Guten Abend, ich möchte Sie sehr herzlich zur heutigen Veranstaltung begrüßen. Sie steht in der Reihe Grundbücher der österreichischen Literatur seit 1945, unserem Gemeinschaftsprojekt mit der Alten Schmiede in Wien und dem Literaturhaus Graz. Ich begrüße auch heute wieder sehr herzlich den Gesamtmoderator der Reihe, Professor Dr. Klaus Kasperger. Herzlich willkommen. Im Mittelpunkt der heutigen Veranstaltung steht das Werk Klar Schilf zum Geflecht, das ABC von A bis Z, lyrische Texte 1954 bis 1984 von Hermann Schürer, herausgegeben von Louis Dimanche, erschienen 1984 im Medusa Verlag. Hermann Schürer ist 1986 verstorben. der Autor und von 1976 bis 2012 Redakteur und Herausgeber der Zeitschrift Freibord, Gerhard Jaschke, an seiner Stadt Texte aus Glasschilf zum Geflecht lesen und kommentieren wird. Auch ihn begrüße ich sehr herzlich. Ebenfalls herzlich willkommen. Besonders begrüßen möchte ich auch den Literaturwissenschaftler Dr. Fermin Suter. Er ist seit 2017 Mitarbeiter der Donau-Universität Krems und der Dokumentationsstelle für Literatur in Niederösterreich und hat unter anderem über die Zeitschrift Freibord gearbeitet. Ebenfalls herzlich willkommen. willkommen. Bevor wir uns nun dem Buch Glasschilf zum Geflecht annähern, wie üblich ganz kurz zur Biografie des Autors. Hermann Schürer schrieb 1975 in dem Jahr, in dem er mit Gerhard Jaschke und anderen die Zeitschrift Freiburg gründete, auf die Bitte nach einer Kurzbiografie folgende Zeilen an das Redaktionsteam unserer Literaturzeitschrift Die Rampe Hefte für Literatur. Redaktionsmitglieder waren damals Heimra Becker, Gertrud Fussenecker und Wolfgang Kraus. Wolfgang Kraus. Zitat, ich wurde am 14. Dezember 1928 in Wolfsegg, Oberösterreich, als Sohn des Bergmanns Hermann Schürer geboren. Nach der Matura besuchte ich einige Jahre die Universität Wien, Klammer, Jus Geschichte Englisch Germanistik, wurde wegen einer Auseinandersetzung mit der Polizei relegiert. Aus Abneigung gegen das Geld und die damit verbundene Käuflichkeit schrieb ich prinzipiell 15 Jahre Lyrik. Um den Umfang meiner Aussage zu vergrößern, schrieb ich dann auch Prosa und Theaterstücke. Veröffentlichungen. Bisher erschien in Wien 1970 der kleinere Teil einer größeren Abrechnung. Das ist Lyrik und Prosa. 1971 in München Europa. Die Toten haben nichts zu lachen. Prosa. Das Stück Ist Europa noch eine Messe wert? wurde 1967 in Wien uraufgeführt. In meiner Schreibtischschublade befinden sich momentan fünf fertige Manuskripte. Es bleibt mir nur mehr übrig, die unter Anführungszeichen Kühnheit der deutschsprachigen Verleger zu bewundern. Ich wollte, ich wäre Flick. Ich würde sie alle pensionieren. Schreibe momentan eine satirische Utopie, Heimweh, das traurige Schicksal der Nostalgie. Das war diese Kurzbiografie für die Rampe und in seinem sogenannten Lebenslauf schrieb Schürer über sich, lebte in Kaffeehäusern, Konflikte mit der Polizei, Amts-Ehrenbeleidigungen, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Psychiatrie, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Psychiatrie, Irrenhaus, Sommer, zwei Jahre Gefängnis plus zwei Jahre Irrenhaus, aus Irrenhaus zum Schluss wegen Unbelehrbarkeit nach elf Tagen entlassen. Sein Weggefährte Gerhard Jaschke charakterisiert Hermann Schürer in seinem auf der Einladung abgedruckten Text als, Zitatitat nie bequem, weder in seinem Leben noch in seiner Kunst. Der Autor Peter Paul Wiblinger bezeichnet in seiner 2010 erschienenen Publikation Schriftstellerbegegnungen 1960 bis 2010 Hermann Schürer als Genie, zugleich aber auch als den wildesten und verrücktesten Dichter, den er je kennengelernt hat. 1987 wurde Hermann Schürer mit dem Theodor-Körner-Preis ausgezeichnet, ein Jahr vor seinem Tod 1985 mit dem Literaturpreis der Stadt Wien. Nach seinem Tod widmete die Stadt Wien Schürer ehrenhalber ein Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof die Stadt Wien, Schürer Ehrenhalber, ein Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof und seinen Nachlass übernahm die Wien-Bibliothek. Schürers lyrische Texte werfen viele Fragen und Themen auf. Klaus Kasperger wird nach Lesung und Referat mit Gerhard Jaschke und Fermin Sutter ein Gespräch führen. Wir dürfen uns also wieder auf einen sehr anregenden Abend freuen. Ich bedanke mich noch einmal herzlich für Ihr Kommen und übergebe das Wort an Gerhard Jaschke. Herzlichen Dank, Frau Dr. Pinter. Herzlichen Dank Ihnen fürs Kommen zur heutigen Veranstaltung in Erinnerung an Hermann Schürer. Zu Beginn möchte ich ein paar Gedichte von Schürer lesen, die wohl kaum eines Kommentars bedürfen. Meine mich auch zu erinnern, dass der Hermann seinerzeit in einem Gespräch und auch in einer Studie zum Gedicht festlegte, dass jeder Inhalt seine ihm entsprechende Form zu finden habe. Das scheint mir in den folgenden Gedichten offensichtlich zu sein. Am Beginn stehe eines seiner frühesten Gedichte mit dem Titel Unionommen der Zeitschrift Le Marais, ist selbstverständlich auch in der Journalsondernummer der kleinere Teil einer größeren Abrechnung, herausgegeben von Reinhard Prisnitz und John Seiler, unter Freiburg Ausgabe zum 50. Geburtstag des Autors im Dezember 1978 zu finden, bevor es in der lyrischen Texte-Revue aus 30 Jahren 1984 im Medusa-Verlag herausgegeben von Louis de Manche Einzug hielt. Einzug hielt. Dass diese Unio Mystica, die so gar nichts von einer Vermählung von Gott und Mensch an sich hat und die einleitenden Vokative, oh du mein Österreich, beziehungsweise oh du mein Wien, keineswegs an ein expressionistisches Oh-Welt-Pathos denken lassen, in der Journalsondernummer vom Sommer 1970 auf einer Seite zusammen mit dem ebenfalls sehr einprägsamen Heldentotgedicht abgedruckt wurde, scheint nicht gerade dem Zufall geschuldet zu sein. dem Zufall geschuldet zu sein. Dieses Heldentodgedicht haben wir dann auch auf den Umschlag dieser Freiburg-Ausgabe, das ist die Nummer 101, gesetzt, das das Stück Uniform vom Schürer zur Gänze enthält und noch weitere interessante Texte. Das Stück Uniform wurde aber leider erst 1998 vom Hubsikrama inszeniert mit Nina Gabriel als Madame Rococo, Margot Ruby als Fräulein Schneckengehäuse, Michael Eichhorn als Landstreicher unbehaust, Hannes Lengauer als der Postdirektor Pate, Clemens A. Blindenberg als Dichter Habenichts, Walter Skottern als Generalsoldatesker und Michael Werner Gummiknüppel. Die Bühne richtete Erich Sperger ein, Katharina Czepek entwarf die Kostüme, die Musik steuerte Karl Wilhelm Grüverwarz bei, die Produktion lag in den Händen der Celestine Kubelka und ich durfte als Dramaturg mit dabei sein. Nun aber endlich die genannten Gedichte und noch ein paar andere, die aus jener frühen Aufbruchszeit des Dichters zu stammen scheinen, dass diese in desto später Entstandenen durchaus in engem Zusammenhang stehen, lässt sich wohl anhand einiger Arbeiten nachweisen. Nimmt man bloß das staatsbegräbende, betitelte Poem, aus dem Schürer die letzten paar Zeilen herauslöste und unter Staatsbürger auch auf einem Plakat, gestaltet von Kari Bauer, erscheinen ließ. gestaltet von Karin Bauer, erscheinen ließ. Unio Mystica O du mein Österreich, du bist ein Grab, O du mein Wien, du bist ein Sarg, Du gülden Mittelmaß, die schöne Zier der schönen Frauen, Das sind mir wackere Schauflerinnen, in Dummheit, Lüge, Furcht und Schäbigkeit. Sie flicken mir am Leichenhemd, in dem schon einige Löcher waren. Ich sehe keine Blumen mehr, ach was, ein Jungfernkranz, ein Hurentanz über diesem Grab. Die Hoffnung, dass einmal die Bretter fallen. Vor allem diese Schlusszeile, die Hoffnung, dass einmal die Bretter fallen, hat mich lange Zeit begleitet und zu Überlegungen angestiftet. hat mich lange Zeit begleitet und zu Überlegungen angestiftet. In der Journalsondernummer aus 1970, knapp gefolgt vom Heldentod. Lieber singe ich mir Löcher in die Lunge als ein Loch in den Kopf. Lieber schieße ich Löcher in fremde Köpfe als in den eigenen Kopf. Lieber schieße ich Löcher in fremde Köpfe als in den eigenen Kopf, hörte ich so manchen Dichter und so manchen Tropf. Da mir das alles nicht gefällt, was möchte ich? Ich möchte in einer Welt, in der es nur mehr zwei Generäle gibt, eine unsterbliche pazifistische Laus im Gehirne eines Generals sein, die er auf höheren Befehl töten muss. Dann schiene mir die Sonne wieder heiler, wenn nicht gerade Nebel ist und es bliebe nur noch einer. Und es bliebe nur noch einer und es bliebe nur noch einer. Diese Wiederholung wurde dann getilgt in dem klar Schilfband, da steht dann nur und es bliebe nur noch einer einmal. Er liebte diese Wiederholungen, die wurden ihm leider, muss ich sagen, zum Verhängnis bei seinem Böhmerwaldzyklus, der wunderbar ist und in der Nummer 35, von der ich Ihnen auch noch ein Exemplar mitgenommen habe, in vier Variationen nachzulesen ist, hätte, sollen im Troschel Verlag vor vielen Jahren erscheinen, aber wegen der vielen Wiederholungen wurde dann doch nichts daraus. Wiener Luft Von allen Lastern dieser Stadt habe ich nur eins erworben. Ich habe vergessen, woher ich komme und wohin ich gehe. Und vom Erinnern werde ich dann so müde, dass ich mich schnell ins Klosett und dann ins Bett begebe und alle Fenster bis auf eines fest verschließe, um nie wieder aufzustehen. Plädoyer für ein Denkmal O Mani Padme Hum, unbekannter Soldat, ich wünsche dir, abgesehen von der langlebigen Syphilis, das unsterbliche Auge der Medusa Nymphoman. Nach dem globalen Leichengang ein einfältiges Kuratorium für Heldensöhne, Sharpie für die k kritinösen Gehirne beider