Hallo und herzlich willkommen auch von meiner Seite. Ich freue mich sehr, dass ich heute hier sein kann. Ich hoffe, der Energielevel ist noch nicht zu low, um sich mit so einem schwierigen Thema auseinanderzusetzen. Also wie schon in der Einleitung bzw. in meiner Vorstellung gesagt wurde, ich beschäftige mich seit über 15 Jahren mit dem Themenfeld Rechtsextremismus und da vor allem auch geschlechts- und sexualitätsbezogenen Ideologien der Ungleichheit. Ich habe in den letzten Jahren zahlreiche Bücher herausgegeben, also mit herausgegeben, unter anderem auch diesen Sammelband Rechtsextremismus, Herausforderung für den Journalismus und auch Handlungsstrategien gegen Rechtsextremismus, sowie letzte Woche ist auch Global Perspectives on Antifeminism erschienen. Und ich möchte heute mit Ihnen ein bisschen das Verhältnis zwischen Rechtsextremismus und Medien klären und dann anhand von zwei Beispielen Medienstrategien der extremen Rechten am Beispiel der Identitären genauer analysieren. Und zwar einerseits das Beispiel des Verschwörungsmythos des großen Austausch, den möchte ich vor allem heranziehen, um aufzuzeigen, warum rechte Ideologien, rechte Positionen, nicht Positionen wie andere auch sind und andererseits das sehr, sehr aktuelle Beispiel der Angriffe auf die sogenannten Drag Queen Hours, also Kinderbuchlesungen von Drag Queens und die mediale Berichterstattung darüber genauer ansehen, Queens und die mediale Berichterstattung darüber genauer ansehen, um anschließend daran auch aufzuzeigen, was sind da Herausforderungen, was sind Fallstricke, was sind vielleicht auch Strategien, die nicht so gut gelaufen sind und wie könnte man es vielleicht anders machen. Und an dieser Stelle möchte ich aber auch nochmal vorweg schicken, was Christa Zöchling auch schon angesprochen hat. Also ich weiß, dass JournalistInnen ähnlich wie LehrerInnen oftmals für vielfältige Missstände verantwortlich gemacht werden und Wunderwutzis sein sollen, die so ziemlich alles können sollen. In diesem Sinne würde ich Sie bitten, meine Impulse nicht als Angriffe zu verstehen, sondern irgendwie auf das Aufgreifen von Lernfeldern, von denen wir vielleicht auch profitieren können. Okay, um in medias res zu starten. Rechtsextremismus, nur ganz kurz vorweggeschickt, ist in Österreich keine strafbare Handlung. Das heißt, wenn ich jemanden als rechtsextrem bezeichne, dann meine ich damit, dass eine Person eine bestimmte Ideologie vertritt und nicht, dass diese Person beispielsweise gegen das Verbotsgesetz verstößt und sich dadurch strafbar macht. Und in Österreich orientieren sich die meisten kritischen Rechtsextremismus-Forscherinnen an dem Arbeitsbegriff von Willi Baldholzer, der in den 90er Jahren eine ganz wichtige Definition vorgelegt hat, wo er Rechtsextremismus über die dahinterstehenden Ideologien beschreibt, allem voran den Anti-Egalitarismus, also die Vorstellung, dass Menschen von Natur aus ungleich seien und damit ist natürlich nicht gemeint, dass wir alle unterschiedliche Interessen, Hobbys haben, anders aussehen, sondern damit ist gemeint, dass wir als Individuen eigentlich gar nichts zählen, sondern immer Teil von ethnisch beziehungsweise völkisch gedachten Kollektiven sind und diese hätten dann bestimmte Wesensmerkmale, Eigenschaften etc. Warum ich das mit dem Holz auch nochmal betone, ist, weil es noch eine sehr breite andere Debatte gibt, nämlich Rechtsextremismus innerhalb eines Hufeisenmodells zu denken, nämlich davon auszugehen, dass es sowas wie eine vermeintlich gesellschaftliche neutrale Mitte geben würde und zwei extremistische Ränder. An diese Vorstellungen lehne ich mich nicht an, sondern die würde ich auch stark kritisieren. Einerseits, weil ich der Auffassung bin, dass die Ideologien der Ungleichheit auch in der Mitte der Gesellschaft vorhanden sind und im Rechtsextremismus einfach zugespitzt werden und andererseits aber auch, weil ich sagen würde, dass es doch einen massiven Unterschied zwischen rechtsextremen Weltbildern und linken, linksradikalen oder linksextremen Weltbildern gibt. Das so kurz vorweg. Wie angekündigt, ich möchte eingehen auf das Verhältnis zwischen Rechtsextremismus und Medien. Ich würde sagen, hier gibt es vor allem fünf Punkte, wo sich dieses Verhältnis veranschaulicht. Das sind einerseits rechtsextreme Medienstrategien zu nennen, also die Art und Weise, wie rechtsextreme Gruppierungen, Parteien, Organisationen versuchen, mediale Berichterstattung zu beeinflussen bzw. auch auf sich aufmerksam zu machen. Und da hat Österreich auch im europaweiten Vergleich eine ziemliche Vorreiterinnenrolle, weil schon Jörg Haider in den 1990er Jahren eigentlich klargemacht hat, dass jede Form der Aufmerksamkeit von Rechtsextremen genützt werden kann, also egal, ob das gute oder schlechte Nachrichten sind. Und darauf möchte ich heute auch nochmal genauer eingehen, ebenso wie auf den Punkt Berichterstattung über Rechtsextremismus und die Fallstricke, die damit verbunden sind. Weitere Ebenen wären dann aber auch noch rechte Medien. Also in Österreich haben wir in den letzten Jahren mit einer Vielzahl von eigenständigen Informationskanälen zu tun, also eigenständigen rechten Medienprojekten, sogenannten alternativen Medien, auch die Social Media Nutzung spielt dabei natürlich eine entscheidende Rolle, also das, was ich unter rechte Mediennutzung