Sie hat gesagt, du zerflederst das Ganze. Es ist eh schon so ein Mischmasch und so weiter. 600 Seiten von dem wären wirklich, teilweise habe ich da wahrscheinlich auch Blindgänger drin gehabt. Da hat er mir auch so geholfen, der Harald, wie es schon brenzlig war mit Abgabetermin, hat er gesagt, er hilft mir ein wenig beim Aussortieren. Vielen Dank. Und dann fahren sie noch extra her, wo ich in Salzburg in drei Wochen schon wieder lesen kann. Nur das, was ich gesagt habe, ich erzähle nicht viel, weil das ist ja eben meine Krankheit. Aber zum 70. Geburtstag, das habe ich am Telefon ungefähr 25 Mal erklärt, weil ich froh bin, wenn ich überhaupt etwas habe, was ich erzählen kann, weil ich beim Telefonieren so schlecht bin. Jetzt habe ich allen das selber erzählt und dann habe ich es auch euch geschrieben, der Birgit habe ich es geschrieben, alle haben es schon geschrieben. Ihr wisst es, aber die anderen wissen es nicht. Der 70. Geburtstag, ja mein Gott, 70, aber genau an diesem Tag vor 50 Jahren habe ich unterhalb des Bürgersgrads einen Bergunfall überlebt, leicht verletzt überlebt, wo die Chance, dass ich überhaupt nicht mehr lebert, außer komme oder schwerst verletzt, Rückgrat, Ding und so weiter, dreimal so groß war. Also ich erzähle das jetzt nicht im Detail, mein im Herbst verstorbener älterer Bruder hat damals gesagt, er hat das von 150 Meter Entfernung mit ansehen müssen, wie ich da runtergerascht bin. Er hat auch gewusst, jetzt ist es aus. Ich habe ein unglaubliches Glück gehabt, immer wo ich aufgekommen bin, da wusste ich, jetzt ist es aus. Unglaubliches Glück gehabt, immer, wo ich aufgekommen bin, nach zehn Metern frei im Fall, war wieder Schnee links und rechts, Felsen. Das ist ein zufälliges Zusammentreffen. Das war mein 20. Geburtstag damals. Zufall. Das mit den Steigeisen, mir dann vielleicht noch ein bisschen, dann sitze ich so daher, dann kann ich Steigeisen, habe ich eigentlich glaube ich nur zwei, drei Mal in meinem ganzen Leben angehabt. Aber da war ich 14 Jahre im Venedigergebiet glaube ich, da habe ich das erste Mal Steigeisen gehabt. Jetzt lese ich einfach. Wenn du das ansprichst, sag ich es dem Feldleute, wir haben es so vereinfacht, sollte er den Einzelnen er hat in der Zeitung das ja schon so schön aufgedröselt. Jetzt fange ich wirklich zum ersten Mal an. Das habe ich noch nie am Anfang gelesen. In Wien an diesem Abend wäre ich total vorbereitet gewesen, weil mir das auch jetzt angewandt, dass ich mir das ausser schreibe, wie tut es weiter und so. Und dann sagt der Bodo Hell, mit dem ich lese, er hat eh schon mir geschickt am Internet, was er lesen will, ich sollte mir was dazu passen. Ich habe aber sein Buch noch gar nicht gehabt und im Auto, meine Frau hat ein Internet auf Telefon, ein tragbares Internet. Dann hat sie mir vorgelesen. Ich habe gesagt, ich hätte eigentlich ein eigenes Programm. Dann haben wir das alles umgestoßen. Es war eine grandiose Lesung trotzdem. Bergkameraden des Lawinenopfers warfen beim Begräbnis Steigeisen als letzten Gruß auf den geschmückten Sarg hinab, sodass es rasselte und krachte. Vermutlich fanden einige der Trauernden dies etwas überzogen, doch weiß man längst, welche Bedeutung Rituale oder Abschiedsgesten immer schon gehabt haben, selbst in archaischen Gesellschaften. Der langhaarige Pfarrer klopfte mehrmals auf das Mikrofon, bevor er die gewohnten Formeln hören ließ. Der eigentliche Trauerredner war ein braungebrannter Dauerläufer, der sein sogenanntes Schmalspurstudium, bei dem er nicht recht weiterkam, nun offenbar versanden ließ, um lieber einen Ratgeber für Hobbysportler zu verfassen. auf das Leben des Verschütteten erwähnte, dass dieser seine Bergtouren mit Akribie geplant und mit dem Eifer eines Buchhalters auf Karteiblättern dokumentiert habe, die er in Pappkartons verwahrte. Diese imposante Sammlung demnächst ausgiebig zu sichten, Sammlung demnächst ausgiebig zu sichten, werde nun die willkommene Verpflichtung sein, erklärte er, als viele der Trauergäste ihre Taschentücher schon verstaut hatten. Da flicke ich jetzt vielleicht hoffentlich nur das einzige Mal was kurz ein, wie vor 46 Jahren im Februar unser Sohn auf die Welt gekommen ist. An dem Tag ist ein Bergsteigerkollege begraben worden, wo mein Bruder sogar mit war. Der hat geheißen Peter Thornfeld. Der ist von einer Lawine verschüttet worden, wo ich später mit einem der Bergretter reden habe können, der ihn ausgehoben hat. Er hat mir erzählt, er war keine 40 Zentimeter unter der Oberfläche. Die Finger, alles blutig, die Stirn blutig. Er hat gesagt, er hat im Todeskampf versucht, einen Luftraum zu schaffen. Sie haben ihn nicht mehr rechtzeitig gerettet. Aber an diese Sachen habe ich eigentlich überhaupt nicht gedacht damals, wie ich das geschrieben habe. Das kommt nur jetzt hin. Ich habe mir dann oft überlegt, wenn mich wer fragt zu dem Buch, muss ich ja etwas sagen. Und da sind mir Dinge eingefallen. Damit man ja gleich erkennt, dass das oft ein Vorwand ist. Zum Beispiel einmal kommt der Alban Berg vor, nur weil er Berg heißt. Jetzt lese ich 250 Seiten weiter hinten. Schlegel sind auf eine Preisfrage der Wissenschaftsakademie Berlin einmal erstaunlich viele Antworten hereingeflattert. Es ging um Fortschritte und kühne Aperzeptionsmodelle im eher metaphysischen Bereich. Und Schlegel hob als eifriger und unabhängiger Betrachter dieser Schriften eine dieser Schriften extra noch hervor, weil deren Autor seiner Meinung nach gewisse Qualitäten hatte, die nicht zuletzt auch für den Bergführerberuf vonnöten sind. Er lobte unter anderem die Fähigkeit zu höchster Konzentration, Er lobte unter anderem die Fähigkeit zu höchster Konzentration sowie den kühnen Weitblick und die ruhige Besonnenheit im sicheren Voranschreiten in schwierigem Gelände, das in diesem Fall natürlich ausschließlich das weite Feld des klaren Denkens meinte. Schlägel selbst, ein typischer Berliner, war keineswegs etwa Naturromantiker oder ein Freund der Berge, hatte allerdings im Alltag meistens Manuskriptberge auf seinem Schreibtisch, von denen er natürlich manche unwillig und möglichst rasch zur Seite räumte, sobald er Platz benötigte. rasch zur Seite räumte, sobald er Platz benötigte. In anderen hingegen suchte er anscheinend insgeheim nach Goldadern und genialen Übergängen in der Welt des freien Kombinierens. Das ist ja ein guter Ansatz, das zu tun. Ein bisschen weiter vorne. Steinige Hänge, Mager- oder Trockenwiesen sind der Lebensraum für Bergklee, Steinbrech, wilde Möhren. Das und noch mehr erklärt ein älterer Spaziergänger im haselnussfarbenen Wrack seiner Begleiterin auf ihrem Rückweg