you So, liebe Damen und Herren, herzlich willkommen in den heiligen Hallen des alten schlachthofes wels ich bin heute besonders gelöst und glücklich nicht weil ich zwei schluck bier schon getrunken habe das ich glaube das ist im literaturbetrieb wirklich noch gar nichts an alkohol sondern weil es das letzte experiment literatur ist vor der sommerpause vor meiner sompause. Wir fangen dann erst am 8. September wieder an damit, bis sie sich erholen oder sich schon in Vorfreude suhlen. Ich bin aber deswegen besonders glücklich und wohl gelaunt, weil heute wirklich zwei ganz besonders tolle Autorinnen und ja einfach super, super Damen sind da. Birgit Birnbach und Silvia Pistotnik, herzlich willkommen. Und ein kleiner Teil vom Applaus ist nur mehr extra für Silvia Pistotnik, die kurzfristig eingesprungen ist, den Heimurlaub unterbrochen hat. Ich weiß gar nicht, du bist glaube ich seit drei Tagen unterwegs von von kärnten auf mit verschiedenste verkehrsmittel jetzt noch nicht so dass wir noch nicht reden das schwierigste war war die die welt expedition ich kann mich sogar in welt verirren also ich habe mich vom boutiqueHotel Hauser zum alten Schlachthof. Das ist weit. Schwierig. Das hätte man nicht sagen sollen, weil da gibt es jetzt vielleicht Zweifel an deiner Zurechnungsfähigkeit. Aber sonst ist es wirklich ganz ein Gescheite. Nein, wir dürfen nicht gleich am Anfang unseriös werden. Es war mir wirklich ein Vergnügen. Ich bin in der Sonne gelegen oder im Schatten und habe die beiden Bücher gelesen und vorbereitet und mir Fragen notiert, noch und nöcher. Und ich habe gedacht, ich habe wirklich tatsächlich ein großes Glück, diese Bücher, um die geht es. Wir haben aber auch frühere Werke der Autorinnen vorbereitet. Ich bin wirklich in einer sehr glücklichen Lage, weil auch das ist Arbeit. Entweder Sie haben es schon gelesen oder Sie werden es lesen und spätestens dann bei den Lesungen werden Sie mir beipflichten oder ich zweifle an Ihrer Zurechnungsschwierigkeit. Ich habe mir vorher dann so Notizen gemacht während des Lesens, was die beiden Bücher verbindet, beziehungsweise auch die Autorinnen, bevor man dann, das machen wir dann per Schnick, Schnack, Schnuck, dass man sich mit den Regeln vertraut, wer anfängt zu lesen. Bei beiden Büchern, also bei den Wirtinnen, als auch wovon wir leben, von Birgit Birnbacher, ist es zumindest mir so gegangen und offensichtlich aus der Literaturkritik. Man interessiert sich total für diese Figuren, also man bleibt wirklich gerne dran. Zweitens Wirtshäuser spielen eine sehr wichtige Rolle, da haben wir heuer einen Schwerpunkt. Karin Peschka war schon Vorreiterin. Das Dritte, das mir als Verbindung eingefallen ist, es geht um große Fragen, aber eine davon ist, soll man sich kümmern um andere oder Selbstverwirklichung versuchen? Also Care Work versus Freiheit. Und da ist man dann sofort beim Thema Feminismus und die Rolle von Frauen und die Möglichkeiten und vor allem hauptsächlich die Begrenzungen und bei der Gewalt. Interessant war für mich auch, wie wenig die Menschen in den Büchern voneinander wissen. Also sie bemerken es und dann kommen sie drauf, das weiß ich eigentlich gar nicht von dir. Und dann hat Klaus Nüchtern geschrieben, über die Produktivkraft der Provinz beide Bücher spielen, also nahe Klagenfurt, ich habe schon wieder vergessen, was das reale Vorbild gewesen sein könnte von den Wirtinnen. Goldeck bei Birgit Birnbacher habe ich mir gemerkt, also es ist wirklich, die Orte sind erkennbar, über die ihr schreibt und der letzte Punkt, den ich vorher noch erwähnt wissen möchte, ist die Empathie, mit der ihr eure Figuren begleitet. Das sind jetzt die Vorschusslorbeeren. Jetzt hoffe ich, dass bei den Lesungen alles glatt geht. Nein. Blödsinn. Wer beginnt? Darf ich um eine Runde Schnick, Schnack, Schnuck beginnen? Oder sonst würde ich einfach anfangen. Es heißt immer in der Literatur, dass der weniger Lustige anfängt, weil damit es dann sozusagen eine Steigerung gibt. Und ich bin eigentlich immer die weniger Lustige. Darum fange ich jetzt an. Ja, also es ist aber, dein Buch ist auch still, weil es ist sehr unlustig, also auf eine gute Art unlustig. Birgit, darf ich dich mal kurz noch vorstellen? Achso, ja, gerne. In der Hoffnung, dass ich mir das richtig merke und nicht zu viel runterlesen muss. Jahrgang 85 in Salzburg, du lebst in Salzburg, bist aber in Goldegg aufgewachsen. aber in Goldeck aufgewachsen. Deine Biografie ist nicht das, was meine klassische Literaturbiografie bezeichnet, so eben mit so Literaturakademie Hildesheim und so weiter, sondern du hast tatsächliche Berufe ausgeübt und das merkt man den Text auch an. Sozialarbeiterin, Soziologin und seit 2012 arbeitest du als Autorin. 2016 ist der erste Roman erschienen, »Wir ohne Wahl«. Auswendig, alles auswendig. Ja, jetzt schaue ich dann durch zu sehen. Ich an meiner Seite, das hat mir auch extrem gut gefallen, das dürfte ich für den Falter besprechen. Wirklich, das war das erste Buch, das ich von dir gelesen habe, das hat mich sehr eingenommen, 2020. Dann 2019 ein Bachmann-Preis, whatever that is. Also eine Bachmann-Preisträgerin, über die möchte ich vielleicht später noch sprechen mit euch beiden. Und jetzt eben, wovon wir leben. Soll ich dir ein bisschen sagen, worum es geht? Ja schon, sonst würde ich dir was sagen,, worum es geht? Ja, schon. Sonst würde ich etwas sagen, aber ich glaube, dass du das besser kannst. Ich kann es super ablesen, weil da steht, sie gilt als Meisterin der unpathetischen Empathie. Sie schreibt mit Wärme über ihre strauchelnden Figuren und kühlem Verstand über die Verhältnisse, in denen sie leben müssen. Ja, da habe ich gesagt, bitte das nicht draufschreiben aufs Buch. Ich finde das ganz, da stolpert man über diesen Satz so drüber. Ich verstehe den eigentlich selbst kaum. Also wenn Sie ihn nicht verstehen, dann denken Sie sich nichts dabei. Oder lassen Sie sich nicht abschrecken vom Buch. Nein, von dem Buch sollte man sich wirklich nicht warum sollte man sich auch abschrecken lassen? Ich habe eigentlich für meine Verhältnisse ziemlich lang gebraucht, dass ich es lese, weil es auf eine extrem gute Art so dicht war. Das darfst du nicht sagen. Es ist überhaupt nicht schwer zu lesen. Ich ziehe die Frage jetzt mal nur zitatweise vor. Ich habe mir gedacht, dass man beide Bücher auch wirklich an Schulen lesen sollte. Und das ist, weil ich ja ein Fan von Jugendliteratur bin, hoffentlich wirklich nur als Kompliment zu verstehen weil es so was sollten die die jungen menschen lesen na es ist dicht weil es so gut ist das an so viel große gute sätze drinnen aber du willst jetzt über den inhalt sprechen mein gott danke ich bin immer froh wenn es moderatorin zur disziplin gerufen werde julia noch ist um den dreh 37 jahre sie verliert ihren job als krankenpflegerin wegen eines behandlungsfehlers ist auch im krankenstand es geht ganz viel um arbeit und es geht um atmen sie ist es kollabiert ein lungenflügel hat man das wort nicht aufgeschrieben, Atelektase. Unvollständige Ausdehnung heißt das übersetzt. Genau, ein Motiv des Textes auch, ja. Genau, sie ringt immer am Atem und kann aber dann eigentlich im Laufe des, je mehr sie beschäftigt ist mit dem, was sie zu tun hat, desto besser atmet sie eigentlich wieder. Sie muss Pause machen, wie es euphemistisch sie selbst den dem vater sagt sie muss zurück ins elternhaus sie kann nicht mehr und gerade dort wartet die arbeit auf sie ist ich glaube das ist ja nur kassboll die mutter ist sie kommt ins haus und es riecht plötzlich nicht mehr entsprechend das ist ja so ein kleiner moment so formel der hausgeruch ist weg es wird nicht gekocht es riecht plötzlich nicht mehr entsprechend. Das ist ja so ein kleiner Moment, so eine Form, der Hausgeruch ist weg, es wird nicht gekocht, es riecht nach Verwahrlosung. Die Mutter ist quasi abgehauen aus der Sicht des Vaters und das hat sie ihr gar nicht erzählen können, da hat sie selbst drauf kommen müssen beim Betreten des Hauses. In dem Ort, der Hofmarkt genannt wird, also Teil von Goldegg, hat es wirklich eine Zuckerfabrik, eine Süßwarenfabrik gegeben, die aber nur eine Anleihe ist für den Text, die muss zusperren und der halbe Ort ist arbeitslos. Und in diesem Setting entwickelt sich die Geschichte. Ich könnte noch sehr viel mehr dazu sagen. Ja, das ist schön gesagt. Man kann das ganz... Genau, ich bin sehr zufrieden. Danke. Danke. Toll, super vorgestellt. Ich bin so froh, wenn man mich lobt. Genau, das merkt man. Ein bisschen fühlt man sich da wie bei... Wie hat die Sendung geheißen mit den Viechern? Wer will mich? Wo sie immer gesagt hat, so ein liebes Katz, ganz brav. Also viel Lob. Wovon wir leben, das ist ein... Die Julia hat es ganz schwer im Leben. Sie sucht einen guten Platz im Leben. Genau, also viel Lob. Wir sind sonst wirklich nicht muss seriös sein und einfach jetzt lesen. ist sie so eigentlich wie Julia noch, die jetzt eben zurück ist in ihrem Heimatdorf. Und der Vater eben dort allein ist im Haus und sie eigentlich zur Erholung dort wäre, dann aber sehr schnell feststellt, sie ist zur Familienarbeit dort und in diesem Dorf auch einen Städter kennenlernt, Dorf auch einen Städter kennenlernt, der sich erholt von einem leichten Herzinfarkt und der mit seiner Lebenskrise eigentlich ganz anders umgeht wie Julia und vielleicht auch ganz anders umgehen kann damit, was auch mit seinen familiären Pflichten zu tun hat. Als ich das Windspiel in der Tür des Kramers streife, steht drinnen der Pavlović Havel in einer gerade erst aus der Plastikfolie ausgepackten DPD-Uniform. Mich erkennt er nicht mehr, aber ich erkenne ihn an seiner Statur und dem kleinen Kopf, auf dem er diese zu große