Herzlich Willkommen an diesem durchaus schon frühherbstlich anmutenden Donnerstagnachmittag bei einer weiteren Ausgabe der Sendereihe der Stachel im Fleisch hier aus dem Studio von DorfTV in der Kunstuniversität Linz. Wer hat Angst vor Braunau? Titelt ein neuer Film, der morgen am 1. September in ausgewählten österreichischen Kinos an den Start geht. Die Dokumentation rückt die Inviertler Kleinstadt Braunau in den Mittelpunkt und erörtert den schwierigen Umgang von Politik und Gesellschaft mit dem Geburtshaus Adolf Hitlers. Seit Jahren schwelt darum ein Konflikt, der nicht nur die Gemüter bis heute erregt, sondern vor allem auch die grundsätzliche Frage aufwirft, was aus dem unerwünschten Erbe, das sich ja mittlerweile seit der Enteignung im Besitz, im Eigentum der Republik befindet, auch im Hinblick auf die nachfolgenden Generationen werden soll. Das Bauwerk in Braunau im Zentrum, im Stadtzentrum, ist seit langem Anziehungspunkt verschiedenster rechtsextremer Umtriebe, ein Pilgerort für jede Menge Nazis in der Stadt. Aus diesem Grund traf das Innenministerium infolge der Enteignung im Jahr 2020 die Entscheidung, eine grundlegende architektonische Veränderung vorzunehmen und eine Polizeistation einzurichten und damit, wie es aus dem Ministerium selbst heißt, den Standort, diesen umstrittenen Standort, auf immer und ewig zu neutralisieren. Doch die Debatte rund um dieses Haus in Braunau und darüber hinaus hat dennoch kein Ende gefunden. Allein in diesem Jahr sind verschiedenste Initiativen wieder auf den Plan getreten, die die Debatte wieder neu in Angriff nehmen wollen, die die Frage erneut stellen, ist eine Polizeistation tatsächlich eine geeignete Lösung, gibt es nicht bessere? Auf jeden Fall Braunau kommt aufgrund des in Braunau verorteten Geburtshaus Adolf Hitlers nicht aus den Schlagzeilen und das ist auch der Anlass für mich, vor allem auch aufgrund des Films, der ja morgen startet, die Frage mal in den Mittelpunkt meiner Politikgespräche mit Vorwärtsdrang zu rücken, wichtige Details dabei auch näher auszuleuchten und Zusammenhänge zu hinterfragen. Und ich freue mich, dass ich heute zwei Gäste dazu bei mir im Studio begrüßen darf. Gleich neben mir der Filmemacher und Produzent des Filmes Wer hatweise aus Braunau, noch dazu vom höchsten Repräsentanten, dem Bürgermeister, in der Diskussion schon sehr, sehr hilfreich und wahrscheinlich auch zielführend ist. Herr Schweiger, ich will gar nicht mehr Zeit verlieren und möchte den Titel aufgreifen, den Sie selbst Ihren Film gegeben haben und den mal kurz gleich eingangs auf Sie anwenden. Ich trete die Frage jetzt mal so, inwieweit haben Sie selbst Angst vor Braunau? Der Titel ist genau aus dem Grund gewählt, wer hat Angst vor Braunau, weil diese Angst natürlich auch in mir als Kind und Jugendlicher gesteckt ist, dieses Klischee, die böse, braune Stadt, die Menschen sind dort alles angehaucht und stehen unter dem schweren Einfluss des Geistes Hitlers. Also dieses Vorurteil, das man zwar nie richtig in Worte fassen kann, das aber der Großteil der Österreicher und sogar Deutsche und auch viele Menschen in anderen Ländern, die Braunau von dem Klischee her kennen, in Sicht tragen. Diese Art von Angst, die habe ich gehabt, aber seit ich Braunau kenne, gibt es keine Angst mehr für Braunau. Wenn ich Sie jetzt zum Beispiel da gleich am Anfang, wie Sie das beschrieben haben, die Villigerstädte von Neonazis und und und seit vielen jahren und da kriege ich richtig apokalyptische gefühle als ob dort massen hin marschieren die die polizei abhalten muss also dieses dieses porträt ist vom brauner gegeben haben wenn ich da zuhöre dann muss ich sagen hätte ich auch angst nur ich war jetzt fünf jahre dort und von diesen Massen der Pilger von Neonazis habe ich wenig gesehen. Viele Leute, die hingehen, um Fotos zu machen, aber so dieses apokalyptische, düstere Nazi-Pilger-Ort und Städte, den habe ich nicht gesehen und darum habe ich auch überhaupt keine Angst vor Braunau. habe ich nicht gesehen und darum habe ich auch überhaupt keine Angst vor Braunau. Also ich persönlich erinnere mich sehr wohl noch an Bilder von Aufmärschen von Nazischaren, aber da kann sicherlich auch dann Bürgermeister Weidbacher mehr dazu sagen. Aber noch ist es nicht so weit, Herr Bürgermeister. Ich gehe mal fix davon aus, dass auch in Braunau keine homogene Meinung vorherrscht. Natürlich eine Stadt mit ungefähr 17.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, sicherlich auch da ein heterogenes Meinungsbild. Ich habe bei meinen Recherchen einen Leserbrief gefunden von vergangener Woche in den oberösterreichischen Nachrichten, der meines Erachtens perfekt passt, meine Eingangsfrage an Sie zu richten. Da schreibt der Leserbriefschreiber, dass er 1946 in Braunau geboren ist, nämlich genau vis-à-vis des Hitler-Geburtshauses. Und er ist dann mit seinen Eltern und seiner Großmutter aufgewachsen und erinnert sich, dass eigentlich das Hitlerhaus als solches nie ein Thema war. Wurde nie darüber gesprochen, das war einfach nicht das Geburtshaus Adolf Hitlers. Und erst in neuester Zeit, so weist er darauf hin, wird eine Aufregung darum produziert, die ihm völlig unverständlich ist und kann sich nicht erklären, welche Interessen da sozusagen auch erkennbar wären. Beziehungsweise fragt er dann gleich nochmal, um sich selbst nochmal ins Spiel zu bringen, also ihn interessiert das überhaupt nicht. Wen interessiert das eigentlich? Das ist eine Frage, die ich gleich mal an Sie weitergebe. Schauen Sie, es ist ein historisches Faktum, dass Adolf Hitler bei uns in der Stadt Braunau geboren worden ist. Und mit diesem Faktum wird die Stadt Braunau für immer in den Geschichtsbüchern stehen. Und soweit ich das jetzt aus meiner sicht beurteilen kann hat die stadt und vor allem auch die einwohnerinnen und einwohner gelernt damit umzugehen und damit zu leben das vielleicht in früherer zeit das haus jetzt keine rolle gespielt hat kann ich durchaus nachvollziehen weil wenn man sich überlegt was da schon alles drinnen gewesen ist ob das jetzt schule hat es gedient es war bibliothek drinnen, es war ein Ausweichquartier für Banken, die am Braunauer Stockplatz umgebaut haben. Es hat unterschiedlichste Nutzungen gehabt und lange Zeit hat eben die Lebenshilfe Braunau drinnen eine Werkstätte gehabt mit einem Aktivshop und das war eigentlich aus meiner Sicht und auch aus der Sicht von vielen Paaren glaube ich ein tolles Symbol, weil es einfach genau eine Gruppe da drin war, die im Dritten Reich verfolgt worden ist und die ermordet worden sind. Das war von der Symbolik her, hat das ganz, ganz gut gepasst und war ein guter Kontrapunkt. Das Thema glaube ich ist mit jeder Diskussion, die da zusätzlich angezogen wird, ich bin mir nicht ganz sicher, ob das jetzt richtig ist, aber man überhöhlt fast das Haus aus meiner Sicht mit der Debatte und das ist immer gefährlich, wenn man etwas überhöhlt, weil im Endeffekt Braunau ist jetzt Geburtsort und ist aber kein Tatort. Bei uns in Braunau ist in der Zeit relativ wenig passiert und das kann man auch belegen. Und da macht es umso schwieriger, dann mit dem umzugehen. Aber aus meiner Sicht, ich weiß nicht, ob der Herr Schweiger das bestätigen kann, er hat jetzt fünf Jahre lang dankenswerterweise uns in Braunau begleitet und war bei sehr vielen Veranstaltungen dabei und hat das