Willkommen bei Literatur im Dorf, Silvana Steinbacher begrüßt Sie herzlich. Willkommen bei Literatur im Dorf. Silvana Steinbacher begrüßt Sie herzlich. Zu Gast ist heute Anna Kim, deren Bücher oft um die Themen Postkolonialismus, Minderheiten und Krieg kreisen. Anna Kim ist 1977 in Südkorea geboren, lebt aber schon seit ihrem zweiten Lebensjahr zunächst in Deutschland und jetzt schon sehr lange in Wien. Sie hat viele Preise bekommen, zuletzt den Weser-Canetti-Preis. Und für ihren zuletzt erschienenen Roman Geschichte eines Kindes, über den wir heute natürlich auch sprechen wollen, wurde sie für den Deutschen Buchpreis und auch den Österreichischen Buchpreis nominiert. Und ich begrüße jetzt Anna Kim sehr herzlich. Ganz zu Beginn Ihres Buches, Geschichte eines Kindes, schreiben Sie, das hat mir sehr gut gefallen, als Autorin werden mir von Zeit zu Zeit Geschichten geschenkt. Mich würde interessieren, was enthält so eine Geschichte oder wann docken Sie an so eine Geschichte an? Ja, das ist eine interessante Frage, weil diese Geschenke tatsächlich sehr häufig passieren. Also es sind manchmal ganz kleine Geschenke, es sind so kleine Episoden, die mir erzählt werden und manchmal ist es eben eine richtige Lebensgeschichte, also wie in dem Fall. Und ich glaube, ich docke dann an, wenn ein Interesse, das ich sowieso hatte, sich mit dieser Geschichte deckt. Also wenn ich das Gefühl habe, diese Geschichte passt gerade unheimlich gut in einen Roman hinein oder ist sogar ein Teil eines Romans, dann habe ich natürlich größeres Interesse an der Geschichte. Es muss auch der Zeitpunkt sozusagen auch stimmen, in ihrem Schaffen. Also in ihren Büchern, habe ich ja zu Beginn schon gesagt, kreisen sehr oft um Minderheiten, Postkolonialismus und Krieg. Also auch um Menschen, die aufgrund ihrer Geburt einer Rassenzugehörigkeit diskriminiert werden. Bei Daniel, der Hauptfigur in ihrem Romangeschichte eines Kindes, ist es das Aussehen, das ja sein Leben von klein auf bestimmt. Das war nämlich Anna auch so diese Geschichte, die sie fasziniert hat. Genau, es ist also sein Aussehen, beziehungsweise das, was die Menschen mit seinem Aussehen verbinden. Also das, was sich unter dieser Idee, die man früher Rasse genannt hat, verbirgt. In diesem Fall war es ja so, dass die Mutter dieses Kindes, Danielle Carroll, ihren Sohn zur Adoption freigibt. Und man eigentlich, man muss dazu sagen, im Laufe der Zeit hat sich herausgestellt bei diesem kleinen Kind, dass es zwar sehr begabt ist und sich sehr gut entwickelt, aber die Hautfarbe immer dunkler geworden ist. Und von der Behörde, das war es auch so erschreckend in diesem Buch, also wirklich genau unter die Lupe genommen worden ist. Ja, also diese Idee, also Rasse oder Race in den USA ist natürlich eine extrem mächtige, beziehungsweise ist eine, die wirklich die Gesellschaft richtig durchdrungen hat. Noch immer. Ja, noch immer, genau. Und ich habe dann auch das Gefühl, dass es bei uns immer mehr in die Richtung geht, beziehungsweise eigentlich sich nie geändert hat, durchdrungen hat. Es gab eine kleine Abweichung, aber die ist mittlerweile wieder zurückgerudert. Und daher kam auch das Bedürfnis, über diese Geschichte zu schreiben. Sie haben ja da sehr, sehr stark recherchiert. Ich habe den Eindruck, Sie recherchieren überhaupt für Ihre Romane oft wirklich sehr gründlich. Aber wie fiktionalisiert ist denn diese Geschichte? Diese Geschichte ist, also von den Grundzügen her, ist überhaupt nicht fiktionalisiert. Also sie beruht wirklich auf einer wahren Begebenheit oder auf einem wahren Menschen. Also ich habe ihn dann schon sehr stark geändert, weil ich die Identität des Menschen auch beschützen wollte. Also ich wollte nicht, dass er dann plötzlich seine eigene Lebensgeschichte dann zu lesen bekommt. Also das ist so ein Schritt, der sehr schwierig ist und den man vielleicht als Laie, sage ich jetzt mal, unterschätzt. Also wenn man sich selbst so ausgestellt sieht, das ist nochmal ein kleiner Schock, glaube ich. Und nachdem ich ja mit ihm befreundet bin, war das etwas, was ich nicht machen wollte. Und insofern ist die Protagonistin hauptsächlich oder nur mit der Ehefrau des Mannes, der ja im Pflegeheim sozusagen bereits ist. Das ist die Fiktionalisierung. Also der echte Daniel, der lebt und den gibt es sehr, sehr gut. Und seine Ehefrau habe ich eigentlich, doch, die kenne ich auch. Doch, die kenne ich auch. Also in diesem Buch ist es ja so, dass der Bub von den Behörden dann sozusagen unter Obhut, wenn man so sagen will, genommen wurde. Und es wurde nach Adoptiveltern gesucht, was sich sehr schwierig erwiesen hat, weil ein Kind, das sozusagen nicht der weißen Rasse entspricht, schwierig zu vermitteln war, wenn man es so sagen will. Und das war so fast schaurig weiß, wie er vermessen wird, wie er überprüft wird. Also da wird eigentlich schon im Säuglingsalter immer wieder ganz genau die Entwicklung festgehalten. Ja, das lag natürlich auch daran, dass das Konzept damals in den 50ern, das Adoptionskonzept hieß Matching. Also es ging darum, wirklich Eltern zu