Postler-Mütze trägt, und an der Entschlossenheit, dieser hackenden Handkante, mit der er auf den Gemischtwarenhändler einredet. Schön sei es sicher nicht gewesen, der Niedergang der Firma, betont er, aber eben auch ein Weckruf. Was tut der Havel jetzt? Der Havel spricht von sich selbst in der dritten Person, denke ich, und mustere die Herren feinripp unterhemden. Lautstark erzählt er von seinem geliesten Dienstauto und berichtet, dass es auch keine Lösung sei, nur beim Wirten zu sitzen und zu jammern, wie das andere tun, während der Lutz seine Extrawurstsemmeln mit Gurken macht. Dann sagt der Lutz, dass der Havel schon recht habe, dass schließlich jeder schauen muss, wo er bleibt und beide lachen, dass wir es halt so ist lachen und als der Havel das Plastiksackerl mit seinen Semmeln entgegen nimmt, sagt er, dass schließlich ein jeder seines Glückes Schmied ist. Und der Lutz nickt und es ist ihm anzusehen, dass er froh ist, als der Havel endlich die Mütze hebt und geht. Kaum ist er draußen, wendet er sich mit diesem süßlichen Grinsen mir zu, das er immer schon gehabt hat. Ein halbes Brot hätte ich gern, sage ich. Da schaut er mich reglos und mit zusammengekniffenen Augen an, bis ihm der Name zu meinem Gesicht einfällt und er entzückt feststellt, wie die Zeit vergeht. Sofort erkundigt er sich nach dem Vater. Der weiß natürlich alles. Der redet so mit mir, wie er schon mit mir geredet hat, als ich Kind war. Ob denn die Frau Mama noch immer in Italien verweile. Ob es ihr denn in Italien so gut gefalle, dass sie gar nicht mehr heim will. Ist ja auch schön, sage ich. Naja, aber im Winter, sagt er. Er hat so etwas Batteriebetriebenes. Er hat eine mordsmäßige Energie, mit der er diesen langen, großen Körper in Bewegung setzt. Schon hüpft er wieder nach hinten, um mir zu holen, worum ich bat. Nur ein halbes bitte, rufe ich, da kommt er schon zurück und reicht mir das Brot. Er lächelt unangenehm breit. Darf's noch ein Plastiksackerl sein? fragt er, als er mit mir zur Kassa geht. So was gibt's noch? frageiksackerl sein, fragt er, als er mit mir zur Kasse geht. So was gibt's noch, frage ich, absichtlich gemein. 50 Cent kostet's halt, gell, und einen Lottoschein noch dazu fürs Glück. Schau her, sagt er, und gib mir meine Waren in einem großen grünen Plastikbeutel. Und sag zu Hause bitte schöne Grüße, dein Vater kommt ja so selten, fährt auch lieber zum Großhandel mit dem flotten Jägerauto, gell? Die schenke ich dir, er deutet auf die Zuckerstange. Ist abgelaufen, sage ich. Aber immer noch gut, sagt er. Draußen hänge ich mir das Plastiksackerl über den Arm, reiße das Zellophanpapier auf und stecke mir im Gen die Zuckerstange in den Mund. Sie schmeckt wie immer, schön künstlich, nach Apfel- und Kirscharoma und dem sahnigen Weiß in der Mitte. Als ich zurück nach Hause gehe, hält ein VW Passat neben mir. Sofort erkenne ich die buschigen rotbraunen Augenbrauen, den breiten Mund und die auffälligen Eckzähne. Es ist Bea, meine alte Schulfreundin Bea. auffälligen Eckzähne. Es ist Bea, meine alte Schulfreundin Bea. Bea, rufe ich durch die geöffnete Scheibe und sie lacht, dieses heisere Lachen mit den Eckzähnen, die sie nie richten lassen wollte, obwohl ihre Eltern sogar eine Spange bezahlt hätten. Bea ist älter geworden, aber so, als hätte sie erst in sich selbst hineinwachsen müssen. Als würde die bald 40-jährige Bea erst jetzt ausfüllen, was die jüngere Bea immer schon hätte sein können. Hab schon gehört, dass du da bist, ruft sie. Da kommt hier hinter ihr aber schon das nächste Auto und hupt, als sie nicht sofort weiterfährt. Bea, sage ich wieder. Sie sieht meine Freude. Bea war immer so anders. Bea ist Architektin geworden. Bea ist winterhart, blüht ganzjährig. Etwas an ihr trotzt immer noch dem wachstumsfeindlichen Klima hier. Lass uns was ausmachen, ruft sie. Ich nicke, ich komm bei dir vorbei, ruft sie. Dann muss sie fahren, der Kerl hinter ihr mit dem Hut gestikuliert und hupt bereits zum zweiten Mal. Sie winkt ihm schon gut. Ich denke an den Vater, wie er Konflikte beim Autofahren löst und wie Bea das macht. Menschen wie Bea gibt es, das darf ich nicht vergessen. Menschen wie Bea und, wie hieß ihre Freundin nochmal? Ich werde Bea fragen, sobald wir ins Reden kommen. Diesmal spreche ich das an, räume gleich die Zweifel aus dem Weg. Komm jederzeit, rufe ich ihr hinterher, winke ihr nach, wie sie den Hügel hinauffährt. Nicht so schnell wie die meisten, normale Geschwindigkeit, vielleicht sogar eine Spur langsamer. Vielleicht schaut sie mir im Rückspiegel nach und überlegt, ob wir uns aus den Augen verloren haben, weil es irgendwann so kompliziert geworden ist, oder ob es eigentlich einfach gewesen wäre und nur jeder zu lange allein mit den eigenen Gedanken war. Wie es halt so ist mit Gedanken, die jeder für sich hin und her wälzt, bis sie irgendwann nur noch in unseren Träumen herumstehen, wie unsichtbare Säulen, seltsame Gerüste einer Wirklichkeit, über die wir später der Einfachheit halber sagen, einer Wirklichkeit, über die wir später der Einfachheit halber sagen, so und so war das. Als ich mit dem Einkauf unten beim Vater durch die Tür komme, sitzt der Hochleitner bei uns am Tisch. Der Hochleitner trägt ein rot-weiß-blau kariertes Flanellhemd und eine dunkelbraune Korthose. Er hat grobe Bergschuhe an, in denen er jetzt aufspringt. Wir geben einander die Hand. Zwei in groben Schuhen, denke ich. Er mustert meinen Kamelhaarmantel. Ist vom Flohmarkt, sage ich. Und mache eine Bemerkung über unsere gemeinsame Schulzeit. Er erinnert daran, dass wir sogar zusammen im Kindergarten waren. Aber irgendetwas scheint ihm sogleich unangenehm zu sein. Was weiß ich, was den Männern hier alles peinlich ist. Vielleicht genügt es schon, wenn sie wissen, was Kamelhaar oder was ein Kindergarten ist. Der Vater ist schweigsam. Er mag es nicht, wenn er vor anderen nicht im Mittelpunkt steht. Ich rieche, dass sie in der Küche geraucht haben, auch wenn er den Aschenbecher zwischenzeitlich draußen auf die Fensterbank gestellt hat. Ich stelle meine Einkäufe ab und beginne auszuräumen. Der Hochleitner setzt sich unbeholfen wieder hin und ich bilde mir ein zu hören, wie ihm die Stille danach peinlich ist. Der Vater hat Früchtetee gekocht, aber die Beutel im Kessel gelassen. Tee gekocht, aber die Beutel im Kessel gelassen. Auf dem Tisch stehen eine Rumflasche, eine Schüssel mit Erdnüssen, sogar eine für die Schalen. Richtig Mühe gegeben hat er sich. Der Hochleitner hat eine seiner Hände fest um die Tasse gelegt. Lasst euch nicht stören, sage ich, und mache mich daran, die Lebensmittel zu verräumen. Ich bin gleich weg. Vielleicht kommt die Bea die nächsten Tage mal vorbei, ich habe sie im Markt getroffen. Die Hartinger, sagt der Vater. Ja, sage ich, die Hartinger. Der Hochleitner bläst die Luft durch die Nase. Die zeichnet jetzt beim Baumeister, sagt der Vater, verdient sich dumm und dämlich. So reden sie dann, so ist es immer noch. Die meisten bekommen sie nach ihrem Studium ja gar nicht mehr zu Gesicht. Die kommen nie mehr wieder und wenn sie wiederkommen oder gar nicht erst richtig weggehen, so wie Bea, sind sie ein Leben lang die Hochnäsigen, die nur deswegen hier geblieben sind, damit sie den anderen zeigen können, um wie viel besser sie sind. Danach verfallen die beiden Männer wieder in einen Zustand, der mehr einem Schweigen gleicht als einem Gespräch. Einmal brummt der eine etwas, dann der andere. Dazwischen schenken sie sich nach, sagen ja, ja, nicken ohne Grund und knacken die Schalen der Erdnüsse auf. Als mich der Vater fragt, ob ich vorhabe, was zu kochen, lade ich auch den Hochleitner zur Suppe ein, mit der ich am liebsten allein gewesen wäre, und stelle das Wasser zu. Bea hat in Wien Architektur studiert und ist immer mit einem Fuß hier geblieben. Als ich schon weg war, erzählte Mutter manchmal mit Unterton, dass Bea Hartinger jedes Wochenende ihre Eltern besucht. Aber Bea Hartingers Eltern waren bereits selbst Inseln wie sie. Ihre Mutter hat einen gläsernen Dachstuhl zum Atelier ausgebaut und Schüttbilder aus Blautönen gemacht. Ihre Mutter hat zu Bea gesagt, lasst ihr die Eckzähne richten. Im Gegensatz zu mir, die nie im Leben eine Zahnspange bekommen hätte, was für eine Verschwendung, hat Bea nie mit dieser Herkunft gehadert. Fast war es, fast war es, als würde ihr das alles nichts ausmachen. Wenn die Sprache knapp war, erfand Bea eine neue. Wenn ihr das Korsett zu eng wurde, hatte sie was mit einer Frau. Ich wollte immer so sein wie Bea. Ich glaubte lange, die meisten wollten insgeheim so sein wie sie, aber die meisten mochten Bea nicht. Die meisten fanden, Bea sei aufmüpfig und reiße das Maul zu weit auf, Bea sei extrem und rede hochnäsig daher. Ich bin mir nicht sicher, wer sich zuletzt bei wem nicht mehr gemeldet hat. Dass ich Antonia, so hieß sie, wirklich nicht mochte, habe ich Bea nie gesagt. Ich hielt sie für unsympathisch in ihrer Schweigsamkeit und die Tatsache, dass sie was mit Bea hatte, änderte halt nichts daran. Die Tatsache aber, dass Bea anscheinend fand, die Tatsache allein müsse etwas ändern, ließ mich an Beas Einschätzung zweifeln und als dann unser Kontakt immer weniger wurde, schließlich an Bea insgesamt. Ich frage mich, wieso der Hochleitner verächtlich schnauft, wenn es um Bea geht. Ich habe Lust, ihn zu fragen, ob ihm klar ist, dass Bea deshalb so gut verdient, weil sie in einem Männerberuf arbeitet und dass das in Wirklichkeit keine Bevorzugung, sondern eine Benachteiligung ist, zumindest für Frauen, eigentlich aber für alle, weil ihnen, uns allen, solche Bedingungen bestimmte Berufe verunmöglichen. Dem Vater zuliebe, der endlich wieder im Mittelpunkt stehen will, mache ich aber kein