Ja, meine Damen und Herren, ich freue mich, dass ich Sie zu diesem heutigen Abend begrüßen darf, auch all jene, die über Streaming dabei sind. Und ich freue mich besonders, dass unser heutiger Gast quasi frisch gekürt in der Literaturszene vor kurzem mit dem Friedrich-Klauser-Preis, dem wichtigsten deutschen Krimi-Preis, ausgezeichnet worden ist. Gratulation und herzlich willkommen, Ellen Dann. Danke. und herzlich willkommen Ellen Dann. Danke. Frau Dann, das wollen wir nicht verheimlichen, ist gebürtige Salzburgerin, aber sie lebt seit 20 Jahren in Irland, im Süden von Dublin. Sie ist beruflich nach Stationen in München und Berlin gemeinsam mit ihrem Mann nach Irland gezogen, hat dort, könnte man sagen, mitten diesen Aufbruch der boomenden IT-Industrie vor allem in der Branche miterlebt. Also jene Jahre, in denen sich Irland zum sogenannten keltischen Tiger profiliert hat und international von sich reden gemacht hat, war auch selbst zunächst beruflich in der IT-Branche tätig und hat sich aber dann fürs Schreiben entschieden. Die Jury des Klauserpreises sagt in ihrer Begründung, warum der jüngste Roman Boomtown Blues, es ist das vierte Buch, fünfte Buch insgesamt, warum dieser Roman Boomtown Blues die Auszeichnung erfahren hat und ich zitiere jetzt, nach den ersten Seiten ist man sicher, dieses Feuerwerk, das die Autorin hier sprachlich zündet, hält sie nicht durch, tut sie aber. Da blitzen Ironie und viel Sarkasmus auf, Intelligenz, Lebensfreude und ganz viel Witz. Ein Kompliment, das deshalb umso gewichtiger ist, denke ich, weil es sich auf den Schreibstil, auf ihren Schreibstil im Allgemeinen bezieht. Das ist ja schön und vor allem nachhaltig und zeigt, dass damit ihr gesamtes Oeuvre mitgemeint ist. Noch dazu könnte man sagen in einem Genre, das wahrlich nicht unterbesetzt ist. Also wenn man jetzt die Verlagslisten der jüngsten Saison, besonders der Sommer, ist ja dazu angetan, dass Krimis als Lesefutter angepriesen werden. Wenn man sich das anschaut, dann gibt es da natürlich vom regionalen In-Viertel-Krimi bis zum Kräuterkrimi, bis zum historischen Krimi, selbstverständlich gibt es querbeet alles. Warum entscheidet man sich als Autorin just für diese Genre? Ja, ich glaube, die Entscheidung wird für einen getroffen. Ich schreibe schon sehr lange, habe meinen ersten Roman sozusagen für immer unveröffentlicht, eine Auflage von einem Stück bleiben wird. Den habe ich mit 15 geschrieben und der hat sich auch schon mit ähnlichen Themen beschäftigt. Es ist Dramatik und es geht um Mord, es ging um Drogen, wo Jugendliche hineingezogen werden. Und ich habe immer schon dieses Interesse gehabt für das Individuum in einem System. Wie kommen Menschen dazu, eine Extremtat zu begehen? Und da landet man natürlich auch beim Krimi. Und ich habe mich immer sehr interessiert für den Nordirland-Konflikt, für Irland. Und da landet man ebenfalls ganz automatisch bei kriminellen Handlungen und den Menschen und den Akteuren in diesen Netzwerken. Das war jetzt nie, dass ich gesagt habe, ich will Krimis schreiben. Ich will schreiben, das war immer klar und der Rest hat sich ergeben. Ich schreibe auch andere Dinge. Aber Sie gehören nicht zu jenen Künstlern, Autorinnen, die ganz bewusst nach Irland gegangen sind, um sich quasi ein Refugium zu schaffen. Nicht zuletzt, Klammer auf, aus steuerlichen Gründen, Klammer zu, was ja lobenswert ist und Irland die Republik ausgezeichnet hat und auszeichnet. Dazu gehören Sie nicht? Nein, also ich bin tatsächlich in Irland, weil ich damals schon am ersten Roman gearbeitet habe mit dem Thema Nordirland-Konflikt und war aber schon acht Jahre in der Werbung hier in Salzburg tätig und habe nochmal neu angefangen und habe mir gedacht, irgendeinen Job, damit ich dann eben das Buch schreiben kann und dann habe ich einen Job bei Google gefunden und dann hat das übernommen, das Leben eigentlich, weil Google übernimmt das gesamte Leben eigentlich, wenn man dort beginnt zu arbeiten, zumindest damals vor 20 Jahren. Das kann man ja auch kritisch sehen. Ich meine, Sie haben ja Google noch kennengelernt, als es noch ein Start-up war, aber immer noch in der Durchstartphase. Das hatte durchaus etwas Kultisches, würde ich sagen, wenn man jetzt von außen hinein sieht in dieses System. man jetzt von außen hinein sieht in dieses System, aber für uns damals, wir waren damals, ja, sage ich jetzt Mitte 20, 26, haben, sind in einem, in ein neues Land gezogen, wo wir niemanden kannten, haben unsere Familie zurückgelassen und den anderen, da wurden alle zwei Wochen mindestens 20 Leute neu eingestellt. Und alle kamen aus aller Herren Länder und waren in derselben Situation wie wir und wurden auch nach selben Kriterien interviewt. Das wusste ich dann erst später. Und man klickt sofort, man ist sofort auf einer Ebene mit diesen Menschen. Und das sind dann die neuen Freunde und man verwendet einfach wahnsinnig viel Zeit, ist in der Arbeit, aber man bemerkt es gar nicht, weil man kriegt dort das Essen, man hat seine Freunde dort und in meinem Fall auch meinen Partner. Mein Mann hat ja auch bei Google gearbeitet, wir waren fünf Jahre gemeinsam auf diesem Trip gemeinsam und haben jetzt noch Freunde von damals. Also man kann sehr vieles kritisch sehen, aber für mich hat diese Zeit mich sehr geprägt, aber auch positiv nach vorne gebracht, auch fürs Schreiben. Und von den Sujets, Ihr Romane, Harte Landung, spielt er letztlich auch in dem Milieu, in dem Berufsmilieu, wenn man so sagen will, von den Sujets ihrer Krimis, kommt ja sehr viel rüber. Also an, man kann es vielleicht sagen, internes, aber jedenfalls wie diese Welt funktioniert. Und das ist nicht nicht unkritisch, aber es ist, glaube ich, schwierig, wenn man drinnen ist. Diese Außensicht hat man ja nicht. Es gab schon Menschen, die von vornherein eigentlich das abgelehnt haben, wie das lief, aber das war bei mir nicht der Fall. Ich wurde da auch sehr stark gefördert. Und man muss auch sagen, wo Google 2004 war, ist nicht zu vergleichen mit dem Konzern, der heutzutage ist. Und ja, wer sich für das interessiert, diese Welt und was da so passieren kann, Harte Landung ist der erste Teil dieser Serie und der beschäftigt sich eben mit dieser Welt und was da alles schief gehen kann, hinter der wirklich freundlichen und immer happy Fassade. Auch ein bisschen die Illusionen, denen die Menschen nachgehen. Genau, und dass es dort eben auch menschelt, aber hinter einer modernen Fassade. Und jetzt ist ja auch dieses endlose Wachstum vorbei der Branche und da werden sicher wieder ganz neue Mechanismen ausgelöst, die ich jetzt nicht direkt kenne, aber ich kenne ja viele Leute, die noch in dieser Branche dabei sind. Es heißt ja auch dieses Buch, das auch für die Auszeichnung sozusagen der Anlass war, Womtown Blues, das auch für die Auszeichnung sozusagen der Anlass war, Womtown Blues. Das heißt, es ist schon, wir wissen ja, es war die große Krise 2008, Irland massiv erfasst und dann eigentlich bis 2013 gedauert. Sie datieren manche Kapitel auch ganz bewusst und es ist im Prinzip und das finde ich so spannend, denn ich würde mal mich persönlich nicht unbedingt als Krimileser, als passionierten Krimileser bezeichnen, aber das Spannende an Ihren Büchern ist, möchte ich meinen, dass sie gleichzeitig spannend zu lesen sind, kurzweilig zu lesen sind, aber auch de facto Gesellschaftsromane sind, die durchaus recherchiert sind. Sie geben ja auch Quellen an, recherchiert sind. Aber Sie beginnen mit dem Tempo eines Kriminalromans. Und ich würde Sie jetzt einladen, dass Sie uns vielleicht so ein bisschen, um ein Gefühl für Ihre Arbeit zu bekommen, da ein Anfangskapitel lesen. Ich werde vorlesen das allererste. Und zwar führt uns das in Dublin vor dem Lockdown 2019. Und das ist eine Stadt im Fieber, kann man fast sagen, wo Menschen ihr Geld mit beiden Händen ausgeben. Die Stadt ist voll mit Geld, mit Menschen, die gut verdienen bei den Multinationals. Und wir begleiten jetzt einen jungen Anwalt namens Aiden, der in der Vorweihnachtszeit nach Hause fährt in diesem Wahnsinn. Die Stadt glitzert heute Abend, funkelt wie die Augen eines Wahnsinnigen. Auf der Bagot Street nahe St. Stephen's Green fädelt sich der Feierabendverkehr auf, glüht Bremslicht an Bremslicht, dünstet die Stadtabgase aus allen Poren. Fußgänger umspülen seinen Golf auf ihrem Weg ins Stadtzentrum, branden gegen diejenigen, die rauswollen aus dem Hexenkessel und nach Hause. In jedem Fenster Weihnachtsdekoration, an jeder Frau Strass oder Pailletten oder Gold oder alles zusammen. Gesprächsfetzen, kurze Lachsalven wechseln sich mit dem Hupen von Taxifahrern am Ende ihrer Geduld. Sie sind auf dem Weg zu Weihnachtsfeiern, zu Vorweihnachtsdrinks oder zur Girls' Night Out. Unwillkürlich sucht er Steph unter ihnen. Natürlich unmöglich. Ihre Schicht hat schon begonnen. Cocktails mischen im Akkord, ihre Hände kondenswasserfeucht und rau wie Katzenzungen. Seit der Renovierung stehen sie wie der Schlange vor dem Café Onsen. Dort heißen die Barleute Mixologen. Und jeder Drink kostet mehr, als Steph in der Stunde verdient. Und das ist noch gar nichts. Für Samstag hat Aidens Kanzlei eine Party im Cottage Garden