Hemisphären, Kimme und Korn, Wale ihr Millionenstädte, überirdisch thronet ein serviles Ebenbild, wir aber unterirdisch Katakomben-Atheisten, Viktoria, spiel noch einmal Harfe, Nasdenka, tanze das passé composé, Bekrand, das unmenschliche Märchen des heutigen Tages, warten im Kerker mit Schlüssel ohne Tür, Sonnenstich arenaweit, grüne Blätter für eure Scham, Holz für Geigenbauer Troika, Luft und den Tod als heroischen Untergang, Grottenolben und der Herrenmensch Urschleim, Die Erde hat uns wieder nahe dem Ersehnten nichts. Hören wir die Märsche der Paradeärsche. Hören wir die Märsche der Paradeärsche. Gott segne euch, der Feldkaplan. Gott segne euch, der Feldkaplan. Gott segne euch, der Feldkaplan. Und zum Schluss dieses kleinen Rundgangs das vorhin erwähnte Staatsbegräbnis-Gedicht. Staatsbegräbnis. Am Anfang war es kläglich, die Jahrhunderte werden immer kläglicher. Sie sind gestorben heute, gestern, morgen. Ich finde ihre Gräber auf der Landkarte, ihre Namen in den Geburtslisten. Ich drehe den Globus und sehe an allen Orten der Staatsbeamte maßschneidert Leichenhemden. In seiner Dienstzeit schlendert er über den Friedhof, da sprengt der Rum volle Totengräber zur Schaufel. Der Spatenstich spaltet die Nationalhymne, mit den stinkenden Knochen spielen noch lange Hunde. Da liegt der Staatsbürger, geschröpft von der Wiege bis zur Bahre, adaptiert von der Kinderrassel bis zum letzten Make-up. Ich schreibe ihm in seinen letzten Pass den Totenschein. Ich schreibe ihm in seinen letzten Pass den Totenschein. Lebenslänglich ungenügend, du serviler Wicht, es war nie schad um dich. Zwei weitere spare ich mir für später auf. Gewiss könnten Zeilen aus diesen und auch so manch andere aus seinen Gedichten sich in seiner Prosa befinden, etwa in seinem Roman Europa, die Toten haben nichts zu lachen, wie wiederum Zeilen aus diesem in Stücken oder lyrischen Texten ihre Berechtigung hätten, etwa Besonders groß scheint unsere einzige Welt nicht zu sein. Eine ruinöse Ruine ohne astrale Stammbuch und ähnliches mit dem Ja und Nein introspizierender spektakulärer Eintagsfliegen nach Sonnenuntergang. Oder, was du heut nicht kannst besorgen, das verschieb getrost auf morgen. Oder, als der Mensch sich uniformierte, wurde er hässlich und nur mehr einen Schuss Pulver wert. und nur mehr einen Schuss Pulver wert. Oder alles ist Schwindel und schiefe Bahn. In ihren Häusern habe ich meine Zeit vertan, mein Leben vertan. Oder schließlich ahnst du noch immer nichts, nicht, dass du Marionette und an meinen Fäden hängst und ich an deinen? In der Tat, Schürers Langgedicht geht scheinbar nahtlos in lyrischer Prosa wie Roman auf und zum Teil auch umgekehrt. Schürers Literatur kennt keine Grenzen. Wie wohl er stets darauf beharrte, Lyriker zu sein, sind Aussagen seines Roman-Alter-Egos Karlchen Winterberg, dessen Nähe zum Dichter Habenichts aus seinem Theaterstück Uniform offensichtlich ist, abgemachte Sache. Welche Haltung Schürers Gedichte und gewiss nicht nur die entstammen, könnte folgende Sequenz aus einem Europa-Roman wohl eindrucksvoll belegen. Diese hat Hermann auch selbst für eine Lesung nach einer kurzen Einführung in den Anarchismus gewählt. Da waren wir im Keller des Konzerthauses in dem Theater zu Gast. Doch zuvor noch, Stichwort Haltung, der Beginn des Nachworts vom Reinhard Priesnitz zu Schürers erster Einzelbibliothekation, die er erst mit 41 Jahren erleben durfte, nämlich 1970. Der kleinere Teil einer größeren Abrechnung. Reinhard schreibt da, Schürers Arbeiten verstehe ich als den kleinen Teil einer Haltung, deren Summe sich, wie nicht anders zu erwarten, gegen die in sämtlichen Varianten vorfindbare Staatsform richtet und in ihrer literarischen Demonstration auf Abrechnung abzieht. Nun der kurze Auszug aus seinem Roman Europa, die Toten haben nichts zu lachen, der erstmals 1971 bei Hansa in München erscheinen konnte. Umschlag großartig gemacht vom Engelmann, der die Yellow Submarine gezeichnet hat. Wie hat doch Brecht geschrieben? Es ist lukrativer und verbrecherischer, eine Bank zu gründen, als sie auszurauben. Ich sah die Arbeiter, wie sie nach Arbeitsschluss nicht wagten, nach Hause zu gehen, ihren Arbeitsplatz zu verlassen, wie sie einander beobachteten, weiterarbeiteten, weil sie fürchteten, entlassen zu werden. weil sie fürchteten, entlassen zu werden. Diese Servilität widerte mich derartig an, dass ich das kleinere Übel wählte, getreu dem Spruch non scole sed vite dissimus und weiter studierte. Ich beschäftigte mich mit Charakterologie und Berufsidiotie und kam auf äußerst betrübliche Resultate, wenn ich die einzelnen Berufe ihres Nimbus entkleidet mit der Wirklichkeit konfrontierte. In erster Linie interessierten mich die Berufe, die die Stützen der Gesellschaft bilden, die geistlichen, geistigen und weltlichen. Das ergab ein moralisches Defizit, dessen Soll und Haben dem Gehirn eines Irren entsprungen zu sein schien, der gemeingefährlich die restlichen Lebenden vergiftet. Immer wieder musste ich mir den Satz des englischen Historikers Lord Acton ins Gedächtnis rufen, um den Zustand dieser Welt zu verstehen. Diese Korruption beginnt an der Wurzel der später faulen Frucht mit dem Lehrer und der Jugend. Der Jugendliche wird zum braven Staatsbürger erzogen, im Normalfall ein Mensch mit vielen Pflichten, der seine ohnehin spärlichen Rechte nicht kennt. In jeder beliebigen Staatsform, wie Diktatur, Oligarchie, Demokratie, ist der Lehrer ein gehorsamer Söldner, der gezwungen ist, Tatsachen zu frisieren, zu unterdrücken oder zu forcieren, sodass er den Jugendlichen nicht unterrichtet, sondern ausrichtet. Die Resultate sehen wir im treuen Untertan, der käuflich und charakterlos dem Staatsbürger ein vegetatives Wesen, das irrtümlich mit einem Gehirn ausgerüstet ist. Hirn mit Ei. Nur in den Naturwissenschaften ist es, seit sich der Papst und der liebe Gott etwas zurückgezogen haben, sehr selten möglich, weiße Westen zu tragen, wie zum Beispiel bei atomaren Verteidigungs- oder Angriffsfällen. bei atomaren Verteidigungs- oder Angriffsfällen. Ich habe mich oft gefragt, wie der Staat zu definieren ist und wer den Staat glaubwürdig definiert hat. Ich hatte die Wahl und wählte aufgrund eigener Erfahrungen keinen submissesten Staatsphilosophen, keinen submissesten Staatsphilosophen, sondern einen unabhängigen Denker, den dänischen Philosophen Kierkegaard mit seinem epigrammatischen Volltreffer »Der Staat ist das asozialste Wesen«. Schon einmal verpflanzte Shakespeare ein uns heute geflügeltes Wort, das heißt es gilt für die ganze Welt, aus dem Munde Hamlets nach Dänemark. Es ist etwas faul im Staate Dänemark. Dass es sich in beiden Fällen nicht nur auf Dänemark bezieht oder im letzten Fall nur auf die Shakespearezeit, brauche ich nicht ernst anzuführen. Auch das 20. Jahrhundert war am Toten nie verlegen. Unter diesem Gesichtswinkel sind die Staatsbeamten zu betrachten, die Politiker in ihrem schmutzigen Geschäft, die längst ihr Gesicht verloren haben, aber mit ihrem Off-Limit für das Volk darüber hinwegblöffen, ihr opportunes Lavieren zwischen sowohl als auch Ja-Nein-Kompromissen, Notfallsgesinnungsänderung und Gewalt. Der Richter, der die fadenscheinigen Rechtsbegriffe seines Staates vertritt, sodass der eine Staat den Tod, der andere lebenslänglich der dritte Freispruch fordert. Die subjektive Willkür der Urteile, nach gutdünken Monate oder Jahre, die unterschiedliche Kapazität des Richters, von der Dummheit zum Durchschnittsmenschen, die latente Bestechlichkeit, politisch als der Reichstag brannte, finanziell krupp wegen Beihilfe zum Mord nicht angeklagt, sondern einen staatlichen Verdienstorden verliehen, daneben der devote arme Angeklagte, der den Richter mild stimmt, auf seiner historischen Laufbahn von der Inquisition zu politischen Prozessen, zeitbedingten Urteilen, Urteilen aus gesellschaftlichen Vorurteilen, Aberglaube, Glaube, Unglaube, das läppert sich so im Laufe der Zeit. Das läppert sich so im Laufe der Zeit. Der Soldat, der immer bereit war, in alle Himmelsrichtungen zu marschieren und gegen jeden auf Befehl zu schießen, anonym und gehorsam. Die Horde. Der Polizist, der jeden Befehl ausführt, egal gegen wen, jeden Befehl ausführt, egal gegen wen, ein willenloses Werkzeug jeder Gesellschaftsordnung, primitiv und brutal, ein Automat mit dem geistigen Horizont einer Wachstube. Der Pfarrer als Phrasentrescher, der den Reichen segnet und krönt, dem Armen Demut predigt und das Himmelreich verspricht, der den Kommunismus verflucht, da dieser das Himmelreich auf Erden für alle, nicht für wenige fordert. Der als Puritaner überzeugt ist, dass der Bürger, also der Mensch, je nach dem Grade seines Reichtums an irdischen Gütern der göttlichen Gnade teilhaftig ist, der Reichste, also Gott, am Nächsten, der Ärmste am Weitersten von ihm entfernt ist. Zu den Ersteren gehörten früher Kaiser, Könige, der Industrielle, der Schwächere liquidiert, den Arbeiter im Konjunktur- und Flautefall auf Mindestlohn setzt, ihm ein wöchentliches oder monatliches Trinkgeld genehmigt, der Bauer mit seiner stupiden Habgier und stupiden Frömmigkeit. Der Arbeiter mit seinen reduzierten geistigen Bedürfnissen, er will ins Kino, zum Fernsehen oder zum Fußball, dieser geistige Nullpunkt mit seiner Volksbücherei. Jeder europäische Staatsbeamte und Staatsbürger hat mit seiner Vergangenheit und Gegenwart eine Geschichte, die einen Verbrecher lebenslänglich ins Gefängnis wegen Unverbesserlichkeit führen würde. Und so weiter und so fort. Ich komme ziemlich zum Ende