Leben in Braunau dokumentiert, dass wir einfach im Grunde genommen eine normale Kleinstadt sind, wie viele andere auch, die mit einem Klischee behaftet ist. Und die Schilderung, die sie eingangs gegeben haben, ich kann mich noch erinnern, 2011 haben wir ein schwieriges Erbe, vielschichtiges Erbe gehabt bei den Braunauer Zeitgeschichtetagen. Und da war ein Vertreter da aus Gori, wo Stalin geboren worden ist, und aus Pretappi, oder Giorgio Farasonetti, der damalige Bürgermeister. Und ich kann mich noch erinnern, am ersten Abend, als wir dann nach der Veranstaltung im Guck zusammengesessen sind und mit Händen und Füßen miteinander gesprochen haben, hat er mir erklärt, dass ich irrsinnige Angst gehabt habe, nach Braunau zu fahren, weil er in Pretapio das gewohnt ist, dass dort Aufmärsche stattfinden in SS-Uniformen oder in SA-Uniformen und das Bild hat er eigentlich auf Braunau projiziert und hat irgendwie auch so ein bisschen einen düsteren Eindruck gehabt von der Stadt. Sie sind dann ganz bald in der Früh an einem wunderschönen Herbsttag nach Braunau gekommen, blauer Himmel, strahlendes Sonnenschein und den ersten, den sie in Braunau begegnet sind, war ein Italiener, der in der Salzburger Forst damals ein Eiskaffee betrieben hat. Und damit war das Eis gebrochen und sie haben sich irrsinnig wohl gefühlt und sind dann mit einem ganz anderen Bild nach Hause gefahren. Herr Schweiger, mit Ihrem Film wollen Sie ja auch den internationalen Markt überzeugen. Ich habe mir näher angesehen, wie Sie die Beschreibung des Filmes auf Deutsch gewählt haben, auch die Wahl des Titels und wie Sie das übertragen haben in die englische Sprache. Und da ist mir eines aufgefallen. In der deutschen Version trägt der Film den Titel Wer hat Angst vor Braunau? Und in der englischen Version lautet der Titel Who's afraid of Hitler's town? Das ist bei näherer Betrachtung ein Paradigmenbruch, weil sie in der ersten Version der Deutschen sozusagen Braunau relativ offen halten, wie das zu beschreiben ist, während in der englischen Version sie quasi Braunau zur Hitlerstadt erklären. Das weist ja letztlich auch auf unterschiedliche Absichten und Intentionen hin. Was haben Sie sich dabei gedacht? Die Intention ist genau dieselbe. Es ist nur eine Frage der Konnotationen. Sie wissen, einen Satz zu übersetzen, der mit Konnotationen und Doppelbedeutungen spielt, ist in der Poesie fast unmöglich. Er muss immer einen Kompromiss machen. Braunau ist schon im Wort Braunau, Braun, drinnen. Diese Anspielung, die auch im Film vorkommt, die ja von der Farbe her auch die Farbe der Nazis ist. Braunau hat gleichzeitig in Österreich ein ganz bestimmtes Klischee bedient. Es ist eine ganz bestimmte Vorstellung. Im deutschsprachigen Raum ist Braunau nicht einfach ein Name, auf das Sie vielleicht Bezug nehmen, sondern mit dem Namen eine ganz bestimmte Bedeutung und eine ganz bestimmte Konnotation, die eben, wie ich sie gehabt habe als Jugendlicher, als Kind, die braune Stadt, die Hitlerstadt, die Stadt, wo Hitler ist, wo sie Nazis sind. Die Frage natürlich ist ironisch auf eine gewisse Weise gemeint. Wer hat Angst vor Braunau? Heißt ja schon, haben wir Angst vor Braunau? Das hängt ganz in engem Zusammenhang, Bedeutungszusammenhang mit dem, was Braunau bedeutet, in seiner doppelten Bedeutung, in seiner vielen Konnotationen. Wenn man das jetzt übersetzt, Braunau, dann geht das vollkommen verloren, weil Braunau heißt vielleicht für einen Iren oder für einen Kanadier nichts anderes als Braunau und er würde sich nichts darunter vorstellen. Wenn er jetzt aber das Wort Hitler-Town ist, dann ist das eine der vielen Konnotationen, die es im Deutschen hat, nämlich die direkte Beziehung von Braun, Hitler, Nazi und diese Assoziation entsteht dann. Und natürlich kann man nicht alle Konnotationen übersetzen, es ist undenkbar, aber man kann ein paar davon übersetzen und das ist die Intention. Besonders wäre der Titel vollkommen, ich hätte ihn vollkommen anders titulieren müssen. Also es ist schon auch diese Ironie auf eine gewisse Weise und diese geringere Konnotation drinnen, aber es ist wichtig, dass man es in Beziehung zu Hitlers stellt, um dann, wenn man den Film dann gesehen hat, dass man keine Angst vor Hitlertown haben muss und dass dieses Hitlertown eigentlich nichts anderes ist als eine Zuschreibung und ein Stigma, das intentioniert oder einfach konstruiert ist, aber keinen Inhalt hat. Aber dazu braucht es diesen ersten Zugang und dazu muss diese eine Konnotation auf jeden Fall dabei sein, die natürlich reduziert ist im Englischen, aber es geht halt nicht anders. Ich weigere mich andererseits, Übersetzungen zu machen, die halt vollkommen anders sind. Also einen könnte ich auch eine Reise in eine Kleinstadt oder so nennen und das wäre halt was völlig anderes und das wollte ich nicht. Perfekt ist es unmöglich zu übersetzen. Ich habe schon viele Filme gemacht und es ist nur selten möglich, eine wirklich direkte Übersetzung zu machen. Meistens muss man Kompromisse machen und hier ist es nicht anders gegangen. Wir alle erleben ja diese Problematik, wenn wir beispielsweise auf Arte Filme sehen, da hat man immer quasi die deutsche Version und die französische, da sieht man oft große Differenzen. Aber da werde ich jetzt nicht hängenbleiben, Herr Bürgermeister. Herr Bürgermeister, die Frage, inwieweit eine Stadt, eine Stadtgesellschaft unweigerlich oder zwangsläufig quasi sich mit dem Geburtshaus eines Diktators auseinandersetzen muss, ist jetzt mal dahingestellt, aber dennoch, Sie vertreten, Sie repräsentieren die Braunauer Stadtpolitik. Inwieweit leiten Sie aus Ihrem historischen Erbe eine Verantwortung ab? Beziehungsweise wie können Sie diese Verantwortung tatsächlich lebendig machen? Wie können Sie diese Verantwortung gestalten? Es ist immer ganz, ganz schwierig für eine Stadt in unserer Größe, sowas zu bewerkstelligen. Wir versuchen halt mit unseren Möglichkeiten und unseren Mitteln da etwas zu bewegen und ich bin sehr, sehr dankbar, dass das seit Jahrzehnten auch von der gesamten Spanauer Stadtpolitik mitgetragen wird und man hat versucht, über verschiedene Bereiche da erstens dem vielleicht etwas entgegenzustellen, aber auch, eins muss uns allen bewusst sein, sowas, was damals passiert ist, darf nie wieder passieren. Und da sind wir alle gefordert, dass wir das einfach unseren nachfolgenden Generationen auch aufzeigen, was damals passiert ist, und dass es einfach gilt, das zu verhindern, dass in Zukunft wieder sowas passiert. Wir haben zum Beispiel die Braunauer Zeitgeschichtetage, die gibt es jetzt seit über 30 Jahren, wo ich mir immer versuche, Themen im zeithistorischen Kontext mit der NS-Zeit aufzuarbeiten und zu zeigen, immer den Bezug zur regionalen Geschichte, zur österreichischen Geschichte und zur internationalen Geschichte, dass man das immer ein bisschen in einen Kontext stellen kann. Und da bin ich irrsinnig dankbar, dass wir da den Verein für Zeitgeschichte haben, die das da wirklich großartig machen. Gleichzeitig war zum Beispiel ein Park, den wir gemeinsam mit den Franziskanerinnen zu Vöcklerbrock, den Jägerstätterpark, der einfach an Franz Jägerstätter, der als Werdensverweigerer hingerichtet worden ist, erinnert. Es sind Stolpersteine verschlickt worden. Das ist das Projekt von Gunter Demnig, wo es an Opfer des Nationalsozialismus