Ja, einen schönen guten Abend allerseits. Mein Name ist Rainer Rathmeier. Ich bin der Leiter des Fachbereichs Natur an der Volkshochschule Linz im Wissensturm und ich bin einer Ihrer Gastgeber, Gastgeberinnen heute. Ich darf Sie alle herzlich begrüßen zum heutigen Online-Vortrag unter dem Titel vom Wert der Vielfalt an sich – Eine Ethik der Biodiversität. Der Vortrag ist der fünfte und letzte, also das finale, einer Vortragsreihe und Ringvorlesung unter dem Titel Biodiversität, Biodiversität, die die Pädagogische Hochschule Oberösterreich gemeinsam mit der Volkshochschule Linz veranstaltet. Weitere Kooperationspartner, Partnerinnen sind das Klimabündnis und Bodenbündnis Oberösterreich, der Verein Südwind, Slow Food Oberösterreich sowie die österreichische Bergbauern- und Bergbäuerinnenvereinigung. Gefördert wird die Reihe durch die Abteilung Stadtklimatologie der Stadt Linz sowie das Land Oberösterreich. Herzlichen Dank an dieser Stelle an alle Partnerinnen und alle Unterstützer, Unterstützerinnen. Bevor wir in den Inhalt des heutigen Abends einsteigen, möchte ich einige kurze organisatorische Vorbemerkungen machen. Bitte achten Sie darauf, wie in jedem größeren Zoom-Meeting, dass Ihr Mikrofon ausgeschaltet ist, wenn Sie nicht gerade sprechen wollen. Das minimiert die Störgeräusche und macht für uns alle das Zuhören leichter. und macht für uns alle das Zuhören leichter. Ich möchte darauf hinweisen, dass der heutige Abend aufgezeichnet wird und das Video wird, so wie auch die Videos der vorangegangenen Abende, auf der Homepage der VHS Linz zum Nachsehen zur Verfügung stehen. Wir senden allen Angemeldeten ein E-Mail, sobald das Video online ist. Ihre Fragen können Sie heute bereits während des Vortrages in den Chat schreiben. Die werden dort gesammelt. Im Anschluss an den Vortrag wird es eine Publikumsdiskussion bzw. ein Philosophikum geben und da werden Ihre Fragen aufgegriffen. Später dann in der Diskussion haben Sie auch die Möglichkeit, sich mittels Handzeichen zu Wort zu melden. Jedenfalls möchten wir uns für die Publikumsdiskussion für Ihre Fragen und Beiträge ausreichend Zeit einräumen. Deswegen ist die Veranstaltung heute bis maximal 20 Uhr angesetzt. Ebenfalls nach dem Vortrag und während der Publikumsdiskussion werden wir heute die Gelegenheit haben, noch einen kurzen Einblick in ein Praxisprojekt der Biodiversität in Linz zu bekommen. Hedda Malicki, eine Teilnehmerin auch an dieser Ringvorlesung, hat sich bereit erklärt und angeboten, uns einen Einblick in ihr Projekt Wiesn-Netz-Uni-Viertel zu geben. Soweit mal zu den organisatorischen Vorbemerkungen. Inhaltlich wird uns durch den Abend führen Thomas Moers von der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich, den ich hiermit herzlich begrüße und an den ich das Wort übergebe. Lieber Thomas, bitte. Danke, lieber Rainer. Ja, hallo. Einen schönen guten Abend auch von meiner Seite. Mein Name ist Thomas Moas, wie schon gesagt. Ich bin Teil des Organisationsteams, das auch dieses Jahr wieder diese Ringenvorlesung organisiert hat. An dieser Stelle herzlichen Dank an die Teamerinnen und Teamer Rainer Radmeier, Katharina Zmelig und Peter Kurz, die letzten beiden Kolleginnen und Kollegen von der PH Oberösterreich. Und vielen Dank, wirklich, es hat wieder nach meiner Wahrnehmung hervorragend funktioniert. Und es ist heute die Abschlussveranstaltung. Darum finde ich es angemessen, diesen Dank auch heute zu äußern. Ja, Abschlussvortrag. Und ich freue mich sehr, heute Abend Herrn Professor Hetzel begrüßen zu dürfen. Ich freue mich persönlich besonders, weil ich ja von meinem wissenschaftlichen Background her auch Philosoph bin und es einfach schön finde, dass das heute so eine Abrundung findet im Kontext der Philosophie. Herr Professor Hetzel ist derzeit tätig am Institut für Philosophie an der Uni Heidelberg. Heidelberg ist es, oder? Oder? Doch. Hildesheim. Hildesheim. Okay, ich habe beim Aufschreiben den Fehler gemacht. Ich habe mir das heute nochmal angeschaut, was so seine Forschungsschwerpunkte sind. Das ist eine ganze Latte und ich habe nur ein paar Punkte rausgeschrieben jetzt. Das ist die Sozialphik. Und auf seiner Homepage ist zu sehen, dass er auch im Bereich der Umweltphilosophie forscht. Und das fand ich ganz spannend. Dann gibt es ganz aktuell in seinen Forschungsbereichen auch die Ethik der Biodiversität. Und das war für mich als Einladender auch der Hintergrund oder der Stichwortgeber, dass ich Herrn Hetzel für diese Vorlesungsreihe eingeladen habe. Ein anderer Aspekt noch, sein Habil-Vortrag damals war zum Thema Begründungsprobleme einer Umweltethik. Also in der ganzen Summe kann man sagen, dass Herr Hetzel ein ausgewiesener Experte, was diesen Bereich Umweltethik, Ethik der Biodiversität anbelangt, ist. Und dann kommt dazu eine leider noch nicht erschienene Publikation, dazu eine leider noch nicht erschienene Publikation, aber er hat jetzt wirklich ein Buch geschrieben, an dem er wohl etwas längere Zeit gearbeitet hat, mit dem Titel Vielfalt achten, eine Ethik der Biodiversität. Und von daher bin ich der Überzeugung, dass Herr Hetzel sowas wie die Top-Besetzung für die heutige Abschlussveranstaltung ist. Und ja, wir freuen uns sehr auf Ihren Beitrag und auf die anschließende Diskussion, für die wir uns angemessen Zeit nehmen werden. Herr Hetzel, Ihre Bühne. Ja, Herr Mohrs, ganz herzlichen Dank für die wirklich sehr freundliche Vorstellung, auch für die Einladung nach Linz. Ich wäre natürlich sehr gern auch gekommen zu einer Präsenzveranstaltung, aber wir alle wissen, mit welchen Komplikationen das wieder verbunden ist. Und insofern finde ich es sehr schön, dass wir jetzt auf diesem Weg miteinander ins Gespräch kommen können, online. Finde ich sehr schön, dass wir jetzt auf diesem Weg miteinander ins Gespräch kommen können, online. Ich bitte Sie alle vorab sehr gern, wenn technisch mal was nicht funktioniert oder Sie mich schlecht verstehen, ruhig dazwischen zu sprechen. Also melden Sie sich ruhig, wenn aus irgendeinem Grund die technische Übertragung nicht gut funktioniert. technische Übertragung nicht gut funktioniert. Dann wollte ich vorab noch zu den Folien sagen, dass ich Ihnen die auch sehr gern anschließend zur Verfügung stelle als PDF-Datei. Das heißt, Sie müssen jetzt von den Punkten, die auf den Folien stehen, sich nichts notieren. Ja, Herr Mohrs hatte darauf hingewiesen, dass mich dieses Thema Ethik der Biodiversität schon länger beschäftigt, also eigentlich mindestens zehn Jahre. Dass ich für dieses Buch so viel Zeit gebraucht habe, hat unterschiedliche Gründe, natürlich teilweise auch äußerliche, aber auch Gründe, die der Sache geschuldet sind, weil die Frage einer ethischen Haltung zu Biodiversität eben ganz viele Aspekte umfasst, philosophisch-ethische, aber natürlich auch umweltwissenschaftliche, umweltpolitische. Und ja, es ist gar nicht so leicht, dann dort eine kohärente oder halbwegs nachvollziehbare Position zu entwickeln. Ich habe zumindest einen Versuch unternommen und werde Ihnen ein paar Argumente oder Elemente aus diesem Versuch heute vorstellen. Ich werde eine kleine Einleitung beginnen. Herr Hetzel, entschuldigen Sie die Unterbrechung. Wir sehen noch nicht die Präsentationsansicht, sondern noch das Programmfenster. Ich versuche es nochmal. Ich habe es gerade fre zu geben versucht das jetzt noch mal sehen sie es jetzt ok wunderbar schuldigen genau also zu einem vorgehen ich wollte beginnen mit einer kleinen Einführung, die eher den Charakter einer Diagnose hat. Also was bedeutet überhaupt Artensterben? Was bedeutet Biodiversitätskrise? Was können wir darüber sagen? Und dann werde ich auf einen kleinen Anwendungsfall eingehen, also einen Aspekt der Biodiversitätskrise, der uns hier in Mitteleuropa auch unmittelbar betrifft, nämlich das sogenannte Insektensterben. Ich habe mich unter anderem auch deshalb dafür entschieden, weil das eine ganz gute Möglichkeit bietet, eine Brücke zu bauen zu dem Szenario, mit dem Sie sich ja nachher noch beschäftigen werden, nämlich der Frage nach Mard, nach Grünland, Grünlandumbruch und dem Einfluss der Art und Weise, wie wir heute mit Wiesen, mit Offenland umgehen, auf das Insektensterben. Dann kommt der eigentliche Hauptteil des Vortrags, nämlich der philosophische Teil. Ich werde also der Frage nachgehen, wie lässt sich ein Schutz von Biodiversität überhaupt rechtfertigen und begründen. Ich werde dabei zunächst Ansätze vorstellen, die man im weitesten Sinne als anthropozentrisch bezeichnet. Das sind also Ansätze, die sagen, Biodiversität ist nur schützbar, wenn bestimmte Menschen Interessen an Aspekten biologischer Vielfalt anmelden können. Also sie ist nicht an sich wertvoll, sondern nur für Menschen und davon unterscheiden werde ich eben Positionen, zu denen ich selbst eher neige, die sagen würden, nein, es gibt durchaus auch gute Argumente dafür zu sagen, dass wir der biologischen Vielfalt insgesamt, aber auch natürlich ihren einzelnen Aspekten, also Arten, Ökosystemen, evolutionären Linien, einen intrinsischen Wert zusprechen können. Ich beginne mit einer kleinen Diagnose, einer Art Standortbestimmung unter dem Titel Bedrohte Vielfalt. Durch die Übernutzung und Zerstörung von Ökosystemen verringern wir heute die biologische Vielfalt auf unserem Planeten in einer dramatischen Weise. Was wir dort machen, ist historisch ohne Vorbild. Wir greifen also in einer Tiefe in die globale Biosphäre ein und in einem Ausmaß, dass wir, wie schon gesagt, weder ein historisches Vorbild dafür haben, noch sagen können, welche mittel- und langfristigen Nebenfolgen damit einhergehen werden. Es gibt einen Konsens, der davon ausgeht, dass die Aussterberate durch menschliche Eingriffe, durch menschliche Wirtschaftsformen und so weiter um den Faktor 1000 bis 10.000 über der natürlichen Aussterberate von Arten liegt. Arten entstehen evolutionär, sterben auch immer wieder aus. Allerdings geschehen diese natürlichen Aussterbeereignisse nur äußerst selten und was wir heute in Gang gesetzt haben oder seit dem Beginn der Industrialisierung angesetzt haben, da bewegt sich auf einer ganz anderen Skala. Diese Diagnose wird inzwischen geteilt, nicht nur von Expertinnen und Experten in den Umweltwissenschaften, sondern auch von der Politik. und Experten in den Umweltwissenschaften, sondern auch von der Politik. Die UN stellt im Jahr 2019 dazu fest, die Natur geht weltweit mit beispiellosen Raten zurück und die Rate des Artensterbens wird immer schneller mit gravierenden Auswirkungen auf die Menschen auf der ganzen Welt. Wenn wir uns das anschauen, können wir eben sehen, dass die Aussterberaten, zumindest die dokumentierten Aussterberaten, akzelerieren. Also hier in diesem Schaubild, vor allem im 20. Jahrhundert, seit der Mitte der 50er Jahre, kommt es in anderen Darstellungen nochmal zu einer exponentiellen oder sogar hyperexponentiellen Steigerung. Wenn wir uns jetzt dieses Schaubild anschauen, sehen wir aber, dass hier eigentlich nur Wirbeltiere erfasst sind, also relativ bekannte und charismatische Arten. Wir müssen aber davon ausgehen, dass ein Großteil der Aussterbeereignisse eben Organismengruppen betrifft, die wir viel schlechter kennen als Wirbeltiere und bei denen sich Aussterbeereignisse auch viel schlechter nachweisen lassen. Ich gehe vielleicht nochmal auf Wirbeltiere ein, also auf drei Beispiele, von denen Sie vielleicht schon mal gehört haben, die man auch ganz schön mit Ursachen für das Artensterben verbinden kann. mal gehört haben, die man auch ganz schön mit Ursachen für das Erdensterben verbinden kann. Links sehen Sie tasmanische Beutelwölfe, also ein räuberisches Beuteltier, das auf Tasmanien lebte und das durch Jagd ausgerottet wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das ist also ein Faktor, der bis heute