Lieber Helmut Xöldbeutner, wir sind ja in Vorbereitung unserer Ausstellung Stahlstadt. Ein Titel, der sich auch auf ein sehr wichtiges Bild von deinem Sohn Xöld bezieht, der eine Sammlung von variablen Objekten von dir inszeniert hat. Du hast für unsere Ausstellung noch einmal einen gewaltigen Schub gemacht und regelrecht ein Alterswerk noch erstellt. Daher die Frage, Helmut, wie geht es dir und wie ist es zu dem gekommen? Wie es einem 90-Jährigen geht, der plötzlich auf einer alten Idee basierend etwas entdeckt, was zehn Jahre lang oder länger nicht gemacht wurde. Und ich entdecke, dass man eine Plastik, die ich früher aus Vollformen gehabt habe, in Sprossenform konstruieren kann. Und das hat mich so begeistert, dass ich tatsächlich, das ist wie ein Schub über mich gekommen, ich zwei, vier Monate gearbeitet habe und habe eine ganze Serie neuer Objekte gemacht. Und das ist tatsächlich wie eine Welle über mich geschwappt. Und dann nach vier Monaten war es wieder vorbei. Erweiterung, Veränderung und Bewegung prägen das Werk des Metallplastikers Helmut Xölpointner, der 1933 in Brunwald, nahe heute Bad Leonfelden, geboren wurde und ein Werk geschaffen hat über die letzten 65 Jahre, die eben heute in einer Retrospektive, sagen wir mal, in einer Kabinettausstellung im Überblick gezeigt wird. Von der Hauptschule weg bin ich gekommen in die Stahlschnittschule in Steyr, wo ich gelernt habe, die Techniken des Stahlschneidens mit Stichel, Meißel und Zieselierhammer, die Techniken des Graveurs. Und von dort weg, von dieser Steirerschule, nachdem ich diese Techniken ganz gut beherrscht habe, bin ich in die Akademie nach Wien gegangen. Damals hat es noch geheißen, Akademie für angewandte Kunst am Stubenring, heute ist es Universität für angewandte Kunst. Und dort habe ich nach drei Jahren als jüngster Absolvent, nach 15 Jahren abgeschlossen. Ich musste ja relativ schnell studieren, wir waren ja acht Kinder zu Hause und da war nicht so viel Zeit für Studium. Und von dort bin ich dann nach der Akademie in die Föst gekommen. Durch besondere Umstände bin ich dann in die Generaldirektion gekommen, zum Generaldirektor und habe in seinem Auftrag dann für Besucher aus aller Welt, für weltliche und kirchliche Würdenträger Präsente angefertigt. Charakteristisch für Helmut Xölpointner ist ein unglaubliches Materialverständnis, aus dem Material Metall, einen Übertrag in andere Techniken, einen Übertrag auch in andere Bereiche. Aus der bildenden Kunst, aus einer an die Moderne angelehnten abstrakten, in den 70er Jahren vollkommen innovative Formensprache geht es auch in andere Bereiche wie Design, Gestaltungen, wie zahlreiche Arbeiten im Großen, im öffentlichen Raum, die hier regional Linz geprägt haben, die aber auch international in Frankreich, in Korea, in Moskau bis zu Johannesburg in Südafrika zu sehen sind. Ich glaube, das ist ein Bedürfnis vieler Künstler, die zuerst klein wie ich in Schmuck oder als Graveur gearbeitet haben, dass ihre Arbeiten auch in größeren Dimensionen ausgeführt werden. Und so habe ich dann begonnen, in der VÖS die Techniken des Schweißens und die Techniken der Industrie auch anzuwenden, zum Unterschied von vorhergehenden Schmuck- und Graveurtechniken. Und nach diesen Techniken, Entschweißens, habe ich dann eben begonnen, auch zu gießen. Und das Gießen war aufbauend auf eine Technik, die in der Schmucktechnik Schleuderguss war, war jetzt für Wachsausschmelzverfahren, beziehungsweise einer neuen Technologie mit dem PURIT für mich spannend. Das war richtig spannend, wie ich diese Methode entdeckt habe, dass man aus PURIT, das musste man nicht so wie früher, das Wachs aus der Guss-, aus der Sandform wieder ausschmelzen, konnte man direkt die flüssige Speise, früher war das die Glockenspeise, in St. Florian das Bronze oder in der Föster den flüssigen Stahl draufgießen. Und interessanterweise schon sehr früh, wenn man sagt 1958 beginnt es mit den Schweißarbeiten 1963, dann dieses Gussverfahren, auch wirklich dieser, schon heute würde man sagen, ein interdisziplinäres Arbeiten zwischen angewandten Arbeiten, Auftragsarbeiten und freier Kunst. Und für diese Vorbereitung von einer Plastik, die zum Gießen gedacht war, habe ich aus einem großen Block eine rohe Grundform herausgeschnitten mit dem dünnen Draht. Und das war ein wesentlicher Moment in meiner ganzen Entwicklung, wie ich das eine Element aus dem großen Block herausgenommen