Einen schönen guten Abend im Stifthaus, meine sehr geehrten Damen und Herren. Mein Name ist Stefan Kögelberger. Es freut mich, Sie heute Abend zu einer weiteren Veranstaltung unserer Reihe Denken, Leben, Schreiben, Positionen und Welthaltungen österreichischer Autorinnen begrüßen zu dürfen. Unsere Gesprächsreihe Denken, Leben, Schreiben versucht, grundsätzliche Fragen, die sich aus dem Schreiben und der Beschäftigung mit Sprache ergeben, mit renommierten österreichischen Autorinnen und Autoren zu diskutieren. Der Reihentitel ist selbstverständlich nicht zufällig gewählt, kein zufälliger Dreisatz, denn, so könnte man es sich zumindest vorstellen, bedingt das eine titelgebende Wort das andere und dieses wiederum das nächste. Ausgehend vom Denken, das jeder von uns hier Anwesenden notgedrungen tut, setzen wir sinnvolle Aktionen und bestreiten ein sinnvolles Leben. Sinnvoll natürlich insofern, als es auf unserem Denken beruht. Das Schreiben ist wohl eine mögliche Ausdrucksform dieses Lebens, das mit dem Denken seinen Anfang nahm, vielleicht am Ende sogar eine einzige Lebensform für sich. Und wenn wir in diesem Zusammenhang von der Prämisse ausgehen, dass die Sprache als alles funktionieren kann, was ist, und alles, was ist, wiederum als Sprache, dann macht es vielleicht Sinn, eine gegenläufige Richtung unseres Dreisatzes zumindest zur Diskussion zu stellen, sodass die Reihenfolge vom Denken ins Leben, ins Schreiben genauso gut in die entgegengesetzte Richtung verlaufen könnte, nämlich dass das Schreiben ins Leben und das Leben ins Denken führen kann. Wenn uns jemand eine profunde philosophische Anleitung zur Hand geben kann, die uns dabei hilft, diese zugegeben küchenpsychologisch, küchenphilosophisch von mir formulierte These als fruchtbar oder blödsinnig zu enttarnen, dann ist das mit Gewissheit unser heutiger Gast, den ich ganz herzlich begrüßen darf. Herzlich willkommen im Stifterhaus Franz Schuh. Schönen Dank für die Aufmerksamkeit. Franz Schuh wurde 1947 in Wien geboren, wo er Philosophie, Geschichte und Germanistik studierte. Er promovierte mit einer Arbeit mit dem Titel Hegel und die Logik der Praxis. Seit Jahrzehnten ist er einer der wichtigsten Intellektuellen Österreichs, seine Laufbahn dabei eine vielfältige. In seinem Lebenslauf findet sich die Stelle des Generalsekretärs der Grazer Autorinnen-Autoren-Versammlung, ebenso wie die freie Mitarbeit bei diversen Rundfunkanstalten in Österreich und Deutschland, die redaktionelle Arbeit bei der Literaturzeitschrift Wespennest, die Kolumnistentätigkeit bei der Deutschen Wochenzeitung Die Zeit, seine Arbeit als Literaturkritiker für die Wochenzeitungen Profil und Falter oder seine Lehrtätigkeit an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Nicht unerwähnt sollen hier freilich seine großartigen Essays bleiben, die in mehreren Büchern erschienen sind. Franz Schuh versteht es, die komplexesten Fragestellungen in einem einzigen Satz sinnvoll zu erörtern. Ich erinnere mich an ein Radiointerview mit ihm vor vielen Jahren, in welchem ihm die Frage gestellt worden war, was einen Intellektuellen denn eigentlich ausmache. Ich kann Ihnen nicht mehr sagen, warum die Frage aufkam, nur noch, dass sie zu dieser Zeit damals allerorts aufkam. Was macht einen Intellektuellen eigentlich aus? Ich erinnere mich auch nicht mehr daran, im Rahmen welcher Radiosendung diese Frage an unseren heutigen Gast gestellt wurde. An was ich mich jedoch erinnere, ist die Antwort, die Franz Schuh seinem Gegenüber nach einem Bruchteil einer Sekunde gegeben hat, denn er sagte, Zitat, ein Intellektueller ist ein Mensch, der einen Widerspruch im Kopf aushält. Und ich erinnere mich mit Genuss daran, dem Gespräch damals weiter zuhörend, dass ich diese Antwort für seltsam einfach und doch über alle Maßen präzise hielt. Sie kennen das alle, meine Damen und Herren, ein klassischer Aha-Moment. Franz Schuh wurde für sein Schaffen im Laufe seines Lebens mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen bedacht. Um hier nur einige zu nennen, seien erwähnt der Preis der Leipziger Buchmesse für Esaistik 2006, das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Stadt Wien 2009, das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Stadt Wien 2009, der Österreichische Kunstpreis für Literatur 2011 oder der Bruno Kreisky-Preis für das politische Buch 2021. 2022 wurde ihm von der Universität Klagenfurt zudem ein Ehrendoktorat verliehen. Nun zum Gesamtmoderator der Reihe Denken, Leben, Schreiben, den ich auch wieder einmal herzlich im Stifterhaus begrüßen darf. Schön, dass du wieder da bist bei uns, Michael Kerbler. Herzlich willkommen. Michael Kerbler gehörte in unterschiedlichen Funktionen insgesamt fast 40 Jahre lang dem ORF an. In den 80ern arbeitete er als Auslandskorrespondent, bis 1994 als Reporter in den Krisengebieten Ostafrikas, den Arabischen Staaten, im Iran und der DDR. Ab 2003 übernahm Michael Kerbler die Ü1-Senderei Im Gespräch, die er zehn Jahre lang leitete. Unter seinen Gesprächspartnern fanden sich unter anderem Watzlaw Havel, Peter Handtke, Olga Neuwirth, Günter Grass, Christoph Schlingensief, Martin Walser, Stefan Essel oder der Dalai Lama. Für seine journalistischen Leistungen wurde ihm 2013 das goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich verliehen. Zu guter Letzt darf ich auf den Büchertisch verweisen, wo Sie nach der Veranstaltung Bücher von Franz Schuh erwerben können. Ich wünsche uns einen interessanten und anregenden Abend und übergebe das Wort an unseren Moderator Michael Kerbler. Vielen Dank. Und natürlich war auch, ich glaube im Jahr 2007, Franz Schuh im Gespräch bei mir zu Gast. 2007, Franz Schuh im Gespräch bei mir zu Gast. Franz Schuh, wer ihn verstehen will, schlage ich mal vor, der schlage das Vorwort in seinem von ihm selbst als Hauptwerk bezeichneten Buch Schwere Vorwürfe, schmutzige Wäsche auf, ein Hauptwerk, das aus lauter Nebensächlichkeiten besteht, wie er dort schreibt. Das hat damit zu tun, dass Franz Schuh, wie der Schriftsteller, der Polgarspezialist und Journalist Ulrich Weinzirdel einmal anmerkte, als Philosoph erzählt und als Erzähler philosophiert. Und dass er uns aus unterschiedlichsten Perspektiven auf das Menschsein blicken lässt, um den Widerspruch in der Welt sichtbar zu machen. Und noch eine Einschätzung wage ich auszusheit, wie sie Hannah Arendt definiert hat. Dummheit ist der Unwille, sich vorzustellen, was mit dem Anderen ist. Zitat Ende. Das Fatale daran ist der Umstand, dass der Dumme diesen, seinen Unwillen selber nicht erkennt und daher auch nicht erfasst, was das mit ihm macht, dieser Unwille. Es geht in der Philosophie, wie auch im echten Leben darum, zu erkennen oder sich zu erkennen. Etwa in der Liebe im Gegenüber aufzugehen, weil man sich hingibt und sich damit selber entfremdet, um sich eben deshalb selber wiederzufinden. Oder