von der Lanneralm, wo sie sich ausgiebig mit einem Militärseelsorger unterhalten hatten, der nebenbei zu Schriftstellern versucht und unlängst wilde Jagd-Szenen am Orinoco detailliert beschrieben haben will. Es geht ein bisschen hin und her. Es geht wieder auf Seite 4. Sportklettervereins Cassandra Celestine, aufgewachsen in Schönau im schönen Schwarzwald, später dann in einer Basler Schickimicki-Apotheke, früh im Umgang mit blasierten Kundinnen geschult, hatte im letzten Herbst nach turbulenten Wochen schließlich schneller als gedacht in einem sogenannten Flagship-Store in Winterthur einen ganz gut bezahlten Job gefunden. Mit ihrer Schwester Hedy, einer jung verwitweten Insektenforscherin, ging sie jeden zweiten Samstagnachmittag recht fleißig in die Kraftkammer und anschließend dann meistens in die Sauna. Am Dienstag kam sie spät vom Fotoabend heim und warf den Waldbrandkatalog auf die Merino- Schafwolldecke auf der Couch in der Gemeinschaftsunterkunft in einem hübschen alten Eckhaus. Neben dem blauen Elektronikset lagen zwei Albumblätter aus dem Bergfinkenkalender und die Stoppuhr ihres Schwagers, der eines von angeblich mittlerweile elf Lawinenopfern des vergangenen Winters war. Am Nachmittag hatten erneut Corona-Leugner fürchterlichen Lärm gemacht, waren langsam Richtung Innenstadt gezogen. Einige von ihnen schwangen wie in alten Bauernkriegsgeschichten, Mistgabeln und Holzprügel. Anführerin war eine ganz besonders aufgebrachte Frau mit Megafon. Sie trug ein eng geschnittenes Torero-Jäckchen und kastanienbraune Laufschuhe mit Leuchtdioden in den Gummisohlen. Wer sich mit dieser Frau und ihrem bärtigen Beschützer oder sonst wem aus der bunten Truppe anzulegen wagte, hatte jederzeit damit zu rechnen, dass die Wogen, die ein Streitgespräch sofort erzeugen würde, mindestens bis an den Gehsteig schwappen könnten, nach dem jüngsten Wochenende mit den Freiluftravern noch zerdrückte Pappbecher und Zigarettenkippen lagen. Celestine war zwar in der Gegenrichtung unterwegs gewesen, hatte Sprechchöre und Flugblätter so gut wie möglich ignoriert, war aber immer noch ein wenig durcheinander, als sie danach in einem Stehcafé in einer Seitengasse mit Elfriede Pfisterer zusammentraf, die erneut von ihrer Schwiegermutter zu berichten anfing, einer Kurhotelbetreiberin im südhessischen Heppenheim. Beim Spätabendtee um 22 Uhr fragte eine mittlerweile recht erschöpfte Zölestine ihre Schwester, während sie ein Gähnen unterdrückte, willst du die leidige Geschichte des Barons von Ungern-Sternberg wirklich noch genauer hören, von der wir gestern kurz gesprochen haben? genauer hören, von der wir gestern kurz gesprochen haben? Mythos und Wahrheit sind hier, wie so oft, sehr stark vermischt. Ach was, erzähl doch einfach. Mystiker und Spinner haben mich schon immer interessiert, war die Antwort der Schwester. 177? Ich will nicht, dass jetzt wer mitblattet. Ach so, da. Die schöne Linzerin hat eine Winzerin als Patentante. In deren Sieveringer Haushalt läuft inzwischen vieles schon halbautomatisch ab. Selbst der Tablettenspender muss nur regelmäßig nachgeladen werden. Einmal lag ein Radsportkapperl voller Blaubeeren am Tisch, als der beschwipste Briefträger ein Glückwunschschreiben aus Neuseeland überbrachte, das dann beim Öffnen eine Elektronikmelodie abspielte. Ich habe auch sowas gekriegt, mache ich auf, staying alive und so weiter. Das ist von den BGs einmal irgendwo da gewesen. Ich weiß nicht. Momentan sitzt daheim meine kleinste Enkelin und macht das auf, dann spült es wieder und dann macht es zu und ist völlig weg. Ich habe noch nie so etwas gehabt. Zum 70er steht da drin. Staying alive. Man mag es glauben oder nicht. Jetzt habe ich mich wieder unterbrochen. Man mag es glauben oder nicht. oder nicht. Einst zog eine Nachbarin, ein flottes Wiener Wäschermädel, mitten im April mit Sack und Back in eine hübsche Stadt am Arno, hatte dort erfreuliche Erlebnisse, von denen sie nur wenige der ungeliebten Stiefdochter Donata anvertraute. Der Sohn war in die USA gezogen, wo er in Akron, einer autoreifen Stadt, ein Restaurant eröffnete und bald danach schon wieder aufgab, um gut 80 Meilen weiter nördlich noch einmal zu starten, und zwar mit einem Waschsalon. Die Landschaft dort ist nicht gerade einladend. Die Landschaft dort ist nicht gerade einladend. Kanalisierte Bäche, kleine Staustufen. Als Attraktion für seltene Besucher gelten bestenfalls ein alter Leuchtturm und die Zugbrücke über den Fluss in Ashtabula. Von den Textilerzeugern sind die meisten abgewandert, wie man beschönigend zu sagen pflegt, doch immer noch steht bei den Leuten Handschlagqualität sehr hoch im Kurs. Viele sind organisiert in örtlichen Vereinen, der eine schwört auf kalte Bäder früh am Morgen, ein anderer schreibt patriotische Balladen und die Schwiegertochter eines Vorstandsmitglieds von Atlantic Records reist am liebsten um die halbe Welt und sucht von Zeit zu Zeit einen Schamanen in Kathmandu auf, der sie von ihrer Unruhe befreien soll. Das freut mich selber, dass man so herumspringen kann. Das tue ich gern, wirklich. Das ist eigentlich meine Art zu denken oder nicht zu denken. Der Dichter Allen Ginsberg hatte diesen Watschelgang, den man von Schneegänsen und Höckerschwänen kennt. Von ihm soll auch die irrwitzige Meinung stammen, dass manchmal Unterwäsche schon von bloßen Furzen braune Flecken abbekomme. In einem Dorf in Nordtirol kann man der gleichen Weisheiten sogar am Stammtisch hören. Ginsberg war auch 1975 mit dabei, als spät im ich englische TH, Rolling Thunder Tour begann. Er trug in allerlei Gemeindehallen irgendwo in der Provinz sowie in ländlichen Kaschemmen schamanistische Gesänge vor und rezitierte etliches von William Blake und selbst gedichtet es. Am Allerseelentag der dritten Station auf dieser langen Tour, die nach Connecticut und Massachusetts durch Vermont und dann bis Kanada hinaufführte, wurde in Lowell konzertiert, wo einst der Dichter Kerouac zur Welt gekommen ist und heute auch begraben liegt. Es gibt noch Film- und Fotomaterial, das unter anderem zeigt, wie Allen Ginsberg und der oft recht mürrische Bob Dylan ganz vergnügt inmitten welker Blätter vor der Marmortafel kauern, die an den heimlichen Romantiker Jack Kerouac erinnern soll. Dylan spielt Gitarre, Ginsberg werkelt auf dem tragbaren Harmonium und stimmt dann eine Hymne an die Erde und den Himmel an, an die Musik, an Würmer, Knochen, Berge und das Reisen. Jetzt geht es mir schon ein bisschen besser um, habe ich so einen guten Tee, einen Bachblütentee gekriegt. Ich habe wirklich Stress gehabt. Ich wusste, den 70. Geburtstag haben 35 Verwandte