direkt aus der Stadt erinnert wird, die vor den damaligen Häusern oder Wohnungen verlegt worden sind. Wir haben Straßennamen nach Opfern der NS-Zeit benannt und einfach versucht, über diese Mittel und Wege einfach dem etwas entgegenzusetzen. Genauso wie der Gedenkstein, der Mahnstein, der direkt vorm Geburtshaus steht. Das war ein Projekt meines Vorgängers, von Gerhard Skiver und von seinem damaligen Kulturstadtrat von Wolfgang Simböck, die da einfach auch die Intention gehabt haben, dem etwas entgegenzusetzen. Dass man einfach sieht, wann das Haus schon fotografiert wird, dass auch dann der Gedenkstein drauf ist. Das war eigentlich der tiefere Sinn. Und da bin ich meinem Vorgänger ungeheuer dankbar, dass das damals realisiert worden ist. Und das sind halt die Dinge, die wir versuchen. Dinge, die wir versuchen. Wir können natürlich nicht alles bewerkstelligen, weil wir einfach auch da die Möglichkeiten leider nicht dazu haben. Und ich glaube, unser Ziel ist es einfach, dass man das nicht vergisst, was damals passiert ist, dass man auch vor allem den jüngeren Generationen das näher bringt, dass sowas nie wieder passieren darf. Und das sind aus meiner Sicht alle demokratischen Kräfte, die wir haben, gefordert, dass wir da wirklich, oder aus Gesamtgesellschaft sind wir da gefordert, dass wir da einen Rahmen herstellen, dass einfach so Bestrebungen, wie es damals war, einfach nicht mehr kommen können. Das ist in der jetzigen Zeit, was wir jetzt erleben, äußerst schwierig. Das ist in der jetzigen Zeit, was wir jetzt erleben, äußerst schwierig. Herr Schweiger, ich werde in dieser Sendung nicht spoilern und allzu viel von Ihrem Film vorwegnehmen. So viel sei verraten. Gleich in der ersten Eröffnung im Film legen Sie los mit einem Zitat von Aleida Aßmann. Wir leben im Schatten der Vergangenheit. Aleida Aßmann, eine von mir in hohem Maße geschätzte Kulturwissenschaftlerin. Ich bin ja selber auch Zeithistoriker, habe mich sehr viel mit Erinnerungskultur, Gedenkpolitik beschäftigt. Aleida Aßmann hat wie kaum eine zeitgemäße Form von heute auch damit geprägt. Ein anderes Zitat aus Aleida Assmanns Standardwerk, sozusagen der lange Schatten der Vergangenheit, lautet, dass sie darauf hinweist, dass sozusagen die Shoah ist wie eigentlich das weltweit bestdokumentierte Menschheitsverbrechen. Also wirklich, wir wissen in Wahrheit sehr viel, wiewohl wir noch immer nicht und vielleicht auch nie erreichen werden, alles tatsächlich verstehen und nachvollziehen werden. Aber dennoch ist das jetzt sehr reichhaltig dokumentiert. Sie macht sich allerdings Sorgen, dass dieses Erinnerungswissen mittlerweile schon so stark in unser aller, es ist jetzt eine schwierige Frage, in unser aller kulturelles Gedächtnis übergehen wird, dass wir eigentlich darauf achten müssen, auf die Qualität des Erinnerns. Ist das etwas, was Sie auch bewogen hat, sozusagen stückweit diese Qualität des Erinnerns mit zu diskutieren, zu verorten? Weil Erinnern ist einerseits etwas sehr Individuelles, was sehr Persönliches ist, ist aber natürlich auch etwas Kollektives, was Gesellschaften natürlich immer nachhaltig bewegt und beschäftigt. Ist ja auch nicht so einfach. Ja, absolut. Es ist sehr, sehr interessant, dass Sie Lady Aßmann zitieren, weil es genau an dem Punkt ist, der Hebel, an dem ich in dem Film ansetze, und zwar kulturelles und kommunikatives Gedächtnis. Das kulturelle Gedächtnis ist das Gedächtnis, das sich in die Gesellschaft einprägt, im Laufe der Zeit, der Jahrhunderte, also das, was überbleibt an Erinnerung und das kommunikative Gedächtnis, das sie ja mit ihrem Mann entwickelt hat, den Begriff, ist das, das über die letzten 80 Jahre, drei Generationen geht. Und das ist das lebendige Gedächtnis. Und ich glaube, es ist eine große Gefahr, genauso wie Sie es beschreibt, die Aleida Aßmann, dass wenn das Wissen um den Holocaust und die Verbrechen und die Mechanismen, die zu diesen Machtstrukturen geführt haben, die Nationalsozialisten, wie sie agiert haben, wenn das verloren geht und nur ins kulturelle Gedächtnis übergeht und dann nur noch in der Hand von HistorikerInnen behandelt wird und weitergegeben wird, dann fehlt die emotionale Bindung des kommunikativen Gedächtnisses, das über Generationen geht und das die Dinge lebendig hält. Und darum heißt der Titel vom Film, der Untertitel ja auch, ein Haus und die Vergangenheit in uns. Denn die Vergangenheit ist mehr als nur ein Blick auf die Vergangenheit. Die Vergangenheit lässt Spuren in uns. Und diese Spuren gehen über die Generationen und sind lebendig. Das heißt, wenn wir diese Spuren im Negativen wie im Positiven aufspüren und betrachten, dann ist der Blick in die Vergangenheit keine in die Vergangenheit zeitlich, sondern sie ist in die Reste der Vergangenheit in uns. Und deshalb ist im Film so wichtig, dass die Auseinandersetzung mit der Familienerinnerung in den Familien, die Auseinandersetzung mit den Täter, Täterinnen, Dulderinnen, Mitwissern und denen im Nationalsozialismus erzogenen Österreicherinnen, die gibt es ja praktisch nicht. Das hat eine große, oder zumindest die Intention ist da, eine große Aufarbeitung in Richtung der Opfer zu machen, sie anzuerkennen, Restitutionen, die Verbrechen zu zeigen, die entstanden sind, aber wer sie gemacht hat, nicht, oder wer sie mitgetragen hat, nicht. Und dieser Teil der Geschichtserinnerung ist ja nicht wirklich offen erforscht worden oder gelebt worden und dennoch betrifft es den Großteil in Österreich. Wir sind einfach zu einem großen Teil Nachkommen dieser Täterinnen, Dulderinnen, Mitwisser oder im Nationalsozialismus erzogenen Menschen. Und da ist der Anknüpfungspunkt, hinter die Fassade zu schauen und in dieser Familiengeschichte zu beginnen. Und es steht einfach an, hier sich damit auseinanderzusetzen. hier sich damit auseinanderzusetzen. Und dann bleibt es lebendig. Auch wenn in der dritten Generation die Menschen, die im Nationalsozialismus verantwortlich waren oder erwachsen waren, schon gestorben sind, ist trotzdem viel Information auf die eine oder andere, selbst durch das Schweigen, das ja großteils war, durchgedrungen in die nächste Generation. Und die hat wieder Dinge in die Gegenwart getragen. Und in der Auseinandersetzung muss man das Kommunikative Gerechtigkeit, also die drei Generationen in Erinnerung immer lebendig halten, damit es eine emotionale, persönliche Bindung gibt. Denn wenn es die nicht mehr gibt, wie manche, nicht alle Historikerinnen verlangen, dass nur noch sie dafür verantwortlich sind, die Erinnerung aufrecht zu erhalten, dann gibt es diesen Bruch mit der persönlichen Bindung. Und dann ist es möglich, dass viele Menschen wirklich vergessen oder sich nicht mehr dafür interessieren. Und dann, wir sind ja nicht sicher, ich sage ja auch im Film, wir fühlen uns so sicher von der Vergangenheit, aber sind wir das wirklich? Dann kann sich die Vergangenheit wiederholen, wenn es nur noch eine intellektuelle Bindung an die Zeit gibt und keine persönliche, emotionale, familiäre. Eine große Herausforderung. Herr Bürgermeister Weidbacher, im Jahr 2017 hat dann nach vorangegangenem Beschluss des österreichischen Nationalrats tatsächlich die Enteignung stattgefunden. Die Eigentümerin, so die Auskunft auch aus dem Innenministerium, habe sich über lange, lange Zeit nicht verhandlungsbereit oder sinnvoll verhandlungsbereit