Fass auf. Ich packe das Brot auf und schneide es in der Mitte durch. Das ist wieder kein Brot, das ist gepresste Stärke mit Luftblasen und Rinde. Ein Ort, wo es nicht einmal einen Bäcker gibt. Wieso wird keiner von diesen übrig gebliebenen Havels eigentlich einfach Bäcker? Wenn das stimmt, dass es im Jänner mit der Fabrik aus war, muss es doch ein paar Arbeitslose geben, wenn nicht viele. Ein Bäcker wäre etwas, das wirklich gebraucht würde. Ein Bäcker täte diesem Ort gut. Ich gieße das Salzwasser mit den blanchierten Kartoffeln in ein Sieb. Die beiden spekulieren über Bärs Gehalt. Astronomische Summen fallen. Ich muss lachen bei der Vorstellung, wie ich ihr das erzähle. Ich lasse das geschnittene Wurzelgemüse in den Topf gleiten und decke ihn halb zu. Dann nehme ich mir eine Tasse und setze mich zu den beiden an den Tisch. Und, sage ich, hast du Familie? Ja, sagt er, Frau und Kinder. Zwei, frage ich, drei sogar, sagt er, eins, vier und sieben. Ich nicke, wie ich immer schon zu solchen Informationen nicke, weil ich eigentlich wissen müsste, was das heißt und es doch nie wissen kann. Dann fragt er unbeholfen, wie das bei mir ist und ich sage, was ich immer sage, Familie habe ich keine, aber es geht mir trotzdem gut. Er nickt, wie er vielleicht immer nickt, wenn er etwas verstehen müsste und zugleich weiß, dass er es doch nie verstehen wird. Gibt es nicht auch Erklärungen, die man verweigern darf? Keine Kinder? fragt er zur Sicherheit noch mal nach. Nein, ganz frei, sage ich. Wie ein Vogel, sagt der Vater. Seine Augen sind schon ein bisschen glasig. Ich sage, dass ich mir schon gedacht habe, dass nicht er das mit dem Schwiegersohn sei. Er sagt, dass der Schwiegersohn, der im See eingebrochen ist, der Schwiegersohn seines Onkels sei. Ich möchte wissen, was gewesen ist, warum der Schwiegersohn mit dem Moped auf den See hinausfährt. Ich schenke mir lauwarmen Tee und sogar einen Schuss Rum ein. Der Vater staunt, sagt aber nichts. Gekränkte Liebe, sagt der Hochleitner. Was sonst? Gekränkter Stolz meinst du, sag ich. Sag ich ja, sagt der Hochleitner. Mir entgeht nicht, wie der Vater den Hochleitner irritiert anschaut, so als habe er nur die halbe Wahrheit gesagt. Andererseits wird der Vater sich denken, seit wann ist er für so etwas zuständig. Ganze Wahrheiten konnte der Hochleitner, wenn er wollte, selbst erzählen. Vielen Dank. Ja, vielen Dank. Sage ich, ja, also nicht umgekehrt. Es ist aus dem Superbuch ein super Kapitel, sage ich jetzt aus der Sicht der Moderatorin, weil ich einige Fragen vorbereitet habe zu deinem Text kapitel so geht es aus der sicht der moderatorin weil einige fragen vorbereitet habt zu deinem text und da in dem kapitel hier eben auch geschaut was an etliche sätze angestrichen die ja die die noch tiefer hinein gegangen sind ich möchte anfangen mit der sprache du hast glaubt es ist bei dem des vomlag, sind so fünf Fragen an Birgit Birnbacher angefügt und da sagst du, das ist ein Text oder ein Text, der aus Sprache gemacht ist, ist ein guter Text. Das habe ich gesagt. Ja, ich habe es jetzt mitgenommen. Hoffentlich ist das abgekürzt, aber ja, ich würde trotzdem zustimmen. So lange ist er nicht, Herr Satz. Nein, es geht darum, es gibt dann so Texte, wie so klassische Thriller oder was auch immer, da gibt es so Handlungen und Plotter und das wird dann aber erzählt. Ich habe schon gesagt, es ist ein Dichtertext, man will ihn nicht schnell lesen, obwohl man es könnte und ist dadurch ein ganz paradoxer Spiegel zu der Sprachlosigkeit in der Gegend, in der der Roman spielt und die durchaus für viele Gegenden in Österreich stellvertretend ist. Alles muss man sich selbst erzählen oder wie Bea eben, sie erfindet sich eine Sprache, es wird nichts gesagt. Und in dem Kapitel wird es eben angedeutet, gekränkte Liebe. Das stimmt ja eben nicht. Und es ist ja nicht gekränkter Stolz, weswegen der Hochleitner im See eingebrochen ist, sondern da geht es schon um Gewalt gegen Frauen, die nicht ausgesprochen wird. Also vielleicht magst du über die Sprache etwas sagen. Die Sprache in einer Gegend, wo es gesagt wird, wo die Männer auch entscheiden, was es gesagt wird, wo die Männer auch entscheiden, was wie gesagt wird. Also sowas taugt mir eigentlich. Ich mag das eigentlich gern, wenn so, also das sind so diese harmlosen Dialoge meiner Herkunft und der Herkunft vieler Menschen, die in Österreich am Land aufgewachsen sind, die oft zwischen den Zeilen eine ganz harte Brutalität eigentlich zutage legen, wenn man sich genauer anschaut, was da eigentlich verhandelt wird. Und in dem Buch kommt es relativ oft vor, glaube ich, dass einfach Menschen über irgendwas locker hinwegreden, was eigentlich, wenn man dann darüber nachdenkt oder das näher betrachten möchte, ein Manifesteste Gewalt ist. Und so ist es auch mit diesem versuchten Femizid, der eigentlich in dem Buch nur insofern eine Rolle spielt, als eben darüber geredet wird im Dorf, dass eben der Schwiegersohn vom Hochleitner irgendwann seiner Frau auf den vereisten See hinaus nachgefahren ist. Wobei es dort nie um die Frau geht, sondern es geht höchstens darum, mit welchem Fahrzeug und wie das war und ob der besoffen war und dass er eingebrochen ist, aber das überlebt hat. Tatsächlich wird das aber immer nur so aus Nebensache verhandelt oder aus etwas, das eben auch wieder passiert. Dass aber jemand versucht hat, seine Frau zu töten, ist also niemals Thema. Und natürlich fallen auch keinerlei manifeste Begriffe darüber, sondern das wird höchstens einmal als ausgekränkter Stolz oder was auch immer dann abgetan. Und solche Erscheinungen, glaube ich, gibt es in dem Text öfter. Und wie immer eigentlich bei mir ist die Alltagssprache ein sehr, sehr wichtiger Romanbestandteil oder Textbestandteil. Die Alltagssprache ist einfach für mich nach wie vor eigentlich die klarste Form der Poesie. Mir taugt die am allermeisten und am meisten taugt man eigentlich, was sie über Gesellschaft und Kultur herauslesen lässt über die Menschen, wenn sie einfach über Kleinigkeiten miteinander sprechen. Das ist eben das, was ich mit, also es ist sehr klar, man kennt sie aus und gleichzeitig ist es so, ja es ist einfach sehr stark. Was ich auch bemerkt habe, was man vielleicht vom früheren Landleben kennt, oder immer noch, hoffentlich nicht mehr, es geht immer wieder so, das ist ja nicht wert, oder das ist eine Verschwendung, die Zahnspange, oder ein total tragischer, blöder Irrtum. David, der Bruder der Protagonistin, da hätte der Vater dringend ins Spital fahren müssen mit ihm, weil es eine Gehirnhautentzündung ist und dann sagt der Betriebsarzt, das ist jetzt ein Fieber und es zahlt sich ja nicht aus. Extra fahren. Ja genau, extra fahren. Das ist ja nicht einfach nur Sparsamkeit oder Geld, sondern das ist schon ganz was. Wenn die Kinder dann was wären, dann hängt man eh dran, aber das ist schon noch was. Wenn die Kinder dann was wären, dann hängt man eh dran, aber das ist schon noch was relativ Archaisches. Ja, genau, also natürlich. Ich sage jetzt alle Dinge, die in dem Buch nicht stehen, aber das ist sozusagen die... Für mich schöpft der Text schon daraus seine Kraft, dass er eben dadurch offenbart, worum es geht, indem er nicht anspricht, worum es geht. Und das sind natürlich diese ganz brutalen Eigenschaften eines Aufwachsens für Kinder, für Frauen, für alle, die es jetzt nicht unbedingt wert sind, also die jetzt nicht die großen Güter heranschaffen oder anderweitig materiell sich Erfolg verschaffen, die eigentlich weniger zäh die aus kleinbürgerlichen Familien oder Verhältnissen stammen, wo eben irgendwie schon sehr klar vorgezeichnet ist, wie der Platz ausschaut, den man einnehmen darf. Julia kehrt ja heim und ich habe schon gesagt, sie möchte eine Pause machen, also sie durchschnaufen und sie dann idealerweise ein bisschen von der Mutter halt zumindest kurz verwöhnen lassen, die aber dann nicht hier ist, weil sie endlich einmal auf sich selbst achtet. Und das habe ich auch sehr interessant gefunden, wie viel Energie Julia aufbringen muss, um sich dagegen zu wehren, dass sie sofort die Rolle der Mutter übernimmt und sie dann auch mal beim Bruder kümmert und um den Vater und dann soll sie sich um alles kümmern. Sie ist ja eine Krankenschwester, warum? Was wäre es dir denn so? Das war ganz spannend, das zu verfolgen. Trotzdem wird die Rolle in die Frauen sofort gedrängt werden. Was Frauen machen, Männer sagen, gib mir auch nur einen Tee her. Also kein Gedanke, dass man selbst aufsteht und sich einen Tee einschenkt. Das sind nur so Kleinigkeiten. Nein, natürlich, sowieso. Aber es ist ja auch trotzdem eine Erzählung über die, wie man sie eben herausemanzipiert aus diesen Verhältnissen. Weil im Laufe der Erzählung Julia eben da nicht mehr mitmachen möchte. Und im Gegensatz zum Städter, der sich dann in diesem Dorf einnistet, der seine großen Utopien eigentlich dort erkennt, der sich denkt, boah, diese ganzen Arbeitslosen und jetzt macht er was mit denen und dann treffen sie sich und jeder lebt seine Stärken aus und Dings. Und Julia ist eigentlich ganz anders, weil je mehr sie hineingerät in die Fänge ihrer Familie, wenn man das so sagen möchte, desto mehr wird ihr eigentlich klar, okay, wenn ich mir jetzt diesen Platz ganz genau anschaue, der mir da zugewiesen ist, dann merke ich eigentlich, ich möchte nicht mehr teilnehmen. umso schwerer fällt, weil sie natürlich mit diesem Städter eine gewisse Liebesbeziehung entwickelt. Und auch das ist ja was, was sehr oft so ist bei Frauen. Also das Motto dieses Buches steht drinnen, how happy the lover, how easy is Jane. Und ich glaube, das ist für uns Menschen was ganz Wesentliches und für Frauen noch einmal mehr, weil es