meines kurzen Rundgangs. Wer den mitunter recht wild gestikulierenden Tänzer Schörer noch vor sich sieht, der bloß wegen seines Lachens Davidort Lokalverbote erhielt, Lokalverbote erhielt, wird vielleicht die wie hingeworfen sich lesenden Zeilen in seinen Gedichten, Shake Hands to Eve and Evening, Whoopie de Whoop, Firlefanz, eher verstehen. Sie nähern sich zum Teil den Sprungbildern seines Dichterfreundes Josef Enhengel an und sind aufs Erste unverständlich wie diese. an und sind aufs Erste unverständlich wie diese. Doch am nächsten Mal sieht man seine lyrischen Texte an Albert Ehrenstein, dem 1950 in einem Arm- und Hosepital in New York verstorbenen österreichischen Expressionisten, der in einem seiner Gedichte Wien als das Grab seiner Jugend bezeichnete. Eine Ausweise einer Gedichte erschien unter dem Titel »Wie bin ich vorgespannt? Den Kohlenwagen meiner Trauer«, herausgegeben von Jörg Treifs in der Reihe »Frühe Texte der Moderne« in der Edition Text und Kritik München und sollte nicht unbekannt sein. Doch auch eine Nähe zu Jakob Haringer, dem vaganten Dichter, könnte ausgemacht werden. Zasi Schüre jedenfalls in jenen Reihen der Poet Moti, also jener sogenannten vaganten Dichter. In Haringers Bruchstück eines Lebens kann man lesen, und es ändert sich nichts. Und es ändert sich nichts. Nein, man ist bloß immer noch ärmer, noch verlassener, noch um vieles betrogener als gestern. Und es ist ja so vieles vorbei. Ich habe keine Hoffnung mehr. Und der Tod wird vielleicht doch nicht so süß und still sein. Beziehungsweise, ich habe all mein Leid, mein Unglück in meine Dichtung gepresst. Wer mein Leben finden will, lese sie. Doch zurück zu Hermann Schürer und seinem Band Klarer Schilf zum Geflecht, lyrische Texte 1954 bis 1984. Bald nach Erscheinen dieses gewichtigen Gedichtbuches versuchte ich eine Besprechung desselben. Ein paar Auszüge aus jener gestatte ich mir hier einzubringen, bevor ich Schürer das abschließende Wort überlasse. Ich überschrieb damals diese Rezension mit einsamer Pracht. Ein paar Bemerkungen zu Hermann Schürers Lang erwartet ein Gedichtband, Klarschilf zum Geflecht und setzte als Mottofrauen aus einem Lieblingsbuch Schürers, nämlich aus Panaet Estratis, Chyrra Chyrralina, die Zeilen Man hat nie zu viel Waffen, wenn man mit Gott und der Richtbarkeit seiner Geschöpfe überworfen ist. Schürer kann sich, so Reinhard Prisnitz, im Journalband Der kleinere Teil einer größeren Abrechnung 1970, zu den wenigen Rechnern, deren Auftreten eine miese Zeit in einer toten Stadt etwas belebt hat und deren persönlicher Beitrag zur Einschätzung dieses Staatsgefüges für wiederum einige wenige von Wert ist. An dieser Haltung Schürers hat sich im Laufe der vergangenen Jahre nichts geändert. Er, der ausschließlich Lyrik schreiben wollte, um der allgemeinen Käuflichkeit zu entgehen, verfasste zwar auch Romane, denen viel zu wenig Beachtung geschenkt wurde, Theaterstücke, die keine Aufführungen oder kaum welche erlebten, blieb sich jedoch stets treu, indem er ein Nein für vieles und jeden immer parat hatte, ohne sich dabei zu schonen oder gar auf einen eigenen Vorteil bedacht zu sein. Expressionistisch und reich an Assoziationen geben sich seine poetischen Zeilen. Falls gelegentlich ein Reimpaar aufscheint, wie zum Beispiel vergessen auf besessen, so verdankt es sich der Aleatorik. An- und ausgezählt wird in Schürers Lyrik anderswo. Ahoy! Schiffe gilt es zu besteigen, Eisenbahn und Flugzeug können ruhig warten. Der Mensch von Welt hat Zeit, jedoch nicht unbedingt eine katholische, zu der Schürer lakronisch anmerkt, sperrst und isst kein Tränkchen mehr. Auf der Jagd, Sternzeichen Schütze, ruft er uns sein frohgemutes Halali zu. Gegen Staat und Kirche gebärden sich seine Gedichte mitunter äußerst robust. Zu jedweder Bekehrung geht er nicht mit. Zwischen Hakenkreuzen, Hämmern und Segeln läuft Schürer seinen Lebenslauf. Dessen ist er sich in Rom gewiss. 1977 hatten wir gemeinsam ein Rom-Stipendium. Einige Gedichte, die damals entstanden sind, waren zunächst in Freiburg veröffentlicht und haben auch Einzug gehalten in diesen gewichtigen Band, den der Louis herausgegeben hat. Um in einem Berliner Romanzchen zu melden, bald irrt man dort, bald irrt man da, bald da und dort und überall. Auf seinem Weg durch die lange Nacht bleibt zumindest das Gedicht undatiert, Freundinnen werden Lieblingsfarben zugeordnet. Sein Credo gegen Parteien, Uniformierung, Gleichschaltung prolongiert er stets aufs Neue. Die alphabetische Reihung nach Gedichttiteln lässt das Halali dem guten Appetit, nach Gedichttiteln lässt, das Halali, dem guten Appetit, Colter in einer Chronik Al-Khazar, dem Abschied, die Schreibmaschine der Schöpfungsgeschichte, Schönbrunn, einem Schilflied aus dem unergründlichsten, tiefsten Afrika folgen. Es nimmt nicht Wunder, dass die Harlekinade dessen, dem es nur auf die Resultate ankommt, und unbekümmert wie selten ein ernstzunehmender Autor ein Gedicht auch mit Kikariki oder Auf Wiedersehen enden lassen kann, kontemplativ ist. Schürers lyrische Palette ist reichhaltig. Angesichts eines lachenden Kindes lässt er sein und unser aller Jahr mit den Worten »Du erinnerst mich daran, dass es Freude gibt« beginnen und bereitet ihm und uns einen friedlichen See, in dem die Märchen wohnen. Er, der den Menschen im Eisberg seiner Selbstzerstörung ortet, doch nach einer Scherbe Glück noch Ausschau hält, wie schrieb er doch so treffend in dem Gedicht Alle Rechte bei Talos, wenn vier Augen zwei sein können, ist die Welt erlöst, gibt sich keinen Illusionen hin, die Welt ist nun mal voller Wundmale, das meiste, das glänzt, ist schäbig und so ist nur recht, wenn er einem älteren Poem mit dem Titel an die Jugend, so weit sie nicht total vertrottelt, dieser Jugend rät. Feind Nummer eins, der Staat. Er kaserniert sie, schickt sie in den Tod oder, falls sie nicht arbeiten, ins Arbeitshaus. Sie müssen Steuern zahlen für Unternehmungen, die sie nichts angehen oder die sie ablehnen. Feind Nummer 2 ist die Kirche. Die Schulen erziehen zum gehorsamen Staatsbürger. Verzichten Sie auf das stille Kämmerlein Ihrer mörderischen bzw. selbstmörderischen Bequemlichkeit. Bequem war Schirani. Seine gesellschaftsfähige Zeit hatte und hat ihn nicht zum Kumpanen. Karrieren, Farce und das hölzerne Spreizbein der Pflicht konnten im Getrost gestohlen bleiben. Denn ziemlich dubiosen Stützen der Gesellschaft wird in seinem Werk der Platz gewiesen, regte sie werden vom Platz verwiesen. Die Attribute, mit denen Schürer sie etikettiert, passen vortrefflich. Windig, schäbig, verschroben, heuchlerisch, pfiffig. Doch nicht nur diese Pfiffigen sind vom Aussterben bedroht. Art um Art bevölkert das Aussterbeetat, heißt es da. Im romantischen, hysterischen Berlin registriert er das allerletzte Verwelken der blauen Blume, als Gefühle sich durch den Fleischwolf treten und er mit Manifesten abgespeist wurde. Ein weiterer Dorn in Schürers Aug, der Popanz. Die einen wollen größer, die anderen größer sein. Doch was soll's? Die Ohnmacht ist ein stiller Schlafgefährte. Tummelplatz der Zierinsekten der Gesellschaft ein und hält seismografisch fest. Noch schlägt das Herz dort und da in Unvernunft. Wie lange noch? Da defilieren sie jeder mit seinen feinen, verschnürten Päckchen Verzweiflung und glauben etwas Besseres zu sein, doch der Aktionsradius ist a priori auf ein Minimum beschränkt. Möglich sind bis dato drei Milliarden Schritte einer einzigen Choreografie. Von verschrobener Sinnlichkeit und Hoffnungslosigkeit flankiert, kann er nur über den Wahnwitz der Künstler ewige Standbilder aufstellen zu wollen lachen und begibt sich Stante Pede in die Gussform einer Schlachthausglocke. Im letzten Trommelwirbel an Gefühlen lässt Schürer Blätter auf den Wind sich reimen und gedenkt des Blättreviers Vergangenheit im Depressionsgebiet an den Ufern der Wien. So gehen sie abgedruckt in der Nummer 40 des Freiburgs. Und am Beginn erwähnte Staatsbürgergedicht, die letzten Zeilen aus einem Staatsbegräbnis-Poem. Geschröpft von der Wiege bis zur Bahre, adaptiert von der Kinderrassel bis zum letzten Make-up. Ich schreibe ihm in seinen letzten Pass den Totenschein. Ich schreibe ihm in seinen letzten Pass den Totenschein. Lebenslänglich ungenügend, du serviler Wicht, es war nie schade um dich. Eine zweite Fassung, fassungslos, hat er dann auch noch geliefert, in der es heißt, geschröpft von der Wiege bis zur Bahre, adaptiert von der Kinderrassel bis zum letzten Make-up. Ich schreibe ihm in seinen letzten Pass den Totenschein. Nichts von Bedeutung. Die Welt existiert auch ohne dich. Der Weltverbesserer bei Thomas Bernhardt. Diese Welt kann ich nur verbessern, wenn ich sie abschaffe bzw. zerstöre. Es tagt. Von der hohen Universität nach der Ehrenkette schließlich gelähmt, spiele ich diese Rolle gut. Ehrendiplom und Ehrendoktorat, Dichterhimmel. Über allen Gipfeln ist Ruh. Ich liebe die Archäologie. Am Ziel beschwert mir Urgestein und anderes, das noch keinen Namen fand, ein Wiener Lokal in Berlin. Das bunte Gammatz war am Judenplatz in Wien. Am 2. Oktober, 11.15 Uhr, Herr Alsa Gürtel, werden mich zwei Polizisten fragen, klar Schilf zum Geflecht, ich bildgerecht, naja, Oskar Panitzer, Manier, Anarchistiker, Progressiver. Auch Günther Pruss war wieder einmal da. wieder einmal da. Und ehe du anfängst, ist das End schon nah, schließt Schürers Gedicht, Sanduhr und Pokal. Es sind Zeilen wie diese, die sich eingeprägt haben und ganz besonders jene, die an Aktualität nichts verloren haben und die auch aus