erwiesen. Deshalb sei dieser Schritt notwendig geworden. Das wurde dann auch angefochten. Das Höchstgericht, der österreichische Verfassungsgerichtshof, hat dann diese Enteignung 2019 bestätigt. Seither liegt die Entscheidung vor, dass das Haus, ich habe es eingangs erwähnt, architektonisch verändert werden soll und dort eine Polizeistation einziehen soll. In dem Film von Günter Schweiger wird eines deutlich, nämlich ein gewisser rebellischer Geist des Filmemachers, der gleichzeitig auch emanzipatorisch appelliert, wir sollen endlich wegkommen von einer Bevormundung durch Autoritäten. Die Braunauerinnen und Braunauer, das habe ich auch im Vorfeld bei der Pressekonferenz immer wieder gehört, sollen dasselbe in die Hand nehmen, denn sie seien die, die das am besten können. Sie leben ja mit dem Haus und sollten eigentlich diejenigen sein, die über den weiteren Verbleib und dessen Zukunft entscheiden. Ist das eine Ansicht, die Sie teilen? Ist das Geburtshaus Adolf Hitlers und was in weiterer Zukunft daraus geschehen soll, wirklich eine innerbraunauer Angelegenheit oder gibt es da so etwas wie eine globale, internationale Konflikt-Kulturerbe-Dimension? Ich würde eher das Zweite sagen. Ich glaube, dass nicht ein reines Braunauer Thema sein kann. Aus meiner Sicht ist es ein Thema, das zumindest österreichweit behandelt gehörte. Es ist immer schwierig. Auf der einen Seite sind wir alle bestrebt, dass man möglichst viel einbindet, dass man möglichst vielen die Möglichkeit gibt, dass man sich äußert. Die Schwierigkeit in dem Fall, die ich sehe, ist einfach im Deignungsgesetz begründet. Ich war bei sehr vielen Gesprächen mit der Eigentümerin auch dabei und wir haben ja eigentlich da schon gestartet im Jahr 2012 mit den ersten Gesprächen mit der Eigentümerin auch dabei und wir haben ja eigentlich da schon gestartet im Jahr 2012 mit den ersten Gesprächen und man hat dann unterschiedliche Konzepte entwickelt, ist dann mit denen zu der Eigentümerin gegangen, weil das einfach Bedingung war im damaligen Mietvertrag, dass man quasi ohne Dossierstimmung der Eigentümerin fast nichts zu machen hat können in dem Haus. Und letztendlich hat es zu keinem der Konzepte, die da entwickelt worden sind, eine abschließende Äußerung gegeben seitens der Eigentümerin, weder im negativen noch im positiven Sinn. Es ist einfach keine Rückmeldung gekommen. Und letztendlich hat sich dann der Bund im Jahr 2016 dazu entschieden, wirklich den Weg der Enteignung zu gehen. Ich glaube, das ist keinem in dieser Republik schwergefallen, das ist ein einzigartiges Gesetz, das damals wirklich auch vom Nationalrat mit großer Mehrheit beschlossen worden ist. Und in dem Gesetz ist ja eigentlich schon quasi der Nachnutzungszweck fast vorgegeben oder zumindest sehr eingeengt. Und letztendlich hat man sich dann dazu entschlossen, seitens des Eigentümers des Bundesministeriums für Inneres, dass man eben Expertenkommissionen einsetzt. Bei der ersten war ich nicht dabei, ich war dann in der zweiten. nicht dabei, ich war dann in der zweiten und man hat sich dann mit dem auseinandergesetzt, welche Nachnutzungsmöglichkeiten im Rahmen der gesetzlichen Rahmenbedingungen die vorhanden sind und Sie haben es richtig gesagt, es ist ja abgeprüft vom Verfassungsgerichtshof, wenn man sich die Erläuterungen dazu durchliest, kann man sich glaube ich sehr vieles erklären und gleichzeitig ist es auch vom Europäischen gerichtshof gelandet und hat auch dort gehalten und das ist für mich so der rechtliche rahmen und da hat man einfach dann nicht mehr recht für möglichkeiten gehabt der nachnutzung und das ist immer noch schwierig waren quasi ich kann sie zu freien quasi zu freien abstimmung kann es nicht zur freien Abstimmung freigeben, weil ich einen Rahmen habe. Jetzt wird es natürlich dann schwierig, wie kann ich dann alle erklären, was ist der rechtliche Rahmen und was ist eigentlich möglich und da hat man eben dann in der Expertenkommission wirklich darum gerungen und letztendlich ist dann die sozialkaritative Nachnutzung oder die administrative Nachnutzung endgültig übrig geblieben und es hat dann sehr, sehr viele Gespräche und lange Gespräche mit der Lebenshilfe Oberösterreich gegeben, wo wir einfach gemeinsam versucht haben, wieder eine Lösung zu finden beziehungsweise ein Konzept zu entwickeln. Und letztendlich sind wir dann am Enteignungsgesetz gescheitert. Und das hat dann dazu geführt, dass dann die Lebenshilfe einfach einen Rückzieher gemacht hat. Und wenn man sich das Enteignungsgesetz durchliest, dann hat sich die Republik Österreich dazu verpflichtet, jegliches bejahendes Gedenken in der Salzburger Vorstadt Nummer 15 zu unterbinden. Und das lässt sich halt mit einem sehr offenen Konzept schwer umsetzen. Das heißt, man muss da eher geschlossen sein. Das ist natürlich dann halt das Schwierige, dass man das nach außen transportiert und kommuniziert. Da würde ich jetzt gern zuerst eine Frage stellen und dann etwas Konkretes dazu sagen. Was steht da genau drinnen im Enteignungsgesetz? Wie ist es genau? Würde mich jetzt interessieren, wie du das beschreibst. Also ich habe jetzt den genauen Gesetzeswortlaut nicht dabei, aber im Endeffekt geht es darum, dass jegliches bejahendes Gedenken an den Nationalsozialismus in der Salzburger Vorstadt auch zukünftig zu unterbinden ist und den Ort einfach, quasi den Ort zu entmystifizieren. Den Nimbus genommen. Den Nimbus zu nehmen, genau. Das ist da drinnen gestanden. Und die Entscheidung über die Nachnutzung obliegt dem Bundesminister Verinneres. Ich habe das ja schon öfter gehört und ich weiß ja auch, wie positiv Sie ganz am Anfang von unserem Projekt, wir haben ja 2018 begonnen, wie positiv Sie der Lebenshilfe gegenübergestanden sind, als Ideallösung damals. Wenn man das jetzt so hört, möchte man meinen, wenn die Lebenshilfe da gestanden sind, als Ideallösung damals. Wenn man das jetzt so hört, möchte man meinen, wenn die Lebenshilfe da drinnen ist, wäre das eine bejahende Einrichtung, die dem Nationalsozialismus bejahend gegenübersteht. Das würde ja heißen, wenn sie drinnen steht, wenn man an dem scheitert, dann wäre das ja bejahend. Und ich kann jetzt den Text vom Gesetz vorlesen. Der Bund verpflichtet sich, die enteignete Liegenschaft in seinem Eigentum zu behalten und einer Nutzung zuzuführen, die der dauerhaften Unterbindung, der Pflege, Förderung oder Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts oder eines bejahenden Gedenkens an den Nationalsozialismus dient. Vielleicht darf ich ganz kurz zur Aufklärung beitragen. Die Lebenshilfe ist 2011 ausgezogen, weil die Eigentümerin sich geweigert hat, Umbaumaßnahmen vorzunehmen, die quasi das Haus barrierefrei zu gestalten, die notwendig gewesen sind, eine Barrierefreiheit, um dort sozusagen mit den behinderten Menschen arbeiten zu können. notwendig gewesen hat, eine Barrierefreiheit, um dort sozusagen mit den behinderten Menschen dort arbeiten zu können. Jahre später war dann die Entscheidung gegeben mit der Enteignung und der Diskussion um Nachnutzung, da ist der Landeshauptmann Josef Bühringer an die Lebenshilfe herangetreten und hat gesagt, das wäre doch eine Idee, wenn ich dort wieder einziehe, dann hat die Lebenshilfe tatsächlich ein Konzept entwickelt, ist aber mit dem Innenministerium ganz einfach nicht handelseins geworden, weil das