finden, die so aussehen wie das Kind oder umgekehrt. Also Eltern für das Kind zu finden, wo es eine körperliche Abweichung eben nicht gibt. Und das war das Problem mit einem gemischtrassigen Kind oder gemischten Kind, dass es eben schwierig war, da quasi gemischte Eltern zu finden, weil es zu der Zeit, also in den frühen 50ern, einfach auch nicht so viele gemischte Paare gegeben hat. Also gerade in Green Bay, also in Wisconsin, war die Bevölkerung sehr homogen. Und es gab eine ganz starke segregierte Gesellschaft. Also daher war es quasi für diese Adoptionsorganisationen sehr, sehr schwierig, da passende Eltern zu finden. in Ihrem Buch, in Green Bay, also das ist so irgendwie so das Kleinstädtische, mit sehr vielen Gerüchten und mit sehr vielen Geschichten. Also da ist es sehr schwierig, auch so seine Privatheit zu schützen eigentlich, oder? So stelle ich mir das vor. Allerdings muss man dazu sagen, dass natürlich Green Bay ziemlich weitläufig ist. Also es ist nicht so eine kleine, also dörflich, also wirklich enge Gemeinschaft, sondern es ist eine wirklich sehr weitläufige geografische Ebene. Und da ist es eigentlich schon möglich, sich zu verstecken, sage ich jetzt mal. Aber trotzdem, also wenn man mit den Menschen in Kontakt ist, ist es natürlich schwierig, ja. Also was mich gewundert hat, ist, dass die Sozialarbeiterin, also in einem Fall diese Marlene Winkler, also so viel Zeit auch darauf verwandt hat, dass sie den leiblichen Vater des Kindes findet. Also war mir nicht ganz schlüssig, warum das so wichtig ist, dass sie den Vater findet. Naja, sie war der Ansicht, dass eben der Vater, dass das Kind farbig ist. Sie war davon überzeugt und deshalb war ihre Ansicht nach das Kind besser bei dem leiblichen Vater aufgehoben als bei einem Adoptionspaar, das auf jeden Fall weiß gewesen wäre. um diese Zuordnung, also weiß zu weiß und farbig zu farbig oder schwarz zu schwarz oder wie auch immer. Also sie konnte diesem Schema nicht entkommen. Und das habe ich auch versucht, in dem Roman zu zeigen, dass das so ein Schema ist, dem eigentlich niemand in dem Roman entkommen kann. Also es gibt ja auch im späteren Verlauf Diskussionen von der Ich-Erzählerin mit ihrem Vater, wo sie sagt, also die Ich-Erzählerin ist eben auch gemischte Herkunft, also sie ist halb koreanisch und halb österreichisch und sie fragt ihren Vater, hat dich das nicht gestört, dass du ein Kind hast, das dir nicht ähnlich sieht, wo es eine solche Diskrepanz gibt? Und genau, das ist dann nochmal die Spiegelung. Ja, es sind so zwei Erzählstränge. Also das heißt, sie stellen sozusagen die Geschichte dieser Protagonistin, auch der Geschichte um diesen Daniel ja auch gegenüber, nicht gegenüber, aber es sind zwei Erzählstränge, die sie gewählt haben. Genau, also es gibt halt sehr starke Parallelen zwischen den Strängen. In dem Fall ist es ja so, dass Carol sich weigert, den Vater ihres Kindes zu nennen. Ja, also genau, sie weigert sich. Man könnte natürlich spekulieren, warum. Ob das jetzt deshalb ist, weil die Geschichte der Begegnung vielleicht nicht schön war. Also die offensichtlichste Erklärung ist natürlich die, dass der Vater wahrscheinlich Afroamerikaner ist und sie ihn deshalb nicht nennen möchte und deshalb nicht zugeben möchte, dass sie eine sexuelle Begegnung mit einem Afroamerikaner hatte, die damals auch nicht legal war. zwischen den Völkern, also zwischen ethnischer, ehelicher Verbindungen waren ja auch verboten. Das wurde erst zehn Jahre später, glaube ich, legalisiert. Also das kommt noch dazu. Also es war eine sehr, sehr schwierige gesellschaftliche Situation. Aber es muss auch ein unglaublicher Druck gewesen sein auf diese Carol, die ja ununterbrochen vorgeladen wurde und immer wieder befragt wurde nach der Identität dieses Vaters. Und das führt ja dann auch letztendlich dazu, dass sie einen Selbstmordversuch begeht. Also es muss ein enormer Druck gewesen sein, den da auch die Behörde auf sie ausgeübt hat. Also sehr viel sind ja auch die Akten, also die Akten spielen auch eine Rolle. Das ist dann so diese Ebene, habe ich empfunden, wo es wirklich sehr sachlich ist. Sind diese Akten eins zu eins in dem Buch oder nicht? Das habe ich mir gedacht. Das wäre nicht so gut zu lesen gewesen. Also die echten Akten, also ich habe die echten Akten gehabt. Und ich habe auch tatsächlich einige Sätze beziehungsweise auch so kurze Passagen habe ich zitiert. Beziehungsweise die Akten haben natürlich auch den Ton dieses Teils vorgegeben. Also ich habe natürlich auch versucht, mich da zu orientieren daran. Und dann gibt es so Dinge, die auch eins zu eins übernommen sind worden, also die ich übernommen habe, wie zum Beispiel die Intelligenztests für Babys. Also das ist zum Beispiel etwas, also ich habe auch lange recherchiert, weil ich mir das nicht erklären konnte. Ich habe mir gedacht, so hä, wieso man denn, also zu dem Zeitpunkt hatte ich selber einen Säugling zu Hause und mein Sohn war genauso alt wie Danny. Und ich habe mir gedacht, das ist definitiv ein intelligentes Wesen. Dass der Quotient so hoch ist und dass