immer noch eine Rolle spielt. Jagd und Trophäenjagd. Der aber im Vergleich zu anderen Faktoren inzwischen zu vernachlässigen ist. Rechts oben sehen Sie ein Amphibium, also eine Goldkröte aus Costa Rica. Die inzwischen auch ausgestorben ist. Und zwar aus einem ganz anderen Grund. Durch die Verschleppung eines Pilzes, der Amphibien heute weltweit bedroht. Das verbindet sich mit bestimmten Aspekten einer globalisierten Welt, also einem ständigen Austausch von Waren, Gütern und auch einem intensivierten Verkehr von Menschen zwischen allen Kontinenten, der eben dazu führt, dass immer wieder Organismen, also in diesem Fall Pilze, in Gegenden gelangen, in denen die Organismen dort evolutionär keine Resistenzen dagegen ausgebildet haben. Und diese Goldkröte in Costa Rica war eben, wenn man das so sagen kann, Opfer eines auf Amphibien in Afrika verbreiteten Pilzes, unter dem die afrikanischen Amphibien allerdings nicht so leiden, weil sie einfach evolutionär zusammen mit diesen Pilzstrategien ausgebildet haben, dass dieser Pilz für sie weniger letal ist. Ganz unten rechts sehen Sie ein sehr junges Beispiel. Das ist der Yangtze-Flussdelfin. Das ist eine Süßwasserdelfinart, die erst nach der Jahrtausendwende ausgestorben ist. Die lebte eben im Yangtze-Qiang in China und ist vor allem aufgrund der Verschlechterung der Wasserqualität durch intensive Landwirtschaft und Staudamm-Projekte ausgestorben. Das sind Beispiele, die ich einfach nur erwähne, weil wir die in der Regel mit Artensterben, mit Biodiversitätskrise assoziieren. Der wesentlich gravierendere oder vielleicht auch bedrohlichere Effekt betrifft Arten, über die wir viel weniger wissen. Ein umweltethiker, Konrad Ott, schreibt dazu, problematisch ist vor allem, dass wir weniger die Arten verlieren, die wir kennen, sondern vornehmlich diejenigen, von denen wir annehmen, dass es sie wohl möglich gegeben haben könnte. Was meint er damit? Er meint damit vor allem sogenannte nicht-charismatische Arten, Arthrogoden beispielsweise, also Gliederfüßler, Insekten, Spinnentiere, Pilze, Algen und so weiter, die einfach global gesehen wissenschaftlich kaum erforscht sind. Also in Mitteleuropa kennen wir die meisten Insektenarten und Spinnentiere. In den Tropen sieht das völlig anders aus. Da kennen wir nur einen Bruchteil und dort verschwinden mit den Flächen eben Arten in einem Maß, das wir gar nicht absehen können. Wir können eigentlich nur sagen, dass das Nichtwissen um diese Arten und um die Aussterberaten dieser Arten mit zur Biodiversitätskrise gehört. Also wir können in gewisser Weise nur erahnen, wie hoch dort die Aussterberaten tatsächlich sind. Mit einem Aussterbeereignis, also mit dem Verschwinden einer Art, wird eine Veränderung in Gang gesetzt, die, wie schon gesagt, vorbildlos ist und die vor allem irreversibel ist, die ist also unumkehrbar. Wir können also eine Art, die einmal aus der Welt verschwunden ist, nicht wieder zurückbringen. Das unterscheidet aus meiner Perspektive die Biodiversitätskrise sehr stark von der Klimakrise. Beide sind natürlich eng miteinander verwoben, da gehen wir auch noch drauf ein. Aber aus meiner Sicht ist die Biodiversitätskrise im Grunde noch größere ethische Herausforderungen, weil diese Prozesse, die dort in Gang gesetzt werden, eben irreversibel sind. einer Art unterbrochen. Das bedeutet aber, dass wir indirekt mit jedem Aussterbeereignis auch Lebensgeschichten anderer Arten beeinflussen. Evolutionäre Geschichten sind immer ko-evolutionäre Geschichten. Lebewesen entstehen in Verflechtungen, also in vielfältigen Abhängigkeiten zueinander, evolutionär. Und das bedeutet eben, dass wir mit mit jeder linie die wir aus diesem geflecht herausnehmen die widerstandsfähigkeit einer anderen linien schwächen und beeinflussen aussterbe ereignisse setzen sehr oft eine abwärtsspirale im Gang und gehen mit evolutionären Risiken einher. In der Wissenschaftstheorie nennt man evolutionäre Risiken eben Risiken, die in Kontexten auftreten, die sie verändern, die Risiken, die selbst einer Evolution unterliegen und die insofern in einer besonderen Weise unberechenbar sind. Das heißt, wir können jetzt eben noch gar nicht absehen, auf welchen unterschiedlichen ökologischen, aber natürlich auch sozialen, ökonomischen, politischen Ebenen und so weiter irgendwann Folgen und Nebenfolgen dieser Aussterbeereignisse sich zeigen werden. Ganz entscheidend ist für mich in diesem Zusammenhang nicht so sehr das, was wir alles darüber wissen, sondern eher unser Nichtwissen, das uns zu einer gewissen Vorsicht nötigen sollte. Wir können auch nicht genau sagen, wie viel biologische Vielfalt nötig ist, damit bestimmte Ökosysteme weiter funktionieren und bestimmte Ökosystemdienstleistungen verrichten können. Wir können nur sagen, dass Vielfalt generell nötig ist, dass Vielfalt scheinbar ein intrinsisches Merkmal von Leben ist, dass die Evolutionsgeschichte bisher auf eine immer weitere Differenzierung und Verflechtung hin sich entwickelt hat. Wie viel Vielfalt in einzelnen Ökosystemen möglich ist, lässt sich nicht generell und pauschal beantworten, aber gerade deshalb sollten wir eben sehr vorsichtig sein und nicht leichtfertig bestimmte Aussterbeereignisse in Kauf nehmen. Nächste Frage ist natürlich die nach den Ursachen der Biodiversitätskrise. Ich hatte gerade schon bei diesen drei Wirbeltieren ein paar benannt. Das fasmanische Beutelwolf war es, die Jagd, die heute glaube ich kaum noch eine Rolle spielt. Bei der Goldkröte in Costa Rica war es die sogenannte Niozon-Problematik, also das Verschleppen von Organismen über Kontinentalgrenzen hinweg. Ein weiterer wichtiger Einfluss ist heute natürlich Schadstoffeintrag, vor allem Eutrophierung, also Überdüngung von Flächen. Das ist hier in Mitteleuropa ganz wichtig. Der Klimawandel ganz generell, die Übernutzung von Land durch einen steigenden Nutzungsdruck aufgrund einer steigenden Weltbevölkerung und vor allem die Zerstörung von Lebensräumen. Also Arten leben, wie schon gesagt, niemals isoliert, sondern immer nur im Ökosystem in Assoziation mit anderen Arten lassen sich in der Regel auch nicht außerhalb der ihnen gemäßen Ökosysteme erhalten, also in Zoos oder in irgendwelchen anderen künstlichen Settings, sondern die allermeisten Arten sind eben darauf angewiesen, dass sie in dem ihnen gemäßen Ökosystem nur leben können. Diese Ursachen, die ich hier benannt habe, sind in gewisser Weise so angeordnet, dass die beiden unteren, also Übernutzung oder Lebensraumzerstörung, eigentlich heute sicher die gravierendsten sind. Zugleich muss man aber sagen, dass auch diese Faktoren, diese Ursachen der Biodiversitätskrise miteinander interagieren. Das heißt, die verstärken sich wechselseitig. Genauso wie die einzelnen Komponenten von Biodiversität, also Arten, evolutionäre Bienen, Ökosysteme, miteinander interagieren, so interagieren auch die Faktoren, die heute zum Artensterben führen. Sie verstärken sich wechselseitig, sodass wir nicht absehen können, von welchem Moment an welche Entwicklung kritisch werden könnte und spricht dort ähnlich wie in der Klimadiskussion immer von Kipppunkten und von Schwellenwerten, die sich aber im Gegensatz zur Klimadebatte in Bezug auf Artenvielfalt viel weniger genau benennen lassen. Um so ein bisschen auf das Insektensterben vorzugreifen, kann man sagen, dass sehr viele Aussterbeereignisse heute nicht dadurch zustande kommen, dass die Arten unmittelbar betroffen werden oder gestört werden, sondern dass die Interaktion zwischen den Arten gestört wird. Das kann man beispielsweise am Klimawandel zeigen. Viele Insekten, die bei uns leben, sind an bestimmte Pflanzen gebunden. Das heißt, sehr viele Insektenarten entwickeln sich nur an einer einzigen Pflanzenart und können ihre Eier oder Larven dort auch nur erfolgreich zur Entwicklung bringen, wenn die Pflanzen ein ganz bestimmtes Entwicklungsstadium haben. Wenn Pflanzen älter geworden sind, bilden die oft bestimmte chemische Abwehrmechanismen aus gegen diese Insekten. Mechanismen aus gegen diese Insekten. Und wenn die Pflanze in ihrer Entwicklung jetzt schon ein bisschen weiter ist als das Insekt, hat das Insekt keine Chance mehr, den eigenen Nachwuchs da noch zur Entwicklung zu bringen. Durch die Klimaerwärmung verschieben sich sowohl Vegetationsphasen als auch Areale von Pflanzen. Und das hat dann Konsequenzen auf die Möglichkeit von Insekten, sich an diesen Pflanzen zu entwickeln. Das ist an Untersuchungen sehr schön gezeigt worden. Es gibt eine Arbeit, die hat das gezeigt, am Beispiel eines Schmetterlings des Hochmoorperlmutterfalters, der an einer ganz bestimmten Pflanze lebt, am Vogelknöterich. Und dieser Vogelknöterich entwickelt sich eben aufgrund des früheren Einsätzen des Frühjahrs in einer solchen Weise, dass der Schmetterling dann keine Chance mehr hat, seine Eier daran unterzubringen. Viele kennen vielleicht ein vergleichbares Beispiel von Vögeln, nämlich vom Kuckuck, der hat auch ein großes Problem im Moment. Der Kuckuck ist ein Zugvogel, der überwintert. In afrikanischen Lebensräumen kommt er im Frühjahr zurück. Die Singvögel bei uns, bei denen der Kuckuck seine Eier unterbringt, starten aber im Brutgeschäft inzwischen wesentlich früher und insofern kommt der Kuckuck oft zu spät, um diese Seenvögel noch erfolgreich mit seinen Eiern täuschen zu können. Das heißt, der Klimawandel führt jetzt nicht unbedingt direkt dazu, dass ein Schmetterling zu heiß wird, aber er führt eben dazu, dass die Interaktionen zwischen dem Schmetterling und seinen Birzpflanzen so gestört werden, dass der Schmetterling eben nicht mehr reproduzieren kann. Das lehrt uns natürlich auch ein bisschen was über Biodiversität. Biodiversität ist eben vor allem nicht einfach nur Artenvielfalt, sondern sie ist eine Vielfalt von Beziehungen zwischen Arten. Das können eben Nahrungsbeziehungen sein, aber natürlich auch noch eine ganze Vielfalt anderer Beziehungsformen. Also mir kommt es in dem Buch, das ich jetzt gerade geschrieben habe, vor allem darauf an, einen Naturbegriff zu etablieren, der jetzt nicht so sehr von isolierten Elementen ausgeht, sondern von Beziehungen, Verflechtungen und Interaktionen. Also ich würde sagen, Biodiversität ist auch eine gute Möglichkeit, Natur anders zu beschreiben und wahrzunehmen. Nämlich, wie schon gesagt, als ein komplex, sich wechselseitig umschließender Beziehungen und Interaktionen. Damit komme ich zum Insektensterben. Ich hatte gedacht, dass Sie das vielleicht interessieren könnte, vor allem, weil Sie sich ja gleich noch ein bisschen mit Fragen der MAD beschäftigen. Es beginnt immer dann, wenn wir sehen, dass wir selbst Teil des Problems sind. Wir sollten nicht nur auf tropische Regenwälder schauen, sondern in der Tat auch auf Lebensraumtypen, die uns unmittelbar umgeben, die unsere Universitätsgebäude umgeben. Und da spielen in Mitteleuropa eben Wiesen und Offenland eine ganz wichtige Rolle. Genau, Sie haben alle diesen Begriff Insektensterben schon mal gehört. Man könnte sagen, dass das Insektensterben sicher die dramatischste Erscheinungsform der Biodiversitätskrise hier in unseren mitteleuropäischen Landschaften ist. Was meinen wir mit Insektensterben? Wir meinen einerseits das Aussterben von Insektenarten, andererseits aber einen dramatischen Rückgang der Gesamtbiomasse an Insekten in unseren Landschaften. Insekten sind mit die artenreichsten mehrzelligen Lebewesen auf der Welt überhaupt. Die haben erstaunliche Lebensstrategien und Lebensweisen entwickelt. also erstaunliche Lebensstrategien und Lebensweisen entwickelt. Sie gehören aber ganz klar nicht zu den charismatischen Arten, also nicht zu den Arten, denen wir uns intuitiv zuwenden und die eine große öffentliche Lobby haben. Eine der ganz wenigen Insektengruppen, die es geschafft hat, kulturelle