Innenministerium wollte eine geschlossene Variante, ein geschlossenes System und das hat die Lebenshilfe abgelehnt, das ist für unsere Zwecke nicht möglich. Wir wollen ein offenes System, vor allem weil wir dort eine künstlerische Werkstätte oder sowas einrichten wollen. Das heißt, daran hat es sich gespießt und damit war es erledigt. Ich habe gesagt, die haben das dann zurückgezogen. Das ist aber gar nicht im Grollgeschehen, gar nicht im Konfliktgeschehen, sondern es hat sich einfach nicht gepasst. Und jetzt möchte ich wieder zurück zum Gesetz und jetzt muss ich leider, weil wir sind live und es noch einmal lesen, weil die Zuschauer und Zuschauerinnen werden es vergessen haben. Der Bund verpflichtet sich, die enteignete Liegenschaft in seinem Eigentum zu behalten und dieser einer Nutzung zuzuführen, die der dauerhaften Unterbindung, der Pflege, Förderung oder Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts oder eines bejahenden Gedenkens an den Nationalsozialismus dient. offensichtlich, und das ist ja ganz klar, natürlich keiner Neonazi-Gruppe diesen Ort schenkt, damit sie dort ein bejahendes Gedenken an den Nationalsozialismus pflegen. Aber alles andere, also jede andere Nachnutzung, die eben nicht eine Hitler bejahende und Nationalsozialismus bejahende Nutzung wäre, ist offen. Das heißt, natürlich kann die Lebenshilfe hineinkommen, natürlich kann ein Museum hineinkommen. Dass ein Aufarbeitungsort, der sich jetzt kritisch natürlich mit den Tätern oder mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzt, ein Gedenkort, es könnte pädagogisch genutzt werden, all das steht nicht. Es wird immer behauptet, im Enteignungsgesetz stünde diese Einschränkung. Die steht überhaupt nicht. Und es steht auch nicht drinnen, dass man es zusperren muss, weil es so gefährlich ist, dass Neonazis reinkommen. Das steht einfach nicht drin. Man darf dort drinnen nicht dem Nationalsozialismus frönen, was logisch ist, aber nicht nur da in dem Haus, sondern in keinem Haus in Österreich. Wir haben ein Wiederbetätigungsgesetz. Es ist unmöglich in irgendeinem Haushalt, Ort, sei es draußen drinnen in Österreich, dem nationalsozialistischen Gedankengut ein bejahendes Gedenken zu geben. Also das ist ja das Gesetz beschreibt und unterstützt das, was sowieso das Wiederbetätigungsgesetz sowieso sagt. Jede andere Nachnutzung wäre möglich. Natürlich die Lebenshilfe, aber alles andere auch. Und es wird immer vom Innenministerium, und auch jetzt in dem Fall von Ihnen, argumentiert, das Gesetz zwingt uns dazu, dass wir das zusperren und die Lebenshilfe konnte nicht rein. Die Lebenshilfe wollte rein und ist raus reingehend. Das Öffnen ist natürlich nach dem Gesetz möglich, wie bei jeder anderen. Man hat sich halt anders entschieden, aber nicht, weil es im Gesetz steht, sondern weil man offensichtlich so wollte. Ich glaube auch nicht, dass jemals auch jetzt in dieser Diskussion so verstanden werden sollte, dass die Lebenshilfe per se durch das Enteignungsgesetz ausgeschlossen werden sollte, sondern ich kann schon, und da gibt es ja auch jede Menge Forschungsergebnisse, zuletzt hat auch die von mir sehr geschätzte Conflict Heritage Expertin, die Laura Langeder, auch dazu publiziert, dass natürlich Orte schon alleine dadurch auch problematisch werden, weil sie so, wir haben vom Nimbus gesprochen, weil sie auch so als oratische Orte so einen Anziehungspunkt darstellen. Natürlich wollen Menschen rein, um sei es nur Geschichte zu atmen. Das ist zum Teil Realität, kann man psychoanalytisch ergründen und wie auch immer. Aber dass das Innenministerium sagt, okay, genau das wollen wir unterbinden, egal was drin ist. Wir wollen keine Zutrittsmöglichkeit schaffen. Wir wollen eine Zutrittskontrolle haben. Das kann ich schon nachvollziehen. Ob jetzt die Polizeistation das richtig ist, das sei jetzt mal dahingestellt. Aber das kann ich nachvollziehen, weil man natürlich genau das unterbinden will schon in einer sehr frühen Access-Kontrolle, in einer Zugangskontrolle. Aber das ist ja ganz kurz, das ist ja für mich ist das so, ich muss wirklich sagen, absurd, weil wenn das jetzt dieser Ort, wenn wir uns jetzt 1946 befinden würden in dem Jahr, dann könnte ich so eine Entscheidung verstehen, weil da war bis 45, bis zum 8. Mai 45, war dieses Haus, das repräsentierte den Geburtsort des Führers und war halt dementsprechend wahrscheinlich auch, und war halt dementsprechend wahrscheinlich auch, wurde so erlebt. Und dass dann, dass man dieses Haus dann nicht zugänglich macht, 1946 oder 1945 nach dem 8. Mai, könnte ich verstehen. Aber seit dem 8. Mai 1945 bis 2011 ist dieses Haus offen gestanden, genau, offen gestanden, ohne verschiedenste Nutzungen, Sie haben es ja selber vorher erwähnt, und es ist nicht so gewesen, dass dann in Braunau Hunderttausende von Nazis aufgetaucht werden und alle Braunauer und Braunauerinnen, wie es halt das Klischee sagt, Rechtsradikale werden, sondern sie haben ganz natürlich und offen damit gelebt. Dieses Zusperren des Hauses wird ja erst jetzt konstruiert. Und jetzt, wo die meisten ehemaligen Nationalsozialisten, die damals wirklich verantwortlich waren für die Verbrechen oder für das Mittragen dieses Systems, die sind ja nicht mehr am Leben. Also die Gefahr war 1946 viel größer, dass es missbraucht wird als heute. Und dennoch sperrt man es plötzlich, nachdem Braunau mehr oder weniger das Haus verloren hat für sich, will man es zusperren mit einer Begründung, die für mich vielleicht gültig wäre 1946, aber nicht jetzt, wenn da jahrzehntelang die Leute raus und rein gegangen sind. Warum muss man das jetzt zusperren? Was hat sich grundlegend verändert? Ich schlage jetzt vor, dass wir einfach sozusagen diese Entscheidung mal zur Kenntnis nehmen. In die Zukunft blicken, Herr Weidbacher, das interessiert mich eigentlich ganz besonders. Wie sehen denn Sie in die Zukunft? Jetzt ist mal eine Entscheidung getroffen, das wird jetzt architektonisch verändert. Durch die Corona-Pandemie hat sich das alles zeitlich verzögert. Es sollte in diesem Jahr schon abgeschlossen sein. St stattdessen wird das jetzt erstmal in Angriff genommen. In fünf Jahren sind wir klüger, wissen wir mehr, inwieweit dieser Ne-Palast in irgendeiner Weise von Braunau abgeschüttelt sein? Oder wenn man dort einen Disney World hinbaut oder einen Burger King, keine Ahnung, dass das trotzdem immer dieser Anziehungspunkt bleiben wird mit dieser Aura, der einfach eine gewisse Attraktivität erzeugt. Also, wie eingangs schon erwähnt, das ist ein historisches Faktor, dass Adolf Hitler bei uns in der Stadt Brauner geboren worden ist und mit dem sind wir für immer verbunden, mit dem wir für immer in den Geschichtsbüchern stehen. Genauso wird es sein, unabhängig von der Nachnutzung, wird es immer Hitlers Geburtshaus bleiben. Die Stadt Salzburg auf Vorstadt 15 in 52, auch zu Brauner wird es immer Hitlers Geburtshaus bleiben. Die Stadt Salzburg auf Vorstadt 15, in 52, auch zu Braunau, wird immer Hitlers Geburtshaus bleiben. Ob man jetzt mit der Nachnutzung wirklich eine Verbesserung herbeiführen kann, das wird sich weisen. Das kann man jetzt noch nicht sagen. Ich sage einmal, es ist ganz, ganz schwer. jetzt noch nicht sagen. Ich sage einmal, es ist ganz, ganz schwer. Das, was einfach mir am Herzen liegen würde, ist, dass wir einfach einmal wegkommen könnten von den