er dann später eine höhere Ausbildung und so weiter. Ich habe dann herausgefunden, dass das Reaktionstests sind. Also es geht darum, wie der Säugling auf einen Bleistift reagiert, wie er auf bestimmte Bewegungen reagiert, wie er auf Berührungen reagiert und so. Meiner Ansicht nach kann man da, also gut, ich bin jetzt keine Psychologin, aber ich finde die Tests nach wie vor etwas Eigenartiges. aber dieses Baby eigentlich ziemlich alleine, ohne Wärme, ohne Zuwendung in dem Gitterbett teilweise sehr lange Zeit verbracht hat, was man so als Mutter, die ich auch bin, also eigentlich was ganz schlimm klingt. Ja, das fand ich auch ganz schlimm beim Schreiben, muss ich ganz ehrlich sagen. Also das ist auch unmenschlich. Ja, absolut. Also der Sozialarbeiterin ging es eigentlich, und das ist auch ein Thema des Buches, also abgesehen von der Diskussion der Idee der Rasse, ging es mir ganz stark auch um Wissenschaft, also um den Aspekt der Wissenschaft. Also was ist wissenschaftlich oder genau, Wissenschaft. Also was ist wissenschaftlich oder genau, also wie stark wird Wissenschaft auch von gesellschaftlichen Tendenzen, gesellschaftlichen Trends, gesellschaftlichen Fragestellungen eigentlich beeinflusst? Also wie stark wird Wissenschaft gelenkt und gesteuert? Was ist Objektivität eigentlich? Man muss vielleicht dazu sagen, die Zeitebenen sind, wie Franziska nach Green Bay gekommen ist, war das, glaube ich, der Beginn der zweiten Amtszeit von Obama. Und geboren ist Daniel 1953. im Jahr, naja gut, aber trotzdem, es war, es wurde ja ganz, ganz objektiv vermerkt. Also zum Beispiel wirklich auch faschistoide Ausdrücke wie das Primitive wird dominanter. Ja, also ganz schlimm, ja. Eigentlich, wo man mit diesem Kind sozusagen einen Intelligenztest gemacht hat und dann also auch solche Wertungen hingeschrieben hat. Genau, also das sind die Auswirkungen natürlich vom Nationalsozialismus sind noch da, beziehungsweise, und da muss man eigentlich noch viel weiter zurückgehen, also diese Vermessung von Menschen, das war ja eine Praxis, die hat begonnen im Imperialismus, also in den ersten Anfängen der Kolonialzeit, als man die allerersten Menschen gefunden hat, die nicht so aussahen wie man selbst und dann begonnen hat, sie zu vermessen. Also diese Praktiken sind schon sehr alt und haben natürlich in den 50er Jahren also waren die natürlich noch da, also sie haben nicht einfach aufgehört. Und gerade die USA, die gerade was eben Rassen betraf, sehr, sehr, sehr empfindlich war oder sehr darauf geeicht war, das auch zu sehen und zu untersuchen. Die haben natürlich auch alle möglichen Untersuchungen gehabt oder wissenschaftliche Ansätze gehabt, wie man nachweisen kann, dass jemand farbig ist zum Beispiel. Also das war auch so eine große Fragestellung in den USA. Das war natürlich eine Fragestellung in Österreich und Deutschland zehn Jahre vorher. Aber für mich war dann auch schockierend, muss ich sagen, wie wir es natürlich zur Kenntnis nehmen, weil das immer wieder passiert, wie Polizisten bei Polizeikontrollen farbige Menschen einfach abknallen. Ja, ich sage es mal so hart. Und das ist nach wie vor Gegenwart. Also wenn man da diese 70 Jahre, 1953 bis heute, da hat sich wenig verändert im Grunde genommen, oder? Also ich glaube schon, dass es sich etwas verändert hat. Aber das als Faktum ist einfach erschütternd. Ja, absolut. Also ich finde auch, dass wir heute weiter sein sollten. Absolut. Also Lünschjustiz gibt es zum finde auch, dass wir heute weiter sein sollten, absolut. Also Lynch-Justiz gibt es zum Teil auch, aber nicht mehr in dieser offensichtlichen Form. Aber ja, dass Polizisten einen unschuldigen Menschen einfach töten in der Form ist natürlich unglaublich. Interessant wäre auch zu wissen, Sie haben diese Geschichte geschenkt bekommen, wie Sie es so schön formulieren. Und dann, denke ich mir, ist ja auch für eine Autorin die Frage, wie läuft der Prozess ab? Welchen Stil wähle ich? Wie erzähle ich diese Geschichte? Wie läuft das so bei Ihnen ab? Also bei der Geschichte war das ganz leicht. Also ich hatte diese Akte und die hat mich einfach so unglaublich, also ich war total fassungslos, dass es so etwas gibt. Also auch von der Sprache her, von der Art und Weise, wie sie geschrieben war, wie das Kind eben beschrieben wurde. Und da hatte ich sofort die Idee, also ich hatte zuerst die Idee, die Akte 1 zu 1 einfach zu übersetzen und zu veröffentlichen, weil ich dachte, vielleicht wäre das auch mal ganz gut, so etwas zu lesen. Aber dann habe ich gemerkt, also diese ganzen Wiederholungen, also die echte Akte wird ja von mindestens 10 oder 11 Sozialarbeiterinnen geschrieben. Und die haben ständig, also diese Beschreibung des Aussehens des Kindes, die kommt wirklich ununterbrochen vor. Also praktisch jeder dritte Bericht ist, da geht es darum, ob die Hautfarbe jetzt heller oder dünkler ist oder wie die Haare aussehen, ob sie jetzt endlich gelockt sind oder nicht. Also es war einfach nicht so interessant zu lesen. Und dann hatte ich aber sofort die Idee, die Akte, diese Aktenform als Erzählung zu