Aufmerksamkeit oder öffentliche Aufmerksamkeit zu erlangen, sind Bienen, also vor allem domestizierte Bienen, die eben als Bestäuber anerkannt werden und auch als Honiglieferanten. Und wir sehen eben, dass diese Bienen massive Probleme haben. Es sollte kaum noch Honig produziert werden können, ohne dass Bienen beispielsweise mit Antibiotika unterstützt werden usw. Das sind die Gründe dafür. Ein ganz wichtiger Grund, das mache ich jetzt ein bisschen schneller, sind neue hochwertsame Pestizide in der Landwirtschaft, Neonicotinoide. Da steckt das Wort Nikotin drin. Auch das wissen wir alle, Nikotin ist ein Nervengift. Darum rauchen eben Raucherinnen und Raucher, weil sie diese ganz leicht betreuende Wirkung des Nikotins als angenehm empfinden. Auf Insekten haben Nikotin und Nikotinverbindungen allerdings eine sehr dramatische Auswirkung. Sie vermindern die neuronale Koordination von Insekten und das heißt gerade bei Bienen, dass sie sich schlechter orientieren können. Und was für Bienen gilt, also für domestizierte Insekten, gilt natürlich noch viel mehr für wild lebende Insekten oder für Wildbienen, für Schmetterlinge, Käfer und so weiter. Wenn Sie sich einfach mal so ein Bild hier anschauen von einem Nachtfalter oder hier von einem Käfer, sehen Sie, dass die riesige Antennen haben, also riesige Sinnesorgane und die dienen weniger zum Tasten als zum Riechen. Also die riechen damit beispielsweise Futterquellen oder Partner, Pheromone und können über weite Strecken sehr gezielt ihre Fraßpflanzen oder ihre potenziellen Partner anfliegen. Und auf diese Insekten, die so ein Orientierungsvermögen haben, wirken diese Nikotinoide in einer fatalen Weise, also eigentlich noch viel stärker als auf Bienen, die sind dann einfach desorientiert und sterben, weil sie entweder ihre potenziellen Vermehrungspartner oder ihre Fraßpflanzen nicht mehr finden. Das ist natürlich auch wiederum nur ein Faktor von vielen, der zum Insektensterben führt. Ich übergehe mal ein paar Punkte. Es gibt eine ganze Reihe von Faktoren. Lichtemissionen spielen eine ganz wichtige Rolle. Nachtaktive Insekten werden durch künstliche Leuchtquellen angezogen und in wörtlichem Sinne in Endlosschleifen festgesetzt, indem sie dann sterben. Herbizide, also Pflanzengifte, spielen eine wichtige Rolle. Das ist schon auf diese enge Bindung vieler Insekten an Wirtspflanzenarten hingewiesen. Eine ganz wichtige Rolle spielt aber auch ein genereller Strukturverlust unserer Landschaften durch die industrialisierte Landwirtschaft und das, was man ganz allgemein als Grünlandumbruch bezeichnet. Was ist mit dem Grünlandumbruch gemeint? Also vor allem die Tatsache, dass etwa seit der Jahrtausendwende kaum noch Vieh auf den Weiden zu finden ist, zumindest hier in Deutschland. Ich denke, in Österreich oder in der alten Wirtschaft hätte es teilweise noch anders aussehen. Aber zumindest hier in Norddeutschland sehen Sie heute eigentlich keine Rinder mehr. Die stehen alle in Megastellen. Und das ehemalige Grünland, das ehemalige Wiesenland, wird eben verwandelt in inelt in Maisanbauflächen oder in Anbauflächen für andere Futterstoffe oder Kraftstoffe. der Gesamtbiomasse von Insekten, die sich teilweise in Offenland-Biotopen in Mitteleuropa besonders individuenreich entwickelt haben. Der Rückgang der Beweidung hängt damit zusammen, dass das verbliebene Grünland eben heute gemäht wird und zwar mechanisch. Und ich vermute mal, dass Sie dann nachher darüber auch noch sprechen werden. anschaut, dann bewegen sich mit einer Geschwindigkeit bis zu 20 Stundenkilometern über die Wiesen, die vorher oft planiert werden und mähen, die unter vorindustriellen Bedingungen von einer ganzen Dorfgemeinschaft in vielen Tagen gemäht werden musste. Diese Mähmaschinen entwickeln eine ungeheure Schlagkraft, die Insekten nicht überstehen. Man geht davon aus, dass die Mortalitätsraten pro Mat bis zu 80 Prozent bei Insekten liegen. Und man muss dann noch dazu rechnen, dass zumindest hier in Norddeutschland heute Wiesen bis zu fünf oder sechs Mal im Jahr dann mechanisch gemäht werden. Und wenn dann jedes Mal eine Zahl von bis zu 80% verschwindet, können sie sich etwa ausmalen, welche Konsequenz das hat. Diese mechanisch gemähten Wiesen werden dann zu regelrechten Insekten senken. Das heißt, Insekten, die versucht von außen, die wieder zu besiedeln, werden dann bei der nächsten Art getötet. So stellt man sich etwa eine halbwegs artenreiche Wiese vor. Das sind meistens sehr nährstoffarme Wiesen. Nährstoffarmung bedeutet immer eine größere biologische Diversität, weil auf nährstoffreichen Wiesen nur wenige Spezialisten, die mit diesen starken Stickstoffmengen zurechtkommen, überdauern können. Und die Wiesen, die wir heute kennen, sehen dann oft eher so aus. Die haben dann mehr oder weniger nur noch eine Null-Biodiversität. Da leben dann drei, vier Arten von Gräsern und sonst eigentlich nichts mehr. Gut, jetzt übergehe ich nochmal was und komme jetzt zu dem, was Sie vielleicht eigentlich interessiert oder das, was Sie sich von einem Philosophen erwarten. dazu verhalten, welche normativen Möglichkeiten haben wir, das Artensterben als Problem oder vielleicht sogar als Skandal zu beschreiben. Ich gehe dazu jetzt in zwei Schritten vor, dass ich einmal sogenannte anthropozentrische Ansätze in der Umweltethik vorstelle, die sagen, wir können Biodiversität nur schützen, weil sie für uns Menschen wertvoll ist. Was natürlich stimmt, also es ist keine Frage. Natürlich kann menschliches Leben ohne biologische Vielfalt nicht existieren. Wir sind auch mit unseren modernen industrialisierten Gesellschaften immer noch eingebunden in globale Stoff- und Energiekreisläufe, die eben von ökosystemaren Prozessen abhängig sind. Das heißt, ohne Biodiversität kein menschliches Leben, keine menschliche Zukunft. Das heißt, es gibt eindeutig einen Wert der Vielfalt für uns Menschen. Aber ich würde eben sagen, wenn wir Biodiversität effektiv schützen wollen, reicht es nicht aus, auf diesen instrumentellen Wert biologischer Vielfalt für uns Menschen zu verweisen. Wir müssen noch einen Schritt weiter gehen und, wie ich dann im übernächsten Kapitel zeigen möchte, von einem Eigenwert biologischer Vielfalt ausgehen. Kommen wir aber erst zu der Frage, warum ist biologische Vielfalt für uns Menschen wichtig? Man kann zunächst mal sagen, dass die Umweltethik das sechste große Artensterben oder die Biodiversitätskrise entdeckt hat als Problem. Dass es inzwischen eine ganze Fülle von Literatur dazu gibt. gibt, dass diese Literatur aber weitgehend bestimmt ist von einem Konsens, der sagt, dass wir als Antwort auf diese Krise eigentlich keine neue Ethik brauchen. Wir brauchen eigentlich keine Biodiversitätsethik, sondern wir können uns einfach auf etablierte ethische Modelle und Begründungsstrategien berufen. Die reichen also vollkommen aus, um uns Gründe zu liefern, die uns dazu anhalten können, biologische Vielfalt zu schützen. Also man könnte sagen, der Konsens in den ethischen Diskussionen besteht so ein bisschen darin zu sagen, ja, die Krise haben wir zwar, aber wir finden in der philosophischen Tradition oder vor allem in den ethischen Ansätzen der Moderne genügend gute Modelle, die uns dabei helfen, uns in dieser Krise zu orientieren. Warum wird gesagt, dass anthropozentrische Ansätze ausreichen? Dahinter steht immer die Unterstellung, dass nicht-anthropozentrische Ansätze, also Ansätze, die der Natur oder Aspekten von Biodiversität einen intrinsischen Wert zusprechen wollen, dass die mit einem modernen Weltbild nicht vereinbar sind. Man bezieht sich dann immer ganz gern auf Max Weber. Das war ein Soziologe, ein wichtiger Theoretiker der Moderne, der gesagt hat, ein Hauptcharakteristikum der Moderne ist eine Entzauberung der Natur. Also als Natur gilt uns in der Moderne das, was adäquat naturwissenschaftlich beschrieben werden kann und das hat keine ethische Signifikanz. Man könnte auch sagen, wenn wir von einem wissenschaftlich beschreibbaren Sein zu einem normativen Sollen überwechseln oder aus einem Sein ein Sollen schließen, dann begehen wir einen Kategorienfehler. und ein wichtiger Philosoph, der ethische Debatten in den letzten Jahrzehnten sehr bestimmt hat, Jürgen Habermas, schließt sich in dem Punkt an Max Weber an und sagt, dass er selbst ein Skepsis empfindet gegenüber der Möglichkeit, den geschwisterlichen Umgang mit einer nicht objektivierten Natur rational auszugestalten. Das heißt, es gibt für Habermas keine rationalen Gründe dafür, Natur an sich zu achten. Nur Menschen können Verantwortung übernehmen, so wäre das Argument von Weber und Habermas, und zwar in Prozessen der Abwägung strittiger Ansprüche berücksichtigt werden als sogenannte Moral Patients, aber sie können nie selbst. Natur kann selbst nicht die Stimme erheben und eine bestimmte ethische Berücksichtigung reklamieren. Das können nur wir Menschen. Und insofern, so der Konsens, können ethische Ansprüche immer nur innerhalb menschlicher Gemeinschaften artikuliert werden. artikuliert werden. Die Autoren, die sich bisher aus einer philosophischen Warte zur Biodiversitätskrise geäußert haben, weisen insofern darauf hin, dass man von einem Wert der Biodiversität an sich eigentlich auch nicht sprechen kann. Sie würden sagen, wenn wir von einem Wert der Biodiversität sprechen, ist das immer das Ergebnis einer Übertragung. Werte sind etwas, was wir Menschen in genuinen sozialen oder ethischen Kontexten als Werte bestimmen und festlegen. festlegen. Der Ursprung der Werte ist immer ein menschlicher, Werte werden immer verliehen von menschlichen Wertgebern und wenn wir sie auf Biodiversität übertragen, hat das immer etwas Abgeleitetes oder Nachweltliches. Ein deutschsprachiger Autor, Dirk Lanzerath, drückt das ganz ähnlich aus, wenn er sagt, Biodiversität ist ein Wert zweiter Ordnung, der von höherrangigen Werten wie Gerechtigkeit, Gesundheit, Schönheit usw. abnimmt, und diese höherrangigen Werte sind immer Werte, die ihren Ursprung und ihren Ort in rein sozialen Kontexten haben. In Bezug auf die Vielfalt, anders als menschlicher Lebensform, bestünden nur indirekte Pflichten, da wir diese Vielfalt ausschließlich dann für schützenswert erachten können, wenn sie für den Erhalt dieser Werte erster Ordnung, also der Werte innerhalb menschlicher Gemeinschaften, relevant seien. Oder noch eine weitere Stimme, der amerikanische Umweltethiker Brian Norton sagt, der bringt das ganz gut auf den Punkt, jede Wertsetzung erfolgt immer aus dem Blickwinkel eines sich seiner selbstbewussten bewertenden Subjekts. Nur Menschen sind wertende Akteure. Und genau, also da nur Menschen Werte verleihen können, da können wir eben nicht davon ausgehen, dass es so etwas wie einen Wert der biologischen Vielfalt oder der Natur an sich geben könne. Wie begründen nun anthropozentrische Ansätze die Schutzwürdigkeit von Biodiversität? Sie orientieren sich an einem Konzept, das in der Ökologie und Naturschutzbiologie relativ gängig ist, nämlich an den sogenannten Ökosystemfunktionen. Was bedeutet das? Ganz grob bedeutet es, dass Ökosysteme in besonderer Weise tätig und produktiv sind. Die stellen zum Beispiel bestimmte Dinge bereit, zum Beispiel sowas wie Nahrung oder in tropischen Regenwäldern bestimmte Stoffe, die sich pharmazeutisch nutzen lassen. Wälder stellen Baustoffe bereit und so weiter. Ökosysteme stellen aber nicht nur etwas bereit, sie regulieren auch Prozesse, also Bergwälder beugen der Erosion vor, Bodenorganismen filtern das Oberflächenwasser, das dann zu Grundwasser wird und so weiter. Dann können wir sagen, dass Ökosysteme auch informatorische Dienstleistungen verrichten. Das heißt, Menschen orientieren sich immer wieder an der Natur als eine Art Vorbild. In der Bionik nehmen wir bestimmte natürliche Funktionen als Vorbild für