dem ursprünglichen Kontext gelöst, äußerst relevant sind. Wie etwa, da mir das alles nicht gefällt, was möchte ich? Ich möchte in einer Welt, in der es nunmehr zwei Generäle gibt, eine unsterbliche pazifistische Laus im Gehirn eines Generals sein, die auf höheren Befehl töten muss. Dann schiene mir die Sonne wieder heller, wenn nicht gerade Nebel ist, und es bliebe nur noch einer, und es bliebe nur noch einer. In meinem Nachruf auf den Hermann Schürer verwendete ich den Schluss von dem Gedicht Sandu und Pokal als Motto und ehe du anfängst, ist das End schon nah und den Beginn möchte ich hier noch zum Abschluss lesen, um dann noch diese beiden Gedichte vom Schürer vorzutragen. Schürers Gedichte, die zum Großteil gesammelt in Buchform vorliegen, klar schilft zum Geflecht, seine Romane, unter anderem der letzte Yanktul vor dem Untergang der Vereinigten Staaten, Klossen, Essays und Stücke, die überwiegend in der von uns gegründeten und herausgegebenen Literaturzeitschrift Freiburg abgedruckt wurden und zumindest einem interessierten kleinen Kreis bekannt sind, werden stets an ihn erinnern. Schirra in Om die Lettra, dieser vom Aussterben wohl bedrohten Art, war vor allem vom Expressionismus beeinflusst. Die Lyrik unter anderem von Ehrenstein, Haringer, Hermann Neiße, Van Hottis und Wolfenstein galt ihm sehr viel. Lesend stand die Eroberung eines Globus auf seinem Programm. Die letzte Chance des Menschen, der individuelle Anarchismus, war ihm im Geiste vertraut und wurde gegen alle Widerstände gelebt. Selbst äußerste Armut, die ihm Demütigungen fast selbstverständlich eindruck, hinderte ihn nicht, seinen einmal eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Der 1980 für ein Dissertationsthema, der Typus des Außenseiters im Literaturbetrieb von Robert Menasse bei Wendelin Schmidtengler an der Universität Wien würdig befundene und 1985, also ein Jahr vor seinem Tod, wie schon erwähnt wurde, mit dem Preis der Stadt Wien für Literatur ausgezeichnete, Wien für Literatur ausgezeichnete, blieb sich in allem, was er tat, treu. Er schloss sich nie einer Gruppe an, postulierte unentwegt sein persönlichstes Credo gegen Unterdrückung und Gleichschaltung des einzelnen Menschen. Noch zwei kurze Gedichte zum Abschluss von Hermann Schürer. Noch zwei kurze Gedichte zum Abschluss von Hermann Schürer. Eines, das ich für seine allerbesten Arbeiten halte, ist Maya 7. Du bist mein Bumerang in meinem Kopf und flogst weit über jedes Ziel, den ich warf, da zwei Parabeln ohne diese Erde ein Oval. Vielleicht kehrst du zurück, wenn ich schon zittrig oder an einem anderen Ort dich nicht mehr begreifen kann. Drums dream haven't been. Cortical, das heißt, was war, das war. Du mein Taraxain. Die Muse. Ich war eine formlose Masse, fünf Sinne, sieben tiefsinnige Löcher im Leib. Ich ging wie ein Traum durch die Gassen, ich war ein verwunschenes Weib. Dann aber kamst du und ich wurde Marketenderin. Dann aber kamst du und ich wurde Marketenderin. Nun bin ich ein Sieb und durchlöchert, fünf Sinne erlagen im Streit. Endlich ist ewiger Friede, endlich die Träumerei. hast du mich befreit ich gehe bewusst in der gosse ich bin die hure von adelheit die ich nur böcke weide auf meiner ginsterdistel efeu weide begrenzung bietet bittet mund und schoß mein wackerer der Teil, hereinspaziert ins Märchenschloss. Ich schlafe, schlafe. Muse bin ich, wund von ungezählten Küssen, gebissen von einer Ratte, die aus der Kloake stieg. Küste ich den Dichter Habenichts, bevor er Pegasus bestieg, zur Ecke Apotheke, Salvasan, Ritt und dann zur Leichenkammer. Ich danke Ihnen herzlich. Applaus Danke, lieber Gerhard, für die schöne Lesung. Danke, Gita Pinter, danke ans Team des Stifterhauses, danke an Klaus Kasperger für die Einladung und für die Organisation. Danke für die Betreuung mit der schwierigen Aufgabe, etwas über dieses voluminöse Buch, das ich jetzt gleich noch hier nach oben holen werde. Klarschilf zum Geflecht, der Titel passt, er sitzt. Man denkt unwillkürlich an Segelsätzen, Aufbruch, Entdeckungsreise, aber natürlich auch an Krieg und Gräueltaten. Und zugleich natürlich der kalauernde Scherz, Schiff, Schilf, Gefecht, Geflecht, logisch. Der Titel feiert also keinen Aufbruch und reitet keine Attacke, sondern erwindet aus Schilf ein kleines Kränzchen. Uns bleibt bloß die Frage, wem? Der Literatur natürlich, genauer der Lyrik. Der Lyrik als zweimal humorvolle, vor allem aber mit Angriffslust versehene Kunst der Irritation und des sinnwendenden, sinnstiftenden, vernichtenden Sprachspiels. Klar schilft zum Geflecht, erschien 1984 im Medusen Verlag, nur zwei Jahre vor Hermann Schüchers frühem Tod. Die heroische Hörerausgabe hat Louis Dimanche besorgt, lektoriert wurde der Band von Reinhard Priesnitz. Wieso heroisch? Weil der Band eben die lyrischen Texte Hermann Schüchers von 1954 bis 1984 beinhaltet. Also die gesammelte Lyrik. Und zusätzlich heißt es im Untertitel auch noch das ABC von A bis Z. Das meint zum einen, wir haben es gehört, dass die Gedichte in dem Band nicht etwa nach Schaffensphasen oder Themenkreisen, sondern schlicht alphabetisch und also mehr oder weniger zufällig angeordnet sind. Es bedeutet in meinem Verständnis aber auch, hier geht es von A bis Z nicht nur um vieles, sondern eigentlich um alles. Wo fängt man also an und wo geht man lang, um dem lychischen Gesamtwerk eines Autors zu begegnen? Man kann eigentlich nur, glaube ich, die gezielte Auslassung probieren und deswegen möchte ich jetzt eine kleine Kompilation aus dem schücherschen-lychischen Werk vorschlagen, beziehungsweise einen kleinen Rundgang starten, der in fünf Stationen einige thematisch-poetologische Aspekte vor dem biografischen und zeitgeschichtlichen Hintergrund Schüchers zu sichten versucht. im Hintergrund Schürers zu sichten versucht. Sie werden feststellen, ohne uns abgesprochen zu haben, dass Gerhard, Jaschke und ich sehr ähnliche, oft dieselben Texte ausgewählt haben, um darüber was zu erzählen. Deswegen muss ich mich erst recht jetzt schon für meinen Gedichtsvortrag entschuldigen, der nach Gerhards Vortrag, glaube ich, nur als Antiklimax durchgehen kann. Ich beginne aber mit erstens Herkunft. Ich fange also irgendwo an, zum Beispiel in Oberösterreich, genauer in Kohlgrube, Gemeinde Wolfseck am Hausruck, wo Hermann Schücher am 14. Dezember 1928 geboren wurde, als Sohn von Katharina und ebenfalls Hermann Schücher von Beruf Bergwerksarbeiter. 1983 verfasste Schücher ein Gedicht mit dem Titel Unser Hauschuckwald. Darin heißt es, ein Chuck hier wurden wir nach dem gebrochen, warm und kalt. Düster dem, der nur vorüber geht, auch der Wind weht, wo er will, Stürme bleiben nicht stehen. Damals wurde unsere Schwester Ernie vor dem Begräbnis aufgebahrt, 1933. Unsere Mutter hieß Katarina, ein Kraut im Garten hieß damals Unkraut. Die Schicht unseres Vaters Hermann hieß Bergwerk, heuer brach Braunkohle. Der Hausruck strebt Zeit seines Lebens, Zeit spielt ja kaum eine Rolle, der Zukunft zu. Auch Hermine und Hermann träumten auf Wegen und Umwegen Richtung Wien. Die eigenen Anfänge, die eigene Herkunft ist an derlei abgelegenem Ort in Geraude zu mythischer Vorzeit entrückt. Das Kraut im Garten heißt unkraut gearbeitet wird im bergwerk man wird geboren wird warm wird kalt das ist der lauf der dinge der weg zu ging richtung wie 1951 inskribierte schüchert dort an der uni ist allerdings bereits in sicht noch bleibt das gedicht allerdings in kohlgrube ein stollen schnappt kubenhunde und spuckt sie wieder aus. Das Dach deckt, Leib um Leib. Atemlos hüllt er Atem, holt er den Atem ein. Die Lebendigen räumen mit Totem auf. Was war, das war? War? einer Skizze des dörflichen Alltags, zum kürzesten Porträt der Arbeitswelt in der Kohlemine. Leib um Leib werden die Menschenkörper in die Mine geholt, manchmal, so scheint es, entgültig. Dann müssen die Lebendigen mit den Toten aufräumen, wie es heißt. Die Selbstverständlichkeit des Laufs der Dinge ist für das lyrische Ich damit dahin. Das, was war, das war, gilt nicht mehr. War fragt eine ansonsten verwaiste Zeile und stellt damit den Wahrheitsgehalt der Erinnerung der eigenen und der Kollektiven in Frage. Noch etwas später im Gedicht heißt es dann, wann meine böhmische Großmutter starb. Es war im September 1935, wir waren damals in Europa. Der Winter kam, unerbittlich wie jeder Fortsetzungsroman, von Winterberg nach Kohlgrube. Auch Großvater fluchte, weil er sie und Großmutter ihn immer wieder fand. Hier am Ende des Gedichts mutiert das biografische Heimatortporträt zur zeitgeschichtlichen Schiffche, die lautet 1935 waren wir in Europa. Das Todesjahr der sudetendeutschen Großmutter deutet es an. In diesem Jahr gewann in der Tschechoslowakei die deutschnationale, bald nationalsozialistische sudetendeutsche Partei unter Konrad Henlein in einem Erdrutschsieg die Wahlen. Der Winter kam von Winterberg nach Kolkube, heißt es. Das böhmische Winterberg, tschechisch Wimperg, im Jahr 1935, verknüpft die Biografie mit der politischen Weltgeschichte und steht so für den sich auch in Österreich ausbreitenden Nationalsozialismus. Der nun gar nicht mehr so entlegene Hausruckwald liegt mit einem Male mitten in Europa und mitten auf dem Weg des nationalsozialistischen Siegeszugs. Für Hermann Schüchers frühes Leben war dies prägend. In seinem Lebenslauf, der sich in Klarschilf zum Geflecht im Nachwort findet, hält er ganz knapp fest. 1944 mit 15,5 Jahren Luftwaffenhelfer in Linz-Föst, damals die Hermann-Görching-Werke, Befehlsverweigerung, Versetzung in andere