verwenden. Also ich wollte sehen, wie bringe ich eine Geschichte in dieser sehr strengen Form unter? Also wie kann ich eine Geschichte erzählen, indem ich diese reduzierten Mittel verwende? Und das hat mich total gereizt. Und insofern war das sofort da. Und die zweite Ebene war die war mir sehr wichtig, weil ich die Geschichte auch in die Gegenwart holen wollte. Also ich wollte nicht, dass sie einfach nur in der Vergangenheit bleibt, sondern dass da eben auch sehr starke Bezüge zu, eben damals Trump-Ära hat gerade begonnen, dass es da dazu natürlich starke Bezüge gab. Aber auch, das sehe ich also auch aus meiner eigenen Perspektive, auch zu Europa, also zu Österreich, Deutschland, EU. Also diese Marlene Winkler war ja Österreich rein. Genau, aber auch diese Idee des Racial Profiling, das meiner Ansicht nach, also seit der Flüchtlingskrise also auch immer deutlicher geworden ist. Also selbst ich habe das mitbekommen, also ich habe das also nicht nur bei anderen, sondern an mir selbst habe ich das mitbekommen, dass es stärker darum geht, warum ich so aussehe, wie ich ausse nach der Herkunft eigentlich ziemlich auf die Nerven geht, weil sie dann sagen, ich komme aus Österreich. Das ist normalerweise meine erste Antwort. Und dann wird aber immer weiter geboren. Dann gibt man sich nicht mit dieser Antwort zufrieden. Neulich war ich im Auto, also im Taxi mit meinem Sohn unterwegs. Ich habe darauf bestanden, in Österreich. Da hat der Taxifahrer gemeint, ja, aber woher kommt denn das Kind her? Da habe ich gedacht, okay, das geht jetzt überhaupt nicht mehr. Ja. Es ist eine, ich glaube, das Nervige an der Frage ist nicht so sehr die Neugier. Die Neugier ist ja auch verständlich und auch irgendwie ganz süß. Manchmal ist es ja auch Interesse. Es ist ja auch Interesse, genau. Und Interesse ist ja an sich mal was Gutes, würde ich mal sagen. Es ist halt insofern nervig, weil so eine Inakzeptanz mitschwingt, dass Österreicher und Österreicherinnen auch so aussehen können. Oder auch so. Oder so. Oder so. Aber das betrifft ja auch die EU, muss ich ganz ehrlich sagen. Also wenn man auf Plakaten von der EU schaut, dann sind da auch eigentlich Menschen, also die, die nicht typisch europäisch aussehen, sind da auch sehr selten abgebildet. Fast gar nicht. Das stimmt, ja. Das ist mir noch gar nicht so aufgefallen. Ja, stimmt. Stimmt absolut. Also mein Wunsch an die EU, bitte ändert das. Also ich fände das schon schön. Ja, das wird hoffentlich gehört. Also was mir aufgefallen ist, wo ich mir vorstelle, das ist auch im Schreibprozess wirklich nicht einfach. Also sie schwanken so zwischen einer sachlichen und auch einer poetischen Schreibweise. Also ich weiß nicht, das scheint Ihnen sehr wichtig zu sein, oder? Naja, also bei dem Roman war die sachliche Schreibweise durch den Bericht schon vorgegeben. Ja. Und ich glaube, ich habe die mir, also ich mag die poetische eigentlich lieber. Also die liegt mir auch irgendwie mehr. Aber ich trenne mich da immer so ein bisschen. Also ich zwinge mich dazu, mich von ihr zu trennen, weil ich sehr oft das Gefühl habe, dass sie zu undeutlich ist. Und ich möchte aber gerne Dinge so klar und deutlich wie möglich ausdrücken. Und daher kommt dann diese Sachlichkeit nochmal rein. Natürlich ist auch eine sachliche Schreibweise auch immer sehr gut, wenn man eine starke Wirkung erzeugen möchte. Also eben dieses Festnageln auf eine Bedeutung sozusagen. Wobei ich natürlich auch dazu sagen muss, ich bin gar nicht sicher, ob das möglich ist. Naja, aber es könnte auch wie ein Bruch wirken. Das ist es nicht. Es ist wirklich sehr einheitlich, muss ich sagen, jetzt so beim Lesen. Also so habe es sich empfunden. Sie waren im Rahmen des Projekts mit Sprache unterwegs, haben sie 2009, 2010 Grönland besucht. Daraus entstanden ist eine literarische Reparatage und der Roman Anatomie einer Nacht. Mich würde jetzt natürlich in erster Linie interessieren, wie haben Sie diesen Aufenthalt in Grönland empfunden? Ich war ja zweimal in Grönland. Also einmal in Ostgrönland und einmal in Westgrönland, also Südwestgrönland. Und die Aufländer waren sehr, sehr unterschiedlich, weil in Ostgrönland war ich in einem Dorf. Also es war die größte Stadt, aber es war de facto ein Dorf. Also 1500 Einwohner und Einwohnerinnen hat Tassilak. Und da war ich einen Monat und es war, also ich war sehr, sehr gerne in Grönland. Ja, wirklich? Absolut, ja. Das ist eigentlich mein Lieblingsland der Welt. Also wenn ich könnte, dann würde ich immer dort leben. Wirklich leben sogar, ja? Ja, absolut, ja. Also das war ja im Rahmen eines Projekts. Ich nehme an, dass man Ihnen da auch den Aufenthaltsort zugewiesen hat oder nicht. Nein, nein, ich habe mir den aussuchen dürfen. Also ich habe dann im Prinzip nur das Geld bekommen und dann durfte ich mir aussuchen, was ich damit mache. Und ich bin dann eben nochmal nach Grönland gefahren. ja, also ich finde die Natur wahnsinnig schön. Natürlich verändert sie sich gerade wahnsinnig stark wegen der Klimaerwärmung. Also das haben die Inuit damals schon thematisiert. Das war für