technische Entwicklungen und heute natürlich noch stärker in der Gentechnik begreifen wir Biodiversität als eine Art riesige Genbibliothek oder Datenbank und können heute noch gar nicht ermessen, welche Nutzungsmöglichkeiten sich vielleicht auch daraus ergeben. Und darüber hinaus leisten Ökosysteme auch kulturelle Dienstleistungen. Das heißt, wir gehen in die Natur auch, um uns zu erholen. Wir begreifen oder wir empfinden bestimmte Landschaften als schön oder bringen Natur vielleicht auch so etwas wie eine religiöse Verehrung entgegen. Die anthropozentrischen Ansätze würden nun sagen, ja, solange Aspekte von Biodiversität dazu beitragen, dass Ökosysteme diese Ökosystemfunktionen erfüllen können, sind sie eben schützenswert. Das heißt, wir brauchen immer ein menschliches Objekt oder eine menschliche Gesellschaft, schützenswert. Das heißt, wir brauchen immer ein menschliches Objekt oder eine menschliche Gesellschaft, die ein Interesse am Aufrechterhalten dieser Ökosystemfunktionen artikuliert. Ich überspringe nochmal was, weil ich das schon gesagt hatte. Zusammenfassend wird dann gesagt, jetzt zitiere ich wieder Konrad Ott, auf den ich vorhin schon mal hingewiesen hatte, dass dem eigenen Selbstverständnis nach diese anthropozentrischen Ansätze darauf hinweisen, dass sich diesen vier Typen von Ökosystemfunktionen das eine alles entscheidende Mega- oder Superargument, das den Schutz der gesamten Biodiversität gleichsam auf einen Schlag zwingend begründet, nicht ablesen lässt, dass sich aus diesen Funktionen aber sehr wohl gute Gründe ableiten lassen, um einzelne Segmente von Biodiversität als Schutzgüter aufzufassen. Aus Ort würde sagen, diese Berufung auf die Ökosystemfunktionen reicht aus, um immer wieder einzelne Momente von Biodiversität als schützenswert zu begreifen. Was wir aber nicht sagen können, ist, dass Biodiversität als schützenswert zu begreifen. Was wir aber nicht sagen können, ist, dass Biodiversität insgesamt schützenswert ist. Damit komme ich jetzt schon zum vierten Teil, der versucht zu zeigen, dass diese anthropozentrische Perspektive eventuell nicht ausreichen könnte oder dass die Gründe, die sich auf diese Ökosystemdienstleistungen beziehen, natürlich gute Gründe sind, dass sie aber auch an bestimmte Grenzen kommen. Insofern geht es jetzt um die Frage, gibt es nicht vielleicht noch eine Möglichkeit, über diese anthropozentrische Perspektive hinauszugehen und von einer Art intrinsischen Wert oder Eigenwert von Biodiversität oder einzelner ihrer Aspekte zu sprechen. Zunächst würde ich ganz gerne fragen, was die Konsequenz davon wäre, wenn wir in der Umweltethik und Politik tatsächlich ausschließlich menschliche Interessen als relevante Bezugsgrößen gelten lassen. Wenn das so wäre, würde das eben auch bedeuten, dass Arten und Ökosysteme nur so lange schützenswert sind, wie entsprechende Bedürfnisse einzelner Menschen oder Menschengruppen angegeben werden können, die durch diese Aspekte von Biodiversität befriedigt werden. Sobald diese Bedürfnisse auch anders befriedigt werden können oder, und das ist eigentlich der entscheidende Punkt, sobald politische Entscheidungsträger daran glauben, dass diese Bedürfnisse anders befriedigt werden könnten, verlieren Arten und Ökosysteme ihre Schutzwürdigkeit. Funktionen durch Geoengineering zu kompensieren. Unter Geoengineering versteht man Programme, die heute ernsthaft diskutiert werden, um auf den Klimawandel zu reagieren, beispielsweise die Meere künstlich zu düngen, um das Algenwachstum anzuregen und so die Photosynthese global zu steigern oder gar auf Erdumlaufbahnen irgendwelche Folien auszubringen, um mehr Sonnenlicht zu reflektieren. Das sind Ingenieursvorstellungen, also Stellschraubenvorstellungen, dass man einfach nur an der richtigen Stelle den Schlüssel ansetzen muss und dann könne man eben mit technischen Mitteln die Welt wieder ins Lot bringen. Das ist, wie ich denke, ein höchst unterkomplexes oder gefährliches Denken, das sich dahinter versteckt, weil uns genau diese Attitüde natürlich auch, also diese Machbarkeits- und Steuerungsattitüde erst in die, ich könnte sagen, weltgeschichtliche Position gebracht hat oder Lage gebracht hat, nämlich in eine industrialisierte Moderne, die genau mit diesen ganzen ökologischen und sozialen Krisen einhergeht. Ein weiterer Punkt ist, dass wir natürlich heute davon ausgehen müssen, dass immer mehr Menschen in urbanisierten und teilweise auch digitalisierten Lebenswelten leben und überhaupt nicht mehr wissen, in welcher Weise wir als Menschheit nach wie vor abhängig sind von ökosystemalen Prozessen. Und wenn dieses Wissen nicht mehr vorhanden ist, dann können diese Interessen auch nicht artikuliert werden. Das heißt, dieses anthropozentrische Argument lebt immer davon, dass das einfach überhaupt Menschen da sind, die um die Zusammenhänge wissen und die ein Interesse an Aspekten von Biodiversität geltend machen. Und das wird eben immer weniger selbstverständlich. Gut, was könnten jetzt Argumente sein, die uns dabei helfen zu sagen, na ja, vielleicht müssen wir noch ein bisschen weiter gehen. Vielleicht brauchen wir stärkere motivationale Ressourcen, die etwas mit Achtung zu tun haben, mit Achtung vor Natur und damit Natur einen Eigenwert zuzusprechen. Auch dafür gibt es eine ganze Reihe Vorbilder. Hier sehen Sie einen wichtigen norwegischen Umweltphilosophen Arne Næs, der in den 80er, 90er Jahren eine umweltethische Position entwickelt hat, die unter dem Titel Deep Ecology Movement bekannt geworden ist, also tiefenökologische Bewegung. Was macht der ganz grob? Man könnte vielleicht sagen, dass er wieder an ein aristotelisches Naturbild anknüpft. Das heißt, dass das neuzeitliche moderne Naturbild ein Naturbild ist, das wie schon angedeutet Natur relativ entzaubert, das einfach sagt, Natur ist eine Summe von Teilchen, auf die bestimmte Kräfte einwirken und die sich an bestimmten Naturgesetzen orientieren. Nes knüpft wieder eher an Aristoteles an, der in der Antike gesagt hat, Natur im griechischen Physis ist nicht so sehr ein Zustand oder eine Menge von Zuständen und Teilchen, sondern es ist eher eine Weise des Werdens oder des Sich-Entwickelns. Und zwar eine Weise des Werdens und des Sich-Entwickelns, die auf bestimmte Ziele hin steuert. Also alles, was ist, also vor allem alles, was lebt, hat bestimmte Erfüllungsbedingungen. Wenn wir verstehen wollen, was etwas ist, dann müssen wir darauf achten, worin findet dieses Etwas seine höchste Erfüllung. Und daran knüpft Nes in gewisser Weise wieder an und versucht, außer einem teleologischen Naturdenken Argumente für einen intrinsischen Wert von Biodiversität abzuleiten. Er schreibt beispielsweise, das Wohlergehen und Gedeihen menschlicher und nichtmenschlicher Lebewesen auf der Erde hat einen Wert an sich. Und diesen Wert an sich nennt er dann eben auch intrinsischen Wert oder inhärenten Wert. Weiter sagt er, der Reichtum und die Vielfalt der Lebensformen tragen dazu bei, dass einzelne Lebewesen ihren Möglichkeiten entsprechen können. Insofern sind auch der Reichtum und die Vielfalt der Lebensformen Werte an sich. Damit meint er schlicht und einfach, dass ein gelingendes Leben eines Organismus immer nur in einem Verflechtungszusammenhang möglich ist, in Interaktionen mit anderen Arten, deren Gesamtheit dann eben ein Ökosystem bildet. Und selbst diese Ökosysteme haben so etwas wie Gedeihensbedingungen. Und man könnte sogar noch weitergehen auf so einer, ich könnte sagen, langfristigen Skala. Nicht nur Organismen und Ökosysteme haben Gedeihensbedingungen, sondern natürlich auch evolutionäre linien also leben entwickelt sich es entwickelt sich in unvorstellbar langen zeiträumen und was wir heute machen ist dass wir innerhalb eines erdgeschichtlich gesehen wind anschlags also in sehr kurzen zeiträumen, diese evolutionären Linien, die sich in einem sehr langen Prozess aufeinander eingestellt und miteinander abgestimmt haben, zu unterbrechen oder zu stören. Dass Tiere und Pflanzen Gedeihensbedingungen haben, kann man auch so interpretieren, dass sie bestimmte Interessen haben und dass viele dieser Interessen vital sind. Näs schreibt weiter, Tiere und Pflanzen haben Interesse im Sinne von Möglichkeiten zur Verwirklichung der ihnen innewohnenden Potenziale, die wir nur durch die Interaktion mit diesen Wesen studieren können. Das heißt, diese Gedeihensbedingungen oder Erfüllungsbedingungen des Lebens lassen sich sehr schlecht objektivistisch beobachten, sondern wir können die im Grunde nur studieren, wenn wir mit Lebewesen interagieren. Eine Philosophin unserer Zeit, Barbara Haraway, beschreibt das so, wenn wir uns in gewisser Weise mit ihnen verband machen. Also wenn wir unser Leben, das ja ohnehin mit anders als menschlichen Lebewesen verknüpft ist, ganz bewusst wieder verknüpfen mit dem Leben, das uns eben trägt und umgibt. Was heißt vital? Vital heißt, dass Lebewesen Interessen haben, die für ihr Überleben notwendig sind. Auch das wird in der zeitgenössischen Umweltethik immer wieder betont. Ein französischer Autor, Frederic Worms, sagt dazu, als vital bezeichnen wir einerseits einfach das Lebendige, andererseits aber auch etwas, ohne dass das Leben eines Lebewesens in Beziehung zur Umwelt und zu anderen Lebewesen nicht länger weitergehen kann. in seiner Einzigkeit rechnet, wo haben es vor allem die Beziehungen zwischen Lebewesen und Umwelt, aber auch zwischen den Lebewesen selbst, zwischen Lebewesen unterschiedlicher Arten und Gattungen, wie innerhalb einer und derselben Art. Also die wesentliche Gedeihensbedingung von Lebewesen oder von Organismen sind in der Regel immer Interaktionen, die diese Organismen zu anderen Lebewesen unterhalten. Wir hatten vorhin einmal dieses Beispiel des Hochmoor-Penwood-Falters und des Wiesenknöterich. Das ist vielleicht so ein sehr vereinfachtes Beispiel, auch zu dieser Aktion noch viel komplexer oder gehen um mehrere Ecken. Aber entscheidend ist eben, dass Biodiversität vor allem in diesen Interaktionen besteht und dass diese Interaktionen eben für das, was man ein gelingendes Leben bezeichnen kann, vital oder essentiell sind. Ein weiterer Umweltethiker unserer Zeit, Holmes Wolston, geht sogar so weit, dass er sagt, dass vielleicht das Leben auf dieser Welt insgesamt so etwas wie ein Interesse artikuliert. Er beschreibt das im weitesten Sinne entropietheoretisch. Er würde sagen, alles im Universum unterliegt dem Gesetz der Entropie. Das heißt, alles tendiert dazu, den Kältetod zu sterben, sich zu zersetzen. Komplexität droht dazu, sich aufzulösen. Das Einzige, was diesem Strom der Entropie entgegenwirkt, ist das Leben. ist das Leben. Er schreibt dazu Organismen sondern Unordnung aus, das heißt sie produzieren Ordnung. Das Leben ist ein lokaler Gegenstrom zum Strom der Entropie, ein energischer Ritt bergauf in einer Welt, die sich thermodynamisch gesehen insgesamt bergab bewegt. Man könnte also dem Leben insgesamt eine Tendenz auf mehr Komplexität und mehr interne Bezüglichkeit unterstellen. Wollsten zieht daraus die Konsequenz zu sagen, dass Natur nicht einfach nur wertvoll ist, sondern wir, das kann man leider nicht übersetzen, also im Englischen value able, also wertungsfähig, könnte man vielleicht sagen, das heißt, Natur hat nicht nur einen Wert für uns Menschen, sondern kann selbst werten. Das heißt, alles in der Natur kann zwischen Zuständen unterscheiden, die förderlich für Leben sind oder eben weniger förderlich und da Natur das eben kann, macht es eigentlich keinen Sinn, so etwas wie einen intrinsischen Wert abzusprechen. Ich bin fast fertig, es sind vielleicht noch zwei Minuten. Vielleicht noch eine weitere Beobachtung von einem der Väter der Evolutionstheorie, Alfred Russell Wallace, der neben Darwin etwa zeitgleich mit ihm im 19. Jahrhundert als