immer so kompliziert wird, wenn der Mensch Dinge aus Liebe tut. Und weil wir häufig Familienarbeit, Sorgearbeit auch für Ältere nur verhandeln von den Hauptstädten aus. Weil wir alle so tun, als würde man in Wien leben im siebten Bezirk und genau wissen und Gender Studies studiert haben und genau wissen, wie man jetzt umgeht mit den Alten und im Seniorenheim und bla und in der WG und so. Und dann kommt das wirkliche Leben und wir merken eigentlich, okay, wir sind Menschen, wir tun Dinge aus Liebe, wir können nicht einfach weg, nur weil wir wissen, so oder so wäre es jetzt am gescheitesten. Und dass das nach wie vor für Frauen oft schwieriger ist als für Männer, das habe ich mir lange überlegt, als ich diesen Text geschrieben habe. Und ich glaube, es ist nach wie vor so, zumindest da, wo ich herkomme oder wo ich lebe. Und das ist auch so ein wesentlicher Kern dieser Erzählung. Das ist ja, mein Kind, ewig da. Nein, wir haben noch Zeit, sehr gut. Es führt ja schon über zum nächsten Punkt Care Work, Arbeit. Also man merkt da schon, dass du soziologisch mit allem Wasser gewaschen bist, aber nicht so quasi, ich würde ein bisschen eine Handlung erfinden, damit ich recht gescheitere. Ganz im Gegenteil, über dieses Naive, also es ist die Julia auch kurz ein wenig naiv, wie sie eben das probt. Man kann nicht irgendeiner von diesen übrig gebliebenen Haaren, weil sie eine Bäckerei aufmachen. Und so kurz bringt er den Städter, der an sich ja durchaus eine sehr sympathische Figur ist, der hat jetzt so etwas Verträumtes und da fangen die an. Das sind so ein wenig diese Hipster, die halt jetzt so am Land was neu anfangen und so. Community Work und Bio-Dings, so das verweigert sie ihm ja. Also es funktioniert schon irgendwie, sie könnte da so ein ganz billiges Happy End einbiegen, indem sie sagt, okay, nein, wir rahmen jetzt das Wirtshaus aus. Also genau, da steht der Gewinn dieses Wirtshaus beim Kartenspiel und das Wirtshaus ist natürlich nichts wert und ist schwerst renovierbar und so weiter, also renovierungsbedürftig. natürlich über den Tisch gezogen, was aber egal ist, weil er hat eigentlich große Utopien und er ist einfach so ein Gewinner. Er hat da sein Testgrund-Einkommen, das macht er dann für ein Jahr, wo er sich dann irgendwie vorstellt, was er da jetzt erleben könnte. Und das passt ihm ja alles sehr gut hinein und überhaupt ist er eben so ein Mensch, dem alles, wo alles immer so von einem ins andere gleitet. Er rutscht da irgendwie so hinein in die Dinge und dann ist er da und dann denkt er sich, boah, das ist eigentlich sehr schön da mit dem See und die Einsamkeit und Dings. Und das hat mich sehr interessiert, weil einfach diese unterschiedlichen Blicke auf das Gleiche sind, die wir Menschen haben. Genau, er sagt mir, der See ist so schön und die Insel da drüben und sie, ja, na sicher findest du das schön, du weißt ja nicht, wie viele in dem See schon ersoffen sind. Ja, genau, das sind einfach, also das ist eben der touristische Blick, den er hat auf diesen Ort und der andere Blick, den wir alle kennen, den wir auf die Dinge haben, wo wir aufgewachsen sind. Und auf die Gegenden und auf die Menschen und überhaupt auf das, wo wir her sind. Also immer dieses unangenehme Gefühl, wie weit gehören wir eigentlich noch wohin und wie wir das abgleichen dann mit jedem Schritt. Oder so diese Frage, wem gehörst denn du? An Kinder. Ich glaube, das ist auch so, das verbindet so ein bisschen. Lass uns vielleicht noch, ganz kurz kann man nicht darüber sprechen, weil es auch so ein wichtiges Thema ist, in wovon wir leben, Arbeit. wichtiges Thema ist, in wovon wir leben, Arbeit. Das steht relativ bald daneben, wer arbeitslos ist, hat auch keine Freizeit. Die Anstrengung der Arbeitslosigkeit und die Männer, die übrig geblieben sind, also die dann arbeitslos in ihren Häusern sitzen alleine, weil die Zuckerlfabrik zugemacht hat und dann kommt der Städter, oder naiv denken sie, da zählt irgendwas. Und dabei haben die die größte Mühe, das ist ja der Realität abgeschaut, die größte Mühe, sie irgendwie durch den Tag zu bringen. Die schwerste Stunde muss dann alle schon beim Wirten sitzen und dort übrig bleiben müssen in der Früh, weil die Pflichten so schnell erledigt sind. Ich wollte noch, also um da vielleicht eine Frage daran zu hängen, beim Lesen habe ich dann immer wieder unseren Herrn Arbeitsminister vor Augen gehabt, wie er Langzeitarbeitslose das Leben schwer machen möchte, beziehungsweise die Zuverdienstgrenzen verschärfen, dass man nicht so viel dazuverdienen darf zum Arbeitslosengeld. Wie geht es dir da dabei, bei diesem depperten neoliberalen, jetzt ist das schon sehr wertend, ich habe mich gerade während der Lektüre dieses Buches so geärgert über die Realität, weil man denkt, die wissen es nicht, wie es ist, wenn man arbeitslos ist. Also nein, und man muss ja auch dazu sagen, um das kurz mit den Fakten zu untermachen, in Österreich erleben wir ja gerade diese Situation, dass wir immer, also derzeit wirklich nahezu an der Vollbeschäftigung dahin schrammen. Wir haben ja vergleichsweise sehr, sehr wenig Arbeitslosigkeit, wie wir alle sehen seit der Corona-Pandemie und durch diverse andere Einflüsse beschleunigt, werden überall Arbeitskräfte gesucht. Und das alles hinterlässt ein bisschen so diesen Eindruck, wer jetzt noch arbeitslos ist, der ist wirklich für alles, für nichts zu gebrauchen. Und das ist natürlich deshalb ein Problem, weil wir vergessen, dass die Menschen krank werden und dass es einfach Lebenssituationen gibt für Menschen, die es ihnen nicht mehr ermöglichten zu arbeiten. Und gleichzeitig haben vorangegangene Regierungen so Dinge reduziert wie zum Beispiel diese Gelegenheiten auf Invalidenrenten und so weiter. Das hat sich ja alles sehr minimiert in den Bezügen. Das ist alles sozialpolitisch sehr problematisch, wie ich denke. Und es gibt also in meinem Gefühl schon auch zwar schleichend, aber doch immer weniger Platz für die, die halt ihre Leistung nicht mehr so gut erbringen können. so gut erbringen können. Und das hat wiederum mit unserer Vollbeschäftigung oder nahezu Vollbeschäftigung sehr, sehr wenig zu tun, weil wer einfach krank ist, der kann halt einfach nicht arbeiten. Und wenn man jetzt im Augenblick krank wird, dann ist man noch zusätzlich mit unserer Gesundheitskrise konfrontiert, die uns eigentlich zeigt, dass doch sehr viel nicht funktioniert. Ich will jetzt auch nicht abschweifen in eine politische Debatte, aber ja, natürlich beschäftigt mich diese Situation in unserem Land sehr und es interessiert mich natürlich am meisten, über die zu schreiben, die also nicht ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft finden, sondern irgendwo anders dahin schrammen. Und wie die dann so tun und womit die konfrontiert sind, das finde ich auch literarisch immer am interessantesten. Also ich hätte jetzt überhaupt kein Problem noch den Rest der Zeit damit zuzubringen, zu sprechen, weil es, Scharlani, wie sie ihren erschöpfenden Arbeitsalltag im Krankenhaus schildert, die Arbeit am Menschen, das ist ja so ein riesiges Thema oder sie ist ja dann, Julia ist ja dann im Haushalt des Vaters, sie war ja einen ganzen Tag beschäftigt, also der ist ja nie fad, oder die denkt sich nur, was mache ich mit mir, stattdessen schämt sie sich, sobald es dann in dem Prozess drinnen ist, dass sie jetzt Arbeitslosengeld beantragen muss, und da irgendwo auftanzen muss, und einen Nachweis bringen muss, also sie spürt das ganz klar, sie muss sich jetzt genieren. Also Menschen, die in Österreich keine Arbeit haben, werden sehr gedemütigt. Das weiß ich aus meinem Alltag als Sozialarbeiterin. Also wenn man länger in Österreich Arbeit sucht, dann durchläuft man viele Phasen der Demütigung. Und ich glaube tatsächlich, es gibt an einem Vormittag in Österreich keine Minute, in der nicht ein Mensch auf einem Amt gedemütigt wird. Also was Menschen auf Ämtern erleben und wie diese Briefe formuliert sind, die Arbeitslose bekommen, das ist wie gesagt, das verbessert sich nicht durch die Situation, dass wir so viele Arbeitskräfte suchen, sondern das verschlimmert sich eher. Genau, das Bittsteller-Tum. Silvia Pistotnik, bist du bereit? Du musst nicht bereit sein, du brauchst einfach nur lesen, sobald es ist. Aber danke, danke. Wenn uns Zeit bleibt bis 21 Uhr, verwickele ich euch mit größter Freude gemeinsam in ein Gespräch. Aber jetzt bist du einmal wirklich nur du dran, Silvia. Tausend Dank jetzt schon mal, dass du für Helena Adler eingesprungen bist. Du bist wirklich mehr als ein Ersend Dank. Jetzt schauen wir, dass du für Helena Adler eingesprungen bist. Du bist wirklich mehr als ein Ersatz. Ich freue mich sehr, dass du gekommen bist. 1977 in Klagenfurt geboren. Und wie heißt dein Dorf, wo du aufgewachsen bist? Genau, Polst. Polst? Maria Polst. Ja. Kennt man? Kennt jeder. Das ist ein Geheimtipp. Das ist noch nicht in Lonely Planet, aber ich glaube, es ist knapp davor. Es gibt sicher ein reales Vorbild für den Eckwirt, den realen Schauplatz oder einen nicht realen, einen irrealen Schauplatz der Wirtinnen. Du bist ausgebildete Kommunikations- und Politikwissenschaftlerin. Das klingt immer so super ausgebildet. Klingt gut, gell? Das ist so wie ein Marine an seinem... Und Redakteurin. Seit 2010 bist du als literarische Autorin tätig, sagt zumindest das Internet. Das weiß alles. Das Internet. Es hat immer recht. Und das Internet glaubt auch, dass die Wirtinnen dein vierter Roman sind. Völlig richtig. Okay, das ist zumindest unser liebes Internet. Seit JGPT reißt es sich total zusammen. Auch du schreibst mit viel Liebe für deine Figuren. Es geht in die Wirtinnen um drei Generationen. Das klingt immer so ein