geplant, dem neuesten Streich eines Szenewirts. Festes Menü mit sieben Gängen, Weinbegleitung, offene Bar. 400 Kröten pro Nase. Schiller vom Empfang hat ihm das gesteckt. Sonst werden die Plätze im Cottage Garden Monate im Voraus verlost. Aber der Szenewirt ist auch Klient. Er entwickelt immer mal wieder eine Schwäche für seine Mitarbeiterinnen. Lässt ihn eine abblitzen, feuert er sie. Lässt er sich das nicht gefallen, kommt die Kanzlei Hogan, Black & O'Keefe ins Spiel. Konsiliant lächelnde Männer in schlichten Anzügen, die meist in Gruppen auftreten und der Klägerinnenpartei in knappen Worten darlegen, was sie erwartet, sollte es zu einem Prozess kommen. Dazu kommt es selten. Spätestens nach dem Treffen ersticken die gegnerischen Anwälte das Ansinnen der eigenen Klientin im Keim. Ein sparsamer Vergleich, Ende. Aiden ist einer dieser Männer. Es gab eine Zeit, da war er stolz darauf. Nicht wegen des schmierigen Szenewirts, aber weil die Kanzlei in der Branche nicht irgendwer ist. Aber weil die Kanzlei in der Branche nicht irgendwer ist. Auf der Klientenliste drängt sich gut ein Drittel aller Multinationals, die ihre steuerabweisenden Zelte in Dublin aufgeschlagen haben. Ein großes Glück, direkt nach dem Studium dort unterzukommen, erst recht während der Finanzkrise. Die meisten seiner Freunde sind ausgewandert, viele von ihnen noch immer in Australien oder Kanada. Er ist einer der wenigen mit genug Geld für ein eigenes Haus. Nur zwei Schlafzimmer, aber dafür im Dubliner Süden. Dort lebt, wer es sich leisten kann. Und Eden, das Landei mit Ambitionen. Das Landei, das einen saftigen Bonus eingesagt hat heute im Jahresgespräch, den habe er sich verdient. Es war ein Rekordjahr für die Kanzlei. Die Partner seien zufrieden mit seiner Arbeit, hat ihm sein Direktor vorgesetzter Peter ausgerichtet. Er solle seinen Anteil daran ordentlich feiern am Samstag. Aiden hat sich herzlich bedankt,ers Hand geschüttelt und beschlossen am Samstag nicht zu der Weihnachtsfeier zu gehen Irgendeine Ausrede würde ihm schon einfallen Endlich verglühen die Brenslichter Bewegung kommt in die Kolonne Aiden lässt das Fenster nach unten suhren hält das Gesicht in den Fahrtwind Noch ist die Luft zahnlos Der Winter nimmt Anlauf über dem Atlantik. Peter hat recht. Den Bonus hat er sich verdammt nochmal verdient. Nicht wegen der 70 Wochenstunden Arbeit ist er vom Hof seiner Eltern gewohnt. Es ist der menschliche Dreck, durch den er seit Monaten wartet. Den gab es schon immer in seinem Beruf, aber seit er diesen neuen Klienten betreut, beginnt der Dreck an ihm zu kleben, liegt ihm in der Nase wie Kuhscheiße. Manchmal auch mitten in der Nacht, wenn er aufwacht. Der schwefelige Gestank von Schuld. In der Plunkett Street ist nicht das Monster an der Villen und des Meeres, nicht das der schicken Restaurants, Feinkostläden und Boutiquen, in denen es alles gibt, was bio, handgemacht und teuer ist. Die Häuser hier sind gesichtslose Verbrechen aus den 70ern. Sein ehemaliger Schulkumpel Paul ist Immobilienmakler und hat ihm den Tipp gegeben. Nummer 43 sei ein Projekt, aber die Gegend im Kommen. Mit möglichst wenig Aufwand renovieren, dann in ein paar Jahren einen guten Gewinn einfahren und in noch besserer Lage verkaufen. So mache man das. Daran arbeitet Eden jedes verfügbare Wochenende. Sein Vorgarten besetzt von einem Müllcontainer für alles Unbrauchbare und Sperrige. In der Plunkett Street ist es noch ruhiger als sonst. Kaum einmal fährt ein Auto vorbei. Die meisten, die hier wohnen, sind unterwegs oder sitzen vor dem Fernseher. Im Haus gegenüber flimmert es Tag und Nacht hinter den Netzvorhängen. Er steigt aus und atmet tief ein. Auch wenn man es nicht sehen kann, das Meer liegt hier überall in der Luft. Seine feuchte Schwere durchdringt Edens Hemdstoff, lässt ihn frösteln. Er sammelt sein Jackett und die Krawatte vom Beifahrersitz, da fällt es ihm auf. Es ist noch dunkler als sonst. Nur die Lichterkette im Daumen der Nachbarn blinkt rot, grün und blau. Die Straßenlampe vor seinem Haus hat gestern noch einwandfrei funktioniert. Vielleicht waren es die Teenager, die hier manchmal rumhängen, ihre leeren Bierdosen in Gärten werfen oder mit Steinen auf Gartenzwerge schießen. Auf den paar Schritten zum Haus knirschen genau unter der Lampe Glasscherben unter seinen Schuhsohlen. Da bewegt sich etwas vor dem Haus. Ein menschlicher Umriss in seinem Vorgarten, wie zusammengeknüllt neben dem Müllcontainer. Er scheint etwas zu suchen. Hey, sagt Aiden, kann ich Ihnen helfen? Keine Antwort. Stattdessen entfaltet sich der Umriss vor seinen Augen, wächst zu einem Mann mit langen Gliedmaßen und einem übergroßen, glänzenden Kopf. Ein Alien schießt es Eden durch den Kopf. Der Umriss kommt ihm entgegen. Kein Alien, sondern ein Mann in Schwarz. Er trägt einen Motorradhelm mit aufgeklapptem Visier, wie einer der Kuriere im Büropost. Für die Büropost. Um diese Zeit? Einen Abend, sagt der Kurier. Ich suche nach Aiden Kelleher. Wohnt er hier? Ich soll was für ihn abgeben. Von wem? fragt Aiden und weiß sofort, das hätte er nicht tun sollen. Der Mann schnauft nervös, hebt an seinen Arm in der Hand etwas Dunkles. Es sieht nicht wie ein Paket aus und der Typ ist auch kein Kurier. Er richtet sein Mitbringsel auf Aiden. Zuerst verflüssigen sich seine Eingeweide, dann seine Knie. Nur sein Gehirn hat noch nicht begriffen. Es befiehlt ihm weder Kampf noch Flucht, lässt ihn nur dastehen, Jacke und Krawatte noch in der Hand und auf die Waffe starren, in die Augen seines Gegenübers, die im Mündungsfeuer aufblitzen. lässt ihn nur dastehen, Jacke und Krawatte noch in der Hand und auf die Waffe starren, in die Augen seines Gegenübers, die im Mündungsfeuer aufblitzen. Einmal, zweimal, dreimal, sie glitzern wie die eines Wahnsinnigen. So beginnt es und das Interessante ist in Ihrem Buch, diese Figur ist ja sowohl Opfer als auch Täter. Wie weit ist das symptomatisch, auch vielleicht ein bisschen mehr gesellschaftlich, dass so viele Opfer-Täter-Figuren zusammenschmelzen? Ja, was oft in meinen Geschichten ein roter Faden, der sich durchzieht, ist, dass es keine wirklichen Schuldigen gibt. Also wo sind die Opfer, wo sind die Täter? Das ist ja ein Teil der Kriminalromane, wo es so schwarz-weiß gemalt wird, wo man ganz den Trost daraus schöpft, dass hier ist der Böse, der denkt böse, der wurde irgendwie schlecht behandelt als Kind und jetzt rächt er sich. Und es gibt nur den und dann gibt es den guten. Und dann am Schluss ist alles geklärt. Ich denke, so funktioniert die Welt nicht und auch nicht in Irland. Und deswegen Opfer und Täter sind immer beides auch. Und in diesem Fall ist es ja auch ein Anwalt, der seine Arbeit macht. Und das wird eben auch später noch thematisiert, wo alle sagen, okay, der kann ja nichts dafür, er hat ja nur seine Arbeit gemacht. Und das sagt eben so quasi am Schluss, die Person, die so quasi verantwortlich dann ist, sagt, ja, aber sie sollten besser wissen. dann sagt, ja, aber sie sollten besser wissen. Also es geht im Großen und Ganzen natürlich sehr stark darum, dass Menschen ihre Existenz verlieren, ihre Existenzgrundlage verlieren. Hintergrund ist historisch diese eben schwere Finanzkrise 2008, bei der dann ganz Irland, ja wie wir wissen, unter das Regime der Troika, der EU-Troika gestellt wird, natürlich ein wahnsinniger Imageverlust. Die Irish Times hat damals so quasi geschrieben, man habe das Erbe des Osteraufstands von 1916 verspielt, was vorher Großbritannien war, war jetzt de facto Brüssel oder die EU. Und das Finanzregime, also es war eine große Depression da und gleichzeitig, das war jetzt weltpolitisch, gleichzeitig, und das ist Gegenstand ihres Buchs und seiner Charaktere, kommt es bis in die Familien hinein natürlich zur Überschuldung, zum nicht mehr zurückzahlen können, der Schulden zu Geldeintreibern, die ihrerseits dann wieder Opfer werden, wie zum Beispiel dieser Anwalt. Genau, also eigentlich werden alle Opfer von einem überhitzten System. Es war ja vor dieser Krise so, dass de facto Banken angerufen haben bei den Menschen oder Briefe geschrieben haben, wollen Sie nicht eine halbe Million, wir haben hier Geld für Sie, investieren Sie in Apartments in Bulgarien, investieren Sie in ein neues Haus. Die Preise waren wahnsinnig überteuert, weil alle voll mit diesem geliehenen Geld waren. Und dann, als das eben unter den Schirm ging, stand Irland plötzlich da mit nicht zu Ende gebauten Wohneinheiten, die so in Gerippen durch die Gegend und nicht fertig gebaut waren, weil die Bauherren alle in Konkurs waren und hat gesagt, was machen wir jetzt mit diesen Projekten und haben die alle aufgekauft mit einer Staatsagentur. Würden Sie sagen, dass das, was hier die Dramatik bietet für diesen Krimi, dass das sozusagen das schwarze Herz ist, das Sie sich ja auch gewünscht haben im Titel, weil es eben dieses Klischee, dieses Tourismus-Klischee, was ja auch nichts Schlimmes und nichts Schlechtes ist und seine Berechtigung hat, der grünen Insel unterläuft oder begleitet. Ja, es sitzt so im Schatten darin. Also Irland ist ja durchaus auch das Klischee, das verkauft wird. Es ist ein wunderschönes Urlaubsland. Die Menschen sind freundlich. Man