sie natürlich auch eine akute Bedrohung, wobei die jetzt immer akuter wird. Und ich finde auch die Sprache sehr, sehr schön. Sie ist im Westen und im Osten unterschiedlich. Die Ostgrönländer und Grönländerinnen haben eher so eine, die dem Kanadischen verwandte Sprache. Und die Westgrönländerer wieder ein bisschen anderen Dialekt. Und angeblich verstehen sie einander nicht. Aber Sie haben sich auf Englisch unterhalten, nehme ich an, oder? Genau, also in Westgründern habe ich mich auf Englisch unterhalten und in Ostgründern ging das nicht. Also ich hatte so ein kleines dänisches Wörterbuch mit mir und ich verstehe auch so ein bisschen Dänisch. Das ging aber überhaupt nicht. Also das hätte ich mir auch denken können. Also nachdem Dänemark eben die ehemalige Kolonialmacht war, war Dänisch eine ganz, ganz schlechte Idee. Das heißt, wir haben uns dann eigentlich mit Händen und Füßen verständigt. Das geht manchmal auch, ja. Das geht, also wenn man möchte, geht alles. Wie kann man sich so den Alltag vorstellen? Ich meine, ganz blöd gefragt, gibt es eine Apotheke. Nein, Apotheke gab es nicht. Ein Krankenhaus, ein Rathaus, einen Tourismusminister, der das Tourismusbüro in der Stadt geführt hat. Dann gab es eine Kirche natürlich. Schule habe ich schon erwähnt. Also es gab wirklich von allem eins. Und in Westgrönland ist es ganz anders. Also die haben eine normale Infrastruktur. Also Nuk, die Hauptstadt, hat also eine sogenannte Einkaufsstraße. Und es ist also nicht ganz so dicht bevölkert natürlich wie bei uns. Aber es ist doch eine schöne kleine Stadt. Die haben auch eine universität und ein verlag ein kulturzentrum alles und von der religion her von der religion her sind die inuit protestantisch also es gibt natürlich den schamanismus wobei der halt auch ganz stark ausgemerzt wurde Also es wurde ganz stark gegen den Schamanismus gelehrt oder was soll ich sagen, also gelobbiet innerhalb der Bevölkerung. Es ist aber natürlich auch nicht so einseitig. Also es wird immer Geschichte wird immer so in schwarz und weiß unterteilt. Also so kann man das auch nicht sehen oder sagen, weil die Schamanen haben damals auch ihre Macht ausgenutzt. Und es gibt einen Grund, warum die Bevölkerung, die Inuit damals dann doch die Missionare bevorzugt haben, weil die halt andere Dinge gesagt haben. Also das muss man auch dazu sagen. Es ist nicht ganz so schwarz-weiß. Ja, wie meistens. Und warum würden sie so gerne dort leben? Das ist erstaunlich. Also ich kenne niemanden, der gerne in Bisherter mindestens, aber ich kenne auch nicht viele Menschen, die in Grönland waren, muss ich auch dazu sagen. Warum ich gerne dort leben würde, weil, also ich hatte so ein unheimliches Freiheitsgefühl in Grönland. Also vielleicht auch, weil es dort eigentlich im Grunde keine, also im Osten Grönlands gibt es im Grunde nur eine Straße. Und die schlängelt sich so durch den ganzen Ort. Und man kann aber, aber eigentlich dieses Konzept Straße gibt es dort nicht. Also es gab dort die Straße nur, weil die halt für Baufahrzeuge verwendet wurden. Es gab ja keine Autos, es gab eben nur Baufahrzeuge. Und also Straße, also diese Idee von Straße gibt es nicht. Und die Idee von, also diese Ordnungsmäßigkeit, in der wir leben, dieses Regelwerk, das gibt es dort in der Form nicht. Und weil es eben so wenig Menschen sind, weil es hauptsächlich um Natur geht und darum, wie man mit der Natur lebt, also das entwickelt dann wieder eine ganz neue Regel, die man sich aber auch zum Teil selber aussuchen kann. Also ich hatte so ein enormes Gefühl von Freiheit. Entstanden ist ja dann auch Ihr Roman Anatomie einer Nacht. Also für mich war es ein sehr komplexer Roman. Elf Menschen nehmen sich innerhalb einer Nacht das Leben. Also ich muss gestehen, ich habe manchmal die Figuren nicht mehr ganz zuordnen können, aber bevor ich den Faden wieder aufnehme, aber es hat mich nicht gestört, weil ich einfach so diese Atmosphäre, das war aber eine sehr bedrückende Atmosphäre, gestört habe. Ja, also das ist sozusagen die Nachwirkung auch des Postkolonialismus, würde ich sagen. Also das meiner Ansicht nach schon, ja. Also ich glaube nicht, dass es, also es ist etwas sehr auffällig, dass in den Ländern, in denen diese Menschen in Kolonien gelebt haben, dass es da sehr, sehr hohe Suizidraten gibt. Also zum Beispiel in Kanada bei den dortigen Inuit gibt es eine sehr hohe Suizidrate. Bei den grönländischen Inuit gibt es das. dann ich glaube der aborigines ist das auch so ähnlich also es ist es gibt an meiner ansicht nach eine einen zusammenhang zwischen der kolonialen situation und beziehungsweise der starken assimilations praktik die dann also danach im anschluss an den kolonialismus kam und den suizidraten das heißt das wirkt dann auch noch in die nächsten Generationen, die das vielleicht auch gar nicht durchlitten haben, hinein. Naja, das ist das Problem. Also der Kolonialismus wurde dann von einer starken Assimilationspolitik abgelöst. Also in Grönland war das der Fall, dass Grönland hat 1900, also mit Zahlen bin ich wahnsinnig schlecht, ich sage jetzt keine