und Familie eingeladen. Das habe ich wunderbar hinbekommen. Dann habe ich ein Stifterhaus. Ich war heute schon nervös, dass ich heiße Stirn... Ah ja! Das ist wirklich ein Zufall. Ich rede jetzt von dem. Ich habe ja kein Fieber, aber Uli hat schon Angst gehabt, dass ich anstecke. Ich bin ja nicht ansteckend. Ich bin so ein Hypochonder. Ich bin ein Hypochonder. Das dauert zweieinhalb Seiten. Wir haben eh noch ein bisschen Zeit. Das Kapitel heißt Fieber und beginnt so. Da war ich natürlich selber. In Venedig gibt es eine super Wohnung für Schriftsteller. Vom Bergdorf in den Pyrenäen bis nach Malamocco am Lido di Venezia. Eine sicherlich nicht allzu komplizierte, aber anstrengende Reise. Vor allem dann, wenn man bereits erkältet ist und Kopfschmerzen und leichtes Fieberkommen spürt. Der Abend hatte sich in Nebel eingesponnen. In Richtung Malamocco war ein Proviantboot unterwegs und tuckerte erstaunlich langsam vor sich hin. Eine Französin, die als Puppenspielerin erfolgreich war, hatte die weite Reise angetreten, um sich ein wenig Abstand zu verschaffen. Abstand von ihrem überaus bemühten Kompagnon und von verschiedenen Verpflichtungen. überaus bemühten Kompagnon und von verschiedenen Verpflichtungen. Die Tage vor der Abreise waren von einer Flut von Fragen, Zweifeln und Ermahnungen begleitet worden, auf die an dieser Stelle allerdings nicht näher eingegangen werden muss. Rückblickend lässt sich sagen, es war kein Wunder, dass ein überaus begabter Koch in Tarascon, der sich mit ihr sehr gut verstanden hatte, ihren Entschluss bedauerte. Auf einem schmalen Wirtshauszettel war es ihm bereits beim ersten Kennenlernen zweifellos gelungen, sie gleich einmal mit einem Zahlenkunststück kurz zu überraschen, obwohl sie sich für derlei Zaubertricks nicht wirklich interessierte. Denn Kochwieder war klarerweise ihre Welt der kleinen Bühne völlig fremd. Auch konnte er nicht ahnen, dass es auch unter Puppenspielern Sticheleien gab und Rangkämpfe, mit denen man zu Rande kommen musste. Katharine, so hieß die junge Dame, die in Malamocco ihr Quartier bezog, war mit solchen Hierarchien inzwischen längst vertraut. Als Kind hatte sie Schmetterlingen aufgelauert. Auch einen jungen Laubfrosch brachte sie einmal nach Hause und Tränen hatten fließen müssen, als der Kater ihrer Nachbarin das Reptil herumhetzte und schließlich wie ein Spielzeug in vier Teile riss. Wie und wann sie während ihrer Zeit des Studiums in Po, in Südfrankreich, auf einmal in der Puppenspielerbranche gelandet war, eine vertragte, etwas seltsame Geschichte voller Zufälle. Malamocco im November ist auf keinen Fall ein überbuchtes Reiseziel. Es gibt hier keinen Jahrmarkt, kein Theater, eher eine fast schon dörfliche Gemeinschaft. Nur an der Piazzale delle Erbe steht an manchen Tagen ein vergnügter Geigenspieler, freut sich recht an düsteren Etüden. Als Katharin dort auftauchte, verstaute er gerade sein geliebtes Instrument im schwarzen Geigenkoffer, bevor er in die Osteria hinterm Friedhof ging. Regenschwaden zogen schon am zweiten Tag über das Meer herein, klatschten an die Fensterläden, die im Sturm nicht mehr zur Ruhe kamen. Es gab viel Zeit, um mit dem auf die Hand gestützten schweren Kopf nur zu sinnieren. Zwischendurch zwei Anrufe aus Tarascon, einer zufällig von jenem durchaus sehr gescheiten Mann, der dennoch immer wieder Dummheiten von sich gab. Neben der Fernbedienung lag die dicke Wochenzeitung aus der Bahnhofsbuchhandlung, aus der nun zu erfahren war, dass in den Bergen, jetzt kommt endlich der Berg vor, sonst hätte der Text keinen Sinn, in diesem Buch, sonst schon, dass in den Bergen im Südosten Frankreichs schon der Schnee gefallen war, während im Golf von Mexiko ein Hochdruckkeil seit Tagen überaus stabil blieb. Holt das? Eine Kaltfront rollte über Polen. Sturmschäden gab es offenbar im Osten Deutschlands und reichlich Feuchtigkeit auch hier am Fliegengitter. Katharin griff also gähnend nach der Fernbedienung, ehe sie sich mehrmals an der Stelle zwischen Zeigefinger und dem Daumen kniff. Akupressur, um einen Kopfschmerz loszuwerden. Auf dem Bildschirm war indessen kurz eine beliebte Volkstanzgruppe aus dem Kaukasus zu sehen, die sich mehrmals vor dem Publikum verneigte. Naja, der Kaukasus kommt viel vor, aber das habe ich nicht geplant, dass ich da jetzt etwas finde. Oder vielleicht doch, schaue ich mal, 290. Nein. Schauen wir mal. Ja, Seite 187. Das ist schon gut, wenn man sich da was notiert ein wenig. Habe ich früher nie getan. Einmal war ich auf der Buch-Österreich-Schwerpunkt vor 100 Jahren, in den 90er Jahren. War ich draußen in Frankfurt, dann ist der Verleger Jochen Jung mit mir mit einer Begleiterin essen gegangen und dann haben sie mir das Gestell geputzt. Haben sie gesagt, Erwin, weißt du, wer in der ersten Reihe gesessen ist? Ich kenne die Geschichte, ich weiß nicht, Holstuck, nein, warum, jetzt weiß ich nicht mehr, der Frankfurter FAZ, der gestorben ist, sagt es mir der Herausgeber, nein, nein, nein, ist eh egal, mir fällt das nicht ein, der ist ein paar Jahre später gestorben, der war jünger als ich, dann sage ich, ja und? Und dann haben sie gesagt, ja bitte, wie du hergeflogen bist, hast du vielleicht Zeitung aufgemacht, der hat einen Leitartikel über die österreichische Literatur geschrieben, sogar wohlwollend, und dann sitzt du dich hin und bladelst da weg und sagst, aha, was habe ich denn da geschrieben und so weiter. Und liest vor, so wie immer, irgendwas, ich weiß nicht, ob das alles nur eine Gaude war oder was. Da haben sie gesagt, wir reißen uns den Arsch auf, wörtliche Zitate. Und du setzt dich da hin und du glaubst, es reicht, wenn man die Bücher schreibt. Ja, da bin ich sehr in mich gegangen. Habe dann Whisky getrunken ein bisschen und so weiter. Also wir haben recht gehabt eigentlich. Es stimmt wirklich, so kann man nicht auftreten. Daher bin ich jetzt immer super vorbereitet. Was gibt es da zu lachen? Ich habe drei Zettel mit Seiten, wo überall was weitergeht. Das kommt aus Kaukasus. Das wäre noch öfters, aber das lese ich jetzt. Ein Pferdezüchter in den Bergen, nein, stimmt gar nicht, Kasachstan, jetzt habe ich mich vertauscht. In den Bergen Kasachstans schickt seinen Sohn zu den Verwandten, die dringend Helfer bei der Walnussernte brauchen. Vier Stunden Fahrt mit dem Geländewagen und ein Team aus Kölner Fernsehleuten ist die ganze Zeit dabei, ist die ganze Zeit dabei, um Material für eine Dokuserie des WDR zu drehen, mit dem die Katharin aus Henningsdorf sich dann ab Mitte Februar befassen wird. Anfang März, in einer tief verschneiten Tigerlandschaft östlich der berühmten