kommt sehr schön durch den Alltag, humorvoll, leichtlebig und dieser Finanzskandal ist heute schon wieder lange verschwunden aus den Zeitungen und man sagt, ja, ja, es ist alles wieder gut, weil Irland hat viel Geld, es hat eine Arbeitslosigkeit von 3,8 Prozent und trotzdem sind diese Auswirkungen immer noch da, weil eben Menschen dann plötzlich mit Häusern dastanden, wo sie immer noch eben 500.000 Schulden drauf hatten, nur das Haus war die Hälfte nur noch wert. dann hätten sie nicht mal ihre Schulden mehr abzahlen können. Und dieses staatlich nicht eingehaltene oder eingebremste Kapitalismus hat den Menschen sehr viel Leid angetan und tut es immer noch. Und ich denke, das ist jetzt nicht nur für Irland ein Thema, sondern auch in, ich denke mal, anderen Ländern. Aber Irland ist halt da sehr stark an das amerikanische System angelehnt. Ist Irland überhaupt, es gab ja auch diesen Satz einer irischen Ministerin, die immer gesagt hat, wir sind zwar geografisch Berlin näher, aber mental eigentlich Boston. Und hat sich Irland insofern von, man könnte es ja verstehen, denn die großen Auswanderungsbewegungen gingen ja nach, die Erzwungenen teilweise gingen ja nach den USA, hat sich Irland da entfernt von Kontinentaleuropa und kommt es jetzt wieder zurück, Stichwort Brexit, also dass da quasi wieder eine andere Tendenz da ist. Es nähert sich auf jeden Fall an und einfach durch die alltäglichen Beschwernisse durch den Brexit, es wird einfach in der die Zollpapiere, das ist alles im Alltag sehr viel schwerer etwas zu kaufen, sehr viel teurer, aber es wandern immer noch, es gehen immer noch viele junge Iren nach London oder nach Großbritannien. Aber die Iren kommen auch immer gerne wieder zurück. Es bleiben auch welche in der Diaspora, die ja auch jetzt immer wieder erzwungen sind. Es gab die mit der Hungersnot und dann 2008, 2009 sind ja auch viele Menschen nach Australien, die immer noch nicht zurück sind, weil ich weiß es ja selbst, das ist ja auch ein Verlust für Irland, für die sogenannte Braindrain, genau, diese Kapazitäten dieser Menschen, die dann verloren gehen. Denn die Bildungspolitik Irlands war ja schon früher sehr gut und das, was man bei uns immer beklagt, dass sich viel zu wenige für die sogenannten MINT-Fächer entscheiden, das gab es in Irland nicht. Es gab sehr, sehr viele Ingenieure und dergleichen schon in den 60er-Jahren, aber die sind halt in die USA gegangen. Ja, genau. Da wird viel abgewandert. Und um zur Politik zurückzukommen, ich glaube, Trump hat da eine große Delle auch reingeschlagen, wo zu beiden besteht ja wieder eine besondere Verbindung, weil er ist ja katholisch, der auch sein irisches Erbe sehr stark betont. Er ist seit John F. Kennedy der Zweite. Er ist ja auch auf seine irische Bibel angelobt worden. Ja, genau. Und er war jetzt vor ein paar Monaten, Cousin Joe, so haben sie es auch ausgeschlachtet, kam Joe Biden für ein paar Tage nach Irland und da war auch UK. Da gab es ein Kaffeetreffen mit Rishi Sunak. Und dann hat er aber vier Tage in Irland an der Westküste verbracht. Das war ja eigentlich ein Affront. Aber Biden steht da ganz stark auf Seiten der Iren auch, des Karfreitag-Abkommens, der nordisch-irischen Frage, die ja auch durch den Brexit jetzt wieder weiter verkompliziert worden ist. Und da steht Biden ganz klar auf der irischen, europäischen Seite. Magaziniert das auch Ihre Literatur, also Ihr Schreiben, nicht zuletzt diese Doppelperspektive? Sie haben es ja erwähnt, dass Sie natürlich als gebürtige Österreicherin, aber de facto jetzt schon zwei Jahrzehnte in Irland lebend, dass Sie diese Doppelperspektive wählen. Und letztlich geht das ja auch ein in die Bücher. Ja, also beim Schreiben sagt man ja wieder so ein englisches Wort, write about what you know, schreib, worüber du Bescheid weißt. Und natürlich, das kommt auch in meinen Büchern vor, ich habe einfach eine Außensicht, würde ich sagen, auf Irland. Ich lebe da 20 Jahre und bin trotzdem Österreicherin, bin hier aufgewachsen und habe aber auch eine Außenperspektive auf Österreich inzwischen, einfach weil der irische Lebenswandel, sage ich jetzt mal, oder das Leben in einem internationalen Unternehmen ja auch einen beeinflusst und verändert und man einen anderen Blick halt bekommt auf Politik, auf Lebensstandard, einfach weil man den Vergleich hat, den Alltagsvergleich. Urlaub ist ja wieder etwas anderes. Also Urlaub in Irland kann ich jedem nur empfehlen, da sind alle immer begeistert. Der Alltag ist halt ein anderer und da müssen sich gerade deutschsprachige Menschen oft daran gewöhnen. Aber als Kennerin natürlich beider Seelen, das verwenden Sie ja auch, wenn ich da zitiere, weil Ihnen hier in Dublin immer wieder etwas an Österreich erinnerte. Der Humor und das fehlende Selbstbewusstsein, die vordergründige Höflichkeit, die Freundalwirtschaft überall, der Beißreflex gegen das größere, einflussreichere Nachbarland, die harmlose Fassade, die man so leicht unterschätzt. Das ist ganz liebenswürdig, auch ein Stereotyp. Stimmt das? Ja, also es wird natürlich durch die Perspektive der, ich glaube, das ist eben die Ermittlerin Petzilogen, die das sagt, die neigt so ein bisschen zu unangenehmen Wahrheiten. Aber ja, ich finde, Irland und Österreich teilen sich wirklich viele Dinge. Mentalität ja und nein, aber ja, das kleine Land und vieles. Wir sind ja beides Länder, die in der katholischen Tradition auch von der geprägt sind, auch von diesem Beziehungsgeflecht, wer kennt jemanden und das ist in Irland ganz stark auch ein Thema. Und auch dieses, wir sind so Gastgeber für das größere Land, Also diese harmlosere Variante des Deutschen. Und die Irren sind ja auch, werden ja auch oft genug von außen mit Englandern oder Briten verwechselt. Aber in gewisser Weise historisch natürlich different, weil Österreich hat sich zunächst einmal anschlussmäßig immer nach Deutschland bezogen gefühlt und Großbritannien, da ist ja wirklich Nordirland die letzte Kolonie. Genau. Haben Sie ein kurzes Lesebeispiel, dass diese Petsilogen, an der transportieren Sie ja sehr viel. Also erstens einmal eine Kommissarin, was ganz wichtig ist, und ein sehr vielseitiger Charakter, Kommissarin, was ganz wichtig ist, und ein sehr vielseitiger Charakter, der nicht so aus einem Guss ist, sondern sehr menschlich gezeichnet. Ja. Das ist eine ganz kurze Passage, wo sie sich selbst vorstellt. Ich glaube, das bringt sie am besten auf den Punkt und man lernt sie ein wenig kennen. Und das ist ja schon der dritte Teil von dieser Serie. Und das heißt, sie ist ja schon der dritte Teil von dieser Serie und das heißt, sie ist ja jetzt schon durch einige Dinge durchgegangen kurz um sie zu erklären, sie ist halb Deutsche, halb Irin, der Vater war ihre Mutter aus Freilassing und sie ist aber aufgewachsen in Bayern und hat aber jedes Mal immer Sommer mit ihrem Vater auch mit den Brüdern in Irland verbracht. Also sie lebt in zwei Welten und ihr Vater ist dann, als sie 14 war fast, ist eben verschwunden und man geht stark davon aus, dass er Selbstmord begangen hat. Und sie hat dann eine sehr wilde Jugend, rettet sich dann aber selbst eigentlich in die Polizei, in die Strukturen. Und die Serie beginnt eigentlich mit ihrer Entwicklung, sie wird 40 und geht halt durch so gewisse Krisen, durch die man geht, wenn man als Frau, als die 40 zugeht, stößt auch eine Gläser an die Decke. Und die Besonderheit an diesen Büchern ist, dass sie das selbst erzählt. Paisley Logan ist also die Stimme, die nach irischer Erzähltradition uns eine Geschichte über sich erzählt. Und hier erzählt sie. Es gab einmal eine Polizistin, die arbeitete für die Kripo in München. Eine mit Vorliebe für die harten Sachen. K11, vorsätzliche Tötungsdelikte. Ihr Kollege, den sie schon seit der Polizeischule kannte, nannte sie oft die Frau der Stunde, weil sie ganz vorn dabei war bei der Aufklärungsquote, weil sie Instinkt hatte, weil sie die richtigen Fragen stellte, weil sie vom irischen Dad das Mundwerk und von der Freilassinger Mama den Killerinstinkt geerbt hatte. geerbt hatte. Leider wusste sie nicht, wann sie zu lächeln und den Mund zu halten hatte, fand so mancher im Dezernat. Das konnte wiederum der Kollege besser. Deshalb wurde der zum neuen Dezernatsleiter befördert und nicht sie. Der Schreibtisch des scheidenden Dezernatsleiters war schon leergeräumt, als er ihr die Entscheidung mitteilte. Ja, alles spreche für die Polizistin, der die Entscheidung mitteilte. Ja, alles spreche für die Polizistin. Eigentlich. Aber sie wisse ja, das Gremium. Die entscheiden. Er selbst könne nur empfehlen. Sie solle sich trösten. Die Dezernatsleitung sei ein undankbarer Job. Der Druck, all die Stühle, zwischen denen man zerrieben wurde. Als glücklich verheiratete Frau Mitte 30 habe sie außerdem noch andere Perspektiven als nur die Karriere. Familie und das KL vertrugen sich ehrlich gesagt auch ganz schlecht. Da könne die Polizistin gern mal seine Frau fragen. Es ist eine dieser Geschichten, die einem nie jemand glaubt, wenn man sie erzählt. Ich fasse sie ja selbst kaum. Aber so hat es sich abgespielt und ich mittendrin. Patricia Logan, Kriminalhauptkommissarin. Die meisten im Dezernat