fasse und nicht zuletzt, und da würde ich sagen, das trifft WissenschaftlerInnen und JournalistInnen auch immer wieder in einer ähnlichen Art und Weise Angriffe auf Medien oder auch den ORF, also der sogenannte Rotfunk, die Lügelpresse, die Systempresse, auch das hat sich in den letzten Jahren stark gehäuft. Aber nun zurück zu den Identitären. Ausgehend von diesem Beispiel möchte ich veranschaulichen, was in den letzten rund 15 Jahren vielleicht nicht so ganz günstig gelaufen ist in der Berichterstattung über Rechtsextremismus beziehungsweise wieder auch rechtsextreme Medienstrategien ausgesehen haben. Ich nehme an, die Identitären sind in einem Begriff, mit denen haben wir in Österreich seit 2012 zu tun. Sie haben sich gegründet zu einem Zeitpunkt, wo es gerade eine große Repressionswelle gegeben hat gegen neonazistische Strukturen in Österreich. Es gab Hausdurchsuchungen, Verhaftungen und irgendwie hat sich das rechtsextreme Lager neu sammeln müssen und vor diesem Hintergrund den Beschluss gefasst, sich in einem unter Anführungszeichen legalistischeren Spektrum wieder zusammenzufinden und dafür ein französisches Vorbild genutzt, nämlich die Génération Identitaire, die in Frankreich gegründet wurde und wo versucht wurde, über die Selbstinszenierung als moderne, hippe, neue rechte Gruppierung den Mief der Vergangenheit, also den Mief der sogenannten alten Rechten abgelegt zu haben, mit der gebrochen zu haben etc. Dass es sich dabei nur um eine strategische oder rhetorische Distanzierung gehandelt hat, haben bereits viele Expertinnen aufgezeigt. Dennoch würde ich sagen, hat sich an dem Auftritt nach außen vieles geändert. Viele Jahre hatten wir mit Rechtsextremen, mit Neonazis zu tun, die sich in geheimen Hinterzimmern getroffen haben, konspirative Treffen hatten und auf einmal haben wir eine Gruppe auf der politischen Bühne gehabt, die breitwillig vor jede Kamera gehüpft ist und sich noch dazu in ihren Aktionen daraus ausgerichtet hat, auch Berichterstattung zu erfahren und dafür viele Strategien genutzt hat, die wir eigentlich eher aus linken Kreisen kennen oder auch von NGOs wie Greenpeace, sprich, dass Straßentheateraktionen, Scheinbesetzungen, auf Häuserdächer klettern, Transparente hießen, Veranstaltungen stören etc. Und genau das haben die Identitären gemacht. Das heißt, sie haben eigentlich nicht wirklich eine große Gruppe oder eine Bewegung gebraucht, um Aufmerksamkeit zu bekommen, sondern sie wollten einfach provozieren, Skandale hervorrufen, Empörung, Aufregung und dadurch produzieren, dass über sie berichtet wird. Und das ist ihnen über einige Jahre auch sehr, sehr gut gelungen. Und ich würde sagen, unter anderem auch deswegen, weil sich viele Medienvertreterinnen als die MusterschülerInnen dieser Strategien erwiesen haben. aus Unwissen, andererseits auch, weil man nicht an diese Form des Rechtsextremismus gewöhnt war, damit keine Erfahrung hatte, aber eben auch, weil eine Journalistin hat zu mir einmal gesagt, das ist ein Text, den mache ich sozusagen in der Kaffeepause. Die Identitären liefern die Story, die liefern das Bildmaterial, die liefern die Botschaft und man muss es irgendwie nur mehr zusammenfügen. Und darin ist genau das Problem, weil nämlich die JournalistInnen oftmals dabei stehen geblieben sind, sozusagen zu berichten, Identitäre kletterten auf Häuserdach und dann ein Foto übernommen haben, was die Identitären selbst produziert haben. Das heißt, sie haben die Selbstinszenierung dieser rechtsextremen Gruppe übernommen, so wie die sich selbst präsentieren wollten, in der Regel auch die zentralen Botschaften übernommen und meistens leider unkommentiert. Also es wurde nicht darauf hingewiesen, was steht hinter diesen politischen Botschaften, was wollen die mit dieser Forderung ausdrücken, worauf zielt ihr Weltbild in Wirklichkeit ab, sondern eigentlich wurde nur relativ deskriptiv berichtet, was ist, also was ist passiert. Und nicht, so wie ich Journalismus eigentlich auch verstehe, und das hat mir bei der Christa Zöchling ein bisschen gefehlt, meiner Meinung nach muss Journalismus schon zur kritischen Meinungsbildung beitragen und ist idealerweise so konzipiert, dass Menschen dazu befähigt werden, sich ein eigenes Bild zu machen oder einen eigenen Standpunkt zu entwickeln, in dem eben über Hintergründe aufgeklärt wird. Und das ist oftmals leider nicht passiert, sondern im Gegenteil würde ich sagen, wurde hier sehr oft Werbung gemacht für die Selbstinszenierung dieser Gruppe dieser Gruppe und die Gruppe auch viel größer gemacht, als sie tatsächlich war. Also durch die vielen Aktionen, viel Berichterstattung in aller Munde, hat man den Eindruck, dass es sich wirklich um eine Bewegung handelt, obwohl selbst in Hochzeiten, würde ich sagen, der harte Kern ungefähr 40 Leute waren und Sympathisantinnen vielleicht 200. Wichtig ist aber auf jeden Fall festzuhalten, dass auch für die Identitären, genauso wie für Gerkeider, geholfen hat, Bad News als Good News, also jede Form der Aufmerksamkeit hat zu ihrem Bekanntheitsgrad beigetragen. Und sie selbst, also ich würde sagen, dass zu ihren Medienstrategien auf jeden Fall auch gehört dieser Einsatz von Bildern, also einfache Botschaften, leichte Symboliken, heroische Bildsprache, wirkungsmächtige Bilder, die sich irgendwie einbrennen, die man nicht so leicht vergisst, auch das würde