Zahlen, jedenfalls, in den 50ern war das glaube ich, in den 50ern des letzten Jahrhunderts, war Grönland keine Kolonie mehr. Aber, also es wurde dann ein Bundesland Dänemarks, aber sie haben, aber die dänische Regierung hat begonnen, die Inuits sehr stark zu assimilieren. Also sprich, sie durften nicht mehr grönländisch sprechen, sie mussten in eine dänische Schule gehen. Die Kinder wurden zum Teil zwangsweise aus den Familien rausgeholt, nach Dänemark geschickt und mussten dort eben dänisch werden. Also das Ziel war, dänisch zu sein. Also als dänische Bürger und Bürgerinnen dänisch zu sein. Und diese Art von Menschenformung, sage ich jetzt mal ganz allgemein, hat eigentlich in allen diesen Ländern stattgefunden. Es war immer so eine Phase der Kolonialisierung, dann war eine Phase der Assimilation. Und diese Auswirkungen der Assimilation, die spürt man natürlich bis heute noch. Ist es jetzt so eine Phase der Befreiung auch? eine Phase der Befreiung auch? Ich glaube schon. Also in Grönland hat dann, also vor zehn Jahren circa haben sie endlich beschlossen, dass grönländisch der Amtssprache sein soll. Das ist schon mal sozusagen die erste Emanzipation gewesen. Und ich glaube, wenn ich die Nachrichten richtig verfolgt habe, dann mischen sie sich auch jetzt mehr und mehr ein und sie wollen jetzt tatsächlich die gesamte Unabhängigkeit des Landes haben. Aber also aber das geht halt sehr langsam. Ich müsste jetzt wieder nach Österreich zurückkehren. Sie haben vor, glaube ich, sechs oder sieben Jahren waren Sie Mitherausgeberin eines Projekts unter dem, also ein großes Projekt der alten Schmiede unter dem Titel Was ist gute Literatur? Würde mich nur interessieren, was ist für Was ist gute Literatur? Würde mich nur interessieren, was ist für Sie wirklich gute Literatur? Also für mich ist gute Literatur also für mich persönlich ist gute Literatur alles, was mir gefällt. Ja, gut, natürlich. Das ist ja jetzt ja subjektiver Zyklus. Ich glaube auch, dass es diese objektive Idee von guter Literatur so nicht gibt. Also im Endeffekt glaube ich nicht, dass es das gibt. Also ich glaube, wir glauben immer nur, dass das gut und das schlecht ist. Oder wir teilen halt gerne ein, auch weil unser Gehirn so funktioniert. Und auch weil es natürlich so Theorien auch noch aus der Vergangenheit gibt, was gut sein soll. Da muss ich natürlich an Kant denken. Und das Gute ist objektiv. Also es ist objektiv gut. Und wir glauben, es ist objektiv gut. Aber es ist eben auch nur ein Glaube. Und deshalb würde ich ganz einfach sagen, also für mich ist gute Literatur das, was mir gefällt. Und ich finde, wir sollten tatsächlich in unseren Urteilen viel öfter dazu sagen, dass es eine Meinung ist. Ja, ja. Das finde ich sehr, sehr hilfreich. Ihnen ist es ja gelungen, kann man einfach sagen, auch durch Ihre vielen Preise, dass Sie wirklich eine sehr erfolgreiche Autorin sind. Aber wie sehen Sie so den Betrieb, sagen wir mal, oder den Markt der Literatur? Sind Sie da sehr skeptisch oder wie sich das alles entwickelt hat? Also ich habe so den, der erste Impuls wäre, dass ich, also Skepsis, ja. Aber dann schaue ich mir das genau an. Und ich habe ja auch eine Zeit lang an der Uni, am Institut für Sprachkunst an der Angewandten in Wien unterrichtet und habe so mitbekommen, dass die jüngere ich zum Beispiel weigere mich nach wie vor, mit einer Agentur zu arbeiten. Ich habe auch keine. Und ich glaube, ich bin auch die Einzige. Und ich habe das mit großer Verwunderung mir alles angehört, also wie sie schon sehr, sehr früh mit Agenturen arbeiten und wie da die Agenten und Agentinnen schon sehr früh erklären, wie man die Geschichte umschreiben könnte, wie sie weitergehen könnte, wie da noch was reingehört und da noch und da und du. Und ich dachte mir, boah, das hätte ich mir nie sagen lassen. wie sie weitergehen könnte wie da noch was reingehört und da noch und da und du und ich dachte mir das hätte ich mir nie sagen lassen also das ist also auch jetzt nicht würde ich also diesen diese einflussnahme verbitte ich mir ja absolut und dann dachte ich aber wieder her vielleicht ist das auch ein bisschen komisch von mir also ich meine es ist ja es ist zwar mein werk aber ich glaube einfach dass der werkbegriff mittlerweile in der jüngeren Generation ein anderer ist. Dass einfach ein Werk viel offener gesehen wird. Dass einfach die Mitarbeit viel toleranter gesehen wird, viel lockerer gesehen wird, viel weniger invasiv. Also ich habe das immer so als eine Frechheit empfunden. Ja, ich weiß nicht, ob Sie das teilen. Ich denke mir, es kann sehr bereichernd sein von jemandem, Also ich habe das immer so als eine Frechheit empfunden. völlig andere Zugänge hat. Und dann vielleicht diese Zugänge glaubt, übernehmen zu müssen, weil man noch nicht über dieses Selbstbewusstsein verfügt, gerade wenn man jung ist. Oder weil eben Agenten sehr oft halt andere Ziele haben. Also zum Beispiel, ich meine, ich würde das jetzt nicht allen Agenten und Agentinnen unterstellen, aber ich habe schon den Eindruck, dass es also das eine Ziel gibt, das wäre