Wolgerschleife, scheuern Wildschweine ihr Borstenfell an jungen Weidenbäumen, bevor sie einer Wiesentherde folgen, die Spuren in den hohen Schnee gezogen hat. In etwas mehr als einem Vierteljahr werden hier die Walderdbeeren blühen und die Reier ihre Nester reparieren. Davor kommt allerdings das große Tauwetter und in den Sümpfen wird das Wasser steigen. In einer Schenke hebt jemand sein Glas und stimmt ein Trinklied an, das ursprünglich von Bergarbeitern stammt. Danach erzählt er, wie er einmal als Kind auf einem Baum geflüchtet war, als Wölfe immer näher kamen. Wölfe sind normalerweise vorsichtig und schlau und lassen sich kaum in die Karten schauen oder überlisten. Jägerlatein verfälscht da oft die Tatsachen und bauscht seltene Einzelfälle unverhältnismäßig auf. An einem freien Grundstück an der Flussbiegung hat man in Leichtbauweise eine Halle hochgezogen, für einen meist im Hintergrund agierenden Betrieb aus Meeren, der transportable Klo-Kabinen herstellt, die für Festivals und Großveranstaltungen nötig sind. Der Chef, ein Pferdeschwanz- und Lederwestenträger, nuschelt fürchterlich beim Reden, wirkt aber freundlich und entspannt, wenn er bereits im sprichwörtlichen Sommer seines Lebens lang und breit vom Rückzug ins Familienleben und vom Skifahren mit seinem Sohn auf einem Schweizer Gletscher spricht. Lateinamerikanische Bordelle hat er in ganz jungen Jahren abgegrast. Darüber will er heute nicht mehr reden. abgegrast. Darüber will er heute nicht mehr reden. Jetzt müssen wir mal was Afrikanisches kurz da schauen. Wie lang sollte ich das da hingeben? Ich will nur nicht, dass es zu lang wird. Jetzt ist es noch nicht spät, gell? Nein. Wie das erste Mal? So lang? Nein, ich bin gut beisammen. Ach so, mitgespräch. Ich glaube um 11 Uhr war ich. Nein, passt schon. Jetzt ist es viel über 8, dann drehen wir noch ein bisschen. Ja, gut. Gambia ist traditionell ein Erdnussland. Es ähnelt in der Tat einer nur leicht gekrümmten Erdnuss, die sich der 20 mal so große Senegal ins Maul geschoben hat, um sie zu verschlingen. Nicht nur entlang des Flusses, der ihm seinen Namen gab, ist Gambia ein Tiefland und feuchtheiß. Gebirgig wird die Landschaft erst im Nachbarland, Guinea, oder weiter im Südwesten in den Loma-Bergen, wo viele Leute in den Hochlanddörfern noch an alte Bräuche, an Naturmagie und Hokuspokus glauben. Ngurangurane hieß ein Zauberer vom Volk der Fang, die ursprünglich im heutigen Gebiet der Republik Gabun zu Hause waren. Die Leute nannten ihren Zauberer auch Krokodilmann, weil er es war, der wusste, welche Opfer man dem Riesenkrokodil am Fuß, am großen Fluss Oguye zu bringen hat, damit der Regen und die Erntezeit nicht aus dem Rhythmus kommen. In manchen Jahren hatte man sogar noch Kleinkinder von einem Felsen in den Fluss geworfen. Davon erzählen sich die alten schaurige Geschichten. Jetzt nehmen blutjunge Tänzer Aufstellung. Die Frauen bringen frischen Lehm, aus dem einer der Nachfahren des Zauberers das Abbild eines Krokodils zu kneten anfängt. Wenn es fertig ist, wird warmer Regen über alle Felder rund ums Dorf herunterrauschen. An den Bergen stauen sich bereits die Wolken. Wegen der Wahl bin ich völlig verzweifelt, was die türkische Wahl ausgeht, aber ich bin nicht der einzige. Es ist eine Katastrophe. Dürfen wir sagen, dürfen wir meine eigene Meinung sagen. Ich bin ja kein... Ja, war Wurst. Kuraufenthalt des alten Obstgroßhändlers Durukan Soyunchi am beliebten Uzungöl im Hinterland von Trabsom mit täglich frischer Ziegenmilch und Kefir aus den Bergen. Er schaut den jungen Leuten zu, die sich am Abend vor dem Seeufer und am Flanierplatz vor dem Brunnen treffen und zu wummernder Musik aus einem Ghetto-Blaster höchstwahrscheinlich immer noch darüber jammern, dass Trabzonspor schon wieder gegen Galatasaray verloren hat. Galatasaray verloren hat. Soyuncis jüngste Tochter lebte jetzt in der Hauptstadt und studiert. Sie hat ein aufgeklärtes, schöngeistig geprägtes Wesen. Mit 13 hat sie von ihrer Lehrerin angeblich einmal wissen wollen, ob es wohl möglich wäre, ein Buch zu schreiben, das die ganze Welt enthält. Ja, das wäre eigentlich ein schöner Schluss, aber ich lese noch weiter. Ja, ich mag manche Texte so, das ist zum Beispiel der Rilke, mein Gott. Im dunkelgrünen Wetterfleck, dem typischen Tiroler Lodenungetüm, das da und dort noch heute nicht zuletzt von Trachtenfreunden stolz getragen wird, stapfte einst der Dichter Rilke, aufgeregt durch seine Traumstadt Moskau, stets begleitet von seiner Geliebten Lou-Andrea Salomé, welche der damals noch sehr junge Boris Pasternak zunächst für dessen Mutter hielt. Endlose plattenbauten Wohnbezirke mit Satellitenschüsseln auf den winzigen Balkons gab es zu jener Zeit noch nicht. Und Rilke konnte sich in aller Ruhe satt sehen an einem stark verklärten Russland, das ihm in vieler Hinsicht urtümlich und unverfälscht erschien. Eine Studentin am zentralen staatlichen Tchaikovsky-Konservatorium, die ein Semester lang die Lehrveranstaltung über ästhetische Konzepte der romantischen Musik-Epoche brav besucht hatte, wusste mittlerweile, dass der zunehmend labile Robert Schumann, auch wenn er der Romantik nach wie vor verpflichtet war, moderne, offenere Formen anstrebte, mit unvollendeten Kadenzen und Akkordfolgen, die manchmal fast davonzuschweben scheinen. Und längst war klar, dass die populäre Annahme, wonach romantische Musik das Herz erleichtert, sehr rasch zu widerlegen ist. So sprang der depressive und zugleich im höchsten Maß erregte Schuhmann mitten im berühmten Rosenmontagstrubel noch im Schlafrock in den Rhein, nachdem er kurz zuvor am Brückenrand den Ehering von sich geschleudert hatte. Er wurde zwar gerettet, verbrachte aber dann den Rest des Lebens in der Nervenheilanstalt. Seine Frau Clara, die gefeierte und hochbezahlte Virtuosin am Klavier, durfte ihn angeblich erst besuchen, als er schon im Sterben lag. Herr Nenzig. Frau Bergtaler, das ist der Vorwand, weil es so heißt, kommt es da rein, aber das ist erfunden. Entschuldigung, tut mir leid, darf man auch. Frau Bergthaler fragte den Enkel ihrer Nachbarin, ob er denn schon wisse, was er einmal werden wolle. Und dessen Antwort kam recht rasch und war erstaunlich. Seilbahndirektor, Planungsstadtrat oder Leiter einer Nervenklinik. Und weißt du auch, was man für solche Jobs wohl können muss? Leute zusammenfalten und dann und wann in Interviews so richtig auf die Pauke hauen. Und all das glaubst du auch zu können? Es kann nicht allzu schwierig sein. Mein Papa meint, das lernt man schnell, sofern man einen guten Job hat. Und deine Schwester? Weiß auch sie bereits, was sie beruflich einmal