ich sagen, gehört zu ihren Strategien, die leider oftmals übernommen wurden. Außerdem, und das finde ich auch sehr wichtig, haben die Identitären eine neue Sprache an den Tag gelegt. Also ich habe schon gesagt, sie haben sich rhetorisch distanziert von der sogenannten alten Rechten und haben deswegen auch viele politische Inhalte einfach neu geframed. Das heißt, neue Begrifflichkeiten in den politischen Diskurs eingebracht, die letztlich weitgehend das Gleiche meinen, aber doch irgendwie nicht so belastet sind, nicht so einschlägig erkannt werden können. Und da sind bekannte Beispiele, dass sie zum Beispiel behauptet haben, dass sie nicht rassistisch seien, sondern nur identitär. Sie haben sich für Ethnopluralismus eingesetzt, obwohl Ethnopluralismus letztlich auf eine Art globale Apartheid abzielt und sie haben vom großen Austausch gesprochen, anstatt wie alte Rechte oder Rechtsextreme von der Umvolkung. Und ein IB-Kader hat das auch ganz klar auf den Punkt gebracht in einem Video, dass nämlich ihr Ziel keine Beteiligung am Diskurs ist, sondern eine ganz andere Sprache. Und wie das aussieht, möchte ich nochmal am Beispiel des großen Austauschs zeigen, also der ja verwendet wurde oder verwendet wird, wo alte extreme Rechte-Ideologen, Ideologinnen eher von Umvolkung oder vom Volkstod gesprochen haben. Da haben die Identitären ab 2014 in einer groß angelegten Kampagne den Begriff des großen Austauschs eingeführt und haben da selbst auch in einem Interview 2015 zum Besten gegeben, dass es wichtig ist, diesen Begriff zuerst bekannt zu machen, sodass er langsam in den allgemeinen Gesprachgebrauch einsickert und dann wird er auch immer mehr in die mediale Debatte eindringen und sich so weiter verbreiten. Und wie Ihnen das gelungen ist, möchte ich jetzt auch nochmal rekonstruieren. Also der Begriff kommt ursprünglich von einem französischen Neurechtendenker, nämlich Renaud Camus, der das Buch geschrieben hat Revolte gegen den großen Austausch. Der wurde von einem rechtsextremen Think Tank aus Deutschland auf Deutsch übersetzt, im Antajos Verlag veröffentlicht. Die Identitären haben dann diese Kampagne gemacht, wo sie eben bei sehr vielen Aktionen diese Phrase sozusagen gebraucht haben. Die Medien haben eifig darüber berichtet, die Bilder von den Aktionen verbreitet und dann langsam ist er auch im rechten Lager weiterverwendet worden, hier zum Beispiel von Alexander Gauland, aber wir wissen inzwischen, wir haben ihn auch Heinz-Christian Strache verwendet oder auch Herbert Kickl verwendet, die in großem Austausch immer wieder, also eigentlich viele FPÖ-Politiker inzwischen. Und ja, zack, bumm, ein paar Jahre später steht dann die gleiche Formulierung auf dem Manifest von einem rechtsterroristischen Attentäter, der in Christchurch, Neuseeland, über 50 Menschen ermordet hat. Und ich glaube, das ist genau der Punkt, warum man sagen muss, rechtsextreme Ideologien sind nicht politische Positionen wie andere auch, sondern die Gewalt der Worte kann einfach auch oft zu Taten führen und deswegen würde ich sagen, ist es besonders wichtig, hier auch sensibel umzugehen. Jetzt mache ich einen riesigen Sprung und hüpfe zu den Angriffen auf sexuelle Bildung beziehungsweise die Dragqueen-Lesungen. Und dazu möchte ich gleich mal vorweg schicken, also Angriffe auf sexuelle Bildung der Vielfalt, also sozusagen Sexualpädagogik, teilweise schon frühkindliche Sexualpädagogik, die eben darauf abzielt, dass es nicht nur Heterosexualität gibt, dass es nicht nur zwei Geschlechter gibt, sondern eben von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt ausgegangen wird und Regenbogenfamilien genauso als Familienkonzeptionen mitdenkt, wie Alleinarzieherinnen etc., Patchworkfamilien. Das ist etwas, was der extremen Rechten schon seit vielen Jahren ein Dorn im Auge ist, also überall dort, wo es Unterrichtspläne gegeben hat oder Reformen von Unterrichtsplänen, die sexuelle und geschlechtliche Bildung der Vielfalt vorgesehen hatten, sind Rechtsextreme gemeinsam mit christlich-konservativen AkteurInnen und sogenannten besorgten Eltern Sturm gelaufen. Auch in Österreich hat es immer wieder Skandale gegeben gegen Aufklärungsbroschüren oder auch vor einigen Jahren, wenn Sie sich vielleicht noch erinnern, ist Sexualpädagogik bzw. Workshops von sexualpädagogischen Vereinen komplett aus den Schulen gestrichen worden. Und stattdessen sollten LehrerInnen diese Jobs übernehmen, was natürlich für Heranwachsende, Pubertierende nicht unbedingt das Angenehmste ist mit den LehrerInnen, die man auch im Alltag trifft, über Sexualität zu sprechen, aber das ist natürlich ein anderes Thema. Wichtig ist mir zu sagen, dass sich dieses Thema für die extreme Rechte hervorragend als ein neues Kampffeld anbietet, weil ich sagen würde, dass es zu dieser Thematik viel Unwissen gibt. Also kaum jemand kennt sich in diesem Bereich so wirklich gut aus. Es geht um vulnerable Gruppen, also um Kinder und Jugendliche, die geschützt werden müssen und auch andere politische Parteien und AkteurInnen haben sich in diesem Diskurs noch nicht so stark positioniert. Dementsprechend ist hier sozusagen ein diskursiver Resonanzraum da, den die extreme Rechte sehr gut für sich nutzen kann. Und das haben sie, würde ich sagen, auch gemacht. Und ich würde sagen, dass queerfeindliche, LGBTQI-feindliche Angriffe in den letzten