Forschungsreisender vor allem auf Inseln im Pazifik die Grundprinzipien der Evolution entdeckt hat. Und Wallace ist dazu weit rumgekommen und er war auch einer der ersten Europäer, der auf Aru, also einer indonesischen Insel, Paradiesvögel gesehen hat. Also Paradiesvögel, wie wir ihn hier rechts unten sehen. Und in seinem Reisetagebuch hat er sich dann Gedanken darüber gemacht, wieso bringt die Natur eigentlich so etwas hervor. irgendwie schön finden. Er schreibt dann, das hat schon so einen sehr melancholischen Unterton, wenn jemals Europäer diese fernen Länder erreichen und moralisches, intellektuelles und physisches Licht in die Schlupfwinkel dieser Urwälder tragen, ist es sicher, dass sie die in schönem Gleichgewicht stehenden Beziehungen der organischen Schöpfung zur unorganischen stören werden, sodass diese Lebensformen, deren wunderbaren Bau und deren Schönheit der Mensch allein imstande ist, zu schätzen und zu genießen, verschwinden und schließlich aussterben. Diese Betrachtung muss uns doch lehren, dass alle Wesen nicht für den Menschen geschaffen wurden, sondern dass sie eben für andere geschaffen worden sind. Also Holmes-Wolsten drückt das an einer Stelle auch mal so aus, dass er sagte, dass Gott mit seiner Show, damit meint er eben die Show des Lebens, die Evolution, lange begonnen hat, bevor die Menschen auf der Welt erschienen sind. Gut, ich komme damit zum Ende. Man kann es auch ganz einfach so ausdrücken, dass ein Argument dafür zu sagen, auch nichtmenschliche Natur hat einen intrinsischen Wert, darin liegt, dass wir sehen können, dass es auch nichtmenschlichen Leben um etwas geht, wie das unter anderem der Ethiker Martin Gorka ausdrückt. Wenn ich ein Insekt beobachte, was es irgendwie macht, kann ich sofort erkennen, das bewegt sich jetzt nicht einfach nur mechanisch, sondern das will etwas, das will sich befreien oder das sucht Wärme oder das sucht Nahrung. Insofern lässt sich das sein, dass das Insekt eines Lebewesens nicht vollständig trennt von den Bedingungen, in denen es seine Erfüllung finden könnte oder das, was Aristoteles als Entelichie bezeichnet hat. Oder das, was Aristoteles eben als Intellichie bezeichnet hat. Insofern ist es eben durchaus möglich zu sagen, wir können der Natur nicht nur einen Wert für uns zusprechen, sondern auch einen Wert an sich. Vielleicht ein allerletzter Gedanke, wenn wir jetzt sagen, welche Haltung entspricht eigentlich diesem Zugeständnis, dass Natur Werte hat, die von uns unabhängig sind, könnte man vielleicht sagen, es ist die Haltung oder der Effekt der Achtung. Martin Dorke schreibt dazu, Achtung vor der Natur heißt Achtung vor der Eigenständigkeit natürlicher Entitäten und ihrer Fähigkeiten, sich autonom zu entfalten, also autonom unabhängig von uns Menschen. Gut, ja, ich habe jetzt, da ich freigesprochen habe, nicht ganz die 50 Minuten einhalten können. Bin aber zumindest nah dran und habe ein paar Kleinigkeiten weggelassen. Aber ich finde es viel wichtiger, mit Ihnen jetzt natürlich noch ins Gespräch zu kommen, auf Fragen zu antworten, auf mögliche Kritikpunkte zu antworten. Und bin jetzt insofern einfach schon sehr gespannt auf Ihre Reaktionen. Hier vielleicht nochmal der Hinweis auf das Buch, das jetzt voraussichtlich im Oktober erscheinen wird. Und ganz herzlichen Dank für Ihre Zeit und fürs Zuhören. Ja, lieber Andreas Hetze, ganz herzlichen Dank für diesen, wie ich finde, sehr spannenden, interessanten, umfassenden Vortrag. Es ist immer ein guter Indikator, wenn man schaut, wie viele Leute am Anfang eines solchen Vortrags da sind und wie viele am Ende noch da sind. Und wenn die Zahl gleichbleibend ist, beziehungsweise noch minimal gestiegen ist, dann ist es ein guter Indikator, dass der Vortrag also auf jeden Fall irgendwie gefesselt hat. Es sind einige Fragen im Chat aufgetaucht, sodass ich glaube, dass mit den Break-Sessions, Break-Out-Rooms, das wird wohl heute nichts, damit wir noch zum Sensenmähen kommen. Bevor ich jetzt auf die Nachrichten im Chat eingehe, breche ich mal vor, weil es einfach eine Frage ist, die mich persönlich in diesem Zusammenhang extrem beschäftigt, schon seit geraumer Zeit. beschäftigt, schon seit geraumer Zeit. Herr Hetzel, ein Problem, das mich beschäftigt, ist diese gängige Differenzierung zwischen Mensch hier, Natur da, Mensch hier, Umwelt da. Und für mich ist das irgendwie sozusagen ein Grundfehler in der gesamten Denke. Weil diese Differenzierung ist sachlich falsch. Weil wir sind Natur und es gibt keine Umwelt, es gibt eine Mitte-Welt. Und von daher stellt sich für mich die Frage, und dazu würde mich Ihre Meinung sehr interessieren, Und dazu würde mich Ihre Meinung sehr interessieren. Braucht es denn wirklich einen Eigenwert, wenn man davon ausgeht, dass alles eins ist, dass alles eine Einheit ist? Dann ist doch diese ganze Also die nach einer möglichen Kontinuität zwischen Menschen und nichtmenschlichen Lebewesen. Und ich würde Ihnen erstmal recht geben, natürlich auch wir Menschen sind ein Ergebnis evolutionärer Prozesse. Prozesse. Wir sind Biodiversität auf verschiedensten Ebenen. Allein schon dadurch, dass wir ja auch nicht einfach nur als ein monolithischer Organismus existieren, sondern auch intern. Wir haben beispielsweise eine Darmflora, wir sind auf Bakterien angewiesen, die mit uns in uns leben, mit denen wir in Symbiosen leben und so weiter. Ganz generell würde ich ihm sofort zustimmen. Ich spreche nämlich immer gegen das, was man in der Philosophie Speziesismus nennt, also gegen so eine selbst angemaßte Vorrangrolle des Menschen. Trotzdem würde ich vielleicht nicht sagen, dass wir in allen Hinsichten gleich sind. Ich versuche immer eine Figur von Kontinuität und Differenz zu bemühen. Zu sagen, in ganz vielen Hinsichten gibt es keinen Unterschied. Wenn es Unterschiede gibt, sind die immer graduell. Oder die Unterschiede beispielsweise zwischen Mensch und Schimpanse sind wesentlich geringer als die zwischen Schildkröte und Fledermaus. Das heißt, es macht wenig Sinn, so eine prinzipielle Differenz von Mensch und Tier zu konstruieren. eine Hinsicht, in der es vielleicht doch schwierig sein könnte, Menschen jetzt vollständig in nichtmenschlicher Natur aufgehen zu lassen. Wenn wir das nämlich machen würden, könnte immer eine Reaktion sein, dass man sagt, naja, dann ist das, was wir Menschen heute in Gang setzen, auch nichts anderes als eine neue Naturkatastrophe. So wie die Erde früher von Meteoriten getroffen wurde oder von Vulkanausbrüchen, so ist es eben heute unsere industrialisierte Landwirtschaft oder unser Flächenhunger, der eben die Oberfläche der Erde grundlegend verändert. Dann könnte man eben sagen, so what, das ist eben auch Natur. Und da zögere ich so ein bisschen und würde sagen, der einzige oder der große Unterschied besteht eben darin, dass wir uns einerseits für das, was wir tun, wechselseitig verantwortlich machen können und dass wir für das, was wir tun, immer auch Alternativen kennen. Das heißt, wir haben uns vor allem in der Moderne auf eine ganz bestimmte ressourcenintensive Lebensweise festgelegt, auf ganz bestimmte Wirtschaftsformen, die eben auf Wachstum ausgerichtet sind. Und diese Lebens- und Wirtschaftsformen sind aber historisch kontingent. Das heißt, wir mussten das nicht tun. kontingent. Das heißt, wir mussten das nicht tun. Also andere Menschen in anderen kulturellen Umgebungen haben es über Jahrzehntausende geschafft, zumindest wesentlich weniger intensiv in ihre natürliche Umwelt einzugreifen. Und darum würde ich eben sehen, ja, da gibt es schon noch einen Unterschied. Das heißt, wir Menschen sind eben die Lebewesen, die zumindest teilweise ihre Lebensformen wählen können oder verändern können. Und da würde ich dann doch so eine Art Unterschied sehen, obwohl ich zugleich Ihnen völlig recht geben würde und sagen würde, Hauptproblem, mit dem wir heute konfrontiert sind, ist natürlich so eine gewisse Überheblichkeit des Menschen oder eine Sonderrolle, die wir uns eben selbst zuweisen. Auch in der Philosophie ist das sehr verbreitet, dass immer wieder gesagt wird, der Mensch ist doch ein Animal Rationale. Das heißt, wir können eben Gründe geben, wir können argumentieren, das kann doch die Pflanze nicht. Und da bin ich dann insofern skeptisch, als ich sagen würde, dafür kann die Pflanze dann aber anders. Oder wir sollten nicht denken, dass das, was uns Menschen irgendwie auszeichnet, uns jetzt irgendwie, also das, was wir tun, in irgendeiner Weise rechtfertigt. das, was wir tun, in irgendeiner Weise rechtfertigt. Ich würde eher sagen, nein, die Überlebensansprüche menschlicher Individuen und nicht-menschlicher Individuen sind nicht auf einer völlig anderen Wertigkeitsskala anzusiedeln. Im Unterschied zu mir kann die Drossophila fliegen. Das hat eine Eigenschaft, die ich nicht habe. Ich möchte das verbinden mit der Frage, die Sie angedeutet haben, diese Gattungsselbstbezeichnung. Michael Schmitz-Salomon hat vor zehn Jahren ungefähr in seinem Buch Keine Macht den Doofen vorgeschlagen, die Gattungsbezeichnung des Menschen von Homo sapiens auf Homo demens zu verändern, weil wir eben eine katastrophale Auswirkung haben auf den Planeten. Und Autoren wie Harald Lesch attestieren ja den Planeten. Der Planet hat Mensch im Sinne einer medizinischen Diagnose. Ich möchte eine Frage aus dem Chat aufgreifen. Das ist eigentlich die letzte Frage, aber M.M., wer sich dahinter verbirgt, hat einige Fragen gestellt und die letzte Frage ist die nach dieser These oder der Theorie von der Corona-Derschöpfung. Der Mensch als Corona-Derschöpfung und was sich daraus ableiten lässt. Lässt sich daraus ableiten, dass wir die nichtmenschliche Natur gebrauchen, benutzen, verbrauchen, ausbeuten können und dürfen nach unserem Belieben? Oder wie stehen Sie zu dieser Krone der Schöpfung, Theologie? Vielen Dank. Vielen Dank. Es wird ja immer wieder darauf hingewiesen, dass die Krone der Schöpfung zu interpretieren. Allerdings finden sich auch andere Stellen. Insofern ist auch diese kulturelle Überlieferung nicht so eindeutig, wie das oft dargestellt wird. Wir finden natürlich einerseits diese Wendung, macht euch die Erde untertauern und eine ganze Reihe vergleichbarer Stellen, die man als eine Art Freibrief interpretieren könnte. Andererseits lassen sich aber auch eine ganze Reihe von Passagen finden, Andererseits lassen sich aber auch eine ganze Reihe von Passagen finden, die eher eine Interpretation des Verhältnisses vom Mensch zur Schöpfung als eines Hausverwalters oder eines englischen Stewards nahelegen. Denken Sie an die Noah-Episode. Dort wird regelrecht der Mensch für die Schöpfung verantwortlich gemacht und damit natürlich zugleich suggeriert, dass Gott diese Schöpfung in irgendeiner Form auch wichtig ist oder vielleicht sogar genauso wichtig ist wie die menschlichen Lebewesen. ist wie die menschlichen Lebewesen. Evolutionstheoretisch gesehen würde ich eben absolut nicht davon ausgehen, dass der Mensch die Krone der Schöpfung ist. Unsere eigene Evolutionsgeschichte ist genauso kurz oder lang wie die aller anderen Lebewesen auch. Alles Leben auf dieser Welt führt sich auf einen gemeinsamen Ursprung zurück. Alle Lebensformen sind anders und natürlich ist auch das menschliche Leben anders. Aber ich sehe keinen guten Grund, uns Menschen irgendwie eine Art Vorrangstellung oder Sonderstellung einzuräumen. Was wir auch sehen müssen, ist, dass die Evolution ja keineswegs abgeschlossen ist. Wir haben keinen Anhaltspunkt dafür zu sehen, dass die Evolution mit uns ein wie auch immer geartetes Ende erreicht hat. Vielleicht, ohne sie jetzt personifizieren zu wollen, aber vielleicht schweben der Evolution auch noch ganz andere Möglichkeiten vor, die jetzt noch völlig jenseits des Denkbaren für uns liegen. Also Evolution geht ja auch immer mit Emergenz