machen möchte? Ja, sie schreibt sich in einem halben Jahr gelegentlich Geschichten. Deshalb will sie jetzt auf einmal nicht mehr Popstar, sondern bloß Autorin werden. Für dich wäre das eher nichts? Naja, mir fehlen schon bisweilen richtig gute Sachen ein, aber die Mama meint, dass Schriftsteller oft recht arme Hunde sind und in den meisten Fällen leider nichts verdienen. Was meinen Sie? Ach was, ich denke, Geld ist keineswegs das Wichtigste im Leben und manche Schriftsteller sind offensichtlich recht patente Burschen. Ich finde sie zumindest interessanter als die Seilbahndirektoren, wenngleich ich solche nicht persönlich kenne. Da ist auch noch einer. Ah, da. Dass ich nicht durcheinander komme. Da. 200. Es geht schon bald auf die Zeit. Wo die Kieswege sich kreuzen, saß in einem Liegestuhl die Reha-Rezeptionistin und vertiefte sich in philosophische Lektüre. Ganz in der Nähe sonnte sich Frau Nösslböck und meinte zwischendurch einmal im Laufe eines Telefongesprächs, Schuld war damals nur der Bossa Nova und Frau Sukuta Pasu, die in der Großküche beschäftigt war und deren Neffe nun für eine Amateurmannschaft in Frankentore schoss, jubelte lautstark, als sie die Kurznachrichten auf der Sportseite ihres Geräts gefunden hatte. Führt, führt! So vieles gab es hier zu hören, sogar die Kirchenglocken aus dem Dorf hinter den Hügeln und nicht selten auch den Schrei eines erzürnten Heers, der über das Gelände strich. Und im an der Ostseite schon stark vermoosten Lusthäuschen summte an manchen Tagen eine Heilgymnastikfrau in aller Ruhe vor sich hin. Dass sie einen strammen Forstarbeiter allen Ernstes fast zum Affen machen konnte, musste zumindest die erstaunen, die in ihr bloß ein verträumtes Waserl sehen wollten. die bloß ein verträumtes Waserl sehen wollten. In einer alles andere als sorgenfreien Zeit holten die Leute Mehl und Zucker mit dem Leiterwagen aus dem einzigen Geschäft im Dorf. Jahre später kaufte sich der Tierarzt aus dem Nachbarort dann einen kleinen DKW und baute ihm aus Brettern und aus Sperrholzplatten einen Unterstand. Und für die leider oft von Schwermut heimgesuchte Gattin schüttete er Humus auf und holte schöne große Steine aus dem Bach, um ihr ein Alpengärtlein anzulegen. Und jetzt noch ganz kurz, der heißt In Sichtweite der Gletscherzunge hält ein stark verschwitzt, verschmutzt können Sie auch, aber schon verschwitzt waren sie auf jeden Fall. Ein stark verschwitztes Pärchenrast. Zärtlich leckt der junge Mann seiner Gefährtin beide Nasenflügel ab. Ein echter Kavalier der alten Schule, glasiger Blick, entspannte Körperhaltung, alles gut und schön. Zunächst lässt die Verschwitzte ihn erstaunt agieren, dann aber wendet sie sich ab und fragt im Ton leichter Verwunderung, sagt, bist du blöd geworden? Jetzt haben wir eh schon 60 Minuten, oder? Danke. Vielen Dank. Lieber Erwin, wir haben einen guten Einblick in dein Buch bekommen. Du hast uns das wie immer kulinarisch serviert. Ich glaube, es wissen alle, was da los ist. Was ich dich fragen möchte, ist, ob du uns ein bisschen einen Einblick in deine Werkstatt geben könntest. Das heißt, speziell einmal auf dieses Buch bezogen, geben könntest. Das heißt, speziell einmal auf dieses Buch bezogen, wie können wir uns den Entstehungsprozess solch eines Manuskripts von der ersten Idee eben bis zur Fertigstellung des druckfertigen Manuskripts vorstellen? Ja, das ist natürlich eigentlich eine völlig naheliegende Frage. Ähnlich hat mir die Dame im Literaturhaus Graz auch gefragt. Und dann habe ich irgendwas erzählt, ich weiß nicht mehr was. Und dann hat meine Frau gesagt, es war eigentlich eine völlig normale Frage, warum kannst du nicht einfach, du kannst ja das erklären, das ist ja nicht schwierig, das ist eine klare Frage. Ich erkläre das heute jetzt wirklich gut. Also, dafür will ich einen Faden verlieren. Ich habe, na, hunderte nicht, aber unzählige Notizbücher von meinem verstorbenen Freund Hans Eichhorn, der mir immer Blindbände von seinem Bibliothek der Provinzverleger mitgebracht hat, wo ich ihm einschreiben kann und so. Und ich schreibe praktisch, das ist ja Wahnsinn, ich schreibe irgendwas fast jeden Tag auf. Oft nur schöne Sätze, ohne Zusammenhang und meistens kommt das wird dann immer mehr und dann unten habe ich ein Notizbuch beim Steg, und wir haben ein Fenster, wo man am Teich rauf sieht, da ist es wunderschön, da kannst du Tiere, also Vögel beobachten, und Schlangen, und dann schreibe ich unten ein Notizbuch, oben habe ich wieder eins im Schlafzimmer, da liegt eins, da ist sowas schlecht in der Nacht, da sehe ich eh nichts. Das sammelt sich dann irgendwann. Und meistens, also wenn ich erzähle, den Anlass, wie ich das angefangen habe, das ist eigentlich total traurig. Aber das erzähle ich jetzt wirklich. Also das muss ich vorher erzählen. Bis der Punkt kommt, dass ich mir dann traue, dass ich mir zutraue, dass ich aus dem fürchterlichen, durcheinander Salat, da liese ich oft auch drinnen, dann denke ich mir, nicht schlecht, dass ich mir zutraue, dass ich aus dem fürchterlichen Durchenau und der Salat, da liess ich oft auch drinnen und so weiter und denke mir, nicht schlecht und das ist nicht schlecht, aber ja, warte noch lieber, und dann warte ich halt und warte und irgendwann traue ich mich tippen am Computer, ich warte, wie du weißt, unser verstorbener Freund Wilpersberg hat uns vor Jahren schon vor 50 Jahren oder 40 Jahren oder was weiß ich, eingeladen, und nein, so lange ist es nicht. Das ist Blödsinn. 30 sicher. Und der hat damals schon einen Computer gehabt und hat gesagt, ja, wenn du siehst, probier es einmal aus. Habe ich gesagt, ja, kannst du da drüber. Und der Robert Creeley in Amerika hat mir das auch schon gezeigt. Der hat sogar eine E-Mail, der hat einem den Michael Ondaatje geschickt. Da sind wir bei ihm gesessen in seiner Sommerwohnung in Main. Ich verliere den Faden nicht, keine Ahnung. Ich lasse dich jetzt noch ein bisschen, weißt du, im Unterschied zu der Moderatorin in Graz bin ja ich pädagogisch geschult. Und ich bringe dich dann schon wieder. Aber man muss die Schüler auch ein bisschen lassen. Ich bremse das ab. Also der hat eine E-Mail an den DATI geschickt und dann hat er gesagt, das kriegt der in der Sekunde in Kanada. Da habe ich gesagt, boah. Da hat er gesagt, ja, das nennt man E-Mail. Und ich habe dann gefragt, E-Mail für Electronic Mail? Da hat er mir angeschaut, ja, was sonst? Wo lebst du denn da? Und beim Wippersberg auch habe ich mir gedacht, super, ich war einer der frühen Lehrer in unserer Schule, liebe Kolleginnen und Kollegen, freut mich, dass sie da sind, außerdem Christian Glas, der