Jahren stark zugenommen haben von rechter, rechtsextremer Seite. Also um so ein paar Beispiele zu nennen, die Identitären bzw. ihre Nachfolgeorganisationen, die Österreicher haben die Wiener Regenbogenparade mit einer Aktion, wo sie aufs Rathaus geklettert sind und ein Transparent gehießt haben, wo drauf gestanden ist, No Pride Month versucht zu stören oder haben sie auch gestört. Sie haben auf Social Media Kanälen einen White Boy Summer statt einem Pride Month aufgerufen und auch die Freiheitliche Jugend ist da nachgezogen, ruft Patriotenmonat aus oder Straight Kings statt Drag Queens. Und auch die Mauer, die vor einer städtischen Bücherei aufgebaut wurde, um eine Drag Queen-Lesung zu verhindern, ist wieder so ein Beispiel, wo die Identitären auf Aktionismus setzen und dafür dann auch wieder Berichterstattung bekommen haben. Und in diesen Auseinandersetzungen geht es meistens darum, sexuelle Bildung, der Vielfalt als vermeintliche Frühsexualisierung zu degradieren. oder halt Jugendliche dann schon, aber vor allem Kinder keine Sexualität hätten und über die Thematisierung von Themen, die mit Sexualität oder Körper etc. in Verbindung stehen würden, eine Sexualisierung geschehen würde. Fakt ist, sexuelle Bildung der Vielfalt zielt auf etwas ganz anderes, nämlich darauf ab, ein positives Körpergefühl zu entwickeln, eigene Grenzen irgendwie wahrzunehmen, eigene Grenzen verteidigen zu können. Und eigentlich ist es die allerbeste Prävention gegen Missbrauch gegenüber Kindern und Jugendlichen. Nichtsdestotrotz behaupten rechtsextreme AkteurInnen, dass die sexuelle Bildung der Vielfalt eben dazu genutzt werden würde, Kinder zu sexualisieren und gleichzeitig wird auch ein Zusammenhang konstruiert zwischen Anerkennung von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt, also dass es auch sowas wie Transgender-Identitäten gibt oder eben nicht-heterosexuelle Begehrensformen, dass da dann immer ganz schnell irgendwie der Vorwurf auch da wäre, dass Kindern sozusagen die Heterosexualität aberzogen werden würde, dass die alle queer gemacht werden würden, dass man Burschen in Prinzessinnenkleider zwingen würde und ihnen die Nägel lackieren etc. Kleider zwingen würde und ihnen die Nägel lackieren etc. Und halt eben über diese Konstruktion des Groomings, also dass man sich an Kinder heranmacht und dass eben Homosexualität und Pädophilie da ein starker Zusammenhang konstruiert wird, sind halt genau diese Abwertungsstrategien in aller Kürze. Kurz auch ganz, also diese aktuellen Angriffe sind keine Erfindung der Identitären. Also auch in den USA gibt es das schon länger, diese Angriffe auf Drag Queen Story Hours. Es gibt auch schon Bundesstaaten, wo die verboten wurden. Story Hours, es gibt auch schon Bundesstaaten, wo die verboten wurden und ich würde sagen, dass die Gründe, warum die extreme Rechte jetzt in den vergangenen Monaten so stark auf dieses Thema gesetzt hat, ist einerseits, dass sie mit dem Frauenrechtsthema, also der rassistischen Instrumentalisierung von Frauenrechten nicht mehr durchkommen, also das ist irgendwie vielseitig entlarvt worden als rassistische Instrumentalisierung und dementsprechend bekommen sie über dieses Thema keine Aufmerksamkeit mehr. der Bildfläche verschwunden und auch haben nicht mehr so stark Öffentlichkeit bekommen und aber gemerkt, dass gerade mit diesen Angriffen auf LGBTQI-Themen und Dragqueen-Lesungen sie wieder Aufmerksamkeit bekommen und dass es hier eben unbesetzte Diskursfelder gibt, die sie für ihre Botschaft nutzen können und es noch dazu ein Thema ist, wo sich breite Allianzen auch bilden können. Ja, jetzt mal so ein Blick, was es da so gab an Berichterstattung über diese Dragqueen-Lesungen und die Gegendemonstrationen bzw. die Demonstrationen gegen die Demonstrationen. Und hier zeigt sich einerseits, dass FPÖ und auch ÖVP immer wieder Presseaussendungen zu diesem Thema geschalten haben, aber auch die Berichterstattung einiges an Konstruktionen hier leistet, einiges an Konstruktionen hier leistet, wie zum Beispiel Angst vor Gewaltwelle bei Dragqueen-Lesungen oder auch wie gefährlich sind Dragqueens wirklich oder erneut vor Kindern, jetzt laden Grüne zur Dragqueen-Lesung etc. Ich möchte mir das aber nochmal im Detail anschauen und dabei aufzeigen, wo ich Schwierigkeiten sehe oder was ich auch für problematisch halte und dafür ein Beispiel aus einem Standardartikel nehmen, wo der Autor des Standardartikels in weiten Teilen eine Presseaussendung von FPÖ-Parteichef Dominic Knapp übernommen hat, wo dann eben deskretiv beschrieben wird, dass Kinder geschützt werden sollen, um den Transgender-Wahnsinn zu stoppen und dass Drag-Queens vor kleinen Kindern ihre Lust ausleben würden und dass sich die FPÖ nicht von der hasserfüllten Transgender-Lobby einschüchtern lassen würde. Und genau an diesen Passagen finde ich eben problematisch, dass hier rechte Kampfbegriffe unkommentiert übernommen werden. Also so Begrifflichkeiten wie Transgender-Wahnsinn etc. sind einfach ganz klar rechte Begriffe, die eingesetzt werden, um bestimmte Personengruppen abzuwerten, zu delegitimieren. Und ich glaube, dass Journalistinnen oftmals auch so eine falsche Vorstellung haben, dass wenn man Rechte mal reden lässt oder ihre O-Töne wiedergibt, dass sie sich dann eh von selbst entlarven würden. Ich glaube, dass das nicht von alleine so