aber im Schweren, wie Rainer Maria Rilke existenzielle Grenzerfahrungen in seinem Brief vom 13. Dezember 1905 an Arthur Holitscher, den ungarischen Schriftsteller und Dramatiker, beschreibt, Zitat, wir wissen es ja oft nicht, die wir im Schweren sind bis übers Knie, bis an die Brust, bis ans Kinn. Aber sind wir denn im Leichten froh? Sind wir nicht fast verlegen im Leichten? sind wir nicht fast verlegen im Leichten, unser Herz ist tief. Aber wenn wir nicht hineingedrückt werden, gehen wir nie auf den Grund. Und doch, man muss auf dem Grund gewesen sein, darum handelt es sich. Muss man auf dem Grund gewesen sein, um, wie Sie, Herr Schuh, im Spektrum der Presse jüngst Grenzerfahrungen niederschreiben zu können. Zum Beispiel, ich zitiere, es mildert, sagte er, die Angst abzutreten, wenn man das Abtreten schon einmal hinter sich gebracht hat. Muss man, Franz Schuh, tatsächlich am Grund gewesen sein, Verzweiflung verspürt haben, in einer Sackgasse, um nicht zu sagen Aporie, gesteckt sein, um sich selbst zu finden? Ja, jedenfalls ist es etwas, das man nicht grundsätzlich einem anderen, siehe Dummheit, wünschen sollte, dass er auf diese Art von Grund kommt. Jemand, der von Schmerzen geplagt sein kann und der daher etwas ganz Wesentliches des menschlichen Lebens nicht mehr haben kann. dass daraus kein gesellschaftliches oder kommunikatives Leben entstehen kann, weil das Schmerz, für den es auch den Titel gibt, Vernichtungsschmerz, die Person verhindert. Wir haben oben spaßhalber dauernd Hegel zitiert. Also jetzt hier auch. Hegel hat die Person definiert als das wechselseitig anerkannte Wesen. Also ein Mensch, der wechselseitig anerkannt wird, wird durch die ganzen Rituale des Anerkennens in einer Gesellschaft erst richtig an der Person. Das ist er aber nur als Kreatur nicht mehr in der Weise, und das macht es äußerst schwierig, den auf den Grund geratenen Menschen so zu behandeln, dass die Würde bleibt. Die Frage, was ist Würde, das ist ein eigenes Thema. Karl Kraus hat Würde spöttisch definiert als die Konditionalform von Sein, also Würde ist die Konditionalform von Sein. Und das ist einer der schwierigsten, fast unmöglichen Dinge, wenn du immobil und auch reduziert auf die animalischen Funktionen vielleicht mit Hilfe von Opiaten die nächsten Tage noch überleben kannst. Und ich hatte, das habe ich ja beschrieben, ich hatte einen Arzt, der meiner Lebensgefährtin gesagt hat, der meiner Lebensgefährtin gesagt hat, in 14 Tagen entscheidet sich, ob er stirbt oder nicht, aber für den Tod hat er sich eh immer interessiert. Also ich habe den Grund fixiert, bevor ich schon so weit war. Es gibt natürlich andere Gründe oder einen anderen Grund. Und da ist wieder interessant die Frage, ob der nicht historisch ist. Ich habe Doders Wendung von der Tiefe der Jahre immer für dichter Schmonzes gehalten. Aber heute sehe ich das genauso. Wenn man in die Jahre gekommen ist, dann kann man geradezu wie in einem tiefen Brunnen hinunterschauen, was einmal war. Und da füttert man Gründe und vor allem ist, also der Adorno hat dieses schöne pseudowissenschaftliche Wort gefunden, die Akzelleration der Moderne. Es geht alles so wahnsinnig schnell. Und das war in früheren Zeiten gewiss nicht so, aber wenn unser eines auf den Grund schaut, dann, ich sage es jetzt ironisch, spricht er von einer Welt, in der es noch keinen Computer gab. Ja, die Ironie. Die Ironie, da fällt es sicher wieder um. Das wird zum chinesischen Ritual. Buch, sondern auch in dem Text an manchen Stellen, den Sie uns gleich vorlesen werden, dass der Humor und die Ironie offensichtlich ein, ich sage es jetzt mal, Rettungsring oder so eine Überlebenshilfe war, weil Ironie und Humor ist nicht verloren gegangen, habe ich festgestellt. Ich werde mal vorsichtig mit der Ironie sein. Ironie ist etwas ziemlich Gefährliches. Sloterdijk hat zu Recht über einen gewissen Typus von Fötonisten, der alles sozusagen ironisch aufnimmt, gesagt, das sind Ironiegrüppel. Also Leute, die nicht in der Lage sind, den Ernst der Lage auszutreten, weil ihnen alles gleich in die Ironiemaschine gerät. Aber als Leser von Kierkegaard und vielleicht teilweise auch von Sokrates, aber da wird es schon heikel, als Leser von Kierkegaard wissen wir, dass Ironie eine Reaktion auf Verzweiflung ist, die ihrer selbst eingedenk ist, aber die anderen nicht damit belästigt. Damit ist ich mit dem Leid oder mit dem eigenen Jammer. Das wäre eine Form der Rettung von Ironie, die ja sonst üblich ist. Das ist vor allem für Kolonisten, und die sind ja alle so unglaublich ironisch, aber Kierkegaard schon gesprochen, die Ironie beginnt dort, wo es ernst wird. Nicht dort, wo es aufhört, ernst zu sein, weil das ist eine Variante von Witzigkeit, und witzig ist leider im kommerziellen Zusammenhang Aufmerksamkeitsökonomie. Kann man allerdings auch als Tragödie mit rein. Nein, es ist schwierig, diese Ambivalenzen sozusagen als schreibender eine Lose-Lose-Situation, in eine Verzweiflung, aus der es offensichtlich keinen Ausweg geht, egal welche Wendung man nehmen will. Also die Aporie unter Titel ist Kunst-Aporie, was uns so ein bisschen in das Generalthema hineinführt, was nämlich welche Auswege oder Auswegmöglichkeiten oder Optionen uns die Künste, das kann die Literatur sein, das kann die Literatur sein, in Grenzsituationen persönlicher Natur oder wie wir sie jetzt global erleben, in mannigfacher Weise leider, welche Auswege es da hoffentlich gibt. Darf ich Sie bitten, uns diesen Text zu lesen. Ich danke zunächst einmal für die freundliche Aufnahme, für die freundliche Einleitung und dafür, dass wir miteinander in ein Gespräch kommen. Ich werde ausführlich sein im Rahmen eines Ideenkonglomerats, für das es viele unterschiedliche Formulierungen gibt. Also ich werde 30 Minuten ungefähr sprechen. Unter diesen Formulierungen sind viele, die viel einfacher und präziser sind als meine Formulierungen. Dennoch beanspruche ich, nichts zu verkomplizieren. Die theologischen und philosophischen Implikationen meines Themas sind ihrerseits noch viel komplizierter, als ich sie zusammenbringe. Eine der besagten Formulierungen stammt von Stefan Kutzenberger, dem oberösterreichischen Dichter. Er veröffentlichte unter dem Titel Neue Heimatliteratur ein Essay, bei dem es mir schwerfällt, nicht an Ernst Blochs allzu oft zitierten Heimatbegriff zu denken, demgemäß bei der richtigen gesellschaftlichen Ordnung etwas in der Welt entstünde, ich zitiere, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war, Heimat. Kutzenberger dagegen war schon in der Heimat und von ihr hat er gelernt, was Literatur ist. Literatur, so Kutzenberger, ist nichts anderes als der Versuch, die Heimat zu erklären. Versuch, die Heimat zu erklären. Auch Peter Simonischek, der Schauspieler, hat Ähnliches gesagt, nämlich, dass er gilt zum Teil auch für mein Wienertum, für den Gemeindebau und für