Marktauglichkeit und dann gibt es natürlich auch noch andere Ziele, wie zum Beispiel, also wie setze ich eine Idee um, literarisch und wie verfolge ich sie und ist das jetzt, und ob das dann im Endeffekt jetzt gut verkäuflich ist oder nicht, das interessiert mich ehrlich gesagt wenig, aber nachdem jetzt der Buchmarkt immer mehr in Bedrängnis ist, muss man natürlich auch dazu sagen. Natürlich, das hat sich verändert. Genau, der Buchmarkt hat sich sehr, sehr stark verändert. Es wird eigentlich immer schwieriger, soweit ich weiß. Wobei ich nicht das Gefühl habe, dass weniger Bücher verkauft werden, sondern es schränkt sich ja ein. Es werden immer weniger Bücher, immer weniger Titel quasi verkaufen sich gut. Also nicht so wie vor 20 Jahren, als es eben noch eine viel größere Vielfalt gab. Das ist also das, das ist die große Gefahr, die ich sehe. Nämlich gerade die große Gefahr für, auch für Lyrik zum Beispiel, für Essayistik, für die kleineren Literaturgattungen. Essayistik, für die kleineren Literaturgattungen. ja, und Literatur ändert sich. Das finde ich aber auch irgendwie gut. Muss ich ganz ehrlich sagen. Ich finde es immer gut, wenn sich Dinge verändern, weil, was bedeutet es, dass es lebendig ist? Ja, natürlich. Klar, sonst wäre es Stillstand. Aber weil Sie die Essayistik angesprochen haben, Sie haben ja auch, Sie schreiben ja nicht nur literarische Texte, sondern in Der sichtbare Feind, Die Gewalt des Öffentlichen und Das Recht auf Privatheit thematisieren Sie ja auch die Verhörmethoden und Formen der Überwachung. der immer aktueller und brisanter wird. Wann drängt es Sie denn, sozusagen auch einen Stoff zu beschreiben, also einen Stoff zu schreiben, der außerhalb des Literarischen liegt? Naja, für mich ist das ja alles Literatur. Ist es alles, natürlich. Aber es ist eben nicht fiktional. Genau. Ja, ich hatte früher, das war noch bevor ich ein Kind hatte und dann unter Schlaflosigkeit begonnen habe zu leiden, da hatte ich noch eine größere Energie, glaube ich, und auch eine größere Wut. Und auch das Gefühl, ich kann etwas tun. Das war sicher auch aus dem Impuls heraus geschrieben. Also dass ich meinte, dass Kunst auch einen Auftrag hat.urm oder so ähnlich, sondern dass eben Kunst auch eine Verantwortung hat, auch gegenüber der Gesellschaft, aus der sie kommt. Und da war ich der Ansicht, das kann ich am besten über Essays machen, weil das natürlich eine sehr klare Sprache erfordert, und zumindest in meinem Fall. Und wenn man dann auch andere Kanäle benutzen kann, wie zum Beispiel Tageszeitungen oder Wochenzeitungen und so. Mittlerweile bin ich immer noch der Ansicht, dass Kunst einen Auftrag hat. Aber ich bin immer, ja, ich weiß nicht, ich bin immer, ich werde immer pessimistischer, glaube ich. Also ich frage mich immer mehr, ob wir überhaupt so gehört werden, ob überhaupt die Bereitschaft da ist, also uns, die wir Kunst machen, zuzuhören. Also das habe ich ganz besonders stark während der Corona, während der Pandemie gespürt, als wir Kunstschaffenden hier sofort abgestellt wurden. Und das fand ich schon deprimierend, muss ich ganz ehrlich sagen. Ja, natürlich. Das fand ich schon deprimierend, muss ich ganz ehrlich sagen. Ja, natürlich. Das Erste, wo irgendwie gespart wird, ist ja dann auch bei der Kunst. Und es ist die Frage, das Zweite, was dann deprimierend ist, geht das jemandem ab? Aber ich bin dann doch schon, muss ich sagen, so optimistisch, dass ich mir denke, daraus entstehen dann auch wieder fruchtbare Nischen. Inwieweit dann diese Nischen sich die Frage, wem gehört Geschichte? Es geht um die Willkürherrschaft in Nord- und Südkorea nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Also das heißt, auch da haben Sie sehr, sehr intensiv recherchiert auch. Ja, das war sicher die intensivste Recherche, was auch der dickste Roman ist. Also rein quantitativ gesprochen. Und es ist auch ein extrem sensibles Thema. krieg schreiben wollte also dass das war für mich eigentlich dass das eigentliche thema und es scheint dass wir jetzt momentan wieder in so eine neue phase eines anderen kalten krieges eingeschritten sind also insofern oder eigentlich sogar nicht mehr so kalt als ein gibt es mittlerweile schon heißer geworden sie meinen allgemein oder ich meine die ukraine Ukraine. Die Ukraine, ja, ja. Und auch diese Bildung der Blöcke, also Russland gegen den Westen. Ja, ja. Also auch diese Polarisierung sehr stark. Genau, genau. Von daher habe ich da extrem viel recherchiert, ja. Und jetzt? Also was ist sozusagen die Geschichte eines Kindes, ist abgeschlossen und ich weiß, Sie werden wahrscheinlich auch noch einige Lesungen haben aus dem Buch, aber ist das schon wieder eine Geschichte, die Ihnen geschenkt wurde? Wie schaut das jetzt so gerade gegenwärtig aus? Gegenwärtig? Also ich habe gerade ein Kinderbuch abgeschlossen. Also es ist nicht für Viereinhalbjährige, also mein Sohn kann es nicht lesen, sondern es ist für Neunjährigeige, 9-, 10-Jährige. Und das war so ein langer W Also einfach das Erzählen für Kinder auszuprobieren. Weil man da auch sehr, sehr Schritte