funktioniert und dass es diesen Automatismus nicht gibt, sondern dass es einfach Aufklärungsarbeit braucht, um zu erklären, warum ist es problematisch, hier von einem Transgender-Wahnsinn zu sprechen? Oder wie kommt er eigentlich zu dieser Opfertäterumkehr von einer hasserfüllten Transgender-Lobby zu sprechen? Also wem haben Transgender-Personen irgendwas getan von der FPÖ? Also versuchen Transgender-Personen die Rechte von FPÖlerinnen zu beschneiden oder umgekehrt? Das würde ich sagen, ist eine Schwierigkeit, die ich sehe. Das Zweite ist, dass hier diskriminierende Sprache ganz eindeutig reproduziert wird und eben nicht kommentiert wird und auch Bedrohungen, die von der FPÖ konstruiert wurden, wie zum Beispiel, dass Drag Queens ihre Lust ausleben würden vor kleinen Kindern, dass diese Konstruktionen hier reproduziert werden und somit weiter Verbreitung finden, indem diese Narrative einfach nicht gebrochen werden. Jetzt geht dieser Artikel zwar weiter und beschreibt ebenso deskriptiv die Reaktionen von SPÖ, Neos und Grünen, Die Reaktionen von SPÖ, Neos und Grünen, dass die FPÖ versuche sozusagen die politischen Positionen von beiden Lagern abgebildet und mit O-Tönen unterfüttert und dahinter erkenne ich wahrscheinlich diesen Irrglauben, dass es sowas wie objektive oder neutrale Berichterstattung geben würde. Also dass man einfach beide Positionen immer abdecken müsste, um zu journalistischer Ausgewogenheit zu kommen und dass es sozusagen bei beiden Positionen sich um legitime Positionen innerhalb von einem demokratischen Diskurs handelt. Und da würde ich sagen, das ist aber leider nicht so, weil, wie ich versucht habe vorhin aufzuzeigen, rechtsextreme Ideologie baut auf Diskriminierung, auf Ausschluss, Hass, Ausgrenzung auf. eine unmittelbare Benachteiligung von bestimmten Personengruppen ist in diesen Aussagen enthalten. Und dementsprechend, also auch Hate Crime gegenüber LGBTQI-Personen haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Es hat immer wieder Angriffe auf Teilnehmerinnen von den Regenbogenparaden etc. gegeben. Und dementsprechend, glaube ich, hat man ausgehend von dem journalistischen Ethos hier auch eine bestimmte Verantwortung, diese zwei Positionen eben nicht auf eine Stufe zu stellen. Und wie ich schon gesagt habe, die führen eben nicht automatisch zur Selbstentlarvung. Der nächste Aspekt wäre eben diese Äquidistanz und Gleichsetzungen, also überall da, wo dann sozusagen Pro- und Kontrapositionen dargestellt werden. von der Gegendemonstration gegen die Lesung und Aussagen von Teilnehmerinnen der feministischen, antifaschistischen Demonstration, die gegen die homofeindlichen AkteurInnen demonstriert haben, gegengeschnitten wurden und dann auch so getan wird, als wenn sozusagen das eine ist halt pro und das andere ist halt contra und beides ist irgendwie sozusagen gleich. Und da würde ich aber eben auch sagen, hier ist einfach eine sehr stark verkürzte Wahrnehmung von gesellschaftlichen Problemen, weil es geht hier nicht nur um rechts gegen links, sondern es geht hier eben auch um Diskriminierung versus Antidiskriminierung beziehungsweise demokratische Ideale gegen antidemokratische, also rechtsextreme Ideologie ist einfach antipluralistisch, antiegalitär etc. Und an dieser Stelle möchte ich auch nochmal erinnern an einen Aufruf zur Wachsamkeit, der 1993 von französischen Intellektuellen verfasst wurde, wo sie auch meinten, dass, Zitat, die Worte der extremen Rechten nicht nur bloße Ideen unter anderem sind, sondern den Anreiz zu Ausschlussgewalt und Verbrechen enthalten. Genau, also das war ein Appell an die Wachsamkeit, aus dem ich gerade zitiert habe. Und nicht zuletzt, und da sehe ich eben auch ein weiteres Problem, ist diese schon angesprochene Konstruktion von Bedrohungsszenarien, die reproduziert wird durch diese Berichterstattung, also Angst vor Gewaltwelle, wie gefährlich sind die Drag Queens wirklich? Und eben hier wird in der Berichterstattung nicht etwa aufgezeigt, dass diese Angriffe auf Drag Queens, Transgender-Personen, geschlechtliche und sexuelle Vielfalt eine Bedrohung für die Demokratie oder für LGBTQI-Rechte und Personen sind, sondern eigentlich werden diese konstruierten Bedrohungsszenarien fortgesetzt, dass hier unschuldige, wehrlose Kinder bedroht werden würden. Und da würde ich sagen, findet sich auch ein gesellschaftlich sehr anschlussfähiges Narrativ, von dem die extreme Rechte auch profitieren kann und sich selbst als vermeintliche KinderschützerInnen inszenieren. Genau, und da würde ich eben auch sagen, dass es wichtig wäre, nicht dabei stehen zu bleiben, bloß deskriptiv irgendwie zu beschreiben, wer welche Positionen vertritt, sondern im Sinne einer kritischen, aufklärerischen Meinungsbildung auch offen zu legen, wo es sich um Unwahrheiten handelt, wo Bedrohungen konstruiert werden und welche politischen Interessen da eigentlich auch dahinter stecken. dahinter stecken. Auch erwähnt habe ich schon, dass Slogans und Hashtags und Inszenierungen oftmals übernommen werden, also gerade diese beiden Bilder, die ich hier auch in der Präsentation habe, haben es auch immer wieder in Medien geschafft und auch da werden eben diskriminierende Slogans reproduziert und Werbung für entsprechende Kampagnen gemacht. Und was ich auch auffallend gefunden habe, ist, dass es sehr lange gedauert hat, bis ExpertInnen