das Gitter im Merzpark, das als Einrahmung und Umzäunung des betonierten Spielplatzes diente. Hinter Gittern spielte ich schlecht und recht, aber fast täglich Fußball. Ich war ein Gassenbub mit der Lizenz zur Lektüre. Musil und Nietzsche las ich, wenn die Mannschaft mich nicht brauchte, und das war oft zuerst im Märzpark. Umso mehr möchte ich wissen, wie es für Kutzenberger am Bauernhof und nicht von ungefähr, so Kutzenberger spricht Thomas Mann von der Stallwärme der Kunst, denn genau die ist es, die ich verspüre, wenn ich mich ins Reich der Literatur zurückziehe. Es ist nicht auszuschließen, dass die Stallwärme ein Signal für die ironische Distanzierung von Thomas Manns Berufung als Dichter ist. Theologisch gesprochen für eine Art Glaubenszwe Geltung der Kunst als Trost- und Wärmespender ist höchst prekär und verliert sich leicht, zum Beispiel in der digitalisierbaren Massengesellschaft. Aber auch Thomas Mann hat den Künstler, nämlich sich selbst, durch eine diabolische Bruderschaft charakterisiert. Bruder Hitler heißt der einschlägige Aufsatz von Mann, der eine Analogie konstruiert aus Hitlers Faulheit und den erträumten schwärmerischen Wahngebilden eines Dichters. Seinerzeit, lange ist's her, eines Dichters seinerzeit. Lange ist es her, habe ich im Philosophieunterricht eine Definition von Kunst gehört. Kunst sei die Eschatologie der Wirklichkeit im Hinblick auf die Aperit derselben. Wegen dieser bezahlgängigen Definition wiederhole ich sie zum Vergnügen. Kunst sei die Eschatologieasse, die letzte Wohnung. Aber gut, Aparien kennt man aus der Logik, in der unauflösbare Widersprüche auftreten können, die man Aparien nennt. Aber diese Aparien sind nicht gemeint. Es sind nicht logische Aparien gemeint, sondern existenzielle. Existenzielle Aparien tretenie der Existenz, nämlich zum Tod. Den Tod kennt man bereits von vielen ausweglosen, also aparetischen Situationen, die den Lebensweg pflastern. Vom Sterben der anderen, das man nicht verhindern konnte und kann, von der Trennung der Liebenden, von der Schuld, die das Gewissen nicht loslässt, von der Scham, deretwegen man lieber gestorben wäre. Nicht logisch, aber eskatologisch, das heißt, auf die letzten Dinge bezogen, ohne allerdings die vorletzten auszublenden, das ist die Kunst, die diesen Namen verdient. Ich greife mir selbst bei diesem Vortrag vor, um eine Ahnung als Spur dafür zu verlegen, wohin das alles führen kann. Blendet man selig alles Vorletzte aus, alle Aporien der schnöden Existenz, dann argumentiert man entweder neurotisch verdrängend oder traditionell theologisch. Bei Gott ist die Ewigkeit die Befreiung vom innerzeitlichen Jammer, an dem die Kunst als eine Überwindungsstrategie zugleich festhält. die Erhöhungsstrategie zugleich festhält. Ob ich nach den Wochen hier, schrieb Christine Lavand in ihren Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus, ob ich nach den Wochen hier noch einmal die Lust und den Mut haben werde zu lachen? Ach, vielleicht sogar sehr. Vielleicht soll man überhaupt an solchen Orten erst das Lachen erlernen. Der Satz, Kunst sei die Eschatologie der Wirklichkeit im Hinblick auf die Aperien derselben, basierte also in einem Seminar, in dem ich das Allerwichtigste der Philosophie, meiner Obsession lernte. Nein, ich beanspruche nicht, ein Philosoph zu sein. Wenn man mich wegen einer philosophischen Behauptung zur Rede stellt, ergreife ich allerdings auch nicht die Flucht. Es wäre eine Ausflucht. Stelle ich mir selbst die gute Frage, wer bin ich, dann muss ich sagen, ich bin ein Literat mit philosophischen Interessen. Im Seminar seinerzeit wurde mir eine Aufgabe gestellt. Ich hätte entwickeln sollen, gedanklich, wie sich im Laufe der Geschichte die einzelnen Kunstgattungen herauskristallisiert, herausdifferenziert haben und wie daraus aus ihrer Geschichte die Kunst systematisch beschreibbar wird. Kann ich bis heute nicht. Lege ich sofort Ad acta und kann meine Unwissenheit höchstens als sokratisches Nichtwissen deklarieren. Aber das Nichtwissen im Seminar, das ich als Alleswisser zu besuchen begann, das ist bis heute meine wichtigste philosophische Erfahrung. Sokrates ist schon was, aber es geht noch höher, nämlich in die Tiefe der Jahre chinesischer Weisheit zu Lao Tse und zu seinem Sinsspruch, ich zitiere, um sein Nichtwissen, Wissen ist das Höchste, um sein Wissen, Nichtwissen ist krankhaft. Man kann sich also nicht in die geschützte Werkstätte seiner Unwissenheit zurückziehen, denn auch die anderen erkennen die Unwissenheit an einem selbst. Man muss sein Wissen bejahen und dessen Anforderungen genügen, den anderen gegenüber und sich selbst. genügen, den anderen gegenüber und sich selbst. Ich möchte zu meinem Vergnügen das Publikum davon abbringen, besagte Definition Kunst sei die Eschatologie der Wirklichkeit im Hinblick auf die Aporien, dasselbe für eine gewerksmäßige professionelle Überspanntheit von Berufsphilosophen zu halten. So eine Definition der Kunst kommt doch aus der Hegel'schen Ecke. Und wenn ich schon in der Wohnung von Göl wohne, dann muss ich sagen, ich wohne in der Hegelgasse. Ich wohne um die Ecke vom Café Hegelhof. Und wenn das schon so ist, will ich auch in Linz etwas davon gesagt haben. in der Hegelgasse, wohne um die Ecke vom Café Hegelhof. Und wenn das schon so ist, will ich auch in Linz etwas davon gesagt haben. Der Hegelianismus von der Vernünftigkeit des Wirklichen enthält die Botschaft, dass in der Realität, wie sie ist, also in der Praxis auch Vernunft steckt, an die man mit seiner Theorie anknüpfen und die man durch Theorie erweitern und verbessern kann. Also nach der Aufregung sage ich hier so viele Sätze, die wenig zur Sache tun, auch aus Respekt vor der Aufgabe, den schwierigen Seminarsatz zu erhellen. Dieser merkwürdige Satz, der für den ersten Blick an jedem Sinn vorbeizugehen scheint, Kunst-IDS-Kathologie der Wirklichkeit im Hinblick auf die Aperien der Selben, ist ein sogenannter spekulativer Satz, wobei spekulativ eben nicht berechnend ohne substanzielle Grundlage berechnend heißt. ohne substanzielle Grundlage berechnen, heißt. Spekulativ ist hier eine schöne Utopie. Und spekulativ kommt von Spekulum und Spekulum steht lateinisch für Spiegel. Ein Spiegelsatz versucht die Vermittlung von Sachverhalt mit der Subjektivität, die sich ineinander spiegeln. Das ist das Gegenteil dessen, was den Journalismus so stolz auf sich macht, obwohl er stets daran scheitert, nämlich an der Trennung von Meinung, subjektiv und Tatsachenbericht, objektiv. In dieser Trennung ist meistens beides nichts wert und das treuherzige Dieser Trennung ist meistens beides nichts wert und das treuherzige Geständnis, alles eben auch subjektiv, genügt nicht, weil unsere Auffassungsfähigkeit die Spiegelung des Subjek weder die Verobjektivierung noch die Sub Scheinen, von dem, was der Kierkegaard-Leser anders als der Leser Kant wahrnehmen