nennen mich Patsy und da beginnt mein Problem wahrscheinlich schon. Was ich dem Dezernatsleiter zur Antwort gegeben habe, weiß ich jedenfalls nicht mehr so genau. Was ich mit Sicherheit weiß, gelächelt habe ich dabei nicht. war es, gelächelt habe ich dabei nicht. Fast forward. Diese reizende Anekdote war inzwischen fünf Jahre her, vielleicht auch 50. So fühlte es sich an diesem Morgen zumindest an. So weit weg von dem, was ich noch vor wenigen Monaten als mein Leben bezeichnet hätte. Es war Dienstagvormittag und anstatt in der täglichen Fallbesprechung des K11 saß ich in einem Café namens The Greasy Spoon. Anstatt in München bei einem eventuell Ex-Mann lebte ich in Dublin bei meiner Cousine. Drei Monate Bildungskarenz, so lautete das offizielle Etikett meiner Auszeit. Was inoffiziell geredet wurde, konnte ich sogar von hier aus hören. Der Logan ist alles über den Kopf gewachsen. Die schagnierende Karriere, die griselnde Ehe, das verlorene Kind, dieser Fall, der fast ins Auge gegangen wäre, weil sie in die falsche Richtung gesehen hat. Kein Wunder, dass sie vollkommen aus dem Ruder ist. Meinetwegen sollten sie tratschen. Es stimmte ja auch. Die Frau der Stunde, das war einmal. Ein Korsett, das mich lange aufrecht gehalten hatte. Nachdem ich bei der Beförderung übergangen wurde, war es langsam zerfranst, egal wie sehr ich versucht hatte, es zu flicken. Mit jedem neuen Fall, mit jedem neuen Versuch, eine bessere Ehefrau zu sein, schwanger zu werden, schwanger zu bleiben. Jetzt hing alles, was Patsy Logan bis vor kurzem ausgemacht hatte, in Fetzen an mir. Und zum ersten Mal atmete ich wieder. Das klingt jetzt alles natürlich ziemlich New Age, aber so dachte ich an diesem Dienstagmorgen, während ich auf mein Frühstück wartete, eine unerhört gute Tasse Tee in Händen und hinaus sah in den ebenso unerhört sonnigen, kalten Dubliner Januarmorgen. Alle außer mir schienen es eilig zu haben. Bauarbeiter in ihren Sichtschutzwesten auf dem Weg zum zweiten Frühstück, Hipster mit ihren Schnauzbärtchen, Jutebeuteln und Mehrweg-Kaffeebechern, brasilianische Kindermädchen und die blassen kleinen Engel ihrer irischen Arbeitgeber, die Nasen triefend von der Kälte. Währenddessen, Petzilogen, hier im Warmen. Zwar aus dem Ruder, aber auf dem richtigen Kurs, wie ich fand. Man könnte fast sagen, entspannt. Ich hätte mir denken können, das hält nicht lange. entspannt. Ich hätte mir denken können, das hält nicht lange. Diese Zweifel sozusagen und Selbstzweifel, die hier mittransportiert werden mit dieser Figur, mit dieser Kommissarin, war Ihnen das als Autorinnen Anliegen, einfach eine authentische Frauenfigur zu zeichnen und nicht eine Kommissarin, die in ihrer Funktion als Polizeibeamtin aufgeht? Ja, also ich denke, sie geht ja, sie rettet sich sehr stark in die Arbeit, sie ist ja schon ein Workaholic, aber sie hat halt privat viele Dinge, die sie nicht anschauen will und vor denen sie einfach, wie wir oft das halt auch machen, uns lieber an der Arbeit dann aufrichten. Und die Arbeit, die fällt jetzt irgendwie weg, weil sie ist da in einem großen Karriereknick. Und mir war wichtig, dass man auch ein bisschen, wahrscheinlich auch, weil man schreibt ja immer auch ein bisschen über sich selbst. Ich war auch in so einer Phase, wo man geht auf den Vierziger zu, man denkt sich so, wie geht es jetzt weiter? Also man geht auf den 40er zu, man denkt sich so, wie geht es jetzt weiter? Und Polizisten und Polizistinnen sind ja auch Menschen. Und das hat mir auch gefreut. Sogar eine Kriminalpolizistin hat mir über Instagram geschrieben und hat gesagt, ich freue mich so, die Figur hat mich so abgeholt. Also ja, Kriminalpolizistinnen sind ja auch Menschen mit ihren Themen und die wollte ich auch transportieren. Das ist auch in Frauenbelangen authentisch, denn sie wird ja auch in der Beförderung übergangen. Ja, sie stößt an die Decke, wobei sie ja auch eine ist, die forsch auftritt und sich dadurch noch mehr Feinde macht. Sie tritt ja quasi nicht so auf, wie man das einer Frau jetzt zuschreibt, aber hübsch bescheiden und nicht dagegen sprechen und das macht sie nicht, aber sie kommt halt trifft halt erst recht gegen eine Mauer, die sie eigentlich nicht überwinden kann und ja, das ist natürlich, das hilft nicht. Hat nicht gerade, haben nicht gerade die Frauen oder die Rolle der Frau in Irland in den letzten zehn Jahren eine oder vielleicht schon länger auch eine große Änderung erfahren? Will ich sagen Korrektur, aber eine Änderung, die in einem Tempo vor sich gegangen ist, wie ansonsten im Kontinentaleuropa vielleicht in 30, 40 Jahren? zurück, das ist jetzt mit den Mutter-Kind-Heimen. Ich weiß nicht, wie weit das in Österreich besprochen worden ist. Österreich hat seine eigene Missbrauchsgeschichte von der katholischen Kirche aufgeholt, aber etwas Vergleichbares gibt es natürlich auch in Irland, vor allem mit diesen Heimen. Ja, genau. Und das war eben von den katholischen Schwestern, wo die unehelichen Kinder hatten, da weggesperrt wurden und für einen Hungerlohn arbeiten mussten, damit die Leute saure Wäsche bekommen und dann ihre Kinder geboren haben und von ihren Familien eben dahin abgeschoben wurden. Wie auch immer. Also nur um das, das glaube ichube ist nicht so weithin bekannt, Scheidung ist in Irland erst seit 1996 erlaubt, gesetzlich. Und das war eine ganz knappe Abstimmung und Abtreibung gibt es erst seit vor zwei Jahren. Und Abtreibung gibt es erst seit vor zwei Jahren. Und auch das Scheidungsgesetz ist eines der strengsten in ganz Europa, immer noch. Aber ist zum Beispiel Alleinerzieherinnen, wenn man das als Maßstab nimmt, ist es Alleinerzieherinnen rein ökonomisch möglich, heute in Irland zu leben, selbstständig zu leben? Von Alleinerzieherinnen kann man, also sogar normal arbeitende Paare leben in Irland zu leben, selbstständig zu leben? Von Alleinerzieherinnen kann man, also sogar normal arbeitende Paare leben in Irland bei ihren Eltern zu Hause. Die haben ja oft schon mit den Kindern, weil Wohnraum ein weiteres Thema ist. Ja, also ich komme jetzt von einem Thema ins nächste, aber auch die Geschlechter, also Gender Identity. Irland war auch das erste Land, das jetzt die gleichgeschlechtliche Ehe anerkannt hat vor einigen Jahren per Referendum. zu diesem sehr einschränkenden, sehr oppressive, bedrückenden alten Irlands, das jetzt sich einen Befreiungsschlag auch... Diese direkte Demokratie, die Wege der direkten Demokratie. Genau, und diese Dinge werden jetzt sehr viel durch die direkten Abstimmungen an die Bevölkerung vergeben und die sind alles sehr liberal, muss man sagen. Mal schauen, wie lange, aber ja, es ist, es passiert vieles, aber wenn man sich überlegt, 96 ist noch nicht lange her, dass man da keine Scheidung noch, man musste einfach zusammenbleiben. Meine Damen und Herren, jetzt möchte ich Sie einladen, wenn Sie Fragen haben oder Themen, die Sie interessieren in dem Zusammenhang mit den Büchern der Autorin, aber natürlich auch mit Irland. Warten Sie einen Augenblick, es kommt der berühmte Würfel und wenn Sie den direkt bitte besprechen. Dieser Mikro. Weil Sie das gesagt haben mit der Scheidung in Irland erst 1996, man muss jetzt zusammenbleiben, sagen Sie. Jetzt ist für mich die Frage, okay, dass die Frau, die vom prügelnden, eventuell alkoholkranken Mann nicht weggekommen ist, das ist schon klar. Aber was wäre, wenn Sie jetzt einen Mann einfach, eine jüngere genommen oder eine 20-Jährige, ich sage jetzt mal eine 40-Jährige, dann nimmt sie eine 20-Jährige, hat der dann auch nicht die Möglichkeit gehabt? Nein, doch. Klar, die haben halt dann getrennt gewohnt. Aber das hätte mich gewundert, wenn das nicht irgendwie auseitert. Nein, nein, alle natürlich. Man konnte schon auseinanderziehen. Aber man war halt für immer verheiratet, konnte sich mit der neuen Liebe nicht mehr verheiraten. Und damit die ganzen Themen, damit einhergehen vom Finanziellen, dann kam ja nie los. Und natürlich, da überlegt man sich dann vieles. Aber das ist natürlich ein Drama. Und auch jetzt die Scheidung. Eine Freundin von mir, die musste vier Jahre von ihrem Mann getrennt eine Adresse nachweisen, um die Scheidung überhaupt einzureichen. Also die Scheidungsverfahren dauern Jahre, Jahre, immer noch. Also würden Sie sagen, dass es die Gesetze zwar gibt, aber sozusagen die Rechtsprechung selbst natürlich relativ konservativ verläuft. Ja, weil es auch die Abstehung so knapp war, glaube ich, wollte man auch diese ganzen Gegner da nicht so sehr verärgern. Aber jetzt wurde es, glaube ich, von vier Jahre auf zwei Jahre zurückgeschraubt. Also es wird so schön langsam einfach, werden diese Dinge angeglichen. Bitte. Werden Ihre Bücher in Irland gelesen oder gibt es Übersetzungen? Nein, das ist ganz schwer, ins Englische übersetzt zu werden. Ich habe ein anderes Buch, ein älteres schon, das wird von einem sehr kleinen amerikanischen Verlag, also US-amerikanischen Verlag, im Laufe des Jahres aufgelegt, in neuer Übersetzung. Aber das ist eine zu lange Geschichte. Durch den Preis werden neue Türen auch wieder geöffnet, aber der englische Markt ist sehr, sehr schwer für deutschsprachige Bücher. Also würden Sie sagen, Sie haben sozusagen