So Tobi, durch das, dass wir auf deinem besonderen Stuhl nicht sitzen können, sitzen wir einfach davor und stellen dir die erste Frage, was ist das, was ist dein Objekt und was hast du dabei gedacht bei der Planung und Herstellung? Es entstammt meine Diplomarbeit. Ich habe in der Schule eine Diplomarbeit machen müssen und habe mir das Thema gesetzt, Ideale und mit sich mitbringende Einschränkungen. Und ganz im Spezifischen habe ich da jetzt die körperlichen Ideale quasi hergenommen und will es damit kritisieren. Der Stuhl ist nämlich, also die Sitzfläche, die man da sieht, die ist ganz speziell angepasst auf einen fiktionalen Körper, den ich mir mit vielerlei Maßen von prominenten weiblichen Menschen, von prominenten Frauen einfach errechnet habe. Und es ist so gedacht, dass nur dieser fiktionale errechnete Körper, der quasi der perfekte Körper ist, da drinnen Platz finden kann. Dementsprechend steht dieser Sessel metaphorisch für die Gesellschaft, in der man halt irgendwie Platz finden mag, aber oft nicht kann und ob das überhaupt ganz fair ist. Das heißt, du versuchst quasi gegen Körperideale, die dann möglicherweise eine körperdysmorphe Störung auslösen, bei manchen Menschen dagegen anzukämpfen bzw. mal Menschen fühlen zu lassen, wie sich das anfühlt, wenn man nicht reinpasst. Ja, genau. Also der Beweggrund für mich war, dass ich ganz viele Freundinnen, vor allem wirklich weibliche Freundinnen, haben Probleme damit. Die sind nicht zufrieden mit dem Körper aufgrund von diesem ganzen Vergleich, der vor allem auf sozialen Netzwerken stattfindet. Dadurch entwickelt sich eine Anorexie, eine Bulimie und das ist auf keinen Fall okay für mich. Das finde ich nicht fair. An die Betrachterinnen und Betrachter appellieren, nachzudenken, ist es überhaupt notwendig, sich zu vergleichen oder was bringt es einem überhaupt? Oder zum gewissen Grad auch, hey, urteile ich vielleicht selber so nach dem und passe ich dann selber da einer? Also ist das meine Gesellschaft, schaue ich so aus und passe ich selber überhaupt einer? Die Form des Sessels ergibt sich eben, wie gesagt, aus dem Körper und diese schrägen Seitenwände, die man da sieht, die sind dazu da, dass es quasi da beschränkend ist, dass da wirklich nur eben das perfekte Hüftmaß reinpasst. Tatsächlich aber ist mir da was misslungen, nämlich ist es trotzdem zu eng. Es ist trotzdem eine sehr interessante Aussage, weil selbst wenn man diese Idealmasse hat, passt man in die Gesellschaft. Es hat immer wieder etwas zu nörgeln. Und wie man sieht, ist diese Innenfläche, diese Sitzfläche, die ist nicht gepolstert. Nur da aus einem relativ harten Schaumstoff und auf der Außenseite ist sie sehr überschwinglich gepolstert, was einen Kontrast irgendwo schaffen soll. Und natürlich zum Nachdenken anregen soll, dass der Sessel eigentlich gar nicht da gepolstert ist, wo er sonst gepolstert wäre, sondern eben genau umgetraut. Du kannst das schon probieren, er hält es aus auf alle Fälle, aber die falten halt. Schief einer? Bist du jetzt traurig? Ja! That's life oder so, hä? Wenn du da nicht reinpasst, dann ist das ja schon das Ärgste. Doch, was geht's denn mit das? Hehehe.