zu Wort gekommen sind in der medialen Berichterstattung. Also ich würde sagen, PolitikerInnen sind in Bezug auf Sexualpädagogik keine ExpertInnen, sondern eben SexualpädagogInnen, die hätten schon recht früh mit diesen Mythen aufräumen können und diesen konstruierten Angst- und Bedrohungsszenarien entgegenwirken können. Und auch hier würde ich sagen, ist es einfach wünschenswert, weil ich nicht einfordern würde oder auch nicht davon ausgehen würde, dass JournalistInnen jetzt Sexualpädagogik-ExpertInnen sind, aber das sind eben Personen, die viele Jahre in diesem Bereich tätig sind, die aktuelle Studien kennen, die viel Praxiserfahrungen haben und da sich ja auch zur Meinungsbildung, zur Aufklärung beitragen können. Und nicht zuletzt, auch das finde ich immer wichtig und das ist auch in der politischen Bildungsarbeit ganz wichtig, von Betroffenen, von Diskriminierung auch Raum bekommen, um so auch Verständnis oder Empathie zu fördern für die jeweiligen Situationen. Ja, was bleibt jetzt irgendwie von diesen Protesten beziehungsweise der medialen Berichterstattung. Ich würde sagen, auf der Straße war die Extremrechte mäßig erfolgreich. Also zu ihrer Großdemonstration im April sind gerade mal 150 bis 200 Menschen aufgetaucht. Also so erfolgreich auf der Straße waren sie nicht. Gleichzeitig waren sie aber, was irgendwie die öffentliche Aufmerksamkeit betrifft, durchwegs sehr, sehr erfolgreich, weil sie ihre politischen Botschaften platzieren konnten, große Aufmerksamkeit bekommen haben und auch über diese Bedrohungsnarrative in der Mitte der Gesellschaft punkten konnten. Die Gegenproteste, würde ich sagen, waren auch sehr erfolgreich. Drag-Queen-Lesungen sind gebuchter denn je. Und nichtsdestotrotz denke ich, dass man doch auch einiges lernen kann aus diesen Beispielen, die ich genannt habe. Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, weg vom Alarmismus zu kommen auf der einen Seite, also nicht immer gleich in Aufregung zu verfallen, wenn Rechtsextreme was machen und gleichzeitig sie aber auch nicht so unterschätzen. Dass es wichtig ist, einen Balanceakt zu finden zwischen Aufklärung und ungewollter Bewerbung rechtsextremer Inhalte. Dass es auch nicht immer wichtig ist, über jeden Furz den Rechtsextremen lassen zu berichten, sondern dass tatsächlich auch die gesellschaftliche Relevanz eines Themas entscheidend sein sollte, ob es wichtig ist, darüber zu berichten oder ob man sozusagen eher auf die Propagandastrategien der Rechten reinfällt. Ich halte es auch für wichtig, dass man diese Selbstinszenierungen nicht reproduziert, sondern stattdessen beispielsweise Fotos von Gegenprotesten, Expertinnen, Betroffenen als Bildmaterial übernimmt. Verhoffenen als Bildmaterial übernimmt. Und was ich auch ganz, ganz wichtig finde, dass wenn über Rechtsextremismus berichtet wird, dass dann tatsächlich über Rechtsextremismus berichtet wird und nicht mit Rechtsextremen und dass genauso wie das bei anderen Themen auch passiert, Expertinnen zu Wort kommen und nicht die Vertreterinnen dieser Ideologien. mehr Sinn macht, nicht live zu berichten, sondern sich Zeit zu nehmen für fundierte Analysen, die auch die Konsequenzen der Ideologien und deren Forderungen beleuchten. Dass es auch besser ist, nicht die O-Töne der Rechten, also die diskriminierenden O-Töne der Rechten wiederzugeben, sondern stattdessen Stimmen von ExpertInnen und Betroffenen, die diese O-Töne kommentieren. Ja, ich glaube, dass es auch manchmal notwendig ist, die Grenzen des Nicht-Tolerierbaren zu schärfen und auch bestimmtes Gedankengut nicht zu reproduzieren oder zumindest nur in einer abstrakten Metaebene darüber und menschenfeindlichem Gedankengut, insbesondere in der Öffentlichkeit, keine Legitimation eingeräumt werden sollte durch unkommentierte, unkritische Berichterstattung. Und damit bin ich dann auch am Ende. Ja, vielen Dank. Ich habe lange Zeit in Kärnten gewohnt, mich in der Zeit wieder Heider damals Landeshauptmann war, davor und danach. Und ich fühle mich sehr erinnert an das, was uns damals maßlos aufgeregt hat, dass nämlich, ich weiß nicht wie viele Covers vom Profil zum Beispiel, aber natürlich auch andere Zeitungen sowieso, geziert werden vom Konterfei vom Haider. Also dass sozusagen mit dieser Art der Berichterstattung wahnsinnig viel Propaganda betrieben wird und jetzt wieder es einem auffällt, dann, also irgendwann war vor kurzem ein doppelseitiger Beitrag im Standard mit einer ganzseitigen Darstellung vom Kickel. Also es ist unglaublich, dass man auf diese gleichen Fallen wieder reinfällt und ja, also ich glaube, es ist total wichtig, sich da bewusst zu sein, was man damit tut. Auch wenn das vielleicht journalistisch verlockend ist, weil das halt ein schönes Foto ist, was man kriegt und man will das illustrieren, aber es ist genau die Falle, in die man da geht. Ich habe lustigerweise auch zu dieser Zeit in Kärnten gelebt. Man hört es, glaube ich, nicht mehr so stark, aber inzwischen bin ich auch lange weg. Aber ja, ich bin auch unter Jörg Haider groß geworden. Aber ich glaube, dass sich halt grundsätzlich auch in der, also was ich jetzt weggelassen habe natürlich auch ist dieses Skandalotainment. Also dass einfach sich die Art und Weise, wie Berichterstattung oder auch wie Medien funktionieren, sehr, sehr stark verändert hat und dass es halt eben eher um dieses