ein Zielpublikum im Hinterkopf zumindest, an das man adressiert. Das ist eindeutig der deutsche Buchmarkt. Ja, also ich fühle mich mit der deutschen Sprache natürlich noch einmal wohler als Autorin. Aber ich will ja auch mit meinen Büchern Irland ein bisschen näher bringen den deutschsprachigen Menschen, die sich dafür interessieren und darüber lesen wollen und halt auch eine spannende Geschichte lesen wollen. Also ob das jetzt für das irische Publikum, was die dazu sagen würden, es ist ein Blick von außen und nicht jeder verträgt es. Es ist ja eine gewisse Kritik, die geübt wird. Es ist immer leichter, wenn die Kritik am irischen System kommt. Aber es ist ja so, dass das irische Publikum durchaus versorgt wird, auch von eigenen Autorinnen. Sehr stark, ja. Wenn man daran denkt, zum Beispiel Edna O'Brien oder so, mit dieser Landmädchentrilogie und so weiter, das ist ja auf den Index gekommen, dieses Buch. Genau, die waren ja gleich verboten. Das war in den 60er Jahren, da waren es noch völlig andere Zustände. Und die war regelrecht geächtet als Autorin damals. Das stimmt, ja. Da hat einfach die katholische Kirche noch ganz stark das Zagen gehabt. Und zum Thema auch irische Autorinnen und Autoren, es gibt sehr viele. Gerade irische Krimi hat ein Hoch. Gerade viele nordirische Autorinnen und Autoren auch. Und in Irland, da ist die Regierung sehr rührig, das zu übersetzen und in andere Märkte reinzubringen. Und dann wird eigentlich, es gibt viele irische Autorinnen, Spannungsautorinnen, die auf Deutsch verfügbar sind. Im Umgekehrten überhaupt nicht. Fast. Also das ist interessant. Also es gelingt wesentlich mehr, denn es, wie gesagt, zum Beispiel Claire Keegan, kleine Dinge wie diese, die diese ganze Missbrauchsgeschichte in einer sehr subtilen, hintergründigen Form schildert, quasi als eine Novelle oder kleinen Roman. Also es gibt schon vieles, aber umgekehrt, also sozusagen als deutsche Autorin auf den englischen Buchmarkt zu kommen, ist schwer. Ja, da hat es jetzt eine kleine Sensation gegeben. Und zwar, ich weiß nicht, ob jemand hier das Buch kennt, Marzahn Mon Amour von Katja Oskamp. Das war so ein Überraschungshit im deutschen Markt. Und der wurde von einer Übersetzerin aufgegriffen, einer englischen oder irischen. Und die war so begeistert von dem Buch. Das spielt in Marzahn. Es ist eine Autorin, die darüber schreibt, wie sie erfolglos war und sich dann zur Fußpflegerin hat umschulen lassen. Und was sie da in Berlin erlebt, das war ein Überraschungshit. Und wurde dann ins Englisch übersetzt und hat jetzt den Dublin Literary Prize of Fiction gewonnen, gerade vor zwei Wochen. Und das ist nach dem Nobelpreis der am höchsten dotierte Literaturpreis. Und das ist ganz unerhört eigentlich, dass sowas passiert. Aber die Literatur hat ja, ich glaube, es hat gar kein Land in Europa so viele Literaturnobelpreisträger wie Irland. Und es wird ja auch entsprechend vermarktet, also James Joyce, 16. Juni demnächst geht es ja auf und ab in Dublin. Das wissen wir alle und es gibt diese großen Namen natürlich, Shaw, Beckett, Yates, Wild und so weiter. Wie schaut es aus mit zeitgenössischer Literatur? Ich meine, Sally Rooney ist am deutschen Buchmarkt auch relativ bekannt. Gibt es da Literaturfestivals? Wie viele Zeitschriften, Literaturzeitschriften, also Medien gibt es? Oder wie ist Literatur auch im Fernsehen zum Beispiel, in Magazinen präsent? Ja, ich glaube, Literatur hat in Irland einfach einen besonderen Platz, wird auch sehr gefördert. Eben staatlich die Übersetzung der irischen Literatur, dass die rausgetragen wird. Und als Schriftstellerin kann man ja auch so quasi Einkommen steuerfrei schreiben. Das ist natürlich schon ein großes Entgegenkommen für die Kunst. Zu wenig für Motivation. Also es wäre jetzt kein Grund, seinen normalen Job aufzugeben, würde ich sagen. Aber es ist zumindest eine schöne Sache. Aber es gibt Festivals, eben der Dublin Literary Prize of Fiction, da kriegt man 100.000 Euro. 75.000 gehen an den Autor und 25.000 an die Übersetzung. Man pflegt die Kultur des Schreibens natürlich. Aber es kommen eben jetzt auch sehr viele Frauen. Claire Keegan hat es auch weiter geschafft. Aber die irische Literatur ist wirklich sehr stark vertreten. Wenn ich jetzt bei der Spannung bleibe, Tenor French ist sehr, sehr erfolgreich und zeitgenössisch Colm Tobin, Sebastian Barry, es gibt wirklich eine Menge. Die Literatur hat ein großes Ansehen in Irland. Und gibt es da auch einen Transformationsprozess, dass sich der Online-Bereich stärker beteiligt? Oder umgekehrt auch, wie schaut es mit dem Print-Bereich aus? Sind in Irland auch schon Zeitungen zugesperrt worden? Ja. Oder auf den Online-Markt verlagert worden? Die Buchbranche ist allgemein, was ein Unterschied ist, ist zum Beispiel, dass Lesungen hier noch mehr besucht werden, also im englischen Sprachraum sind Lesungen jetzt nicht unbedingt so ein Vehikel, um es bekannt zu machen, außer bei den ganz Großen. Aber ja, es gibt Festivals, es gibt auch immer eine große Tradition des Schreiben-Lernens. Im deutschen Sprachraum wird ja eher so gesagt, wenn es nicht Gott gegeben ist, das Talent, dann sollte man es vielleicht gleich gar nicht machen, aber dort gehen die Leute studieren und lernen, wie fiktionale Literatur ausschauen kann. Kann natürlich auch dazu führen, dass man durch Austausch, durch kreativen Austausch untereinander mit Kolleginnen und Kollegen auch selbst in der Kreativität weiterkommt. Ich meine, Sie haben ja, Sie haben auch selbst unter Hinweise geschrieben, Idee und Exposé entstanden im Rahmen des Krimi-Stipendiums Tata Töverland auf Juist. War das zum Beispiel? Da habe ich mich beworben. Das ist tatsächlich etwas, was zur Verfügung steht im deutschen Markt. Es gibt ja auch immer, es gibt auch die österreichische Regierung, gibt Stipendien aus, für die ich mich auch als Österreicherin bewerben kann. Ja, es gibt immer mehr Netzwerke oder Leute, oder kleine Gruppen, die gemeinsam schreiben. Ja, das passiert. Aber es ist ein sehr einsamer Job. Das ist und bleibt ein bisschen so. Nochmal die Einladung an Sie, bitte. Der Würfel. Sie, bitte. Der Würfel. Schlägt sich das auch in der Lesefähigkeit, in der unterschiedlichen Lesefähigkeit von Ihren und Österreichern nieder, dass dort mehr gelesen wird? Also interessanterweise, gerade vor kurzem ist eine Studie herausgekommen und da waren die Iren sehr vorne dabei, die Kinder, dass die sehr gut gelesen haben. Und ich weiß jetzt nicht auf welchem Platz, da traue ich mir jetzt mich nicht festzulegen, aber wirklich ganz weit vorne im europäischen Feld. Und sie sagen halt, dass der Lockdown anscheinend auch damit zu tun hat, dass halt das viel mit Lesen in Verbindung gebracht wird. Plus, was auch noch was Schönes ist in Irland, das Bibliothekensystem ist extrem gut ausgebaut. Also jeder Ort hat eine Bibliothek und man kann sich jedes Buch von ganz Irland, das Archiv kann man sich bestellen und das wird einem in jegliche kleine Bücherei geliefert, dort kann man es dann abholen in der eigenen und das kostet einen nichts, man hat auch keinen Jahresbeitrag und es gibt nicht einmal eine Verzugsgebühren. Also das ist einfach ein Service an die Allgemeinheit, um die Menschen zum Lesen auch offenbar funktioniert es. Ja, da wäre auch noch der Zusammenhang mit den Lesungen. Ach so, ja. Du kannst als Österreicher weniger gut lesen, aber dafür öfter in Lesungen gehen. Ja, also insgesamt hat es noch eine größere Tradition, weil die Buchhandlungen ja den unterstützten Buchpreis nicht haben in Irland. Die Buchpreisbindung ist ja unser aller Retter, Retterin, denke ich, weil einfach die Bücher nicht so billig verramscht werden können. Gibt es Fragen Ihrerseits? Darf ich noch etwas? Ja, bitte, freilich. Sie haben am Anfang schon gestreift ein bisschen die Außensicht auf Österreich. Können Sie da noch ein bisschen mehr dazu sagen? Auf welchem Gebiet? Ja, sagen wir Korruption im Vergleich zu Irland. Ich glaube... Proporz oder... sagen wir Korruption im Vergleich zu Irland. Ich glaube, ja, also ich glaube, dann nehmen sie sich nicht so viel. Ich glaube, was erstaunlich ist, also wo ich einen Unterschied sehe, es ist, wenn man, wenn es in Irland mal aufkommt, dann geht es schnell. Also, ich ist, wenn es in Irland mal aufkommt, dann geht es schnell. Wenn ich jetzt so von dieser ganzen Kurzgeschichte, also Kurz-Geschichte spreche, dass da noch so viele Leute noch immer einfach weitermachen und so lange noch in ihren Positionen sind, das ist, glaube ich, wäre in Irland nicht, da wird dann sofort gehandelt eigentlich und die Leute müssen halt gehen. gewissen Gesetzgebungen oder wo bei vielen Dingen einfach, Irland ist ja ein sehr reiches Land, aber, und das ist jetzt nicht eine Parallele zu Österreich, das schlägt sich nicht in den Lebensstandard jetzt bisher noch nie da. Also der österreichische Lebensstandard ist viel höher als in Irland. Würden Sie sagen, dass Irland keinen Sozialstaat hat, wie man ihn in Kontinentaleuropa kennt? Bei weitem weniger. Vom Gesundheitssystem, vom öffentlichen Verkehr. Manche Dinge versteht man einfach nicht. Manche Dinge versteht man einfach nicht. Ich bin jetzt 20 