einher, das heißt mit dem unerwarteten Auftauchen von neuen Strukturen, von neuen Möglichkeiten und insofern bin ich sehr skeptisch in Bezug auf Positionen, die sagen, mit uns Menschen oder mit unserer Menschheit hätte die Schöpfung oder die Evolution so eine Art höchsten oder letzten möglichen Punkt erreicht. Okay, vielen Dank. Ich meine, das mit der Dauer der Existenz unserer Spezies auf der Erde ist ja relativ. Also relativ gesehen existieren Pilze und Kakerl, Hacken und Krokodile schon viel, viel länger als wir auf der Erde. Ich möchte noch eine Frage von MM nachschieben. Alles schaffen wir nicht mehr. Und das ist eine eher persönliche Frage, die lautet, wie sind Sie als Philosoph, wieso das besonders ist, auf dieses Thema gekommen? Gab es da ein bestimmtes Ereignis? Gibt es da persönliche Hintergründe, warum Sie sich für dieses Thema entfühlen? Vielen Dank, das ist eine sehr gute Frage. Ich müsste sie fast umkehren. Ich muss fast eher sagen, dass am Anfang das Staunen stand gegenüber allem, was lebt und krabbelt und blüht. Und in meiner Schulzeit war ich auch lange unentschieden, ob ich eher Biologie oder eher Philosophie studieren sollte. Viele meiner Freundinnen und Freunde sind auch Biologinnen oder Biologen. Freundinnen und Freunde sind auch Biologinnen oder Biologen. Es war dann letztlich so, dass die philosophischen Interessen oder die philosophischen Fragen überwogen und dass ich mir diese naive Freude an allem, was lebt, durch ein Biologiestudium oder das sah ich durch ein mögliches Biologiestudium auch etwas bedroht, weil man sich nicht anders kann, wenn man tatsächlich Biologie studiert, als auch zu experimentieren, zu sezieren, zu messen und zu wiegen, was ja auch alles sein Recht hat, aber das widerstritt einen gewissen Impuls, den ich hatte. Dann habe ich eben beschlossen, ich mache Philosophie. Da habe ich mich innerhalb der Philosophie eigentlich erst lange Jahre mit anderen Themen beschäftigt, also eher mit sozialer Philosophie, politischer Philosophie und so weiter. Und bin dann erst vor etwa zehn Jahren dazu gekommen, dieses ansonsten eher private Interesse an biologischer Vielfalt. Also bei mir sind das unter anderem Insekten. Ich hatte ja ein paar Beispiele, aber auch Vögel usw. Da eben auch philosophisch drauf zu reflektieren und mich zu fragen, was kann eigentlich die Philosophie beitragen zu dieser Frage zum Biodiversitätsschutz. zum Biodiversitätsschutz. Ich würde eher sagen, dass dieses Staunen oder diese Freude an allem, was lebt, von Anfang an da war und mich eigentlich die ganze Zeit immer begleitet hat. Das ist ja eigentlich die Anfangsfrage des ganzen Philosophierens. Philosophieren beginnt mit dem Staunen. Genau. Mit Blick auf die Uhr, ich schlage vor, von MM gibt es noch weitere Fragen, aber die bringen wir nicht alle durch, dass ich noch eine Frage weitergebe und dann Rainer oder Peter übergeben wir an die Heller. Wäre das so okay? Ja, freilich. Wunder wunderbar die eva klatter hat auch verschiedene fragen gestellt oder kommentare und eine lautet wie sie es in bezug auf die neuankömmlichen neophyten und so weiter halten wie es ihre einschätzung setzen sich diese, gerade jetzt unter dem Einfluss des Klimawandels, der sich verändernden Rahmenbedingungen? Wie ist das auch aus evolutionärer Sicht zu beurteilen? Vorsicht antworten, weil ich ja selbst kein studierter Biologe bin. Aber ich würde vielleicht erst mal darauf hinweisen, dass die Ökologie unter allen Naturwissenschaften eine Art Sonderstatus hat. Und zwar dadurch, dass sie eigentlich eine Naturwissenschaft ist, die weniger durch Naturgesetze bestimmt ist. Das heißt, für alles, für jede Art von Regelmäßigkeit gibt es in der Ökologie Ausnahmen. Und das gilt, glaube ich, auch für die Neophyten. Das lässt sich, glaube ich, sehr schwer so generell bestimmen. Ich hatte ja ein Beispiel genannt, das sehr dramatisch ist. Also diese Schytridpilze, die eben weltweit zu einem Amphibiensterben führen, übrigens auch bei uns. Also ich weiß nicht, wie es in Österreich ist, aber in Deutschland sind die Feuersalamander gerade betroffen und brechen ganz dramatisch ein, weil sie eben von diesem Pilz befallen werden. Und dieser Pilz ist eben auch ein Neozoan, also ein verschleppter Organismus. Bei den Wirbeltieren sind die Amphibien gerade die Gruppe, die weltweit gesehen auch am stärksten betroffen sind vom Artensterben, also durch den Klimawandel und durch diese Pilze. Es gibt natürlich auch Formen von Verschleppung, die sind weniger dramatisch. Tiere, wie den Waschbären, der sich hier auch in Norddeutschland sehr ausgebreitet hat seit den 40er Jahren und inzwischen überall ist, da ist es insofern weniger dramatisch, weil der dann teilweise Lücken übernommen hat, die andere Arten, die vorher da waren und dann zum Verschwinden gebracht worden sind, wieder ausfüllt. Da wäre es übertrieben zu sagen, wir müssen den unbedingt wieder auf den Landschaften verdrängen, weil er jetzt keine so großen Prozessveränderungen in Gang setzt. Ich glaube, man kann es sehr schlecht allgemein beantworten, aber insgesamt ist es schon ein wichtiger Faktor oder ein wichtiges Problem. Also gerade, ja, man könnte jetzt ganz viele einzelne Beispiele diskutieren, vielleicht lasse ich das aus Zeitgründen, aber es lässt sich, glaube ich, kaum eine allgemeine Antwort geben. wo Völkermord führen und einige weiter mehr. Ein Kollege aus der Biologie hat noch eine kleine Korrektur geschickt. Lassen wir jetzt bleiben. Läuft nicht unter Frage, sondern unter fachspezifischer Klugscheißerei. Das sei dahingestellt. Vielleicht eine letzte Frage von Fritz Schwarz, dem ehemaligen Leiter des Botanischen Gartens in Linz. Das geht dahin, dass es aktuell im judikativen Bereich, in der Juristerei, Diskussionen gibt bezüglich der Zuschreibung von Rechtspersönlichkeiten an nichtmenschliche, vor allem Tiere, Menschenaffen und so weiter. Und es gibt ja eigene Naturstaatsanwälte, wie heißt der in der Schweiz, der fällt mir jetzt ein, wie stehen Sie zu dieser Naturstaatsanwaltschaft und diesen Rechtspersönlichkeiten, die zugestanden geschrieben werden? Erstmal danke, das ist eine gute Frage. Da tut sich gerade sehr viel. Auf verschiedenen Ebenen, am meisten eher außerhalb Europas. Gerade in Ecuador oder Kolumbien ist es inzwischen in die Verfassung eingegangen, dass wir auch Flüsse Rechte haben können, die beeinträchtigt werden können. Ich finde das erstmal sehr plausibel, weil ich sagen würde, ein Fluss ist natürlich mehr als einfach nur ein Wasserkörper. Ein Fluss ist vor allem ein Ökosystem. vor allem Ökosystem und dort eben nicht anthropozentrische, umweltethische Perspektiven in der Rechtspraxis zu überführen, finde ich erstmal sehr begrüßenswert und auch konsequent und plausibel. Ähnlich ist es bei den Privaten, die ja beispielsweise in Australien und Neuseeland Menschenrechte haben, die also nicht mehr einfach in Zoos gehalten werden dürfen und so weiter. Auch das finde ich eine konsequente und gute Entwicklung. In Deutschland haben wir jetzt zum ersten Mal, ich glaube im vergangenen Jahr, ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts gehabt, das jetzt vielleicht nicht direkt Natur als Rechtssubjekt begreift, das aber zum ersten Mal Freiheitsrechte zukünftiger Generationen als rechtlich relevant begreift und darauf hinweist, dass wir durch Übernutzung von Ressourcen heute die Freiheitsrechte zukünftiger Generationen nicht einschränken dürfen. Das kann natürlich eine ganze Reihe von Konsequenzen haben, jetzt auch in Bezug auf aktuelle Klimaprotest- Bewegungen. Ich denke, das sind Tendenzen, die für mich jetzt erstmal in die richtige Richtung weisen. Vielleicht dazu noch ein Literaturhinweis. Ich weiß zufällig, dass ein Kollege, auch ein Philosoph, genau zu dieser Frage gerade eine Monografie vorbereitet hat, die jetzt auch in diesem Jahr erscheint. Dieser Philosoph heißt Thilo Wiesche. Das Buch heißt einfach Die Rechte der Natur. Das wird in diesem Jahr erscheinen. Das fasst eben diese neueren Debatten um genau diese Frage sehr schön zusammen. Vielen Dank für den Hinweis. Können Sie das vielleicht dann noch in den Chat schreiben? Ja. Das wäre interessant. Okay. Okay. Ja, Frau Reisinger, es tut mir leid, aber die Zeit wird einfach knapp. Und vielen Dank, Andreas Hetzel. Mir hat es wirklich Spaß gemacht. Es gibt noch viele weitere Fragen und sicher noch eine abendfüllende Diskussion. Die können wir jetzt nicht leisten, jedenfalls nicht in diesem Rahmen. Peter, darf ich dich bitten, jetzt den Part zu übernehmen mit der Hella Malicki? Bitte, ja. Nach dem theoretischen Teil kommen wir wieder in die Praxis. Wir haben ja versucht, dass wir diese ganze Vortragsreihe schön auswiegen zwischen theoretischen und angewandten Teilen. die Kollegin Heta Malicki hat im Vorfeld der Vortragsreihe sich zu Ort gemeldet, weil sie ganz ein spannendes Projekt, ein praktisches Projekt verfolgt und es ist ein Naturschutzprojekt und wenn man Naturschutz nimmt als Anknüpfungspunkt, dann muss man sagen, Naturschutz hat immer die naturwissenschaftliche, ökologische Seite, aber fast der Schwerpunkt, das Entscheidendere dabei ist, die philosophische Seite. Also ich würde sagen, im Naturschutz geht es immer um Werthaltungen und Begründungen für Werte. Und deswegen glaube ich, ist die Brücke auch gar nicht so abwegig, dass man das zu dem Projekt Wiesennetz Univiertel den Bogen hinspannen und übergibt gleich weiter an die Frau Malitzki, dass sie ihr Projekt kurz vorstellt. Ja, grüß Gott, mein Name ist Hedda Malitzki. Vielen Dank, dass ich heute sprechen darf und meine Initiative vorstellen darf. Vor allen Dingen nach dem Herrn Professor Hetzl. Ihre Gedanken beschäftigen mich auch natürlich. Ich komme aber aus der Praxis und es ist so, dass ich Biodiversitätsverlust und auch Biomasseverlust am eigenen Leibe verspüre. Seit Jahrzehnten, ich bin ja schon ein bisschen älter und bin ein bisschen in einer Krisenerschöpfung gelandet und habe deswegen beschlossen, vor ungefähr zwei Jahren eine Initiative zu gründen, nämlich eben Wiesnetz Univiertel und möchte einladen, da mitzumachen, um eben aus dieser Biodiversitätskrise herauszukommen und in die Handlung zu kommen. Das ist das Wichtigste. Ich würde ganz gerne jetzt meinen Bildschirm teilen, weil ich für Sie Fotos vorbereitet habe, damit ich das alles kurz erläutern kann, worum es jetzt ganz konkret geht, bitte ich um teilen. Ich hoffe, Sie sehen es. Seite eine typische Ansicht von einem Vielschnitt, also von einer Wohnsiedlung mit Rasenflächen. So, ich möchte mir das ein bisschen anpassen, damit ich meine eigenen Fotos sehe. Und es offenbart sich auf der rechten Bildseite eigentlich schon ganz gut, was mich besonders beeindruckt. Nämlich wir haben eine schöne Wiese, in der Mitte ein kleines Wiesen, also ein Margaritenschieberl, rundherum den klassischen Filzschnitt, wie es von den beauftragten Firmen so geschnitten wird oder verlangt wird. Und ich als Biologin frage mich, auf dieser kleinen Fläche, die hier nicht kurz geschnitten worden ist, welche Spinne kann dort noch ein Netz bauen? Welche Schmetterlinge können auf so einer kleinen Fläche Entwicklungszyklen abschließen? Wie geeignet ist so eine kleine Fläche als Tankstelle für Bestäuber, für Blütenbesucher? als Tankstelle für Bestäuber, für Büttenbesucher. Rundherum kurzgeschnittener Rasen. Jedes Tier wird zerstört, mechanisch zerstört, was nicht flüchten kann, verhungert oder vertrocknet. Oder landet im Fangkorb des Rasenmähers und wird sofort abgefangen. Wer aber ist an dieser Stelle zuständig für Biodiversität? Welche Möglichkeiten habe ich als Bürgerin, etwas hier an dieser Stelle zum Beispiel für Artenvielfalt zu tun, wenn ich zum Beispiel keinen eigenen Garten besitze? Ich bin konfrontiert mit biodiversitätsfeindlichen Abläufen. Die