bisschen wie eine Generation, ein Familiendrama. Zum Glück nicht. Nicht? E nicht. Nicht? Echt? Reißt die zusammen, das ist Experimentliteratur. Das muss schon ein bisschen was anderes sein. Drei Frauen, drei Generationen, drei Geschichten, wirklich komplett verschiedene Geschichten. Du hast das vorhin eingeschrieben, die Jahrgänge, also ich weiß so mittelauswendig die Zeitebenen. Es geht um Großmutter, Mutter, Tochter. Die Hauptzeit ist 1994, das ist eine Zeit, an die wir uns beide sehr gut erinnern. Also wir hätten da berichtet die Gertrud, die Gere genannt werden will, von ihrem mühsamen Leben voller Scham. Sie geniert sich für die Großmutter und den Vater und für die Mutter und fürs Gasthaus und grundsätzlich pubertäre Scham. Und es springt immer. Es beginnt mit der Perspektive der Großmutter Johanna, 1936 ist der Einstieg, wo sie als Mädchen um ein Haar schon einen großen Lebenstraum sich erfüllen könnte, indem sie quasi beim Organisten in diesem Roman, ein großes Talent hat, das ja nicht einmal verborgen bleibt. Also es gibt Menschen, die es bemerken, wie musikalisch sie ist. Also ich kann mir vorstellen, sie verfügt über das absolute Gehör, kann innerhalb von kürzester Zeit auf der Orgel spielen und übt im Geiste wie fanatisch. Darf es nicht. Dann geht man über zur Tochter, die ein mathematisches Grundvermögen hat, also eine Frau, die bald bei der Mathematik Matura ihre Bildungskarriere beendet hätte, kann das nur bewundern. Also die kann spielend mit Zahlen im höheren mathematischen Bereich umgehen, kann es aber nicht, weil es das Gasthaus weiterführen muss, das Ererbte und daneben Gertrud, die vielerlei Talente hat, aber ihr großer Traum wäre Fußballspielerin zu werden und alle drei sind Frauen und deswegen können sie es nicht machen, ganz klar. Das Schlagwort, das ich immer notiert habe, ist vergeudetes Talent. Und das ist zum Teil brutal, es ist zum Teil aber auch, also gerade aus der Perspektive von der Gertrud, die ist dir sehr nahe, nehme ich stark an, also natürlich biografisch auch am nächsten. Genau, darum geht es in die Wirtinnen und ich schlage vor, dass du jetzt eine Lesung daraus machst. Gerne, also als erstes auch noch einmal einen schönen guten Abend. Danke für die Einladung, danke, dass ich so kurzfristig einspringen konnte und danke auch für die Birgit und diese wunderschöne Lesung, ich hätte jetzt noch gern weiter zugehört. Aber du musst nach Hause auch. Und ich muss was machen für mein Geld. Okay. Moderatorin ist streng. So, ich beginne vielleicht, dass ich ein bisschen auch die Struktur vom Buch, ich habe sehr kurze Kapitel und ich springe zwischen den Personen und auch zwischen den Zeiten hin und her. Deswegen habe ich da jetzt ganz viele bunte, lustige Zettel drinnen. Und ich beginne jetzt mit einer Geschichte von der Johanna im Jahr 1936. Sie ist 1920 geboren, jetzt kann das jeder selbst ausrechnen, ich bin nur sehr unfähig. Und es fängt damit an, dass sie eben beim Organisten des Ortes Orgelspielen lernen darf. Ein Weibsbild, das sich für Musik interessiert. Franz schüttelte den Kopf. Pass auf, ich zeig's dir nicht fünfmal. Sie gehorchte, saß auf der Bank, während er ihre Finger grob mit seinen schwierigen Händen auf die Tasten drückte. So gehört das, die Füße machen was anderes, reiß dich zusammen. Orgelspielen ist schwer, das ist nichts für Leute, die keine Ahnung haben, nichts für Bauern. Ich werde gleich sehen, ob du das kannst. Mit sanftem Druck entlockte Johanna dem Instrument die ersten eigenen Töne, aber ihr Lehrer war nicht zufrieden. Ordentlich zugreifen, du Schuldrahmann, man soll ja was hören. Krutzig dürken, polterte er und presste ihre Finger auf die Tasten. Sie erschrak, aber es funktionierte. Johanna drückte die Tasten fester und als sie den Klang hörte, den sie erzeugte, wurde er schwindlig. So ist's recht, sagte Franz schließlich und erhob sich. Wenn's dir ernst ist, kommst nächsten Sonntag wieder in die Kirche. Einige Wochen später kommt der Bruder nach Haus. Der Pfarrer hat gesagt, Johanna soll spielen, weil der Organist ist krank. Ich verstehe, sagte Johanna. Sie schlich sich durch den hinteren Eingang in das Gotteshaus. Die Leute wussten Bescheid. Einige konnten ihre Neugierde nicht im Zaum halten und verrenkten den Kopf, um einen Blick auf sie zu erhaschen. Von all dem bekam Johanna nichts mit. Sie stieg hinauf und setzte sich zum ersten Mal allein auf die Bank vor der Orgel. Ihre Füße suchten die Pedale, die Finger strichen behutsam und sanft über die Tasten. Jetzt war sie hier, hoch oben, fernab der Familienbank und sie, ja sie, durfte vor der versammelten Gemeinde die Musik in den Himmel erheben. Nach dem Gottesdienst während der Prozession nickten ihr die Leute zu. Ihre Mutter lächelte. Sie war es nicht gewohnt, dass die Leute Notiz von ihr Namen. Normalerweise sahen sie durch sie hindurch, obwohl sie so groß war. Und dann war wieder Sonntag. Keine Nachricht vom Organisten. Johanna wünschte sich, er wäre noch immer krank und sie dürfte widerspielen. Als die Familie in die Kirche kam, marschierte sie wie üblich durch den hinteren Eingang und die Stiegen hinauf. Franz saß bereits auf seiner Bank. Sie stellte sich in die Ecke, das Gesicht auf ihre Schuhe geheftet. Er hatte bestimmt gehört, dass sie ihn gut vertreten hatte. Vielleicht war er sogar stolz auf sie. vertreten hatte, vielleicht war er sogar stolz auf sie. Franz sah sie nicht an. Sie räusperte sich. Er rührte sich nicht. Die ganze Messe lang stand sie da, im Schatten, neben ihm. Am Ende der Messe hörte sie, wie die Leute hinausgingen. Sie wartete, dass Franz auf die Bank neben ihm deutete, aber nichts geschah. Er stand auf, schlug sein Notenbuch zu, zog sich die Jacke an und rauschte schweigend an ihr vorbei, als wäre sie Luft. Und sie war Luft. Sie wartete zehn Minuten und hoffte, dass er zurückkam. Das tat er nicht. Es war vorbei. Die Woche darauf ging Johanna wieder durch die vordere Tür und setzte sich in die Reihe zu ihrer Familie auf die Kirchenbank. Ich mache jetzt einen großen zeitlichen Sprung. Mittlerweile haben wir das Jahr 1956. Johanna ist 34 Jahre alt. Sie ist Wirtin, hat einen Wirtssohn geheiratet, der aber kurz nach dem Krieg verstirbt, ist Mutter von drei Kindern und ist mittlerweile 34 Jahre alt. Es war kurz nach 22 Uhr. Sie musste wieder zu den Gästen. Eine Wirtin durfte sich nicht verstecken. Sie musste anwesend sein und nach dem Rechten schauen. Nur nach ein paar Minuten wollte sie sitzen bleiben, bevor sie in den Lärm ging, wo sie jeden falschen Ton der Kapelle sofort vernahm. Es tat ihr weh, wie wild und hart die Burschen da draußen spielten und ihre Instrumente quälten. Sie sah sich ihre Hände an. Ihre Mutter wäre stolz, sie so zu sehen, die Hände einer Wirtin, wie sie sein sollten. Abgearbeitet, zerschunden, rau. Eine Wirtin hatte kräftig zu sein und das war Johanna geworden. Nichts mehr war von den zarten Gliedern übrig. Sie konnte anpacken und sie packte an. Nur rund und weiblich war sie trotzdem nicht. Keine Frau, an deren Busen ein Mann sich betten wollte. Sie bewegte ihre Finger. Ob sie die Tasten auf dem Klavier überhaupt noch richtig würde spielen können? Kopfschüttelnd ließ sie die Hände wieder in ihren Schoß sinken. Sie lächelte über sich selbst. Die Musik. Würde ihr die nie aus dem Kopf gehen? Langsam erhob sie sich. Die Dirndlschürze war vom Abtrocknen ein bisschen nass geworden. Keiner der Gäste würde es bemerken. Sie sahen ohnehin schon doppelt. Sie setzte ihr Wirtinnenlächeln auf, hob die flache Brust und ging in Richtung Tür. So, ich mache jetzt wieder einen Sprung und mache weiter mit der Marianne. Das ist Johannas Tochter, die ebenfalls ein besematikgenie. Wie das bei ihr ausschaut im Jahr 1956, wo sie sechs Jahre alt ist und in der Schule ist, lese ich jetzt kurz vor. Der Lehrer rief sie an die Tafel. Marianne merkte, wie ihre Hände wieder zu zittern beginnen wollten und umklammerte die Finger. wollten und umklammerte die Finger. Ihr Herz klopfte, aber selbst das unterdrückte sie, indem sie mit den Füßen so fest auftrat, dass der dreckige Boden darunter knarzte. Der Lehrer hatte eine Rechnung an die Tafel geschrieben. Eine schwierige, wie er behauptete, aber eine lösbare. Sie wusste das Ergebnis sofort und schrieb es so schön sie konnte hin. Sie blickte zu Boden, wollte sich wieder setzen, als der Lehrer Moment sagte. Und dann ließ er sie addieren und subtrahieren und am Ende gab er ihr noch zwei Multiplikationen und eine Division, die sie sofort löste, obwohl sie das noch gar nicht durchgenommen hatten. Es war so still wie am ersten Tag, als der Lehrer ihr die Seite aus dem Heft gerissen hatte, weil sie mit der linken Hand geschrieben hatte. Sie spürte, dass alle sie anschauten, mit einer Mischung aus Bewunderung und Unsicherheit. Was der Lehrer wohl für ein Gesicht machte? Sehr gut, setzen, sagte er und sie ging zu ihrem Platz zurück. Im Jahr 1994, Marianne ist mittlerweile 44 Jahre alt, hat ebenfalls zwei Kinder und ist auch Wirtin im Gasthaus. Marianne knöpfte die Bluse zu. Sie zählte die Knöpfe. Sie musste zählen, immer zu. Tat sie es nicht, war etwas nicht in Ordnung. Ihr Tag bestand aus Zahlen. Sie bestand aus Zahlen. Die stiegen. Wie viele Birschflaschen waren noch da? Die Scheine in der Brieftasche? Die Münzen? Die Gäste? Manche Leute machten Kreuzworträtsel, Marianne zählte. Sie verspätete sich nie. Sie war meist früher da und mit allem fertig, sie ließ keine Minute ungenutzt. Manche Leute hatten Hobbys, sie hatte Arbeit. Manche Leute hatten Hobbys, sie hatte Arbeit. Am Montag war Kontrolle der Vorräte und Einkaufstag. Am Dienstag Ruhetag im Gasthaus und deshalb für sie Putz- und Bügeltag. Am Mittwoch Waschtag. Am