muss. Auf Kierkegaardisch kann man die Aporie durchaus danach benennen, was er erst ihre Auswirkung sein kann. Existenziell nämlich als Disziplinierung und Beschädigung des Gefühlslebens, als Kränkung, führt die Aporie direkt zur Verzweiflung, die sie zur Voraussetzung hat. und wirkt dann auf einmal akut. Das Schreckliche, das Unschöne, aber auch nur das nicht loszukriegende Lästige kann auf eine Aporie zurückgehen in einer ihrer Wurzeln. Logisch, in der Wissenschaft der Logik mag die Aporie ganz andere Seiten haben. Hemmung eines Gedankenfluges zum Beispiel, der an der aporetischen Stelle abstürzt und schon geht es nicht mehr weiter. Existenziell ist sie die Verzweiflung, sie ist der endgültige Ausdruck und die Folge davon, dass nichts mehr geht. Egal welchen Weg man nimmt, jeder Weg führt zu nichts. Du steckst in der Ausweglosigkeit und setzt sie durch Versuche, ihr zu entkommen, erst recht in Gang. O Haupt, voll Blut und Wunden! Dass die Kunst nicht allein vom Schönen lebt und schon gar nicht ausschließlich aus Jubel besteht, ist ein Gemeinplatz. Was sich als Kunst etabliert hat, was als Kunst geduldet, gefördert und konsumiert wird, enthält Gott sei Dank die Möglichkeit einer Verwandlung. Einen Ausweg in die Welt des Scheins, auch der Kunst. Das habe ich seit Kindertagen Johann Nepomuk Nestor abgeschaut. Seine ebenso unterhaltsamen wie abweisenden Komödien provozieren ein verzweifeltes Lachen über die Unverbesserlichkeit der Conditio Humana. Wenn alle Stricke reißen, hänge mir auf. Oder derselbe Nestorue, ganz optimistisch, ich glaube von jedem Menschen das Schlechterste, selbst von mir, und ich habe mich noch selten getäuscht. Das Motiv der Selbstverachtung aufgrund der Verächtlichkeit anderer hat sich bis zum Herrn Karl Merz-Gwaltinger gehalten, kennt man doch am besten die eigene Verwerflichkeit, die einen unaufhörlich reden macht, ein Geständnisdiskurs wie zum Leugnen formuliert und bei dem man am meisten selbst schlecht aussteigt, auch wenn man virtuos, wie der Herr Kahladel die eigene Schlechtigkeit den anderen unterstellt. Beinahe in diesem Sinne hat sich Thomas Bernhard anhand einiger seiner Figuren, siehe vor allem Wittgensteins Neffe, eine moralisch-rhetorische Strategie zurechtgeschrieben. Alle Menschen sind danach grauslich, aber die Protagonisten, hinter denen sich aus meiner Sicht recht und schlecht Thomas Bernhard Höchstpersönlich verbirgt, wenn auch nicht ganz versteckt, die sagen von sich zusätzlich, ich ja auch, ich selbst bin nichts Besseres als eine dieser Grauslichkeiten auf zwei Beinen. Aber mir kann wenigstens keiner etwas vorwerfen, was ich nicht selber besser geißeln könnte als er, obwohl ich gar nichts Besseres in der Realität bin. Auf jeden Fall bin ich im Wettbewerb von meinesgleichen der am besten Grausliche. Das ist eine Immunisierungsstrategie, die gut ankommt, weil der Verzicht darauf, ein moralisch besserer Mensch zu sein, den böswilligen Aggressor zum Teil aus der Kampfzone herausnimmt, als unbestrittenen Fachmann für die eigene Schlechtigkeit. Da lässt er sich nichts sagen. Karl-Gauss' Satire ist da ein bisschen mehr riskant. Ob Bernhard oder Nestor, an beiden sieht man, was Kunst auch kann, nämlich quälende Tatbestände in lustspendende Verwandlung, in Erhäts, wie man in Wien sagen darf. Seltsam, die Fähigkeit von Menschen in der Kunst, sich an etwas zu erfreuen, was jeden in Wirklichkeit verzweifelt zurückließe. Bernhards Autobiografie ist ein Überlebensprotokoll. Darin steht das Wichtigste über das Wegsterben von Schicksalsgenossen unter medizinisch schon damals überlebten Spitalsbedingungen. Die in Wirklichkeit einzig angemessene Verzweiflung, wird durch ästhetische Strategien zur freudemachenden Lektüre. Kunst als die Verwandlung von Aporien ist ein Ausweg für die, die einen Sinn dafür haben. Schopenhauer zum Beispiel hat schöne Kunst und Philosophie verschrieben, um die verdammte Langeweile zu bekämpfen, in die der Mensch in der Zivilisation, wenn er sich nicht für seinen Lebensunterhalt zu Tode schuften muss, unweigerlich gerät. Die Umdichtung der Daseinsmisere in eine Hetz. Aber im Zweikampf mit den existenziellen Aporien in der Kunst keine Resignation einerseits, keine Illusion andererseits. macht aber viel Arbeit, ist kein Witz, sondern die Zusammenfassung von Erfahrungen, die sich nur besonders Glückliche ersparen können. Gomringers sparsames Gedicht an der Hausmauer ist schwerer zu schreiben, als man es abkratzen lassen kann. Da ich das Wort gerne habe, möchte ich es gleich aussprechen. Das Wort heißt Zitadellenkultur. Eine Zitadelle, sagt das Lexikon, ist eine kleine in sich abgeschlossene Festung, entweder innerhalb einer größeren oder sie stellt einen Teil der umhüllenden größeren Festung dar. Bei einer Erstürmung der Stadt durch feindliche Truppen diente die Zitadelle als Rückzugsort. Vor allem der Rückzugsort passt mir ins Konzept und feindliche Truppen gibt es ohne diese überall. Als Rückzugsort lässt sich Kunst gut feiern, auch wenn sie ebenfalls dafür beliebt zu sein scheint, dass sie die Menschen mit allerhand Furchtbarkeiten, mit einer ganzen Ästhetik des Schreckens und Verfalls konfrontiert, so als befände sie sich im Einsatz an einer Front. Auf der Szene dummeln sich die Nonkonformisten, nützliche, verehrungswürdige Menschen, die allerdings ein Paradox für sich und zugleich gegen sich in Kraft setzen. Da von der Kunst der Nonkonformismus erwünscht, ja verlangt wird, ist es schwer, ihn auszuüben. Wann endlich werdet ihr euch gegen uns durchsetzen, ruft der liberale Politiker den Künstlern bei der Festspieleröffnung zu. Festspieleröffnung zu. Über die schöne Kunst des Untergangs in den 80er Jahren heißt ein Buch von Otto K. Werkmeister, der den Terminus Zitadellenkultur ausgedacht hat. Lassen Sie mich bitte seinen Gedankengang verkürzt nacherzählen. Ein Mensch kommt nach Berlin. Überall in Berlin herrscht reges Leben, die Baustellen sind unaufhörlich in Betrieb. Studiert man jedoch die Programme der Kulturbetriebe, dann sind sie Ausdruck eines permanenten Krisenbewusstseins. Oder die Wargastin, all of the hin. Untergang im Theater, Aufbruchstimmung an der Baustelle. Die Idylle zelebriert die Aperie, von der sie inständig hofft, sie nicht erleben zu müssen. Apocalypse Now, aber im Kino. Den dazugehörigen Kunstproduzenten hat Lisa Eckart beiläufig mit einer Maxime verspottet, die lautet, ich fühle mich heute schlecht, ich bin also ein Künstler. Wenn das Spiel lautet, Kunst sei die Eschatologie der Wirklichkeit im Hinblick auf die Aperien derselben, dann darf man beichten, dass der Begriff Eschatologie seine Karriere der christlichen Religion verdankt. Die christliche Religion ist nicht neugierig darauf, einer weltlich gewordenen Disziplin wie der Kunst, die Räuberleiter zu den höchsten letzten Dingen zu machen. dorthin, wo die geistlich fundierten Substanzen aus