Skandal und die Konfrontation geht, die Einschaltquoten beispielsweise in TV-Sendungen garantieren und eben nicht die Meinungsbildung oder die Aufklärungsarbeit und das halt eher ein Duell links gegen rechts zu Einschaltquoten führt, als irgendwie fünf Expertinnen diskutieren ein Thema. Und dann aber auch noch diese, zum Beispiel diese Home-Stories von Rechtsextremen, die halt irgendwie auch darauf hinauslaufen, sozusagen diese menschliche Seite der extremen Rechten in den Vordergrund zu stellen, etc. Das würde ich sagen, ist auch ein jüngeres Phänomen, das auch noch einmal innerhalb des Journalismus, was verändert hat. Ja, auch ich möchte Danke sagen für Ihren sehr interessanten Beitrag. Was ich mir jetzt aufgeschrieben habe, sind wirklich sehr viele Erkenntnisse oder sagen wir mal fast auch Rezepte für die Journalistinnen und Journalisten, was Sie angeboten haben. Meine Frage, und Sie haben auch ein Thema gewählt, was sich sozusagen auf der Ebene der Schulbildung bespielt wird. wird. Meine Frage ist vor dem Tagungsthema Herausforderungen und neue Möglichkeiten für die Erwachsenenbildung. Welchen Appell bringen Sie für die Erwachsenenbildung, nicht nur für die Journalistinnen und Journalisten, sondern eben auch für die Arbeit der Professionalisierung der Erwachsenenbildung? Danke. Arbeit der Professionalisierung der Erwachsenenbildung. Danke. Ich würde sagen, dass in Bezug auf Rechtsextremismus gibt es in der Erwachsenenbildung auf jeden Fall Angebote. Ich unterrichte nicht nur an Universitäten und an Volkshochschulen und halt vielfältige Vorträge dieser Art. Das Problem, das wir halt in der politischen Bildungsarbeit immer haben, ist, dass wir sehr oft to the converted preachen. Das heißt, dass wir sehr, sehr oft irgendwie jene erreichen, die ohnehin schon interessiert sind. Und dementsprechend glaube ich, dass es viel, viel wichtiger wäre, mehr in die MultiplikatorInnen-Arbeit reinzugehen und sprich zum Beispiel in der LehrerInnenbildung, in der Erziehungswissenschaft, in der Pädagogik, bei JugendarbeiterInnen, bei SozialarbeiterInnen viel stärker auch Demokratiebildung, Menschenrechtsbildung, geschlechtliche Bildung, der Vielfalt zu implementieren, weil das sind die Personen, die tatsächlich Menschen erreichen, die ich ganz oft nicht erreichen kann, weil zu meinen Vorträgen eher Leute gehen, die ohnehin sich schon für die Thematik interessieren. Ich denke, das wäre ein ganz wichtiger Anknüpfungspunkt. Auch ein Thema, das mich schon seit langem beschäftigt, ist die Bildung von älteren Menschen, weil die eigentlich kaum bis gar kein Thema irgendwie von politischen Bildungsmaßnahmen sind. Aber wenn man sich Wahlergebnisse anschaut, rechtsextreme Parteien schneiden bei über 60-Jährigen sehr häufig sehr gut ab. Auch da, glaube ich, wäre es total wichtig anzusetzen und in diesen Bereich stärker reinzugehen. Das ist mal irgendwie das Thema Rechtsextremismus. Und in Bezug auf geschlechtliche und sexuelle Bildung der Vielfalt weiß ich schon, dass diese Themen auch bei Erwachsenen große Unsicherheiten, Herausforderungen hervorrufen und ich würde da irgendwie ein bisschen mehr Fehlertoleranz sozusagen auf beiden Seiten appellieren. Also einerseits irgendwie neueren Identitäten, Lebens- und Liebensweisen mit einer bestimmten Offenheit zu begegnen und gleichzeitig aber auch zu sehen, dass andere Generationen mit anderen Maßstäben aufgewachsen sind und da vielleicht oftmals eine Erklärung mehr brauchen, um zu verstehen, was gerade gesellschaftliche Realitäten sind und so irgendwie Brücken herzustellen. Wenn man jetzt diese Empfehlungen von den Folien für den Umgang in der Berichterstattung mit Rechtsextremismus sozusagen in eine Art Kodex gießen würde. Welcher Anteil der österreichischen Medienszene würde den unterschreiben? Ja, wer würde den unterschreiben? Also ich glaube, der Presserat hat ja sozusagen auch so ein bisschen Leitlinien und ich weiß nicht, wie genau die Formulierung heißt, aber mahnt ab oder beanstandet Artikel. beanstandet Artikel. Das wird natürlich, also bleibt meines Wissens nach relativ konsequenzenlos, aber ist trotzdem, glaube ich, ein wichtiges Medium, was hier auch nochmal eine, unter Anführungszeichen, Instanz ist, um Berichterstattung zu bewerten. Aber ich habe verstanden, Sie sind vom Presserat und können da vielleicht auch nochmal mehr dazu sagen. Meine Frage ist, gibt es Ansätze, dass man also auch die Gruppen sozusagen aufklärt, die dem sehr kritisch gegenüberstehen, nämlich die religiösen Gruppen, sei es katholisch, evangelisch oder islamisch. Wie geht man damit um? Ich ziehe die Frage jetzt vor und hoffe, dass Sie sich trotzdem auch noch zu Wort melden. Grundsätzlich, ich komme ja aus der politischen Bildungsarbeit und in der Präventionsarbeit unterscheidet man ja zwischen drei Ebenen, der Primär, Sekundär und der Derzehrprävention. zwischen drei Ebenen, der Primär, Sekundär und der Der-Zer-Prävention. Und am nachhaltigsten wäre es eigentlich, wenn man viel stärker in die Primärprävention investieren würde. Das heißt, bevor sich menschenfeindliche Einstellungen überhaupt ausbreiten können, und da wäre genau diese frühkindliche Sexualbildung oder frühkindliche Bildung der Vielfalt ein ganz wichtiger Anknüpfungspunkt, weil Kinder und Jugendliche überhaupt kein Problem damit haben, zu verstehen, was Transgender-Personen