Donnerstag, ihr Lieblingstag, Buchhaltung. Am Freitag Küche aufräumen und Organisation des Wochenendes. Am Samstag Hochzeiten, Taufen oder ein Leichenschmaus. Am Sonntag Mittagessen für die Kirchgänger. Es gab Abweichungen. Es kamen mal weniger Leute, doch es war nie nichts zu tun, Gläserwan zu spülen, Tische zu wischen, Rechnungen einzuordnen. Vor kurzem hatte Erwin ihr gesagt, er würde sie verlassen. Und jetzt, kurz davor, war er ausgezogen. Marianne streckte sich, machte sich so groß sie konnte, griff von einer Ecke zur anderen, sah sich im Zimmer um. Wir bleiben ja nicht für immer, hatte Erwin in der ersten Zeit ihrer Ehe noch gesagt, doch die Jahre vergingen und vergingen und vergingen. Er hatte recht gehabt, das Wir gab es in dem Immer nicht mehr. Sie war ihm nicht böse, im Gegenteil, sie rechnete es ihm hoch an, es so ewig ausgehalten zu haben. Aber sie konnte ihre Mutter doch nicht allein lassen. Sie hätte sich nie getrennt. Obwohl sie ihn seit Jahren nur mehr aus Gewohnheit liebte, ein Mensch, der einem ans Herz gewachsen war mit der Zeit, eine Art Bruder, mit dem man kaum Zärtlichkeiten austauschte. Wursewörter nur noch dazu da, um sich zu erinnern, dass man einmal das Schatzi gewesen war oder das Hasi oder der Liebling oder sonst irgendetwas Niedliches, das mit ihr, einer über 40-Jährigen, nichts mehr zu tun hatte. Nur die Leidenschaft, die, ja, nur die war noch da. Aber Schluss damit. Sie würde von jetzt an allein sein in ihrem Bett und musste ihre Leidenschaft vergessen, sich auf das konzentrieren, was sie war. Was war sie? Mutter, Hausfrau, Wirtin, Tochter, durchgestrichen, Ehefrau. Es war 5.45 Uhr, Marianne stand auf und zog sich an. Um 5.55 Uhr war sie in der Küche und setzte Kaffee auf. Um 6 Uhr verteilte sie die Hefe fürs Frühstück. Eines weniger als sonst. Ich komme jetzt zur letzten, zur Gertrud. Auch bei ihr beginne ich jetzt mit einer kurzen Episode aus ihrer Kindheit, wo auch ihr Talent erkennbar wird. Gertrud ist 1978 geboren, im Jahr 1983 ist sie fünf Jahre alt und ja, der Fußballplatz ist grün. Schön schaut das aus. Ich bin öfter dort mit der Oma. Sie nimmt dann einen Ball mit und ich spiele. Ich treffe immer ins Tor. Wenn die Buben kommen, lassen sie mich nicht mitspielen. Das ist blöd. Ich möchte lieber ein Bub sein. Die haben es viel lustiger. Da drüben ist der Trainer, sagt der Papa zum Thomas. Mein Bruder geht ganz langsam hin. Er hat mir daheim noch gesagt, dass er nicht spielen will. Die anderen spielen sicher alle besser. Das hat er nicht gesagt. Das weiß ich. Der Thomas hat sogar einen Fußballleiberl an. Mir hat die Mama heute ein Kleid angezogen. Aber da habe ich Kakao drüber geleert. Jetzt habe ich eine Hose und einen Leiberl an. andere. Auf einmal schießt einer von der Mannschaft, von Thomas bis zu mir, mir direkt vor die Füße. Der Ball bleibt vor mir liegen. Ich sehe ihn an und lauf los. Der Ball ist bei mir. Ein Bub will ihn mir abnehmen, aber ich lasse ihn nicht. Ich gebe den Ball nicht ab. Ich schaue aufs Tor und dann schieße ich. Tor, schreit der Trainer. Und ich jubel. Ja, Tor. Ich schaue mich um. Es ist ganz still. Der Papa hat aufgehört zu reden. Er ist aufgestanden. Der Mann neben ihm auch. Sie schauen zu mir, dann zum Trainer, dann wieder zu mir. Alle starren mich an. Es war wahrscheinlich nicht gut, was ich da gemacht habe. Ich gehe aus dem Feld. Was soll ich sonst tun? Die anderen fangen wieder zu laufen an. Der Trainer ruft weiterspielen. Ich gehe zum Papa. Der sagt gar nichts, aber da kommt der Trainer. So einen Spieler brauchen wir. Wie heißt er? fragt er den Papa. Das ist ein Mädchen, antwortet der Papa. Seine Stimme klingt irgendwie komisch. Ein Mädchen? fragt der Trainer ungläubig. So ein Schaß. So, ich komme jetzt schon zur letzten Passage. Das ist noch einmal die Gertrud. Gertrud ist mittlerweile 16 Jahre alt in der Pubertät und im Jahr 1994 eben. Und ja, mittlerweile ist, wie die Dominika schon gesagt hat, ist das Leben im Gasthaus eher ein bisschen peinlich und wie das so ist, lese ich jetzt noch. Die Mama rüttelt mich. Aufstehen, sagt sie, es ist spät. Ich mach die Augen auf. Mir tut der Kopf weh. Dabei war ich gar nicht so lange weg. Die Mama hat mich ja geholt. Das war der Deal. Scheiße, jetzt fällt's mir wieder ein. Ich muss ja heute arbeiten. Im Bad erschrecke ich erstmal. Ich habe vergessen, dass meine Haare ja jetzt rot sind. Das war gestern schon cool, ich glaube. Der Martin hat auch geschaut. Aber heute sollte ich vielleicht wirklich lieber was aufsetzen. Ich kann die dummen Leute hören, wie sie sich das Maul zerreißen. Alles voll die Proleten und so alte Deppen. Aber gut, was soll's. Aus der Küche riecht es. Ich hab mir eigentlich vorgenommen, dass ich Vegetarierin werde, so wie die Barbara. Tiere sind Lebewesen. Aber jetzt riecht es so gut. Vielleicht fang ich erst morgen damit an. Was wollt's trinken? Was trinken? F frage ich und klappe einen nach dem anderen ab. An einem der Tische sitzt ein aufgeputztes Baby auf dem Schoß von einem dicken Mann, sicher das Taufkind. Es hat eine knallrote Birne und ist überhaupt nicht süß. Der Mann fragt mich, bist du der Bumuckl? Scheiße, ich habe voll vergessen, mir was aufzusetzen. Die Leute um ihn herum lachen und das Baby sabbert wie ein Hund. Ekelhaft. Ich habe sofort gesehen, dass der Typ ein Trottel ist. an. Warum können eine die Trottel nicht in Ruhe lassen? Ich frage ihn ja auch nicht, warum er fett ist. Nein, ich bin nicht der Bumuckl, sage ich und lache nicht. Was wollen Sie trinken? Ach so, ich habe geglaubt, solche Haare hat nur der Bumuckl, sagt er und eine Frau kichert. Der Depp ist sicher ihr Mann. Wenn ich so einen Mann hätte, würde ich nicht mehr kichern, da würde ich weinen. Nein, ich habe auch solche Haare, sage ich. Ist was schief gegangen? fragt der Prolet und grinst breit. Die Frauen glauben immer, sie müssen sich die Haare färben und dabei schauen die Männer eh nur auf die Töpf. Jetzt lacht die ganze Runde. Ich könnte ihn anspeiben. Wenn jetzt nur die Barbara und die Kathi hier wären. Aber ich bin allein in diesem beschissenen Gasthaus. Ich sag nichts, weil das das Beste ist bei solchen Leuten, obwohl es mir schwerfällt. Also steh ich da und schau ihn an. Da hört er endlich auf. Ein Bier bitte. Ich nicke und geh zum nächsten Tisch. Aber ein blondes, kein rotes, ruft er mir nach und alle am Tisch lachen wieder. Später zieh ich mir sofort mein normales Gewand ran und lauf zur hinteren Seite vom Gasthaus. Der Ball liegt vor dem Garagentor. Ich spiele durch die Autos der Leute durch und baue mir aus Omas alten Gartenschlapfen ein Tor. Zwischen dem Schießen übe ich ein paar Tricks. Schau dir das an, der Bumuchl spielt Fußball, wer weiß, vielleicht ist er doch ein Bub. Der Depp von vorhin kommt mit zwei Männern an, sie haben ihr Auto hier geparkt. Er fängt den Ball auf, der gerade vom Tor in seine Richtung springt. Es spielen sogar schon die Dirndl und Fußball, sagt er, und wirft mir den Ball zu. Ich treffe ihn mit dem Kopf und schieße ein Tor. Keiner sagt mir was. Ich lächle. Danke. Ich habe mich sehr verbunden gefühlt mit der Gertrud, nur mit dem Unterschied, dass ich gern gut Fußball spielen hätte können, aber ich habe es nicht so gut können. Ich war auch sehr miserabel. Ich war auch miserabel in Mathe und ich kann auch nicht Musik hören. Ja, darum, es sind für mich lauter fremde Welten, die da sind. Ich habe mir beim Lesen gedacht, zuerst habe ich mir gedacht, nein, mein Gott, die Gertrud, die Luxusprobleme, ich kenne ihre Probleme total gut, autobiografisch richtig gut. Und sie sind natürlich im Vergleich zur Großmutter, das ist auch, glaube ich, so eine Erfahrung, die da sehr verbindend ist, im Vergleich zur großmutter es ist auch glaube ich so erfahrung die das sehr verbindend ist im vergleich zur großmutter ist ja das pillepalle und da schon im vergleich zur mutter der die das war so eine orgeszene sie ist linkshänderin und der trottellehrer bindet ihr die also sie muss mit der schönen hand schreiben und sie schreibt halt Schirch mit der schönen Hand und da kriegt es eine Strafe nach der anderen und wird das Grenzdebile hingestellt. Und er bindet ihr wirklich die linke Hand auf den Rücken, damit sie damit nicht schreibt. Also, wie soll ich sagen, die Offenheit der Gewalteinwirkung nimmt ab. nimmt ab. Man könnte das wahrscheinlich auch zu Recht für einen Fortschritt halten. Was der Großmutter passiert, passiert dann, da geht es auch um sexuelle Gewalt, also auch wirklich insofern eine Parallele auch zu wovon wir leben. Also sie wird vergewaltigt und vom Schwager kriegt er ein Kind und das kriegt dann die kinderlose Schwester. Und das ist so, man weiß schon aus deiner Beschreibung, dass das für die Johanna definitiv nicht so, naja, ist halt so, sondern es ist ein schweres Trauma, aber die ganze Umgebung spielt da mit. Also ist es ja kein Trauma, das hat kein Trauma zu sein. Im Vergleich dazu hat die Gertrud natürlich viel weniger Probleme, aber was mich interessiert hat, auch im Rückblick auf die eigene Jugend, es ist ja immer noch so viel, was für Mädchen nicht geht. Da reden wir jetzt gar nicht so vom Fußballspielen, aber so diese Beschränkungen oder es gibt eine Szene beim Grungefest, wo man dann auf einmal mit einem von den Kuhlern schmusen muss. Übrigens, geht gut aus, also ein Happy End, das mir sehr gut gefallen hat. Toller Auftritt von der Großmutter. Aber sprich bitte über die Beschränkungen, wo man sich selbst so vorkommt, wie gibt es das? Ich weiß nicht, haben die wirklich nur Maschinen schreiben gelernt? Also wir Mädels, während die Burschen schon Programmieren gelernt haben, haben irgendwelche Turbo Pascal Computer, also so. Also