Klischees, so wie Sie es genannt haben, dass Braunau eine braune Stadt ist. Weil Braunau war nie eine braune Stadt und wird es auch hoffentlich in Zukunft nie sein. das glaube ich, an dem müssten wir arbeiten. Gemeinsam. Dass wir das wirklich brechen und vielleicht bis jetzt glaube ich, an dem müssten wir arbeiten, gemeinsam, dass wir das wirklich brechen und vielleicht bis jetzt glaube ich, hat man das vielleicht, ich möchte jetzt niemandem zu nahe treten, vielleicht ein bisschen bequem gemacht, man hat immer alles Richtung Braunau kanalisiert, wir haben sehr viel abgefangen und ich glaube, da wäre es jetzt einfach auch an der Zeit, dass man das historische Erbes annimmt. Aber das kann jetzt aus meiner Sicht nicht nur eine Aufgabe der Stadtgemeinde Braunau sein, sondern es muss eine Aufgabe der Republik Österreich sein. Und eine Aufgabe von uns allen als Gesellschaft, dass wir uns dem stellen. Ich glaube, dass es ganz, ganz wichtig ist, dass wir aus der vergangenheit lernen man sieht wie schnell zum beispiel extreme tendenzen zur destabilisierung führen man sieht es gerade jetzt an der geopolitischen situation wer hätte das gedacht dass wir im jahr 2022 auf einmal einen krieg mitten in europa haben eigentlich direkt vor der Haustür. Und ich glaube, das muss man einfach auch wirklich, das haben wir gefordert, dass wir alle gemeinsam daran arbeiten, dass wir Rahmenbedingungen schaffen, dass die Demokratie einfach stabil bleibt und stabil ist. Und aus meiner Sicht braucht es auch ein starkes Europa. Ich bin in erster Linie Braunauer, Innsviertler und Österreicher, aber dann auch Europäer. Und ich bin überzeugter Europäer, weil das, was viele gerne übersehen, Europa hat uns eines gebracht, nämlich Frieden. Wir haben die längste Friedensperiode, die es jemals gegeben hat und mit allen Vor- und Nachteilen, die Europa mit sich bringt. Und da glaube ich, sind wir gerade, ich möchte jetzt nicht pathetisch sein, aber gerade bei uns im Grenzrennen, der Grenzrennziger und mit Simbach gemeinsam, wir können, glaube ich, zeigen, wie Europa funktioniert. Weil wir einfach ein Lebensraum, ein Wirtschaftsraum sind. Und ich glaube, das wird uns noch egal, unabhängig von der Nachnutzung, glaube ich, es wird immer Hitlers Geburtshaus bleiben. Und es wird wahrscheinlich auch nie die idealtypische Lösung geben, aus meiner Sicht. Es wird immer, bei jeder Lösung wird es immer Pro und Kontras geben. Ich glaube, Sie haben jetzt etwas ganz Wichtiges erwähnt, das Thema Demokratie. Und ich weiß, es ist Ihnen sehr wichtig und auch mir, wenn einem Demokratie wichtig ist, dann muss man Demokratie auch leben. Und die Nachnutzung und der Umgang mit dem Haus, die Entscheidung der Nachnutzung ist alles andere als demokratisch gewesen. Man hat weder die Braunauer und Braunauerinnen da einbezogen, noch hat man die Bevölkerung Österreichs, weil es ist natürlich ein größeres, ich würde immer sagen, zuerst ein Braunauer-Thema und die Braunauer und Braunauerinnen müssen entscheiden, was sie wollen. Aber es betrifft uns Österreicher alle. Aber die Entscheidung für die Nachnutzung ist alles andere als demokratisch gewesen, sondern sie ist einfach zuerst von einer Kommission vorgezeichnet worden und dann von einer Gruppe von Leuten im Innenministerium, die nicht ganz klar ist, wer, um den Interimsminister Peschorn, einfach über die Köpfe der Leute hinweg entschieden worden. Es hat jetzt eine Umfrage gegeben vor drei Monaten, die von einer Privatinitiative finanziert wurde, weil es leider das Ministerium, und ich glaube, es wäre das Erste gewesen, was sie hätten machen müssen, bevor sie einen Entscheid machen für die Nachnutzung, was wollen die Österreicher und Österreicherinnen. Und in dieser Umfrage ist ganz klar herausgekommen, dass nur 6% der Österreicher und Österreicherinnen die Polizei in dem Haus haben wollen. Also 94% der Österreicher und Österreicherinnen wollen das nicht. Und trotzdem ist es einfach entschieden. Es gibt aber andere Varianten. Ja, aber das ist halt so, das ist ein Faktum, diese Umfrage. Und entspricht auch, jetzt als Filmemacher ist ich immer dauernd unterwegs und spreche mit unglaublich vielen Leuten und entspricht eigentlich sehr genau dem, was ich auch zum Beispiel in Braunau herausgehört habe. Die Polizei dort drinnen ist ja auch logisch. Wer will schon Hitlers Geburtshaus mit Polizei assoziieren? Ich denke mir sogar, die Polizei selber ist nicht sehr glücklich darüber. Und das hat man einfach entschieden. Und das weiß man auch. Man weiß mit Sicherheit im Ministerium, dass der Großteil der Österreicher das nicht will. Und man drückt es trotzdem durch. Einfach nur, ich weiß nicht warum. Weil was wäre so schlimm, da noch einmal drüber nachzudenken. Jetzt auch noch mit dem sogenannten Fund, den wir gemacht haben in dem Film, wo diese Art der Nachnutzung den Schatten von Hitlers Willen sogar hat. Was ist so schwer, noch einmal drüber nachzudenken? Denn es kann doch nicht sein, dass eine kleine Gruppe von gut intentionierten, von mir aus, Menschen für Millionen von Österreichern entscheidet, wissend, dass sie das jetzt, ab jetzt wissen, seit der Umfrage, und sie können gerne weitere Umfragen machen, ich bin mir sicher, das Ergebnis ist immer das gleiche, wissend, dass die Österreicher und Österreicherinnen das nicht wollen, in ihrer großen, großen Mehrheit, einfach durchzieht, das finde ich keinen demokratischen Geist und vor allem belastet es unsere Zukunft, weil das werden sich die Österreicher schon merken und Österreicherinnen, dass das einfach draufgesetzt ist und unglücklich ist. Ich verstehe Ihren kritischen Zugang allemal, nur wir sprechen halt hier nicht um die Umgestaltung eines Stadtplatzes, sondern wir sprechen hier wirklich um einen Konfliktort. Das ist natürlich nicht so einfach, einem plebiszitären Verfahren zu unterwerfen. Da braucht man Facherkenntnis, da braucht man Wissen auch, wie stehen da die Diskurse aktuell international, welche Vorbilder gibt es in aller Welt. Das ist nicht so einfach. Aber das ist jetzt nicht so sehr der Punkt, an dem ich mich festbeißen will. Ich möchte auf eine andere Frage kommen. Herr Schweig, ich bin jetzt nochmal bei Ihnen. Es ist ja interessant, Sie haben ja zuvor ja erwähnt, dass Sie mit dem Film schon 2018 losgelegt haben. Jetzt natürlich war das eine schwierige Periode mit Pandemie und so weiter, Lockdowns. Und wir schreiben das Jahr 2023. Dazwischen liegen fünf Jahre eines Schaffensprozesses, in dem wahrscheinlich auch in Ihrem Leben sehr viel passiert ist, sich verändert hat. Worauf ich jetzt hinaus will, Sie sind nicht nur Produzent dieses Films, Sie sind auch Zeitzeuge, denn Sie haben quasi fünf Jahre auch Braunau erlebt, mit all diesen Aufs und Abs, den verschiedensten Debatten, die es da rund um dieses Geburtshaus gegeben hat. Mit welcher Erkenntnis sind Sie da rausgegangen? Was haben Sie über Braunau gelernt in diesen fünf Jahren? Zuerst, Herr Richtigstellung, Produzent ist die Produzentin des Filmes. Ich bin nur Mitproduzent, aber die zentrale Produzentin ist Julia Mitterlehner, auch eine oberösterreichische junge Produzentin, die den Film ganz tragend mitgestaltet hat. Was habe ich gelernt? Ich habe gelernt, dass man erstens mal, dass dieses Klischee der braunen Stadt absolut nicht stimmt. Ich habe eine offene, sehr moderne, geschichtsbewusste Stadt