Batterie. Winterberg, um nochmals darauf zurückzukommen, und wir haben es schon gehört, ist auch der Name der Figur Karlchen Winterberg, Schüchers alter Ego, in dessen Debüchoman von 1971, Europa, die Toten haben nichts zu lachen. Das Gedicht selbst endet jedoch eben nicht mit Winterberg oder Kohlgrube. Stattdessen lautet die letzte Zeile, der Großvater fluchte, weil er sie und Großmutter ihn immer wieder fand. Damit stülpt sich das Gedicht nochmals um sich selbst und gibt dem Ganzen einen versöhnlicher klingenden, privaten, aber eben auch irgendwie unverständlichen Schluss. Man kann es sich vielleicht so denken. Zeit und Familiengeschichte schieben sich Zeile um Zeile fortlaufend übereinander und überlagern sich. Wenn man das Gedicht also als Auskunft über die Herkunft des lyrischen Ichs verstehen will, dann pendelt es hin und her zwischen der Anklage von Brutalität und Ideologisierung auf der einen Seite und unverstellter zwischenmenschlicher Anteilnahme und Zuneigung auf der anderen. Immerhin lautet die abschließend, ganz zum Schluss des Gedichts angebrachte Widmung schlicht meiner lieben Schwester Hermine Herrmann. Das späte Gedicht ist im Stil etwas schlichter als Schürers frühe Gedichte, aber vieles daran ist repräsentativ für seine Lyrik. Die Konfrontation von Alltag und Ideologie, die Befragung der Erinnerung, thematisch natürlich das Verhängnis des Totalitarismus, vor allem aber auch die Positionierung des lyrischen Ichs inmitten all dessen als sprechende, erlebende, erinnernde und anklagende Instanz. Und natürlich gehört es sich für Schürers Lyrik ebenso, dass in alle möglichen Richtungen davon assoziiert wird. In dem Gedicht, aus dem ich eben nur Auszüge zitiert habe, kommen etwa auch Kolumbus und der Äquator, siebenweise Gipfelstürmer, Membrane, Melodien, Lockvögel, ein Heißluftballon, ein Fernrohr und noch vieles mehr vor. Hermann Stüchers Lüchig ist vielseitig, oft ausufernd, kompliziert, aber auch pointiert. Sie ist manchmal zart, dann brutal, erzählt von Alltäglichem, schöpft aus umfangreicher Belesenheit, mal überwältigt sie mit vorsinnflutlichem Pathos und erhabenstem Stil, dann zeigt sie zum Beispiel typografisch ihre formale Verwandtschaft mit der Avantgarde, schreicht, klammert oder präsentiert eine Haushaltsrechnung über den Gegenwert eines Gedichts. Das lautet dann so, eine Flasche Whisky, 114 Schilling, plus eine Packung Chitin, 9 Schilling, plus ein Straßenbahnfahrschein, 3 Schilling, macht 126 Schilling. So zumindest wird im Gedicht Nachtasyl bilanziert. Camillo Schäfer, Weggenosse und Mithilfeausgeber Schüchers und Gerhard Jaschkes und ohnehin Chronist literarischer Außenseiter, beschrieb Schüchers Literatur einmal so, Schüchers Form ist die Formlosigkeit auf höherer Ebene. Er hasst alle Zwänge. Was Schücher schreibt, ist zunächst verwichend, es befremdet und macht manchmal ratlos. Er verbirgt sich hinter Sprachkapriolen, sein Stil prall, barock, bisweilen krude, sabotiert jede Einordnung. Er ist ein Angreifer, der in seinem Eifer das Ziel aus den Augen verliert, weil er zu keinem Ende kommen kann, doch immer echt. Anders ausgedrückt, Haltung, das Stichwort haben wir schon gehört, ist wichtiger als Stil und Formbewusstsein. Zweitens, Österreich oder der Tod. 1951 also geht Schücherzwecks Studium nach Wien, um zuerst Geschichte, Psychologie, Philosophie, später Englisch, Germanistic Youth zu studieren, zu beginnen. Danach sollte er überhaupt von der Uni relegiert werden. In Wien oder sagen wir in ganz Österreich findet Schücher einen der zeitlebenszentralen Stoffe seiner Literatur, insbesondere seiner Lyrik. Ein der Sammlung vorangestelltes Gedicht, welches klar schilft zum Geflecht, auch seinen Untertitel gibt, spannt den Bogen von Wolfsck am Hausruck nach Wien. Im Wiener Wald, das ABC von A bis Z lautet, im Hausruckwald. Ich war einmal im Böhmerwald, von dort in den Wiener Wald, vieles steht da leer, so leer. Ich, Hermann Schücher, frage mich, wie persönlich ich oder man als Unternehmer werden kann. In Wien hier werkeln fünf Tage die Woche Arbeiter und Arbeiterinnen vis-à-vis von meiner Wenigkeit in der Danubia. Bei Oeden von Horwath die Geschichten aus dem Wiener Wald. Anlagen. Bei mir dauert die Woche noch sieben Tage, also der Hausruck Samstag und Sonntag. Hermann, Katharina, Hermine. Sowie, ach ist du kratisch, und dann kommt ein langes Auslassungszeichen, Fortsetzung folgt, ein Rethym, 84, der liebe Gott im Urlaub. Mittlich inzwischen den beiden Welten, Hauschuck und Wien, ist, wenig überraschend, die Literatur, und wohl nicht zufällig Horvaths Geschichten aus dem Wiener Wald von 1931, das in Schüchers Gedichten immer wieder erwähnt wird und das bekanntlich anstelle Klischee der wienerischer Gemütlichkeit von Trostlosigkeit und Brutalität handelt. Es scheint, die Kapitalisierung anderer und der eigenen Haut ist das Problem, das die beiden Erdflecken verbindet. verbindet. Es werden die Anlagen bei Horvath erwähnt und die Frage gestellt, wie ich oder man als Unternehmer, wie persönlich ich oder man als Unternehmer werden kann. Die Sieben-Tage-Woche ist familiär geprägt und vom Hausruck her mitgebracht. Die aristokratische Arbeitswoche hingegen besteht in einem langen Auslassungszeichen. Und als Pointe endet das Ganze im blasphemischen Scherz, dass dies ein von einem urlaubsbedingt abwesenden Gott gezeichnetes Requiem ist, der eine mochibunde Wiener Existenz hinter sich lassen will. In, ebenfalls bereits gehört, Unio Mystica wird dann die titelgebende heilige Hochzeit als Hochzeit von Religion und Vaterland verspottet. Hochzeit von Religion und Vaterland verspottet. Ich zitiere nur Auszüge und wir haben es schon gehört. O du mein Österreich, du bist ein Grab, O du mein Wien, du bist ein Sarg, du gült ein Mittelmaß. Ach was, ein Jungfernkranz, ein Huchentanz, über diesem Grab die Hoffnung, dass einmal die Bretter faulen. Österreich, das ist unmissverständlich, gleicht einem Tod zu Lebzeiten. Hoffnung gibt allein die Möglichkeit nicht so sehr einer Auferstehung aus dem Grabe, sondern auf faulende Bretter oder zumindest bis dahin, Jungfernkranz ein Huchentanz, die zumindest lyrische Zertrümmerung der betulichen Inszenierung von Religion als Staatsräson. Überhaupt ist der Motivkreis des Todes und vor allem seine Assoziation mit dem österreichischen Staat omnipräsent in Schüchers Gedichten. Weitere Gedichte tragen Titel wie Staatsbegräbnis, Scheintod, Tod, Totensonntag und bringen die existenzielle Stimmung einer grundlegenden Todesnähe zum Ausdruck, ganz im Sinne der letzten Zeile des Gedichtes Sanduhr. Auch das haben wir schon gehört. Und ehe du anfängst, ist das End schon nah. Aber weiter mit Wien und Österreich. In dem Band finden sich unter anderem auch Lungauer Vegetichium, dann Österreich, eine Zeitansage oder Wien bzw. Österreich bist du an diesem Feiertag beritten, an dem der Frühling dieses Land bezieht. Es findet sich in Klarschilf zum Geflecht des Weiteren ein Gedicht mit dem Titel Belvedere und ein kleiner Schönbrunn-Zyklus. Oder das nach eigener Aussage erste Gedicht, Schücher, verfasst Anfang der 1950er, zuerst als Schönbrunn, später als Eva betitelt. An anderer Stelle, eine gelenkte Wiener elliptoide Assoziation rund um die Glasoase präsentiert, ausgehend von einem Wienrundgang, eine sich über mehrere Seiten hin erstreckende psychogEOGRAFische Assoziation. Der grüne Teich bei Mödling, so der Titel eines weiteren Gedichts, ist Ausgangspunkt für die Anklage kleinbürgerlichen Denunziantentums und versteckter Brutalität, welcher das eigene Leben fortwährend ausgesetzt ist. Programmatisch lautet der Schluss des sinnig betitelten Gedichts hier in Wien, Ruhe ist die erste Bürgerpflicht«, in welchem das Gefühl zum Ausdruck kommt, als Autor isoliert zu sein. PS. Manchmal habe ich das Gefühl, ich lebe in Wien, ich sterbe in Wien. Sicher ist nur, geboren bin ich hier nicht. Das Gefühl von Fremdheit und Entfremdung ist konstitutiv in Schürchers Lüchig, auch und gerade in Bezug zu Wien. In Kaiserstadt bzw. im Volksprater wird gleich eingangs festgehalten, ich habe mich verehrt. Meine Wegweiser haben sich alle verehrt. Einer sagte mir, keine Ahnung, wohin du willst. Darauf fragte ich ihn, wo ich bin. Darauf er, in Wien. Da wusste ich wieder so viel wie vorher. Quasi Wien, Wien, nur du allein. Ich bin heute nicht daheim. Also dann, bis morgen. Eine Art transzendentaler Obdachlosigkeit in täglicher Wiederholung also. Und bleibt man noch kurz dabei, das Fehlen jeder metaphysischen Orientierung, ja sogar der Kampf dagegen, insbesondere in Gestalt der Religion, auf Kosten eines dem allen ausgesetzten Subjekts, das gehört sicher zum Kern von Hermann Schüchers Politik und Lebenshaltung. Diese hat man, wir haben es auch gehört, oft als anarchistisch beschrieben. Schücher selbst verweist da etwa auf seine Kropotkin-Lektüre. Trotz verhaltener Sympathien hat er etwa für die sozialdemokratische Politik ebenso wie für realsozialistische Praxis vor allem Spott übrig. Im Gedicht Reaktionär Fischer kontra Spassky ätzt das lyrische Ich beispielsweise Das DDR-Fernsehen spielt fleißig bürgerliche Schinken der guten alten Zeit, ohne Kommentar, Taktik. Die Sozialisten haben viel Zeit oder weltpolitische Angst. Immer tiefer sinkt ihr Karren in den Dreck. Zum mochastigen, schwankenden Untergrund schwankt der Überbau. Einen quasi historisch-materialistischen Zugang, ganz im Stile der 1970er-Jahre, findet sich aber auch anderswo in einem Gedicht mit dem Titel Mein tägliches Leben. Ich