sind sehr lange erprobt. Es geht es nicht so sehr um eine Frage des Geschmacks, was gefällt oder was gefällt nicht, sondern wo kann Biodiversität überhaupt stattfinden. Es ist jetzt nicht so, dass der Rasen rundherum völlig tot ist, es kommen natürlich Grundspechte und so weiter. Aber die ganze Vielzahl an Möglichkeiten, die sich auf einer Wiese eröffnen würden, habe ich auf einer Rasenfläche sicher nicht. nämlich das Wiesn-Netz. Und wenn Sie auf die rechte Bildhälfte schauen, sehen Sie, Entschuldigung, auf der linken Seite, hier steht der Text von meinem Schild. Also dieses Schild wird montiert auf Wiesn, die Teilnehmer beim Wiesn-Netz-Uni-Viertel. Dort wird von freiwilligen Personen mit der Sense gemäht für Klimaschutz und Artenvielfalt in Linz. Das nächste Bild würde ich gerne, Moment, ich würde gerne weiter klicken, aber das funktioniert momentan nicht. Das nächste Bild hier geht es eben darum, Handeln statt zu hoffen. Nämlich konkrete Handlungsanleitungen zu bieten, damit artenreiche Wiesen entstehen können im Stadtgebiet, direkt im Stadtgebiet. Nur, wie meistere ich zum Beispiel ein hohes Gras? Wie komme ich dazu, überhaupt solche hohen Wiesen, also langgrasige Wiesen mit einem ordentlichen Blühspektrum zu entwickeln. Die wenigsten Menschen können heutzutage noch Sensen mähen, vor allen Dingen in der Stadt. Ich muss ganz kurz unterbrechen, wir sehen den Bildschirm leider nicht. Achso, okay. Können Sie von Ihrer Seite weiterklicken? Nein, kann ich auch nicht. Jetzt sehen wir wieder. Okay, sehen Sie das Bild Handel statt Hoffen? Nein, wir sehen den Zoom. Wir sehen den Bildschirm mit der Zoom-Maske. Mhm. Moment, ich versuche gerade wieder einzustellen. Sehen Sie es wieder? Klar schon, ja. Ich habe leider nicht weiterklicken können. Ich hoffe, das funktioniert beim nächsten Bild. Also Handeln statt Hoffen. Das heißt, ich möchte artenreiche Wiesen etablieren. Und das auch zu managen, also bewerkstelligen zu können, weil so eine hohe Wiese geht mit dem Rasenmäher nicht mehr, ist es sinnvoll eben sie einer Technik zu bedienen, einer alten Technik, nämlich dem Sensenmähen und das bietet eben sehr viele Vorteile. Einerseits kann ich mit der Sense in die Fläche kommen. Das heißt, ich schaffe mit Sensemat einige 100 Quadratmeter in kürzerer Zeit und ermögliche es so praktisch, dass ich von einer kleinen Wiesninsel als Tankstelle für Insekten zu einer richtigen Insektenfabrik komme, wo möglichst viele Individuen sich fortpflanzen können. Das heißt, ich steigere nicht nur die Biodiversität, sondern auch die gesamte Biomasse. Ich habe hier am Bild zum Beispiel einen Ausschnitt von der Wildblumenwiese Europa Gymnasium. Die ist vor vier Jahren angelegt worden und wird seither zweimal im Jahr mit der Sense gemäht. Und ich habe da über der Teils heraus fotografiert zum Beispiel den Hauhechelbläuling. Das ist eigentlich eine Allerweltsart. Das ist eigentlich eine Allerweltsart. Nur wenn eine Wiese zu oft geschnitten wird, können nicht mehr die Allerweltsarten überleben, weil sie einfach eine gewisse Zeit brauchen, um sie zu entwickeln. Die Eier werden an Klee gelegt und es dauert ein paar Wochen, bis die Raupen schlüpfen und sie wieder zum Schmetterling entwickeln können. Bei einem Rasen, der 10 bis 20 mal pro Jahr geschnitten wird, geht sich das von der Zeit her auch nicht aus. Deswegen ist es wichtig möglichst selten zu mähen und am allerbesten mit der Sense, weil eben Tiere bei der Mahd dann nicht zerstört werden und durch die Langsamkeit des Vorgehens auch Tiere flüchten können. Es geht auch um den Abtransport des Mähguts. Wenn das zu schnell abgeräumt wird, die Wiese, also das Heu, dann werden viele Individuen wieder von der Fläche entfernt und bei der Sensomat bleibt das Heu liegen. Also trocknet, wird gewendet und wird dann eben mit dem Heurechen aufgenommen. Das nächste Bild, ich hoffe, dass es geht. Ja, sehen Sie es? Bei diesem Bild, man sieht jetzt schon, wie so eine Sehnsucht abläuft im Wiesn-Netz. Sie sehen, es geht vor allen Dingen auch um Bürgerbeteiligung. Nämlich, dass die Stadtbevölkerung, Männer, Frauen, auch Kinder beim Sensenmehl partizipieren können. Das Sensenmehl lernen können. Und die Sensen kommen vom Wiesn-Netz-Uni-Viertel. Die werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Und man trifft sich eben auf den teilnehmenden Wiesn und hat da ein gemeinsames Bild vor Augen. Nämlich, eben biodiverse Flächen zu schaffen und ein relativ niederschwelliger Zugang, der einfach einmal auch ein hineinschnuppern in die Sensomata ermöglicht und meistens finden die Treffen eben an Wiesen in der Öffentlichkeit statt, also für die Öffentlichkeit zuständigen Stellen statt, in kleineren Gruppen. Und es geht eben darum, dass möglichst viele Personen sich beteiligen bei der Sensenmarkt, weil dann kann man wirklich in die Fläche kommen und je mehr Leute mitsenzen, desto mehr Flächen können eben umgewandelt werden. gewandelt werden. Jetzt möchte ich noch ein paar Beispiele bringen, also direkt aus der Praxis. Hier zum Beispiel Wildblumenwiese Europa Gymnasium, das ist in Linzdornach. Auf der linken Seite sehen Sie dieses Stück, also das sind ungefähr 600 Quadratmeter noch vor der Anlage. Das war zunächst eben ein relativ langweiliger Vielschnittrasen, der ist 15 Mal ungefähr pro Jahr gemäht worden und wurde dann umgewandelt mit einer Neuansaat mit Saatgut aus dem Revisanetzwerk, das heißt heimisches Pflanzenmaterial, also Samm-Saatgut. Und wird seither zweimal im Jahr mit der Sense gemäht, mit Freiwilligen aus dem Elternverein. Und man sieht, dass das auch für die Schule durchaus, also es bringt nicht nur was für die Biodiversität, auch für die Schule durchaus. Also es bringt nicht nur was für die Biodiversität jetzt auf dieser Fläche, sondern es generiert eine Fläche für den Unterricht, also für den Schulunterricht. Und also eben ein Angebot an unterschiedlichste Fächer, also vom Sport beim Senselmin selbst bis zur Biologie natürlich, Ethik, Geografie. Also unterschiedlichste Fächer können Sie da beteiligen und Programme auf dieser Wiese veranstalten. Im Hintergrund sieht man zum Beispiel Schüler, die gerade mit der Flora inkognita arbeiten und Pflanzen bestimmen. Und ja, es ist eigentlich recht lustig. Und ein Beispiel aus der Schule. Jetzt das nächste ist eine Wiese von der Stadt Linz, eine öffentliche Wiese. Da habe ich eine Benutzungsbewilligung bekommen. Und diese Wiese befindet sich auch in Linz-Dornach und ist insofern bemerkenswert. Erstens ist es eben keine neu angelegte Wiese, sondern eine alte Wiese mit einem schönen Bestand von großem Wiesenknopf. Das ist die Pflanze, die man auf der linken Seite sieht. Da sitzt sogar ein Ameisenblauling drauf, der ist vom Aussterben bedroht. Und wenn man so eine Wiese eben behutsam mit der Sense mäht, dann kann man diese Art wirklich fördern. Auf der rechten Seite sehen Sie diese Wiese aus einer ferneren Perspektive und da liegt jetzt zum Beispiel schon das Heu an trocknet, aber im Hintergrund sehen Sie auch zwei stehende Wieseninseln. Das wird normalerweise, also wenn die Stadt Linz kommt und das abmäht, besteht eigentlich die Möglichkeit nicht auch einmal Inseln stehen zu lassen, weil das einfach zu teuer ist, wenn die mehr was kommen müssten. Mit der Sense kann man dieses Feintuning eigentlich recht gut einstellen, weil da hört man dann einfach auf zu mähen und kann besondere Stellen dann noch ein bisschen länger, also später mähen praktisch. Genau, also auf dem Beispiel möchte ich herzeigen, auf der linken Seite, das ist bei der JKU beim Science Park, falls Ihnen diese Gebäude bekannt vorkommen. Und im Vordergrund, das ist eine Feuerwehraufstellfläche, die in den letzten Jahren, also seit der Anlage natürlich auch immer wieder mitgemäht wurde mit dem Vielschnitt. natürlich auch immer wieder mit gemäht wurde mit dem Vielschnitt. Und da habe ich angefragt und es ist mir erlaubt worden, dass das jetzt eben ins Wiesennetz geknüpft wird und ab jetzt mit der Sense gemäht wird. Und man sieht eh schon, da entwickeln sich Pflanzen, also Blumen, da kommen schon die ersten Schmetterlinge. Und diese Fläche wird jetzt eigentlich zum multifunktionalen Raum. Nicht nur Feuerwehraufstellfläche, wie es vorgeschrieben ist gesetzlich, sondern eben auch eine Biodiversitätsfläche. Auf der rechten Seite ein ganz anderes Beispiel. Da sind wir jetzt im Leibnizhof in Linz. Das ist mitten in der Stadt der typische Hitzeinsel, also der städtische Hitzeinsel, also in einer städtischen Hitzeinsel und die Menschen, die dort wohnen, die haben die Idee gehabt, sie möchten kühlende Stellen schaffen, eben mit langgrasigen Wiesen auf einer wenig begangenen Stelle, die eigentlich so im Alltag von den Bewohnern nicht gebraucht wird. Und die Idee war eben, das auf Sensenmarkt umzustellen. Die Bewohner können sich Kosten bei der Grundpflege einsparen. Und genau, also das wird ab heuer eben auch mit der Sense gemäht. Das ist keine Neuanlage, sondern hier wird die kontrollierte Verwilderung ausprobiert. Was heißt kontrollierte Verwilderung? Es wird nichts eingesät, also es ist keine Neuanlage, wie Sie es vorher gesehen haben bei der Wildblume Wiese Europagymnasium bei der Schule, sondern es wird einfach ausprobiert, welche Samen sind von selber drinnen im boden was kommt von selber auf und dann einfach einmal schauen und riskieren sozusagen dass sich das dann auch schön entwickelt das also die treffen sie Gemeinschaftsaktionen. Wer wird hier angesprochen? Zum Beispiel Personen ohne eigenen Garten, die das einfach einmal ausprobieren möchten, das Jens & Mehn, die aktiv werden wollen, die die alte Technik ausprobieren möchten, die vielleicht auch ihre Kinder mitbringen möchten, um ihnen das zu zeigen, diese Methode des Sensenmähen. Aber auch Menschen mit Garten, mit eigener Fläche in Linz, die einfach das erlernen wollen, um es in ihren eigenen Gärten anzuwenden. Und auch bei den Treffen, es wird natürlich viel gesprochen, auch das Sensenmähen ist eine leise Technik, das heißt während des Mähens kann man sich auch unterhalten und man kann zum Beispiel auch über Biodiversität sprechen oder Sehgewohnheiten. Oft brauchen die Leute Argumente beim hohen Nachbarschaftsdruck, weil eben hohe Wiese nicht gefällt und da kann man dann einfach ganz gut sich austauschen. Zielgruppe ist natürlich auch die Schule. Auf der rechten Seite sehen Sie wieder das Europa-Gymnasium, also mit der Wildblume-Wiese. Da ist in Aktion ein Vater mit seiner 14-jährigen Tochter. Man kann durchaus auch im Kontext der Schule eine Sensen-Mart bewerkstelligen, entweder in der Freizeit mit den Eltern, mit den Lehrern, mit freiwilligen Schülern oder auch während des Schulunterrichts. Ab der Oberstufe ist das durchaus möglich. Es kann zum Beispiel eine Turnstunde verwendet werden. Aber natürlich im Hintergrund ist immer der Gedanke, diese Wiesen zu ermöglichen durch die seltene Mahd, also weg vom Filzschnitt hin zur Sensenmahd. Bei dieser Folie, also das ist jetzt schon mein letztes Bild, das ist eine Ansicht von meinem Flyer, Vorderseite und Rückseite. Da ist ganz gut zusammengefasst, warum es bei mir geht, beim Wiesnetz ohne Viertel. Nämlich gemeinsam für lebendige Wiesen in der Stadt. Das ist ein Call to Action. Das heißt, eine Beteiligung ist erwünscht. Auf der rechten Seite sehen Sie noch einmal die Vorteile von Sensemedien. Nämlich erstens einmal, es ist eine Teamarbeit, es macht Spaß. Es ist ein Fitnessstudio, also das ist durchaus attraktiv für Menschen, die draußen ein gesundes und meditatives Workout machen möchten. Es ist so meditatives Workout machen möchten. Ist so meditativ, weil es eine leise Technik ist. Man hat keine Maschinen. Außer dann natürlich ganz vorrangig die Tierschonende Mathe. Das ist heute schon erwähnt worden im Vortrag von Herrn Professor