und Bevölkerung kennengelernt. Ich habe auch gelernt, durch Braunau, und das sage ich auch im Film, wo ich beginne, mich mit meiner eigenen Familiengeschichte auseinanderzusetzen, dass man gerade in Braunau einen natürlichen Umgang mit der Geschichte leben kann. Also die Menschen können das und die Stadt hat das gezeigt, dass man aber von oben diesen Menschen misstraut und ihnen nicht zugesteht, das, was sie eh schon Jahrzehnte gemacht haben, weitermachen zu können, nämlich dieses Haus offen für unterschiedlichste und ich spreche nie davon, dass man in Österreich eine Abstimmung macht, was da reinkommt. Natürlich ist das was anderes, aber dass man die Leute zuerst befragt, dass man auch die Bevölkerung, dass man unterschiedlichste Menschen befragt und dass man diesen Entscheidungsprozess transparent macht. Ich weiß heute noch nicht, welche Menschen entschieden haben, und Sie sagen es ja auch nicht, wer hat entschieden, dass die Polizei reinkommt. Wer? Das war nicht die Kommission. Das war eine Gruppe, die intransparent ist. Also, dass man diese Entscheidungsprozesse in der Demokratie offen macht, zuerst mal diskutiert, die Bevölkerung fragt und dann langsam, wir haben ja Zeit, das sieht man ja beim Umbau, die hätte 2022 fertig sein sollen. Jetzt kostet es viermal so viel und wird 2026 fertig. Also, wo ist da die Eile? Weil offensichtlich gibt es die nicht im Innenministerium. Dass man auf das, was ich in Braunau gelernt habe, wieder zu glauben und zu sehen, wie weit wir eigentlich sind als Bevölkerung. Wir sind viel weiter, als man uns zutraut. Die Menschen haben in ihrem Großteil eine klare Beziehung zur Vergangenheit. Und was ich auch gelernt habe, ist, dass das, was am meisten schmerzt bei diesem Haus, und da kommen wir wieder zum Titel des Filmes, nämlich Wer hat Angst vor Braunau? Es geht hier bei mir im Film nicht so sehr ums Haus, als um die Angst vor dem Haus. Und die Angst vor dem Haus ist eigentlich eine Angst, die konstruiert ist, nämlich hinter dem Haus versteckt sich eigentlich unsere Angst, die konstruiert ist, nämlich hinter dem Haus versteckt sich eigentlich unsere Angst als Österreicher und Österreicherinnen, dadurch, dass das Haus ja, wo Hitler geboren ist, also ein Mensch dort, ein normaler und nicht ein abstrakter Mensch geboren ist, die Angst vor unserer eigenen Verstrickung, familiären Verstrickung in der Vergangenheit, weil über das halt nie geredet wurde, sondern dadurch, dass Hitler Österreicher war, können wir uns dem nicht entziehen. Und das ist auch eine Erkenntnis, die ich in Braunau gemacht habe. Es ist notwendig, dass man diese Türen bricht, dass man offen damit umgeht und dass wir uns dem stellen, was jetzt wirklich ansteht, nämlich unsere Vergangenheit, und zwar als Täter, Mitläufer, Mitwisser, Nation, Menschen, die im Nationalsozialismus aufgewachsen sind, dass man sich dem langsam stellt. Und das, glaube ich, geht nur über ein genaues Hinschauen und sicher nicht über ein Versperren. Und Braunau hat das ja auch nie so gelebt. Braunau ist keine verschlossene Stadt. Herr Weidbacher, der Film verspricht ja jetzt schon, sehr erfolgreich zu sein, zu werden. Wie haben Sie den Film eigentlich wahrgenommen? Sie als Bürgermeister der Stadt, kommt Ihnen der Film gerade recht? Oder haben Sie gedacht, oh mein Gott, wir hätten lieber den Deckel drauf gemacht? Nein, ich glaube, das wäre der falsche Ansatz, dass man den Deckel drauf macht. Von Anfang an sind wir uns einig gewesen, dass das ein guter Ansatz ist. Und wir haben das auch seitens der Stadtgemeinde und auch durch meine Person, ich habe das sehr unterstützt, dass das Projekt umgesetzt wird. Und das war mir einfach auch sehr wichtig, weil man versucht schon, in dem Film auch mit den Klischees aufzuräumen. in dem Film auch mit den Klischees aufzuräumen. Und man muss, ich habe den Film jetzt am Dienstag gesehen, ich muss ihn ein bisschen sacken lassen, es war auf der einen Seite sehr berührend, auf der anderen Seite erfährt man halt auch wieder sehr viel Neues oder auch was vielleicht eh schon bekannt war, aber es wird halt noch verstärkt. Und ich glaube, es ist auch eine sehr intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. Das Schade ist einfach, dass quasi, wenn wir zuerst darüber gesprochen haben, wer die Entscheidung getroffen hat, ex lege trifft sie der Innenminister. Und in dem war es auch so, dass damals der damalige Innenminister Peschern die Entscheidung getroffen hat. Und ich gehe davon aus, dass er das auf Basis der ihm zur Verfügung stehenden Unterlagen gemacht hat und der Empfehlungen der Expertenkommission. Und ich glaube, wichtig ist, dass wir in der Zukunft versuchen, wirklich alle Türen offen zu halten und gemeinsam versuchen, einfach uns der Geschichte zu stellen, unserer gemeinsamen Verantwortung und wirklich auch die, aus meiner Sicht, ich mache mir wirklich Sorgen über die Demokratien in der jetzigen Zeit, wenn man sich das Europa ein bisschen anschaut. Ich glaube, da muss man sich Sorgen machen. Und ich bin zu tiefst demokratisch. Ich kann das nachvollziehen, das Argument, dass vielleicht die Entscheidung nicht so demokratisch gefallen ist. Aber letztendlich legt das Gesetz ja fest, dass wer die Entscheidung trifft, und das ist der Innenminister. Und der Innenminister hat zum Dombling-Zeitpunkt die Entscheidung getroffen, wie sie jetzt ist, und dass dann die Verzft und das ist der Innenminister. Und der Innenminister hat zum damaligen Zeitpunkt die Entscheidung getroffen, wie sie jetzt ist und dass dann die Verzögerungen gekommen sind. Das glaube ich, können wir alle nicht nachvollziehen, was da jetzt wirklich im Hintergrund beeinflusst hat. Ich gehe mir davon aus, die Pandemie war sicher auch beteiligt, weil, soweit ich mich noch erinnern kann, war die Entscheidung im November 2019. Im März 2020 haben wir den ersten Lockdown gehabt. Und dann haben wir eben auch versucht, wie in der Stadt haben wir andere Sorgen gehabt, und haben versucht, einfach auch da die Pandemie bestmöglich für unsere Bewohnerinnen und Bewohner einfach abzuarbeiten. Und ob die Entscheidung richtig war, wird sich weisen. Wir haben jetzt gar nicht mehr so viel Zeit auf unserer Uhr. Wenige Minuten. Herr Schweiger, mit Ihrem Film, ich werde nichts verraten vorab, aber mit Ihrem Film versuchen Sie ja sozusagen verschiedene Dinge gleichzeitig anzugehen. Zum einen nochmal sozusagen dieses Geburtshaus zu diskutieren, anzugehen, zum einen nochmal sozusagen dieses Geburtshaus zu diskutieren, da einen Diskursraum aufzumachen über die Nachnutzung des Hauses und was ist überhaupt eine sinnvolle oder gesellschaftlich wünschenswerte Nachnutzung. Das ist das eine. Das andere ist, Sie haben es mit Ihrem Verweis auf den Untertitel ohnehin auch schon angesprochen, die Vergangenheit in uns. Da machen Sie natürlich eine ganz große Kiste auf, sozusagen. Man spürt richtig Ihre Unzufriedenheit mit der Vergangenheitsaufarbeitung, der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit hier in unserer Nachkriegs-, in der österreichischen Nachkriegsgesellschaft. Das ist ja ein langes und altes Thema. Wie wollen Sie jetzt auch diese Diskussion oder diese Beschäftigung mit Vergangenheitsbewältigung für sich selber oder auch mit Ihrem Film weiterführen? Ist das jetzt mit dem Film, jetzt werden die Kassen klingeln an den Kinos, wird