tatsächlich bin ich in die HBLA gegangen und wir haben Steno gehabt, wir haben Kochen gehabt und ich kann mich erinnern, dass mein Papa, der mittlerweile sich Gott sei Dank auch durch mich, danke, emanzipiert hat, noch gesagt hat, das ist eine super Schule, weil da kannst du kochen dann danach. Das war so, das ist mir in Erinnerung geblieben. Ich glaube tatsächlich, ich habe jetzt auch einen Sohn und eine Tochter und ich finde es, lustigerweise, wie du das sagst, ich finde es für die Burschen mittlerweile viel schwieriger, weil ich glaube, dass ihnen die Vorbilder irgendwo, also für Mädchen, glaube ich, gibt dass ihnen die vorbilder irgendwo also für mädchen glaube gibt es wirklich für vorbilder auch dafür wo man sich ein bisschen orientieren kann das gibt für burschen nicht es gibt jetzt dieses toxische männerbild und und also ich bin mir da zum beispiel sehr schwer mein sohn ist jetzt total klassisch der fu ist ein Fußballspieler, meine Tochter ist in der Einhornwelt und ich denke mir, okay, den Raum gebe ich ihnen, weil es ist halt so. Aber tatsächlich finde ich es für ihn schwieriger und auch, also ich kann mich erinnern, er hat zum Beispiel im Kindergarten immer so eine rosa-rote Haube angehabt und das waren dann die älteren Mädchen, die irgendwann gesagt haben, das ist ja eine Mädelhaube. Ich habe beim Mädchen so eine Chance. Ich wäre lieber ein Bub, aber das hat so, wie es aus der Perspektive von Gertrud beschrieben wird, das hat überhaupt nichts mit, wie sie sagen, jetzt wird sehr viel darüber gesprochen, dass immer Kinder schon sich im falschen Geschlecht fühlen und das wird halt extrem problematisiert. Und beim Lesen dieser Debatten denke ich mir dann immer, ja, ja, das ist auch super, wenn da jetzt Aufmerksamkeit drauf gelenkt wird, aber so wie es aus der Sicht der Gertrud beschrieben wird, kann ich das so nachvollziehen. Man will ja nicht ein Bua sein, man will ja man selbst sein. Aber dass man auch im Jahr, so 1983 ist das, da noch nicht auf der welt bietet wir schon alt und wir schon vom leben gezeichnet ja damals schon aber ebenso dass man auch mit so wenig so also meine mutter war zum beispiel wirklich permanent besorgt darum, dass ich in die Rolle der Frau irgendwann hineinfinde und dabei habe ich aber da noch lange Haare gehabt. Also das habe ich schon sehr interessant gefunden. Ja, ich bin mit meinen… Nein, nein, du musst sprechen. Ich wollte die Frage dir dann noch mitgeben, hat es bei dir eine Begabung gegeben, die… Also ich wäre zum Beispiel Spitzensportlerin gewesen, ganz sicher, wenn ich Judo hätte machen dürfen. Jetzt bin ich schon fast froh, dass ich es nicht machen habe dürfen, jetzt kann ich mich in der Illusion holen. Aber jetzt ganz ernst gemeint, hast du eine Begabung in dir verspürt, der du gerne nachgegangen wärst, aber nicht durftest? Tatsächlich nein, überhaupt nicht. Du warst überall hochbegabt. Ich war einfach überall so gut und dann konnte ich mich nicht entscheiden. Sehr unsympathische Gäste. Und was war mit dem Schreiben? Ich wollte eigentlich immer Schauspielerin werden, weil ich so gerne auf der Bühne stehen wollte. Und dann irgendwann, da war ich leider schon sehr alt, bin ich drauf gekommen, da hätten wir irgendwie was tun müssen. Das war leider auch bei allen anderen Dingen, bin ich irgendwann mal drauf gekommen, oje, irgendwie... Du bist als nur deiner eigenen Faulheit gescheitert, das gefällt mir, ist wieder sehr gut. Okay, doch sympathische Gäste. Nein, also das mit den Begabungen, das war tatsächlich in dem Fall, was eben keine Frau ist, war tatsächlich mein Opa, der aber auch aus einer sehr armen Familie stammt und der war wirklich musikalisch hochbegabt. Und der hat das, also das habe ich auch so im Kopf gehabt, immer dieses, ach die Kunst, das ist halt ein brotloser Beruf. Also für den war klar, in dieser Konstellation, in der Schicht, in der er ist, kann er mit dem nichts tun. Das ist, danke für das Stichwort, das ist eine Frage, die ich euch beiden gern noch stellen möchte. Das klingt jetzt vielleicht ein wenig bescheuert, weil ihr einfach wahnsinnig gute Autorinnen seid, aber habt ihr auch, ich habe das ein bisschen beobachtet, nicht nur an mir selbst, aber da sehr stark, sondern durchaus auch bei anderen Autorinnen, die jahrelang nicht sagen konnten, bei einem Partygespräch, was machst du so? Ich bin Schriftstellerin. Man muss jetzt nicht im Brustton der Überzeugung sagen, nämlich so im Hinblick auf die Herkunft und auf die beschriebenen, vorgegebenen Karrieren für Frauen. Oder ist das eh kein Unterschied? Also ehrlich gesagt, ich genieße das total, dass es Kreise gibt in meinem Leben, wo das überhaupt keine Rolle spielt. Es gibt auch zum Beispiel die Leute aus dem Elternverein von meinen Kindern oder so, die wissen gar nicht, was ich beruflich mache und ich finde das eigentlich total in Ordnung. Ich weiß auch nicht von allen, was sie beruflich machen. Und wenn mich wer fragt, dann sage ich, hey John, ich bin Schriftstellerin oder ich schreibe Bücher oder ich schreibe Texte oder so. schon, ich bin Schriftstellerin oder ich schreibe Bücher oder ich schreibe Texte oder so, aber natürlich kann ich das sehr gut nachvollziehen, dass es lange Zeit sehr schwer fällt, aber das hat einfach oft ganz praktisch mit den Lebensbedingungen zu tun. Also ich habe schon eine gewisse Hemmung verspürt, ich kann mich noch sehr gut an den Tag erinnern, wo ich mich bei der SVS angemeldet habe, ohne zu wissen, ob ich jemals überhaupt einen Euro hineintragen werde in diese Sozialversicherung. Und das war eigentlich ein sehr komisches Gefühl, so in dieses Formular zu schreiben, ich bin jetzt Schriftstellerin. Das hat ein bisschen auch was, das war schon ein wenig crazy. Das war aber hoffentlich wirklich ganz am Anfang und ich hoffe, dass spätestens 2019 dann leichter gefallen ist, die wirklich irgendwas zahlt. Also ich finde es schwierig. Ich sage es auch ungern, weil damit auch immer verbunden ist, so, aha, und was für ein Buch? Das und das, kenne ich nicht. Genau. Oder die Frage, sollte man die kennen? Echt so? Ja, sollte man. Also, ich glaube, dieses Gespräch führen wir dann nachher noch mit Alkohol ausführlich darüber. Aber mich hat es interessiert, bitte, du hast jetzt auch viel romanischer geschrieben. Ja, weil... Dass es nicht zu blöd umherkommt. Ich habe es eben interessant gefunden, gerade so vor dem Hintergrund der Settings, in denen eure Romane spielen. Ich glaube, Birgit, bei dir kommt es vor, da hat schon der Großvater sich gewünscht von Julia, dass sie einen richtigen Job hat, wo sie einen Bleistift in der Hand hat. Also für ihn ist das schon was Gutes. Ja, ja, für ihn ist das schon was Gutes. Ja, ja, für ihn ist das was Gutes. Und das ist also, der Großvater war in ihrem Leben der Einzige, der einfach, also er hat nicht gemeint, sie soll Sekretärin werden, sondern sie soll also mit dem Stift was machen, zeichnen oder schreiben oder, ja. So was gibt es ja auch, ja. Dass man wieder aller Umstände sich anders entwickelt, dass man zum Beispiel den zweiten Weltkrieg erlebt und trotzdem ein Mensch bleibt, der zart ist im Innern oder im Bunker aufwächst oder ein Leben verbringt und trotzdem als Mann kleine Kinder aufhebt oder so Dinge. So was gibt es ja. Die Figur des Großvaters hat mich sehr berührt. Also ich habe da einen Zettel beim Großvater, die Enkelin wundert sich, der weint so viel und der ist so viel weicher als die anderen. Und so nach und nach erfährt man, dass er im Krieg war und man weiß gar nicht, die erzählen es ja nicht. Oder mein Großvater hat auch nicht erzählt, was passiert ist, aber es war dann, wenn man es ein wenig gecheckt hat, so unendlich greifbar. Auch bei den Wirtinnen gibt es eine ganz arge Nazi-Geschichte in der Familie, die auch ziemlich beschwiegen wird und aber trotzdem immer wieder rausbricht und da habe ich den den Großvater. Nein, ich finde es jetzt nicht mehr, aber... Dramaturgische Regeln hast du eigentlich nicht viel. Also kurz vor Schluss noch etwas vom Großvater vorzulesen, das finde ich schon recht mutig. Hey, 13 Minuten haben wir noch. Nein, nein, nein, das ist alles ein Plan, weil die Welser sind die Welserinnen, die gehen dann zum Büchertisch und sagen, das interessiert mich, der Großvater, jetzt investiere ich mich, verdient das Geld. Aber die kriegen ja eine Suppe dafür, oder? Eigentlich ist das eher Wahnsinn, was wir da machen. Das gehört ja auch mal alles inflationsangepasst. So, jetzt, ich habe es gehört, die Murren, das Publikum murren, weil sie sagen, wir sind das Literaturpublikum, wir sind nicht die normalen Leute von Wölz, wir sind besser, aber das stimmt. So, Publikumslob, was bringen wir noch unter? Ja, vielleicht banale Frage, aber weil eben eure Herkunftsorte mir recht gut wiedererkennbar scheinen. Wie geht es euch mit Lesungen zu Hause? Zu Hause ist jetzt wirklich sehr ironisch angeführt. Das wird ja alles aufgezeichnet. Und vorhin auf meine Frage, wie lange das dann abrufbar ist, auf YouTube war die Antwort immer. Und ich sage jetzt also auch aus diesem Grund, super. Die Antwort weicht ein bisschen von der Vorbesprechung ab, aber du bist nur eine Stunde da, man kann es da dann, wenn die Kameras aus sind, kann man nur mal auf die Frage zurückkommen. Aber es ist nicht tragisch, also es ist kein Gewaltandrohung dabei gewesen. Bei dir vielleicht Gewalt im Spiel? Kärnten? Kärnten? Nein, es war super. Ich habe in meiner Heimat Schulstadt gelesen, da waren meine Lehrerinnen, meine ehemaligen Mitschülerinnen. Es war super. Es war wirklich lustig. Eigentlich auch eine Enttäuschung. Es war fast ein bisschen fad. Ich habe mir mehr erwartet, aber ich lese ihn wirklich in dem Ort im September