war vor mir und einer noch vielleicht, der sich einen Computer angeschafft hat. Und dann tippe ich, fange ich zum Tippen an, ja, ich zähle auf damit. Und wenn dann einmal was auf dem Bildschirm, das drücke ich mir immer aus, ich kann am Bildschirm überhaupt nichts, immer alles ausdrucken, x-tausend Mal und überarbeiten und so. Und dann ist einmal was in einer Mappe und dann kommt wieder was dazu vielleicht oder so. so wie ich mir das zuerst vorgestellt habe, wie du das geschildert hast, da habe ich mir gedacht, du bist eher einer für die Handschrift. Ja, nur, nur. Dort liegt der Block, da liegt der Block und so weiter. Warum jetzt der Computer? Naja, weil man das früher wie mit der Schreibmaschine, man muss ja auch eine Einschrift irgendwann erzielen. Und früher mit der Schreibmaschine habe ich T-Packs und 100.000 dann wieder drüber. Das ist ein Wahnsinn, was für Versionen da entstehen, bis ich zufrieden bin oder bis das einen Sinn hat. Aber ich kann das gut nachvollziehen. Also ein Tag ohne Schreiben, das gibt es praktisch nicht. Schon, schon. Ja, aber einigen wir uns auf selten. Selten gibt es den. Also es entstehen Texte, die sind aber thematisch, die sehr weit auseinander liegen. Wann ist dann die Entscheidung gefallen oder die Idee gekommen, dass zentral... Jetzt führe ich mich tatsächlich zurück. Klärend ist klärend. Ja, ich hätte es auch nicht vergessen. Es wird das Thema Berge. So gewusst habe ich es noch nicht. Aber es ist ein Nachbar gestorben von uns. Es ist tragisch. Ich habe das gar nicht gewusst. Der hat Lungenkrebs gehabt und genau in der Corona-Zeit hat mir die Tochter erzählt, die ist bei uns in die Schule gegangen. Die haben wir dann vor der Kirche getroffen und die hat gesagt, der Papa lebert noch, wenn sie ihn behandeln hätten können. Ich führe das jetzt gar nicht weiter aus. Das hat mich zutiefst berührt. Es war ein ganz ruhiger, zurückhaltender Mensch und ein paar Häuser weg von uns. Und ich habe auch nicht gewusst, was das für ein Bergsteiger war. Der war in Afrika, Kilimanjaro, so habe ich alles mitgekriegt. was das für ein Bergsteiger war. Der war in Afrika, Kilimanjaro, so habe ich alles mitgehabt. Und dann bin ich gegangen, in der Kirche, letztes Mal Erinnerungsstücke, die waren da aufgebaut. Und jetzt kommt es, es war sehr wichtig, dass mir das damals eingefallen ist, mit den Steigeisen, haben seine Kollegen oder die Tochter Bilder von ihrem und wo er überall war, auf den Bergen und so, und ein paar alte Steigeisen, rostige Steigeisen, so wie ich es auch noch verwendet habe, heute weiß ich das, das sind aus Kunststoff, ganz neongelb oder was weiß ich, schicke Mück, Blödsinn, Schicke, Migg, Blödsinn, das sind viele Blödsinn, Schicke, Migg, das steigen aus dem Nie. Aber die sind dort gelegen. Und dann ist mir das eben gekommen, dass ich das aufschreibe, was ich da heute am Anfang gelesen habe. Und jetzt weiß ich natürlich, das spielt schon ein wenig mit, dass der Peter Thornfeld damals damals nicht mehr heimgekommen ist. Mein Bruder ist heimgekommen. Meine Mutter hat damals zu mir gesagt, Tod und Leben, der eine stirbt und ich habe jetzt einen Buben gekriegt, der ist jetzt 40 Jahre alt. Ich mache gerade ein Seminar in Windrung, hat meine Frau nicht mitfahren können, weil sie auf seine Tochter aufpasst. Die CDU ist nicht erzählen sollen. Und du bist selber so begeisterter Bergwanderer immer gewesen? Gewesen, weil mein Papa war ein Finanzbeamter und dann haben sie irgendwie einen Kassier gebraucht, der die finanziellen Sachen gescheit macht. Und das hat er viele Jahrzehnte unbezahlt brav gemacht. Ich kann mich erinnern, da war er oft am Monatsende, da hat die Mutter kein Geld mehr gehabt. Da hat er so eine Skibindungstiroler Pappendeckelschachtel, da hat er die kassierten Beiträge drin gehabt. Und da hat die Mutter dann irgendwie reingelegt, sie hat sich einen 20er oder einen 50er ausgebaut, sie gibt dann am Monatserste kommt, gibt es es wieder zurück, das weiß ich, ich bin als Kind schon damit aufgewachsen, dass wir kein Geld haben, meine Eltern haben ausgebaut und so weiter. Aber ist das jetzt die Antwort, der Vater war beim Alpenverein. Ja, beim Alpenverein. Mein Sohn, mein Bruder, der ist Kletternkamer und alles. Wir halten die Spur, kein Problem. Also, ja, und dann eben die Entscheidung Berg, und dann ist es irgendwie klar, dass um dieses Motiv herum du dann sehr doch teilweise gezielt schreibst. Aber da sind ja auch Geschichten drinnen. Findet da auch eine Art Recherche statt, wo du auf einmal weißt, also Felsenstädte in Algerien oder irgend so etwas? Ja, genau. Ist das recherchiert? Clemens Reinholt hat mich angerufen, der ist nächsten Dienstag auch da. Da komme ich. Wisst ihr das, meine liebeben Klassenkameraden? Kommt ihr da wieder? Der Otti ist auch da. Nein, der Otti ist nicht da. Der hat mich angerufen und gesagt, Erwin, warst du in Marokko? Da habe ich gesagt, nein, warum? Das ist, glaube ich, Algerien. das ist, glaube ich, ich habe da, oder war es Algerien? Nein, unsere Tochter hat ein Buch über Algerien bereisen oder so irgendwie. Warum, das weiß ich gar nicht. Sie hat einmal einen Freund in Sizilien gehabt, da hat sie uns zum Weihnachten dann ein Buch, wir sollen nach Sizilien fahren, ein Buch über Sizilien, warum es Algerisch ist, das habe ich dann halt gelesen und da sind ein paar Dinge eingeflossen. Es war mein Eindruck, nicht nur, weil ich dich ein bisschen kenne, dass eher sozusagen das Sprachmaterial sich auf diese Welten bezieht, aber das im Sinne eines Reiseberichts oder so etwas zu verstehen wäre. Ich brauche eigentlich einen Vorwand, um meine Sachen irgendwie anzubringen, unterzubringen. Und wenn ich die Idee habe, das Unterhaltungsmusikbuch mit 500 Seiten, da ist ja auch wieder so viel Musik drin. Der Günther Eisenhuber hat eh schon mal in einem Klappentext geschaut, beim Erwin spielt immer die Musik, das stimmt. Sogar beim Lesen habe ich gerne klassische Musik oder irgendwelche neuen Chelser. Jetzt bin ich schon gut geantwortet. Ja, ja, ja. Und weil wir gerade so erfolgreich sind miteinander, vielleicht eine Frage jetzt noch. Ich habe schon gemerkt, so dieser Geburtstag, der hat dich nicht ganz unberührt lassen. Wir müssen das jetzt da nicht sozusagen aus spätmännlicher Nachsommerperspektive hier reflektieren. Er ist ein falscher Hund trotzdem. aber... Er ist ein falscher Hund trotzdem. Er geht ja auch schon schön langsam zu auf diese 7, 2 und so. Das ist ja nur eine Nummer, eine Zahl. Ich habe eher jetzt beides. Aber das hilft nichts. Man könnte mit einem gewissen Stolz in deinem Fall, würde ich sagen, oder mit