das für Sie damit abgeschlossen sein oder ist das für Sie eine Lebensaufgabe oder wie wollen Sie das weitertragen? Ich glaube nicht, dass die Kassen kling klingeln werden mit einem Dokumentarfilm. Ist es Ihnen zu wünschen? Ja, es wäre gut, weil wir leben alle, wir haben einen Beruf und es ist wunderbar. Und vor allem würde das heißen, dass sich viele Menschen den Film ansehen und sich bereit sind, also einfach das Interesse haben an Filmen und ihn sehen wollen und dann auch darüber nachdenken wahrscheinlich. Und das ist ja das, was wir erreichen wollen. Möglichst viele Menschen und möglichst viele Menschen, die sich dann auch durch den Film auch mit dem, was der Film behandelt, nämlich letztlich mit dem in sich selber gehen, in seine eigene Geschichte, die große Bedeutung, die es hat, dass man in sich selber die Vergangenheit entdeckt und sich mit seiner Familiengeschichte auseinandersetzt. Und das ist natürlich ein Prozess, den alle betreffen. Auf eine gewisse Art und Weise tut es sowieso jeder. Denn auch wenn er nicht darüber redet oder wenn er, wenn er oder sie das nicht artikuliert oder sogar wegschiebt, dann ist es ja schon eine Beschäftigung, eine Position der Vergangenheit in der Gegenwart. Es geht nicht um die Vergangenheit zeitlich, sondern um das, was in uns drinnen ist. Und das ist ein lebenslanger Prozess. Es geht nicht nur um den Nationalsozialismus, sondern um alles, was wir mit uns tragen im Leben und was uns belasten kann oder was uns verhindert, innerlich frei zu sein. Ich glaube, was einfach nicht passiert ist in Österreich und ich spüre das einfach ganz stark, ist diese Aufarbeitung der Tätergeschichte im weitesten Sinne. Nicht Tätergeschichte, dass man direkt im Holocaust involviert war, sondern einfach in dem System, mit dem System, das mitgetragen hat, innerhalb der Familie. Jeder oder ein Großteil der Österreicher hat das. Und genau das ist bisher eigentlich unterbunden worden auf eine gewisse Art und Weise. Dem hat sich auf institutionelle Art und Weise hat es da wirklich keine Aufarbeitung gegeben. Im Film sagt der Sektionschef, der vorkommt, nein, das sollte in den Täterorten sein, also nur in den KZs. Also man soll es nicht im Alltag machen. Man soll nicht damit konfrontiert werden. Ich glaube, das Gegenteil. Es ist gut und heilend, wenn wir begreifen, dass unsere Vorfahren im Großteil in dieses System involviert waren, dass sie nach dem Krieg plötzlich einen Einschnitt gegeben hat, die Aufarbeitung für das, was sie vorher erlebt und mitbefeuert und vielleicht auch manipuliert mitgetragen haben, das hat es nicht gegeben. Es hat sich aber dennoch in den nächsten Generationen fortgepflanzt, in dem Sinn von, es sind Dinge durchgedrungen, die sind halt einfach weitergegeben worden, die liegen in uns, sind halt einfach weitergegeben worden, die liegen in uns. Das sind oft belastende Erinnerungen in der Familie, weil man nicht weiß, was hat der Großvater, was hat die Großmutter gemacht, wie war es, was hat das mit mir zu tun, was spüre ich, wie bin ich, ist dieses Verhalten von mir vielleicht, hängt es davon ab. Oft sind das unbewusste Prozesse, aber es steht einfach an. Das ist genauso, wie jeder Psychologe sagen würde, wenn du das ewig mit dir herumträgst, das wirst du halt dann immer, wird es dich belastenwann muss es raus. Vor 30 Jahren hat man begonnen, die Opfer anzuerkennen. Jetzt ist es wirklich Zeit, dass wir anfangen, unsere Tätergeschichte aufzuarbeiten. Und das ist ein langer und aber wichtiger und vor allem letztlich heilender Prozess. Und das hat nichts Negatives. Darum ist auch der Film so konzipiert. Da geht es nicht darum, dass man dann rausgeht und sich schuldig fühlt. Es geht überhaupt nicht um Schuld, es geht um Hinschauen. Und dieses Hinschauen, aus dem kann man was lernen. Und darum steht dieses Haus für etwas, was es eigentlich gar nicht ist, weil es ist ein ganz normales Haus, aber ihm wird zugeschrieben, es ist der Ort des Dämons. Wenn man aufmachen würde und reingeht, ich war drinnen, ist es ein ganz normales Haus, aber ihm hier zugeschrieben ist, ist das der Ort des Dämons. Wenn man aufmachen würde und reingeht, ich war drinnen, ist es ein ganz normales Haus. Da braucht man keine Angst haben. Das Haus, in dem wir schauen müssen, ist unser eigenes Haus und da, aus dem kann man sehr viel lernen und wenn der Film dazu beiträgt, dass dieses bisher große Tabu in Österreich und nicht nur in Österreich, viele Länder haben diese Tätererfahrungen, wenn das sich verändert und der mithilft, dass wir einen Schritt nach vorn kommen, dann haben wir das erreicht, was wir eigentlich wollten. Wir sind kurz vor dem Ende der Sendezeit, Herr Bürgermeister Weidbacher, Sie haben das Schlusswort. Die Schwierigkeit natürlich mit diesen historischen Konfliktorten ist, dass sie keine positive Identifikation bieten. Das macht es ja auch so schwierig. Aber umso wichtiger dann auch sozusagen Menschen wie Günther Schweiger dann nicht nur hinzuschauen, sondern auch hinzugehen, das anzufassen, das zu reflektieren und sich damit auseinanderzusetzen. Aber jetzt ist, wir haben in unserer Diskussion eine Stunde lang ja auch wieder das Gleiche wie immer getan. Braunau permanent konnotiert mit dem Hitlerhaus und so weiter und immer nur in diesem Kontext wahrgenommen. Ich habe mir vorgenommen, dass Sie heute als Bürgermeister der Stadt Braunau die Möglichkeit kriegen, und Sie haben wirklich eine halbe Minute, nicht mehr, uns positive Anknüpfungspunkte zu nennen, ein paar, wie man auf Braunau schauen kann, wenn man mal wirklich auch versucht, das Hitlerhaus einfach nur auszublenden. Weil es so viele Blicke verstellt. Ich glaube, Braunau ist die lebenswerteste und lebenswerteste Stadt, die man sich vorstellen kann. Und wir haben wirklich ganz ganz tolle Bürgerinnen und Bürger, die auch die Stadt nach außen hin vertreten. Und ich glaube, dass wir die Kraft haben, dass wir auch mit diesem Kapitel, das jetzt in der Salzburger Vorstadt 15 aufgeschlagen worden ist, umzugehen und wahrscheinlich auch sogar einen positiven Zugang zu empfinden werden. Jetzt nenne ich doch mal ein Schlusswort. Vielen herzlichen Dank Ihnen beiden, Günter Schweiger, Johannes Weidbacher. Ja, eine spannende Debatte. Ich kann Sie nur einladen, diesen Film zu sehen. Ich kann Sie nur einladen, diesen Film zu sehen. Heute Abend, Donnerstag, 31. August, ist im Programmkino in Linz, im Movimento Linz Premiere, ab morgen dann in den österreichischen Kinos zu sehen. Ich darf mich wie immer bedanken für das Interesse, auch bei dieser Sendung wieder dabei gewesen zu sein. Die nächste Sendung im Rahmen meiner Senderei, der Stachel im Fleisch, ist schon fix programmiert. Und zwar am Montag, 18. September, 17.30 Uhr, wieder hier aus dem Studio, geht es der Frage nach die Klimakrise in Wort und Bild. Welche Verantwortung trägt eigentlich der Journalismus dabei? Da zu Gast sind Verena Misic, sie ist Sprecherin des Netzwerks Klimajournalismus und zweiter Gast Klaus Buttinger, Wissenschaftsredakteur der Oberösterreichischen Nachrichten. In diesem Sinne darf ich mich verabschieden, wie immer auf Wiedersehen sagen und natürlich auch mit meinem fast schon traditionellen Ersuchen schließen. Bleiben Sie dem Sende Ihres Vertrauens, nämlich DorfTV, auch weiterhin gewogen. In diesem Sinne noch einen schönen Abend und auf Wiedersehen.