Erwartungen und Zukunftshoffnungen eines etablierten Glaubens gebrauchsfertig lagern. Kunst hat dagegen keine Erlösungs-, also Heilsgeschichte zu bieten. Das seien die Aporien vor. Sie hat eine Emanzipationsgeschichte, zum Beispiel eine Freiheit von der Religion. Diese Freiheit, dieser Freiheit wird nicht immer gehuldigt, weil das Versprechen, Freiheit durch Eschatologie überflüssig zu machen, sehr attraktiv ist. In Peter Handkes Nachmittag eines Schriftstellers stehen Sätze, die zur Durchleuchtung meines Seminarsatzes dienen könnten. Die Literatur, so Handke, sei das Freieste aller Länder. Und der Gedanke an diese Freiheit sei der einzige Ausweg aus den täglichen Gemeinheiten und Unterwerfungen hin zu einer stolzen Ebenbürtigkeit. Das ist der erhebende, der eskatologische, den befreiend letzten Dingen gewidmete Charakter von Literatur als Kunst. als Kunst. Wäre es bei einem Dichter anders, wäre er keiner. Ob die stolze Ebenbürtigkeit für den Rest der Menschheit gilt, weiß ich nicht. Die Frohbotschaft aber lautet, der Mensch muss nicht inferior existieren. Es gibt quasi eine andere Welt und Menschen haben eine Sehnsucht nach ihr. Das heißt Eschatologie. Der Dichter jedoch, der die Aparien des Niedrigen aus dem Auge verliert, der also den Hinblick auf das Aparitische aufgibt, gleitet Nolens Wohlens ins Religiöse hinüber, wofür er dann religiöse Verehrung genießen kann. Für diese erhebende Stufe der Transzendenz, in der man von den Gemeinheiten erlöst ist, ist am ehesten die Theologie zuständig. Aber gerade von Handke, dem Autor des wunschlosen Unglücks, lässt sich lernen, was es heißt, aus einer scharf gesehenen Erniedrigung, also aus dem Blick auf die Aperien des Daseins, eine stolze Ebenbürtigkeit durch Literatur zu machen. Die erste Reise, die ich einst mit einer geliebten Lebensabschnittpartnerin machte, führte uns nach Istanbul. Auf dem Prinzeseiland lernten wir einen türkischen Berufsgeiger kennen, der in einem deutschen Orchester die erste Geige spielte. Geige spielte. Wir saßen im Garten seiner Villa im Schatten von Bäumen und der Künstler erweckte eines der brandenburgischen Konzerte von Bach zum Leben. Der Dreiklang von Kunst, von Sommer und Meer und von Liebe, diese Anordnung im Freien und im Luxus, erschütterte mich. Von da an war mir klar, dass Musik unverzichtbar sein muss, weil sie überhaupt möglich ist und in dieser Welt da sein kann. Eine derartig oratische Erfahrung verrät durchaus die Verwandtschaft von Kunst und Kitsch oder wenigstens von der Gefahr, dass Kunst durch Kunstgenuss in den Kitsch abgleiten kann. Im Rahmen meiner Aporin-Lehre definiert der Kitsch sich fast von selbst. Danach wäre Kitsch der zu schnelle Übergang vom Aporätischen, von den täglichen Gemeinheiten und Unterwerfungen ins Erhebende, ins Erhabene, in die Sphäre der letzten Dinge. in dem er die Niederungen des Daseins, den Schmerz, das Leid ausblendet oder sie in Drohungen mit allen Höllenstrafen serviert oder ihn den Schmerz vergeudet in seine Rührungsaktionen investiert. zur Kunst der Moderne, also zu einer von der Religion definitiv emanzipierten Kunst. Zur Kunst heute, wie diese schön bombastische Wendung lautet, gehört entweder eine kalkulierte Ungenauigkeit, eine verwischte Wahrnehmung, die im Verwischen, zum Beispiel im unkenntlich machenden Übermalen eines Originals, also gegen die Pseudoklarheit der Konvention und ihren Selbstverständlichkeiten, erst recht präzise sein muss. Selbstverständlichkeiten erst recht präzise sein muss. Für die Präzision von Literatur als Kunst gibt es bei Karl Kraus eine Definition. Literatur ist, so Kraus, wenn ein Gedachtes zugleich ein Gesehenes und ein Gehörtes ist. Sie wird mit Auge und Ohr geschrieben. Aber Literatur muss gelesen sein, wenn ihre Elemente sich binden sollen. Nur dem Leser und nur dem, der ein Leser ist, bleibt sie in der Hand. Er denkt, sieht und hört und empfängt das Erlebnis in derselben Dreieinigkeit, in der der Künstler das Werk gegeben hat. Man muss lesen, nicht hören, was geschrieben steht. Zum Nachdenken des Gedachten hat der Hörer nicht Zeit, auch nicht dem Gesehenen nachzusehen. Zitat Ende. Das ist scharfsinnige Welt, zugewandt hat. Dass die Literatur erst durch die Präzisierung und durch das Zusammenwirken aller Sinne stimmt, macht sie, wie melancholisch sie auch immer die Brüche der Existenz darstellt, zu einer ausgesprochenen Lebenskraft. In deren Namen wird man zugeben müssen, was allgemein Wissen ist, nämlich, dass Definitionen für Kunst hinken, gleich schlechten vergleichen. Solche Definitionen sind nicht maßgebend, sondern vermessen. Und wenn man von Überzeugungen getragen eine dieser Definitionen für alle möglichen nehmen will, dann muss man so tun, als hätte man einen Haupttreffer in der Lotterie gemacht. Kunst lässt sich jedoch nur erläutern als komplexes, sich rasch veränderbares Gebilde, das man konstruieren muss und dem man in der Konstruktion nicht nachkommt. Die Hauptwörter Kunst und Definition genügen da nicht, auch wenn jede der ungenügenden Fixierungen im Glasperlenspiel der Kunsttheorie eine Erkenntnis bieten mag. Kunst sei also die Aporie der Wirklichkeit im Hinblick auf die Aporien derselben. Also die Esskatologie der Wirklichkeit im Hinblick auf die Aporien derselben. Sie wäre danach also eine Art anderer Dimension, bei Musil heißt das ein anderer Zustand, eine Art Dimension, in der man jedoch nicht aus den Augen verliert, was diese Dimension hervorgerufen hat und was sie durch Jahrhunderte am Bleiben hält. Traditionell setzt die Kunst gegen die Aperien der Existenz eine Eschatologie ein, Eine tröstende, eine rettende, erschütternde und, wenn es sein kann, auch lustige Beziehung zu den letzten Dingen ein. Zur endgültigen Vergeblichkeit hin, zum Tod. Im Großen und Ganzen sind es Krieg und Frieden, aber auch die kleine Welt der üblichen Miseren, die Daseinsmiseren oder Glücksfälle. Es sind die Liebestrennungen, ich zitierte das ja schon, der Tod der Liebenden, die eigene Sterblichkeit, die der anderen. Das Glück einer Umarmung, das Bestehen einer Prüfung durch das Schicksal. Den Katalog braucht man nur aufzuschlagen, Man kennt alles und hat keine Kunst nötig, um damit vertraut zu sein. Die Kunst aber kann aus dieser Vertraulichkeit retten und den Dingen des Lebens wieder ihre Fremdheit geben. Selbst das pure ästhetische Spezialistentum Achleitners, Friedrich Achleitners, ein Oberösterreicher, Achleitners Quadratroman zum Beispiel, dass die Formatierung durch letzte Dinge verabsche berätten Triumph des Eschatologen, Inhaber der letzten Dinge zu sein. Aporie und Eskatologie macht in dem Glasperlenspiel auf etwas aufmerksam, auf das ich einleitend hingewiesen habe. Wendet man nämlich den besagten Blick, also den Hinblick von den Aporien der Wirklichkeit ab, schaut man also nicht mehr auf Wirkliches, sondern gleich unmittelbar auf die letzten Dinge, von