esse, trinke, schlafe, fahre, schreibe, liebe, achte und verachte. Ich bereichere, wie jeder Arbeiter seit meiner Geburt, industrielle Schuhfabrikanten, die Fabrikanten der Kleiderbranche, Lebensmittelfabrikanten, Zigarettenfabrikanten, das Unterrichtsministerium, quasi die Fabrikanten der Kultur. Damit komme ich zu drittens, die Laus, der Außenseiter und die Kunst. die Laus, der Außenseiter und die Kunst. Schüchers Lychik frönt immer wieder einem auf der Ablehnung alles etablierten und bestehenden ruhenden Destruktionstrieb. Oder positiv formuliert, es wird kompromisslose Eigenständigkeit gefordert. In der kleinere Teil einer größeren Abrechnung, Schüchers 1970 erschienenen Prosa- und Lyrikdebuts, welche im Klarschild zum Geflecht einige Passagen abgedruckt sind, wird in puncto Kultur deduziert. In einer Zeit, in der ein Dirigent mehr verdient als ein Komponist, ein Kritiker mehr als ein Dichter, muss man sich ins Persönlichste zurückziehen, weg vom Mob und den Fraseuren der Öffentlichkeit. Und ich habe eine starke Abneigung gegen alles Formale. Das fängt beim Chaim an und geht über die Krawatte zum Stundenplan. Dabei geht es nun weniger um einen antibürgerlichen Habitus, wie man ihn bei Autoren einer realistischen oder engagierten Literatur der Arbeitswelt im Österreich der 1970ern zuhauf findet. Denn der Foucault gilt auch und gerade den überschießenden, simplifizierenden Weltanschauungen von Dichterkollegen. In Heldentod stellt das lyrische Ich fest. Lieber singe ich mir Löcher in die Lunge als ein Loch in den Kopf. Lieber schieße ich Löcher in fremde Köpfe als in den eigenen Kopf, hörte ich so manchen Dichter und so manchen Tropf. Da mir das alles nicht gefällt, was möchte ich? Ich möchte in einer Welt, in der es nur mehr zweigene Hele gibt, eine unsterbliche pazifistische Laus im Gehirne eines Generals sein, die er auf höherem Befehl töten muss. Dann schiene mir die Sonne wieder heller, wenn nicht gerade Nebel ist und es bliebe nur noch einer. Bei aller Gewaltfantasie bleibt doch vor allem ein Bild übrig, der Autor als unsterbliche pazifistische Laus, ein Ungeziefer im Kopf der militärischen Macht. Eine Laus, die es doch immerhin schafft, jenseits von naivem Pazifismus, vor allem aber jenseits des Bellizismus, der bei manch Schreiben zeitgenossen vernommenen Freunde- oder Feindpolitik, ein alternatives Szenario zur schrittweisen Beseitigung der Gewalt literarisch zu imaginieren. Wenn auch, und das wäre eine veritable anarchistische Pointe, um den Preis der fast gänzlichen Beseitigung seiner bzw. ihrer selbst aufgrund einer radikalen Mitverantwortlichkeit. Nur am Rande sei es eben nochmals an Karlchen Winterberg erinnert und an die in Europa die Toten haben nichts zu lachen getroffene Aussage, dass sämtliche eben auch das eigene winterbergische Weltbild untergehen müssten, sowie an die von Schücher wiederholt getroffene Feststellung, in der Schule habe auch er den Krieg gelernt. Zweifellos war Hermann Schücher ein literarischer und sozialer Außenseiter, in Teilen zumindest. Allerdings stand er natürlich nicht gänzlich außerhalb des literarischen Feldes. Wie sollte so etwas auch gehen? Lesen wir uns quer durch seine Gedichte, so schildern diese genau jenes repressive Klima der österreichischen Kulturpolitik, die anfangs als Schücher nach Wien kam, tatsächlich noch exklusiv ein restauratives Projekt und von einer komplett vergangenheitsvergessenen Österreich-Ideologie geprägt war. Selbst im Kreis Geösterreich der 1970er Jahre hat sich dann aber für die nicht staatstragende, angepasste Kunst in den Augen Schüchers wenig zum Besseren gewendet. Hinweise auf die rückwärtsgewandte Kommodifizierung der Kunst findet sich in Klarschilf zuhauf. Ein konservativer Kulturbegriff, Religion und Militärismus gehen da Hand in Hand. Ach, schon wieder will ein Kind unserer Zeit zur Taufe und zum Bundesheer, heißt es im Gedicht Chaimund Pferd. Und den konservativ verehrten Schauspieler und Dramatiker Ferdinand Chaimund noch genauer ins Visier nehmend geht es weiter. Pferdl, Pferd, Ferdinand, Wien bleibt Wien. Auf dieser abschüssigen Bahn wird die Vergangenheit zur Gegenwart, der Wiener Wald zu Turnfahrt der Jahren, bewundern wir Touristen diese österreichische Attraktion. Von der Hochkultur Ferdinand Heimunds zum Proto-Nazi-Turnfahrt der Jahren ist es gemäß Schücher nur ein kleiner Schritt auf einer abschüssigen Bahn. Jahren ist es gemäß Schücher nur ein kleiner Schritt auf einer abschüssigen Bahn. Subkultureller Widerstand hingegen wurde, so hat es Rolf Schwenter beschrieben, wegsubventioniert oder verblieben der notorischen Präkarität. Eine Handvoll entsprechender Orte hat sich Schücher nicht nur, wie man alle Orte nachlesen kann, trinkenderweise, sondern auch lyrisch gewidmet, etwa dem Café Sport oder dem Art Center. Von der Prekarität des eigenen Lebens, etwa der Obdachlosigkeit, berichten dann wieder andere Gedichte, zum Beispiel unter dem Titel Nachtasyl oder den Gefängnisstrafen in einem kleinen Zyklus namens Suchthausglosse 1 bis 3. 1 bis 3. Das sind dann unheimliche und in expressionistischer Wörterflut vergegenwärtigte Körperempfindungen, Geisteszustände und Selbstbeschwörungen, die in Selbstgespräche und wiederum Gewaltfantasien abdriften. Zuchthausglosse 1 beginnt so. Eskara, deine wohlgeformten Tränen schauen wie Miniaturweltkugeln aus. Echt zwar, doch Talmi unter der Lupe des Sammlers eine Curiosità. Welcher Atlant rollt die Kugeln, welcher in meine Räume? Dass sie doch alle vertrocknet, ehe sie die Kette zum Bizeps des Ob genannten, ruhend, hässlich und ungeformt. Im Bauch schnellend die Muskeln, tauchend Forelle. Wieder im Gleichmut, Kraftschöpfer, Kugelschwung, Muskelschwund. Seifengeschmack im Mund, der steht und hält den Atem lange an. Mensch, bist du wahnsinnig oder ein Nilpferd? Im Keller, lange Kisten, gut verpackt, Guillotine und Galgenhuhn. Bis im findigen Ministerium, ein Tee, wo am Kopf das Zeichen gibt, Hitsch, Hatsch, Klack, Blutgerinnsel über Speiseröchen. Die kryptische Anrede Eskaha gilt dem eigenen Körper. Es spricht der Sammler von Eskara. Eskara oder Dekupitus, das ist eine geschwürartige Schädigung von Haut und Gewebe durch lange Druckbelastung. Der Körper ist entstellt, ruhend und hässlich und ungeformt heißt es, und hungrig, im Bauch schnellend die Muskeln, hungrig, im Bauch schnellend die Muskeln, Muskelschwund dem Wahnsinn oder der Vertiechung nahe. Als politische Philosophie verstanden, wird hier ein Zustand vorgestellt, in welchem das eigene als nacktes Leben empfunden wird, als jenes Leben also, das sich außerhalb des Rechts befindet und ergo getötet werden darf. Guillotine und Galgen warten hier nur darauf, durch einen bürokratischen Akt wieder aktiviert zu werden. Dieses Leben ist genuin politisch, weil es ganz im Sinne der zuvor erwähnten attackierten Freund-Feind-Politik als feindlich und deswegen vernichtbar deklariert wurde. Für die Orte dieser politisch gewollten Vernichtung stehen in Schüchers Werk insbesondere das Gefängnis und die Psychiatrie, die als Schiffchen, seltener als konkrete Orte, in zahlreichen Gedichten und Texten auftauchen. Ich schlage keine schlicht biografische Lesart dieses Gedichts vor, aber trotzdem kann nicht genug betont werden, wie untrennbar die Politisierung der Literatur hier durch das Persönliche bedingt ist. Ich möchte diesen Faden hier allerdings nicht weiter verfolgen, wieso, das werde ich zum Schluss noch mal kurz erläutern, und nur darauf hinweisen, wie fundamental Hermann Schüchers biografische Erfahrung mit der Willkür staatlicher Gewalt war, etwa in Form der Zwangspsychiatrisierung durch den Gerichtspsychiater Heinrich Kross, jenen Kross, der in den 1940er-Jahren als Stationsleiter der Wiener Kinderklinik am Spiegelgrund, am systematischen Mord und an der Aktion T4 zur sogenannten Vernichtung lebensunwerten Lebens beteiligt gewesen war. Ich fahre also anderswo weiter mit etwas Formalem. Schücher selbst hat sich selbst geradezu trotzig als Lyriker beschrieben. Im Lebenslauf, heißt es, im Lebenslauf, der hier abgedruckt ist, heißt es, ich beschloss ausschließlich Gedichte zu schreiben, um kein Geld zu verdienen. Dazu hat Christian Milleker, einer der wenigen, die sich eingehend mit Schüchers Werk beschäftigt haben, angemerkt, dass das so vielleicht nicht ganz stimmt. Dass er vor allem Lyriker gewesen sei, kann man angesichts von Schüchers eigenem Hinweis, dass das Verfassen von Lyrik, Zitat, nur einen geringen Bruchteil einer Haltung ausmache, getrost vergessen. Ohnehin tendieren viele Gedichte Schüchers zur ausufernden Langzeile. Das heißt, es ist eine sehr oft prosaähnliche Lyrik. Und außerdem hat er ja selbst auch prosa-dramatische Texte und vor allem zahlreiche Essays, kulturpolitische Texte und Rezensionen publiziert. Die Normalisierungsgewalt des Kulturbetriebs kritisierend, hat Franz Schuh einmal beklagt, des Kulturbetriebs kritisierend, hat Franz Schuh einmal beklagt, Schücher würde ja verehrt wie ein vegetabler Kleingewerbetreibender im Verlagsgeschäft. Robert Menasse hat diesen Ausspruch aufgeschnappt und daraus die Zitat bizarrer Lebensironie Schüchers, der Anarchist als Kleingewerbetreibender, gemacht. der Anarchist als Kleingewerbetreibender gemacht. Es gebe in der Zeit der Sozialpartnerschaft, so Menasse, halt eben kein Außen der bürgerlichen Gesellschaft mehr. Anders gesagt, Schücher habe draußen bleiben wollen und habe nie verstanden, dass er schon immer drin war und hier auch bleiben müsse. Das ist nun durchaus ein bisschen