Jahre dort und seit 2004 ist ein Thema, zu viele Menschen in den Notaufnahmen, die Leute kriegen kein Bett und alles, was passiert ist, ist immer schlimmer geworden. In Irland kann man ja nicht so wie in Österreich zu einem Facharzt gehen und den Internisten oder den Kardiologen anrufen und sagen, das geht in Irland nicht. Also man geht zum Hausarzt und dem erzählt man, was man hat und wenn der dann findet, man müsste weiter untersucht werden von einem Spezialisten, wird man ins Krankenhaus geschickt und dort sitzt der Spezialist. Und der hat eine Warteschlange ohne Ende natürlich. Und da muss man warten, warten, warten. Und wer nicht privat versichert ist, der kommt sehr oft zu spät. Also würden Sie sagen, dass es generell soziale Härtefälle, was den Wohnungsbedarf anbetrifft, was die medizinische Versorgung anbetrifft, stärker und häufiger ausgeprägt gibt in Irland? Ja, und auch die Armut. Also das ist der Level des Wohlstandes um den Umdurchschnitt ist in Österreich bei weitem. Also man wird nicht, die Armut ist eine ganz andere Armut in Irland. Die Lebenshaltungskosten in Irland sind ja relativ hoch. Sehr hoch, wobei jetzt merke, Österreich hat sich stark verändert zum irischen. Aber dort ist es noch mal teurer geworden, aber ich habe es gemerkt, dass vieles jetzt viel ähnlicher ist als davor. Davor habe ich mir gedacht, ach. Als Sie vom keltischen Tiger gesprochen haben, da hat es ja von der EU aus die Forderung gegeben, dass diese großen Firmen Steuern zurückzahlen müssten. Und Irland hat sich dagegen gewehrt. Ja, ist natürlich klar. Kein wirklich fairer Wettbewerb, andererseits hat natürlich Irland sehr traditionell sehr wenig andere Einkommensquellen, außer der Landwirtschaft, sage ich jetzt mal, und dem Tourismus, war ja Irland. Und Irland war ein sehr armes Land und hat war eine Kolonie, wie gesagt. Und der irische Staat ist ja erst 100 Jahre alt und hat halt noch viele Kinderkrankheiten. Und man kann noch nicht so richtig umgehen mit dem Geld, das man jetzt hat. Und es gibt da sehr wenige Alternativen. Also Irland hat sich de facto verkauft an die internationalen Unternehmen und ist abhängig von deren Steuereinnahmen. Das ist ja auch etwas, was leidmotivisch in Ihren Büchern auftaucht. Also dieses, wenn wer was zu sagen hat in Irland, dann sind es die Multinationals. Genau, und die haben die Politik in der Tasche und ja, da passiert einfach, natürlich ist das nicht in deren Sinne, weil wenn die weggehen, was bleibt Irland? Da ist zu wenig, das ist wie wenn das Öl weggeht von den Emiraten. Hat sich in Sachen, wenn Sie das angesprochen haben, Körperschaftssteuer, die nur 12 Prozent ist in Irland und damit natürlich auch einen Sog ausübt, hat sich da was geändert? Da wurde Irland ja aufgefordert von der Kommission, das zu korrigieren. Ja, also ich glaube, es werden jetzt vor allem Strafen verteilt für Nachzahlungen. Aber ich glaube, das Irish, Double Irish, Dutch Sandwich, das gibt es immer noch, dass die Gewinne eben umverteilt werden über Länder und dass Irland nur noch so quasi die Briefkasten, in Irland gibt es eine Niederlassung, um die Steuern zu zahlen. Wenn dann, ich glaube, ist es nicht 13,5 jetzt, die Körperschaftssteuer? Ich glaube, sie haben es ein bisschen angehoben, so dass halt nicht alle weggehen. Aber Irland ist ja auch, es ist ja nicht nur die Steuer, Aber Irland ist ja auch, es ist ja nicht nur die Steuer, es ist ja schon auch, es hat sich ja auch ein ganzes System, ein Wirtschaftssystem dadurch entwickelt. Wie wir 2004 nach Dublin gekommen sind, das war Google allein und sonst gab es damals noch nicht so viel und dann IBM vielleicht und Microsoft, aber inzwischen haben sie ja alle dort angesiedelt. Also es ist einfach schon ein sehr potenter Standort geworden, wo auch die Mitarbeiter sind und aber auch die Wohnmisere, wir haben ja eine große Wohnungskrise, das wird jetzt schon so ein Problem, weil diese Mitarbeiter keine Wohnung mehr finden. Auch wenn sie das Geld haben. Ich bitte den Würfelfirn Herrn Travöger. Darf ich noch eine persönliche Frage stellen? In einem Land zu schreiben, in dem man nicht seine Muttersprache spricht, ist das unsere Muttersprache spricht, ist das sozusagen, unsere Muttersprache ist sozusagen auch eine Art Heimat, in der wir uns ganz selbst verstehen, auch ein Raum, in dem wir uns aufhalten, ist das sozusagen unter Anführungszeichen in der Fremde oder in einem Land, wo sie zwar lang leben, wo es ihnen sicher sehr vertraut ist, aber wo nicht die Muttersprache gesprochen wird, wo das Schreiben wirkt, ist das dann vielleicht auch der Raum, in dem man sich zurückzieht, auch mit einem besonderen Bewusstsein? Ja, also die Sprache verändert sich ja auch mit der Zeit und ich glaube, dass mein Stil sehr stark von der englischen Sprache beeinflusst ist. Das kann man, das wird man wahrscheinlich als jemand, der vor allem Deutsch spricht und liest, vielleicht nicht so merken, da merkt man sich vielleicht, das ist irgendwie so anders oder das ist ja auch ein bisschen eine Nische, die ich besetze mit meinem Stil, der ist ein bisschen anders als die deutschsprachigen Autorinnen oft schreiben und ja, es ist zwangsläufig, weil die Sprache ist auch Mentalität, das finde ich auch immer. Wenn ich Englisch schreibe, und ich schreibe ja auch Englisch, aber halt oft auch also jetzt nicht unbedingt Fiction-Texte, verändert es. Eine andere Seite an mir kommt zum Vorschein, während das Deutsche wieder andere Qualitäten hat. Ja, also ich versuche auch bewusst eben mit dem Deutschen deutsche Autor Deutsche wieder andere Qualitäten hat. Ja, also es ist unbedingt, und ich versuche auch bewusst eben mit dem Deutschen deutsche Autor, Autorinnen zu lesen, um das, um keine, um mich nicht irgendwie zu sehr zu entfernen. Aber ich bin in einer Zwischenwelt und über Zwischenwelten schreibe ich. Haben Sie noch ein kurzes Kapitel, wo Sie diese Zwischenwelt vielleicht, ich meine, es ist jetzt ein bisschen überfordert vielleicht, wenn man das ad hoc verlangt, aber wo das, oder ein Kapitel, wo Sie sagen, das ist eine Facette, wir haben jetzt den klassischen Einstieg gehabt in den Krimi mit dem Überfall auf diesen jungen Anwalt, der selbst, wie gesagt, Täter-Opfer. Wir haben die Päzillogen gehabt, die Kriminalkommissarin mit ihren vielen Facetten und Brüchen und auch Relativitäten in der Figur, also diese sehr menschlich gezeichnete Figur. Ja, also ich habe zwei verschiedene Dinge und wir können auch gerne das interaktiv bestimmen. Mit der Sarah, diese Passage? Achso, das ist zum Thema. Aber Sie bestimmen das. Achso, ich will auch gerne, was das Publikum interessiert. Mitkochen. Was das Publikum interessiert. Zwischen den Welten ist natürlich, weil die Handlung, es gibt ja eine Tote in der österreichischen Botschaft in Dublin, darüber, was da passiert, wo Petzi Logan dann sich auf dem diplomatischen Parkett versucht, in der österreichischen Botschaft. Ich glaube, von dem lese ich jetzt ein bisschen. Und dann sprechen wir darüber, wie viel davon genau so passiert ist. Seine Exzellenz, der Botschafter von Österreich, hieß im wahren Leben Martin Ackermann. Als vielleicht ältester Mit-40er der Welt war er ein grau-melierter, seitengescheitelter, unauffällig bebrillter Perlenvorhang von einem Mann. Alles geschmeidig, weich, fließend. Und dann dieser Tonfall, als rührte man in einem Kaffee mit zu viel Sahne, oder sollte ich lieber sagen, Obers. Frau Kriminalhauptkommissarin, sagte er, ohne sich ein einziges Mal zu verhaspeln. Er hob sich von einem Mahagoni-Schreibtisch und beschenkte mich mit einem perfekt ausbalancierten Händedruck. Sein Atem erzählte von hochwertigem Abendessen und teurem Wein. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Anreise aus München. Ich machte einen allgemein zustimmenden Laut. Vielleicht hatte man ihm erzählt, dass dieser Fall in München höchste Priorität genoss und man mich extra dafür eingeflogen hatte. Fehlte noch, dass ich jetzt schon das erste Fettnäpfchen stolperte. Mein beklommenes Exzellenz wischte Martin Ackermann mit einem eleganten Handstreich zur Seite. Das heben wir uns lieber für die offiziellen Anlässe auf, Frau Kriminalhauptkommissarin. Ich bin der Herr Botschafter, wenn Ihnen das recht ist. Mir fiel auf, wie lange ich schon keinen Wiener Akzent mehr gehört hatte. Da gab einem immer so dieses beruhigende Gefühl, so schlimm konnte alles gar nicht kommen. Aber dann. Natürlich, Herr Botschafter, sagte ich und fühlte mich ein bisschen wie im Film. Er gestikulierte in Richtung einer Sitzgruppe im Biedermeier-Stil, wo schon die deutsche Botschafterin saß und ihr Handy studierte. Angelika von Hetzenau war mir bisher nur in einem kurzen Telefonat begegnet. Ihr rauer Alt, ein perfekter Vorbote ihrer selbst. Sichtbar über 60, elegant bis in die silbergefärbten Haarspitzen. Ihre Brille sah mehr nach Galeristin aus als nach Diplomatin, aber die großen Augen dahinter und der strenge Zug um ihren rauchfaltigen Mund stellten sofort klar, wie sich diese Frau jahrzehntelang in einem so patriarchalen Gewerbe wie der Diplomatie hatte behaupten können. Sicher nicht mit Zurückhaltung. Diese Frau füllte den Raum bis unter die Decke. Ihr