denen aus gesehen die Aporien als überwunden gelten können, dann hat man eine theologische Ebene erklungen. Man blickt auf eine Transzendenz, von der man nicht wissen kann, ob es sie überhaupt gibt. Es ist der Glaube, der dieser Transzendenz allein die Existenz garantiert und von dem die Propaganda sagt, er wäre ohne dies stärker als jedes Wissen. Eines hat aber dieser Glaube dem weltlichen Monolog der Kunst vererbt. Man kann es Andacht nennen, also ein feierliches Gedächtnis für den Augenblick, also das, was Robert Walser im positiven Lesen als freundliche Isolation bezeichnet hat. Eurer selbst oder seiner selbst das Wunder einer nicht-narzisstischen Selbstreflexion, in die einem am Ende kein Mensch mehr dreinreden kann. Danke für die Aufmerksamkeit. Also jetzt habe ich mit der Quadratur des Kreises zu tun, nämlich zwei Gedanken, die Sie uns vorgetragen haben, zu vereinen, nämlich ihre persönliche Situation, über die wir am Anfang gesprochen haben, und die im Allgemeinen anzuwendende, eine Philosophie, eine überlebenswerte Philosophie, muss es, wenn sie wirklich was wert ist, sich in der Praxis bewähren, wenn sie den Anspruch erhebt, ein eingreifendes Denken zu sein. Und mich würde interessieren, inwieweit war dem Literaten mit philosophischem Interesse Philosophie, ob jetzt Hegel'sche oder das Stoizismus, was auch immer, in der ganz persönlichen Situation stütze, hilfe, ja, Hoffnung gebend, diese Situation, in der man sich befindet, aus der rauszukommen. Das wäre mal die erste Frage, die mich wirklich interessieren würde. Also, das ist ja eine Frage, die seit Nietzsche anders beantwortet wird, nämlich damit nicht die Philosophie rettet uns, aber die Kunst ist es, die das Leben am Ende erträglich macht. Also nach Nietzsche ist es nicht die Philosophie, die gegen die Wahrheit strömen und Strömungen auf eine Wahrheit aus ist. Strömungen auf eine Wahrheit aus ist. Das Wahre und das Gute und das Schöne, sagt Nietzsche, dass die Wahrheiterträgliches Leben durch Kunst ertragen kann. Das ist gewissermaßen Konsens, den andere Leute, die in kranker Art und Weise leben müssen, sagen. es ist nicht die Philosophie. Bei der Philosoph, es kommt aber darauf an, sie zu verändern. oder mag war, sehr schön und nachvollziehbar auch auf diesem Rahmen, den ich hier vorzutragen versucht habe, geradezu rekurrierend gesagt, nö. Und hat den Spruch parodiert mit dem Satz, die Philosophen haben die Welt verändert, es könnte aber darauf an, sie zu verschonen. Also der Praxisgedanke ist natürlich gleichzeitig ein Gedanke des Aktionismus. Der Aktionismus ist bekannt dadurch, dass er theorielos auskommt. Und nicht nur, dass er theorielos auskommt, die haben auch Wutanfälle, wie ich bei den frühen Grünen gesehen habe und so weiter, wenn nur die Theorie auftaucht. Und egal, wie sich die Leute verhalten, die Aktion ist wichtig. Also bei den Klimaleuten, die bewerfen Kunstwerke, von mir aus können sie machen, was sie wollen, aber sie argumentieren das damit, es kommt auf die Aktion an, egal was wir an sonstigen Werten haben. Und da muss man sagen, das ist ein verdammter Zirkelschluss, weil er uns nämlich das Glück, das er uns verspricht, über Unglück ermöglicht. Ich erinnere mich, ich weiß nicht, warum ich das jetzt erzähle, aber wir hatten einen Professor, das war Professor Heintl. Hegelianer? Nein, er hat eine Schelling-akzentuierte Hegel-Interpretation geliefert. Er war vor allem ein Nazi, er hat das immer abgestritten, dass er ein Nazi ist. Und ich hatte mal das Glück, wir waren ja lange Kollegen im Rundfunk, über den Humor eine Sendung machen zu dürfen. Und der Humor war ein großes Anliegen von Professor Heinkel, der unendlich viele Dinge über Humor geschrieben hat. Und ich bin da munter gegangen und habe vergessen, dass der sozusagen ein Nazi war und habe mich nett mit ihm unterhalten und sagte dann irgendwann einmal Hitler. mit ihm unterhalten und sagte dann irgendwann einmal Hitler. Das ist ja üblich. Der Peter Huemer, der sein Nachfolger war, hat überhaupt nur von Hitler geredet, egal worüber er redet, das war immer Hitler. Also ich habe auch Hitler gesagt. Darauf wird der Arme rot, der Professor rot, wird rot und glaubt, ich habe ihn jetzt wieder in diese Hitler-Geschichte eingespannt. Und er hat, deswegen ist die Anekdote so schön, protestierend gesagt, Hitler war ein Aktionist. Nicht? Was ja stimmt, der Theoretiker war der Hitler mit Sicherheit nicht. Ist er nicht. Und der Hitler war mit Sicherheit jemand, der so etwas angestrebt hat, wie Strategien, um zur Herrschaft zu gelangen. Und das ist ein Aktionismus. Ein Aktionismus, den der alte Hegel schon angegriffen hat, der die Revolution, die französische Revolution insofern distanziert hat, als die französische Revolution gegen das historische Gewordensein von Strukturen, den Aktionismus einführt. Also die Theorielosigkeit, mit der man irgendwo draufhaut und agiert. Und wie ist das nun im Spital? Dass einem die Kunst da hilft, würde ich eher weniger sagen. Und ich glaube auch, was einem gar nicht hilft, ist eine bestimmte Philosophie. Also Sie können sich nicht mit Marx oder mit Lyotard ins Bett legen und dann haben Sie es gut. Das ist undenkbar. Seneca? Naja, Seneca ist ein merkwürdiges Beispiel, aber ich werde dann gleich auf ihn zurückkommen. Was allerdings wirklich hilft, ist die nicht-aktionistische Haltung des Philosophen. Also die Theoriehaltung hilft. Dass man sozusagen eine Beobachtungstheorie, ja heißt schauen, dass man eine schauende Haltung hat, das hilft. Jetzt muss ich Sie unterbrechen. Wenn ich Ihnen ganz spontan, das ist ein Beleg dafür, was Sie jetzt sagen, dass wir eigentlich Philosophinnen oder Philosophen in Regierungsverantwortung bräuchten. Nämlich die eine andere Blickweise, ich meine das ganz ernst, eine andere Sichtweise haben. So wie der Clemenceau gesagt hat, der Krieg ist viel zu ernst, damit man das dem Militär überlässt. Glaube ich, kann man auch paraphrasierend sagen, die Politik ist viel zu ernst, als das, was sie den Politikern allein überlässt. Es gehört eine Außensicht. Lasst den Spiegel, die Reflexion, die Betrachtung das wirken, auch im Politischen. Dieses Spiel ist allerdings schon gelaufen durch Plato, der ja bekanntlich, also das ist ein hochinteressantes, da geht es um diese Aktionismusfrage weiter. Da geht es um diese Aktionismusfrage weiter. Plato hat im Grunde genommen selber eingesehen, dass er in der Unterstützung des Diktators und seiner Vorstellung von der Diktatur letzten Endes von Politik als, sagen wir es einmal nach Antik, von Wohlleben für alle oder von Gemeinschaftswohle keine Ahnung hat. Daher hat er die Politik noch einmal geschrieben in einem Werk, das glaube ich die Gesetze heißt. Aber dass Philosophen Könige sein sollten, Das hat sich seit Plato nicht, also das ist seit Plato zu Ende. Das glaubt keiner mehr. Weil der Philosoph ja nicht nur