zynisch. Milleke hat auf den äußerst gepflegten Zustand von Schüchers Nachlass verwiesen, der kaum an einen Poeten denken lasse, der seine Gedichte auf Wirtshausrechnungen kritzelt, verliert oder gegen Bier eintauscht, so das gängige Schücher-Bild, und für Schuh wie für Menasse Sinnbild eines falsch entworfenen Dichterlebens. Milliker betont vielmehr, Schücher habe sehr, sehr genau gearbeitet, mehrfassungen seiner Texte angefertigt und eben seinen Nachlass sehr genau vorgeordnet gehabt. Und noch etwas, Schücher stand über lange Zeit hinweg mit zahlreichen Dichterkolleginnen im In- und Ausland sowie mit renommierten Verlagen in Kontakt. Sein Debüchoman Europa, die Toten haben nichts zu lachen, erschien 1971, wir haben es auch gehört, beim Hansa Verlag. Schücher hat also durchaus versucht, im klassischen Sinn Zutritt zum literarischen Feld zu erhalten. Alleine Autoritäten wie etwa Hans Weigl haben dies bei Zeiten zu verhindern gewusst. Schüchers Gedichte seien ihm, so schrieb Weigl 1957 in einem Brief, der ebenfalls in Klarschilf im Anhang abgedruckt ist, Schüchers Gedichte seien ihm insgesamt zu unkonzentriert und undiszipliniert. Viertens, kurzer Hinweis jenseits von Österreich. In Klarschilf zum Geflecht geht es, ich habe es gesagt, sehr oft um Österreich. Das lyrische Ich hat aber historisch bedingt genauso ein globales Bewusstsein. Wir Österreicher sind Nachkommen von Raubmördern, steht im Einleitungstext. Und als mir erst um 1955 bewusst wurde, was in den Konzentrationslagern Hitlers geschehen war, wollte ich die deutsche Sprache ablegen. Ich schrieb ausschließlich englische Gedichte. Fremdsprachige Titel und Textstellen des öfteren Zitate finden sich zuhauf und nicht nur in bildungsbürgerlicher Anmutung wie die zahlreichen lateinischen Titel und französischen Bonbons. Ein Ballettzyklus etwa über ein Ballet abstrait, ein Ballet demi-abstrait und ein Ballet tiers abstrait beginnt zwar in Österreich, steuert dann aber in Richtung Indien und zum Thema religiöser Hegemonie des Westens hin. Von Berlin auf enthalten, wo Hermann Schücher in den 70er Jahren teilweise gelebt hat, zeugen 13 Berliner Romanzen. Auch zahlreiche Texte über und aus Rom enthält der Band. Oder wir lesen vom Putschversuch und Selbstmord des Dichters Yukio Mishima und seinem globalisierungskritischen Nationalismus. Im Gedicht Europa heitet das lyrische Ich dann eine atemlose Attacke gegen die selbstzufriedene weltweite Kriegstreiberchei des Kontinents. Europa ist ein faules Ei, heißt es. So wird man in klar Schilf zum Geflecht auch immer wieder auf die Spuchen des europäisch-US-amerikanischen Neokolonialismus hingewiesen. Die Inuit oder die Quechua etwa seien schon fast zur Gänze integriert. Und die Harlem Globetrotter und in dem Gedicht die Harlem Globetrotter reicht die Kritik am US-amerikanischen Kapitalismus vom Sklavenhandel über Rohstoffausbeutung und Lünchjustiz bis zur Integration der schwarzen Bevölkerung als Spektakel, etwa in Gestalt des titelgebenden Basketball-Showteams Harlem Globetrotters. Verwandt ist das Gedicht Schüchers 1981 erschienenen, auf Recherchen beruhenden Prosa-Text Der letzte Yankee-Doodle, in welchem die enge Verbindung von Kapitalismus, Sklaverei und dem Genozid an den First Nations im Zentrum steht. Weit entfernt von Österreich und Wien schrieb Hermann Schücher also, dass welche eine These in Teil, eine Art Weltliteratur. Diese formuliert eine antikoloniale Globalisierungs- und Kapitalismuskritik, wie wir sie in der österreichischen Literatur der Zeit in dieser Kombination so wohl kaum ein zweites Mal auffinden. Vielleicht müsste man also klar Schilf zum Geflecht nochmals ganz anders lesen und nicht in Oberösterreich beginnen, sondern in Japan, in Grönland oder auch dort finden sich die Gedichte wieder, in Brasilien, vielleicht auch im Dschungel oder in der Tiefsee. Wer weiß, wo man dann hinkäme. Fünftens, Schluss, Dichter, Dichter. Ich hatte zuvor abgebrochen, als es um Schüchers Aufsehen erregendes Leben und die Politisierung der Literatur durch das persönliche Erleben ging. Ich persönlich habe Hermann Schücher nicht gekannt, dazu bin ich zu jung. Ich trage denselben Jagen wie diese Publikation. Und selbst wenn, wahrscheinlich hätten wir uns nicht getroffen, wir hätten wahrscheinlich an anderen Orten verkehrt oder auch nicht, das ist eigentlich egal. Wieso erwähne ich es dann? Schüchers Lebensstil hat immer schon Aufsehen erregt. Erzählungen über Schücher beginnen fast nie bei seinem Werk und fast immer mit seinem auffälligen Verhalten. Es ist scheinbar leichter, über Schüchers Leben zu sprechen, als über seine Literatur. Beschäftigungen mit Schüchern, und es sind ohnehin nur sehr wenige, können scheinbar nicht von Schüchers Leben absehen, vom Alkohol, den Schimpftichraten, dem Konflikt mit dem Gesetz, der Obdachlosigkeit, der Psychiatrie und vielem mehr. Genau das wollte ich hier nicht tun, über Schüchers Leben sprechen, oder zumindest nur vermittels des Werks. Denn dieses hat anspruchsvoll und auch anstrengend, wie es zweifellos ist, nur wenig öffentliche Aufmerksamkeit genossen. Eines ist Schücher jedoch mit Sicherheit, ein Dichter für Dichterinnen und Dichter. Denn in der Literatur anderer hat er seine Spuchen auf jeden Fall hinterlassen. Man findet sie von den bereits erwähnten Mal abgesehen, natürlich beim Freund und Weggefährten Reinhard Priesnitz, zum Beispiel aber auch bei Margit Schreiner oder bei Robert Schindl, der traurig feststellt, dahin seine Gedichte, die schönsten zuerst, ungespitzt in die Ewigkeit sind sie gedonnert. Oder Schücher begegnet uns in Waldkraut Haas, Ping-Pong. Hermann Schücher zu Ehren trug die glatzköpfige Munchs Schrei im Gesicht. Hermann Schücher hätte Einspruch erhoben und mit dem bemalten Totenkopf ein Tor geschossen. Als Schlusswort meiner Ausführungen finden wir dazu bei Schücher in einem Gedicht namens Testament eine Vorrede oder Antwort auf Waldkraut Haas und über seine, über Schüchers Notwendigkeit, mittels Literatur die Welt zu begreifen. Verlassen Vater- und Mutterland, um im endlosen Monolog dieser schäbigen Welt ein Kind zu schenken, das schwarz auf weiß die Welt begreifen muss. Ich liefere dafür den Totenkopf und einige Mädchenherzen aus meinem Traumrevier. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Vielen herzlichen Dank. Schon spannend eigentlich. Das ist ein relativ dickes Buch, Sie sehen es ja irgendwie, es sind sehr, sehr viele Gedichte drinnen. Die beiden Herren sind von ganz unterschiedlichen Wegen zu Hermann Schürer gekommen über die Person und über die Texte und doch zu ganz ähnlichen Einzeltexten. Wie das? Wie das? Das frage ich mich auch. Wie das? Ja, eine gute Frage. Wahrscheinlich sind die Texte aus der Zeit gekommen. Darf ich das Mikro da so ein bisschen einstellen? Ja, wahrscheinlich doch. Wahrscheinlich sind die Texte die interessantesten lyrischen Texte, die der Färben und ich gefunden haben im Werk von Hermann Schörer. Und Gedichte wie Unium Mystica oder Heldentod oder Bredowee für ein Denkmal begleiten mich schon viele Jahrzehnte. Und klarerweise diese Landgedichte, die in Rom entstanden sind, habe ich hautnah miterlebt. 1977 waren wir ab dem 1. Dezember eingeportiert im Österreichischen Kulturinstitut. Und das war eine sehr interessante, spannende Zeit. Da kamen wir auch mit einigen italienischen Kolleginnen und Kollegen zusammen. Und im Anschluss daran, mit Hilfe von Gerald Biesinger, sind auch zwei Freibordhefte mit Beiträgen von diesen Kolleginnen und Kollegen erschienen. Der Schürer war in der Zeit sehr arbeitsam. Ich kann mich noch erinnern, dass er mich am Anfang unseres Verbleibs dort in Rom des Öfteren sehr zeitig in der Früh geweckt hat. Also das war enorm, ja. Es hat sich dann etwas beruhigt. Zum Glück, ja. Arbeitsarbeit hat sich ganz stark beruhigt, ja. Firmen, gibt es gute, bessere oder schlechtere Texte? Darauf wollte ich am Schluss hinaus. Schücher ist, glaube ich, sehr stark ein Dichterinnen-Dichter. Mir kommt vor, es kennen unglaublich viele Autorinnen und Autoren Schücher und haben irgendwie einen Gefallen an dieser Spracharbeit gefunden. Mir ist vorher ein Licht nochmal aufgegangen. Bei den meisten Gedichten von Schücher habe ich das Gefühl, er fängt nochmal ganz von vorne an und es wird nochmal alles neu erarbeitet. Und du hast dieses schöne Zitat gebracht, jeder Stoff muss seine ihm gemäße Form erst finden. Also da ist irgendwie nichts in der Hinterhand, da geht es immer nochmal von vorne los. Und das macht es, glaube ich, für so professionelle Leser, aber nicht selber Schreibende wie mich, anstrengend, das nachzuvollziehen. Und für Autorinnen und Autoren, die sich auf eine andere Art und Weise mit Sprache beschäftigen, hat das, glaube ich, nochmal einen anderen Reiz. Deswegen, für mich eindeutig gibt es bessere und schlechtere, aber das ist, glaube ich, kein Maß, das ich an diese Texte anlegen würde. Und ich bin nicht die Instanz, glaube ich, das zu beurteilen. Ja, wie gesagt, weil ich, glaube ich, nicht zum Kro der Leserschaft gehöre, glaube ich. Es gibt, glaube ich, immer wieder Neues zu entdecken in diesen Arbeiten vom Schürer. Und der Fährmann hat auch ganz richtig darauf hingewiesen. Und ich habe das auch erwähnt, dass einige Zeilen aus den Gedichten ohne weiteres auch aus seiner Prosa stammen könnten, wie umgekehrt. Also das war für ihn eigentlich eine Einheit. Es gibt da ein Zitat von Gerhard Röhm, auch sehr früh, dass es heute so formuliert ist, dass es heute, so formuliert es der Gerhard, sinnlos