Freude zurückschauen. Ja, ja. Regina Pinterhaut erwähnt deine erste Buchpublikation Lamsungen in Cellophane verpackt. Das habe ich auch als Student damals interessiert gelesen natürlich. Schade. Das klingt ja nicht eigentlich. Wirklich nicht. Nein, wirklich nicht. Ich könnte es auch nicht. Du bist ja ein ehrlicher Puscher. Ja. Aber ich habe nicht etwas, was du jedes Mal immer wieder noch bei den Abenden in Losenstein in ferner Erinnerung anklingen lässt. Publikum, musikalisch. Ja, gut. Ich fange jetzt nicht zu mit Tönen an. Die in Theaterplanung meine ich auch. Das ist oft schöner, wenn man sich schon kennt. Aber es ist zum ersten Mal, dass wir miteinander auf einer Bühne sitzen. Ja, das stimmt. Ja, ja, ja. Wo war ich jetzt? Jetzt habe ich Nassikate. Schrecklich. Ich kann dir meine helfen. Nein, nein, wir waren bei deinen Anfängen und so weiter. Ich wollte dann eher so ein bisschen schauen, wenn du jetzt so zurückblickst. Da sind viele Jahre vergangen. Ich glaube, so rund 17 Bücher habe ich gezählt. Ja, ja, ja. Wenn man ganz genau zuhört, sogar 18. Natürlich gibt es da Kontinuitäten, aber dann auch einen Wandel in manchen Dingen. Wenn du zurückschaust, wo waren für dich so entscheidende Punkte in deiner Autorenlaufbahn, wo du gesagt hast, da war was Wichtiges, da war was Wichtiges, da war eine Richtungsentscheidung gefallen oder irgendeine Begegnung oder irgendein Text, der war was Wichtiges, da war was Wichtiges, da ist irgendeine Richtungsentscheidung gefallen oder irgendeine Begegnung oder irgendein Text, der für dich sehr wichtig war von wem anderen, der dich maßgeblich beeinflusst hätte. Also gibt es da ein paar so Dinge? Der wichtigste Dichter, den ich zu meinem Glück dann persönlich in Amerika noch kennengelernt habe und auch in Deutschland, in Berlin haben wir gelesen miteinander und in Wien. Da war der John Ashbery, der ist jetzt schon zwei Jahre gestorben, oder Robert Creely, der im Residenzverlag ich übersetzen durfte, weil der Verleger mir das zugetraut hat. Da muss ich auch sagen, ich habe vorvorgestern bei meinem Geburtstag erzählt, was ich für katastrophale Übersetzungsleistungen bei meiner Lehramtsprüfung hingehe. Jetzt kommt das auch noch eine. Ich bin bitte, ich kenne niemanden, der in Deutsch, im alten Fach, in der Germanistik, zweimal durchgefallen ist und beim letzten möglichen Termin durchgekommen ist. Und das habe ich deshalb erzählt, weil das nicht alles so eine Volksgeschichte war. Wie ich das letzte Mal dann durchgekommen bin, also beim letzten Versuch durchgekommen bin, war auch wieder, da bin ich zum Diakonistenkrankenhaus, um die Sisse abzuholen und unseren Buben, der damals ein kleiner Tragerl war. Und sie hat mich im schwarzen Anzug über den Parkplatz gesehen und ich bin natürlich nicht jubelnd gekupft, weil ich jetzt beim dritten Mal doch durchgekommen bin. So hat sie runtergeschaut und hat gesagt, ich glaube, jetzt ist er wieder durchgefallen. Und ich habe, der Professor war gütig, der Professor Reifenstein. Er war streng, aber gütig. Der wollte, dass ich durchkomme. Der am Schluss, die Beisitzerin hat schon nur meinen Kopf verdraht. Und beim zweiten Mal hat er mir am Schluss von Walter von der Vogelweide einen Text zu mir gesetzt und gegeben, da ist das fahrende Gurt vorkommen. Die Germanisten unter euch werden jetzt sagen, ja, das ist eh leicht. Und das hat er auch gehofft, dass ich das jetzt wenigstens hinbringe endlich. Dann bin ich gesteckt und habe jetzt genau gewusst, scheiße, das weiß ich nicht, was das heißt. Und die Beisitzerin hat schon gehört, was heißt denn fahren denn gut? Und falls es wer nicht weiß, sicher, alle wissen es nicht, die nicht Germanisten sind, das ist Mittelhochdeutsch und hat geheißen, fahrend ist gut, beweglich ist gut, also die Güter, die man, also nicht Immobilien, sondern was man halt auf seinen Wagen mittragen, führen kann und so. Und ich hab das nicht gewusst. Ich hab nur gelernt, gelernt, gelernt. Also Literaturgeschichte gelesen, wie ich schon Lehrer war in Kirchturff. Ich hab ja schon als Student, wir haben so als Student beim Elternsprechtag, die Mutter hat gesagt, Bursche, wo geht's denn da zum Professor Einzigen? Und die Tochter war mit und hat gesagtchtag, die Mutter hat gesagt, Bursche, wo geht es denn da zum Professor Einziger? Und die Tochter war mit und hat gesagt, Mama, das ist jetzt so. Also jetzt kurz noch, ich habe übersetzt, statt fahrend ist gut, habe ich gesagt, gute Fahrt. Und wären sie nicht so traurig gewesen, dann hätten die zwei schallend gelacht, glaube ich. Das ist ja lustig, oder? Nur für mich war das wieder, hat er gesagt, Herr Kollege. Und für die Seminaraufwärtsprüfung, ASAP hat das damals geheißen, allgemeine Seminaraufwärtsprüfung, habe ich auch im Mittelalter im alten Fach übersetzt. Da ist leider auch mittlerweile verstorben. Der war entsprungener Mönch, der hat mich eingebeten, hat gesagt, Herr Kollege, kommen Sie in mein Büro, ich muss mit Ihnen reden, was Sie da übersetzt haben. Da habe ich gedacht, bitte. Da hat er gesagt, haben Sie das in Preusstübel übersetzt? Ich war aufgebracht, ich habe gesagt, bitte, Herr Doktor, wie kommen Sie? Was Sie da übersetzt haben, das ist ja teilweise, das hat er mir aufgeschlagen. Erklären Sie mir, wie Sie zu dieser Zeile kommen. Da habe ich gesagt, ja, steht im Wörterbuch. Er hat das runtergeholt, Lexa, mitteldeutsches Wörterbuch, das zeigen Sie mir. Dann habe ich aufblaut und geschaut und dann habe ich gesagt, da steht es. Dann hat er gesagt, Herr Kollege, mich hat es mich überwundert, dass Sie mich als Kollegen betrachten, weil ich war ein Hirsch eigentlich. Und dann hat er gesagt, Herr Kollege, das ist die siebte Bedeutung. Die kommt in der ganzen mitteldealterlichen Literatur vielleicht zweimal vor. Und die nehmen Sie, weil es Ihnen gefällt. Da habe ich gesagt, es ist doch nach der Häufigkeit gereiht. Eins, zwei, drei. Da habe ich gesagt, leider habe ich nicht gewusst. Unwissen schützt wenig. Und dann hat er gesagt, Sie sind noch so jung, das ist mir nämlich auch, meine Klassenkameraden haben jahrelang zu mir Klappburg gesagt, weil ich der Kleinste in der Klasse war. Irgendwann haben sie mich in den Regen gestellt oder so, bin ich gewachsen. Dann hat er gesagt, machen Sie noch so ein paar Seminare. Und was war? Ich war zerknirscht, haben wir doch verlieren, Semester, ist mir auch wurscht, ja gut. Habe ich es wieder gemacht, und alle haben gute Einser, Zweier gekriegt, und ich bin irgendwie halt so dann so durchgegangen, das ist nicht so eine Erfolgsgeschichte bei mir. Ja, damit wollte ich sagen, dass ich zum Bücherübersetzen angefangen