sind, was Regenbogenfamilien sind etc., wenn man es ihnen nur entsprechend erklärt. In Österreich ist leider oftmals eher so Feuerwehrpolitik am Start. Das heißt, es wird dort gelöscht, wo es am stärksten brennt und dann eben eher mit Menschen gearbeitet, die bereits fanatisiert sind oder die bereits gefestigte Einstellungen haben, wo ich als politische Bildnerin oder auch als Pädagogin sagen würde, das ist sehr oft vergeudete Liebesmüh. Also es ist einfach, ein geschlossenes Weltbild nochmal aufzubrechen, ist viel, viel mehr Arbeit als beispielsweise auch in der Sekundärprävention, wo es darum geht, dass Menschen bereits mit menschenfeindlichen Ideologien sympathisieren, aber noch nicht komplett überzeugt oder nicht komplett gefestigt sind. Da kann ich intervenieren, da kann ich Anknüpfungsmöglichkeiten schaffen und da würde ich auch sagen, also ich werde mich vermutlich in der politischen Bildungsarbeit nicht mit christlichen Fundamentalistinnen hinsetzen, sondern vielleicht eher mit der katholischen Jugend, sondern vielleicht eher mit der katholischen Jugend, die Sympathien haben für Religion, für bestimmte damit verbundene Glaubenssätze, aber vielleicht offen sind dafür, dass Homosexualität und geschlechtliche Vielfalt trotzdem irgendwie Platz in ihrer Weltanschauung hat. Und so denke ich, wäre es am sinnvollsten zu arbeiten. Und diese Bemühungen, also in Bezug auf katholische und evangelische Gruppen jetzt weniger, aber in Bezug auf muslimische Jugendliche und insbesondere auch welche, die mit Neosalafismus oder Dschihadismus sympathisieren, gibt es auf jeden Fall viele Projekte, insbesondere in der Jugendarbeit, die sich diesen Themenfeldern annehmen. Was ich dazu sagen muss, ich habe mir das bei den Beispielen, die Sie da gebracht haben, genau gedacht. Wenn jetzt diese Fälle bei uns beim Presserat landen würden, was würden wir eigentlich damit machen? Und was ich mir bei fast allen gedacht habe, ist, dass es einfach von unserem Ehrenkodex her schwer ist, da einen Anknüpfungspunkt zu finden. Jetzt beispielsweise unter dem Fall vom Standardartikel, wo da Dominik Nepp zitiert worden ist. Woran will man einen Verstoß gegen den Ehrenkodex festsetzen, dass man sagt, man zitiert einen Politiker einer gewählten Fraktion? Das Problem da liegt, glaube ich, woanders auch noch, dass man nämlich sagt, es ist, und das ist ein Problem, das beim Journalismus überhaupt schon angesprochen worden ist, es ist im Journalismus immer weniger Zeit, es ist immer weniger Geld da und so wie Sie es geschildert haben, es ist einfach eine vollkommen aufbereitete, einfache Story im Endeffekt, die man als Journalistin, als Journalist einfach nur reinstellen muss. Jetzt wäre es wahrscheinlich die einfachste Möglichkeit, wie man mit solchen Sachen umgeht, ist es genauso, wie es auch bei anderen Themen ist, dass man vielleicht darüber berichtet, aber wenn man darüber berichtet, man muss es ja nicht in allen Details, in allen Einzelheiten darlegen. Wenn jetzt die Identitären etwas präsentieren mit einem Bild oder mit Bildern, dann heißt das jetzt nicht für eine Journalistin, eine Journalistin, dass man das auch wirklich bringen muss. Da ist dann, man sieht es bei vielen Standardartikeln, die Problematik dann dahinter aber wieder, dass man sich fragt, wieso wird es so präsentiert? Ganz einfach, je provokativer oder so es präsentiert wird, desto mehr Klicks hat man natürlich und das ist wirklich das, was die Medien eben wollen für ihre Finanzierung. Aber ich glaube, das Einfachste wäre es wirklich, wenn man als Journalist überlegt, ist das jetzt wirklich was, wo man sagt, das ist jetzt wichtig, dass ich darüber berichte. Und wenn man sagt, ich berichte darüber, muss man es wirklich so in allen Einzelheiten bringen. Wenn man jetzt zum Beispiel den Dominic Knapp wie in dem Standardartikel zitiert, muss man das wirklich so als direktes Zitat bringen oder man kann es auch als indirektes Zitat bringen. Wir beim Presserat haben bei solchen Artikeln immer das Problem, dass wir sagen, wo ist wirklich der medienethische Verstoß, dass man das so berichtet. Der einzige Anknüpfungspunkt, den wir dann auch manchmal sehen, ist, dass wir sagen, es kann unter Umständen in manchen Artikeln diskriminierend sein, wenn eben jetzt im Zusammenhang mit den Drag Queens zum Beispiel so berichtet wird, aber das ist halt auch schon nicht mehr viel, wo man es fassen kann, sozusagen. Ich glaube ja tatsächlich, dass die Intention nicht immer eine schlechte ist. Also ich glaube ja tatsächlich, dass viele Menschen denken, dass wenn man diese rechtsextremen O-Töne wiedergibt, dass das Menschen abschreckt. Aber auch da würde ich sagen, das ist halt vor allem bei jenen, die ohnehin schon kritisch eingestellt sind und bei jenen, die vielleicht noch nicht eine Meinung sich gebildet haben zum Thema, bleiben da halt eben dann auch bestimmte Konstruktionen hängen und genauso ist es halt, dass Menschen hier einfach ganz offensichtlich diskriminiert werden durch diese Passagen. Also ich glaube auch, dass sich das in einem Ehrenkodex nicht so leicht festhalten lässt, dass sich das in einem Ehrenkodex nicht so leicht festhalten lässt, sondern da halt einfach auch ein breiteres Verständnis bräuchte, wie man Diskriminierungen vorbeugen kann. Vielen Dank an Sie, Frau Götz, für den schönen abschließenden Vortrag.