Raubvogelblick litt an mir nach unten und oben. Über Stiefel, dunkle Hose, schwarzen Rollkragenpullover schließlich mein Gesicht. Zum Glück war ich am Nachmittag noch in der Stadt gewesen, um mir etwas Botschaftstaugliches zu besorgen. Anstatt dem geplant seriös ökonomischen Hosenanzug war es natürlich die übliche Mischung aus Impuls und überzogenem Konto geworden. Aber in Marino kann ich einfach besser denken als in Kunstfaser. Die Botschafterin schürzte die Lippen, als ziehe sie an einer Zigarette. Danke, dass Sie so schnell kommen konnten, sagte sie zu mir, wandte sich dann an Ackermann. Frau Logan von der Kripo München hat sich kurzfristig bereit erklärt, bei diesem Treffen heute mit dabei zu sein. Nichts gegen dich, mein lieber Martin. Sie sah ihren österreichischen Kollegen auffällig neutral an. Aber ich fühle mich wohler mit jemandem an meiner Seite, der mit Vorfällen wie diesen vertraut ist. Aber natürlich, Ackermann war voll Verständnis. Unser Herr Mag. Feuerstein sollte jeden Augenblick da sein. Er bemerkte meine gehobenen Augenbrauen. Mag. Feuerstein ist unser Attaché des Innenministeriums und baut hier ein Verbindungsbüro auf. Er entsperrte sein Handy, schaute bekümmert aufs Display. Der Herr Mag. verspätete sich offenbar. Arbeiten Sie auch für das Innenministerium, Frau Kriminalhauptkommissarin? Nicht direkt. Für das Fachdezernat K11. Vorsätzliche Tötungsdelikte. Ackermanns den interessierte Miene bekam eine Delle. Neben mir sog die deutsche Botschafterin hörbar Luft ein. silbiges Lachen. Aber solange die Obduktionsergebnisse den Verdacht von Herrn Mag. Feuerstein nicht erhärten, hoffe ich darauf, dass wir diesen Vorfall ohne Mordkommission klären können. Das alles ist tragisch genug und mir sehr unangenehm. Aber wir sind hier auch nicht in Moskau, nicht wahr? Österreich kommt noch ins Spiel, weil eben eine junge Deutsche vergiftet wird in der österreichischen Botschaft in Dublin. Und da war ich, wie gesagt, schon manchmal. Und da habe ich mir immer gedacht, der perfekte Rahmen in so einer ausländischen Gemeinde und in seinem gediegenen Ambiente. Ich wollte mich noch erkundigen, wieso die Kommissarin so einen deutschen Hintergrund hat und keinen österreichischen. Haha, das ist tatsächlich deswegen, weil München, sie ist aus München und ich fand immer diese Diskrepanz zwischen München und Dublin so interessant, vernachlässigt und immer so wuselt und wurdelt. Ich war bei einem deutschen Verlag auch und es gibt auch bis zu einem gewissen Maß die Frage, welches Publikum wollen wir ansprechen? Und ich will eigentlich alle ansprechen, aber deutsche Verlage wollen deutsche Städte. Es macht aber, wenn man so neugierig sagt, Ihr Buch auch insofern polyvalent, weil man kann überall zusteigen. Man findet aus Österreich hinein, die Geschichte ist amüsiert. Man ist auch amüsiert über diese Spitzen, die sie sozusagen gegen gewisse Prestigemerkmale der Männerwelt loslassen. Man findet genauso über die irische Seite hinein. Ich meine generell ist es hier also das Genre des Kriminalromans oder die Kriminalität, die die Nationen über spezifische Fachleute zueinander bringt, Berührungsflächen erzeugt. Wie weit haben Sie das Gefühl, interessieren sich diese beiden Länder jetzt, wenn man es von der Größe nicht ganz, ich streiche etwas größer natürlich, vergleicht, wie weit interessieren sich diese beiden Länder füreinander? Naja, also Irland hat halt einen gewissen Ruf und ein gewisses Image nach draußen und da gibt es eigentlich nur das scharfe Guinness, Heinrich Böll Irland, das ist ja immer noch stark. Jetzt mit dem Wild Atlantic Way fahren sie an der Küste. Und das wird natürlich sehr stark transportiert. PR funktioniert in Irland einfach sehr. Und dann gibt es noch den Nordirland-Konflikt, den die Menschen noch so ein bisschen im Kopf haben, aber die jüngeren Leute ja auch nicht mehr. nur den Nordirland-Konflikt, den die Menschen nur so ein bisschen im Kopf haben, aber die jüngeren Leute ja auch nicht mehr. Und dann der Rettungsschirm vielleicht, damals in der Krise, weil das war Griechenland und dann Irland, aber da ist ja auch Griechenland mehr im Vordergrund gestanden. Also es ist nur relativ wenig Wissen übereinander und insofern ist es sicher auch eine Nische. Tatsächlich im irischen, ich weiß nicht, ob es in der irischen Irish Times war, die Sache mit der SPÖ und dem Obmann, wer jetzt gewählt wurde und wer doch nicht gewählt war. Aber sowas, also im Guardian wurde das zum Beispiel besprochen. Ich glaube, das war ein großes österreichisches Theater, das überall wahrgenommen wurde. Aber interessant, nämlich glauben Sie, dass es Felder gibt, wo man sagt, da könnten beide, ich meine, anders gesprochen, es sind beide nicht NATO-Mitglieder, es sind beides neutrale Staaten. Also man könnte meinen, obwohl Irland den westlichsten Part der EU abgibt, man könnte meinen, es gibt vielleicht da durchaus eine Materie, die interessant ist, also auch geopolitisch interessant ist in der Identität. Wie stark ist eigentlich die Neutralitätsbewegung in Irland? Nicht sehr stark. Also zumindest wenn ich an die Ukraine denke, da ist Irland sehr stark und sehr eindeutig auf ukrainischer Seite zu finden und das ist auch eine einhellige politische Bewegung. Nimmt auch überdurchschnittlich Flüchtlinge auf? Ja, ich glaube so 75.000 und ich habe dann geschaut, wie viel in Österreich, so circa 90.000. Das ist bei einer Bevölkerungsanzahl von viereinhalb Millionen doch recht viel. Also Irland ist halt auch stark in dieser Tradition, dieses von anderen, von der Kolonialmacht auch übernommen werden und sich zu befreien von diesen Dingen. Das glaube ich, das berührt auch etwas ganz Inneres in den Iren, die ja da ihren eigenen Freiheitskampf und ihre eigene Unterdrückung da noch in ihrer DNA drinnen haben. Also ja, die Neutralität ist da, aber gerade die russische Regierung hat sehr empfindlich reagiert, wie deutlich da reagiert worden ist. Es war auch vor der russischen Botschaft, gleich mal wie es losgegangen ist in Irland, gleich mal waren da Menschen, die sich versammelt haben und den Botschafter mit Eiern beworfen haben und sich wirklich sehr stark engagiert und positioniert haben. Aber es passiert natürlich nichts formell. Würden Sie sagen, dass in der Bevölkerung die Solidarität aufgrund der eigenen Geschichte, in der Bevölkerung die Solidarität aufgrund der eigenen Geschichte, dieser langen Ablösung oder des Ablösungsfreiheitskampfes, kann man durchaus sagen, gegenüber Großbritannien, die Solidarität zum Beispiel für die Ukraine relativ hoch ist. Ja, also allgemein sind die Menschen schon auch sehr stark für diese, Allgemein sind die Menschen schon auch sehr stark für diese, Hilfsbereitschaft ist sehr hoch. Irland ist aber traditionell eines der spendenfreudigsten Länder, wo auch noch geteilt wird, wo auf der Straße ständig irgendwas eingesammelt wird für gute Zwecke. Aber eben auch vielleicht, weil der Staat sich um vieles nicht kümmert, ist man das so gewohnt. Aber ja, auch dieses Aufnehmen. Irland ist ja ein Auswanderungsland und hat viel Unterschlupf gefunden in vielen Ländern. Und was man jetzt so sagt, Wirtschaftsmigration, Irland ist ja ganz stark. Geht Irland mit der Globalisierung generell anders um als zum Beispiel kontinentaleuropäische Länder? Es würde ja auch diese berühmten Globalisierungsverlierer geben. Ja, also Irland ist globalisierungs... Also die ganzen Auslagerungen von der Produktion, von der Pharmaindustrie und so. Also wenn Produktionen wieder zurück ins Heimatland gehen, als Trump, er hatte ja so eine Bewegung oder eine Idee, die Produktion wieder zurückzuholen in die USA, da war großes Knieschlottern in Irland, weil einfach Irland sehr stark auch Produktion für Pharmafirmen sind und ist bisher aber nichts passiert. Also Irland lebt stärker mit der Globalisierung oder nutzt die Globalisierung stärker als andere Länder? Sehr stark, ganz stark. Also Irland ohne die Globalisierung wäre nicht dort, wo sie jetzt ist, wirtschaftlich. Das ist eine große Sorge für die Zukunft, sicher. Eine Frage aus dem Internet. Was haben Sie in Irland entdeckt, was Sie bisher noch nicht in einem Buch geschrieben haben? Bisher noch nicht in einem Buch? Naja, das ist eine gute Frage. Ja, ich bin, wenn ich recherchiere, ich kenne ja inzwischen auch, ich habe so einen Kontakt zur irischen Polizei. Da gibt es manche, da erzählt man manchmal Geschichten, die äußerst absurd sind. Vor allem in der Polizei auch der Frage der Korruption. Das ist jetzt eigentlich ein düsteres Thema. Ich weiß nicht, ob das die Frage beantwortet. Aber mir hat der erzählt, dass es gerade einen neuen Skandal gibt. Nämlich die interne Untersuchung. Ich weiß nicht, wie es in Österreich heißt. Die Abteilung, die interne Beschwerden in der Polizei untersucht. Interne Sicherheit. Interne Revision. Genau, in Irland wurde ein sehr hoher Beamter wurde dabei überführt, dass er in einer Party zur Freilassung von einem Drogenbaron, die zu seiner Freilassung gebarschaft den Leuten die Geburtstagsfeiern zahlen. Zur Verstrickung von, wie die Polizei auch verstrickt ist mit dem organisierten Verbrechen teilweise. Das ist schon ein Thema, das