habe, zehn amerikanische Bücher übersetzt habe, und gar nicht schlecht, das stimmt wirklich, das sind schwierige Sachen dabei. Ich weiß nicht, was da zufällig los ist. Früher, wenn der damals gesehen hätte, was ich übersetzt hätte, hätte er gesagt, gehen Sie irgendwo anders hin, arbeiten, aber nicht. Aber Sie wissen jetzt, meine Damen und Herren, aufgrund seiner Erfahrungen im alten Fach an der Universität Salzburg, schreibt Erwin Einzinger solche Bücher jetzt. Damit ich den Zusammenhang wieder herstelle. Ja, du kannst ja das einschätzen. Ihr wisst ja, was das heißt. Wenn man beim dritten Mal erst durchkommt, wenn ich da geflogen wäre, hätte es geheißen, ich muss eine Anzucht stellen, ob ich noch überhaupt alle zehn Zwetschgen beieinander habe, dass ich ein viertes Mal antreten darf. Und Jahre später, genau, wie der John Ashbury in Wien im Amerika-Haus liest, jetzt bin ich wieder dort gelandet, wo meine Frau gesagt hat, du musst dir nicht alles erzählen und so weiter, aber das ist ja kurios. Liest er im Amerika-Haus, ich tue Übersetzen und dann ist so ein Buffet und Empfang, waren viele Leute da und haben geredet und dann haben wir gedacht, gehen wir endlich essen oder irgendwas und so. Und dann kommt eine Dame auf mich zu und redet mich an, irgendwas und so. Und dann sind wir zum Reden gekommen und dann bin ich draufgekommen, sie heißt Reifenstein und dann habe ich gesagt, ist ihr, sie heißt Reifenstein. Und dann habe ich gesagt, ist ihr Papa, der Professor Reifenstein, der Ordinarius der alten Germanistik in Salzburg? Ja, ja. Und dann habe ich ihr genau das erzählt, was ich jetzt euch auch erzählt habe. Das hat sie natürlich überhaupt nicht interessiert. Nach zwei Minuten hat sie sich dann umgedreht und gesagt, das ist irgendwie nicht. Was erzähle ich immer alles auch? Ich muss immer alles erzählen, sehr blöd sein. Ja, schreiben muss ich ja nicht, aber schreiben soll ich auch. Gut. 75 Minuten hat Regina Pinter gesagt, da sind wir jetzt genau angelangt. Wir sind einfach dermaßen präzise. Wir waren beide Lehrkräfte, bitte. Ja, ja, ja, da merkt man einfach das Durchorganisierte. Beide Lehrkräfte. Du warst Direktor, ich habe es nur zum Sondervertragslehrer am Beginn und so weiter, aber ich habe mich durchgekämpft. Ja, vor 20 Jahren, noch ein Jubiläum, im Herbst waren es 20 Jahre, dass ich schönerweise, das ein Jubiläum, im Herbst 20 Jahre, dass ich schönerweise, das Wort gibt es gar nicht, glücklicherweise, ich war so gern in der Schule, aber ich habe immer Hefteln, falschen Fächer, Englisch immer Hefteln, Hausübung, Schularbeiten, Diktate, Deutsch, Schularbeiten, Hefteln. Jetzt habe ich mir irgendwie gedacht, nur in die Ferien schreiben, weil Uli lacht ein bisschen, aber die kennt das alles. Ja, das ist eigentlich eh alles gesagt. Jetzt war ich dann so froh, dass ich Asse springen habe können mit 50. Diese einzigartige Handarbeitslehrerin, Frau Gera, hat diese Idee gehabt. Und mein Bruder war im Fachausschuss tätig, der leider verstorben ist im Herbst, und hat meiner Frau gesagt, die haben eine Gesetzeslücke übersehen. Theoretisch könnte der Erwin auch gehen, aber da verliert er die halbe Pension. Ich habe das nur hören müssen. Und dann habe ich eine Kollegin gehabt, deren Mann ein Wartberglehrer war, Mathematiklehrer, der Reinhard. Und die Elke hat das gehört, nur dass ich auch das vorhabe, zu gehen, hat gesagt, ruf den Reinhard an, wir sind gleich alt, beide 50 Grad geworden, der geht auch. Und was glaubst du, was wir jeden ersten Schultag seither tun? Ich gehe nie ins Kaffeehaus. Der Reinhard und ich gehen einen ersten Schultag feiern, jedes seit 20 Jahren. Also jetzt wird es der 20. Wenn es rund ist, trinke ich zum Frühstück also außer am Kaffee und irgendwas dazu Hochprozentiges. Dann habe ich Mittagskaffee Frühstück, also außen am Kaffee und irgendwas dazu, Hochprozentiges, dann habe ich mittags keinen Hunger mehr. Und er hat auch gesagt, das ist einfach schön, dass mir das so... Und seither kann ich natürlich noch viel mehr schreiben. Ich habe ja gehört, dass die Elisabeth Gerer damals gesagt hat, ich kann dann immer zuschauen mit dem Einziger, wie der leidet, wir müssen da ein Schlupfloch jetzt für eine frühe Pensionierung suchen. bis 60-Jährige, dass die gehen, die kosten ja nicht viel, dann bringen sie Junge rein und dieses Schlupfloch mit fünf Jahren Vorverlegung ansuchen, da hat er dann selber gesagt, das wird die Gärer nicht durchstehen, das steht dann in den Zeitungen, da gehen auf einmal 53-Jährige oder 52-Jährige das geht nicht, das wird sie nicht durchstehen, dann wird sie es einfach nicht genehmigen, wird sagen, da ist ein Fehler passiert, aber sie genehmigt das nicht. Und das war tatsächlich in Tirol und Vorarlberg so, da haben sie mir dann erzählt, da pendeln so viele in die Schweiz, weil die viel besser zahlen, dass sie einen Mangel haben an Lehrern in der Branche. Und das hat sie dort nicht genehmigt. Und bei uns waren es nicht so viele. Und in Christian Klaas, seine Schwester, Französischlehrerin, ist noch jünger, die war noch garischlehrerin, ist noch jünger. Die war noch gar nicht fuchst, das ist die jüngste bisher, die ich erfahren habe. Die ist auch gegangen damals. Also das ist jetzt für eingeweiht. Das ist ein Kollege von mir gewesen. Jetzt hören wir auf. Ja, jetzt hören wir auf. Ich war sehr mit. Sie haben viel erfahren. Wenn Sie noch ein Buch signieren lassen wollen, erzählt Ihnen Erwin Einzinger sicher noch etwas, ein bisschen aus seinem Leben. Jedenfalls wirst du das machen, nehme ich an. Warum bin ich so ein Redhaus? Das ist wirklich ein Wunder. Ich bin überhaupt nicht alkoholisiert, gar nichts. Ich habe einen Bachblütentee getrunken. Aber da hat es auch geheißen, der ist aufbrausend, putschend. Man fühlt sich besser. Ich fühle mich jetzt schon sehr gut. Danke für eure Unterstützung. Ich möchte mich überhaupt einmal beim Stifterhaus auch bedanken für alles. Ihr habt alle meine Bücher, glaube ich, hunderttausendmal schon, also 17 Mal ungefähr vorgestellt. Danke, danke, danke, dass ihr gekommen seid. Da sind jetzt sicher noch Leute, die im Finstern gar nicht gesehen haben, wer sie sind, aber die auch kennen. Für alle Fälle schon jetzt vielen Dank für euer Interesse. Wenn ihr euch das Buch lest, ich glaube wirklich, es ist unterhaltsam. Das sage ich normal nicht. Ja, das hat man auch gemerkt, Erwin. Das hat man gemerkt. Danke. Applaus Meine Lesetasche, frohe, ohne H, da war es noch klein, Grazer Enkelin, frohe Ostern, lieber Opa. Da passt genau ein Buch, ein Lesexemplar immer rein. Das nehme ich dann gerne mit jetzt. Aber jetzt hör auf.