philosophiert, sondern der ist auch, das haben generale Soziologen nachgewiesen, wie Pierre Bourdieu, der französische Soziologe, Homo academicus. Das sind auch homines akademica, die da agieren und da sind manche Politiker noch in ihren Herrschaftsansprüchen freundlicher und nützlicher als der Philosoph als König. Weil das Recht haben ist eine philosophische Disziplin und der Narzissmus, wie Nietzsche ihn ja dem Sokrates nachgesagt hat. Ich habe Ihnen ja dem Sokrates nachgesagt, dem Sokrates. Was macht der Sokrates? Der steht an der Ecke, dann wartet, bis einer vorbeikommt, dann quatscht er ihn an und sagt, was machst du so? Und der sagt, ja, dann mache ich das und jenes. Und der Sokrates weist ihm nach, dass er keine Ahnung von dem hat, was er macht. Und er hat wirklich keine Vornehmetätigkeit. Für den Geistesaristokraten Nietzsche ist das ordinärer. Also den Leuten anreden und zeigen, was er dann macht. Dann verschwindet der Sokrates, er lässt ihn dann stehen. Also das ist schon eine sehr schwierige Sache. Also doch eher die Kunst oder die Künste? Das mag man, aber ich meine, das ist ein so komplexes Thema, letzte Besserungsanstalt vor dem Abkratzen, wenn sie dort drin sind, da bekommen sie Semmeln, die monatelang im Eiskasten waren. Und das ist schon sehr schwer. Dazu gibt es einen Kaffee, der unbeschreiblich ist. Und man ist aber doch zufrieden, weil es ist besser als nichts. Nur, was tut meiner eins? Er schaut etwas an im Fernsehen, was er nie anschauen würde normal, nämlich die Sendung Küchenschlacht. Küchenschlacht ist die Sendung, wo Menschen wie du und ich kochen und dann kommt ein Chefkoch und der überprüft, was denn das Beste ist. Also nie würde ich mir das nochmal anschauen. Aber diese kompensatorischen Fähigkeiten der Trivialkultur, deswegen funktioniert sie ja. Das hört sich ein bisschen nach Masochismus an. Nein, es ist eigentlich... Ablenkung? Masochismus ist auch schon wieder so ein ambivalentes Wort, weil der ja immer sadistische Züge auch hat. Und die Küchenschlacht hat für den Zuschauer auch sadistische Züge. Also, dass man sich da freut, das ist... Na gut. Aber was hat Ihnen dann geholfen, wieder die Rückkehr zum Schreiben? Das ist eben die durch Theoriehaltung, also durch einen Anti-Aktionismus geförderte Fähigkeit zu beobachten und zu schauen und dann jetzt genauer gesagt auch diese elende Welt, die einen da umgibt, und das muss man sagen, das ist schon sehr schwierig, das Leid der anderen in den Betten mitzukriegen und auch den Hochmut der Ärzte und die Attitüden der Pflegerinnen, das ist alles sehr schwierig. das ist alles sehr schwierig. Aber wenn es einem gelingt, darin auch eine Welt zu sehen, also den Zusammenhang von vitalen Äußerungen und Realitäten erkennen zu können, dann hilft einem das. Das Entkommen-Wollen gibt Kraft? Naja, man will ja nicht entkommen. Die Vorschläge zum Entkommen kommen erst dann, wenn du ohne dies schon so weit bist, dass es in den Erwartungshorizont eintreten kann. Aber an und für sich könnte man ironisch sagen, geradezu ideal ist der Zustand der Immobilität für den Philosophen, weil da kann er schauen und nichts anderes. Und was man sieht, ist ja von einer menschlichen Buntheit, wie es eigentlich nur ein einziger Künstler beschreiben kann, konnte, das ist der Fellini. Der Fellini konnte das. Der hatte so einen Sinn für diese, also ich habe zum Beispiel einen Zimmernachbarn, also einen Bettnachbarn gehabt, der war bis 15 Uhr super in Form. Aber ab 15 Uhr wurde er dement. Da war er dement, jeden Tag ab 15 Uhr. Und als dementer Mensch hat er Kämme gestohlen. Der ist von einem Dings zum anderen, der hat Kämme gestohlen. Der ist von einem Dings, der hat Kämme geglaubt. Dann hat er am Abend einen riesigen Haufen Kämme gehabt. Und am nächsten Tag war er wieder super drauf bis 15 Uhr und es fing alles von 9 an. Oder die Ärzte, die sich ja seit Molière in keiner Weise gebessert haben. Nur die Medizin hat sich unglaublich verbessert, aber die Attitüden. Und ich muss auch sagen, dieses, was wir heute haben und mit Recht haben, dieses Gespräch über die Ärzte zu wenig und Pfleger usw., das übertönt die Realität im Krankenhaus. Die Realität ist eine ganz andere. Da kann man allerdings sagen, das sind meine Erfahrungen, die kann man nicht generalisieren, aber es sind Erfahrungen, Also das ist alles passiert. Die dicke Schwester Doris, die zu mir gesagt hat, wenn Ihnen was nicht passt, lassen Sie sie so liegen, wie sie sind. Und der Oberchirurg, der gerade jemandem ein Bein operiert hat, der sich dann an das Bett hinstellt und sagt, na ja, da müssen wir nochmal operieren. Also, oder die Ärztin, die bei der Tür reinkommt, das sind für mich standardisierte Formulierungen. für mich standardisierte Formulierungen. Das heißt, es gibt unendlich viel mehr, aber die sind meiner Meinung nach sehr ausdrucksvoll. Die Ärztin, die noch nicht da war, die die Leute nicht kennt und so weiter, kommt rein und sagt, na, wie geht es Ihnen denn? Und ich antworte, mir geht es den Umständen entsprechend. Das ist keine Antwort, ich kenne ja Ihre Umstände nicht. Also sie hat es semantisch versucht und das muss einen interessieren. Das muss einen interessieren. Jetzt muss ich Franz Schuh, der so viel über das Glück und den Glücksfall gearbeitet hat, fragen. Würden Sie das, ich nenne es noch einmal das Entkommen, haben Sie Glück gehabt? Würden Sie das als Glück bezeichnen? Naja, natürlich habe ich Glück gehabt. Das Glück fängt an, ich bin um 12 Uhr, also 12 Uhr nachts, in das Spital eingeliefert worden und war schwer bedingt. Also da war ein Arzt, der konnte das. Und da hast du Glück gehabt. Da war ein Chirurg da, der hat wahrscheinlich gerade mit der Schwester geschnapst, Schnapsen gespült, und dann kommt einer und man legt es ihm auf die Dinkel, der operiert fünf Stunden. Aber er war da und er konnte das. Und das ist ein Riesenglück. Und das Riesenglück ist, muss man auch sagen, dass ich kein Amerikaner bin. In Amerika hätten sie mich auf die Ausgedinge hineingeworfen. Da ist keine Chance, egal, wenn du das zahlst oder nicht. Also die Tatsache, und ich hatte dann auch das Glück, dass ich nicht nur Molière-Ärzte kennengelernt habe, sondern auch den klassischen Gentleman-Arzt und die Lady-Ärztin. Die sind äußerst selten, aber es gibt sie doch. dass der Patient nicht nur Material ist, sondern eine gewisse Art von Eigenleben hat, der man empathisch zumindest in den Umgangsformen nahe kommen muss. Da geht es nicht darum, ob er es wirklich empfindet oder nicht. Die anderen empfinden ihre Gleichgültigkeit wirklich. nicht. Die anderen empfinden ihre Gleichgültigkeit wirklich. Und da ist mir der heuchelnde Oberarzt lieber als der Brutalinski, der nach oben dran stolz drauf ist, dass er mit dem Messer die Bräuche aufschneidet. Das ist ja ein ziemlich hartes Stück an Lebenserfahrung, wie verarbeitet das oder wird Franz