habe und habe die Korrespondenz von dem neuen Positivobjekt mit dem Negativraum gesehen. Das war dieser spannende Moment, diese Korrespondenz von Positiv und Negativ. Und dann habe ich dieses Schneiden begonnen in einer Achse. Einmal telesieren, ist das relativ einfach. Dann bin ich aber später drauf gekommen, dass ich in einer Querachse womöglich auch schneide oder womöglich auch in einer dritten Achse. Und da wird es dann schon sehr kompliziert. Wenn man auf so einem Objekt dann nur an der Oberfläche die Linie sieht, was da dahinter ist, hat meine Tochter mal den netten Satz geschrieben, wenn man die Objekte meines Vaters beobachtet, das war bezogen auf eine Stahlplastik, man sieht feinste Haarlinien an der Oberfläche und man möchte sich vorstellen, was durch diese Schnitte im Inneren des Objektes passiert, das bedarf einer ordentlichen Portion Hirnakrobatik. Später schon in Verbindung mit der damals im Entstehen befindlichen heutigen Kunstuniversität Linz, damals Hochschule für Künstlerische und Industrielle Gestaltung, schon eine Zusammenarbeit, auch ein Anschieben, dass diese Kunstuniversität oder damals Hochschule überhaupt entstanden ist. Und hier bereits eine Zusammenarbeit mit Studierenden in der Vöstalpine, in den Lehrwerkstätten, später eben Leiter der Meisterklasse für Metallplastik, infolge auch Rektor der Kunsthochschule Linz und hier Initiator von maßgeblichen und wirklich damals vollkommen auf der Höhe der Zeit oder bereits voraus befindlichen Großprojekten. Und dann kam in den 70er Jahren in Linz die Frage nach der kulturellen Identität der Stadt Linz. Wie nennen wir Stahlstadt Kulturstadt, Stahlstadt Mitkultur, Industriestadt und so weiter. Und damals habe ich dann ein großes Konzept, das ich schon für eine andere Veranstaltung vorbereitet hatte, für die Stadt Linz. Auch zur Findung der kulturellen Identität der Stadt habe ich das Forum Metall vorgeschlagen. Und das war dann eine Ausstellung, wo namhafteste, zwölf international führende Künstlerpersönlichkeiten für Linz Objekte entworfen haben, die dann in Österreich realisiert wurden. Zum Teil in der Vöst, zum Teil in Vöst betrieben, in der Steiermark in Wien, in Niederösterreich und in Steier, die Stadt Steier, Steierwerke haben auch mitgearbeitet und auch Ranshofen. Ranshofen hat einen großen, wesentlichen Beitrag geleistet, indem sie die Nike damals realisiert haben. Und die Nike hat damals, das war damals das meistbesprochene Kunstwerk des Jahres, hat viele Diskussionen eröffnet und hat im Publikum spannende, erregte Diskussionen hervorgerufen. Und so ist unsere junge Hochschule damals auch, wir waren erst einige Jahre existent, wurde diese Hochschule auch international bemerkt und festgestellt. Und die Studenten konnten dann auch tatsächlich mit diesem Renommee der Linzer Kunsthochschule im Rücken, konnten sie auch international in Mexiko, in Deutschland, in Amerika und so weiter, überall ihre Kontakte finden und dort mitarbeiten. Bei Taingele, bei Matthias Göritz, bei Taingele in Fra Frankfurt, bei Göritz in Mexiko, bei den Professoren in Düsseldorf, bei Herich, Erwin Herich etc. Und Helmut Gföllbräutner ist aber dann nicht bei der Stahlplastik geblieben, sondern hat sich dem nächsten Thema angenommen, so wie er auch immer sagt, es hat halt etwas erledigt gehört, es war in der Luft und hat sich dem Thema Design zugewandt. Damals bin ich gerade Rektor geworden, habe gesagt, nein, wir müssen ja diese junge Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung in das Licht der Öffentlichkeit bringen und habe das Thema Design in den Vordergrund gestellt und so entstand Forum Design. Und Forum Design war wirklich ein großer internationaler Erfolg mit Reflexionen in Japan, in Amerika, natürlich in Europa, in Skandinavien und Italien, überall. Das war ein sehr schöner Erfolg. Später dann haben wir eben die Veranstaltung das Phänomen Schmuck behandelt. Und das Phänomen Schmuck haben wir so wie auch Design künstlerisch, visuell, optisch und historisch, wissenschaftlich aufgearbeitet. Und anschließend, als Abschluss, haben wir dann noch das Thema Netz Europa. Das war in den 90er Jahren. Da war dann die große Frage, wie wird Österreich auch in Europa aufgenommen und so weiter. überregionalen Echos, dass es heute oder dass es nachträglich in Linz keine Klangwolke und keine Ars Electronica geben würde. Also das klingt für mich natürlich hochlöblich.