überspringen darf. Also bei Erwachsenen kann man ja sehr leicht Schritte überspringen. Man kann sehr oft Perspektiven wechseln, Zeiten wechseln, wie auch immer. Und bei Kindern muss man doch sehr darauf achten, dass man da nicht zu komplex wird oder zu verwirrend. Und das fand ich total spannend eigentlich, weil das sehr oft, also wenn man so schrittweise erzählt, dann ist es manchmal langweilig. Ganz ehrlich. Dann denkt man sich, okay, jetzt muss ich auch noch erzählen, dass er sich hinsetzt und die Gabel hinlegt und dann aufsteht und aus der Tür raus geht. Und das kommt einem dann so öde vor. Jetzt will ich das nicht schreiben. Und Kinder stellen ja dann auch oft zu diesen, kann ich mich erinnern, zu diesen Geschichten Fragen, die man gar nicht vermutet hätte. Genau, genau. Stimmt. Das war so ein Wunsch von mir, dass ich das mal schreibe. Und vor allem wollte ich immer schon mal eine Detektivgeschichte schreiben. Eine Detektivgeschichte. Eine Detektivgeschichte, genau. Und das habe ich mir jetzt erfüllt. Und jetzt müsste ich eigentlich wieder in einem neuen Roman arbeiten. Habe ich aber noch nicht. Also ich denke noch darüber nach. Also das heißt, weil Sie sagen, ich müsste. Ja, also ich kenne das so von einigen Gesprächen mit Autorinnen und Autoren, die sagen, es geht ihnen nur gut, wenn sie schreiben. Würden Sie dem auch zustimmen? Ich finde Schreiben entspannend tatsächlich. Wirklich? Ja. Also ich schreibe, ich finde das sehr, sehr entspannend. Also ich finde das normale Leben organisieren extrem stressig. Ich vergesse auch immer alles. Aber Schreiben finde ich dagegen sehr, sehr entspannend. Auch wenn es ein schwieriges Thema ist, das finde ich sogar dann irgendwie nochmal, dann ist es entspannend, aber auf eine sehr interessante Art, finde ich auch gut. Aber ich würde jetzt nicht sagen, dass es mir nur gut geht, wenn ich schreibe, das würde ich jetzt nicht sagen. Ja, sehr erstaunlich, was Sie sagen, nämlich in zweierlei Hinsicht, weil Sie sagen, es ist entspannend und ich höre doch schon sehr oft, es ist so harte Arbeit, also ich, ganz furchtbar, ja. Also ist das eigentlich die häufigere Antwort, die ich bekomme auf das, also zum einen, was ja, zum einen, es geht mir nur gut, wenn ich schreibe, aber es ist auch sehr, sehr harte Arbeit, ja. Es ist beides. Es ist auch harte Arbeit, ja, absolut. Und wie gesagt, wenn ich dann eines Kindes, eben im Speziellen, das war leicht, diesen Stil und den Ton zu finden, weil ich doch von Autorinnen und Autoren von einigen weiß, dass sie doch sehr gerungen haben und dann manche Annäherungsversuche, Erzähl-Annäherungsversuche wieder verworfen haben und wieder begonnen haben. Kennen Sie das auch? Ja, das kenne ich auch. Also ich glaube, die Gefrorene Zeit, das war mein erster Roman, da habe ich, glaube ich, mindestens drei, vier verschiedene Versionen davon, also von dem Anfang, weil ich nicht genau gewusst habe, welche Erzählperspektive. Dann habe ich diese eine ausprobiert, dann die andere. Dann habe ich den Ton gesucht, die Sprache, den Stil. Und das hat also auch mindestens ein Jahr gedauert. Und Anatomie in der Nacht, das war auch, also da habe ich auch sehr stark mit der Sprache gerungen, weil ich wollte eine poetische Sprache, aber ich wollte keine überfrachtete poetische Sprache, sondern so eine poetische Sprache, die auch so eine gewisse Einfachheit hat und also eben nicht experimentell ist oder stark lyrisch ist, sondern zu dieser Natur passt. Also ich habe nach einer Sprache gesucht, die die grönländische Natur auch irgendwie so einfangen kann. Das spürt man schon sehr, obwohl ich noch nie dort war. Gibt es ein Projekt auch bei Ihnen, das gar nicht aufgegangen ist? Ja, da gibt es sicher einige. Nur das passiert bei mir sehr, sehr schnell. Also ich weiß eigentlich, also ich probiere etwas aus und dann weiß ich schon am nächsten Tag, ob das jetzt was wird oder nicht. Aha, das geht sehr schnell. Ja, das geht ganz schnell. Also das brauche ich jetzt nicht monatelang. Also ich habe noch nie eigentlich monatelang ein Projekt bearbeitet und dann das weggeschmissen. Das habe ich nicht gemacht. Noch nicht, nein. Also das merke ich sehr, sehr schnell, ob ich da noch das Interesse und die Neugier habe oder ob das eh sofort. Und gibt es da irgendeinen Punkt, woran Sie das merken? Oder ist das intuitiv? Ich merke das immer daran, dass ich nicht mehr daran schreiben möchte. Ah ja. Das geht bei mir ganz schnell. Also ich sitze dann da und denke so, ich habe eigentlich überhaupt keine Lust. Ja. Und wenn ich dann überhaupt keine Lust habe, dann zwinge ich mich nicht. Ja. Ja, das ist überhaupt, finde ich, so eine gute Regel, die man befolgen kann, wenn man schreibt, dass man sich nicht dazu zwingen sollte. Das merkt man ja alles in dem Text. Ja. Na, dann danke ich Ihnen ganz herzlich. Hat mich sehr gefreut, dass Sie gekommen sind. Danke für die Einladung. Zu Gast war heute Anna Kim. Wir haben über ihr Buch gesprochen, die Geschichte eines Kindes und auch über die Themen, die ihr beim Schreiben wichtig sind, wie zum Beispiel Postkontext.