Schuh das verarbeiten, auch im Literarischen, Darüber nochmal, Gott meck abhitten, noch einmal so ein Glück, dass man dann wirklich auch philosophische Aspekte in dem, was da an Leiterfahrung drinnen steckt, anwendet, um auch daran zu reifen, sage ich jetzt. Also das ist in meinem Fall gar nicht notwendig gewesen, weil ich mich mit diesen Dingen immer schon beschäftigt habe. Das heißt, ich habe eigentlich nur für eine Theorie, die ich schon hatte, Anschauungsunterricht erhalten. Also ich habe gesehen, was an meinen ziemlich katastrophistischen Lebensansichten dann zutrifft und was letzten Endes nicht zutrifft. Und dann gibt es aber sinnenhafte Erfahrungen, die ganz außerordentlich sind. Wenn Sie zum Beispiel Monate in einem Spitalzimmer leben, das selbstverständlich keine Möglichkeiten, ein Fenster zu öffnen hat, sondern das ist alles technisch organisiert, alles technisch organisiert. Und dann stehen Sie plötzlich bei einer Untersuchung im Pflegeheim im Keller unten und das Fenster ist offen und Sie sehen zum ersten Mal nach einer langen, langen Zeit ein Stück Rasen und ein Stück Sonne. Und dann gibt es auch die wirklich komischen Erfahrungen. Also ich muss sagen, ich halte die Klinik Clowns für, die haben keinen guten Ruf in der Branche. Aber das ist ungerecht. Sie sind im Pflegeheim, im Hof, tauchen die Klinikglanz auf und wir Dementen und Moribunden eilen auf den Balkon und die stehen da unten und singen über das Meer und über diese ganzen Dinge. Das ist so wahnsinnig komisch. Da wird die Comic nicht vorausgesetzt im Beobachter, sondern sie wird hervorgerufen. Seh man, deine Heimat ist das Meer. Und du kannst nicht um die Ecken gehen. Seemann, deine Heimat ist das Meer. Die sind auch gut. Anders als die Salzburger Festspiele, wo die Virtuosenkultur zu Hause ist, sind die, weiß Gott wo die Virtuosenkultur zu Hause ist, sind die, weiß Gott, keine Virtuosen, aber sie singen viel besser als die Garange. Haben Sie, ich glaube, also, ich stelle einfach die Frage, neue Seiten an sich kennen, gell? Naja, ich habe immer schon eine Fähigkeit gehabt, die ich zum ersten Mal beim Bundesheer kennengelernt habe, die ich aber dann immer wieder vergesse. Und diese sogenannte Fähigkeit ist, ich bin jemand, der unglaublich viel jammert. Ich bin ein Wiener Negativist, raunche den ganzen Tag, aber ich halte enorm viel aus. Was mich dann erstaunt, weil damit rechne ich gar nicht. Ich muss nach meiner Einstellung mit meinem sofortigen Zusammenbruch rechnen. Aber ist dann erstaunlicherweise nicht. Das hat der Mathe-Schütze in eine Wohnsiedlung verwandelt. Das war eine ehemalige SS-Kaserne. Da sind wir in die härteste Militärschule gegangen, die es im österreichischen Bundesheer gibt. Die Berge rauf und runter. Mit 12 Kilo, 11,47 glaube ich hat das Maschinengewehr. Also dass ich das aushalte, das hätte ich mir nie gedacht. Und das ist jetzt eigentlich genau dasselbe gewesen. Niemand hätte mir zugetraut, dass ich das aushalte. Und wenn das offenkundig so interessiert, dieses Thema, dann muss ich auch sagen, ich habe nicht viele Freunde, aber es sind drei oder vier ganz enge Freunde. Da hat es einen Unterschied gegeben. Da gab es den einen Freund, der kam und sah mich da in dem Spezialbett drin liegen und der hat das nicht ausgehalten. Der ist vollkommen zusammengebrochen und war völlig außer... Also das ist dann schon jemand, der sich mit einer Kondition des Menschen nicht auseinandersetzen kann, weil ihm irgendwie die Kraft dazu fehlt. Und ich hatte einen anderen Freund, der kam und elegant plauderte und diese Szene wunderbar... Szene wunderbar. Übrigens der Operateur, der mich operiert hat, dem gegenüber, ich würde sagen, einer der größten Leistungen, die ein Patient im Spital erbringen kann, durchgesetzt habe, er hat mir, als ich dann schon in der Normalstation war, eine Flasche Bier gebracht. Das ist absolut undenkbar, das gibt es im Spital nicht. Der hat einen guten Bekannten, das ist das Felix Mitterer, der Dichter. Der war mich auch besuchen über die Vermittlung. Ich habe mit dem Mitterer eine lange Geschichte, weil die erste Lesung, die ich im Ausland gehalten habe, war in Südtirol, damals zusammen mit dem Mitterer, der vollkommen unbekannt war. Der ist vollkommen unbekannt worden. Das sind dann Dinge, was man sagen muss, die auch freuen. Wohingegen ich ein wirklich bösartiger Feind von Herrn Anschober bin, denn der Anschober hat in seiner Politik folgendes gemacht. Sie müssen sich vorstellen Pfleger, nicht? Du ist nichts, gar nichts, gar nichts, überhaupt nichts. Und plötzlich von einem Tag auf den anderen reißen sie die Tür auf, kommen rein mit ihren Hauben und mit ihren Dings. Von einem Tag auf den anderen ist Corona ausgebrochen. Die Politik hat nichts anderes zustande gebracht, als die Entwicklung des Virus ermöglicht. Und dann hat dasselbe Ernst Schober, der idiotische Artikel in der Kronenzeitung schreibt, dann hat dasselbe Ernst Schober nicht einen Gedanken an Besuch verschwendet. Was das bedeutet, wenn sie Monate von jedem Menschen abgeschnitten sind, und da hat sie nicht einmal einen Gedanken darüber gemacht, da war er natürlich als Grüner von irgendwas da und so weiter, aber das ist unverzeihlich gewesen, dieses Besuchsverbot, wo die Stationsärztin, und ich habe ja im Pflegeheim, ich war zwar kränker als die anderen, aber ich war nicht dement. Das heißt, mit mir konnten sie nicht machen, was sie wollen. Sie haben da immer mit Einspruch rechnen müssen und das war ihnen nicht recht. Aber die Stationsärztin hat in aller Härte gesagt, das habe ich ihnen gesagt. Mit ihrer Einsamkeit müssen sie selber zurechtkommen. Und das ist natürlich einerseits wahr, aber auf der anderen Seite unterschlägt es, dass diese Einsamkeit bei vielen gemacht wurde. Also was ich jetzt aus unserem Gespräch und auch dem Text, den Sie vorgelesen haben, und die Gedanken, die da drinnen ausgebreitet waren, das Wahrgenommenwerden ist existenziell. Ich glaube, es ist die härteste Währung der Welt, nicht der Dollar, nicht der Yen, nicht der Euro, sondern wahrgenommen zu werden als Mensch. Und wenn mir das verweigert wird oder ich nicht die Möglichkeit habe zu Sozialkontakten, dann entkommt man der Situation, in der Sie gewesen sind, nicht und da kann man noch so hohe Ansprüche entwickeln. Ich habe diesen Abend, ich danke Ihnen für Ihre Offenheit. Ich glaube, ich bin nicht allein hier im Saal, dass wir das Lachen und das Sterben, so der Buchtitel, zusammengehört, dass der Hum neues Buch von Ihnen erscheint. Und das wird sozusagen die Verlängerung dieses Abends sein. Danke, dass Sie nach Linz gekommen sind, zu uns ins Stifterhaus. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit, meine Damen und Herren. Ich glaube, so wie ich Ihre Anspannung hier heroben gespürt habe, neben mir Ihre Aufmerksamkeit, es war ein erfüllender Abend mit Franz Schuh. Danke. Applaus