noch nicht in einem Buch steht, aber vielleicht in Zukunft. ein Thema, das noch nicht in einem Buch steht, aber vielleicht in Zukunft. Ansonsten, man müsste nochmal überlegen. Ich hoffe, es war eine Hilfe. Was würden Sie denn vermissen, wenn Sie Ihr Land jetzt wirklich für lange Zeit verlassen sollten? Das Meer. Das Meer ist ganz wichtig, gefällt mir gut. Das Lebensgefühl in Irland ist ein sehr schönes für mich. Ich glaube, ich füge mich da relativ gut ein. Es ist eine leichtlebigere Art, durch den Alltag zu kommen, Dinge vielleicht nicht so ernst zu nehmen. Das würde mir fehlen. Die Papst natürlich. Also es ist eh eigentlich alles diese Klischees, die es gibt, die hat Irland alle. Und diese leichte Art, miteinander umzugehen im Alltag, die gefällt mir gut und würde mir sehr abgehen. Also das heißt, diese Klischees, wie Sie sie jetzt selbst genannt haben, die sind auch gelebt. Die haben Substanz, das sind jetzt nicht nur Vermarktungsstrategien. Nein, also wahrscheinlich, wenn man jetzt irgendwelche Alteingesessenen in ihren Treffen würde, dann würden die sagen, es ist nicht mehr so wie früher, aber wenn man jetzt aus einem österreichischen Umfeld kommt und das kennt, ich glaube, sie machen sich nicht so viele Gedanken oder nicht so viele Sorgen über Dinge, was passiert. Es gibt einen Spruch, den ich sehr gerne mag, we cross the bridge when we get there. Ist vielleicht auch eine Wurzel von vielen Übeln. Also wir warten mal ab, solange es noch nicht so weit ist, machen wir uns keine Sorgen und machen uns ein schönes Leben. Und es ist im Guten wie im Schlechten etwas, wofür die Iren stehen. Das geht doch auch, haben Sie mir immer gesagt, direkt bis in die Sprache, bis in Redewendungen, wie man, wenn man sie so quasi platt direkt übersetzt, so nicht zutreffen. Also wenn man so seine eigene Befindlichkeit kundtut, könnte man das auch missverstehen, wenn man nicht weiß, ihren sagen das anders. Gibt es da Beispiele? Ja, also wenn man jemandem sagt, das How are you, daran muss man sich ja gewöhnen, dass meistens man darauf entweder sagt, I'm grand, das ist so wie es passt schon, wie in Österreich. Also, okay. Und wenn man aber sagt, I'm okay, es gibt eigentlich fast nichts Schlimmeres. Also, wenn meine Freundin zu mir sagt, I'm okay, dann frage ich sofort, was ist passiert. Weil, das war ein ganz schlechter Tag. Also, unter okay gibt es gar nichts mehr, wenn man dann jemanden fragt, wie es einem geht. Und sonst sagt man not bad at all. Man tut auch nicht gerne übertreiben. Die Iren haben es auch immer gerne, wenn die Menschen sich nicht zu wichtig machen. Einer der Erzfeinde vieler Iren ist ja Bono zum Beispiel, der ja eigentlich dem Land sehr viel von U2, von der Band, weil sie der halt so einmischt in alles und der so präsent ist und so erfolgreich und das wird ihm schon sehr übel genommen, dass er so allgegenwärtig... Also Eitelkeit oder Selbstdarstellung mag man nicht? Genau, auch die, nein, das ist in Irland wird sehr wichtig genommen, dass man nicht zu big for your shoes, also nicht zu groß für die eigenen Schuhe wird und nicht zu sehr das raushängen lässt. Also so Bescheidenheit und Freundlichkeit und Nahtbarkeit sind dort absolut geschätzt und werden auch im Alltag so gelebt. Aber das, was Sie an den Redewendungen illustriert haben, läuft ja darauf hin, dass es im Prinzip eine beschönigende Sprechweise ist. Immer, ja. Absolut. In Irland bin ich immer noch plump oder direkt. Nennen Sie mich direkt und ich bin wirklich sehr indirekt aus meiner Sicht. Aber man muss aufpassen. In der irischen Sprache gibt es zum Beispiel auch kein direktes Ja und kein direktes Nein. Also in der gelischen, ursprünglichen Sprache. Da wird nur umschrieben, wenn man sagt, gehst du heute dorthin, dann sagen die, ich gehe heute. Sie sagen nicht ja oder nein. Und das ist etwas tatsächlich, was in der Mentalität durchschlägt. Macht man Einladung, sagen sie ja. Das gibt es eben auch. Wenn sie sagen, I'm on my way, dann sind sie in einer Stunde da oder so. Oder I'm down the road, das ist auch ganz weit. Down the road ist alles von fünf ganz weit. Also down the road ist alles von fünf Minuten bis eine halbe Stunde Fahrzeit. Ist vielleicht das auch ein Grund, warum die Literatur so eine große Rolle spielt? Das Uneindeutige, das Indirekte? Ja, schon. Ich würde sagen, ich bin ein relativ empathischer Mensch und höre auch zwischen den Tönen, aber die Irren stellen mich immer wieder vor Herausforderungen oder auch, wenn man sagt, willst du das auch Gästen, soll man das machen oder das? Die muss man den Arm verdrehen, bis sie endlich sagen, was sie wollen. Meistens, irgendwann muss man sie erlösen aus der Qual und einfach die Entscheidung treffen. Weil sie keineswegs irgendwie verletzen wollen mit ihrer Meinung, weil möglicherweise teilt man sie ja nicht. Also gibt es natürlich auch andere, aber das fällt echt auf. Ich meine, ist das Gelische oder die ursprüngliche irische Sprache, das Irische, ist das eine Art Refugium für diese Mentalität? Das hat ja ein viel kleineres Alphabet. Aber wird zum Beispiel das Irische gefördert? Ja, da gibt es tatsächlich einiges, was passiert. Und man versucht sie halt am Leben zu erhalten. Die irische Sprache wurde ja ausgerottet künstlich und verboten. Und man durfte nicht sprechen. Und im Westen gibt es eben noch die gelischsprachigen Gebiete. Aber meine Nachbarn zum Beispiel, die sprechen Gelisch miteinander. Und es gibt gelische Schulen, aber es ist halt mehr oder weniger eine Geheimsprache. Man liest ja, ich habe gelesen, was besonders drastisch erscheint, dass im 19. Jahrhundert noch in Schulen, wenn irische Kinder irisch oder gelisch gesprochen haben, wurde ihnen an einem Holz, das sie um den Hals getragen haben, eine Kerbe eingeschnitzt. Und wenn die Kerben eine gewisse Anzahl überschritten haben, gab es Lohnkürzungen bei den Eltern. Also die Briten waren in ihrer Verwaltung nicht nur erfinderisch, sondern auch brutal. Ja, also das ist wirklich, wie viele Iren da gestorben sind. Aber Ressentiments sind jetzt trotzdem im offenen, im öffentlichen Leben kaum zu spüren, gegenüber Großbritannien? Naja, schon. Es ist ein Zwiespalt, denke ich. Es gibt die Leute, wenn man es jetzt auf Fußball umlegt, die Leute, die unterstützen etwas wie Liverpool oder Manchester, aber die Engländer müssen verlieren als Nationalmannschaft. Das ist wie Österreich und Deutschland. Nationalmannschaft. Also das ist einfach, man ist sich sehr nahe, das ist wie Österreich und Deutschland, natürlich ist es eine unterschiedliche Geschichte, aber die Gefühle zueinander, es ist ja einerseits eine große Nähe, egal wie stark sie erzwungen wurde, eine große kulturelle Nähe. Und die beiden sind sich halt näher in Wahrheit als die Iren mit den Kontinentaleuropäern. Das habe ich ganz stark bemerkt, wie wir in einer internationalen Umgebung waren. Da waren ja die Leute aus allen Staaten und wir waren ja so quasi jetzt einmal nach Persönlichkeit so ein bisschen gefiltert. Und trotzdem haben wir bemerkt, mit den Deutschen, mit den Polen, mit den Tschechen, war es einfacher, sich auf einen kulturellen Code zu verständigen als mit den Iren. Und die Iren mit den Briten. Im Allgemeinen fühlen sich die Österreicher immer als die besseren Kulturdeutschen. Das ist eine Ursehnsucht oder vielleicht ein Phantomschmerz. Ja, und die Österreicher sind unbedingt beliebter. Damit kann man sie immer retten. Sind sie so gut? Und sie haben ein neues Buch in der Schublade, gewissermaßen. Das ist ja schon praktisch fertig. Die Schublade ist schon fast offen. Sagen Sie uns noch ganz kurz, auch da geht es wieder ein bisschen um diese Management in der digitalen Welt. Ja, also es geht eigentlich vor allem um diese sozialen Medien und um den Bereich der Content-Moderation, die sicherstellt, dass wir einfach in Facebook, in Instagram reinschauen können Facebook, in Instagram reinschauen können und sicher sind, dass nichts Schlimmes uns entgegenschaut oder irgendwelche Hassbotschaften. Und die Menschen, die sich darum kümmern, die stehen da im Vordergrund. Aber es ist eben eine junge Österreicherin, kann ich ja kurz erzählen, eine junge Österreicherin, die in Dublin neu angefangen hat, ein Leben, die dort verschwindet und mit ihren Eltern keinen Kontakt mehr nimmt. Und die wollen halt wissen, was ist mit ihr passiert. Und es ist zu einer Zeit, wo eben alles stillsteht. Und der Lockdown unter Irland war da ja sehr streng. Und da übernimmt Petsi halt einen Gefallen für den österreichischen Attaché, mit dem sie arbeitet. Und dieser kleine Gefallen endet halt dann nicht gut. Es ist ein Krimi. Aber es geht viel um diese Szene und um diese Arbeit dieser Menschen. Wann kommt er? Anfang Oktober. Na schön. Ein Bücherherbst nach dem Sommer. Ja, danke Ihnen sehr herzlich für diese vielen Auskünfte, nämlich über Ihr Buch hinaus. Aber noch einmal, das zeichnet die Bücher und das hat ja auch die Jury kundgetan aus. Sie sind so spannend, wie sie auch informativ sind. Ich glaube, das kann man ohne Übertreibung sagen. Boomtown Blues, das jetzt aufliegt und das natürlich auch dort zu erwerben gibt. Dankeschön und schönen Abend noch. Dankeschön. Thank you.