vielleicht noch einmal da. Ich erwarte mir Ausschreitungen. Ich kunde das so. Demo. Also das war so ein wichtiger Schritt in der Literaturkarriere. Ihr schreibt auch beide über etwas, worüber ihr euch auszukennen, also scheint das nicht unscharmant gemeint, sondern ich habe den Eindruck, ihr habt viel gesprochen und recherchiert, das Leben als Wirtin, woher kennst du das? Und diese sehr exakte Beschreibung, man kriegt die Belastung sehr aktuell gut mit, einer Krankenpflegerin, also einer diplomierten Krankenpflegerin. Wie seid ihr bei der Recherche vorgegangen? Also in meinem Fall ist es ganz einfach, ich war zehn Jahre lang, habe ich eigentlich Menschen mit Behinderung betreut und begleitet und kenn also den Alltag in einem, damals hat man noch gesagt heim oder hat gerade aufgehört erst heim zu sagen, aber es war noch so wie ein Heim, eigentlich sehr gut, mir ist das alles recht vertraut und als ich jung war wollte ich immer Krankenschwester werden, da gehen heute die Meinungen auseinander. Ich glaube immer sie haben mich nicht aufgenommen in der Schule. Meine Eltern sagen, ich wollte da nicht mehr. Ich weiß nicht so genau, was da wirklich stimmt. Ich kann mich nicht mehr so recht erinnern. Aber einer meiner Berufe ist eigentlich Behindertenbetreuerin. Da sind mir diese pflegerischen Routinen nicht fremd. Ja, und bei mir war es, meine großmutter mütterlicherseits hatte tatsächlich ein gasthaus das ist jetzt schon länger her da konnte ich mich schon erinnern und sonst immer teilweise sogar also ich habe mir sogar recht schwer getan mit der recherche weil man weil er viel aus meinem gedächtnis noch und mein gedächtnis ist leider kassel tolles ja es war teilweise nicht so einfach, auch so Kleinigkeiten, wie viel hat ein Bier gekostet in Schilling, sowas, ja. Also das war teilweise gar nicht so einfach, das wieder irgendwo zu finden, alte Rechnungen und sowas. Das war eher, also diese Detailsachen waren ein bisschen schwierig auszufinden. Es wird in beiden Romanen relativ viel Bier getrunken, allerdings nur die Männer. Was? Findest du? Ich habe falsch gelesen. Wahrscheinlich habe ich mir schon Durst gehabt. Nur die unter der Woche nichts trinken und dann… Es trinken wirklich nur die Männer. Ja, genau. Die Frauen, nein wirklich, die Frauen sind wirklich relativ… Die hakeln. Ja. Die bringen das Bier. Das möchte ich zu Gegenende noch einmal festgehalten haben. Einfach weil ich jetzt gerade war, der Bachmannpreis. Ich bin ja, meine Perspektive ist, die Trauben wären ja sauer, wenn ich rankäme, aber du hast dann angeschaut, jetzt gerade, weil dort lebend und Literatin, du hast teilgenommen, relativ erfolgreich teilgenommen, ist die Frage naiv, ist der Wettbewerb oder dieses Lesen und dann auch öffentlich besprochen werden, will man das, also weil es gerade in der Zeit war so kritik du bist uns da öffentlich und diese komischen filme ist es sinnvoll sind wir schön gefunden wir sind dann einige tage ist literatur wirklich immer so richtig thema das ist das gute wir stimmen den wettbewerbs charakter sehr anstrengend vor also ich glaube eigentlich niemand will das wirklich. Ich habe nie verstanden, dass man aus anderen als rationalen Gründen zum Bachmannpreis geht. Also ich glaube nicht, dass irgendjemand dort liest, der sagt, er findet das so wahnsinnig toll, dass er dort den Fernsehen lesen kann oder sich diesem Druck aussetzt, jetzt vernichtet zu werden von verschiedenen Persönlichkeiten, die dort sitzen. vernichtet zu werden von verschiedenen Persönlichkeiten, die dort sitzen. Aber der einzige Grund, den es für mich gegeben hat, teilzunehmen, und das war auch der Grund, warum ich mich dazu entschlossen habe, war ein rationaler. Also ich war damals an einem Punkt in meinem Leben, wo ich einfach gewusst habe, okay, mein Stipendium läuft aus, ich möchte eigentlich den Verlag wechseln und ich habe ein fast fertiges Manuskript, aber nicht mehr genug Monate, das zu Ende zu schreiben. Und dann gibt es eigentlich so verschiedene Möglichkeiten, was macht man. Also ich habe das tatsächlich einfach sehr kühl überlegt, was kann ich jetzt machen, um das noch weiter voranzutreiben. Und eine Möglichkeit ist eben der Bachmannpreis natürlich. Ich bin Soziologin, also habe ich mir gedacht, okay, wie viele Teilnehmer gibt es? Es gibt glaube ich zwölf oder 14 oder das weiß man ja nicht mehr so genau seit heuer. Normalerweise glaube ich 14, also die Chancen dort jetzt mit irgendeinem Preis bedacht zu werden, sind jetzt nicht ganz schlecht, also die sind zumindest intakt. Und dann ist es auch ein bisschen so, dass es mir schon Spaß macht, alles zu geben. Also ich habe immer so ein bisschen diese große Lust daran, einfach sich komplett auszuschütten für den Text und wirklich zu wissen, okay, ich mache jetzt alles, was ich kann und dann halte ich besser aus, was mir entgegenschlägt an Kritik, weil ich einfach weiß, es ist nicht mehr gegangen. Und sowas macht mir Spaß eigentlich, also sehr, sehr, sehr hart zu arbeiten eigentlich. Oder damals hat mir das wahnsinnig viel Spaß gemacht, heute macht mir eigentlich das nicht mehr so Spaß, jetzt bin ich schon ein bisschen älter. Aber damals waren das so die Überlegungen und alles andere kann natürlich sehr unbequem sein an dem Wettbewerb. Und ich glaube, man muss so wie ganz oft einfach die menschlichen und die erträglichen Dinge heraussuchen und sich auf die konzentrieren. Es ist ja schön in Kärnten. Also ich finde ich glaube es ist ein großer teil des ganzen ist wirklich das rundherum also ich habe das jetzt irgendwie war nur kurz dort die worte eigentlich habe dann die die ganzen sachen danach angeschaut also ich glaube es macht einfach jetzt außerhalb der der leute die dann die dann kritisiert werden aber es macht einfach allen wahnsinnig Spaß. Man kann baden gehen dazwischen, man kann schön draußen sitzen. Es ist einfach eine nette Veranstaltung, denke ich mir. Es kommt die ganze Branche irgendwie gern hin, weil es ist einfach hübsch dort, wenn es schönes Wetter ist. Und etwas, was ich tatsächlich total unterschätzt habe, das möchte ich vielleicht noch sagen, ist diese Mitfreude der Menschen an sowas. Also mir war das nicht bewusst, dass so viele Menschen sich bei sowas so mitfreuen. Das habe ich tatsächlich beim Bachmannpreis das erste Mal erlebt und das war für mich das tatsächlich wirklich richtig Schöne an diesem Preis. wirklich richtig schöne an diesem Preis. Also nicht nur Freunde, die einem nahe stehen und die einfach wissen, was das bedeutet, obwohl man das selber nicht genau weiß in dem Augenblick, sondern irgendwer, irgendwelche Fremden oder Bekannte oder irgendwer, den man seit 20 Jahren immer gesehen hat, die einfach dann wahnsinnig sich freuen können über das, also fast mehr als man selbst, und das so schön finden. Und das war mir nicht bewusst, dass solche Happenings einfach auch tatsächlich sehr viel Freude ins Leben der Menschen bringen können. Das war schon schön. Ich finde das wirklich nicht das geringste Motiv, vielleicht sogar das schönste Motiv des Schreibens, dass man den fernen Menschen, die man gar nicht kennt, Freude bringt. Wobei Freude natürlich nicht zu verwechseln ist mit schöngeistiger, harmloser Literatur. Das wäre nicht das Stichwort für eure beiden Texte, aber sie haben mir Freude gemacht. Da waren wir noch ganz fern. Jetzt seid ihr bei mir. Ich schaue auf die Uhr. Ah! Wenn ich jetzt noch vorlese, was mir der Wawo auf diesen Zettel geschrieben hat, dann schaffen wir es vielleicht wirklich eine Punktlandung, für mich das Schöne ist, die Autorinnen sind ja noch da. Unser lieber Wasserbauer Wolfgang, bitte, und ich schließe mich dem an, bitte besuchen Sie unbedingt die vier Konzerte der Reihe The Flavor Yard, draußen waren wir eigentlich heute auch gewesen. Am schönen Schlachthof auf der Open-Air-Bühne. Den Beginn machen Mama Fatale nächsten Mittwoch, gefolgt vom Konzert eines internationalen Superstars, der Gitarrist Julian Wawo. Er ist ein Superstar, aber large. Aber da müsste er ja auch dabei sein. Danke, hat er nur dazu geschrieben. Und einen Pfeil mit Freundinnen. Die Freundinnen des Schlachthofs. Sie wissen, Josef Hader und die Bundespräsidentin sind die Freundinnen des alten Schlachthofs und auch sie können Freunde oder Freundinnen des alten Schlachthofs werden to Sie können Freund oder Freundin des alten Schlachthofs werden. Tolle Sondervergünstigungen gibt es. Man wird mit Busse begrüßt und da kann heiraten herinnen oder so. Also ist der Schlachthof, da ist einfach alles gut investiert, was man macht. Heute vergiss ich einmal nicht auf die eigene nächste Veranstaltung. Ich habe es eh schon gesagt, wir machen Sommerpause am 8. September unter dem Schlagwort Freudenfest der Befreiung. Die dunklen Jahre sind vorbei. Hat einen leichten autobiografischen Touch, aber ich sag nicht von wem. Es werden auf der Bühne sein. Klaus Buttinger, René Monnet von den Originallinzer Worten. Da darf ich auch ein bisschen was dazu sagen. Aber ich mach nur so einen halben Finger. Anna Weidenholzer, da müsste jetzt eigentlich im Publikum schon gesagt werden. Stefan Kuzenberger und René Freund. Alle zusammen auf einer Bühne, vielleicht sogar noch draußen im Flea-Wallard. Und mit diesen Aussichten glaube ich, können wir jetzt einmal gut in den heutigen Abend gehen und meinerseits jetzt auch schon in den Sommer Birgit Birnbach und Silvia Pistotnik, ich wünsche mir vielleicht jetzt noch einen sehr großen Applaus und danke dem Publikum. Vielen Dank an die Lisi und den Oliver fürs Filmen, den Thomas an der Technik und Sonja hat eine Spinatsuppe für uns vorbereitet. So. Danke. Ja. Punktlandung. 21. Wohl gut. Să vă mulțumim pentru vizionare! Thank you.