Hetzl. Nämlich Maschinen richten ganz schön viel an bei den Insekten oder auch Wirbeltieren. Sensenmähen ist tierschonend, damit Tiere überleben können. Außerdem ist es eine Zero-Waste-Technik und durchaus familientauglich, weil es auch ein belebtes Wohnumfeld fördert. Und zu guter Letzt besteht auch der Klimacheck, weil nämlich Wiesen, also hohe, langgrasige Wiesen durchaus auch einen Effekt auf das Stadtklima haben. weil die Böden unverdichtet bleiben, weil sie nicht befahren werden mit schweren Maschinen, weil die Pflanzen, also unterschiedliche Pflanzenarten, den Boden besser durchwurzeln und das Wasser besser einleiten können. Das heißt, bei Starkregenereignissen, also das fällt dann schon der Klimawandelanpassung, die Starkregenereignisse können besser auf der Fläche bewältigt werden. Und natürlich eine höhere Wiese hat ganz andere Verdunstungseffekte als ein kurzgeschnittener Rasen. Insofern passt das auch ganz gut zum Thema Klimaschutz und Klimawandel. Mein Ziel ist es vor allen Dingen die Linzer Stadtbevölkerung zu aktivieren, sich ins Wiesn-Netz hineinzuhängen mit eigenen Flächen oder auch mit ihrer Arbeitskraft durch Sensenmähen. Es sind alle sehr herzlich eingeladen, mit mir Kontakt aufzunehmen. Und weil so eine Initiative einfach steht und fällt mit der Beteiligung aus der Bevölkerung. Je mehr Leute, desto mehr Biodiversitätsflächen können in Linz generiert werden. Und genau, das ist praktisch mein Ziel. Und jetzt bin ich schon am Ende angelangt. Ich bedanke mich sehr herzlich für die Möglichkeit, dass ich sprechen durfte an den Veranstaltern, auch an die Stadt Linz. Ein herzliches Dankeschön, die das Wiesn-Netz-Uni-Viertel finanziell auch fördert. Und genau, ich stehe noch sehr gern für Fragen zur Verfügung. Danke herzlich. Vielen herzlichen Dank für die schöne Präsentation von dem tollen Projekt. Ich finde es auch ganz toll, dass es da im Leibnizhof, bei uns bei der Hochschule ums Eck ist, dass es da eine Fläche gibt. Wir haben ja bei uns in unserem Lehrgarten auch ein kleines Wiesenstück. Das ist übrigens auch vorher mehrschwieriger Rasen gewesen, den wir jetzt versuchen, kleinweise umzuwandeln in eine Wiese. Beim Sensenmähen sind wir leider letztes Jahr ein bisschen gescheitert. Also da braucht man noch ein bisschen Nachhilfe. Könnte man gut gebrauchen, dass wir uns da vielleicht auch mal kurz schließen, dass wir uns das anschauen. Ja, sehr gern. Genau darum geht es eben, weil nicht jeder macht gleich einen Kurs und fährt zum Beispiel in die Alpen. Es gibt übrigens auch in Linz einen Sensenkurs am 8. Juli am Segelflugplatz. Aber sonst Sensenkurse, meistens mit Anfahrten verbunden und mit ordentlichem finanziellen Aufwand. Und im Wiesn-Netz kann man es eigentlich relativ niederschwellig lernen. Es ist kein vollständiger Sensenkurs, aber man kann da mal reinschnuppern. Es sind einige Fragen aufgetaucht im Chat. Die erste ist gleich mal die nach dem Heu, was passiert mit dem Schnittgut, das da anfallt? Genau, das kommt auf die Flächen drauf an. Also bei den Flächen der Stadt Linz, da habe ich zum Beispiel das Beispiel mit dem Amelsenbläuling hergezeigt, mit dem großen Wiesenknopf. Also es wird abgeheut und als trockener Haufen abgelegt und die Stadt Linz fährt dann das Heu ab. Das ist natürlich eine relativ große Menge, auf so ungefähr 1000 Quadratmeter, da hat man dann einen ordentlichen Heuhaufen. Und die Stadt Linz holt das ab und das wird eigentlich, dann kommt in die Kompostieranlage. Also es wird nicht verfüttert. Es wäre natürlich schön, wenn es auch verfüttert werden würde. Es findet sich nicht, also bis jetzt haben wir noch niemanden gefunden aus den Landwirten, der das Heu abnehmen würde. Es ist auch bodengetrocknet, aber im Prinzip kommt es, also wird es abgefahren, das Heu. Auf kleineren Flächen kommt es zum Beispiel auf Komposthaufen bzw. Mulch als Gründünger. Wie schaut es mit der Verschmutzung aus? Es ist nicht immer ein Thema, ob man es verfüttern kann im städtischen Raum. In der Stadt ist Verschmutzung immer ein Thema. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, diese hohen Wiesen, die werden relativ wenig begangen von Hunden zum Beispiel und die Leute beginnen wirklich aufzupassen. Erstens einmal steht ein Schild dort, da ist dann schon eben, wir sind jetzt Univiertel und die Leute fangen sich dann auch schon ein bisschen zum Identifizieren an mit diesem schönen Eck, weil sie wissen, es ist etwas Besonderes und ich finde kaum, also viel weniger Plastikmüll oder eigentlich fast keinen Plastikmüll bei den Zensenmarten, auch fast keinen Hundekot. Hundekot ist ein Thema, aber ich muss sagen, an Stellen außerhalb der Stadt ist es schlimmer als im Wiesn-Netz. Also eigentlich könnte man es verfüttern, also so aus dem Bauch heraus, wenn man es ordentlich trocken bringt und damit es auch lagerfähig ist, das Heu, könnte man es eigentlich auch verfüttern. Wäre auch einmal ein Ziel. Wie Frau Lehrbauer fragt, wie schneiden Spindelmäher in dieser Diskussion ab? Sie sagt, sie hat bisher immer damit gemäht, weil sie wieder Strom nach Treibstoff benötigen. Genau, also die Spindelmäher, das sind diese kleinen, schnelldrehenden Dinger. Das ist natürlich langsamer als ein Rasenmäher, vor allen Dingen leiser als ein Rasenmäher und verwendet kein Sprit. Also das ist einmal der Vorteil. Es ist sicher besser als ein Rasenmäher, aber der Sense ist trotzdem noch besser. Allerdings muss ich dazu erwähnen, man kann es ja auch kombinieren, nämlich an den Stellen, wo man kurz Rasen haben möchte, es soll ja ein Mosaik entstehen, kann man durchaus ein Spindelmäher nehmen und dann im Randbereich eben langrasige Wiese lassen. Also man muss ja nicht den Rasen völlig ausmerzen, sondern es geht ja darum, dass ein Mosaik in der Stadt entsteht. Also Spindelmeer besser als Rasenmäher. mehr besser als Rasenmäher. Die Frau Lehrbaumer bringt dann noch an, sie sagt, das Heu könnte man zum Beispiel auch auf Wilhaben anbieten. Und dass sich das Leute abfüllen können, die zum Beispiel Nagetiere hätten, als Vorschlag. Ja, also das Heu von der Stadt Linz, das kann ich schwer weiter verschenken, weil das gehört der Stadt Linz. Aber natürlich im kleinen Rahmen passiert das ja auch. Also jetzt bei mir in der Nachbarschaft, bei den eher Privat, also die Miesen im halböffentlichen Raum oder im privaten Bereich, holen sie die Leute das Wissen auch für die Kleinmager. Im größeren Stil habe ich das einmal probiert, ich will haben, da müsste man ein bisschen mehr Zeit investieren, damit sich da wirklich eine Community herausbildet, die das dann auch verlässlich abholt, weil das Heu, das bleibt ja nur ein paar Tage liegen und liegt dann als Haufen, aber irgendwann muss das auch weg von der Fläche. Also der Haufen, den kann man nicht ewig dort liegen lassen. Also zumindest im halböffentlichen und öffentlichen Raum kann man nicht lang liegen lassen. Das heißt, da müssten dann schnell 10 Leute, 20 Leute kommen. Aber natürlich wäre es eine Möglichkeit und auch sinnvoll. Also das Sinnvollste wäre es, dieses Holz zu verhütteln. Da war noch eine praktische Frage von der Frau Buchholz. Was das für eine Brille ist, die die Mädchen da auf dem Bild gehabt haben. Die Lehrerin, die Frau Mag. Himmelbauer, hat diese Facetten-Augenbrillen. Mit diesen Brillen können die Schüler und Schülerinnen durchschauen. Also mit diesen Brillen können die Schüler durchschauen, Schülerinnen durchschauen und das Bild verteilt sich dann so, als ob man durch Facettenaugen durchschauen würde. Es ist keine Vergrößerungsbrille, um Tiere genauer beobachten zu können, sondern einfach eine optische Täuschung oder eine optische Spielerei. Wie sieht ein Insekt die Welt? optische Täuschung oder optische Spielerei. Wie sieht ein Insekt die Welt? Dann komme ich ganz zum Schluss, wir sind schon fast am Ende der Zeit, wahrscheinlich eher eine rhetorische Frage von Thomas Mohrs ganz am Anfang, der sagt, ist Philosophie nicht Praxis oder umgekehrt, ist das Wissenprojekt nicht eine angewandte Philosophie. Wollen Sie da noch etwas dazu sagen? Ja, also es ist so, ich komme ja von der religiösen Seite, muss ich nicht gestehen, aber ich sehe es aus der religiösen Perspektive, ich sehe es als Schöpfungsverantwortung. Das ist für mich einfach ein wichtiger Teil in der Lebensführung, dass ich die Schöpfung, also dass ich Verantwortung übernehme für die Schöpfung. Und das kann man natürlich philosophisch auch betrachten. Ich sehe es halt als eher von der religiösen Seite. Aber natürlich, was war zuerst der philosophische Zugang zur Welt oder habe ich als Kind zum Beispiel die Welt beobachtet und auch darüber gestaunt und alles andere hat sie nachher entwickelt. Also mir ist es egal, ob philosophisch oder religiös, es geht nur um dieses gängige Vorurteil, dass Philosophie etwas Theoretisches ist und die andere Seite ist die Praxis. Und ich glaube, diese Differenzierung können wir eigentlich vergessen. Differenzierung können wir eigentlich vergessen. Das gehört zusammen. Das Denken und die Umsetzung mit der Sense in der Praxis. Es gibt keine grundlegende Differenz. Aber okay, gut, das ist meine Meinung. Bei mir ist ein Satz hängen geblieben vom Herrn Hetzl und der beschäftigt mich, wo er gesagt hat, Menschsein bedeutet auch Alternativen zu kennen und dieses Alternativen zu kennen, denke ich, ist ganz was Zentrales, denke ich, das auch leitend für die ganze Reihe war. Also ich denke, wir sehen überall Entwicklungen, die nicht positiv sind, aber wir denken, wir denken alle darüber nach, wie Alternativen ausschauen können und das glaube ich ist entscheidend, dass wir wissen, es gibt da immer Alternativen, mögliche Alternativen, die im Kleinen sozusagen überall ansetzen können, wie beispielsweise bei so einem Wiesenprojekt. Natürlich braucht es Alternativen, die im Großen, im Denken wahrscheinlich greifen. Aber das Entscheidende ist, dass wir als Menschen Alternativen haben im Zugang. Jetzt gebe ich zurück an den Rainer, um die abschließenden Worte bitte zu sprechen. Danke, Peter. Es bleibt an abschließenden Worten nicht mehr viel zu sagen, außer ein großes Dankeschön an die beiden Impulsgeberinnen des heutigen Abends, Professor Hetzl. Noch einmal vielen Dank für Ihren Vortrag und die anschließende Diskussion. Schön, dass Sie heute aus Deutschland hier zu uns zugeschaltet waren und herzlichen Dank an Hedda Malicki für den Einblick in Ihre Praxis und in die Initiative Wiesn Netz Univiertel. Univiertel. Von Seiten des Vorbereitungsteams der Reihe, Katharina Zmelik, Thomas Mohrs und Peter Kurz von der Pädagogischen Hochschule und von meiner Seite aus dem Wissensturm, möchten wir uns auch sehr herzlich bei allen Teilnehmenden für ihr Interesse uns bedanken. Wir hoffen, Sie haben Einblicke bekommen in das Thema Biodiversität, die Sie noch weiter beschäftigen werden. Und ich darf schon darauf aufmerksam machen, dass diese Kooperation nicht die letzte ihrer Art war, sondern dass wir auch nächstes Jahr wieder eine gemeinsame Ringvorlesung und Vortragsreihe ins Auge gefasst haben, wo wir uns natürlich freuen würden, den einen oder die andere wiederzusehen. Aber Näheres dazu gibt es zu einem späteren Zeitpunkt. Es war mir eine große Freude, diese Reihe gemeinsam zu gestalten. Wenn Sie noch einmal alles Revue passieren lassen möchten oder auch den einen oder anderen Abend versäumt haben, auf der Seite der Volkshochschule Linz www.wissensturm.at im Video- und Audiobereich können Sie alle Vorträge nachsehen und nachhören. Die werden auch in den nächsten Monaten dort noch verfügbar sein. die werden auch in den nächsten Monaten dort noch verfügbar sein. Ja, so bleibt mir nur mehr, wie an jedem Termin, uns allen einen schönen Abend zu wünschen und auch eine schöne Zeit und viel Erfolg bei Ihren weiteren Studien. Herzlichen Dank!