ist eigentlich zwischen Lyrik und Prosa zu unterscheiden. Das kommt quasi aus einem Impetus heraus und das ist dann schließlich der Text, das Resultat, auf das immer wiederum der Schirra abstellt. Einmal hat er zu mir gesagt, glaubst du, dass der Ed Gehlen Po ein angenehmer Mensch war? Es kommt doch nur auf die Resultate an. Seltsamerweise beim Zuhören, also ich meine, es sind ja unterschiedliche Zugangsweisen. Das Gerhard Jaschke hat betont die persönliche Bekanntschaft, die Person hat auch gesagt, viele dieser Texte erklären sich selber, also eigentlich braucht gar keine elaborate Interpretation. Fermin hat einen ganz anderen Weg gewählt und hat doch irgendwie am Formalen so ein bisschen herumgebastelt und analysiert. Ist eigentlich ein Widerspruch und ich glaube aber trotzdem, dass ihr beide gleichzeitig recht habt. Also dass sozusagen beides gleichzeitig dazugehört, weil was glaube ich ganz stark ist und was auch sozusagen mit diesem drinnen und draußen sein, also die Tragik von Schürer ist ja eigentlich, dass es draußen gar nicht mehr gibt. Es gibt in dem Augenblick, wo ich sozusagen ein lyrisches Werk vorlege, gibt es kein draußen mehr. Und der Impetus, der drinnen ist, ist ja eigentlich auch der Titel von dem Europa-Buch Ich halte meinen Kopf, ich halte meinen Schädel dagegen. Also ich renne gegen die Wand, aber irgendwie bin ich es selber teilweise auch. Und das ist irgendwie so eine komische, ambivalente Situation, wo dann beides so zusammenkommt und man sieht ganz schön, wie man Schürer immer rezipiert hat und wie man ihn heute noch rezipieren könnte, indem man sozusagen diese beiden Dinge irgendwie auch verbindet. Und ich glaube, was wirklich stark ist, ist halt irgendwie die Power und die Kraft und irgendwie auch die ausweglose Kraft, die dahinter steckt, oder? Das ist ja eigentlich eine Tragik. Ja, das glaube ich auch. Die Tragik spielt da sehr mit. Dieses Anrennen immer wiederum gegen Widerstände oder gegen den Laternenmarsch, der wie in Europa die Toten haben nicht zu lachen, nachzulesen ist. Und man kann es aber auch gut nachvollziehen, was in den 50er, 60er Jahren, vorher schon 40er Jahre, diese Widerstände und der Staat bedeutet haben. Ich fand ja großartig, dass er nach elf Tagen aus der Irrenanstalt wegen Unbelehrbarkeit, also, dass man wegen Unbelehrbarkeit aus der Irrenanstalt entlassen wird. Also, das ist ja grandios. Also, man kann sich gar nicht mehr besser auf den Punkt bringen eigentlich. Nicht, weil man geisteskrank ist oder weil man gesund ist, weil man unbeirrbar, weil sozusagen die Irrenanstalt auch nichts mehr nutzen kann irgendwie. Also, das ist unbedingt hart. Auch bei Gerhard Fritsch, also in diesem Tagebuch, sozusagen irgendwie als mit anderen sexuellen Orientierungen damals zu leben. Und man sieht wirklich so ein Widerstand. Und ein Nachgeborener kann sich das gar nicht mehr so richtig vorstellen, was da eigentlich für Widerstände da waren und wie wenig man frei war in seiner Lebensführung. Dazu möchte ich ein kleines Sätzchen noch anmerken. Als Lebensreiter war ihm der Theodor Sapper sehr behilflich, Literaturdozent in der Akademie, der Vorgänger von Reinhard Priesnitz oder Vorvorgänger von mir in der Akademie der Bildenden Künste, weil seine Mutter hat es nicht einmal geschafft, ihn aus dieser Irrenanstalt rauszubekommen mit Hilfe von diversen Menschen. Aber der Theodor Sapper hat sich sehr eingesetzt für den Hermann Schürer und hat ihn losbekommen. Und das Bindeglied zwischen dem Sapper und dem Schürer war der Albert Ehrenstein. Die kommunizierten gerne über Gedichte vom Albert Ehrenstein und es war auch vielleicht eine Freundschaft von den beiden gegeben. Und der hat sich massiv eingesetzt, dass er frei kommt. und der hat sich massiv eingesetzt, dass er frei kommt. Zeit ist weit fortgeschritten. Vielleicht, wenn es noch eine oder eineinhalb Fragen, Anmerkungen aus dem Publikum gibt, gerne jetzt. Kaufen Sie sich dieses Buch, falls es am Büchertisch ist, oder antiquarisch. Der Medusa Verlag war auch eine großartige Unternehmung, auch dieses Buch ist wunderbar. Und das ist ja der Hermann Schürer da. Und irgendwie für mich ist dieser Blick auch so aussagekräftig, weil der ja eigentlich so, das schaut total verängstigt aus. Ja, ja, ja. Das schaut eigentlich total verängstigt aus. Und du merkst irgendwie, wie der gezwungen wird, da locker auf diesem Pferd zu sitzen. Und überhaupt, von der Marine Fritz wird gerade das erste Buch wiederentdeckt und da gibt es komische Namen, nämlich Hermann und Hermine und da drinnen ist ein Foto der Familie von diesem Vater, der Hermann heißt und irgendwie bei der von diesem Vater, der Hermann heißt. Und irgendwie... Die ermüdete Schwester. Bei der Marine Fritz heißt die Schwergraf der Verhältnisse. Und ich glaube, dass die Gesellschaft einen gar keine Freiheiten lässt. Und irgendwie kommt mir vor, das Foto, wenn Sie sich das einfach anschauen, da ist dieser Vater und die Mutter und er heißt Hermann und der Sohn heißt Hermann und die Tochter heißt Hermine. Und sozusagen enger kann es in einer Familie nicht mehr werden. Also bei der Marine Fritz haben alle gesagt, so eine blöde Idee, also warum heißt Hermine und Hermann, wie kann man das überhaupt machen? Also dass der Vater sozusagen so eine Stammmacht hat, dass er nicht nur der Sohn heißt so, sondern auch noch die Tochter heißt Hermine und Hermine, wie kann man das überhaupt machen? Dass der Vater sozusagen so eine Stammmacht hat, dass er nicht nur der Sohn hasst, sondern auch noch die Tochter hasst, Hermine. Also irgendwie, ich finde das unglaublich, dass da ein Lyriker wachsen kann, irgendwie. Es steht aber in dem Buch, die ist sehr, sehr... Offen, es war ein Ampelwand, ich glaube, es war wirklich so, und dass es auch Kohlgrub heißt, also irgendwie... Also wenn man wirklich einmal so die tiefsten Seiten von Oberösterreich, dann ist der Schürer wirklich das Beispiel irgendwie dafür. Also da kann man einiges lernen davon, auch von dieser unglaublichen Schwerkraft der Verhältnisse, die da lastet drauf. Es steht in dem Vorwort, aber der schöne Satz, sinngemäß, in Erinnerung an den Vater, der Vater war Bergarbeiter, ihm wurde der Posten des Vorarbeiters angeboten, er hat abgelehnt mit der Begründung, ich kann niemandem einen Befehl erteilen. Und das ist der eine Satz, der da steht und das ist wiederum ganz was anderes, als das, was du jetzt gesagt hast. Und das löst das wieder so ein bisschen aus der Enge. Ich glaube, diese Ambivalenz, die trägt auch, sozusagen, die ist durch die Texte da spürbar, weil es gibt immer wieder so Befreiungsakte und auch, was du erzählst, mit diesen Wiederholungen, auch das ist ja eine Tragik, dass eine Trauschelpublikation nur deshalb scheitert, weil der Schürer-Batum auf den Wiederholungen besteht. Und dass die dann noch da nicht drinnen sind, finde ich auch arg, eigentlich. Das ist eine super Sache, weil mit diesen Wiederholungen, das war so ein Foul am hohen Kulturbetrieb. Es hat mich auch gewundert, um auf dieses staatsbegräbende Gedicht zurückzukommen, dass dieses Gedicht, das ja, mir scheint, in dem Umfeld vom Heldentod der Union Mystica entstanden sein müsste, nicht in der Publikation von Priesnitz und von John Seiler, der kleinere Teil einer größeren Abrechnung aufscheint, sondern erst in dem Glaschilfband. Viele Jahre später und dann hat er noch eben herausgelöst aus diesem Staatsbegräbnis den Staatsbürger und da ist ein tolles Plakat entstanden, das der Kari Bauer gemacht hat. Also toll ist auch der Hinweis, dass von Herrn Millöcker, das ist ein Kollege von mir gewesen, ein Gleichsichter, der mit mir studiert hat, der selber so ein bohemhaftes Leben damals geführt hat und dann Diplomarbeit geschrieben hat und diese Ordnung des Nachlasses finde ich auch eigentlich ganz erstaunlich, weil der Schürer ist ja sozusagen in den Wirtshäusern gewesen und hat teilweise auch mit Typoskripten gezahlt und hat aber das so vermittelt, dass das das einzige Original gewesen sei, was man da bekommt. Tatsächlich waren das immer nur so Abschriften und Kopien und zu sagen, er hat wenig Zeit dann für das Bier, das er bekommen hat. Zu Hause hat er eine unglaubliche Ordnung gehabt und das ist auch so ein Phänomen der Avantgarde, so eine eigene Abwertung dem eigenen Schreiben gegenüber an den Tag zu legen als Habitus, in Wirklichkeit aber eine unglaublich philologische Beflissenheit zu haben und die Texte dann eigentlich zu sammeln. Ich glaube, beim Schürer kommt sehr viel, was an der österreichischen Literatur seltsam, ambivalent ist, widersprüchlich ist, in einer Person, in einem Werk zu tragen. Und ich glaube, deshalb hat der Menasse ihn auch ausgesucht. Es ist auch nicht so, dass der Schürer, es gibt Bücher, die sind viel vergessener in der österreichischen Tradition. Also durch die Menasse beispielsweise ist der Schürer eigentlich als gesetzt. Also keiner kann den so wirklich wegdenken. Und ich glaube, beim Zeiringer überall kommt der Schürer vor, als Beispiel für das andere irgendwie. Und den Tipp zur Dissertation hat ihm der Franz Schuh gegeben, das kann ich mich noch erinnern. Franz hat zum Robert Menasse gesagt, das wäre doch etwas. Und das hat er damals gemacht. Damals war er noch lenkbar, der Herr Menasse. Genau, ja. Jetzt nicht mehr. Vielen herzlichen Dank. Schauen Sie sich den Schürer an, es lohnt und es ist ein großer Sohn Oberösterreichs, kann man sagen. Was gar nicht so bewusst ist allen immer. Wolfsegg, vielen Dank. Vielen Dank, Gerd Jaschke. Vielen Dank.